Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der HERR, der einen Weg durchs Meer bahnt,
einen Pfad durch gewaltige Wasser,
der Wagen und Rosse ausziehen lässt,
zusammen mit einem mächtigen Heer;
doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf,
sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht.
Der Herr spricht:
Denkt nicht mehr an das, was früher war;
auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr!
Siehe, nun mache ich etwas Neues.
Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?
Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste
und Flüsse durchs Ödland.
Die wilden Tiere werden mich preisen,
die Schakale und Strauße,
denn ich lasse in der Wüste Wasser fließen
und Flüsse im Ödland,
um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken.
Das Volk, das ich mir geformt habe,
wird meinen Ruhm verkünden.
Der zweite Teil des Jesaja, aus dem die Lesung stammt, ist das Trostbuch an die Gemeinde. Sie hatte den Untergang erlebt und als Strafe für die eigene Schuld gedeutet. Sie war bereit zur Umkehr und wartete auf die Zukunft.
In diese Situation hinein kommt das Wort des Propheten. Er erinnert das Volk an Gottes Taten und stellt klar: Gott handelt wieder und noch größer. Wenn weder Berge noch Meer eine Barriere für Gott darstellen und wenn jedes Lebewesen Gott preist, dann sollte der Glaubende es erst recht tun.
In Jesaja 42 werden die Babylonier angesprochen als Blinde und Taube, die sich dem Anspruch Gottes verschließen. Das aber ist falsch. Denn das neue beginnt. "Jetzt aber fürchte dich nicht. Ich habe dich ausgelöst" beginnt das 43. Kapitel. Die Rückkehr und das Versprechen Gottes zum Vergessen sind Konsequenzen.
Die alttestamentliche Lesung stammt aus dem zweiten Teildes Buches Jesaja, der um 550 v. Chr. während des Babylonischen Exils entstand. Der unbekannte prophetische Verfasser möchte im gedemütigten Volk Israel neuen Mut und neue Hoffnung wecken. Deshalb erinnert er an Gottes Handeln in der Vergangenheit und an seine Treue: In Zukunft wird der Herr noch einmal so an Israel handeln, wie er es früher getan hat, als er sein Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten befreite.
Die Inhalte und Aussagen des Buches Jesaja erstrecken sich über eine lange Periode und sind somit nicht nur einem Verfasser zuzuschreiben. Grundsätzlich wird das Buch in drei Teile gegliedert. Unsere Textstelle befindet sich in Deuterojesaja, dem zweiten Teil. Das Volk Juda lebt im Babylonischen Exil. Einige Kapitel weiter (Jes 44 u. 45) wird König Kyrus als der Retter und Befreier ausgerufen.
Einige Worte über diesen König sind somit angebracht, um einerseits die Erwartungen, die in diesen König seitens Jesajas gesetzt werden, andererseits unsere Textstelle selbst verständlich zu machen.
Es handelt sich um Kyrus II. "den Großen". Er regierte von 559 bis 529 v. Chr. Er errichtete die persische Großmacht. Er eroberte die griechischen Städte in Kleinasien und ebenso Babylon. (Übrigens war einer unter diesen von Kyrus besiegten Königen der Lyderkönig Krösus. Dieser war bekannt wegen seines Reichtums und ist auf diese Weise in unseren Sprachgebrauch eingegangen.) Kyrus ist bekannt als König, der seine Unterworfenen schonte und fremde Religionen nicht zerstörte, also ihnen gegenüber tolerant war.
Somit haben wir die Verbindung in unserer Textstelle seitens Jesaja. Er knüpft an die früheren Großtaten Gottes am Volk Juda an, redet aber sofort von noch größeren Taten, die zukünftig sich am Volk Gottes ereignen werden. In Anbetracht der zukünftig erfolgten Heimkehr aus dem Exil nach Juda sind diese Sätze gefüllt mit dem Gehalt der Geschichte Gottes mit seinem Volk.
Norbert Riebartsch (2007)
Martin Stewen (2004)
Alfons Jestl (2001)