Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 29. Sep. 2024 - 26. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Num 11,25-29
Lesung aus dem Buch Númeri.
In jenen Tagen
kam der Herr in der Wolke herab und redete mit Mose.
Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte,
und legte ihn auf die siebzig Ältesten.
Sobald der Geist auf ihnen ruhte,
redeten sie prophetisch.
Danach aber nicht mehr.
Zwei Männer aber waren im Lager geblieben;
der eine hieß Eldad,
der andere Medad.
Auch über sie kam der Geist.
Sie gehörten zu den Aufgezeichneten,
waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen.
Auch sie redeten prophetisch im Lager.
Ein junger Mann lief zu Mose
und berichtete ihm:
Eldad und Medad
sind im Lager zu Propheten geworden.
Da ergriff Jósua, der Sohn Nuns,
der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort
und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran!
Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern?
Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde,
wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Das Buch Numeri ist der vierte Teil der Komposition der Pentateuch, "des fünfteiligen Buches Mose". Die jüdische Tradition benennt es nach dem ersten Wort bemidbar: "in der Wüste", in der griechisch/ lateinischen Tradition haben sich die Überschriften durchgesetzt, die den jeweiligen Inhalt angeben: ariqmoi / Numeri, d.h. Zahlen, Zählungen.
Numeri erzählt den Aufbruch Israels vom Sinai nach der Gesetzgebung, die neuerliche Wanderung durch die Wüste, bis an die Grenze des Verheißenen Landes.
Das Führungsteam
Der erste Teil des Buches Numeri Num 1,1 - 10,10 setzt sich mit der neuen Ordnung des Gottesvolkes nach der Gesetzgebung auseinander. Danach bricht das Volk unter der Führung des Mose auf, um in das von Gott verheißene Land zu ziehen (Num 10,11ff). Aber schon nach drei Tagen beginnt das Volk wieder zu jammern und sich nach Ägypten zurückzusehnen so wie vor dem Bundesschluß. In dieser Situation wird es dem Mose zuviel und er klagt Gott: "Warum hast du deinen Knecht so schlecht behandelt, und warum habe ich nicht deine Gnade gefunden, daß du mir die Last mit diesem ganzen Volk auferlegst?" (Num 11,11). Die Antwort Gottes sind wieder Wachteln für das Volk und ein Leitungsteam von 70 Ältesten für Mose.
Prophetie und Amt
Die 70 Ältesten empfangen Gottes Geist, und damit werden die zu Richtern und Volksführern Bestimmten zu Propheten. Auch auf die beide Ältesten, die nicht mit den anderen zum Offenbarungszelt hinausgegangen waren, kam der Geist Gottes. Der Geist Gottes nimmt keine Rücksicht auf Ort und Zeit, menschliche Konventionen und fromme Vorstellungen, er wirkt dort, wo sich Menschen von ihm berühren lassen, auch mitten im Alltag. Als es darüber zur Diskussion kommt, vertritt Mose eine neue Sicht der Berufung des Volkes Israel: Alle sollen Gottes Geist empfangen. Das Gesetz allein bringt das Volk nicht zum Halten der Gebote, wie Israel gerade erst bewiesen hat, sondern das Gesetz muß im Herz des Menschen, in seiner Personsmitte verankert sein. Der Prophet Ezechiel formuliert diese Notwendigkeit einige Jahrhunderte später so:
Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.
Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, daß ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. (Ez 36,26-27)
Der Apostel Petrus sieht diesen Wunsch Mose, dessen Realisierung später auch als Zeichen für die messianische Endzeit galt, im Pfingstereignis erfüllt (Apg 2,16ff).
Antwortpsalm - Ps 19,8. 10. 12-14
Kv: Die Befehle des Herrn sind gerade;
sie erfüllen das Herz mit Freude. – Kv
GL 312,7
Die Weisung des Herrn ist vollkommen, *
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des Herrn ist verlässlich, *
den Unwissenden macht es weise. – (Kv)
Die Furcht des Herrn ist lauter, *
sie besteht für immer.
Die Urteile des Herrn sind wahrhaftig, *
gerecht sind sie alle. – (Kv)
Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; *
reichen Lohn hat, wer sie beachtet.
Versehentliche Fehler, wer nimmt sie wahr? *
Sprich mich frei von verborgenen Sünden! – (Kv)
Verschone deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; *
sie sollen nicht über mich herrschen!
Dann bin ich vollkommen *
und frei von schwerer Sünde. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Jak 5,1-6
Lesung aus dem Jakobusbrief.
Ihr Reichen,
weint nur und klagt über das Elend, das über euch kommen wird!
Euer Reichtum verfault
und eure Kleider sind von Motten zerfressen,
euer Gold und Silber verrostet.
Ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten
und euer Fleisch fressen wie Feuer.
Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze gesammelt.
Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben,
der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt,
schreit zum Himmel;
die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben,
sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen.
Ihr habt auf Erden geschwelgt und geprasst
und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet.
Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten,
er aber leistete euch keinen Widerstand.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Regina Wagner (1997)
Der Jakobusbrief, der gegen Ende des ersten Jahrhunderts entstanden ist, ist kein Brief im eigentlichen Sinn, sondern eher eine Lehrschrift. Er hat viel traditionelles Gut, vor allem aus den weisheitlichen Schriften des Alten Testaments und dem Frühjudentum übernommen. Die lose aneinandergereihten Abschnitte haben paränetischen (ermahnenden, belehrenden) Charakter, so behandelt der Brief Glaube und Zweifel, Armut und Reichtum, Zorn.
Die meist diskutierte Aussage betrifft das Verhältnis von Glaube und Werke. Im Gegensatz zu Paulus besteht der Jakobusbrief auf die Notwenigkeit der Werke. Im Unterschied zu Paulus handelt es sich aber nicht um "Werke des Gesetzes" sondern um Auswirkungen, Verlebendigungen des Glaubens durch Werke der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe.
In dieses Verständnis lassen sich auch die Warnungen an die "Reichen" einordnen. Auch in der Einstellung materiellen Dingen wird deutlich, ob der Glaube nur ein Etikett ist, oder ob er wirklich "gerecht" macht.
Der Wohlhabende, der auf Kosten seiner Arbeiter und Untergebenen das Leben genießt, muß die Botschaft Jesu mißverstanden haben. Das gilt nicht nur für die Reichen damals, sondern auch die Lebenspraxis heutiger Christen, auch der Priester und Bischöfe, wird am Maßstab des Evangeliums gemessen werden. Wer unter dem Deckmäntelchen christlichen Glaubens materiellen Besitz, Macht und persönlichen Vorteil an die erste Stelle stellt, kann sich dem harten Urteil des Jakobusbriefes nicht entziehen.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 17,17
Halleluja. Halleluja.
Dein Wort, o Herr, ist Wahrheit;
heilige uns in der Wahrheit!
Halleluja.
Evangelium - Mk 9,38-48
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus:
Meister, wir haben gesehen,
wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb;
und wir versuchten, ihn daran zu hindern,
weil er uns nicht nachfolgt.
Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht!
Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt,
kann so leicht schlecht von mir reden.
Denn wer nicht gegen uns ist,
der ist für uns.
Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt,
weil ihr zu Christus gehört –
Amen, ich sage euch:
Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben,
Ärgernis gibt,
für den wäre es besser,
wenn er mit einem Mühlstein um den Hals
ins Meer geworfen würde.
Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt,
dann hau sie ab;
es ist besser für dich,
verstümmelt in das Leben zu gelangen,
als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen,
in das nie erlöschende Feuer.
Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt,
dann hau ihn ab;
es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen,
als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden.
Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt,
dann reiß es aus;
es ist besser für dich,
einäugig in das Reich Gottes zu kommen,
als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden,
wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Regina Wagner (1997)
Das Markusevangelium ist nicht nur nach geographischen Gesichtspunkten gegliedert, sondern ein christologischer bestimmter Aufriß verläuft nahezu parallel. das Messiasgeheimnis wird in Mk 1,1 - 8,26 wird vor allem in den Wundererzählungen immer wieder unterstrichen. Erst ab 8,27 wird zunächst im Kreis der Jünger, dann vor dem Hohen Rat und schließlich in aller Öffentlichkeit unter dem Kreuz Jesus direkt als Gottessohn und Messias bezeichnet.
Belehrung der Jünger
Mk 8,27 bricht Jesus mit seinen Jüngern auf in Richtung Jerusalem. Zentral ist das Petrusbekenntnis (8,27-30), dem die erste Leidensweissagung folgt (8,31-33). Auch die Rede Jesu über Nachfolge und Selbstverleugnung (8,34-9,1) Erzählung der Verklärung Jesu unterstreichen die Kreuzestheologie als die eigentliche theologische Mitte des Markusevangeliums.
Nach der zweiten Leidensankündigung (9,30-32) wird deutlich, daß die Jünger den Ernst der Situation immer noch nicht begriffen haben: sie streiten, wer der Größte unter ihnen sei.
Nach der Belehrung spricht einer der Jünger ein anderes Problem an, das den Jüngern zu schaffen macht: Es gibt Wundertäter, die zwar im Namen Jesu heilen, aber nicht zur Gemeinschaft der Jünger gehört. Jesus weiß, daß die Macht seines Namens und seines Geistes weit über die sichtbare Nachfolgegemeinschaft hinausreicht. Die Jünger, und auch die Kirchen heute dürfen sich nicht einbilden, das Monopol auf Heil und Wundertaten zu haben.
Verführung
In aller Schärfe wenden sich die folgenden Worte gegen jede Bedrohung des Glaubens (Mk 9,42-48).
Als Hilfe für das Verständnis dieser schwierigen Stelle wurde schon früh der Vers 48 hinzugefügt,den einige Handschriften gleich dreimal wiederholen ( Das erklärt das Fehlen der Verse 44 und 46.
Der Vers 9,48 ist ein Zitat aus Jes 66,24. Der Schluß des Jesajabuches spricht von der Endzeit. Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, alle Völker werden ihn anbeten wie die Israeliten und dem nicht mehr endenden Gottesdienst der einen entspricht das endgültige Ausgeschlossensein derer, die sich selbst ausschließen wollten. In ihnen "wird der Wurm nicht sterben, und das Feuer niemals erlöschen".
Dieses Zitat aus dem Jesajabuch gibt dem Markusabschnitt endzeitlichen Charakter und erklärt so die Schärfe der Aussagen. Es geht nicht um einzelne Sünden und Versuchungen sondern um die Grundoption. Doch schlägt nicht eine negative Grundoption mit einemmal in eine positive um und umgekehrt, sondern wie beim Gesetz der schiefen Ebene kann ein kleines Steinchen eine ganze Lawine ins Rollen bringen. Darum die Radikalität: kleine Gewohnheiten und Fehler auszumerzen ist schwierig und verlangt Konsequenz, aber wenn einmal eine Lawine zustandegekommen ist, kann man nur mehr schwer die Notbremse ziehen.
Darum mahnt Jesus die Jünger rechtzeitig die Grenzen zu ziehen: "es ist besser ein Auge zu verlieren, als das (ewige) Leben". Denn die Strukturen des Bösen sind ähnlich wie eine Sucht. Für einen trockenen Alkoholiker ist es besser auf das kleinste Glas Wein zu verzichten, um nicht wieder in die Sucht abzurutschen.
Der Abschnitt kann und will auch nicht aussagen, daß wir ab jetzt perfekte Menschen sein müssen, das wäre gar nicht möglich, aber er will uns in aller Radikalität daran erinnern, daß wir nicht die Augen verschließen dürfen vor den Strukturen des Bösen, die in uns und um uns herum am Werk sind.
Unterscheidung der Geister
Alles gut?
Hätten Sie sich heute eine Kurzfassung des Evangeliums gewünscht? Es fing doch erst so gut an: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns“ (Mk 9,40). Dahinter kann man sich leicht stellen. Ich kann sagen: „Herr, ich bin nicht gegen dich. Dann ist ja alles gut!“
Nur ist dieser eben genannte Vers wie eine Kirsche in einem größeren Stück Kuchen. Zum ganzen Kuchen gehören auch die anderen Teile...
Am Anfang steht fast eine Eifersuchtsszene. Da handeln Leute, die Jesus nicht nachfolgen, in der Autorität Jesu. Sie bedienen sich seiner Autorität obwohl sie nicht zum Jüngerkreis gehören. Die Jünger scheinen zu denken: „Wir gehören dazu. Wir wollen unseren Premiumstatus bewahren.“
Schwerer und härter ist der zweite Teil. Wir können zerstören, obwohl wir aufbauen wollen. Wenn das Programm lautet: „Für Gott einladen und zu Gott bringen“, können unsere Hand, unser Fuß oder unser Auge uns einen Streich spielen. Dann erlebt unser Gegenüber es eher als eine Ausladung denn als Einladung. Wir handeln dann wie Menschen, die gegen die Zukunftsangebote Gottes sprechen. Hilft uns dann der Stoßseufzer: „Aber ich will doch gut sein?“, bzw. das "Gut gemeint"?
Fest der Erzengel Gabriel, Raphael und Michael
Dieser Sonntag fällt auf den 29. September. Es ist der Tag der Erzengel Gabriel, Raphael und Michael. Diese drei Engel stehen für den Weg Gottes mit seinem Volk.
Gabriel fragt Maria: „Hilfst du Gott? Bist du bereit, für ihn und uns da zu sein? Darf Gott mit deiner Hilfe in unsere Welt kommen?“ Maria sagt »ja«. Sie ist für uns.
Raphael ist der Engel, der heilt und der begleitet. Im alttestamentlichen Buch Tobit wird dies beschrieben. Der Engel begleitet den jungen Tobias ins Erwachsensein. In diesem Zusammenhang wird Geheilt wird auch sein Vater Tobit geheilt. Dieser hatte sich ganz nach den Gesetzen Gottes verhalten. Dadurch erblindete er. Nun wird er befreit und geheilt. Wer für Gott ist, wird von ihm gehalten und belohnt.
Und Michael? Er ist der Engel, der kämpft. Er verteidigt das Gute, das gewachsen ist. Was nicht gut ist, wird weggeworfen. Und wenn es der Satan ist, der aus dem Himmel geworfen wird.
Lernen von der Natur und der Geschichte
Vor einigen Tagen kam die Meldung, dass die Population einer eingeschleppten Fischart im Bodensee arg dezimiert worden sei. Die Experten vermuten eine Seuche dahinter. Sie haben zugleich festgestellt, dass sich die Zahl der einheimischen Fische wieder erhöht hat. Die Natur scheint sich also selbst zu helfen.
Manchmal hilft auch der Zufall. Die bei manchen Menschen beliebten Spätleseweine waren am Anfang nicht geplant. Im 18. Jahrhundert sollten die Trauben geerntet und gekeltert werden. Dazu war eine schriftliche Erlaubnis nötig. Bis diese eintraf, war der Traubenstand anders als gewollt. Man erntete trotzdem und glaubte, dass der Wein eher unterste Qualität haben würde. Das Gegenteil trat ein. Ein neues Produkt war geboren.
Mehr als nur »gut gemeint«
Der Volksmund weiß: „Gut gemeint ist meist das Gegenteil von gut!“ Das kann auch für die Jünger gelten. Ihre Information an Jesus war gut gemeint. „Jemand tut etwas in deinem Namen, Jesus!“ Das kann für alle Verkünder der Frohen Botschaft gelten.
Manchmal stehen Wort und Verhalten zu einander im Gegensatz. Das gilt für die Menschen, von denen der Jakobusbrief spricht. Das kann aber auch für jede und jeden von uns gelten, wenn wir glauben, alles richtig gemacht zu haben. Paulus würde das mit der Unterscheidung der Geister zusammenfassen.
Das kann auch für uns gelten, die wir in diesen Tagen Erntedank.
© Pater Norbert Riebartsch, Kamillianer. September 2024.
Ein guter Lohn fällt nicht vom Himmel – der andere Erntedank
Löhne die für ein gutes Leben reichen
Die Frage nach dem gerechten Lohn, der monetäre Dank für geleistete Arbeit, stellt sich alle Jahre neu, wenn die Herbstlohnrunde startet. Ebenfalls im Herbst feiern wir Erntedank. Was hat nun das eine mit dem anderen zu tun? Wir wollen heute eine Verbindung zwischen den beiden Anlässen herstellen.
Wofür wollen wir danken? Welchen Früchten unseres Lebens schenken wir Aufmerksamkeit? Erntedank gibt uns alljährlich die Möglichkeit, Dankbarkeit in den Mittelpunkt unseres Lebens zu rücken. Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Leben, bringt es Bruder David Steindl-Rast auf den Punkt. „Alles im Leben ist ein Geschenk. Und die passende Antwort darauf ist »Danke«", so Steindl-Rast. Im Blick auf die Verhältnisse dieser Welt und in Bezug auf Erntedank soll Dankbarkeit genauer beleuchtet werden.
Man könnte Erntedank erweitern, indem man zu dem bäuerlichen Symbol der Erntekrone, dass auf die Arbeit der Landwirtschaft und die Güter des Lebens Bezug nimmt, auch die realen Arbeitsverhältnisse vieler Menschen mit in den Blick nimmt und mit Arbeitshandschuhen, Laptop, Rollator, Einkaufswagen, Mullbinden, Mülltonnen usw. Symbole aus Arbeitswelten ergänzt. Erntedank lädt uns ein, über die Früchte der Arbeit in ihrer Vielfalt nachzudenken. Für viele ist der Monatslohn das Maß der Arbeit. Was kommt am Ende der Arbeit für mich raus? Und wie kann ich davon leben?
Die Frage nach gerechten Löhnen, die zum Leben reichen, stellt sich auch im biblischen Denken immer wieder. Das Weinberggleichnis verhandelt die Frage eines Lohnes zum Leben für alle, wo jeder Arbeiter 1 Denar erhält, den Lohn, den eine vierköpfige Familie damals zum Leben brauchte. Jene, die den ganzen Tag gearbeitet haben bekommen ihn genauso wie die, die eine Stunde gearbeitet haben, aber den ganzen Tag auf Arbeit gewartet haben. „Und wo wird da die Leistung miteinbezogen?", möchte man aus heutiger Sicht zwischenrufen. Von der Bibel her gedachtes Leben ist so ein Zeugnis des Widerstandes gegen den Status quo der politischen und ökonomischen Verhältnisse. Güte ist eine Kategorie Gottes.
Der Auszug aus den versklavenden Arbeitsverhältnissen aus Ägypten ist das Grundmoment unseres Glaubens. Ein Gott, der die Schreie der Arbeiter:innen hört und der mit den Menschen mitlebt, weist darauf hin, dass Arbeit in unserer Glaubenstradition eine wesentliche Rolle spielt und Arbeitsverhältnisse gut gestaltet sein müssen. Wo sie es nicht sind, empfiehlt die Bibel, daraus auszubrechen. Die Ausbeutung durch die Pharaonen hat ein Ende.
Alljährlich im Herbst startet die Metallindustrie mit ihren Kollektivvertragsverhandlungen, die wegweisend für die anderen Branchen sind. Auch viele von uns sind dadurch betroffen. Hier entscheidet sich für ein weiteres Jahr, ob die Gewerkschaften gemeinsam mit den Arbeitnehmer:innen einen Lohnzuwachs erkämpfen können oder am Ende des Jahres real wieder weniger geblieben ist, weil das Leben und die Energiepreise, die Mietkosten, die Lebensmittel mehr verteuert werden als die Löhne wachsen. Von Seiten der Wirtschaft wird dann immer die Lohn-Preis-Spirale bemüht. Dass es sich letztlich um eine Lohn-Profit Spirale handelt, wird von dieser Seite, die die Gewinne einstreifen, tunlichst nicht gesagt. In Österreich gibt es über 800 Kollektivverträge. Jährlich verhandeln die Gewerkschaften über 450 Kollektivverträge. Auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld ist im Kollektivvertrag geregelt und will immer neu mitverhandelt werden. Lohnerhöhungen fallen also nicht vom Himmel.
Erntedank stellt die Verteilungsfrage
Gott gibt unserem Glauben zu tun. Erntedank stellt die Verteilungsfrage: Wer hat Anteil an den Gaben Gottes, die allen gegeben sind. Und wer hat Anteil am Land, das ja eigentlich auch nur geliehen ist, weil es nur einen Eigentümer gibt, Jahwe. Wer profitiert von den Gütern dieser Erde, indem sie nicht allen zur Verfügung stehen, sondern manche besitzen und andere des Allgemeineigentums beraubt werden.
Am Ende der hebräischen Bibel ist von der ersehnten „Sonne der Gerechtigkeit“ die Rede, die alles Unrecht wegbrennt und überall erleuchtet (Maleachi 3,19f.)
Der biblische Blick ist der Blick der Menschenfreundlichkeit. Bevorzugt in den Blick genommen werden Arme, Benachteiligte, Ausgebeutete. Das irritiert unser gewohntes Denken. Die Welt, wie wir sie eingeteilt haben wird im biblischen Denken auf den Kopf gestellt, durcheinandergewirbelt, was bisher war, verliert seine Gültigkeit. Reinigungskräfte, Pflegekräfte, Müllmänner und Gärtnerinnen verdienen so viel wie Managerinnen und Geschäftsführer. Solche Bilder bestärken, sich für gerechte Verteilung der Güter dieser Welt einzusetzen.
