Lesung aus dem Buch Genesis.
In jenen Tagen
führte der Herr Abram hinaus
und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf
und zähl die Sterne,
wenn du sie zählen kannst!
Und er sprach zu ihm:
So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Und er glaubte dem HERRN
und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.
Er sprach zu ihm:
Ich bin der HERR,
der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat,
um dir dieses Land zu eigen zu geben.
Da sagte Abram: Herr und GOTT,
woran soll ich erkennen, dass ich es zu eigen bekomme?
Der HERR antwortete ihm:
Hol mir ein dreijähriges Rind,
eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder,
eine Turteltaube und eine junge Taube!
Abram brachte ihm alle diese Tiere,
schnitt sie in der Mitte durch
und legte je einen Teil dem andern gegenüber;
die Vögel aber zerschnitt er nicht.
Da stießen Raubvögel auf die toten Tiere herab,
doch Abram verscheuchte sie.
Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf.
Und siehe, Angst und großes Dunkel fielen auf ihn.
Die Sonne war untergegangen
und es war dunkel geworden.
Und siehe,
ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel waren da;
sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hindurch.
An diesem Tag schloss der HERR mit Abram folgenden Bund:
Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land
vom Strom Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat-Strom,
Die alttestamentliche Perikope aus dem Buch Genesis beschreibt die Grenzziehung für das "Versprochene Land" zwischen Nil und Euphrat. Anhand dieser Vätergeschichte wird deutlich, welches Territorium der spätere Auszug aus Ägypten zum Ziel hat.
Die Landübergabe wird rituell bestätigt, womit das Versprechen besiegelt ist - und von orthodoxen Juden als bindend bis heute angesehen wird.
Die erste Lesung des 2. Fastensonntags erzählt vom Bundesschluß Gottes mit Abraham. Abraham wird als das große Vorbild des Glaubens dargestellt. Auf die Verheißung Gottes hin hat er, ohne etwas Konkretes in der Hand zu haben, seine Heimat verlassen, um das neue verheißene Land zu suchen. All das ist aber wertlos angesichts seiner Kinderlosigkeit. Ein Land in Besitz nehmen - für wen?
In einem eindrucksvollen Bild des orientalischen Sternenhimmels bekräftigt Gott Abraham gegenüber seine Zusage. Abraham erbittet ein Zeichen, an dem erkennen könne, daß er das Land zu eigen bekomme. Ein Zeichen zu erbitten ist in der Vorstellung des Verfassers nicht ungewöhnlich (vgl. Mose und Gideon).
Gott fordert Abraham auf, eine Ritual vorzubereiten, wie man es vornahm, wenn jemand einen feierlichen Schwur leitstete. Man zerteilte Opfertiere und legte sie si auf den Boden, daß der Schwörende zwischen den Stücken durchgehen konnte. So wie dem Opfertier werde es ihm ergehen, wenn er seinen Schwur nicht hält ...
Das besondere an diesem Schwur ist jedoch, daß in dem nächtlichen Erlebnis des Abraham Gott selbst zwischen den Opferstücken hindurchschreitet. Er schwört Abraham und seinen Nachkommen, seine Versprechen zu halten.
Abraham fordert Gott heraus. Er will wissen, ob die Verheißung Jahwes sich erfüllt. Abraham glaubt, und das wird ihm als "Gerechtigkeit" angerechnet. Und Gott - er bekräftigt seine Verheißung Abraham gegenüber, wenngleich die Art und Weise befremdet.
Der Glaube Abrahams wird auf die Probe gestellt, die Verwirklichung der Verheißungen verzögert sich. Dann werden sie erneuert und durch einen Bund besiegelt. Die Landverheißung steht an der ersten Stelle (vgl. Einheitsübersetzung mit dem Kommentar der Jerusalemer Bibel).
Tatsache ist, dass Gott nicht hinter sein Wort zurückgeht und es von menschlicher Seite her anscheinend immer wieder eine "Absicherung" bzw. Bestätigung braucht, damit Vertrauen und Glauben einen festen Sitz im Leben haben.
Martin Stewen (2022)
Hans Hütter (1998)
Marita Meister (2001)