Lesung aus dem Buch Daniel.
Herr, du großer und Furcht erregender Gott,
der den Bund und die Huld denen bewahrt,
die ihn lieben und seine Gebote bewahren.
Wir haben gesündigt und Unrecht getan,
wir sind treulos gewesen
und haben uns gegen dich empört;
von deinen Geboten und Rechtsentscheiden
sind wir abgewichen.
Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört,
die in deinem Namen zu unseren Königen und Vorstehern,
zu unseren Vätern
und zu allen Bürgern des Landes geredet haben.
Du, Herr, bist im Recht;
uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht,
den Leuten von Juda,
den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten,
seien sie nah oder fern in all den Ländern,
wohin du sie verstoßen hast;
denn sie haben dir die Treue gebrochen.
Ja, HERR, uns steht die Schamröte im Gesicht,
unseren Königen, Fürsten und Vätern;
denn wir haben uns gegen dich versündigt.
Beim Herrn, unserem Gott,
ist das Erbarmen und die Vergebung,
obwohl wir uns gegen ihn empört haben.
Wir haben nicht auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes,
nach seinen Weisungen zu wandeln, gehört,
die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat.
Predigten vom 01. Mär. 2021 - Hausgottesdienst (Sonst.)
27. Jun. 2021
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
27. Jun. 2021
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2021
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
20. Jun. 2021
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Jun. 2021
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
11. Jun. 2021
Heiligstes Herz Jesu (B)
06. Jun. 2021
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Jun. 2021
Fronleichnam (B)
30. Mai. 2021
Dreifaltigkeitssonntag (B)
24. Mai. 2021
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
23. Mai. 2021
Pfingstsonntag (A/B/C)
16. Mai. 2021
7. Sonntag der Osterzeit (B)
13. Mai. 2021
Christi Himmelfahrt (B)
09. Mai. 2021
6. Sonntag der Osterzeit (B)
02. Mai. 2021
5. Sonntag der Osterzeit (B)
25. Apr. 2021
4. Sonntag der Osterzeit (B)
18. Apr. 2021
3. Sonntag der Osterzeit (B)
11. Apr. 2021
2. Sonntag der Osterzeit (B)
05. Apr. 2021
Ostermontag (A/B/C)
04. Apr. 2021
Ostersonntag (A/B/C)
03. Apr. 2021
Osternacht (B)
02. Apr. 2021
Karfreitag (A/B/C)
01. Apr. 2021
Gründonnerstag (A/B/C)
28. Mär. 2021
Palmsonntag (B)
25. Mär. 2021
25. März, Verkündigung des Herrn (Fest)
21. Mär. 2021
5. Fastensonntag (B)
14. Mär. 2021
4. Fastensonntag (B)
07. Mär. 2021
3. Fastensonntag (B)
01. Mär. 2021
Hausgottesdienst (Sonst.)
Lesung - Dan 9,4b-10
Antwortpsalm - Ps 79,5. 8-9. 11. 13
Kv - Vergilt uns nicht nach unseren Sünden, o Herr! – Kv
Oder GL 39,1
Wie lange noch, HERR? Willst du für immer zürnen, *
wird brennen wie Feuer dein Eifer?
Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! /
Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! *
Denn wir sind sehr erniedrigt. - Kv
Hilf uns, Gott unsres Heils, *
um der Herrlichkeit deines Namens willen!
Reiß uns heraus und vergib uns die Sünden *
um deines Namens willen! - Kv
Das Stöhnen des Gefangenen komme vor dein Angesicht! *
Durch deinen mächtigen Arm erhalte die Kinder des Todes am Leben.
Wir aber, dein Volk und die Herde deiner Weide, *
wir wollen dir danken auf ewig,
von Geschlecht zu Geschlecht dein Lob verkünden. – (Kv)
Evangelium - Lk 6,36-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
Richtet nicht,
dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden!
Verurteilt nicht,
dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Erlasst einander die Schuld,
dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
Gebt,
dann wird auch euch gegeben werden!
Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß legen;
denn nach dem Maß, mit dem ihr messt,
wird auch euch zugemessen werden.
Lk 6,20-49 bringt die neue Gottesweisung, die Jesus den Jüngern und dem Volk verkündet. Lukas möchte diese Einheit als Wort an die Kirche verstanden wissen (deshalb der "ekklesiologische Rahmen" mit der Apostelwahl 6,12-19 als Vorschub). Nach den Seligpreisungen und Weherufen (6,20-26) folgt der Hauptteil der Rede: die neue Weisung, die radikale Liebe fordert. 6,27-38 stellt zunächst das neue Gebot Jesu vor. (Der zweite Teil der Rede - 6,39-45 - bringt danach eine kritische Reflexion des Neuen an diesem Gebot im Vergleich zu anderen Lebenswegen.) 6,27-31 stellt zunächst die Forderung dar: reaktionslose Feindesliebe und selbstlose Hilfsbereitschaft einem jeden gegenüber; den Abschluss bildet die "Goldene Regel", die die Einzelanweisungen ins Allgemeine führt. Sie ist positiv formuliert (vgl. Mk 12,31); die Eigenliebe wird als Maßstab für die Liebe zum Mitmenschen empfohlen. Indem Jesus allen Menschen eine Allgemeinregel in die Hand gibt, gibt er auch die Möglichkeit zum eigenen (Gewissens-)Entscheid, unabhängig von der Gesetzesauslegung von Schriftgelehrten. 6,32-35 bringt die Motivation für solches Handeln: nicht ein Lohndenken ist es, sondern selbstlose Liebe, die verschenken will; und doch ist auf einer tieferen Ebene der Lohn groß. Letztlich bringt Jesus eine Empfehlung der Nachahmung des Handelns Gottes, der "gütig ist gegenüber Undankbaren und Bösen". 6,36-38 bringt das Thema der Barmherzigkeit: nach dem Vorbild der Barmherzigkeit des Vaters bedeutet sie Verzeihen (V. 37) und Geben (V. 38). Jesus setzt das Gebot der Nächstenliebe voraus (Lev 19,18), radikalisiert es aber, indem er fordert, auch den letzten, den verhasstesten Menschen noch lieben zu sollen. Der Schlüssel für ein solches Verhalten liegt letztlich im Handeln Gottes selbst (V. 36).