Eine wesentliche Verteilung passiert in der Arbeitswelt bei den Kollektivvertragsverhandlungen. Hier wird ausverhandelt, was Arbeitnehmer:innen und Arbeiter:innen im kommenden Jahr an Lohn zum Leben zur Verfügung steht. Aus Sicht der Gewerkschaften ist das zumindest die rollierende Inflation plus die zu erwartende Wirtschaftssteigerung. Eine wirkliche Umverteilung der Einkommen würde eine deutliche Anhebung der unteren Lohngruppen brauchen. Das fordert heraus, ist schier unvorstellbar, kratzt an der neoliberalen Leistungsgesellschaft. Biblisches Denken setzt jedoch Menschen gleich, denkt Menschen gleichwertig und gleichwürdig.
Gute Löhne für gutes Leben
Der Anteil am gemeinsam Erarbeiteten soll gleich verteilt sein an alle. Her mit dem ganzen Leben, Brot und Rosen, lautete die Forderung nach deutlich höheren Löhnen 1912 beim Streik der Textilarbeiterinnen. Dieser Streik war sehr erfolgreich. Weil die Besitzenden freiwillig nicht bereit sind, die Gaben der Erde und der menschlichen Arbeit zu teilen, braucht es immer wieder Widerstand und Kämpfe. Das ist nicht neu, davon berichten uns auch immer Erzählungen der Bibel.
„Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel. Die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen.“ (Jak 5,4) Die Verhältnisse, in denen Arbeiterinnen ihren Lohn verdienen müssen, spielt auch bei Jakobus offensichtlich eine wesentliche Rolle. Die Frage sei erlaubt, ob sich seit damals wirklich so viel in den Arbeitswelten verändert hat. Sind nicht immer noch die mit ihren Händen Arbeitenden benachteiligter, verdienen weniger, sind bei Provisionen und Boni, die sich andere zuschanzen, außen vor? Umgelegt auf die Kollektivvertragsverhandlungen: Müssen sie, obwohl sie am Gesamtprodukt wesentlichen Anteil haben, ungleich schwerer um einen gerechten Anteil am Erwirtschafteten kämpfen? Und reißen sich nicht die Gewinne, den Mehrwert, dann wieder andere unter den Nagel? Jakobus formuliert es drastisch: „Ihr (die Reichen) habt auf Erden geschwelgt und geprasst und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet. Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten.“ (Jak 5,5-6).
Es stellt sich also in der Bibel, wie bei den KV-Verhandlungen, die Frage nach der Verteilung der Anteile und auch nach der Höhe, die es braucht, um ein gutes Leben zu garantieren. Die Vision, dass allen alles gehört, ist noch weit entfernte Utopie, ein Nicht-Ort, der aber zum Ort werden kann und soll. Dann nämlich, wenn geteilt wird und die Spaltung, in die einen, die sich nehmen, und die anderen, denen zugeteilt wird, aufgehoben wird, dann kann eine neue Gesellschaft des Reiches Gottes entstehen.
Bis dahin gilt es jährlich zu verhandeln, zu erkämpfen, sich nicht abspeisen zu lassen mit Reallohnverlusten und das Gejammere der Unternehmen und Geldbesitzenden und Aktionär:innen, die im Nichtstun verdienen wollen an der Arbeit anderer, zu verscheuchen. Erntedank soll uns alljährlich an unser Arbeiten erinnern und daran, dass Arbeit und Menschenwürde Hand in Hand gehen.
Danken wollen wir jenen, die noch vor Jahren als Systemrelevant bezeichnet wurden und ohne die unsere Gesellschaft zusammenbrechen würde. Ein Rollator als Symbol für jene, die unsere Alten und Kranken 24 Stunden am Tag pflegen, mit wenig Freizeit und fernab ihrer Heimat. Ein Einkaufswagen für die im Handel Tätigen, gering auch ihr Lohn, wiewohl sie für das Lebensnotwendige sorgen. Eine Mülltonne, ein gelber Sack für jene, die unseren Wohlstandsmüll schier unbemerkt entsorgen und uns so ein gutes Leben ermöglichen. Jene, die in Heimen und Spitälern sich um unsere Gesundheit sorgen, vielfach an der Grenze ihrer Kräfte arbeiten, auch ihr Einsatz ist in Geld nicht aufzuwiegen.
Eine Möglichkeit des Dankens von Seiten der Wirtschaft wäre, gute Löhne zu zahlen. Unverständlich ist, wenn man Jahr für Jahr über Inflationsabgeltung auf der einen Seite diskutiert und auf der anderen Seite die Reichen und Besitzenden, die, die sich die Produktionsmittel angeeignet haben, reicher und reicher werden und schon nicht mehr wissen, wie und wo sie ihr, von anderen Menschen verdientes Geld, anlegen sollen.
„Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.“ (Mk 9,42). Drastisch klingt auch der Evangeliumstext. Klar ist, mit einem Mühlstein um den Hals im Meer wird man sterben. Markus macht deutlich, dass ein Leben auf Kosten anderer aus biblischer Sicht nicht geht. Gottes Maßstab ist die Menschenfreundlichkeit, in seinem Reich sollen alle leben können und in Fülle leben können. Das geht sich nur aus, wenn die Güter dieser Welt, auch der Arbeitswelt gerecht geteilt werden, alle den Anteil bekommen, der zum guten Leben reicht. Wenn bei Kollektivvertragsverhandlungen um Prozent gefeilscht wird, während Gewinne ausgeschüttet und Boni verteilt werden, wird deutlich, dass im Sinne der biblischen Botschaften noch weite Wege vor uns liegen. Der Auftrag einander Nächste zu werden ist uns gegeben. Das beinhaltet auch gerechte und gute Löhne. Erntedank kann in Anlehnung an Jakobus und Markus mehr in den Blick nehmen als eine immer weniger werdende bäuerliche Lebenswelt. Nutzen wir die Anregungen biblischer Texte für eine Neuausrichtung auf dem Weg zu einer Gesellschaft der Umverteilung und der Gerechtigkeit, zum Reich Gottes, das mitten unter uns anbrechen soll.
© Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger, Diözese Linz.
Der Geist weht wo ER will und was wir trotzdem noch zu tun haben
Der Geist weht wo ER will
Die Bibeltexte dieses Sonntags haben große Aktualität. Das beginnt schon mit der ersten Lesung. Mose versammelt 70 Älteste im Offenbarungszelt und gibt ihnen den Geist Gottes, den er empfangen hat, weiter. Wir kennen ihn als die Zehn Gebote. Zwei namentlich bekannte Männer befinden sich nicht im Heiligtum, sondern außerhalb, im Profanum, also vor dem Heiligtum. Eldad und Medad empfangen ebenfalls prophetische Gaben als persönliches Geschenk Gottes. Sofort kommt Josua, treuer Diener des Mose, vermeintlich ganz im Geist Geist Gottes orientiert, und wirft ihnen Amtsanmaßung vor. Unbefugte sprechen da und spielen sich auf. Auf wienerisch: „Derfn´s den des?“ (Dürfen das die beiden überhaupt?). Dürfen sie sich vom Geist Gottes ergreifen lassen? Das schreit ja nach Konsequenzen! Der Text sagt nicht, warum sich die beiden außerhalb des Zeltes befinden. Man spürt die Spannung, die sich da aufgebaut hat.
Was sagt uns diese Begebenheit heute? Der Geist weht, wo er will. Auch außerhalb der Institutionen der Kirchen. Wir unterscheiden mitunter sehr flott zwischen „gläubig“ und „ungläubig“, zwischen „amtlich“ und „nichtamtlich“, ohne wirklich zu wissen, warum viele „vor dem Heiligtum“ stehen, ob sie sich selbst abgesetzt haben oder ob sie hinausgeekelt wurden.
Das Prophetenamt ist allen zugänglich und soll allen dienen. Oft sind es Menschen, die wohl der Glaubensgemeinschaft den Rücken gekehrt haben, aber wertvolle Impulse geben; besonders im sozialen Bereich, die sich erstaunlich gut einsetzen für Arme und Entrechtete und so das Liebesgebot durch ihre Taten praktizieren. Die Sinnsuche dieser Menschen ist in vielen Fällen sehr groß, und ihre Sehnsucht darf nicht unbeantwortet bleiben.
Wie sieht das mit den 70 Personen im Zelt aus? Man könnte es so interpretieren: Glaube braucht Gemeinschaft. Die christlichen Kirchen haben alle die prophetische Aufgabe im Geist Gottes zu handeln, heilend, helfend und tröstend zu wirken, damit das Reich Gottes schon jetzt sichtbar wird. Ob das immer auch so geschieht, darf bezweifelt werden.
Auf den Geist kommt es an
Wo liegen die Hindernisse, dass der Auftrag Jesu nur schleppend und mitunter gar nicht erfüllt wird? Die zweite Lesung macht das in Form einer Warnung deutlich. Nicht der Reichtum als solcher ist schlecht. Es geht bei genauer Betrachtung darum, auf welche Weise man reich wird; durch ehrliche Arbeit und viele Bemühungen oder durch Betrug, Vorenthaltung des gerechten Lohnes, fragwürdiges Austricksen von Gesetzen, wonach formal und nach außen hin alles in Ordnung scheint?
Das alles hat es damals schon gegeben und ist vielleicht inzwischen noch raffinierter geworden. Heute können sie großes Vermögen verborgen vor der Öffentlichkeit in Sekundenschnelle von einem Ort zu einem anderen, von einem Konto auf ein anderes transferieren. Oft ist es dann ein Problem der Verteilungsgerechtigkeit. Solche Vorkommnisse hindern die Ausbreitung des Reiches Gottes.
Außerdem werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass alles vergänglich ist. „Euer Reichtum verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen, euer Gold und Silber verrostet.“ (Jak 5,2). Vielmehr sollten wir „Schätze im Himmel“ sammeln, die nicht von Motten und Rost gefressen werden (siehe Mt 6,19-21). Ein großer Schatz im Himmel ist die Option für die Armen; geben, teilen, Solidarität üben, in Beziehung mit Gott stehen, bereit sein zu vergeben, kurzum das Liebesgebot so gut wir können zu erfüllen.
Spirituelle Hygiene
Das Evangelium gibt dazu weitere Hinweise, wohl sehr radikale Worte, die leicht missverstanden werden können. Selbstverstümmelung ist gewiss nicht der Weg zum Himmelreich. Aus medizinischer Sicht wird man in manchen Fällen Amputationen der Gliedmaßen vornehmen müssen, da sonst der Körper durch absterbendes Gewebe vergiftet wird und zum Tod führt. Das kann man auch auf das spirituell-geistliche Leben anwenden. Miserable Haltungen, alle möglichen Laster, sind Gift für Leib und Seele. Alles Schlechte und Üble hindert die Liebe Gottes. Angesprochen mit diesen radikalen Worten wird der ganzheitliche Mensch. Auch soll man sich von Irrlichtern nicht blenden lassen (im Evangelium: »das Auge ausreißen«…)
Diese Lesungen wollen uns nahebringen: Der Geist Gottes weht, wo er will, nicht nur in der Kirche und ihren Amtsstuben, sondern überall in der Welt. Auch in kleinen Gemeinschaften sorgsam mit den (materiellen) Gütern umgehen und achtsam und wertschätzend einander gegenübertreten, um Schätze im Himmel zu sammeln. Beobachten wir uns auch selbst, wo wir leicht Versuchungen unterliegen, wo uns Augen, Ohren, Gliedmaßen den Weg zum Reich Gottes verstellen.
An der Vollmacht des Messias teilhaben
»Markenschutz« und »Alleinstellungsmerkmale« pflegen?
Wieder einmal hält uns der Evangelist Markus mit seiner Erzählung von einem ganz konkreten Jüngerverhalten den Spiegel vor Augen. Johannes, einer der Zwölf, berichtet Jesus, dass er beobachtet hat, wie jemand im Namen Jesu Dämonen ausgetrieben hat. Und weil er sich ganz sicher ist, dass Jesus nicht recht sein könne, was Fremde da in seinem Namen tun, setzte er noch hinzu, dass er versucht habe, sie daran zu hindern, besonders weil diese Leute nicht zu ihrer Gruppe der Jesusnachfolger gehören. Johannes hegte offenbar keinen Zweifel daran, sich richtig verhalten zu haben. Unterschwellig können wir seinem Bericht sogar entnehmen, dass er Lob für sein vorbildliches Agieren erwartet hat.
Die Reaktion Jesu zeigt ihm und damit auch uns allen, dass seine Wahrnehmung der Situation auf einem verführerischen Mechanismus beruht, mit dem wir Menschen immer wieder und ganz leicht in eine Falle tappen. Doch Jesus möchte uns dringend davor warnen.
Was war geschehen? Johannes gehörte zu den Ersten, die auf den Anruf Jesu hin ihr bisheriges Leben aufgegeben hatten, um sich ganz der Nachfolge Jesu zu widmen. Sie zogen durch die Lande, Jesus predigte, heilte und begeisterte immer mehr Menschen mit seiner Botschaft vom Reich Gottes, das sich schon auf Erden für alle verwirklichen kann, die seine Worte in ihr Herz lassen und zu einem Leben in der Liebe Gottes umkehren. Sie waren schon zu einer ansehnlichen Gemeinschaft angewachsen. Ihr Zusammenleben war von einem achtsamen Umgang miteinander geprägt und vom Hören auf Jesu Worte und dem Miterleben seiner wunderbaren Taten. Es war ein gutes Leben, geordnet, geregelt und erfüllt von dem Gefühl, an einer wichtigen Mission mitzuwirken.
Mit dieser Zufriedenheit, Sicherheit und Selbstgerechtigkeit waren sie unterwegs, als sie Fremde trafen, die – man möchte es nicht für möglich halten – sich anmaßten, besessene Menschen unter Berufung auf Jesus und seine Lehre vom Dämon zu befreien.
Keiner der Jünger hätte das auf eigene Faust gewagt. Auch wenn deren Tun erfolgreich war, konnte man das nicht durchgehen lassen. Da könnte ja jeder kommen… Wer weiß, ob sie überhaupt getauft waren und wer ihnen von Jesus erzählt hatte. Sicher kannten sie nur Bruchstücke seiner Lehre. Ihr unverschämtes Vorgehen musste man auf alle Fälle verbieten. Hier störten sie...
Vereinfachungen sind Grundlagen der Manipulation
Wir Menschen lieben es, zweidimensional zu denken. Die Kategorien vertraut/fremd, richtig/falsch, gut/böse, schwarz/weiß, innen/außen usw. verführen uns dazu, die Menschen wie auch die Welt mit diesem vereinfachten Denken wahrzunehmen. Obwohl wir immer wieder die Erfahrung machen, dass solches Denken weder der vielfältigen Menschennatur noch den komplexen Gegebenheiten auf unserer Erde auch nur annähernd gerecht werden kann, sind wir immer wieder bereit, einfache Erklärungen als „die Wahrheit“ zu akzeptieren.
Diese Schwäche macht uns leider leicht verführbar und manipulierbar. Geschickte Machtstrategen aus allen Bereichen der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Kirche und der Politik setzen hier an, um uns vor ihren Karren zu spannen. Gerade in Zeiten von Wahlen, wie sie heute in Österreich stattfinden, können wir das häufig beobachten.
An der Vollmacht des Messias teilnehmen
Aber zurück zu Jesus und seiner Wahrnehmung der Ereignisse. Obwohl er die Gedanken seines Lieblingsjüngers durchschaut hat, geht er nicht auf seine Bedenken ein. Stattdessen zeigt er sich erfreut über die Fremden, die in seinem Namen die Machttat der Dämonenaustreibung vollbringen. Solche Heilungen können nur Menschen vollbringen, die fest an seine göttliche Macht glauben. Das Tun aus solchem Glauben heraus macht sie in seinen Augen zu Mitgliedern der großen Reich-Gottes-Gemeinschaft. „Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns“ und "wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, […] wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ Mit diesen Aussagen macht er klar, dass das gläubige Tun diese Fremden legitimiert, zu den Erbauern des Reiches Gottes zu zählen.
Wie groß sein Respekt vor ihrem Handeln ist, zeigen auch die überaus drastischen Bilder der Sühnehandlungen für jene, die solchen einfachen Gläubigen Ärgernis geben.
Manchen Menschen sind diese Beschreibungen von Strafen durch Verstümmelungen, durch Ertränken mit einem Mühlstein um den Hals oder durch Ausreißen eines Auges zu heftig, um in einem Sonntagsgottesdienst verlesen zu werden. So schreckliche Bilder gehen nicht so schnell aus dem Kopf. Ich sehe in ihnen die eindringliche Warnung vor vereinfachendem Denken und Urteilen über Menschen und deren Handeln. Dazu gehört auch das Verharmlosen aller möglichen Ärgernisse wie Missbrauch, Entrechtung, Entwürdigung, Ausbeutung, die vor allem die Kleinen und Schwachen trifft.
Dem steht die Messianität Jesu gegenüber, die daran sichtbar wird, dass Blinde wieder sehen, Lahme gehen, Aussätzige rein werden, Taube hören, Tote auferstehen und den Armen das Evangelium verkündet wird. Daran mitzuwirken wird zum Markenzeichen der wahren Jünger Jesu.
Der Geist weht, wo er will
Eldad und Medad
Wetten, dass Sie diese Namen noch nie gehört haben? Eldad und Medad! Von ihnen wird erzählt, dass sie der Geist Gottes überkommt, dass sie im Lager mit prophetischen Reden auffallen und dass Josua, „der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war“, entsetzt ist: Die doch nicht! „Mein Herr, hindere sie daran!“ Redeverbot? Schweigegebot? Wer darf überhaupt reden? Wer soll schweigen? Eldad und Medad?
Ein wenig verwickelt ist die Geschichte schon. Das Volk Israel ist in der Wüste unterwegs. Mose bekommt Hilfe. Von siebzig Ältesten, wie sie genannt werden. Menschen, die für einander Verantwortung übernehmen. Die auch Wege wissen und vorangehen. Es ist auch dringend nötig. Mose kann nicht alleine bleiben. Mit der großen Herausforderung, das Volk Israel zu führen. Immerhin in das gelobte Land – in die Freiheit!
Wir sehen zu, wie Gott den Geist verteilt. Eins, zwei, drei … siebzig. Ein Geist! Eine Gemeinde! Aber so viele Menschen, die etwas zu sagen bekommen. In diesem kleinen Haufen immerhin siebzig. Fast alle? Das weiß ich natürlich nicht. Nur: Eldad und Medad sind Nachzügler. Sie fallen ein wenig aus der Ordnung und aus der Reihe. Sie waren auch nicht dabei, als der Geist verteilt wurde. Und der Geist kommt dann doch zu ihnen! Ein schönes Bild: Der Geist ist wie eine zärtliche Hand, die auf den Kopf gelegt wird. Wir spüren die Nähe und die Wärme. Es muss eine fremde Hand sein! Zu sehen ist der Geist nicht – nur zu hören. Die, die den Geist empfangen haben, reden prophetisch. Also tröstend, aber auch wegweisend. Worte bekommen eine Klarheit, die gut tut – und im Durcheinander der vielen Stimmen schält sich die Hoffnung heraus, dass die Wege nicht umsonst sind, die wir gehen. Gott selbst wird gehört – und verstanden. Wir werden uns das noch ein wenig genauer anschauen - oder anhören - können.
Sind Eldad und Medad zu spät gekommen? Haben sie den Aufbruch verschlafen? Hatten sie womöglich Bedenken, mit den anderen mitzugehen? So gerne ich das wüsste und erzählen möchte – sie bleiben zunächst einmal „außen“ vor. Sie gehören nicht dazu, jedenfalls nicht so richtig. Was aber auffällt: Mose lässt Eldad und Medad nicht nur das Reden, das öffentliche!, Mose hat den Wunsch, dass das ganze Volk des Herrn zu Propheten würden, dass der Herr seinen Geist auf „sie alle“ legte. Es ist dann nichts mehr Besonderes, Auserwähltes, Geist zu haben. Wer darf reden? Alle. Wer muss schweigen? Keiner.
Eldad und Medad sind Türöffner, Türöffner für eine geistvolle Gemeinschaft, in der Gottes Geist, Gottes Wort, Gottes Willen alle verbindet. Übrigens, Zufall ist das wohl auch nicht:
Eldad heißt „Gott ist wie ein Freund“ oder auch „Gott hat geliebt“ – und Medad bedeutet „Geliebter“ oder „Freund“. Beide Namen haben ihre eigenen Geschichten und Wurzeln. Jetzt tauchen sie zusammen auf. Eldad und Medad. Sie dürfen nicht nur reden, sie werden zu Kronzeugen für alle, denen das Wort nicht mehr verboten werden darf. Wenn Sie noch ein paar schöne Namen für Kinder und Enkel suchen, selten, unverbraucht und schön? Eldad und Medad!
Prophetisches Reden
In einem schwedischen Lied, von Markus Jenny ins Deutsche übersetzt, wird die alte Geschichte, die von Eldad und Medad erzählt wird, zu einer bewegenden Erfahrung:
Wind kannst du nicht sehen,
ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächt’ger Chor.
Geist kannst du nicht sehen;
doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
Wind kannst du nicht sehen,
aber, was er tut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
Geist kannst du nicht sehen;
doch, wo er will sein,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
Hergesandt aus Welten,
die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.
Und Gott ist selber da …
Dieses Lied besingt, was prophetisches Reden ist: Wir hören „tief im Herzen Worte voller Trost und Licht“, es „weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein“.
