Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 26. Nov. 2023 - Christkönigsonntag (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 34,11-12. 15-17
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
So spricht Gott, der Herr:
Siehe, ich selbst bin es,
ich will nach meinen Schafen fragen
und mich um sie kümmern.
Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert
an dem Tag,
an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben,
so werde ich mich um meine Schafe kümmern
und ich werde sie retten aus all den Orten,
wohin sie sich am Tag des Gewölks
und des Wolkendunkels zerstreut haben.
Ich, ich selber werde meine Schafe weiden
und ich, ich selber werde sie ruhen lassen –
Spruch Gottes, des Herrn.
Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen,
die vertriebenen zurückbringen,
die verletzten verbinden,
die schwachen kräftigen,
die fetten und starken behüten.
Ich will ihr Hirt sein
und für sie sorgen, wie es recht ist.
Ihr aber, meine Herde – so spricht Gott, der Herr —,
siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.
Hoffnung zu machen ist eine der Aufgaben des Propheten. Er macht sie im Namen Gottes. Basis seines Wortes ist das Wissen: Es geht uns schlecht. Dies ist Folge eines falschen Lebens in der Vergangenheit. Der Hirte will sich nun um den Ausweg bemühen. Die Regeln Gottes sind bekannt. Er ermöglicht den Menschen eine Rückkehr dazu.
Der richtige Hirte sucht nicht sich selber, sondern er ist ganz da für seine Herde. In Christus ist diese Vision des Propheten erfüllt.
Das Bild des Hirten, der über seine Herde wacht, ist nicht neu, aber immer eindrucksvoll. Jeremia verglich oft die Könige mit Hirten. Übten nicht Saul und David den Beruf des Hirten aus, ehe sie zu Königen Israels wurden? Jene, die Ezechiel als schlechte, gewissenlose Hirten schildert (Ez 34,2-10), sind ihre letzten Nachfolger in Juda. Ihr Eigennutz, ihre Verbrechen und Morde haben die Herde zerstreut. Aber auf dieses dunkle Bild folgt die Heilsverheißung: die Schafe werden wieder gesammelt, Israel wird wieder hergestellt.
Wie der Psalmist verheißt (Ps 23), wacht Gott persönlich über jedes seiner Schafe, über das verirrte, verwundete, schwache - und auch über das fette, da es ja nur dann gesund bleiben kann, wenn es geschützt wird vor den Gefahren des Weges, der Raubtiere und der Unwetter. Diese Weissagung voll Hoffnung und Liebe verwendet Jesus zu seiner Parabel vom verlorenen Schaf und zur Allegorie vom guten Hirten.
Die Stimme des Propheten Ezechiel ertönt in der Zeit des Exils (586-538 v. Chr.). Die Ich-Rede des Propheten wird mit der Botenformel "so spricht Gott, der Herr" durchsetzt, sodass für den Leser und Hörer das Wort Jahwes klar und deutlich wird. In unserem Abschnitt bzw. im ganzen Kapitel 34 von Ezechiel dominiert das Bild des Hirten: In 34,1-10 findet sich ein Gerichts- und Wehewort über die schlechten Hirten, in 34,11-22 ein Heilswort, das wiederum in eine Gerichtsansage mündet. Gott selbst sorgt für Gerechtigkeit und Recht in seiner Herde des Volkes Israel. In 34,23-31 wird die Einsetzung des Knechtes David als neuen Hirten und damit die Erneuerung des Friedensbundes verheißen.
Im Abschnitt unserer Lesung ist es Jahwe selbst, der seine Schafe aus der Zerstreuung zusammenführt, sie auf gute Weide im Bergland Israels führt und für Recht unter ihnen sorgt. Es wird ein Bild von Jahwe gezeichnet, das ihn selbst als aktiv zeigt, wenn es darauf ankommt. Er ist ein Gott, der sich für sein Volk im Exil einsetzt und dafür Sorge trägt, dass es Heimat findet.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Ez 34,11-22
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
So spricht Gott, der Herr:
Siehe, ich selbst bin es,
ich will nach meinen Schafen fragen
und mich um sie kümmern.
Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert
an dem Tag,
an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben,
so werde ich mich um meine Schafe kümmern
und ich werde sie retten aus all den Orten,
wohin sie sich am Tag des Gewölks
und des Wolkendunkels zerstreut haben.
Ich werde sie aus den Völkern herausführen,
ich werde sie aus den Ländern sammeln
und ich werde sie in ihr Land bringen.
Ich führe sie in den Bergen Israels auf die Weide,
in den Tälern und an allen bewohnten Orten des Landes.
Auf guter Weide werde ich sie weiden
und auf den hohen Bergen Israels
wird ihr Weideplatz sein.
Dort werden sie auf gutem Weideplatz lagern,
auf den Bergen Israels
werden sie auf fetter Weide weiden.
Ich, ich selber werde meine Schafe weiden
und ich, ich selber werde sie ruhen lassen –
Spruch Gottes, des Herrn.
Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen,
die vertriebenen zurückbringen,
die verletzten verbinden,
die schwachen kräftigen,
die fetten und starken behüten.
Ich will ihr Hirt sein
und für sie sorgen, wie es recht ist.
Ihr aber, meine Herde – so spricht Gott, der Herr —,
siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf.
Ihr Widder und ihr Böcke,
ist es euch zu wenig,
dass ihr auf der besten Weide weidet
und euer übriges Weideland
mit euren Füßen zertrampelt?
Dass ihr das klare Wasser trinkt
und den Rest des Wassers
mit euren Füßen verschmutzt?
Meine Schafe müssen abweiden,
was eure Füße zertrampelt haben,
und trinken, was eure Füße verschmutzt haben.
Darum - so spricht GOTT, der Herr, zu ihnen:
Siehe, ich selbst bin es,
ich sorge für Recht zwischen fettem Schaf
und magerem Schaf.
Weil ihr all die Schwachen
mit Seite und Schulter zur Seite drängt
und mit euren Hörnern wegstoßt,
bis ihr sie nach draußen zerstreut habt,
werde ich meinen Schafen zu Hilfe kommen.
Sie sollen nicht länger zum Raub werden
und ich werde für Recht sorgen
zwischen Schaf und Schaf.
Antwortpsalm - Ps 23,1-6
Kv: Der Herr ist mein Hirt,
nichts wird mir fehlen. – Kv
(GL 37,1)
Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
Er lässt mich lagern auf grünen Auen *
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück. *
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. – (Kv)
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, *
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir, *
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. – (Kv)
Du deckst mir den Tisch *
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, *
übervoll ist mein Becher. – (Kv)
Ja, Güte und Huld *
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn *
für lange Zeiten. – Kv
2. Lesung - 1 Kor 15,20-26. 28
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Christus ist von den Toten auferweckt worden
als der Erste der Entschlafenen.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist,
kommt durch einen Menschen
auch die Auferstehung der Toten.
Denn wie in Adam alle sterben,
so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge:
Erster ist Christus;
dann folgen, wenn Christus kommt,
alle, die zu ihm gehören.
Danach kommt das Ende,
wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat
und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
Denn er muss herrschen,
bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.
Der letzte Feind, der entmachtet wird,
ist der Tod.
Wenn ihm dann alles unterworfen ist,
wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen,
der ihm alles unterworfen hat,
damit Gott alles in allem sei.
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Gabi Ceric (1999)
Der heutige Abschnitt gehört zu den ältesten Abschnitten des 1. Korintherbriefs. Er beschreibt die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und einen Sieg über den Tod. Er bietet eine universale und eine endgültige Vision.
Es gibt sowohl die Verantwortung des Glaubenden als auch die alleinige Verantwortung Gottes. In Vers 1 Kor 15,23 wird von der Rettung derer berichtet, die zu Christus gehören. Ob man dazugehört, kann jeder Mensch selbst ahnen und auch positiv gestalten. Der Sieg über den Tod ist allein in der Macht und Verantwortung Gottes. Letztlich liegt sie in der Linie aller anderen Zwischensiege - nur ein endgültiger Sieg ist vollständig.
Die in Korinth offenbar vorhandene Überzeugung, durch den Geistbesitz die Heilsvollendung erlangt zu haben, brachte es wohl mit sich, den christlichen Glauben an die Auferstehung für überflüssig zu erachten.
Mit Berufung auf die urchristliche Grundverkündigung sucht Paulus zuerst die Tatsache von der Auferstehung der Glaubenden, dann die Weise der Auferstehung zu besprechen und die konkrete Folgerung für die Gegenwart zu ziehen.
Paulus zitiert zuerst eines der ältesten Glaubensbekenntnisse, das wir kennen und das die Korinther angenommen hatten. Er bekennt das Faktum des Todes als Heilsgeschehen "für unsere Sünden" und als Gottesoffenbarung, die ganz im Rahmen der alttestamentlichen Heilszuwendung steht. Dieser Tod ist durch das Begräbnis Jesu beglaubigt.
Ebenso kennt es das Faktum der Auferweckung Christi als Anbruch des endzeitlichen Gottestages im Rahmen der Heilstat Gottes, die in den Erscheinungen Christi vor namentlichen genannten Zeugen offenbar wurde. Auch Paulus kann sie durch Wort und Leben bezeugen, da er selbst dem Auferstandenen begegnet ist.
Daraus folgt für die Perikope des heutigen Sonntags: Die Tatsache der endzeitlichen Totenauferweckung ist damit erwiesen. Da Erlösung die Schicksalsgemeinschaft mit Jesus Christus bedeutet, wären ohne seine Auferweckung weder Heilsverkündigung und Glaube sinnvoll, noch Heil und Rettung gewährleistet. Durch Christi Auferweckung ist ein Auferweckungsgeschehen in Gang gekommen, das in mehreren Stufen und Weisen bis zur Vollendung der Christusherrschaft und des Gottesreiches führt.
In der Abhandlung über die Auferstehung, dem Wesentlichen unseres Glaubens, und die Frage ihrer Relevanz für die an Christus Glaubenden, bringt Paulus in seinem Brief an die Gemeinde von Korinth Licht: Jesus Christus wird in Vers 20 als "Erstling" der Auferstandenen definiert - "Erstling" ist die Opfergabe, die das gläubige Volk als erstes nach einer Ernte Gott dargebracht hat. Wie alle Menschen seit Adam in die Sterblichkeit hineingenommen worden sind, werden auch alle, die gestorben sind, durch Jesus Christus zur Auferstehung gelangen – in einer Ordnung (Vers 23ff). Alleiniges Ziel (nicht Ende) ist die Gottesherrschaft.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Kor 15,20-28
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Christus ist von den Toten auferweckt worden
als der Erste der Entschlafenen.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist,
kommt durch einen Menschen
auch die Auferstehung der Toten.
Denn wie in Adam alle sterben,
so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge:
Erster ist Christus;
dann folgen, wenn Christus kommt,
alle, die zu ihm gehören.
Danach kommt das Ende,
wenn er jede Macht, Gewalt und Kraft entmachtet hat
und seine Herrschaft Gott, dem Vater, übergibt.
Denn er muss herrschen,
bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.
Der letzte Feind, der entmachtet wird,
ist der Tod.
Denn: Alles hat er seinen Füßen unterworfen.
Wenn es aber heißt, alles sei unterworfen,
ist offenbar der ausgenommen,
der ihm alles unterwirft.
Wenn ihm dann alles unterworfen ist,
wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen,
der ihm alles unterworfen hat,
damit Gott alles in allem sei.
Ruf vor dem Evangelium - Mk 11,9-10
Halleluja. Halleluja.
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!
Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David,
das nun kommt.
Halleluja.
Evangelium - Mt 25,31-46
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt
und alle Engel mit ihm,
dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden
und er wird sie voneinander scheiden,
wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen,
die Böcke aber zur Linken.
Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen:
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
empfangt das Reich als Erbe,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!
Denn ich war hungrig
und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd
und ihr habt mich aufgenommen;
ich war nackt
und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank
und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis
und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen
und dir zu essen gegeben
oder durstig
und dir zu trinken gegeben?
Und wann haben wir dich fremd gesehen
und aufgenommen
oder nackt
und dir Kleidung gegeben?
Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen
und sind zu dir gekommen?
Darauf wird der König ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.
Dann wird er zu denen auf der Linken sagen:
Geht weg von mir, ihr Verfluchten,
in das ewige Feuer,
das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist!
Denn ich war hungrig
und ihr habt mir nichts zu essen gegeben;
ich war durstig
und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben;
ich war fremd
und ihr habt mich nicht aufgenommen;
ich war nackt
und ihr habt mir keine Kleidung gegeben;
ich war krank und im Gefängnis
und ihr habt mich nicht besucht.
Dann werden auch sie antworten:
Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig
oder fremd oder nackt
oder krank oder im Gefängnis gesehen
und haben dir nicht geholfen?
Darauf wird er ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt,
das habt ihr auch mir nicht getan.
Und diese werden weggehen
zur ewigen Strafe,
die Gerechten aber
zum ewigen Leben.
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Gabi Ceric (1999)
Der Text des heutigen Evangeliums schließt den Bericht über das Leben und die Botschaft Jesu ab, es beginnt dann die Passionsgeschichte.
Im äußeren Rahmen wird eine Gerichtsszene dargestellt, wie sie bildnerisch über vielen Türen von Kathedralen zu finden ist.
In der Mitte des Evangeliums steht die Identifikation Jesu mit all den Armen und Notleidenden. Wer ihnen hilft, wendet sich Jesus zu, wer es nicht tut, wendet sich von Jesus ab.
Dem Motiv der Gerichtsrede folgt für beide Gruppen der Angesprochenen die Entscheidung: Leben oder Verbannung. Der Richter nimmt ernst, was die Menschen getan haben. Eine Lösung dieses Beispiels in beide Richtungen ist möglich: Alle werden gerettet, weil sie sich gegenüber dem Geringen sinnvoll verhalten. Oder aber alle werden verworfen, weil sie sich nicht verhalten haben.
Die Rede vom Weltgericht ist Teil der Rede vom Gericht Mt 24,3 - 25,48. Nach dieser 5. Rede Jesu bei Matthäus bleibt nur noch die Passionsgeschichte zu erzählen.
Erstaunlich ist, dass der Ausdruck "Gericht" in dieser Perikope gar nicht vorkommt. Im Gegenteil: Die geforderte Hinwendung an die Kleinen dieser Welt stellt die Barmherzigkeit Jesu in den Vordergrund, nicht seine Gerechtigkeit.
Das Endgericht des Menschensohnes ist aber dennoch das Thema der Rede. Erst im Gericht wird über Heil und Unheil entschieden. Das ganze Leben der Gemeinde erscheint von hier aus nur als eine Vorbereitung auf diese entscheidende Bewährungsprobe. Was ist dann aber noch die Bedeutung der Zuwendung Gottes, wenn am Schluss doch allein das Gericht nach Werken über ewiges Leben bzw. ewige Strafe entscheidet? Worauf kann dann der Mensch sich letztlich verlassen, außer auf das, was er selbst getan hat? Das sind quälende Fragen. Der Richter ist der Menschensohn, Jesus, der "Gott-mit-uns", der mitten in der Welt unser Immanuel ist - auch mitten in den apokalyptischen Dimensionen der Endzeit.
Es gibt unterschiedliche Deutungstypen der Perikope, die aus den unterschiedlichen Deutungen von "alle Völker" (Vers 32) und von "meinen geringsten Brüdern" entstehen:
Der exklusive Interpretationstyp versteht unter pánta tà éthnä nicht "alle Völker" sondern alle Heiden und wird seit der Mitte des 20. Jhdt. immer häufiger vertreten. Danach wären die ChristInnen beim Weltgericht auf der Seite des Richters und das Gericht ginge nur um die Heiden.
Der klassische Interpretationstyp sah in "meinen geringsten Brüdern" die Glieder der christlichen Gemeinde und der Text wurde als Motivation der Gemeinden zu Werken der Barmherzigkeit verstanden.
Der universelle Deutungstyp deutet die Brüder und Schwester des Menschensohnes als alle notleidenden Menschen der Erde, sowohl NichtchristInnen als auch ChristInnen.
Für die Geschichte der Moraltheologie ist von Bedeutung, dass die mittelalterliche Theologie aus der Perikope die Lehre von den sieben leiblichen Werken der Barmherzigkeit entwickelt hat und ihnen die sieben Todsünden gegenüber stellt. Sie prägten das christliche Ethos des Mittelalters.
Leibliche Werke der Barmherzigkeit sind: die Hungrigen speisen, Obdachlose beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen und Tote begraben. Geistliche Werke der Barmherzigkeit sind: belehren, raten, trösten, ermutigen, vergeben und geduldig ertragen.
Zur Trennung von Schafen und Böcken:
In deutschen Bibeln ist immer die Rede von Schafen und Böcken, die getrennt werden. Wieso gab denn das Geschlecht der Tiere - nämlich männlich oder weiblich - den Ausschlag, auf welche Seite sie von Jesus gestellt wurden? Sind die Böcke denn keine Schafe? Besser gelungen ist da die englische Übersetzung. Dort heißt es nämlich, daß Schafe und Ziegen (goats) voneinander getrennt werden. Bei Böcken handelt es sich demnach nicht um männliche Schafe, sondern um Ziegenböcke! Dies entspricht besser dem griechischen Grundtext. Hier heißt es Ziegen(böcke) statt (Schafs-)Böcke.
Genauso ist es mit dem guten Hirten, Jesus. Er kennt seine Schafe und kann sie von den Ziegen unterscheiden.
Nach den vielen Gleichnissen vom Himmelreich schaltet Matthäus vor die Leidensgeschichte die Ankündigung des Weltgerichtes. In seiner Einleitung begegnen typische Elemente, die wir auch in der Offenbarung (Vers 31) und in Ezechiel (Vers 32) finden, denn auch dort ist vom Welt- und Endgericht die Rede. Der Menschensohn zieht eine Unterscheidung zwischen denen, die das Reich des Vaters in Besitz nehmen dürfen, und den anderen, die die ewige Strafe erhalten. Für beide verwendet Matthäus dasselbe Kriterium: die einen haben im Nächsten und Armen den Menschensohn gesehen, die anderen nicht. "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Mit dieser einfachen Logik wird der Hörer und Leser dieses Evangeliums selbst in das Weltgericht hineingestellt und ermahnt, das Hier und Jetzt dementsprechend zu gestalten. Mit dieser einfachen Logik wird das Ohr des Hörers gespitzt für die Leidensgeschichte, die anschließt.
Himmel und Hölle liegen in unserer Hand
Was uns nicht schlafen lässt
Eine Redensart behauptet: "Wie man sich bettet, so liegt man!", eine andere: "Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen." Trotzdem leiden viele Menschen an einem unruhigen Schlaf. Die Werbung für Schlafhilfen und Super-Matratzen boomt. Es lohnt sich, den Ursachen von Schlafstörungen nachzugehen. Dabei kann man unerwartete Entdeckungen machen. Ängste unterschiedlichster Art spielen dabei eine gewichtige Rolle.
Die Not mit dem erholsamen Schlaf lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Wer die großen Krisen der Gegenwart an sich heranlässt, kann auch im übertragenen Sinn nicht mehr ruhig schlafen: Die allgemeine Not mit den Kriegen, die internationalen Flüchtlingsströme, die Folgen des Klimawandels… Aber auch die gesellschaftlichen Umbrüche, der Zulauf der Populisten, das Infragestellen demokratischer Ordnungen, der Wertewandel, die Faszination "starker Männer" und ihrer einfachen Lösungen. Diese Vorgänge spiegeln sich auch in den Religionen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften wider: die Faszination von Gurus und anderen religiösen Führern, die einerseits überhöhten Erwartungen an kirchliche Amtsträger und andererseits zugleich weit verbreitetes Misstrauen ihnen gegenüber. In manchen Ländern haben sich sog Gottesstaaten etabliert, die die Menschen das Fürchten lehren. Aber auch in anderen Ländern haben religiöse Führer das letzte Wort. Interessanterweise funktionieren atheistische System nach den gleichen Prinzipien.
Christus ein König?
Die Christen huldigen am letzten Sonntag im Kirchenjahr Christus als ihrem König. Ihr Er ist Ihr "starker Mann". Oberflächlich gesehen erscheint das als eine Nachwirkung einer Zeit, in der viele Staaten als Monarchien verfasst waren, als ein Schwelgen im Glanz vergangener Zeiten. Wenn wir Christen Jesus Christus als unseren König bezeichnen, geht es um Wesentlicheres, Grundsätzlicheres.
Im vorchristlichen Israel haben die Propheten immer wieder daran erinnert, dass Gott selbst der Herr und Hirte seines Volkes ist, immer wenn sie beobachtet haben, dass die politischen und gesellschaftlichen Machthaber ihrer Sorgepflicht für das Wohl des Volkes nicht nachgekommen sind.