Den Abschnitt über die Vergeltung und die Feindesliebe schließt das Lukasevangelium im Rahmen der sogenannten "Feldrede" an die Seligpreisungen und die Wehrufe an. Positiv ausgedrückt könnte man diese Stelle mit: "über die Barmherzigkeit und die Nächstenliebe" überschreiben. Die Forderungen sind radikal und doch aus dem alltäglichen Leben gegriffen: das Verhalten gegenüber Menschen, wo nur eine negative Beziehung besteht, Umgang mit Gewalt, mit Menschen, denen man nicht vertrauen kann, auch in diesen Grenzbereichen, hat sich die christliche Grundhaltung zu bewähren. Feindlich gesinnte, hassende, gewalttätige und nicht vertrauenswürdige Menschen gehören zu der Realität, in die die Christen hineingestellt sind. Der Himmel ist noch nicht eingekehrt auf der Erde und die Christen sind nicht gefeit vor Begegnungen mit dem Bösen in der Welt, wie Paulus den Korinthern klarzumachen versuchte. Es ist nach Lukas nicht möglich, und auch nicht christlich, davor die Augen zu verschließen, daß es böse Menschen gibt und um nicht damit konfrontiert zu werden nur im privaten, "frommen und rechtgläubigen" Zirkeln zu verkehren. Wenn die Liebe der Christen nicht über den eigenen Gartenzaun hinausreicht, was bringt´s? Mit dem Evangelisten: "Welchen Dank erwartet ihr euch dafür?" (Lk 6:33) Der Schreiber des Evangeliums will nicht, daß seine Leser zu geduldigen Opfern von Ausnutzung, Gewalt und Vertrauens mißbraucht werden. Es geht nicht um ein passives Erdulden und Erleiden, sondern um eine aktive Begegnung, dem Bösen die Stirn zu bieten, in einer Art und Weise, wie es in der Logik des Bösen nicht vorkommt: Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, den Konflikt nicht eskalieren lassen sondern selber auszusteigen aus diesen gefährlichen Mechanismen. Der Evangelist lädt ein, aktiv zu werden, aus der Wahrnehmung und dem Erkennen des Bösen heraus bewußt einen Schritt in die andere Richtung zu setzen., sich nicht blind den unmittelbaren Emotionen hinzugeben. Ähnlich arbeiten Psychotherapeuten mit Menschen, die in einem Konflikt, zum Beispiel in einer Ehekrise stehen: einmal den Standpunkt wechseln, den anderen nicht nur als "Feind", sondern auch als Menschen betrachten, ein Stück über den eigenen Schatten springen, einen Schritt der Versöhnung tun und darüber nachzudenken, wie weit mein eigenes Verhalten Anlaß gibt für Haß und Feindschaft. Radikale Forderungen? Herausfordernd vielleicht, aber nicht entmündigend, unterdrückend und zum Dulden verdammend. Natürlich gibt es ein Risiko, sofortigen Erfolg verspricht der Evangelist Lukas nicht. Die Strukturen des Bösen sind zäh, im einzeln Menschen, in der Gesellschaft und auch in der Kirche. Das Evangelium verweist uns auf die Güte und Barmherzigkeit Gottes, nicht für unseren Umgang mit Menschen mit denen wir nicht gern zu tun haben, sondern auch für unsere eigenen Ansätze und Versuche, die Welt ein Stück menschlicher zu machen.
Eröffnung - Hans Hütter
Suchen Sie sich für den Hausgottesdienst einen geeigneten Platz in Ihrer Wohnung,
zünden Sie eventuell eine Kerze an und beginnen Sie:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. - Amen.
Einleitung - Hans Hütter (2010)
Jesus wurde nicht müde, einen barmherzigen Gott zu verkündigen. Dies hat bei manchen den Eindruck erweckt, dass es gleichgültig sei, wie die Menschen ihr Leben gestalten. Neben der Botschaft von der Barmherzigkeit ist ihm wichtig, dass wir Verantwortung für alles, was uns anvertraut ist, übernehmen. Wir schulden Gott und unseren Mitmenschen Rechenschaft darüber, wie wir mit unseren menschlichen Beziehungen und wie wir mit den Talenten, die wir ins Leben mitbekommen haben, umgegangen sind.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn hin und bitten ihn um Vergebung für alles, was wir an Verantwortung haben fehlen lassen.