Rederechte
Die alttestamentliche Lesung verrät einen Konflikt und breitet ihn vor uns aus. Ein Konflikt um Rederechte. Ein Konflikt um den Geist. Wie lange das her ist und doch wie aktuell – wir sind mitten drin. In der Kirche gehen die Wogen inzwischen hoch her. Die, die von Amtswegen etwas zu sagen haben, müssen sich rechtfertigen, andere fordern Gehör ein, ringen um Rederechte und lassen alte Rollen und Dogmatiken nicht mehr gelten. Der Geist wird von allen beschworen. Während die einen voranstürmen, ziehen sich andere verängstigt zurück. In die alte, angeblich heile Welt. Während die einen meinen, die Kanzel müsse auch ihnen überlassen werden, fürchten sich andere davor, ihre alte Kirche nicht mehr wiederzuerkennen.
Doch Gottes Geist kennt keine Angst. Eins, zwei, drei – siebzig. Und Gott ist selber da.
Konflikte um das offene Wort
Auch gesellschaftlich gibt es Konflikte. Konflikte um das offene Wort. Mit dem Unterton, dass jeder alles sagen darf. Doch: was ist, wenn Hass wuchert? Wenn Worte schöngefärbt werden? Wenn im Schutz von Anonymität Mobbing und Ausgrenzung gedeihen? Wir fragen nach dem Geist Gottes, treffen aber auf den Ungeist, auf den bösen Geist. Ist die Liebe das Kriterium des Geistes – dann kann es nur das offene Wort der Liebe geben.
Gottes Geist kennt keine Angst. Eins, zwei, drei – siebzig. Und Gott ist selber da.
Ich träume von einem Reden, das nicht verhärtet, sondern versöhnt, von einem Reden, das nicht verbittert, sondern befreit.
Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde,
wenn nur der Herr seinen Geist auf uns alle legte!
Dämonen austreiben
Mit großen Augen habe ich dann auch gelesen, dass im Evangelium, das wir gerade hörten, sogar die Jünger Jesu ganz aufgeregt darüber sind, dass „jemand in deinem Namen“ Dämonen austreibt, böse Geister also, die einen Mensch so gefangen nehmen, dass er nicht mehr leben kann. Ob der „jemand“ das überhaupt darf? Maßt er sich nicht etwas an, was nur wir „können“? Nur wir können wollen? Auf einmal sind sie wieder da: die Alleinstellungsmerkmale, die Abgrenzungen, die Ängste: Was, wenn der sogar erfolgreich ist? Wer mag dieser "jemand“ sein? Doch Jesus sagt nur: "Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden.“
In Jesu Namen eine Machttat vollbringen, heißt, eine Machttat der Liebe zu vollbringen. Markus, der die Szene erzählt, hält sich nicht daran auf, wer was und wo darf – es genügt ihm fast schon, von einem „jemand“ zu erzählen, der sich weder an Konventionen hält noch an Zugehörigkeiten. Die bösen Geister, die Dämonen, müssen vertrieben werden! Von Anfang an ist das Zeichen Jesu: Menschen werden frei. Menschen werden frei, weil sie geliebt sind.
Schon spannend zu sehen, dass auch der engste Kreis Jesu vor lauter Hinderungsgründen den bösen Geistern das Feld des Lebens überlassen würde. Doch Gottes Geist lässt sich nicht einhegen. Nicht von den Vorsichtigen. Nicht von den Besserwissern. Nicht von den Traumtänzern.
Leonhard Meisser hat 1847 in einem Lied die Bitte ausgesprochen:
Mache alle kranken Glieder
rüstig, kräftig und gesund.
Lass die erste Liebe wieder
einen unsern Christenbund,
dass bald wieder uns der eine,
grosse, heilge Gottesgeist
sichtbar sei in der Gemeine,
welche Christi Kirche heisst.
Ich bin froh, Eldad und Medad heute getroffen zu haben.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Das Reich Gottes und sein Kampf gegen das Böse
Himmel und Hölle
Über Himmel und Hölle kann man trefflich Witze machen. Diese spielen oft mit Ängsten, die jeder doch irgendwie kennt, die aber nicht in der gefühlten Weise realistisch ist. Johann Nestroy hat die Höllenangst seiner Zeit in der Posse "Höllenangst" aufgegriffen und amüsant durchgespielt.
In Lech am Arlberg findet zurzeit das alljährliche Philosophicum statt. Dieses Jahr hat es Himmel und Hölle zum Thema; ein weites Feld für Philosophen, Literaten und Psychologen.
Gibt es die Hölle? – Diese Frage lässt sich leicht stellen aber kaum endgültig beantworten. Woher kommen die Ängste? Es gibt auf jeden Fall Höllenpein. In diese können unversehens Opfer von Unfällen, Katastrophen, Terroranschlägen, Kriegen, Geiselnahmen, Vergewaltigungen, Menschenhandel oder Kindesmissbrauch gestürzt werden. Kein Mensch ist gänzlich davor gefeit. Körperliche und seelische Verletzungen können Menschen den Rest ihres Lebens peinigen.
Wir brauchen einen realistischen Blick auf das Böse in der Welt und in uns selbst
Wie können wir uns dagegen schützen? Es braucht einen realistischen Blick auf mögliche Gefahren, denen wir ausgesetzt sind.
So schön die Natur sein kann, sie hat auch ihre dunklen Seiten, wenn ihre Gewalten losbrechen oder losgetreten werden und Menschen vernichten.
So nützlich und hilfreich Technik und Fortschritt sind, ihre Folgen für den Menschen und für die Umwelt können nicht sorgsam genug abgeschätzt werden.
Kriegsspiele üben auf viele Menschen einen zauberhaften Reiz aus und rufen einen Nervenkitzel hervor. Sie geben ein Gefühl von Überlegenheit und Stärke. Wo der Krieg jedoch zur Wirklichkeit wird, werden die schlimmsten Phantasiebilder grauenvolle Realität.
Selbst die schönsten Erfahrungen des Lebens wie Liebe und Sexualität haben auch dunkle Kehrseiten und Abgründe in sich. Wo sie missglücken oder missbraucht werden, können sie schmerzvolle Folgen haben und Menschen traumatisieren.
Wie können wir uns vor dem Bösen schützen?
Zu keiner Zeit haben Menschen mit qualvollen Vorstellungen gespart, was Menschen alles zustoßen kann. Mit Bildern von Folter und Feuer haben sie mögliche Schrecken ausgemalt, um einander zur Vorsicht zu mahnen. Auch die Bibel kennt solche Vorstellungen. Man muss behutsam damit umgehen, denn wo sie missbraucht werden, um Menschen zu ängstigen oder Menschen zu unterdrücken, stiften sie Unheil und schaffen sie Unrecht. Höllenpredigten, die Menschen zum Kreuz kriechen lassen sollen, sind sicherlich nicht im Geiste Jesu. Das kann auch nicht die Absicht Jesu, aus dessen Mund wir im heutigen Evangelium harte Worte über Verführer gehört haben, gewesen sein. Gut mitvollziehen können wir, dass er in Rage kommt, wenn er darüber spricht, wie manchen Menschen ihre Macht über Unmündige missbrauchen und diese zu Dingen verführen, unter deren Folgen sie ein Leben lang zu leiden haben.
Hoffnung auf Genugtuung und Gerechtigkeit
Die biblischen Reden von der Hölle und von Höllenstrafen hat noch eine weitere Dimension: Interessanterweise werden dieselben Qualen, von denen wir fürchten, dass wir ihnen zum Opfer fallen könnten, den Tätern als Strafe für ihr unrechtes Tun angedroht. Darin verbirgt sich die Hoffnung, dass irgendwann den Opfern Gerechtigkeit widerfahren muss. Wir können uns nicht damit abfinden, dass jene, die Unheil über die Unterlegenen und Schwächeren bringen, für immer triumphieren. An ihnen soll geschehen, was sie anderen angetan haben. Die Erwartung eines gerechten Richters, der die Übeltäter bestraft, will jene rehabilitieren, die in dieser Welt zu Verlierern geworden sind. Gleichzeitig will sie Menschen abhalten, Böses zu tun. Wie jedoch ein Gott, von dem wir glauben, dass er barmherzig ist, dies anstellen wird, ist seine Sache.
Viele Untaten rächen sich von selbst. So bekommen wir die Folgen eines rücksichtslosen Umgangs mit der Schöpfung nach und nach zu spüren. Ungerechte Verteilung des Wohlstandes triebt Millionen von Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und neue Lebensmöglichkeiten zu suchen. Der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker zerstört das Vertrauen vieler Menschen in die Seelsorger und zieht die Kirche wie ein Mühlstein am Hals in die Tiefe...
Auch das Gute ist mächtig
Das heutige Evangelium enthält aber auch Passagen, die uns aufhorchen und hoffen lassen, Gottes Geist ist trotz allem am Wirken. Er wirkt auch in Menschen und durch Menschen, von denen wir meinen, dass sie nicht zu uns als Kirche im engeren Sinn gehören. Es gibt zahllose Menschen, die Gutes tun und sich für Gutes einsetzen. Alles Gute, das ein jeder von uns tut, und sei es noch so klein wie ein Schluck Wasser, gibt Hoffnung für das Wachsen des Reiches Gottes.
Zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit
Ein Leben für einen Lebenstraum
„Jeden Mittag tippelte ich mit meinen Freundinnen vom Kindergarten ins Eisstadion. Später bekomme ich Einzelschulunterricht und trainiere, trainiere und trainiere.“ Mit 11 Jahren holt sie ihre erste Goldmedaille, bei der Kinder- und Jugendspartakiade 1976 und wird dann die erfolgreichste Eiskunstläuferin der Geschichte - Katharina Witt.
Solche Geschichten erzählen nicht nur Sportler, die im sozialistischen System der DDR groß geworden sind. Viele Menschen ordnen einem Lebenstraum, einem beruflichen Vorsatz oder einem persönlichen Hobby vieles andere unter. Wer von einem bestimmten Vorhaben absolut überzeugt ist, nimmt vieles dafür in Kauf, manchmal zu viel: es geht auf Kosten der Familie, der Gesundheit oder des persönlichen Besitzes. In seelsorgerlichen Gesprächen begegnen mir oft Menschen, die sich fragen: Ist es das wirklich wert?
Harte Maßnahmen
In ziemlich drastischer Weise fordert Christus im heutigen Evangelium ja ähnliches von seinen Jüngern. Um „das Leben“ finden bzw. in das „Reich Gottes“ zu kommen, kann es manchmal notwendig sein, Hand und Fuß abzuhacken, um nicht mit beiden Gliedmaßen in die Hölle geworfen zu werden.
Der unmittelbare Kontext dieser Jesus Worte ist - leider - immer noch hoch aktuell: „Wer einen diesen Kleinen zum Bösen verführt, für den wäre es besser, mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer“ geworfen zu werden. Seit dem Bekanntwerden der letzten großen Missbrauchsfälle in unserer Kirche gehören Achtsamkeit, Hinschauen, sowie notwendige Präventionsmaßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen in unseren Gemeinden zu den absoluten Prioritäten in der Kinder- und Jugendpastoral. Niemand darf mehr ohne eine entsprechende Schulung und einen Unbedenklichkeitsnachweis in die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingebunden werden. Lange hat es gedauert, bis wir als Kirche hingeschaut haben und den Opfern mehr Aufmerksamkeit schenken, als den Tätern. Für manchen ist dies auch belastend und nicht selten gibt es bei den Verantwortlichen die Sorge, überhaupt noch genügend Leiter und Leiterinnen zu finden. Aber auch hier gilt: das Ziel ist es wert, ihm alles andere unterzuordnen.
Wenn wir nun aber den Kreis dieses Jesuswortes weiterziehen, dann steht die Frage im Raum, welche Bedeutung seine Worte für unser alltägliches Leben haben. Sicherlich kann es nicht darum gehen, sich selbst physisch zu verstümmeln. Aber die Frage: was bin ich bereit für „das Leben“, das „Reich Gottes“ zu tun?
Für den Menschen
Ich finde in der geistlichen Tradition unserer Kirche dafür eine gute Hilfe. In seinem Exerzitienbuch beschreibt der Hl. Ignatius v. Loyola den Umgang mit den „Dingen dieser Welt“: „Die Dinge auf dem Angesicht der Erde sind für den Menschen geschaffen und damit sie ihm bei der Verfolgung des Zieles helfen, zu dem er geschaffen ist!“ Für mich ist dies eine sehr entlastende Aussage. Sie greift auf den Schöpfungsbericht der Bibel zurück. Gott hat die Welt für den Menschen geschaffen. Die Dinge dieser Welt sind nicht aus sich heraus gut oder schlecht, sie entfalten ihre gute oder schlechte Wirkung erst in der Weise, in der ich mit ihnen umgehe. Geld zu haben und erfolgreich zu sein ist nicht per se etwas Schlechtes. Es erhält seinen Wert dadurch, was ich daraus mache. Macht ist nicht aus sich heraus verdächtig. Um etwas gestalten zu können, brauche ich entsprechende Macht. Erst mein Umgang mit ihr, macht sie gut oder böse. Und dies gilt für alles in meinem Leben: Intelligenz, Liebe, Freundschaft und vieles mehr.
Ignatius gibt uns einen guten Hinweis für unseren Umgang damit. Er sagt: „Daraus folgt, dass der Mensch sie soweit gebrauchen soll, als sie ihm für sein Ziel helfen, und sich so weit von Ihnen lösen soll, als sie ihn dafür behindern.“ Er spricht zwar nicht vom Abhacken von Händen oder Füßen, meint aber ein ähnliches Phänomen. Es ist notwendig, sich immer wieder neu zu hinterfragen, ob mir mein Umgang mit den Dingen dieser Welt wirklich dabei hilft, dass „Leben“ zu finden oder ob er mich eher davon abhält. Und dann habe ich es zu lassen.
Grenzen ziehen
In einer Zeit, in der ich als Priester für immer größere Flächen und Gemeindemitglieder verantwortlich bin, sind z.B. das Internet und die damit verbundenen Kommunikationsmöglichkeiten schon eine große Hilfe. In kürzester Zeit kann ich über große Entfernungen hinweg Informationen weitergeben, mit Menschen Kontakt aufnehmen oder Termine vereinbaren. Aber, ich muss mich eben immer wieder auch Fragen: wo lenkt es mich zu sehr ab? Wo „frisst“ es meine Zeit auf, obwohl es eigentlich interessant wäre, den einen oder anderen Artikel noch weiter zu lesen?
Wie gewichten Sie bei ihren Kindern das Verhältnis von notwenigen Anstrengungen in der Schule und dem Bedürfnis nach Spiel und Freizeit? Wie ist der Stellenwert von Arbeit und Karriere in Bezug auf Ehe und Familie? Wo sind meine Hobbys nicht mehr Freude an etwas Besonderem sondern Flucht vor einer anderen Wirklichkeit?
Das Evangelium ermuntert mich zu größerer Aufmerksamkeit auf meinem Umgang mit den Dingen dieser Welt: im Beruf, in meiner Freizeit, bei meinen Hobbys, im Sport und wo auch immer. Gebrauche ich die Dinge so, dass sie bei der Erlangung meines Zieles helfen oder behindern sie mich eher dabei?
Natürlich fallen Verhaltensänderungen schwer. Und manchmal ist das Gefühl des Verlustes größer als der subjektiv empfundene Gewinn. Mich tröstet dann ein anderes Wort des Herrn: „Euch muss es zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit gehen. Dann wird euch alles andere dazugegeben.“
Darauf will ich auch in der kommenden Woche vertrauen.
Viele Wege führen zu Christus
großzügig...
Mit diesen Worten „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns" und „Hindert ihn nicht!“ (Mk 9,40 und 39) werden Fanatiker, Reichssiegelbewahrer und Fundamentalisten keine Freude haben. Sie stellen Wände auf und sagen: „Bei uns ist das Heil!“ Sie schließen aus.
Das geschieht ja auch in der Wirtschaft (zu alt, zu wenig Erfahrung), und in der Politik.
Das Evangelium zeigt uns das Gegenteil: „Wer nicht gegen uns ist,der ist für uns“ und: „Hindert ihn nicht!“ Argumentiert wird dann noch: „Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden“ und mit dem dazugehörigen Bildwort: „Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil er zu Christus gehört, ... er wird nicht um seinen Lohn kommen.“ (Mk 9,39-41)
Dann aber scheint die Großzügigkeit, diese beglückende Weite umzuschlagen, zugunsten des Fundiklubs mit diesen bedrohlichen Bildern: Wer den einfachen Gläubigen um seinen Glauben bringt, soll mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen werden, weiters ist die Rede vom Hand- und Fußabhacken, vom Auge ausreißen. Hier geht es aber um alttestamentliche Bilder, die sich gegen die Gottesfeindschaft richten, um Verführer, die zum Abfall des Glaubens auffordern. Das aber tut ja der unbekannte Mann im Evangelium nicht. Vielmehr sind diese Bilder Hinweise darauf, wie ernst und notwendig Glaubensentscheidungen sind.
Ordnung ist notwendig
Ist also somit alles egal, was wer wann tut? Stellt Jesus jede Ordnung auf den Kopf? Keineswegs. Jede Gesellschaft, jede Glaubensgemeinschaft benötigt Ordnung, Ordnungssysteme, die sich im Laufe der Geschichte ändern, die auch adaptiert werden müssen. Auffällig ist, dass im Evangelium von „Dämonen“ gesprochen wird. Grundphänomen jeder Dämonie ist sich selbst zu erhöhen, herauszustreichen und (andere) auszuschließen. Das gilt wohl auch für Krankheiten geistiger, seelischer und physischer Art. Auch diese machen sich unangenehm bemerkbar, verdrängen die Gesundheit, schließen sie aus.
Wenn Sie sich an das Evangelium des letzten Sonntags erinnern, dann ist dort vom Rangstreit der Jünger die Rede, wer wohl der Größte sei. Es geht ihnen um (dämonische) Machtspielchen und nicht um Aufbau und Mitarbeit am Reich Gottes. Jesus korrigiert die Haltung der Jünger, nicht aber die Tatsache, dass es Ordnungen geben muss. Die Jünger im heutigen Evangelium erwarten also eine Rüge für den Mann, die aber kommt nicht.
Viele Wege führen zu Christus
Wie soll nun ein Weg zu Christus aussehen? Bis vor mehr als fünfzig Jahren galt der Grundsatz: „Außerhalb der Kirche kein Heil!“ Das II. Vatikanum, genauer das Konzilsdokument „Lumen Gentium“, weicht davon ab, indem es sagt: Wenn der Mensch nach bestem Wissen und Gewissen handelt, wird er das Heil erlangen. Freilich ist auch das so manchem Zweihundertprozentigen zu wenig! Es gibt so viele Wege zu Christus als es Menschen gibt. Das hängt auch damit zusammen, dass jeder Mensch seine eigene Lebensgeschichte schreibt, was wieder Auswirkungen hat auf seinen Standpunkt zu Religion, Gottesbild, Kirche, Lebenseinstellung, Sinngebung, auch was den letzten Sinn betrifft.
Der Kirchenvater Ambrosius von Mailand (339-397) formuliert deutlich: „Jede Wahrheit, von wem immer sie verkündet wird, stammt vom heiligen Geist.“ Zugegeben: Es ist oft schwer, festgefahrene Standpunkte zu ändern. Der Herr ist nicht der Bedrohende, Strafende. Dieses Evangelium verlangt Toleranz, Abschied vom kleinlichen, ausgrenzenden Denken. Der namenlose Mann im Evangelium lebt ohne (engeren) Christusbezug. Er handelt im Geiste Jesu. Für uns alle, aber auch für die Kirchen besteht heute mehr denn je, die Chance, von der Welt zu lernen und umgekehrt.
Wenn Menschen ohne Christusbezug auf andere Menschen heilend wirken - und das geschieht gerade jetzt in diesen Tagen der unüberschaubaren Flüchtlingsströme - dann ist auch ihr Wirken ein Handeln im Sinne Jesu und im Aufbau des Reiches Gottes. Das will uns diese Frohe Botschaft mitgeben.
Worauf es ankommt im Leben
Profit und Gewinn
Reichtum anhäufen und gleichzeitig die Arbeiterinnen ausbeuten - dieser Lesungstext aus dem Jakobusbrief ist aktueller denn je. Scheinbar wiederholt sich diese Thematik in jeder Generation. Wer viel oder sehr viel Geld verdient, lässt oft andere Menschen für sich arbeiten - und beteiligt diese nicht angemessen am Gewinn, sondern spart bei ihnen zuallererst ein, denn sie sind ja abhängig vom Arbeitgeber, von der Unternehmerin.
Dieses Phänomen finden wir heute bei börsenotierten Konzernen im In- und Ausland, die - obwohl sie stabil in der Gewinnzone sind - Mitarbeiterinnen entlassen, um die Dividende der Aktien erhöhen zu können. Wir finden es bei Plantagenbesitzerinnen im warmen Süden (und teilweise auch in Österreich), die so billig Obst und Gemüse zu jeder Jahreszeit in unsere Geschäfte bringen: Die Tagelöhnern (meistens Migrantinnen) pro 22-kg-Kiste Orangen 50 Cent fürs Pflücken zahlen - sodass diese maximal 330 Euro im Monat verdienen können. Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse finden wir auch bei Textilketten, die im fernen Osten/Süden unter gefährlichen und unwürdigen Bedingungen zu Hungerlöhnen produzieren lassen.
Einerseits sind es die Geschäftsleute, die von den Gewinnspannen profitieren. Andererseits auch wir: wir machen uns die jederzeit billigen Lebensmitteln zunutze, die gute Performance unserer Wertpapiere und Pensionsfonds, die günstige und jederzeit austauschbare Kleidung.
