Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 17. Nov. 2024 - 33. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Dan 12,1-3
Lesung aus dem Buch Daniel.
In jener Zeit tritt Michael auf,
der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt.
Dann kommt eine Zeit der Not,
wie noch keine da war, seit es Völker gibt,
bis zu jener Zeit.
Doch zu jener Zeit wird dein Volk gerettet,
jeder, der im Buch verzeichnet ist.
Von denen, die im Land des Staubes schlafen,
werden viele erwachen,
die einen zum ewigen Leben,
die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.
Die Verständigen werden glänzen
wie der Glanz der Himmelsfeste
und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben,
wie die Sterne für immer und ewig.
Das Buch Daniel entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. Judäa war besetzt von den griechischstämmigen Seleukiden unter dem Regime des Königs Antiochus IV., der das jüdische Volk brutal verfolgte. So erlitten viele Juden das Martyrium. Dieses apokalyptische Buch versucht, in all dem Leiden einen Sinn zu erfahren und zu vermitteln. Angesichts der Not durch die Verfolgung entsteht im Fragen nach dem Sinn des Leidens ein anfänglicher Auferstehungslaube, von dem die aktuelle Perikope erzählt.
Das Buch Daniel entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. Judäa war besetzt von den griechischstämmigen Seleukiden unter dem Regime des Königs Antiochus IV., der das jüdische Volk brutal verfolgte.
Ein uns namentlich nicht bekannter Autor verfaßte um 160 v. Chr. das biblische Buch Daniel. Stilistisch ist es mit der apokalyptischen Literatur des Spätjudentums verwandt. Visionen, Träume, Entrückungen, das Hören himmlischer Stimmen etc. bestimmen den Inhalt.
Die Auferstehung der Toten wird in diesem Abschnitt des Danielbuches klar ausgesprochen. Es ist dies somit das älteste schriftliche Zeugnis von theologischen Überlegungen zur Auferweckung der Toten zum Leben oder zum Gericht (spätere Texte: bspw.: 2Makk 7,9ff; 12,43f; 14,16) im jüdischen Bereich.
Antwortpsalm - Ps 16,5. 8-10. 2. 11
Kv - Behüte mich, Gott,
denn ich vertraue auf dich. – Kv
(Oder GL 312,3)
Der HERR ist mein Erbanteil, er reicht mir den Becher,
du bist es, der mein Los hält.
Ich habe mir den HERRN beständig vor Augen gestellt,
weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. - Kv
Darum freut sich mein Herz und jubelt meine Ehre,
auch mein Fleisch wird wohnen in Sicherheit.
Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt;
du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen. - Kv
Ich sagte zum HERRN: Mein Herr bist du,
mein ganzes Glück bist du allein.
Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. /
Freude in Fülle vor deinem Angesicht,
Wonnen in deiner Rechten für alle Zeit. - Kv
2. Lesung - Hebr 10,11-14. 18
Jeder Priester des Ersten Bundes steht Tag für Tag da,
versieht seinen Dienst
und bringt viele Male die gleichen Opfer dar,
die doch niemals Sünden wegnehmen können.
Jesus Christus aber
hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht
und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt;
seitdem wartet er,
bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden.
Denn durch ein einziges Opfer
hat er die, die geheiligt werden,
für immer zur Vollendung geführt.
Wo also die Sünden vergeben sind,
da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (1997)
Der Hebräerbrief ist geprägt von der Vorstellung vom Hohenpriestertum Jesu Christi. Durch seinen Adressatenkreis - die hebräischen Gemeinden - ist bedingt, dass der Verfasser theologischen Anknüpfungspunkte im Alten Testament sucht. Jesus Christus wird in den Vergleich zu den Hohenpriestern des Alten Bundes gestellt. Der vorliegende Abschnitt zieht Parallelen zwischen dem Altaropfer des Tempels und dem Kreuzesopfer des Gottessohnes.
In diesem Textabschnitt handelt es sich um wesentliche Aussagen über Christus als den Hohenpriester, verbunden mit einer Kritik des Gottesdienste Israels - vergleichbar mit der Kritik des Paulus am jüdischen Gesetz. Die Christen sollen sich vom Tempelgottesdienst und von heidnischen Gottesdiensten lösen und ihren Gottesdienst in der Form schlichter eucharistischer Feiern begehen.
Inhaltlich wird davon gesprochen, daß die alten Opfer abgeschafft worden sind und den Menschen umfassende Vergebung durch Christus zuteil wird. Was hier in Christus geschehen ist, erfolgte ein für allemal und endgültig.
2. Lesung (ungekürzt) - Hebr 10,11-18
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Jeder Priester des Ersten Bundes steht Tag für Tag da,
versieht seinen Dienst
und bringt viele Male die gleichen Opfer dar,
die doch niemals Sünden wegnehmen können.
Jesus Christus aber
hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht
und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt;
seitdem wartet er,
bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden.
Denn durch ein einziges Opfer
hat er die, die geheiligt werden,
für immer zur Vollendung geführt.
Das bezeugt uns auch der Heilige Geist;
nachdem er gesagt hat:
Dies ist der Bund, den ich nach diesen Tagen
mit ihnen schließen werde - / spricht der Herr:
Ich lege meine Gesetze in ihr Herz /
und schreibe sie in ihr Denken hinein;
und: An ihre Sünden und Übertretungen denke ich nicht mehr.
Wo also die Sünden vergeben sind,
da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 21,36
Halleluja. Halleluja.
Wacht und betet allezeit,
damit ihr hintreten könnt vor den Menschensohn.
Halleluja.
Evangelium - Mk 13,24-32
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach jener Drangsal,
wird die Sonne verfinstert werden
und der Mond wird nicht mehr scheinen;
die Sterne werden vom Himmel fallen
und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn
in Wolken kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Und er wird die Engel aussenden
und die von ihm Auserwählten
aus allen vier Windrichtungen zusammenführen,
vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
So erkennt auch ihr,
wenn ihr das geschehen seht,
dass er nahe vor der Tür ist.
Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen,
bis das alles geschieht.
Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand,
auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn,
sondern nur der Vater.
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (1997)
Der vorliegende Textabschnitt stammt aus einer Rede im Markusevangelium (13,1-37), die vom künftigen Reich Gottes erzählt. Diese Rede hat apokalyptische Züge. Wie viele Offenbarungshandlungen findet auch sie auf einem Berg statt. Historischer Hintergrund dieser Rede von Zerstörung ist der Jüdische Krieg (1. Jhdt. n. Chr.) mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels zu vermuten.
Die vorliegende Erzählung ist ein Teil einer Reihe von Antworten auf die Frage nach dem Zeitpunkt der von Jesus angekündigten Zerstörung des weltlichen Jerusalems als Zeichen der Wiederkunft des Herrn (Vers 2).
Zu gliedern ist der Text in folgende Teile: Ankündigung von kosmischen Zeichen und des Kommens des Gottessohnes (Verse 24-27), das Gleichnis vom Feigenbaum (eines der wenigen Gewächse in Palästina mit saisonal bedingtem Laubverlust) mit dem Ende der apokalyptischen Rede (28-32). Die nicht aufgeführte Ermahnung zur Wachsamkeit (33-37) beschließt den Textabschnitt.
Der Evangelientext wurde in der Zeit nach 70 n. Chr. geschrieben, nach den Greueln des Jüdischen Krieges, den Christenverfolgungen unter Nero, der Zerstörung Jerusalems und des Tempels.
Viele Christen dürften angesichts der Zeitumstände nahe an der Verzweiflung gewesen sein, denn nach damaliger judenchristlicher und jüdischer Überzeugung gehörten der Untergang des Tempels und der Untergang der Welt zusammen. Die Christengemeinden benötigten Orientierung und neue Kräfte. In dieser Situation gibt der Evangelist keine authentische Rede Jesu wieder, sondern er verkündet in apokalyptischer Sprach- und Bilderwelt die Botschaft Jesu Christi.
Die Christen gelangen durch Tod und Auferstehung zum wahren Leben. Markus berichtet aber nichts über die konkreten Details oder gar den Zeitpunkt zu dem dies alles erwartet werden kann, denn sein Text soll eine theologische Botschaft und keine Angaben über ein historisches oder kosmisches Ende der Welt transportieren.
Das Hereinbrechen einer neuen Welt
Hört sich alles nicht gut an
Das hört sich nicht gut an! Drangsal. Verfinsterte Sonne. Fallende Sterne. So sieht doch der Weltuntergang aus, oder?
Mir kommen dann gleich unsere Krisen in den Sinn. Weil es so viele, unübersichtliche und nicht einmal fassbare sind, nennen wir sie, fast schon umgangssprachlich, „multiple Krisen“. Eine gewisse Weltuntergangsstimmung macht sich gefühlt an vielen Orten und in vielen Herzen breit. Dann überlagern Ängste Hoffnungen und Zweifel Gewissheiten.
In drei Beispielen könnten wir heute einmal versuchen, dem ein wenig auf den Grund zu gehen.
Klimaveränderung ist nicht nur ein Wort. Lebensorte verschwinden im Wasser oder werden von Feuer gefressen. Den Überblick habe ich schon verloren. Die Schäden sind unvorstellbar. Wasser und Feuer – das sind Urgewalten, die schon in Mythen und Tragödien ihr Unwesen treiben.
Heißt es nicht in der Schöpfungsgeschichte, Gott habe diese Urgewalten gezähmt? Für immer?
„Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war! Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut und fruchtbare Bäume […] Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut und Bäume, die da Früchte tragen […] Da wurde aus Abend und Morgen der dritte Tag“ (Gen 1,10-13).
Feindbilder stehen zwischen Ost und West. Es wird von neuen Weltordnungen geträumt. Aber Weltordnung heißt Hegemonie. Aus Hegemonie wird Krieg. Aus Krieg wird: eine Welt geht kaputt. Wir müssen aufrüsten. Für unsere Sicherheit. Für unsere Abwehr. Fast über Nacht sind alte Sicherheiten zusammengefallen und Lebenslügen offenbarten sich als Wahrheit.
Hatte Gott nicht eine Ordnung der Welt geschaffen, in der das Chaos keine Chance mehr hatte?
„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er sie; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde und übernehmt für sie Verantwortung […] Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe!, es war sehr gut. Da wurde aus Abend und Morgen der sechste Tag“ (Gen 1,27-31).
Die Demokratie gerät unter Druck. Diese Redeweise schafft es immer mehr, in Medien und Gesprächen verbreitet zu werden. Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung? Eine Warnung? Ein Entsetzen? Viele Menschen suchen einfache Antworten auf Herausforderungen, die nie einfach sein werden, viele sehnen sich nach einer starken Führungsfigur, die weiß, wo es lang zu gehen hat – und viele haben sogar Angst, dass ihnen die Freiheit über den Kopf wächst. Wir müssen jetzt nicht nur nach Amerika blicken.
Hatte Gott nicht in einer großen Ruhe den Überblick behalten über die vielen Konflikte, die sich zu allen Zeiten in das Gedächtnis der Menschen festgefressen hatten?
„Und so vollendete Gott am siebten Tag seine Werke, die er machte, und ruhte am siebten Tag von allen seinen Werke, die er gemacht hat. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hat. So sind Himmel und Erde geworden, als die geschaffen wurden“ (Gen 2,1-4).
Drei Erfahrungen. Nur drei von vielen, wenn auch besonders dominant: Klima, Weltordnung, Demokratie. Die privaten Lebenskrisen, die sich auch wie Weltuntergänge anfühlen, sind jetzt nicht einmal in den Kanon der Katastrophen aufgenommen.
Ich höre Jesu Worte:
„In jenen Tagen, nach jener Drangsal,
wird die Sonne verfinstert werden
und der Mond wird nicht mehr scheinen;
die Sterne werden vom Himmel fallen
und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“
Das hört sich alles nicht gut an! Gibt Gott tatsächlich seine Schöpfung auf? Stellt er sie zur Disposition? Gibt er sie Despoten und Möchtegern-Göttern preis? Oder ist nicht viel eher von menschlicher Schuld zu reden, in der nicht nur einzelne Menschen untergehen, sondern die ganze Welt geopfert wird? Für viele Unglücke gibt es handfeste Interessenten.
Das Evangelium lädt uns ein, den Blick zu heben, den Blick aufzuheben:
„Dann wird man den Menschensohn
in Wolken kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Und er wird die Engel aussenden
und die von ihm Auserwählten
aus allen vier Windrichtungen zusammenführen,
vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.“
Da ist von großer Kraft und Herrlichkeit die Rede, aber auch von einer Erlösung, die die ganze Welt umfasst: von einem Ende zum anderen – und der Himmel berührt, der Himmel umarmt die Erde.
Es ist ein großes „Dann“ – das Einbrechen – man beachte das Wort – das Einbrechen einer neuen Welt.
Hört sich alles gut an
Heute ist der vorletzte Sonntag im Kirchenjahr. In Deutschland trägt er auch den Namen „Volkstrauertag“. Ursprünglich wird der Opfer des Krieges, der Kriege gedacht – mit Kranzniederlegungen an Kriegerdenkmälern, Ansprachen und dem Lied von Ludwig Uhland (1809) „Ich hatt' einen Kameraden“.
Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
Im gleichen Schritt und Tritt.
Wir ahnen: der Kamerad fällt.
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!
Das Lied hat eine Geschichte. Aber in dieser Geschichte gibt es keinen Frieden. Es gibt den Kampf. Es gibt das Leid. Die große Geschichte muss in der kleinen, eigenen, privaten erlitten werden. Heil, gesund, wird die Welt so nicht. Sie ist einfach – so. So, wie sie nun einmal ist.
"Enthüllung"
Das Evangelium führt uns heute in eine Welt, die den schönen und fremden Namen „Apokalyptik“ trägt. Das ist eine eigene Gattung und hat vielfältige Formen gefunden. Wörtlich: „Enthüllung“, „Offenbarung“. Was wird enthüllt, was offenbart? Der Untergang der Welt! Enthüllt, offenbart wird auch menschliche Schuld. Größenwahnsinn. Die Schritte über Leichen.
Es kann doch so nicht weitergehen. Irgendwann ist alles so schrecklich verworren und verkommen, dass nur noch ein Neuanfang erhofft werden kann. Das Alte immer nur noch verlängern, die Dinge unendlich laufen lassen, sich einfach immer nur ergeben – nein, es muss ein Ende haben. Wir sehen die Schrecken, die alles auffressen. Die die Hoffnung auffressen. Die die Zukunft auffressen.
Damit eine neue Welt entstehen kann, wird die alte untergehen. Sie muss vergehen. Abgeschlossen, für immer. Es muss eine ganz neue Welt sein, die nicht aus Ruinen erwächst. In der nicht nur die Minen geräumt werden. In der nicht alte Hassgeschichten auf Auferstehung hoffen. Die Apokalyptik öffnet uns sozusagen die Augen: eine neue Welt wird enthüllt, eine neue Welt wird offenbart. Den Schreckensvisionen und Albträumen zum Trotz - und über sie hinaus - sollen wir den großen Frieden kommen sehen, in dem auch der Tod überwunden ist. Unbeteiligte Zuschauer sind wir dabei nicht.
Hoffnungsträger! Mutmacher! Unbeirrbare!
Das Evangelium ist ein Meisterstück der Apokalyptik. Enthüllung und Offenbarung:
„Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand,
auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn,
sondern nur der Vater.“
Nur der Vater! Und was am Ende herauskommt, war schon von Anfang an da:
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer – Tohuwabohu.
Es war finster auf der Tiefe
und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.
Und Gott sprach:
Es werde Licht!
Und es wurde – Licht!
Das hört sich gut an! Eine Welt, wie Gott sie schafft. Eine Sonne, die den Tag regiert. Sterne, die die Nacht hell machen. Menschen, die Brot und Glück miteinander teilen.
„Wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen – dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.“ (Psalm 46).
Der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus
unserem Herrn.
Mit Zuversicht in eine unbekannte Zukunft gehen
Dramatische Bilder vom Ende der Welt
Im Evangelientext dieses Sonntags schildert Jesus in dramatischen Bildern das Ende dieser Welt, den Jüngsten Tag wie wir es auch nennen. Die Sonne wird verfinstert werden, der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Das sind furchtbare Bilder.
Erst kürzlich habe ich in einer Fernsehsendung mittels Computeranimation gesehen, was passieren würde, wenn ein Asteroid auf die Erde treffen würde. Die Folgen wären dramatisch: gewaltige Erdbeben und Tsunamis würden entstehen, Trümmer und Ascheteile würden vom Himmel fallen. Alles würde zerstört. Kaum ein Mensch könnte diese Ereignisse überleben. So könnte es am Jüngsten Tag geschehen.
Auf den ersten Blick überhaupt keine Frohe Botschaft. Warum schildert uns Jesus diese furchteinflößenden Ereignisse, wo Jesus sagt, jenen Tag, jene Stunde kennt niemand, nur Gott der Vater? Jesus selbst gibt uns die Antwort: Gebt Acht und bleibt wach, denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Und immer wieder die Warnung: Seid wachsam! Wachsam sein ist das Gegenteil von Sorglosigkeit und gedankenlos in den Tag hineinleben.
Seid wachsam!
Unser eigenes Leben ist endlich, wie wir immer wieder erfahren müssen. Wenn man wie ich über 70 Jahre alt ist, wird einem das immer wieder bewusst. Viele meiner Klassenkameraden und Kameradinnen aus dem Jahrgang 1952 leben nicht mehr. Ebenso einige meiner Arbeitskollegen und Musikkameraden. Unser Leben ist ein Geschenk Gottes, für das wir dankbar sein sollen.
Wachsam sein bedeutet, mit offenen Augen durch das Leben gehen. Mit offenen Augen die Mitmenschen sehen, ihre Nöte wahrnehmen und versuchen zu helfen, wo wir es können. Und nicht egoistisch nur seine eigenen Vorteile zu suchen.
Wachsam sein, heißt für mich auch, die Worte Jesu ernst nehmen und zu versuchen, im Alltag danach zu leben. Dies wird uns nicht immer gelingen, aber wir müssen uns darum bemühen. Die katholische Kirche hat wohl bewusst diese nachdenklichen Texte für das zu Ende gehende dieses Kirchenjahr ausgewählt. Diese Texte sollen uns wachrütteln und aus unserer Trägheit, unserer Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit herausholen.