Die Christen der ersten Jahrhunderte fühlten sich der Willkür der Herrscher ihrer Zeit ausgeliefert. In dieser Situation betonten sie, dass ihr Herr, ihr König, ihr Kyrios, Jesus Christus ist. Das stärkte ihre Widerstandskraft, machte sie jedoch den römischen Kaisern und ihren Statthaltern, von denen einige wie z.B. Herodes den Titel eines Königs führten, verdächtig. Dabei knüpften sie an die Reich-Gottes-Predigt Jesu an. Er entfaltete darin eine Reich-Gottes-Kultur. Er forderte seine Anhänger auf, sich am Geist Gottes zu orientieren und sich vom Geist Gottes leiten zu lassen. Er beanspruchte jedoch keinerlei politische Führerschaft. Als er Pilatus vorgeführt wurde und man ihn beschuldigte, dass er König sein wolle, sagte er von sich: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt…" (Joh 18,36). Dennoch war er getrieben vom Anliegen, das Denken Gottes, das Leben nach dem Geist und Willen Gottes in die aktuellen Verhältnisse einzupflanzen.
Christus als Weltenrichter
Vor diesem Hintergrund lese und verstehe ich das Evangelium dieses Sonntags. Jesus will uns nicht erzittern lassen vor dem großen Weltgericht und die Angst vor dem Höllenfeuer entfachen, sondern vielmehr auf die Dringlichkeit hinweisen, dass es unsere Aufgabe ist, die Welt aus dem Geist Gottes heraus umzugestalten und neu werden zu lassen.
Die Menschen auf der rechten Seite sind überrascht, dass sie das Reich Gottes als Erbe empfangen. Sie haben ja nichts anderes getan, als nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit Gottes zu leben. Wo Menschen nach dem Geist Gottes die Welt gestalten, führen sie das Reich Gottes herbei, das Gott seit der Erschaffung der Welt für uns Menschen bestimmt hat.
Genauso überrascht sind die Menschen auf der linken Seite. Auch sie sagen: Wir haben ja nichts getan. Genau das wird ihnen zu Last gelegt. Sie haben nicht nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit Gottes gehandelt. Sie sind an der Not der Mitmenschen vorbeigegangen und haben sich gesagt: Was geht das mich an! Sie wollten das Leben für sich allein himmlisch einrichten und sind nun überrascht, dass sie statt dessen in einer Welt landen, die zur Hölle geworden ist.
Leben nach den Grundsätzen des Reiches Gottes
In diesem Gleichnis geht es nicht um ein Ereignis, das uns am Ende der Welt bevorsteht. Es geht in diesem Gleichnis um das Leben nach dem Geist und Willen Gottes, nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit Gottes hier und jetzt.
In allen Epochen haben sich Menschen von der Predigt Jesu bzw. von der Predigt der Propheten ansprechen lassen und ungeachtet der jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nach den Grundsätzen der Barmherzigkeit und des Geistes Gottes gelebt und ihr Umfeld danach gestaltet. Sie haben damit gezeigt und erleben lassen, wie gut diese Welt für alle sein kann.
Der Christkönigsonntag ist eine Einladung, sich auf diese Grundsätze zu besinnen, sich von der Reich-Gottes-Predigt Jesu inspirieren zu lassen und hier und heute am Wohl aller Menschen mitzuwirken.
Ein guter König ist ein guter Hirte
Gott als der Gute Hirte seines Volkes
Ein Jahr des Herrn geht zu Ende. Was war es für ein Jahr? Spüren wir, dass es ein Jahr des Herrn war? Krieg rundherum, Unzufriedenheit, Streikdrohungen.
Die erste Lesung am Beginn klingt keinesfalls hoffnungsvoll, gegen Ende des Textes aber dann doch wieder Mut. "Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich um sie kümmern. Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die fetten und starken behüten", so lautet sinngemäß ein Teil des Textes der ersten Lesung. Ein Vorhaben wegen der Nachricht vom Fall Jerusalems, der an schlechte Hirten erinnert, an miserable Könige.
Ähnliches beobachten wir auch heute. An der Spitze der Gesellschaft finden wir immer wieder Verantwortungslose, Untaugliche in Staat und Kirche, die nur sich selbst weiden, sprich: ihren Interessen nachgehen und Nöte der Menschen nur am Rande wahrnehmen, viel diskutieren, aber nichts weiterbringen. Ezechiel sagt, der gute Hirte ist schon da. Wir sehen und merken es auch heute an den vielen Menschen mit ihrer ehrlichen Arbeit und Hilfsbereitschaft. Sie kommen aber in den Medien eher sparsam zu Wort und verbreiten in ihrer Umgebung auch Freude in tristen Zeiten, die vielen Unheil, Verzweiflung und auch den Tod bringen.
Probelauf des irdischen Lebens
Deshalb kann man in der zweiten Lesung von einem „Probelauf“ des irdischen Lebens sprechen. „Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist, kommt durch einen Menschen auch die Auferstehung der Toten.“ (1 Kor 15,20. 21). Hier geht es um die Umkehr vom Tod zum Leben, zum ewigen Jetzt, wo es keine Zeit und keinen Raum mehr gibt. Das ist für sehr viele eine Zusage ohne Beweis, da wird viel Vertrauen verlangt.
Dieser „Probelauf“ des irdischen Lebens gibt uns Orientierungshilfe an der Bergpredigt. Wir haben zuletzt zu Allerheiligen davon einen Abschnitt gehört, und heute werden wir wieder in etwas anderer Form daran erinnert als „Option für die Armen“, für die Verlierer in der Gesellschaft. Sie werden in den Blick Jesu genommen: die Kleinbauern, Taglöhner, Prostituierte, Handwerker. Heute haben sie zum Teil andere Namen: die working poor mit mehreren schlecht bezahlten Posten, Arbeitslose, schwer Kranke, Obdachlose, Ausgebrannte, Verzweifelte.
Die königliche Würde jedes Menschen
Das Evangelium spricht auch von den letzten Dingen und sieht in jedem Menschen einen König, eine Königin. Grundlage für diese königliche Würde sind Vernunft und Weisheit. Die Salbung mit Chrisam bei der Taufe und die dazugehörigen Worte machen deutlich: „Du bist Glied des Volkes Gottes, gesalbt zum Priester, König und Propheten." Priester/Priesterin sein heißt ständig Beziehung zu Gott halten durch Gebet, Meditation, Reflexion, Gottesdienstbesuch, gute Werke als Dienst am Nächsten, aber auch an sich selbst. Jeder Mensch hat, wie erwähnt, eine königliche Würde. Ein König sollte wie ein Hirte sein (siehe Psalm 23), nicht durch ungesunde, brutale Machtausübung, sondern ermächtigt durch gute Werke.
Der Heilige Geist wirkt in uns, er befähigt uns dazu, den Willen Gottes besser zu begreifen und auch zu tun. Der Prophet ist der, der im Auftrag Gottes spricht, ein Korrektiv zu den Herrschenden darstellt, aber auch innerhalb des Volkes, auch im kleinen Alltagsgeschehen Zivilcourage mit Mut und Klugheit verbindet und Heuchlerisches, Hinterfotziges beim Namen nennt und dadurch vielleicht manche Bösartigkeit zu verhindern sucht. Das kann gefährlich, ja sogar tödlich sein. Auch heute wird der Einsatz für den, der sich in Schuld verstrickt oder gemobbt wird, für den Propheten, also den mutigen, einsatzbereiten Menschen mitunter gefährlich, etwa mit beruflich schwerem Nachteil verbunden.
Zusammengefasst könnte man sagen: Der König ist wie ein guter Hirte, liebevoll, konsequent in seinem Wort, in seinem Tun und Handeln. Das Evangelium bietet Hilfestellung dazu an.
Das Christkönigsfest zeigt die Fülle des Lebens, zeigt einen Durchbruch zur persönlichen Liebe, zum Reich Gottes. Du bist gesalbt zum Priester, König und Propheten in alle Ewigkeit. Es ist wohl ein Satz, der für getaufte Christen und Christinnen besonders wichtig ist und auch immer wieder einer Einübung und Erinnerung bedarf.
Christus König? - Um Himmels willen!
Was könnte besser sein
Wir sind nicht verwöhnt mit Vorbildern von Königen oder von Staatsoberhäuptern. Nicht, dass es sie nicht gäbe - glücklicherweise schon noch. Quer durch die Geschichte lassen sich immer wieder zahlreiche Staatsoberhäupter oder andere politisch Verantwortliche ausmachen, die wirklich als Vorbilder dienen können. Aber gerade die allerjüngste Zeit, etwa auch mit einem Blick auf die US-Wahlen, hat uns vor Augen geführt, wie das aussehen kann, wenn sich Macht mit Arroganz, unermesslicher Rücksichtslosigkeit und grenzenlosem Egoismus paart. Wie soll man angesichts solcher Situationen vor allem Heranwachsenden Vertrauen in politische Verantwortliche vermitteln, wenn diese es mit aller Kraft darauf anlegen, dass man ihnen nicht vertrauen kann. Natürlich mag ein bisschen Glanz und Glamour um eine Person was ganz Faszinierendes sein, rückt aber die Person ausschließlich an die Stelle der Sachthemen, dann war es das.
Nix mit Thron - Krippe und Kreuz!
Die Kirche feiert heute das Fest Christus König. Wenn wir uns diesem Fest mit unseren weltlichen Vorstellungen und Maßstäben von einem Königtum, von einer Herrschaft annähern, muss unser Verstehen und Meditieren scheitern. Das Christkönigsfest ist vielmehr das genaue Gegenteil von dem, was wir uns unter Herrschaft üblicherweise vorstellen. Und das macht es ziemlich provokant. Das Christkönigsfest ist herausfordernd, weil es uns etwa fragen lässt, welche weltlichen Ausdrucksformen wir unserer Christusbeziehung geben. Schaffen wir es, unseren Glauben so zu leben, dass das Herrschaftliche der Allmacht Gottes wohl zum Schwingen kommt, aber trotzdem in unserem Glaubensleben die Atmosphäre einer Krippe und eines Kreuzes gewahrt bleibt? Schauen wir uns auch in der Kirche um, entdecken wir nur zu oft, wie das in manchem Pomp und mancher kirchlicher Selbstdarstellung so richtig schief geht.
Christus - vereinnahmt?
Aber gucken wir näher hin. Das Christkönigsfest ist ein Ideenfest. Es zelebriert einen Gedanken, eine Wahrheit unseres Glaubens, kein Heilsereignis wie etwa Weihnachten oder Ostern. Es wurde von Papst Pius XI. im Jahr 1925 zum 1600. Gedenktag einer ökumenischen Versammlung der Kirche, des Konzils von Nizäa, eingerichtet - so der äußere Anlass. Zugleich bot dieses Fest aber wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg auch die Möglichkeit, die Bedeutung des Untergangs verschiedener europäischer Monarchien und die Bedeutung der weiter bestehenden Herrschaftshäuser vor einem christlichen Hintergrund zu reflektieren. Neben einem frommen Hintergrund lässt sich also auch ein ganz realpolitischer Charakter dieses Festes ausmachen.
Zu diesem Fest hörten wir die matthäische Erzählung vom Weltgericht. Maßstab dieses Gerichts ist das Handeln für das Wohl des Nächsten. Die Idee von der Solidarität mit dem Menschen in Not zieht sich ja durch die ganze biblische Tradition. Wer in Not ist, kann einem Frommen nicht egal sein, denn “wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer“ (Spr 17,5a). Die neutestamentliche Botschaft geht nun aber gegenüber dem Alten Testament noch einen entscheidenden Schritt weiter. Sie ruft nicht nur auf zu Solidarität mit dem armen Menschen um dessentwillen, es geht nicht nur einfach um den Nächsten wegen dessen Person - die neutestamentliche Botschaft ruft auf zu Solidarität mit dem Armen um Christi willen. Weil der Gottesssohn Solidarität mit uns Menschen über jegliche Grenzen hinaus gelebt hat und sogar sein Leben gegeben hat, sollen wir auch Anteil haben an dieser Art von Solidarität, die eben wesentlich mehr ist, als einfach nur gut und nett zu sein.
Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth, so hörten wir: "Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden." Und lässt uns damit wissen: Wir alle, die wir auf Christi Tod getauft sind, leben auch mit ihm. So geht göttliche Solidarität. Die Konsequenz ist aber, dass wir in unserem Leben, in unserem Wirken von dieser Solidarität ein Zeugnis geben sollen. Wir sollen Solidarität - Nächstenliebe - um Christi willen praktizieren. Und so eine Nächstenliebe um Christi willen fragt zuerst nach dem Anderen und erst dann nach der eigenen Person. Wenn das nicht wahrhaftig eine Herausforderung ist.
Christus - Vorbild für alle Welt
Der Christkönigssonntag ruft uns nicht nur zur Nächstenliebe, die den Anderen allem voran stellt, er ruft uns auch zu einer Machtausübung, die immer zuerst den Anderen und seine Bedürfnisse im Blick hat. Eine Steigerung aller Herausforderungen. Und dabei ist wichtig: Macht meint nicht nur politische oder wirtschaftliche Macht. Macht haben wir immer dann, wenn wir für Andere eine Verantwortung übernommen haben - sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, ja sogar in Freundeskreisen. Stets, so die Botschaft des Christkönigssonntags, sollen wir uns so verhalten, dass der, der arm, klein, erniedrigt, schutz- und machtlos ist, ermächtig wird, ganz und gar zu seiner Geschöpflichkeit zu finden kann, Sohn oder Tochter Gottes sein kann. - Denn alles, was wir zum Aufbau eines Anderen tun, das, so das heutige Evangelium, tun wir zum Gedeihen von Gottes endloser Liebe unter uns Menschen.
Wir sehen: Der Christkönigssonntag ist nicht einfach nur so der letzte Sonntag im Kirchenjahr, nach dem dann der Advent beginnt. Der Christkönigssonntag und seine Botschaft haben es in sich. Und diese Botschaft des heutigen Sonntags wird umso brisanter, je mehr wir als Christinnen und Christen feststellen müssen, wie eben in Macht- und Herrschaftssituationen nicht der Andere, sein Wohl und Heilwerden im Vordergrund stehen, sondern Kalkül und Eigeninteressen. Selbst in der Kirche. Selbst wenn dieser Christkönigssonntag kein Ereignis aus der Heilgeschichte feiert, sondern eine Idee, eine Glaubenswahrheit, so können wir doch feststellen, wie dringendst notwendig er ist.
Gott will unser Hirt und König sein
Erwartungen an die Mächtigen
Was erhoffen wir uns? Was erhofften sich Menschen von Königen und Kaisern in früherer Zeit? Welche Erwartungen haben wir heute an die Mächtigen? Die Präsidentschaftswahlen in den USA haben das Nervenkostüm vieler angegriffen. Immer wieder kommt es zu Machtwechseln. Durch die Globalisierung nehmen auch immer mehr Menschen Anteil an solchen Ereignissen, da sie auch Auswirkungen auf die ganze Welt haben.
Was erhoffen wir uns heute? Am Beginn des zweiten Lockdowns in diesem Jahr ist es wichtig, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Viele Menschen haben sich vom ersten Lockdown im Frühjahr noch nicht erholt – finanziell, psychisch und sozial. Seit den ersten Novemberwochen, die durch den tragischen Terroranschlag in Wien zusätzlich überschattet wurden, macht sich bei nicht wenigen eine gewisse Resignation breit. „Das bringt ja alles nix.“ „Wo soll das noch enden?“ Solche Aussagen höre ich immer wieder. Aktuell hoffen wir, dass zumindest der Lockdown insoferne etwas bringt, als dass die Zahlen der Infizierten zurückgehen. Wo das alles enden wird, kann niemand sagen.
Zum Verzweifeln?
Nun dürfen wir seit einer Woche wieder keine gemeinsamen Gottesdienste feiern. Ist das nicht zum Verzweifeln? Solch pessimistische Strömungen sind nachvollziehbar – und trotzdem dürfen wir hoffen. Der offizielle Titel des heutigen Sonntags lautet „Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, des Königs des Weltalls”. Damit kommt zu Ausdruck, wer Jesus Christus für uns Christ/innen ist und wer er für alle Menschen, für den ganzen Kosmos sein will.
Wir stehen am Ende des Kirchenjahres und wissen heute nur, dass der Advent 2020 ganz anders sein wird. Im Advent versuchen wir uns Jahr für Jahr auf das Kommen dieses Königs vorzubereiten, der als armes Kind im Stall geboren wird. Mir ist der Gedanke gekommen, dass der heurige Advent aus spiritueller Sicht ein Geschenk sein kann. Ich kann mir Zeit nehmen, mich mit diesem König auseinanderzusetzen. Und schnell wird klar: das ist kein Mächtiger, der einfach dreinfährt und alles tanzt nach seiner Pfeife. Er ist ein ganz anderer König, einer, dessen Reich nicht von dieser Welt ist, einer, der ganz klein anfängt.
Gott will unser Hirt und König sein
In der Lesung aus dem Ezechielbuch wird Gott als der gute Hirte beschrieben, der sich selber um seine Schafe kümmert. Dieser Hirte tut genau das, wonach wir uns heute besonders sehnen:
„Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen,
die vertriebenen zurückbringen,
die verletzten verbinden,
die schwachen kräftigen,
die fetten und starken behüten.
Ich will ihr Hirt sein
und für sie sorgen, wie es recht ist.“
Jede/r von uns kennt jemanden, der verloren gegangen ist, aufgrund der Pandemie oder anderer Lebenskrisen. Täglich sehen wir in den Nachrichten Fotos von den Vertriebenen – auch im Flüchtlingslager auf Lesbos ist es jetzt kalt. Viele Menschen sind verletzt, leiden unter der gegenwärtigen Situation. Manche haben das Gefühl, dass sie keine Kraft mehr haben, dass sie nicht mehr weiterkönnen. Gott sorgt für sie, wie es recht ist. Dazu bedient er sich uns Menschen.
Tätige Liebe, keine Option sondern Bedingung
In der Offenbarungsrede im Matthäus-Evangelium haben wir es heute klar und deutlich gehört, wir wissen, was zu tun ist, wenn auch wir einst in das Reich Gottes kommen wollen. Ich muss nicht die Welt retten, aber doch meinen persönlichen Beitrag leisten. Tätige Nächstenliebe ist für mich keine Option, sondern eine Bedingung. Gerade jetzt im Lockdown ist auch nicht so vieles physisch möglich. Lassen wir uns vom Geist Gottes ermutigen, werden wir kreativ: denken wir an Menschen, die wir schon längere Zeit nicht gesehen haben, melden wir uns bei ihnen, rufen wir an oder nehmen Kontakt über die sozialen Medien auf. Werden wir selbst zu Hoffnungsträger/innen für jene, die traurig und verzweifelt sind. Je mehr von uns das schaffen, desto heller wird es in unserer Welt!
Auf den Kopf gestellt: Geringste werden Erste
Grundbedürfnisse stillen
Da kommt einer und stellt alles auf den Kopf. Jesus ist ein König, der andere Maßstäbe als die gewohnten anlegt. Seine Herrlichkeit findet Ausdruck im Blick auf das Alltägliche, er nimmt die in den Blick, deren Leben permanent bedroht ist. Jesus, der Menschensohn ist ganz Mensch und stellt die Frage nach dem Leben, nach einem Leben für alle. Biblisch gesehen geht es um den bevorzugten Blick auf die Benachteiligten, die Armen. Mit ihnen identifiziert sich Jesus. Schaffen wir es als Gemeinde, als Christinnen und Christen, die Grundbedürfnisse für diese Menschen zu stillen? Das ist auch heute die entscheidende Frage, an der wir gemessen werden.
Da tauchen Bilder aus Moria auf, Menschen und Kinder in ihren Zelten ohne Boden, hungernd und frierend, die Zelte immer wieder unter Wasser, Obdachlose auf unseren Straßen und Plätzen, die uns ihre Hände entgegenstrecken und um eine Spende bitten, hungrig, Tausende, die täglich weltweit verhungern, weil wir es nicht schaffen, zu teilen, Menschen, die ihre Arbeit verlieren, die in Kurzarbeit große Gehaltsverluste hinnehmen müssen und nicht mehr über die Runden kommen, Arbeitslose, die mit sehr wenig auskommen müssen, Bezieher und Bezieherinnen von Mindestsicherung, wo das Geld bei steigenden Mieten und Lebenserhaltungskosten hinten und vorne nicht reicht.
Worauf kommt es im Leben wirklich an?
Die Antworten der Bibel überraschen. Was wären eigentlich unsere Antworten darauf?
Kämen uns auch die Hungrigen, Durstigen, Obdachlosen, Ausgegrenzten in den Sinn?
Der König, der uns im Evangelium begegnet, ist anders. Er ist einer, der mit herkömmlichen Königstraditionen bricht, ein König, der eine frohe Botschaft für die Benachteiligten bringt. Er stellt nicht die Frage: Was hast du Großes geleistet, wieviel hast du gearbeitet? Hast du gut verdient? Wieviel liegt auf deinem Konto? Wie viele Immobilien hast du? Fährst du ein großes Auto? Hast du in deinem Leben Berühmtheit erlangt, warst du eine wichtige Person des öffentlichen Lebens? Nein, das alles ist Nebensache. Der biblische König ist im Kontrast zu den Königen seiner Zeit, die auf Kosten der Menschen Hofstaat gehalten haben, Kriege geführt und Leben vernichtet haben.
Diesen Königen des Todes setzt Jesus einen König des Lebens, Jahwe, gegenüber. Und er bringt prägnant auf den Punkt, worum es im Zusammenleben geht. In Gemeinschaft aufeinander schauen, dass alle leben können. „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben,“ ihr habt mich aufgenommen, getröstet, bekleidet und mich besucht, mich in der Arbeitslosigkeit aufgefangen.
