Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 26. Mär. 2023 - 5. Fastensonntag (A)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 37,12b-14
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
So spricht GOTT, der Herr:
Siehe, ich öffne eure Gräber
und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf.
Ich bringe euch zum Ackerboden Israels.
Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin,
wenn ich eure Gräber öffne
und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole.
Ich gebe meinen Geist in euch,
dann werdet ihr lebendig
und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden.
Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin.
Ich habe gesprochen
und ich führe es aus -
Spruch des HERRN.
Die erste Lesung stammt aus dem Buch des Propheten Ezechiel und ist Teil einer der theologisch bedeutendsten Visionen des Alten Testaments. Die prophetische Schau, zu der Ezechiel von Gott geführt wird, beschreibt die Wiederbelebung ausgetrockneter Gebeine. Diese leblosen Knochen stehen da als Bild für das gleichsam leblose Volk Israel. Durch seinen Geist verleiht der Herr diesen Knochen nun neues Leben. - Ein Text voller Hoffnung, ein grossartiges Bekenntnis zum Leben schaffenden Gott.
Wir haben es mit einem visionären Vorgang zu tun, der auf das Haus Israel gedeutet wird. Zuvor spricht der Prophet prophetisch über Gebeine, die er in einer Ebene liegen sieht, damit sie sich zusammenfügen, mit Fleisch und Haut überzogen und folglich wieder lebendig werden. Sogar aus den Gräbern kommen sie hervor. Es entspricht spätjüdischer und neutestamentlicher Auferstehungsvorstellung. Den christlichen Auferstehungsglauben nimmt Ezechiel jedoch nicht vorweg. Es bleibt beim Bild der Wiederherstellung des Volkes.
Im AT ist den Toten nur ein schattenhaftes Dasein in der Unterwelt beschieden. Erst ab dem 2. Jhdt. v. Chr. findet sich die Auferstehungserwartung im Judentum.
Die Stelle zeigt, die Wiederbelebung der Toten durch Jahwe ist immer möglich. Nur die reale Erwartung ist etwas anderes.
Das Buch Ezechiel wurde wohl in den Jahren 594 - 560 v. Chr. im babylonischen Exil geschrieben. Der vorliegende Abschnitt deutet die vorausgegangene Vision von der Wiederbelebung der Toten ("So spricht Gott, der Herr zu deinen Gebeinen ... Ich überziehe euch mit Haut und hauche euch Atem ein, damit ihr lebendig werdet!" Ez 37,5a und 6b).
Das Volk Israel befindet sich im Exil. Als von der Heimat abgeschnittenes Volk ist es ohne Hoffnung, es ist so gut wie gestorben und begraben. Der Gott Israel aber will, daß es lebt. Er holt sein Volk aus dem Grab der Verbannung und Hoffnungslosigkeit heraus und führt es in die Heimat zurück.
Später wurde in diesem Text auch ein Hinweis auf die Auferstehung der Toten gesehen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Ez 37,1-14
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
Die Hand des HERRN legte sich auf mich
und er brachte mich im Geist des HERRN hinaus
und versetzte mich mitten in die Ebene.
Sie war voll von Gebeinen.
Er führte mich ringsum an ihnen vorüber
und siehe, es waren sehr viele über die Ebene hin;
und siehe, sie waren ganz ausgetrocknet.
Er fragte mich: Menschensohn,
können diese Gebeine wieder lebendig werden?
Ich antwortete: GOTT und Herr, du weißt es.
Da sagte er zu mir:
Sprich als Prophet über diese Gebeine
und sag zu ihnen:
Ihr ausgetrockneten Gebeine, hört das Wort des HERRN!
So spricht GOTT, der Herr, zu diesen Gebeinen:
Siehe, ich selbst bringe Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.
Ich gebe euch Sehnen,
umgebe euch mit Fleisch
und überziehe euch mit Haut;
ich gebe Geist in euch, sodass ihr lebendig werdet.
Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin.
Da sprach ich als Prophet, wie mir befohlen war;
und noch während ich prophetisch redete,
war da ein Geräusch:
Und siehe, ein Beben:
Die Gebeine rückten zusammen, Bein an Bein.
Und als ich hinsah, siehe, da waren Sehnen auf ihnen,
Fleisch umgab sie und Haut überzog sie von oben.
Aber es war kein Geist in ihnen.
Da sagte er zu mir:
Rede als Prophet zum Geist,
rede prophetisch, Menschensohn,
sag zum Geist: So spricht GOTT, der Herr:
Geist, komm herbei von den vier Winden!
Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden!
Da sprach ich als Prophet, wie er mir befohlen hatte,
und es kam der Geist in sie.
Sie wurden lebendig und sie stellten sich auf ihre Füße -
ein großes, gewaltiges Heer.
Er sagte zu mir: Menschensohn,
diese Gebeine sind das ganze Haus Israel.
Siehe, sie sagen:
Ausgetrocknet sind unsere Gebeine,
unsere Hoffnung ist untergegangen,
wir sind abgeschnitten.
Deshalb tritt als Prophet auf und sag zu ihnen:
So spricht GOTT, der Herr:
Siehe, ich öffne eure Gräber
und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf.
Ich bringe euch zum Ackerboden Israels.
Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR bin,
wenn ich eure Gräber öffne
und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole.
Ich gebe meinen Geist in euch,
dann werdet ihr lebendig
und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden.
Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR bin.
Ich habe gesprochen
und ich führe es aus -
Spruch des HERRN.
Antwortpsalm - Ps 130,1-8
Kv: Beim Herrn ist die Huld,
bei ihm ist Erlösung in Fülle. - Kv
Aus den Tiefen rufe ich, HERR, zu dir: *
Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade. - Kv
Würdest du, HERR, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehn?
Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient. - Kv
Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort. *
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen. - Kv
Israel, warte auf den HERRN, /
denn beim HERRN ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden. - Kv
2. Lesung - Röm 8,8-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Wer aber vom Fleisch bestimmt ist,
kann Gott nicht gefallen.
Ihr aber seid nicht vom Fleisch,
sondern vom Geist bestimmt,
da ja der Geist Gottes in euch wohnt.
Wer aber den Geist Christi nicht hat,
der gehört nicht zu ihm.
Wenn aber Christus in euch ist,
dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde,
der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit.
Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen,
durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Martin Stewen (2005)
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)
Der Römerbrief gilt als das Testament des Paulus, als umfassendste und ausgereifteste Darlegung seiner Theologie von der Rechtfertigung durch den Glauben. Die zweite Lesung ist dem 8. Kapitel dieses Briefes entnommen, wo Paulus seine Anthropologie, d. h. seine Sicht des Menschen entwirft. Der Mensch ausserhalb des Glaubens ist in einem Teufelskreis von Sünde und Tod gefangen; der Christ aber lebt als Kind Gottes durch den Geist in vollkommener Freiheit.
Vom Fleisch bestimmte Menschen können kein gottwohlgefälliges Leben führen, resümiert Paulus. In Teilen vor unserer Perikope führt er aus, dass seit dem Sündenfall das Trachten des Fleisches im Widerspruch zu Gott steht. Von wem jedoch der Geist Besitz ergriffen hat, ist nicht mehr im Fleisch. Haarscharf unterscheidet Paulus zwischen Christen und Nichtchristen. Die Fähigkeit zu glauben und zum Bekenntnis hängt vom Geist ab. Und wer diesen nicht hat, kann nicht zu Christus gehören.
Es ist biblisch vom AT her verständlich, dass der Geist die Leben schaffende Kraft ist. Und der Gekreuzigte und Auferweckte ist für Paulus der Repräsentant dafür. So werden die Christen an Jesu Tod und Auferstehung beteiligt.
Christi Leib wird in den Tod gegeben. Der Leib der Christen wird genauso mit allen sündhaft wirkenden Leidenschafen in den Tod gegeben. Und Gott wirkt an den Glaubenden wie an Christus durch Auferweckung.
Die Christen haben Teil an der Erlösung, stehen in der Erfüllung der Weisungen Gottes und sind sich der Auferstehung gewiss.
Der Apostel Paulus will im vorliegenden Abschnitt den Christen zusprechen, daß sie mit Geist beschenkt wurden, und damit zur Auferstehung berufen sind.
Wenn Paulus vom Fleisch spricht, so meint er damit die ganze menschliche Existenz, mit all den Anstrengungen im Guten wie im Bösen. Dieser Mensch aber kommt nicht über seine Grenzen hinaus, er kann Gott nicht wirklich gefallen. Er bedarf des Geistes, der im Glauben und in der Taufe im Menschen "Wohnung" genommen hat. "So klar diese Bestimmung des Christenlebens ist, so ernst ist ihre Kehrseite: sofern einer den Geist Christi nicht hat, gehört dieser Mensch nicht zu den Christen. Der Satz unterscheidet in juristischer Präzision zwischen Christsein und Nichtchristsein."
Aber auch wenn dieses "Christsein" noch nicht voll erreicht ist, so bleibt der Zuspruch in die Hoffnung auf die endzeitliche Auferweckung.
(Vgl. NTD, Bd. 6, Göttingen 1989)
Ruf vor dem Evangelium - Joh 11,25a.26b
Kv: Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! - Kv
(So spricht der Herr:)
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
Evangelium - Joh 11,1-45
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
war ein Mann krank,
Lazarus aus Betanien,
dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta.
Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt
und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte;
deren Bruder Lazarus war krank.
Daher sandten die Schwestern Jesus die Nachricht:
Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.
Als Jesus das hörte,
sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod,
sondern dient der Verherrlichung Gottes.
Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus.
Als er hörte, dass Lazarus krank war,
blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Danach sagte er zu den Jüngern:
Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Die Jünger sagten zu ihm:
Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen
und du gehst wieder dorthin?
Jesus antwortete: Hat der Tag nicht zwölf Stunden?
Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an,
weil er das Licht dieser Welt sieht;
wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an,
weil das Licht nicht in ihm ist.
So sprach er.
Dann sagte er zu ihnen:
Lazarus, unser Freund, schläft;
aber ich gehe hin, um ihn aufzuwecken.
Da sagten die Jünger zu ihm:
Herr, wenn er schläft, dann wird er gesund werden.
Jesus hatte aber von seinem Tod gesprochen,
während sie meinten,
er spreche von dem gewöhnlichen Schlaf.
Darauf sagte ihnen Jesus unverhüllt:
Lazarus ist gestorben.
Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war;
denn ich will, dass ihr glaubt.
Doch wir wollen zu ihm gehen.
Da sagte Thomas, genannt Didymus, - Zwilling -,
zu den anderen Jüngern:
Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!
Als Jesus ankam,
fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Betanien war nahe bei Jerusalem,
etwa fünfzehn Stadien entfernt.
Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen,
um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt,
wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Nach diesen Worten ging sie weg,
rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr:
Der Meister ist da und lässt dich rufen.
Als Maria das hörte,
stand sie sofort auf und ging zu ihm.
Denn Jesus war noch nicht in das Dorf gekommen;
er war noch dort, wo ihn Marta getroffen hatte.
Die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie trösteten,
sahen, dass sie plötzlich aufstand und hinausging.
Da folgten sie ihr,
weil sie meinten, sie gehe zum Grab,
um dort zu weinen.
Als Maria dorthin kam, wo Jesus war,
und ihn sah,
fiel sie ihm zu Füßen
und sagte zu ihm:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Als Jesus sah, wie sie weinte
und wie auch die Juden weinten,
die mit ihr gekommen waren,
war er im Innersten erregt und erschüttert.
Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten:
Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten:
Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat,
hätte er dann nicht auch verhindern können,
dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt
und er ging zum Grab.
Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen,
sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon,
denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Habe ich dir nicht gesagt:
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen
und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich wusste, dass du mich immer erhörst;
aber wegen der Menge, die um mich herumsteht,
habe ich es gesagt,
damit sie glauben,
dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus;
seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt
und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden
und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren
und gesehen hatten, was Jesus getan hatte,
kamen zum Glauben an ihn.
Martin Stewen (2005)
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)
Der Exeget Schnackenburg bewertet die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus als das stärkste Zeichen Jesu. Die zentrale Christus-Aussage des Ereignisses ist: “Ich bin die Auferstehung und das Leben”.
Die Bekehrung der Menge ist als eine vorgezogene Umsetzung des Sendungsbefehls zu verstehen: Jesus selbst beginnt schon, das Volk Gottes neu zu sammlen und von den zwölf Stämmen zu lösen. Damit ist der Zorn der Hohenpriester, von dem anschließend berichtet wird, heraufbeschworen und das Ende Jesu angedeutet.
Der Kranke wird mit Namen Lazarus - El-azar = Gott hat Hilfe gebracht - vorgestellt. Der Ort Betanien befindet sich etwa drei Kilometer von Jerusalem entfernt und ist nicht ident mit dem genannten Betanien im Kapitel 1 des Johannesevangeliums. Ebenfalls werden die beiden Schwestern ohne viel Umschweife eingeführt. Dies unterstreicht, dass diese Perikope auf geformte Überlieferung zurückgeht.
Warum die beiden Frauen Jesu die Krankheit ihres Bruders Jesus mitteilen, begründet sich in der Freundschaft Jesu zu ihm. Durch diese Krankheit wird Gott und sein Sohn verherrlicht. Dieses letzte Wunderzeichen verherrlicht endgültig, führt zum Kreuz und zur Rückkehr zum Vater.
Jesus bricht erst drei Tage nach Erhalt der Nachricht von der Krankheit seines Freundes nach Judäa auf. Die Erinnerung der Jünger an die Steinigungsabsicht der Juden nützt Jesus zur Erklärung, es bleibe ihm nur noch wenig Zeit auf Erden und die müsse er ausnutzen.
Die Jünger missverstehen die Worte Jesu vom Schlaf und Auferweckung. Jesus gibt ihnen zu verstehen, dass Lazarus tot ist, und wäre er früher dort gewesen, wäre es nur eine Krankenheilung gewesen. Durch das Wunder der Totenerweckung werden sie aber Glauben lernen. Und durch Thomas wird erstmals vom Leiden der Jünger um Jesu willen gesprochen.
Jesus findet Lazarus dann schon vier Tage im Grabe liegend vor. Dies verstärkt die Situation der Hoffnungslosigkeit. Viele Juden erfüllen die Pflicht des Trauerbesuches. Maria empfängt weiterhin die Trauergäste, während Martha Jesus entgegeneilt. Aus ihr spricht der Glaube an und das Vertrauen in Jesu Wunderkraft, die er von Gott hat.
Der Evangelist verbindet die Wundergeschichten mit Gebetserhörung. Dadurch löst er Jesus aus der orientalischen Wundermanntradition heraus ohne aber diese gänzlich zu verlassen. Die Antwort Jesu, dass Lazarus auferstehen werde, stellt Martha nicht zufrieden, da dies eben als am Ende der Welt geschehend zu verstehen ist. Und da schiebt der Evangelist diese urchristliche Bekenntnisformel ein, Ich weiß, dass er auferstehen wird…, die er aber dann überbietet mit dem Ich-bin-Wort. Somit steht hier in dieser Szene der göttliche Lebensspender an sich.
Der Glaubende, der den leiblichen Tod stirbt, wird leben, und der leibliche Tod verliert an Bedeutung. Hier bricht die urgemeindliche Tradition durch, die Totenerweckung an und für sich erwartet. Leben und Sterben werden in den Schatten des ewigen Lebens gestellt und in die Einheit mit Jesus und Gott gebracht. Und dennoch wird Lazarus in dieses Leben wieder zurückgeholt, obzwar dies durch das Ich-bin-Wort Jesu bereits überholt ist.
Die weiteren Sätze geben die Hintergrundfolie für die Wiederbelebung. Maria erhält keine Antwort von Jesus. Dass sich Jesus erregt, finden wir auch in anderen Stellen. Das Widersprechen Martas Jesu, da er befiehlt den Stein vom Grab zu nehmen, zeigt, dass sie noch immer nicht begriffen hat. Sie hat nicht begriffen, dass die Totenerweckung die Herrlichkeit Gottes bringen wird. Jesus handelt nicht aus sich selbst und nicht zu seiner eigenen Ehre. Seine Wundertaten sind ihm von Gott gegebene Gaben. Somit wird auch sein Beten nicht zu einer Schaustellung, sonder setzt ihn in Verbindung und Einheit mit dem Vater.
Diese Wundererzählung bringt der Evangelist Johannes nicht aus historischem Interesse sondern es geht ihm um Verkündigung. Denn wir lesen weiter nichts von einer Reaktion der Schwestern oder des Lazarus. Im Zentrum steht Jesus selbst als derjenige, der dort ist, wo alles hoffnungslos scheint.
Das Evangelium des Johannes wurde um das Jahr 100 geschrieben. Lazarus, der gestorben und vom Tode auferweckt wurde, war also zu dieser Zeit längst tot. Diese lange Wundergeschichte wird nicht aus historischem Interesse berichtet, sondern hat eine eindeutige Verkündigungsabsicht.
Der Name Lazarus kommt von El azara, d.h. Gott hat Hilfe gebracht. Der Begriff Lazarett geht im übrigen auf den Namen Lazarus zurück.
Dem Evangelisten ist es wichtig, auf den Kern dieser ganzen Geschichte rund um Lazarus hinzuweisen, nämlich auf die Worte Jesu: "Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben (11,25 und 26). Nach der Blindenheilung (Kap. 9) folgt in der Auferweckung des Lazarus eine Steigerung. Die Vollmacht Jesu wird unterstrichen, aber auch ein Hinweis gegeben auf den folgenden Tod und die Auferstehung von Jesus selbst.
Jesu Gebet am Grab des Lazarus "soll den Zuhörern augenfällig zeigen, was er stets von sich gesagt hat: Er ist nichts von sich aus. Damit wird aber das Gebet nicht zum Schauspiel; denn die Volksmenge hört die Worte ja nicht. Sie sieht nur die Gebetshaltung und versteht sein Gebet als Bittgebet." Es ist das Bittgebet dessen, der in inniger Gemeinschaft und Einheit mit dem Vater steht. Jesus ist als Bittender immer zugleich schon der Beschenkte. "Das ist der wohl wichtigste Beitrag des vierten Evangeliums zum Wunder und Wunderverständnis im Urchristentum."
(Vgl. NTD, Bd. 4, Göttingen 1987)
Evangelium (Kurzfassung) - Joh 11,3-7. 17. 20-27. 33b-45
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht:
Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank.
Als Jesus das hörte,
sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod,
sondern dient der Verherrlichung Gottes.
Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus.
Als er hörte, dass Lazarus krank war,
blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Danach sagte er zu den Jüngern:
Lasst uns wieder nach Judäa gehen.
Als Jesus ankam,
fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt,
wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Jesus war im Innersten erregt und erschüttert.
Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten:
Seht, wie lieb er ihn hatte!
Einige aber sagten:
Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat,
hätte er dann nicht auch verhindern können,
dass dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt
und er ging zum Grab.
Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen,
sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon,
denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Habe ich dir nicht gesagt:
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen
und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich wusste, dass du mich immer erhörst;
aber wegen der Menge, die um mich herumsteht,
habe ich es gesagt,
damit sie glauben,
dass du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte,
rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus;
seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt
und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden
und lasst ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren
und gesehen hatten, was Jesus getan hatte,
kamen zum Glauben an ihn.
Sogar der Tod muss gehorchen
Lazarus
Lazarus, komm heraus! Hören Sie es auch? Jesus sagt es mit lauter Stimme! Sagen Sie nicht, Sie hätten es erwartet. So laut ist es, dass es nicht zu überhören ist. Ich bleibe wie angewurzelt stehen.
Lazarus ist gestorben. Vor vier Tagen wurde er begraben. Jetzt ist Jesus an seinem Grab. Ob es etwas genutzt hätte, wenn er früher gekommen wäre? Der Evangelist Johannes erzählt davon. Aber er erzählt es auch, um das, was jetzt geschieht, noch größer, überwältigender und schöner zu zeigen als wir es uns vorstellen könnten. Schließlich ist es – der vierte Tag! Schon der vierte Tag! - Lazarus, komm heraus!
Ich gebe zu, dass mir diese Geschichte unheimlich ist. Wenn es doch so ginge! Die an Krebs gestorbene Mutter kleiner Kinder könnte in ihre Familie zurückkehren! Der Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang könnte rückgängig gemacht werden! Die von Granaten zerfetzten Menschen könnten in ihre Wohnungen zurück und einfach nur leben. Die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge könnten eine neue Heimat finden. Das 12-jährige Mädchen, dass von zwei Gleichaltrigen erstochen wurde, könnte wieder zur Schule gehen. Wie viele Geschichten könnten neu geschrieben werden!