Wer von uns kann sich sicher sein, dass wir zu den Auserwählten gehören, welche die Engel am Ende aus allen vier Windrichtungen zusammenführen? Als gläubige Christen hoffen wir darauf und glauben an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott. Aber ein Selbstläufer ist das nicht. Deshalb sollten wir die eindringliche Warnung Jesu ernstnehmen: Seid wachsam! Seid nicht gleichgültig! Bleibt verbunden mit Gott und Jesus Christus durch das Gebet und die Sakramente, welche Jesus uns geschenkt hat. Helft mit, in den Bereichen, wo wir es können, als Christen die Welt menschlicher, friedlicher zu machen.
Ja und auch das gehört zum Christsein: die Nachfolge Jesu bedeutet auch, täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen. Daran führt kein Weg vorbei. Auch wenn es eine unbequeme Wahrheit ist, die wir am liebsten ausblenden möchten. Denn sein Kreuz täglich auf sich zu nehmen, ist alles andere als einfach.
Trotz allem eine Frohe Botschaft
Durch diese düsteren Szenarien scheint aber dennoch die Frohe Botschaft von Jesus Christus hindurch: wir werden auf unserem Weg von Gott nicht allein gelassen. Gerade durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, die wir Christen an Weihnachten feiern, ist uns der Allmächtige, unsichtbare Gott ganz nahe gekommen. Durch die Dunkelheiten unseres Lebens und der ganzen Welt hindurch scheint, noch verhüllt, der Glanz von Weihnachten, der Menschwerdung Gottes, der Beginn unserer Erlösung.
Am Ende der Zeiten steht die Wiederkunft von Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit. Dann wird er sein Reich vollenden, welches er in seiner Erdenzeit angekündigt hat. So können wir voll Zuversicht unseren Lebensweg im Vertrauen auf Gott und Jesus Christus weiter gehen. Diese Gemeinschaft erleben wir in diesem Gottesdienst und beim Empfang der heiligen Eucharistie.
Jesu mahnende Worte möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“
© Wilhelm Kraft, Gemeinde St. Maria Böblingen, wilhelm-kraft@web.de
Fürchtet euch nicht!
Dunkle Zeiten
Diese Lesungen passen in die früh einbrechende Dunkelheit der herbstlichen Jahreszeit, dazu auch das gesellschaftliche Umfeld damals, dieses ist aber auch heute nicht sehr ermutigend: Krieg, Flüchtlinge, wirtschaftliche Probleme in Wohlstandsländern, düstere Prognosen und in der Heiligen Schrift steht: „Fürchtet euch nicht!“
Um diese wenigen Verse der ersten Lesung zu verstehen, hilft es, den geschichtlichen Hintergrund kennen. Es ist eine Zeit der Verfolgung unter dem Seleukidenkönig Antiochos IV. (167-164 v. Chr.), Israel war politisch und wirtschaftlich zerstört, ein „Land des Staubes“ (Vers 2), das mit dem Totenreich in Zusammenhang gebracht wird. dDer Engelsbote Michael tritt in Erscheinung. Es soll eine Wende dieser Notsituation stattfinden, denn die Auferstehung erwartet jene, die in ihrem Tun und in ihrem Glauben sich als gerecht erwiesen haben.
Kriege bringen immer Not und Leid, durch Menschen verschuldet. Der eigentliche Retter, so die zweite Lesung, ist der Hohepriester Jesus, er opfert sich einmalig als Ja Gottes zu uns, weil der Mensch immer wieder nein zu Gott sagt; nicht immer wörtlich ausgedrückt. Aber durch sein Verhalten zeigt er Gleichgültigkeit, Ablehnung, Unwilligkeit und Unkenntnis, was einem Nein gleichkommt.
Fürchtet euch nicht!
Das Evangelium bringt ganz andere Einsichten. Es ist schwer auszulegen, kann aber trotzdem große Hilfe sein. Wie schon erwähnt, werden wir immer wieder aufgefordert, uns nicht zu fürchten. Wir haben es mit einem zweiteiligen Evangelium zu tun. Der erste Teil bildet einen historisch christologischen Hintergrund, der zweite Teil mit dem Feigenbaumgleichnis bringt eine Beobachtung aus dem Alltag.
Zunächst einige Feststellungen zum Markusevangelium. Der Verfasser schreibt das Evangelium um das Jahr 70, als der Tempel zerstört wurde, damit ist ein wichtiges Identitätsmerkmal des Judentums zu Fall gebracht worden. Der Ort der gemeinsamen Rituale, des Feierns, der gemeinschaftlichen Zusammenkünfte ist zerstört. Viele Juden sind heimatlos geworden und zerstreuen sich in alle Welt, apokalyptische Stimmung.
Die Bibelstelle, die wir heute hörten, zählt zur sogenannten „Kleinen Apokalypse“. Apokalyptische Texte gibt es in der Bibel einige. Zur „Großen Apokalypse“ gehört die „Offenbarung des Johannes“. Obwohl alles fürchterlich ist, ist es ein Trostbuch, das uns sagen will, es wird alles ein gutes Ende nehmen. Gott besiegt das Böse.
Wie sieht das heute aus? Die Natur schlägt zurück, vor zwei Monaten gab es schwere Überschwemmungen im Osten Österreichs, Überschwemmungen auch in Frankreich und Italien, im Sommer fiebert die Natur, 40°C sind keine Seltenheit mehr. Bei 40°C Körpertemperatur befindet sich der Mensch in Lebensgefahr. Viele Ängste, aus denen Hysterie entsteht, neurotische Störungen, die zu Labilität und Oberflächlichkeit führen. Hier kühlen Kopf zu bewahren, wäre schon eine Hilfe.
Vertrauen auf den Menschensohn Jeus Christus
Wenn diese unangenehmen kosmischen Zeichen, inklusive Naturkatastrophen, geschehen, kommt der „Menschensohn in den Wolken.“ (Mk 13,26). Menschensohn, ein christologischer Titel, ein Titel des Vertrauens, Gott wird Mensch, einer von uns. Das feiern wir zu Weihnachten. Dieser Menschensohn bringt Friede und Rettung aus allem Unheil. In diesem Titel steckt der Erlösungsgedanke für uns alle. Der Tiel „Sohn“ zeigt ein besonderes Naheverhältnis zu Gott.
Den Feigenbaum in seinem Wachstum, in seiner Entwicklung, sollte man beobachten, seinen Wert als Schattenspender in glühend heißen Tagen schätzen lernen, genauso seine Frucht als eines der Grundnahrungsmittel für die Menschen in Palästina. Er gibt auch Geborgenheit. Das Evangelium fordert uns auf: „Lernt etwas!“ Das bedeutet für uns, dass wir unsere Sinne schärfen. Wachstum und Entwicklungen gehen meist sehr langsam vor sich. Das gilt auch für unser Glaubensleben, wenn wir in der Erkenntnis Gottes voranschreiten.
Der Feigenbaum bringt gute, süße Früchte hervor. Welche Früchte bringt unsere Lebensentwicklung? Wie sieht unser Beitrag dazu aus? Wo unser Mühen mit Rückschlägen verbunden ist, wird Er es vollenden. Das ist „Leben in Fülle“ (Joh 10,10) Von schrecklichen Zeiten, Mühsal und Not brauchen wir uns nicht unterkriegen lassen. „Fürchtet euch nicht!“, eure Erlösung kommt. Der Menschensohn macht sich zu einem Vertrauten von uns.
Hoffnungsbilder vom Untergang der gegenwärtigen Welt
…nach jener Drangsal
Gegenwärtig entsteht leicht der Eindruck, dass nicht viel Gutes von der gemeinsamen Zukunft zu erwarten ist. Vieles erscheint den Menschen bedrohlich im Angesicht von eisiger, winterlicher Stimmung, ob politisch, gesellschaftlich oder persönlich. Dies alles ist nicht erbaulich, lässt keine Freude auf Zukunft aufkommen. Es ist wie damals, damals nach dem Jahr 70 der Zeitenwende, wo Jerusalem zerstört war und viele Juden und Christen kein Überleben sahen!
Im Evangelium haben wir heute gehört: "In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen…"
Diese Worte, die uns in apokalyptischer Bildsprache einen Weltuntergang vor Augen führen, wollen als Hoffnungsbild verstanden werden: Das alles wird vergehen, es bleibt nicht, es kommen gerechtere Zeiten. Da geht es um Vertrauen auf die Kraft Gottes, auf seine Zusage gestern, heute und morgen. Wir erwarten eine zukünftige Welt, auf die wir uns freuen können.
Die apokalyptische Bilderwelt dieses Evangelienabschnittes beschreibt die damalige Gegenwart, in der das Markusevangelium entstanden ist: Leid, Elend, Verfolgung, Unterdrückung herrschten zu dieser Zeit unter der jüdischen Bevölkerung, aber auch unter den Menschen in anderen Gebieten, die von den Römern erobert wurden. Es war eine schwierige Zeit, die hier in Bildern aufgezeigt wird, eine Zeit, wo viele Probleme zu lösen sind.
Doch wird in dieser Apokalypse nicht nur eine Bedrohung, wie sie schon von den Menschen konkret erlebt wird, zum Ausdruck gebracht, sondern es sind Worte der Enthüllung, der Offenbarung. Der „Istzustand“, der wird hier geschildert wird, ist aber nicht des „Ende“, sondern der Blick der Menschen soll zugleich auf eine Zeitenwende gerichtet werden. So verwirrend das klingen mag: Es wird das Kommen und die Vollendung des Reiches Gottes angekündigt.
Wachsam in die Zukunft blicken
Wenn sich in einer solchen apokalyptischen Zeit Zukunftserwartungen auftun, dann heißt es wachsam zu sein, wachsam das Augenmerk auf das Aufkeimen der „Anderswelt“, dem Neuwerden einer Welt von Gottes Gerechtigkeit zu richten.
Diese Wachsamkeit muss sich mit Fragen konfrontieren lassen: Welche Zuversicht, welche Hoffnung braucht es für eine Zukunft in Verbundenheit, in Beziehung mit der Menschheit, der ganzen Schöpfung, wo Gottes Reich sich ausbreiten kann? Was stärkt Menschen in den Turbulenzen, in chaotischen die Gesellschaft spaltenden Zeiten?
In dieser Situation der Aussichtslosigkeit macht der biblische Autor den Menschen in ihrer pessimistischen, hoffnungslosen Welt Mut zum Aufbruch in eine von Gottes Gerechtigkeit erfüllte Zeit, wo sie Hoffnung und Zuversicht verspüren.
Kraft von der Erwartung des Menschensohnes
Aber woher diese Kraft zum Aufbruch nehmen? - Das Evangelium geht auf die Frage „Woher diese Kraft nehmen?“ konkret ein. Es antwortet mit der Botschaft vom Menschensohn, der Gerechtigkeit widerfahren lässt, wenn sich die Jünger und Jüngerinnen sich vom Menschensohn und seiner Botschaft vom Reich Gottes leiten lassen.
An sie wendet sich Jesus: „In jener Zeit sprach Jesus zu seinen JüngerInnen…", hörten wir im Eingangsvers zum heutigen Evangelium.
Das Bild vom „Menschensohn“ lässt aufhorchen. Es geht um den, der auf Gott vertraut und für die Schöpfung Verantwortung trägt. Dieses Menschensohnbild wird auf Jesus bezogen und ihm gilt die Nachfolge.
Dadurch wird die Welt verwandelt, sie wird gerechter und menschlicher, der Menschen würdig. Diese Verwandlung der Welt, das Kommen vom Reich Gottes, „der Tag des Herrn“ wie dies in den alten Schriften genannt wird, wird vom Evangelisten in himmlische Sphären verlegt:
In Erwartung einer neuen Weltordnung
In Vers 13,26-27 heißt es: „Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden...“ Diese Zukunftsvision wird mit dem Bild von „Engeln“ als Deuter des Zukünftigen verbunden. Das Kommen einer neuen Zeit wird hier aus dem Vergangenen her interpretiert bzw. gesehen.
Das herrschende Unrecht, das von Menschen anderen Menschen angetan wird, das andere ausgrenzt, Feindschaften schürt, Halbwahrheiten, Unwahrheiten, Bosheiten, Verschwörungstheorien, die vehement versuchen, die Gesellschaft zu verunsichern, zu zerstören, all das wird in apokalyptischen Bildern, Worten aufgedeckt, enthüllt und sichtbar gemacht.
Mahnungen zur Wachsamkeit und Zuversicht begleiten diese Bilder. Sie werden so zu Hoffnungsbildern wie im Vers 28: „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.“
Eine neue Welt, eine Weltordnung mit dem Plan, aus der Zerstörung, aus der Drangsal neu Mensch zu werden, richtet auf, lässt „Neues wagen“. Dies ist eine Welt, auf die wir uns schon heute freuen können.
Am Ende nur Endzeit? - oder: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...
Lebensstufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Im Jahr 1941 schreibt Hermann Hesse nach schwerer Krankheit das Gedicht “Stufen”. Das Leben, so lässt uns Hesse mit seinen Zeilen wissen, entwickelt sich fort um fort. Dabei lässt er uns im Unklaren, ob die Entwicklung irgendeine innere Begründung kennt, oder ob sie einfach ist, wie sie ist. Zwei Erkenntnisse aber bleiben auf dem Weg wichtig: Die Entwicklung geht voran und der Mensch kann dieses Fortschreiten nicht aufhalten, wohl aber beeinflussen. Der Mensch ist da und schreitet durch das Leben fort, nicht notwendigerweise höheren, aber sicher anderen Sphären entgegen.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Dieses Gedicht begleitet in Hesses Roman “Das Glasperlenspiel” die Hauptfigur, deren Dasein beinhaltet, mit den verschiedenen Quellen von Erkenntnis und Weisheit im Leben und ihren Widersprüchen umzugehen, sie einzuschätzen und zu nutzen, um sich schließlich im Leben zu entwickeln.
Ein Lebensthema, das keinem Menschen fremd ist. Die ewige Frage des Menschen aber bleibt, was denn der Motor eines jeden Anfangs, einer jeden Entwicklung - was denn der “Zauber” ist, der uns von Anfang an von Schritt zu Schritt bewegt. Ein Thema nicht nur der Philosophie und Literatur, sondern vor allem auch des Glaubens. Interessant aber: Während die Literatur das Leben als sich auf den Tod zubewegend betrachtet - jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben -, schaut der Glaube vom unausweichlichen Moment des Todes zurück aufs Leben. Aus gutem Grund: Im Tod wird Gottes Heilsversprechen vollumfänglich relevant, erst im Tod sehen wir, dass der Glaube an die Auferstehung hält, was er uns ein Leben lang verheißen hat.
Übergang?
Aus der Perspektive der Heilsbotschaft ist der Übergang vom Leben ins ewige Leben abenteuerlich. Ein Übergang, der dem Glauben nach einhergeht mit Abrechnung und Läuterung. Dieser Übergang kommt dramatisch daher. So heißt es heute: "die Sonne [wird] verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. [...] Himmel und Erde werden vergehen."
Die endzeitlichen Bilder des Evangelisten Markus mögen in unseren Ohren und Herzen drastisch ankommen, aber mal ehrlich: Wie oft stehen wir entsetzt und angsterfüllt vor all dem, was unsere menschliche Geschichte an Furchterregendem so mit sich bringt. So können wir immer wieder feststellen, dass die Gefühlslagen, die diese Bilder erzeugen durchaus in unserem Leben vorkommen.
"Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit." Der Textabschnitt aus dem Buch Daniel gibt sich auch nicht beruhigender. So ist das eben in apokalyptischen Texten und Bildern: Sie spitzen unsere Ängste und Sorgen bis ins Unendliche zu und sie scheinen kein Entrinnen erkennen zu lassen. Wäre da nicht ein “aber”, eine Alternative, die Hoffnung aus dem Glauben. Daniel deutet sie schon an: "Doch zu jener Zeit wird dein Volk gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist."
Im Neuen Testament wird diese Hoffnung auf Rettung noch viel konkreter - sie wird Mensch: "Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels", heißt es im Evangelium.
Was ist das Leben?
Aber bitte: Was soll dann das Leben selbst aus der Perspektive dieser Endzeit-Literatur sein: Warten aufs Ende, Vorgeschmack des Kommenden? Sonst nichts?
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten,
schreibt Hermann Hesse in seinem Gedicht “Stufen”. Und lässt uns aus dem Blickwinkel des Literaten wissen: Auch wenn das Leben rückwärts gedacht werden kann, es muss zuerst nach vorn gelebt werden, es muss sich - wortwörtlich - ent-wickeln. Das Leben im Hier und Heute ist kein Durchlauferhitzer, der uns warmlaufen lässt fürs Ewige. Die Endzeitliteratur, wie wir sie im Evangelium gehört haben, kann manchmal so ein Gefühl vermitteln. Leben im Hier und Heute aber hat seinen eigenen Wert - auch im Heilsplan Gottes. Davon geben etwa all die Heilungsgeschichten Zeugnis, die das Neue Testament uns überliefert: Heil Gottes ist ein Versprechen für die Ewigkeit, soll aber schon hier und heute erfahrbar sein am eigenen Leib und unser Dasein prägen.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Ein fernes Ziel
Doch auch, wenn das Leben dem hiesigen Leben dienen soll, kennt es ein durchaus ja ein fernes Ziel. Für uns Christinnen und Christen ist das der Himmel, das Jenseits, das Ewige. Auch wenn sich das Leben zu leben lohnt bis zum allerletzten Schluss, weiß unser Glaube, dass es diesen allerletzten Schluss nicht gibt. Es gibt immer noch das 'Danach'. Ob sich die Wende so dramatisch einstellt, wie es uns der Evangelist mit seinen Bildern im heutigen Evangelium vermittelt, das wird sich dann einmal weisen. Vielleicht führt Gott uns einfach auf unscheinbaren Pfaden an seine Seite. Wir werden das sehen. Wie schon vor uns Hermann Hesse, nicht nur Literat, auch Sohn eines Predigerehepaares der Basler Mission:
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Eine Frohe Botschaft mitten in der Vergänglichkeit
Alles ist vergänglich
Sie werden wahrscheinlich von Johann N. Nestroy (1801-1862) die Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ mit den drei Handwerksburschen Knapp (ein Alkoholiker), Leim (mit Liebe zu Peppi Hobelmann) und dem Schneidergesellen Zwirn, der ständig auf Vergnügen aus ist, kennen. Das Werk aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gibt Einblick in die hoffnungslose Situation arbeitsloser Handwerker. Die Coupletstrophen enden immer mit dem Refrain „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang, lang, lang…“
Was wir besonders im Sommer an Naturkatastrophen erlebt haben und was wir den Texten aus dem Buch Daniel und dem Markusevangelium entnehmen, lässt nach diesen Feststellungen Staunen aufkommen, dass die Welt noch immer nicht untergegangen ist.