Verpflichtung zu Solidarität
Auf den Punkt gebracht geht es um die Sicherung der Grundbedürfnisse. In unserem Umfeld und auch weltweit. Das gilt es immer wieder in den Blick zu nehmen, uns berühren lassen und Hand anlegen, damit die Verhältnisse gerecht werden können. Dafür Sorge zu tragen obliegt aber nicht unserer Beliebigkeit. Von der Tora her gibt es die Verpflichtung dazu, die Mitmenschen und deren Sorgen und Nöte im Blick zu haben. Das macht uns Matthäus bewusst. Der und die Geringste wird als Maßstab für eine solidarische und gerechte Welt genommen. Zuwendung zum anderen wird zum Maßstab des Menschseins. An unseren Früchten werden wir erkannt. Die Frage: Wem werde ich zum Nächsten, entscheidet über unser Christ- und Christinsein. Ganz konkret: Wem hast du geholfen, damit ihr Leben besser sein wird?
Alltägliche Nächstenliebe
Für viele im heutigen Evangelium scheint die Grundhaltung der Nächstenliebe ganz selbstverständlich, sie ist in Fleisch und Blut übergegangen. Das zeigt auch ihre Antwort: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen, wann durstig?“ Wir wüssten nicht wann und wo. Aneinander zu handeln wird nicht zur großen, außergewöhnlichen Sache erhoben sondern Tora, Nächstenliebe wird getan, ganz konkret und alltäglich. Das braucht keine Veröffentlichung in sozialen Medien oder der Kirchenzeitung. Nein, Nächstenliebe, aneinander tätig werden, ist Alltagsgeschäft, muss einfach getan werden, weil wir als Menschen miteinander verbunden sind, verantwortlich füreinander, einander Nächste.
Wer, wenn nicht wir?
Unser Tun wird zur entscheidenden Sache, für uns und für die Anderen. Wer, wenn nicht wir, könnte man sagen, sind verantwortlich, dass das Reich Gottes anbrechen kann. Wer, wenn nicht wir, haben es in der Hand, Hand anzulegen, mit unseren Händen zu teilen, damit alle genug bekommen können, damit gutes Leben, Leben in Fülle für alle möglich werden kann. Wir müssen an der Seite derer stehen, die unter die Räder kommen, auch dort da sein, wo Menschen ihre Arbeit zu verlieren drohen.
Mitfühlen und Mitgehen zum Beispiel mit den ArbeitnehmerInnen von MAN, wo der Standort Steyr aus Gier der Eigentümer in ein Billiglohnland verlagert werden soll. Auch da sein, wo Menschen, die in Kurzarbeit sind, ihre Lebenshaltungskosten wegen der Lohneinbußen nicht mehr tragen können, vielleicht ganz praktisch auch mit finanzieller Unterstützung. Umverteilung konkret. Da sein bei ArbeitnehmerInnen, deren Arbeitsplätze in der Coronakrise weggestrichen wurden, gerade auch bei den hunderten entlassenen LeiharbeiterInnen, die in der Arbeitswelt so schon weniger im Blick sind, und auch bei den vielen, die im Handel ihre Arbeit verloren haben und die medial nicht vorkommen. Da sein mit den Arbeitslosen, bei denen, wo das Leben eng geworden ist.
Jesus will unsere Blicke bewusst auf die Benachteiligten lenken. Die wesentliche Aufgabe eines Königs im alten Israel war, Tora zu tun, also zu schauen, dass die Weisungen des Ewigen getan werden, Gerechtigkeit und Frieden stiften und Lebensmöglichkeiten für alle sichern. Dazu braucht es auch eine dementsprechende Struktur des Zusammenlebens. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt“, das zählt wirklich. Unser Leben soll ein Segen sein, gerade auch für die Geringsten.
Matthäus richtet uns mit seinem Text auf Verhältnisse aus, die wir sonst leicht übersehen, in unserem alltäglichen Leben ausblenden. Das normal Unsichtbare, Unscheinbare wird in den Blick gerückt. Die Bibel schreibt uns quasi eine To-do-list für unseren christlichen Alltag. Keine Frage: Wie oft hast du den Gottesdienst besucht, deine Sonntagspflicht erfüllt? Gottesdienst ist hier der Dienst am Nächsten. Unser Tun ist das Entscheidende, und auch unser Nicht-Tun. Jede und jeder wird gebraucht, damit wir in Verbundenheit miteinander leben können. In der Zuwendung zum Nächsten, zur Nächsten entscheidet sich unsere Menschlichkeit und zeigt sich letztlich das Gesicht unserer Gesellschaft.
Für einander Sorge tragen
Oben und unten werden biblisch immer wieder bewusst verkehrt und somit neu beschrieben. Das soll uns zum Nachdenken anregen, wie wir uns als Menschen zueinander in Beziehung setzen sollen. Als Menschen sind wir geschaffen, gegenseitig aufeinander angewiesen. Wir sind Hüter und Hüterinnen unserer Brüder und Schwester. So weit, so klar der Auftrag. Wir haben alle füreinander Sorge zu tragen. So bleibt die Frage, wie wir uns als Menschen zueinander verhalten sollen, immer eine wesentliche. Matthäus gibt uns dabei die bevorzugte Blickrichtung vor.
Es liegt an uns. Wo die Worte Jesu eingelöst werden, bricht messianische Zeit an, ist das Reich Gottes mitten unter uns und könnten die Worte der Apostelgeschichte Wirklichkeit werden, wo alle alles gemeinsam hatten: „Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt.“ (Apg 4,34)
© Mag. Fritz Käferböck-Stelzer, Leiter des Treffpunkts mensch&arbeit Nettingsdorf, Diözese Linz.
Christus ist König!
Auf Christus laufen alle Wege zu
Der Sonntag heute, immerhin der letzte Sonntag im Kirchenjahr, ist eigentlich unspektakulär und langweilig. Er schmeckt und riecht nach November. Wie ein Totensonntag. Als 34. Sonntag im Kirchenjahr schließt er eine Reihe von Sonntagen ab, die von 1 bis 34 einfach nur gezählt werden. Oder abgezählt. Festgefühle stellen sich nicht ein. Viele Menschen warten auf die Weihnachtsmärkte, den Glühwein, die Lichterketten – auf eine adventlich schöne Stimmung. Es ist, als ob die dunkle Jahreszeit – gefühlt - in den letzten Zügen liegt. Nächste Woche ist es endlich so weit: 1. Advent!
Aber dieser – letzte – Sonntag hat eine Schönheit, einen Reiz, der seinesgleichen sucht. Als „Christkönigsonntag“ hält er alle Sonntage, Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen. Es ist, als ob das ganze Kirchenjahr mit den Texten, Träumen und Lichtern eilt, heute den Höhepunkt zu erreichen, endlich anzukommen. Auf Christus laufen alle Wege zu, die wir gehen – von ihm gehen alle Linien aus, die in unser Leben reichen. Unspektakulär, gar langweilig ist hier nichts. Christus ist der Herr!
Der König, der Hirt seines Volkes, sucht seine Schafe selber
Ezechiel, der Prophet, der uns die erste Lesung geschenkt hat, weiß noch etwas davon, dass der gute König der gute Hirte ist! Er leitet, er führt sein Volk nicht in das Verderben, sondern – bildlich – auf eine fette Weide. Es soll allen gut gehen! Sicherheit und Frieden nennen wir das. Ezechiel spricht von einer großen Ruhe, die nach harter Zeit eintritt. Die Ängste, die Selbstzweifel, die Vorwürfe verstummen. Das Volk Israel atmet auf, viele Menschen – eigentlich bis heute – sehnen sich danach, zur Ruhe zu kommen. Keine Horrornachrichten mehr! Keine Hasspredigten! Keine Klagen! Hören wir noch einmal in die Predigt hinein, die Ezechiel vor verunsicherten und enttäuschten Menschen gehalten hat: „Die verloren gegangenen Tiere will ich – Gott - suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist.“
Gott, der König, der Hirt, sucht seine Schafe selber. Er sucht uns. Am Christkönigsonntag feiern wir das mit alten Erinnerungen. Mit einer Predigt, die vor unserer Zeit gehalten wurde. Mit einer Verheißung, die längst nicht abgegolten ist. Aber es ist schön, mit Menschen, die über Jahrhunderte mit uns verbunden sind, diese große Hoffnung zu feiern. Christus ist König!
Am Ende herrscht Gott über alles, auch über den Tod
Als Paulus, sehr viel später als Ezechiel, aber früh genug für uns, seinen Brief an die Gemeinde zu Korinth schrieb, hatte er den letzten – und größten - Feind vor Augen: den Tod. Er liebt es, als Herr aufzutreten und eine Spur der Verwüstung hinter sich zurückzulassen. Sein Markenzeichen ist die Angst. Mit ihr ist er groß und uneinnehmbar.
Leider gibt es auch Menschen, die ihn genauso brauchen und Kratzfüße vor ihm machen. Dann können sie, heimtückisch, wortgewandt, machtgeil ihre Interessen durchsetzen. Bruder Tod darf dabei sein, wenn Waffengeschäfte und richtig viel Kohle gemacht werden. Bruder Tod darf dabei sein, wenn Lastkraftwagen in Menschenmengen gefahren werden. Bruder Tod darf dabei sein, wenn Flüchtlinge für viel Geld und falsche Hoffnung im Mittelmeer ersäufen.
Doch der Verbrüderung mit dem Tod wird das Ende bereitet. Bruder Tod wird als letzter Feind entlarvt – und muss überwunden werden. Mit ihm lassen sich keine Geschäfte mehr machen. Mit ihm ist weder Geld zu verdienen noch Staat zu machen. Hinter seinem Rücken können keine Achseln mehr gezuckt werden. Das triefende Bedauern schreit zum Himmel. Und alle Welt schaut zu. Gesichter haben keine Masken mehr, Worte keine Hülsen, Herzen keine Panzer.
Christus, von den Toten auferstanden, ist der Erste unter uns, der mit dem Tod aufräumt, ihm die Machtbasis entreißt und Gott das letzte Wort gibt. Am Ende herrscht Gott über alles und in allem. Wir sehen diese neue Welt. Heute. Christus ist König.
Der Weltenrichter hat das letzte Wort
Matthäus, der sich in gewisser Weise als Biograph Jesu versucht hat und den Ehrentitel Evangelist tragen darf, weiß von einem Gleichnis zu berichten, dass sein Herr erzählt hat. Das Gleichnis vom großen Weltgericht. Es gibt zwei Seiten. Rechte und linke. Gute und böse. Verlorene und zu Ehren gebrachte. Geliebte und Verworfene. Schwarz und weiß. Eigentlich ganz einfach und plausibel. Eine Anklage wird nicht verlesen. Es tritt auch kein Staatsanwalt auf. Verteidiger sind weit und breit nicht zu sehen. Nur der Richter steht so mächtig vor uns, dass uns angst und bange werden könnte. Er hat das letzte Wort, er spricht das Urteil, er trennt die Welten. Einreden gibt es nicht, aber Fragen. Wann, Herr, haben wir... "Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?"
In diesen Fragen steckt alles, was Leben ausmacht. Satt werden. Keinen Durst mehr haben. Eine Heimat, ein Zuhause haben. Angezogen werden. Besucht werden. Es reicht eine Hand. Fünf Finger. Sie halten die ganze Welt zusammen. Auch ein schönes Bild dafür, was Menschen brauchen, was wichtig ist, was unentbehrlich ist! Wir zeichnen die Linien nach. Es beginnt auf der Zunge, dann im Bauch. Wir sind geborgen, keine Fremden mehr. Fein angezogen trotzen wir der Kälte. Und in Notsituationen, wenn sich die Welt wie ein Abgrund auftut, sind wir nicht alleine. Und lassen keinen alleine.
Überraschend ist, wie der Richter auf die „Wann“-Frage antwortet! Alles ist ihm getan, alles wird ihm getan, wenn wir Hunger und Durst stillen, wenn wir Heimat gewähren, wenn wir Menschen kleiden und sie in vielen existentiellen Situationen begleiten. Nächstenliebe ist Gottesliebe. Und Gottesliebe entpuppt sich als Menschenliebe. Für sich reklamiert der Richter – nichts! Nicht einmal Glauben!
Was letztlich zählt
Was ist das für ein Gericht! Es wird als letztes Gericht vorgestellt, in einem Gleichnis geformt, bekommt dann aber das „Über-Gewicht“ in all dem, was wir tun oder versäumen. Jeden Tag.
Uns wird das Urteil gesprochen! Die Art, alles abzuwägen, sich selbst zu schützen und immer eine höhere Warte einzunehmen, wird uns aus der Hand und aus dem Mund genommen.
In einer reichen Welt verhungern Menschen! Viele haben kein gesundes Trinkwasser in der Nähe! An vielen Orten haben Menschen keine Zukunft mehr. Sie fliehen. Sie suchen ein Zuhause. Für sich und ihre Familien. Von Diskussionen werden sie nicht satt. Obdachlose finden wir bei uns auf der Straße. Wenn Kleidung für Würde steht, sind viele Menschen unter uns nackt. Man sieht ihnen Herkunft und Lage an. Und viele alte Menschen – und nicht nur alte – sterben alleine, namenlos und vergessen.
Den Wunsch, in einem letzten Gericht unsere Verdienste, Leistungen und unser Können angemessen beurteilt, gelobt und herausgehoben zu bekommen, erfüllt uns der Herr nicht. Bei ihm zählt tatsächlich nur, ob Hunger und Durst gestillt werden, ob Heimat gewährt wird, ob Menschen mit Würde bekleidet werden und keiner alleine alt und krank ist. Eine Hand. Fünf Finger. Das wirst du doch noch zusammenhalten können, sagt der Richter. Christus ist König!
Christkönigsonntag
Dieser – letzte – Sonntag hat eine Schönheit, einen Reiz, der seinesgleichen sucht. Als „Christkönigsonntag“ hält er alle Sonntage, Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen. Es ist, als ob das ganze Kirchenjahr mit den Texten, Träumen und Lichtern eilt, heute den Höhepunkt zu erreichen, endlich anzukommen.
Die Verlorengegangenen werden gesucht, die Vertriebenen zurückgebracht, die Verletzten werden verbunden, die Schwachen stark gemacht... Das alles macht, das alles will Gott. Die dunklen, düsteren Tage haben ein Ende. Eine große Hoffnung schimmert in allen Farben – und es wird hell! Der letzte Feind, der Tod, muss daran glauben. Mit Angst geht es nicht weiter. Aber mit Liebe! Die wird uns anvertraut. In einem großen Gericht. Am Ende zählt nicht einmal der Glaube, der so große Berge versetzt und so viele Trennungen in Kauf nimmt. Am Ende zählt nur, was wir ihm, Christus, getan haben in seinen geringsten Brüdern und Schwestern. Dass er überhaupt so von sich redet und reden macht, dass die geringsten und kleinsten Brüder und Schwestern sein Gesicht tragen und seine Sprache sprechen, ist ein Gericht der besonderen Art. Wir werden alles, was wir denken, was uns wichtig ist, was wir als unsere Werte verkaufen von links nach rechts drehen müssen. Christus ist König!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Der Menschensohn steht auf der Seite der Armen und Schwachen
Der Richter-König gleicht einem Hirten
Christkönigssonntag. Wir hörten das Gleichnis vom Endgericht. Der Menschensohn kommt als König in göttlicher Herrlichkeit mit all seinen Engeln. Alle Völker und alle Menschen versammeln sich vor dem Thron des göttlichen Weltenrichters.
In der alttestamentlichen Tradition ist mit dem Bild des Königs häufig der Hirte mitgemeint, der sein Volk auf gute Weide führt. Der königliche Hirte scheidet in seiner Herde die Schafe und Böcke voneinander. Beim Propheten Ezechiel (Ez 34,15-22 - vgl. "Lesungen", "erweiterte Fassung der 1. Lesung) lesen wir, warum ein guter Hirt die Schafe ohne Hörner und die mit Hörner, die Böcke, voneinander trennt: Beide waren auf der gleichen Weide, aber die Böcke haben die anderen weggestoßen und sich selbst vorgedrängt. So ergeht der Vorwurf an die starken, fetten Tiere, dass sie den schwachen Tieren das gute Futter wegfressen. Sie zertrampeln das Gras, das dann die schwächeren Tiere abweiden müssen. Der Hirte hilft den schwachen Tieren, die zur Seite gedrängt wurden.
So macht es der Menschensohn, der Herr und König. Er neigt sich auf die Seite der schwachen und armseligen Menschen und sucht diejenigen, die ihnen geholfen haben mit Taten der barmherzigen Liebe. „Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben.“ Der König zählt sechs Liebeswerke auf. Erstaunlicherweise werden die sechs Liebeswerke schon in der alttestamentlichen jüdischen Tradition benannt und von den Gläubigen eingefordert. „Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Auch wenn die Menschen es gar nicht wussten, dass sie im Geringsten Jesus bedient und ihn geliebt haben, sind sie selig. Jesus stellt sich den Geringsten gleich. Er verleiht den Geringsten ebenfalls eine königliche Würde.
In den Armen den Herrn erkennen
Die Gerichtsrede mahnt uns als die Satten und Starken, nicht zu vergessen, dass unser Reichtum zumeist auf Kosten der Schwachen aufgebaut ist. Umso dringlicher ist der Ruf heute, ihnen zu helfen. Die genannten Liebeswerke sind Beispiele dafür, was zu tun ist. Verschärft wird das Gericht, dadurch, dass sich der Herr mit den „Ohne-Leuten“ gleichstellt. Er begegnet uns in den Leuten ohne Essen, ohne Trinken, ohne Heimat, ohne Kleidung, ohne Gesundheit und ohne Freiheit. „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Das ist die wesentliche Frage beim Endgericht der Völker: Habt ihr mich erkannt in den Armen und Zukurzgekommenen? Sie ist leicht und entspringt der allgemeinen Geschwisterlichkeit aller Menschen vor dem einem Gott und Vater. Wir können uns darauf vorbereiten. Jeder Prüfling, der weiß, was genau die Prüfungsfrage ist, wird sich entsprechend vorsorgen.
In unserer globalen Welt, wo uns der Hunger und die Not der Menschen über die Medien bekannt gemacht werden, können wir die Armen, die in der Ferne leben, mit den Hilfsorganisationen der Caritas und Diakonie unterstützen, besonders über die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Adveniat. Hat nicht Papst Franziskus letzten Sonntag den Welttag der Armen ausgerufen? In unserem konkreten Umfeld kennen wir Arme und Schwache, die unsere guten Worte und praktische Unterstützung brauchen. Das Evangelium ermuntert uns heute, uns immer daran zu erinnern, dass wir im Geringsten der Schwestern und Brüder dem Herrn dienen dürfen.
Der Menschensohn steht auf der Seite der Armen und Schwachen
Der Menschensohn steht auf der Seite der Armen und Schwachen; die bildhafte Darstellung des Endgerichts ist für uns, als Jünger Jesu, eine eindringliche Mahnung und Warnung. Dabei will die Gerichtsrede vor allem Frohbotschaft sein, durch die wir gerettet werden. Gott hat für uns Menschen das Reich, das seit Urbeginn der Welt für uns bereitet ist, vorgesehen. Wenn wir uns bemühen, Jesus in den Armen und Schwächsten unserer Welt in Nah und Fern zu erkennen, und solidarisch mit ihnen, wie es uns möglich ist, zu leben, führt uns Christus, der König, in sein endgültiges Reich.
Ein amerikanischer Theologe sagte einmal: Es gibt fünf Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und das Leben der Christen. Viele Leute lesen nie die ersten vier, aber gut das fünfte.
Jesus auf der Seite der Opfer von Ausbeutung und Gewalt
Besuch im Gefängnis
Eines der guten Werke ist der Besuch im Gefängnis. Ihr habt mich im Gefängnis besucht, heißt es. Schauen wir genauer hin: Wer ist damit gemeint?
Ihr erinnert euch noch an das Evangelium vom letzten Sonntag. Es ist genau der Abschnitt davor. Da landet am Schluss einer im Gefängnis. Es geht um einen reichen Mann, der eine Zeit ins Ausland geht. Drei Knechten vertraut er für die Zeit seiner Abwesenheit verschiedene Geldsummen an. Die Geldeinheit hieß Talente. Einem gibt er fünf Talente, der macht in dieser Zeit zehn draus; dem er zwei gegeben hat, der verdoppelt den Betrag ebenfalls. Beide erhalten höchstes Lob und auch finanziellen Gewinn dafür. Nur dem er eins überlassen hat, der hat nicht mehr erwirtschaftet, er gibt nur das eine Talent zurück. Diesem letzten wird auch noch dies genommen und er wird ins Gefängnis geworfen.
Der Evangelist Matthäus fordert uns auf, mit dieser Erzählung das Himmelreich zu vergleichen? Vergleichen bedeutet nicht: gleich setzen. Vergleichen bedeutet: Nehmt die Geschichte und nehmt das Himmelreich – was fällt euch auf? Was lernen wir daraus? Wer ist der Held der Geschichte? Mit wem sollen wir uns identifizieren?
Wer ist der Erste, wer der Letzte?
