Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 28. Jan. 2024 - 4. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Dtn 18,15-20
Lesung aus dem Buch Deuteronomium.
Mose sprach zum Volk:
Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott,
aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern, erstehen lassen.
Auf ihn sollt ihr hören.
Der Herr wird ihn als Erfüllung von allem erstehen lassen,
worum du am Horeb, am Tag der Versammlung,
den Herrn, deinen Gott, gebeten hast,
als du sagtest:
Ich kann die donnernde Stimme des Herrn, meines Gottes,
nicht noch einmal hören
und dieses große Feuer nicht noch einmal sehen,
ohne dass ich sterbe.
Damals sagte der Herr zu mir:
Was sie von dir verlangen, ist recht.
Einen Propheten wie dich
will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen.
Ich will ihm meine Worte in den Mund legen
und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete.
Den aber, der nicht auf meine Worte hört,
die der Prophet in meinem Namen verkünden wird,
ziehe ich selbst zur Rechenschaft.
Doch ein Prophet,
der sich anmaßt,
in meinem Namen ein Wort zu verkünden,
dessen Verkündigung ich ihm nicht geboten habe,
oder der im Namen anderer Götter spricht,
ein solcher Prophet soll sterben.
Der Abschnitt, dem die Lesung entnommen ist, stellt die Ordnung für das Prophetenamt in Israel vor und folgt im Buch Deuteronomium auf die Verordnungen, die das Königtum und das Priestertum regeln. Zusammen bilden sie eine Art Verfassung der drei wichtigsten Ämter in Israel. Das ganze Buch ist als Mose-Rede konzipiert. Während andere Gesetzessammlungen (das Bundesbuch in Exodus und das Heiligkeitsgesetz in Levitikus) als direkte Rede Gottes formuliert sind, spricht im Deuteronomium Mose. Er wurde als Mittler eingesetzt, weil das Volk die direkte Rede Gottes nicht ertragen konnte. Die Gesetze des Deuteronomium sind "gepredigtes Recht". Entstanden sind diese Texte in der Königszeit oder gar noch später. Sie spiegeln jedenfalls die Verhältnisse einer späteren Epoche wider.
Die Bestimmungen über das Prophetenamt lassen sich in zwei Abschnitte teilen:
Die Verse 9 bis 14 verbieten religiöse Praktiken wie sie im Umfeld Israels üblich waren: Zauberei, Wahrsagerei usw. Das Prophetenamt Israels unterscheidet sich von diesen grundlegend. Der von Jahwe eingesetzte Prophet spricht im Auftrag Jahwes. Er verkündet, was Jahwe ihm zu verkündigen gibt, während die Zauberer und Hellseher der Umwelt Israels den Willen Gottes zu deuten versuchen. In den Versen 15 bis 22 wird das Prophetenamt Israels in positiver Weise beschrieben. Es wird in der Weise ausgeübt, wie Mose es vorgelebt hat.
Später wurde diese Zusage auf einen endzeitlichen messianischen Propheten bezogen. Das vom Propheten Ausgesagte gilt aber grundsätzlich. Das Volk Gottes braucht keine Hellseher, Stern- und Zukunftsdeuter. Ihm wurde das Gesetz Gottes ein für allemal verkündet. Der Prophet Jahwes ist Künder des Gottesrechts.
Antwortpsalm - Ps 95,1-2. 6-9.
Kv: Hört auf die Stimme des Herrn;
verhärtet nicht euer Herz! – Kv
(GL 53,1)
Kommt, lasst uns jubeln dem Herrn, *
jauchzen dem Fels unsres Heiles!
Lasst uns mit Dank seinem Angesicht nahen, *
ihm jauchzen mit Liedern! – (Kv)
Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, *
lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!
Denn er ist unser Gott, /
wir sind das Volk seiner Weide, *
die Herde, von seiner Hand geführt. – (Kv)
Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! /
Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, *
wie in der Wüste am Tag von Massa!
Dort haben eure Väter mich versucht, *
sie stellten mich auf die Probe und hatten doch mein Tun gesehen. – Kv
2. Lesung - 1 Kor 7,32-35
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Ich wünschte, ihr wäret ohne Sorgen.
Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn;
er will dem Herrn gefallen.
Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt;
er will seiner Frau gefallen.
So ist er geteilt.
Die unverheiratete Frau aber und die Jungfrau
sorgen sich um die Sache des Herrn,
um heilig zu sein an Leib und Geist.
Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt;
sie will ihrem Mann gefallen.
Dies sage ich zu eurem Nutzen:
nicht um euch eine Fessel anzulegen,
vielmehr, damit ihr euch in rechter Weise und ungestört
immer an den Herrn haltet.
Martin Leitgöb (2006)
Der Lesungstext schließt unmittelbar an die Lesung vom letzten Sonntag an. Als eine der konkreten Fragen christlicher Lebenshaltung behandelt Paulus im Ersten Korintherbrief das Thema Ehe und Ehelosigkeit. Im vorhergehenden Abschnitt, der am vergangenen Sonntag gelesen wurde, ist die ehelose Lebensform deswegen hervorgehoben, weil die Wiederkunft Christi unmittelbar erwartet wird. Diesem Argument wird hier nun ein zweites hinzugefügt: Der Ehelose wird weniger abgelenkt, und er hat mehr Zeit und Energie für "die Sache des Herrn". Die gesparten bzw. gewonnen Kräfte aus der ehelosen Lebensform lassen sich unmittelbar für den Dienst am Reich Gottes einsetzen. Dies ist ein auch heute gängiges (und gewiss richtiges) Argument für den Priesterzölibat. Es lässt sich aber sicher nicht mehr, wie von Paulus beabsichtigt, allgemein auf die Lebensverhältnisse aller Christen anwenden. Auch wer seiner Verantwortung in Ehe und Familie nachkommt betreibt auf seine Weise ganz maßgeblich die "Sache des Herrn". Umgekehrt werden sich alle, die ehelos leben, in ihrem Gewissen immer wieder fragen müssen, ob sie die gewonnenen Energien wirklich mit allem Ernst und Eifer für den Herrn verwenden. So bietet der Abschnitt sehr wohl wertvolle Anregungen, über Ehe und Ehelosigkeit zu reflektieren, wenn auch vielleicht mit anderen Beurteilungstendenzen als Paulus.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 4,16
Halleluja. Halleluja.
Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.
Halleluja.
Evangelium - Mk 1,21-28
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge
und lehrte.
Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre;
denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat,
nicht wie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge war ein Mensch,
der von einem unreinen Geist besessen war.
Der begann zu schreien:
Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret?
Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?
Ich weiß, wer du bist:
der Heilige Gottes.
Da drohte ihm Jesus: Schweig und verlass ihn!
Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her
und verließ ihn mit lautem Geschrei.
Da erschraken alle
und einer fragte den andern: Was ist das?
Eine neue Lehre mit Vollmacht:
Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.
Und sein Ruf
verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.
Hans Hütter (2000)
Der Evangelienabschnitt gehört noch zum programmatischen Anfangsabschnitt des Markusevangeliums. Mit der Erzählung einer Dämonenaustreibung demonstriert der Evangelist, was vorher überschriftartig angekündigt wurde: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Unser Abschnitt besteht aus zwei Teilen. Jesus tritt in der Synagoge auf und lehrt. Die Art seiner Lehre unterscheidet sich vom üblichen Synagogengottesdienst. Er redet wie einer, der selbst etwas zu sagen hat. Er interpretiert nicht nur die tradierten Schriften wie die Schriftgelehrten. Er spricht mit göttlicher Autorität.
Die selbe göttliche Autorität zeigt sich auch in der Dämonenaustreibung. Die dargebotene Erzählung lag dem Evangelisten bereits vor. Der Evangelist verwendet sie, um damit die göttliche Vollmacht Jesu herauszustreichen. Das Reich Gottes bricht in seiner Übermacht über die Herrschaft der Dämonen an.
Sich vom Wort Gottes leiten lassen
Die Bibel - auch heute aktuell
Vor dem Altar, wo an Weihnachten die Krippe mit dem Christkind stand, sehen Sie heute eine Bibel. Das erinnert mich an ein Weihnachtsbild vom Württembergischen Maler Sieger Köder. Das Besondere daran: Nicht das Jesuskind liegt in der Krippe, sondern eine große aufgeschlagene Bibel. Darin ist zu lesen: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“
Hirten und Kinder drängen sich um die Krippe und beten an. Der Maler will uns auf eine froh machende Wahrheit hinweisen: Der menschgewordene Gottessohn ist zwar nicht mehr in sichtbarer Gestalt unter uns, aber als Auferstandener wohnt unter uns in seinem Wort und wirkt er in seinem Geist weiter. Gott zieht sich von uns Menschen nicht mehr zurück. Jeder kann ihm nahekommen und ihn erfahren.