Aber ein solches Verhalten ist nicht nur unmoralisch, sondern sogar himmelschreiend. Neben den ausgebeuteten Menschen schreit sogar das Geld, das nicht ausgegeben wurde, zum Himmel - der vorenthaltene Lohn, der sich vermutlich beim Silber und Gold in der Schatztruhe findet. Dieser Gewinn selbst wird zur Anklage, tritt auf als vorenthaltene Lebenschance, als mit Füßen getretenes Menschenrecht.
Ist es Unrecht, gewinnbringend zu wirtschaften?
So leicht will ich es mir nicht machen. Grundsätzlich ist eine Wirtschaft, eine Ökonomie des „genug“ nichts Verwerfliches. Es sollte genügend überbleiben für die, die mit ihrer täglichen Arbeit den Betrieb aufrechterhalten, und auch für die, welche das unternehmerische Risiko auf sich nehmen. Die Preise für die Produkte sollen für alle leistbar sein.
Wenn Unternehmerinnen mit den Gewinnen gute Arbeitsplätze erhalten und auch neue schaffen, leisten sie dadurch ihren Beitrag zum Gemeinwohl. Wenn die Gewinne aber in keinem Verhältnis mehr zu den ausgezahlten Löhnen stehen, müsste man eine moralische Rechtfertigung an den Haaren herbeiziehen. Wenn andere in den Lebensmöglichkeiten (in den finanziellen, sozialen, aber auch ökologischen) beschnitten werden, sind hohe und höchste Gewinne einfach nicht vertretbar.
Share-Ökonomie
Die Güter dieser Erde - Nahrung, Rohstoffe, Umwelt - sind zuallererst für alle Menschen da, und alle dürfen sie gebrauchen. Wenn nun die Katholischen Soziallehre sagt, dass Eigentum sozialpflichtig ist, heißt das im Alltag, dass Menschen ihr Eigentum, ihr Erworbenes nicht nur für sich selber nutzen, sondern möglichst auch andere Menschen in den Genuss ihrer Güter kommen lassen: etwa indem man das eigene Auto oder Fahrrad manchmal verleiht, Geld in sinnvollen Projekten anlegt, eigene Sachen, Wissen und Fähigkeiten teilt, überlegt was andere brauchen könnten, etwas vom eigenen Geld abgibt oder Räume und Geräte zur Verfügung stellt. Ein Verhalten, das etwa Orden praktizieren, indem sie den Mitgliedern der Gemeinschaft die notwendigen Dinge gemeinsam zur Verfügung stellen. Teilweise - in der nicht so radikalen Form - heißt diese Form des Teilens heute „Share-Ökonomie“: wichtiger als das eigene Besitzen ist das gemeinsame Nutzen von Dingen.
Ein weiteres gibt uns der Verfasser des Jakobus-Briefes zu bedenken, wenn er den Reichen vorwirft: Ihr fresst euch voll, kleidet euch fein ein und denkt nicht daran, dass das am Ende alles vorbei sein wird. Auch der reichste Österreicher konnte, als er vor wenigen Monaten starb, keinen Cent ins Jenseits mitnehmen. Warum seht ihr denn nicht, dass euer Reichtum keinen Bestand für immer hat - er vergeht, verfault und klagt euch an. Wofür ihr euch abmüht, worüber ihr glücklich seid, hat nach einiger Zeit, aber spätestens in der Ewigkeit keinen Bestand mehr. Ja wisst ihr denn nicht, worauf es wirklich ankommt im Leben?!
Grenzen setzen
Und es genügt euch nicht, auf Kosten der Abhängigen zu prassen, sondern ihr macht auch die noch mundtot oder tot, die ein Gespür und eine Stimme für die Gerechtigkeit haben.
Die Rolle der Gerechten sollte mehrfach, tausendfach besetzt werden, gemeinsam mit vielen anderen Menschen, die ihr Engagement im Sinne der Menschenrechte vielleicht nicht aus religiösen Quellen speisen. Prophetisch für andere zu sprechen, die in den Härten des Alltags schon müde und ausgelaugt sind, die zu wenig wortgewandt für sich und die Armen einstehen können, für die Menschen außerhalb unseres täglichen Gesichtskreises und der Freunde und Freundinnen, für die Erhaltung unserer Umwelt und eines guten Lebensraumes für alle.
Aus dieser Sicht muss es heute heißen: Die Gerechten aber leisteten euch Widerstand - so wie der Bischof von Rom, Franziskus, schreibt: Damit wirklich jeder ökonomische Freiheit genießen kann, kann es manchmal notwendig sein, denen Grenzen zu setzen, die größere Ressourcen und finanzielle Macht haben (LS 129).
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Referentin im Sozialreferat der Diözese Linz.
Entschieden gegen das Böse auftreten
Wer darf Gutes tun?
Dass es ein Konkurrenzdenken bereits unter den Jüngern gab, ist uns allen wahrscheinlich sehr geläufig. Der Bericht von ihrem Gerangel um die ersten Plätze ist uns in guter Erinnerung. Im Evangelium heute werden wir auf einen zweiten Schauplatz geführt. Der Apostel Johannes wird Augenzeuge dafür, dass es da jemanden gibt, der ohne von Jesus dazu beauftragt worden zu sein, in seinem Namen Dämonen austreibt. Anstatt sich darüber zu freuen, ist Johannes – und mit ihm sicher alle anderen Apostel – verärgert. Denn dieser Mann weigert sich, dem Jüngerkreis beizutreten. Diese Bemerkung „Er weigert sich, Jünger zu werden“ gibt uns die Einstellung, die Gedanken und die Gefühle des Apostels wieder. Das Austreiben von Dämonen soll nach seinen Vorstellungen allein Jesus und seinen von ihm beauftragten und befähigten Jüngern vorbehalten sein. Wer immer die begnadete Kraft in sich spürt, Dämonen vertreiben zu können, soll sich Jesus anschließen. Johannes kämpft dafür, dass durch das Auftreten eines fremden Wundertäters das Ansehen Jesu und seiner Jünger nicht geschmälert wird. Der Apostel setzt sich dafür ein, dass klar bleibt: Jesus ist der große und eigentliche Wundertäter. Darum soll Jesus die Sache in die Hand nehmen und das Auftreten in seinem Namen ohne ausdrückliche Beauftragung durch ihn unterbinden.
Doch Jesus geht nicht darauf ein. Ihm ist es recht, wenn Menschen in seinem Namen Gutes tun. Sie müssen sich nicht gleich dem engen Kreis um ihn anschließen. Jesus betont: Wer in seinem Namen, auch mit Abstand zu ihm, etwas Gutes tut, wird dafür seinen Lohn erhalten. Und dies nicht erst, wenn er Aufsehendes gewirkt hat wie z.B. die Vertreibung eines Dämon, sondern bereits bei so kleinen guten Werken wie das Reichen eines Bechers Wasser.
Hauptsache Gutes geschieht
Nachdem Jesus so dem Konkurrenzgerangel eine Absage erteilt hat, tritt er mit seinem Anliegen an die Jünger heran. Dieses Anliegen lässt sich in die Worte fassen: Vergeudet eure Zeit doch nicht mit dem Streit, in welcher Position sich jemand befinden muss, um etwas Bestimmtes an Gutem tun zu dürfen. Hauptsache Gutes geschieht! Verwendet eure Zeit und ganze Kraft vielmehr darauf, euch davor zu hüten, Ärgernis zu geben oder gar jemanden zu verführen. Wenn im Evangelientext der Ausdruck „die Kleinen“ verwendet wird, sind damit an dieser Stelle nicht die Kinder gemeint, sondern die Ängstlichen, Zaghaften, zu wenig Selbstbewussten, alle, die sich nur schlecht wehren und nicht behaupten können, die Abhängigen, die oftmals nach der Pfeife tanzen müssen und ausgenutzt werden. Damit die Jünger begreifen, wie ernst es Jesus damit ist, benutzt er dieses erschreckende Bild vom Mühlstein, der dem Verführer um den Hals gehängt werden sollte. Das heißt: Jede Chance eines neuen Auftauchens soll ihm genommen werden.
Instrumente des Bösen
Da Jesus weiß, wie leicht wir drastischen Maßnahmen gegenüber anderen gern zustimmen, uns selbst aber aus der Schusslinie nehmen, indem wir unser Versagen entschuldigen und damit verkleinern, wendet er sich ganz persönlich an jeden einzelnen mit einer radikalen Forderung gegenüber Auge, Fuß und Hand. Sie sind in erster Linie unsere Instrumente, mit denen wir das Böse im Alltag ausführen. Auge, Fuß und Hand sollen wir das Handwerk legen, wenn sie durch böse Gedanken und Gefühle, gegen die wir uns nur mit äußerster Kraft wehren können, zu schlimmer Tat herausgefordert werden.
Ganz sicher will Jesus uns nicht auffordern, uns zu Krüppeln zu verstümmeln. Aber dieses drastische Bild zeigt, welche Anstrengungen wir nach dem Willen Jesu unternehmen sollen, um uns vor Bösem zu bewahren. Denn was uns gelegentlich zu negativem, bösartigem und gemeinem Handeln veranlassen will und treibt, ist nicht mit der „linken Hand“ ruck-zuck beiseite zu schieben.
Dort, wo unser Herz durch Verletzungen verbittert ist, bedarf es eines inneren Ringens, um nicht Rache aufkommen zu lassen oder Feindschaft für alle Zeiten aufzubauen. Eine geballte Faust öffnet sich nicht von allein. Ein giftiges Herz schwitzt den Grimm nicht über Nacht von selbst aus.
Oder wenn uns ständig Anerkennung verweigert wird, neigen wir nicht selten dazu, uns in den Vordergrund zu bringen durch das Madig-Machen anderer oder durch das Hervorheben ihrer Schwächen. Bei geringer Wertschätzung durch andere trotzdem ihnen gegenüber im Wohlwollen zu verbleiben, ihnen fair, loyal und positiv zu begegnen, bedarf immer wieder eines Kraftaktes.
Gleiches gilt für die Geduld. Jesus spricht von den „Kleinen“, den Zaghaften, Ängstlichen, super Vorsichtigen. Für die Starken und Selbstbewussten ist das Zögern und Zaudern dieser „Kleinen“, ihre endlose Unentschiedenheit oft nicht zu begreifen. Aber sie sind erst einmal, wie sie sind. Unentwegt Druck auf sie auszuüben, hilft nicht weiter. Nur, immer wieder Geduld mit ihnen aufzubringen, kostet wahrhaft Nerven und enorme Kraft.
Das Gute kostet Anstrengung
Aber genau um diese Anstrengung geht es Jesus. Wer echt und lebendig Jünger Jesu sein will, muss auch zur Mühe bereit sein und mit sich selbst kämpfen und ringen.
Vielleicht könnten wir die Botschaft des heutigen Evangeliums an uns so beschreiben: Es gibt die zwei Seiten am Christsein – einmal das fröhliche, locker leichte Gutsein, das wenig Kraft kostet. Dies schon einmal zu tun, ist sehr wertvoll. Es bringt viel Freude unter die Menschen: hilft, richtet auf, schafft herzliche Verbundenheit, lässt aufatmen, schenkt Zuversicht. Herzliches Gutsein, selbst dort, wo es Mühe kostet, lässt uns die Mühe gar nicht als Last empfinden. Die eigene Freude über das von uns erbrachte Schöne und Gelungene überdeckt die aufgewendete Mühe mit Glanz und Leichtigkeit.
Dem Bösen nicht nachgeben
Auf der anderen Seite spüren wir, dass es auch die Neigung zum Bösen in uns gibt. Leider können wir auch das Böse oft locker und leicht vollbringen. Das gängige Böse bedarf keiner besonderen Anstrengung. Und wer dem Bösen willig nachgibt, der leidet auch nicht an dem, was das Böse anrichtet. Hier bei uns anzusetzen, darum geht es Jesus. Dem Bösen in uns sollen wir den Kampf ansagen und ihm keine Chance gewähren. Wo es nötig ist, ihm Gewalt antun, um dem sich meldenden bösen Gedanken, Gefühlen, Stimmungen Fesseln anzulegen und die Herrschaft zu entreißen.
Wenn Jesus für unsere üblichen Konkurrenzkämpfe um Ansehen, Macht und Ehre auch nichts übrig hat, den Konkurrenzkampf zwischen Gut und Böse in uns unterstützt er voll und ganz und verleiht uns obendrein viel Kraft, dem Guten den Sieg zu verleihen.
Den Armen und Kleinen dienen
Ein hohes Maß an Souveränität
Heftig, die heutigen Jesusworte! Fast in jedem Vers eine verbale Keule. Zuerst geht es Markus offensichtlich um den Umgang der Gemeinden mit Randgruppen. Das Jesuswort „Hindert ihn nicht!“ ist der pure Gegensatz zur Ansicht seiner Jünger. Sie sind der Meinung, dass dieser „jemand“, der im Namen Jesu Dämonen austreibt, also heilt, außerhalb ihrer Gemeinschaft steht. Sie verstehen Jesus nicht, dass er sich nicht von ihm abgrenzt oder ihm das Auftreten in seinem Namen verbietet.
Der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomos erläutert diese Stelle im Evangelium in folgendem Sinn: Offensichtlich wollte der Herr, dass sein Name auch durch Unwürdige verbreitet wird. Kardinal König sagte einmal. „Ich glaube nicht daran, dass die Kirche dadurch besser wird, dass man alle sogenannten Fernstehenden aus ihr vertreibt.“ Ein solcher Umgang verlangt ein hohes Maß an Souveränität. Da gibt es keine Angst vor anderen Meinungen, vor einer Infragestellung der eigenen Überzeugung. Wieviel friedlicher und angenehmer für alle Beteiligten wäre doch so eine Gesprächskultur in unseren Gemeinden, in unserer Gesellschaft?
Ein Herz für die Kleinmütigen
Gleich darauf nimmt Jesus dann die „Kleinen“ in Schutz. Das sind oft die, die selbst verunsichert sind, eventuell überreagieren, um ihre Schwäche mit nicht angebrachter Härte zu überspielen. Sie schlagen oft wild um sich wie Ertrinkende, die nicht schwimmen können. Jesus hat eben auch ein Herz für die, die in Wirklichkeit kleinmütig und unreif sind und warnt die Stärkeren davor, denen ein Ärgernis zu werden. In den nächsten Zeilen kommt vier Mal das Wort vom Verführen vor. Im Griechischen steht dort σκανδαιζω, das mit unserem Wort Skandal verwandt ist. Ein Skandal ist nach unserem Sprachgebrauch etwas Unerhörtes, zu Verwerfendes, etwas, das aufregt, weil wir es als nicht richtig empfinden. Und um dieses, etwas als nicht richtig empfinden, geht es Jesus. Die Rede von der Hand, Aug und Fuß ist nicht wörtlich, sondern bildhaft zu verstehen. Dem gläubigen Juden waren Selbstverstümmelungen verboten. Es geht dabei um unsere innere Einstellung.
Der Wurm, der nicht stirbt
In einer Parallelstelle bei Lukas heißt es: „Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet“ (Lk 17,1). Von Schuld wird man immer bei dem sprechen können, der sich dessen, was er tut, auch bewusst ist. Jesus ermuntert nicht die reifen und starken Persönlichkeiten, aufgrund ihrer Begabungen und Mittel ihren Standpunkt durchzusetzen, die Schwachen dabei vielleicht geschickt zu manipulieren. Nein, er trägt ihnen auf, in sich hinein zu hören, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln, eben nicht der Versuchung zu erliegen, sich über die Schwachen hinwegzusetzen. Sollten sie dabei nicht auf ihr Gewissen hören, droht er ihnen – wie wir umgangssprachlich sagen – mit dem G’wissenswurm. Er prophezeit ihnen, dass ihr eigenes Gewissen ihnen ihre Unbarmherzigkeit nicht vergessen lässt.
„Dienet den Armen mit großer Milde und Hochachtung“
Noch ein Gedanke zum Jesuswort mit dem Becher Wasser. Allen die ihn denen reichen, die, wie Paulus im 2. Korintherbrief schreibt, Christus gehören, verspricht er reichen Lohn. Ein Glas Wasser ist für den, der Durst hat, sehr viel, aber zumindest unter unseren Verhältnissen kostet es praktisch nichts. Die Haltung aber, die hinter dieser Gabe steht, ist tätige Liebe. Wenn der heutige Tag nicht ein Sonntag wäre, würde die Kirche den hl. Vinzenz von Paul, den großen Heiligen der Nächstenliebe feiern. Von ihm stammt die Aufforderung „Dienet den Armen mit großer Milde und Hochachtung“.
Ein prophetisches Volk Gottes werden
Wenn doch alle Propheten wären!
Das Volk Israel zieht durch die Wüste. Mose wählt sich 70 Älteste aus, um sein Volk zu leiten. Er bestellt sie ins Offenbarungszelt. Der Herr kommt in der Wolke und der Geist Gottes legt sich auf die siebzig. Zwei aber verschlafen das Treffen im Offenbarungszelt und bleiben zu Hause. Doch auch sie gerieten in ihrem Zelten in Verzückung. Da ereifern sich ein paar junge Leute, darunter Josua, und bestürmen den Mose: Hindere sie daran, denn sie sind ja gar nicht gekommen. Doch Mose: „Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!“
Auch die Jünger- heute im Evangelium - beginnen kleinlich zu rechnen: „Jesus, es gibt jemand, der in Deinem Namen Dämonen austreibt, ohne mit uns bei Dir zu sein. Hindere ihn, Herr!“ Jesus erwiderte: „Hindert ihn nicht! Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns!“ Der Geist ist größer als Eure eifersüchtigen Gedanken.
Dann verweist Jesus in dem Beispiel vom Becher Wasser auf die Würde und Größe der Jünger, die das Privileg haben, bei Jesus zu sein. „Wer Euch auch nur einen Becher Wasser schenkt, weil ihr meine Jünger seid, der wird großen Lohn haben!“ Jünger sein bei Jesus, wie es auch wir sind – ist etwas Großes.
Die Grundberufung steckt auch in uns durch die Taufe und Firmung. Was tut der Prophet? Wir hörten in den Lesungen vom Lobpreis, der die Glaubens- und Liebeskraft die Menschen erfüllt. Die 70 Ältesten sollten dem Moses helfen, das Volk nach Gottes Weisung zu leiten. Es soll sich stets neu für den treuen Gott Israel entscheiden. Es war ja zu verführerisch, zu Götzen und Ersatzgöttern, wie sie rings herum verehrt wurden, abzugleiten.
Die Ältesten mussten eifernd Sorge tragen, dass Jahwe als der einzige wahre Gott, als Schöpfer des Himmels und der Erde, angebetet wurde. Ihm mussten nach der Vorschrift der Väter die rechten Opfer dargebracht werden. Besonders mussten sie die Stimme erheben, wenn Gottes Gebote missachtet wurden, wie das Sabbatgebot und die Gebote gegen das Zusammenleben. Das Laster der Habsucht versuchte sich schnell einzubürgern. Schwache und Kleine, Witwen und Waisen, begann man zu betrügen und habgierig auszubeuten, weil sie sich nicht wehren konnten. Im Namen Jahwes, der selbst auf Seite der Wehrlosen steht, sollten die Erwählten des Mose Einhalt gebieten.
Ein prophetisches Volk Gottes werden
Wie sind wir ein prophetisches Volk? - Können wir uns begeistern lassen von der Treue unseres Gottes, der uns abgrundtief liebt? Kommen wir darüber mit jemand ins Gespräch? Steht unser Inneres hinter unseren Worten?
In den Medien hören wir von zahllosen freiwilligen Helfern für die Flüchtlinge. Sie leben die allgemeine Geschwisterlichkeit der Menschen vor dem gleichen Gott, dem Gott und Vater aller Menschen. Diese Helfer sind Christen und Nichtchristen, Leute verschiedener Weltanschauungen.
Manche Christen haben die Angst überwunden, Asylanten an sich heranzulassen: Sie öffnen ihre Häuser, bieten freien Wohnraum an, den man nicht dringend selber braucht, spenden großzügig. Sie setzen die große Gerichtsfrage Jesu am Weltgericht an uns um: "Ich war obdachlos und ihr habt mich aufgenommen." (vgl. Mt 25,35). Ihnen gilt schon jetzt die Verheißung: Kommt Ihr Gesegneten meines Vaters! (vgl. Mt 25,34).
Wie in der Schrift heute in Lesung und Evangelium sehen wir, dass zahllose Menschen auf die Stimme des Gottesgeistes hören: In der Politik, im sozialen Bereich, im Aufbau des menschlichen Zusammenlebens, in der Medizin. Mose meint dazu: Wie gut, wenn doch alle aus dem prophetischen Geist leben würden! Jesus lobt: "Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns." (Mk 9,49).
Bereit zum Mitmachen
Will ich, dass Gottes Geist durch mich wirkt? Will ich beitragen, dass Menschen neugierig auf Gott werden? Will ich als Christ prophetisch leben und lasse ich mich von Papst Franziskus inspirieren? Denn Christsein ist nicht eine zusätzliche Möglichkeit, die das Leben bereichert. Es ist alles in Christus! Gott braucht mich dazu, mit meiner Art und Möglichkeit. Du und ich, begabt mit Gottes Geist, können etwas tun und haben was zu sagen!
Die Kehrseite der Charismen
Wie ein Mühlstein...
Wie ein Mühlstein lastet der fahrlässige Umgang mit Priestern und Ordensleuten, die sich des Missbrauchs ihnen anvertrauter Jugendlicher oder Erwachsener schuldig gemacht haben, auf der Kirche. Die Fakten und Zusammenhänge sind zu komplex, um sie an dieser Stelle ausreichend zu analysieren und aufarbeiten zu können. Wo immer die Vorwürfe zutreffen, lösen sie Abscheu und Erschütterung aus. Die Auseinandersetzung mit einzelnen Fällen hat gezeigt, dass es dabei meist nicht nur um Missbrauch im Bereich der Sexualität geht, sondern um den Missbrauch eines Vertrauensverhältnisses und um den Missbrauch eines Vertrauensvorschusses, den jemand auf Grund seines Amtes oder seiner Stellung genießt.
