Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Zur Einstimmung:
In der Welt, in der wir leben, ist es nicht leicht, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden; die tieferen Intentionen unseres Lebens zu erkennen. Vieles ist uns verborgen. Wir stoßen mit unserer Erkenntnis an Grenzen.
Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat uns Jesus den "Geist der Wahrheit” verheißen, der uns in die ganze Wahrheit einführen soll. Es ist der gleiche Geist, der in Jesus wirkt, und der uns erfahren lässt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat. Es ist der Geist, von dem der Apostel Paulus sagt, dass er alles ergründet, auch die Tiefen der Gottheit. (Vgl. 1 Kor 2,10) Dieser Heilige Geist ergründet auch die Tiefen des Menschen. Wenn wir in der Wahrheit leben möchten, dann sollen wir uns von diesem Geiste leiten lassen.
Aus: P. Alois Kraxner, Wie Kristalle in taubem Gestein. Christsein im Alltag. Wagner Verlag, Linz 2008.
Psalm 19: (GL 35,2)
Kehrvers:
Die Weisung des Herr ist vollkommen,
sie erquickt den Menschen.
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes *
und das Firmament kündet das Werk seiner Hände.
Ein Tag sagt es dem andern, *
eine Nacht tut es der andern kund,
ohne Rede und ohne Worte, *
ungehört bleibt ihre Stimme.
Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, *
ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.
Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. *
Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam;
sie frohlockt wie ein Held, *
ihre Bahn zu laufen.
Am einen Ende des Himmels geht sie auf /
und läuft bis ans andere Ende; *
nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.
Die Weisung des HERRN ist vollkommen, *
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des HERRN ist verlässlich, *
den Unwissenden macht es weise.
Die Befehle des HERRN sind gerade, *
sie erfüllen das Herz mit Freude.
Das Gebot des HERRN ist rein, *
es erleuchtet die Augen.
Die Furcht des HERRN ist lauter, *
sie besteht für immer.
Die Urteile des HERRN sind wahrhaftig, *
gerecht sind sie alle.
Sie sind kostbarer als Gold, *
als Feingold in Menge.
Sie sind süßer als Honig, *
als Honig aus Waben.
Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; *
reichen Lohn hat, wer sie beachtet.
Versehentliche Fehler, wer nimmt sie wahr? *
Sprich mich frei von verborgenen Sünden!
Verschone deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; *
sie sollen nicht über mich herrschen!
Dann bin ich vollkommen *
und frei von schwerer Sünde.
Die Worte meines Munds mögen dir gefallen; /
was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, *
HERR, mein Fels und mein Erlöser.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang so auch jetzt und allezeit *
und in Ewigkeit. Amen.
Kehrvers…
Gebet:
Komm, Heiliger Geist,
kehr bei uns ein,
die wir erfüllt sind von einer Unruhe,
die du in uns geweckt hast.
Komm, und lasse in uns und für uns
aufleuchten das Geheimnis
des Gekreuzigten und Auf erstandenen.
Komm, und erfülle unser Leben,
so daß unser Mund
sich schließlich auftut,
weil das Herz überfließt.
Amen. Halleluja!
Unergründliches Geheimnis,
der du dich enthüllst
und zugleich verhüllst,
der du uns ansteckst mit deiner Liebe,
entzünde in uns die Sehnsucht nach dir,
laß uns treu sein
in der Suche nach dir
und sehnsüchtig hoffen
auf deine Entdeckung.
Wir sind schon wunderbar getröstet,
weil wir dich bereits besitzen,
wir sind voll heiliger Unruhe,
weil wir dich noch nicht besitzen.
Dir allein gehören wir,
Gott unseres Lebens,
Herr unserer Seele!
Amen. Halleluja!
Aus: Martin Schleske. Geigenbauer, Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens. Kösel Verlag, München 2015.
Evangelium: Joh 14,15-21
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn ihr mich liebt,
werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten
und er wird euch einen anderen Beistand geben,
der für immer bei euch bleiben soll,
den Geist der Wahrheit,
den die Welt nicht empfangen kann,
weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Ihr aber kennt ihn,
weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen,
ich komme zu euch.
Nur noch kurze Zeit
und die Welt sieht mich nicht mehr;
ihr aber seht mich,
weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen:
Ich bin in meinem Vater,
ihr seid in mir
und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält,
der ist es, der mich liebt;
wer mich aber liebt,
wird von meinem Vater geliebt werden
und auch ich werde ihn lieben
und mich ihm offenbaren.
Gedanken zum Evangelium:
Weil wir einander lieben, halten wir Abstand und tragen wir Mund- und Nasenschutz. Vergangenen Sonntag war Muttertag. Weil wir auch unsere Mütter und Omas lieben, die nicht mit uns im selben Haushalt leben, waren wir angehalten, zu ihnen Abstand zu halten. Irgendwie paradox! Liebe verbinden wir normalerweise mit Nähe, Umarmung… Nun müssen wir aus Liebe das Gegenteil tun: Abstand halten.