Jetzt könnt ihr schnell in Gedanken durchspielen, was ihr dazu gehört habt. Ist es der Erste? Es ist ja gerade sprichwörtlich geworden, dass wir mit unseren Talenten wuchern, sie erfolgreich vermehren sollen. Aber will Gott wirklich, dass wir aus Geld noch mehr Geld machen; will Gott selbst dort Gewinn machen, also ernten, wo nicht gesät wurde? Erinnert euch: Bei Begräbnissen lesen wir bisweilen die Geschichte vom reichen Mann, der neue Scheunen für seine Vorräte baut. Ins Grab kann er seinen ganzen Reichtum aber nicht mitnehmen. Und plötzlich sollte es gut sein, viel Geld zu machen? Ein anderes Wort: Jesus sagt, wir können nicht Gott und dem Geld, dem Mammon, gleichzeitig dienen. Und was ist mit der Ankündigung im Loblied der jungen Frau Maria, dem Magnificat: Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen?
Nun worauf ich hinaus will: Der Letzte ist der Held der Geschichte. Ja so ist die Welt: Sie will aus Geld noch mehr Geld machen. Geld soll selbst dort herausschauen, wo nichts zu holen ist. Und wer viel Geld hat, dem wird noch etwas dazu gegeben. Das aber ist nicht das Himmelreich. Wohin das führt, das kritisiert schon Jesus, und wir sehen die desaströsen sozialen und ökologischen Folgen unseres Wirtschaftens, wenn wir nur ein wenig in der Welt herum schauen.
Wo wir nicht das Geld vermehren, da ist das Himmelreich
Der Dritte macht da nicht mit. Er landet dafür im Gefängnis und diesem gebührt unsere besondere Zuwendung. Der Dritte tut genau das, was die heilige Tora vorschreibt, die Weisung, die Gott dem Mose am Sinai für sein Volk Israel übergeben hat: keinen Zins zu nehmen und den Bruder nicht zu übervorteilen. Dort, wo wir nicht das Geld vermehren, da ist das Himmelreich. Wer sich der Logik der Geldvermehrung widersetzt, landet im Abseits. Mag es das Gefängnis sein, wenn die politisch Mächtigen sich durch Alternativen und Kritik bedroht fühlen. Mag es die Unfreiheit der Armut und des Krieges sein, die Not zerstörter Umwelt, die Kehrseite des Reichtums für Wenige, die Kehrseite des immer Mehr.
„Gott befreit“, das ist das zentrale Bekenntnis des Volkes Israel, für das Jesus mit Worten und Taten Zeugnis abgelegt und Zeichen gesetzt hat. Und es ist klar, dass die Erde als Schöpfung des Ewigen allen gehört. Dort wo die Tora, die gute Weisung Gottes nicht eingehalten wird, gibt es Nackte, Obdachlose, Hungrige und Durstige und Flüchtlinge. Diese Opfer von Gewalt und Ausbeutung im Blick zu haben, sie als Maßstab eines gottgefälligen Lebens wahrzunehmen, sie von ihrer Not zu befreien – nichts weniger als das ist der entscheidende Punkt: Das ist der Maßstab, wenn wir uns heute und hier Jünger Jesu nennen wollen.
(c) Dr. Markus Himmelbauer, Pfarrassistent, A-4902 Wolfsegg am Hausruck
markus.himmelbauer@dioezese-linz.at
Predigt für eine Ministrantenmesse zum Fest Christkönig
Im Evangelium heißt es, dass du als König dein Reich für uns bestimmt hast, wenn wir nach deinem Vorbild leben. Du machst uns klar, dass man dann königlich ist, wenn man für seine Mitmenschen sorgt wie ein guter Hirte für seine Schafe.
Umhang – Wärme/nackt:
Die Menschen leiden an Kälte, auch wenn sie aus den Herzen ihrer Mitmenschen kommt. Füreinander da zu sein bedeutet Wärme zu geben. Dieser Umhang ist wie die Mitmenschlichkeit, die schützt und bedeckt.
Krank / Stab als Stütze:
Krankheiten sind oft eine schwere Last. Sie alleine zu tragen, ist meist unmöglich. In diesen Situationen braucht der Mensch etwas, woran er sich festhalten kann, das ihm eine Stütze ist, jemanden, der für ihn da ist. Der Hirtenstab ist Zeichen dafür, dass wir einander immer Halt geben sollen.
Fremd / Schaf / ein zuhause bieten:
Viele Menschen fühlen sich bei uns fremd. Sie mussten ihr Zuhause und ihre Familie verlassen. Wenn wir sie mit offenem Herzen aufnehmen, können wir ihnen ein Stück Heimat bieten. Wie der gute Hirte für alle seine Schafe sorgt, wollen wir dafür sorgen, dass sie in unserer wirren Zeit nicht verloren gehen. Dafür steht dieses Schaf.
Gefangenschaft / Banner:
Manchmal fühlen sich Menschen in einer Situation gefangen, sie sehen keinen Ausweg mehr. Wir können ihnen zuhören, und versuchen ihnen Wege aus ihrer Beengung aufzuzeigen. Dieses Banner soll ein Wegweiser sein, für alle, die nach einem Ausweg aus ihrer Not suchen, und ein Siegeszeichen für alle, die es schon geschafft haben.
Krone als (essen oder trinken) Abschluss:
In unserer Zeit sind viele Menschen von Hunger betroffen. Gleichzeitig dürstet es den Menschen auch nach Hoffnung. Es ist unsere Pflicht und Verantwortung, dass wir den Hunger und Durst stillen. Dabei geht es nicht nur um Nahrungsmittel, sondern auch um Zuneigung, Wärme und Anerkennung.
Wenn wir nicht zulassen, dass der Hunger die Macht über die Menschen übernimmt, gehören wir wirklich Gottes Reich an. Dafür soll diese Krone stehen.
Christus ist unser König und wir wollen zu seinem Reich dazugehören. Dazu müssen wir nicht aussehen wie Könige oder wirklich Hirten sein, aber wir sollen und bemühen, nach seinem Vorbild zu leben und zu handeln.
Die/der MinistrantIn legt alle Insignien wieder ab und platziert sie auf einem Hocker vor dem Altar. Dann geht sie ins Oratorium ab und zieht dort wieder das Ministrantengewand an. Alle nehmen ihre Plätze wieder ein.
Dazu Musik: What would Jesus do.
© Clara Mantler, MinstrantInnengottesdienst in Wien
Kein Open End
Kunstgenuss
In bunten Farben gemalt, ist das große Weltgericht ein Kunstgenuss. Es gibt tolle Bilder! In den bedeutendsten Museen! Da stehen wir dann davor, die Besucher. Wir schauen, rätseln, staunen. Was wir sehen? Menschen, die von Engeln geleitet, schwerelos nach oben gleiten und von den Heiligen in Empfang genommen werden - dann Menschen, mit Erschrecken auf den Gesichtern, von Dämonen und Teufeln gejagt, im Rachen eines Ungeheuers verschwinden. Wir blicken nach oben, nach unten. Wir spüren das Grauen.
Nur: im Museum stellt sich die Frage nicht, zu welcher Gruppe ich gehöre, zu welcher Gruppe ich gehören möchte. Habe ich alles gesehen, trinke ich einen Kaffee. Satt von den vielen Eindrücken. Ein Stücken Kuchen gönn‘ ich mir auch. Ich blättere im Katalog. Was für ein Kunstwerk! Wie gut: Es ist alles weit weg.
Höllenschlund
Aber der Höllenschlund geht mir nicht aus dem Sinn. Ich sehe ihn weit geöffnet. Aber die Teufel haben menschliche Gesichter - oder unmenschliche. Vor 100 Jahren, 1914 hatte der Erste Weltkrieg begonnen. Wie viele Opfer waren schon zu beklagen? Werden noch zu beklagen sein? Der Krieg macht unschuldige Menschen obdachlos, reißt Familien auseinander, nimmt Vertreibungen und Flucht in Kauf. Sogar die Erde blutet.
Heute werden Menschen - ich zähle die Länder nicht alle auf -, vor die Alternative gestellt, muslimisch zu werden - oder Häuser und Heimat zu verlassen. Es sind nicht nur die Christen, die in eine Leidensgeschichte getrieben werden. Weltweit - und doch zum Teil unbemerkt - sind Menschen auf der Flucht. Die Nachrichten platzen - wir können nicht einmal mehr alles wahrnehmen. Von dem Hunger, der immer noch nicht besiegt ist, reden wir kaum noch.
Höllenschlund. Wie viele Menschen werden in ihn getrieben - ohne Urteil, ohne Schuld, ohne Spielraum. Aber das sind doch nicht die Verdammten - schreie ich...
Weltgericht
Jesus erzählt ein Gleichnis. Ein Thron, ein Richterstuhl ist aufgestellt, in Licht getaucht. Herrlichkeit ist das Zauberwort. Aber was sich dann abspielt, gleicht einem Traum, vielleicht mehr noch einem Albtraum. Säuberlich getrennt erstehen vor unseren Augen und Ohren zwei Lager - getrennt wie Schafe und Böcke. Die einen werden das Reich Gottes in Besitz nehmen, das von Anfang an für sie bestimmt ist - die anderen werden in ewiges Feuer geworfen, das den Teufeln und Dämonen zukommt. Selbst farbig gemalt ist es alles "schwarz - weiß". Keine Frage: hier ist alles eindeutig! Hier wird alles eindeutig gemacht!
Der Richter hält sich auch nicht lange mit Zeugenvernehmungen und Plädoyers auf. Sein Urteil ist wohl begründet: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Oder: "Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan."
Aufgezählt werden sieben Erfahrungen, die Menschen machen, wenn sie aus der geordneten Welt herausfallen: Hunger und Durst, Nacktheit, Obdachlosigkeit und Flucht, Krankheit und Gefangenschaft. Die Worte reichen nicht, auszudrücken, was es heißt, wenn Menschen hungern, verdursten, nackt und schutzlos sind, ohne Heimat, ohne ein Zuhause, krank und gefangen. Wie klein, abgehängt, verloren sie sind! Jesus nennt sie "meine geringsten Brüder (und Schwestern)". Der Richter kennt keine Distanz mehr - und Neutralität auch nicht. Das ist schon ein besonderes Verfahren, dem wir beiwohnen - ungewollt.
Ich horche auf. Ich sehe Jesu Verwandtschaft! Als ob ich das vorher hätte wissen müssen - ganz selbstverständlich. Die Herrlichkeit, von der im Evangelium die Rede ist, legt sich über die Szene. Menschen, die Jesus als seine geringsten Brüder und Schwestern ansieht, werden in ein Licht getaucht, das sonst - und anderswo - nur denen zukommt, die groß, bedeutend, klug, reich und herrschaftlich zu punkten wissen. Wir sehen auf einmal eine andere Welt vor uns. Ich kneife ein wenig die Augen zu: Sind denn diese "geringsten" per se besser? Aber: besser als "wer"? Besser als "ich"? Jesus wägt nicht ab. Hier ist alles auf eine Karte gesetzt!
Liebe
Weltgericht! Die ganze Welt ist versammelt. Und Jesus solidarisiert sich - vor den Augen aller Menschen und Völker - mit seinen geringsten Brüdern und Schwestern! Er fragt nicht einmal nach Schuld, nach Hintergründen, nach Erklärungen. Er stellt sich auf ihre Seite. Er ist einer von ihnen! Er wird auch bei ihnen bleiben! Der Weltenrichter!
Viele Menschen haben nicht genug zu essen, genug zu trinken. Sie sind auf der Flucht. In Nussschalen bringen Schlepper sie übers Mittelmeer an die Küsten Europas. Viele überleben das Abenteuer nicht. In der Statistik, die geführt wird, gehen sie in Zahlen unter. Wenn aber ihre Gesichter bei uns auftauchen, stoßen sie zum Teil sogar auf Vorbehalte und Vorurteile. Es soll sogar Menschen geben, die ihnen die Schuld geben, uns auf der Tasche zu liegen und unsere, angeblich kargen Ressourcen zu verbrauchen. Uns etwas weg zu nehmen...
Ich freue mich, dass sich viele Menschen große Mühe geben, Flüchtlinge bei uns willkommen zu heißen!
Dem Evangelium wird nachgesagt, eine Option für die Armen zu haben. Eine Option? Wenn Jesus ein Gleichnis von dem großen Weltgericht erzählt, erzählt er nicht von einer Option - er stellt die Welt auf den Kopf (oder aufs Herz). Ab jetzt werden wir unsere Blicke, unsere Denkansätze, unsere Hoffnungen neu ausrichten müssen. Auf die Verwandtschaft Jesu, auf seine geringsten Brüder und Schwestern. Schwierig ist die Frage schon: Lässt sich "gering" steigern? Gering, geringer - am geringsten?
Ich möchte Jesus lieben. Ihm mein Herz, alles, öffnen. Ich möchte mich zu ihm ausstrecken. Aber ich kann ihn nicht in den Arm nehmen, ihn nicht streicheln: Jesus lieben heißt, ihn in seinen "geringsten Brüder und Schwestern" zu sehen. Aufzuheben. An den Tisch zu setzen. Das Leben, die Zukunft mit ihnen zu teilen. Das so vertraute, vielleicht sogar abgewetzte Evangelium, entpuppt sich in unserer Mitte als - Liebesgeschichte. Liebesgeschichten sind immer voller Überraschungen. Wer liebt, kann sich darüber freuen - wer nicht liebt, bekommt Angst.
Gottes Reich
Heute ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Er trägt den Namen: Christkönigsonntag. In den Farben des Lebens gemalt, ist das große Weltgericht eine Liebesgeschichte. Eine königliche! Wir schauen, rätseln, staunen. Es geht um Gottes Reich. Aber was sehen wir? Der Weltenrichter präsentiert uns: Hunger und Durst, Nacktheit, Obdachlosigkeit und Flucht, Krankheit und Gefangenschaft. Mehr noch: seine "geringsten Brüder und Schwestern".
"Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. Und alle Völker werden von ihm zusammengerufen werden..."
Ist das Ende wirklich noch offen?
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Bock oder Schaf, das ist hier die Frage!
Was am Ende zählt
Was tun wir nicht alles im kirchlichen Jahresablauf! Wir organisieren Feste und Feiern, wir sitzen in zahlreichen Gruppen, wir planen und führen durch, wir pflegen Bauten und sammeln Geld, wir stöhnen manchmal vor unseren vollen Terminkalendern und vertrösten vielleicht so manche Angehörige, weil wir schon wieder in der Pfarrgemeinde unterwegs sind. Viele Aktivitäten, viele Stunden an Arbeit, sodass oft ein kollektives Aufatmen durch die engagierten Gemeindemitglieder geht, wenn der Juli da ist und endlich die Ferien anbrechen, denn dann kommen wir auch mal zum Durchatmen!
Und wozu das Ganze? Zum Wohle der Menschen, das ist unser Anspruch, das ist unser Auftrag. So pflegen wir es zu sagen.
Und jetzt aber diese Stelle, die so bekannt ist, dass ich sicherlich kein neues Wort mehr dazu sagen kann. Was zählt am Ende? Was schildert uns Matthäus hier in seiner guten Nachricht von Jesus?
Was zählt am Ende, das ist der Mensch, der hungrige, der durstige, der fremde, der obdachlose, der nackte, der kranke, der gefangene Mensch - und was wir, was ich ihm getan habe! Sie alle kennen die Tradition der Werke der Barmherzigkeit, die daraus entstanden ist. Man braucht wahrlich kein Wissenschaftler sein, um diese Gruppen auch heute noch zu sehen und zu benennen, diese Menschen auch heute 2014 wahrzunehmen. Ob das jetzt evtl. der bettelnde Mann aus Rumänien ist, der vielleicht gerade vorm Kircheneingang sitzt, oder auch ganz aktuell die Flüchtlingsfamilie aus Syrien ... Was zählt ist unser Tun dazu, unsere Handlung angesichts dieser Menschen, die es sichtlich nötig haben, dass sie Hilfe, Unterstützung erfahren.
Nicht zählt angesichts dieser Leute unser Tun im pfarrlichen Betrieb, nicht zählt auch unser Besuchen der Gottesdienste oder das brave Zahlen des Kirchenbeitrages, ja nicht einmal das Engagement im Pfarrgemeinderat wird angeführt.
Bock, nicht Schaf
Nein, all das zählt nicht wohlgemerkt, aber letztendlich ist die Nagelprobe für alles der Mensch, dem geholfen wird in seinem Durst, seinem Hunger, seiner existentiellen Not. Nur das rechtfertigt das ganze kirchliche Treiben, vor diesen Geringsten muss unser Tun standhalten. Sie stellen uns sozusagen die Gretchenfrage: wie hältst Du es mit Jesus? Siehst Du ihn in uns, findest Du ihn außerhalb des Tabernakels und der Messfeier, ja auch außerhalb des Pfarrcafes? Siehst Du ihn draußen vor der Tür, außerhalb deiner vertrauten kirchlichen Gruppierung? All das, was wir sonst tun, schön und gut, aber die Frage bleibt: Wie halten wir es mit unserer Hinwendung zur Welt, mit unserer von Jesus geforderten Extrovertiertheit hin zu denen am sogenannten Rand, kurz wie halten wir es mit unserer Caritas?
Wir können diese Menschen, wenn wir diese Stelle recht verstehen, nicht einfach auslagern an die Experten! Wenn wir sie samt ihren alltäglichen Nöten nur verweisen, weiterschicken, wenn wir uns nicht stören lassen wollen in unserem Alltagsbetrieb, dann sind wir Bock, nicht Schaf!
Gerechtigkeit nicht ohne Barmherzigkeit
Ich möchte uns daraus keine Drohbotschaft stricken, keine Aufforderung zu übermenschlichem Engagement - nein, denn die Rede ist genau betrachtet von "einem" Menschen - was ihr für "eine/einen" dieser geringsten getan habt, so heißt es sinngemäß. Wir müssen also nicht gleich die ganze Welt retten, bei einem und einer fängt es an!
Und nicht ist hier die Rede vom Aspekt der Gerechtigkeit, hier steht die Barmherzigkeit im Vordergrund, aber klar ist, recht betrachtet wird die Gerechtigkeit nicht auf sich warten lassen dürfen. Es sollte Hilfe nicht stehenbleiben beim individuellen Schicksal, sondern die Liebe, die Caritas muss auch ins Politische hinein gedacht werden, sprich auch strukturell müssen wir es angehen. Aber das ist heute nicht der Punkt bei diesem Evangelium. Ohne Barmherzigkeit, ohne den Blick auf den konkreten Menschen ist auch die Gerechtigkeit nicht der Weisheit letzter Schluss, es braucht die individuelle Erfahrung, damit das große Ganze nicht unmenschlich, nicht abgehoben wird. Pathetische Formeln alleine helfen nicht, gegründet muss das große Ganze sein im Konkreten, im erfahrbaren Alltag.
Der Punkt heute aber ist: gehen wir raus, tun wir was nottut, lassen wir es nicht beim Nichthandeln bleiben. Denn das wirkliche Übel in der Welt entsteht wohl weniger aus den bösen Taten, die getan werden, das wirkliche Übel entsteht aus dem was unterlassen wird. Aus Angst, aus Hilflosigkeit, aus dem sich Einigeln, auch unser immer wieder wahrnehmbares Bedürfnis nach kuscheligen Gruppen, wo wir uns wohl und sicher fühlen.
Hinausgehen vor die Tür
Nichts dagegen und alles dafür, wenn der nächste Schritt dann raus ist vor die Tür. Wir brauchen den Rückhalt, wir brauchen Netze von Menschen, die einander stärken und stützen, aber ernsthaft sind wir wohl nur dann auf der Spur von Jesus, wenn wir uns immer wieder rauswagen. Es tut uns gut, wenn wir uns durchlüften lassen von den Menschen draußen, die bedürftig sind. Lernen wir von den Menschen in der Kirche, die tagtäglich rausgehen, ob das die Leute von der Caritas sind, die Leute in der Krankenhausseelsorge, die Frauen und Männer in den Ehe- und Familienberatungsstellen und so fort. Wir haben Menschen unter uns, die uns bei Bedarf helfen können, die Augen zu öffnen.
Klopfen wir unser kirchliches Tun immer wieder daraufhin ab: wozu dient es letztendlich? Veranlasst es uns, uns auf die Seite der Böcke, auf die Seite derer, die in ihrem Eigenen, Vertrauten bleiben zu begeben oder verhilft es uns auf die Seite der Schafe zu gelangen? Jesus positioniert sich eindeutig.
Und noch eine Pointe dieser Stelle: diese Frage wird nicht nur uns braven "Kirchenschafen" oder eben "Kirchenböcken" gestellt, nein, alle Völker werden damit konfrontiert werden in diesem großen Bild vom Endgericht. Jeder Mensch wird damit konfrontiert werden. Das verbindet uns letztendlich alle, eint uns - dieses Bild der Möglichkeit einander Schaf oder Bock zu sein, einander zu geben oder nicht zu geben.
Alles ist heute kompliziert, so scheint es, aber das Wesentliche nach Matthäus, das ist glasklar und einfach: Was ihr für eine oder einen meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!