Das Bildwort vom Mühlstein, das wir heute im Evangelium gehört haben, ist vor dem Hintergrund derartiger Fakten gut nachvollziehbar, auch wenn damit noch nicht alles gesagt ist. Sieht man sich die persönliche Geschichte eines Täters näher an, entdeckt man nicht selten Zusammenhänge, die es nicht zulassen, dass man ihnen allein die Schuld anlastet. Manches davon lässt uns ratlos zurück. Trotz Mühlstein-Wort glaube ich an die Barmherzigkeit Gottes und die Möglichkeit der Vergebung. Diese darf aber nicht zum Vorwand für eine Verharmlosung werden.
Sich selbst verstümmeln?
Schwerer einzuordnen als das Wort vom Mühlstein sind die Aufforderungen Jesu, sich lieber selbst zu verstümmeln als unversehrt dem Gericht Gottes zu verfallen.
Um diese Worte zu verstehen, halte ich es für notwendig, auf den Zusammenhang des ganzen Abschnittes zu schauen. Am vergangenen Sonntag haben wir die Vorgeschichte dieser harten Rede Jesu vorgetragen bekommen. Während Jesu Gedanken um sein bevorstehendes Leiden, den Tod und die Auferstehung in Jerusalem kreisten, beschäftigten sich die Jünger mit der Frage, wer von ihnen im kommenden Reich Gottes welche (Macht-)Position einnehmen werde. Jesus demonstriert am Beispiel von Kindern, dass die eigentliche Größe vom Kleinsein und Dienen komme. Ihm geht es darum, die in diesem Sinne "Kleinen" um sich zu sammeln und nicht darum, eine mächtige Bewegung aufzubauen. Wer diesen "Kleinen" auch nur einen Becher Wasser reiche - ob er sich zu den Jüngern und Jüngerinnen rechnet oder nicht - werde nicht um seinen Lohn kommen. Wer hingegen einem dieser "Kleinen" schade - in welcher Weise auch immer - werde dem Gericht Gottes überantwortet.
Mit den Kleinen sind hier nicht nur die Kinder gemeint, sondern die Bedeutungslosen und Schwachen in der Gefolgschaft Jesu. Für sie da zu sein, darauf kommt es an. Die Versuchung, diese Kleinen als Steigbügel für den eigenen Aufstieg bzw. für den eigenen Egotrip zu missbrauchen, ist für alle gegeben, die sich selbst groß machen und verwirklichen wollen.
Die Kehrseite der Charismen
Jede Begabung, jedes Charisma hat auch eine Kehrseite und kann zur Versuchung werden. Es ist gut und notwendig, dass Menschen andere führen und leiten können. Wer andere führt und leitet, achte aber darauf, wohin er sie führt. Jede Machtposition beinhaltet auch die Versuchung zum Machtmissbrauch.
Missbrauch hat viele Facetten und darf nicht auf den sexuellen Missbrauch allein fixiert werden. Es gibt Zeitgenossen, die polieren ihr Image mit Geld, das nicht ihnen gehört. Andere gefallen sich in der Rolle des Meinungsmachers oder Gurus, der von allen um Rat gefragt wird und der um keinen Rat verlegen ist. Wieder andere blenden als Star oder Wunderwuzzi...
Gerade im religiösen Bereich gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, seine Rolle zu missbrauchen. Und dies gilt nicht nur für Priester. Dies gilt für alle, die ein Amt oder einen Dienst in der Kirche wahrnehmen. Der geistliche Berater ist unter Umständen versucht, in der geistlichen Begleitung seine eigenen Interessen oder die der Kirche zu verfolgen und das seelische Wohl des Ratsuchenden aus dem Blick zu verlieren. Der Liturge und alle Mitwirkenden in der Liturgie können versucht sein, mehr sich selbst oder die Größe der Kirche zu zelebrieren als das Lob Gottes. Ordensleute sind versucht, das Image ihrer Organisation höher zu stellen als das Heil der ihnen Anvertrauten. U.v.a.m.
Fließende Grenzen
Die Grenzen zum Missbrauch sind fließend. Dass ein Gemeinwesen funktioniert, dazu braucht es viele Begabungen und Fähigkeiten, die gefunden, geweckt und gepflegt werden müssen. Für jeden, der seine Möglichkeiten für die Gemeinschaft der Kirche einsetzt, müssen wir froh und dankbar sein. Es wäre genauso falsch, seine Talente zu vergraben, belehrt uns Jesus an anderer Stelle. Jede Begabung kann sich aber auch verselbständigen und das Ziel der Gemeinschaft, dem sie dienen soll, aus den Augen verlieren. In manchen Fällen kann eine Begabung, ein Charisma sogar zum Schaden anderer werden. Davor möchte Jesus seine Jüngerinnen und Jünger bewahren. Seine drastischen Worte zeigen, dass es dabei nicht nur um Ausrutscher oder Kavaliersdelikte geht. Unter Umständen können die Fehler Einzelner das Ganze gefährden und zum Mühlstein werden.
Wie damit umgehen?
Wir müssen uns hüten, aus der Möglichkeit des Missbrauchs falsche Konsequenzen zu ziehen. Falsch wäre es meines Erachtens, zum Schutz vor Missbrauch neue Tabus aufzubauen. Der beste Schutz ist, dass wir über alles, was uns bewegt, offen reden. Auch über heikle Themen wie Sexualität und Machtverteilung. Dazu braucht Aufrichtigkeit, Feinfühligkeit, Diskretion, aber auch den Mut, wichtige Fragen offen anzusprechen.
Jesus spürt genau, was seine Jünger bewegt und worüber sie hinter seinem Rücken sprechen. Er spricht es offen aus und an. Er legt ihnen seine Vorstellungen vom Umgang mit Fragen der Machtausübung im Reich Gottes dar. Er mischt sich ein, redet, argumentiert und spielt seine göttliche Autorität nicht aus. – Da gibt es für uns noch manches zu lernen.
Die Kirche Jesu Christi ist diakonische Kirche
Die Mitte hat es in sich
Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an Ihren Schulunterricht und das, was Sie alles auswendig lernen mussten oder sogar auch noch auswendig lernen müssen. Eine von vielen Definitionen, die ich lernen musste, war diese: "Ein Kreis ist die Menge aller Punkte, die von einem Punkt, dem Mittelpunkt, den gleichen Abstand haben." Und ich weiß noch gut, wie ich mir als Jugendlicher wünschte, dass dies in der Weltgemeinschaft doch genauso sein könnte. Beim Zirkeln zeichnete sich dann vor mir auf dem Papier das ab, was auch vielfach eine Wirklichkeit in unserer Gesellschaft ist: Der Mittelpunkt dient als Ausgangspunkt für die Randbestimmung!
Aber nicht nur in der Geometrie spielt die Mitte eine Rolle: In der Zeit der "Lebensmitte", das wissen wir, verengen sich die Wege. Es ist eine Übergangszeit, die für uns körperliche Veränderungen und neue Verantwortungen mit sich bringt. Dazu zählt die Fürsorge für die Enkelkinder ebenso wie das Dasein für die älter werdenden Eltern.
Und auch das gibt es: Viele ziehen nach der ersten Lebenshälfte Bilanz und wagen einen neuen Aufbruch in der Lebensmitte und sagen: "Jetzt oder nie!"
Wenn wir bisweilen von einem Menschen sprechen, der seine Mitte gefunden hat, dann meinen wir damit zumeist einen ausgeglichenen, in sich stimmigen Menschen.
Der Mensch, von dem unser Evangelium heute erzählt, war dies wohl schon lange nicht mehr; er hatte seine Mitte verloren. Er war aus der Mitte herausgefallen. Für ein "Jetzt oder nie!" fehlte ihm nicht nur der Mut, sondern auch die Kraft. Ich möchte Sie gerne einladen, sich mit mir ein wenig in diesen Menschen hinein zu versetzen.
Ein Mensch, der seine Mitte verlor
Für den Mann im Evangelium, es könnte auch genauso gut eine Frau gewesen sein, war es ein schlimmer Schicksalsschlag, der nicht nur die Hand leblos werden ließ, sondern allmählich seinen ganzen Körper erfasste, und was ihn wohl noch mehr schmerzte, auch seine Seele. Vielleicht hatte er, bevor ihn dieser Schicksalsschlag ereilte, noch Freunde gehabt, vielleicht hatte er vor seinem Unglück noch vieles in die Hand genommen mit der ihn einst auszeichnenden Kreativität. Und nun war alles anders geworden, - nicht von heute auf morgen, sondern Tag für Tag verdorrte er mit der körperlichen Krankheit auch seelisch immer mehr, fühlte er sich in seinem Menschsein reduziert.
Wir kennen das gut, wenn wir oder Menschen um uns herum von Krankheiten oder Schicksalsschlägen heimgesucht werden.
Allerdings: Im Evangelium ist dieser Mensch dort anzutreffen, wo heute die wenigsten Außenseiter der Gesellschaft zu finden sind: Im Gotteshaus, damals in der Synagoge. Hier traf man sich! Hier pulsierte das Leben, hier wurde gebetet und gesungen, so wie heute, hier wurden die Lehren und Gesetze der Thora verlesen, - hier wurde verkündet, was den Schriften gemäß am Sabbat, dem jüdischen Feiertag, sein durfte, und was zu unterbleiben hatte.
Und an diesem Tag war Sabbat. Der in seinem Menschsein reduzierte und äußerlich und innerlich verdorrte wusste: Heute hatte er keine Chance, geheilt zu werden. Heute war Gottesdienst angesagt! Heute musste in der Synagoge der Glaube gefeiert werden!
Heute hörte er zwar wie an den anderen Festtagen, die ermutigenden Worte von dem Gott, der die Freiheit seiner Geschöpfe will, und der möchte, dass sie wenigstens einmal in der Woche aufatmen sollen und dass der Sabbat für den Menschen und zu seinem Heil-Werden da ist ...! - Aber er wusste auch: die Menschen schienen im Laufe der Zeit dies immer mehr zu vergessen... Nein! Heute hatte er keine Chance auf Heilung.
Jesus stellt den Not Leidenden in die Mitte
Und genau diesen Menschen, so haben wir es vorhin gehört, der von den Vielen übersehen wurde, sieht Jesus. Er nimmt ihn wahr in seiner prekären Lebenssituation. Und dann wagt er das schier Unmögliche: Jesus stellt ihn die Mitte der Synagoge. Und das heißt im Grunde: Jesus stellt diesen Menschen an den Platz, der sonst dem Wort Gottes, der Thora, vorbehalten ist.
Damit macht Jesus den Umstehenden von damals ein für allemal deutlich, dass über der buchstabengetreuen Beobachtung des Gesetzes die Freiheit seines liebenden Herzens steht, und dass Gott eigentlich nicht gedient wird, wenn die Not des anderen Menschen übersehen wird, weil Gott jederzeit - an jedem Tag und zu jeder Stunde - vor allem auf das Wohl des Menschen bedacht ist, - dass es also keine Zeit gibt, zu der Gott vom Menschen erwartet, dass er der Mensch, ihm den Vorrang einräumt: Gottesdienst ist zu aller erst Menschendienst!
Das ist der Kern des ganzen Evangeliums Jesu. Der rote Faden, der sich durch sein Leben und Wirken hindurch zieht. Das ist der Boden, auf dem wir stehen, die Grundlage allen Tuns in Kirche und Gemeinde: den Menschen in die Mitte stellen und damit dem Menschen in Not den Stellenwert geben, den Gott ihm gegeben hat. Von Anfang an.
Die Kirche Jesu Christi ist diakonische Kirche
Wissen wir noch um diese Grundlagen? In unserer Kirche und unseren Gemeinden beschäftigt uns so vieles. Manchmal werde ich den Verdacht nicht los: Wird das Nebensächliche zur Hauptsache und die Hauptsache zur Nebensache degradiert? - Und zu einem großen Teil sind wir auch mit uns selbst beschäftigt! Jedoch: Ist das, was uns antreibt der Auftrag des Evangeliums, im Geist Jesu Christi den Menschen vom Rand weg in die Mitte zu holen?
In seiner Enzyklika "Deus caritas est" schreibt Papst Benedikt ganz unmissverständlich: "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtstätigkeit, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Ausdruck ihrer selbst." (Dce 25). Damit wird deutlich: Gottes Liebe gilt nicht zuerst festlicher Liturgie mit Weihrauch, Chorgesang und "Orgelgebrause". - Freilich: es ist gut, dass es das gibt, weil mir all das auch hilft, mich für Gott zu öffnen und meinen Lobpreis zum Ausdruck zu bringen! - Dennoch:
Gottes Liebe gilt dem Alltag, dem, was Menschen - mit Leib und Seele - ausmacht. Christlicher Glaube und christliches Handeln werden dort "handfest" wo es genauso handfest zur Sache geht:
Z.B. in der Schuldnerberatung, im Migrationsdienst oder in der Arbeit mit alten Menschen wird die christliche Einstellung spürbar. Weil dort Menschen wie im Evangelium in der Mitte stehen.
Christliche Einstellung wird also nicht erst im Feiern eines Gottesdienstes sichtbar. Das fängt viel früher an! In ganz alltäglichen Bezügen - im Beratungsgespräch ebenso wie in einer Kinderfreizeit oder einem Hausbesuch. Dort zeigt sich diejenige Liebe Gottes in den Menschen, von der die Verkündigung hier in der Kirche spricht und die der Gottesdienst feiert.
Deshalb verhilft die Enzyklika, nicht nur dazu die alltägliche Caritas-Arbeit, sondern alles was Menschen füreinander tun in ihrer Bedeutung zu schätzen. Jeder kann sich im Zentrum kirchlichen Lebens wissen - selbst dann, wenn das Wort Gott bei ihrem alltäglichen Handeln nicht fällt. Papst Benedikt macht in seiner Enzyklika immer wieder deutlich: Gott zeigt sich mit seiner Liebe im Alltag - und das besonders in der Haltung derjenigen, die seine Liebe weitergeben.
"Deus caritas est" spricht von verschiedenen Stufen der Verkündigung: "Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach nur die Liebe reden zu lassen." (Dce 31)
Vielen Menschen erscheinen Kirche und Caritas in Deutschland als eine Art "Großkonzern", die den "Kleinen" übersieht, die Worte verkündet, die mit dem Alltag der Menschen nichts mehr zu tun haben und denen man durchaus mit Vorbehalt und damit auch mit Vorsicht begegnet. Anders ist es, wenn Menschen von der Kirche "Gesichter" sehen - und nicht nur das des Papstes, des Bischofs, des Pfarrers!
Beispiele für den Einsatz für Menschen in Krisensituationen
Das ist hier in dieser Gemeinde und an vielen anderen Orten so, wo Menschen immer wieder bereit, einen Teil ihrer Zeit zu verschenken, um kranke und einsame Mitbürgerinnen und Mitbürger zu besuchen oder ihnen hilfreiche Dienste zu leisten. - Meist oft im Stillen, ganz unspektakulär! Meist oft so, dass das, was getan wird, nicht an die große Glocke gehängt und von den Spatzen von den Dächern gepfiffen oder gar im Pfarrbrief veröffentlicht wird. Andere treffen sich regelmäßig mit Fremden, um ihnen hierbei ein wenig die Schritte in eine neue Heimat zu erleichtern. Oder Menschen sind bereit, sich in verschiedenen Gremien für soziale Belange zu engagieren.
Ihr Dienst ist für viele Menschen, besonders für die, die sich schwer tun mit dem Glauben und der Kirche, ein unverzichtbares Glaubenszeugnis, von dem Gott, der den Menschen in seiner Not nicht allein lässt und damit zugleich eine elementare Erfahrung, die Zugänge zum Glauben eröffnen bzw. nach schlimmen Erfahrungen wieder eröffnen kann.
Paulus hat es im Jakobusbrief, unserer Lesung, auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt: "So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat." (Jak 2, 17)
Aber Sie alle, kennen auch Situationen, in denen uns Schicksale der Menschen auch in unseren Werken, die wir für sie tun, überfordern können. Schnell werden wird dann zu "hilflosen Helfern". In all diesen Situationen unterstützt der Caritasverband die Gemeinden und wirkt mit den haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen- und Helfern zusammen.
Wenn ich mit unserem Evangelium von "verdorrten Menschen" spreche, dann denke ich an
» den arbeitslosen Familienvater, dem die Caritas-Schuldnerberaterin Wege aus der Überschuldung aufzeigt und so ihm und zugleich seiner ganzen Familie Hoffnung gibt;
» das alte, pflegebedürftige Paar, das durch die Hilfe der Sozialstation zusammen in seiner Wohnung bleiben kann;
» den Jugendlichen im sozialen Brennpunkt, der in einem Beschäftigungsprojekt Arbeit und damit eine Chance für seine Zukunft erhält;
» den Fremden, der aus welchen Gründen auch immer in unser Land gekommen ist, dem geholfen wird bei Behördengängen und beim Erlernen unserer Sprache und Lebensart.
Er kann die Erfahrung machen, dass die große Mehrheit der Deutschen gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und gegen jeden Rassenwahn ist;
» die junge Familie mit ihrem Kleinkind, der die Pfarrgemeinde unbürokratisch materielle Unterstützung gegeben hat;
» die junge Frau, die in einer scheinbar ausweglosen, verzweifelten Situation in einer der kath. Schwangeren- und Schwangeren-Konflikt-Beratungsstellen Rat und Hilfe findet.
Diese Hilfen, die ich hier nur als Beispiele für die zahlreichen Dienste der Caritas genannt habe, werden mitgetragen durch die alljährlich wiederkehrende Caritas-Sammlung und die Caritas-Kollekte.
Natürlich: Einen Menschen vom Rand in die Mitte holen, das ist zuerst eine innere Haltung. Allerdings, und das wissen wir alle, geht das oft nicht ohne die notwendigen finanziellen Mittel, um fundamentale Rahmenbedingungen zu ermöglichen, dass kompetent und dauerhaft geholfen werden kann bzw. dass Hilfe zur Selbsthilfe möglich wird.
Die einen Spenden wertvolle Zeit, - die anderen Geld. Manche spüren auch das Geld, das sie für andere geben. Beides, das Geld und die Zeit, also das, was von Ihnen vor Ort für den Menschen in Not getan wird, schafft die Voraussetzung dafür, dass Menschen wieder vom Rand in die Mitte des Lebens kommen können und neues Leben möglich wird.
Damit wird für diese Menschen die Liebe Gottes, und das ist Caritas im ursprünglichen Sinn, erfahrbar. Alle großen Ideale, alle Ideen, die wir in unserem Sozialstaat und in der Kirche haben, um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können, müssen sich messen lassen an der täglichen Zuwendung, an der Bereitschaft, jemanden anzusehen, um ihm Ansehen zu vermitteln.
Die herrliche Freiheit der Kinder Gottes
Das geht zu weit
Das geht zu weit, dass so ein Typ Dämonen austreibt, und dann auch noch in Jesu Namen. Die Jünger sind entsetzt - oder vielleicht nur aufgeregt? Womöglich besorgt?
Entsetzt könnten sie sein, weil ein Fremder sich mit einem fremden Namen schmückt und Jesus in die Quere kommt. Sozusagen in ihrem Teich fischt. Da wollen sie lieber unter sich bleiben. Es ist doch ihr Jesus.
Aber sie könnten auch richtig aufgeregt sind, weil der Name Jesu, kaum dass er ausgesprochen wird, sogar Dämonen bannt. Das wirkt wie eine Probe aufs Exempel, ein objektiver Beweis, sozusagen, über alle Zweifel erhaben. Jetzt sehen es endlich auch mal die anderen, sogar die Fremden.
Dass sie besorgt sein könnten, finde ich auch nicht an den Haaren herbeigezogen. Wie soll es denn weitergehen, wenn neben und über Jesus hinaus die größten Zeichen geschehen - und wir nicht einmal mehr informiert oder gefragt werden? Ach, ihr wisst schon: Patentschutz. Und wenn schon: Wir möchten die Lizenz vergeben.
Meister, wir haben gesehen. . . So fängt eine Geschichte an, in der die Jünger ebenso ratlos wie überfordert, vorsichtig wie berechnend da stehen. Ihr habt längst gemerkt, wie sehr ich mich schon auf ihre Seite schlage. Wenn ich Jesus für uns reserviere - dann ist die Welt doch in Ordnung. Nicht auszudenken, wenn andere mit ihm - womöglich - auch noch Geschäfte machen und Geld nehmen. - Wir müssen die Kirche doch im Dorf lassen!
Versteckte gegenmenschliche Kräfte
Mal abgesehen davon, dass von Geld nicht die Rede ist, von Geschäften und Geschäftemacherei schon mal gar nicht, begegnen wir in dieser Geschichte sehr unterschiedlichen Figuren und Akteuren. Obwohl nicht viel erzählt wird, entsteht in unseren Köpfen ein farbenprächtiges Durcheinander. Dass von Jesus die Rede ist, überrascht uns nicht, dass die Jünger vorkommen, haben wir nicht anders erwartet. Nur der unbekannte - freche - Wundertäter bekommt kein Gesicht - und mit ihm auch nicht der arme Mensch, dem eine so gute Erfahrung zuteil wurde. Dabei hätten gerade diese beiden so viel zu erzählen: der eine von der schrecklichen Erfahrung, besessen zu sein - der andere, ihm die Dämonen zu vertreiben.
