Lesung aus der Apostelgeschichte:
In jenen Tagen wanderten Paulus und Barnabas von Perge weiter
und kamen nach Antiochia in Pisidien.
Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.
Es schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten
Paulus und Barnabas an.
Diese redeten ihnen zu
und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben.
Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt,
um das Wort des Herrn zu hören.
Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig,
widersprachen den Worten des Paulus
und stießen Lästerungen aus.
Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig:
Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden.
Da ihr es aber zurückstoßt
und euch selbst des ewigen Lebens für unwürdig erachtet,
siehe, so wenden wir uns jetzt an die Heiden.
Denn so hat uns der Herr aufgetragen:
Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht,
bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.
Als die Heiden das hörten, freuten sie sich
und priesen das Wort des Herrn;
und alle wurden gläubig, die für das ewige Leben bestimmt waren.
Das Wort des Herrn aber verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Die Juden jedoch
hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen
und die Ersten der Stadt auf,
veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas
und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.
Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen
und zogen nach Ikonion.
Und die Jünger wurden mit Freude
und Heiligem Geist erfüllt.
Nachdem die junge Kirche sich gefunden und in den wesentlichen Punkten gebildet hatte, konnte sie sich der Verkündigung widmen. Mit Apg 13 beginnt dieser Abschnitt und berichtet zunächst von der ersten Reise des Paulus.
Das Wort über Jesus fand offene Herzen bei Juden und bei Heiden. Aus beiden Gruppen schließen sich Menschen der Lehre an. Als es aber zur Auseinandersetzung mit den Juden kommt, wird diese zwar angenommen (vgl Apg 13,46), aber zu Gunsten der Suche nach offenen Menschen nicht intensiviert.
In der ausgeklammerten Darstellung vor Apg 13,43 wird beschrieben, dass die ersten Schritte im jüdischen Synagogengottesdienst erfolgt waren. Zunächst wurden die Apostel eingeladen, ein Wort der Hoffnung und des Trostes auszusprechen. Nachdem dies griff, wollten einige sie am nächsten Sabbat wieder hören, andere aber fürchteten, dass es zur Auseinandersetzung kommen könnte.
Die erste Lesung wird in der Osterzeit jeweils der Apostelgeschichte entnommen. In diesem Buch zeichnet der Verfasser den Weg des Evangeliums von Jerusalem (Himmelfahrt Jesu und Pfingsten) nach Rom, dem damaligen Mittelpunkt des Weltgeschehens. Dabei geht es ihm nicht um die Beschreibung des geographischen Weges oder um das Festhalten der historisch bedeutsamen Daten, sondern um den theologischen Weg des Evangeliums.
In Jerusalem wird "der neue Weg", wie man anfangs diese neue religiöse Bewegung nannte, von der Priesterschaft und den Ältesten verworfen, während Nichtjuden zum Glauben und zur Taufe finden. Paulus und Barnabas begeben sich auf eine erste Missionsreise, um den Sendungsauftrag Jesu zu verwirklichen und als Zeugen Jesu bis "an die Grenzen der Erde" (Apg 1,8) zu gehen.
Die Stadt Antiochia in Pisidien ist die erste Station dieser Reise. Für den Verfasser sind die Erlebnisse in dieser Stadt exemplarisch für die Ausbreitung der Frohen Botschaft. Paulus und Barnabas predigen zuerst in der Synagoge vor Juden, zum Judentum Bekehrten und zu Nichtjuden mit Sympathie für das Judentum. Noch ist ihre Verkündigung eine innerjüdische Angelegenheit. Als sich jedoch "die ganze Stadt", d. h. viele Nichtjuden für ihre Predigt zu interessieren beginnen, kommt es zum Zusammenstoß mit den frommen Juden. Sie sehen im Angebot des Heiles an alle die Verletzung eines Tabus ihrer Religion. Zugang zum Heil gibt es für sie nur durch die Beschneidung und durch die Übernahme der religiös-jüdischen Lebensweise. Sie vertreiben die Prediger aus der Stadt und verschließen sich damit selbst "dem ewigen Leben".
Nach Ansicht des Autors hat damit das Judentum sein Vorrecht, auserwähltes Volk Gottes zu sein, verspielt. Mit Recht geht die Erwählung auf alle über, die sich dem Wort Gottes öffnen. Das Wort des Herrn verbreitet sich trotz der Ablehnung durch die Juden in der ganzen Gegend und nimmt seinen Lauf "bis an die Grenzen der Erde".
Norbert Riebartsch (2007)
Hans Hütter (1998)