© DAS Mag. Wilfried Scheidl
Barmherzig sein wie Gott barmherzig ist
Jesus als Hirt und König
Heute, am Ende des Kirchenjahres und dem Fest Christkönig werden uns die Wesenszüge Jesu anhand der Titel "Hirte" und "König" noch einmal deutlich vor Augen gestellt. Wie wir in der Lesung aus dem Buch Ezechiel gehört haben, beschrieb schon der Prophet Ezechiel Jahwe als einen Hirten. Der Prophet lässt Gott selbst sprechen und ihn sagen: Jetzt will ich meine Schafe persönlich suchen und mich um sie kümmern, wie sich ein Hirt um die Schafe seiner Herde bemüht. Was dann von Jahwe gesagt wird, findet sich im Verhalten des Gottessohnes hier auf Erden wieder:
- Jesus geht den Menschen nach,
- sammelt die Zerstreuten,
- bringt die Verirrten zurück,
- heilt die Verwundeten,
- behütet die Starken.
Von seiner Liebe zu allen Menschen lässt Jesus sich durch nichts auch nur einen Millimeter abbringen. Denn dass er verurteilt und gekreuzigt wird, ist ja die Folge seiner totalen Weigerung, sich durch die Unterordnung unter die religiösen Normen der Schriftgelehrten und Pharisäer von der vollkommenen Liebe abzuwenden. In ihren Augen gab es Menschen und ganze Gruppen, die sie von der Liebe Gottes ausschlossen. Dieser Gesinnung widersetzt sich Jesus radikal und aufs Schärfste.
Vor Pilatus bekennt Jesus sodann, dass er ein König ist - König eines Reiches nicht von dieser Welt, aber ein König, der allen irdischen Königen überlegen ist. Wie groß Jesu Machtfülle ist, können Pilatus und die Menschheit ein paar Tage nach der Kreuzigung in der Auferstehung Jesu von den Toten erleben.
Rechenschaft ablegen
Aber wie schon zu Lebzeiten Jesu viele Menschen keine Schlüsse zogen aus dem, was bei Jesus aufstrahlte, welche Kraft von ihm ausging, welche Wunder er zu wirken vermöchte, so fesselte auch Tod und Auferstehung nicht viele, an seine Gottheit und damit an seine "göttliche Macht" zu glauben. Nur, selbst wenn Menschen sich durch Kreuz und Auferstehung Jesu nicht bewegen lassen, Christus als den Herrn der Welt in den Blick zu nehmen, ist damit ihre Verantwortung für sich und ihr Leben nicht aufgehoben. Daran will uns Matthäus mit dem Evangelium erinnern. Wir tragen vor Gott für unser Tun und Unterlassen Verantwortung. Denn wir müssen vor ihm einmal über unser Reden, Denken und Handeln Rechenschaft ablegen. Wir können uns weigern, Christus als Herrn der Welt anzuerkennen, wir können uns weigern, uns von seiner Botschaft leiten zu lassen, wir können uns weigern, seine Hilfe und seinen Beistand in Anspruch zu nehmen; aber eines können wir nicht: Uns der Rechenschaft vor ihm entziehen. Das wird uns nicht gelingen - keinem und niemandem. Sich dies immer wieder bewusst zu machen, ist das oberste und wichtigste Anliegen des Evangelisten Matthäus. Mit seinem Bild des Endgerichts will er wach rütteln. Mehr kann er als Seelsorger nicht leisten. Handeln muss jeder von uns selbst.
Die Liebe entscheidet
Für die Praxis und den Alltag gibt uns Matthäus eine Faustregel mit auf den Weg, die uns ermöglicht, unser Handeln auf richtig oder falsch zu überprüfen. Das einzige Kriterium, das Jesus als Maßstab bei seiner Beurteilung anlegt, ist die Liebe zu allen Menschen. Es ehrt uns, wenn wir weinigsten schon einmal die lieben, die uns Gutes tun und zu unseren Freunden zählen. Aber für diese Liebe haben wir den Lohn ja bereits empfangen. Jesus traut uns ein Mehr zu; und er erwartet es von uns. Mit der Frage "Wann haben wir dich nackt, hungrig, obdachlos, einsam, im Gefängnis gesehen?" legen die von Jesus Verurteilten offen, dass ihnen ein Mehr möglich gewesen wäre. Denn hinter ihrer Frage steckt ja die Aussage: Hätten wir dich, Herr, gesehen... das letzte Hemd hätten wir dir gegeben, das eigene Butterbrot hätten wir mit dir geteilt, jederzeit hättest du unser Gast sein dürfen.
Es war also nicht Überforderung in irgendeiner Weise, die sie am Gut-Sein oder Helfen gehindert hatte, sondern fehlende Liebe, fehlendes Erbarmen mit Menschen in Not und Leid. Liebe und Hilfe, die wir denen schenken, die uns gut waren und bei denen wir uns bedanken möchten, ist lobenswert und gilt es zu pflegen. Daneben aber gibt es eine Liebe, die bei uns nicht unter den Tisch fallen darf: das Erbarmen mit Menschen, die uns in ihren Nöten nur anbetteln können, ohne je in der Lage zu sein, unser Gutsein ihrerseits je erwidern zu können. "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan", diesen Satz Jesu möchte Matthäus uns als Faustregel und zur Erinnerung mit auf den Weg geben. Denn diese Liebe, für die wir nicht gelobt und entschädigt werden, hat Teil an der göttlichen Liebe, weil sie reines Geschenk ist. Im Vollzug und Praktizieren dieser Liebe erweisen wir uns als lebendige Ebenbilder Gottes.
Ebenbilder Gottes sein
Diese zu sein, dazu möchte uns die Kirche anspornen mit dem heutigen Evangelium und der Feier des Christkönig-Festes. Das bevorstehende neue Kirchenjahr sollen wir froh und zuversichtlich antreten mit dem Leitgedanken im Herzen: Alles, was wir unseren Nächsten an Gutem tun, besonders den Armen, Kranken, Obdachlosen, Leidenden und Verzagten, wird nicht nur diese, sondern auch Gott freuen, gleichsam als sei das gewirkte Gute ihm persönlich getan und geschenkt.
Lassen wir uns von Christus ansprechen und ermutigen in der Liebe zu allen Menschen.
Die neue Welt Jesu
Worauf es ankommt, wenn er kommt
Es gibt Lieder, die singen wir besonders gern. Denn sie besingen eine ganz andere Welt als wir sie erleben. Als Jugendlicher habe ich gerne das folgende Lied mitgesungen:
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde,
heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt
Der Herr wird nicht fragen: was hast du gespart, was hast du alles besessen?
Seine Frage wird lauten: was hast du geschenkt, wen hast du geschätzt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gewusst, was hast du Gescheites gelernt?
Seine Frage wird lauten: was hast du bedacht, wem hast du genützt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du beherrscht, was hast Du Dir unterworfen?
Seine Frage wird lauten: Wem hast Du gedient, wen hast du umarmt, um meinetwillen?
Das Gesetz der Liebe und der Barmherzigkeit
Dieses Lied hat noch mehr Strophen. Doch ich glaube, aus den ersten Zeilen ist klar geworden, worum es in diesem Lied geht. Es geht um die neue Welt Jesu. Da zählt ein anderes Gesetz als bei uns. Es ist das Gesetz der Liebe und der Barmherzigkeit. Es ist nicht das Gesetz der Stärke und der Macht. Als Kirche Jesu Christi, auch als einzelne Christen müssen wir uns immer fragen: nach welchem Gesetz leben denn wir. Was haben wir uns ausgewählt. Ist es eben das Gesetz der Liebe, besungen im Lied oder schwimmen wir im Strom der Welt mit. Es wird mir bei diesem Lied klar und deutlich: es ist so einfach schöne Lieder zu singen, so wie es so schön einfach ist große Sprüche zu machen, darüber zu reden, wie alles sein könnte. Aber es ist nicht einfach, nach diesen Worten zu leben.
Wer braucht sie nicht, die Anerkennung. Wer möchte es nicht: viel erreichen, einen Wohlstand zu erarbeiten. Wer möchte es nicht, auch beruflich voran zu kommen? Wer wünscht sich nicht, möglichst auf die Seite der Menschen zu stehen, denen es gut geht. Das ist als solches nicht schlecht. Im Alten Testament galt Reichtum und Wohlergehen als Zeichen für die Gnade und die Liebe Gottes, als Zeichen für ein rechtschaffendes Leben. Es ist auch nicht verkehrt, sich über Erfolg zu freuen, sei es ein beruflicher, sei es ein sportlicher Erfolg. Das Lied am Beginn aber und auch das Evangelium sagen uns, worauf es ankommt, wenn er kommt.
Es geht nicht ohne Werte
Gott wollte nicht, dass ein Mensch Not leidet. Genau bei diesem Satz bin ich schon beim Kern. Weil Gott nicht wollte, dass Menschen Not leiden, darum ist er barmherzig. Es hat immer Arme und Notleidende gegeben. Es gibt eben auf der Welt Einsamkeit, Trauer, Krankheit, es gibt Menschen in Gefängnissen, weil sie schuldig werden, kurzum: wir haben nicht das Paradies. Es ist in der Erziehung nötig, Kindern klar zu machen, dass das Leben eben kein Ponyhof ist, auf dem man sich den ganzen Tag vergnügen kann, wo einem alle Wünsche erfüllt werden.
Wenn ich die neueren Bücher über Erziehung sehe, dann merke ich beim Buchtitel oder bei der Kurzbeschreibung: die Menschen spüren, dass für unser Zusammenleben Werte notwendig sind, dass wir sie wieder entdecken müssen, den Kindern vorleben müssen. Denn wir leben am Sinn des Lebens vorbei, wenn wir nur noch die reine Spaßgesellschaft erleben wollen. Die Menschen spüren auch, wo es hinlaufen kann, wenn nur noch das Geld zählt, nur noch der Mensch zählt, der funktioniert. Sobald ein Mensch nicht mehr funktioniert, wird er ausgetauscht. Es ist heute mit 40 schon schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die Geldkrisen in Europa baden im Grunde genommen nur noch die aus, die sich am wenigsten wehren können.
"Was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan"
Warum kann es zu solchen Krisen und Erfahrungen kommen? Diese Krisen sind zum ganz großen Teil ein Ergebnis, dass Menschen ihre Mitmenschen übersehen. Sie haben kein Auge für die Nöte ihrer Schwestern und Brüder. Sie haben kein Ohr mehr für die Hilfeschreie. Sie sehen nur noch sich selbst und sind in sich geschlossen. Genau davor möchte uns Jesus bewahren. Wir können im Katechismus diese Worte lesen: "Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, dass wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der Armen und der Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind anzunehmen." Denn: wir haben sie ja gehört: was ihr dem Geringsten getan bzw. nicht getan habt, das habt ihr mir getan oder nicht getan. Jesus begegnet uns gerade im Menschen, die am Ende der Leiter stehen. Es sind die, die nicht leistungsfähig sind. Es sind die schuldig gewordenen, die sich nach Vergebung sehnen. Wie oft werden Menschen schuldig oder geraten auf der schiefen Bahn, weil sie zu wenig Anerkennung und Liebe erfahren.
Wie gut kann es diesen Menschen tun, wenn sie erleben: da nimmt mich jemand an, trotz meiner Vergangenheit. "Ich war im Gefängnis, und du hast mich besucht!" Da ist jemand fremd. Er wird freundlich aufgenommen. "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen!" Bei allen Werken, die der Weltenrichter aufzählt spüre ich, worauf es ankommt, wenn er kommt. Auf die Bereitschaft, diese Welt nicht nur ein wenig menschlicher zu machen, sondern sie als neue Welt zu gestalten, sie im Sinne Jesu zu gestalten. Wo wir das versuchen, das öffnen wir uns der Liebe Gottes, der Barmherzigkeit. Da beginnt schon die neue Welt, und da kommt es auf anderes an. Diese Welt beginnt jetzt und hier, in unserem Lebensbereich: "Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde, heute wird getan oder auch vertan..."
Eine neue Freiheit
Das Lied vom Beginn sollen wir nicht nur singen, sondern auch in unser Leben umsetzen. Schauen wir uns die einzelnen Strophen an, dann werden wir feststellen, welche Freiheit es auch uns als einzelnen schenken kann. Denn wenn ich nach dem lebe, was das Lied, was dieses Evangelium mir verkündet, dann fühle ich mich vom Druck befreit, erfolgreich zu sein, immer stark sein zu müssen, mich durchsetzen zu müssen, aus der Angst, ich könnte etwas verpassen. Ob mein Leben gelingt, das hängt doch nicht vom Ansehen ab, das ich bei anderen Menschen genieße, das hängt nicht vom Einfluss ab, ob ich mir viel leisten konnte, ob ich viel von der Welt gesehen habe.
Ich denke so an manche Beerdigungen. Da sind bei der einen Beerdigung Massen von Menschen. Das ist oft ein gutes Zeichen, dass ein Mann oder eine Frau ihr Leben sinnvoll gestaltet hat, dass er für andere da war, dass er seinen Einfluss zum Wohle der Brüder und Schwestern ausgenutzt hat. Aber es muss nicht sein. Da gibt es andere Beerdigungen, bei denen nur wenig Menschen da sind, oft nur ein einziger. Das Leben eines Menschen muss deswegen nicht weniger gelungen sein, vielleicht ist es sogar mehr gelungen. Denn bei Gott ist die Barmherzigkeit wichtig, die ich gezeigt habe, ob sie öffentlich bekannt wurde oder nicht.
Wenn ich meinen Mitmenschen nicht vergesse, mich ihm nicht verschlossen habe, sondern wenn ich mich ihm geöffnet habe, dann lebe ich mein Wesen. Dann lebe ich das Wesen Gottes, das Wesen Jesu, der sich für uns hingegeben hat. Wir können uns aber auch dem Wesen, der Liebe Gottes zu uns verschließen. Dann verschließen wir uns auch unseren Mitmenschen, wir wenden uns ab vom Mitmenschen und von Gott.
Ich kann nicht die Nöte der Welt beheben. Ich kann aber bereit sein, von dem, was mir im Leben an Guten zugekommen ist, zu teilen. Denn ich begegne in jedem Menschen Jesus Christus selbst, ganz besonders in dem, der meine Hilfe braucht. Das hat in einer sehr einprägsamen Weise Mutter Teresa einmal ausgedrückt. "Wir begegnen Jesus auf verschiedene Weise. In der Eucharistie begegnet er uns in der Gestalt des Brotes, hier in den Slums begegnet er uns im Armen und Notleidenden Menschen."
Lasst das Lied leben. Dann, so ist es uns heute verheißen, können auch wir hoffen, bei Gott zu leben und nicht getrennt von ihm. Möge jeder Gottesdienst uns dazu führen, Jesus im Wort zu begegnen und barmherzig zu werden, uns selbst gegenüber wie auch barmherzig zu anderen. Amen.
Das fünfte Evanglium
Lebensmeisterprüfung
Wenn jemand genau weiß, was in der nächsten Prüfung dran kommt, ist es leichter sich vorzubereiten. Am Gymnasium betonte einmal der Lateinlehrer ein paar lateinische Wörter ganz besonders. Wir merkten, dass er uns auf die Lateinschulaufgabe vorbereiten wollte. Im Internat hatten wir ein Buch, das viele lateinisch/deutsche Texte enthielt. Wir suchten stundenlang und fanden schließlich einen Text, indem diese Wörter vor kamen. Wir lernten diesen Text alle halb auswendig und - tatsächlich er kam dran. Wir hatten nur gute Noten.
Für unser Lebensabitur, für die Lebens-Matura, die Lebensmeisterprüfung wissen wir schon genau die Aufgaben. Jesus ist ein Lehrer, die alle Prüfungsaufgaben schon vorher bekannt gibt. Wir können diese Aufgabe heute schon bestens einüben und leben. In Mt. 25 stellt der Herr die Prüfungsfrage unseres Lebens. Er sagt in der sogenannten Gerichtsrede: "Was ihr den geringsten meiner Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!"
Standen die letzten 2 Sonntage mit den Evangelium von den klugen und törichten Jungfrauen und den Dienern mit den anvertrauten Talenten, unter der Mahnung Jesus: "Seid also wachsam, denn ihr kennt werde den Tag noch die Stunde!", so gilt dieser Anruf heute ganz besonders. Jesus setzt sich gleich mit den Kranken, Nackten, Gefängnisleuten, den "Ohne-Leuten": ohne Geld, ohne Bildung, ohne Wohnung, ohne Beziehungen, ohne Schönheit, ohne Land, ohne Lobby, ohne Macht. Dieses Gebot, Jesus in den Ärmsten wieder zu erkennen, gilt für alle Getauften, gleich wer sie sind, Hausfrau oder Papst, Jugendlicher oder Bischof.
Überforderung?
Ist das nicht eine Überforderung? Schwache und Kranke, Menschen, die wir als "Ohne -Leute" bezeichnen, gibt es immer! Oft kann ich nicht helfen, manchmal bin ich selbst müde und wie ausgebrannt. Manchmal schauen wir weg, weil uns die Not zu viel wird. Wir können nicht alle Not der Welt lindern, sie ist sehr, sehr groß. Aber vielleicht können wir den konkret Nächsten wahrnehmen, den neben mir, den Arbeitskollegen mit seiner nervösen Art, die Frau, die mir begegnet und auf einen Gruß wartet, das Kind, das mich braucht, der Senior, der mich stumm anfleht? Vielleicht erwartet nach dem Gottesdienst jemand einen Gruß von mir, weil ihn keiner anspricht?
Und es kostet Kraft, so zu leben. Gut ist es, dass wir alle, wenn wir es nicht geschafft haben für den Bruder, die Schwester dazu sein, wieder neu anfangen können. Und vergessen wir nicht: es gibt auch eine schöne, aufbauende Seite dabei, die wir auch schon erfahren haben! Auch wir werden beschenkt. Es stellt sich hinterher ein gutes Gefühl ein, Freude, und oft auch neue Lebensenergie.
Was schon im den Poesiealben der kleinen Mädchen geschrieben steht, bewahrheitet sich im Alltag: "Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück!"
"Danke fürs Zuhören!"
Ich möchte noch eine Geschichte erzählen, die ein Christ erlebte, der sich bemühte, Jesus im anderen zu entdecken: Er ging am Stock, schwankte und roch nach Alkohol. Und dann kam er auf dem Bahnhofsvorplatz ausgerechnet auf mich zu und bat mich um Hilfe. Es waren nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges, deshalb wollte ich zuerst einfach weitergehen. "Was ihr für einen meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" Dieser Ausspruch Jesu kam mir gerade in diesem Moment in den Sinn und ließ mich innehalten. Könnte Jesus damit nicht gerade Leute wie diesen Betrunkenen gemeint haben? Ich blieb also stehen und hörte ihm ernsthaft zu. Als ich ihm sagte, dass mein Zug gleich abführe und ich gehen müsse, bedankte er sich fürs Zuhören und ging weiter. In der Bahnhofsvorhalle roch es wunderbar nach Bratwurst. Schnell kaufte ich eine, um sie dem Mann zu bringen. Er war schon ein Stück weitergegangen. Während ich ihm nachging, fiel mir auf, dass keiner der Menschen, die er ansprach, ihn beachtete. Nun war die Zeit wirklich knapp. So drückte ich ihm die Semmel in die Hand und wünschte ihm guten Appetit. Ich war froh, dass nicht auch ich achtlos an ihm vorübergegangen war.
Der amerikanische Theologe Ravi Zacharias sagte einmal: Es gibt fünf Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und das Leben der Christen. Viele Leute lesen nie die ersten vier. Aber gut das fünfte.
Mein Dienst für dich
Manche von Ihnen werden das Thema kennen: Es kommt Besuch zum Mittag oder Abend, mit dem man auch etwas isst und trinkt. Vor dem weiteren Gespräch soll der Tisch abgeräumt werden. Dann lautet der Satz an den Besuch: "Bleib nur sitzen, ich mach das schon!"
Wenn ich der Gastgeber bin, meine ich diesen Satz auch so. Als Gast möchte ich gerne anpacken. Ich beherrsche mich, weil ich meine Wünsche als Gastgeber kenne. Damit geht es. Aber eigentlich wollte ich doch dem Anderen zur Hand gehen.
Dem Anderen zur Hand gehen
Diese Sehnsucht zeichnete sicher auch Jesus aus. Er wollte den Menschen "zur Hand gehen!" Er wollte ihnen eine Hilfe sein. Und er ist es oft gewesen. Ob es der blinde Bartimäus war oder das Mädchen Talita. Ob es der Aussätzige war oder der Gelähmte am Teich Schiloach. Ob es Nikodemus war, der Jesus in der Nacht aufsuchte oder die Frau am Jakobsbrunnen in der größten Mittagshitze. Sie alle spürten: Er dient mir so, wie ich es gerade gebrauche. Und sie merkten: In ihm ist mehr am Werk, als man auf den ersten Blick sehen kann.
Wenn wir dem ersten Korintherbrief folgen (2. Lesung), geht dieses "für die anderen da sein" ja auf ewig weiter. Christus zeigt sich nun in der himmlischen Dimension als Diener des Lebens. Er wirkt mit daran, dass wir einmal "lebendig gemacht werden".
Entsprechend ist das Evangelium von heute. Es läuft immer auf ein Muster hinaus: "Du bist selig, weil du so gehandelt hast, wie dein Nächster es brauchte. Wer im Gefängnis oder im Krankenhaus Besuch brauchte, bekam ihn von dir. Wer eine anpackende Hand gesucht hat, fand deine."