Apropos Dämonen: In Filmen spielen böse Geister gelegentlich sogar die Hauptrollen, während die vielen faszinierten Zuschauer längst nicht mehr an sie glauben - zumindest sagen sie das von sich. In der Realität aber haben Dämonen ihre Züge nur versteckt, ihre Schachzüge auch: Alles, was Menschen gefangen nimmt, sie unfrei macht, sie besetzt - besessen macht - ist dämonisch. Dämonisch im Sinn von übermenschlich, treffender: gegenmenschlich. Ein Tor, wer jetzt sagt, das gäbe es nicht.
Angst ist dämonisch, Vorurteile sind dämonisch, Hass ist dämonisch. Ein Merkmal dämonischer Mächte ist, sich sogar erfolgreich rationaler Kontrolle zu entziehen. Sich hinter angeblich plausiblen Gründen zu verbergen. Sich zu tarnen wissen. Die Geschichten vieler Menschen - und Völker - könnten jetzt unter uns aufstehen. Als Zeugen! - Ich müsste weglaufen - wenn sie es denn täten.
Geschichte einer großen Freiheit
Dass unser Evangelium die Geschichte einer großen Freiheit ist, fällt sofort auf. Kurz und bündig: Dämonen müssen vertrieben werden. Dafür gibt Jesus seinen guten Namen her. Ohne groß zu fragen. Ohne Bedingungen zu stellen. Ohne Exklusivrechte geltend zu machen. Dämonen müssen vertrieben werden!
Unausgesprochen bekommen Menschen in dieser Geschichte dann die Hauptrolle, die der Evangelist - übergeht.
Ich denke jetzt an einen Menschen, der von einem bösen Geist besessen ist. Es ist mir zwar unbehaglich, so zu reden, aber ein besseres Wort als "besessen" fällt mir auch nicht ein. Das Wort "besessen" veranschaulicht geradezu die Macht, die Übermacht, die sogar körperlich ihre Spuren hinterlässt. In den Gesichtszügen, in den Fußbewegungen, in der ganzen Körperhaltung. Dabei weiß ich gar nicht mal, was alles vorgefallen ist - jedenfalls erzählt der ansonsten sehr schweigsame Mann von schlechten Erfahrungen, die er in seinem Leben gemacht hat - mit anderen Menschen. Jetzt lebt er zurückgezogen und verbittert in seiner kleinen Welt, ohne gutes Wort, ohne offene Tür. Wenn es uns gelingt, ein Gespräch in Gang zu bringen - was schwer genug ist, kommt eine so große Enttäuschung heraus, dass mir ganz kalt wird. Sind Dämonen ansteckend?
Es ist mir nicht gelungen, das Eis zu brechen. Ein anderes, fast noch schöneres Wort als "böse Geister" vertreiben. Dass dann doch ein Wunder passierte, ist eine ganz eigene Geschichte. Einer Nachbarin, neu in dem Haus, gelang mit ihrer unbekümmerten und fröhlichen Art, das Vertrauen dieses Menschen zu gewinnen. Sie hat ihm etwas Gutes zu Essen gebracht, ihn zum Grillen hinterm Haus eingeladen - und ihn ihre Kinder hüten lassen. Die gingen dann irgendwann von selbst zu ihm - eine sonst verschlossene Tür ging auf einmal doch auf. Als Märchenerzähler, Mitspieler und Hausbär erobert er sich die Herzen der beiden Kinder. Ich weiß nicht, wer jetzt wen beschenkt, aber ich spüre einen Lufthauch: den guten Geist. Dass der ansteckend ist, macht den Dämonen sehr zu schaffen. Hat Jesus doch gesagt: Dämonen müssen vertrieben werden - und wenn es mit Kinderlachen ist.
Festhalten - vertreiben
Im landläufigen Sinn stellen wir uns Dämonen immer schrecklich vor. Wir geben ihnen Fratzen, Gebisse und Klauen. Die Menschen, die mit ihnen zu tun haben, sind nicht normal - und dann läuft auch schon ein Film ab, der kaum zu stoppen ist. Irr, verstört, durcheinander. Auch über sie legen wir Bilder: Fratzen, Gebisse und Klauen. Wir wissen, was normal ist - und was nicht. Mit diesem Wissen aber werden keine Dämonen vertrieben, sondern festgehalten, werden keine Menschen frei, sondern -verteufelt. Darf ich das so sagen? Die Dämonen nehmen uns mit auf ein Karussell - und lassen es immer schneller laufen.
Auffällig ist das schon: Bevor Dämonen ausgetrieben werden, werden sie auf einen Menschen gelegt, in einen Menschen verbannt, über einen Menschen ausgebreitet. Von alleine wagt sich kein Dämon an einen Menschen heran - sie werden gerufen. Womöglich herbeigesehnt. Man braucht sie. Mit ihnen ist alles so einfach zu erklären, vor allem, warum ein Mensch anders ist, ausgegrenzt wird und verdammt werden muss.
Dabei haben wir Menschen Fratzen, Gebisse und Klauen - nur frisiert, lackiert, kultiviert. Ein Glücksfall für die - bösen Geister.
Das kann gar nicht weit genug gehen
Meister, wir haben gesehen … So fängt eine Geschichte an, in der die Jünger - wie wir auch - ebenso ratlos wie überfordert, vorsichtig wie berechnend da stehen.
Es ist ein Glücksfall, auf die Menschen zu treffen, die der Evangelist hinter den Jüngern ein wenig versteckt hat: den besessenen, verlorenen Menschen - und den, der ihm in das Leben zurückgeholt hat. In Jesu Namen: es kann gar nicht weit genug gehen, als die Dämonen zu vertreiben. Das war immer schon sein Ding.
Er lässt sich nicht reservieren. Er lässt sich auch nicht schützen.
Er schenkt den Menschen die herrliche Freiheit der Kinder Gottes.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 90: Christus, du bist der helle Tag (3. Str.)
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 348: Nun bitten wir den Heiligen Geist
GL 389: Dass du mich einstimmen lässt (3. Str.)
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 453: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 477: Gott ruft sein Vok zusammen (3. Str.)
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
Psalmen und Kehrverse:
GL 584,4: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
GL 645,5+6: Alle wurden erfüllt mit Heiligem Geist und kündeten Gottes große Taten - Mit Psalm 147 - V.
- Einleitung5
Norbert Riebartsch (2024)
Gut oder schlecht – wie verhalte ich mich? Es gibt durch uns Menschen gutes Verhalten. Dies wirkt sich aus in einem Mehr an Freiheit und Leben für den Nächsten.
Wenn ich mich schlecht verhalte, enge ich dadurch den Raum für andere Menschen ein.
Manfred Wussow (2021)
Sie wissen, wie das ist, an etwas gehindert zu werden? Sie haben gute Ideen, Vorschläge und Vorsätze, sie haben sie geäußert, für sich geworben – und die Bedenken sind größer als das Vertrauen. Sie sind dann traurig oder ärgerlich oder einfach nur enttäuscht.
Heute feiern wir einen Gottesdienst, in dem Menschen die Hauptrolle spielen, die „verhindert“ werden sollen. Und nicht gehindert werden können. Sie sollen reden, sie sollen gehört werden, sie sollen die bösen Geister vertreiben.
Gottes Geist gleicht einer zärtlichen Hand, die sich uns auf den Kopf legt.
Darum bitten wir heute um seine Kraft, um seinen Beistand.
Hans Hütter (2018) - Gut und Böse
Gut und böse liegen oft nahe beieinander. Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Der Anfang des Bösen sieht meist harmlos aus. Es braucht ein gewisses Maß an Klugheit, um das Gute, das wir anstreben, auch zu erreichen und das Böse, das wir ablehnen, auch zu vermeiden. Bitten wir den Herrn um diese Klugheit und bitten wir ihn um Vergebung des Bösen, in das wir hinein verwickelt wurden.
Bernd Kösling (2015)
Die Wochenenden Ende September und Anfang Oktober sind geprägt von den Ernte- bzw. Erntedankfesten. Die Ernte des Jahres ist weitgehend eingefahren. Die Felder werden jetzt winterfest gemacht. Zeit Bilanz zu ziehen: Hat sich die Mühe des Jahres gelohnt? War alles in Ordnung? Müssen wir uns für das kommende Jahr neue Ziele setzen?
Was ist es uns wert? Diese Frage begleitet uns heute durch diesen Gottesdienst. Im Evangelium weist Christus uns mit drastischen Worten auf die Prioritäten hin: Es ist besser verstümmelt in das Leben zu kommen, als mit zwei Händen in das nie erlöschende Feuer.
Am Beginn dieser Hl. Messe sind wir eingeladen, den Herrn um Vergebung zu bitten. Vergebung für die Momente der vergangenen Woche, in denen uns anderes wichtiger war als das Reich Gottes.
Klemens Nodewald (2015)
Im heutigen Evangelium erleben wir einen Jesus, der Klartext redet. Bei allem Verständnis für die Schwächen, die wir Menschen haben, bei aller Güte zu uns, fordert er uns heraus, auch Mühe und Anstrengung auf uns zu nehmen. Dabei lenkt er unsere Augen weg von den anderen, damit wir erst einmal bei uns selbst anfangen. Die drastischen Bilder, die Jesus verwendet, lassen uns erahnen, mit welchem Ernst er uns herausfordern möchte.
- Kyrie6
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus Christus,
wenn wir deinem Wort folgen, geschehen viele gute Dinge unter uns.
Kyrie eleison.
Wer uns Gutes tut, schenkt uns damit deine Nähe auch wenn er sich nicht zu dir bekennt.
Christe eleison.
Du ermutigst uns, Gutes zu tun, warnst uns aber auch vor dem Bösen.
Kyrie eleison.
Manfred Wussow (2021)
Herr,
du verteilst deinen Geist, ohne vorher unsere Fähigkeiten abzuklopfen.
Wir lieben es aber, unsere Kreise zu schließen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du verheißt uns den Geist, der uns in die Wahrheit führt.
Dein Geist hat unter uns einen schweren Stand.
Christus, erbarme dich.
Herr,
in deinem Namen möchten wir böse Geister vertreiben.
Vorurteile und Ängste holen uns ein.
Herr, erbarme dich.
Die Weisung des Herrn ist vollkommen, *
sie erquickt den Menschen.
Das Zeugnis des Herrn ist verlässlich, *
den Unwissenden macht es weise
(Ps. 19,8)
Ehre sei Gott in der Höhe…
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du hast dir Menschen in deine direkte Nachfolge gerufen.
Herr, erbarme dich.
Du traust den Menschen, die sich auf deinen Namen berufen, viel zu.
Christus, erbarme dich.
Du hast denen, die deine Botschaft aufnehmen, zugesagt, immer bei ihnen zu sein.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2018)
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, um uns den Weg zum Vater zu weisen.
Herr, erbarme dich.
Du bist gekommen, um uns aus unserer Verwickelung in das Böse zu erlösen.
Christus, erbarme dich.
Durch deinen Tod am Kreuz hast du das Böse überwunden.
Herr, erbarme dich.
Bernd Kösling (2015)
Herr Jesus Christus,
du bist gekommen, den Willen des Vaters zu erfüllen.
Herr, erbarme Dich unser.
Du schenkst uns die Vergebung des Vaters.
Christus, erbarme Dich unser.
Du hilfst, den guten Weg zu gehen.
Herr, erbarme dich unser.
Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden,
gewähre uns der allmächtige und barmherzige Herr. – Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
du forderst uns auf, in unserem Bemühen um lebendig gelebten Glauben
nicht unbekümmert leichtfertig zu sein.
Herr, erbarme dich.
Bei allem Wohlwollen und aller Hilfe, die du uns schenkst,
erwartest du auch eigene sehr energische Anstrengungen unsererseits.
Christus, erbarme dich.
In unserer Mühe dürfen wir deines Beistandes immer gewiss sein.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er komme uns zu Hilfe mit seiner Kraft,
damit uns das Gute vielfältig und oft gelingt. - Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 26. Sonntag: Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
Großer Gott, du offenbarst deine Macht
vor allem im Erbarmen und im Verschonen.
Darum nimm uns in Gnaden auf,
wenn uns auch Schuld belastet.
Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
und zur Herrlichkeit des Himmels gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Erntedank: Wir danken für die Früchte der Erde
Wir danken dir, Herr, für die Früchte der Erde
und für das Walten deiner Vorsehung.
Lass auch die Früchte deiner Gnade in uns reifen:
die Gerechtigkeit und die Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: Zum Erntedank
Messbuch - TG 10. Sonntag: erkennen, was recht ist
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
MB Die Bittmesse
Messbuch - TG Bittmessen: halte fern, was uns schadet
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir,
ohne dich vermögen wir nichts.
Erweise allen, die zu dir rufen, deine Liebe.
Halte fern, was uns schadet,
und gewähre, was uns zum Heile dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Bittmessen
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Heiliger Gott,
dein Geist wirkt, wo er will.
Öffne uns den Blick für das Gute,
das durch Menschen in unserer Umgebung geschieht.
Durch Christus, unseren Herrn.
Werkbuch WGF (2004) - EG 26. Sonntag B: Nimm alles von uns, was uns von ihm trennt
Gott, unser Vater,
du zeigst uns in deinem Sohn den Weg zum Leben.
Nimm alles von uns, was uns von ihm trennt,
damit wir nie die Gemeinschaft verlieren
mit ihm, unserem Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
WB 26. Sonntag im Jahreskreis B
Norbert Riebartsch (2024)
Gott und Herr,
wir wollen das Gute für uns und dein Volk.
Manchmal geschieht es
und manchmal kommt es zum Gegenteil.
Lass uns in dieser Feier deine Worte aufnehmen
und zum guten Samen werden.
Mach uns offen für die Wahrnehmung der Stolperfallen
und lass uns sie umgehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Du, Herr,
vertraust darauf, dass wir unseren Weg mit dir finden.
Dein Auftrag an uns ist es,
diesen dort zu erfüllen,
wo du uns hinstellst.
Wir sollen mit wachen Augen immer wieder neu schauen,
was die Zeit von uns fordert
und getrost unseren Weg gehen –
hier und überall, wohin du uns rufst.
Schenke uns dazu deine Kraft
und die Offenheit der Bereitschaft.
Der du mit uns gehst, heute und alle Zeit. - Amen.
Messbuch der Altkatholiken (2015) - Gott, Du bist mächtig in Deinen Zeichen
Gott, Du bist mächtig in Deinen Zeichen.
Leg deinen Geist auf dein ganzes Volk.
Wecke uns auf aus Trägheit und Oberflächlichkeit,
und lass uns deine Zeugen sein,
dass die Welt dich erkenne und an den glaube,
den du gesandt hast,
Jesus Christus,
deinen Sohn und unsern Bruder,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
(Messbuch der Altkatholiken S. 473)
- Fürbitten11
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus Christus,
du hast die Menschen gesucht und ihr Leben bereichert.
Tue es auch jetzt, wenn wir dich bitten und zu dir rufen:
Mache das Leben der Menschen reicher.
Sei bei den Menschen, die in den letzten Wochen Opfer der Überschwemmungen wurden.
Sei bei den Menschen, die mit aller Kraft im Wiederaufbau helfen.
Sei bei den Menschen, deren Not uns vor Jahren berührt hat und die nun vergessen sind.
Sei bei den Menschen, die in ein emotionales Loch gefallen sind.
Sei bei den Menschen, die das Gefühl haben »Nichts ist gut«
Sei bei den Menschen, in deren Herzen Traurigkeit lebt.
Sei bei den Menschen, die nichts sehen, wofür sie dankbar sein können.
Herr,
wir glauben, dass du auch heute an den Lebenden wirkst wie an den Verstorbenen, die dich schon von Angesicht zu Angesicht schauen. - Amen.
Renate Witzani (2024)
„Eine offene Kirche für alle“ steht über dem Reformprozess, den Papst Franziskus mit der Weltsynode angestoßen hat. Darüber werden sich Bischöfe, Ordensleute, Theologen und Laien in den kommenden Tagen in Rom austauschen.
Um die Kraft seines Geistes für die Synode lasst uns Gott gemeinsam bitten:
Deine Botschaft ist für alle Menschen bestimmt.
Hilf deiner Kirche, nicht exklusiv und eng zu denken.
Dein Wirken ist immer auch auf Zukunft angelegt.
Hilf uns, festgefahrene Standpunkte zu überwinden und Neues zu wagen.
Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und das Teilen der gleichen Meinung verleihen oft trügerische Sicherheit.
Hilf uns, auf Andersdenkende zuzugehen und ihre Standpunkte verstehen zu wollen.
Du bist frei in der Zuteilung der verschiedenen Gaben und Charismen.
Hilf uns, dankbar deine Gaben in Verantwortung füreinander zu teilen.
Für unsere Verstorbenen erhoffen wir das ewige Leben in deiner Nähe.
Lass sie mit und durch Christus an deiner Herrlichkeit Anteil haben.
Deinem Geist, der unter uns Menschen und durch Menschen wirken kann, vertrauen wir uns an.
Dir dem dreieinen Gott danken wir und preisen wir dich jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2021)
70 Menschen reden prophetisch.
Eldad und Medad fallen auf mit dem, was sie sagen.
Und ein namenloser Mensch traut sich, Dämonen, böse Geister zu vertreiben.
Im Namen Jesu.
Wir beten um Rederechte, gutes Hören, Räume ohne Angst.
Herr,
dir erzählen wir heute von den vielen verpassten Gelegenheiten, in der Flut der Worte, die keine Hoffnung zulassen, von deiner Macht zu reden.
Wir reagieren abwartend, vorsichtig und oft auch entmutigt.
Herr, lege deinen Geist auf uns
Dir erzählen wir von den sprachlosen Menschen, die in der Öffentlichkeit verstummt sind,
die keine Lobby haben, für deren Geschichten sich keiner interessiert.
Wir wollen mit ihnen reden und ihnen Worte leihen.
Dir erzählen wir von den Vielrednern, die sich um Kopf und Kragen reden, die alles besser wissen,
die sich mit Widerworten nicht anfreunden können.
Wir suchen Denkpausen und Räume für neue Gedanken.
Dir erzählen wir von den Wahlkämpfen, die mit Hoffnungen und Befürchtungen verbunden sind.
Die Sorge, die Zukunft zu verspielen oder kurzfristigem Profit zu opfern, bewegt viele Menschen.
Wir brauchen einen kritischen Geist, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Dir erzählen wir von dem Wind, der deiner Kirche um die Nase weht.
Sie soll Heimat sein für viele Menschen, die Einheit bewahren und doch neu aufbrechen.
Wir wünschen uns offene Ohren und dass wir von Herzen reden dürfen.
Du, Herr, hast den bösen Geistern den Kampf angesagt,
Dämonen vertreibst du und die Botschaft vom Leben schenkst du uns als Evangelium.
Nimm uns in deiner Liebe alle Angst und lass uns in der herrlichen Freiheit deiner Kinder leben.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2021)
Keiner von uns kennt immer die ganze Wahrheit.
Es ist Gottes Geist, der uns Menschen bewegt
und immer wieder zu neuen Wegen aufbrechen lässt.
Ihn lasst uns bitten:
Für alle, die sich als Volk Gottes verstehen,
und für die, die sich außerhalb davon bemühen,
nach deinen Werten zu leben.
Für alle in Politik und Gesellschaft,
die ihrer Verantwortung entsprechend zu handeln versuchen,
und für die, die der Versuchung unterliegen,
die Hilfsbedürftigkeit der Schwachen für eigene Zwecke zu missbrauchen.
Für alle, die auch in chaotischen Situationen ihres Lebens noch einen Sinn finden,
und für die, die sich immer vom Leben betrogen fühlen.
Für uns selbst um die Größe, die Fähigkeiten der anderen in unseren Familien, im Beruf oder in den Vereinen zu sehen und sie zu fördern.
Für alle, von denen wir uns schon durch deren Tod verabschieden mussten.
Denn dein Geist begleitet uns,
wenn uns Sorgen bedrängen und wir mehr Fragen als Antworten haben.
Für seinen Beistand danken wir dir und preisen dich,
den Vater, durch Christus, unseren Erlöser, jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Guter Gott,
du hast deinen Geist über die Menschen ausgegossen
und sie befähigt, für einander zu sorgen und einander Gutes zu tun.
Dich bitten wir:
Gib Papst Franziskus und den leitenden Bischöfen Entschlossenheit und Kraft, Missstände in der Kirche zu beseitigen.
Lass die Verletzungen, die Seelsorger und Mitarbeiter der Kirche Kindern und Jugendlichen zugefügt haben, heilen.
Führe die Kinder und Jugendlichen, die als Soldaten oder billige Arbeitskräfte missbraucht werden, aus ihrer heillosen Situation heraus.
Lass die geflüchteten Kinder und Jugendlichen neue Lebensmöglichkeiten finden.
Gib den Mächtigen den Mut, Frieden zu schaffen und den Geflüchteten ihre Heimat zurückzugeben.
Gebiete Einhalt allen, die mit der Not von Menschen Geschäfte machen.
Schenke den toten Opfern der Kriege und Terroranschläge wie auch unseren verstorbenen Angehörigen und Freunden ewigen Frieden.
Vater im Himmel,
dein Sohn Jesus Christus hat uns gezeigt, dass wir nicht ohnmächtig den Kräften des Bösen ausgeliefert sind.
Komm und hilf uns! - Amen.
Renate Witzani (2018)
Herr,
du schenkst deinen Geist wem, wo und wann du willst.