Was sich durch die Geschichte immer wieder abgespielt hat und auch gegenwärtig in Teilen der Welt abspielt, ist keinesfalls friedlich. Die Welt ist nicht unbedingt ein Ort zum Ausruhen. Wie passt das alles mit einer Frohbotschaft zusammen? Hier würden wir besser von guten und hoffnungsvollen Nachrichten sprechen. Warum das so ist, wollen wir gemeinsam überlegen: Von Anfang an gibt es in diesem Weltall und auf unserem Planeten ein Werden und Vergehen, Zusammenstöße von Gestirnen, Vernichtung und neues Leben auf unserer Erde. Es gibt Ordnung und trotzdem auch Unordnung. Das reicht bis in den menschlichen Organismus hinein, auch dieser ist fehlerhaft, löst Krankheiten aus, vieles wird wieder korrigiert, sodass wir noch weiterleben können.
Die gute Nachricht des Evangeliums
Das Markusevangelium wurde um das Jahr 70 verfasst, der Tempel als wesentliches Identitätsmerkmal der Juden war durch die Römer zerstört, das Volk wurde in das Römische Reich eingegliedert und war nach vielen Aufständen fast ausgerottet. Auch Großreiche wie das Reich Alexanders des Großen und später das Römische Reich, auch die ehemalige Sowjetunion müssen vergehen. Naturereignisse, Krankheiten, Kriege geben allem Leben und auch der Materie ein Ablaufdatum, sodass der Eindruck entsteht: „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang…“. Durch die Heilige Schrift wird uns immer wieder nahegelegt: „Fürchtet euch nicht!“ Das ist die gute Nachricht, noch nicht die Frohe Botschaft.
Zeichen der Zeit
Gott spricht nicht nur durch das Wort zu uns, an das wir glauben, dem wir Vertrauen schenken und es ernstnehmen sollten, sondern auch durch die Zeichen der Zeit; gegenwärtig durch die Pandemie, nicht als Strafe, wie man immer wieder hört, sondern als Hinweis, worauf wir besonders achten sollten. Wir haben hier keine Sicherheiten, wohl aber eine Heilsgewissheit, die Glauben und Vertrauen voraussetzt.
Seuchen, Erdbeben, wie kürzlich wieder auf Kreta, Vulkanausbrüche auf der Ferieninsel La Palma mit zwei Lavaströmen, 1270° heiß, dazu Erdbeben und tausende zerstörte Gebäude, Überschwemmungen, all das weist schmerzlich darauf hin, dass alles vergänglich ist.
Die Lehre daraus: nicht allzu stark an den irdischen Gegebenheiten hängen, Veränderungen wahrnehmen und nicht gleich bejammern, das Gute behalten, das rasante Leben entschleunigen. Leben ist nicht bis ins Detail planbar. Wenn alles vernichtet ist, ist die Erlösung nahe. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Wortewerden nicht vergehen.“ Weiters: „Es wird euch kein Haar gekrümmt.“ (Lk. 21,18).
Die Lehren des Feigenbaums
Die Jünger bekommen eine Lektion aus der Beobachtung des Feigenbaums. Ein Naturgleichnis. Die Frucht des Feigenbaumes gehört in Palästina neben Oliven (Öl) und Wein (Trauben) zu den Grundnahrungsmitteln. Unter einem Feigenbaum zu sitzen bedeutet glückliches, friedliches Leben. Die Griechen schreiben den Früchten des Feigenbaumes besonders belebende Wirkung bis hin zu sexuellem Verlangen zu. Wenn die Zweige saftig werden sollen, braucht es Zeit und auch Pflege ist erforderlich. Man muss Zweige abschneiden, damit verbleibende Äste besser wachsen, einen Energieschub bekommen.
Auch unser Leben, benötigt oft schmerzhafte Schnitte. Zweige, die uns in unserer persönlichen Entwicklung hemmen und unnötig Kraft vergeuden sind der Zweig der Unzufriedenheit, des Herummeckerns, der Zweig der destruktiven Haltung bis hin zum permanenten Pessimismus.
Der Feigenbaum ist ein trostvolles Bild trotz vieler Katastrophen. „Die Welt steht auf kan Fall mehr lang“, so das Nestroy-Couplet. Die letzte Strophe aber lautet: „Die Welt, hoffentlich steht sie noch lang.“ Der Feigenbaum und damit Jesus verspricht Leben, Lebensentwicklung. Was der Vergänglichkeit unterworfen, was zerbrochen ist, wird heil. So wird aus der „Guten Nachricht“ eine „Frohe Botschaft“, trotz aller Unglückspropheten und Populisten.
Wer/Was kann uns retten?
Schrecken mit gutem Ende
In Westernfilmen – etwa mit John Wayne in der Hauptrolle – kommt es als Thema immer wieder vor: Ein Dorf oder eine einzelne Farm sehen sich Schrecken ausgesetzt. Sie werden bedroht durch Banditen oder Indianer. Und da tritt der Retter in Aktion. Ein einsamer – oft auch innerlich gebrochener – Mensch hilft. Er macht das Leben für die Menschen wieder sicher und gedeihlich. Und dann reitet er weiter. Als Zuschauer haben wir einen Vorteil: Wir ahnen schon vorher das Ende. Nach 90 Minuten ist alles wieder gut, auch wenn es einige Opfer gekostet hat.
Das Evangelium des 33. Sonntags im Jahreskreis ist da ähnlich und doch anders. Auch da geht es um das Kommen des Retters: „Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.“(Mk 13,26). Gott verlässt seine Schöpfung nicht. Er vollendet sie. Die Frage ist nur: Wann?
Schrecken ringsum – auch heute
Wann hat es ein Ende mit all dem Schrecken? Es gibt manche Menschen, die unsere Zeit mit ihren Unglücken und Naturkatastrophen für den Beginn der Endzeit halten. Sie haben oft auch die passenden Stellen aus der Offenbarung des Johannes parat. Ich gebe ihnen nicht Recht. Aber so einfach von der Hand zu weisen ist es nicht. Und wenn jemand aus meinem Bekanntenkreis zu den Opfern des Hauseinsturzes in Marseille oder zu einem der Überschwemmungsopfer von Palermo gehört hätte, wäre ich auch viel betroffener als jetzt. Dann wäre die Rede vom Ende der Tage eine mögliche Erklärung. Diese Alternative tut erst einmal gut.
Wann gibt es ein Ende der Schrecken? Ich wünsche mir eine Antwort für diese oder jene Familie, den diesen oder jenen Menschen. Für manche folgt Unglück auf Unglück. Kaum haben diese Menschen den Kopf ein klein wenig gehoben, geht es schon wieder los. Hilft es da, zu sagen: „Aber einmal wird Christus kommen und dann wird alles gut!?“
Ende mit Schrecken und Ende der Not
Auf der anderen Seite: Wir sind gerade 100 Jahre vom Ende des 1. Weltkriegs entfernt. Damals das Ende einer Katastrophe, die sich niemand vorher vorstellen konnte. Es gab einen Aufbruch. Es gab eine Zeit des Zusammenstehens. Es gab Hoffnung auf Frieden. Sicher: bewahrt haben wir diesen Frieden nicht. Alle Zerstörung wurde überboten im 2. Weltkrieg. Auch davon haben wir uns Gott sei Dank erholt. Wir haben in den Care Paketen die ausgestreckte Hand erlebt. Wir haben erlebt, dass andere Völker nach und nach wieder mit Deutschland Kontakt aufgenommen haben. Sind all dies nicht kleine Zeichen der Rettung und der gewendeten Not?
Wann ist das Ende der Not da? Die frühe Kirche hat mit einem viel früheren Ende gerechnet. Der Vers am Ende des Evangeliums deutet es noch an: „Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.“(Mk 13,30). Das Vertrauen auf das baldige Wiederkommen Jesu war so groß, dass diese Passage von einem zum anderen weitergesagt wurde: „Der Herr glaubte, dass es bald und schnell geschieht. Ein wenig Zeit ist vergangen, aber lange wird es nicht mehr dauern können.“ Das ist nun im Jahr 2018 überholt. Schnell kam es nicht, und die Stunde ist noch nicht gekommen.
Stellen Sie sich vor, wir würden aus dem heutigen Text ein biblisches Spiel machen. Wir bräuchten die verschiedenen Mitspieler*innen für die verschiedenen Rollen. Was würde Ihre Rolle sein?
Sind Sie verängstigt und pessimistisch und nennen uns alle Punkte des Untergangs und des Leids? Oder sind Sie daueroptimistisch und finden in all den Katastrophenmeldungen auch Meldungen, die von der Anwesenheit Gottes unter uns sprechen? Sind Sie wie die Westernhelden die wichtige Stütze in der Not, der Mensch, der weiß, wie sich Leid anfühlt aber auch weiß, wie da herauszukommen ist?
Lichter der Hoffnung
Nicht einmal drei Wochen ist es her, dass viele an Allerheiligen oder Allerseelen an die Gräber gegangen sind und ein Licht entzündet haben. Wir sind es gewohnt, dabei noch einmal des Menschen zu gedenken, der in diesem Grab liegt. Wir denken an das Wertvolle dieses Menschen. Wir denken an die Spuren in unserem Leben und in unserem Herzen, die dieser Mensch hinterlassen hat. Dafür zünden wir ein Licht an. Und oft sprechen wir ein Gebet.
Am Abend dieser Tage, wenn es ganz dunkel geworden ist, sind unsere Friedhöfe ein richtiges Lichtermeer. Es ist damit aber auch ein Zeichen, dass wir immer wieder Segensreiches erlebt haben. Und es ist ein Zeichen, dass wir auf Gottes Nähe vertrauen. Denn deshalb haben wir ja gebetet. Er soll es hören. - Und ich glaube: Er hat es gehört.
Mit Gottvertrauen durch Krisen und undurchsichtige Zeiten
Historische Reminiszenzen
Um die Absicht des Evangelisten Markus, der uns das heutige Evangelium überliefert hat, zu verstehen, ist es hilfreich zu wissen: Das kleine Volk der Israeliten wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder von den umliegenden Großmächten überfallen und zur Abgabe von Gebühren gezwungen. War das schon sehr belastend, so gingen die Babylonier noch einen Schritt weiter. Sie begnügten sich nicht nur mit hohen Abgaben, sondern verschleppten zahlreiche Bewohner des Landes – vor allem aus der Oberschicht – in ihr Reich. Die Israeliten damals werteten dies Geschehen allgemein als Strafe Gottes für ihre Untreue zu ihm. Nach über vierzig Jahren besiegte der Perserkönig Kyros die Babylonier. Für die Israeliten kam damit die ersehnte Befreiung aus der Gefangenschaft. Denn Kyros ließ alle Israeliten ziehen und trug den Zurückkehrenden auf, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Ja er unterstützte sie darin sogar großzügig. Israel konnte sich neu aufrichten und entwickeln. Der Tempelkult wurde neu eingerichtet.
Dies änderte sich, als die Römer nach längerer Friedenszeit das Land besetzten. Das Tempelheiligtum wurde durch sie immer wieder entweiht und geschändet, die täglichen Opfer waren zeitweise verboten. Auf die Juden wurde Druck ausgeübt, der sie zum Glauben an die römische Götterwelt bewegen sollte. So kam es 67 n. Chr. zum jüdischen Aufstand. Er wurde blutig niedergeschlagen und der Tempel zerstört. Hatten die Juden die Verschleppung nach Babylon schon als Strafe Jahwes gedeutet, so wussten sie die augenblickliche Situation nicht mehr einzuordnen. Denn diesmal richtete sich der Kampf ja nicht nur gegen das Volk, sondern gegen ihren Gott selbst. Wo blieb er mit seiner Macht, fragten sich viele Fromme, die in ihrem Glauben an Jahwe festhalten wollten. Unsicherheit und Zweifel, Ratlosigkeit, Enttäuschung und Trauer erfasste viele. Die Mehrheit des Volkes fühlte sich am Ende. In dieser Situation tauchte ein Flugblatt auf, das den beginnenden Untergang der Welt beschwor, und zwar mit den Bildern vom Untergang des Weltalls, wie wir sie soeben im Evangelium vernommen haben.
Gottvertrauen stärken
In dieser von vielen dunklen Gedanken und großer Ratlosigkeit beherrschten Atmosphäre lebten die Christen der Urgemeinde, für die Markus sein Evangelium schrieb. Sein Anliegen war, das Vertrauen in Gott zu stärken. Er selbst, die Apostel und alle, die Jesus näher kannten, schöpften ihre Zuversicht aus dem, was sie mit Jesus erlebt hatten. Zunächst waren ja alle begeistert und beglückt über Jesus und glaubten fest an seine Messianität. Aber dann kam sein Leiden und Sterben. Völlig verschreckt, ratlos und enttäuscht regierten so gut wie alle, die ihre Hoffnung in ihn gesetzt hatten. Wieder tauchte die Frage auf: Wo blieb Gott, warum griff er nicht ein? An was oder wen sollte man noch glauben? Untergangsstimmung legte sich auf die Gemüter aller – selbst bei den Aposteln. Uns allen ist bekannt, wie lange die Apostel in ihrer Verunsicherung verharrten. Erst das Erscheinen des Auferstandenen selbst ließ sie zum Glauben an ihn zurückfinden.
Was zunächst wie Untergang aussieht, so will Markus sagen, geschieht nicht, weil Gott sich zurückzieht. Hätten die Apostel der mehrfachen Voraussage Jesu in Bezug auf sein Leiden und seine Auferstehung Gehör und Glauben geschenkt, hätten sie sich vor ihrer Niedergeschlagenheit nach Jesu Kreuzigung bewahren können. Jesu Worte und Verheißungen haben Bestand. So lässt Markus Jesus sagen: Meine Worte werden nie und nimmer vergehen.
Daran will Markus die Christen erinnern. Sie sollen sich durch äußere Ereignisse nicht der Niedergeschlagenheit hingeben, sondern auf Gott und seine Fürsorge vertrauen. Und dieses Vertrauen sollen sie auch ihren Landsleuten vermitteln. Mit der Zerstörung des Tempels ist Gottes Macht nicht gebrochen oder sein Rückzug aus der Welt belegbar.
Es geht dem Evangelisten also nicht darum, über das Ende der Welt zu berichten. Wann und wie dies verlaufen wird, weiß niemand, so wie niemand endgültig Gesichertes über die Entstehung des Alls sagen kann, auch wenn bis auf den heutigen Tag Flugblätter und Abhandlungen darüber im Umlauf sind.
Gottvertrauen in der Krise
Absolut sicher ist, dass Gott am Menschen und seinem Heil interessiert ist und mitwirkt. Aber auch wir Menschen sollen unseren Beitrag leisten, indem wir für die Welt und unseren Lebensbereich Verantwortung übernehmen in Hingabe und Liebe, wie Jesus es uns aufgetragen hat. Sich der Angst vor dem Geschehen der Gegenwart oder negativen Spekulationen im Blick auf die Zukunft hinzugeben, blockiert. Verängstigte Menschen hören auf, Hand anzulegen – im Großen wie im Kleinen. Markus will die Gläubigen ermutigen, auf alle Geschehnisse in der Welt mit großem Gottvertrauen und christlicher Initiative zu antworten.
Die Welt dreht und verändert sich. Das erleben wir – gerade auch in unseren Tagen – täglich neu:
im Bereich der Politik, im Umgang der Völker miteinander, in der Hinwendung der Menschen zu Gott und in der Abwendung von ihm, im Umgang und Einsatz von Macht und Einfluss, im hingebenden Einsatz einzelner oder Gruppen für Menschen in ihren unterschiedlichsten Notlagen und der oft lautstarken Verweigerung von Hilfe andererseits, im Gebrauch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Wohl der Menschen oder ihrer Vernichtung.
Nicht mit Angst und innerer Lähmung sollen wir auf die Gegensätze in der Welt reagieren, sondern mit dafür Sorge tragen, dass Jesu Worte und seine Botschaft neu in den Blick kommen durch unser Leben und Verhalten in Treue zu ihm. Beispiele der Liebe und Hingabe im Einsatz für andere, Arme, Kranke, Notleidende, für Gerechtigkeit und Versöhnung finden zu jeder Zeit Bewunderer und Nachahmer in unserer Umgebung und auch weltweit. Mit Gottvertrauen auch in Krisen und undurchsichtigen Zeiten nicht in Panik zu verfallen, sondern in Treue lebendig unser Christsein zu leben, dazu möchte Markus mit seinem Evangelium herausfordern und ermutigen. Packen wir es an!
Gott hat das letzte Wort
Zeit der Not
Das hört sich alles nicht gut an! Daniel prophezeit eine „Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt“ – und Jesus sieht sogar nach der großen Not eine Sonne, die sich verfinstert und einen Mond, der nicht mehr scheint. Die Sterne fallen gar vom Himmel… Nach der großen Not. Kein Ende in Sicht. Es geht immer noch etwas. Und dann?
Gott hat die Welt geschaffen, ihr Licht geschenkt – und Sicherheit und Geborgenheit für alle Lebewesen, für die Pflanzen und Tiere, für die Menschen auch. Sogar für die Sterne!
Das verfällt jetzt alles. Ein apokalyptisches Szenarium – vollendete Angst. Es gibt für mich dann keinen Weg – und nicht einmal einen Chronisten – und niemanden, der seine Geschichten noch nachlesen könnte. Das hört sich alles nicht gut an!
Wer hat eigentlich diese Texte ausgesucht? Müssen wir sie heute lesen? Gibt es nichts Besseres? Freundlicheres? Eine Zumutung! Aber Zumutung lässt sich auch lesen als Zu-Mutung, etwas für den Mut. Daniel erzählt, was Menschen Angst macht – und Jesus, was sogar in unsere Hand gegeben wird!