Wenn es doch jemandem gäbe, der sagte: Komm heraus!
Wenn es doch jemandem gäbe…
Ich spüre den Blick des Evangelisten auf meinem Gesicht. Lange sagen wir nichts. Doch dann bricht es aus mir heraus: Eine Totenauferweckung macht dem Tod den Garaus nicht. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Alles durcheinander. Hin- und hergerissen zwischen Enttäuschung und Wut, Trauer und Sehnsucht.
Wenn es doch jemandem gäbe…
Lazarus, komm heraus!
Freundschaft
Schauen wir uns die Geschichte dann doch noch ein wenig genauer an, haben wir ein tolles Panorama vor uns. Tatsächlich ist die Geschichte richtig lang, eine der längsten im Evangelium! Johannes hat sich da viel Mühe gegeben, alles so zu erzählen, dass wir uns an keiner Stelle ausgeschlossen fühlen.
Es ist eine Familiengeschichte. Mit Erinnerungen, Gesprächsfetzen, und Erwartungen. Ich sehe die beiden Schwestern. Ich sehe Jesus. Endlich ist er auch da. Einen Wundertäter im Freundeskreis zu haben, ist mehr als verführerisch! Kann, soll nicht alles so bleiben wie es ist? Kann es nicht wieder so werden? Eine alte Sehnsucht. Ein Traum. Nicht älter werden. Nicht krank. Nicht hilflos. Kein Tod.
Wenn es doch jemandem gäbe, der sagte: Bleib!
Lazarus ist gestorben. Woran er erkrankt war, wird nicht erzählt. Auch nicht, wie alt er geworden war. Wenn wir das wüssten – was wüssten wir dann? Eigentlich - nichts. Oder doch? Wir fragen doch immer nach Gründen und Alter, wenn ein Mensch stirbt. Als ob sich der Tod rechtfertigen müsste – und wir ihn auch. Lazarus ist krank geworden, dann gestorben. Ich sehe die Traueranzeige vor mir: „nach kurzer Krankheit“ - „nach langer schwerer Krankheit“ – „plötzlich und unerwartet“ – „heimtückisch“ – „aus dem Leben gerissen“... In kurzen Formulierungen werden schreckliche Erfahrungen in Worte gebannt und in Floskeln versteckt. Mir fällt auch nichts Besseres ein. Ihnen?
Aber dann ist da das Gespräch, das die Schwestern mit Jesus führen. Haben Sie gemerkt? Wir werden erst zu Beobachtern, dann zu Zeugen, schließlich sogar Beteiligte. Auffälligerweise, wenn auch ein wenig versteckt, geht es dann gar nicht mehr um Lazarus, sondern um – uns.
Jesus ist die Auferstehung und das Leben. Für uns.
Wer an ihn glaubt, der wird leben! Mit uns.
Um dieses Jesus-Wort gruppiert sich alles. Was vorher war – was noch kommt. Was gesagt werden konnte – was sich Worten entzieht. Eine große Gewissheit bahnt sich einen Weg. Die Zweifel verstummen.
Wenn es doch jemandem gäbe, der sagte: Glaube doch!
Glauben
So unheimlich die Geschichte ist, sie fängt langsam zu sprechen an. Es geht doch tatsächlich nicht um eine Totenauferweckung, die alte Lebensverhältnisse, alte Freundschaften, alte Vertrautheiten zurückbringt. Die Auferweckung des Lazarus wird zu einem Zeichen, dass dem Tod überhaupt das letzte Wort genommen wird. Es ist ein Zwischenruf. Mitten im Evangelium. Mitten im Leben. Eine Lebensanasage! Für alle, für immer. Das Geheimnis der Totenauferweckung ist – Glauben. Glauben an Jesus. Er trägt den Namen „Auferstehung“, den Namen „Leben“. Wer ihm vertraut, entdeckt eine Liebe, die es buchstäblich mit Tod und Teufel aufnimmt. Aufnehmen kann. Es gibt nichts anderes, was dies bewerkstelligen, keinen anderen, der das gewähren könnte.
Das wird in der Freundschaft Jesu mit Lazarus und seinen beiden Schwestern auch liebevoll nacherzählt. Was nicht erzählt wird, ist, dass Lazarus nicht wieder gestorben sei. Er ist gestorben, die beiden Schwestern auch. Ihre Spuren haben sich verloren – wie die vielen anderen. Doch nein, sie sind gerade lebendig unter uns! Eine Geschichte auf Zeit. Fein abgemessen. Geschenkte Zeit. Glück…
Doch was zu erzählen ist, ist, dass im Glauben ein Leben sichtbar wird, das nicht von der Zeit, auch nicht von der Lebenszeit, beschnitten werden kann. Eine Liebe, die sich entfaltet, ohne an Grenzen zu stoßen. Ein Glauben, der Leben füllt. Ein Glauben, der Leben schenkt.
Ob Lazarus ein gläubiger Mensch war? Maria? Marta? Im Evangelium wird erzählt, dass Marta zu Jesus sagte:
„Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.“
Ein Gesprächsfetzen. Er blinkt auf und huscht dann wieder davon. Eine große Hoffnung: es gibt einen letzten Tag, einen jüngsten – und die Welt wird heil. Ab jetzt kann es nichts mehr geben, was stirbt. Egal, wie der Tod daher kommt. Grauenvoll, barmherzig oder unschuldig.
Aber Jesus lenkt den Blick auf sich: Ich bin die Auferstehung und das Leben! Was mit ferner Zukunft verbunden ist, geschieht in der Gegenwart. Es geschieht in der Begegnung, in der Beziehung zu Jesus, in dem Vertrauen zu ihm. Das schließt die Vollendung der Welt, auf die wir warten, nicht aus, lässt sie aber jetzt schon aufleuchten. Eine Spur, die durch das Dunkel geleitet, ein Lichtblick, der den Horizont öffnet.
Auferstehung und Leben - Liebe, die uns von Anfang an trägt und umfängt.
Was vergangen ist, blüht neu,
was uns gegenwärtig zu schaffen macht, vergeht,
was uns heilt, wird unsere Zukunft.
Der Tod mag die Zeit zwar gliedern – die Auferstehung verwandelt sie!
Ostern
Wenn wir Jesu Wort von Auferstehung und Leben hören, fällt uns unwillkürlich seine Auferstehung ein. Es könnte uns wie Schuppen von den Augen fallen, dass diese Geschichte von Lazarus und seinen Schwestern eine Ostergeschichte ist, eine vorgezogene! Ein Vorgeschmack!
Jetzt stehen wir dafür ein,
dass Menschen leben, aufleben können,
dass Hoffnungen nicht ins Leere gehen,
dass Liebe stärker ist als der Tod.
Jesus sagt:
"Nehmt den Stein weg! Nehmt ihn endlich weg!!!
Lazarus, komm heraus!"
Hören Sie es auch? Jesus sagt es mit lauter Stimme! So laut ist es, dass es nicht zu überhören ist. Jetzt muss sogar der Tod gehorchen.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Neues Leben nach dem Tod
Furcht vor dem Tod
„Fürchte dich nicht vor dem Tod, weil er dir auferlegt ist,“ so lesen wir es in der Weisheitsliteratur bei Jesus Sirach. Das mag intellektuell gut begründet sein, die Praxis sieht anders aus, wenn es wirklich so weit ist und wir das Sterben und den Tod eines lieben Menschen miterleben müssen. Wieviel Angst, Unsicherheit, quälende Fragen drängen sich auf? Was kommt wirklich nach dem Tod? „Kaner is no z´ruck kummen! (sagen die Wiener, hochdeutsch: Niemand ist je zurück ins Leben gekommen), so die resignierende Feststellung, besonders nach Begräbnissen. Doch: Einer kommt zurück, so die Zusage: Erster ist Christus, der von den Toten erweckt wird, dann kommen alle anderen durch alle Generationen.
Beinahe jährlich werden wir mit Umfragen konfrontiert, ob wir an ein Weiterleben nach dem Tod glauben und viele Christinnen und Christen melden da ihre Zweifel an. Wer spricht schon gerne von Tod und Vergänglichkeit, noch dazu, wo wir für die Auferstehung nicht einmal Beweise haben. So sieht es vorübergehend auch Thomas, der Gottsucher, früher der „Ungläubige“ genannt. Er wird im Johannesevangelium einige Male erwähnt. „Fürchte dichnicht vor dem Tod, weil er dir auferlegt ist.“ Maria und Marta waren aber untröstlich über den Tod ihres Bruders Lazarus, ebenso alle, die Lazarus kannten. Von Jesus hören wir zweimal, dass er „im Innersten erregt und erschüttert war“, ja er hat sogar geweint, also zutiefst menschlich. All das ist uns ja auch heute nicht fremd. Tod, Leid, Trauer, in Familien, bei ganzen Völkern.
Neues Leben
Die erste Lesung aus dem Buch Ezechiel - sehr, sehr stark gekürzt - spricht das Elend des Volkes Israel an. Der Prophet Ezechiel hat aber eine Vision in hoffnungsloser Zeit. Er gehörte zu jenen Menschen, die von den Babyloniern ins Exil verschleppt wurden. Daher auch das Wort „Ichöffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraus.“ Zuerst Trostlosigkeit, Verzweiflung, Tod. Gottes Volk wird nach der Rückkehr aus dem Exil gerettet, ein Neubeginn. Prophet sein, so wie Ezechiel, heißt: an Gottes statt in seinem Auftrag sprechen. Leider kommt in dieser kurzen Textstelle auch das nicht vor, dass er dreimal darauf hinweist: Ich redete als Prophet in einer Vision. Die toten Gebeine werden mit Sehnen, mit Fleisch und Haut überzogen. Sie sind Zeichen für das Volk Israel, das von JHWH abgefallen ist und nun wiederhergestellt und mit Leben erfüllt wird. Somit meint „Auferweckung“ Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes. Es wird alles wieder lebendig durch den Geist, der Beziehung und Leben ist. „Ich habe gesprochen undich führe es aus.“ Sprechen und Handeln (hebräisch: dabar) sind ein und derselbe Begriff. Noch deutlicher sagt es der Römerbrief: „Der Geist Gottes wohnt in euch, er ist Leben.“ (Röm 8,9). 1 Kor 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“
Der Geist steht für Beziehung und Leben. „Nehmt den Stein weg!“, sagt Jesus (Joh 11,39), Hände und Füße waren mit Binden umwickelt, alles was der Auferstehung schon jetzt hinderlich ist, sollte entfernt werden. Zunächst wird das irdische Leben wieder hergestellt, das nennen wir Auferweckung, Rückkehr in den Alltag. Auferstehung ist etwas ganz anderes, nicht erklärbar. Geheimnis des Glaubens! In der Eucharistiefeier hören wir den Ruf: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bist du kommst in Herrlichkeit!“
Neues Leben mit Leib und Seele
Die Auferweckung des Lazarus ist gleichsam die Ouvertüre zur Auferstehung, wo der Mensch als Ganzer, also mit Leib undSeele verherrlicht wird. Die Bibel sieht den ganzheitlichen Menschen. Die griechische Philosophie trennt Geist, Seele und Materie, eine große Bruchstelle. Der Körper eines Menschen ist Materie. Der Leib hat aber mit Identität und Wesen des Menschen zu tun, ist durchlebter Organismus, dazu gehört auch die Seele. Der Leib ist als Geheimnis zu entdecken. In der Feier der Eucharistie werden wir darauf aufmerksam gemacht: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Leib und Leben haben dieselbe Wortwurzel. Wir sterben mit dem ersten Augenblick unseres irdischen Lebens, um dann nach dem Tod zu leben, das nennen wir Ewigkeit. Ewigkeit als bestimmendes Jetzt, als „Nunc stans“, so bezeichnet es Augustinus. Wenn deine Zeit um ist, bleibt nur deine Ewigkeit.
Marie Luise Kaschnitz (1901-1974): „Glauben Sie, fragte man mich, an ein Leben nach dem Tod. Und ich antwortete ja. Aber dann wusste ich keine Auskunft zu geben, wie das aussehen sollte… Ich wusste nur eines… nur Liebe, freigewordene, niemals aufgezehrte, mich überflutende… Liebe.“
"Glaubst du das?"
Eine Krankheit zur Verherrlichung Gottes?
Derzeit läuft unser ganzes öffentliches Leben in einem Ausnahmezustand. Gebannt verfolgen wir täglich die Nachrichten und Statistiken und halten Ausschau nach ersten Anzeichen der Besserung. Wir warten darauf, dass die Einschränkungen wieder gelockert und aufgehoben werden können. Niemand kann sagen, wie lange wir noch warten müssen. Je dringender wir auf etwas warten, desto langsamer vergeht die Zeit. Wenn jemand auf den Notarzt wartet oder auf die Feuerwehr, können Minuten zur Ewigkeit werden.
In einer ähnlichen Situation müssen sich wohl die beiden Schwestern des Lazarus befunden haben, als sie zu Jesus geschickt haben, dass ihr Bruder ernsthaft erkrankt sei. Wer hätte mehr als sie erhoffen können, dass Jesus unverzüglich kommt und seinen Freund rettet. Umso unverständlicher ist die Reaktion Jesu: "Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes." Hat er den Ernst der Lage verkannt? Wenn nein: Wie tief und stark muss die Freundschaft zu den drei Geschwistern gewesen sein, dass er seinem Freund zumutet gleichsam als Demonstrationsobjekt "der Verherrlichung Gottes" zu dienen!
Zwei Wirklichkeiten
Dieser Passus der Lazarus-Erzählung wird mir wohl auf Dauer unverständlich bleiben. Ihm steht ein anderer Erzählabschnitt gegenüber: Als Jesus sah, wie Maria weinte und die anwesenden Trauernden mit ihr, war er im Innersten erregt und erschüttert. Vor dem Grab seines Freundes weinte auch er. Hier erleben wir einen ganz anderen Jesus; einen Jesus, der mit den Menschen weint, mit ihnen leidet und ihren Schmerz teilt.
In der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus steht der menschlichen Wirklichkeit des Sterbens die göttliche Wirklichkeit, die Leben erwecken und Tote lebendig machen kann, gegenüber. Da kann man nicht viel erklären. So etwas lässt sich nur glauben. Jesus fragt Martha: "Glaubst du das?". Das ist auch für uns die entscheidende Frage: Glaubst du das? Der Evangelist hat den Inhalt dieser Glaubensherausforderung eine Art Glaubensbekenntnis vorangestellt. Jesus sagte zu Marta: "Ich bin die Auferstehung und das leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. – Glaubst du das?"
Vom Geschenk des Glaubens
In der Coronakrise kam und kommt immer noch vieles zu spät. Zunächst aus Ahnungslosigkeit, dann aus der Einsicht, dass wir auf diese Möglichkeit nicht vorbereitet waren. Wir mussten und müssen hilflos Menschen sterben sehen, Helfern zusehen, die alles geben um Zeit zu gewinnen, und dennoch nicht allen helfen können, die Hilfe bräuchten. Gefühlskalt ist, wer sich von dieser geballten menschlichen Not nicht anrühren lässt und nicht wenigsten innerlich mit den Getroffenen weint.
Diese Pandemie ist jedoch nur ein Spezialfall, der uns die Härte des Todes und unschuldig Sterbenmüssens vor Augen führt. So geht es darüber hinaus vielen, die unvorbereitet mitten im Leben von der Wucht des Todes getroffen werden, z.B. durch einen Unfall oder durch eine unerwartete Diagnose. In dieser geballten Wucht verlieren wir häufig den Glauben an einen liebenden und lebenspendenden Gott aus den Augen.
In der Lazaruserzählung geben die beiden Schwestern ihren Glauben an einen lebenerweckenden Gott nicht auf, auch wenn sie jede vordergründige Hoffnung, ihren Bruder lebend wiederzubekommen, aufgeben mussten. Wie tief musste ihr Glaube an die Macht Gottes und ihre Freundschaft mit Jesus gewesen sein!
Bei aller Ohnmacht in der gegenwärtigen Coronakrise wird mir bewusst, wie kostbar in dieser beängstigenden Zeit Solidarität und Freundschaft ist. Trotz Abstandhaltens rücken Menschen einander näher, sorgen für einander, finden Wege und Zeichen, einander Mut zuzusprechen und zu zeigen, dass sie nicht allein sind.
Glaube ist Freundschaft. Freundschaft mit Gott, Freundschaft mit den Menschen. Ein solcher Glaube lässt uns über die Schrecken des Todes hinaus Hoffnung wachsen.
Jesus überwindet den Tod, der durch die Sünde des Menschen in die Welt kam
Ein sonderbares Verhalten Jesu
Frage:
Das Evangelium berichtet davon, dass Lazarus ein sehr guter Freund von Jesus ist. Gute Freunde helfen doch eigentlich einander und lassen sich nicht allein, wenn es einem von ihnen schlecht geht. Warum wartet Jesus so lange, bis er zur Familie von Lazarus geht, obwohl er weiß, dass Lazarus krank ist? Ist das Desinteresse? Eine menschliche Fehleinschätzung der Situation oder Ausdruck seines Gottvertrauens? "Gott wird es schon gut machen."
Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar für diese Fragen bin. Denn sie kommen von einer ganz anderen Seite und werfen dabei Fragen auf, die wir „Profis“ uns gar nicht mehr stellen. Denn als Profi würde ich jetzt als erstes sagen: Christus sagt es doch selbst: „Diese Krankheit dient der Verherrlichung Gottes!“ Aber es stimmt, was Ihr sagt: Ist das eigentlich fair? Dem Lazarus gegenüber und auch seinen Angehörigen. An welcher Krankheit ist Lazarus gestorben? Welche Ängste hatte er auszustehen? Hatte er einen leichten oder einen schweren Tod? Welches Leid haben die Angehörigen durchgemacht? Hoffen und Bangen in der Pflege. Das Sterben mitzuerleben. Den Schmerz der Trauer um einen lieben Toten. Und dann der lapidare Satz: „Das alles dient der Verherrlichung Gottes!“ Ich kann verstehen, dass Euch das stutzig macht. Und musste es gleich der Tod sein? Hätte Jesus nicht auch eher kommen können, als Lazarus noch lebte? Hätte das Heilen einer Krankheit nicht auch zur Verherrlichung Gottes beitragen können?
Ihr wisst aus dem Religionsunterricht oder auch aus manchen Predigten, dass die Evangelien keine wortwörtlichen Protokolle sind. Es gab viele Erzählungen über Jesus - einige lagen schriftlich vor, andere wurden mündlich weitergegeben. Jeder Evangelist hat dieses ihm vorliegenden Material - wenn ich es mal so sagen darf - in einer bestimmten Art und Weise kombiniert, um damit ganz bestimmte Facetten der Botschaft Jesu zur Geltung zu bringen.
Der Tod – eine Folge der Ursünde des Menschen
Um einen Zugang zum Evangelium zu finden, möchte ich mit Euch ganz zum Anfang der Bibel zurückkehren. Adam und Eva haben durch ihren Ungehorsam Gott gegenüber seine Freundschaft verloren. Sie verlieren das Anrecht im Paradies leben zu dürfen, müssen fortan im Schweiß ihres Angesichts ihr tägliches Brot essen und sind der Macht des Todes verfallen. Die Bibel erklärt den Tod also als Folge des Ungehorsams der ersten Menschen.
Und genau darum geht es im ersten Teil dieses Evangeliums. Marta und Jesus sprechen darüber, ob Lazarus leben wird. Und darüber, ob Jesus derjenige ist, die Folgen der Ursünde der Menschen aufheben kann. „Ich bin der Auferstehung und das Leben! - Glaubst Du das?“ So fragt Jesus. Und macht deutlich, dass durch den Gehorsam des Sohnes Gottes die Folgen dieses Handelns wieder aufgehoben werden kann. Dass er also der erwartete Messias ist.
Johannes bereitet mit dieser Erzählung von der Auferweckung des Lazarus den Einzug Jesu in Jerusalem vor. Unmittelbar nach dieser Episode berichtet Johannes, dass die Hohenpriester und Schriftgelehrten den Beschluss fassen, Jesus umzubringen. Und dann beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem schon die Passionserzählung, die in den Tod und die Auferstehung Jesu münden wird.