Vielleicht kommt Ihnen nun der Einwand: Was können solche alten Texte für unsere moderne Zeit noch bedeuten? - Diese Texte haben Jahrhunderte deswegen überdauert, weil ihr Inhalt Sehnsüchte und Fragen aufgreift, die in jeder Generation wiederkehren.
Eine Philosophiestudentin drückte dies so aus: "In meinem Studium machte ich eine entscheidende Entdeckung: Die Wahrheit, die ich in den Büchern suchte, die lebt. Sie ist Fleisch geworden in Jesus Christus und ist auferstanden. Sie ist nicht nur Vergangenheit, sondern gegenwärtige Wirklichkeit. Sein Wort ist nicht nur ein schwaches, menschliches Wort wie Rauch und Schall. Es ist mit der Kraft Gottes beladen. Es ist ein Wort, das bewirkt, was es sagt.“
Bibelworte können das Leben verändern
Für den heiligen Augustinus wurde eine ähnliche Erfahrung zum Bekehrungserlebnis: Eines Tages geht er verzweifelt im Garten seines Freundes auf und ab und fragt sich: "Warum schaffen andere einen Durchbruch zum Glauben und ich nicht?" Da hört er eine Stimme: "Nimm und lies! Nimm und lies!" Und Augustinus greift nach der Bibel und liest und studiert und betrachtet, und er wird der große Theologe und Heilige, der die gesamte Theologie bis herein in unsere Tage befruchtet.
Ähnlich erging es Franz von Assisi: Er hört das Evangelium von der Aussendung der Jünger: "Geht und verkündet, das Himmelreich ist nahe. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben." Er ist von diesem Wort zutiefst betroffen, verlässt alles, schart Jünger um sich und zieht, arm wie Jesus, predigend durch das Land. Bis zum heutigen Tag ist sein Beispiel lebendig geblieben. Vor allem Jugendliche nehmen sich ihn zum Vorbild.
Oder ein Beispiel aus unserer Zeit: Vor ca. vierzig Jahren kamen einem glühenden Kommunisten namens Kourdakow beschlagnahmte Bibeln in die Hand. Mehr aus Langeweile beginnt er darin zu blättern und stößt auf die Stelle, wo von einem Christen erwartet wird, dass er denen, die ihm Unrecht tun, vergibt. Ihm, dem Anführer einer Schlägergruppe, die über unschuldige und wehrlose Christen herfiel, bohrten sich diese Worte ins Herz. Sie schienen nicht nur auf dem Papier zu stehen. Es war als wenn jemand mit mir im Raum weilte, schreibt Kourdakow, und mich diese Worte verstehen lehrte. Auch wenn ich die Bibel zur Seite legte, kreisten diese Worte unaufhörlich in meinem Kopf. Daraufhin setzt dieser 23-jährige Kommunist alles daran, aus Russland zu fliehen. Er begibt sich in höchste Lebensgefahr, um Christus zu finden.
Das Wort Gottes hat auch heute noch Leben verändernde Kraft.
Vom Wissen zum Tun
Beim Bibellesen geht es nicht nur darum, dass ich verstehe, was geschrieben ist. Selbst wenn ich bei einer Lesung oder Evangelienstelle den zeitgeschichtlichen Hintergrund kenne und eventuelle Missverständnisse ausgeräumt habe, bin ich noch nicht zum Wert der biblischen Aussage vorgedrungen. Ein erster Schritt dazu ist Offenheit und Bereitschaft, sich unvoreingenommen dem biblischen Text auszusetzen.
Offenheit heißt: Gott zu erlauben, dass er mir neue Einsichten schenkt, dass er mich überrascht und weiterführt. Es geht darum, sich vom göttlichen Anspruch der Hl. Schrift treffen zu lassen. Ich vermindere oder verhindere die Wirkung, wenn ich Gott vorschreibe, wohin und wie weit ER mich führen darf.
Gottes Wort möchte auch in mir aufgenommen werden, mich durchdringen und verwandeln. Gottes Wort möchte auch in mir Fleisch werden, wie es durch das Ja-Wort der Gottesmutter Maria in unsere Welt gekommen ist.