Es gibt doch schon jetzt große Not – für viele Menschen tatsächlich so groß, dass sie dafür keine Beispiele haben. Sie nutzen alle Wege, ihrem Elend zu entkommen. Über die Berge. In unwegsamen Gelände. Auch über das Mittelmeer. In Booten, die Nussschalen gleichen. Sie hoffen, bei uns anzukommen, wenigstens aufgenommen zu werden. Von Daniel haben sie noch nie etwas gehört. Aber die Angst, unterzugehen, sitzt ihnen im Nacken. Kein Horrorfilm, kein Spiel, kein Nervenkitzel.
Tauschen möchte ich mit ihnen nicht. Ich liebe meine gewohnte Umgebung – und die vertraute Sicherheit. Ich möchte auch nicht aus der Bahn geworfen werden, nicht krank werden, nicht vor dem Nichts stehen. Nicht auszudenken, wenn… Es ist gar nicht so sicher, dass die Sterne am Himmel bleiben. Es ist auch nicht sicher, dass es in der Nacht einen Weg gibt. Es ist nichts sicher. Für viele Menschen, die das Gefühl haben, aus der Welt zu fallen .
Apokalypse
Apokalyptische Vorstellungen haben von Zeit zu Zeit ihre Konjunkturen. Sie können ganze Gesellschaften infizieren. Mit Angst und Schrecken. Sie können aber auch als Trostkulissen aufgebaut werden. Ein Bild taucht dann immer wieder auf. Das Bild einer Schwangerschaft. Um im Bild zu bleiben: Eine neue Welt entsteht. Eine neue Welt wird geboren. Sie kommt ganz sicher. Gott rettet seine Auserwählten, er lässt sie nicht untergehen.
Jedoch: die alte Welt zerbricht. Sie muss in ihren Grundfesten zerstört werden. Jetzt geht auch alles Böse zugrunde. Auch die Bösen. Endgültig, für immer, unumkehrbar. Wer soll sich dann fürchten, wem wird das Fürchten gelehrt? – Muss ich mich fürchten? Muss ich anderen das Fürchten lehren? Ist Furcht überhaupt angesagt? Geht es nicht um einen neuen Anfang?
Bei Daniel, einem der großen und letzten großen Propheten, heißt es:
"Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist. Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu. Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten."
Hier ist von Verständigen die Rede, vom rechten Tun, von leuchtenden Sternen.
Von Menschen ist die Rede! Von Menschen, die verstehen, was die Stunde geschlagen hat.
Jesus erzählt zwar auch von einer Sonne, einem Mond, die nicht mehr scheinen und alles dunkel und eiskalt werden lassen, aber ER kommt! Die größten, ältesten Hoffnungen ruhen auf ihm. Menschensohn! Wir hören aus seinem Munde auch, dass er Engel aussendet, um die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenzuführen.
Markus, der Jesu Worte aufgeschrieben hat, lässt meine Fragen offen. Ich möchte gerne wissen, wer die von ihm Auserwählten sind, ich möchte auch gerne wissen, wer die Engel sind und wo die auf einmal herkommen. Vielleicht muss die Frage auch offen bleiben, damit ich die Auserwählten suche und in die Rolle eines Engels schlüpfe. Auserwählt sind die, die von Gott geliebt sind. Und Engel, die seine Liebe unter die Leute bringen. Dann wird die große Welt klein. Die Apokalypse fällt in sich zusammen. Nicht die Welt. Das ist die Pointe!
Darum ist es ist eine gute Idee, heute diese Texte zu lesen! Von Daniel, von Jesus. Und es ist eine große Aufgabe, menschliche Angst wahrzunehmen und der Hoffnung ein Gesicht zu geben. Zumindest bin ich auserwählt, ein Engel zu sein. Aber da fallen mir wohl auch noch andere Formulierungen und Bilder ein. Apokalypsen erzählen – merkwürdig genug – nicht nur von Untergängen, sie erzählen von Zukunft. Spannenderweise lesen wir die alten Geschichten auch, als kämen sie aus alten Chroniken. Das ist ein gutes Zeichen. Gott ist mit der Welt noch nicht am Ende.
Zukunft
Gelegentlich müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir auf falsche Sicherheiten setzen, dass unsere Geborgenheit nicht selbstverständlich ist, dass uns die Welt unter den Fingern kaputt gehen kann.
Gelegentlich kann uns sogar eine Apokalypse helfen, noch einmal neu hinzusehen: dass die Sonne scheint, der Mond aufgeht und die Sterne leuchten. Tag für Tag, Nacht für Nacht.
Gott hat die Welt geschaffen, er bewahrt ihr die Treue, er hat ihr seine Liebe anvertraut.
Gott ist auch in der „Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt“…
Jesus sagt: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen."
Zeit der Hoffnung
Wer hat eigentlich diese Texte ausgesucht? Müssen wir sie heute lesen? Gibt es nichts Besseres? Freundlicheres?
Nein, die Welt ist zu zerbrechlich, unsere Hoffnung ist zu zerbrechlich, unsere Zukunft ist zu zerbrechlich, um sie ihrem Schicksal zu überlassen. Und den apokalyptischen Albträumen. Es ist doch der Mensch, der die größte Gefährdung allen Lebens ist. Mit seiner Gier, seinen Machtgelüsten, seinem Hass.
Apokalypsen spielen nicht mit der Angst – sie decken sie auf.
Jetzt können wir über die Abgründe reden, die sich vor unseren Augen auftun.
Jetzt müssen wir uns der Schuld stellen, in die wir Menschen verstrickt werden.
Gelegentlich müssen wir auf das Ende gestoßen werden, um den neuen Anfang zu entdecken.
Gelegentlich müssen wir an die Grenzen kommen, um das Paradies nicht zu verlieren.
Gelegentlich müssen wir klein werden, um noch einmal wachsen zu können.
Gott hat das letzte Wort. Ich möchte strahlen wie die Verständigen, die viele zum rechten Tun führen, und leuchten möchte ich wie ein Stern! Und ein Engel möchte ich sein, die von Gott geliebten Menschen zu suchen an allen Ecken der Welt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Hände
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gemeinschaft mit dem kommenden Christus
Christus kommt
Die Botschaft vom kommenden Herrn, der die Welt richtet und vollendet, ist uns irgendwie fremd, ja sie wirkt beklemmend. Die Bilder künden von der sich verfinsternden Sonne, vom Mond, der nicht mehr scheint und den Sternen, die vom Himmel fallen: das flößt Angst ein. Zudem wird der Untergang Jerusalems und das Ende des Tempels mit dem Weltgeschick verwoben. So findet man nur allgemeine Aussagen.
Doch Jesus will die Seinen inmitten dieses Schrecken einjagenden Chaos nicht verwirren, sondern trösten. Er kommt den Glaubenden von den Wolken des Himmels her entgegen mit großes Macht und Herrlichkeit. Er sammelt die von ihm Erwählten.
Wir sind gewohnt an Jesus zu denken als Herrn, der immer da ist, der geheimnisvoll bei uns gegenwärtig ist, besonders im Gebet, im Wort und in der Eucharistie. Doch Er ist auch der noch Kommende, der Zukünftige. Es wird sich herausstellen, wer dieser Jesus wirklich ist und was wir ihm verdanken, wenn er als der Menschensohn vom Himmel kommt. Diese Glaubenswahrheit vergessen wir häufig.
Im Thessalonicher-Brief, der ältesten Schrift des Neuen Testaments, bekräftigt Paulus: „Er der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und er bewahre euch unversehrt und untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus!“
Der Menschensohn kommt. Und es gibt viele Zeichen, globale Erschütterungen, Not, Schwierigkeiten. Jesus will sagen: So wie man durch den treibenden Feigenbaum den nahenden Sommer erkennt, werden die Gläubigen genug Zeichen finden, durch die sie Sein Kommen angekündigt sehen. Der Hinweis, dass diese Generation alles noch erleben wird, traf nicht ein. Wir dürfen folgern, dass die Prophetie über den Untergang Jerusalems und den endgültigen kommenden Christus keine Zeitangaben sind. Im persönlichen Tod allerdings vollzieht sich für jeden von uns das Kommen Christi. Wir kommen heim zum Herrn.
Erneute Hinwendung zu Jesus Christus
Um über unseren Tod ins Leben einzugehen, sollten wir uns heute neu für Gott entscheiden, ihn zur Mitte unseres Lebens machen: wir tun es, wenn wir jeden Tag in uns - durch Schritte der Liebe - dem Ich sterben - , um Gott in uns leben zu lassen. Sterben in jedem Augenblick und auferstehen in Glaube und Liebe macht aus unserem Leben ein göttliches Abenteuer. So wird der Himmel ein Haus, das wir hier auf Erden bauen und das wir durch den Tod dann einmal drüben, im Himmel, bewohnen können.
Wir dürfen uns trösten lassen. Im Kommen Jesu werde ich, werden wir zu dem, wozu uns Gott ins Leben rief, wir reifen für seine Gemeinschaft. Er erschuf uns durch sein Wort. Wir versuchen gelebtes Wort zu sein, und werden am Ende in Christus Wort in Fülle sein.
In unserem Sterben geschieht für uns die persönliche Ankunft des Herrn. Menschen, die beim Sterben dabei stehen, erleben das Erlöschen des Lebens im menschlichen Körper. Wenn einer stirbt, sehen wir von außen den Tod. Alles hört auf. Der Glaube aber sagt, dass der Sterbende dem Leben in Christus begegnet. Der Sterbende ruft: Endlich, Jesus, sehe ich Dich als meinen Retter! Endlich bin ich bei Dir zu Hause!
Die Frohbotschaft der Apokalyptik
Angst-Lust am Weltuntergang
Mit der Angst vor dem Weltuntergang lassen sich nach wie vor gute Geschäfte machen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich Filme mit apokalyptischem Inhalt so gut verkaufen.
Kommt das Ende der Welt durch den unaufhaltbaren Klimawandel, durch einen Atomkrieg, einen Tsunami oder wird eine kosmische Katastrophe das Leben auf der Erde vernichten?
Keine dieser Katastrophen kann ausgeschlossen werden, auch wenn es tausendmal wahrscheinlicher ist, dass ich an einem Herzinfarkt, einer Gehirnblutung, einem Karzinom oder – wenn ich Glück habe – "nur" an Altersschwäche sterbe. Den größeren Nervenkitzel garantieren apokalyptische Gedankenspiele.
Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung waren viele Menschen überzeugt, dass die Welt nicht mehr lange steht - vielleicht auch Jesus von Nazareth. Es gab damals unzählige Schriften über den bevorstehenden Weltuntergang. Ihre Schreckensbilder zogen die Menschen in ihren Bann. Einige haben sogar in den Heiligen Schriften ihre Spuren hinterlassen.
Am einfachsten wäre es, sie einfach beiseite zu schieben oder sie zu überlesen, denn schließlich haben sie sich nun 2000 Jahre lang nicht bewahrheitet. Noch steht die Welt und die, die gemeint haben, dass diese Generation das alles noch erleben werde, haben sich offensichtlich geirrt.
Ich fände es aber schade, wenn man so das Kind mit dem Bade ausschüttete. Die hartnäckige Wiederkehr all dieser Themen zeigt, dass darin ein sehr ernsthaftes und wichtiges Anliegen enthalten ist. Die Angst vor dem Ende, die Angst vor einem Ende mit Schrecken ist eine ernst zu nehmende Sorge vieler Menschen. Sie ist nicht aus der Welt und aus den Köpfen zu bekommen.
Mit hinein verwoben ist auch das Thema Schuld, die Sehnsucht nach Bestrafung aller, die sich an der Schöpfung schuldig gemacht haben, und zugleich die Befürchtung, selbst nicht ganz unschuldig zu sein.
Die Frohbotschaft der Apokalyptik
Auf dieser Ebene kommt uns auch die Frohe Botschaft entgegen, die in diesen Texten enthalten ist: Wir werden aufgefordert, auf den Menschensohn zu schauen, der mit Macht und Herrlichkeit kommen wird, um die von ihm Auserwählten zusammenzuführen. Der Blick auf den Menschensohn ist das Gegenmittel gegen unsere Ängste und gegen unsere Schuldgefühle. Sich in das Vertrauen auf den Menschensohn einzustimmen, eine Vertrauensbasis zu ihm aufzubauen, bringt mehr als das Beobachten der Katastrophen-Anzeichen und das Rätseln über den Zeitpunkt.
Wir stehen 1 Woche vor dem Christkönigsfest. Der Wert des Königstitels, mit dem wir Christus huldigen, liegt in der Hoffnung, dass er der Herr der ganzen Schöpfung ist, dass er über allen kosmischen und geschichtlichen Vorgängen steht und dass er uns retten kann und wird; sogar dort, wo es nach menschlichen Vorstellungen keine Rettung gibt.
Die Mahnbotschaft der Apokalyptik
Neben dieser Glaubensbotschaft beinhaltet das Wälzen apokalyptischer Vorstellungen noch einen weiteren positiven Wert: Einige Faktoren eines drohenden Untergangs liegen im Gestaltungsbereich der Menschen. Die apokalyptischen Bilder zeigen uns, wohin Rüstungswahn und Kriegstreiberei führen und mahnen uns, alle Kräfte für den Frieden zu mobilisieren. Der Einsatz für weltweite Gerechtigkeit kann Konflikte kalmieren und Kriege verhindern. Ein behutsamerer Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen der Erde kann negative Folgen verringern und drohende Katastrophen vermindern. Die Apokalyptik will nicht nur Angst schüren, sondern auch aufrütteln und zur Umkehr bewegen.
Wir tun gut daran, uns den Ängsten zu stellen, die tief in vielen Menschen stecken. Die Auseinandersetzung mit ihnen führt zur Hoffnung hin, die im Vertrauen auf den Menschensohn liegt. Sie kann uns darüber hinaus motivieren, uns in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft für grundlegende Überlebensfragen zu engagieren.
Das Leiden hat ein Ende
Die große Not
Ein Alptraum! Wenn die Sonne erlischt, der Mond nicht mehr scheint, die Sterne gar vom Himmel fallen - dann ist alles am Ende. Wir auch. Wir sind verloren, erfroren, erschlagen. Eine entsetzliche Leere am Himmel und die Erde ganz zertrümmert - und es ist niemand mehr da, der klagen, weinen, hoffen könnte.
Ich muss an die Schöpfungsgeschichte denken. Sie erzählt vom Anfang. Sie erzählt von der großen Finsternis. Die Erde ist wüst und leer, bevor das Licht geschaffen wurde, Sonne und Mond, Tag und Nacht. Kennt ihr die ersten Worte Gottes? "Es werde Licht" - und siehe: "es ward Licht". Wenn Gott redet, wird es hell. Der erste Tag wird in seiner ganzen Schönheit vorgestellt. Licht. Wärme. Leben. Wenn die Sonne aufgeht, der Mond erhaben am Himmel erscheint, die Sterne leuchten - ich kann mich dann freuen, als wär's mein "erster" Tag.
Und jetzt? Ein Albtraum! Alles verrückt, durcheinander, heillos. Ich möchte aufwachen, die Augen reiben. . . ich brauche die Welt mit ihren vertrauten Gesichtern und Lichtern. Es reicht schon, dass in meinem Leben so manches aus den Fugen geraten ist. Egal, wie lange schwierige Phasen dauern - im Wechsel von Tag und Nacht geht mir doch jeden Tag neu das Leben auf. Nein, Evangelist, ich mag deine Geschichte nicht. Lass die Sterne am Himmel! Bitte!
Zugegeben: Wer den Horror liebt, in Kinolänge natürlich, wird auf seine Kosten - und seinen Grusel - schon kommen. Aber längst treten neue Bilder - und Ankläger - auf: Wir sehen das Eis am Nordpool schmelzen, jahrtausende alte Gletscher schwinden, Flussdeltas und Küsten im Wasser untergehen. Wir sehen Tsunamis Land verschlingen und Taifune in Windeseile Menschen vor sich hertreiben. Schneller, als sie laufen können. Die Zeichen des Unheils haben das Firmament längst verlassen. Uns beschleicht sogar die Ahnung, dass wir Menschen unsere Hände dabei im Spiel haben.
Manchmal klagen wir, dass die Welt kalt ist. Wir nennen sie gelegentlich auch "finster". Da kann die Sonne dann scheinen wie sie will. Für manchen Menschen ist die Welt tatsächlich schon am Ende. Ohne Hoffnungsschimmer, ohne Vertrauen, ohne Liebe. Im Evangelium ist von einer großen Not die Rede.
Die große Hoffnung
Die große Not geht über die ganze Welt. Das ist die ungeheure Kraft apokalyptischer Vorstellungen und Bilder, die den Kosmos, die ganze Schöpfung, alles Leben bedroht sieht. Lange, bevor das Wort Globalisierung überhaupt gefunden wurde. Nie konnten Menschen nur von sich reden - und reden machen.
Dass das Evangelium apokalyptische Vorstellungen und Bilder aufgreift, die auch früher schon in der Luft lagen, überrascht also nicht. Aber die Blicke werden nicht nur auf die großen Gefährdungen gelenkt, sondern vielmehr auf - die große Hoffnung! Wir sehen schon den Menschensohn, Jesus, in Macht und Herrlichkeit erscheinen - und die Auserwählten Gottes aus allen Himmelsrichtungen heimkehren. Überhaupt fällt auf, wie bescheiden im Evangelium die schrecklichen Zeichen sichtbar gemacht werden. Es ist, als ob jeder falsche Blick abgewehrt werden soll. Und vor allem: die Angst wird verbannt. Sie soll über die Herzen, Gedanken und Träume der Menschen keine Herrschaft übernehmen. Sie soll sich auch nicht in Hysterie verwandeln können. Weil Gottes Wort in Ewigkeit besteht. So geheimnisvoll es sich anhört, dass Erde und Himmel vergehen - sein schöpferisches Wort stellt Gott darüber. Es ist seine einmal versprochene und verbürgte Treue. Sie verfällt nicht. Sie wird auch nicht geopfert. Von ihm schon gar nicht. Von ihm heißt es, dass er das Werk seiner Hände nicht preisgibt.