Der Tod hat nicht das letzte Wort
Weil der Tod eben das Ursymbol des Ungehorsams des Menschen ist, bleibt kein Mensch davon verschont: Lazarus nicht, selbst Jesus nicht und auch keiner von uns. Aber Johannes platziert diese Erzählung diese Wundererzählung direkt vor den Einzug Jesu in Jerusalem, weil er damit seinen Zuhörern damals deutlich machen möchte: In der Gegenwart Christi kann der Tod das Leben nicht mehr verhindern. Dieser Jesus, der auf einem Esel in Jerusalem einziehen wird, ist derjenige, der dort am Kreuz das Tor zum Paradies wieder aufstößt. Der Tod hat nicht das letzte Wort.
Er zeigt auch, welche gewaltigen Widerstände Jesus dabei zu überwinden hat. Denn ummittelbar nach der Auferweckung des Lazarus beschließen ja die Hohenpriester und Schriftgelehrten, Jesus umzubringen. Sie wollen sich - wie Adam und Eva - wieder dem Willen Gottes widersetzen. Aber diesmal wird das Leben den Sieg erringen und nicht der Tod.
Damit sind wir bei der letzten Frage: Ist das Zuspätkommen Jesu eine menschliche Fehleinschätzung oder ein Ausdruck seines Gottvertrauens? In seinem Abschiedsgebet vor der Verhaftung wird Christus beten: „Du hast deinem Sohn Macht über die Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt!“ Christus lebte ganz aus dem Willen seines Vaters. Bis in die Stunde seines Todes hinein. Und er lebte in dem Vertrauen darauf, dass der Vater ihn liebt und ihn niemals im Stich lässt.
Gott will, dass wir leben
Was lernen wir aus dieser Erzählung: Wenn ich Gottes Liebe und Fürsorge für mein Leben keinen Raum gebe, dann bin den Kräften des Todes ausgesetzt: Hass und Neid. Unfrieden und Streit. Der Macht der Sünde. Der Kultur des Todes.
Gott will das nicht. Er will, dass wir leben. Er liebt uns und lässt uns niemals im Stich.
Diese Liebe Gottes, sein unbedingte Wille zum Leben, erfahren wir dann, wenn Jesus in unserer Mitte ist. Je mehr Raum ich ihm gebe, je größer seine Gegenwart in meinem Leben ist, desto mehr gebe ich der Kultur des Lebens Raum und Platz.
Und dann kann ich auch darauf vertrauen, dass der leibliche Tod mein Leben nicht beenden wird, sondern der Durchgang und Beginn des neuen und ewigen Leben ist. Dort, wo Adam einst das Leben verspielt hat: Im Paradies.
Die Auferweckung des Lazarus
Sieben Wunder Jesu als Zeichen
Der Evangelist Johannes möchte mit seinem Evangelium die Menschen nahe an das Wesen Jesu heranführen und ihnen damit helfen, an Jesus als Sohn Gottes glauben zu können. So berichtet der Evangelist außer von der Botschaft Jesu auch von seinen Taten, den Wundern. Es sind zwar von den vielen Wundern Jesus nur sieben, die Johannes schildert; aber sie sind nicht willkürlich aus der Vielzahl der Wunder Jesu vom Evangelisten herausgegriffen, sondern zeigen Schritt um Schritt zunehmend die ganze Machtfülle Jesu auf.
Beim ersten Wunder auf der Hochzeit zu Kana verwandelt Jesus Wasser in Wein. Jeder kann bereits hier Jesu übernatürliche Kraft erkennen, die seinem Wesen eigen ist. Die beiden nächsten Wunder sind Krankenheilungen. Ohne dass Jesus das Haus des königlichen Beamten betritt, schon einfach auf sein Wollen hin, wird der Sohn des Beamten gesund. War in diesem Fall die Bitte des Vaters an Jesus, sich seines Sohnes zu erbarmen, vorausgegangen, so zeigt Jesus in der zweiten von Johannes geschilderten Krankenheilung, dass er nicht nur auf Bitten hin sich der Menschen erbarmt. Am Teich Betesda trifft er auf einen Gelähmten, der allein nicht in das heilende Wasser steigen kann, wenn es in Bewegung gerät. Jesus gegenüber klagt der Kranke: Ich habe niemanden, der mich in den Teich trägt, wenn das Wasser aufwallt. Da erbarmt sich Jesus seiner und heilt ihn. Auf Bitten der Menschen eingehen, aber auch die im Blick haben, die allein gelassen werden, das zeichnet Jesus aus.
In der Schilderung der wunderbaren Brotvermehrung dann kann man erkennen: Die gesegneten Gaben, die Jesus Menschen zukommen lässt, sind überschwänglich reichlich und werden von Christus nicht nur in Notsituationen verliehen. Auch im täglichen Leben und ohne Not darf jeder umfangreich mit Jesu Hilfe rechnen.
Und dies noch einmal mehr, wenn das Leben von Stürmen erfasst wird. Johannes berichtet, wie Jesus über das Wasser wandelnd den Jüngern im Seesturm zu Hilfe kommt. Wo Menschen sich selbst in gemeinsamer Mühe nicht mehr helfen können, dürfen sie in ihrer Not fest auf Jesu Hilfe bauen.
Im Bericht von der Heilung des Blindgeborenen, die der Totenerweckung des Lazarus vorausgeht, möchte der Evangelist vor allem darauf hinweisen, wie blind manche Sehenden sind. Die Pharisäer wollen um alles in der Welt nicht wahr haben, dass Jesus den Blindgeborenen geheilt hat. Sie bearbeiten diesen, wollen ihn weichklopfen, damit er leugne, von Jesus geheilt worden zu sein. Als der Blindgeborene sich weigert zu leugnen, jagen sie ihn wutentbrannt davon.
Höhepunkt: Die Auferweckung des Lazarus
Die Totenerweckung des Lazarus bildet den Höhepunkt in den Wunderberichten des Johannes. Sie ist die einzige Totenerweckung, die Johannes in seinem Evangelium beschreibt. Auffällig dabei ist, dass Jesus, den doch eine Freundschaft mit Lazarus verbindet, nicht sofort zu ihm aufbricht, als er von der Erkrankung seines Freundes hört. Der Evangelist erwähnt dies bewusst und knüpft damit an das erste Wunder an. Schon hier hatte Jesus nicht sofort das Wasser in Wein verwandelt. Er begründete dies: Frau, meine Stunde ist noch nicht gekommen. Mit dem Hinweis, dass Jesus die Stunde seines Heilshandelns selbst bestimmt, möchte Johannes hervorheben, wie souverän und ganz mit dem Vater verbunden Jesus handelt. Er ist Herr über Leben, Krankheit und Tod. Ja, das ist sein Wesen: Menschen grundsätzlich befreien aus ihren Situationen, die sie in Nacht, Dunkelheit oder in den Bereich des Todes geführt haben. So verkündet Jesus Marta und denen, die bei ihm stehen: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Weiterhin hebt Johannes hervor: Jesus weinte und sein Inneres wurde erregt und erschüttert. Die Menschen um Jesus herum, die ihn äußerlich ja nur als Mensch wahrnehmen können, bemerken wohl vor allem sein Weinen, das sie als menschliche Trauer um den Freund sicher richtig deuten. Aber dieses Weinen wird von einer Erregung und Erschütterung begleitet, wodurch ein Mehr als nur menschliche Trauer erkennbar wird. Als ein ganz normal von Trauer bewegter Mensch hätte Jesus den Lazarus nicht vom Tode zum Leben erwecken können. Es ist dieses Mehr in ihm, die Kraft seines göttlichen Wesens, die in ihm lebendig wird, der Geist Gottes, der in ihm wohnt und der in der Totenerweckung von Jesus in Anspruch genommen wird. Dies gilt es zu erkennen, um Jesu Wesen zu erfassen und um als Sohn Gottes an ihn glauben zu können.
Dass Jesus Sohn Gottes und damit Herr über Leben und Tod ist, unterstreicht der Evangelist dann noch einmal mit dem Einwand der Marta, die Jesus darauf hinweist, dass ihr Bruder bereits den vierten Tag im Grabe liegt. Nach jüdischer Überzeugung blieb die Seele nach dem Sterben noch drei Tage in der Nähe des Leibes, bis sie ihn endgültig verließ. Von da an war der Zerfall des Körpers unaufhaltsam. Herr, er riecht schon, warnt Marta. Es gibt also keinen Zweifel, dass die Wiederbelebung des verstorbenen Lazarus eine wirkliche Totenerweckung ist.
Jesus, Herr über Leben und Tod
Vor dem geöffneten Grab stehend ruft Jesus den Lazarus zu sich. Mit der Darstellung dieser Szene wendet sich Johannes bewusst an die, die sein Evangelium betrachten. Ihnen möchte er mit auf den Weg geben: Wie Jesus den Lazarus aus dem Dunkel und Todesbereich herausruft, so möchte er alle Menschen in seine Nähe rufen, um ihnen Lebendigkeit zu schenken. Denn jeder, der sich Jesus zuwendet und an ihn glaubt, so will Johannes sagen, wird Jesu Gnade und seine Kraft in sich verspüren. Er wird erleben, wie der Glaube an Jesus ihm Kräfte verleiht und ihn lebendig werden lässt.
So wie Jesus in Verbindung mit dem Vater deutlich Kraft schöpft, so wird jeder, der sich im Glauben mit Jesus verbindet, für sein Handeln und Wirken Kraft schöpfen können, - schon im irdischen Leben. Und wer in seinem Glauben und in seiner Verbundenheit mit Christus diese Erfahrung gemacht hat, der wird glauben können und überzeugt sein, dass er nach seinem Sterben mit Christus in die Auferstehung zu ewigem Leben eintreten wird. Sterben werden wir alle, wie auch Jesus starb. Aber Sterben ist nicht automatisch Tod, Ende, Untergang. Irdisches Sterben kann durch Christus einmünden in verklärtes, ewiges Leben.
Diese Möglichkeit wahrzunehmen und nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, dazu will der Evangelist Johannes mit seinem Bericht jeden Menschen bewegen – auch uns.
Hoffnung?
Hoffnung auf ein Wiedersehen
Andreas Gabalier: „Amoi seg´ ma uns wieder“ (Einmal sehen wir uns wieder), etwas versteckt in diesem Refrain findet sich der Glaube, die Hoffnung an ein Weiterleben und wie Reaktionen auf facebook zeigen, und viel Liebe. Biblisch gesprochen heißt der Refrain: „Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen, ich gehe hin, euch einen Platz zu bereiten [...] und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2.3).
In der 1. Lesung verspüren wir zunächst die Enge des Grabes, aber auch die Zusage: „Ich [...] hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf.“ (Ez 36,12b), also Offenheit für das Weiterleben: „Amoi seg´ ma uns wieder“. „Ich hauche euch meinen Geist ein, damit ihr lebendig werdet.“ (Ez 36,14). Der gute Geist als pfingstliche Vorausschau, Lebensbegleiter. Diesen Worten folgen Taten.
Im Evangelium hören wir die Ouvertüre vor dem Höhepunkt: Auferweckung: Rückführung ins Leben, aber in jenen Zustand wie er vorher war. Auferstehung ist etwas anderes, nicht Beschreibbares. Wir können diesen Zustand nicht beschreiben, weil er unsere Fassungskraft übersteigt. Das Grab als Symbol: Jetzt ist es (hier auf der Erde) aus!
Wir merken aber aus dem Evangelium, dass Jesus der Tod des Lazarus nahe geht, so wie es auch uns beim Tod eines geliebten Menschen nahegeht. Jesus war „zornig“ (Joh 11,38) „und er erregte sich sehr“ (Joh 11,33), aber da geschieht noch eine Steigerung: Er „weinte“ (Joh 11,35). Diese Art der Gemütserregung ist kaum sonstwo bei ihm anzutreffen. Hier hat das Leben das Sagen. „Amoi seg´ ma uns wieder“.
Mit den Menschen mitfühlen
Eine Frau, namens Marta tritt mit starkem Glauben auf. Jesus bestätigt: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25). Der Prozess des Lebens hat schon begonnen in einer Welt mit starkem Todestrieb. Es scheint manchmal, dass wir weltweit einen Totentanz aufführen durch Terror, Krieg, Mordanschläge bis hinein in die Familien, auch geistiger Natur durch Rufmord, Verbalkanonen, durch Mobbing. Jesus würde sich auch heute darüber erregen und zornig sein. Bei Jesus wird mit seiner Gemütserregung auch der Aspekt der Weisheit sichtbar, fähig zu sein, mit anderen mitzufühlen, sich zu freuen, mitzuleiden, auch das ist eine Sichtweise der Barmherzigkeit. Jesus hat dem Mitfühlen eine neue Bedeutung gegeben. Im Mitgefühl entwickelt der Mensch sich selbst.
Auferstehung hat schon begonnen
Was sich gelegentlich landauf, landab abspielt, ist zum Heulen. Die Heilige Schrift sieht den Tod immer im Zusammenhang mit der Sünde als Absondern von der Liebe Gottes. So gesehen ist der Tod der größte Feind des Menschen. Aber auch zu bedenken: Er übergibt uns das Ticket zum ewigen Leben. „Wer glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ (Joh 11,26). Marta bestätigt diese Zusage mit dem Messiasbekenntnis: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias, der Sohn Gottes bist.“ (Joh.11,27). Es geht um letzte Entscheidungsfragen des Lebens. Jesus setzt ein Zeichen, dass die Auferstehung schon begonnen hat. Sie wird nicht in eine ferne Zukunft als Vertröstung dargestellt. Auferstehung geschieht jetzt: Das Evangelium spricht vom Wegwälzen des Steines und vom „schlechten Geruch“. Sehr aktuell für heute. Setzen wir Zeichen der Auferstehung, indem wir Steine - gemeint ist alles, was unser Leben belastet: Intrigen, Heuchelei, Falschheit - wegräumen, damit der üble Geruch der Lüge, der unglaublichen Trägheit nicht mehr weiter gegen den Himmel stinkt, somit die Liebe Gottes nicht mehr verpestet.
Auferstehung gibt es schon vor dem Grab, vor der Niederlage. Mutig aufstehen nach Misserfolgen, Leid und Kränkungen, das bedeutet, den Spuren Jesu folgen, der von sich sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Joh 11,25), der auch von sich sagen kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dann dürfen auch wir voll Freude einstimmen: „Amoi seg´ ma uns wieder…Weil es gibt was nach dem Lebm, du wirst scho segn.“
Misereor - Erbarmen mit den Menschen
Die Auferweckung des Lazarus
Wir sind nun in der Passionszeit, vierzehn Tage vor Ostern. Das Johannesevangelium verkündet uns die Auferweckung des Lazarus. Mit dessen Tod und seiner Rückkehr zum irdischen Leben werden wir eingestimmt in den Tod Jesu am Kreuz und in seine Auferweckung zum neuen, verklärten Leben beim Vater.
Als Jesus in den Ort Bethanien kommt, scheint es zu spät zu sein. Schmerz und Ohnmacht lasten bereits auf den Menschen. Lazarus, der mit seinen Schwestern bei den Juden sehr beliebt war, ist tot. Der unangenehme Verwesungsgeruch breitet sich aus. Dennoch, Martha und Maria, setzen ihr ganzes Vertrauen auf Jesus. Der Herr selber führt Martha in ein tiefes Gespräch über die Auferstehung. Da spricht sie die großartigen Worte: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“ Maria, ihre Schwester, äußert ihre Trauer, bezeugt aber auch ihr Vertrauen auf die Lebensmacht Jesu. Als Jesus vor dem Grabe steht, erschüttert ihn die dunkle, zerstörende Macht des Todes. Denn bald auf Golgota wird der Tod nach ihm selber greifen. Jesus betet zum Vater für das Leben des Lazarus. Er ruft mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagt zu ihnen: „Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!“ Jesus führt vom Tod zum Leben. Dabei heißt „Leben“ ein sinnvolles, menschwürdiges Leben in dieser Welt.
Misereor- mich erbarmt
Auch wir sollen wie Jesus den Armen in der Welt dienen. Dieses Anliegen fördert in der deutschen Kirche der Misereor-Sonntag. Die Werbeplakate verkünden das Motto dieses Sonntags. „Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen.“ Kein aufwühlender Slogan: „Lasst gute Ideen wachsen.“ Oft aber sind es die einfachen, guten Ideen, die sich durch Menschen in fast auswegloser Armut umsetzen lassen. Wir sehen auf dem Plakat auch ein Mädchen, das seine Sonnenbrille verkehrt auf der Nase trägt. Es bedeutet vielleicht: Schaut mal anders nach Afrika, ihr könnt noch manche neue Blickwinkel entdecken. Schaut nach Burkina Faso, dem Zielland unserer Hilfe. Burkina Faso heißt übersetzt: „Aufrechter Gang“. Das Land liegt am südlichen Rand der Sahelzone, umgeben von Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und die Elfenbeinküste. Wir wollen den Menschen dort helfen, aufzuerstehen aus der Resignation und Ohnmacht. Jesu ruft uns zu: „Geht zu den Menschen in Burkina Faso! Helft ihnen, macht Mut! Löst ihnen die Binden, dass sie weitergehen können.“
Fastenaktion
In der diesjährigen Fastenaktion begegnen wir Bäuerinnen und Bauern, Viehhirtinnen und Viehhirten in Burkina Faso. Ihnen helfen heißt, sie in die Eigeninitiative weggehen lassen. Sie entwickeln mit den Misereorpartnern verbesserte, natürliche Heilmittel gegen die Viehkrankheiten und finden z. B. Wege, wie sie ihre Ernte besser lagern können. Das erzeugt Vertrauen in ihr Leben, in ihre Zukunft, besonders auch in Gott. Der „aufrechte Gang“ wird gestärkt, es wächst der Mut. Dafür bittet Misereor heute um Ihre Spende, um großzügiges Helfen. Ihre Gabe wird gut investiert für und mit den Menschen. Die Zukunft darf ja nicht nur wenigen Privilegierten, oft Superreichen gehören. Es warten die vielen jungen Leute in Burkina - der Altersdurchschnitt der Bevölkerung liegt bei unter 25 Jahren. Wie immer, wenn es junge Leute gibt, wachsen deshalb vor Ort viele kreative Ideen und Initiativen. Tun auch wir einen Glaubensschritt für diese Menschen, teilen wir großzügig und bekennen wir wie Martha: „Ja, Herr, ich glaube!“ Wieder werden wir erfahren: Teilen schenkt Freude. Behalten – so das Wort von weisen Menschen- trägt in sich die Gefahr, ichbezogen zu machen.
Lazarus ist, als seine Zeit gekommen war, wieder gestorben. Unsere Hoffnung als Christen kommt von Jesus. Er ist vom Tod auferstanden, um nie wieder zu sterben. Er lebt weiter als verklärter Mensch und Sohn Gottes im Herzen der Dreifaltigkeit und auf Erden unter uns Menschen. Bald dürfen wir dies in der Heiligen Woche feiern.
Wie sich Ostern anfühlen könnte
Auferweckung - Wellness auf religiös?
Wer nach einem wunderschönen Urlaub, einem erfolgreichen Wellness-Aufenthalt oder was auch immer für einem Vergnügen zu sich kommt und alles noch einmal in der Rückschau genießt, sagt doch oft: "Ich fühle mich wie neu geboren.” Das Leben fühlt sich nicht nur anders an, es ist auch ein Stück anders. Der Körper funktioniert irgendwie anders - und das ist selten nachmessbar. Auch der Geist funktioniert tickt anders. Plötzlich fällt die Bewältigung von Aufgaben einfacher, es ist wieder Kraft da, auch Dinge in den Angriff zu nehmen, die man vorher eher zum Weglaufen fand. Alles geht wieder. Man ist wieder in der Lage, seine Welt zu gestalten. Wege tun sich auf, die man vorher nicht sehen konnte. Sich wie neu geboren zu fühlen, meint auch: Leben zu spüren, wo vieles vorher abgestorben war.
Wahrhaftig: Unglaublich!