Impuls - Klaus Hemmerle
frei ist der Mensch,
der den Tod hinter sich
und das Leben vor sich hat,
der nicht zu vergessen braucht,
weil ihm vergeben ist
und er vergeben hat,
der vor nichts zu fliehen braucht,
weil er durch verschlossene Türen kommen
und über Abgründe gehen kann,
der sich nicht zu ängstigen braucht,
weil er immer unterwegs ist
zu einem und mit einem,
der ihn grenzenlos liebt.
frei ist der Mensch, der zu allen offen ist,
weil er alle
in sein Herz geschlossen hat.
frei ist der Mensch,
der jenseits der Wunde lebt -
der österliche Mensch
Klaus Hemmerle, Hirtenbriefe, hrsg. Karlheinz Collas, Aachen: Einhard Verlag 1994.
Kyrie - Hans Hütter (2010)
Herr, Jesus Christus, Du hast uns aufgefordert:
"Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist."
Herr, erbarme dich.
Du hast deinen Jüngern in Erinnerung gerufen:
"Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer."
Christus, erbarme dich.
"Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue"
sind für dich das Wichtigste am Gesetz Gottes.
Herr, erbarme dich.
Eröffnungsgebet - Sonntagsbibel (2021)
Barmherziger Gott,
dein Sohn bietet uns deine Vergebung an.
Hilf uns,
die eigene Schuld einzugestehen und
laß uns deine Barmherzigkeit weitertragen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Lesung - Dan 9,4b-10
Lesung aus dem Buch Daniel.
Herr, du großer und Furcht erregender Gott,
der den Bund und die Huld denen bewahrt,
die ihn lieben und seine Gebote bewahren.
Wir haben gesündigt und Unrecht getan,
wir sind treulos gewesen
und haben uns gegen dich empört;
von deinen Geboten und Rechtsentscheiden
sind wir abgewichen.
Wir haben nicht auf deine Diener, die Propheten, gehört,
die in deinem Namen zu unseren Königen und Vorstehern,
zu unseren Vätern
und zu allen Bürgern des Landes geredet haben.
Du, Herr, bist im Recht;
uns aber steht bis heute die Schamröte im Gesicht,
den Leuten von Juda,
den Einwohnern Jerusalems und allen Israeliten,
seien sie nah oder fern in all den Ländern,
wohin du sie verstoßen hast;
denn sie haben dir die Treue gebrochen.
Ja, HERR, uns steht die Schamröte im Gesicht,
unseren Königen, Fürsten und Vätern;
denn wir haben uns gegen dich versündigt.
Beim Herrn, unserem Gott,
ist das Erbarmen und die Vergebung,
obwohl wir uns gegen ihn empört haben.
Wir haben nicht auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes,
nach seinen Weisungen zu wandeln, gehört,
die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat.
Antwortpsalm - Ps 79,5. 8-9. 11. 13
Kv - Vergilt uns nicht nach unseren Sünden, o Herr! – Kv
Oder GL 39,1
Wie lange noch, HERR? Willst du für immer zürnen, *
wird brennen wie Feuer dein Eifer?
Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! /
Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! *
Denn wir sind sehr erniedrigt. - Kv
Hilf uns, Gott unsres Heils, *
um der Herrlichkeit deines Namens willen!
Reiß uns heraus und vergib uns die Sünden *
um deines Namens willen! - Kv
Das Stöhnen des Gefangenen komme vor dein Angesicht! *
Durch deinen mächtigen Arm erhalte die Kinder des Todes am Leben.
Wir aber, dein Volk und die Herde deiner Weide, *
wir wollen dir danken auf ewig,
von Geschlecht zu Geschlecht dein Lob verkünden. – (Kv)
Evangelium - Lk 6,36-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
Richtet nicht,
dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden!
Verurteilt nicht,
dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Erlasst einander die Schuld,
dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
Gebt,
dann wird auch euch gegeben werden!
Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß
wird man euch in den Schoß legen;
denn nach dem Maß, mit dem ihr messt,
wird auch euch zugemessen werden.
Johann Pock (2001)
Regina Wagner (1998)
Lk 6,20-49 bringt die neue Gottesweisung, die Jesus den Jüngern und dem Volk verkündet. Lukas möchte diese Einheit als Wort an die Kirche verstanden wissen (deshalb der "ekklesiologische Rahmen" mit der Apostelwahl 6,12-19 als Vorschub). Nach den Seligpreisungen und Weherufen (6,20-26) folgt der Hauptteil der Rede: die neue Weisung, die radikale Liebe fordert. 6,27-38 stellt zunächst das neue Gebot Jesu vor. (Der zweite Teil der Rede - 6,39-45 - bringt danach eine kritische Reflexion des Neuen an diesem Gebot im Vergleich zu anderen Lebenswegen.) 6,27-31 stellt zunächst die Forderung dar: reaktionslose Feindesliebe und selbstlose Hilfsbereitschaft einem jeden gegenüber; den Abschluss bildet die "Goldene Regel", die die Einzelanweisungen ins Allgemeine führt. Sie ist positiv formuliert (vgl. Mk 12,31); die Eigenliebe wird als Maßstab für die Liebe zum Mitmenschen empfohlen. Indem Jesus allen Menschen eine Allgemeinregel in die Hand gibt, gibt er auch die Möglichkeit zum eigenen (Gewissens-)Entscheid, unabhängig von der Gesetzesauslegung von Schriftgelehrten. 6,32-35 bringt die Motivation für solches Handeln: nicht ein Lohndenken ist es, sondern selbstlose Liebe, die verschenken will; und doch ist auf einer tieferen Ebene der Lohn groß. Letztlich bringt Jesus eine Empfehlung der Nachahmung des Handelns Gottes, der "gütig ist gegenüber Undankbaren und Bösen". 6,36-38 bringt das Thema der Barmherzigkeit: nach dem Vorbild der Barmherzigkeit des Vaters bedeutet sie Verzeihen (V. 37) und Geben (V. 38). Jesus setzt das Gebot der Nächstenliebe voraus (Lev 19,18), radikalisiert es aber, indem er fordert, auch den letzten, den verhasstesten Menschen noch lieben zu sollen. Der Schlüssel für ein solches Verhalten liegt letztlich im Handeln Gottes selbst (V. 36).
