Lesung aus der Apostelgeschichte:
In jenen Tagen
begann Petrus zu reden
und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich,
dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet
und tut, was recht ist.
Er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden
und zu bezeugen:
Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter
der Lebenden und der Toten.
Von ihm bezeugen alle Propheten,
dass jeder, der an ihn glaubt,
durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.
Noch während Petrus dies sagte,
kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten.
Die gläubig gewordenen Juden,
die mit Petrus gekommen waren,
konnten es nicht fassen,
dass auch auf die Heiden
die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.
Denn sie hörten sie in Zungen reden
und Gott preisen.
Petrus aber sagte:
Kann jemand denen das Wasser zur Taufe verweigern,
die ebenso wie wir den Heiligen Geist empfangen haben?
Und er ordnete an,
sie im Namen Jesu Christi zu taufen.
Die Lesung ist Teil der sogenannten Korneliusgeschichte. Sie gehört zur vorlukanischen Tradition und berichtet von der Taufe der ersten Heiden. Eigentlich besteht sie aus 8 verschiedenen Szenen, die eng miteinander verflochten sind. Die heutige Lesung beinhaltet Teile der 4., 6. und die 7. Szene.
Die Vorgeschichte: In Cäsarea erfährt der gläubige - aber Heide, d. h. Nichtjude - Hauptmann Kornelius von einem Engel, dass seine Gebete erhört worden seien, und er nach Petrus in Joppe schicken soll. Zur gleichen Zeit erfährt Petrus in Joppe in einer Vision anhand eines Gefäßes mit allerlei Tieren, dass er nichts unrein nennen darf, was Gott rein gemacht hat. Die vom Hauptmann ausgeschickten Boten berichten ihm über den Auftrag des Engels, und so weigert sich Petrus nicht, mit den Boten zum Heiden Kornelius mitzugehen.
Mit der Begegnung zwischen Kornelius und Petrus beginnt nun die Lesung. Der Judenmissionar Petrus wird gegen seinen Widerstand von Gott und seinem Geist zum Heidenmissionar berufen. Petrus ist die Hauptperson der Erzählung, er wird zum Überschreiter der trennenden Schranke zwischen Heiden und Juden. Die Verse 34 und 35 sind eine Querverbindung auf die Vision des Petrus mit den reinen Tieren aller Art: es gibt keine unreine Speise, keine unreinen Tiere und deshalb auch keine unreinen Menschen mehr.
Das Ziel, das Gott mit seiner Vision und Lukas mit seiner Erzählung verfolgen geht dahin, dass Petrus und mit ihm die Judenchristen dazu geführt werden, mit den "Unreinen" (Heiden) zusammen zu essen. In der von Petrus angeordneten Taufe stellt er sich ohne Zögern hinter die Willensentscheidung Gottes, die durch die überraschende Sendung des Geistes manifestiert wird. Wenn Petrus abschließend noch einige Tage in Cäsarea bleibt, so will Lukas sagen, dass nun Tischgemeinschaft zwischen den Juden- und Heidenchristen möglich ist, und dass Petrus zu ihr bereit ist.
Wolfgang Jungmayr (2003)