Wer so zu neuem Leben findet, kann die Auferstehungsgeschichte des Lazarus nicht nur gut lesen, sondern auch nachspüren. Lazarus, komm heraus - fühle dich wie neu geboren - Leben sollst du haben, Leben in Fülle (Joh 10,10). Wer die Erzählung des Johannes so versteht, der kann zurückstellen, wenn der skeptische Naturwissenschaftler meint, dass doch Totenerweckungen nicht möglich sind. Auferstehen zu einem neuen Leben oder gar zu ewigen Leben ist keine Frage für die Naturwissenschaft, sondern ein Versprechen, das der Glaube verheißt. Das ist für den vernunftgesteuerten Menschen heikel. Es braucht das Vertrauen in diesen Gott, der zu uns Menschen sein »Ja« gesprochen hat; Vertrauen darauf, dass diese Zusage an uns wirklich so gemeint ist. Das Evangelium dieses fünften Fastensonntags liest sich nun auch wie eine Geschichte des Zweifeln, Ringens, Missverstehens und intensiven Erlebens rund um all das, was Frohbotschaft in ihrem eigentlichen Kern meint: Auferstehung - wer kann das fassen? Damals wie heute eine Herausforderung, die ans Eingemachte geht.
Konfusion pur
Schauen wir ein wenig genauer hin. Am Tod des Lazarus wollte Jesus ein Beispiel aufscheinen lassen: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Mehr deutet er den Jüngern zunächst nicht an. Und sie reagieren gemäß der Situation, in der sie sich befinden: Mit dem Ort Bethanien, wo sie hingehen sollen, verbinden sie unangenehme Erfahrungen - da waren Menschen, die ihnen feindlich gesonnen waren. So versuchen sie, Jesus lieber da fern zu halten. Verständlich. Jesus aber setzt sich durch, umso mehr, als klar wird, dass sie Lazarus nicht mehr lebend antreffen werden. Geradezu schicksalsergeben willigt Thomas, der spätere Zweifler, ein: Ja dann halt - gehen wir mit ihm: mitgefangen, mitgehangen! Von einer Offenheit gegenüber Gottes Wirksamkeit keine Spur.
Kurz vor Bethanien trifft Jesus auf Marta: Sie nimmt das Sterben ihres Bruders pragmatisch - es hätte anders sein können, nun ist es halt so. Als er ihr Hoffnungen machen will, kommt bei ihr nichts davon an. Auferstehung ist etwas Menschenfernes und hat mit dem Leben nichts zu tun. Ihre Schwester Maria hingegen vergeht fast vor Kummer. Sie war auch in anderen Begebenheiten immer eher die Gefühlsbetontere. Aber Rettung aus dem Tod - das ist auch für sie kein Thema. Da wird auch Jesus von der Trauer übermannt. Und inmitten all dessen noch heftige Polemik der Umstehenden: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Jetzt wird es Zeit, die Situation zu kehren. Gegen Martas Widerstände - Herr, er riecht aber schon! - zeigt Jesus an Lazarus auf, was es heißt, Leben von Gott empfangen zu haben.
Was macht’s...?
Und was passiert dann? Nichts! Lazarus verlässt das Grab genauso wie er hinein gekommen ist: gesalbt und in Leinen gewickelt. Und die Leute? Kein Jubel, kein Staunen, kein Geschrei - wir hören von nichts. Lazarus kann sich fühlen wie neu geboren, aber auch von ihm kein Kommentar. Ihm ist Leben wieder geschenkt worden und er geht still und leise weg. - Wenn Gott am Werk ist, findet die menschliche Stimme dazu keinen angemessenen Kommentar. Inmitten der Totenstille von Bethanien wirkt dieser Gott - und sonst nichts.
Wir hören dieses Evangelium auf dem Weg auf Ostern hin. Die Verkündigung macht uns langsam und behutsam vertraut mit dem großen und zentralen Thema unseres Glaubens, das dann in der Osternacht gefeiert wird: Auch uns ist verheißen, Auferstehung zu erleben. Es soll sich nicht so anfühlen wie neues Leben nach einem gelungenen Wellness-Programm - es ist neues Leben, das Gott selbst verheißt. Und diese Verheißung hat mit der Person des Gottessohnes Hand und Fuß bekommen.
... mit dir?
Wie wirkt das auf uns heute? In wenigen Wochen tauchen wir ein in die Auferstehungsfeierlichkeiten. Wie geht’s uns jetzt auf dem Weg dahin? Die Beispiele für eine Antwort aus dem Evangelium sind vielfältig.
Geht’s uns: Wie den Jüngern? - Sehen wir dem Fest eher mit Befremden und ein wenig Erschauern entgegen?
Oder wie dem Thomas? - Wir sind halt katholisch, also auf und los?
Wie Marta? - Es kommt halt wieder Ostern, aber es könnte auch anders kommen...? Wie Maria? - Gefangen in unseren eigenen Lebenssituationen und so ohne Vorstellung von diesem Gott?
Oder wie Lazarus? - Erfüllt von dem Gefühl, wie Leben in Fülle aussehen könnte?
Oder ist da nicht eher »von allem ein bisschen«?
Es wird auf diese Fragen keine allgemeine Antworten geben können - sowie Jesus den Lazarus herausruft, sind auch wir je einzeln auf Tod und Auferstehung Jesu Christi Auferstehung getauft und berufen worden. Das jährliche Osterfest ist immer wieder ein Schritt zu auf die Vollendung der Verheißung, die der Prophet schon seinem Volk in der Verbannung gemacht hat: Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.
Komm heraus aus dieser Enge des Grabes
Warum?
Im letzten Sonntagsevangelium, in dem es um die Heilung des Blinden ging, stellten die Jünger Jesu die Frage nach dem WARUM von Krankheit, Leid und Behinderung. Sie erhielten keine Antwort, sondern eine Heilszusage.
In der heutigen Schriftstelle wird diese Frage noch weitergeführt, ja sogar etwas verschärft. WARUM gibt es den Tod? WARUM lässt Gott Menschen sterben wie den Lazarus? WARUM ist alles irdische Leben der Vergänglichkeit, dem Sterben, dem Tod unterworfen? Auch Jesus berührt die Tatsache des Todes sehr. Er war "zornig under erregte sich." (Joh.11,33) und er "weinte"(Joh.11,35). Solche Gemütserregungen bei Jesus finden wir sonst kaum.
Totentanz
Zurzeit führen wir einen Totentanz auf. Am Beispiel Japans sehen wir, wie die Erde schrittweise unbewohnbar gemacht wird. Die Katastrophe von Tschernobyl vor 25 Jahren wird erst jetzt wieder ein klein wenig in Erinnerung gebracht, Millionen Tonnen von Erdöl ergossen sich über den Golf von Mexiko und giftige Dämpfe und dunkle Rauchschwaden steigen über der Küste Nordafrikas auf. Die Gier nach schnellem Geld, Sparsamkeit am falschen Fleck nehmen nicht Rücksicht auf die Schöpfung und menschliches Leben. Befinden wir uns in einem großen Narrenschiff namens Erde, die im Begriff ist, eine fröhliche Apokalypse zu begehen?
Das Evangelium sagt nichts von all dem, sondern die Grundaussage lautet: Das Leben wird über den Tod triumphieren. Nach all den grässlichen Bildern im Fernsehen, Internet, in den Zeitungen ist das kaum zu glauben. Der Tanz in den Abgrund unter Kriegsgedröhne und Tsunamiklängen scheint besiegelt. Der Mensch führt sich auf wie der berühmte Zauberlehrling, der die Elemente nicht in den Griff bekommt.
Komm heraus!
Wenn man diese Evangelienstelle mit der Realität des Lebens vergleicht, wird man wohl sehr intensiv nach dem Sinn dieser Wiedererweckung fragen müssen. Was ist damit erreicht, wenn Lazarus für einige Jahre ins Leben geholt wird, um dann doch wieder dem Tod ausgeliefert zu sein. Manche Menschen wollen nach all dem, was sie schon an Qualen und Leiden hier auf Erden durchgemacht haben, gar kein ewiges Leben, weil der Schmerz über die Sinnlosigkeit dieses Daseins zu tief sitzt.
Im Zusammenhang mit dem Tod des Lazarus sagt Jesus ein ganz entscheidendes Wort zu Marta: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben." (Joh.11,25f).
Einige Kapitel weiter, ebenfalls bei Johannes lesen wir: "Ich bin derWeg, die Wahrheit und das Leben." (Joh.14,6). Wir finden in diesem Evangelium noch ein tröstendes Wort, wenn Jesus zu Lazarus sagt: "Komm heraus!" (Joh.11,43). Es bedeutet: Komm heraus aus dieser Enge des Grabes. Die Fesseln an Händen und Füßen sind gelöst. Der Stein ist weggewälzt. Die Totenstarre ist dir genommen. Es beginnt etwas Neues. "Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk aus euren Gräbern ... Wort des Herrn."(Ez.37,12b und 14). Auferstehung wird hier nicht in eine ferne Zukunft gerückt. Sie beginnt schon jetzt hier, setzt aber Vertrauen voraus, trotz allen bestialischen Gestanks, den es in dieser Welt gibt. Täglich bekommen wir die Chance, die Fesseln des Todes, die Totenstarre zu durchbrechen und ein Leben im Geiste Jesu durch die Macht der Liebe zu uns selbst, zum Nächsten, zum Feind und zu Gott zu führen.
Erschütterung und Tränen sind keine Nebensache
Oft ist das Nebensächliche die Hauptsache
Vielleicht kennen Sie das auch: Sie sind eingeladen und bringen Blumen mit. Doch als Sie den Blumenstrauß übergeben, sagt die Dame des Hauses zu Ihnen: "Aber das wäre doch nicht nötig gewesen...!" Ist es nicht so, dass oft genau das, von dem wir sagen, eigentlich nicht nötig, gerade jenes ist, von dem wir in unseren Begegnungen leben? Da sagen Menschen, wenn sie zusammenkommen zueinander: Wie geht es dir? Oder: Wie geht es Ihnen? Für manche eine zeitraubende Höflichkeitsfloskel, eine Nebensächlichkeit, weil wir in Gedanken oft schon bei den Themen sind, die es zu besprechen gilt. Deshalb eigentlich auch nicht nötig. Dieses: "Wie geht's?" - Und doch immer wieder auch eine starke Brücke, mit der wir einander zeigen, dass es uns um mehr geht, als das was, was gerade auf der Tagesordnung steht, weil uns der andere Mensch wichtig ist. Seien wir ehrlich! Gilt nicht auch hier: Das Nebensächliche ist die Hauptsache, weil wir davon leben?
Im Evangelium von der Auferweckung des Lazarus sind wir schnell dabei, uns in unserer Phantasie auszumalen, wie Jesus vor der Grabhöhle steht, umgeben von einer großen Schar Schaulustiger Wir stellen uns vor, wie die Menschen mit großen Anstrengungen den Verschluss-Stein vom Eingang des Grabes wegrollen, wie Jesus im Gebet die Augen zum Himmel richtet und irgendwann mit lauter Stimme ruft: Lazarus, komm heraus! Und er kommt heraus. Wie es damals üblich war, in Leinenbinden und Tücher eingewickelt, nicht mehr wiederzuerkennen, wie ein Gespenst, aber lebendig. Das ist die Hauptsache, an der wir schnell hängen bleiben. Doch das Evangelium kennt auch Nebensächlichkeiten, die nicht weniger wichtig sind als das Wunder selbst.
Bedingungsloses Bitten
Maria sagt: "Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben." Ein Nebensatz, der im Schatten des Wunders steht. Und doch sind uns diese "Wenn-Dann-Sätze", sehr vertraut, weil sie bei uns oft zur Hauptsache werden. Ich kenne Menschen, die von solchen Sätzen in ihrem Gebetsleben und damit in ihrer Beziehung zu Gott seit Kindertagen geprägt - und im Glauben nicht weiter gewachsen sind. In unserem Denken machen wir damit Gott verantwortlich für das, was uns nicht möglich ist. Wir stellen Bedingungen an Gott und sprechen: Wenn du mir hilfst, heil aus dieser Situation herauszukommen, dann... Und oft ist nicht einmal mehr von Bedingungen die Rede, wenn wir heute noch beten, wie wir es einst als Kinder taten: Lieber Gott, mach dass...!
Doch wer ist in solchen Haltungen dann noch Gott für uns und was ist der Mensch vor Gott? Gott wird zum "Automat" des Menschen, der auf "Gebets-Knopfdruck" die Wünsche des Menschen erfüllt. Und was wird aus dem Menschen? Dem geht es dabei auch nicht besser! Er verliert seine Freiheit, seine ihm von Gott gegebene menschliche Natur und nicht zuletzt auch seine ihm auf den ersten Seiten der Bibel gegebene Verantwortung für die Gestaltung der Welt und seine Würde.
Wie viel Leid kam und kommt bis heute in diese Welt, weil wir für vieles, das ist - aber auch nicht ist - Gott verantwortlich machen und nicht selbst Verantwortung übernehmen. Wir sprechen lieber wie Maria im Evangelium: "Herr, wärest du hier gewesen, dann..."
Der verwundete Arzt
Das Evangelium erzählt uns noch eine weitere - scheinbare - Nebensache. "Als Jesus sah wie sie" - Maria - "weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, war Jesus im Innersten erregt und erschüttert (...) Da weinte Jesus. Die Juden sagten, seht wie lieb er ihn hatte!" - Es gibt in der ganzen Bibel keine andere Stelle, die davon erzählt, dass Jesus weint. So sehr ist der Gottessohn Mensch wie wir; Jesus leidet mit Marta und Maria am Tod des Freundes Lazarus. "Jesus ist nach Johannes gerade als der Verwundete die Quelle des Lebens für uns Menschen geworden. (...) Auch wir werden nur dann zur Quelle des Lebens für andere werden (...) wenn wir uns wie Jesus verwunden lassen. Der verwundete Arzt war für die Griechen ein wichtiges Bild. Nur der verwundete Arzt, so meinten sie, kann heilen. Nur der, der sich den eigenen Wunden stellt, ist auch fähig, die Wunden anderer zu verstehen und zu heilen. Nicht durch unser Wissen helfen wir den Ratsuchenden, sondern indem wir sie in die eigene Wunde eintreten lassen wie Jesus ..." (Anselm Grün)
Das ist der schmerzhafte, aber heilsame Weg, den die Kirche in der Aufarbeitung der Krise in diesen Tagen geht, indem sie sich den eigenen Wunden stellt. Sie ist nicht mehr die mächtige Kirche von einst, sondern eine Kirche, die Wunden trägt. Eine Kirche, die nicht mehr vor den Menschen hergeht, sondern die im wahrsten Sinne des Wortes "sym-pathisch" d.h. mit-leidend ist, weil sie auf der Seite der Menschen steht und herausgefordert ist, in Demut mit den Menschen zusammen hinzufinden zu dem neuen Leben, das sie in ihrer Botschaft verkündet.
Dienende Kirche
Wissen wir noch, was das alte Wort "Demut" heißt? Die lateinische Sprache kann uns helfen, es von der Last unserer Vorurteile zu befreien. Humilitas heißt es da. Ahnen Sie, was für ein Wort da mit drinsteckt? Im Humilitas ist Humus drin. Die Erde, der Boden, manchmal auch der Dreck, der an uns haftet. Aber immer auch der Grund, auf dem wir alle stehen. Demut im Sinne von Humilitas ist unsere Erdverbundenheit und hängt zusammen mit der Frage nach dem, was uns trägt. Zu dieser Demut gehört die Vision einer den Menschen dienenden Kirche. Doch manche sehen vor lauter Dreck die Erde und damit den Boden nicht mehr, auf dem wir alle stehen. Deshalb muss immer wieder daran erinnert werden: "Die Kirchen haben den Beweis angetreten, dass sie verlässlich und kompetent an der Seite der Menschen stehen. Sie helfen den Menschen, in Würde zu leben und auch in Würde zu sterben. In Hunderten Einrichtungen der Caritas finden Menschen in Not die Erfahrung der Solidarität und menschlicher Nähe (...) besonders von den Ehrenamtlichen, die zehntausende Stunden zur Unterstützung unserer Gemeinden und Verbände aufbringen." (Erzbischof Dr. Robert Zollitsch)
Doch es geht hier nicht nur um das, was die Menschen tun, auch wenn viele vom Einsatz der Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden Wunder erwarten. Der Evangelist Johannes zeigt all denen, die auf Wunder hoffen einen anderen Weg. Johannes wird nicht müde, von Maria und Marta zu erzählen, vom Mitleiden, von den Vorwürfen und den Fragen der beiden Frauen, die - wie so viele Menschen in unserer Kirche - zwar vieles nicht verstehen können, aber trotzdem alles tun, was in ihren Kräften steht. Vor dem Wunder neuen Lebens stehen bei Johannes die innere Erregung, die Erschütterung und die Tränen von Jesus als Ausdruck seiner Liebe zu Lazarus. Das ist keine Nebensache. Denn diese Liebe überwindet das Dunkel der Hoffnungslosigkeit und führt zum Licht neuen Lebens.
Der muss ja schon gestunken haben
Den Zweifel leben
In der Kirche wird geredet als ob man hundert Prozent Bescheid wüsste. Oder manche geben dies so vor oder tun so. Dies kann die verschiedensten Blüten treiben. Mit der Lazarusszene könnte in diese Kerbe geschlagen werden. Jedoch die vielen offenen Seiten, die nicht weitergeführten Handlungen, verhindern dies, legen sich genau solchem Ansinnen quer. Die vorkommenden Personen in dieser Perikope bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten sich im Geschehen einzufinden, darin herumzuwandern, einzutauchen und wieder in seine eigene Welt zurückzukehren. Sie ermöglichen die eigene Gebrochenheit, die eigene Vergänglichkeit zu buchstabieren. Sie bieten die Folie, die eigene Glaubensunsicherheit und die eigenen Glaubenzweifel leben zu dürfen. Anstehen, den Weg nicht kennen, nicht weiter wissen. Wie schön und angenehm wäre es, gleich in die Auferstehung hineinzufallen, gleich darin baden zu können. Genau dies ermöglicht die Stelle nicht. Und die Stelle bietet nicht eine nicht mehr zu hinterfragende Antworthaftigkeit.
Kinderdialog
Am sichersten und einfachsten erledigen dies Kinder. Ich denke hier an den Religionsunterricht, sowie auch an die Ministranten, die mir immer wieder Anfragen unverblümt und direkt liefern.
- Der (Lazarus) muss ja schon gestunken haben! - Ja sicher, denkt einmal daran wie das vor sich geht, wenn bei uns jemand stirbt. - Bei meinem Opa hat man auch den Sarg zugemacht, bevor er zu stinken begonnen hat. - Wie konnte der herausgehen, wenn er gefesselt war? -
Der Evangelist Johannes schreibt das so, aber wie der gefesselt gehen konnte das beschreibt er nicht, das war ihm nicht so wichtig. Er hat ja selbst auch diese Geschichte über Jesus gelesen und gehört. Weil sie ihm wichtig war, hat er sie für die anderen Christen und für uns nieder geschrieben, damit wir von diesem Jesus wissen und an ihn glauben
Diese Dialoge lassen die Ungereimtheiten stehen, ohne dadurch getrieben zu sein, das Kind mit dem Bade auszuschütten einerseits, und andererseits schärfen sie das Hinterfragen und stellen es genau in den Dienst des Glaubenlernens. Liegt nicht darin eine sich ständig durchziehende Linie in den Wundern Jesu, damit die Jünger und folglich wir Glauben lernen und zugleich einer Wundersucht nicht verfallen?! Wundersüchtigen hat sich Jesus ohnehin ständig entzogen. Sich dies vorzuspiegeln wäre bei so einigen innerkirchlichen Bewegungen von Nöten.
Den Glauben benennen
In der Derzemberausgabe 2007 der Internationalen Zeitschrift für Theologie "Concilium" schlüsselt die Theologin Elaine Champagne in ihrem Artikel "Spiritualität aus dem Munde der Kinder und Säuglinge" diese Dimensionen auf. Von Kindern mit hinein genommen zu werden in das Staunen, in die Orte des Schweigens und des Mystischen, und zugleich verlangt dies nach expliziten Worten, nach Formulierung des Glaubens. Kinder fordern heraus zu benennen, was der Erwachsene wirklich glaubt. Wird das, was der Erwachsene glaubt, durch ihn ausgesprochen, ermöglicht er auch sich selbst die eigene Glaubensentfaltung und Glaubensstärkung. Und die Erschütterung und die Zweifel werden dabei nicht und dürfen dabei auch nicht übergangen werden.