Den Abschnitt über die Vergeltung und die Feindesliebe schließt das Lukasevangelium im Rahmen der sogenannten "Feldrede" an die Seligpreisungen und die Wehrufe an. Positiv ausgedrückt könnte man diese Stelle mit: "über die Barmherzigkeit und die Nächstenliebe" überschreiben. Die Forderungen sind radikal und doch aus dem alltäglichen Leben gegriffen: das Verhalten gegenüber Menschen, wo nur eine negative Beziehung besteht, Umgang mit Gewalt, mit Menschen, denen man nicht vertrauen kann, auch in diesen Grenzbereichen, hat sich die christliche Grundhaltung zu bewähren. Feindlich gesinnte, hassende, gewalttätige und nicht vertrauenswürdige Menschen gehören zu der Realität, in die die Christen hineingestellt sind. Der Himmel ist noch nicht eingekehrt auf der Erde und die Christen sind nicht gefeit vor Begegnungen mit dem Bösen in der Welt, wie Paulus den Korinthern klarzumachen versuchte. Es ist nach Lukas nicht möglich, und auch nicht christlich, davor die Augen zu verschließen, daß es böse Menschen gibt und um nicht damit konfrontiert zu werden nur im privaten, "frommen und rechtgläubigen" Zirkeln zu verkehren. Wenn die Liebe der Christen nicht über den eigenen Gartenzaun hinausreicht, was bringt´s? Mit dem Evangelisten: "Welchen Dank erwartet ihr euch dafür?" (Lk 6:33) Der Schreiber des Evangeliums will nicht, daß seine Leser zu geduldigen Opfern von Ausnutzung, Gewalt und Vertrauens mißbraucht werden. Es geht nicht um ein passives Erdulden und Erleiden, sondern um eine aktive Begegnung, dem Bösen die Stirn zu bieten, in einer Art und Weise, wie es in der Logik des Bösen nicht vorkommt: Gewalt nicht mit Gegengewalt zu beantworten, den Konflikt nicht eskalieren lassen sondern selber auszusteigen aus diesen gefährlichen Mechanismen. Der Evangelist lädt ein, aktiv zu werden, aus der Wahrnehmung und dem Erkennen des Bösen heraus bewußt einen Schritt in die andere Richtung zu setzen., sich nicht blind den unmittelbaren Emotionen hinzugeben. Ähnlich arbeiten Psychotherapeuten mit Menschen, die in einem Konflikt, zum Beispiel in einer Ehekrise stehen: einmal den Standpunkt wechseln, den anderen nicht nur als "Feind", sondern auch als Menschen betrachten, ein Stück über den eigenen Schatten springen, einen Schritt der Versöhnung tun und darüber nachzudenken, wie weit mein eigenes Verhalten Anlaß gibt für Haß und Feindschaft. Radikale Forderungen? Herausfordernd vielleicht, aber nicht entmündigend, unterdrückend und zum Dulden verdammend. Natürlich gibt es ein Risiko, sofortigen Erfolg verspricht der Evangelist Lukas nicht. Die Strukturen des Bösen sind zäh, im einzeln Menschen, in der Gesellschaft und auch in der Kirche. Das Evangelium verweist uns auf die Güte und Barmherzigkeit Gottes, nicht für unseren Umgang mit Menschen mit denen wir nicht gern zu tun haben, sondern auch für unsere eigenen Ansätze und Versuche, die Welt ein Stück menschlicher zu machen.
Impuls - Carlo M. Martini
»Vergib uns unsere Schuld.« Vielleicht scheint es uns so, als ob wir uns diese Bitte doch recht leicht zu eigen machen könnten. Ich habe jedoch viele Menschen kennen gelernt, die um Vergebung der Schuld gebeten haben, aber nicht bis auf den Grund ihrer Seele selbst daran glauben konnten und deshalb immer noch voller Verwirrung und Bitterkeit waren, niedergedrückt von der Last ihrer Schuld. Sie konnten nicht daran glauben, dass Gott uns die Sünden restlos und ganz vergibt, weil er der Barmherzige und Großzügige ist. Wir sind eingeladen, einmal darüber in Ruhe nachzudenken, ob wir wirklich die Gewissheit empfinden, dass Gott uns vergibt und dass er es auf königliche Weise tut.
»Wie auch wir vergeben unseren Schuldigem.« Manchmal erscheint es uns so, als hätten wir keine Feinde und auch keine Schuldner, als schuldeten wir niemandem etwas und umgekehrt. Wenn wir aber unser Gewissen einmal ernsthaft erforschen, dann stoßen wir auf eine geheime Bitterkeit, zum Beispiel gegenüber Menschen, von denen wir Achtung, Aufmerksamkeit, Zuwendung erwartet hätten und die uns enttäuscht haben - Vorgesetzte innerhalb der Kirche, Freunde, sogar die eigenen Eltern. Viele Menschen merken gar nicht, welche Gefühle der Bitterkeit, der Unzufriedenheit, des Grolls sie in ihrem Herzen hegen - Gefühle, die dann in schweren, schmerzhaften Momenten aus ihnen hervorbrechen und zu einer Explosion von Klagen und Vorwürfen führen, die sie selbst nie für möglich gehalten hätten.
Aus: Kardinal Carlo M. Martini, Die Bergpredigt. Ermutigung zur Nachfolge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2011 (2006).
Lobpreis - Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Lobe den Herrn, meine Seele!
(GL 58,1)
Guter Gott,
wir kommen zu dir, um dir zu danken
und deine barmherzige Liebe zu preisen.
Du hast den Menschen, als er sich von dir abgewandt hat,
nicht verstoßen, sondern auf einen Weg geführt,
auf dem er die Tiefe deiner Weisheit und Liebe zu verstehen begann.
Kehrvers
Du hast immer wieder mit den Menschen einen Bund geschlossen
und schließlich Israel zu deinem heiligen Volk erwählt.
Wann immer es deinen Bund verlassen hat,
hast du ihm Propheten gesandt,
damit sie die Herzen der Menschen wieder dir zuzuwenden.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hat den Bund mit deinem Volk erneuert.
Er hat uns an seiner innigen Verbundenheit mit dir teilhaben lassen
und uns den Heiligen Geist gesandt,
durch den auch wir dich Vater nennen.
Er hat uns mit dir, heiliger Gott und Vater, versöhnt
und ruft uns zur Umkehr,
wo immer wir von deinen Wegen abgewichen sind.
Kehrvers
Wir danken dir für die Gnade und Barmherzigkeit,
mit der du uns begegnest
und die uns die Kraft gibt, auch einander zu vergeben
und auf den Weg zurück zu kehren, den Jesus Christus mit uns geht.
Wir stimmen ein in den Lobgesang aller Menschen,
die deine Größe erkannt haben,
und singen mit den Engeln und Heiligen dein Lob:
Danklied, z. B. "Mein ganzes Herz erhebet dich..." (GL 143)
Fürbitten - Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du bist maßlos im Vergeben
und willst, dass auch wir einander die Schuld nicht nach tragen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen und Völker, die glauben,
ihre Konflikte nur mit Gewalt und Vergeltung lösen zu können.
Zeige ihnen Wege zum Frieden
und zu einem versöhnten Miteinander.
Für alle Menschen, die an anderen schuldig geworden sind
und sich nicht allein aus ihrer Verwicklung in Schuld befreien können.
Gib ihnen die Möglichkeit umzukehren
und eröffne ihnen Auswege aus ihren Problemen.
Für alle Menschen, die sich aussichtslos verschuldet haben.
Lass sie Menschen finden, die ihnen aus ihrer Not heraushelfen.
Für alle Menschen, die durch schuldhaftes Verhalten anderer verletzt oder geschädigt worden sind.
Lass ihre Wunden heilen
und schenke ihnen die Großherzigkeit zu vergeben.
Für die Toten.
Vergib ihnen, was sie anderen Menschen schuldig geblieben sind,
und sei ihnen ein barmherziger Richter.
Du, Herr, warst bereit, die Schuld anderer Menschen mitzutragen,
und zeigst uns Wege zur Versöhnung.
Dir danken wir für deine hochherzige Liebe. Amen.
Vater unser - Messbuch (2030)
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Meditation - Helene Renner (2020)
Gott ist barmherzig
gütig und gerecht
Seine Barmherzigkeit
schließt keinen Menschen aus
niemand ist zu gering
zu wenig wertvoll
zu unbedeutend
Gottes Güte
übersteigt menschliche Vorstellung
beugt sich ganz tief hinab
um allen die Hand zu reichen
und aufzuhelfen
die gefallen sind
Gottes Gerechtigkeit
urteilt nicht vorschnell
kennt keinen Neid
und keine vorgegebene Rangordnung
rückt zurecht
und setzt ganz neue Maßstäbe
Gott ist barmherzig
gütig und gerecht
und voll Liebe
Und wir?
Wie ist unsere Gerechtigkeit und Güte?
Wie ist unsere Liebe?
Schlussgebet - Manfred Wussow (2008)
Gott, du bist barmherzig und treu,
ein guter Hirte.
Du kennst die Wege, die wir gegangen sind,
auch die, über die wir nicht reden.
Du kennst auch die Strecken, die vor uns liegen,
unser Erwartung, unsere Sorge.
Dir vertrauen wir uns an.
Wenn wir uns in Tiefen verlieren,
führe uns,
wenn wir an Höhepunkten übermütig werden,
bewahre uns,
wenn Durststrecken vor uns liegen,
richte uns auf.
Du lässt uns an deinem Tisch das Leben schmecken.
In Christus, unserem Herrn.
Frei ist der Mensch
frei ist der Mensch,
der den Tod hinter sich
und das Leben vor sich hat,
der nicht zu vergessen braucht,
weil ihm vergeben ist
und er vergeben hat,
der vor nichts zu fliehen braucht,
weil er durch verschlossene Türen kommen
und über Abgründe gehen kann,
der sich nicht zu ängstigen braucht,
weil er immer unterwegs ist
zu einem und mit einem,
der ihn grenzenlos liebt.
frei ist der Mensch, der zu allen offen ist,
weil er alle
in sein Herz geschlossen hat.
frei ist der Mensch,
der jenseits der Wunde lebt -
der österliche Mensch
Klaus Hemmerle, Hirtenbriefe, hrsg. Karlheinz Collas, Aachen: Einhard Verlag 1994,
Was wir den anderen Menschen schuldig bleiben
Immer bleiben wir etwas unseren.
Mitmenschen schuldig.
So oft vergessen wir anzurufen,
immer haben wir zu wenig gefragt.
Sind zu wenig einfühlsam gewesen,
haben sie zu wenig besucht,
zu wenig Zeit für sie gehabt.
Und dann ist es zu spät,
der Tod war schneller als wir -
und das Gewissen macht uns Vorwurfe...
Wer gleicht unsere Unzulänglichkeit aus?
Gott wird alles ergänzen, ausgleichen ...
ER macht alles gut.
Aus: Ilse Pauls, Lebensbilder. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2020.
Endzeit
Dem Fuchs verzeihen,
dass er Hasen tötet,
Gott verzeihen,
dass er Fuchse zum Töten erschaffen hat.
Einer tötet den anderen,
noch liegt das Lamm nicht beim Wolf,
noch spielt das Kind nicht vor dem
Schlupfloch der Natter,
noch frisst der Löwe nicht Stroh,
noch freunden sich Kuh und Bärin nicht an.
Wann wird dieser Tag sein?
Aus: Ilse Pauls, Lebensbilder. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2020.
Herr, du kennst mich
Herr, du kennst mich.
Ich bin weder ganz gut noch ganz schlecht,
weder gottlos noch gerecht.
Bei mir folgt auf das Vergehen die Buße
Und auf die Vergebung wieder die Sünde.
Das ist nicht gut.
Herr, ich hoffe auf dein Heil,
obwohl ich dir nicht treu gedient habe.
An einem einzigen Tag ändere ich mich tausendmal,
wie ein Rad drehe ich mich unzählige Male.
Mit meinem Weizen ist der Unkraut vermischt,
und der gute Samen wächst
unter den Dornen auf dem Acker deines Knechtes.
Sei barmherzig, Herr, mit meinem Wankelmut.
Geh nicht ins Gericht mit meiner Unbeständigkeit.
Du der ewig Beständige, der sich nicht wandelt,
du bist mir Anfang, Ende und Mitte.
Aus: Annegret und Peter Kokschal (Bearbeitung), Gebete für das ganze Leben, St. Benno Verlag, Leipzig 2004.
Ich will zu meinem Vater gehn
Ich will zu meinem Vater gehn heut am Tag.
Er wird ein jedes Wort verstehn, das ich wag,
das ich wag.
Weil es noch ein Zuhause gibt, lauf ich hin.
Ich weiß, dass mich mein Vater liebt, wie ich bin,
wie ich bin.
Er ist's, der dich von fern erblickt, tief im Staub.
Sein Herz hat er vorausgeschickt. Sieh und glaub!
Sieh und glaub!
Er ist's, der dir entgegenläuft weit, wie weit;
der dich mit Liebe überhäuft und verzeiht,
und verzeiht.
Den Lumpenrock schafft man beiseit – brennt wie Spreu.
Nun trägst du Schuh und Ring und Kleid funkelnd neu,
funkelnd neu.
Hoch hebt das Fest der Heimkehr an, nie erschaut.
Die Freude, die nur danken kann, jubelt laut,
jubelt laut.
Lasst uns zu unserm Vater gehn, ich und du.
Er ruft, bis alle ihn verstehn: Kommt herzu!
Kommt herzu!
Lotte Denkhaus (1975), in: EG 315.
Nun lob mein Seel den Herren
Nun lob, mein Seel, den Herren,
was in mir ist, den Namen sein.
Sein Wohltat tut er mehren,
vergiß es nicht, o Herze mein.
Hat dir dein Sünd vergeben,
und heilt dein Schwachheit groß,
errett‘ dein armes Leben,
nimmt dich in seinen Schoß,
mit reichem Trost beschüttet,
verjüngt, dem Adler gleich;
der Herr schafft Recht,
behütet, die leidn in seinem Reich.
Johann Gramann (um 1530), in: EG 289.
»Wie auch wir vergeben unseren Schuldigem«
»Vergib uns unsere Schuld.« Vielleicht scheint es uns so, als ob wir uns diese Bitte doch recht leicht zu eigen machen könnten. Ich habe jedoch viele Menschen kennen gelernt, die um Vergebung der Schuld gebeten haben, aber nicht bis auf den Grund ihrer Seele selbst daran glauben konnten und deshalb immer noch voller Verwirrung und Bitterkeit waren, niedergedrückt von der Last ihrer Schuld. Sie konnten nicht daran glauben, dass Gott uns die Sünden restlos und ganz vergibt, weil er der Barmherzige und Großzügige ist. Wir sind eingeladen, einmal darüber in Ruhe nachzudenken, ob wir wirklich die Gewissheit empfinden, dass Gott uns vergibt und dass er es auf königliche Weise tut.