Dich bitten wir:
Für eine Kirche, dass sie sich ihrer Sorge für die Armen und Schwachen bewusst ist.
Für alle Organisationen und Vereine, die dem Gemeinwohl dienen.
Für alle Menschen, die in den diversen Arbeitsgemeinschaften und Vereinen das Gute an den Ideen der anderen schätzen und verwirklichen helfen.
Für alle, die durch die Medien das Stimmungsbild unserer Gesellschaft prägen und sich dabei der Wahrheit verpflichtet fühlen .
Für unsere Verstorbenen, für die wir im Licht deiner Klarheit und Gerechtigkeit Trost und Barmherzigkeit erhoffen.
Denn in deinem Geist dürfen wir deine Größe erahnen und dich loben und preisen, jetzt und allezeit. - Amen.
Bernd Kösling (2015)
„Wer Euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt: er wird nicht um seinen Lohn kommen.“
Fürbitte halten ist ein Dienst an den Menschen. Reichen wir Ihnen diesen Becher Wasser, indem wir den Herrn bitten:
Wir danken für die Ernte des Jahres.
Wir bitten für Alle, die in der Landwirtschaft tätig sind.
Die dafür sorgen, dass wir das tägliche Brot auf unseren Tischen haben.
Wir beten für die Menschen, die hungern müssen.
Denen das notwendigste zum Leben fehlt.
Denen die Teilhabe am Leben verweigert wird.
Wir beten für die Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen.
Für alle professionellen und ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen.
Wir beten auch für die, die sich schwer tun.
Wer beten für Papst Franziskus und für alle Teilnehmer der bald beginnenden Bischofssynode in Rom.
Für alle, die große Erwartungen in diese Beratungen setzen.
Für die, denen alles schon jetzt zu weit geht.
Wir beten für unsere Gemeinde.
Für die Menschen, denen wir Heimat geworden sind.
Wir beten auch für die, die sich mit uns schwer tun.
Wir beten für unsere Verstorbenen.
Für die, die voller Hoffnung den Schritt in die Ewigkeit gegangen sind.
Für die, die mit Zweifel und Angst in ihrem Herzen gestorben sind.
Herr Jesus Christus,
wir danken Dir für Deine Nähe zu uns Menschen.
Begleite uns und die, für die wir gebetet haben,
mit deiner Liebe und Zuneigung.
Heute und in Ewigkeit. – Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
als deine Boten willst du uns in die Welt senden.
Aber zuvor sollen wir deine Botschaft in uns selbst verwirklichen.
Wir bitten dich:
Hilf allen Getauften, ihre Herzen zu formen
für ein Leben nach deinem Vorbild.
Christus, du unsere Kraft...
Zeige den Menschen mit verbittertem Herzen einen Ausweg aus ihrer Bitterkeit.
Lass sie zurückfinden zur Liebe und zu neuer Verbundenheit.
Christus, du unsere Kraft...
Erhalte jenen, die schwierigen Menschen ihre Zuwendung und Liebe schenken,
ihre Geduld und innere Spannkraft.
Christus, du unsere Kraft...
Entzieh Gewalttätern ihre Macht
und lass sie erkennen, wie gemein ihr Handeln ist.
Christus, du unsere Kraft...
Schenke allen, die du zu besonderem Dienst in deiner Kirche berufst,
Mut, in deinen Ruf einzuwilligen.
Christus, du unsere Kraft...
Hilf, rechtzeitig zu erkennen,
wo negatives Konkurrenzdenken dem möglichen Guten im Wege steht.
Christus, du unsere Kraft...
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unsere Kraft...
Herr Jesus Christus,
wo wir das Gute erstreben, haben wir dich an unserer Seite.
Dafür danken wir dir, heute und durch alle Zeit. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Zu Jesus, dem Freund der Kleinen und Ausgegrenzten,
lasst uns beten:
Dass Papst Franziskus auf seiner Amerikareise, wo er einem Land voller Gegensätze begegnet, in vielen die Liebe zu Christus und ihren Nächsten entzünden kann.
Dass Verständnis und Bereitschaft zu tätiger Hilfe für die vielen Asylanten in unserem Land immer weitere Kreise der Bevölkerung erfasst.
Dass wir als Christen allen jenen in Wertschätzung begegnen, die zwar nicht an Christus glauben können, aber seine Liebe durch ihre Taten vermitteln.
Dass du unseren Verstorbenen deinen Frieden und deine Barmherzigkeit schenkst.
Herr Jesus Christus,
forme uns durch deinen Geist zu glaubwürdigen Kündern deiner Botschaft,
die durch dich den Vater loben und preisen. – Amen.
Hans Hütter (2012)
Barmherziger Gott und Vater,
angesichts der Not vieler Menschen
kommen wir mit unseren Bitten zu dir.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die sich wehrlos ungerechter Gewalt beugen müssen.
Lass nicht zu, dass sie ihrer Würde beraubt werden.
Wir bitten dich für alle Menschen,
deren Arbeitskraft ausgenützt und ausgebeutet wird.
Stärke alle, die sich für gerechte Arbeitsbedingungen
und für gerechten Lohn einsetzen.
Wir bitten dich für alle Kinder und Jugendlichen,
die als Soldaten für kriegerische Zwecke missbraucht werden.
Führe sie zu einem Leben in Frieden.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die sexuell missbraucht und ausgebeutet werden;
insbesondere für alle Kinder und Jugendlichen.
Ermögliche ihnen ein Leben in Würde und lass ihre Wunden heilen.
Wir beten für alle, die von Priestern oder kirchlichen Mitarbeitern
körperlich oder seelisch verletzt worden sind.
Lass sie Hilfe, Verständnis und Heilung erfahren.
Guter Gott,
vor dir ist groß, wer bereit ist, den Kleinen und Ohnmächtigen zu dienen.
Deiner Wertschätzung und deinem Wohlwollen vertrauen wir uns an. Amen.
Markus Duchardt (2012)
Lasst uns beten zu Gott unserem Vater:
Wir bitten für unser Land.
In ihm spielt sich ab die Sorge um Arbeit und Brot, um Wohnraum und Asyl.
Ungezählte strengen sich an, haben Erfolg, können in Zufriedenheit leben.
Wir sehen aber auch die beträchtlichen und oft versteckten Nöte der Menschen:
Im Bewusstsein unserer begrenzten Kräfte bitten wir für die Menschen und ihr Zusammenleben.
Antwortruf: Gotteslob Nr. 865:
Zu jeder Stunde verkünde mein Leben dein Lob ...
Wir beten für alle, die sich im sozial-caritativen Bereich in der Kirche und ihrer Caritas im Freiwilligendienst oder als Hauptamtliche einsetzen:
Verleihe ihnen Kraft und Ausdauer, die Menschen anzunehmen, sich in ihre Sorgen und Leiden einzufühlen und sich für sie einzusetzen.
Erhalte ihnen dabei die Weite im Denken und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Einrichtungen und Gremien, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Mit der Bitte um die Gaben von Phantasie und Klugheit und um Worte und Taten, die neue Perspektiven aufzeigen, rufen wir zu dir:
Wir wollen auch auf uns selbst schauen.
In der Geburt bekamen wir Leben geschenkt, in der Taufe "Leben in Fülle".
Wir sollen es hüten und verantworten, es zum Bruder, zur Schwester hin öffnen; Aber wir sind diesem mühsamen Weg oft nicht gewachsen, verweigern uns, setzen unser Gewissen der öffentlichen Meinung hintan, lassen liegen,
was zu tun wäre, und reden und tun oftmals im Gegenteil das, was keinen Wert hat, was anderen nicht hilft und nützt.
Aus der großen Sehnsucht heraus zu reifen, mehr und mehr Mensch zu werden, bitten wir:
Wir trauern um unsere Verstorbenen.
Die Lücke, die sie hinterlassen haben, möge nie ganz geschlossen sein.
Lass uns immer wieder in Liebe und Dankbarkeit an unsere Toten denken, sie nicht vergessen und getreu ihrem Vermächtnis vertrauensvoll zu dir rufen:
Dir, guter Gott, sei Ehre und Lobpreis,
durch unsere Worte und Taten,
durch unser ganzes Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn und Bruder. Amen.
- Gabengebet4
Messbuch - GG 26. Sonntag: öffne uns die Quelle, aus der aller Segen strömt
Barmherziger Gott,
nimm unsere Gaben an
und öffne uns in dieser Feier
die Quelle, aus der aller Segen strömt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 4 Mo: lass das neue Leben in uns wachsen
Herr, unser Gott,
nimm die Gaben an, die wir darbringen,
und mache das heilige Opfer in uns wirksam.
Befrei uns von der alten Anhänglichkeit an das Böse
und laß das neue Leben der Gnade in uns wachsen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Montag der Fastenzeit
Messbuch - GG 14. Sonntag: das neue Leben sichtbar machen
Herr,
zu deiner Ehre feiern wir dieses Opfer.
Es befreie uns vom Bösen
und helfe uns,
Tag für Tag das neue Leben sichtbar zu machen,
das wir von dir empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 9: lege deinen Geist in unser Herz
Vater im Himmel,
lege deinen Geist in unser Herz,
damit er uns belebe und heilige
und zu einer wahren Opfergabe mache für dich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 9
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2021)
Du, Herr, sagst, wir sollen das Brot brechen.
Und du legst dich in unsere Hände.
Du, Herr, sagst, wir sollten den Kelch teilen.
Und du legst uns dein Leben in den Mund.
Wir danken dir für deine Liebe.
Wenn wir zweifeln, ob du da bist,
schmecken wir dich,
wenn unser eigenes Leben bitter auf der Zunge liegt,
schenkst du uns den Geschmack deines Reiches.
Komm, unser Herr!
Norbert Riebartsch (2024)
Gott unser Vater,
auf dem Altar sehen wir, was gewachsen ist.
Die Gaben sind auch dein Geschenk an uns.
Nimm sie an und schenke sie uns wieder
als Leib und Blut deines Sohnes.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers
Dir sei Preis und Dank und Ehre. (GL 670,8)
Guter Gott, wir preisen dich,
weil du immer wieder zeigst,
dass du ein Herz für die Hilflosen und Schwachen hast.
Einst hast du auf das Schreien deines unterdrückten Volkes gehört
und es aus der Sklaverei des Pharao herausgeführt.
Kehrvers
Durch die Propheten hast du immer wieder deine Stimme erhoben
und bist für die Rechte der Armen und Schwachen,
der Fremden oder Heimatlosen, der Witwen und der Waisen eingetreten.
Kehrvers
Jesus, dein Sohn hat den Armen und Ohnmächtigen,
den Hungernden, den Trauernden und Friedfertigen
Mut zugesprochen und sie selig gepriesen.
Die Kinder hat er in seinen Schutz genommen,
und ihr Vertrauen in deine Güte uns zum Vorbild gegeben.
Kehrvers
Mit den Ausgegrenzten und Sündern hat er sich an den Tisch gesetzt
und sie das Reich des Friedens erahnen lassen,
das du uns allen einmal schenken wirst.
Darum stimmen wir ein in den Lobpreis der ganzen Schöpfung
und singen wir mit allen Engeln und Heiligen.
Danklied, z. B. Nun danket alle Gott (GL 405)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 5: Die Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn du hast die Welt mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen
und sie dem Wechsel der Zeit unterworfen.
Den Menschen aber hast du
auf dein Bild hin geschaffen und
ihm das Werk deiner Allmacht übergeben.
Du hast ihn bestimmt,
über die Erde zu herrschen,
dir, seinem Herrn und Schöpfer, zu dienen
und das Lob deiner großen Taten zu verkünden
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten und
mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 5
Messbuch - Präfation Wochentage 2 - Schöpfung, Sünde und Erlösung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
immer und überall zu danken für deine Liebe,
die du uns niemals entzogen hast.
Du hast den Menschen in deiner Güte erschaffen
und ihn, als er der gerechten Strafe verfallen war,
in deiner großen Barmherzigkeit erlöst
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir
das Werk deiner Gnade und singen
mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 2
Messbuch - Präfation Fastenzeit 2: Innere Erneuerung durch Buße
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen deinen heiligen Namen.
Denn jetzt ist die Zeit der Gnade,
jetzt sind die Tage des Heiles.
Du hilfst uns, das Böse zu überwinden,
du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens.
Du gibst deinen Kindern die Kraft,
in dieser vergänglichen Welt
das unvergängliche Heil zu wirken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dich
in deiner Kirche und vereinen uns
mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig...
MB Fastenzeit 2
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2024)
Wer mit Jesus das Gute sucht, kommt zu dem Guten, zu Gott.
Zu ihm beten wir:
Vater unser…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus, als andere in deinem Namen Menschen vom Bösen befreiten, hast du es zugelassen. Wir sehnen uns nach Menschen, die in deinem Namen Wege des Friedens ebnen und gehen.
Darum bitten wir:
Schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel (2012)
Seht, wie groß die Liebe ist,
die der Vater uns geschenkt hat:
Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es.
(1 Joh 3,1)
Oder:
Christus spricht:
Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,
weil du all das den Weisen und Klugen verborgen,
den Unmündigen aber offenbart hast.
(Mt 11,25)
- Meditation1
Helene Renner (2021)
Gott segne unsere Schritte,
dass wir aufeinander zugehen
und uns auf den Weg machen.
Segne unsere Sehnsucht,
dass wir im Zuhören
und in der Auseinandersetzung
Weitsicht gewinnen.
Gott segne unsere Schritte,
dass wir Orte entdecken
zum Ausruhen und Kraftschöpfen.
Segne unsere Sehnsucht nach Standfestigkeit,
die Orientierung ermöglicht.
Gott segne unsere Schritte,
dass wir Festigkeit und Sicherheit gewinnen.
Segne unsere Sehnsucht nach lebendiger Zukunft,
dass wir die Zeit des Lebens sinnvoll gestalten.
Gott segne unsere Schritte,
dass wir vertrauensvoll Wagnisse eingehen.
Segne unsere Sehnsucht nach Begegnungen,
die Reibungsflächen zulassen
und Entwicklung fördern.
Gott segne unsere Schritte,
dass wir behutsam gehen.
Segne unsere Sehnsucht,
den Boden, auf dem wir unterwegs sind,
zu gestalten als einen Ort,
wo Himmel und Erde sich berühren.
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 26. Sonntag: dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
Allmächtiger Gott,
in der Feier der Eucharistie
haben wir den Tod des Herrn verkündet.
Dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
und mache uns bereit mit Christus zu leiden,
damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG: vor dir leben können, wie es dir gefällt
Herr, unser Gott,
schenke uns durch dieses Sakrament die Fülle deines Erbarmens
und mache uns heil.
Gewähre uns deine Hilfe,
damit wir so vor dir leben können, wie es dir gefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB
Messbuch - SG Fastenzeit 5 Mi: Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
Herr, unser Gott,
das Sakrament, das wir empfangen haben,
sei uns Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
und Schutz in jeder Gefahr.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Mittwoch der 5. Woche der Fastenzeit
Messbuch - SG Ostern 1 Fr: Das Leiden deines Sohnes hat uns gerettet
Gütiger Gott,
bewahre dem Volk der Erlösten deine Liebe und Treue.
Das Leiden deines Sohnes hat uns gerettet;
sein Geist, der von dir ausgeht, führe uns den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Pfingstmontag
MB Freitag in der Osterwoche
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2021)
Du, Gott, segnest alle Tage.
Die neue Woche nehmen wir aus deiner Hand.
Termine, Arbeiten und Begegnungen warten auf uns.
Vor manchem würden wir gerne fliehen.
Bewahre uns davor,
einander in der Hoffnung zu behindern,
Steine in den Weg zu legen
und Misstrauen zu schüren.
Schenke uns vielmehr den Mut,
prophetisch zu reden,
für Recht und Gerechtigkeit einzutreten,
zu trösten, zu heilen und zu versöhnen.
Schenke uns Worte, die die Welt verwandeln.
In Christus, dem Licht der Welt. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Guter Gott,
du rufst uns immer wieder an,
gibst uns Zeichen,
wie wir deinen Weg gehen sollen.
Du schenkst uns den freien Willen, dir zu folgen.
Da wo wir dazu bereit sind,
lässt du deinen Geist auf uns ruhen,
schenkst uns, durch deinen Sohn,
Brot und Wein,
damit wir gestärkt unseren Weg gehen.
Wir bitten dich,
erhalte uns in deiner Liebe
und mache auch uns liebesfähig,
damit wir dem Beispiel Jesu folgen können.
Das erbitten wir durch ihn,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Messbuch der Altkatholiken (2015) - durchdringe unser Denken, Fühlen und Handeln
Gott, unser Vater,
du willst, dass wir Leben in Fülle haben.
Du stärkst uns durch dein Wort
und durch das Mahl deines Sohnes.
Wir bitten dich:
Dein Geist befreie uns von ängstlicher Sorge.
Christus, den wir empfangen haben,
durchdringe unser Denken, Fühlen und Handeln,
damit wir allezeit deine Zeugen sind
durch ihn, Christus, unsern Herrn.
(Messbuch der Altkatholiken S. 475)
Norbert Riebartsch (2024)
Gott,
am Ende dieses Gottesdienstes danken wir für das,
was uns gestärkt hat,
und für die Worte, die in uns noch nachklingen.
Durch all das holst du uns in deine Nähe,
in der dein Sohn Jesus und der Heilige Geist schon sind. - Amen.
- Segen3
Messbuch - Segen 5: Hilf uns, das Böse zu meiden
Schenke uns deinen Segen, allmächtiger Vater,
denn wir sind dein Volk.
Hilf uns, das Böse zu meiden
und zu erlangen, was uns zum Heil ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes +
und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab und
bleibe bei euch allezeit. - Amen.
MB Segensgebete 5
Beatrix Senft (2021)
Gott der Vater,
der Aufbruch und Beheimatung ist,
segne und leite uns. – Amen.
Gottes Sohn,
der uns die Augen für die Menschenliebe Gottes öffnete,
halte uns auf seinem Weg. – Amen.
Gottes Hl. Geist,
der auf uns ruht,
befähige und stärke uns für seinen Dienst. – Amen.
Norbert Riebartsch (2024)
Gottes Segen erfülle euch
und lasse euch die Freiheit seiner Kinder spüren. - Amen.
Gottes Segen erfülle euch
und lasse euch Botinnen und Boten Jesu sein. - Amen.
Gottes Segen erfülle euch
und lasse euch die Nähe des Geistes spüren. - Amen.
So begleite euch der Segen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes
durch die neue Woche. - Amen.
Plötzlich verschwunden: Kaum noch invasive Stichlinge im Bodensee
Die Geschichte des Spätlese Reiters
Grenzen
Sprach der Leib:
Was in mich eingeht
Mir eingeht
Mich aufbaut
An meinem Haus baut
Ist mir freund
Sprach das Land:
Wer in mich eingeht
Mir eingeht
Mich aufbaut
An meinem Haus baut
Ist nicht fremd
Aus: Bernhard Winter, Wie weit ist ein wir? Spuren in die Liebe. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2023.
Der Samen - die Fülle - das Wort
Aus dem Schweigen lass wachsen den Schrei
Aus dem Schrei lass wachsen den Klang
Aus dem Klang lass wachsen das Staunen
Aus dem Staunen den Dank
Aus dem Dank wird wachsen die Liebe
Aus der Liebe der Samen die Fülle das Wort
Aus: Bernhard Winter, Wie weit ist ein wir? Spuren in die Liebe. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2023.
Der Geist weht, wo er will und bewirkt, was er will
Moses hat sein Volk durch die Wüste geführt und ist der Vermittler zwischen Gott und dem Volk Israel.
In der Bibelstelle Num 11,25-29 legt Gott seinen Geist nicht auf eine einzelne Person, sondern gießt ihn über viele. Der Geist hilft, Falsches und Unrechtes zu erkennen, aber das bedeutet noch lange nicht die automatische Rettung der Menschen. Vielmehr ist jeder gefragt, selbst aktiv zu werden. Und das gänzlich unabhängig von Geschlecht, Alter, Sozialstatus, sowie ethnischer Herkunft. Auch wenn es uns nicht passt: Der Geist Gottes ist größer als unsere eifersüchtigen Gedanken.
Der Geist wirkt, wo er will, und hält sich nicht an oft engherzige, menschliche Vorstellungen.
Claudia Füssl in: Sonntagsgruß, 99. Jahrgang 2024. 26. Sonntag im Jahreskreis.
Hymnus der Laudes zum Erzengelfest
Michael, kämpfe für die Ehre Gottes,
Engel des Friedens, banne Krieg und Unheil,
schütze die Kirche, schütze die Erlösten
vor allem Bösen.
Gabriel, künde Gottes Plan und Ratschluss,
Bote des Heiles, lehre uns, zu glauben,
und das Geheimnis, das du offenbartest,
neu zu verkünden.
Rafael, heile Krankheit und Gebrechen,
lindere die Schmerzen, spende Trost und Hilfe,
führe uns Blinde aus der Erde Dunkel
zum Paradiese.
Christus, du Freude aller heil'gen Engel,
Heiland der Menschen, König der Erlösten,
lass uns auf ewig mit den Engeln singen:
Lob dem Dreieinen. Amen.
Aus: Kleines Stundenbuch. Die Gedenktage der Heiligen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1984.