Vor allem sagte Jesus in diesem Gleichnis: Indem du so warst wie ich, bist du auch mir begegnet! Genau demselben Muster folgt dann auch die umgekehrte Weise: "Ich habe dich nicht helfend erlebt und konnte dir nur hinterherschauen."
Hier sind wir dann dem Gedanken aus dem Propheten Ezechiel nah. "Ich will mich selbst um meine Schafe kümmern. Ich muss es sogar, weil die Hirten es nicht gemacht haben." Jeder kann spüren: Hätten sie es gemacht, wäre es besser gewesen. Das war die Erwartung und die Rechnung, die nicht aufging. Nun also geht es anders weiter.
Der richtige Name?
Es taucht so oft der Begriff Dienst auf, dass die Frage kommen muss: Ist der Begriff Christkönigssonntag eigentlich richtig? Mit dem König verbinden wir doch eigentlich etwas anderes. Ein König hat zu leiten und zu regieren. Ein Schützenkönig soll sich feiern lassen, dass er so gut treffen kann. Eine Schönheitskönigin kann ihre Reize zur Schau stellen. Immer ist es eine Geschichte, bei der jemand oben ist. Christkönig dreht das ganze um. Da ist er eben nicht oben, sondern Christus ist unten. Er ist unten und wartet auf Hilfe. Er ist unten und wendet sich zu. Er ist unten, um Menschen nach oben zu holen. Seine Art des Königtums ist anders.
Aus der Geschichte heraus musste dieser Name so sein. Es war in der Auseinandersetzung der ersten Zeit des Christentums wichtig, die Stellung Jesu zu klären. Man bekannte, dass Jesus auch wahrer Gott ist. Daran erinnerte 1925 die Einführung des heutigen Festes. Für das Lebensgefühl steht er damit oben. Aber werden wir ihm damit gerecht?
Wäre der "Sonntag des göttlichen Dienstes" besser? Oder was wäre mit dem "Sonntag der Verheißung des Kommenden"? Diese Begriffe sind sperrig, aber sie zeigen doch mehr vom Sinn des Festes.
Das Reich Christi
In der Präfation der Messe wird etwas von dem Kommenden deutlich, das wir mit diesem Fest verbinden. Es wird gehofft auf "das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens." Es ist ein Reich, das nur von Gott kommen kann. Wir mögen die Sehsucht nach Wahrheit, Leben, Gerechtigkeit und Friede haben. Wir mögen um unseren Auftrag zu Heiligkeit, Liebe und Leben aus der Gnade wissen. Aber wir schaffen es aus uns selbst nicht. Wir können es versuchen. Wir können uns dem annähern. Aber im letzten scheitert es.
Wieder kann man an diesem Punkt Christi Dienst spüren. Er greift uns unter die Arme und sagt: "Was ihr nicht könnt, baue ich für euch auf. Und dann lasse ich euch daran Anteil haben."
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich (3. Str.)
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
GL 211: Wir rühmen dich, König der Herrlichkeit
GL 279: Hosanna dem Sohne Davids (Kyrieruf)
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt (1. Str.)
GL 369: O Herz des Königs aller Welt
GL 370: Christus, du Herrscher Himmels und der Erde
GL 375: Gelobt seist du, Herr Jesus Christ, ein König aller Ehren
GL 392: Lobe den Herren (1. und 2. Str.)
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren (3. Str.)
GL 560,1: Christus, Sieger, Christus König (Christusrufe)
GL 644,6: Christus gestern, Christus heute, Christus in Ewigkeit
Psalmen und Kehrverse:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens - Mit Psalm 23 - VI.
GL 52: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Psalm 93, bzw. mit Psalm 47 - VIII.
GL 584,9: Lob dir, Christus, König und Erlöser - Mit Psalm 40 (GL 41,2 bzw. 725) - II.
GL 630,2: Amen, Halleluja - Mit Hymnus aus Offb 19,1-2.5-7
GL 633,3-4: Hebt euch, ihr Tore! Unser König kommt - Mit Psalm 24 - VII.
- Einleitung5
Hans Hütter (2023)
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres - am nächsten Sonntag beginnt ja schon der Advent und damit ein neues Kirchenjahr - huldigt die Kirche in besonderer Weise Jesus Christen als König. Das Fest wurde zwar erst 1925 von Papst Pius XI. eingeführt, dem Inhalt nach geht es aber auf sehr ursprüngliche biblische Theologie zurück. Jesus verkündete das Kommen des Reiches Gottes. Die Christen sahen in Jesus von Nazareth den verheißenen Messias-König. In der Not der Verfolgungen betonten sie immer wieder: Er ist unser Herr, unser König, unser Kyrios. Kyrios war ein gebräuchlicher Königstitel der Antike. Dies fand Niederschlag in der Liturgiefeier. Am Beginn jeder Messfeier rufen wir Christus als unseren Kyrios, als unseren König und Herren an.
Martin Stewen (2020)
Wir feiern Christkönig. Sein Königtum ist wunderbar alternativ. Keine Skandale, keine Verleumdungen, keine Hetzereien - nur Gnade und Barmherzigkeit, Sorge um die Schwachen des Reiches. Können wir das fassen?
Manfred Wussow (2017)
Mit dem Sonntag heute geht das Kirchenjahr zu Ende. Besonders der Evangelist Matthäus hat uns im zu Ende gehenden Kirchenjahr an vielen Sonntagen die frohe Botschaft geschenkt. Heute, am 34. Sonntag im Jahreskreis, führt er uns in das große Weltgericht Gottes. Der Sonntag trägt den schönen Namen Christkönigssonntag. Wir freuen uns, dass alle Wege, alle Hoffnungen, alle Erwartungen zu Christus führen und in ihm ihre Erfüllung finden.
Christus, der König, hat verlorene Menschen gefunden, sich mit den kleinsten und geringsten Zeitgenossen solidarisiert und in einem großen Gericht sich auf die Seite derer gestellt, die hungrig und durstig sind, die eine Heimat, ein Zuhause suchen, die nackt und elend vor unseren Augen stehen, die alleine gelassen werden. Der letzte Feind, der überwunden wird, ist der Tod, die Hoffnungslosigkeit, die Lieblosigkeit. Die Lesungen führen uns eine vollendete Welt vor Augen und legen Sie uns ins Herz.
Klemens Nodewald (2014)
Mit dem heutigen Sonntag geht das Kirchenjahr zu Ende. Wir werden eingeladen innezuhalten, um zu schauen, wo wir im Bereich des Glaubens stehen. Alles, was gut war, sollte uns mit großer Freude erfüllen. Um unsere Selbstbeurteilung zu unterstützen, entwirft Matthäus - im Bild eines Endgerichts - die Eckpunkte, innerhalb derer Jeus sein Urteil über uns fällen wird.
Lassen wir uns bestärken, mit viel Gutem im kommenden Jahr freudig fortzufahren und noch Mangelhaftes auf den Weg der Verbesserung zu bringen.
Jörg Thiemann (2011)
Wir feiern heute das Fest Christkönig. Jesus lenkt und leitet unser Leben. Auch heute werden unsere Gedanken auf das gelenkt, was im Leben in der Nachfolge Jesu wirklich zählt. Es ist die Liebe zum Nächsten, zu dem, der meine Hilfe braucht.
Jesus begegnet uns in den Brüdern und Schwestern, die unserer Liebe und unserer Hilfe bedürfen. Er spricht zu uns sein Wort. Durch den Empfang der Eucharistie macht er sich mit uns eins. Bilden wir so unser Herz nach seinem Herzen.
Grüßen wir Jesus, den wir als Christkönig verehren, in unserer Mitte als König, dem an uns allen liegt, und bitten wir um sein Erbarmen.
- Bußakt2
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
am Fest Christkönig dürfen wir uns bewusstwerden, dass du die Macht gehabt hättest, als König in diese Welt zu kommen. Doch du hast einen anderen Maßstab gesetzt, den der Liebe.
Wir verschließen aus Bequemlichkeit gerne unsere Augen vor der notleidenden Wirklichkeit der anderen.
Herr, erbarme dich.
Alles, was nicht in das Kleindenken unserer Gutenbürgerlichkeit passt, blenden wir gerne aus.
Christus, erbarme dich.
Damit wir ein gutes Leben führen können, vergessen wir oft, dass diese Welt auch für die Zukunft geschaffen wurde und verschwenden die Reichtümer dieser Erde, als ob es kein Morgen gäbe.
Herr, erbarme dich.
Gastautor*in (2017)
Gott, wie der gute Hirte alle seine Schafe kennt,
kennst du auch jeden einzelnen von uns.
Wir aber erkennen uns manchmal selbst nicht mehr.
Kyrie eleison.
Ein guter Hirte würde seine Schafe nie vertreiben.
Doch tun wir allzu oft genau das und sorgen dafür,
dass wir uns voneinander entfernen.
Christe eleison.
Manchmal lassen wir uns von unbedeutenden Dingen vom Weg abbringen.
Du suchst uns wie das verlorene Schaf
und holst uns immer wieder zurück zu dir.
Kyrie eleison.
© Clara Mantler, MinstrantInnengottesdienst in Wien
- Kyrie7
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, um dich um das Volk Gottes zu kümmern,
wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert.
Herr, erbarme dich.
Dir ist alles unterworfen,
du bist der von Gott eingesetzte Messias-König.
Christus, erbarme dich.
Du wirst wiederkommen in Herrlichkeit
und den Barmherzigen und Gerechten das Erbe des Reiches Gottes übergeben.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast uns dein Reich versprochen.
Herr erbarme dich.
In jedem unserer Schwestern und Brüder können wir dich erkennen.
Christus erbarme dich.
Lass uns immer danach handeln.
Herr erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
gekommen mit Königswürde, uns ganz menschlich nahe.
Herr, erbarme dich.
Nicht als Richter bist du gekommen, sondern um uns aufzurichten.
Christus, erbarme dich.
Dein Heilsplan für uns ist ewiges Beisammensein mit dir.
Herr, erbarme dich.
Martin Stewen (2020) - Heil und ewiges Leben
Herr Jesus Christus
Güte und Barmherzigkeit statt Unterdrückung und Ausbeutung.
Herr erbarme dich.
Umsicht und Vorsicht statt Wettkampf und Eifersucht.
Christus erbarme dich.
Heil und ewiges Leben statt Kurzlebigkeit und Banalität.
Herr erbarme dich.
Der gute Gott erbarme sich unser
er nehme von uns Schuld und Sünde
er mache uns umsichtig und aufmerksam
und lasse sein Reich unter uns wachsen.
Manfred Wussow (2017)
Wenn einst der König kam, wurde er von seinem Volk mit dem Kyrie eleison begrüßt und gehuldigt. Herr, erbarme dich. Das ist Bitte und Lobpreis, Ehrerbietung und Vertrauen.
Wir bitten unseren Herrn um Barmherzigkeit.
Herr, wir befehlen dir die verirrten, enttäuschten und traurigen Menschen.
Sie gehen uns nach, aber wir bleiben nicht stehen.
Herr, erbarme dich.
Christus, du besiegst den Tod und nimmst es mit seinen Helfershelfer auf.
Angst verwandelst du in Mut, Trauer in Freude.
Christus, erbarme dich.
Herr, unsere Vorstellungen von oben und unten, groß und klein können vor dir nicht bestehen.
Lass uns in deinem Gericht nicht untergehen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
alle Macht ist dir vom Vater übergeben.
Herr, erbarme dich.
Maßstab deiner Bewertung und deines Urteils über uns ist die Liebe.
Christus, erbarme dich.
Jedem Menschen gewährst du Freiheit in seinem Handeln,
über das er jedoch einst vor dir Rechenschaft ablegen muss.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
verzeihe uns unser Versagen jeglicher Art.
Entflamme neu die Liebe in unseren Herzen,
damit dein Geist uns treibt und bewegt,
das Gute immer wieder anzustreben und zu tun.
Darum bitten wir dich Christus, unseren König und Herrn. - Amen.
Jörg Thiemann (2011)
Herr Jesus Christus,
wir feiern dich als unseren Christkönig.
Du herrschst über die Welt in Liebe und Gerechtigkeit .
Herr, erbarme dich.
Du sprichst dein Wort,
ein Wort der Liebe und Gerechtigkeit.
Christus, erbarme dich.
Du wirst einst wiederkommen zu richten,
du richtest in Liebe und Gerechtigkeit.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Christkönig: Haupt der neuen Schöpfung
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast deinem geliebten Sohn
alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden
und ihn zum Haupt der neuen Schöpfung gemacht.
Befreie alle Geschöpfe von der Macht des Bösen
damit sie allein dir dienen
und dich in Ewigkeit rühmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
MB Christkönigsonntag
- Eröffnungsgebet5
Beatrix Senft (2023)
Gott,
in deinem Sohn Jesus Christus hast du uns den verkündeten Hirten gesendet.
Er ruft uns von allen Enden der Erde, ihm zu vertrauen und seiner Botschaft zu folgen,
indem wir die Bedürftigkeit unserer Mitmenschen sehen.
Schenke uns wache Sinne und den Willen zur Tat.
Da, wo wir selbst bedürftig sind,
stärke uns in Wort und Mahl,
damit wir seiner Botschaft folgen können.
Das erbitten wir durch ihn, unseren König und Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2020) - EG Stewen: Christkönig (A)
Allmächtiger und barmherziger Gott
dein Sohn hat uns gezeigt wie Herrschaft unter Menschen geht,
die einen Vorgeschmack vom Reich Gottes verbreitet.
Lass uns nie müde werden,
uns nach den Schwachen und Armen umzuschauen
und sie zum Maßstab unseres Handeln zu machen.
So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.- Amen.
Manfred Wussow (2017)
Heute, Herr,
danken wir dir für ein Kirchenjahr,
für Feiertage, Sonn- und Werktage.
Du hast uns mit deinem Wort reich beschenkt,
du hast uns von Tag zu Tag deine Liebe offenbart
und an deinem Tisch das Leben mit uns geteilt.
Du bist unser König, der gute Hirte,
der den Verlorenen nachgeht,
den Ängstlichen Mut macht
und den Starken Verantwortung übergibt.
Schenke uns die Kraft,
uns auf die Seite der Menschen zu stellen,
die nichts mehr von ihrem Leben erwarten können,
die fallen gelassen werden,
die dem Tod ausgeliefert sind.
Wir freuen uns, zu dir zu gehören
und in deiner Liebe zu leben
in Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2011)
Jesus,
du bist der Herr über das Leben.
Deine Gebote sind anders als die Gebote der Welt.
Deine Taten sind andere Taten als die Taten der Welt .
Deine Werte sind andere Werte als die Werte der Welt.
Du achtest gerade die, die bei uns verachtet sind.
Jesus,
dein Wort, das wir jetzt hören, sporne uns an,
mit zu bauen an deiner neuen Welt,
damit dein Reich hier und jetzt beginnt und wachsen kann.
Herr, du bist König über alle Welt. Amen.
Norbert Riebartsch (2008)
Gott und Vater,
dein Sohn Jesus setzt das fort,
wozu du ihn in unsere Welt gesandt hast.
Er sucht für uns danach,
wie wir dich spüren und die Chance unseres Lebens in dir nutzen.
Wir danken dir für dieses Leben und für deinen Sohn,
unseren Herrn Jesus Christus,
der uns immer neu in dieses Leben führt
und der mit dir und dem Heiligen Geist Leben ist in Ewigkeit.
- Fürbitten11
Hans Hütter (2023)
Herr Jesus Christus,
König und Menschensohn, der wiederkommen wird, um das Reich Gottes zu vollenden.
Dich bitten wir:
Für alle, die Hungernden zu essen geben und sich für eine gerechte Verteilung der Lebensmittel einsetzen.
Für alle, die Durstigen zu trinken geben und an der Versorgung mit gesundem Trinkwasser mitarbeiten.
Für alle, die Heimatlosen und Vertriebenen eine neue Heimat geben.
Für alle, die Obdachlose versorgen und ihnen winterfeste Notunterkünfte zur Verfügung stellen.
Für alle, die Kranke und Einsame besuchen und ihre Leiden lindern.
Für alle, die politisch Verfolgten zu ihrem Recht verhelfen und auf Verletzungen der Menschenrechte aufmerksam machen.
Für alle, die geistig abnorme Rechtsbrecher betreuen und helfen, sie zu einem Leben in Würde zurückzuführen.
Du, Herr, stehst allen bei, die sich für das Kommen des Reiches Gottes einsetzen.
Dir vertrauen wir und auf deine Wiederkunft warten wir. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Für Christen ist Christus der Anfang und das Ende, Alpha und Omega. Von ihm erlöst dürfen wir freudig auf das Vergangene zurückschauen und ihm für das kommende Kirchenjahr unsere Bitten anvertrauen:
Für eine Kirche, die zu deinem Reich gehört, indem sie sich deiner Botschaft gemäß für alle jene sorgt, die sich in ihren vielfältigen Nöten nicht mehr selbst helfen können.
Für Frieden, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in einer Welt, die oft meint, durch Gewalt und ausschließlich aus eigener Kraft Recht schaffen zu können.
Für alle Kranken, Obdachlosen, Verfolgten, Gefangenen, Verwirrten und Einsamen, die sich gehalten und geborgen fühlen wollen.
Für uns selbst um einen starken Glauben an dich als Zielpunkt allen christlichen Lebens.
Für unsere Verstorbenen, denn du, Christus, hast den Tod entmachtet und uns dein Reich verheißen.
Dir, Christus, unserem Bruder, Herrn und König, vertrauen wir uns an.
Wir loben und preisen dich jetzt und bis in alle Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
heute am Christkönigsonntag hast Du uns erklärt, wie die Mitarbeit an Deinem Reich aussieht.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die nur noch an sich denken, die Profit, Macht und Wohlstand über alles stellen und zur Not ihre Seele verkaufen.
Für alle Menschen, die in unserer Gesellschaft am Rande leben oder bereits außerhalb stehen, die keine Kraft mehr haben für sich selbst einzustehen.
Für alle Menschen, die gerade in diesen Tagen Hass und Terror verbreiten und so tun, als handelten sie im Namen Gottes.
Für alle Menschen, die nicht müde werden, von deiner Liebe zu erzählen und danach zu handeln.
Für alle Menschen, die eine Zuflucht suchen, auf dem Weg dorthin sterben oder in fremden Ländern, auch bei uns, abgewiesen werden.
Für alle Menschen, die glauben, sich aussuchen zu können, wer ihr Nächster ist, und auch als Christen die Abschottung Europas und die Zurückweisung Geflüchteter für richtig und notwendig finden.
Für alle Menschen, die sich engagieren für Menschen in Not ohne zu sortieren, wer ein Recht darauf hat und wer nicht.
Für uns alle, die wir immer wieder neu lernen müssen, was Deine Botschaft an uns ist.
Guter Gott,
du weißt, wie sehr wir in Gefahr sind, zuerst auf uns zu schauen und dann erst auf die anderen. Im Widerstreit all der Gutachten und Meinungen rings um uns sind wir oft ratlos und wissen nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Schenk uns den Mut, Gutes zu tun ohne Ansehen der Person, wo immer wir stehen. Steh uns bei durch Jesus Christus unseren Bruder und Herren. – Amen.
Martin Stewen (2020)
Der Anspruch des Königtums Christi stellt uns vor Herausforderungen, denen wir oft nicht gewachsen sind.
Daher bitten wir dich, guter Gott:
Für alle, die Verantwortung für andere tragen:
dass sie deren Möglichkeiten und Grenzen sehen, fordern können und fördern wollen.
Für jene, die sich an Macht berauschen:
dass sie erkennen, wie sie ohne die Sorge für Mensch und Umwelt nichts nützen und großen Schaden anrichten.
Für jene, die die Kirche als Anbruch des Reiches Gottes hier auf Erden gestalten:
dass sie Christus auf dem Thron des Kreuzes als Vorbild nie aus den Augen verlieren.
Für jene, die zaudern und zögerlich durchs Leben gehen:
dass sie lernen, nach dem Beispiel des Gottessohnes richtig zu entscheiden und zu handeln, wenn es darauf ankommt.
Für all jene, die den Raum irdischer Herrschaft verlassen und nach diesem Leben einen Ort in der Ewigkeit gefunden haben:
dass sie ihren Platz bei dir finden.
Gütiger Gott, dein Sohn ließ uns wissen, wie Reich Gottes geht.
Hilf uns, dass wir fähig werden, schon hier auf Erden Spuren dieses Reiches zu legen.
So bitten wir durch ihn, Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2017)
Im Gleichnis vom großen Weltgericht werden uns die kleinsten und geringsten Brüder und Schwestern Jesu ans Herz gelegt.
Darum beten wir:
Für die Hungrigen bitten wir dich.
In einer reichen Welt haben viele Menschen nicht genug, sich und ihre Kinder jeden Tag zu ernähren. Viele sind vom Tod bedroht, viele sind schon umgekommen. Viele Menschen wissen nicht, was es heisst, satt zu sein.
Öffne du unsere Augen für das große Leid, das in der Ferne immer noch Alltag ist und keine Hoffnung kennt.
Wir rufen zu dir: Christus, König, erbarme dich.
Für die Durstigen bitten wir dich.
An vielen Orten in der Welt ist gutes Wasser knapp. Viele Menschen müssen weite Wege zurücklegen. Quellen und Flüsse können Anlass für Konflikte und Streit werden. Wirtschaftliche Interessen beanspruchen Vorrang und gehen notfalls über Leichen.