Wer allerdings apokalyptische Vorstellungen und Bilder kennt - heute kann man sie bunt und schnell im Kino über sich ergehen lassen -, wird schnell in eine Auseinandersetzung zwischen "gut" und "böse" hineingezogen. So haben die Menschen das eigentlich auch immer gesehen. Wenn sie die Bösen ausmachen und ausmerzen, könnte das Unheil an ihnen vorübergehen. Dachten sie. So wurden Menschen verbannt und verbrannt: Hexen, Juden und Ketzer. Oft -zu oft - auch im Namen Gottes. Angst wurde sogar bewusst geschürt, um Menschen zu unterwerfen, auf Linie zu bringen, ihr Gewissen zu brechen. Auf jeden Fall traf es die anderen, die Andersartigen, die Fremden. Fällt euch noch jemand ein? Vielleicht aus dem letzten Film? Das Thema ist nämlich nicht von gestern. . .
Es ist eine schreckliche Geschichte, die blutige Spuren hinterlässt. Gott selbst wird in ihr zu einem Rächer gemacht, den man braucht, um menschliche Vorstellungen von einer "reinen" Welt, einer "reinen" Art oder eines "reinen" Glaubens durchzusetzen. Sein Gericht wird eigenmächtig vorweggenommen, sein Wort okkupiert, sein Name missbraucht. Es gibt keine Barmherzigkeit und keine Gnade. Nur Angst und Verlorenheit. Statt Heil - kommt nur das Unheil. Statt Frieden - nur Hass. Statt Gewissheit - nur Zweifel.
Reifezeit - Reife Zeit
Jesus hat gewusst, warum er die Geschichte anders erzählt. Er zeigt uns einen Feigenbaum. Er lässt uns die saftigen Blätter berühren und die zarten Früchte bestaunen. Nicht mehr lange, dann ist der Sommer da. Die Zeit der Reife. Die Zeit der Ernte. Es wird eine gute Ernte!
Fällt Ihnen etwas auf? Die Sonne leuchtet, der Mond scheint, die Sterne funkeln. Ein einziger Feigenbaum reicht, um die neue Zeit vorzustellen. Hier kann niemand die Früchte wie Fäden ziehen, auch nicht an ihnen zerren - sie wachsen einfach. Ein zuversichtliches, hoffnungsfreudiges Bild. Ohne Gewalt, Zorn und Angst. Ohne Weltuntergang. So stelle ich mir das Paradies vor - mit einem Feigenbaum.
Was in diesem Bild steckt, kommt einem Aufstand gleich. Das Leiden hat ein Ende. Die schrecklichen Erfahrungen, die Menschen machen, die die Welt zerreißen, die zum Himmel schreien - sie werden gepflückt, abgenommen, geborgen.
Übrigens: Das Evangelium erzählt, wie Jesus Leid und Schuld auf sich nimmt und trägt. Wie er für andere in den Tod geht. Wie er das Leben erobert. Sein Kreuz wird zu einem Zeichen der Liebe und des Mitleidens Gottes. Von den Toten auferweckt, wird Jesus mit Macht und Herrlichkeit die Welt vollenden. Er wird Menschensohn genannt.
Das letzte Wort gleicht dem ersten: "es werde Licht".
Ohne meine Mit-Schuld und Verantwortung verdrängen zu wollen, verstehe ich die Bitte, die Bartholomäus Ringwaldt 1582 formuliert hat:
O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem Jüngsten Tage;
den Menschen wird auf Erden bang
von wegen vieler Plage.
Komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach uns bald in Gnaden los
von allem Übel. Amen.
Was vergeht und was bleibt
"Achtung! Apocalypse now!"
In der November-Ausgabe einer auflagenstarken Zeitschrift stieß ich auf eine doppelseitige Verlagsanzeige, in der mit beredten Worten Weltuntergangsliteratur vorgestellt wurde. Es fanden sich dort Titel wie: "Prophezeiungen über das Ende der Welt", "Götterdämmerung - Die Rückkehr der Außerirdischen", "21. Dezember 2012. Das Ende unserer Welt?". Der Verlag nimmt für sich in Anspruch, dass er Bücher anbietet, "die Ihnen die Augen öffnen". Und wenn die Augen des Lesers geöffnet sind, so hatte ich den Eindruck, dann starren sie auf ein Menetekel, das Untergangsstimmung, Zukunftsangst, vielleicht sogar panische Reaktionen auslöst.
Das Evangelium - Katastrophenalarm oder gute Nachricht?
Auch im heutigen Evangelium handelt es sich um einen endzeitlichen Text. Biblischer Katastrophenalarm? Sollen auch hier die Menschen mit den Ankündigungen von Schrecknissen kosmischen Ausmaßes in Angst und Panik versetzt werden? Oder erweist er sich umgekehrt als völlig unerheblich und wirkungslos, weil die Ereignisse, die hier vor annähernd 2000 Jahren prophezeit wurden, bis heute nicht eingetreten sind?
Immerhin: Es ist Jesus selbst, der hier zu einigen seiner Jünger von der Endzeit spricht. Jesus ist nach seinem Selbstverständnis und nach dem Zeugnis des Neuen Testaments kein Schwarzseher, kein Unheilverkünder, auch keiner, der auf Sensationsmache aus ist oder Ammenmärchen erzählt. Er tritt uns immer wieder entgegen als vollmächtiger Verkünder der f r o h e n Botschaft, als Abgesandter des Reiches Gottes. Für dieses Reich, nicht für ein Katastrophenszenario möchte er den Menschen die Augen öffnen. Davon können wir getrost ausgehen.
Doch, bedient er sich zu diesem Zweck, sozusagen aus pädagogischen Gründen, nicht einer apokalyptischen Bildsprache, die dem Zuhörer angst und bange machen kann? Da ist davon die Rede, dass sich die Sonne verfinstern und der Mond nicht mehr scheinen wird; dass die Sterne vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Eine Mega-Katastrophe wird da prophezeit - die ewigen Ordnungen des Weltalls geraten ins Wanken, die Naturgesetze werden außer Kraft gesetzt; das ist doch das Ende schlechthin, der absolute Super-GAU, wenn ausnahmslos alles in einem Abgrund von Finsternis und Chaos versinkt.
Sieht man jedoch genauer hin, so entdeckt man, dass dies nur e i n e Seite der Vision ist, die Jesus hier entwirft. Denn auf den Untergang der sichtbaren Welt folgt nach seinen Worten eine überwältigende Erscheinung: "Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen."
Das Strahlende, Lichtvolle seiner Erscheinung, sein Kommen auf den Wolken "mit großer Macht und Herrlichkeit" stellt Sonne, Mond und Sterne in den Schatten. Jesu Ankunft wird von den Menschen gar nicht anders erlebt denn als Untergang alles bisher Dagewesenen und Geltenden. Alle Welt wird in ihrer Vorläufigkeit offenbar angesichts des Durchbruchs des Endgültigen. Sie wird in ihrer Dunkelheit offenbar angesichts des Durchbruchs des Lichts. Sie wird in ihrer Leere offenbar angesichts des Durchbruchs der Fülle. Sie wird in ihrer Verworrenheit offenbar angesichts des Durchbruchs der Klarheit.
Jesu Botschaft: Worte vom Himmel, für alle Menschen. . .
So betrachtet, handelt es sich bei den Worten Jesu nicht um eine Endzeitvision im Sinne eines Katastrophenszenarios, sondern im Sinne einer Himmelsschau. "Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels." - ein wunderbares Bild der Heimholung der Menschen aus der Zerstreuung durch himmlische Boten und des endgültigen Bewahrtseins bei Gott.
"Die von ihm Auserwählten" - hier wird mit keinem Wort gesagt, dass es nur einige wenige sind und die anderen zu den Verdammten zählen würden. Es werden auch keine Bedingungen oder Vorbehalte genannt. Gott hat jeden Menschen auserwählt, da er jeden einzelnen von uns ins Leben gerufen hat und Jesus für jeden einzelnen von uns gestorben ist - im Bewusstsein dieser unwiderruflichen Würde kann der Mensch ganz konkret an seiner Vollendung und an der Vollendung der Welt tatkräftig mitwirken.
Wir wissen nicht, wann die letzte Stunde dieser Erdenzeit für uns schlägt, aber sie ist unterschwellig und geheimnisvoll in unserer Lebenszeitzeit gegenwärtig. Das ist auch eine Mahnung zur Wachsamkeit, zur Bewährung - und zur Orientierung an dem, was bleibt. Denn: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen". Die Worte Jesu als Garanten der lebendigen Wirklichkeit Gottes sind ein verlässliches, haltgebendes, richtungsweisendes Fundament in den Wechselfällen und der Flüchtigkeit unseres Lebens, in der Veränderlichkeit und Vergänglichkeit dieser Welt. Sie sind der entscheidende Bezugspunkt, auf den es den Kompass der Lebensfahrt und des Weltlaufes immer wieder neu auszurichten gilt.
Angst schürende Sensationstitel des Buchmarktes? Nein, danke! Unvergängliche Worte des Lebens aus Jesu Mund? Ja, bitte ja!
Nicht Ende sondern Vollendung
Weltuntergangsstimmung
Weltuntergangsstimmung erleben Menschen jedes Jahr durch fürchterliche Naturkatastrophen. Auch in unseren Breiten haben wir manchmal das Gefühl nach Wetterkapriolen, dass der Himmel auf die Erde fällt. Wer so etwas erlebt hat, findet nicht den geringsten Anlass zur Freude oder einen Hinweis auf eine "Frohe Botschaft", sondern hat Angst um Leben, um Hab und Gut, um die Ernte.
Um diese schwierige Stelle zu verstehen, ist ein Blick einige Verse in diesem Evangelium zurück, notwendig und auch den Hintergrund dieses Textes zu beleuchten. Markus berichtet von einer Antwort Jesu auf die Frage der Jünger, wann denn der Tempel und Jerusalem zerstört werden sollen und welche Zeichen diesem Ereignis vorausgehen (Mk. 13,1). Zur Zeit Jesu wurde der Tempel noch ausgebaut und im jüdischen Krieg im Jahre 70 n. Chr. zerstört.
Der Untergang Jerusalems
Die Antwort Jesu, wann das geschieht, ist eine doppelte Zeitangabe: "in jenen Tagen nach der großen Not" (Mk. 13,24). Der Untergang Jerusalems wird mit dem Weltuntergang verglichen. Bekannt ist uns allen, dass es im Heiligen Land immer wieder bis heute zu schweren kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen ist. Damals rebellierte die Bevölkerung gegen die römische Besatzungsmacht. Das Evangelium selber ist nach den Ereignissen des Jahres 70 entstanden, also in nachheriger Sichtweise verfasst. Wie immer, wenn sich gewalttätige Auseinandersetzungen anbahnen, gibt es schon vorher Unruhen, Unsicherheit und tauchen Gurus aller Art auf, daher die Mahnung Jesu: "Gebt acht, dass euch niemand irreführt. Viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es. Und sie werdenviele irreführen." (Mk. 13,5-7). Diese Aussagen sind in einen apokalyptischen Rahmen gestellt, wie wir sie in den Schriften vor allem des Ersten Testaments (=Altes Testament) wieder finden.
Mitten in diesem Untergangszenario hören wir von der Ankunft des Menschensohnes "mit großer Macht und Herrlichkeit." (Mk. 13,26). In diese Ankunft des Herrn ist der Mensch mit dem gesamten Kosmos einbezogen. Freilich wird uns auch klar gemacht, dass diese Welt kein Schlaraffenland und unser Leben kein Spaziergang ist. Das bestätigt auch die Sammlung der "Auserwählten aus allen vier Himmelsrichtungen, vom Ende der Erde bis zum Ende desHimmels." (Mk.13,27). Es geht dabei um die endzeitliche Heimführung aller Menschen, die durch kriegerische Ereignisse oder schlechte Lebensbedingungen heimatlos geworden sind in geistiger und physischer Weise.
Nicht Ende sondern Vollendung
Um das zu verstehen, ist noch das Gleichnis vom Feigenbaum angefügt. Jesus spricht hier vom Leben. Die Zweige beginnen zu treiben, die Blätter entfalten sich. Das ist ein sehr trostvolles Bild auch für uns heute. Alle kriegerischen Auseinandersetzungen, Wetterkapriolen, Wirtschafts- und Finanzkrisen, Arbeitslosigkeit, Konflikte im familiären und beruflichen Bereich haben ein Ende, sind der Vergänglichkeit unterworfen, was zerbrochen ist, wird heil. Die Sehnsucht der Menschen nach Ganzheit, Frieden, Harmonie ist groß. Nicht unbedingt wenn es ganz friedlich ist, wird der Herr kommen, sondern im Chaos, in unserer Ratlosigkeit, in unseren Ängsten.
Aber wann soll das geschehen, dass Gottes Wort uns nicht zum Ende, sondern zur Vollendung führt? Der Schluss des Evangeliums deutet an: "Jenen Tag aber und die Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater." (Mk. 13,32).
Verrechnet haben sich Nostradamus, die Zeugen Jehovas mit ihren Weltuntergangsankündigungen, denn zwischen seinem erstmaligen Kommen und seinem Kommen am Ende der Zeit, führt er uns nicht ins Ende, sondern zur Vollendung. Wir leben somit zwischen "Schon" und "Noch nicht".
Das Evangelium passt sehr gut zum Ende des Kirchenjahres, vielleicht schon mit einem kleinen Ausblick auf Weihnachten, jenes Fest, das uns ans erste Kommen, an die Menschwerdung Jesu erinnert.
Die Rede Jesu vom Weltuntergang
Gefährliche Botschaft des heutigen Evangeliums
Der Text des heutigen Evangeliums ist ein gefährlicher Text. Die vermeintliche Aussage Jesu, man könne den Tag des Weltuntergangs, den Tag des Jüngsten Gerichts voraussagen, hat schon zahllose Menschen beschäftigt, sie in Sekten abwandern lassen, deren Glaubenshauptinhalt hauptsächlich die Prophezeiung des nahen Weltuntergangs war und ist. Manche hat dies sogar hin zu extremen Gruppen geführt, die in tödlichen Fanatismus ausarteten. Einer der spektakulärsten Fälle war 1996 der Tod von 53 Menschen, die der Gruppe der sogenannten Sonnentempler angehörten und die den Weltuntergang für das Jahr 2000 ankündigten. Die nächste Prophezeiung steht unmittelbar vor der Tür. Am 19. November findet die Premiere eines Films statt, der den Weltuntergang am 21. Dezember 2012 in allen Schrecknissen ausmalt. Denn, so die Filmmacher, zu diesem Datum läuft der Kalender der Mayas aus. Der ist gerade in. Dazu ist nur zu sagen, dass die alten Mayas aus Mittelamerika zwar erstaunliche Kalenderbauten errichtet haben, aber deshalb sind sie, bei aller hohen Kultur, noch lange nicht die Weltweisen schlechthin.
Zeit des Weltendes erkennbar
Der Text des heutigen Evangeliums gibt aber tatsächlich Rätsel auf. Die Buchstabengläubigen unter den Bibellesern lesen den Zeitpunkt des Jüngsten Gerichts heraus, ungläubigen Menschen sagen dagegen, der Text zeige, dass die Bibel eine Sammlung längst überholter Vorstellungen unwissender Menschen sei, denn dass die Sterne vom Himmel fallen, könne doch nur jemand sagen, der keine Ahnung hat, was Sterne eigentlich sind.
Betrachten wir den Text und zwar zunächst den zweiten Teil. Da heißt es: "Der Feigenbaum sei euch ein Gleichnis. Wenn seine Zweige zu treiben beginnen, und die Blätter hervor kommen, erkennt ihr daran, dass der Sommer nahe ist. Ebenso sollt ihr, wenn ihr dies alles geschehen seht, erkennen, dass das Ende vor der Türe steht." Jesus scheint also zu behaupten, man könne aus verschiedenen Zeichen erkennen, wann der Weltuntergang kommt, sein Zeitpunkt sei also berechenbar.
Der Zeitpunkt des Weltendes nicht berechenbar
Dagegen steht aber der letzte Satz, in dem Jesus sagt: "Jenen Tag aber und die Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel des Himmels, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater." Ähnlich lauten auch die anderen einschlägigen Stellen der Schrift. Wenn aber nicht einmal die Engel, ja nicht einmal der Sohn, der Sohn Gottes selbst, das Datum des Weltendes weiß, dann will Jesus mit der größtmöglichen Bestimmtheit ausdrücken, dass der Zeitpunkt des Weltuntergangs eben nicht berechnet werden kann.
Widersprüche
Ja, was ist nun? Kann man jetzt den Zeitpunkt des Weltuntergangs berechnen oder nicht. Jesus scheint sich total zu widersprechen, ja er fügt zu alledem noch einen weiteren Widerspruch hinzu: Denn in dem Satz dazwischen heißt es: "Amen, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, ehe dies alles geschieht." Der Weltuntergang hätte also schon zu Zeiten Jesu erfolgen müssen, und die Jünger hätten ihn noch erlebt. Ja, könnte man ganz respektlos sagen, das ist ja die reinste Narretei. Da kennt sich ja kein Mensch mehr aus.
Der Zielpunkt der Botschaft Jesu
Die Narretei liegt nicht bei Jesus und der Hl. Schrift, sondern bei uns und den Untergangspropheten, wenn man so ungeschickt ist, nicht zu beachten, dass die Hl. Schrift aus einer sehr fernen Zeit stammt und aus einer uns sehr fremden Kultur und Denkungsweise. Man muss nicht nur den altgriechischen Urtext ins Deutsche übersetzen, sondern auch die Denkungsart jener Zeit in die unsere. Eine der Formen, in der man damals allgemein religiöse Botschaften vermittelte, war die so genannte Apokalyptik, für die wir heute keine Entsprechung mehr haben. Aber was sie besagen will, ist durchaus verständlich zu machen. Man muss lediglich stets bedenken, dass die Hl. Schrift kein Interesse hat, die Leute über den Weltenbau oder die Sterne zu belehren, nicht über den Verlauf der Weltgeschichte, damit auch nicht über ihr Ende. Es liegt Jesus nicht das Geringste daran, die Neugierde der Leute zu befriedigen, wann denn die Welt zu Ende sei. Jesus und seine Jünger nehmen vielmehr die Erscheinungen der sichtbaren Welt als Bilder, um damit die Menschen zu einer richtigen Lebensweise anzuleiten.