Moses Geist
Und wohlgemerkt: nicht Gottes, Mose Geist wird verteilt. Der Geist eines Menschen also, der die Stärke hat, etwas aus der Hand zu geben. Der nicht an der Macht und seiner Anerkennung festhält. Und die siebzig Ältesten sind entzückt! Endlich können sie etwas bewirken, werden zum Teil des Geschehens. Sie kommen heraus aus der Rolle des Publikums, das applaudiert oder verwirft. Und genau hier, liebe Gemeinde, ereignet sich Pfingsten. Hier, bereits im Alten Testament, finden wir die Idee unserer Kirche. Weltzugewandt. Vielseitig. Gerade nicht mit dem einen charismatischen Führer, auf den alle schauen. Nein: Siebzig sind im Licht. Siebzig hoch siebzig Mal plural. Und dennoch eine Gemeinschaft. Beseelt von der Vision, die immer jung bleibt, weil sie schon die Alten in sich trugen: „Meinen Frieden gebe ich euch“, so übersetzt Jesus sie im Evangelium der vielen Sprachen. „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Euer Herz erschrecke nicht. Es braucht in dieser Welt so viel mehr Unerschrockenheit, liebe Gemeinde. Und zwar eine, die nicht allein konfrontiert, sondern die auch etwas Nachgiebiges und Herzensnahes hat. Pfingsten singt und summt und sucht die Sprache der Wahrheit - jedoch Wahrheit, die die Liebe kennt! Die Liebe zum Versehrten, dem, was man nicht so gern anschaut. Den eigenen Grenzen, der Scham. Denn einzig die Liebe macht unerschrocken. Lässt einen aus sich heraus kommen. So wie Gott den Mose hat sein lassen, der er war. Und so wie damals in Jerusalem alle so außer sich waren, dass man dachte, sie wären betrunken vom Federweißen. Irrtum. Sie waren trunken vor Gottesnähe. Fühlten Wärme. Verständnis. Freundschaft. Liebe. Ungestüm und unverhofft. Sie haben bis an die Herzhaut gespürt, was das Evangelium sagt: Wo Menschen lieben, nimmt Gottes Geist Wohnung. Wo Menschen sich Sorgen machen umeinander, wo ein Wimpernschlag den anderen heiß rührt, wo sich ein Kind in den Schlaf trösten lässt, wo zwei reden, um wieder zueinander zu finden, wo gekämpft wird für die Würde eines anderen, wo dem Flüchtling Obdach gewährt, dort, wo Menschen im Schweigen miteinander tragen, was keine Wort mehr findet – wo die Liebe wohnt, wohnt auch Gott. Da ist er gegenwärtig. Vater. Sohn und heiliger Geist.
Kirsten Fehrs, Predigt am 19.05.2013 in St Michaelis.
https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/19-mai-2013-predigt-ueber-4-mose-11-ia-von-bischoefin-kirsten-fehrs
Komm, Heilger Geist, mit deiner Kraft
Philosophicum: Der Himmel über Lech, die Hölle in der Cloud
Thomas Kramar am 19.09.2018 in der Tageszeitung Die Presse über das Philosophicum Llech
Während in Oberlech der Lichtkünstler James Turrell den Himmel zeigt, wird unten beim Philosophicum Lech über die Hölle gesprochen. Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann begannen das Symposion mit ihrem philosophisch-literarischen Vorabend.
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Missbrauch: "Es braucht einen mutigen Schritt der Kirche"
Matthias Drobinski in der Süddeutschen Zeitung vom 24. September 2018:
Bund und Länder müssen zumindest teilweise die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und anderen Glaubensgemeinschaften übernehmen - das schlägt Johannes-Wilhelm Rörig vor, der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. "Gerade weil Staat und Kirche Partner sind, ist hier auch der Staat gefragt", sagte Rörig der Süddeutschen Zeitung, "er trägt Verantwortung für alle Kinder, auch die, die sich in Obhut der Kirche befinden." Verträge zwischen Staat und Kirchen sollten ein Akteneinsichtsrecht für Betroffene regeln, Ermittlungs- und Zugangsbefugnisse sowie Entschädigungsansprüche.
Ganzer Artikel >>>
www.sueddeutsche.de/panorama/missbrauch-es-braucht-einen-mutigen-schritt-der-kirche-1.4141126
Papst: US-Kirche muss sich der großen Themen der Zukunft annehmen
Washington, 23.9.2015 (KAP) [...] Den Bischöfen legte Franziskus nahe, in ihrem Land zum Wohl der Menschheit den "mächtigen christlichen Gemeinschaftsgeist" zu verbreiten. Vor allem rief er sie zum Engagement für die Migranten aus Lateinamerika auf. Sie brächten Ressourcen mit, die das Land und die Kirche bereicherten. Der Papst bat sie zudem, weiter entschlossen gegen Unrecht wie Abtreibung, Drogensucht und die Ausbeutung der Natur vorzugehen.
Franziskus erinnerte auch an den Skandal um sexuellen Missbrauch in der US-Kirche. Sie habe sich diesem schwierigen Moment unter großen Opfern und ohne Furcht vor Selbstkritik gestellt, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Er unterstütze die großzügige Entschädigung von Opfern, so der Papst. Insgesamt hatten Diözesen rund eine Milliarde Dollar an die Betroffenen gezahlt und waren damit teils an den Rand des finanziellen Ruins geraten. Solche Verbrechen dürften sich niemals wiederholen, forderte Franziskus.
"Bischöfe müssen sich des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit sehr bewusst sein", sagte der Papst weiter. Er sei aber nicht gekommen, um sie zu belehren, sondern spreche zu ihnen als Bruder unter Brüdern. Als Bischöfe seien sie zuallererst Hirten ihrer Herde, die Gott ihnen anvertraut habe. Dies verlangt Franziskus zufolge nach einer besonderen Nähe und Liebe zu den Menschen.
Die richtige Methode für einen Bischof besteht nach Worten des Papstes stets im Dialog untereinander, mit ihren kirchlichen Mitarbeitern, mit Laien, Familien und der ganzen Gesellschaft. "Harsche und polarisierende Sprache passt nicht zur Zunge eines Hirten; sie hat keinen Platz in seinem Herzen", mahnte das Kirchenoberhaupt vor dem Hintergrund von scharfen Polemiken rund um Homo-Ehe, Abtreibung und Aufrufen zur Kommunionverweigerung. Vielmehr hätten sie die Aufgabe, die katholische Einheit der Kirche in Verbindung mit Rom zu bewahren. Das Kreuz dürfe nicht zum Banner weltlicher Kämpfe werden.
Franziskus appellierte in seiner auf Italienisch gehaltenen Rede an die Bischöfe, bei allen Schwierigkeiten der Verkündigung des Glaubens niemals den Mut zu verlieren. Gott habe seinem Volk die Ewigkeit versprochen; diese Ewigkeit müsse ein Bischof vor seiner Gemeinde ausstrahlen.
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Du bist nicht, Gott, wo Unrecht geschieht
Du bist nicht, Gott, wo Unrecht geschieht.
Es sei denn auf der Seite der Benachteiligten.
Du bist nicht, Gott,
wo man auf Kosten der anderen lebt.
Es sei denn auf der Seite der Armen.
Du bist nicht, Gott,
so man die Güter des Lebens anhäuft.
Es sei denn auf der Seite der Ausgeschlossenen.
Darum will ich dich suchen in der Gerechtigkeit
und bei den Benachteiligten,
Armen,
Ausgeschlossenen.
Aus: Rotzetter Anton, Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens. Verlag Herder, Freiburg i. Br. 1994.
In weltlicher Not
Mein Herr und mein Gott!
Mach Schluss mit dieser Welt -oder zeig uns ein Heilmittel
für diese schlimmen Übel!
Denn das kann doch keiner,
der auch nur ein wenig Herz hat, ertragen
selbst wenn wir noch so erbärmliche Wesen sind!
Ich flehe Dich an, ewiger Vater,
schau doch nicht länger zu!
Gebiete Einhalt diesem Feuer, Herr!
Wenn Du willst, dann kannst Du es!
Schau, in dieser Welt befindet sich Dein Sohn!
Durch seine Hoheit mögen all diese hässlichen,
abscheulichen und schmutzigen Dinge dahinschwinden!
Er in seiner Schönheit und Reinheit verdient es nicht,
in einem Haus zu wohnen,
wo solche Scheußlichkeiten sind!
Erlöse uns nicht um unsretwillen, Herr,
wir hätten es gar nicht verdient.
Aber erhöre uns um Deines Sohnes willen!
Auf irgendeine Weise muss etwas geschehen,
mein Herr!
Möge Deine Majestät dafür sorgen!
TERESA VON AVILA (1515-1582) in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Gebet
0 Herr Jesu Christe, erbarme dich aller derer, denen deine Frage nach dem Verlorenen und deine Klage über unser Leid zu Herzen geht. Schenke uns nicht Erkenntnis noch Vertiefung, nicht Reichtum des Wissens noch die Fülle des Lebens, sondern schenke uns die erste Liebe, aus der heraus auch das letzte Leid besiegt wird. Gib uns den Anfang, damit das Ende selig, und die Begeisterung der Jugend, damit das Alter gesegnet sei, und all den Reichtum für dich und von dir, damit das Leben in dir selig schließe. Verbirg uns nichts, was in uns wider dich lautet; gehe ins Gericht mit deinen Knechten und Mägden, ehe sie der Sicherheit zur Beute werden. Zerstöre unsere Werke, zerbrich unser Wissen, entblättere alle unsere Blüten, auf daß in der Anfechtung wir nach dir sehen, und dann gib uns den verlorenen Frühling wieder. Schenke uns allen Frührot der Begeisterung mitten in der Hitze der Arbeit, Frührot der Liebe auch am Abend vor der Ruhe, und so verleihe dieser Gemeinde, die in der ersten Liebe sich erbaute, daß die erste Liebe sie vollende, um deiner Erbarmung willen. Amen.
Aus: Gebete großer Menschen. Zusammengestellt von Sr. M. Lucia OCD. Styria Verlag, Graz Wien Köln 1978.
Verteidigung der Wölfe gegen die Lämmer
Soll der Geier Vergißmeinnicht fressen?
Was verlangt ihr vom Schakal,
daß er sich häute, vom Wolf? Soll
er sich selber ziehen die Zähne?
Was gefällt euch nicht
an Politruks und an Päpsten,
was guckt ihr blöd aus der Wäsche
auf den verlogenen Bildschirm?
Wer näht denn dem General
den Blutstreif an seine Hose? Wer
zerlegt vor dem Wucherer den Kapaun?
Wer hängt sich stolz das Blechkreuz
vor den knurrenden Nabel? Wer
nimmt das Trinkgeld, den Silberling,
den Schweigepfennig? Es gibt
viel Bestohlene, wenig Diebe; wer
applaudiert ihnen denn, wer
steckt die Abzeichen an, wer
lechzt nach der Lüge?
Seht in den Spiegel: feig,
scheuend die Mühsal der Wahrheit,
dem Lernen abgeneigt, das Denken
überantwortend den Wölfen,
der Nasenring euer teuerster Schmuck,
keine Täuschung zu dumm, kein Trost
zu billig, jede Erpressung
ist für euch noch zu milde.
Ihr Lämmer, Schwestern sind,
mit euch verglichen, die Krähen:
ihr blendet einer den andern.
Brüderlichkeit herrscht
unter den Wölfen:
sie gehn in Rudeln.
Gelobt sein die Räuber: ihr,
einladend zur Vergewaltigung,
werft euch aufs faule Bett
des Gehorsams. Winselnd noch
lügt ihr. Zerrissen
wollt ihr werden. Ihr
ändert die Welt nicht.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950-2010. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010.
Vernachlässigung schlägt Kindern seelische Wunden
Wie agiert das Böse?
Als Antwort auf diese Frage nenne ich vier Merkmale: Das Böse verführt, macht traurig, erschreckt und verbirgt. Bevor ich mich einzeln mit ihnen befasse und mich dabei auch auf die Regeln des Ignatius beziehe, möchte ich klarstellen, dass ich vom »Bösen« in einem weiten Sinne spreche. Es geht dabei nicht nur um den Teufel in seiner geheimnisvollen, ungreifbaren Personalität, sondern überhaupt um jede Versuchung zum Bösen, sei sie äußerer oder innerer Art, um jede Theorie oder Ideologie, die uns verwirren oder depressiv machen will, die sich gegen unseren Glauben, gegen die Hoffnung und die Liebe richtet. Wie agieren solche Realitäten, die in der Welt so verbreitet sind?
Verführung
Lange ist das Wort »verführen« so angewendet worden, wie es der Definition des Ignatius entspricht: »Bei den Personen, die von Todsünde zu Todsünde schreiten, pflegt der böse Feind gemeinhin augenscheinliche Lust vor Augen zu führen, indem er Bilder sinnlicher Genüsse und Lüste hervorruft, um sie je mehr in ihren Lastern und Sünden zu erhalten und zunehmen zu lassen« (Exerzitien Nr. 314). Mit den neuen Kommunikationsmitteln ist die Verführung noch viel subtiler geworden. Ich habe schon mehrfach mit Nachdruck auf die Anziehungskraft hingewiesen, die vom Fernsehen ausgeht oder vom Internet, wo pornografische Fotos und Filme gezeigt werden. Hier ist der Angriff des Bösen sehr raffiniert: »Du bist ja ein reifer Mensch und du musst wissen, was die jungen Leute sich ansehen, um ihnen zu helfen, das Gute vom Bösen zu unterscheiden.« Das Motiv ist dem Anschein nach gut, aber zweifellos kann daraus auch eine Dynamik entstehen, aus der man dann nicht leicht wieder herauskommt, oder noch eher: die einen mit Bitterkeit, Verwirrung und Widerwillen zurücklässt. Auch heute ist die Verführung eine starke Waffe Satans.
Aus: Kardinal Carlo M. Martini, Die Bergpredigt. Ermutigung zur Nachfolge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2011 (2006).
Missbrauch
Das Lebensrecht und die Würde eines Menschen sind eine Einheit; sie sind untrennbar miteinander verbunden. Man kann einen Menschen auch seelisch in den Tod treiben. [2284-2287, 2326]
Das Gebot "Du sollst nicht morden" (Ex 20,13) bezieht sich sowohl auf die seelische als auch auf die körperliche Unversehrtheit. Jede Verführung und Verleitung zum Bösen, jede Gewaltanwendung ist schwere Sünde, besonders dann, wenn es in einem Verhältnis der Abhängigkeit geschieht. Besonders schlimm ist das Vergehen, wenn eine Abhängigkeit von Erwachsenen und Kindern vorliegt. Gemeint ist nicht nur der sexuelle Missbrauch, sondern auch die geistige Verführung durch Eltern, PRIESTER, Lehrer oder Erzieher, das Abbringen von Werten etc.
Aus: YOUCAT, Jugendkatechismus der Katholischen Kirche, Pattloch Verlag, München 2010.
Ehe
Die Ehe ist angelegt auf die Einheit des Paares und der Familie, die Tag für Tag neu gelebt werden muß, und diese Ausrichtung auf die Einheit ist von der Natur vorgegeben. Die Worte Jesu: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein" (Joh 17,21), gelten deshalb für alle Familien.
Die ersten Jahre einer Ehe sind vor allem von der Erfahrung geprägt, daß man - voll Begeisterung, in der Freude, füreinander geschaffen zu sein - diese Einheit sucht, aber auch von den Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man entdeckt, daß der andere nicht so ist, wie man ihn sich vorgestellt hat. Man erfährt dann, daß Zusammenwachsen bedeutet, einen langen Weg einzuschlagen, auf dem Verzicht, Vergebungsbereitschaft und Geduld gefordert sind. Die Einheit ist also keine Selbstverständlichkeit. Daß zwei Menschen lange Zeit zusammenleben, ohne einander überdrüssig zu werden, sondern darin immer deutlicher ein Geschenk Gottes sehen, ist selbst ein Wunder, ein Geschenk Gottes, eine Gnade.
Einmütigkeit in der Familie ist keine Selbstverständlichkeit, sie stellt sich nicht von selbst ein; von selbst stellt sich eher das Gegenteil ein. Was einem Paar hilft, zu zweit gemeinsam einen Weg zu gehen, ist die Gnade des Ehesakraments. Auf diesem gemeinsamen Weg handeln sie in allem, was sie tun, nicht mehr als Einzelperson, die in allem frei wählen und entscheiden kann und erwartet, daß der andere dies respektiert. Es ist nun vielmehr so, daß alles, direkt oder indirekt, zu zweit geschieht oder zumindest in Abstimmung mit dem anderen.
Das ist eine recht diffizile Angelegenheit, und es gibt Menschen, die das, obwohl sie seit Jahren verheiratet sind, noch nicht begriffen haben. Sie beklagen sich, daß sie Probleme haben, sie fühlen sich unverstanden - und sehen nicht, daß sie diese Grundregel nicht begreifen wollen.
Aus: Carlo Maria Martini, Mein spirituelles Wörterbuch. Pattloch Verlag, Augsburg 1998.
Wind kannst du nicht sehen
Wind kannst du nicht sehen,
ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.
Geist kannst du nicht sehen;
doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
Wind kannst du nicht sehen,
aber, was er tut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
Geist kannst du nicht sehen,
doch, wo er will sein,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
Hergesandt aus Welten,
die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.
Markus Jenny (1983), in: EG 568
Gutes finden
Herr, du weißt, daß ich altere und bald alt sein werde.
Bewahre mich davor, daß ich schwatzhaft werde,
und vor der fatalen Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit
und über jedes Thema mitreden zu wollen.
Befreie mich von der Einbildung, ich müsse anderer
Leute Angelegenheiten in Ordnung bringen.
Bei meinem ungeheuren Schatz an Erfahrung und
Weisheit ist es freilich ein Jammer, nicht jedermann
daran teilnehmen zu lassen. Aber du weißt, Herr,
daß ich am Ende ein paar Freunde brauche.
Ich wage nicht, dich um die Fähigkeit zu bitten,
die Klagen meiner Mitmenschen über ihre Leiden mit
nie versagender Teilnahme anzuhören. Hilf mir nur,
sie mit Geduld zu ertragen, und versiegle meinen Mund,
wenn es sich um eigene Kümmernisse und Gebrechen
handelt. Sie nehmen zu mit den Jahren, und meine
Neigung, sie aufzuzählen, wächst mit ihnen.
Ich will dich auch nicht um ein besseres Gedächtnis
bitten, nur um etwas mehr Demut und weniger Selbst-
sicherheit, wenn meine Erinnerung nicht mit der anderer
übereinstimmt. Schenke mir die wichtige Einsicht,
daß ich mich gelegentlich irren kann. Hilf mir,
einigermaßen milde zu bleiben.
Ich habe nicht den Ehrgeiz, eine Heilige zu werden
(mit manchen von ihnen ist so schwer auszukommen).
Aber ein scharfes altes Weib ist eins der Meisterwerke des Teufels.
Mache mich teilnehmend, aber nicht sentimental,
hilfsbereit, aber nicht aufdringlich.
Gewähre mir, daß ich Gutes finde bei Leuten,
wo ich es nicht vermutet habe. Und schenke mir, Herr,
die Liebenswürdigkeit, es ihnen auch zu sagen.
Gebet einer Äbtissin, in: EG Rheinland 979.
Im Namen Jesu
Ich möchte gern was schreiben,
Das ewig könnte bleiben;
Denn alles andre Treiben
Will nur die Zeit vertreiben.
Ich möchte gern was lieben,
Das ewig ist geblieben;
Denn in den andern Trieben
Wird nur die Lieb vertrieben.
Ich möchte gern mein Leben
Zu Ewigem erheben;
Denn alles andre Streben
Ist in den Tod gegeben.
Drum schreib ich einen Namen,
Drum lieb ich einen Namen,
Und leb in einem Namen,
Der Jesus heißt - sprich Amen.
Clemens Brentano, in : Deutschlandfunk Lyrikkalender 2008. Für jeden Tag ein Gedicht. Ausgewählt von Michael Braun, Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn 2007, Kalenderblatt vom 4. Juni 2008.
Weite Grenzen
Christus zieht die Grenzen der Zugehörigkeit zu ihm weiter, als es seine Jünger wünschen und tun. Hier im konkreten Fall, auf den sich das Wort Jesu bezieht, handelt es sich um einen Menschen, der, ohne persönlich Jünger und Nachfolger zu sein, mit dem Namen Jesu Teufel austreibt. Jesus verbietet den Jüngern, ihm das zu verwehren; "denn niemand, der in meinem Namen eine Wundertat tut, mag mich alsbald schmähen" (Mk 9,39).
Wo der Name Jesu noch genannt wird - sei es in Unwissenheit, sei es nur in der Erkenntnis seiner objektiven Gewalt, ohne daß der persönliche Gehorsam folgt, sei es stammelnd und verlegen -, dort schafft sich dieser Name selbst einen Raum, zu dem die Schmähung Jesu keinen Zutritt hat, dort ist noch ein Bereich der Macht Christi, dort soll man nicht hindernd eingreifen, sondern den Namen Jesu Christi wirken lassen. Es ist eine Erfahrung unserer Tage, daß allein der ausgesprochene Name Jesu eine ungeahnte Gewalt ausübt, und die Mühe, diesen Namen über die Lippen zu bringen, mag mit einer Ahnung der ihm innewohnenden Gewalt zusammenhängen. Wo der Name Jesu Christi genannt wird, dort ist Schutz und Anspruch.
Dietrich Bonhoeffer zu Mk. 9,40, in: Bonhoeffer Brevier. Zusammengestellt und herausgegeben von Otto Dudzu,. München: Chr. Kaiser Verlag 3. Aufl.1968, S. 397/398. Dort zitiert nach: Dietrich Bonhoeffer. Ethik. 6. Aufl. 1963.
Regina Wagner (1997)