Wir mussten einen mehrere Wochen langen Lernprozess durchlaufen, um mit dieser für manche Mitbürger lebensbedrohlichen Situation angemessen umgehen zu können. Vor allem mussten wir und müssen wir immer noch lernen, die Vorschriften dem Sinn nach anzuwenden und sie von Woche zu Woche neuen Erkenntnissen gemäß anzupassen. Es reicht nicht aus, dass wir dem Buchstaben des Gesetzes genüge tun.
Der Umgang mit den Geboten Jesu ist ähnlich anspruchsvoll wie der Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen. An sich sind die Gebote Jesu und die Gebote Gottes aus dem Ersten Bund ganz einfach. Sie lassen sich mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen oder an den zehn Fingern aufzählen. In der konkreten Anwendung ergeben sich aber endlose Diskussionen. Dabei stößt man auf viele Situationen, die sich nicht mit einem einfachen Gebots- und Verbots-Schema erledigen lassen. Auch hier müssen wir lernen, die Gebote Gottes und die Gebote Jesu dem Geiste nach anzuwenden. Wir kommen nicht umhin, die vielen Situationen und Sichtweisen zu diskutieren und unsere Umgangsformen entsprechend anzupassen.
Jesus hat den Jüngern einen Beistand verheißen, der sie im konkreten Leben begleiten wird. Das Liebesgebot Jesu und die Gebote Gottes müssen in jeder Herausforderung des konkreten Lebens neu ausformuliert werden. Die Zusage Jesu, dass uns der Heilige Geist beistehen wird, ist mehr als eine nebulöse spirituelle Verheißung. Sie hat für uns ganz konkrete Bedeutung. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns auch in scheinbar banalen und nichtreligiösen Lebensbereichen begleitet. Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns der Heilige Geist in allen gegenwärtigen und künftigen kleinen und großen Herausforderungen beistehen und zu guten Lösungen führen wird.
Fürbitten:
Guter Gott und Vater,
Jesus hat uns einen Beistand verheißen, der immer bei uns bleibt.
Im Vertrauen auf ihn bitten wir dich:
- Für alle, die sich in der gegenwärtigen Situation von den Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie eingeengt fühlen.
Gib ihnen Verständnis und Einsicht in das Notwendige. - Für die Mitglieder der Krisenstäbe, die Verordnungen erlassen
und Sorge für das Gesundheitswesen tragen.
Lass sie das Wohl aller Menschen im Blick behalten. - Für alle, die durch die notwendigen Einschränkungen wirtschaftlichen Schaden erleiden.
Eröffne ihnen Wege, wie sie diesen erträglich halten können,
und lass sie ausreichend Hilfe finden. - Für alle, die durch die Pandemie leiblich oder seelisch zu leiden haben.
Stärke sie und lass sie Heilung erfahren. - Für alle Kinder und Jugendlichen, deren Fest der Erstkommunion oder der Firmung auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist.
Stärke sie durch deinen Heiligen Geist, der ihnen in der Taufe zugesagt worden ist. - Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
und für die vielen Opfer der Pandemie.
Nimm sie auf in deine himmlischen Wohnungen.
Vater im Himmel,
Jesus hat uns deine Liebe zugesagt.
Bei dir finden wir Leben und Geborgenheit.
Vater unser…
Lobpreis:
Vater im Himmel, wir haben uns hier versammelt,
um dir unseren Dank und unseren Lobpreis darzubringen.
Wir haben Grund, dir zu danken,
denn du hast uns durch Jesus deine einzigartige Liebe geoffenbart.
Er hat unter uns gelebt,
er hat uns den Sinn der Heiligen Schriften erschlossen,
er hat die Wunden der Schöpfung geheilt
und uns durch die Botschaft vom Kommen deines Reiches Mut gemacht.
Er hat uns verheißen, mit seinem Beistand unter uns gegenwärtig zu sein;
durch den Geist der Wahrheit, der uns in die ganze Wahrheit einführt,
und durch den Geist der Liebe, durch die er in uns ist, und durch die wir in ihm sind.
Er hat uns seinen Frieden hinterlassen,
einen Frieden wie ihn die Welt nicht geben kann.
Sein Geist lässt uns nicht verzagen, sondern gibt uns Hoffnung,
auch wenn ihn die Welt nicht erkennt.
Segen:
Gott, unser Vater,
segne euch mit allem Segen des Himmels,
damit ihr rein und heilig lebt vor seinem Angesicht.
Er lehre euch durch das Wort der Wahrheit;
er bilde euer Herz nach dem Evangelium Christi
und gebe euch Anteil an seiner Herrlichkeit.
Er schenke euch jene brüderliche Liebe,
an der die Welt die Jünger Christi erkennen soll.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Aus dem Messbuch
Zusammengestellt von Pater Hans Hütter CSsR
Christiane Herholz (2002)