Apokalyptische Redeweise
So nimmt Jesus das Bild der Zukunft, in der die Welt von einer Katastrophe in die andere taumelt, als Bild dafür, was den Menschen nicht erst in der Zukunft, sondern die Menschen jeder Zeit, in jedem Augenblick der Gegenwart bedroht.
Diese apokalyptische Redeweise will sagen: Die Welt ist kein sicherer Platz. Sie ist keine bleibende Stätte, in der man sich gemütlich einrichten kann, und keine anderen Gedanken zu haben braucht, als das Leben zu genießen oder es möglichst weit zu bringen. Endzeit bedeutet: Des Menschen Zeit ist immer begrenzt, ist nur eine kleine Weile, weshalb das Dahinfließen von Tagen und Jahren uns stets drängen soll, ernst zu machen mit dem, was Gott von uns erwartet. Denn so heißt es im Psalm 38. "Meine Hütte bricht man über mir ab, man schafft sie weg wie das Zelt eines Hirten. Wie ein Weber wirst du, o Gott, mein Leben zu Ende weben, du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch."
"Du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch" Das gilt für einen jeden von uns, ob jung oder alt, es ist das Bild unserer zukünftigen Schicksals. Wir wollen beten und hoffen, dass unser Leben, das Gott entgegennimmt, dann wirklich ein fertig gewobenes Tuch ist und kein Fetzen, mit dem Gott nichts anfangen kann.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 84: Morgenglanz der Ewigkeit (4. Str.)
GL 96: Du lässt den Tag, o Gott, nun enden (6. Str.)
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern (7 . Str.)
GL 370: Christus, du Herrscher Himmels und der Erde
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen (2. und 3. Str.)
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann
GL 428: Herr dir ist nichts verborgen, du schaust mein Wesen ganz
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum (4. Str.)
GL 439: Erhör, o Gott mein Flehen, hab auf mein Beten acht
GL 479: Eine große Stadt ersteht, die vom Himmel niedergeht
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren (3. Str.)
Psalmen und Kehrverse:
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr unser Gott, und komm, uns zu retten! - Mit Psalm 80 - I
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Ps 19 - II.
GL 629,1-2: Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell. - Mit Psalm 30 - I.
- Einleitung5
Martin Stewen (2021)
Was kommt als Nächstes? - Eine gängige Frage. Aber am Ende des Lebens, am Ende unseres Daseins? Was kommt als Nächstes? Die endzeitlichen Bilder der Schrifttexte wollen uns heute herausfordern.
Bereiten wir Herz und Sinne in einem Moment der Stille vor.
Norbert Riebartsch (2018)
Dunkle Tage hat der November. Dunkle und schwere Texte hat die Bibel. Beides trifft für heute zu.
Am Ende des Gottesdienstes machen wir die Erfahrung: Wir halten es aus. Wir wissen, dass diese dunklen Momente zu uns und unserem Leben gehören.
Und oft wir ahnen zugleich: Christus ist dann bei uns, um uns tragen zu helfen. Zu ihm rufen wir:
Klemens Nodewald (2018)
Krisenzeiten bringen uns oft in große Unsicherheit. Unser Vertrauen und unsere Zuversicht in Gott werden angefochten. Dieser Situation sah sich die Urgemeinde ausgesetzt. Mit dem Text des heutigen Evangeliums kommt Markus den Gläubigen zu Hilfe. Er sagt ihnen durch Jesus: Meine Worte und Botschaft haben Bestand. Sie werden nicht untergehen.
Manfred Wussow (2015)
Heute haben wir den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr. Es ist eine dunkle Jahreszeit. Die letzten Blätter fallen von den Bäumen. Das Evangelium aber erzählt von dem Kommen Jesu am Ende aller Tage. Menschensohn wird er genannt. Er sagt:
"Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen."
Wir wissen, wie zerbrechlich die Welt ist, mancher Angst werden wir nicht Herr und schuldig werden wir auch. Lasst uns darum um Vergebung, um Barmherzigkeit bitten:
Hans Hütter (2012)
"Bei allem, was du tust, denk an das Ende", heißt es in einem biblischen Weisheitsspruch. Der Blick auf das Ende kann aber auch Angst auslösen; sowohl das Schauen auf das eigene Lebensende wie auch das Nachsinnen über das mögliche Ende der Welt.
Als Christen erwarten wir nicht den Untergang der Welt in einer großen Katastrophe, sondern dass Christus uns durch alle Katastrophen hindurchführen wird zu einem guten Ende. Zu ihm schauen wir auf und ihm vertrauen wir unsere Zukunft an.
- Kyrie6
Martin Stewen (2021)
Jesus Christus,
Anfang und Ende allen Seins.
Herr erbarme dich.
Jesus Christus,
Grund und Absicht unserer Geschichte.
Christus erbarme dich.
Jesus Christus,
Hoffnung und Zuversicht aller Menschen.
Herr erbarme dich.
Der gütige Gott erbarme sich unser,
er befreie uns von Schuld und innerer Not,
er schenke uns ein gutes Sein in unserer Zeit
und nach diesem Ende einen Platz in seinem Reich. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, um uns das Gesetz der Liebe des Vaters ganz neu ins Herz zu legen.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich der Verwirklichung dieses Gesetzes bis in den Tod hingegeben.
Christus, erbarme dich.
Du hast alles Totbringende überwunden und bist auferstanden,
damit auch wir ewiges Leben haben.
Herr, erbarme dich.
Norbert Riebartsch (2018)
Herr Jesus,
der du gesandt wurdest, um Licht in der Welt zu sein.
Kyrie, eleison.
Herr Jesus, der du damals gesagt hast: Am Ende der Zeit werde ich wiederkommen.
Christe, eleison.
Herr Jesus, der du denen Nähe schenkst, die sich Zeit für dich nehmen.
Kyrie, eleison.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
Verkünder des Erbarmens und der Gnade Gottes.
Herr, erbarme dich.
Als deine Boten und Zeugen sendest du uns in die Welt.
Christus, erbarme dich.
Auf deinen Beistand dürfen wir vertrauen.
Herr, erbarme dich.
Du, Herr, zeigst und den Weg zum Leben.
Bei dir finden wir Hilfe zu jeder Zeit. – Amen.
Manfred Wussow (2015)
Herr,
dunkle Schatten liegen über der Welt.
Manche Finsternis geht von uns aus.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du schenkst uns Zeichen der Hoffnung.
Aber wir kommen aus der Angst nicht heraus.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir sehnen uns nach einer neuen Welt.
In alten Teufelskreisläufen halten wir einander aber gefangen.
Herr, erbarme dich.
So spricht der Herr:
Ich sinne Gedanken des Friedens und nicht des Unheils.
Wenn ihr mich anruft, so werde ich euch erhören
und euch aus der Gefangenschaft von allen Orten zusammenführen.
(Vgl. Jer 29)
Hans Hütter (2012)
Herr, Jesus Christus,
wir vertrauen darauf,
dass du wiederkommst und die Schöpfung vollendest.
Herr, erbarme dich.
Wenn auch Himmel und Erde vergehen,
deine Worte werden nicht vergehen.
Christus, erbarme dich.
Am Ende der Zeit holst du alle zusammen,
die ihr Vertrauen auf dich setzten.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 33. Sonntag: uns deinem Willen unterwerfen
Gott, du Urheber alles Guten,
du bist unser Herr.
Laß uns begreifen, daß wir frei werden,
wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,
und daß wir die vollkommene Freude finden,
wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 31: unser Leben schwindet dahin
Ewiger Gott.
Die Tage zerrinnen uns zwischen den Händen.
Unser Leben schwindet dahin.
Du aber bleibst.
Gestern und heute und morgen
bist du derselbe.
Von Ewigkeit her kennst du uns.
Unsere Zukunft liegt in deiner Hand.
Mach uns bereit für alles,
was du mit uns tun wirst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 31
Messbuch - TG Auswahl 5: leben ohne Angst
Gott, du bist da.
Deine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns
wie die Luft, die wir atmen,
ohne die wir nicht leben können.
Gib, daß wir dir ganz vertrauen
und leben ohne Angst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 5
- Eröffnungsgebet6
Werkbuch WGF (2004) - EG 33. Sonntag B: bereit sein für die Wiederkunft deines Sohnes
Gott, unsere Hoffnung,
du allein kennst die Stunde,
in der du alles vollenden wirst.
Wecke uns aus trügerischer Sicherheit,
damit wir auf deine Zeichen achten
und bereit sind für die Wiederkunft deines Sohnes,
unseres Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und regiert in Ewigkeit.
WB 33. Sonntag im Jahreskreis B
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
laß uns die Zeichen der Zeit verstehen
und das Wirken deines Geistes
auch in unserer Zeit erkennen.
Schenke uns den Mut, mit Hoffnung
und Vertrauen in die Zukunft zu blicken.
Durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2021)
Gütiger Gott,
am Ende unserer Zeiten
öffnest du uns die Tore zu deiner Ewigkeit.
Worauf wir hoffen dürfen und was uns erwartet,
hat dein Sohn in seinem Leben
durch Wort und Tat den Menschen aufgezeigt.
Lass uns im Vertrauen auf diese Zusage
unserer Leben im Hier und Heute
mit Hoffnung und Zuversicht angehen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
durch Jesus Christus hast du uns einen Neuanfang geschenkt.
Auf sein Leben schauend
und auf seine Zusagen vertrauend,
dürfen wir jede Woche –
ja, jeden Tag - neu beginnen.
Lass seinen Zuspruch uns in dieser Feier ganz erreichen
und schenke uns die Kraft, ihm immer besser zu folgen,
damit wir mit ihm unterwegs bleiben,
und so deine heilbringende Liebe in dieser Welt sichtbar wird.
Norbert Riebartsch (2018)
Gott, du wohnst im Licht,
denn du hast es einst selbst erschaffen.
Du kannst deinem Volk zeigen,
wo eine Ahnung des Lichts heute zu finden ist.
Beschenke uns, Gott.
Tröste und ermutige uns,
damit wir Licht erkennen,
immer mehr Licht werden
und einmal in dir Licht sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Manfred Wussow (2009)
Zu dir, Herr, kommen wir,
mit unfertigen Gedanken,
verlorenen Hoffnungen
und traurigen Geschichten.
Dir vertrauen wir sie an.
Wenn du mit uns redest, geht uns die Sonne auf.
Wir bitten dich,
dass sich unsere Gedanken klären,
Hoffnungen wachsen
und unsere Geschichten fröhlich werden.
Für deine Nähe danken wir dir.
Du zeigst uns den Weg in das Leben.
In Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten11
Renate Witzani (2024)
Christus, dem Herrn der Zeit, lasst uns unsere Bitten anvertrauen:
Für Seelsorgerinnen und Seelsorger, die ihr Leben selbst von dir, dem Gott des Lebens, bestimmen lassen und diese Hoffnung in unserer bedrängten Zeit verbreiten.
Für die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die überlegt und zum Wohl aller handeln und damit viel Angst und Resignation überwinden helfen.
Für alle, denen die alltäglichen Notsituationen anderer auffallen und ihnen beherzt und selbstlos Hilfe anbieten.
Für uns selbst im Auf und Ab unseres Lebens um die Zuversicht, dass wir immer unter deinem Schutz stehen.
Für unsere Verstorbenen und alle, die den Hinterbliebenen in ihrer Trauer beistehen und ihnen zu neuen Lebensperspektiven verhelfen.
Denn durch dich, Herr Jesus Christus, ist uns der Zugang zu deinem und unserem Vater offen. Dafür danken wir dir und ehren dich jetzt und allezeit. Amen.
Martin Stewen (2021)
Auf Zukünftiges hoffen ohne Gegenwärtiges aus dem Blick zu verlieren, das ist uns Christinnen und Christen aufgetragen.
So wollen wir dich, unseren Gott, bitten:
Wir beten für alle, die nichts mehr hoffen und nichts mehr erwarten:
Schenke ihnen einen weiten Horizont.
Du Herr über Anfang und Ewigkeit:
Wir bitten dich, erhöre uns.
Wir beten für alle, die sich in fixe Ideen vom Leben verbohrt und für deine Fügungen kein Gespür mehr haben:
Schenke ihnen eine neue Freiheit des Herzens.
Du Herr über Anfang und Ewigkeit…
Wir beten für die Männer und Frauen in unseren Gemeinden, in unseren Bistümern und in der ganzen Weltkirche, die sich auf den Synodalen Weg begeben:
Schenke ihnen ein offenes Ohr für das, was der Heilige Geist von ihnen will.
Du Herr über Anfang und Ewigkeit…
Wir beten für alle Menschen, die der Tod vom Irdischen getrennt hat und die in der Hoffnung auf deine Gastfreundschaft in der Ewigkeit ihre letzte Reise angetreten haben:
Schenke ihnen einen Platz bei dir.
Du Herr über Anfang und Ewigkeit…
Guter Gott, du hältst unser Los in deinen Händen.
Im Vertrauen, dass wir bei dir geborgen sind, vertrauen wir dir unsere Bitten an.
Höre sie und geh mit uns, Schritt um Schritt unseres Lebens. – Amen.
Renate Witzani (2021)
Zu Gott, der seinen Sohn nicht dem Tod überlassen sondern zum ewigen Leben erweckt hat,
lasst uns voll Vertrauen beten:
Für alle, die sich in deiner Kirche mit all ihren Kräften engagieren und dabei dir dem lebendigen Gott, das letzte Wort zutrauen.
Für die vielen, die die Klimakrise nicht verdrängen sondern sich gemeinsam für den Erhalt deiner Schöpfung einsetzen.
Für die an Covid Erkrankten und alle Pflegenden, die sich nach der langen Zeit beruflicher extremer Belastung ausgebrannt und am Ende ihrer Kräfte fühlen.
Für uns selbst, wenn wir uns der Vergänglichkeit unserer biologischen Existenz angstvoll bewusst wird und wir nach einer Hoffnungsperspektive suchen, die über dieses Leben hinausweist.
Für unsere lieben Verstorbenen, für die wir im Glauben erhoffen, dass sie nicht im Dunkel des Nichts versunken sind sondern du ihnen ewiges Leben schenkst.
Denn du schenkst uns am Ende aller Mühsal ewiges Leben. Darauf vertrauen wir und danken dir mit Christus, der uns durch sein Leiden und Sterben ein für alle Mal die Versöhnung mit dir erwirkt hat. - Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
Wenn uns die Dinge um uns erschrecken und bedrücken,
können wir das auch vor Gott tragen und ihn bitten:
Herr, sei die rettende Antwort!
Wir beten für die vielen Menschen, die sich einsam fühlen.
Wir beten für die Menschen, die unter Süchten leiden und keinen Weg herausfinden.
Während wir den Volkstrauertag begehen, gibt es aktuelle Kriegsgebiete.
Für die Menschen, die dort ausharren müssen, bitten wir dich:
In unseren Krankenhäusern, Altenheimen und in vielen Privatwohnungen leiden Menschen.
Für sie und alle, die ihnen zur Seite stehen, bitten wir dich:
Am Montag gedenken wir der heiligen Elisabeth und der vielen Menschen, die in den Elisabethsvereinen versuchen, wie Segen für andere zu sein. Für sie bitten wir dich:
Du, Gott hörst unser Rufen und siehst unser Vertrauen.
Darum sei dir die Ehre in Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
wir Menschen selbst sind es, die einander bedrängen, unterdrücken und Krisen auslösen. Dies ist nicht ein Zeichen deiner Abwesenheit. Du willst uns vielmehr auch in diesen Situationen stärken, damit wir dir und deinen Verheißungen vertrauen und dein Leben in unserem Verhalten nachahmen. Wir bitten dich:
Hilf uns, Frieden zu stiften und Versöhnung anzustreben unter den Völkern, am Arbeitsplatz, in unseren Gemeinden und Familien.
V: Christus, höre uns - A: Christus, erhöre uns
Schenke allen, die sich für das Wohl von Menschen einsetzen, Anerkennung und Unterstützung.
Verstärke unsere Freude am Gutsein und schenke uns Mut, gegen Unrecht im Großen wie im Kleinen aufzustehen und ihm entgegenzutreten.
Lass alle, denen wir Menschen nicht helfen können oder an die selten jemand denkt, in besonderer Weise deine Nähe erfahren.
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr Jesus Christus,
stärke in uns die Bereitschaft,
unser Vertrauen in dich stets aufrecht zu erhalten
und uns als lebendige Christen immer neu zu bewähren.
Dank und Lobpreis sei dir für alle deine Hilfe. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Unser Glaube muss sich an den schmerzlichen Erfahrungen menschlichen Lebens beweisen.
In unserer Begrenztheit lasst uns im Vertrauen auf Gottes unbegrenzte Liebe beten:
Für eine Kirche, die entgegen den Ängsten und Bedrohungen unserer Zeit Hoffnung aus dem Glauben verbreiten kann.
Für eine Politik, die verantwortungsvoll mit unserer Umwelt umgeht und jene Menschen aus öffentlichen Mitteln unterstützt, die Umweltkatastrophen an den Rand ihrer Existenz gebracht haben.
Für unsere Jugendlichen, die sich voll Idealismus in den gemeinnützlichen Organisationen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Umweltschutz engagieren.
Für uns selbst, dass wir uns – auch wenn wir nicht wissen, was du uns an Glück und Schmerz zugedacht hast – deinen guten Händen anvertrauen können.
Für unsere Verstorbenen, für die wir hoffen und glauben, dass die Liebe stärker ist als der Tod.
Denn nur du, Gott, kannst die Dunkelheit des Lebens zuletzt in das strahlende Licht deiner Nähe wandeln.
Dir gilt unser Lob und Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2015)
Gott hat das letzte Wort.
Ich möchte strahlen wie die Verständigen,
die viele zum rechten Tun führen –
und leuchten möchte ich wie ein Stern!
Und ein Engel möchte ich sein,
die von Gott geliebten Menschen zu suchen
an allen Ecken der Welt.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die gerade einen Weltuntergang erleben,
die aus Ruinen fliehen,
die zu Fuß über die Berge kommen.
Hilf uns, ihnen eine neue Welt zu schenken.
Wir rufen zu dir:
Herr, Komm mit großer Macht und Herrlichkeit
Für die Menschen, die Weltuntergänge machen,
die Interessen mit Gewalt durchsetzen,
die Angst und Schrecken verbreiten.
Hilf uns, ihnen eine neue Welt zu zeigen.
Wir rufen zu dir:
Herr, Komm mit großer Macht und Herrlichkeit
Für die Menschen, die Weltuntergänge durchbrechen,
die in Konflikten friedliche Lösungen suchen helfen,
die Lebenschancen schaffen für Menschen vor Ort.
Hilf uns, ihnen eine neue Welt zuzutrauen.
Wir rufen zu dir:
Herr, Komm mit großer Macht und Herrlichkeit
Für die Menschen, die sich vor Weltuntergängen nicht fürchten,
die mutig Unrecht beim Namen nennen,
die wirtschaftliche Interessen offenlegen.
Hilf uns, ihnen eine neue Welt abzunehmen.
Wir rufen zu dir:
Herr, Komm mit großer Macht und Herrlichkeit
Für die Menschen, denen die Welt untergeht,
die unheilbar krank sind,
die sterben werden.
Hilf uns, ihnen eine neue Welt zu erbitten.
Wir rufen zu dir:
Herr, Komm mit großer Macht und Herrlichkeit
Gott hat die Welt geschaffen,
er bewahrt ihr die Treue,
er hat uns seine Liebe anvertraut.
Ihm danken wir für Sonne und Mond –
und für die Sterne, die die Nacht schön machen.
Bei ihm sind wir geborgen. – Amen.
Renate Witzani (2015)
Gott des Trostes!
Menschliches Leben ist immer begleitet von vielen Nöten.
Letztlich können wir aber darauf vertrauen, dass in dir alles gut wird.
In diesem Vertrauen lasst uns den Vater bitten:
Um Priester, die mit und für uns das eucharistische Opfer vollziehen,
und für die Laien, die im Gemeindegottesdienst dein Wort verkünden
und mit den Gemeinden beten.
Um die Fürsprache unseres Landespatrons, des hl. Leopold,
der durch sein Wirken und seine Stiftungen unsere Heimat christlich geprägt hat.
Um Wachsamkeit im Umgang miteinander,
um liebevolles Mitfühlen, um Achtung der Rechte der Anderen
Und um Anerkennung ihrer Leistungen.
Um Freude am Glauben und Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes;
besonders wenn uns Angst, Verzweiflung und Unsicherheit bedrängen.
Um den Glauben an die Auferstehung.
Aus dieser Hoffnung beten wir für unsere verstorbenen Angehörigen und Bekannten
um ewiges Leben
Gott, unser Herr, behüte uns auf dem Weg zu dir,
der du mit Christus und dem Heiligen Geist verherrlicht wirst,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2012)
Guter Gott, du Schöpfer allen Lebens.
Viele Ereignisse, die uns berichtet werden,
lösen in uns Angst und Schrecken aus.
In unserer Not rufen wir zu dir:
Wir beten für die Opfer der Sturm- und Flutkatastrophen der vergangenen Wochen.
Lass sie Solidarität und rasche Hilfe erfahren.
Wir beten für alle Opfer von Krieg und Terror.
Schenke ihnen Frieden und Sicherheit.
Wir beten für alle Opfer ungerechter Verteilung der Lebensgüter in unserer Welt.
Verhilf den Armen und Schwachen zu einem gerechten Ausgleich.
Wir beten für alle, die durch Naturkatastrophen
Angehörige oder Hab und Gut verloren haben.
Schenke ihnen Kraft für einen Neubeginn.
Wir beten für alle Hilfs- und Einsatzkräfte,
die unter schwierigsten Bedingungen Menschen retten und helfen.
Vergilt ihnen, was sie für andere tun.
Wir beten für alle, deren Leben in dieser Welt zu Ende gegangen ist.
Nimm sie auf in dein Land des immerwährenden Friedens.
Herr, himmlischer Vater,
zu dir schauen wir auf
und in deine Hände legen wir unsere Zukunft. Amen.
Manfred Wussow (2009)
Im Evangelium haben wir gehört,
dass nicht der Weltuntergang Gottes Sache ist,
sondern die Zukunft seiner Schöpfung.
Treu steht er zu seinem Wort: Es werde Licht.
Darum bitten wir
Für die Menschen, denen nichts mehr heilig ist,
die sich kurzfristigem Profit verschreiben
und auch ihre Seele verkaufen.
Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die unter die Räder gekommen sind,
die jeden Morgen mit Angst aufstehen
und Bitterkeit um sich verbreiten.
Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die in internationalen Gremien Klimaschutzabkommen vorbereiten,
sich für den Schutz der Umwelt einsetzen
und Konflikte um Ressourcen beherzt angehen.
Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die ihre Heimat verlassen,
weil sie keine Lebensgrundlagen mehr haben,
die Schleppern in die Hände fallen
und an fremden Küsten zurückgewiesen werden.
Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die Gestrandete mit offen Armen aufnehmen,
Alte und Kranke gut versorgen
und Sterbenden Geborgenheit schenken.
Lasst uns den Herrn anrufen: Herr, erbarme dich.
Du, Herr, weißt, wie gefährdet die Welt ist,
die du liebst und uns anvertraut hast.
Im Widerstreit der Meinungen und Gutachten sind wir oft ratlos.
Schenke uns den Mut der Sonne, Böse und Gute zu bescheinen,
und die Schönheit der Sterne, auch die Nacht zu erhellen.
Dein letztes Wort ist: Es werde Licht.
Manfred Wussow (2009)
Gott, Quelle des Lebens,
an unseren Vorfahren lernen wir,
wie Menschen in die Irre gehen können.
An den Umweltkatastrophen spüren wir,
wie wir die Umwelt bedrohen.
Unser Leben ist gefährdet.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Wir tragen Verantwortung für deine Schöpfung.
Durch unser Tun und durch unser Lassen,
durch unsere Trägheit
und durch unser stillschweigendes Einverständnis
können wir schuldig werden.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich um Orientierung für unseren Weg
inmitten der Heils- und Unheilsprophezeiungen.
Wir hoffen,
dass es für Einsicht und Umkehr noch nicht zu spät ist.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich
um den Mut, auch schwierigen Wahrheiten ins Gesicht zu sehen;
um die Ausdauer, auch komplizierte Sachverhalte zu ergründen;
um die Hoffnung, die nötig ist, um dem Machbaren zu widerstehen.
Als deine Gemeinde blicken wir über unseren Kreis hinaus.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Gott, vor dir breiten wir die Sorgen unserer Welt aus.
Du nimmst dich ihrer an.
Hilf uns zu tun, was wir können,
alles aber in deine Hand zu legen.
Dir vertrauen wir.
Nach Heidi Rosenstock/Hanne Köhler, Du Gott, Freundin der Menschen. Neue Texte und Liede für Andacht und Gottesdienst, Stuttgart: Kreuz Verlag 1991, S. 120.
- Gabengebet4
Messbuch - GG 33. Sonntag: führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir
Herr, unser Gott,
die Gabe, die wir darbringen,
schenke uns die Kraft, dir treu zu dienen,
und führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Votivmesse Namen Jesu: bitten wir in seinem Namen
Allmächtiger Gott,
in sicherem Vertrauen auf das Wort deines Sohnes
bitten wir in seinem Namen:
Nimm die Gaben an, die wir dir darbringen,
und heilige sie
durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse Namen Jesu
Messbuch - GG Advent 1 So: rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich
Allmächtiger Gott,
alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Adventsonntag
Messbuch - GG Fastenzeit 5 Di: gib unserem unbeständigen Sinn Richtung und Halt
Allmächtiger Gott,
wir bringen dir das Opfer der Versöhnung dar.
Tilge unsere Schuld
und gib unserem unbeständigen Sinn
Richtung und Halt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dienstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zur Gabenbereitung3
Martin Stewen (2021)
Guter Gott,
die Gaben von Brot und Wein
sind Vorgeschmack deiner kommenden Herrlichkeit.
Hier auf Erden
bezeichnen sie die lebendige Gegenwart deines Sohnes,
der uns einlädt zum Gastmahl in deinem Reich.
Für all dies danken wir dir, guter Gott,
durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
Herr und Gott,
Brot und Wein erinnern uns an dich.
Du hast sie mit den Jüngern geteilt
und ihnen gesagt: Erinnert euch daran.
Wir haben Brot und Wein bereitet
und bitten dich um den Segen,
den auch die Jünger damals erfahren haben.
Darum bitten wir dich, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2009)
Dass du, Herr, die vergänglichen Gaben von Brot und Wein
mit deinem ewigen Wort verbindest,
verstehen wir nicht.
Aber du schenkst dich uns.
Du gesellst dich zu uns und lässt uns dein Heil schmecken.
Wir breiten unsere Hände nach dir aus.
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Wir loben dich, wir danken dir!
Großer Gott, wir kommen zu Dir,
um dir unseren Dank darzubringen.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du uns deine Liebe niemals entzogen hast.
Du hast nicht aufgehört die Menschen zu lieben;
Auch wenn sie von deinen Wegen abgewichen sind.
Alle: Wir loben dich, wir danken dir!
Du hast auf die Not deines Volkes geschaut und dich seiner erbarmt,
als es ausgebeutet und unterdrückt wurde.
Kehrvers
Durch die Propheten hast du dein Volk in Zeiten der Verfolgung gestärkt
und in ihm die Hoffnung aufrecht erhalten.
Kehrvers
Als die Zeit erfüllt war, hast du deinen Sohn gesandt,
um dir aus allen Nationen ein neues Volk zu sammeln
und diesem deine Liebe zu offenbaren.
Kehrvers
In Christus Jesus bist du bei uns alle Tage bis an die Grenzen der Welt
und bis ans Ende der Zeiten.
Kehrvers
Er wird wiederkommen, um die von ihm Auserwählten
zum ewigen Leben zu erwecken und in deine Herrlichkeit zu führen.
Kehrvers
Für diese Hoffnung danken wir dir und preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen.
Danklied, z. B.: Singt dem Herrn ein neues Lied (GL 409)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 3: Die Rettung des Menschen durch den Menschen Jesus Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem,
was du an uns getan hast:
Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit
zu Hilfe gekommen und
hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn
Rettung und Heil gebracht
aus unserer menschlichen Sterblichkeit.
So kam uns aus unserer Vergänglichkeit
das unvergängliche Leben
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und singen mit den
Chören der Engel das Lob
deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 3
Messbuch - Präfation vom Hl. Geist 2: Durch den Heiligen Geist führt Gott die Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn deine Vorsehung waltet über jeder Zeit;
in deiner Weisheit und Allmacht
führst du das Steuer der Kirche
und stärkst sie durch die Kraft des Heiligen Geistes.
In ihm kann sie allezeit auf deine Hilfe vertrauen,
in Not und Bedrängnis zu dir rufen
und in Tagen der Freude dir danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Heiliger Geist 2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2018) - Einleitung zum Vater Unser
Während wir uns fragen: „Herr, wann kommst du?“, ist er beim Vater.
Es ist der Vater, zu dem wir rufen:
Vater unser…
Einleitung zum Friedensgebet:
Herr, wenn du am Ende der Tage kommst, wird alles so sein, wie du es willst.
Wenn du uns deinen Frieden schenkst, kann heute etwas mehr zu dem werden, was es sein kann.
Darum bitten wir dich:
Schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel
Ich sagte zum Herrn:
Mein Herr bist du, *
mein ganzes Glück bist du allein.
(Ps 16,2)
Du zeigst mir den Pfad zum Leben.
Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle,
zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit
(Ps 16,11)
Oder:
So spricht der Herr:
Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen.
(Mk. 13,31)
Oder:
Wacht und betet allezeit,
damit ihr hintreten könnt vor den Menschensohn.
(vgl. Lk 21,36)
- Meditation1
Helene Renner (2021)
Das Ende der Zeiten wird kommen
unausweichlich
wir wissen es.
Auch das Ende unserer Zeit wird kommen
unausweichlich
auch das wissen wir.
Aber Gott will uns keine Angst einjagen
keinen Schrecken verbreiten
sondern Hoffnung schenken:
Jesus Christus wird kommen
um die Welt und uns zu vollenden.
Er ist der Retter und Heiland.
Wer zu ihm kommt und ihm folgt
wird nicht verloren sein.
Heute nicht
und nicht in Ewigkeit.
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 33. Sonntag: in der Liebe zu dir Christus nachfolgen
Barmherziger Gott,
wir haben den Auftrag deines Sohnes erfüllt
und sein Gedächtnis begangen.
Die heilige Gabe,
die wir in dieser Feier empfangen haben,
helfe uns,
daß wir in der Liebe zu dir und unseren Brüdern
Christus nachfolgen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Advent 2 So: die Welt im Licht deiner Weisheit zu sehen
Herr, unser Gott,
im heiligen Mahl
hast du uns mit deinem Geist erfüllt.
Lehre uns durch die Teilnahme an diesem Geheimnis,
die Welt im Licht deiner Weisheit zu sehen
und das Unvergängliche mehr zu lieben
als das Vergängliche.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Adventsonntag
Messbuch - SG Votivmesse Namen Jesu: vor dem Namen Jesus jedes Knie sich beuge
Barmherziger Gott,
du hast gewollt,
dass vor dem Namen Jesus jedes Knie sich beuge
und dass alle Menschen durch ihn gerettet werden.
Gib, dass wir dir in der Feier der Eucharistie
allezeit für das Werk der Erlösung danken
und unseren Herrn Jesus Christus ehren,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Votivmesse Namen Jesu
Messbuch - SG Votivmesse Jesus Christus: mache uns zu einer Gabe, die für immer dir gehört
Herr, unser Gott,
wir haben zum Gedenken an deinen Sohn
das Opfer dargebracht,
wie er es uns aufgetragen hat.
Durch die Teilnahme an dieser Feier
mache uns mit Christus zu einer Gabe,
die für immer dir gehört.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse von Jesus Christus dem Hohenpriester
- Gebet zum Abschluss4
Martin Stewen (2021)
Barmherziger Gott,
wir haben Mahl gehalten
als Vorfreude auf die kommende Herrlichkeit.
Hilf uns, diese Freude in unserer Welt auszubreiten,
um die Menschen spüren zu lassen, was Reich Gottes meint.
Dein göttliches Wort von der Ewigkeit
sei uns Richtschnur und Hilfe dabei.
So bitten wir durch Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
durch die Opferbereitschaft deines Sohnes Jesus Christus,
hast du uns zugesprochen,
dass auch wir zur Vollendung geführt werden
und dass all unsere Übertretungen und Verfehlungen
durch ihn und in ihm erlöst und vergeben sind.
Wenn wir jetzt,
gestärkt im Versöhnungsmahl Jesu,
in die neue Woche gehen,
mache auch uns bereit,
dass wir liebend und versöhnend
auf unsere Mitmenschen zugehen
und so mitgestalten an einer Welt,
wie du sie dir erdacht hast.
Lege dein Gesetz in unser Herz,
schreibe es in unser Inneres
und schenke uns zu allem Tun die Kraft des Hl. Geistes.
Norbert Riebartsch (2018)
Gott und Vater,
im gemeinsamen Hören auf das Wort,
im Gemeinsamen Beten, Singen und Schweigen
und im Empfang der Kommunion
sind wir dir näher gekommen und du uns.
Bewahre uns, was diese Nähe an Kraft gibt
und lass uns damit in der kommenden Woche deine Zeugen sein.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2009)
Guter, treuer Gott,
als Gäste sind wir zu dir gekommen,
als Freunde lässt du uns ziehen.
Dein Wort klingt uns noch in den Ohren,
du hast dich uns selbst anvertraut
und uns die Gaben deines Reiches gegeben.
Wir bitten dich:
Begleite uns auf unseren Wegen,
schenke uns gute Tage und ein großes Vertrauen
zu dir und zu einander
in Christus, unserem Herrn.
- Segen1
Norbert Riebartsch (2018)
Gott gebe euch seinen Segen,
damit ihr seine Gegenwart in eurem Alltag spürt. - Amen.
Er erinnere euch an die Worte,
mit denen er den Menschen Mut gemacht hat. - Amen.
Er lasse euch entdecken,
wo er euch in eurem Leben begleitet. – Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
ermutige euch und erfülle euer Leben. - Amen.
Wenn du wiederkommst in Herrlichkeit
Liedblatt als PDF herunterladen
Text und Musik von Reinhard Burchhardt. Warburg 2009.
burchhardt-r@t-online.de
Apokalyptische Zeit
Wie viele Generationen
mögen gedacht haben
sie leben in der angesagten
apokalyptischen Zeit
wie viele mögen gedacht haben
jetzt kann es doch nur
zu Ende gehen
in den vielen Kriegen –
bis heute –
oft geführt
im vermeintlichen Glauben
DU
Herr würdest sie fordern
wie viele mögen gedacht haben
in Zeiten von Pest
und anderen Seuchen
von Dürren und Hungersnöten
jetzt ist die
apokalyptische Zeit
jetzt ist die Zeit der großen Not
wie noch keine war
und wir fragen uns
heute
2021
ist sie jetzt da?
wir gehen mit unserem Planeten um
als gäbe es kein Morgen
als wären wir nicht gefordert
deine Schöpfung zu bewahren
für die
die nach uns kommen
für die
die doch unsere Kinder sind
die doch eine Hoffnung brauchen
auch für ihre Zeit
und jetzt auch noch
die Corona-Pandemie
weltweit -
nicht im Griff -
die uns abfordert
uns isoliert zu halten
die viele vereinsamt und
an psychische Grenzen kommen lässt
die uns auch fordert
solidarisch zu sein
und doch entsteht
eine andere Form von Krieg
in der Frage
was zu tun ist
Du
Herr
sprichst uns zu:
Die Verständigen werden strahlen,
wie der Himmel strahlt
lass uns deine Zusage
schon im Hier und Heute erfahren
und nicht erst in der Ewigkeit
mache uns zu Verständigen
zu Menschen
die verstehen und handeln
wollen
mache uns zu Menschen
die aus Sorge
FÜRSORGE machen
die nach rechts
und links schauen
und nach vorne
mache uns
zu Verständigen
die das Bestmögliche tun
und schenke uns dazu
deine Kraft
und deinen Segen
Beatrix Senft, unveröffentlicht.
