Den Glauben weiterschenken
Lange Jahre habe ich in der Jugendarbeit mit Jugendlichen folgende Meditation gemacht. Sie handelt von einer Kerze. Ich habe dieser Kerze meine Stimme gegeben. Sinngemäß sagte die Kerze: "Ihr habt mich angezündet. Nun brenne ich. Aber seit ich brenne, bin ich auch schon ein wenig kürzer geworden. Aber so ist das halt. Entweder ich lasse mich anzünden, aber dann muss ich auch etwas geben von mir selbst, ja sogar mich selbst. Nur dann kann ich aber auch leuchten. Oder ich bleibe ganz. Dann bleibe ich aber nur im Karton liegen. Ich muss mich dann aber auch fragen, wozu ich da bin. Im Karton hat mein Sein als Kerze keinen Sinn."
Am Bild vom Licht und vom Salz zeigt sich: wie Salz nur dann seinen Sinn erfüllt, wenn es würzt, wie ein Licht dazu geschaffen wurde, um zu leuchten, so erfüllen wir den Sinn unseres Christseins nur dann, wenn wir von unserem Glauben weiterschenken, wenn wir uns anderen gegenüber als Christen bewähren. Wie wichtig der Glaube ist, zeigt sich, dass er uns Kraft schenkt, dass er uns eine Lebenshilfe ist. Ebenso ist es wichtig, unseren Glauben weiter zu schenken. Wer seinen Glauben nicht verbirgt, der wird früher oder später den Mitmenschen zur Anfrage. Dann gilt es, Zeuge zu sein für Jesus Christus.
Bin ich Salz? Bin ich Licht?
Jesus redet sagt uns: "Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde." Jesus sagt nicht: "Ihr sollt Licht, ihr sollt Salz sein…" Die Frage ist die: sind wir wie ein fades Salz, ohne Geschmack, das seine Funktion, Speisen zu würzen nur noch mangelhaft erfüllt? Sind wir wie ein Licht, das unter einem Leuchter steht und dessen Leuchtkraft nur noch sehr schwach ist?
Bevor ich anfing Theologie zu studieren, wurde ich öfters angefragt: warum wirst du Priester, warum lebst du so? Es ist für das Glaubenszeugnis kein Studium erforderlich. Wir dürfen einfach von dem erzählen, was uns im Glauben bewegt, was uns der Glaube schenkt. Gerade in unserer Zeit scheint der Glaube zu verdunsten. Immer weniger können - Kinder wie Erwachsene – die Grundgebete. Immer weniger Menschen wissen den Sinn von Festen. Auf Wissen allein kommt es zwar nicht an, doch zeigt dies auch, dass der Glaube immer schwächer wird. Dabei ist dieser Glaube wichtig und kostbar.
Was wäre mein Leben ohne den Glauben an Christus?
Gerade das, was den Glauben so kostbar macht, können wir dann entdecken, wenn wir uns immer wieder fragen: was wäre mein Leben ohne den Glauben an Jesus. Kämen wir zu dem Ergebnis, dass ich dann nicht viel ändern würde, außer dass ich die Kirchenzeitung abbestellen könnte, dass ich am Sonntag mehr freie Zeit hätte, dann bräuchten wir sicher eine Erneuerung des Glaubens. Dann ist der Glaube schal oder wie ein schwaches Licht.
Doch wie die Kirche immer wieder erneuert werden muss, wie die frohe Botschaft, das Evangelium, in jeder Zeit neu gesagt werden muss, so braucht mein persönlicher Glaube Erneuerung. Erneuern kann ich meine Glauben durch Nachdenken, durch Gespräche mit anderen, auch durch eine gute Beichte. Es ist nicht falsch, wenn ich von Zeit zu Zeit neue Gebetsformen entdecke, wenn alte Gebetsformen nicht mehr tragen.
Ich muss eingestehen: manches Mal ist es nur das Pflichtgefühl, das mich hierher geführt hat. Pflicht ist an sich nichts Schlechtes. Es kann mich bewahren vor einer allzu großen Nachlässigkeit. Es kann mich bewahren, den Glauben aufzugeben und dabei Gott aus den Augen zu verlieren. Es kann mich davor bewahren, mir nur die Rosinen herauszusuchen. Pflicht kann mich davor bewahren, nur dann zu beten oder den Gottesdienst zu besuchen, wenn es mir gerade passt.
Was wäre mein Leben ohne die Liebe Christi?
Unsere Pflicht als Christen aber ist es zu lieben! Gehen wir in den Gottesdienst - dann aus Liebe zu Gott. Versuchen wir zu unseren Mitmenschen gut zu sein - dann aus Liebe zu Gott. Liebe heißt immer, sich verschenken, für andere zu leben und das Wohl des anderen zu wollen. Wir möchten ja kein schales Salz sein, sondern ein Salz, das würzt. So sollen ja auch keine laschen Christen sein, die sich nur der Welt angleichen. Die Mitmenschen sollen an uns spüren: es lohnt sich Christ zu sein.
Durch unseren Glauben an Gott haben wir einen echten Halt geschenkt bekommen. Gott möchte jedem Menschen dieser Halt sein, ein guter Vater wie eine liebende Mutter. Christen sind keine Hinterwäldler, sondern sie haben der Welt Entscheidendes und Wichtiges zu schenken. Es ist das Zeugnis für den lebendigen Gott, der mit uns Menschen lebt, der sich um die Mitmenschen sorgt. Christen sind keine Menschen, die ihre Ellenbogen gebrauchen, um ich durchzusetzen. Sie sind keine Menschen, bei denen nur die erfolgreichen Zeitgenossen Ansehen genießen, die anderen, die auf der Verliererseite des Lebens stehen jedoch nicht.
Das Brot teilen
Woran man Menschen auch erkennen kann, dass sie zu Gott gehören wollen, da schenkt uns Jesaja gute Hinweise. Wir sollen das Brot teilen - es kann heißen, Not zu lindern, mit den Armen zu teilen - es kann ebenso heißen, auch vom Glauben zu erzählen und denen die frohe Botschaft zu verkünden, die nach Sinn im Leben suchen.
Die Gerechtigkeit ist wichtig. Niemanden verleumden, auf keinen mit dem Finger zeigen. Die Welt wäre menschlicher und heller, wenn wir uns immer daran hielten. Es fällt uns auch nicht in den Schoß, so zu leben wie es Jesaja fordert. Doch schon das Bemühen darum ist wertvoll. Wir können nicht über die schlechte Welt klagen, wenn wir nicht bei uns anfangen oder es zumindest versuchen. Vielmehr gilt es, Licht zu sein, ein Licht, das leuchtet.
Gottes Liebe ausstrahlen
Einfach ist es nicht Christ zu sein. Es bringt auch schmerzliche Erfahrungen, Enttäuschungen und Kummer. In vielen Ländern der Welt sind Christen gefährdet. Ein Glaubenszeugnis bringt nicht immer Freunde. Denn Gottes Gebote und seine Liebe widersprechen oft dem, was Menschen wollen. Als Christen sind wir Zeugen für Gott in Wort und in Tat, im Verhalten zu den Mitmenschen, in der Art und Weise wie wir leben. Wir sollen ausstrahlen, auf andere wirken, für andere wirken, dann strahlen wir Gottes Liebe aus.
Leben wir so, dass die Menschen unseren Glauben sehen, denn unser Licht soll leuchten, "damit sie eure guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen".