Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 18. Jun. 2023 - 11. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ex 19,2-6a
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
kamen die Israeliten in die Wüste Sinai.
Sie schlugen in der Wüste das Lager auf.
Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg.
Mose stieg zu Gott hinauf.
Da rief ihm der HERR vom Berg her zu:
Das sollst du dem Haus Jakob sagen
und den Israeliten verkünden:
Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe,
wie ich euch auf Adlerflügeln getragen
und zu mir gebracht habe.
Jetzt aber,
wenn ihr auf meine Stimme hört
und meinen Bund haltet,
werdet ihr unter allen Völkern
mein besonderes Eigentum sein.
Mir gehört die ganze Erde,
ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern
und als ein heiliges Volk gehören.
Israel schlägt das Lager in der Wüste beim Gottesberg auf. Gottesberg deswegen, weil hier sich Gottesoffenbarung ereignet. Gott gibt sein Gesetz und Israel bekundet hier, dieses zu beachten. Im Bund wird dies verankert, festgeschrieben.
Die Freiheit aus der Knechtschaft, die Israel erlangt - auf Adlerflügel getragen - ufert nicht in Zügellosigkeit aus, sondern mündet ein in die Möglichkeit, sich auf den rettenden Gott einzulassen - Freiheit auf Gott hin.
Hier am Sinai liegt der Beginn und Ausgangspunkt der Fortschreibung einer Schiene der Geschichte Gottes mit Israel, die eben Ausdruck findet in einer Vielfalt und Reichhaltigkeit an Gesetzesformulierungen. Die Bücher Levitikus, Numeri, Deuteronomium zeugen reichlich davon.
Der Bericht über die Gotteserscheinung am Berg Sinai gehört zu den fundamentalen Daten der Geschichte Israels. Im vorliegenden Abschnitt erhält Mose Anweisungen für die Vorbereitung auf die Gotteserscheinung (vgl. 19,16-20). Zuerst wird nochmals auf das Geschehen des Auszuges aus Ägypten hingewiesen.
In dem folgenden Geschehen am Berg Sinai folgt die Mitteilung des Dekaloges an Mose. (Kap. 20, 1-17).
Mose erhält den Auftrag, dem Volk Israel eine Botschaft zu übermitteln. Israel, als das Volk Gottes, soll auf die Stimme des Herrn hören. Es ist auch mitverantwortlich dafür, daß alle Völker der Erde den wahren Gott erkennen und ehren können.
Antwortpsalm - Ps 100,1-5
Kv: Wir sind das Volk des Herrn,
die Herde seiner Weide. – Kv
GL 56,1
Jauchzt dem HERRN, alle Lande! /
Dient dem HERRN mit Freude! *
Kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
Erkennt: Der HERR allein ist Gott. /
Er hat uns gemacht, wir sind sein Eigentum, *
sein Volk und die Herde seiner Weide. - Kv
Kommt mit Dank durch seine Tore, /
mit Lobgesang in seine Höfe! *
Dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der HERR ist gut, /
ewig währt seine Huld *
und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue. - Kv
2. Lesung - Röm 5,6-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Christus ist,
als wir noch schwach waren,
für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben;
vielleicht wird er jedoch
für einen guten Menschen sein Leben wagen.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Nachdem wir jetzt
durch sein Blut gerecht gemacht sind,
werden wir durch ihn erst recht
vor dem Zorn gerettet werden.
Da wir mit Gott versöhnt wurden
durch den Tod seines Sohnes,
als wir noch Gottes Feinde waren,
werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind,
gerettet werden durch sein Leben.
Mehr noch,
ebenso rühmen wir uns Gottes
durch Jesus Christus, unseren Herrn,
durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)
Gottlose missachten den Willen Gottes. Im Sühnetod Jesu geht die Gnade dem Glauben voraus. Das Besondere, das Paulus hier aufgreift, ist, dass Jesus für Schwache und Gottlose stirbt. Für einen gerechten Menschen das Leben geben, ist in der Antike nicht sehr häufig bezeugt. Für eine gerechte Sache jedoch zu sterben, dazu finden sich viele Beispiele. Könige opfern sich, um Unheil von den Bürgern abzuwenden. Aber in Jesus wird dies alles übertroffen, da er eben für Gottlose stirbt!
Und Paulus betont nochmals, bzw. malt noch deutlicher aus: werden wir bereits jetzt gerecht gemacht, um wie viel mehr erst dann? Erst dann beim Gericht! Der Gekreuzigte und Auferstandene tritt für uns ein, bürgt für uns bei Gott. Denn Versöhnung meint, Feindschaft findet ein Ende, Friedensschluss wird möglich. Indem Gott Jesus dahingegeben hat, beendet er die Feindschaft der Sünder ihm gegenüber.
Jetzt schon dürfen wir uns der Gegenwart Gottes rühmen, und nicht bloß harren auf künftige Errettung. Durch den Auferstandenen ist uns die Versöhnung mit Gott geschenkt.
Der Abschnitt spricht die Thematik von Sühne und Versöhnung durch Christus an.
"Christus ist für die gottlosen Sünder gestorben, als sie noch schwach waren. Gottes Heilstat in Christus geht dem Glauben voran und gibt ihm seinen Grund in der Geschichte".
Paulus spricht in diesem Kapitel auch die Frage der Rechtfertigung an. Gott will die Rettung aller. Sein "Gericht" will nicht verurteilen, sondern retten.
(Vgl. NTD, Bd. 6, Göttingen 1989)
Ruf vor dem Evangelium - Mk 1,15
Halleluja. Halleluja.
Das Reich Gottes ist nahe.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium.
Halleluja.
Evangelium - Mt 9,36 - 10,8
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit,
als er die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren müde und erschöpft
wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß,
aber es gibt nur wenig Arbeiter.
Bittet also den Herrn der Ernte,
Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich
und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben
und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
Die Namen der zwölf Apostel sind:
an erster Stelle Simon, genannt Petrus,
und sein Bruder Andreas,
dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus,
und sein Bruder Johannes,
Philippus und Bartholomäus,
Thomas und Matthäus, der Zöllner,
Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Thaddäus,
Simon Kananäus und Judas Iskariot,
der ihn ausgeliefert hat.
Diese Zwölf sandte Jesus aus
und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden
und betretet keine Stadt der Samariter,
sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
Heilt Kranke,
weckt Tote auf,
macht Aussätzige rein,
treibt Dämonen aus!
Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst sollt ihr geben.
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)
Jesus sieht die Not und das Elend der Herde. Aus dem Erbarmen Jesu mit dieser heraus wird verständlich, dass dem Matthäus Anliegen ist, das Wirken Jesu in der Gemeinde weiter verankert zu wissen. Aus der Notzeit wird Erntezeit. Ernte ist gewöhnlich Bild für die Endzeit. Jedoch durch das Wort Jesu beginnt das Sammeln bereits, indem die Jünger in die Welt hinausgehen und Jesu Namen verkünden. Der Mensch schafft dies jedoch nicht selbst, sondern Gott sucht sich seine Boten. Vo da her wird verständlich, dass Gott um Arbeiter gebeten werden muss.
Die Existenz der zwölf Jünger setzt Matthäus als gegeben voraus. Durch sie dringt Jesu Wort weiter in die Welt hinaus. Die Hinzufügung "an erster Stelle" bei Simon bezieht sich auf die Reihung innerhalb der Apostelgruppe. Petrus nimmt anscheinend eine besondere Stellung/Bedeutung in der matthäischen Gemeinde ein. An ein besonderes Amt braucht dabei jedoch nicht gedacht werden.
Dass sich Jesus nirgends einpressen lässt, zeigt auch die Existenz zweier gegensätzlicher Personen, die extremer nicht sein können, im Jüngerkreis. Matthäus, der Zöllner, der für die Römer gearbeitet, und Simon Kananäus, der gegen sie gekämpft hat. Siehe Einheitsübersetzung Anmerkung zu Mt 10,4 - Kananäus ist nicht Eigenname sondern Beiname im Sinne von "der Zelot", "der Eiferer".
Das Gebot, heidnisches Gebiet zu meiden, ergibt selbst im Matthäusevangelium einen Widerspruch. Im letzten Kapitel des Evangeliums beauftragt Jesus im Gegensatz zu diesem Passus sehr wohl die Jünger, zu allen Völkern zu gehen und sie zu taufen. Heidnisches Gebiet wird nämlich nur bei Götzenfesten gemieden. Indem Matthäus dies in unserer Perikope jedoch so aufgreift, gibt er vor, dass Jesus sich zuerst Israel zuwendet, und seine Mission sich erst nach seiner Ablehnung den anderen Völkern öffnet.
Wesentlich ist die zuvor von Jesus erteilte Vollmacht an die Jünger, die Heilungen ermöglicht. Die Verkündigung kommt erst nach dem Aufzählen der Namen der Zwölf. Es liegt der innere Zusammenhang unbedingt vor. Verkündigung ist ebenfalls an die Vollmacht Jesu gebunden. Wort und Wundererfolge gehören zusammen. Eines lässt sich ohne das andere nicht verstehen.
Der Auftrag, Kranke heilen, Tote erwecken, usw. unterstreicht die enge Verbundenheit der Jünger mit Jesus und die Berechtigung daraus, ebenfalls das Himmelreich als nahe zu verkünden. Was Jesus weitergegeben hat, geben die Jünger ebenfalls frei weiter.
Der Schreiber des Matthäus-Evangeliums möchte in diesem Abschnitt deutlich machen, daß die in den vorausgegangenen Kapiteln beschriebenen Vollmachten Jesu vom Herrn an seine Jünger und damit an seine Gemeinde weitergegeben werden.
"Das Bild läßt an die gehetzte und völlig erschöpfte oder mindestens an eine von schlechten Hirten irregeleitete und verwahrloste Herde denken. Diese Notlage ist Erntezeit Gottes." Die Jünger werden darum zuerst zum Beten aufgefordert.
"Nicht der Mensch kann das notwendige Neue schaffen; Gott allein erwählt seine Boten". Ernte ist in der Hl. Schrift oftmals auch das Bild vom letzten Gericht (Jes. 9,2f; Hos 6,11; Joel 4,13).
Die beiden Abschnitte Gebet und danach Aussendung scheinen nicht recht zusammenzupassen.
Auf die Namensnennung der Zwölf folgt der Auftrag, zu den verlorenen Schafen Israels zu gehen; die "verlorenen Schafe Israels sind die, die zu dem neuen Volk Gottes gehören werden". Vor der Verkündigung folgt erst noch die Vollmacht zur Heilung. Beides gehört zusammen.
Interessanterweise fehlt der eindrückliche Ruf zur Buße (vgl. Kap. 4,13).
"Vielleicht auch, weil die Jünger anders als Jesus und Johannes (der Täufer) in der Solidarität mit den Sündern stehen; vielleicht, weil vor allem anderen das Heilsangebot betont werden soll".
Die Weisung, die frei empfangenen Gaben ebenso frei weiterzugeben, ist der Urchristenheit sehr wichtig (vgl. 2 Kor 11,7, 1 Kor 9.3-18).
(Vgl. NTD 2, Göttingen 1976.)
Evangelium (ungekürzte Fassung) - Mt 9,35 - 10,8
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit,
zog Jesus durch alle Städte und Dörfer,
lehrte in ihren Synagogen,
verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte alle Krankheiten und Leiden.
Als er die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren müde und erschöpft
wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß,
aber es gibt nur wenig Arbeiter.
Bittet also den Herrn der Ernte,
Arbeiter für seine Ernte auszusenden!
Dann rief er seine zwölf Jünger zu sich
und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben
und alle Krankheiten und Leiden zu heilen.
Die Namen der zwölf Apostel sind:
an erster Stelle Simon, genannt Petrus,
und sein Bruder Andreas,
dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus,
und sein Bruder Johannes,
Philippus und Bartholomäus,
Thomas und Matthäus, der Zöllner,
Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Thaddäus,
Simon Kananäus und Judas Iskariot,
der ihn ausgeliefert hat.
Diese Zwölf sandte Jesus aus
und gebot ihnen: Geht nicht den Weg zu den Heiden
und betretet keine Stadt der Samariter,
sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
Heilt Kranke,
weckt Tote auf,
macht Aussätzige rein,
treibt Dämonen aus!
Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst sollt ihr geben.
Geht und verkündet…
Mangelberufe
Die Medien berichten seit einiger Zeit regelmäßig über den Mangel an Fachkräften in einer Reihe von Berufen. Besonders prekär ist die Lage im Gesundheits- und Pflegebereich. Man bemüht sich, die Lücken mit Personen aus anderen Ländern zu füllen. Aber auch das wird immer schwieriger. Um auf Dauer in den betroffenen Berufssparten Abhilfe zu schaffen, müsse man diese attraktiver gestalten: höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen u.a.m. Gilt das auch für die kirchlichen Dienste und Berufe?
Das Evangelium dieses Sonntags lässt Jesus über den Fachkräftemangel seiner Zeit klagen. Er sieht die viele Arbeit, die zu tun wäre, und zugleich den Mangel an Hirten, "Pastoren". Die Möglichkeit, auch Frauen für diese Arbeiten heranzuziehen, hat man damals offenbar noch nicht in Betracht gezogen.
Interessant ist, wie Jesus mit diesem Problem umgeht: Er beauftragt zwölf Jünger, das Gleiche zu tun, was er selbst tut, und gibt ihnen dazu auch "die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und alle Krankheiten und Leiden zu heilen". Die Zwölf werden ausdrücklich mit Namen genannt. Interessant ist auch das Arbeitsfeld, das er ihnen zuweist: ausschließlich zu den verlorenen Schafe Israels sollen sie gehen. Nochmals wird ihr Auftrag zusammengefasst und beschrieben:
"Geht und verkündet:
Das Himmelreich ist nahe!
Heilt Kranke,
weckt Tote auf,
macht Aussätzige rein,
treibt Dämonen aus!
Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst sollt ihr geben."
Fachkräftemangel der Kirche
Was bedeutet das für den gegenwärtigen Fachkräftemangel der Kirche in unserem Land? – Seit der Zeit Jesu sind etwa zweitausend Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich vieles entwickelt, ist vieles gewachsen. Die Kirche ist eine weltweite Organisation geworden und wird als solche wahrgenommen und respektiert. Ihr Engagement für die Armen und Schwachen ist unübersehbar und sie bemüht sich, dem Ungeist der Zeit entgegenzutreten. Sie kann viel Positives vorweisen, das wir nicht übersehen oder kleinreden sollten.
Es gibt aber auch viele Problemfelder. Papst Franziskus weist immer wieder auf Mängel hin. Er liest wiederholt seinen Mitarbeitern die Leviten, kreidet klerikalen Standesdünkel an und ermahnt sie, den Hirtendienst demütig auszuüben.
Doch reicht das, um die große Ernte, von der Jesus spricht, einbringen zu können?
Sind wir mutig genug, die Einfachheit und die befreiende Kraft der Frohen Botschaft zu den Menschen zu bringen?
Machen wir nicht alles theologisch und kirchenrechtlich sehr kompliziert?
Beschäftigen wir uns statt mit Verkündigung der Frohen Botschaft nicht zu sehr mit dem Erhalt der Organisation?
Trauen wir den Menschen in unserem eigenen Kulturkreis das Evangelium noch zu?
Wie sieht die missionarische Sendung in unserer eigenen Heimat aus? Ist sie mehr als Denkmal- und Brauchtumspflege?
Die Diözesen in Europa und Nordamerika sehen sich damit konfrontiert, dass sie einschneidende Sparmaßnahmen treffen müssen. "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben", hieß es im Evangelium. Wie viele bezahlte kirchliche Mitarbeiter*innen können wir uns auf Dauer leisten? Und welche Folgen hat das für die Verkündigung der Frohen Botschaft?
Genügend Arbeiter und Arbeiterinnen
Die Aussendung der Jünger, wie sie uns der Evangelist Matthäus berichtet, ist gleichsam eine Blitzlichtaufnahme von damals, in der Zeit des Anfangs. Die Art und Weise, wie die Frohe Botschaft weitergegeben und von Menschen aufgenommen wurde, hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geändert. Jede Kultur, in die ihr Same gefallen ist, ist damit anders umgegangen. Durchgehalten hat sich, dass sich zu allen Zeiten Menschen von diesem Auftrag Jesu haben betreffen lassen.
Die Älteren unter Ihnen haben selbst schon mehrere Umbrüche in der Kirche miterlebt. Etwa zur Zeit des Nationalsozialismus, als alle kirchlichen Aktivitäten aus der Öffentlichkeit verbannt wurden und nur in den Kirchen stattfinden durften. Oder in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg, als viele Menschen nach der Enttäuschung der großen rivalisierenden Ideologien neuen Halt und neue Orientierung gesucht haben. In der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und danach, als sich viele Fragen neu gestellt haben und die Antworten des Glaubens neu buchstabiert werden mussten. Die Christen haben immer wieder neue Wege und Möglichkeiten gefunden, die Frohe Botschaft weiterzutragen.
Die entscheidende Frage für die Zukunft der Kirche wird sein, ob wir uns von den vielfältigen Nöten der Menschen anrühren lassen und mit ihnen unseren Glauben an das Wirken Gottes, an das Himmelreich, teilen. Das wird »Kranke heilen«, im übertragenen Sinn »Tote erwecken«, aus der Gesellschaft »Ausgeschlossene hereinholen« und in unserem Umfeld »geistige Erneuerung« bringen. Umsonst haben wir empfangen, umsonst sollen wir weitergeben!
Umsonst?
In der Obhut Gottes
„Erschöpfte Menschen“, hörten wir im Evangelium. Das passt gut zum Urlaubsbeginn. Darüber hinaus finden wir auch heute Menschen ohne Orientierung. Sie suchen Leitbilder, Vorbilder.
Ein Leitbild zeigt sich schon in der ersten Lesung: Ich habe euch aus Ägypten befreit. „Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und zu mir gebracht habe.“ Der Adler, ein majestätisches Tier, elegant, Bild für Freiheit, König der Lüfte, steht für Sieg und die Macht Gottes. Wir Menschen finden Schutz darunter. Grundlegendes Ereignis ist die Befreiung Gottes von der Knechtschaft in die Freiheit. Ägypten steht hier für eine gottlose Macht, die den wahren Gott nicht anerkennt. Das ist heute genauso. Psalm 118,8-9: „Besser sich zu bergen beim HERRN, als zu vertrauen auf Menschen. Besser sich zu bergen beim HERRN, als zu vertrauen auf Fürsten.“
Von Gott beschenkt
Die zweite Lesung führt diesen Gedanken weiter: „Gott erweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,8). Es ist eine Liebe über den Tod hinaus. Liebe ist unsterblich. Das beweisen auch heute immer wieder Menschen, die in der Lage sind, auch bei schrecklichsten Verbrechen, die immer wieder geschehen, zu verzeihen. „Ich verzeihe dir“, das nennt man Kraft der Liebe. Einige Verse davor lesen wir vom „Frieden mit Gott durch Jesus Christus … Durch ihn haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“ (Röm 5,2).
Glaube, Hoffnung und Liebe sind drei Tugenden, Grundlage unserer Spiritualität. Was können wir tun, wenn ein Mensch gläubig sein soll? Man kann ihm Verhaltensweisen anerziehen, zum Vorbild werden, aber den Glauben nicht erzwingen.
Gar nicht wenige sagen: Ich habe meinen Gott gesucht, ich habe ihn (noch) nicht gefunden. Er lässt sich in der Stille, im Gebet, im Mitmenschen, in den Situationen des Alltags finden, wo es ums Wahrnehmen, Sehen und Erkennen geht. Das Zauberwort heißt Dialog, Kommunikation - ohne Moralinsäure - nicht von oben herab. Guter Dialog ist ein Geschenk. Darauf weist auch der letzte Vers dieses sonntäglichen Evangeliums hin: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“ (Mt 10,8). Das deutsche Wort „umsonst“, griechisch: dorean, bedeutet Geschenk. In der Welt der Wirtschaft, die hauptsächlich auf Leistung aus ist, wirkt so ein Wort befremdlich, vielleicht auch deshalb, weil wir im Volksmund „umsonst“ sowohl mit "vergeblich" wie auch mit „gratis“ gleichsetzen. Gottes Wort, seine frohmachende Botschaft, ist ein Geschenk an uns, ist gratis. Gute Gespräche untereinander müssen nicht gleich erfolgsorientiert sein, sie sollen glaub-würdig, vertrauensbildend sein, auch wenn es Missverständnisse gibt. Oft ist es schwierig, trotz manchem Scheitern, die Hoffnung auf das Gute nicht aufzugeben.
Empfangen und weitergeben
Auffällig im Evangelium ist, dass in dieser Aussendungsrede die Namen der Apostel genannt werden. Da haben wir es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun, mit unterschiedlichsten Charakteren: Fröhliche, Zauderer, Zweifelnde, Temperamentvolle, Stille usw. Apostel (apostolos = der Nachfolger) bekommen in allen Generationen konkrete Aufträge. Auch wir als Getaufte sind in diese Nachfolge einbezogen: Geh hinaus, ich brauche dich, wirke mit deinen Talenten und Begabungen, die du auf deinen Lebensweg mitbekommen hast. Das meint auch „die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ (Mt 9,37).
Kürzlich stellte der österreichische Präsident der Wirtschaftskammer, Harald Mahrer, eine Liste des Facharbeitermangels vor. Auch dieser hängt mit Berufung zusammen. Dazu können wir auch die pastoralen Berufe zählen: Pastoralassistent*innen, Diakone, Priester, Religionslehrer*innen. Auch im kirchlichen Bereich ist deutlich zu spüren, dass wir nicht mehr flächendeckend arbeiten können, um den Sendungsauftrag Jesu hinreichend zu erfüllen, um den Menschen Orientierung zu geben, mit ihnen auf Sinnsuche, auf Gottsuche zu gehen durch Wort und Tat.
Der Urlaub beginnt, vielleicht können Sie sich jetzt ruhigere Zeiten verschaffen. „Kommt, ruht ein wenig aus“, heißt es im Evangelium an anderer Stelle. Im Herbst beginnt ein neues Arbeitsjahr, für viele lebens- und berufsentscheidend. Versuchen Sie herauszufinden, wo Ihre Berufung, ihre Begabung liegt oder helfen Sie jenen dabei, die es jetzt besonders brauchen. Es darf auch die Entscheidung für einen geistlichen Beruf oder pfarrliche Mitarbeit sein.
Umsonst oder gratis?
Was mir zusteht
Umsonst! Gratis! Förderung! Anspruch! Steht mir zu! Zuschuss! Anspruchsberechtigt!
Diese Worte und Slogans schreien uns immer wieder entgegen. Im Zuge der Covid-19-Krise und den wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Einschränkungen litten viele Branchen unter einem massiven Einbruch - weil Gasthäuser oder Kinos zusperren mussten, Menschen nicht zur Arbeit kommen sollten, Geschäfte geschlossen waren, ... Dennoch waren nach wie vor Mieten, Gehälter und weitere Betriebskosten zu zahlen, jeder Mann und jede Frau hatte selber Wohnungskosten, Gesundheitskosten, Ernährung zu bestreiten.
Ohne die Unterstützung des Staates wären sehr viele Menschen in große Armut gerutscht, hätten viele Betriebe sofort Konkurs anmelden müssen.
Mit den ungewohnt großen Preiserhöhungen des letzten Jahres war es ebenso: Energie, Lebensmittel, Mieten und viele Dienstleistungen sind markant teurer geworden, für nicht wenige Menschen an oder über der Grenze der Belastungsfähigkeit, für viele Betriebe nicht einkalkuliert und ebenso existenzgefährdend. Wieder springt die Allgemeinheit ein und subventioniert.
Belegt ist einerseits, dass einige Betriebe „überfördert“ wurden, also mehr Unterstützung bekommen haben, als sie in normalen Zeiten erwirtschaftet hätten, oder Kosten doppelt ersetzt wurden. Oder viele Menschen Geld erhalten haben, die es nicht dringend brauchten. Belegt ist andererseits, dass die erfolgten Unterstützungen viele Menschen vom Absturz in die Armut bewahrt haben.
Diese Milliarden sind allerdings nicht durch Zauberei entstanden, sondern wurden mit Steuergeldern bezahlt und auch auf Kredit aufgenommen. Also werden die Kosten den Staat noch eine Zeit lang belasten. Ich möchte dieses Thema nutzen, um zu fragen: „Steht mir alles zu? Soll ich mir nehmen, was ich kriegen kann?“
Steuerberater:innen berichten, dass auch solche Unternehmen um Förderung angesucht haben, die kaum von wirtschaftlichen Einbrüchen betroffen waren. Aber „da kann ich mir endlich was zurückholen". Der Klimabonus wurde - völlig unabhängig vom Einkommen - ausbezahlt. Wenn es wo etwas geschenkt gibt, greift man zu - egal, ob man diese Sache braucht oder nicht.
Wie viel ist gerecht?
Zum ersten widerspricht das meinem Verständnis von „Gerechtigkeit" - ich meine, dass gerecht ist, wenn jede:r genug zum Leben hat und bekommt. Was man nicht braucht, muss man nicht haben. Das ist nicht Gerechtigkeit, sondern schon Luxus. Steige ich Ihnen jetzt auf die Zehen? Ein zweites Auto, ein zweites Haus oder einen Zweitwohnsitz in XY, noch einen Anzug, noch eine Flugreise, ein eigener Pool im Garten, eine Kreuzfahrt...
Denn zweitens geht es nicht nur ums Haben, sondern auch ums Verbrauchen - in einer Welt, deren Ressourcen begrenzt sind, sollen diese auch gerecht aufgeteilt werden - und nicht nur an die gehen, die viel Geld haben. Wie bescheiden kann ich leben? Wie viel Rohstoffe kann ich den Generationen nach mir übrig lassen? Wie lange kann ich die Konsumgüter nutzen? Wie fair ist die Entlohnung und Bezahlung, auch weltweit?
Und drittens tun wir nur so, als gehörte uns das wirklich. Wir müssen zurücklassen, was wir jetzt gekauft haben, wenn wir sterben. Das letzte Hemd hat keine Taschen, und letztlich haben wir nur ein Genussrecht hier und kein Bleiberecht. Ein Zerstörungsrecht haben wir schon gar nicht. Vieles von unseren Gütern ist so gesehen „ausgeborgt", wenn auch bezahlt und auf viele Jahre in unserer Verfügung.
Das wichtigste, das wir haben, bekamen wir umsonst und geschenkt: unser Leben und die Liebe, die wir kennengelernt haben. Das sollen wir auch weitergeben - mit vollen Händen, großzügig, ohne viel nachzudenken, ohne einen Preis dafür zu benennen.
Dann sind wir in der Spur Jesu, in der Spur der Jünger und Jüngerinnen, dann wird das Himmelreich im Ansatz sichtbar.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels - St. Franziskus.
Sehnsucht trifft Verheißung
In der Wüste
Ein Volk in der Wüste! Wenn das nicht der Stoff ist, aus dem die Geschichten nur so sprudeln! Israel ist aufgebrochen. Aus Ägypten, dem Sklavenhaus. Wie heißt es im Märchen? Was Besseres als den Tod finden wir überall! Bremer Stadtmusikanten! Aber die Freiheit zieht sich hin. Jetzt sind die Menschen in der Wüste. Von ihnen wird erzählt, dass sie sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurücksehnen. Wir hören böse Worte. Vorwürfe. Generalabrechnungen. Überall liegen auf einmal Leichen im Keller. Auch in der Wüste. Armer Mose. Idyllisch ist hier nichts. Nur der uns unbekannte Erzähler spannt die Geschichte auf einen neuen Faden. Bedächtig, behutsam. Auf einmal sieht sie ganz anders aus. Israel – auf Adlerflügeln getragen! Wohin getragen? In die Wüste? In ein Niemandsland? Nein, zu Gott. Er hat das Klagen in Ägypten gehört. Die ausweglose Situation gesehen. Zwischen den Zeilen gelesen. Auf Adlerflügeln getragen! Was für eine Weite? Was für eine Höhe! Die mühsamen, endlos langen, endlos ermüdenden Wege – weggetragen. Die hängenden Zungen, die verschwitzten Gesichter, das Gemaule der Kinder – weggetragen. Die Zweifel, die Aggressionen, die Ängste – weggetragen.
Mir gehört die ganze Erde,
ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern
und als ein heiliges Volk gehören.
Das erfährt das Volk Israel – in der Wüste! Hier am Berg Sinai! Tatsächlich: hier entsteht eine neue Geschichte. Eine neue Seite wird aufgeschlagen. Es ist eine Fortsetzung in der Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Majestätisch. Mit Adlerflügeln. Wie groß die Worte doch sind: Königreich von Priestern und ein heiliges Volk. Ich fürchte, die Enttäuschung ist vorprogrammiert.
Festlose Zeit
Wir schauen auf Wochen zurück, die alte Worte neu schufen: Lockdown, Shutdown. Jetzt kein Film, kein Computerspiel. Wie sich das anfühlt: Zurückfahren. Stilllegen. Leergefegte Straßenzüge kommen uns in den Sinn. Im Häusermeer huschen vereinzelte Gestalten. Eine große, eine befremdliche, eine befreiende Stille. Nur: Ist New York noch eine Stadt? Wien noch eine Stadt? Wieder eine Stadt? Oder – eine Wüste? Viele Menschen erzählen, was Corona mit ihnen macht. Sie erzählen auch davon, was sie vorher schon mitgenommen hat. Eigentlich sind es auch Wüstengeschichten. Geschichten von Leere, von verlorenen Erinnerungen, von hoffnungsloser Verunsicherung. Gelegentlich verstecken sich diese Geschichten hinter harten Fassaden, markigen Worten und einer kaum gebändigten Aggressivität. Schwäche verwandelt sich in Adlerflügel, die nur nicht mehr tragen. Traurig hoppelt der König der Lüfte durch den Staub.
Ich lese einen Artikel über Göttingen. Eine schöne Stadt. Unweit vom Bahnhof aber gibt es eine Hochhaussiedlung in einem so genannten sozialen Brennpunkt. Ein „ehrenwertes Haus“ gerät in eine Überschrift. In dem Artikel heißt es: „17 Stockwerke, mehr als 400 Wohnungen, gut 600 gemeldete Bewohner, in Wahrheit vermutlich eher 700. Unter ihnen Arbeitslose, Studenten, Flüchtlinge, Migranten, Drogensüchtige, Rentner. Auf dem abgesperrten Parkplatz vor den Hochhäusern stehen Autos ohne Nummernschilder, die meisten Fahrräder vor den Haustüren haben verbogene Laufräder oder keinen Sattel mehr. In einem Aufzug in der Nummer sechs steht eine Liebeserklärung auf Russisch, im zwölften Stock ist eine der gläsernen Flurtüren zerborsten, auf einer anderen beleidigt ein Graffito Drogensüchtige als „Dreck“; die Antwort eines anderen darauf heißt nur: „Kanacken“.“
(FAZ 07.06.2020)
Hier gibt es einen massenhaften Ausbruch von Corona. Die Folgen sind noch nicht absehbar. Neue, weitere Einschränkungen drohen. Viele Menschen aber werden schuldig gesprochen – viele Menschen stigmatisiert. Noch einmal. Noch einmal mehr. Eine Wüstengeschichte in der Tageszeitung. Adlerflügel kommen vielleicht in Gedichten vor – hier nicht.
Die Wochen im Jahreskreis, gottesdienstlich fein abgezählt, sind angeblich festlos. Sie könnten sommerlich leicht sein und sind es doch oft nicht. Dafür gehen wir mit Israel einmal in die Wüste, um unsere Geschichten dazu zu legen. Corona hat immer noch Geheimnisse. Schulden explodieren. Und es ist immer noch nicht gut - oder ausreichend. Für viele Menschen, weltweit, ist das Leben noch schwerer geworden und die Zukunft dunkler. Manches, was vor Corona schon auf der Kippe stand, rutscht haltlos in die Tiefe.
Und weltweit hören wir die Klage über Rassismus, staatliche Repression, polizeilichen Machtmissbrauch.
Ich sehne mich nach einem Königreich von Priestern.
Ich sehne mich nach einem heiligen Volk.
Eine große Ernte
Im Evangelium lesen wir heute:
In jener Zeit,
als er die vielen Menschen sah,
hatte er Mitleid mit ihnen;
denn sie waren müde und erschöpft
wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Was sieht Jesus? Er sieht Menschen, die müde und erschöpft sind, die alleine kämpfen und mit sich alleine sind. Für sie sorgt niemand. Sehen ist mehr als etwas sehen – sehen heißt hier, in die Geschichten von Menschen zu blicken, in ihre Herzen. In ihre Enttäuschungen, ihre Trauer. Ihre Langeweile, ihre Hoffnungen. Sehen ist hier der Inbegriff von Nähe und Vertrautheit. Ein anderes Wort für Liebe.
Nein, die Verantwortung wird den Menschen nicht genommen, auch nicht die Verantwortung für sich selbst, doch das Evangelium erzählt von einem Verstehen, dass Flügel verleiht. Adlerflügel? Adlerflügel! Menschen, auch die nicht verträglichen, werden getragen.
Jesus schickt Menschen los, in seinem Namen und in seinem Auftrag „unreine Geister“ auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Ganz unbescheiden, auffälligerweise: alle Krankheiten und Leiden. Das Reich Gottes ist nahe. Das hat Jesus von Anfang an gesagt. In vielen Variationen sehen wir eine neue Zeit anbrechen, die dann gar nicht so neu ist wie sie immer genannt wird. Immer, wenn Gott kommt, wird alles neu!
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!
Heilt Kranke,
weckt Tote auf,
macht Aussätzige rein,
treibt Dämonen aus!
Umsonst habt ihr empfangen,
umsonst sollt ihr geben.
Die ersten wohlklingenden Namen, die sich darauf einließen, erfahren wir im Evangelium auch. Einfache Leute, sie alle – und doch: Säulen der Kirche! „An erster Stelle Simon, genannt Petrus,
und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes,
Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus,
und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn ausgeliefert hat.“
Der ihn ausgeliefert hat.
Das macht mir Mut, allen Bedenken zum Trotz, unsere Namen da auch einzufügen. Im Text ist noch Platz für uns. Platz für Hoffnungsgeschichten. Platz für Liebesgeschichten.
Mir gehört die ganze Erde,
ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern
und als ein heiliges Volk gehören.
Wer jetzt sagt, er könne keine Toten auferwecken, keine Dämonen austreiben, Aussätzige nicht rein machen – der soll sich auf Adlerflügeln tragen lassen!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wir sind Priester
berufen priesterlich zu wirken
Als Predigttext habe ich heute den letzten Satz der Epistel genommen. Er lautet: „Ihr sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören“ (Ex 19,6). Ein ähnlicher Satz steht im ersten Petrusbrief: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1 Petr 2,9).
Bei diesem Satz fällt mir auf, dass jeder von uns berufen ist, priesterlich zu wirken. Das 2. Vatikanische Konzil spricht nicht nur vom amtlichen, sondern auch vom „gemeinsamen Priestertum“ aller Gläubigen. Auf Grund der Taufe haben wir die Aufgabe der Vermittlung und Verkündigung des Heils. Die Eltern sind die ersten Katecheten der Kinder. Sie beten mit ihren Söhnen und Töchtern und segnen sie.
Eines Tages kam ein Religionslehrer zu seinem Heimatpfarrer und bat ihn, dass er ihm seine neue Wohnung einweihe. „Das darfst du selbst machen“, sagte der Pfarrer zu ihm. „Du kannst auch die Autoweihe vornehmen“. Dazu kann sich einer von der Pfarre das Rituale ausleihen.
Priesterliches Handeln
Auf Grund des allgemeinen Priestertums darf man nach den kirchlichen Verordnungen auch zu bestimmten Anlässen predigen. Z.B. zum Mutter- oder Vatertag, zum Begräbnis oder zum Wortgottesdienst.
Man sagt, dass die Spendung der Sakramente zu den Höhepunkten des priesterlichen Wirkens gehöre. Ist uns bekannt, dass alle Gläubige zwei Sakramente spenden dürfen? Taufe und Ehe. Die Taufe soll jedoch nur im Notfall gespendet werden. Aber das Sakrament der Ehe spenden sich die Eheleute selbst. Sie sind füreinander Priester. Mann und Frau sind Helfer auf dem Weg zu Gott. Die Ehe ist nicht nur eine biologische, wirtschaftliche, sondern auch eine religiöse Gemeinschaft. Die Ehepartner und ihre Kinder sollen erfahren, dass Gottes Gnade und Zusage an uns endgültig und unwiderruflich ist.
Extra betonen möchte ich, dass sich das Priestertum aller Gläubigen besonders bei der heiligen Messe auswirkt. Christus hat uns in der Taufe alles geschenkt, er ist mit uns eine Gütergemeinschaft eingegangen. Das heißt, ich kann bei der Messe das Opfer Jesu am Kreuz zu meinem eigenen machen. Das ist eine ungeheure Chance und hat eine Tragweite, die wir nur erahnen können. So werden wir vor Gott gerecht und liebenswürdig. So können wir Gott gebührend loben, preisen und danken.
Wir haben durch die Taufe freien Zugang zu Gott. Das ist die größte Gnade. Ich gehe zur Messe, weil ich durch die Kommunion mit der Quelle und Fülle des Lebens verbunden werde. So gesehen hat das ewige Ostermahl schon auf Erden begonnen.
Wir sind Priester. Daher sollen wir alle Menschen segnen. Der Segen ist ein Zeichen der Zuwendung Gottes. Das bringt das lateinische Wort „benedicere“ wunderbar zum Ausdruck. Wir sollen den Menschen von Gott Gutes sagen, wir sind bei ihm wie bei einer Mutter geborgen. Weil Gott kein Geschöpf fallen lässt, dürfen auch wir keinen Menschen abschreiben. Unser priesterlicher Dienst beginnt mit dem Segen. Es freut mich, dass dies schon vielen Menschen bewusst ist.
Literatur: Elmar Mitterstieler, Das wunderbare Licht, in dem wir leben. Gleichheit, Würde und Priestertum aller in der Kirche. Würzburg, Echter Verlag 2011.
Die Ernte ist groß...
Lasten tragen
Zur Zeit Jesu gab es noch keine Trennung zwischen der profanen und religiösen Welt, so wie wir sie heute kennen. Ganz normale Lebensereignisse wurden mit religiösen Regeln und Weisungen in Verbindung gebracht. Das religiöse Verhalten der Menschen hatte Auswirkungen in ihr privates oder berufliches Leben.
So wurde Krankheit nicht nur als eine Fehlfunktion des Körpers verstanden, sondern auch als Reaktion Gottes auf ein Fehlverhalten des Menschen. Wer krank ist, hat gesündigt und ist so von Gott getrennt. Dämonen sind nicht nur Ausdruck einer psychischen Störung, sondern einen Indiz dafür, dass jemand von Satan berührt ist. Und der Tod wird nicht nur als Ende des Lebens sondern als Ausschluss vom Leben spendenden Gotteskult verstanden: „Tote können den Herrn nicht mehr loben, keiner, der ins Schweigen hinabfuhr.“ (Ps 115,17).
Deshalb verbindet das heutige Evangelium den Auftrag zur Verkündigung der frohen Botschaft eben mit der Vollmacht, Menschen von diesem belastenden Schicksalsschlägen zu befreien. Wer nicht mehr krank ist, ist versöhnt mit Gott. Wer davon befreit ist, steht nicht mehr unter dem Einfluss des Bösen. Und wer wieder ins Leben zurückgerufen wurde, kann wieder am Kult teilnehmen und somit das Leben gewinnen.
Unser religiöses Verständnis von Krankheit, dämonischer Besessenheit und Tod hat sich verändert. Wer krank ist, geht zum Arzt. Wer unter einer psychischen Störung leidet, zum Psychiater oder Psychologen. Krankheiten zu heilen und Dämonen austreiben sind heute nicht mehr zentrale Zeichen der nahenden Gottes Herrschaft.
Müde und erschöpft...
Und trotzdem warten Menschen auf die Zusage der Nähe und Liebe Gottes. Und der Herr gibt uns im heutigen Evangelium Hinweise darauf, wo Menschen heute warten: Christus spricht von Menschen, die müde und erschöpft sind. Die wie Schafe ohne Hirten sind.
Auf der Suche nach dem Grund dieser Müdigkeit und Erschöpfung kann es helfen, Zeitgenossen zu befragen. Manchmal beschreiben sie aus ihrer Wahrnehmung gesellschaftliche Herausforderungen, die wir als Jünger und Jüngerinnen Christi durchaus ernst nehmen sollten.
Nicht nur unsere Kinder und Jugendlichen stehen unter einem gewaltigen Zeitdruck, aber auch Erwartungsdruck der Schule, in ihren Vereinen, bei ihren Eltern und so vielen anderen. Auch die meisten Erwachsenen haben kaum noch Zeit, werden von ihren beruflichen Herausforderungen erdrückt, gestresst und gehetzt. Vieles hat damit zu tun, dass unserer Berufs-, aber auch Schulleben immer mehr und mehr von Leistungsbeurteilungen und Schulnoten abhängig ist. Schüler und Schülerinnen haben große Ängste, dass sich ihre Berufspläne aufgrund ihrer schulischen Leistungen nicht mehr erfüllen lassen. Und viele Erwachsene werden von den jährlichen Leistungsbeurteilung so unter Druck gesetzt, dass kein Raum mehr bleibt, um auch einmal zugeben zu können: das schaffe ich jetzt nicht mehr. Hier brauche ich Hilfe.
Cecilia Bognon Küss, eine junge französische Philosophin, beschreibt in einem Beitrag Möglichkeiten, mittels synthetischer Biologie Leben künstlich zu erzeugen. Am Ende des Artikels fragt sie ziemlich ratlos: „Wir wissen, was wir können. Aber wir wissen nicht mehr, was wir sollen!“ Also auch die, die es geschafft haben und beruflich erfolgreich sind, haben manchmal die Orientierung verloren und fragen sich: „Mache ich das, was ich tue, eigentlich richtig? Was ist gut, was ist aber vielleicht auch nicht gut, obwohl ich es tun könnte?
Und nicht zuletzt stellte Gregor Gysi vor kurzem folgendes fest: Die großen Kirchen in Deutschland haben eine einzigartige Rolle bei der Wertevermittlung. Derzeit seien nur noch sie in der Lage, "Werte und moralische Maßstäbe halbwegs allgemein zu formulieren“. Seit Aristoteles beschäftigt sich die Philosophie mit der Frage nach dem „Guten“ und den damit verbundenen „Werten“. Für uns Christen geht diese Frage noch tiefer. „Niemand ist gut als nur einer, Gott!“, sagt Christus. (Lk 18, 19). Gysi macht die Kirchen also nicht nur zu Anwälten des Guten, sondern letztlich zu Anwälten der Gegenwart Gottes in unserer Welt.
Keiner der so Beschriebenen würde sich als Schaf verstehen, das ohne Hirten ist. Aber sie beschreiben auf ihre Weise Gründe für die Müdigkeit und Erschöpfung vieler unserer Zeitgenossen.
Vielleicht würde deshalb die Sendung Christi an uns heute so lauten:
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe:
Helft den Menschen, die Erfüllung ihrer Sehnsucht nicht im Blick auf das immer „mehr“ zu suchen, sondern im Blick auf das Leben, das Gott schenkt und ermöglicht.
Sagt den Menschen, dass sie kein Produkt des Zufalls sind. Keine Laune der Natur. Sie sind von Gott geliebte und gewollte Menschen. Er traut ihnen zu, sinnvoll zu leben.
Seid Anwälte des Guten. Vor allem aber: Seid Zeugen dessen, der allein gut ist. Seid Zeugen Gottes in dieser Welt. Interessiert Euch für die Menschen, mit denen ihr lebt. Sagt ihnen, dass das Himmelreich nahe ist, indem ihr ihnen helft, dass ihr Leben gelingt.
Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
Von Gott getragen
Auf "Adlerflügeln" getragen
In der Lesung des heutigen Sonntags steht ein Wort, das mich persönlich anspricht, das mir für den Glauben wichtig ist. Es heißt: „Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.“ Im Buch Deuteronomium fand ich eine ähnliche Stelle. Sie lautet: „Wie der Adler, der sein Nest beschützt und über seinen Jungen schwebt, der seine Schwingen ausbreitet, ein Junges ergreift und es flügelschlagend davonträgt.“ (Dtn 32,11).
Beobachtungen eines Vogelkundlers
Solche Stellen: „Ein Adler ergreift sein Junges und trägt es,“ haben auch die Ornithologen, die Vogelkundler, gelesen. Sie sagten: „Schön und gut, kann schon sein, dass es so etwas gibt, aber gesehen haben wir das noch nie.“
Im Jahre 1978 beobachtete ein Vogelkundler in Mühlheim an der Ruhr Folgendes: Er wohnte an einem alten Kirchplatz, ihm gegenüber im Turm nistete jedes Jahr ein Falken-Paar. Zwei Junge schlüpften gewöhnlich aus, wuchsen heran, und eines Tages mussten sie in die Luft gehen, das heißt: fliegen. Die Kleinen standen dann zwei, drei Stunden an der Kante des Turmfensters, bis sie den Flug wagten. Und es ging auch immer gut.
In einem Jahr hatten die Falken-Eltern relativ schwach entwickelte Junge. Vor allem das zweite war noch klein, als es ans Fliegen ging. Die beiden standen drei Tage an der Brüstung und wagten es nicht, sich vom sicheren Halt abzuheben. Nun, endlich packte es das größere, der Flug gelang. Der kleinere Vogel brauchte noch eine Weile, bis er zu fliegen begann. Aber er flatterte so ängstlich und ungeschickt, dass er in dem Baum, der auf dem Kirchplatz stand, eine Notlandung produzierte. Die Mama setzte ihm nach, ordnete das Gefieder, schob den Kleinen ein paar Äste hinauf. Von dort startete er den zweiten Versuch. Aber er zappelte wieder und es ging mit ihm steil hinunter. Unten auf dem Kirchplatz spielten Kinder mit ihren Hunden. Bevor der Jungvogel unten aufprallte, schoss die Mutter wie ein Pfeil hinter ihm her, tauchte unter ihn, so dass sich das Junge an ihrem Rücken festkrallen konnte und hob es in die Höhe. Nun, aus dem Jungen wurde auch ein richtiger Falke, der alle Flugkünste beherrschte.
Aber, erstmals hatte ein Vogelkundler so etwas beobachtet. Was bei einem Falken möglich ist, kann auch bei einem Adler vorkommen. Wenige Jahre später wurde dies in der Steiermark bestätigt. Das gibt es, dass ein Adler ein Junges ergreift und es flügelschlagend davonträgt.
Gott hat sein Volk getragen
Was die Heilige Schrift mit diesem Wort meint, ist klar: Gott hat sein Volk Israel, das in Ägypten versklavt war und vernichtet werden sollte, herausgeholt und durch die Wüste, durch eine lebensfeindliche Gegend geführt, er hat es aus einer bedrohlichen Situation gerettet, wie eben der Falke bei seinem Jungen.
Wenn wir dann weiterfragen, warum tut Gott das? Die Antwort steht auch an dieser Stelle: „Ihr seid mein besonderes Eigentum;“ „ihr gehört mir als ein heiliges Volk.“ Gott ist es, der von sich aus beginnt, gerade dieses Volk zu lieben, es zu führen, es zu schützen, zu retten. Er tut es, weil er es so will.
Was für Israel galt, gilt erst recht für das Volk Gottes des Neuen Bundes, für die Kirche, für uns als Christen. Gott ist zu uns wie der Adler, der sein Junges ergreift und es flügelschlagend davonträgt. Bereits am Beginn, der Ursprung wurde das klar: Gott hat sich in seinem Sohn ganz für uns eingesetzt, er ist am Kreuz für uns gestorben und auferstanden. Wir Menschen wären sonst in Sünde, in Schuld untergegangen. Er hat uns den Heiligen Geist gesandt. Damit wissen wir: Wir gehören zu ihm, wir sind sein auserwähltes Volk, wir sind seine Familie, wir haben Beziehung zu ihm, wie Kinder zu ihren Eltern.
Wenn Gott uns trägt
Wenn wir dann fragen: Was bringt uns das? Wohin führt uns diese Erkenntnis, von Gott getragen und geschützt zu sein, dann sehe ich drei Bereiche:
1. Wir dürfen wahrnehmen, müssen es erkennen: Gott hat uns dieses Leben geschenkt und er unternimmt alles, um es uns zu erhalten, um es zu schützen, um uns auf einen guten Weg zu führen, um unser Leben wertvoll werden zu lassen. Dafür haben wir zu danken, ich hoffe, Sie tun es jeden Tag. In uns lebt und wirkt der Heilige Geist, er trägt uns und führt uns. So können wir in Ruhe und Vertrauen leben, können gelassen unseren Weg gehen. Selbst wenn wir sterben, er trägt uns ins ewige Leben, in die ewige Gemeinschaft mit ihm.
2. Es wird bei uns allen Wegstrecken geben, da fühlen wir uns „wie in der Wüste.“ Das kann eine lebensbedrohliche Krankheit sein, schweres Leid, zerbrochene Beziehungen. Oder: Wir führen ein alltägliches, allzu durchschnittliches Leben, langweilig, kleinkariert, kämpfen mit täglichen kleinen Sorgen, haben die ewigen unnützen Streitereien. Das Leben hat uns wirklich nichts Großartiges, Besonderes zu bieten. Solche Wüstenstrecken können wir nur bestehen, wenn wir darauf vertrauen: Da ist einer, der trägt mich. Da ist einer, der holt mich aus einer Situation, in der es wirklich bedrohlich für mich wird, heraus.
3. Damit das Bewusstsein „Gott trägt mich“ bei uns greift, damit es uns hilft, ist etwas nötig: Sich erinnern. Wie Israel sich jede Woche am Sabbat daran erinnert hat: Gott hat uns befreit, er hat uns durch die Wüste getragen, so müssen auch wir immer wieder daran denken: Jesus Christus hat uns alle, hat die Kirche gerettet, hat uns erlöst. Und jeder Einzelne hier hat das – so hoffe ich, - oft genug erfahren: Er hat mir geholfen, er hat mich getragen, er hat mich geführt.
Erinnerungskultur
Allerdings, wir Menschen sind manchmal sehr vergesslich. Wir nehmen das Gute selbstverständlich, gewöhnen uns locker daran, vergessen gern den Gott, der uns das schenkt. Deshalb brauchen wir Formen, um uns zu erinnern. Eine ist das Gebet, eine andere der Gottesdienst, wie wir ihn jetzt und jeden Sonntag feiern. Hier denken wir an Jesu Tod und Auferstehung, dieses Geschehen wird hier gegenwärtig. Dafür müssen wir dankbar sein. Und ich hoffe, niemand hindert Sie, am Sonntag zu beten: „Ich danke dir, dass du mich durch diese Woche getragen hast.“
Folklore oder Vollmacht
Etwas funktioniert nicht
Firmspendungen in einigen Pfarren liegen hinter mir. In den eigenen Pfarren sind diese in diesem Jahr ebenfalls Vergangenheit. Es ist interessant in diversen Pfarren mitzubekommen und zu sehen sowie zu hören, welch Mühen und Anstrengungen sich Mitarbeiter unterziehen und auferlegen in der Vorbereitung der Firmkandidaten. Und erst recht im Gestalten des Firmgottesdienstes. Die Firmlinge treten an um zu begrüßen, sie treten an, um einen Einleitungstext zu sprechen, sie treten an, um Bußgedanken vorzubringen, sie treten an, um zum Evangelium Sprüchleins zu sagen, sie treten an, um vor und nach der Firmspendung einen Text vorzutragen, sie treten an und treten an und bringen auch noch nach der Kommunion einen Meditationstext, und sie sind getrimmt auf so genannte rhythmische Lieder, die ja so etwas für junge Leute sind.
Oh Schreck, oh Graus, nach der Firmung sind sie weg. Sie werden von kaum bis nie wieder gesehen. Manche dann doch irgendwann, irgendwo wieder. Irgendwie funktioniert da etwas nicht mit Familie Kirche. So gerne wird von Schwesterlichkeit und Brüderlichkeit in der Kirche gesprochen. Sogar in Gebeten im Messbuch bitten wir Gott, dass er auf seine Familie schauen möge. Erhört er unsere Formeln nicht? Oder hat es doch einen Haken mit Familie, Schwestern und Brüdern. Nämlich, dass die Kinder doch Flügge werden müssen?! Oder nicht?!
Man muss anders ticken
Wir wollen mündige Christen, Menschen, die in Welt und Kirche Verantwortung übernehmen und dann dürfen sie nicht flügge werden, dann müssten sie am Schürzenzipfel der Mutter Kirche kleben bleiben! Ach, sie sind ja noch nicht so reif, sie können das ja noch nicht! Aber in der ganzen Vorbereitung wird ihnen gesagt, das Firmsakrament ist das Sakrament, durch welches sie jetzt mündige Christen, oder der Verantwortung gewachsene Christen werden.
Aber sie sind doch dazu nicht fähig! Sie verabschieden sich doch per Firmung von Kirche. Ja warum werden sie dann gefirmt? Was wird da in der Vorbereitung bis hin zur Firmspendung herum- und vorgegaukelt?!
Konrad Paul Liessmann, Professor für Philosophie an der Uni Wien, bringt, denke ich in seinem Essay Juvenilität (siehe Kontexte) einiges auf den Punkt. Es wird Flexibilität, Mobilität und Globalisierung verkündet. Das verkünden aber die Erwachsenen. Von einem Arbeitsplatz bis zur Pensionierung zu träumen ist ja sowieso nur mehr die Vorstellung eines Gestrigen. Ständig hat man sich für Neues offen zu halten und sich an Geldflüssen und Aktienströmungen zu orientieren. Folglich bleiben Treue, Heimatliebe, Traditionen und Prinzipien der Welt der Folklore reserviert.
Mit Homer oder Goethe im Kopf herumzulaufen führt in dieser Welt in den Wahnsinn. Damit kann niemand die Fernsehwelt auf sich einströmen, oder Radio einprasseln lassen. In der Medienwelt mithalten, oder seine Chancen nicht zu verspielen, da muss man eben anders ticken.
Letztlich weist aber Liessmann schon hin, dass Jugendzeit vergeht, ein Durchgangsstadium ist, und nicht überbewertet werden darf. Und die Welt wird folglich dadurch weder besser, aber auch nicht schlechter.
Folklore oder Vollmacht
Somit werfe ich hier die Frage ein, was bedeutet das nun für Kirche? Oder bedeutet es doch nichts? Es muss etwas bedeuten, degeneriert sich Kirche nicht selbst zu einem Folkloreverein. Viele Aktionen und Vorgänge deuten leider in diese Richtung.
Nun, mit wem würde Jesus heute Mitleid haben? Ich würde sagen mit uns, den hauptamtlichen Seelsorgern in der Kirche und zwar nicht wegen unserer Müdigkeit und Erschöpfung, sondern wegen unserer Naivität. Liegt nicht hier etwa eine Aktualisierung unserer matthäischen Evangelienperikope? Die Ernte ist groß, aber wir bürokratisieren und versuchen uns mit Methoden der Spaßgesellschaft. Bzw. Haupt- und Ehrenamtliche machen Spagat um Spagat, um ihre Existenzberechtigung zu beweisen und die Rückmeldung zu erhalten, wie geil doch wieder eine Veranstaltung, Gottesdienst mit eingeschlossen, gelaufen ist.
Dem gegenübergestellt klingt die Evangelienstelle dezent und spiegelt eine Schlichtheit, da bei all der Überdimension der Ernte dann doch der Herr, Gott, ins Spiel kommt und er der Hauptakteur oder der Eigentliche bleibt, nicht vergessen wird, nicht ausgeklammert wird, der sich um Arbeiter sorgt. Und erst nach Festhalten dieses Bestandes, erhalten die Jünger die Vollmacht.
Das Geheimnis einmal, einmal
Der tschechische Dichter Vladimír Holan, gest. 1980 in Prag, lebte in der Kommunistenzeit in selbst auferlegter Isolation. Sein Schaffen wurde von der kommunistischen Kulturpolitik faktisch ignoriert. Und doch klingt im Gedicht (siehe Kontexte), Parkspaziergang, bei allem was es gibt, / Es gibt Parks, es gibt Schwarzes,... Es gibt Worte, Es gibt Geschrei. Es gibt Schweigen…. Es gibt Berge. Und Helle… Es gibt im Zwang ein Geheimnis… Und darum: Einmal. Einmal…/ das doch letztlich ganz andere an und durch in diesem Wort Einmal. Es erinnert an die Redewendung der Erwachsenen aus meiner Kindheit, wurde uns nach einer von ihnen nicht in Ordnung befundenen Kindeshandlung gedroht mit dem Ausspruch: Na warte nur einmal! In diesem Fall war dieses Einmal negativ, eine Androhung von Sanktionen. Im Gedicht von Vladimír Holan schlägt dieses Einmal am Ende nach all den Aufzählungen, was es alles gibt, den Klang einer Wohltuendheit an, da selbst der Zwang das Geheimnis nicht töten kann, denn es lebt selbst im und somit wider Zwang.
Der Punkt des Archimedes
Auf der 3. europäischen ökumenischen Versammlung, 3. bis 9. September 2007 in Sibiu /Hermannstadt / Nagyszeben in Rumänien, ich war als Delegierter dabei, malte Prof. Andrea Riccardi (Mitbegründer der Gemeinschaft Sant'Egidio) in seinem fulminanten Vortrag, "Das Licht Christi scheint auf alle - Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa", das Bild aller Möglichkeiten und Chancen von uns Christen in der Welt. Spirituelle Männer und Frauen verzichten nicht darauf, die Welt aufzurichten (siehe Kontexte). Und er unterstreicht dies mit einem Zitat von Martin Buber: "Bei sich selbst anfangen, das ist das Einzige was zählt… der Punkt des Archimedes, dass ich selbst die Welt verändern kann, besteht in meiner eigenen Veränderung."
Es scheint mir wesentlich im Bewusstsein zu haben, dass wir Kirche in der Welt und auf der Welt sind. Über die Tellerränder der eigenen Gemeinden hinauszublicken. Es ist leicht gesagt. Die Wirklichkeit in den Gemeinden zieht uns hier immer wieder hinunter. Und so ist es kein Wunder, wir schmoren im eigenen Saft und machen Spagat um Spagat. Dem zuwider handeln können legt sich im letzten Satz unserer Perikope nicht nur nahe, sondern liefert Basis, uns zu befreien von Zwängen und Nöten: Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
Gott mutet uns das Leben zu
Gott ist da - ist Gott da?
Wann und wo fühlen Sie sich überfordert, allein und Dingen ausgesetzt, mit denen Sie nur schwer fertig werden?
Wann und wo spüren wir, spüren Sie und ich, dass wir einen anderen brauchen, damit wir mit einer Erfahrung, einer Situation oder einer Nachricht gut umgehen können?
Wann und wo erfahren Sie, es ist jemand da, der Sie trägt, der Zeit für sie hat, der Sie begleitet?
Wann und wo erreicht Sie die Botschaft Gott ist jemand, der Sie auf Adlerflügeln trägt, der für Sie gerade dann ein Hirte ist, wenn Sie sich verloren fühlen ?
Das Volk Israel hat im heutigen Evangelium den Auszug aus Ägypten mit all seinen Gefahren und Anstrengungen geschafft. Es ist in der Wüste an einem wichtigen Etappenziel, am Berg Sinai angekommen. Aber es beschleicht es auch das Gefühl, dass sich nach einem langen und gefährlichen Wegstück einstellt. Wie haben wir das eigentlich geschafft? Warum nehme ich das alles auf mich? Was wird noch auf uns zukommen? Warum bin ich nicht da geblieben, wo ich war, auch wenn dort nicht alles gut war? Gut aber auch, dass ich es bis hier her geschafft habe! Erfahrungen mitten in der Wüste, wo ein Teil geschafft ist und einiges noch vor einem liegt.
Erwartungen
Oder auch die Menschen in den Dörfern und Städten, denen Jesus mit seinen Jüngern begegnet. Sie scheinen auf ein gutes Wort zu warten, auf jemanden, der sich ihnen zuwendet, der etwas mitzuteilen hat, das Hoffnung gibt. Die Menschen scheinen mit ihren Krankheiten, Leiden und Sorgen von Jesus etwas zu erwarten. Erfahrungen von Menschen, die sich verloren fühlen, oder im Bild des heutigen Bibeltextes von Schafen, die keinen Hirten haben.
Gerade bei Krankenbesuchen in der letzten Zeit begegnet mir immer wieder die Frage Warum? Diese Frage wird immer wieder gestellt und doch bin ich als Zuhörer und Seelsorger zu bestimmten Zeiten für bestimmte Fragen immer wieder besonders sensibel, es hat also auch etwas mit mir zu tun. Und die Menschen, die mich so gefragt haben, fragen sicherlich nach dem Grund ihres eigenen Leids, aber daran schloss sich unmittelbar auch die Frage nach dem oft zu großen Unglück in der Welt, dass Menschen unverschuldet trifft, wie jetzt in China und Birma.
Ich werde dann zunächst immer auch stumm, denn hier theologische Erklärungen zu versuchen ist oft kaum mehr als ein billiger Fluchtversuch vor einer wirklichen Antwort und ein Schlag ins Gesicht des Fragenden. Es gibt keine Antwort, die ich geben kann, die wirklich eine Antwort ist.
Da sein
Und auch Jesus, der die Not der Menschen am eigenen Leibe spürt, gibt keine großartigen Erklärungen ab über Gottes Allmacht oder dass wir nur Vertrauen haben müssen. Nein, er wendet sich dem einzelnen Menschen zu. Und er tut etwas Zweites, er ruft seine Freunde zu sich und gibt ihnen den Auftrag für die Menschen da zu sein. Es sind Menschen mit einem Namen, Menschen, die man ansprechen kann, Menschen mit einem Gesicht, mit Hand und Fuß. Es geht in diesem Evangelium nicht um kirchliche Ämter, sondern darum, dass es Menschen gibt, die füreinander da sind, oder wie es die Lesung ausdrückt, ihr sollt mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.
Dazu gehört dann auch die Glaubenserfahrung des Israeliten, die in der Lesung angesprochen ist. Gott hat das Leid seines Volkes in der Unterdrückung gesehen und es in die Freiheit geführt. Damit ist nicht gesagt, dass er den Menschen alle schwierigen Erfahrungen, alles Leid und alle Not abnimmt, aber schon, dass er der Gott ist, der mit Ihnen auf dem Weg ist, oder wie es in der Lesung heißt: wie ich euch auf Adlerflügeln bis hierher getragen habe. Aber auch der junge Adler, der lange von seinen Eltern getragen wird, muss irgendwann selber fliegen.
Gott mutet uns das Leben zu
Zu unserer Freiheit als Menschen gehört, das Leid und Glück, Hoffnung und Trauer, Leben und Tod Teil unseres Lebens sind, weil wir freie Menschen und nicht Marionetten einer übergeordneten Macht sind.
Von Dietrich Bonhoeffer, der in seinem Lied: Von guten Mächten wunderbar geborgen, deutlich sein tiefes Grundvertrauen ausdrückt, kommt ebenso der Satz: Wir müssen in der Welt so mit Gott leben, als lebten wir ohne Gott. Der Deus ex machina, der alles für uns klärt ist der Gott der Bibel nicht.
Gott mutet uns das Leben zu, auch dann wenn es uns Angst macht, aber er ist auch der Adler, der uns trägt oder der Hirte der uns führt.
Wann und wo erreicht sie und mich diese Botschaft?
Berufen zum Volk Gottes
Die Lesung des heutigen Tages aus dem AT trägt deutlich die Züge einer Berufungsgeschichte: Berufung nicht eines einzelnen Menschen, sondern Berufung eines ganzen Stammes zum "Volk Gottes".
Gott zeigt sich
Mit den ersten Versen der Lesung werden wir in die äußere Situation eingeführt. Folgendes Bild soll in uns entstehen: Da gibt es einmal den Berg Sinai. Er ist der hl. Berg, der Berg Gottes, der Berg der Begegnung mit Jahwe und seiner Gnade. Mose steigt zu ihm empor, wenn er Verbindung mit Jahwe sucht. Auf diesem Berg erhält Mose von Gott die zehn Gebote. Von diesem Berg herab offenbart sich Jahwe seinem Volk.
Gegenüber dem heiligen Berg, dem Bereich Gottes, lagern, so wird berichtet, die Israeliten. Sie sind ausgezogen aus Ägyptern, dem Land der Knechtschaft. Sie haben sich getrennt von einem Volk, das vielen Göttern huldigte und Menschen, ihre Pharaonen, zu Göttern erhob. Gehetzt, gejagt und unter mühseligen Strapazen sind die Israeliten endlich an dem Ort angekommen, wo sie unbehelligt ganz in der Nähe ihres Gottes Jahwe sich lagern und verweilen dürfen. Frei von Unterdrückung, Verfolgung und weiterer Flucht können sie zum ersten Mal Luft holen, sich innerlich sammeln und in Ruhe auf ihren Gott schauen, in dessen Nähe und Bereich sie ihre Zelte aufgeschlagen haben.
Und dann geschieht das Wunderbare, das Gott auszeichnet und sich später im Verhalten Jesu, seines Sohnes, auf Schritt und Tritt wiederholt: Gott wendet sich den Kleinen und dem Unscheinbaren zu. Diesem Volk, das in der Wüste umherirrt wie eine Herde ohne Hirten, das bitter arm und ohne jedes politische Ansehen dasteht, das von jeder Macht der Welt im Handumdrehen besiegt werden könnte, bietet Gott an, sein erwähltes Volk zu werden:
nicht um von nun an stolz und überheblich anderen Völker zu begegnen, nicht um mit der Hilfe Jahwes, dem Herrn der Welt, von nun an die Nummer eins unter den Weltmächten zu sein, sondern um Gottes Vorstellung vom Menschsein in die Welt zu tragen und sichtbar zu machen.
Ein priesterliches Volk
Um diese Aufgabe zu erfüllen, soll Israel ein Volk werden, das Gott gehört, das sich ihm so sehr hingibt, dass es "Eigentum" Gottes genannt werden kann.
Dieses neue Volk zeichnet aus, dass sein Streben nicht in erster Linie auf Macht, Besitz oder Reichtum ausgerichtet ist, sondern auf das, was Menschen zum Heile dient. Jahwe drückt dies aus mit den Worten: Ihr sollt ein "Reich von Priestern" werden. Den Priester, so war jedem Israeliten klar, soll auszeichnen:
- sein Hinhören auf Gott
- das Gebet und die Verehrung Gottes
- die Verkündigung der Weisungen Jahwes
Gott macht den Israeliten also klar: Diese dreifache priesterliche Aufgabe soll im Gottesvolk nicht allein an die berufsmäßigen Priester gebunden sein, sondern von allen Gläubigen im Volk ausgeübt werden. Und wer dies tut, der heiligt sich. Denn Gottes Gnade wird sein Wirken begleiten. Er wird Kräfte erhalten, die ihn befähigen, trotz menschlicher Schwäche das Gute für sich selbst und die Menschen immer wieder anzustreben.
Jahwe, der durchaus deutlich macht, dass er der Herr des Gottesvolkes sein will, lässt die Israeliten erfahren, in welcher Weise er seinem Volk vorstehen will. Er wird sich nicht aufspielen wie ein Diktator, sondern sich verhalten wie ein Partner. Von einem "Bund" ist die Rede, den Gott mit den Israeliten schließen möchte. Bei einem Bund geht es nicht um einseitige Einflussnahme, um dominierende Macht, sondern um innere Verbundenheit, um wohlwollendes Denken und Handeln füreinander, wie man es in einer guten Freundschaft oder einem gelungenen Ehebund erleben kann. Dass er, Jahwe, als der Mächtigere die Israeliten nicht aus der Position des Überlegenen behandeln wird, hat er bereits gezeigt beim Auszug des Volkes aus Ägypten: Auf "Adlerflügeln" trug er Israel.
Ein väterlich/mütterlicher Gott
Das Bild vom Adler gibt sehr gut das Verhalten Gottes wieder. Dem jungen Adler, der sein Nest verlässt und in einen neuen Abschnitt seines Lebens eintritt, wird nicht die Mühe des Lebens abgenommen. Wie Adlerleben aussieht und sich gestalten muss, kann das Junge sich bei seinen Eltern abschauen und von ihnen lernen. Aber fliegen muss das Junge selbst. Dabei wird es von seinen Eltern sorgfältig im Auge behalten und aufgefangen, wenn es ermüdet oder in Gefahr gerät. So versteht sich auch Gott. Von ihm soll das Volk lernen, was menschlichem Leben dient, was gut und richtig ist, indem es auf Jahwes Stimme hört und seine Weisungen beachtet. Aber die Mühe des Alltags, die Gestaltung des Lebens bleibt dem Volk aufgetragen. Dabei darf es sicher sein, dass Gott bei Ermüdung und Gefahr zur Stelle ist.
Wenn wir die Gedanken der Lesung auf unser Leben übertragen, dann scheint mir ein Stichwort von besonderer Bedeutung: sich lagern.
Unser Leben kennt ja alle Elemente des Volkes Gottes: eingepresst sein in Strukturen der Mächtigen, unter Zwang oder der Knute stehen, wehrlos ausgeliefert sein, gehetzt werden, Flucht ergreifen müssen, Wüste, Not, Wirren und Irrungen. Und wie dem Volk Israel so macht ja Gott auch uns das Angebot, seinem Volk anzugehören.
Ein Gott, der ausruhen lässt
Es ist wohl kein Zufall, dass der Bibelschreiber Gott sagen lässt: Ich habe euch hierher zu mir gebracht - also an jenen Ort, wo Israel einmal seinem Gott ganz nahe ist und sich auch lagern und innehalten kann. Denn die Tragweite des Angebotes Gottes, ihm zu gehören, und der Segen, der für uns Menschen aus einem Bund mit Gott erwächst, lassen sich nicht im Hasten und Vorübergehen erfassen. Man muss sich - wie Israel damals - niederlassen und lagern, durchatmen, innerlich wenigstens einigermaßen zur Ruhe kommen, um das Angebot Gottes in seiner Tiefe zu erfassen.
Wo dies nicht geschieht, besteht zu leicht die Gefahr, sich ein zu oberflächliches Bild von Gott zu entwerfen.
Gott bietet sich z.B. nicht an, in seiner Liebe zu uns ein Lückenbüßer für uns zu sein, der alles für uns regelt. Er traut uns vielmehr zu, dass wir nach seinen Weisungen unser Leben erst einmal selbst gut regeln können. Aber er begleitet uns, um uns aufzufangen, wo es nötig ist.
Bei Hast und Unruhe übersieht man auch leicht, in welchem Sinne Gott unser Herr sein möchte. Seine Weisungen sind in der Bibel oft in der Form von Geboten, Vorschriften oder Forderungen wiedergegeben und verdecken daher zuweilen den freundschaftlichen, partnerschaftlichen Zug in ihnen.
Ein Partner-Gott
Nehmen wir für uns aus diesem Gottesdienst das Bild des Partner-Gottes mit in unseren Alltag und in unser Leben. Auch wenn er der Herr der Welt ist, denkt Gott nicht daran, über uns zu herrschen. Vielmehr möchte er von sich aus mit uns in Verbundenheit, Liebe und Fürsorge durchs Leben gehen - als Freund und Partner ganz nahe an unserer Seite.
Wer in der Tiefe seines Herzens dieses von Achtung, Wertschätzung und Zuneigung getragene Verhalten Gottes uns Menschen gegenüber immer neu bedenkt, wird sich gern mühen, seinem Verhalten und Leben priesterliche Züge zu geben:
- Hinhören auf Gott,
- Gebet und Verehrung Gottes,
- Zeugnis für ihn in Wort und Tat.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 144 Nun Jauchzt dem Herren
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 392: Loben den Herren, den mächtigen König der Ehren
GL 446: Lass uns in deinem Namen, Herr
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 477 Gott ruft sein Volk zusammen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 483: Halleluja, Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 487 Nun singe Lob du Christenheit
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht (3. Str.)
GL Ö925: Fest soll mein Taufbund immer stehn
Psalmen und Kehrverse:
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 33 oder mit Psalm 100 - V.
- Einleitung6
Hans Hütter (2023)
Jesus ist in die Welt gekommen, um den Menschen zu zeigen, dass Gott einen jeden von uns liebt und Leben in Fülle schenken will. Damit diese Frohe Botschaft alle erfahren, hat er seine Jünger ausgesandt, wie er zu den Menschen zu gehen und an seiner Sendung teilzunehmen.
Wir, seine Jüngerinnen und Jünger heute, sind zusammengekommen, um ein wenig bei ihm auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen für unser Mitwirken an seiner Sendung.
Wir treten vor ihn hin und bitten ihn um seine Hilfe:
Manfred Wussow (2020)
Wüsten sind faszinierende Gegenden. Mal Sand, mal Geröll. Schier unendlich. Wenn Sie für dieses Jahr noch eine schöne Reise planen – hier gibt es Ideen! Die Abstandsregeln sind leicht einzuhalten.
Im übertragenen Sinn sind Wüsten aber Durststrecken, literarisch sogar Heimat der Dämonen und bösen Geister. Da will keiner von uns hin.
Heute aber führt uns die Lesung an den Berg Sinai. Drum herum: Wüste. Für die verunsicherten und auch irritierten Menschen stellt sich Gott als der vor, der sein Volk auf Adlerflügeln trägt – zu ihm hin. Die Wüste wird ganz leicht und in ihrer Weite ein Ort der Nähe.
Im Evangelium hören wir, wie Jesus auf Menschen schaut, die müde, verzagt und erschöpft sind.
Für sie findet er Menschen, die ihnen das Reich Gottes aufschließen, böse Geister vertreiben und heilen, was zerbrochen ist.
In der Wüste war Jesus auch.
Ihn rufen wir heute an, um seine Nähe zu erbitten:
Bernd Kösling (2017)
Nach einer langen Woche sind wir heute zusammen gekommen, um miteinander Gott für das Gute zu danken, mit ihm unsere Sorgen und Nöte zu teilen und unser Versagen vor sein liebendes Angesicht zu bringen. So kann Christus in unser Leben Licht bringen und es erneuern.
Das Evangelium berichtet von vielen Menschen, die müde und erschöpft sind, wie Schafe, die keinen Hirten haben. Die noch auf das Licht warten, das ihr Leben erneuern kann.
Grüßen wir zu Beginn dieses Licht in unserer Mitten: Christus, unseren Herrn:
Josef Steinle (2017)
Wir feiern Gottesdienst, feiern mit dem Herrn Jesus Christus in unserer Mitte. Er ist uns Menschen nahe, er hat Mitleid mit uns, wenn wir keine Orientierung mehr haben, keinen Sinn mehr erkennen.
Sein Erbarmen rufen wir an:
Alfons Jestl (2008)
Durch die Jahrhunderte hindurch wurden Menschen berufen, die Botschaft Jesu zu verkünden, an der Ernte Gottes mitzuwirken. Heute gilt dieser Auftrag uns. Um legitim zu handeln, versammeln wir uns zur Eucharistie. Wir binden uns zurück an Gott, den Dreieinen, um nicht Gefahr zu laufen auf eigene Faust zu handeln. Kraft und Mut, die wir daraus schöpfen, machen uns nicht überheblich oder zu besseren Menschen. In Bescheidenheit wirken wir an den Großtaten Gottes mit.
Klemens Nodewald (2008)
Über Gott gibt es viele Vorstellungen. Er selbst offenbart sich als ein Gott des Bundes. Ihm liegt nichts daran, seine Macht vor uns Menschen zu demonstrieren. Gott sucht die Verbundenheit mit uns. Als ein wirklicher und wohlwollender Partner hält er uns die Treue, auch wenn wir nicht immer zu unseren Versprechungen stehen. Wir dürfen zu ihm kommen mit unserer Schuld, mit unseren Schwächen. Vergebung und neue Gnade ist seine Antwort auf unser Schuldbekenntnis.
- Kyrie7
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast die geistige und materielle Not der Menschen wahrgenommen
und mit ihnen Mitleid empfunden.
Herr, erbarme dich.
Du hast deine Jünger in alle Städte und Dörfer ausgesandt,
die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden.
Christus, erbarme dich.
Du hast ihnen die Vollmacht gegeben,
Kranke zu heilen, Tote zu erwecken, Aussätzige rein zu machen und Dämonen auszutreiben.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist Gottes Sohn.
Herr, erbarme dich.
Du erkennst den Hunger der Menschen
Christus, erbarme dich.
Du sorgst für uns.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2020)
Herr,
manche Wege sind so öde, dass wir über sie nur schimpfen können.
Corona haben wir satt.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du hast den bösen Geistern das Fürchten gelehrt.
Bewahre uns davor, selbst böse Geister zu werden.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wenn wir müde und erschöpft sind, schau gnädig auf uns.
Schenke uns den Mut, barmherzig zu sein.
Herr, erbarme dich.
Dankt ihm, preist seinen Namen!
Denn der HERR ist gut, /
ewig währt seine Huld *
und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue
(Ps.100)
Bernd Kösling (2017)
Herr, Du blickst liebevoll auf alle Menschen.
Herr, erbarme dich.
Du siehst besonders die Menschen, die müde und erschöpft sind.
Christus, erbarme dich.
Du leidest an der Not der Menschen.
Herr, erbarme dich.
Josef Steinle (2017)
Herr Jesus Christus,
du sprichst ein Wort in unser Ohr,
ein Wort, das uns einen Sinn zeigt.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du zeigst uns ein Licht für die Augen,
ein Licht, das uns den Weg weist.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du gibst uns eine gute Nachricht in den Mund,
eine Nachricht, die befreit.
Herr, erbarme dich.
Alfons Jestl (2008)
Herr, du hast Mitleid mit uns.
Wir dürfen erschöpfte Menschen und Christen sein,
versagen wir in unserem Handeln.
Herr erbarme dich.
Sehen wir nur uns selbst in unserem Verzagen,
verlieren wir die Anderen aus dem Blick.
Wir reduzieren uns auf Selbstmitleid.
Christus erbarme dich.
Wir erwarten Gegenleistung, Anerkennung, Dank,
und verzagen wenn uns dies versagt wird,
obwohl wir über diesen Erwartungen stehen sollten.
Herr erbarme dich
Klemens Nodewald (2008)
Vater im Himmel,
mit Vertrauen in deine Liebe zu uns und in deine Barmherzigkeit
kommen wir zu dir und bitten:
Herr, erbarme dich!
Auch auf dich, unser Herr Jesus Christus,
der du dich für uns dahin gegeben hast,
blicken wir und bitten:
Christus, erbarme dich!
Neue Kraft erbitten wir für unser Leben
in tiefer Verbundenheit mit dir, unserem Gott.
Herr, erbarme dich!
Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Schuld und unseres Versagens
schenke und der Herr des Himmel und der Erde.
Er erneuere seinen Bund mit uns
und heilige uns in seiner Gnade. Amen
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 11. Sonntag: denken, reden und tun, was dir gefällt
Gott,
du unsere Hoffnung und Kraft,
ohne dich vermögen wir nichts.
Steh uns mit deiner Gnade bei,
damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir im heiligen Geist durch Jesus Christus.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
Bittmesse
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
Messbuch - TG 1. Woche: mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
Herr, unser Gott,
wir haben uns im Namen deines Sohnes
versammelt und rufen zu dir:
Erhöre die Bitten deines Volkes,
mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
und gib uns die Kraft, ihn zu erfüllen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 1. Woche im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 7: deine gute Botschaft weitersagen
Gott.
Du suchst Menschen, die von dir sprechen
und der Welt deine gute Botschaft weitersagen.
Hilf uns,
Trägheit und Menschenfurcht zu überwinden
und deine Zeugen zu werden -
mit unserem ganzen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 7
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Großer Gott,
zu allen Zeiten rufst du Menschen
in die Nachfolge deines Sohnes.
Hilf uns, die eigene Berufung zu erkennen
und ihr treu zu bleiben.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
getrieben kommen wir aus der zurückliegenden Woche zu dir.
In vielem müde und erschöpft.
So viel strömt auf uns ein.
Überflutet uns im wahrsten Sinne.
Du lädst uns ein, neu auf die Botschaft deines Sohnes zu hören
und uns stärken zu lassen für den Dienst, in den er uns sendet:
„Geht und verkündet das Himmelreich und werdet tätig.“
Dir sei mit ihm und dem Heiligen Geist Dank für dein liebevolles Mit-uns-Sein.
Manfred Wussow (2020)
Du, Gott, hast uns deine Liebe darin erwiesen,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Jetzt rühmen wir dich,
mit einem neuen Leben beschenkt zu sein,
mit dir versöhnt zu sein,
Frieden zu haben.
Du hast uns als deine Kinder öffentlich erklärt.
Jetzt sind wir eine bunte und farbenprächtige Familie,
verteilt über die ganze Welt.
Hilf uns,
Geborgenheit zu teilen,
Gerechtigkeit zu üben und
in jedem Menschen dein Gesicht zu erkennen.
Manchmal sind wir wie Schafe,
die keinen Hirten haben.
Doch Christus führt uns in das Leben.
Dein Geist ist mitten unter uns.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
- Fürbitten11
Hans Hütter (2023)
Guter Gott,
Du hast Jesus in die Welt gesandt, allen Menschen deine Liebe zu ihnen bekannt zu machen.
Wir bitten dich:
Für alle, die verzweifelt sind und sich von dir im Stich gelassen fühlen.
Lass sie spüren, dass du da bist und sie in ihrer Not nicht allein lässt.
Für alle, die von den Schrecken eines Krieges heimgesucht sind.
Lass sie Frieden und einen neuen Anfang finden.
Für alle, die ihre Heimat verlassen haben
und aufgebrochen sind, neue Lebensmöglichkeiten zu suchen.
Lass ihre Suche nicht vergeblich sein.
Für alle, die sich als Christen bezeichnen.
Gib ihnen den Mut, mit ihrem Leben zu bezeugen,
was ihnen Kraft und Hoffnung gibt.
Für alle Menschen, die Orientierung suchen.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens an deine Liebe und dein Wirken in dieser Welt.
Für unsere Verstorbenen.
Heile die Wunden, die ihnen das Leben zugefügt hat,
und erwecke sie zu neuem unvergänglichem Leben.
Dich, Gott, preisen wir.
Für deine Liebe danken wir dir
durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Gastautor*in (2023)
Gott, du hast uns beschenkt - mit unserem Leben, mit der Natur, mit deinem Geist. Dennoch fehlt uns vieles: Auch wenn wir uns darum bemühen, schaffen wir es nicht, den gewünschten Zustand zu erlangen. Um deinen Beistand bitten wir:
Wir bitten um deinen Geist des Friedens - in den Köpfen und Herzen der Herrschenden, über den Tischen der Friedensverhandlungen, in unseren Nachbarschaften und Familien.
Wir bitten um Mitarbeitende an deinem Reich: Menschen, die von dir, Gott, reden; Menschen, die mit ihrer Liebe zeigen, wie du bist; Menschen, die anpacken und Hilfe bringen.
Wir bitten um Kraft und Anerkennung für Menschen, die sich um andere sorgen und kümmern: für die Pflegenden, für Eltern und Kinder, für Menschen in Spitälern, Arztpraxen und Bildungseinrichtungen.
Wir bitten um deinen Geist der Weitsicht: Dass wir wirkungsvolle Schritte im Klimaschutz setzen, dass wir die Natur mit ihren Geschöpfen als Geschwister behandeln, dass wir Freude haben an dem, was uns umgibt.
Wir bitten für die Menschen, die uns nahe sind: Für die Verstorbenen, für die Trauernden und Einsamen, für die Kranken, für die Schwangeren und die Kinder - sei bei ihnen mit deiner spürbaren Gegenwart.
Gott, umsonst haben wir von dir bekommen, was wir so nötig brauchen. Lass uns freigiebige und herzliche Menschen sein, nach dem Vorbild der Freunde und Freundinnen Jesu. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder. Amen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels - St. Franziskus
Renate Witzani (2023)
Als christliche Gemeinde sind wir wie die Apostel damals aufgerufen, nicht „unter uns“ zu bleiben, sondern die Botschaft vom Reich Gottes in unseren Tagen zu leben und zu verkünden.
Um Gottes Beistand und Hilfe dabei lasst uns ihn bitten:
Um ein vertrauensvolles Miteinander der verschiedenen Stände in deiner Kirche, die alle gemäß ihrer Taufberufung deine Botschaft leben und verkünden.
Um Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die sich getragen vom Geist des Evangeliums dem Niedergang christlicher Werte entgegenstellen und zu Hoffnungsträgern werden.
Um Menschen, die ihren Hunger nach Sinn und Erfüllung in ihrem Leben spüren und so auch anderen neue Perspektiven eröffnen.
Um Unterstützung und Rückhalt für alle, die in den diversen Projekten weltweit an vorderster Front mitwirken, um anderen Frieden, Bildung, Gesundheit und Geschlechtergerechtigkeit zu ermöglichen.
Um Freude, Licht und Leben aus deiner unvorstellbaren Größe und Liebe für unsere Verstorbenen.
In Gemeinschaft im Glauben untereinander und mit dir verbunden sind wir nicht allein unterwegs. Staunend wissen wir uns geborgen in deiner Größe und Macht.
Dir gilt auf ewig unser Dank und Lob. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du hast Deine Jünger ausgeschickt, die Menschen zu stärken.
Wir bitten Dich
Oft fühlen wir uns hilflos und allein angesichts der Kriege und Krisen dieser Welt.
Lass uns erkennen, dass wir eine starke Gemeinschaft sind in dir und dass es auch auf uns ankommt.
Oft haben wir Angst davor, was passieren könnte, wenn wir unser Leben ändern und dann alles anders wird.
Lass uns hoffnungsvoll in die Zukunft schauen und erkennen, dass wir immer in Deiner Hand geborgen sind.
Oft verlieren wir uns in unseren Befindlichkeiten und Bedürfnissen und erkennen nicht, dass andere unserer Hilfe bedürfen.
Lass uns erkennen, dass die Hinwendung zum Nächsten auch unserem Leben neuen Sinn geben kann.
Auch uns schickst Du mit den Jüngern in die Welt zu den Müden und Erschöpften.
Lass uns erkennen, dass wir an ihrer Seite stehen müssen und nicht an der Seite derer, die sich zu den Mächtigen dieser Welt zählen.
Du bist gekommen, den Menschen Hoffnung und Heil zu bringen und das Himmelreich auf der Erde zu verkünden.
Lass uns erkennen, dass wir in Deiner Nachfolge auch dazu berufen sind, Hoffnung und Heil zu verbreiten.
Am Ende unseres Weges sind wir eingeladen an Deinen Tisch.
Wir bitten für unsere Verstorbenen und für die, die um sie trauern.
Herr Jesus Christus,
Du kennst uns und unsere Müdigkeiten und Dämonen. Du sorgst Dich um jeden Einzelnen.
Dafür danken wir Dir. - Amen.
Manfred Wussow (2020)
Wir werden ein Königreich von Priestern genannt.
Wir werden als heiliges Volk angesehen.
Wir werden geschickt, böse Geister zu vertreiben,
Tote aufzuwecken und Gottes Reich zu verkünden.
Herr,
ein Virus hält die Welt in Atem.
Alte Sicherheiten tragen nicht mehr.
Die Welt ist klein geworden.
Herr, schenke uns den Mut der Versöhnung.
Herr,
vielen Menschen fällt es schwer,
Abstände und Regeln einzuhalten.
Viele bestätigen dabei alte Vorurteile.
Herr, schenke uns den Mut der Versöhnung.
Herr,
obwohl viel Geld eingesetzt wird,
lassen sich die Chancen nicht gleich verteilen.
Viele Menschen sind müde und erschöpft.
Herr, schenke uns den Mut der Versöhnung.
Herr,
weltweit gehen Menschen auf die Straße,
um gegen Rassismus, staatlich sanktioniertes Unrecht und polizeiliche Gewalt zu demonstrieren.
Oft wird auch die Trauer für neue Gewalt missbraucht.
Herr, schenke uns den Mut der Versöhnung.
Herr,
von der Wissenschaft werden endgültige und sichere Antworten erwartet.
Diskussionen verwirren viele Menschen.
Die Klugheit, um Grenzen zu wissen, verschwindet hinter der Sehnsucht, alles zu wissen und alles machen zu können.
Herr, schenke uns den Mut der Versöhnung.
Als Priester, Herr, bringen wir Menschen vor dein Angesicht,
als heiliges Volk stehen wir im Dienst deiner Liebe.
Was tot ist, machst du lebendig.
In Christus,
unserem Herrn.
Renate Witzani (2020)
Christus hat uns in seine Kirche berufen. Er selbst tat dabei den ersten Schritt. Wir sind aufgerufen, uns immer wieder neu für ihn und sein Angebot an uns zu entscheiden.
Durch ihn lasst uns den Vater bitten:
Für eine Kirche auf der Suche nach Wegen, den du ihren Gliedern durch ihre Berufungen und Begabungen weist.
Für eine Welt auf der Suche nach einem gleichwertigen Miteinander der Rassen, Religionen und Kulturen.
Für eine Gesellschaft auf der Suche nach einem Weg aus den Nöten der Pandemie, der Flüchtlingsströme und des Klimawandels.
Für alle Männer und Frauen auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg auf Augenhöhe in den Familien, im geschäftlichen Umfeld und in der Kirche.
Für alle Menschen, die sich bis in ihren Tod hinein von deiner Liebe und Treue getragen wussten.
Vater!
Deine Zuwendung und Nähe können wir und brauchen wir uns nicht erarbeiten. Denn du bist es, der uns nahe sein will.
Dafür danken wir dir jetzt und allezeit. - Amen.
Bernd Kösling (2017)
Zu Gott, der in Jesus Christus unser Nächster geworden ist, beten wir:
Sende uns die Kraft des Heiligen Geistes - Wir bitten Dich, erhöre uns!
Der Alltag vieler Menschen ist von Hektik und Atemlosigkeit bestimmt:
Wir beten für alle, die dieses Leben müde und erschöpft macht.
Die Verkündigung des Himmelreiches sendet Menschen hinein in die konkrete Not ihrer Zeit.
Wir beten für alle, die sich heute als Arbeiter in den Weinberg senden lassen und sich der Nöte und Sorgen der Menschen annehmen.
Politiker, Wissenschaftler und Künstler suchen nach Werten und Orientierung für ihre Arbeit und die Gesellschaft:
Wir beten für alle Menschen, die wie Schafe ohne Hirten ihr Leben meistern müssen.
Jesus Christus ruft seine Jünger bei ihrem Namen und gibt ihnen ihre Sendung:
Wir beten für alle, die in der Taufe bei ihrem Namen gerufen und in die Sendung des Himmelreiches gestellt wurden.
Die Verkündigung des nahe kommenden Himmelreiches weist immer auch über diese Welt hinaus:
Wir beten für all unsere lieben Verstorbenen und für ihre Angehörigen, die um sie trauern.
Gott, unser Vater. Lass alle Menschen Deine Güte und Dein Heil erfahren. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen
Josef Steinle (2017)
Herr Jesus Christus,
du hast Mitleid mit uns Menschen.
Du bist für uns da, wenn wir müde und erschöpft sind.
Wir rufen zu dir:
Trag du uns, Herr, wenn das Leben für uns unerträglich wird.
Schenke uns neue Kraft, wenn wir unter der Last beinahe zusammenbrechen.
Christus, höre uns...
Tröste du uns, wenn wir traurig sind und uns einsam fühlen.
Lass uns die Freude deiner Gegenwart spüren.
Zeig du uns, Herr, den Weg, wenn wir nicht mehr weiter-wissen,
und begleite uns in die Zukunft hinein.
Vereine du uns, Herr, wenn unsere Kirche sich spaltet
und hilf, dass wir alle uns in dir finden.
Erwecke du, Herr, junge Menschen,
damit sie als Priester und Mitarbeiter dir und den Menschen dienen.
Begleite du, Herr, unsere Familien,
damit sie dich in die Mitte nehmen
und ganz von deiner Liebe bestimmt sind.
Denn in dir leben wir, in dir bewegen wir uns und sind wir.
Dich loben und preisen wir jetzt und in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Alle Getauften sind berufen für die vor Gott hinzutreten, die das selbst nicht vermögen.
Lasst uns Gott immer wieder für alles in unserer Welt bitten, was in ihr noch unheil ist und auf Erlösung wartet:
Wenn Kirche Nachfolge derer bedeutet, die mit Jesus gelebt und gewirkt haben, dann müssen auch wir uns den Schwachen zuwenden, Überheblichkeit meiden und mehr auf sein Zutun als auf unsere eigenen Kräfte vertrauen.
Wir beten für alle, die versuchen in Jesu Nachfolge zu leben.
Wenn Jesus seine Jünger beauftragt, den Menschen Heil und Hoffnung zu bringen, stehen auch wir in der Verpflichtung, mit unseren Möglichkeiten denen zu helfen, denen es an Nahrung und Bildung mangelt.
Beten wir für alle, die ihre Kräfte in den Dienst der Armen und Benachteiligten stellen.
Wenn wir anstelle all derer vor Gott hintreten dürfen, die sich seiner barmherzigen Liebe verweigern, kann daraus Beziehung entstehen, die die Grenzen der Gemeinschaft Gleichgesinnter aufbricht.
Beten wir für alle, die sich von Gott noch nicht finden haben lassen.
Wenn Gott Israel als sein Volk erwählt hat, obwohl es sich immer wieder gegen ihn entschieden hat, dürfen auch wir trotz all unserer Glaubens- und Lebenskrisen auf seinen Beistand hoffen.
Beten wir für uns alle, deren Glaube durch Krisen wachsen kann.
Wenn Jesus Christus uns durch seinen Tod gerettet hat, dürfen wir auch für unsere Verstorbenen auf seinen Beistand beim Gericht Gottes hoffen.
Beten wir für alle unsere Verstorbenen.
Durch Christus sind wir alle in seine Einheit mit dem Vater aufgenommen.
In dieser Hoffnung dürfen wir leben.
Dafür danken wir und rühmen den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Alfons Jestl (2008)
Gott beschenkt uns mit Gaben und Fähigkeiten,
damit wir die Worte und Handlungen Jesu Christi fortsetzen.
Ihm tragen wir unsere Bitten vor,
damit wir diesen Auftrag nicht aus den Augen verlieren.
Oft verdampft die Sinnhaftigkeit, sich im Auftrag Gottes zu wähnen.
Herr, unser Gott, führe uns aus diesen Tieflagen heraus.
Schnell schließen wir, an anderen gehe die Wirkkraft Gottes spurlos vorbei.
Herr, unser Gott, hole uns herunter von dieser Überheblichkeit,
die dir die Vielfalt deiner Wirkkraft abspricht.
Bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz geht es um Geld und Geld.
Herr, unser Gott, du behältst jedoch die im Auge und stehst auf deren Seite,
die nicht im Geringsten daran mit naschen können,
die recht und schlecht um ihre Existenz kämpfen.
Halte uns für diese Dimension wach.
Die Jünger öffneten nach und nach ihren Blick
von ihrer eigenen Volkszugehörigkeit loslassend in die Welt hinein.
Herr, unser Gott, lass uns davor erschrecken,
im Fremden den Wirtschaftsnutzen zu sehen
und nicht den göttlichen Schimmer deiner Zuwendung.
Umsonst dürfen wir nehmen.
Herr, unser Gott, lass uns nehmen in Freiheit von Menschen,
denen wir nicht zutrauen, von ihnen beschenkt zu werden.
Umsonst sollen wir geben.
Herr, unser Gott, beschenke uns mit der Gabe des Loslassens
vom Wesentlichen bis in das Unwesentliche hinein,
damit die Freiheit deiner ureigensten Großzügigkeit unter uns anwesen bleibt.
Erhöre uns, Herr und Gott, uns deinem Willen ergebend
im Heiligen Geist durch Jesus Christus. Amen
Klemens Nodewald (2008)
Gott, Herr des Alls und unserer Welt,
du hast dich als einen Gott des Bundes geoffenbart und erwiesen.
Wir bitten dich:
Hilf uns, dir und Christus die Treue zu halten
durch einen lebendig gelebten Glauben.
Gott des Bundes und der Treue…
Segne alle, die auf dich hören und abmühen,
deinem Bund die Treue zu halten..
Gott des Bundes und der Treue…
Dir empfehlen wir alle, die gehetzt und unterdrückt werden
oder sich auf der Flucht befinden.
Gott des Bundes und der Treue…
Ziehe uns alle in deine Nähe und offenbare dich uns immer neu,
damit wir keine falschen Bilder von dir im Herzen tragen.
Gott des Bundes und der Treue…
Stehe bei den Sterbenden und nimm die Verstorbenen auf zu dir
in die Vollendung des Bundes und in die Gemeinschaft mit dir.
Gott des Bundes und der Treue…
Vater im Himmel,
wir danken dir, dass du ein Gott des Bundes mit uns Menschen bist.
Dir sei unser Leben geweiht.
Du aber heilige uns mit deiner Gnade. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 11. Sonntag: neue Kraft schöpfen für Seele und Leib
Herr, durch diese Gaben
nährst du den ganzen Menschen:
du gibst dem irdischen Leben Nahrung
und dem Leben der Gnade Wachstum.
Lass uns daraus immer neue Kraft schöpfen
für Seele und Leib.
Darum bitten wir im heiligen Geist durch Jesus Christus, unseren Herrn.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG um Priesterberufe: Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an.
Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener,
die du als Seelsorgerinnen und Seelsorger
und als Priester und Diakone
mit der Verkündigung der Frohen Botschaft
und der Spendung der Sakramente auserwählt hast.
Erhalt sie in deiner Liebe und Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB: Orationen Messen um Priesterberufe
- Gebet zur Gabenbereitung1
Manfred Wussow (2020)
Müden tischst du das Brot auf,
Verzagten füllst du den Becher,
Herr.
Jesus sagt: Nimm und iss.
Dir bringen wir unseren Hunger nach Leben,
die Sehnsucht, aufbrechen zu können
nach langer Trauer.
Du lädst uns ein, auszuruhen, Platz zu nehmen
an deinem Tisch.
Du schenkst uns dich.
Brot des Lebens,
Wein der Freude.
Mit dir wird alles verwandelt.
In Christus, der Brot ist und Wein.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Kranke geheilt, Tote erweckt, Ausgestoßene zurückgeholt
Kehrvers,
z. B.: Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Gott unser Vater,
du nimmst Anteil an allem, was wir erleben,
woran wir uns freuen und woran wir leiden.
Wir treten vor dich, um dir zu danken und deine Größe zu preisen.
Kehrvers
Du hast mit den Menschen einen Bund geschlossen
und ihnen Gebote gegeben, die sie zum wahren Leben führen.
Du warst deinem Volk nahe und hast es in Schutz genommen.
Kehrvers
Dein Sohn Jesus Christus ist zum Guten Hirten geworden,
der sich der Müden und Erschöpften angenommen hat.
Er selbst hat Kranke geheilt, Tote zum Leben erweckt
und die Ausgestoßenen in die Gemeinschaft des Volkes zurückgeholt.
Kehrvers
Seinen Jüngern hat die Vollmacht gegeben zu verkünden,
wie nahe du den Menschen bist.
Sie haben es Jesus gleich getan und haben aller Welt gezeigt,
dass dein Reich mitten unter uns gegenwärtig ist.
Kehrvers
Er lädt auch uns ein, das Himmelreich zu bezeugen.
Umsonst haben wir empfangen, umsonst sollen wir geben.
Mit allen Aposteln und Heiligen stimmen wir ein in den Lobgesang auf deine Größe
und preisen wir dich mit unserem Lied.
Danklied, z. B. "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" (GL 392)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe
(Mt 10,7)
Oder:
Christus spricht:
Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.
(Mt 10,8)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Gott allein
kann Neues erschaffen
aber du kannst das Neue
als Gottes Werk sehen
Gott allein
kann Leben schenken
aber du kannst das Leben
achten und lieben
Gott allein
kann Hoffnung wecken
aber du kannst
deine Hoffnung den Menschen zeigen
Gott allein
kann Freude schenken
aber du kannst
durch ein Lächeln die Freude weitergeben
Gott allein
kann in seinen Dienst rufen
aber du kannst dem Ruf folgen
und Zeugnis geben durch dein Leben
Gott allein
kann das Unmögliche
aber du kannst dein Möglichstes tun
nach einem Text eines unbekannten Verfassers
- Schlussgebet1
Messbuch - SG 11. Sonntag: Einheit der Kirche
Herr, unser Gott,
das heilige Mahl ist ein sichtbares Zeichen,
dass deine Gläubigen in dir eins sind.
Lass diese Feier wirksam werden
für die Einheit der Kirche
Darum bitten wir im heiligen Geist
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
MB 11. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss2
Beatrix Senft (2023)
Du, Jesus Christus,
bist nicht gekommen um zu richten, sondern aufzurichten.
Lass dein heilbringendes Wirken in unserem Leben spürbar werden
und mache uns zu glaubwürdigen Zeugen deines Evangeliums. - Amen.
Manfred Wussow (2020)
Du fängst immer neu mit uns an,
Gott, den die Zeit nicht altern kann.
Wir danken dir,
dein Volk zu sein,
von dir geliebt zu werden
und in deinem Namen
Menschen Hoffnung und Vertrauen zu schenken.
Eine neue Woche liegt wieder vor uns,
aber jeder Tag ist auch eine Überraschung.
Auf manche Begegnung freuen wir uns,
manchen Termin können wir kaum erwarten,
doch Befürchtungen und Sorgen
schleichen bei vielen Menschen um ihre Herzen.
Deinen Segen erbitten wir für alle Wege,
die wir uns vorgenommen haben zu gehen,
und deine Weisheit für alle Vorhaben,
die wir nicht in der Hand behalten können.
In deiner Liebe entdecken wir die Welt neu
In Christus, unserem Herrn.
- Segen2
Messbuch - Segen 10: Lass alle, die auf deine Güte vertrauen, deine Hilfe erfahren
Wir rufen zu dir, barmherziger Gott:
Schau gnädig auf dein Volk, das an dich glaubt.
Lass alle, die auf deine Güte vertrauen,
deine Hilfe erfahren
und überall die Großtaten deiner Liebe verkünden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes +
und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab und
bleibe bei euch allezeit. - Amen.
MB Segensgebete 10
Bernd Kösling (2017)
Gott, dem Vater, gehört die Erde und was sie erfüllt.
Jesus Christus, Gottes Sohn ruft uns als Arbeiter in seinen Weinberg.
Gott der Heilige Geist stärkt uns, die befreiende Kraft des Evangeliums weiter zu sagen.
Dieser dreifaltige Gott segne Euch: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Ihr seid gesendet. Geht hin in seinem Frieden.
Evangelisierung
Papst Franziskus möchte „eine neue Etappe der Evangelisierung“ (1) einleiten. Er liegt ganz auf der Linie von Paul VI, Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Dabei hebt er hervor, was bereits im Blick war, nun aber mit neuer Deutlichkeit akzentuiert wird:
- Evangelisierung ist von Freude getragen und geprägt.
- Es braucht missionarische Jünger und Jüngerinnen.
- Versuchungen und Motivationen für Mitwirkende in der Evangelisierung sollen realistisch gesehen werden.
- Einen großen Raum nimmt das Engagement in einigen sozialen Fragen ein, besonders die Beachtung der Armen.
1. Grundsätzlich
Zu keiner Zeit war es einfach, das Evangelium zu verkünden. Weder im Römischen Reich, noch unter „christlichen Herrschern“, unter denen eine formale Anpassung wichtiger ist als ein Leben nach dem Evangelium, und natürlich schon gar nicht in nichtchristlichen Gesellschaften und Kulturen (vgl. 263). Also: Es gibt keine bessere Zeit für die Evangelisierung als heute.
Mehr:
https://www.katechese.at/evangelisierung/von-evangelii-gaudium-lernen
katechese.at
Verkündigung und neue Evangelisierung in der Welt von heute
Der zentrale Auftrag Jesu Christi an seine Jünger war und ist es, das Evangelium zu verkünden. Er sendet uns, dies voll Freude furchtlos auf vielfältigste Weisen zu verwirklichen:
Es ist ein Dienst, damit Menschen Wege zu ihrem Heil finden; und es ist gleichsam eine Ehre, dabei als Mitarbeiter/innen Gottes zu wirken. Voraussetzungen sind eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus und eine Liebe zu den Menschen. Das kann sich vor allem daran zeigen, wie sehr wir uns in der Kirche und für die Kirche engagieren.
Mit diesem Dokument wollen die österreichischen Bischöfe allen danken, die sich liebevoll und fantasievoll bemühen, die Frohe Botschaft zu bezeugen und zur Sprache zu bringen.
Wir wollen Anregungen geben, auf welche Art und auf welchen Wegen eine »neue« Evangelisierung die Menschen in der Welt von heute zum Glauben einladen kann.
Wenn wir einander ermutigen, in Freude von einem Leben mit Jesus Christus zu erzählen, können wir damit konkret an einer Kirche der Erneuerung beitragen. Freilich wollen die Menschen aber auch an uns ablesen, wie sehr sich die Liebe Jesu in uns eingeschrieben hat.
So mögen wir durch all unser Engagement in der Verkündigung einander und allen Menschen stets Zeugnis geben im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.
Ganzes Dokument als PDF herunterladen:
https://www.bischofskonferenz.at/dl/unkmJKJKKoolOJqx4LJK/Heft11_Verk_ndigung_und_neue_Evangelisierung_pdf
bischofskonferenz.at
Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!
Jesus schickt die Jünger aus, Kranke zu heilen, Tote aufzuwecken, Aussätzige reinzumachen und Dämonen zu vertreiben. In der damaligen Zeit war – in allen Religionen und Kulturen, nicht nur im Judentum – Krankheit ein Zeichen von Gott oder von den Göttern, eine Bestrafung oder eine Laune des Bösen. Psychische Störungen wurden als Dämonen erkannt, vom Bösen zu den Menschen geschickt. Heute sehen wir das anders: Für Krankheiten haben wir Ärzte und Medikamente, für psychische Störungen ebenfalls. Und manches lässt sich nicht heilen und nicht weg beten, das wissen wir auch.
Und dennoch ist dieses Evangelium nicht etwas, das wir vergessen könnten, was für uns heute nicht mehr gilt: Jesus schickt die Jünger zu denen, die müde und erschöpft sind.
Und da können wir ansetzen:
Was sind heute unsere Erschöpfungen? Woher kommt unsere Müdigkeit? Welche Ängste treiben uns um? Und wo lauern die Dämonen unserer Zeit?
Die Welt ist komplex geworden. Heutzutage reicht es nicht mehr, sich in der Nachbarschaft und im engeren Umfeld auszukennen. Alles hängt irgendwie zusammen in dieser globalen Welt und was irgendjemand irgendwo auf dieser Welt tut oder nicht tut, kann Auswirkungen auf Menschen auf der anderen Seite der Erde haben. Es ist gut, dass wir das wissen - einerseits. Aber es macht auch Angst, es macht hilflos. Wir haben das Gefühl, ausgeliefert sein, irgendwelchen Mächten, die wir nicht kontrollieren zu können.
Nehmen wir den Klimawandel. Inzwischen wissen wir doch alle, dass es ihn gibt. Und – so zeigen Umfragen – die meisten wollen etwas dagegen tun. Aber da fängt es ja schon an. Was ist sinnvoll, was nicht? Anders als bei Corona ziehen die Parteien nicht an einem Strang, jede hat ihre eigenen heiligen Kühe. Und es muss um jeden Preis madig gemacht werden, was eigentlich sinnvoll wäre. Weil es weh tun könnte. Weil es unser Leben so, wie wir es kennen und lieben, verändern wird. Und uns selbst treibt das Gefühl der Hilflosigkeit, des nicht Wissens und nichts tun Könnens haltlos durch die Zeit. Wir haben Angst. Wir haben aber dieser Angst nichts entgegenzusetzen.
Da hinein kommt die Botschaft Jesu ins Spiel. Da sehe ich heute den Auftrag der Jünger: Die Hoffnung der Menschen zu stärken, die Augen zu öffnen, ihnen zu zeigen, dass jeder und jede einzelne wichtig ist mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten, da, wo er oder sie steht.
In dem Lied „Du bist du“ von Jürgen Werth heißt es: „Niemand fühlt und handelt so wie du“, das ist gewollt, jede*r einzelne ist ein genialer Gedanke Gottes: das ist es, was wir lernen müssen. Das ist es, was wir unseren Kindern und Jugendlichen mitgeben müssen in diese Welt voller Schrecken und Ängste, damit die Hoffnung nicht stirbt, damit wir merken, dass es auf uns, auf jede und jeden Einzelnen, ankommt. So können wir gegen unsere Dämonen ankämpfen, so können wir gestärkt in unser Leben gehen und in dieser Welt bestehen.
Beatrix Senft zu Math 9
Ein kleines Stück den Himmel öffnen
so viele Menschen
müde
und
erschöpft
ohne Orientierung
entwurzelt
getrieben von den Dämonen der Zeit
mit Trauer
um vieles
was gestorben
und ab-gestorben ist
mit Sehnsucht
nach HEIL
und auch wir
sind gefordert
von IHM
„Geht und verkündet:
Das Himmelreich ist nahe.“
auch wir sind gefordert
heilend zu begegnen
Abgestorbenes zum Leben zu rufen
Isolierte zu integrieren
vor den Dämonen nicht zu flüchten
sondern uns ihnen zu stellen
wir sind gefragt
im täglichen Begegnen
in den kleinen Momenten
wo wir ein kleines Stück
den Himmel für andere
öffnen dürfen
und Hoffnung schenken
Beatrix Senft
Mantra
Meine Sehnsucht, o Herr:
heil möchte ich sein.
Schenke Heilung, o Herr,
Heilung aus DIR.
Schenke Heilung auch mir.
Beatrix Senft
Matthäus
Jesus blickt ihn an
ein Fingerzeig sagt „Komm“
es braucht keine Worte –
ein Blick genügt.
Ilse Pauls
Kirche als Gemeinschaft der missionarischen Jünger
24. Die Kirche „im Aufbruch“ ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern. „Primerear – die Initiative ergreifen“: Entschuldigt diesen Neologismus! Die evangelisierende Gemeinde spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiß sie voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um die Ausgeschlossenen einzuladen. Sie empfindet einen unerschöpflichen Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite. Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge weiß die Kirche sich „einzubringen“. Jesus hat seinen Jüngern die Füße gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein, indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. Aber dann sagt er zu den Jüngern: »Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt« (Joh 13,17). Die evangelisierende Gemeinde stellt sich durch Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt. So haben die Evangelisierenden den „Geruch der Schafe“, und diese hören auf ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinde stellt sich also darauf ein, zu „begleiten“. Sie begleitet die Menschheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen. Sie kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer. Die Evangelisierung hat viel Geduld und vermeidet, die Grenzen nicht zu berücksichtigen. In der Treue zur Gabe des Herrn weiß sie auch „Frucht zu bringen“. Die evangelisierende Gemeinde achtet immer auf die Früchte, denn der Herr will, dass sie fruchtbar ist. Sie nimmt sich des Weizens an und verliert aufgrund des Unkrauts nicht ihren Frieden. Wenn der Sämann inmitten des Weizens das Unkraut aufkeimen sieht, reagiert er nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt annimmt und Früchte neuen Lebens trägt, auch wenn diese scheinbar unvollkommen und unvollendet sind. Der Jünger weiß sein ganzes Leben hinzugeben und es als Zeugnis für Jesus Christus aufs Spiel zu setzen bis hin zum Martyrium, doch sein Traum ist nicht, Feinde gegen sich anzusammeln, sondern vielmehr, dass das Wort Gottes aufgenommen werde und seine befreiende und erneuernde Kraft offenbare. Und schließlich versteht die fröhliche evangelisierende Gemeinde immer zu „feiern“. Jeden kleinen Sieg, jeden Schritt vorwärts in der Evangelisierung preist und feiert sie. Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die Kirche evangelisiert und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie, die auch Feier der missionarischen Tätigkeit und Quelle eines erneuerten Impulses zur Selbsthingabe ist.
Aus dem Apostolischen Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus, Rom, 24. November 2013.
Abgrenzung von der Welt?
Im Artikel 1 der Kirchenkonstitution Lumen gentium heißt es: »Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.« Die Kirche ist Zeichen der Einheit mit Gott, einer Einheit, die sich nicht allein auf sie, die Kirche, bezieht, sondern einer Einheit, die die Menschheit umfasst. Sie besteht von Anbeginn der Schöpfung in der immer aufrechterhaltenen und von Gott nie aufgekündigten Präsenz, die sich in der Menschwerdung des Gottessohnes, in seinem Leben und Wirken, in seinem Sterben und in seiner Auferstehung verdichtete. Für diese in Christus christologisch bestätigte Dauerpräsenz Gottes in der Welt ein Zeichen zu sein, das ist nach Lumen gentium 1 die sakramentale Sendung und Aufgabe der Kirche. Sie hat den Menschen die Augen zu öffnen, dass Gott im Raum der Welt, im Raum ihres, der Menschen, Leben gegenwärtig ist. Das erfordert die Bereitschaft der Menschen, in den »Zeichen der Zeit« die Präsenz Gottes wahrzunehmen.
Was sich daraus als das Mindeste ergibt, ist, mit dem Konzil die »Abgrenzung von der Welt« aufzugeben. Exakt gegen diese zentrale Position des Konzils wird in nachkonziliarer Zeit immer wieder mit dem Argument verstoßen, ohne Abgrenzung zur Welt werde das Mysterium der Kirche preisgegeben. Weshalb nicht wenige den von Johannes XXIII. geprägten Begriff des »Aggiornamento« für einen semantischen Trojaner halten. Ein Doppeltes bleibt festzuhalten: Zum einen wirkt die »Postmoderne«, wie wir heute sagen, denn die Zeit ist terminologisch seit dem Konzil nicht stehen geblieben, auf das religiöse Leben ein. Zum anderen ist der Grundimpuls des Konzils, mit Gottes Präsenz in der Welt zu rechnen und ihn in den »Zeichen der Zeit« zu vernehmen, im Bewusstsein der Gläubigen kaum angekommen.
Stattdessen sind auf Seiten der Gläubigen Rückzugstendenzen in das Privat-Beschauliche zu beobachten. Damit meinen wir nicht die allgemeine Individualisierungsproblematik in Folge des gesellschaftlichen Differenzierungsprozesses. In der Tat sind für den Einzelnen haltgebende Orientierungen weitgehend weggefallen. Der Einzelne nimmt sein Leben in die eigene Regie. Das eröffnet einerseits Freiräume, verunsichert aber auch. Und dies besonders angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen, die von ihm nicht beeinflussbar sind, denen er ausgesetzt ist, wie globale Krisen, Wirtschaftskrisen, Klimaveränderungen und dergleichen. Nein, wir meinen mit dem Rückzug ins Privat-Beschauliche ein Phänomen innerhalb der religiösen Landschaft, das sich sowohl aus den innerkirchlichen Momentaufnahmen als auch, mit einem großen Wort gesprochen, aus der »Rückkehr der Religion« nährt. Man sucht die beschauliche Innenwelt auf. Das muss nicht den Touch einer eher negativ konnotierten religiösen »Erlebniswelt« haben. Es geht durchaus um die Suche nach Gott im eigenen Leben, indem man sich Zirkeln und Gruppen anvertraut, die einem Hilfe und Stütze bieten. Was aber daran auffällt, ist der Mangel bzw. der Ausfall an Sensibilität für gesellschaftlich-politische Fragestellungen und Herausforderungen. Dies macht den Unterschied zu den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus. Damals artikulierte sich das religiöse Engagement als soziales Engagement, als Engagement für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung.
Aus: Stefan Knobloch, Gottesleere?. Wider die Rede vom Verlust des Göttlichen. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2013.
Hildegard Burjan - Christus bringen und/oder Sozialarbeit?
Die Hinwendung zum christlichen Glauben gibt Hildegard Burjan in ihrem bisherigen, tief im jüdischen Kontext verwurzelten sozialen und kulturellen Engagement eine neue Motivation und Zielrichtung: „Von Jesus Christus selbst auf ein bestimmtes Elend hingewiesen werden, in seinem Auftrag und an seiner Hand hingehen, es zu lindern - um seine Liebe aufscheinen zu lassen,“ so formuliert sie jetzt Motiv, Absicht und Weise ihres sozialen Einsatzes. Also „nicht aus soziologischen Gründen, nicht bloß aus Mitleid mit den leiblichen Nöten des Nächsten, ... sondern in erster Linie aus religiösen Gründen“ engagiert sie sich ab jetzt im sozialen Sektor. Es soll - wie sie selbst sagt - „nicht nur äußeres Elend beseitigt, sondern neues Leben in Christo erweckt“ werden; es gilt, „die Liebe Christi unter die armen Menschen zu tragen.“ „Caritas Christi urget nos“ - „Die Liebe Christi drängt uns“, gibt sie der CS als Leitwort auf den Weg. So wie die Arbeit der Krankenschwestern, der Borromäerinnen, die sie bei ihrer schweren Krankheit erlebt hat, für sie ein Werkzeug der Gnade war, so versteht sie nun auch selbst ihr Leben und ihre Arbeit als Instrument des Wirkens Christi. Ebenso hat die Caritas Socialis „ein brauchbares Werkzeug Gottes“ zu sein. Und deshalb heißt es auch in der von Hildegard verfassten Weiheformel der Caritas Socialis: „Ich danke Dir aus tiefstem Herzen dafür, dass Du mich würdigst, ein Werkzeug Deiner Liebe zu sein.“ Dafür sind Leben und Arbeitskraft als Geschenk Gottes zur Verwaltung übertragen, gewissermaßen „geliehen“ worden, um sie als Werkzeug Gottes zu seiner Ehre weiterzugeben und zurückzugeben. „Wir müssen uns immer sagen, dass wir alles, was wir besitzen, nur von Gott geliehen haben und ihm daher gerne wieder zurückgeben wollen, wenn er es uns nimmt.“
Um aber wirklich Werkzeug Christi sein zu können und mit ihm und für ihn zu den Armen zu gehen, werden das Hinhören auf den Willen des Herrn und der Gehorsam ihm gegenüber von vitaler Wichtigkeit. Das Hinhören geschieht für Hildegard Burjan zunächst einmal im Gebet. Sie berät all ihre Pläne mit Gott, prüft sie „vor dem Tabernakel“ (ein geflügeltes Wort von ihr, das sie auch den Schwestern immer wieder weitergibt). Hier im Hören „vor dem Tabernakel“ versucht sie, die verworrenen Knoten anstehender Probleme zu lösen.
Das Zuhören geschieht aber auch in der Verbindung mit dem Leben der Armen selbst. „Gott gibt uns den Verstand, damit wir die Not einer Zeit, die Ursachen dieser Not, die Mittel, die zur Abhilfe führen, erkennen.“ Und dieser „prüfende Verstand“ setzt Menschen voraus, die „die große komplizierte, moderne Not gesehen haben, die nur erfasst werden kann von Menschen, die im Leben stehen.“ So lässt erst die Präsenz im „Leben der ärmsten Schichten auch diese immer besser begreifen lernen und immer feinhöriger für ihre Bedürfnisse werden,“ sagt sie.
Aus: Gisbert Greshake, Selig die nach Gerechtigkeit dürsten. Hildegard Burjan, Leben Werk Spiritualität. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2008.
Kulturlandschaft
über das fuss-ball-
feld laufen die
zerschlagenen
gebeine aus-
rastender fans
die luft schwült
deppen-schrei-
trotteln bis
an die knie
schwimmen
alkohol-leichen
identitätig
Alfons Jestl, Die Fee im Kirschbaum, Lyrik, Verlag publication PN 1 Bibliothek der Provinz, Weitra, ISBN 978 3 385252 746 8
siehe auch www.alfons-jestl.at
Parkspaziergang
Es gibt Parks. Es gibt Schwarzes. Das Schwarze bläht sich.
Es gibt Schilder: verboten ist -
Macht nichts. Die Erde dreht sich.
Die Nacht verfließt.
Es gibt Worte. Geschrei. Und Schweigen.
Es gibt den Bomber. Es gibt den Tank.
Der gerupften Vögel Sang klingt nicht wie Geigen.
Egal. Er klingt. Dreifedernklang.
Es Berge. Und Helle. Die Helle bebt.
Es gibt der zerstörten Arenen Steinmal.
Es gibt im Zwang ein Geheimnis, das lebt.
Und darum: Einmal, einmal…
Vladimír Holan, Parkspaziergang, in: Der Herrgott schuldet mir ein Mädchen, Tschechische Lyrik des 20. Jahrhunderts, Serie Piper, München 1994, S 71.
Spirituelle Männer und Frauen
Spirituelle Männer und Frauen verzichten nicht darauf, die Welt aufzurichten. Wirtschaftsprognosen sind nicht ausreichend, um die Zukunft zu deuten. Wir haben genug von Ideologien; wir haben genug von einem Christentum, das auf eine Ideologie beschränkt wird. In diesem Europa, das arm an Visionen für die Zukunft ist, wird ein Leben gebraucht, das von Glauben und Liebe überfließt.
Andrea Riccardi, Das Licht scheint auf alle - Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa, Dokument 106-07, 3. europäische ökumenische Versammlung in Sibiu Rumänien 4. - 9 September 2007.
Unser Vorschlag für Europa
Unser Vorschlag für Europa besteht darin, nicht mehr für sich zu leben. Das Wort Gottes macht einen Vorschlag, der uns und die europäische Kultur beunruhigt. Die Lebenden sollen nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für uns starb und auferweckt wurde! Die Christen müssen sich von der Angst und vom unersättlichen Geiz befreien, welche Gründe es dafür auch geben mag. Denn sie führen dazu, dass wir für uns leben und machtlos und verschlossen sind, dass wir in kleinlichen Familienstreitigkeiten gefangen sind und in einer Gegenwart leben, die reich an Wohlstand und Frieden ist, sich jedoch nicht um die Menschen außerhalb Europas sorgt, die weder Frieden noch ein würdiges Leben besitzen. Werden wir die Kultur und die Praxis von Ländern und Gemeinschaften in Frage stellen können, die für sich leben? Sind wir in der Lage, eine attraktive Freude von endlich wahrhaftigen Männern und Frauen auszustrahlen? Der berühmte jüdische Lehrer Hillel sagte: "Wenn du unter Umständen lebst, in denen es an Menschen fehlt, bemühe dich, Mensch zu sein". Bemühe dich, Mensch zu sein, menschlich! Auf diese Weise stellt man die politische Korrektheit eines Lebens, das für sich gelebt wird, in Frage, und auch die Festung Europa, sowie die egoistische Kurzsichtigkeit der europäischen Länder, die in sich verschlossen sind.
Andrea Riccardi, Das Licht scheint auf alle - Hoffnung auf Erneuerung und Einheit in Europa, Dokument 106-07, 3. europäische ökumenische Versammlung in Sibiu Rumänien 4. - 9 September 2007.
Rolle der Kirchen
Heute müssen wir mehr als je das Paradigma für unsere gemeinsame Reflexion über die Rolle definieren, welche die Kirchen in unseren Gesellschaften spielen können. Gemäß ihres religiösen Auftrags werden die Kirchen den Dialog unter allen Christen und Religionen fördern und damit die Achtung vor der Würde des Menschen, gegenüber den Mitmenschen und der Natur, in der die Christen Gottes Schöpfung sehen, hochhalten.
Botschaft seine Eszellenz Traian Basescu, Präsident von Rumänien, 3. europäische ökumenische Versammlung in Sibiu Rumänien 4. - 9 September 2007.
Der Schlüssel steckt von innen
Denn es gehört zum Wesen der Person, dass sie ihr inneres Leben, den Innen- und Eigenraum ihres Herzens als Geheimnis hütet und wahrt, dass sie - und nur sie selber - frei darüber verfügt, es verschlossen hält oder erschließt. Da Gott auf die selbstständige, kraftvollste Weise Person ist, muss gerade er diesen Innenbereich, die Souveränität im höchsten Maße besitzen, muss sein Wesen und Wirken geheimnisvoll sein, muss Gott das Geheimnis schlechthin sein. An dieses Geheimnis, an die Schwelle, an das Tor seiner geheimnisvollen Existenz führt zwar unsere philosophische, von der Welt aufsteigende Erkenntnis, aber das Tor aufzuschließen, die Schwelle zu überschreiten vermag sie nicht: der Schlüssel steckt von innen, nur Gott selbst kann öffnen, niemand sonst.
Walter Kern, Geist und Glaube, Fundamentaltheologische Vermittlungen, Tyrolia Innsbruck 1992, S 36.
Seitenstraße
Hinter dem Boulevard
der Geruch de großen blühenden Bäume.
Die Stille der Baustelle nach Feierabend.
Baumstämme, mit Brettern verpackt.
Zwischen den Mietshäusern
das verborgene Schiff der Kirche
Es ist Samstagabend.
Jemand wohnt hier.
Richard Wagner, Seitenstraße, in Das Land am Nebentisch, Texte und Zeichnungen aus Siebenbürgen, dem Banat und den Orten versuchter Ankunft, Reclam Leipzig 1993, S 209.
Mediengesellschaft
Dass der Jugend-Kult dazu führt, die Leistungen der Jugendlichen, gerade auch im Bereich der Neuen Medien, permanent zu überschätzen, mag uns zwar hin und wieder trösten, ändert aber nichts an der Dynamik, die im Neuen immer schon das Bessere sieht. In einer Mediengesellschaft wird so das zum Vorteil, was in anderen Gesellschaften als Defizit der Gegenstand erzieherischer Bemühungen war: Unbedarftheit. Nur unbelastet von jedem so genannten Bildungsballast kann es gelingen, auf die täglich wechselnden unterschiedlichen Angebote zu reagieren und diese auch zu nutzen. Mit Homer, Shakespeare und Goethe im Kopf kann man keine fünf Minuten fernsehen, ohne nicht in tiefste Depression zu verfallen. Auch der, der Shakespeare noch kennt und liebt, muss diese Kenntnis und Liebe durchstreichen, wenn er im alltäglichen Medienbetrieb mithalten und seine Karrierechancen wahren will.
Konrad Paul Liessmann, Juvenilität, in: Spähtrupp im Niemandsland, Kulturphilisophische Diagnosen, Zsolnay Wien 2004 S 226.
Wüstenerfahrungen
„In die Wüste? … Du?“ – Mein Gegenüber schaut mich ungläubig an. Ja, ich gehe in die Wüste.
Nächste Woche schon geht’s los. Zwölf Tage – mit Rucksack, Schlafsack und Isomatte. Kein Auto. Kein Handy. Keine Uhr.
Nicht in die Sandwüste nach Afrika, sondern nach Jordanien. Dort gibt’s auch Sand, aber vor allem Steine und Felsen.
Ich gehe in die Wüste zum Wandern. Das auch. Aber vor allem, weil ich mal rauskommen will aus der Tretmühle.
Abschalten, frei werden von all dem, was da jeden Tag auf mich einstürmt – an Bildern, an Worten, an Reizen, an Aufgaben und Verpflichtungen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde von all dem getrieben.
Darum gehe ich in die Wüste. Ich suche die Einsamkeit … und Gott. Dazu braucht es vor allem eins: Stille.
Ich glaube: Gott redet. Auch heute. Aber um mich herum ist es so laut. Ständig bin ich abgelenkt.
Und auch in mir ist es laut. Mein Kopf ist so voll. Und da kreisen so viele Gedanken: An das muss ich noch denken. Und das wollte ich noch besprechen. Und das andere nicht vergessen …
Da ist gar kein Platz für Gott. Keine Zeit. Rede ich mir zumindest ein.
Thomas Drumm, SWR4 Sonntagsgedanken 15.02.2105
https://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&id=19169
An die Grenze gehen
In die Wüste gehen
Pater Bernhard Eckerstorfer
https://www.youtube.com/watch?v=qyXoFOzE_Ng
Pater Bernhard Eckerstorfer
Die Wüste
„Die Wüste wächst; weh dem, der Wüsten birgt“ (Nietzsche)
Digitalisat unter https://epub.ub.uni-muenchen.de/21695/1/Maassen3027.pdf
Erich Mühsam (1904)
Von der Weide ins Heiligtum
Der Beruf des Hirten zählt zu den ältesten der Menschheitsgeschichte – und es ist ein harter Job. Bis heute. Und so gibt es in Deutschland nur noch wenige Schäfer. Die müssen schmunzeln über das idyllische Hirtenbild, das die Bibel zeichnet. In ihr ist er Metapher für den Prototyp des Kümmerers.
„Wir haben immer nur das pastorale, schöne Bild im Kopf: Sonnenschein, blauer Himmel, grünes Gras und dann die Schafe, die dastehen, und alles scheint so nett zu sein. Wir denken nicht, wie es wirklich ist, drei Uhr morgens im Winter, wenn die Lämmer kommen und wenn die Schafe krank sind und die Wölfe kommen …“
Tobias Kühn, Deutschlandfunk, 23.10.2019
https://www.deutschlandfunk.de/der-hirte-in-der-bibel-von-der-weide-ins-heiligtum.2540.de.html?dram:article_id=460165
Hirte und Lamm
Schafe brauchen einen Hirten. Wir Akademiker sind ja eine besondere Schafsrasse. Wir lieben die Höhenwege und geraten nur zu oft in Eis- und Schneezonen. Um irgendeiner uns nicht passenden Sommerhitze zu entgehen, bleiben wir schafsköpfisch an irgendeinem schmutzigen Schneefleck stehen, wo wir zugrunde gehen, wenn uns nicht einer herunterholt. Auch akademische Bergschafe brauchen einen Hirten und die ehrbaren Heidelberger Bürger wohl nicht weniger. - Schafe sind schwierige Zeitgenossen, ängstlich und schreckhaft. Werden sie aufgeschreckt, rennen sie sinnlos davon, und der Hirt hat viel Mühe und Not, bis er sie wieder findet und fängt. Schafe können ihren Hirten zur Verzweiflung bringen.
Aber wir verstehen die Bildrede von Hirt und Herde nicht, wenn wir nicht bedenken, daß Jesus Christus in der Bibelsprache nicht nur als »Hirt«, sondern auch als »Lamm« bezeichnet wird. Wenn wir erkennen wollen, was Jesus Christus als Hirt für uns heute bedeutet, müssen wir sehen, wie sehr er Hirt ist: so sehr, daß er eines ist mit seiner Herde, daß er aufgeht im einzelnen Herdentier, daß er aufgeht im Schwachen, Kranken, Gebrochenen, Versprengten, Verirrten. Er wird zum Lamm, zum Schaf, um aus Lämmern und Schafen - Hirten zu machen. Er nimmt das schafsköpfische Wesen von uns, gibt uns seinen Geist, den Geist freier Hirten.
Kein Christ bringt es weiter als bis zum Schaf, und keiner ist weniger als immer schon Hirt. Indem wir die Taufe empfangen haben, indem wir dem Hirten übereignet worden sind, werden aus Schafen Hirten. (…)
Ich möchte Sie einladen, einmal einen Blick hinter die Peterskirche zu werfen, um zu verstehen, was der lebendige Gott uns heute durch den alten Propheten sagt. Da steht an der Mauer ein verwitterter Grabstein, der uns an einen guten Menschen erinnern soll, und dieser Grabstein ist geschändet worden. Auf dem Sockel steht die Inschrift: »Gutes tun war Lohn für ihn und Leben«. Ausgerechnet dieser Stein wurde von einem Schmierer mit grüner Farbe bepinselt. Vielleicht geht es Ihnen wie mir, daß Sie zuerst einmal unwillig werden über diesen pietätlosen Pinsler. Lesen wir aber, was der in hilflosen Buchstaben auf den Grabstein schmierte: »Mich liebt kein Gott«, so schreit die grüne Farbe uns entgegen, und die Schändung, die hier geschah, ist eine Schande, meine Schande, unsere Schande. Ein Schwacher, ein Gebrochener, ein Versprengter, ein Verirrter hat das hingepinselt, und er hat noch mehr geschrieben. »Mich liebt kein Gott«, und drunter steht »Wo?«. Noch etwas: Auf dem Sockel sind einige rote Farbflecken. Offenbar wollte er zuerst die rote Farbe nehmen, nahm dann die grüne, die Farbe der Hoffnung. Da schreit eine Sehnsucht. Da ruft ein verirrtes Schaf nach der Gemeinde Jesu. Da schreit einer, der sich in irgendein Abseits verirrt hat und sich nach denen sehnt, die vom guten Hirten guten Hirtengeist empfangen haben und um die guten Weideplätze wissen. Aber wir, die wir uns regelmäßig versammelt haben, haben uns in der Regel versammelt, um uns selbst zu erbauen: »So spricht Gott der Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben.«
Gehen wir nicht zu schnell von diesem Stein weg. Wie viele Menschen sind doch in Heidelberg, die keine Grabsteine verschmieren, und doch schreit aus ihnen: »Mich liebt kein Gott«, und doch fragen sie »Wo? Wo sind die Hirten? Wo ist jemand, der nach mir fragt? Wo? Wo? Ich steh' in der Einsamkeit, ich geh' zugrunde am schmutzigen Schnee«. – Wie viele Menschen bewegen sich zwischen der Heiliggeist- und Peterskirche wie Schafe, die keinen Hirten haben, weil wir an uns selbst immer zuerst denken. Wie vielen Menschen sind wir schon die Liebe Gottes schuldig geblieben? Der Pfarrer am Gefängnis klagt, daß er keine Leute findet, die Strafentlassene in ihr Haus aufnehmen, was Unannehmlichkeiten mit sich bringen würde. Ein bißchen Gutes tun möchten viele; aber sich ganz engagieren, das geht zu weit. – Was sollen wir tun? - Der Größe des Elends in dieser Stadt entspricht die Kleinheit und Schwäche unseres Glaubens und unserer Liebe.
Aus Rudolf Bohrens Predigt „Der Hirt“ (Ezechiel 34, 1-16) in:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/7164/3/3_Bohren_Anhang.pdf
Alfons Jestl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)