Hilf uns, für Wasserrechte und gutes Trinkwasser international zu kämpfen.
Wir rufen zu dir: Christus, König, erbarme dich.
Für die Heimatlosen bitten wir dich.
Migrationsbewegungen nehmen weltweit zu. Viele Menschen sind auf der Flucht. Sie sehen für sich und ihreKinder keine Überlebenschancen. Sie fliehen vor Gewalt, Terror und Rechtlosigkeit. Viele arme Länder öffnen ihre Grenzen, während reiche ihre schließen.
Schenke uns die Weisheit, Menschen auch bei uns eine neue Heimat und Vertrauen zu schenken.
Wir rufen zu dir: Christus, König, erbarme dich.
Für die Nackten bitten wir dich.
Eine gute Kleidung wärmt nicht nur, sie gewährt Schutz und hebt das Ansehen. Doch viele Menschen leben in Lumpen, heruntergekommen und zerrissen. An vielen Orten werden Menschen aber auch ausgebeutet und missbraucht, Billigprodukte für unsere Geschäfte herzustellen. Selbst Kinder werden für einen Hungerlohn verkauft.
Reiße uns aus der Lethargie, die Dinge bei uns nur laufen zu lassen.
Wir rufen zu dir: Christus, König, erbarme dich.
Für die Einsamen und Verlassen bitten wir dich.
In Justizvollzugsanstalten büßen Menschen eine Haftstrafe ab. Manche lebenslänglich. Sie haben sich schuldig gemacht. Viele von ihnen sind abgeschrieben.
Einsam und verlassen sind auch viele kranke und alte Menschen. Sie nehmen am Leben nicht mehr teil. Viele Angehörige haben selber keine Kraft mehr, geduldig und liebevoll mit ihnen umzugehen.
Sprich du uns Mut zu, Menschen, auch fremde, aufzusuchen und ihnen unser Herz zu öffnen.
Wir rufen zu dir: Christus, König, erbarme dich.
Du, Herr, suchst verlorene und verirrte Menschen.
Du hast dem Tod die Macht genommen.
Im großen Weltgericht machst du uns zu Brüdern und Schwestern deiner armen und drangsalierten Kinder.
In Christus, unserem König.
Renate Witzani (2017)
Christus, wir verehren dich als König.
Du hast durch deinen Tod und deine Auferstehung die Macht des Todes gebrochen.
Durch dich bitten wir den Vater:
Um Bischöfe und Seelsorger,
die als Hirten vorangehen und ihre Herde zu weiden wissen.
Um Personen in Führungspositionen, die ihre Macht in Wertschätzung der ihnen anvertrauten Menschen ausüben.
Um eine Gesellschaft, die sich stets bemüht, ganz besonders Kinder, Schwache, Kranke und Alte vor Machtmissbrauch zu schützen.
Um eine aufmerksame, achtsame, aufrechte und die Regeln des Anstands bewahrende Haltung unseren Mitmenschen gegenüber.
Um deine Barmherzigkeit für unsere Verstorbenen, denn du hast für uns alle die letzte Macht, die des ewigen Todes, besiegt.
Denn Christus hat uns den Weg gewiesen, wie wir einander begegnen sollen.
Nur durch ihn können wir zu dir Gott, unserem ewigen Ziel gelangen.
Durch ihn preisen wir dich im Heiligen Geist. - Amen.
Gastautor*in (2017)
Guter Gott, öffne unsere Augen und unser Herz für das Leid, die Armut und die Hilfsbedürftigkeit der Menschen um uns.
Herr lasse uns stets den Mut finden um Ungerechtigkeit und Missstände zur Sprache zu bringen und uns gegen sie einsetzen zu können.
Guter Gott, gib uns die Kraft, all jenen eine Stütze im Leben sein zu können, die unsere Hilfe benötigen.
Herr, hilf uns Menschen zu erkennen, dass du als liebevoller Hirte immer auf uns achtgibst.
Guter Gott, begleite unsere Firmkandidaten auf dem Weg ihrer Vorbereitung auf ihre Firmung und sende ihnen die Stärke des Heiligen Geistes.
Christus, unser König, wir bitten dich für alle Jugendlichen: Gib ihnen die Sicherheit, die sie brauchen, um ihren Weg zu finden und das Vertrauen darauf, dass sie in deinem Reich einen Platz haben.
Herr, wir bitten dich für unsere Verstorbenen, nimm sie in dein himmlisches Königreich auf uns behüte sie in deiner Liebe.
© Clara Mantler, MinstrantInnengottesdienst in Wien
Manfred Wussow (2014)
Heute geht das Kirchenjahr zu Ende.
Jesus ist der Weltenrichter.
In den letzten Wochen wurden wir immer wieder aufgerufen,
wachsam zu sein,
und ihn, unseren Herrn, zu erwarten.
Wir denken an die Menschen, die hungrig sind.
Sie wissen nicht, wie sie über den Tag kommen.
Sie wissen nicht einmal, wie sie überleben können.
Wir bitten: Herr, schenke uns offene Herzen
Wir denken an die Menschen, die durstig sind.
In vielen Regionen der Welt wird das Wasser knapp,
umgeleitet oder verseucht.
Natürliche Ressourcen werden in Machtkämpfe gezogen.
Wir denken an die Menschen, die nicht genug zum Anziehen haben.
Sie sind den Unbilden der Witterung schutzlos ausgeliefert,
sie leben auf der Straße, unter Brücken und in Lagern,
sie werden auch nicht gut angesehen.
Wir denken an die Menschen, die ohne Obdach sind.
An vielen Stellen der Welt haben Menschen kein Dach über dem Kopf,
sie teilen sich Verschläge und Zelte,
sie sind nirgendwo zu Hause.
Wir denken an die Menschen, die auf der Flucht sind.
Was sie auf dem Leib tragen, was in einen Koffer passt,
was sie tragen können, schleppen sie mit,
verlieren unterwegs Habseligkeiten,
sind glücklich, wenigstens ihr Leben zu retten.
Wir denken an die Menschen, die krank sind.
Sie sind mit einer Diagnose alleine, halten Schmerzen aus,
kämpfen mutig mit dem Leben;
in Krankenhäusern, Altenheimen, Hospizen oder auch zu Hause.
Wir denken an die Menschen, die gefangen sind.
Viele haben sich schuldig gemacht und wurden rechtskräftig verurteilt.
Andere wurden gekidnappt,
als Geisel genommen und mit dem Tod bedroht.
Die Hoffnung, wieder frei zu sein, schenkt neuen Lebensmut.
Du, Herr, legst uns deine "geringsten Brüder und Schwestern" ans Herz.
Du stellst dich an ihre Seite.
Hilf uns, sie nicht zu übersehen, für sie einzutreten
und das Schweigen, das sie umgibt, zu brechen.
Von deiner Liebe, Herr, leben wir alle.
Dein Reich komme! – Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
als guter Hirte und König der Welt
hast du dich uns Menschen offenbart.
Wir bitten dich:
Stärke in uns und allen Menschen den Willen,
das eigene Leben verantwortlich zu gestalten.
Christus, König der Welt...
Lass dein Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und Hingabe
und des Friedens wachsen und erstarken.
Christus, König der Welt...
Segne alle, die ihr Herz für Nöte und Leiden anderer öffnen
und ihnen hilfreich zur Seite stehen.
Christus, König der Welt...
Hilf uns, Widerstand zu leisten und aufzubegehren,
wo durch Krieg oder Terror, gezielte Presseberichte oder das Internet
Menschen verleumdet und "fertig gemacht" werden.
Christus, König der Welt...
Schenke allen, die Verantwortung tragen in Kirche und Gesellschaft,
eine glückliche Hand,
um Gutes in viele Richtungen auf den Weg zu bringen.
Christus, König der Welt...
Rufe die Verstorbenen bei ihrem Namen.
Sie kennen deine Stimme und werden dir freudig folgen.
Christus, König der Welt...
Herr Jesus Christus,
auf Erden bist du uns Menschen begegnet wie ein Hirte,
der jedes seiner Schafe ins Herz geschlossen hat.
Du möchtest, dass wir dein Wesen nachahmen,
damit du uns als König und Herr der Welt
in dein Reich des Himmels aufnehmen kannst.
Dank und Lobpreis sei dir in alle Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2014)
Christus, König, dir ist alle Macht gegeben.
Durch dich bitten wir den Vater:
Den Bischöfen hast du als Hirten deiner Herde
das Amt der Leitung in deiner Kirche übertragen.
Stehe ihnen bei, dass sie das rechte Maß zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit finden.
Wir stehen weltweit vor zwei Megaproblemen,
nämlich der wachsenden Ungleichheit innerhalb der Länder
und der Zerstörung der Umwelt.
Stärke alle Bemühungen zur Lösung dieser Probleme.
In unserer Gesellschaft zählt Geld, Macht und Ansehen.
Lass uns dich dort suchen,
wo Menschen wehrlos dem Unrecht ausgesetzt sind,
ihre Würde verletzt wird und heimatlos geworden sind.
Hingabe, Vertrauen und sich verschenkende Liebe
sind Zeichen christlicher Nachfolge.
Löse du die Trägheit und Enge unserer Herzen,
damit andere gerne und gut mit uns leben können.
In Adam sind wir alle gestorben,
in dir, Christus, werden wir alle leben.
Nimm unsere Verstorbenen auf in dein Reich.
Christus, durch deine Selbstentäußerung am Kreuz
erfüllst du alle Dunkelheit in unserem Leben mit deinem Licht.
Deiner Liebe wollen wir uns anvertrauen.
Dir sein Preis und Dank in Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2011)
Herr Jesus Christus,
dein Reich ist nicht von dieser Welt,
aber es fängt hier und jetzt mit uns an.
Dich bitten wir voller Hoffnung und Ehrfurcht.
Öffne unsere Augen,
damit wir die Nöte unserer Mitmenschen sehen,
um ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können.
Öffne unsere Ohren,
dass wir die vielen Hilfeschreie unserer Mitmenschen nicht überhören,
dass wir besonders die anhören, die sonst überhört werden,
und lass uns für sie einsetzen, wo es uns möglich ist.
Öffne unsere Herzen und unsere Hände,
dass wir bereit sind zu teilen und Not zu lindern,
wo wir die notwendigen Mittel dazu besitzen.
Schenke uns den Mut, für die Rechte derer einzutreten,
die unterdrückt werden
und deren Würde immer wieder verletzt wird.
Schenke uns die nötige Phantasie,
ein wenig von deinem Reich
in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens spürbar zu machen,
sei es in der Arbeitswelt, sei es in der Gesellschaft,
sei es in der Nachbarschaft oder in unserer eigenen Familie.
Sei unseren verstorbenen Schwestern und Brüdern
ein gnädiger Richter und schau in Liebe auf ihr Leben.
Herr, du bist König über alle Welt,
herrsche über uns und über unsere Herzen. Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Christkönig: schenke allen Völkern Einheit und Frieden
Herr unser Gott,
wir bringen das Opfer deines Sohnes dar,
das die Menschheit mit dir versöhnt.
Er, der für uns gestorben ist,
schenke allen Völkern Einheit und Frieden,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Christkönigsonntag
- Gebet zur Gabenbereitung3
Martin Stewen (2020)
Gütiger Gott
wir haben den Altar bereitet mit den Gaben,
die du uns selbst geschenkt hast.
Erfülle uns nun mit deiner Gegenwart
und lass uns jene nicht vergessen,
denen es am Notwendigsten mangelt.
Das erbitten wir durch Christus unseren Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2017)
Bescheidene Gaben sind es, Herr,
die wir dir bringen.
Brot und Wein.
Doch du verwandelst sie und machst sie groß.
Du schenkst dich uns.
Deine Verheißung legst du uns in den Mund
und deine Liebe in das Herz.
Große Gaben sind es, Herr,
die wir bei dir finden.
Brot und Wein.
In Christus.
Jörg Thiemann (2011)
Jesus, du bist König,
doch du bist eher wie einer, der dient.
Aus vielen Körnern wird ein Brot.
Aus vielen Trauben wird Wein.
Aus vielen Menschen, die lieben, die für andere leben,
entsteht eine neue Gemeinschaft.
Als neue Gemeinschaft versammelst du uns um den einen Tisch,
aus allen Schichten, aus allen Stämmen und Völkern.
Mach uns eins mit dir und untereinander. Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil.
(GL 55,1)
Guter Gott,
wir kommen vor dein Angesicht, um dir zu danken
und dir unseren Lobpreis zu singen.
Du bist der Hirte der Völker,
der sich um seine Schafe kümmert
und sie von allen Orten zurückholt, wohin sie sich zerstreut haben.
Kehrvers
Du hast uns deinen Sohn zum Bruder gemacht.
Er hat die große Trennung von dir aufgehoben,
die durch Adams Schuld in die Welt gekommen ist.
Kehrvers
Er hat sich den Armen und Schwachen zugewandt
und ihnen gegeben, was sie zum Leben brauchen.
Seine Jünger und Freunde hat er gelehrt,
ihn in den gering Geachteten gegenwärtig zu sehen
und ihnen Gutes zu tun.
Kehrvers
Er hat den Tod überwunden
und ist als Erster der Entschlafenen von den Toten erweckt worden.
Du hast ihn als König eingesetzt,
der die Schöpfung zur Vollendung führen wird.
Kehrvers
Darum loben und preisen wir dich
und singen wir mit dem ganzen Universum dein Lob.
Danklied, z.B.:
Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren (GL 392)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Christkönig: Christus als Priester und König
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
immer und überall zu danken.
Du hast deinen eingeborenen Sohn,
unseren Herrn Jesus Christus,
mit dem Öl der Freude gesalbt
zum ewigen Priester und zum König
der ganzen Schöpfung.
Als makelloses Lamm und
friedenstiftendes Opfer hat er sich
dargebracht auf dem Altar des Kreuzes,
um das Werk der Erlösung zu vollziehen.
Wenn einst die ganze Schöpfung
seiner Herrschaft unterworfen ist,
wird er dir, seinem Vater, das ewige,
alles umfassende Reich übergeben:
das Reich der Wahrheit und des Lebens,
das Reich der Heiligkeit und der Gnade,
das Reich der Gerechtigkeit,
der Liebe und des Friedens.
Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde,
Engel und Menschen und
singen das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Christkönig
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2008)
Einleitung zum Vater Unser:
Jesus stellte sich immer wieder unter das Wort des Vaters.
Er erlebte aber auch:
Mein Vater schenkt mir, was ich dafür gebrauche.
So dürfen wir nun hoffen und um das bitten, was wir brauchen:
Einleitung zum Friedensgebet:
Das Reich Christi wird ein Reich des Friedens sein.
Dann ist vollendet, was wir jetzt manchmal ahnen können.
Um uns darin zu stärken, bitten wir:
Herr, Jesus Christus, schaue nicht auf unsere Sünden. . .
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
empfangt das Reich als Erbe,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist!
(Mt 25,34)
Oder:
Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott,
sei Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit!
(1 Tim 1,17)
Oder:
Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.
Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!
(Lk 19,38)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Wie die Sonnenstrahlen
so erwärmt sein Glanz
unsere erkalteten Herzen
Wie die Sonnenstrahlen
so erleuchtet sein Licht
unser zweifelndes Denken
Wie die Sonnenstrahlen
so belebt seine Kraft
unser verängstigtes Bemühen
Wie die Sonnenstahlen
so durchdringt seine Wärme
unsere dunklen Stunden
Der Sieger
über alle Tiefen
alle Ängste
alles Unverständnis
alle Dunkelheit
ist ER
Christus der König
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Christkönig: dem König der ganzen Schöpfung dienen
Allmächtiger Gott,
du hast uns berufen,
Christus, dem König der ganzen Schöpfung, zu dienen.
Stärke uns durch diese Speise,
die uns Unsterblichkeit verheißt,
damit wir Anteil erhalten
an seiner Herrschaft und am ewigen Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Christkönigsonntag
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Jesus,
du hast uns heute in Wort und Speisung für eine neue Woche gestärkt.
Nun sendest du uns aus, dein Königreich der Liebe, der Verzeihung und der Barmherzigkeit in dieser Welt zu verkünden und zu leben.
Begleite uns auf dem Weg in den Alltag
und schenke uns die Kraft, deinem Auftrag zu folgen.
Der du mit dem Vater und dem Hl. Geist lebst in Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2020)
Gott, unser Vater
wir haben das Wort vom Heil gehört
und das Brot des Lebens geteilt.
Lass uns so gestärkt nun hinausgehen
und in der Welt Zeugnis geben
von der Herrschaft deiner Barmherzigkeit unter den Menschen.
So bitten wir durch Christus unseren Herrn.
Manfred Wussow (2017) - das entscheidende Urteil
Wir danken dir, Christus König,
dass du das letzte Wort hast,
das entscheidende Urteil verkündest
und uns alle richtest.
Vor deinem Gericht fürchten wir uns.
Unsere Verteidigungsversuche, Ausflüchte und Schutzbehauptungen
lässt du nicht gelten.
Schenke uns liebevolle Blicke
für deine kleinsten und geringsten Brüder und Schwestern
und lass sie bei uns Heimat und Freundschaft finden.
Wir gehen in eine neue Woche
(und freuen uns auf den 1. Advent).
Um dein Kommen bitten wir dich.
In Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2011)
Jesus,
du bist König, der uns aussendet
Wir sehen dich in den leidenden,
in den armen Schwestern und Brüdern.
Was wir diesen Geringsten tun, das tun wir dir.
Wir sehen dich aber auch dort,
wo wir miteinander Mahl halten, in der Eucharistie.
Jesus,
verwandele unser Herz.
Sende uns, deinen Willen zu tun.
Sende uns aus, Sauerteig zu werden. Amen.
Christkönigsfest
Das Christkönigsfest, ein Ideenfest, wurde in der römisch-katholischen Kirche anlässlich des Heiligen Jahres 1925 zur 1600-Jahr-Feier des Konzils von Nicäa 325 von Papst Pius XI. mit seiner Enzyklika Quas primas vom 11. Dezember 1925 eingesetzt, wenige Jahre nach dem Untergang von König- und Kaiserreichen mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, etwa in Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland. Das Fest wurde erstmals am 31. Dezember 1925 gefeiert und dann jeweils am letzten Sonntag im Oktober. Im Zuge der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde das Fest 1970 auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres Ende November verlegt. Zugleich wurde in den liturgischen Texten die Königsherrschaft Christi stärker unter dem eschatologischen Aspekt betont.
Ganzer Eintrag:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christk%C3%B6nigsfest
Wikipedia am 2023-11-20.
Was wirklich wichtig ist
Heute feiern wir Christus als König. Im Evangelium kommt jedoch ein völlig anderer Christus zu uns: in den Menschen, die nichts haben, kein Geld, keine Gesundheit, kein Heim, keine Freiheit; die, die ganz am Rand stehen oder längst über den Rand hinuntergefallen sind. Das kann ganz schön eine Zumutung sein. Hier steht nämlich nichts davon, dass es nur um politisch Verfolgte oder Kriegsflüchtlinge geht, wie wir uns das gerne schönreden. Da steht auch nichts davon, ob der Gefängnisaufenthalt ungerecht ist, die Armut selbst verschuldet oder was auch immer. Es steht einfach da: die Hungernden, die Dürstenden, die Frierenden, die Fremden, die Kranken und die im Gefängnis. Ohne irgendeine moralische Einordnung. Und dann wissen wir durchaus, wer gemeint ist: auch die, die ohne Asylgrund zu uns kommen, einfach, weil sie keine Alternative haben. Auch die, die Drogen nehmend auf der Straße leben. Auch die, die uns unheimlich sind, die, von denen wir glauben, sie seien selbst an ihrem Elend schuld.
Ihnen müssen wir beistehen, ihnen müssen wir helfen, das ist das, was Christus von uns verlangt. In ihnen begegnen wir dem Herrn, dem König, den wir heute feiern. In den Geringsten unserer Schwestern und Brüder begegnet er uns. Und doch ist er zweifellos der König des Weltengerichts.
Wir feiern also einen König, indem wir denen, die wir eigentlich am liebsten gar nicht beachten würden, beistehen. Hier bei uns z.B. der ukrainischen Familie, die nicht weiß, wie es weitergehen kann; der nigerianischen Christin, die keinen Asylgrund hat und dennoch keine Perspektive in ihrem Land; dem jungen Mann auf der Straße, der Drogen nimmt und auch verkauft und in unseren Augen sein Leben wegwirft. Der Frau, die wegen wiederholten Schwarzfahrens ins Gefängnis kommt. Aber auch denen, die versuchen, übers Mittelmeer zu uns zu kommen aus welchen Gründen auch immer. Indem wir die Seenotrettung unterstützen, indem wir versuchen, die Stimmung in unserem Land zu drehen dahin anzuerkennen, dass auch sie Menschen mit dem Recht auf ein menschenwürdiges Leben sind.
Wir kennen den Auftrag. Und der heißt nicht vorrangig Sonntagspflicht, häufige Teilnahme an den Sakramenten, er heißt auch nicht in möglichst vielen Gremien zu sitzen, Feste zu veranstalten. Sondern ganz einfach: Steht den geringsten meiner Brüder und Schwestern bei. Der Christkönigtag rückt also die Perspektive zurecht, darauf, was wirklich wichtig ist. Mitarbeit am Reich Gottes heißt, für die da sein, für die sonst keiner da ist.