Eine Geschichte
Die Autorin bringt dazu die Geschichte "Ein Vierjähriger brachte seinen Vater…" - siehe in den Kontexten.
Diese Geschichte führt uns wieder zurück zu Lazarus, seinen Schwestern, den Jüngern und zu Jesus in der Evangelienstelle. In den Dialog des Staunens und des Geheimnishaften tretend eröffnet sich für uns der Weg Jesu durch Kreuz zur Auferstehung. Dieser Jesus verdunstet nicht in das Unbenennbare, sondern er lässt sich tatsächlich in unser Geschick und Schicksal ein. Sprechen dies nicht genau die Not und die Trauer der Schwestern an und aus, bevor Lazarus wieder in das Leben zurückkehrt?! Und den Jüngern ermöglicht sich der Weg des Lernens. Auch sie gleiten nicht leicht und locker in die Auferstehung hinein.
Dichtersprache geheimnislüftend
Der Rumänische Dichter Mihai Ursachi fantasiert in seinem Gedicht Selbstbildnis - siehe Kontexte - vom Verse Schreiben nach dem Tod. Welch faszinierendes Ansinnen. Und es lässt sich damit der Dichter nicht vor den Karren des Auferstehungsbeweises spannen. Darum geht es auch gar nicht, und doch eröffnet er einen Blick, einen Blick in eine Welt in der das Gegenwärtige hoffentlich nicht verloren sein wird. Wobei es ihm um diese Hoffnung gar nicht geht. Er knüpft es an eine Bedingung. Eine Bedingung, die sich wiederum nicht erzwingen lässt. Er stellt dies auch gar nicht in die Zeilen seines Dichtens. Einen Wurf macht er, nämlich indem er sich träumend vor den Beginn, vor das Entstehen der Welt in Geburt setzt. In die Verse setzt er sich selbst, seine Vorstellung, seine Möglichkeit und vielleicht doch als Traum nicht bloß vor der Welt, sondern als ein Danach.
Diese Gedichtzeilen nehmen mich, den Rezipienten, in die Traumwelt der Verse des Dichters, ohne einen Traum darzustellen, hinein und bieten keine Antwort, keinen Jenseitsentwurf, keine fertige Wohnwelt des was danach kommt. Und doch sind diese Zeilen gefüllt mit dem, was stimmt aber sich jeglichen billigen Beweises entzieht. Der Dichter bietet nicht einen Wurm an der Angel, mit dem und mit der er den Leser gängelt. Er setzt sich selbst in diesen Zeilen. So verleiht er ihnen Fleisch und Blut, erspart aber nicht das Staunen über das Überraschende und das Verweilen darin dem Leser. Die Verse stehen für sich und doch werfen sie ohne mit der Lazarusgeschichte etwas gemeinsam ja nicht einmal etwas zu tun zu haben einen Blick aufhellend darauf.
Nicht überspringen
Jesus steht in Verbundenheit zwischen Welt und Gott. Und dieser Jesus ist nicht von Gott zu trennen. Das Wunder der Auferweckung des Lazarus wird ihm vorgebetbittlich gewährt. So eng steht er in Beziehung zu Gott, zum Vater. Und wird dadurch der Weg Jesu durch Tod aufgezeigt, wird zugleich die Gemeinschaft Jesus und Gott, Gottesgemeinschaft, bestätigt und bekräftigt. Das will uns diese Szene verdeutlichen und somit Glauben lernen und lehren. Die Gemeinschaft mit Gott führt uns über dieses Leben hinaus.
Also weiß doch niemand Bescheid, auch nicht in der Kirche. Darüber brauche ich gar nicht länger herumschreiben, darum geht es nicht. Es gilt den Blick zu schärfen aus dieser Textstelle heraus, dass darin wesentlich das Leid und das Grab angedeutet sind, bevor dieser Jesus auferweckt und verherrlicht wird. Jesus führt es an Lazarus explizit vorausdeutend vor.
Dem Evangelisten Johannes sind diese Zusammenhänge aufzuzeigen wesentlich. Hätte er sonst diese Geschichte vor Beginn des Endes Jesu platziert? Er hat dies genau gesetzt. In der Kirche ist es vieler Stolz und vieler hehres Bestreben, das Kreuz in Gold oder Silber oder mit Edelsteinen besetzt auf dem Bauch zu tragen. Der Jesus mit dem Kreuz am und im Rücken - siehe Kontexte "um drei" mit Pfad zum Holzschnitt /Meditationsbild - spricht in anderen Tönen und Schattierungen nichts übertönend von Auferstehung.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 267: O Mensch, bewein dein Sünde groß
GL 269: Du Sonne der Gerechtigkeit, Christus
GL 272: Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte
GL 277: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
GL 289: O Haupt voll Blut und Wunden
GL 369: O Herz des Königs aller Welt
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 383: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren (2. Str.)
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL Ö814: O höre, Herr, erhöre mich
GL Ö815: Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt
GL Ö819: Lass mich deine Leiden singen
Kehrverse und Psalmen:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil – Mit Psalm 27 - IV.
GL 76: Der Herr ist nahe allen, die ihn rufen – Mit Psalm 145 - I.
GL 307,5: Meine Hilfe und mein Retter bist du. Säume doch nicht, du mein Gott – Mit Psalm 90 (GL 50,2) - I.
GL 312,5: Aus der Tiefe zogst du mich empor; dich will ich rühmen in Ewigkeit – Mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung - Mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 629,1+2: Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell – Mit Psalm 30 - I.
GL 639,3+4: Beim Herrn ist Barmherzigkeit, bei ihm ist Erlösung in Fülle – Mit Psalm 130 - II.
- Einleitung6
Manfred Wussow (2023)
Es geht heute um ganz viel Geist!
Beim Propheten Ezechiel werden wir lesen: „Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig“. Der Apostel Paulus wird sich einreihen: "Gott, der Christus von den Toten auferweckt hat, wird auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt." Im Evangelium schließlich sagt Jesus von sich: "Ich bin die Auferstehung und das Leben."
Wir sehen, wie zerbrechlich Leben ist, wieviel Angst umgeht, wieviel Hoffnung stirbt.
Lasst uns unseren Herrn anrufen:
Bernd Kösling (2017)
Oftmals ist unser Leben nicht leicht. Es liegen manchmal dunkle Schatten auf unserer Seele. Hass, Leid, Entbehrungen, Sterben und Tod. Oftmals sind wir dagegen machtlos. Sie werden uns angetan. Wir müssen sie erleiden. Da tut es gut zu wissen, dass wir dann nicht allein sind. Gott trägt uns in diesen Situationen mit.
Am Beginn dieses Gottesdienstes wollen wir aber auch nicht verschweigen, dass es auch Situationen gibt, in denen wir anderen diese Lasten auferlegen. Deshalb bitten wir um Gottes Erbarmen:
Klemens Nodewald (2017)
Wir gehen deutlich auf Ostern zu, wo wir die Auferstehung Jesu feiern und uns im Glauben zu ihr bekennen. Allen im Bereich des Glaubens Suchenden wollen die Evangelisten helfen, an Jesus als den Auferstandenen glauben zu können. So hören wir heute im Evangelium den Bericht von der Totenerweckung des Lazarus, in dem uns Jesus als der vor Augen gestellt wird, der uns Menschen aus den Bereichen der Dunkelheit herausführen kann und führt, wenn wir auf sein Rufen hören und zu ihm aufbrechen.
Martin Stewen (2014)
Auferweckungsgeschichten des Neuen Testamentes sind spannend, emotional, packend - aber irgendwie auch ein Stück weit weg von menschlichem Erleben. Und doch sind sie unsere Geschichten. Als Christinnen und Christen sind wir getauft auf Jesu Tod und Auferstehung. Die Auferweckung des Lazarus will uns das heute lebendig werden lassen - wenige Tage vor Beginn der Kar- und Osterfeierlichkeiten.
Markus Duchardt (2011)
Haben Sie sich auch einen Vorsatz für diese Fastenzeit genommen? Falls Sie noch auf der Suche sind, kann ich Ihnen heute am fünften Fastensonntag einen vielleicht etwas ungewöhnlich klingenden, aber durchaus in der kirchlichen Tradition verwurzelten Vorsatz vorschlagen: Nämlich das "Fasten der Augen".
Der Vorsatz stammt aus einer Zeit, in der vom fünften Fastensonntag bis zum Osterfest, Kreuze, Auferstehungsbilder und Flügelaltäre verhüllt wurden. Durch das "Fasten mit den Augen", sollten diese Bilder an Ostern wieder neu wahrgenommen werden.
Für mich ist das "Fasten mit den Augen" eine Einladung, mich frei zu machen, von allzu festen Bildern über den Menschen neben mir, aber auch von festlegenden Bildern in meinem Glauben. Denn dort, wo ich festgelegt bin, sehe ich meist nur noch mich selbst, kann schnell meine Solidarität und mein Erbarmen verloren gehen. Dieses Erbarmen aber ist Kennzeichen des neuen Lebens, das uns Jesus gebracht hat. Dieses Erbarmen hat dem fünften Fastensonntag deshalb den Namen Misereor-Sonntag, d.h. "es-erbarmt-mich-Sonntag" gegeben.
Alfons Jestl (2008)
Wir kommen in Umstände, die wir uns nicht wünschen. Dies spricht sich leicht aus. Jedoch überfällt uns nicht Erwartetes, nicht Erwünschtes und nicht Erträumtes, brechen Welten ein, brechen Hoffnungen zusammen, brechen nicht nur die großen sondern auch die kleinen Dinge weg. Wir wissen darum, es kann jederzeit passieren, aber doch ist alles überraschend, ein Schlag, das nie Erwartete.
Jesus Christus ging gleichen Menschenschicksalsweg, und er geht in nach wie vor mit uns. Darum feiern wir Eucharistie, Tiefpunkt und Höhepunkt des Lebens, wenden wir uns an Gott, trauen wir uns ihm an, loben und preisen wir ihn, wissend durch Jesus Christus, er führt uns zur Auferstehung.
- Bußakt1
Markus Duchardt (2011)
Herr, Jesus Christus,
Maria und Marta, haben in ihrer Sorge um Lazarus auf dich vertraut.
Auch die Menschen, mit denen wir zusammenleben und arbeiten,
haben Erwartungen an uns.
Weil uns Tag für Tag so vieles beschäftigt
und unsere Kräfte oft an ihre Grenzen kommen,
rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus,
du hast um den Tod deines Freundes Lazarus geweint.
Weil die Schreckensnachrichten aus nah und fern nicht aufhören wollen,
geht uns kaum noch etwas "unter die Haut".
Deshalb rufen wir zu dir:
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus,
in der Auferweckung des Lazarus hast du den Menschen ein Zeichen gegeben,
dass der Himmel die Erde berührt.
Weil unseren Worten nicht immer Taten folgen,
tun wir uns schwer damit,
glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen dieser Hoffnung zu sein
und rufen zu dir:
Herr, erbarme dich.
- Kyrie7
Manfred Wussow (2023)
Herr,
wir sehnen uns nach einem guten Geist in der Welt.
Doch Menschen werden zu Handlangern des Todes.
Herr, erbarme dich.
Christus,
Gottes Geist war schon da, als es noch nichts gab.
Wo er ist, wächst die Freiheit und Menschen werden glücklich.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du kennst die Geistlosigkeit und Verzagtheit unter uns.
Du führst uns aus dem Bannkreis des Todes hinaus.
Herr, erbarme dich.
Ich hoffe auf den HERRN, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort. *
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen.
(Ps 130,5-6)
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
in unserer Sprachlosigkeit gegenüber Krankheit, Leid und Tod rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
In den schweren und leidvollen Stunden deines Lebens hast du auf den Vater vertraut.
Christus, erbarme dich.
In deiner Auferstehung schenkst du uns die Lebendigkeit des neuen Lebens.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du Herr über Leben und Tod.
Herr erbarme Dich.
Du bist von den Toten auferstanden.
Christus erbarme Dich.
Mit Lazarus erweckst auch uns zum Leben.
Herr erbarme Dich.
Bernd Kösling (2017)
GL 437: Meine engen Grenzen...
Klemens Nodewald (2017)
Wenden wir uns dem Herrn zu,
der uns schon in dieser Welt aus Situationen herausführen möchte, die Lebendiges zerstören.
Herr Jesus Christus,
mit deiner Botschaft öffnest du uns die Augen für das Lebendige und Segen Bringende.
Herr, erbarme dich.
Du unterstützt uns, wenn wir uns nach Verstrickungen in Dunkles und Falsches dir neu zuwenden.
Christus, erbarme dich.
Du willst uns in die Auferstehung zu ewigem Leben führen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr, der Abgestorbenes neu beleben kann.
Ihn preisen wir in dieser Welt und in der Ewigkeit. – Amen
Martin Stewen (2014)
Herr Jesus Christus
du versprichst Auferstehung für hier und heute,
auch wenn Tod und Vergehen uns umgeben.
Herr, erbarme dich.
Du lädst uns ein, mit dir zu gehen,
auch wenn die Schritte schwer fallen.
Christus, erbarme dich.
Du sprengst die Grenzen unseres Geistes;
wir glauben oft, alles zu verlieren.
Herr, erbarme dich.
Der gute Gott, der Leben verheißt,
entlaste uns von Schuld und Sünde,
er erhelle das Dunkel des täglichen Todes
und führe uns sicheren Schritts in sein Reich des ewigen Friedens. - Amen.
Alfons Jestl (2008)
GL 495/4: Herr Jesus, du rufst die Menschen zur Umkehr
Oder:
In unserem Versagen stehen wir hier
und sind uns gewiss, du, unser Gott, nimmst uns an,
und traust uns Veränderung zu und verlangst dies auch.
Herr, erbarme dich.
Christus geht uns voran.
Er führt uns, uns als Kirche und die Kirche an sich.
Wie oft ergehen wir uns diesem Wissen widersetzend
in Selbstbejammerung.
Christ, erbarme dich.
Eingefügt in Jesus Christus
befinden wir uns in Verbundenheit mit allen Christen
auf der ganzen Welt.
Und wie vielfach reduzieren wir unseren Blick
nur innerhalb des eigenen Teiches Rand.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Fastenzeit 5 So: in seiner Liebe bleiben
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt
dem Tod überliefert.
Lass uns in seiner Liebe bleiben
und mit deiner Gnade aus ihr leben.
Darum bitten wir im Heiligen Geist durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
Messbuch - TG Auswahl 9: der Tod ist überwunden
Gott des Lebens.
Durch die Auferstehung deines Sohnes wissen wir :
Der Tod ist überwunden,
der Weg zu dir steht offen,
unser Leben ist unvergänglich.
Hilf uns,
in dieser Gewißheit unser Leben anzunehmen
und daraus zu machen, was du von uns erwartest.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 9
Messbuch - TG Auswahl 12: deine Treue hat Jesus aus dem Tod gerettet
Gott.
Deine Treue hat Jesus aus dem Tod gerettet.
Sie ruft auch uns
in die Herrlichkeit des neuen Lebens.
Laß diese Zuversicht in unser ganzes Leben dringen.
Laß diese Freude aus unseren Taten strahlen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 12
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
im Tod und in der Auferstehung deines Sohnes
ist uns das Leben verheißen.
Laß uns in den Tagen der österlichen Bußzeit
dir begegnen, der uns das Leben schenkt.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2023)
Gott,
mach du die Gräber auf,
die wir mit unseren Ängsten verschlossen haben,
gib unseren Hoffnungen ein schönes Gesicht,
rufe uns laut in das Leben.
Wir danken dir für den Frühling,
für die Blüten, die sich entfalten,
für die Lebensgeister, die sich rühren.
Wir danken dir für dein Wort,
für das Licht, das unsere Dunkelheit durchbricht,
für den Mut, es mit Tod und Teufel aufzunehmen.
Wenn du uns deinen Geist schenkst,
wird der Zweifel kleinlaut
und die Zurückhaltung trollt sich.
Schenke uns deinen Geist
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
gefangen sind unsere Gedanken
und getrieben ist unser Tun in der Schnelllebigkeit unserer Zeit.
Erschütternde Nachrichten und Informationen, Ansprüche und Eindrücke
nehmen uns gefangen und ängstigen uns.
Du lädst uns immer wieder ein,
bei dir zur Ruhe zu kommen
und dir alles, was uns ausmacht, hinzuhalten.
Schenke uns jetzt,
gerufen durch deinen Sohn, Jesus Christus,
und in der Gemeinschaft des gemeinsamen Hörens und Betens
neue Orientierung und Hilfe für unser Leben.
Das erbitten wir mit Jesus, unserem Bruder und Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Lebensspendender Gott,
du willst das Heil und Segen für deine Schöpfung,
die sich dem Tode entgegenneigt.
Rufe uns Menschen aus den Dunkelheiten unseres Daseins
ins Licht deiner Herrlichkeit.
So bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Bruder. - Amen.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2023)
Im Evangelium hören wir den Ruf Jesu: "Lazarus, komm heraus!"
Wir beten für alle, hinter denen sich das Leben geschlossen hat.
Wir fühlen mit den beiden Schwestern, die ihren Bruder verloren haben. Wir denken an viele Menschen, die eine Beerdigung organisieren, die auf einen Verlust zurückschauen, die sich in ihrer Trauer verlassen fühlen.
Herr, du bist Auferstehung und Leben.
Jeden Tag bekommen wir mit, dass in einem Krieg, der nicht einmal so genannt werden darf, Menschen umgebracht werden. Wir denken an die vielen Menschen, die um ihr kleines Leben kämpfen, die in Ruinen hausen, die nicht einmal mehr trauern können.
Weltweit gehen Lebensgrundlagen unter, im Wasser, im Sturm und im Feuer. Wir denken an die vielen Menschen, die vor dem Nichts stehen, die sich eine neue Existenz aufbauen müssen, die vergeblich auf Hilfe warten.
Internationale Gutachten werden immer dicker. Wir denken an die vielen Menschen, die sich um die Zukunft der Erde Sorge machen, die das endlose Reden nicht mehr ertragen, die die Hoffnung nicht aufgeben.
In unseren Gemeinden geht die Angst um, dass wir immer weniger werden. Wir denken an die vielen Menschen, die einfach da sind, die sich in der Kirche engagieren, die sich auch von Konflikten und unterschiedlichen Meinungen nicht beirren lassen.
Der Tod hat viele Gesichter. In jeder gebrochenen Hoffnung, in jedem verlorenen Vertrauen, in jeder verstummten Liebe sehen wir ihn. Du sagst: "Nehmt den Stein weg."
Herr, lass uns bei dir das Leben finden. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Gottes Geist schenkt uns Zuversicht selbst dann, wenn alles verloren und hoffnungslos erscheint.
Ihn lasst uns bitten:
Für alle, die an Ostern als Fest der Auferstehung glauben können,
und für alle, denen das Wiedererstarken der Natur Hoffnung gibt.
Für alle Menschen, die in den Ruinen der zerstörten Städte in der Ukraine, Türkei und Syrien ihre Heimat verloren haben,
und für alle, die den Überlebenden durch ihre Hilfe neue Lebenskraft schenken.
Für alle, die schon jetzt von den Folgen des Klimawandels existenziell betroffen sind,
und für alle in Politik und Wirtschaft, von denen effektive Lösungen erwartet werden.
Für alle, die unter der Last ihres persönlichen Kreuzes zusammenzubrechen drohen,
und für alle, die sie durch ihr Mitfühlen und Mittragen unterstützen.
Für unsere Verstorbenen
und für alle, die um sie trauern, dass du sie an deiner Verheißung auf ein neues Leben jenseits des Todes teilhaben lässt.
Denn unverdient hast du uns in der Taufe mit deinem Geist beschenkt und uns zu einem neuen Leben berufen.
Dir danken wir und loben und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
Dein Sohn hat Lazarus zum Leben auferweckt.
Im Vertrauen auf sein Heil bitten wir:
Rings um uns herum toben, - nicht erst seit Putins Angriff - Kriege um die Bedürfnisse der Mächtigen. Die Leidtragenden sind die Menschen in den Kriegsgebieten und die Soldaten.
Lass uns nach Wegen zum Frieden suchen und führe auch die Verantwortlichen zu der Bereitschaft, neue Wege des Zusammenlebens zu entdecken und zu fördern.
Viele Kriege werden um Rohstoffe geführt.
Schenke uns die Einsicht, dass auch unser Konsumverhalten Einfluss auf die Menschen in aller Welt hat und lass auch die Verantwortlichen nach Möglichkeiten suchen, die Welt gerechter zu gestalten.
Wenn wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, können wir bereits bei uns hier in Europa erkennen, dass ein „weiter so“ unsere Umwelt unumkehrbar zerstören wird.
Lass uns unseren Anteil daran erkennen und uns nach neuen Wegen suchen, wie wir die Umwelt besser schützen können.
Viele Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil dort ein menschenwürdiges Leben, oft ein reines Überleben, nicht mehr möglich ist, und finden doch keinen Ort, wo sie willkommen sind.
Lass uns ihre Not erkennen und immer wieder darauf hinweisen, damit nicht nur wir, sondern auch die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft erkennen, dass ein anderer Umgang mit Geflüchteten notwendig ist.
Die Jünger Jesu hatten Angst vor der Rückkehr nach Judäa. Auch heute haben im Heiligen Land die Menschen wieder Angst: vor der Verschärfung der Situation durch eine Regierung, die nicht das Wohl aller ihr anvertrauten Menschen im Blick hat, sondern mehr ihr eigenes.
Schenke ihnen die Einsicht, dass nur ein friedvolles gleichberechtigtes Zusammenleben den Frieden im Heiligen Land sichern kann.
Stehe uns und allen Menschen am Ende unseres Lebens bei
und führe die Verstorbenen in das Licht Deiner Auferstehung.
Denn Du willst, dass wir zum Leben auferstehen auch schon in dieser Welt. Steh uns bei, damit wir das notwendige Vertrauen entwickeln können.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Bruder und Herren. – Amen.
Gastautor*in (2020)
Jesus Christus, du bist gekommen, um den Menschen Licht, Heil und Trost zu schenken. Führe uns zusammen, auch wenn wir voneinander Abstand halten müssen.
Zu dir dürfen wir mit unseren Anliegen kommen und beten:
Für alle, die unter der Corona-Pandemie leiden, für die an Covid19 Erkrankten, die im Krankenhaus sind und für alle in Quarantäne.
Erhöre uns, Christus
Wir beten für die Berufstätigen, die unsicher sind, wie es weitergeht und für alle, deren Existenz in Gefahr gerät.
Wir beten für die vielen Menschen, die unermüdlich im Einsatz sind in Arztpraxen und Spitälern und sich um das Wohl der Kranken kümmern.
Wir beten für die Familien in dieser herausfordernden Situation, und für alle in Politik und Wirtschaft, die für das Land und für Europa wichtige Entscheidung treffen müssen.
Wir beten für alle, die die Grundversorgung gewährleisten und für die Menschen in den Labors, die unter Hochdruck Tests auswerten und nach Medikamenten forschen.
Wir beten für alle Gläubigen in dieser schwierigen Zeit und für die Seelsorger und Seelsorgerinnen, die neue Formen entwickeln, wie Menschen ihren Glauben miteinander teilen.
Wir beten für die Gläubigen, denen die Gottesdienstgemeinschaft fehlt und für alle, die einander beistehen und ermutigen.
Wir beten für die Mensch auf der Flucht, für alle, die unter unwürdigen Bedingungen leben müssen und besonders für die Kinder auf Lesbos, die durch die Corona-Krise festsitzen.
Wir beten für die Hilfsorganisationen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selbst unter katastrophalen Bedingungen im Einsatz sind.
Wir beten für unsere Pfarrgemeinden und für alle, die Sorgen und Ängste in sich tragen.
Wir beten für alle, deren Leben gefährdet ist und für die Verstorbenen.
Jesus Christus, du schenkst uns dein Heil und deinen Beistand gerade auch in diesen schweren Zeiten. Dafür danken wir dir und preisen dich mit Gott, dem Vater und dem Heiligen Geist heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.
Bernd Kösling (2017)
Zu Gott unserem Vater,
der uns als sein heiliges Volk hier versammelt hat, rufen wir voll Vertrauen:
Du lebensschaffender Gott, wir beten Dich, erhöre uns.
Marta sagt zu Jesus: „Wärst Du hier gewesen, wäre mein Bruder nicht gestorben!“
Wir beten für alle Menschen, die die Gegenwart Gottes in ihrem Alltag nicht mehr spüren können. Für die, die sich nach Gottes Nähe sehnen. Für die, die nicht mehr an Gottes Präsenz in ihrem Leben glauben können.
Jesus war in seinem Inneren erregt und erschüttert. Wir beten für alle Menschen, die sich von der Not und dem Leid in der Welt betreffen lassen. Für alle, die aufgrund dieser Betroffenheit bereit sind, anderen zu helfen. Für die, die innerlich hart geworden sind oder manchmal an der Welt verzweifeln.
Christus spricht zu seinem Vater: „Ich weiß, dass Du mich immer erhörst!“ Wir beten für die Menschen, die immer wieder im Gebet Zuflucht zu Gott nehmen. Wir beten für die, denen es schwer fällt zu beten. Und für alle, die nicht mehr beten können.
Jesus sagt: „Lazarus' Krankheit dient der Verherrlichung Gottes!“ Wir beten für die Kranken unserer Gemeinde. Für die, die denen es Schwert fällt, ihre Erkrankung anzunehmen. Für alle, die für Kranke und Sterbende da sind.
Gott, von dir kommt alles Gute.
So schenke der Erde Frieden und Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
der du in die Welt kamst, um Leben in Fülle anzubieten und zu schenken. Wir bitten dich:
Um Vertiefung des Glaubens und um ein Erstarken in der Liebe aller Getauften.
Christus, Spender von Leben in Fülle…
Um Hilfe und Beistand für alle Bemühungen um Frieden und Gerechtigkeit.
Christus, Spender von Leben in Fülle…
Um offene Augen und Herzen aller für Menschen in Not.
Christus, Spender von Leben in Fülle…
Um Bereitschaft zur nötigen Reform in allen Glaubens- und Religionsgemeinschaften.
Christus, Spender von Leben in Fülle…
Um liebevollen Beistand für alle Sterbenden auf ihrem Weg in die Ewigkeit.
Christus, Spender von Leben in Fülle…
Herr Jesus Christus,
an deinem Werk, unserem Leben eine gute Ausrichtung und Erfüllung zu geben, wollen wir uns mit Eifer beteiligen. Wir danken dir für deine Hilfe. Sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns mit allen, die aus der Bedrängnis ihres Lebens an dich, den Gott des Lebens, glauben, beten:
Für deine Kirche, dass sie sich, von deinem Geist geführt, offen für Veränderungen und als Zeichen der Hoffnung für viele erweist.
Gott des Lebens...
Für die vielen vom Tod Bedrohten, die in Terrorangriffen, Kriegen und Hungerkatastrophen verstrickt sind.
Gott des Lebens...
Für alle Menschen, die sich vom pulsierenden Leben der anderen abgeschnitten und ausgeschlossen fühlen.
Gott des Lebens...
Für alle, die sich von der Not ihrer Mitmenschen berühren lassen und mit ihnen neue Schritte zum Leben wagen.
Gott des Lebens...
Für alle, die im festen Glauben an die Auferstehung sterben dürfen.
Gott des Lebens...
Denn, du Gott, bist das Leben.
Durch Jesus Christus dürfen auch wir auf Leben in Fülle, Erlösung und Befreiung vom Tod hoffen. Dafür danken wir dir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Barmherziger und gütiger Gott,
überall in der Welt müssen wir ansehen,
wie Todesdunkel sich breit macht.
Für mehr Leben wollen wir bitten und rufen zu dir:
Wir beten für Menschen, die an ihrer Lebenslage verzweifeln,
weil sie traurig oder krank sind oder in anderen Nöten stecken:
Führe du sie in neues Leben.
Wir beten für unsere Kirchen,
die ein Ort sein sollen, wo deine Verheißung vom Leben aufscheint:
Schenke allen, die durch Taufe und Firmung zum Christsein berufen sind,
ein Gespür dafür, wie man deine Botschaft in dieser Welt leben kann.
Wir beten für alle, die sich in dieser Zeit auf den Empfang des Taufsakramentes am Osterfest vorbereiten:
Lass ihnen deine Botschaft zu der Erfahrung ihres Lebens werden.
Wir beten für alle Menschen, die gern in ihren Grabeshöhlen sitzen
und den Ruf zum Aufbruch in neues Leben nicht hören wollen:
Mach ihnen Mut und erweise dich ihnen als Gott des Lebens.
Wir beten für unser Verstorbenen:
Führe sie zur Auferstehung und lass sie dein Angesicht schauen.
Guter Gott, weil wir deinem Ruf zu mehr Leben folgen wollen,
legen wir dir in die Hände, was Leben verhindert.
Nimm all diese Bitten an durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Markus Duchardt (2011)
In dieser Fastenzeit schauen wir auf das Leben bei uns und in der Welt.
So lasst uns beten zu Jesus Christus.
Für die Menschen in den arabischen Ländern
- für alle Opfer der Gewalt;
- für alle, die an der Umkehrung der Verhältnisse mit friedlichen Mitteln arbeiten.
Für die Menschen, die durch den Super-Gau in Japan ratlos verunsichert sind
- für alle, die das Vertrauen in politische Entscheidungen verloren haben;
- für alle, die nach wirklich nachhaltigen Lösungen suchen.
Für die Kirche in unserem Land,
- für alle, die sich allein über die Veränderung des Zuschnitts der Seelsorgeeinheiten tragende Lösungen erhoffen;
- für alle, die sich mit ganzer Kraft für eine lebendige und einladende Kirche einsetzen.
Für die Menschen, die Trauernde begleiten
- für alle, die an die mit ihren Angehörigen an die Grenzen ihrer Kraft gekommen sind;
- für alle, die sich ehrenamtlich in Hospiz- und Trauergruppen engagieren und Entlastung schaffen
Für die Aktivitäten des Hilfswerkes Misereor
- für alle, die sich schwer tun, über den eigenen Kirchturm hinaus zu sehen;
- für alle, die mit ihrem Engagement mithelfen, dass in den Slums von Afrika, Asien und Lateinamerika für viele Hilfe zur Selbsthilfe und Befreiung von Abhängigkeit möglich wird.
Denn du, guter Gott,
hast uns in Jesus Christus den Weg zu deinem Leben in Fülle gezeigt.
Dafür danken wir dir und loben dich.
Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Alfons Jestl (2008)
An Gott wenden wir uns,
der Jesus Christus den für uns Gekreuzigten auferweckt hat,
um gleiches an uns zu vollziehen.
Niemand ist Leid und Schmerz gegenüber immun.
Lass uns dessen in unserem Beten bewusst sein,
damit der Mensch in diesen Befindlichkeiten in unseren Glaubensgemeinden vorkommt.
Überkommen uns Glaubensnot und Glaubenszweifel,
lass uns dies nicht zur Seite drängen,
sondern reiche uns darin deine leitenden Hände.
Stärke die hauptamtlich in der Kirche Tätigen,
damit sie sich nicht hinter Gesetzteskomma verschanzen,
sondern wagen den Menschen mit dem Blick Jesu zu begegnen.
Täglich werden wir mit Schreckensmeldungen
und Wahnsinnstaten medial überhäuft.
Wir müssen uns davor schützen, uns distanzieren;
und dennoch lass uns nicht innerlich kalt werden
gegenüber Elend und Not,
sondern alles in unserem Beten da sein
und vor dich, unseren Gott, bringen.
Wir befinden uns in der Fastenzeit,
wir werden die Kartage feiern und Ostern.
Dieses Feiern, die Liturgie an sich, umfasse uns
und durchdringe uns in unserem Menschsein,
in den Dimensionen zwischen Leid und Freude,
zwischen Kommen und Gehen in unserer Existenz,
damit wir durch dich unseren Gott berührt, erschüttert und erhöht werden.
Erhöre unsere gesprochenen
und all die vielen unausgesprochenen Bitten.
Und reagiere auf diejenigen mit Erfüllung,
die deinem Willen nach uns nötig sind.
Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn,
der wirkt im Geist und mit dir ist in alle Ewigkeit. Amen,
- Gabengebet2
Messbuch - GG Fastenzeit 5 So: Zeugnis eines christlichen Lebens
Erhöre uns, allmächtiger Gott.
Du hast uns durch dein Wort
zum Zeugnis eines christlichen Lebens berufen.
Reinige uns durch dieses Opfer
und stärke uns zum Kampf gegen das Böse.
Darum bitten wir im Heiligen Geist
durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
Messbuch - GG Fastenzeit 4 So: Opfer, das den Tod überwindet
Herr, unser Gott,
in der Freude auf das Osterfest
bringen wir unsere Gaben dar.
Hilf uns, gläubig und ehrfürchtig das Opfer zu feiern,
das der Welt Heilung schenkt und den Tod überwindet.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Fastensonntag
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2023)
Du, Herr,
nimmst das Brot in deine Hand
und, wenn du es uns gibst, empfangen wir dich.
Nimmst du den Kelch in deine Hand und reichst ihn uns,
ist er für uns dein Blut.
Du hast mit deiner Liebe den Tod überwunden.
Dieses Geheimnis feiern wir.
Auf dem Weg zu dir.
Komm, unser Herr! – Amen.
Martin Stewen (2014)
Herr, unser Gott,
Brot und Wein sind bereitet,
um das Mahl zu feiern,
das dein Sohn uns geschenkt hat.
Die Gaben nähren nicht nur den Leib,
sondern mögen uns auch Stärkung an Geist und Seele geben.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Markus Duchardt (2011)
Herr, unser Gott,
als deine Gemeinde sind wir auf der Suche
nach dem, was du uns verheißen hast.
Nimm mit den Gaben von Brot und Wein
all das an, was jede und jeder von uns in dieser Stunde
aus den Begegnungen mit den Menschen zu dir bringt.
Verwandle mit den Gaben unsere Herzen,
damit das Leben deines Sohnes in unserer Zeit erkannt wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - neues, unvergängliches ewiges Leben
Kehrvers.
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. (GL 615,5)
Guter Gott, wir kommen zu dir, um dir zu danken.
Du hast uns das Leben geschenkt
und alles, was unser Leben reich macht:
Freundschaft, Beziehung und Menschen, die uns nahe sind.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du uns neues,
unvergängliches ewiges Leben geschenkt.
Er ließ uns deine Herrlichkeit sehen,
denn durch ihn hast du den Tod überwunden.
Kehrvers
Er hat uns seinen Geist eingehaucht und lebendig gemacht.
Dein Geist wohnt nun in uns
und bestimmt unser Leben.
Kehrvers
Er hat uns die Hoffnung gegeben,
dass jeder, der an ihn glaubt, leben wird, auch wenn er stirbt,
und auf ewig nicht sterben wird.
Kehrvers
Für dieses neue Leben danken wir dir und preisen wir dich.
Wir stimmen ein in das Lob der Engel und Heiligen
und singen:
Danklied, z. B.: Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385, bes. 2. Str.)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Fastensonntag 5: Jesu Erbarmen mit Lazarus und mit uns
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Da er Mensch ist wie wir,
weinte er über den Tod seines Freundes,
da er Gott ist von Ewigkeit,
rief er Lazarus aus dem Grabe.
Er hat Erbarmen mit uns Menschen
und führt uns zum neuen Leben
durch die österlichen Sakramente.
Durch ihn preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Fastensonntag 5
Messbuch - Präfation Osterzeit 2: Das neue Leben in Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn erstehen die Kinder des Lichtes
zum ewigen Leben,
durch ihn wird den Gläubigen
das Tor des himmlischen Reiches geöffnet.
Denn unser Tod ist durch seinen Tod überwunden,
in seiner Auferstehung ist das Leben für alle erstanden.
Durch ihn preisen wir dich (in österlicher Freude)
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 2
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
(Joh 11,25-26)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Du Gott
bist da
Mitten im Tod
dein Licht sehen
Mitten in der Nacht
deine befreiende Hand ergreifen
Mitten in der Gefangenschaft
deine Gerechtigkeit durchsetzen
Mitten im Unrecht
deine Güte kosten
Mitten im Bösen
deine Vergebung erfahren
Mitten in der Schuld
deinen Frieden weitergeben
Mitten im Hass
deine Liebe bezeugen
Mitten in der Welt
dir nachfolgen
Das ist es
wozu du uns rufst:
Mitten im Leben
du Gott mit uns
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Fastenzeit 5 So: lebendige Glieder Christi bleiben
Allmächtiger Gott,
du hast uns das Sakrament der Einheit geschenkt.
Lass uns immer lebendige Glieder Christi bleiben,
dessen Mahl wir empfangen haben.
Darum bitten wir im Heiligen Geist
durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
Messbuch - SG Auswahl 10: vertiefe Glauben, Hoffnung und Liebe
Gütiger Gott,
die heilige Speise, die wir empfangen haben,
durchdringe uns mit ihrer Kraft.
Sie vertiefe unseren Glauben,
mache stark unsere Hoffnung
und entzünde unsere Herzen zu Werken der Liebe.
Lass das göttliche Leben, das du uns geschenkt hast,
sich entfalten und Frucht bringen für das ewige Leben.
Darum bitten wir…
MB Schlussgebete zur Auswahl 10
- Gebet zum Abschluss3
Manfred Wussow (2023)
Gott,
die Anfänge sind dein
und am Ende vollendest du alles in deiner Liebe.
Wir danken dir für die Geschichten,
die von der Hoffnung erzählen,
und für die Beispiele,
die vom Leben singen.
Wir danken dir für deinen Geist.
Für die Woche, die vor uns liegt,
erbitten wir deinen Segen,
für die Menschen, die uns begegnen,
deinen Beistand.
Wenn wir uns treiben lassen,
sei du unser Anker,
wenn wir getrieben werden,
unsere Ruhe.
Über allem steht dein Wort:
Es werde Licht
In Christus, Anführer und Vollender
unseres Glaubens. - Amen.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
du sendest uns in die neue Woche,
damit wir von der erlösenden Botschaft deines Sohnes künden.
Hilf uns, dass wir auch in den Dunkelheiten des Lebens nicht verzweifeln
und schenke uns die Kraft,
jeden kleinen Tag zu bestehen.
Lass durch uns sichtbar werden,
dass die Dunkelheit der Welt nicht den Sieg davonträgt.
Das erbitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott,
du hast uns gesättigt und gestärkt,
um das Leben dieser Welt
mit Freude und Hoffnung anzugehen.
Bleibe bei uns mit deinem Segen.
Das erbitten wir durch Christus unseren Herrn.
- Segen1
Messbuch - Feierlicher Segen vom Leiden des Herrn
Der barmherzige Gott, der seinen Sohn für uns dahingegeben
Und uns in ihm ein Beispiel der Liebe geschenkt hat,
segne euch und mache euch bereit,
Gott und den Menschen zu dienen. – Amen.
Und Christus, der Herr,
der uns durch sein Sterben dem ewigen Tode entrissen hat,
stärke euren Glauben und führe eich zur unvergänglichen Herrlichkeit. - Amen.
Und allen, die ihm folgen auf dem Weg der Entäußerung,
gebe er Anteil an seiner Auferstehung und an seiner Herrlichkeit. – Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
MB Vom Leiden des Herrn
Jesus Einzug in Jerusalem
Der für Palmsonntag vorgeschlagene Abschnitt aus dem Evangelium nach Johannes gehört zu einem Bericht, der mehr als 1900 Jahre alt ist.
Eu-Angelion - das griechische Wort für „Gute Botschaft“ oder „Evangelium“ wurde im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von einem ehemaligen Fischer mit Namen Johannes geschrieben, etwa 35 Jahre nach dem Entstehen der ersten Versammlungen von Menschen, die einen Christus verehren. Christus heißt „Gesalbter“ und bedeutet „Gesandter Gottes“. Fünfunddreißig Jahre lang haben Freunde dieses Jesus anderen Menschen von den Reden und Taten eben dieses Jesus mit dem Zusatz Christos erzählt. An vielen Orten ist die Gute Nachricht gesagt worden. Die Menschen hofften auf eine versprochene Wiederkunft dieses Jesus. Dann starben immer mehr Augen- und Ohrenzeugen, die irgend etwas von Jesus gehört oder gesehen hatten. Deshalb haben einige aufgeschrieben, was sie mit Jesus erlebt haben und was er gepredigt hat von Gott.