»Wie auch wir vergeben unseren Schuldigem.« Manchmal erscheint es uns so, als hätten wir keine Feinde und auch keine Schuldner, als schuldeten wir niemandem etwas und umgekehrt. Wenn wir aber unser Gewissen einmal ernsthaft erforschen, dann stoßen wir auf eine geheime Bitterkeit, zum Beispiel gegenüber Menschen, von denen wir Achtung, Aufmerksamkeit, Zuwendung erwartet hätten und die uns enttäuscht haben - Vorgesetzte innerhalb der Kirche, Freunde, sogar die eigenen Eltern. Viele Menschen merken gar nicht, welche Gefühle der Bitterkeit, der Unzufriedenheit, des Grolls sie in ihrem Herzen hegen - Gefühle, die dann in schweren, schmerzhaften Momenten aus ihnen hervorbrechen und zu einer Explosion von Klagen und Vorwürfen führen, die sie selbst nie für möglich gehalten hätten.
Aus: Kardinal Carlo M. Martini, Die Bergpredigt. Ermutigung zur Nachfolge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2011 (2006).
Wo warst Du?
Wenn ich mich zu ihnen setze
hör ich sie reden
was andere ihnen Schlimmes angetan
Enttäuscht und bitter
sehen manche auf ihr Leben
in ihren alternden Jahren
Verletzte Gefühle
angestaut aus uralten Konflikten
mit Wurzeln im Kindesalter
treiben heute noch Gallenkraut
Sie verschaffen sich Luft
Ich frage Dich
mein Gott
wo warst Du im Leben dieser
Menschen?
Sie berufen sich auf Dich
Wo warst Du im erlittenen Kummer
in den enttäuschten Hoffnungen
den durchkreuzten Plänen
in ihrem Mißachtet- und Verlassensein?
Wo bist Du jetzt
zwischen all den sie Kränkenden?
Wer verteilt unter ihnen
Recht und Unrecht?
Könnten wir es doch Dir überlassen
Mein Gott
schenke mir und allen alternden
Menschen
daß wir uns mit dem Leben
versöhnen können
so wie es war
Laß uns unsere Ganzheit finden
unter dem Blick Deiner Liebe
Aus Theresia Hauser, Du bist nahe, Sich betend erinnern. Schwabenverlag, Ostfildern 1996.
O Mensch, bewein dein Sünde groß
O Mensch, bewein dein Sünde groß,
darum Christus seins Vaters Schoß
äußert und kam auf Erden;
von einer Jungfrau rein und zart
für uns er hier geboren ward,
er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab
und tat dabei all Krankheit ab,
bis sich die Zeit herdrange,
dass er für uns geopfert würd,
trüg unser Sünden schwere Bürd
wohl an dem Kreuze lange.
So lasst uns nun ihm dankbar sein,
dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde Feind,
weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
die Lieb erzeigen jedermann,
die Christus hat an uns getan
mit seinem Leiden, Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht,
wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
tu dich davor bewahren!
Die bis heute gesungenen beiden Strophen sind ursprünglich der Rahmen einer 23-strophigen Passionsbetrachtung in Liedform. Sebald Heyden erzählt darin die Leidensgeschichte Jesu in der Art einer Evangelienharmonie nach den vier Evangelisten. Die erste Strophe formuliert als Vorwort die erlösende Bedeutung des Wirkens und Sterbens Jesu und lädt, gemäß alter Auslegungstradition, zur „heilsamen Trauer“ über die eigenen Sünden und das ihretwegen geschehene Leiden Christi ein; zugleich beginnt mit der Erwähnung seiner Menschwerdung und Wundertaten bereits die Erzählung. Die letzte Strophe fasst den sensus moralis, die lebenspraktische Konsequenz der Passion Christi für die Gläubigen, zusammen: Dankbarkeit, Liebe, Gottesfurcht.
Jede Strophe besteht aus nicht weniger als zwölf – acht vier- und vier dreihebigen-jambischen Zeilen mit dem zweimaligen Reimschema [aabccb], wobei a und c männliche Reime sind und b weiblich ist. Diese ausladende Form bietet Raum für die erzählende Textmasse. Kein Geringerer als Paul Gerhardt sah sich veranlasst, eine Kontrafaktur zu Heydens stellenweise ungelenken Versen zu schaffen, sein 29-strophiges Lied im gleichen Versmaß O Mensch, beweine deine Sünd.
de.wikipedia.org/wiki/O_Mensch,_bewein_dein_S%C3%BCnde_gro%C3%9F
Ich freu mich in dem Herren
Ich freu mich in dem Herren
aus meines Herzens Grund,
bin fröhlich Gott zu Ehren
jetzt und zu aller Stund,
mit Freuden will ich singen
zu Lob dem Namen sein,
ganz lieblich soll erklingen
ein neues Liedelein.
In Sünd war ich verloren,
sündlich war all mein Tun,
nun bin ich neu geboren
in Christus, Gottes Sohn;
der hat mir Heil erworben
durch seinen bittern Tod,
weil er am Kreuz gestorben
für meine Missetat.
All Sünd ist nun vergeben
und zugedecket fein,
darf mich nicht mehr beschämen
vor Gott, dem Herren mein.
Ich bin ganz neu geschmücket
mit einem schönen Kleid,
gezieret und gesticket
mit Heil und G'rechtigkeit.
Dafür will ich ihm sagen
Lob und Dank allezeit,
mit Freud und Ehren tragen
dies köstliche Geschmeid,
will damit herrlich prangen
vor Gottes Majestät,
hoff darin zu erlangen
die ewge Seligkeit.