Ich bin müde
Ach Gott
Ich bin müde
Alle Glieder sind schwer geworden
Alles tut weh
Verwandle meine schweren Glieder in Flügel
mit denen ich mich aufschwingen kann
zum Leben
Heile mich mit der Salbe Deiner Liebe
Lass mich erfahren,
dass nicht die Nacht das letzte ist
sondern der Tag
die Auferstehung und das Leben
Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1995.
Lebensfülle
In manchen Stunden
meines Lebens
ahne ich
was Leben
eigentlich alles
sein könnte
Und dann
weine ich
um jede Sekunde
die ich nicht gelebt habe
Aus: Andrea Schwarz; Ich mag Gänseblümchen. Unaufdringliche Gedanken. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1985.
Schlummerfrist
Lüft' mir den Vorhang, dass ich möge künden
das Schicksal derer in den Schattengründen
der Tausende, die täglich scheu und bang
die stillen Todespfade gehn entlang:
Sie finden Ruhe in den stillen Hallen
von mühevollen bangen Erdenwallen.
Doch weil auf Erden alles endlich ist,
so muss auch enden ihre Schlummerfrist.
Wohl keine Nacht ist, die da ewig währet.
Christian Wagner in: Anselm Spring; Leben im Licht. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien, 1989.
John Wayne
Marion Robert Morrison
Geboren: 26.05.1907 in Winterset, Iowa, USA
Sternzeichen: Zwillinge
Gestorben: 11.06.1979 in Los Angeles, Kalifornien, USA
„Er war hässlich, er war stark, und er hatte Würde“, lautet die Inschrift auf John Waynes Grab. Der Star hatte die kernigen Worte kurz vor seinem Tod am 12. Juni 1979 selbst gewählt.
Hohe Schauspielkunst war gar nicht gefordert. Der 1,92 Meter große Hüne verkörperte genau das, was man sich unter einem Westernhelden vorstellte: "Für mein Gefühl waren viele Westernstars vor mir zu verdammt perfekt. Ich versuchte, einen Mann zu spielen, der sich schmutzig macht, der schwitzt, aber auch gerne Mädchen küsst. Der sauber kämpft, so lange es möglich ist, aber schmutzig, wenn es nicht anders geht." Schlagkräftig und bibelfest.
www.prisma.de/stars/John-Wayne,66791 - November 2018
Da habe ich dich getragen
[Meine Tochter Paula war an einem Wasserfall abgestürzt und über den Rand geschleudert worden.] Am Fuße des Wasserfalls sahen ein paar Jungen, die dort auf dem Felsen herumspielten, wie ein menschlicher Körper ans Ufer gespült wurde. Geistesgegenwärtig zogen sie den leblosen Körper aus dem Wasser. Eine Frau, die sich auf dem Felsen gesonnt und das alles beobachtet hatte, begann sofort mit Wiederbelebungsversuchen. Später erfuhr ich, dass diese Frau Krankenschwester und speziell für erste Hilfe bei Badeunfällen ausgebildet war.
In der Zeit betreute mich eine Krankenschwester. Sie sagte beruhigend: „Es ist Ihre Tochter, die über den Wasserfall geschleudert wurde, nicht wahr? Meine Schwägerin ist bei ihr. Sie wird alles tun, um sie zu retten.“
Dass gleich zwei Krankenschwestern uns bei diesem Unfall helfen konnten, dafür gab es eine einfache Erklärung: Das Krankenhauspersonal streikte an diesem Tag und viele hatten das schöne Wetter zu einem Ausflug genutzt.
Aus: Margaret Fishback Powers; Spuren im Sand. Ein Gedicht, das Millionen bewegt, und seine Geschichte. Brunnen Verlag. Giessen – Basel 1996.
Sei wachsam
Ein Wahlplakat zerrissen auf dem nassen Rasen,
Sie grinsen mich an, die alten aufgeweichten Phrasen,
Die Gesichter von auf jugendlich gemachten Greisen,
Die Dir das Mittelalter als den Fortschritt anpreisen.
Und ich denk' mir, jeder Schritt zu dem verheiß'nen Glück
Ist ein Schritt nach ewig gestern, ein Schritt zurück.
Wie sie das Volk zu Besonnenheit und Opfern ermahnen,
Sie nennen es das Volk, aber sie meinen Untertanen.
All das Leimen, das Schleimen ist nicht länger zu ertragen,
Wenn du erst lernst zu übersetzen, was sie wirklich sagen:
Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
Halt du sie dumm, - ich halt' sie arm!
Sei wachsam,
Präg' dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein!
Paß auf, daß du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk' dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!
Du machst das Fernsehen an, sie jammern nach guten, alten Werten.
Ihre guten, alten Werte sind fast immer die verkehrten.
Und die, die da so vorlaut in der Talk-Runde strampeln,
Sind es, die auf allen Werten mit Füßen rumtrampeln:
Der Medienmogul und der Zeitungszar,
Die schlimmsten Böcke als Gärtner, na wunderbar!
Sie rufen nach dem Kruzifix, nach Brauchtum und guten Sitten
Doch ihre Botschaft ist nichts als Arsch und Titten.
Verrohung, Verdummung, Gewalt sind die Gebote,
Ihre Götter sind Auflage und Einschaltquote.
Sie biegen die Wahrheit und verdrehen das Recht:
So viel gute alte Werte, echt, da wird mir echt schlecht!
Refrain
Es ist 'ne Riesenkonjunktur für Rattenfänger,
Für Trittbrettfahrer und Schmiergeldempfänger,
'ne Zeit für Selbstbediener und Geschäftemacher,
Scheinheiligkeit, Geheuchel und Postengeschacher.
Und die sind alle hochgeachtet und sehr anerkannt,
Und nach den schlimmsten werden Straßen und Flugplätze benannt.
Man packt den Hühnerdieb, den Waffenschieber läßt man laufen
Kein Pfeifchen Gras, aber 'ne ganze Giftgasfabrik kannst du kaufen.
Verseuch' die Luft, verstrahl' das Land, mach ungestraft den größten Schaden,
Nur laß dich nicht erwischen bei Sitzblockaden!
Man packt den Grünfried, doch das Umweltschwein genießt Vertrau'n,
Und die Polizei muß immer auf die Falschen drauf hau'n.
Refrain
Wir ha'm ein Grundgesetz, das soll den Rechtsstaat garantieren.
Was hilft's, wenn sie nach Lust und Laune dran manipulieren,
Die Scharfmacher, die immer von der Friedensmission quasseln
Und unterm Tisch schon emsig mit dem Säbel rasseln?
Der alte Glanz in ihren Augen beim großen Zapfenstreich,
Abteilung kehrt, im Gleichschritt marsch, ein Lied und heim ins Reich!
„Nie wieder soll von diesem Land Gewalt ausgehen!"
„Wir müssen Flagge zeigen, dürfen nicht beiseite stehen!"
„Rein humanitär natürlich und ganz ohne Blutvergießen!"
„Kampfeinsätze sind jetzt nicht mehr so ganz auszuschließen."
Sie zieh'n uns immer tiefer rein, Stück für Stück,
Und seit heute früh um fünf Uhr schießen wir wieder zurück!
Refrain
Ich hab' Sehnsucht nach Leuten, die mich nicht betrügen,
Die mir nicht mit jeder Festrede die Hucke voll lügen,
Und verschon' mich mit den falschen Ehrlichen,
Die falschen Ehrlichen, die wahren Gefährlichen!
Ich hab' Sehnsucht nach einem Stück Wahrhaftigkeit,
Nach 'nem bißchen Rückgrat in dieser verkrümmten Zeit.
Doch sag die Wahrheit und du hast bald nichts mehr zu lachen,
Sie wer'n dich ruinier'n, exekutier'n und mundtot machen,
Erpressen, bestechen, versuchen, dich zu kaufen.
Wenn du die Wahrheit sagst, laß draußen den Motor laufen,
Dann sag sie laut und schnell, denn das Sprichwort lehrt:
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.
Refrain
Aus: Reinhard Mey, Alle Lieder. Maikäfer Musik Verlagsgesellschaft mbH, Berlin 1985.
Apokalypse als Freizeittrend
Die Apokalypse ist zum Fernsehtrend geworden. Zombies und menschenleere Gegenden könnte man leicht als Gesellschaftskritik verstehen. Doch in Wahrheit sind sie Wohlfühlfernsehen mit anderen Mitteln.
http://www.sueddeutsche.de/medien/apokalypse-im-fernsehen-die-grosse-lust-am-untergang-1.2558146 - (11.11.2015)
Das Lied von der Erde
Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift,
Hab ich die Erde gesehn.
Ich sah sie von goldenen Saaten umreift,
Vom Schatten des Bombenflugzeugs gestreift
Und erfüllt von Maschinengedröhn.
Ich sah sie von Radiosendern bespickt;
Die warfen Wellen von Lüge und Hass.
Ich sah sie verlaust, verarmt - und beglückt
Mit Reichtum ohne Maß.
Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
Voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
In Armut und in Reichtum grenzenlos.
Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
Und ihre Zukunft ist herrlich und groß.
Denn nahe, viel näher, als ihr es begreift,
Steht diese Zukunft bevor.
Ich sah, wie sie zwischen den Saaten schon reift,
Die Schatten vom Antlitz der Erde schon streift
Und greift zu den Sternen empor.
Ich weiß, dass von Sender zu Sender bald fliegt
Die Nachricht vom Tag, da die Erde genas.
Dann schwelgt diese Erde, erlöst und beglückt,
In Reichtum ohne Maß.
Voll Hunger und voll Brot ist diese Erde,
Voll Leben und voll Tod ist diese Erde,
In Armut und in Reichtum grenzenlos.
Gesegnet und verdammt ist diese Erde,
Von Schönheit hell umflammt ist diese Erde,
Und ihre Zukunft ist herrlich und groß!
Das Lied von der Erde steht am Ende des Theaterstücks "Der Weltuntergang" von 1936. Der Dichter Jura Soyfer wurde 1939 im Alter von 26 Jahren im KZ Buchenwald ermordet.
Jura Soyfer (1936) Bearbeitung: Erke Duit (1997) </ br>
ernst-bloch-chor.de/musik/l/das-lied-von-der-erde/ - (11.11.2015).
Komm in unsre stolze Welt
Komm in unsre stolze Welt,
Herr mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin.
Komm in unser reiches Land,
der du Arme liebst und Schwache,
dass von Geiz und Unverstand
unser Menschenherz erwache.
Schaff aus unserm Überfluss
Rettung dem, der hungern muss.
Komm in unsre laute Stadt,
Herr, mit deines Schweigens Mitte,
dass, wer keinen Mut mehr hat,
sich von dir die Kraft erbitte
für den Weg durch Lärm und Streit
hin zu deiner Ewigkeit.
Komm in unser festes Haus,
der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus,
das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt, vergisst,
dass er auf dem Weg noch ist.
Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.
Hans von Lehndorff 1968, in: EG 428.
Eine kurze Geschichte der Weltuntergänge
Zur Wintersonnenwende am 21. Dezember wird es endlich so weit sein und die Welt untergehen. So lautet angeblich eine Prophezeiung der Maya. Untergehen hätte die Welt schon einige Male sollen: im Jahr 1000, weil da das "Tausendjährige Reich" aus der Apokalypse des Johannes an sein Ende gekommen war, oder 1603, weil da die Erde mit der Sonne kollidieren würde. Martin Luther hat den Weltuntergang für drei verschiedene Jahre vorausgesagt, ein anderer Religionsgründer, Charles T. Russell, erwartete ihn mit seinen "Zeugen Jehovas" für 1874. 1910 kam der Halley'sche Komet, im Jahr 2000 der Millennium-Bug Y2K - erinnern Sie sich noch? Auch andere Voraussagen katastrophischer Natur rufen immer wieder einen Schauer der Angstlust hervor: Waldsterben! Erderwärmung! Atomkrieg! Und als ob die Finanzkrise nicht schlimm genug wäre, überbieten sich manche in Szenarien des Untergangs und erwarten "Eurogeddon": den Zusammenbruch des Geldsystems, bürgerkriegsähnliche Zustände und eine Rückkehr des Tauschhandels.
Diagonal - Radio für Zeitgenoss/innen Samstag, 10. November 2012, 17:05 (WH vom 12. 5. 2012)
Gebet aus der Tiefe
Aus der Tiefe,
Herr,
rufen wir,
aus der Tiefe unserer verrinnenden Zeit.
Freude ist uns widerfahren,
und Freude wurde zerstört.
Wir sind
dem Leben in seiner herrlichen Fülle
begegnet
und der Angst vor dem Tod.
Wir haben deine Güte erfahren
und wir haben dich vergeblich gesucht.
Wir haben gehört
von deiner künftigen Welt
und wir fürchten das,
was auf uns zukommt noch immer.
Wir sind müde geworden.
Wecke uns auf
und komm du,
Gott.
Wehre dem zu kommen,
was uns zerstört.
Halte die Bosheit fern
und die Furcht
und den bösen Tod.
Komm du,
Gott,
und bring Frieden mit,
Leben ohne die Enge der Schuld.
Laß den Tag anbrechen,
der ohne Abend ist.
Aus: Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1988.
Warten in der Nacht
Die Stunden der Nacht
ziehen endlos dahin
das Dunkel
will nicht weichen
das Grauen
will nicht enden
die Nacht
stellt mich
ich kann nichts mehr
sehen
in mir ist
Dunkel
und die Angst
wächst
und schreit
und lässt mich frieren
Gott lass es Morgen werden
die Nacht ist schon zu lang
Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2008.
Segen
komm wir bitten dich
komm und segne uns
sei uns licht
im dunkel
sei der leise ton
in all dem lärm
sei die stimme
die erinnert
sei die hand
die sanft berührt
sei der geist
der mich atmen lässt
sei
mein gott
ich bin
bereit
deinen weg
zu gehen
dem leben
entgegen
Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2008.
Zukunft
Gott unserer Zukunft,
Du hältst die Fäden in der Hand,
Du drängst Dich auf,
Du bist still nah,
Du siehst so weit,
Du hörst unseren Schrei,
Du bist da.
Lass uns Dir zutrauen,
unser Leben zu entwirren,
die Sorge zu vertreiben,
Schritte im Dunkeln
zu gehen mit uns.
Lass uns Dir zutrauen,
uns kundig die Füße zu waschen,
uns sicher zu halten,
uns spüren zu lassen,
dass Du nur Gutes willst.
(Ein neues Jahr,)
ein neuer Anfang,
Dein Abdruck und Atem schon jetzt.
Aurelia Spendel OP in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Es ist gewißlich an der Zeit
Es ist gewißlich an der Zeit,
daß Gottes Sohn wird kommen
in seiner großen Herrlichkeit,
zu richten Bös und Fromme.
Da wird das Lachen werden teu'r,
wenn alles wird vergehn im Feu'r,
wie Petrus davon schreibet.
O Jesu, hilf zur selben Zeit
von wegen deiner Wunden,
daß ich im Buch der Seligkeit
werd angezeichnet funden.
Daran ich denn auch zweifle nicht,
denn du hast ja den Feind gericht'
und meine Schuld bezahlet.
Derhalben mein Fürsprecher sei,
wenn du nun wirst erscheinen,
und lies mich aus dem Buche frei,
darinnen stehn die Deinen,
auf daß ich samt den Brüdern mein
mit dir geh in den Himmel ein,
den du uns hast erworben.
O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem Jüngsten Tage;
den Menschen wird auf Erden bang
von wegen vieler Plage.
Komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach uns bald in Gnaden los
von allem Übel. Amen.
Bartholomäus Ringwaldt (1582), in: EG 149.
Wir warten dein
Wir warten dein, o Gottes Sohn,
und lieben dein Erscheinen.
Wir wissen dich auf deinem Thron
und nennen uns die Deinen.
Wer an dich glaubt,
erhebt sein Haupt
und siehet dir entgegen;
du kommst uns ja zum Segen.
Wir warten deiner mit Geduld
in unsern Leidenstagen;
wir trösten uns, daß du die Schuld
am Kreuz hast abgetragen;
so können wir
nun gern mit dir
uns auch zum Kreuz bequemen,
bis du es weg wirst nehmen.
Wir warten dein; du hast uns ja
das Herz schon hingenommen.
Du bist uns zwar im Geiste nah,
doch sollst du sichtbar kommen;
da willst uns du
bei dir auch Ruh,
bei dir auch Freude geben,
bei dir ein herrlich Leben.
Wir warten dein, du kommst gewiß,
die Zeit ist bald vergangen;
wir freuen uns schon überdies
mit kindlichem Verlangen.
Was wird geschehn,
wenn wir dich sehn,
wenn du uns heim wirst bringen,
wenn wir dir ewig singen!
Philipp Friedrich Hiller (1767) in: EG 152.
Du kannst nicht tiefer fallen
Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.
Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.
Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.
Arno Pötzsch (1941) in: EG 533.
Reift dein Reich
Alle, welche dich suchen, versuchen dich.
Und die, so dich finden, binden dich
an Bild und Gebärde.
Ich aber will dich begreifen
Wie dich die Erde begreift;
mit meinem Reifen
reift
dein Reich
Ich will von dir keine Eitelkeit,
die dich beweist,
Ich weiß, dass die Zeit
anders heißt als du
Tu mir dein Wunder zulieb.
Gib deinen Gesetzen recht,
die von Geschlecht zu Geschlecht
sichtbarer sind.
R.M. Rilke, Das Stundenbuch - Von der Pilgerschaft (1901), in: Ders., Die Gedichte, itb 2246, Frankfurt und Leipzig: Insel Verlag 1998, S. 265f.
Weltende (1905)
Es ist ein Weinen in der Welt,
Als ob der liebe Gott gestorben wär,
Und der bleierne Schatten, der niederfällt,
Lastet grabesschwer.
Komm, wir wollen uns näher verbergen ...
Das Leben liegt in aller Herzen
Wie in Särgen.
Du! Wir wollen uns tief küssen -
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.
Else Lasker-Schüler: Weltende (1905), in: 131 expressionistische Gedichte. Hrsg. von Peter Rühmkorf. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 1977, S. 83.
Weltende (1911)
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei,
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.
Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.
Jakob van Hoddis: Weltende (1911), in: Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus. Neu hrsg. von Kurt Pinthus, Revidierte Ausgabe mit wesentlich erweitertem bio-bibliographischem Anhang, Berlin: Ernst Rowohlt Verlag1980, S. 39.
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (1997)