Johannes hat Reden notiert, an die er sich erinnert hat – nach fünfunddreißig Jahren. Wissen Sie noch, was Sie vor fünfunddreißig Jahren gehört haben? Vielleicht war es eine Rede eines Politikers, eine Predigt? Oder irgendetwas Besonderes im eigenen Leben…
Johannes stellt in diesem Abschnitt zunächst die beteiligten Menschen vor. - Da sind zunächst Menschen, die gehört haben „Jesus kommt in unsere Stadt!“ Andere Menschen haben gehört und gesehen, dass dieser Jesus einen bereits gestorbenen Menschen mit Namen Lazarus von den Toten auferweckt hat. Sie waren Augen- und Ohrenzeugen gewesen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die dritte Gruppe von Menschen waren Männer, die immer wieder in den Heiligen Schriften lasen und die Überlieferungen weitergaben. Sie nannten sich Pharisäer und waren ernsthaft bemüht, die überlieferten Gesetze der Geschichte Israels mit Gott streng zu beachten.
Eine vierte Gruppe von Menschen waren Fremde aus Griechenland. Johannes erinnert in seinem Bericht, dass einer der ersten Jünger Jesu mit Namen Philippus angesprochen wurde mit den Worten „Herr, wir wollen Jesus sehen!“ Philippus spricht mit Andreas, der wie Johannes ein ehemaliger Fischer auf dem See Genezareth war. Beide bringen das Anliegen vor Jesus.
Die Antwort auf das Anliegen der Fremden aus Griechenland schildert Johannes in der Erinnerung so: Jesus sagt (Vers 13) „Jetzt wird der Menschensohn verherrlicht!“ - „Der Menschensohn“ ist eine Gestalt aus dem Buch des Propheten Daniel im 7. Kapitel. Die Erinnerungen des Johannes ergänzen die Worte Jesu.
Mitten in die ersten Begegnungen der vielen Menschen mit dem Mann auf einem Esel legt der Schreiber Johannes die Erzählung vom sterbenden Weizenkorn, ohne dessen Sterben kein neuer Weizen heranwächst! - Das ist ein Schock für alle, die in Jesus Erwartungen setzen. An einen König Israels, an einen Heerführer und ein prachtvolles Königreich! Die „Hosanna“-Rufe bedeuten „Herr, hilf!“. Ein König auf einem Esel! Ohne ein Heer! Manche derjenigen, die zum ersten Mal Jesus begegnen, sehen Zweifel bestätigt!
Was sagt dieser Wundertäter und Geschichtenerzähler Jesus noch? - Für Johannes ist die Erinnerung 35 Jahre nach seiner dreijährigen Gemeinschaft klar: Die Herrlichkeit beginnt mit dem Sterben. Nur wenn Eigensüchte eines Menschen ersterben, dann kann wie bei einem Weizenkorn etwas Neues entstehen. Das gilt für den, der in Jerusalem auf einem Esel einzieht, der den Titel Menschensohn in Anspruch nimmt, zunächst für sein eigenes Leben. Doch auch für jeden, der ihm nachfolgen will, ihm dienen will, gilt das. Wem das eigene Ich unendlich wertvoll erscheint und wer diesen menschlichen Ruhm unbedingt behalten will, wird dieses Leben verlieren.
Jesus stellt dem Leben nach den Werten dieses irdischen Lebens das Leben nach Werten aus der Ewigkeit gegenüber. Gott selbst wird als Vater jeden Menschen ehren, der Jesus nachfolgt.
Nach dieser Gegenüberstellung fügt Johannes aus seiner Erinnerung einen emotionalen Satz ein. Jesus sagt: „Ich habe Angst!“ Jesus führt aus, warum. Er zeigt seine Angst, die Mission, seine Sendung zum Sterben aufzugeben. Doch sein öffentliches Nachdenken, Gott zu bitten, auf dieses Sterben zu verzichten, ist nur kurz. Das Bild des Weizenkorns ist für ihn und seine dienenden Nachfolger Entscheidung. Er setzt den Weg der Demut und des Dienens bis zum Tod fort.
Die Erstbegegnung vieler Menschen mit Jesus beim Einzug in Jerusalem ähnelt den Begegnungen der Menschen heute.
Die einen begegnen Jesus das erste Mal, die anderen erleben das Handeln Gottes als Augen- und Ohrenzeugen. Andere wieder haben nur von Jesus gehört. Sie bekommen Gelegenheit wie die Fremden aus Griechenland.
Jesus gab und gibt mit seinem Bild vom ersterbenden Weizenkorn eine Antwort für alle, die an einer Beziehung zu ihm interessiert sind, die ihm nachfolgen. Wer ihm nachfolgt, wird in den Folgebegegnungen die Wahrheit des Jesus-Wortes erleben: Gott der Vater verherrlicht Jesus mit seinem Weg in den Tod und der darauffolgenden Auferstehung. Jede Frau und jeder Mann, der dem auferstandenen Jesus zum ersten und wiederholten Mal begegnet und in einer dauernden Beziehung lebt, hat ein von Ewigkeitswerten bestimmtes Leben schon hier und jetzt.
Martin Oberkinkhaus 2023.
Auf dein Wort vertrauen!?
Konfrontation Krankheit
mehr noch
sterbenskrank sein
Fassungslosigkeit
Hilflosigkeit
Verleugnung
Tränen
Wut
Sprachlosigkeit
Angst
Schmerz
Familie ins Boot holen
und
Freunde
Stockstarre
Ungläubigkeit
Lähmung
bei allen
„Der/die ich liebe,
dem Tode geweiht?
Das kann, das darf, nicht sein.“
alles tun -
um jede Hilfe ringen
„Kommt,
schenkt doch Hoffnung.“
doch dann ist er da
der TOD
unweigerlich
und
für immer???
oder
ist da einer
dem ich vertraue
vertraue
über den Tod hinaus???
auf dessen Wort ich vertrauen will
darauf
dass ich
mit und durch ihn
die Herrlichkeit
der Auferstehung
finden werde
dass er auch für mich
den Stein des Grabes
weg nimmt
und
mich bei meinem Namen
in ein neues Leben ruft
glaube ich das???
„JA,
Herr,
ich glaube,
dass DU der
CHRISTUS bist,
der Überwinder
von Leid und Tod.“
Beatrix Senft 2023
ausharren
Lebendiger Gott,
wir glauben an dich.
Lehr uns, die Stunde verstehen,
in der es ist,
als habest du uns verlassen,
du, dessen Treue die Ewigkeit ist,
als seist du nicht du,
der uns seinen Namen genannt:
der da ist. /
Lebendiger Gott,
wir glauben an dich.
Gib uns die Stärke, auszuharren,
wenn alles wesenlos wird.
Aus: Heinrich Engel, Rufer ins Unendliche. Über Gebete berühmter Persönlichkeiten. Steyler Verlag, Nettetal 1997.
Machtwechsel vom Tod zum Leben
Das österliche Geheimnis der Auferstehung bewirkt den Machtwechsel vom Tod zum Leben. Es ist verortet, wo Menschen unfreiwillig Armut erfahren und zu Opfern werden. Victims erleiden etwas, das sie nicht wollen, weil es sie verwundet und schmerzt. Sie stehen in der Gefahr, in einen Teufelskreis der Gewalt hineinzugeraten - Gewalt sich selbst und anderen gegenüber. Auferstehung will dem widerstehen. Daher ist die österliche Lebenskunst widerständig gegen die Macht des Todes. Beharrlich richtet sie den Blick auf jene Zeichen der Hoffnung, mit denen der Machtwechsel gelingen kann. »Gesät ist die Hoffnung« - mit dieser Metapher benennt daher Margot Käßmann den Kern des Osterglaubens (Käßmann 2011).
Wer an die Auferstehung glaubt und sie als Lebenskunst praktizieren will, richtet die Aufmerksamkeit gezielt auf diesen Wendepunkt: das Wunder der Wandlung. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Worte »Wunde« und »Wunder« heute noch ähnlich klingen. Das war schon im Althochdeutschen der Fall - wunta ist die Verletzung und wuntar das Wunder. Das größte Wunder des Lebens ist die Heilung von Wunden, das Wunder der Wandlung vom Tod zum Leben. Es macht aus ohnmächtigen Victims inspirierende Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung. Wandlung, Verwandlung und Metamorphose spielen daher im Neuen Testament eine zentrale Rolle. So appelliert Paulus im Römerbrief 12,2: »Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken«. Paulus verwendet hier das Wort »Metamorphose«, um deutlich zu machen, dass es um eine radikale Verwandlung geht. Lasst euch verwandeln, geht das Wagnis der Metamorphose ein.
Der Apostel ist davon überzeugt, dass der österliche Glaube eine solch tiefgreifende Wandlung ermöglicht. Niemand muss so bleiben, wie er oder sie ist. Mit der Auferstehung vor Augen, können Menschen gewohnte Verhaltensmuster aufbrechen, ausgefahrene Straßen verlassen und einen Neuanfang wagen. Denn, so sagt es der 2. Brief an Timotheus 1,7: »Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.« Dem Geist der Verzagtheit zu folgen, verhindert Wandlung. Wer jedoch an die Auferstehung glaubt, vertraut sich Gottes Geistkraft an, die tatkräftig, liebevoll und besonnen macht. Der Glaube an die Auferstehung lädt zum Leben mitten im Leben ein. Er ist die Triebkraft, die Victims dazu befähigt, ihren Opferstatus zu überwinden.
Aus: Heinrich Engel, Rufer ins Unendliche. Über Gebete berühmter Persönlichkeiten. Steyler Verlag, Nettetal 1997.
weinen
Als Sophia Loren einmal zu Besuch in New York wehrlos Einbrechern gegenübersteht, fordern diese von ihr den gesamten Schmuck. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Juwelen aus dem Tresor zu holen. Als Freunde später meinen, dass sie über den Verlust ihrer Schmuckstücke wohl sehr traurig sein müsse, zuckt sie mit den Achseln und verrät ihnen ein Lebensmotto, das sie ihrem Vater verdankt: „Weine nie über Dinge, die nicht über dich weinen können!“ Vieles von dem, worüber wir uns erregen oder Sorgen machen, ist die Aufregung nicht wert. Geschätzte 80 bis 90 Prozent der Situationen, die uns in Hektik versetzen, stellen sich nachher als Belanglosigkeiten heraus. Je früher ich das erkenne, je schneller ich das Unwichtige vom Wichtigen zu unterscheiden weiß, umso weniger gerate ich in die Gefahr, im Spinnennetz des beruflichen und privaten Alltags zu ersticken.
Aus: Arnold Mettnitzer, Was ich glaube. Überlegungen & Überzeugungen. Styria Verlag, Wien Graz Klagenfurt 2015.
Komm! ins Offene, Freund
"Komm! ins Offene, Freund!" Mit diesen Worten beginnt die Elegie "Der Gang aufs Land", die Friedrich Hölderlin im Jahr 1800 verfasst und seinem Freund Landauer gewidmet hat, in dessen Haus ihm ein paar glückliche Wochen beschieden waren. Der Anlass zu diesem Ruf war vordergründig ein höchst bescheidener, nämlich die Einladung, sich an einem Feiertag aus der Enge der Stadt hinauszubegeben zu einem Richtfest für ein Landgasthaus. Mit unerhörter Kraft der Sprache öffnet Hölderlin aber den Horizont über den Anlass hinaus. Die Stimmung dieses Sonntagmorgens wird für den Dichter zum Symbol für seine eigene Gestimmtheit und für die Gestimmtheit seiner Epoche, die er als dürftige Zeit bezeichnet hat, weil das Göttliche aus ihr entschwunden schien.
Trüb ist’s heut, es schlummern die Gäng und die Gassen,
und fast will
mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
sagt er im Fortgang des Gedichtes; und vorher noch heißt es:
Weder die Berge sind, noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch, und leer ruht vom Gesange die Luft.
Dem Bleigewicht dieser Stimmung setzt der Dichter den Ruf "Komm! ins Offene, Freund!" entgegen. Dieser Ruf will Flügel geben gegen Schwerkraft, will Türen öffnen und einen weiten Raum erschließen, in welchem es keine Atemnot gibt.
"Komm ins Offene!" - dieser Ruf erinnert den mit dem Neuen Testament Vertrauten an einen Ruf Christi im vierten, im Johannesevangelium. Es ist ein Weckruf an einen Toten: Lazarus, komm heraus! Ein Ruf, der auch Hölderlin durch sein Theologiestudium vertraut war.
Komm ins Offene, komm heraus! - das ist ein Ruf, nach dem sich auch heute viele sehnen werden, die sich wie eingesperrt, wie eingemauert, wie lebendig begraben fühlen. Es ist ein Ruf Gottes, ein Ruf Christi, der meist leise Herolde hat.
Aus: Egon Kapellari, Aber Bleibendes stiften die Dichter. Gedanken für den Tag. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2001.
Trübe Mischung von Leben und Tod
Kinder dieser Erde sind wir. Geburt und Tod, Leib und Erde, Brot und Wein ist unser Leben; die Erde ist unsere Heimat. Gewiß muß in all dem, damit es gültig sei und schön, wie eine geheime Essenz der Geist beigemischt sein, der feine, zarte, der sehende Geist, der ins Unendliche schaut, und die Seele, die alles lebendig macht und leicht. Aber der Geist und die Seele müssen da sein. Da, wo wir sind, auf der Erde und im Leib, als der ewige Glanz des Irdischen, nicht wie ein Pilger, der, unverstanden und selber fremd, einmal in einer kurzen Episode, wie ein Gespenst, über die Bühne der Welt wandert. Wir sind zu sehr Kinder dieser Erde, als daß wir aus ihr einmal endgültig auswandern wollten. Und wenn schon der Himmel sich schenken muß, damit die Erde erträglich sei, dann muß er sich schon herniederneigen und als seliges Licht über dieser bleibenden Erde stehen und als Glanz aus dem dunklen Schoß der Erde selber brechen.
Wir sind von hier. Aber wenn wir der Erde nicht treulos werden können - nicht aus Eigensinn oder Selbstherrlichkeit, die den Söhnen der demütig-ernsten Mutter Erde nicht anständen, sondern weil wir sein müssen, was wir sind -, dann sind wir in einem damit krank an einem geheimen Schmerz, der tödlich im Innersten unseres irdischen Wesens sitzt. Die Erde, unsere große Mutter, ist selbst bekümmert. Sie stöhnt unter der Vergänglichkeit. Ihre fröhlichsten Feste sind plötzlich wie der Beginn einer Totenfeier, und wenn man ihr Lachen hört, zittert man, ob sie nicht im nächsten Augenblick unter einem Gelächter weint. Sie gebiert Kinder, die sterben, die zu schwach sind, um immer zu leben, und zu viel Geist haben, um anspruchslos auf die ewige Freude verzichten zu können, weil sie, anders als die Tiere der Erde, schon das Ende sehen, bevor es da ist, und ihnen die wache Erfahrung des Endes nicht mitleidig erspart wird. Die Erde gebiert Kinder maßlosen Herzens, und ach, was sie ihnen gibt, ist zu schön, um von ihnen verachtet zu werden, und ist zu arm, um sie - die Unersättlichen - reich zu machen. Und weil sie die Stätte dieses unglücklichen Zwiespaltes ist zwischen der großen Verheißung, die nicht losläßt, und der kargen Gabe, die nicht befriedigt, darum wird sie der üppige Acker auch noch der Schuld ihrer Kinder, die ihr mehr zu entreißen suchen, als sie gerecht geben kann. Sie mag klagen, daß sie selber erst so zwiespältig geworden sei durch die Urschuld des ersten Mannes der Erde, den wir Adam nennen. Aber das ändert nichts daran: sie ist jetzt die unglückliche Mutter; zu lebendig und zu schön, um Ihre Kinder von sich wegschicken zu können, damit sie in einer anderen Welt sich selbst eine neue Heimat ewigen Lebens erobern, zu arm, um selbst ihnen als Erfüllung zu geben, was als Sehnsucht sie ihnen mitgegeben hat. Und meistens bringt sie es, weil sie immer beides ist: Leben und Tod, zu keinem von beiden, und die trübe Mischung, die sie uns reicht, von Leben und Tod, Jauchzen und Klage, schöpferischer Tat und immer gleichem Frondienst, nennen wir unseren Alltag. So sind wir hier auf der Erde, der Heimat für ewig; und doch: es reicht nicht. Das Abenteuer, aus dem Irdischen auszuwandern - nein, das geht nicht, nicht aus Feigheit, sondern aus Treue, die uns das eigene Wesen gebietet.
Aus: Karl Rahner-Lesebuch. Herausgegeben von Karl Kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Sterben I
Ich werde überhaupt nicht für mich sterben, sondern nur für andere, für die Zurückbleibenden, aus deren Verbindung ich gerissen werde; für mich selber ist die Todesstunde Stunde der Geburt zu einem höheren, neuen, herrlichen Leben.
Johann Gottlieb Fichte, Tod wird Leben. In: In meinem Herzen die Trauer. Texte für schwere Stunden. Herausgegeben von Lis Bickel und Daniela Tausch-Flammer. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Sterben II
Kein Mensch, der geliebt worden ist, kann sterben. Ein Mensch, den wir geliebt haben, der ist in uns, ist in uns, wie ein Stück Brot, das wir gegessen haben, in uns ist und Fleisch und Blut und Seele wird. So bist Du nun in mir, wirst bleiben, solange ich bin, wirst in allem sein, was ich sein werde, wirst auferstehen und dann bleiben in jedem Satz, der gilt.
Werner Sprenger, Überprüfung eines Abschieds. In: In meinem Herzen die Trauer. Texte für schwere Stunden. Herausgegeben von Lis Bickel und Daniela Tausch-Flammer. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Weine nicht!
An Dich, der Du Deine Toten beweinst
Wenn Du mich liebst, weine nicht!
Wenn Du das große Geheimnis des Himmels kennen würdest, wo ich mich jetzt befinde, wenn Du das sehen und wahrnehmen könntest, was ich in diesen grenzenlosen Horizonten und in diesem Licht, das alles erleuchtet und durchdringt, wahrnehme, würdest Du nicht weinen, wenn Du mich hebst.
Hier wird man nun mehr von Gottes Zauber, von Seinem Ausdruck unendlicher Güte und von dem Widerschein Seiner unendlichen Schönheit durchdrungen. Die Dinge von damals sind im Vergleich dazu so klein und so flüchtig.
Die Liebe zu Dir ist mir geblieben: Eine Zärtlichkeit, wie ich sie nie kannte. Ich bin glücklich, Dir in der Zeit begegnet zu sein, auch wenn damals alles so flüchtig und so begrenzt war. Jetzt ist die Liebe, die mich an Dich bindet, reine Freude ohne Ende.
Während ich in der glücklichen und überschwenglichen Erwartung Deiner Ankunft lebe, mußt Du Dir mich so vorstellen.
In Deinen Kämpfen, Augenblicken der Trostlosigkeit und Einsamkeit denk an dieses wunderbare Haus, wo es keinen Tod gibt und wo wir gemeinsam unseren Durst im regen Austausch an der unversiegbaren Quelle der Liebe und des Glücks stillen.
Weine nicht mehr, wenn Du mich wirklich hebst.
G. Perico, S.J. In: In meinem Herzen die Trauer. Texte für schwere Stunden. Herausgegeben von Lis Bickel und Daniela Tausch-Flammer. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Was auf dem frei gewordenen Platz auftaucht
Es ist schon einige Jahre her, dass ein Ehepaar in einer deutschen Stadt den Antrag stellte, dass von der Wand eines Klassezimmers das Kruzifix zu entfernen sei, denn ihr Kind könne nicht einen derart hässlichen Gegenstand anschauen. Daraus wurde allmählich eine Affäre, die schließlich in einen Beschluss des Verfassungsgerichts in Karlsruhe mündete, dass Kreuze aus öffentlichen Schulen zu entfernen seien. Einige Jahre später kam wiederum der französische Gesetzgeber nach langer Debatte über die Verschleierung muslimischer Schülerinnen, über welche die Medien ausführlich berichteten, zu dem Beschluss, dass in französischen Schulen sowohl der Schleier von Muslimas als auch (»auffällige«) Kreuze an christlichen Hälsen und Kippas auf jüdischen Köpfen zum Tabu werden sollten. (Wenn schon, denn schon ...) Schade, dass die Gesetzgeber nicht mehr so gebildet in der Phänomenologie der Religion sind. Sonst würden sie wissen, dass diese Symbole eine völlig unterschiedliche Rolle in diesen religiösen Systemen spielen, dass ein Kreuz für einen Christen wirklich nicht das Gleiche ist wie der Schleier für eine Muslima - aber sei es, wie es sei: Wenn ein Wald gefällt wird, sagte Väterchen Stalin immer, dann fallen Späne! Zur selben Zeit stimmten die Repräsentanten des vereinten Europas dagegen, das »Christentum« ausdrücklich in die Präambel des Entwurfs für den europäischen Verfassungsvertrag aufzunehmen.