Bartholomäus Helder 1646/48, in: EG 349
Jesus nimmt die Sünder an
Jesus nimmt die Sünder an;
Saget doch dies Trostwort allen,
welche von der rechten Bahn
auf verkehrten Weg verfallen!
Hier ist, was sie retten kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Keiner Gnade sind wir wert,
doch hat er in seinem Worte
eidlich sich dazu erklärt.
Sehet nur, die Gnadenpforte
ist hier völlig aufgetan:
Jesus nimmt die Sünder an.
Wenn ein Schaf verloren ist,
suchet es ein treuer Hirte;
Jesus, der uns nie vergisst,
suchet treulich das Verirrte,
dass es nicht verderben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Kommet alle, kommet her,
kommet, ihr betrübten Sünder!
Jesus rufet euch, und er
macht aus Sündern Gottes Kinder.
Glaubet's doch und denket dran:
Jesus nimmt die Sünder an.
Ich Betrübter komme hier
und bekenne meine Sünden.
lass, mein Heiland, mich bei dir
Gnade zur Vergebung finden,
dass dies Wort mich trösten kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Ich bin ganz getrostes Muts.
Ob die Sünden blutrot wären,
müßten sie kraft deines Bluts
dennoch sich in schneeweiß kehren,
da ich gläubig sprechen kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Mein Gewissen quält mich nicht,
will mich das Gesetz verklagen;
der mich frei und ledig spricht,
hat die Schulden abgetragen,
dass mich nichts verdammen kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Jesus nimmt die Sünder an;
mich hat er auch angenommen
und den Himmel aufgetan,
dass ich selig zu ihm kommen
und auf den Trost sterben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Erdmann Neumeister (1671 - 1756)
Jesu, gib mir etwas Kraft, etwas Gnade für die ärgste Zeit
Christus, bist du wirklich auch in mir?
Wirst du alles können überdauern,
wenn ich einmal hinter jenen Mauern
eingesperrt so kreische wie ein Tier?
Wenn sie mich zu einem Bündel schnüren,
bis die Hände nimmermehr sich rühren,
und die ganze Wut im Mund gesammelt
nichts als ausweglose Flüche stammelt
rundherum um deinen hohen Namen.
Jesus - Bruder -, bleib in Gottes Namen
dennoch nahe - nein -, komm ganz in mich!
Heiland, Heiland, ich beschwöre dich,
komme! Bleibe! - Halt es bei mir aus.
Meine Angst umkreist das Irrenhaus
schon seit Jahren, denke! - schon seit Jahren.
Hast du wirklich auch die Qual erfahren
einst am Ölberg, dann - dann steh mir bei!
Schau, ich weiß, vielleicht den nächsten Schrei
hört der Nachbar schon und es geschieht,
dass ein Wärter auf der Brust mir kniet
und mich lachend in den Wagen schafft.
Ach, mein Jesu, gib mir etwas Kraft,
etwas Gnade für die ärgste Zeit,
dass mein Leib sich nicht noch selbst befreit,
um dem nächsten Zustand zu entfliehn.
Hilf mir, hilf mir, lass mich nicht so knien,
nicht umsonst mein Augenlicht verderben,
tu ein Wunder, lass mich heut noch sterben!
Das war mein Leben, Gott, vergiss das nicht!
ich werde niemals wieder eines haben -
du kannst's verzögern, dass sie mich begraben
und dass mein Herz an diesem Kummer bricht;
doch seither bin und bleib ich eine Leiche.
Sag nicht, so viele hätten schon das Gleiche
mit deiner Hilfe herrlich überstanden
und wären fromm und Heilige geworden.
Mein Leichnam tobt und will sich noch ermorden
und die dazu, die dich als Trost erfanden,
dort, wo du niemals wirklich wirksam bist.
An meinen Nerven zehrt ein Wolf und frisst -
bist das auch du? Und wühlt denn deine Hand
in meinem Häuflein glimmernden Verstands
so grob herum und hält mich überwach,
wenn alle schlafen? - Gott, sag das nicht nach,
sag keins der lauen Worte deiner Frommen!
Ich will ja nicht in ihren Himmel kommen!
Nur einmal noch - bevor sie mich begraben -
lass mich im Traum ein Fünklein Liebe haben.
Christine Lavant in: Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Verlag HOHE, Erfurt 2007.
Frei ist der Mensch
frei ist der Mensch,
der den Tod hinter sich
und das Leben vor sich hat,
der nicht zu vergessen braucht,
weil ihm vergeben ist
und er vergeben hat,
der vor nichts zu fliehen braucht,
weil er durch verschlossene Türen kommen
und über Abgründe gehen kann,
der sich nicht zu ängstigen braucht,
weil er immer unterwegs ist
zu einem und mit einem,
der ihn grenzenlos liebt.
frei ist der Mensch, der zu allen offen ist,
weil er alle
in sein Herz geschlossen hat.
frei ist der Mensch,
der jenseits der Wunde lebt -
der österliche Mensch
Klaus Hemmerle, Hirtenbriefe, hrsg. Karlheinz Collas, Aachen: Einhard Verlag 1994.
Die Umkehr tun
Die große Schuld des Menschen
sind nicht die Sünden, die er begeht -
die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering.
Die große Schuld des Menschen ist,
dass er in jedem Augenblick
die Umkehr tun kann und nicht tut.
Rabbi Bunam: Schott
Johann Pock (2001)
Regina Wagner (1998)