Edith Furtmann 2023.
Du, der du ein König bist
Du,
der du ein König bist,
hast dich so klein gemacht,
um als Mensch
unter Menschen zu leben.
Du,
der du der Größte bist,
hast dich so arm gemacht,
um im Stall
geboren zu werden.
Du,
der du der Mächtigste bist,
hast dich am Kreuz
menschlicher Gewalt
unterworfen.
Du, der du ein König bist,
bist zu mir gekommen,
klein und bescheiden
im Brot.
Deine Demut, Herr,
ist es,
die wir lernen müssen.
Ilse Pauls
Mein Königreich
Oh komm
du König aller Königreiche
gerufen vom Volk
gerufen
um der Herrschaft der Herrschenden
endlich ein Ende zu setzen
schlag doch dazwischen
damit die Unterdrücker
endlich Druck bekommen
hau doch zu
mach ihrer Macht endlich ein Ende
Mein Königtum ist nicht von dieser Welt
sagst du
dein Königreich hast du gelebt
selig seid ihr
wenn ihr meine Umkehrung
versteht
selig sei ihr
wenn ihr erkennt
dass ich ein König des Dienens bin
dass meine Königswürde
darin besteht
dass ich mich kleinmachen kann
so klein und angreifbar
dass ihr mich zu Tode quälen könnt
aber so groß
dass ich nicht nach „meinen Leuten“
rufe
es wäre mir ein Leichtes
so groß
dass ich mich in den Willen
meines Vaters
ergeben kann
meine Königswürde ist die:
euch nachzugehen
euch
laut zu rufen
oder
es euch
zuzuflüstern
euch zu erreichen
ob laut oder leise
dass es in eure Herzen dringe
damit mein Königreich
der Liebe
der Menschenwürde
der Vergebung
endlich anbrechen kann
Beatrix Senft, unveröffentlicht.
Märchenprinz
du bist nicht der Märchenprinz
stehend auf einem Sockel
umschwärmt
weil weltlicher Glanz
und weltliche Macht
dich umgibt
ein Glanz
der unsere eigene Begehrlichkeit
nach Glanz
zumindest für kurze Zeit
erfüllen soll
NEIN
du bist
CHRISTKÖNIG
und
deine Königswürde
gilt dem Blick in eine andere Welt
eine Welt
der Berührbarkeit
des sich Berühren-lassens
und
der An-rührung
des Wahrnehmens
und
Handelns
an deinem Volk
aus
Bettlern und Lahmen
aus
Kranken und Aussätzigen
aus
Suchenden und Gescheiterten
und
so wirst du der
CHRISTKÖNIG
der Ersehnte
für alle
die sich vom Funken
deiner liebenden
und
heilbringenden Nähe
berühren lassen
damit ihnen die Hoffnung
nicht ausgeht
und
DU sendest uns
diesen Funken weiterzutragen
damit dein Königreich
Bestand hat
für alle Zeit
Beatrix Senft 2022.
Die wichtigste Stunde
Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.
Meister Eckhart
Sag das den Armen
Du bist der Trost der ganzen Welt.
Sag das den Armen.
Du herrscht mit starkem Arm.
Sag das den Unterdrückten.
Du verkündest Freiheit.
Sag das den Versklavten.
Du sammelst unter deinem Schutz.
Sag das den Verfolgten.
Du bringst uns Erlösung.
Sag das den Leidenden.
Vielleicht
müssen wir es tun
damit dein Wort Wahrheit ist
Aus: Laacher Messbuch 2006
Hände, die heilen
Wir dürfen uns nicht von der Ohnmacht
überwältigen lassen.
"Da kann man nichts machen" ist ein gottloser Satz.
So ist es eben, Hunger hat es immer gegeben,
heißt sagen, Gott hat keine Hände.
Zu denken, ich als einzelne kann sowieso nichts ändern,
heißt, sich selber abschneiden von der Liebe Gottes.
Es ist ja nicht wahr, dass du allein bist.
Wir haben alle und an jedem Ort viel mehr
Schwestern und Brüder, als wir glauben.
Der Glaube an das Evangelium beginnt mit ihrer Entdeckung:
Geschwister entdecken,
die neuen Namen des Reiches Gottes durchzubuchstabieren
und frei zu werden vom Zwang
einer brutalen, Mensch und Tier vernichtenden Zeit.
Wir legen diese Zeit aus Eisen und Blut,
aus Kälte und Gleichgültigkeit
in Gottes gute Hände,
Hände, die arbeiten an der Befreiung,
Hände, die heilen,
Hände, die teilen.
Die Zeit ist von Gott erfüllt,
und die Welt, in der niemand hungern muss,
liegt vor unseren Augen.
Kehrt um und vertraut der Botschaft,
die die Verlorenen rettet.
Dorothee Sölle
Evangelii Gaudium
Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen. (20)
Eine Kirche "im Aufbruch" ist eine Kirche mit offenen Türen. Zu den anderen hinauszugehen, um an die menschlichen Randgebiete zu gelangen, bedeutet nicht, richtungs- und sinnlos auf die Welt zuzulaufen. Oftmals ist es besser, den Schritt zu verlangsamen, die Ängstlichkeit abzulegen, um dem anderen in die Augen zu sehen und zuzuhören, oder auf die Dringlichkeiten zu verzichten, um den zu begleiten, der am Straßenrand geblieben ist. Manchmal ist sie wie der Vater des verlorenen Sohns, der die Türen offen lässt, damit der Sohn, wenn er zurückkommt, ohne Schwierigkeit eintreten kann. (46)
Wenn die gesamte Kirche diese missionarische Dynamik annimmt, muss sie alle erreichen, ohne Ausnahmen. Doch wen müsste sie bevorzugen? Wenn einer das Evangelium liest, findet er eine ganz klare Ausrichtung: nicht so sehr die reichen Freunde und Nachbarn, sondern vor allem die Armen und die Kranken, diejenigen, die häufig verachtet und vergessen werden, die » es dir nicht vergelten können « (Lk 14,14). Es dürfen weder Zweifel bleiben, noch halten Erklärungen stand, die diese so klare Botschaft schwächen könnten. Heute und immer gilt: »Die Armen sind die ersten Adressaten des Evangeliums« und die unentgeltlich an sie gerichtete Evangelisierung ist ein Zeichen des Reiches, das zu bringen Jesus gekommen ist. Ohne Umschweife ist zu sagen, dass - wie die Bischöfe Nordost-Indiens lehren - ein untrennbares Band zwischen unserem Glauben und den Armen besteht. Lassen wir die Armen nie allein! (48)
Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten! Ich wiederhole hier für die ganze Kirche, was ich viele Male den Priestern und Laien von Buenos Aires gesagt habe: Mir ist eine "verbeulte" Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben. Ich hoffe, dass mehr als die Furcht, einen Fehler zu machen, unser Beweggrund die Furcht sei, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen falschen Schutz geben, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos wiederholt: »Gebt ihr ihnen zu essen!« (Mk 6,37). (49)
Herkunft: Franziskus, gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, zum Abschluss des Jahres des Glaubens, am 24. November - Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, König des Weltalls - im Jahr 2013, dem ersten meines Pontifikats.
Segensgebet
Göttliche Kraft stärke deinen Rücken,
sodass du aufrecht stehen kannst,
wo man dich beugen will!
Göttliche Zärtlichkeit bewahre deine Schultern,
sodass die Lasten, die du trägst,
dich nicht niederdrücken.
Göttliche Weisheit bewege deinen Nacken,
sodass du deinen Kopf frei heben
und ihn frei dorthin neigen kannst,
wo deine Zuneigung von Nöten ist!
Göttliche Zuversicht erfülle deine Stimme,
sodass du sie erheben kannst,
laut und klar.
Göttliche Sorgfalt behüte deine Hände,
sodass du berühren kannst,
sanft und bestimmt.
Göttliche Kraft stärke deine Füße,
sodass du auftreten kannst,
fest und sicher.
Göttlicher Segen sei mit dir!
Claudia Mitscha-Eibl
Die entscheidende Frage
Das Wiederkommen Christi ist sein Wiederkommen zum Gericht. Die Frage, deren Schall dann den Himmel und die Erde durchdringen wird, wird jene Frage sein, für die wir immer taub zu sein pflegen. Unser Leben, so wie wir es leben, scheint von lauter Fragen auszugehen, die am Schluss nicht gestellt werden. Es sieht alles so aus, als bereiteten wir uns auf die Schlussfrage vor: "Wie viel hast du zeit deines Lebens verdient?" Oder: "Mit wie vielen Menschen warst du gut Freund?" oder "Wie hoch hinaus hast du es auf der Karriereleiter geschafft?" oder: "Wie groß war dein Einfluss auf andere Menschen?" Würde eine dieser Fragen zu den Fragen gehören, die Christus stellen wird, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt, dann könnten etliche von uns dem Tag des Gerichtes mit ziemlicher Zuversicht entgegensehen.
Aber keine dieser Fragen wird je jemand zu hören bekommen. Die Frage, die uns allen gestellt wird, ist die Frage, auf die wir am schlechtesten vorbereitet sind. Sie lautet: "Was hast du für die Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan?"
Das ist die Frage des gerechten Richters, der uns mit ihr offenbart, dass das Stiften von Frieden und der Einsatz für Gerechtigkeit nie voneinander getrennt werden können. Solang es Menschen gibt, die geringer sind als wir, in welcher Weise oder Form auch immer, wird uns die Frage des Endgerichts nie loslassen. Solang es Fremde, Hungrige, Nackte, Kranke gibt; Gefangene, Flüchtlinge und Sklaven; Menschen mit körperlichen, geistigen oder emotionalen Behinderungen; Menschen ohne Arbeit, Obdach oder ein Stück Land - so lange bleibt die beängstigende Frage vom Gerichtsthron her im Raum: "Was hast du für die Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan?" Diese Frage lässt das Kommen Christi zu einem immer gegenwärtigen Ereignis werden.
Aus: Henri Nouwen, Jesus. Eine Botschaft, die Liebe ist. Mit Illustrationen von Rembrandt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Einfach und bequem
Es ist einfach
zu beten:
Gib, dass es allen Menschen gut geht!
Und:
Gib den Armen Brot!
Es fällt leicht
zu flehen:
Gib, dass es nie mehr Krieg gibt!
Oder:
Gib, dass die die Menschen einander verstehen!
Und dennoch
am eigenen Verhalten nichts zu ändern.
Es ist einfach,
darauf zu warten,
dass du unsere Gebet "erhörst".
Es ist bequem,
dich verantwortlich zu machen,
wenn es den Menschen nicht gut geht,
wenn viele nichts zu essen haben.
Es ist bequem,
dich verantwortlich zu machen,
wenn wir einander nicht verstehen,
wenn es auch weiterhin Krieg gibt.
Es ist sehr einfach und sehr bequem.
Aus: Minuten am Morgen: Texte und Gebete zum Schulbeginn, München. 2. Auflage 2004.
Jetzt oder in der Zukunft?
Für Jesus stehen alle Belohnungen bereits in der Tat selbst, und auch alle Bestrafungen stecken schon in der Tat selbst. Aber wir haben weithin alle Belohnungen und Strafen in die Zukunft verlegt. Ich frage mich manchmal, ob wir Priester und Prediger nicht ein unbewusstes, aber gut verkleidetes Interesse daran haben, Menschen von uns abhängig zu halten, indem wir ihnen immer die Wurst vor der Nase baumeln lassen. Was Jesus sagt, klingt eindeutig nach: "Nicht jetzt, aber vielleicht für immer, sofern du alles richtig machst."
Was sie jetzt wählen, werden sie dann haben. Gott gibt jedem das, was er oder sie sich wünscht. In einer reifen Religion sind diese und die kommende Welt eng verwandt und miteinander verbunden. Diese Welt ist nicht das Testgelände für eine andere, sondern bereits die Praxis der kommenden Welt und die Entscheidung für sie. Im Christentum geht es schlicht und einfach darum, den "Himmel zu praktizieren", sich in den Himmel einzuüben. Wenn Sie den Himmel später haben wollen, dann verwirklichen Sie ihn jetzt. Gott scheint zu sagen: "Ich werde dir geben, was immer du willst."
Aus: Richard Rohr, Ins Herz geschrieben. Die Weisheit der Bibel als spiritueller Weg. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien.
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde
Refrain:
Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde,
heute wird getan oder auch vertan,
worauf es ankommt, wenn er kommt
Der Herr wird nicht fragen: was hast du gespart, was hast du alles besessen?
Seine Frage wird lauten: was hast du geschenkt, wen hast du geschätzt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast du gewusst, was hast du Gescheites gelernt?
Seine Frage wird lauten: was hast du bedacht, wem hast du genützt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du beherrscht, was hast Du Dir unterworfen?
Seine Frage wird lauten: Wem hast Du gedient, wen hast du umarmt, um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du bereist, was hast Du Dir leisten können?
Seine Frage wird lauten: Was hast Du gewagt, wen hast Du befreit um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du gespeist, was hast Du Gutes getrunken?
Seine Frage wird lauten: Was hast Du geteilt, wen hast du genährt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du geglänzt, was hast Du Schönes getragen?
Seine Frage wird lauten: Was hast Du bewirkt, wen hast Du gewärmt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du gesagt? Was hast Du alles versprochen?
Seine Frage wird lauten: Was hast Du getan, wen hast Du geliebt um meinetwillen?
Der Herr wird nicht fragen: Was hast Du erreicht, was hast Du Großes gegolten?
Seine Frage wird lauten: Hast du mich erkannt, ich war Dein Bruder (Schwester) um deinetwillen?
Lied: Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde aus dem Liedbuch "Sing mit mir ein Halleluja".
Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott
Artikel 1033:
"Wir können nicht mit Gott vereint werden, wenn wir uns nicht freiwillig dazu entscheiden, ihn zu lieben. Wir können aber Gott nicht lieben, wenn wir uns gegen ihn, gegen unseren Nächsten oder gegen uns selbst schwer versündigen. "wer nicht liebt, bleibt im Tod. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst: 'Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt.' Unser Herr macht uns darauf aufmerksam, dass wir von ihm getrennt werden, wenn wir es unterlassen, uns der schweren Nöte der Armen und der Geringen, die seine Brüder und Schwestern sind anzunehmen. In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet durch eigenen freien Entschluss für immer von ihm getrennt zu bleiben. Dieser Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man 'Hölle.'"
Artikel 1035:
Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, "das ewige Feuer". Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.
Aus: Henri Nouwen, Jesus. Eine Botschaft, die Liebe ist. Mit Illustrationen von Rembrandt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Christkönig - Ein Fest erinnert an einen erbitterten Streit
Die ersten Christen hatten es nicht leicht: Verfolgungen machten ihnen das Leben schwer. Gleichzeitig sollte die Einheit im Glauben erhalten bleiben, und das Glaubensbekenntnis musste wiederum durchdacht sein, um sich Fragen der heidnischen Umgebung zu stellen.
Intensiv rang man nach den Zeiten der Christenverfolgung um theologische Fragen: Was war denn nun der Mann aus Nazareth? War er Mensch? War er Gott? War er ein Zwischenwesen? Synoden und Konzilien beschäftigten sich damit.
Mit Vertretern der unterlegenen Ansicht wurde nicht zimperlich umgegangen - Exkommunikationen und Verbannungen waren die Strafen. An einen der heftigsten Streitigkeiten der jungen Kirche erinnert das Christkönigsfest, das die katholische Kirche am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiert.
Das Konzil von Nizäa hatte im Jahr 325 die Gottheit Christi gegenüber der Lehre des Arius definiert. Dieser hatte um 320 die Ansicht verbreitet, Jesus Christus sei seinem göttlichen Vater nur untergeordnet und keineswegs wahrer Gott. Vielmehr sei er Gottes erstes und vollkommenstes Geschöpf, durch dessen Vermittlung die Welt vom Vater geschaffen wurde.
Griechisches Denken
Arius sah den Sohn auf der Seite der anderen Kreaturen. Dies entsprach dem damaligen griechisch geprägten Denken, das sich einen stufenweisen Ab- und Aufstieg der Wesen von Gott her bzw. zu Gott hin vorstellen konnte, wie es etwa die griechischen Sagen beschreiben. Dies aber widersprach dem Glauben der Kirche.
Schärfster Gegner des "Irrlehrers" Arius war der heilige Athanasius, der spätere Bischof von Alexandrien. Er argumentierte so: Wenn Jesus nur ein zwar edles und hoch erhabenes Geschöpf war, dann habe er die Menschen nicht von der Macht der Sünde und des Todes befreien können. Dazu habe es Gottes selbst bedurft.
Das Konzil von Nizäa bekannte daher den Glauben an die Gottheit Jesu. Dieses Bekenntnis findet sich im so genannten Großen Glaubensbekenntnis, das alle Kirchen des Ostens und Westens miteinander verbindet und von Zeit zu Zeit in den Gottesdiensten gesprochen wird.
Darin heißt es: "Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater."
...wie Gott wirklich ist
Diese theologische Ansicht will verdeutlichen, dass sich in Jesus von Nazareth Gott geoffenbart hat; oder anders gesagt: In Jesus erkennen die Menschen, wie Gott ist. Negativ machte sich dieser theologische Streit im Lauf der Geschichte dadurch bemerkbar, dass die Gottheit Jesu überbetont und die Menschheit Jesu stark zurückgedrängt wurde.
Der Arianismus hielt sich noch über mehrere Jahrhunderte bei verschiedenen Germanenstämmen - so ist etwa die bekannte Wulfila-Bibel der Westgoten vom arianischen Bischof Wulfila übersetzt worden. Erst durch Kaiser Karl dem Großen gab es die klare Wendung zum Katholizismus.
Mit dem Christkönigsfest endet das katholische Kirchenjahr. Es lenkt den Blick auf Jesus Christus, von dem die Christen glauben, dass er am Ende der Zeit als König wiederkommen wird und zu dem sich die Kirche unterwegs sieht.
Seit 1969 wird dieses Fest am Sonntag vor dem 1. Advent begangen; zuvor wurde es am letzten Oktobersonntag gefeiert. Papst Pius XI. führte das Christkönigsfest im Jahr 1925 ein in Erinnerung an das Konzil von Nizäa, das 1.600 Jahre zuvor (325) tagte.
Norbert Göckener, November 2002.
Abschluss der Christusandacht
Herr, Jesus Christus,
du bist der Messias, der Sohn Gottes,
du bist unser Richter und König.
Deine Macht ängstigt uns nicht,
denn deine Gerechtigkeit heißt Barmherzigkeit
und dein Maßstab ist die Liebe.
Wenn wir barmherzig sind,
wird uns unser Leben gelingen,
und wir werden vor deinem Gericht bestehen.
Wir danken dir,
dass wir ohne Angst leben können.
Denn wer glaubt, ist schon gerichtet,
ist gerettet und ist hineingenommen
in die Freude der Gemeinschaft mit dir
in Zeit und Ewigkeit.
Aus: Gemeinsames Gebet und Gesangbuch. Probepublikation.
Der Dienst der Nächstenliebe
Beim Dienst der Nächstenliebe muss uns eine Haltung beseelen und kennzeichnen: wir müssen uns des anderen als Person annehmen, die von Gott unserer Verantwortung anvertraut worden ist. Als Jünger Jesu sind wir berufen, uns zum Nächsten jedes Menschen zu machen und dabei dem Ärmsten, Einsamsten und Bedürftigsten besonderen Vorzug zu gewähren. Dadurch, dass wir dem Hungernden, dem Dürstenden, dem Fremden, dem Nackten, dem Kranken, dem Gefangenen - wie auch dem ungeborenen Kind, dem alten Menschen in seinem Leiden oder unmittelbar vor seinem Tod - helfen, dürfen wir Jesus dienen, wie er selbst gesagt hat: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."
Aus: Enzyklika Evangelium vitae vom 6.1.1995, zitiert nach: Johannes Paul II. Seid ohne Furcht! Worte der Zuversicht Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien 2005.
Königlich leben wie du
Herr Jesus Christus,
Anfang und Ende,
König des Himmels und der Erde,
ich möchte so königlich leben wie du,
nicht festhalten an materiellem Reichtum,
sondern anderen die Füße waschen.
Jesus Christus,
ich möchte so königlich leben wie du,
Vorurteile überwinden, Ausgegrenzte umarmen,
und Kranken mit Liebe und Fürsorge begegnen.
Jesus Christus,
ich möchte so königlich leben wie du,
Ängste abbauen, Nächstenliebe leben,
und Feste feiern mit denen, die am Rand stehen.
Jesus Christus,
ich möchte so königlich leben wie du
und mitwirken an deinem Königreich
das nicht von dieser Welt ist.
Amen.
Aus: Gemeinsames Gebet und Gesangbuch. Eigenteil der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Probepublikation.
Die sieben Werke der Barmherzigkeit
Du
leidest Not
und
wendest Not
mein Gott
Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete. Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien.
Trost für die Blätter
Dios mio!
Ich laufe
zu den verwehten Blättern.
Es tut ihnen weh,
wenn sie vom Baum fallen.
Aber ich versuche,
sie zu trösten.
Dios mio,
heile sie, bevor
der Winter kommt
Aus: Angela Toigo; Gebete einer Maus. Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien.
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Gabi Ceric (1999)