Sei es, wie es sei! Europa wird sicher nicht mehr oder weniger christlich sein, wenn dieses Wort in der Verfassung steht oder nicht, und der Geist, den Christus zugesprochen hat, weht, wo er will, und sicher werden ihn weder amtliche Vorschriften noch eifrige Schulmeister vor den Türen französischer oder deutscher Schulen aufhalten. Zur Demonstration der bayrischen Katholiken, die vor dem Gerichtsgebäude in Karlsruhe mit dem Kreuz winkten, wäre ich wahrscheinlich nicht gegangen, auch wenn ich die Gefühle dieser Generation von Deutschen verstehe, die schon einmal das Abnehmen der Kreuze von den Schulwänden erlebten; tags darauf hing dann an deren Stelle ein amtliches Foto des Mannes mit dem Schnurrbärtchen und dem Seitenscheitel. Das Abnehmen der Kreuze ist an sich nicht so interessant - schließlich sind wir Katholiken daran gewöhnt, dass jedes Jahr in der Fastenzeit die Kreuze in den Kirchen verhüllt werden; manchmal ist es sogar notwendig, Symbole zu verdecken oder zu entfernen, an die wir uns so sehr gewöhnt haben, dass wir aufhören, sie wahrzunehmen. Erst durch ihre Abwesenheit gelingt es uns dann wieder, ihren Sinn zu entdecken, vielleicht sogar tiefer als zuvor. Viel interessanter ist es hingegen zu fragen, was auf dem frei gewordenen Platz auftaucht. Welche Festmahle bereiten uns die, die uns zum »Christentum-Fasten« auffordern? Vielleicht lernen wir die Werte unseres Glaubens erst im Vergleich mit dem schätzen, was umgehend ihren Platz einnimmt.
Aus: Tomás Halik, Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung. Aus dem Tschechischen von Markéta Barth unter Mitarbeit von Benedikt Barth. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Auferstehung ist das Stärkersein der Liebe gegenüber dem Tod
Das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu Christi ist für den Christen der Ausdruck der Gewissheit, dass das Wort wahr ist, das nur ein schöner Traum zu sein scheint: »Stark wie der Tod ist die Liebe« (Hl 8,6). Im Alten Testament steht dieser Satz im Rahmen einer Lobpreisung der Macht des Eros. Aber das bedeutet keineswegs, dass wir ihn einfach als eine hymnische Übertreibung beiseite tun können. In dem grenzenlosen Anspruch des Eros, in seinen scheinbaren Übertreibungen und Maßlosigkeiten kommt in Wirklichkeit ein Grundproblem, ja das Grundproblem der menschlichen Existenz zur Sprache, insofern das Wesen und die innere Paradoxie der Liebe darin sichtbar werden: Liebe fordert Unendlichkeit, Unzerstörbarkeit, ja sie ist gleichsam ein Schrei nach Unendlichkeit. Damit aber besteht zusammen, dass dieser ihr Schrei unerfüllbar ist, dass sie Unendlichkeit verlangt, aber nicht geben kann; dass sie Ewigkeit beansprucht, aber in Wahrheit in die Todeswelt, in ihre Einsamkeit und in ihre Zerstörungsmacht einbezogen ist. Von hier aus erst kann man verstehen, was »Auferstehung« bedeutet. Sie ist das Stärkersein der Liebe gegenüber dem Tod.
Aus: Joseph Ratzinger, Einführung in das Christentum, Kösel-Verlag KG, München 1968.
Der verwundete Arzt
Jesus ist nach Johannes gerade als der Verwundete die Quelle des Lebens für uns Menschen geworden. Darin zeigt sich ein wichtiges Bild für unsere Seelsorge. Auch wir werden nur dann zur Quelle des Lebens für andere werden, durch uns wird der Geist Jesu nur dann auf andere ausströmen, wenn wir uns wie Jesus verwunden lassen. Der verwundete Arzt war für die Griechen ein wichtiges Bild. Nur der verwundete Arzt, so meinen sie, kann heilen. Nur der, der sich den eigenen Wunden stellt, ist auch fähig, die Wunden anderer zu verstehen und zu heilen. Nicht durch unser Wissen helfen wir den Ratsuchenden, sondern indem wir sie in die eigene Wunde eintreten lassen wie Jesus, von dem Urs von Balthasar sagt: "Die Öffnung des Herzens ist Hergabe des Innersten und Persönlichsten zu Öffentlichem Gebrauch; der offene, entleerte Raum ist für alle betretbar" (MySal, 3,2, 218). Aber unser verwundetes Herz allein vermag die verletzten und wundgeschlagenen Menschen nicht zu heilen. Es kann nur der Ort sein, wo der Geist Jesu Christi, des Gekreuzigten, die verwundeten Menschen erreicht. Es ist der Berührungspunkt von Gott und Mensch, von unserer Wunde mit der Wunde Jesu Christi, die allein die wahre Quelle des Lebens geworden ist.
Aus: Anselm Grün, Bilder von Seelsorge. Biblische Modelle einer therapeutischen Pastoral, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1991.
Der neue Mensch
Die Weigerung, sich als Gottes Geschöpf anzunehmen und Gottes neuer Kreation zu vertrauen, führt nicht zu Originalen, sondern zu Abziehbildern. Gnade uns Gott, wenn der Staat oder Menschen die Lufthoheit nicht nur über Kinderbetten, sondern überhaupt über Menschen für sich selbst beanspruchen. Dann wird gnadenlos ausgemerzt, was nicht ins vorgefertigte Wunschbild passt: Zuerst Unvollkommenheiten des Menschen, dann die unvollkommenen Menschen (vorab die Behinderten) und schließlich der vorgegebene Mensch, dieses unvollkommene Wesen. Auf dieser abschüssigen Bahn gibt es kein Halten. Längst genügt es nicht mehr, sich selbst zu verwirklichen, man muss sich selbst neu erfinden und neu schaffen, mit Skalpell und Silikon. Aus diesem Zwang befreien uns keine Techniken und letztlich auch kein Blick in Lehrbücher, sondern allein der Blick Liebender. Wer keine Liebe erfährt, muss sich fortwährend selbst produzieren, um Anerkennung zu finden. Er produziert sich selbst und macht sich gerade dadurch lächerlich. Aus diesem Teufelskreis kann ihn nur die Liebe herauslocken. Sie macht sich nicht von Bedingungen abhängig, sie ist unbedingt. Sie lässt sich nicht von vorgefertigten Bildern fesseln. Wer wirklich liebt, der hört auf, sich ein Bild vom Geliebten zu machen, dem dieser genügen muss, um liebenswert zu sein. Er sagt: »Ich sage ja zu dir, so wie du bist. Ich liebe dich einfach.« - Und wenn Gott sagt: Du, ich liebe dich trotz deiner Unvollkommenheiten, du wirst nicht untergehen. Ich entreiße dich der Macht des Todes. Das ist Ostern, der neue Mensch. Der ist morgen nicht von gestern, der ist auch morgen von heute.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006.
Ostermorgen
Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.
Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen
mit Seiner Lebensglut,
damit wir erkennen Seine Güte
und Seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.
Er lasse uns aufstehen,
wenn Leid unser Leben lähmt -
und lasse uns Seine Stimme hören,
wenn Er ruft:
Ich will, dass du lebst.
Dies sei heute Sein Segen für uns,
damit wir nie ohne Sein Licht
und ohne Seine Liebe leben.
Er schenke uns den Frieden
des Herzens: Gott-mit-uns
an jedem neuen Tag.
Amen.
Aus: Herbert Jung, Gesegnet sollst du sein. Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2002.
Kreatürlichkeit als radikaler Unterschied und radikale Abhängigkeit von Gott
Um zu verstehen, was mit Kreatürlichkeit als dem Grundverhältnis des Menschen zu Gott gemeint ist, setzen wir also wieder bei seiner transzendentalen Erfahrung an. Der Mensch als geistige Person bejaht implizit in jeder Erkenntnis und jeder Tat als realen Grund das absolute Sein und dieses als Geheimnis. Diese absolute, unumgreifbare Wirklichkeit, die immer der ontologisch sich verschweigende Horizont aller geistigen Begegnung mit Wirklichkeiten ist, ist damit immer auch unendlich verschieden vom begreifenden Subjekt. Sie ist auch verschieden vom einzelnen endlichen Begriffenen. Als solche ist sie in jeder Aussage, in jeder Erkenntnis und in jeder Tat gegeben. Dementsprechend können wir - von diesem Grundansatz ausgehend - das Verhältnis zwischen dem Begreifenden und Ergriffenen als endlichem Seienden und dem absoluten Unendlichen nun von zwei Seiten her bestimmen: Gott muss als der Absolute und Unendliche schlechthin unterschieden sein. Sonst wäre er Gegenstand des begreifenden Erkennens, nicht aber der Grund solchen Begreifens. Das ist und bleibt er auch dort noch, wo er in metaphysisch begrifflicher Reflexion genannt und objektiviert wird. Er kann also darum auch der endlichen Wirklichkeit, "Welt" genannt, nicht bedürfen, weil er sonst nicht wirklich radikal von ihr verschieden, sondern ein Stück eines höheren Ganzen wäre, wie es im Pantheismus verstanden wird. Und umgekehrt, die Welt muss radikal von Gott abhängen, ohne ihn von ihr abhängig zu machen, wie der Herr vom Diener abhängig ist.
Aus: Karl Rahner, Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christentums, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1984.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte
dann würde ich mehr Fehler machen;
ich würde versuchen,
nicht so schrecklich perfekt sein zu wollen;
dann würde ich mich mehr entspannen
und vieles nicht mehr so ernst nehmen;
dann würde ich ausgelassener und verrückter;
ich würde mir nicht mehr
so viele Sorgen machen um mein Ansehen;
dann würde ich mehr reisen,
mehr Berge besteigen,
mehr Flüsse durchschwimmen
und mehr Sonnenuntergänge beobachten;
dann hätte ich mehr wirkliche Schwierigkeiten
als nur eingebildete;
dann würde ich früher im Frühjahr
und später im Herbst barfuß gehen,
dann würde ich mehr Blumen riechen,
mehr Kinder umarmen
und mehr Menschen sagen, dass ich sie liebe.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte, aber ich habe es nicht...
(Ein 85jähriger, den nahen Tod vor Augen)
Quelle:
www.christuskirche-hangelar.de/segenswuensche.htm
31.03.2011
Gedanken über den Frühling und die Auferstehung
Gott hat die Auferstehung in jedes Blatt und in jeden Baum gelegt. Wenn du dieser Tage durch die Natur gehst, kannst du die Auferstehung der Natur erleben. Auch du brauchst die absolute Gewissheit über deine Auferstehung. Auch wir brauchen sozusagen immer wieder einen neuen Frühling, einen Kuss des Ruachs, ein Zeichen des Geistes Gottes damit wir in der Gewissheit leben, dass er uns auferweckt.
Lass diesen "Frühling" in dein Herz einziehen.
Steh auf aus der Nacht deiner Mutlosigkeit!
Steh auf von deiner Lebensmüdigkeit, die dir durch Sorgen und Kummer immer wieder die Freude stehlen möchte über die Verheißung der Auferstehung!
Schau hin dieser Tage, so wie jetzt alles aufersteht, so sollst du Auferstehen. Jeden Tag sollst dich erfreuen über den neuen Morgen voller Sonne, voll fröhlichem Vogelgezwitscher, voller duftender wunderschöner Blumen die dich in einer Farbenpracht und Vielfalt empfängt.
Wach auf aus deinem Winterschlaf!
Steh auf!
Gott schenkt dir die Auferstehung!
Gott liebt Dich!
Quelle:
www.gnadenkinder.de/board/showthread.php
31.03.2011
Tränen und Trost
Als du, Gott, das Los unserer Gefangenschaft verändert hast,
da waren wir glücklich wie im Traum.
Da konnten wir lachen und fröhlich jubeln.
Da sagte man überall: 'Gott hat ihnen doch Gutes getan!'
Ja, der liebe Gott hat wirklich Gutes an uns getan,
kein Wunder, dass wir fröhlich waren.
Dreh doch unser Geschick zum Guten, lieber Gott,
genauso wie du trockene Bäche wieder anfüllst, auch wenn sie in der Wüste sind.
Die jetzt weinen und klagen,
die werden später einmal jubeln.
Derzeit sitzen sie da und weinen, tun aber nur Gutes.
Irgendwann werden sie jubeln, und die Früchte ihrer Güte werden sie bekommen!
Aus: Andreas Beck, Meine Psalmen, Clio-Verlag, Konstanz 2010.
Hilfe in großer Not
Lieber Gott, wie lange brauchst du noch, bis ich deine Hilfe sehe,
und wie lange bist du für mich einfach unsichtbar?
Wann hören endlich meine Schmerzen auf,
die leiblichen und die geistigen, die ich jeden Tag zu ertragen habe?
Sag mir, wie lange darf das üble Gesindel ungestraft mich bedrängen?
Schau doch einfach auf mich und höre mir zu, lieber Gott,
gib mir doch ein wenig Mut, dass ich nicht alles aufgebe,
denn das Gesindel soll nicht sagen können:
Wir haben ihn endgültig bezwungen,
und es wäre nicht schön, wenn sie noch jubilieren könnten,
dass sie mich endgültig erledigt haben.
Ich baue auf deine Zusage, mir zu helfen,
und mein Inneres ist froh darüber,
ich bin froh und zuversichtlich,
weil du, lieber Gott, mir das versprochen hast.
Aus: Andreas Beck, Meine Psalmen, Clio-Verlag, Konstanz 2010.
Warum ist der Mann am Kreuz tot?
Ein Vierjähriger brachte seinen Vater in der Kirche inmitten einer Trauung mit einer ernsten Frage in Verlegenheit. Sacha fragte laut: "Warum ist der Mann (am Kreuz) tot?" Der Vater, ein bekannter Schauspieler, gab die Geschichte in einer Boulevardzeitschrift wieder. Er erklärte, das Schlimmste für ihn sei nicht gewesen, dass sein Junge laut gefragt habe, sondern dass er nicht gewusst habe, was er antworten solle. Er ging jedoch auf das Risiko ein und ließ das Gespräch seinen Lauf nehmen. Zunächst schien sich die Situation zu verschlimmern.
"Weißt du, Sacha, der Mann ist tot, weil die Menschen ihn nicht verstanden haben."
"Das ist doch kein Grund, Papa!"
"Ich weiß, Liebling, aber dort wo Menschen zugange sind, kann man auch Gemeinheiten finden."
"Was?"
"Die Menschen sind nicht immer nett zueinander. Aber keine Sorge, er lebt wieder."
Sobald er dies gesagt hatte, wünschte sich der Vater, wie er zugibt, er hätte es nicht gesagt. Sein Sohn antwortete:
"Man kann sterben und wieder leben?"
"Nein. Liebling, nur er."
"Warum er und nicht ich?"
"Sacha, warum glaubst du, dass der Mann starb und dann nicht mehr tot war?"
Sacha dachte eine Weile nach.
"Weil er noch nicht fertig war mit dem, was er zu sagen hatte.!
Elaine Champagne, Spiritualität aus dem Munde der Kinder und Säuglinge, in Concilium, Internationale Zeitschrift für Theologie, Dezember 2007, 43 Jahrgang / Heft 5, S 572, Stichting Concilium, Erasmusplein 1, 6525 HT Nijmegen, Niederlande
Martin Laroque, Jésus, Sacha et Moi, in Entfants Québec 18 (2006/6) 96
Selbstbildnis
Oh, könnte man nach dem Tod
Verse schreiben.
Ich träumte
gestorben zu sein
bevor die Welt
geboren war.
Michai Ursachi, Selbstbildnis, in Die schönsten Gedichte aus Rumänien, Antololgia Liricã Orfeu, Hrsg. Matei Albastru, România Press, Bukarest 2003, S 272
Um drei
die freitag-drei-glocke
läutet
die luft erstickt an
der zwischen-mensch-sein-
schwüle
jesus neigte sein haupt
ge-gott-kreuzigt um drei
gott wo bist du
schrei-gellend zum
hund-verrecken
gewesen
erlösung sinnlost und
sich verduften
leben
Alfons Jestl, Die Sandalen des Mose, Lyrik, Bibliothek der Provinz, Weitra 2003
Holzschnitt zu diesem Text von Thomas Resetarits - siehe www.alfons-jestl.at -Link: um drei
Gerettet
Fällt vieles
in die Körbe der Erinnerung
denn
auch dieses Nachtalter
wird seine Fossile haben
die schwarz geränderten Trauerschriften
seines schief gewachsenen Staubes.
Vielleicht
auch werden wir unsere nachgelassenen
Himmel
diese blaßblauen Steine
heilende Magie üben
in andere Höllen niedergelegt
wird
dein Sterbegespräch
im Wehe-Wind
dem kalten Gespann der
sich streckenden Glieder
Zeiten durchatmen
und
glasbläserhaft biegen
verschwundene Liebesform
für den Mund eines Gottes -
Nelly Sachs, Fahrt ins Staublose, Gedichte, Suhrkamp Taschenbuch 1988, Frankfurt am Main, S 279
Lebensgemeinschaft mit Gott über den Tod hinaus
Aus dem Glauben an den auferstandenen Jesus wurde es für die Christen deutlich, dass dem Tod Jesu die Macht genommen wurde, diesen Jesus von seinem Gott zu trennen. Die irdische Lebensverbundenheit Jesu von Nazaret mit seinem Gott wird von diesem Gott selbst "festgehalten", und so wird Jesus über die Grenze des Todes hinaus in seiner schon vorhandenen Gottesgemeinschaft gefestigt: Die Negativität dieses - wie jedes - Todes wird in Jesus durch Gott in einer dauerhaft gemachten und darin vollendeten Lebensgemeinschaft mit Gott überwunden. Über den Tod hinaus lebt Jesus mit Gott in einer neuen Weise unter uns. Seine Kommunikation mit Menschen wird in einer sehr realen, wenn auch schwer zu beschreibenden Weise wiederhergestellt. Im Grund sagen die Christen: Es gibt, über den Tod hinaus, Lebensgemeinschaft mit Gott und daher auch mit Menschen ("communio sanctorum") auf eine ganz neue Weise - was auch die konkrete Auffüllung dieses neuen Lebens sein mag.
Edward Schillebeeckx, Christen und die Christen, Die Geschichte einer neuen Lebenspraxis, Herder Freiburg 1977, S 782
Das Johannesevangelium als Quelle historischer Erkenntnis
Für Johannes ist der geschichtliche Jesus "die Fülle von Gnade und Wahrheit", d.h. der endgültige Höhepunkt der Offenbarung Gottes, in der sowohl die Vorgeschichte (von der Erschaffung des Lichts) als auch die Wirkungsgeschichte des erhöhten Jesus in der Kirche zusammenlaufen. Wie bei den Synoptikern und im Paulinismus ist es auch der Anspruch des Johanneismus, dass die johanneische Tradition auf Jesus zurückgeht, einerseits über das Augenzeugnis des Gewährsmanns dieser Tradition, des Lieblingsjüngers, andererseits über Traditionen, die zum Teil mit der synoptischen Jesustradition verwandt sind, zum Teil durch johanneische Selektion und auch aufgrund anderer Traditionen (die vor allem eine gewisse Verwandtschaft mit den Sondertraditionen des Lukas zeigen) davon abweichen. Im Prinzip ist das Johannesevangelium daher als Quelle einer historischen Erkenntnis Jesu den Synoptikern gleichwertig und außerdem für die Ereignisse in Judäa wahrscheinlich sogar geschichtlich zuverlässiger - wenn dies auch im Detail historisch meistens nicht erhärtet werden kann.
Edward Schillebeeckx, Christen und die Christen, Die Geschichte einer neuen Lebenspraxis, Herder Freiburg 1977, S 335
Martin Stewen (2005)
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (2002)