Das Entscheidende ist nicht das Wissen, sondern dass ich danach handle. Jesus sagte einmal: "Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich von mir aus spreche." (Joh 7,17).
Auf das Tun kommt es an. Und in diesem Punkt ist ein Intellektueller einem Straßenkehrer um keinen Deut voraus. Jesu Worte können von einer Mutter genauso ins Leben übersetzt werden wie von einem Unternehmer, von einem Jugendlichen ebenso wie von einem alten Menschen.
Sich vom Wort Gottes leiten lassen
Der Theologe Paul Roth rät dazu:
Einmal am Tag solltest du ein Wort der hl. Schrift in deine Hände nehmen. Sei vorsichtig. Es ist so schnell zerdrückt und umgeformt, damit es dir passt. Versuch nicht hastig, es zu melken, es zu pressen, damit es Frömmigkeit absondert. Sei einfach still. Das Schweigen, Hören und Staunen ist bereits Gebet und Anfang aller Wissenschaft und Liebe. Betaste das Wort von allen Seiten.
Dann halte es in die Sonne und leg es an dein Ohr wie eine Muschel. Steck es für einen Tag wie einen Schlüssel in deine Tasche. Fang heute an! Vielleicht mit dem Wort: Es geschehe dein Wille!
In Zukunft wird unser Glaube stärker in unserer eigenen Hand liegen. Die Welt von morgen braucht gewiss gebildete Menschen, aber noch viel notwendiger gute, verantwortungsvolle Menschen, Menschen, die sich vom Geiste Gottes, vom Worte Gottes, leiten lassen.
Wem glauben wir? Wem folgen wir?
Hochsaison der Redekunst
Ein Superwahljahr liegt vor uns. 2024 werden in den USA, in Russland, Indien, Deutschland, in Österreich und in vielen anderen Staaten die Volksvertreter neu gewählt. Die politischen Parteien rüsten sich für die Wahlkämpfe. Wir werden viele mehr oder weniger überzeugende Reden hören. Von vielen gefürchtet sind weitere Wahlerfolge populistischer Parteien…
Eines muss man den Populisten lassen: Meist haben sie Redner an ihrer Spitze, die Menschen in ihren Bann ziehen. Ich will hier keine Beispiele nennen. Viele von ihnen haben auch keine Scheu in die rhetorische Trickkiste zu greifen und ihre Zuhörer mit unrichtigen oder halbrichtigen Behauptungen, mit verlockenden Versprechungen und Ähnlichem mehr zu manipulieren. Doch Vorsicht! Nicht jeder gute Redner ist gleich ein Populist. Als historische Beispiele fallen mir Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Barack Obama und andere ein.
Woran erkennt man den Unterschied? Der ist gar nicht so einfach auszumachen. Oft weiß man erst nachher, ob wir auf einen wahren oder falschen Propheten gehört haben. Diese Unterscheidungsfrage ist uralt. Sie begegnet uns schon in der Bibel. Mose, Elija und die anderen großen und kleinen Propheten hatten oft auch starke Gegner. Oft weiß man das erst am Ende ihres Lebens oder Jahre danach, wer richtig und wer falsch gelegen ist. Was echte Propheten auszeichnet, ist Aufrichtigkeit, Lauterkeit, Selbstlosigkeit, Weisheitsliebe und auch Weisheit. Weisheit und Schlauheit sind für die Zuhörenden jedoch schwer zu unterscheiden.
Jesus, ein hervorragender Redner
Auch Jesus war ein hervorragender Redner, der seine Hörerschaft in seinen Bann zog. Im Evangelium dieses Sonntags wird uns erzählt, wie sehr die Menschen über seine Lehre staunten. "Er lehrte wie einer, der Vollmacht hat", heißt es da. War Jesus ein Populist?
Ihm ging es nicht um eine möglichst große Anhängerschaft. Als einige Begeisterte ihn zum König machen wollten, zog er sich zurück (Joh 6,15). Im Johannesevangelium wird uns auch von einer Grundsatzrede erzählt, nach der ihn viele verlassen haben, weil sie seine Sichtweise nicht teilen konnten (Joh 6,66). Daraufhin fragte er seine Jünger: "Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens." Hier begegnet uns ein weiteres Kriterium: Wahre Propheten wollen überzeugen nicht überreden. Sie lassen den Hörerinnen und Hörern die Freiheit.
Biblische Propheten drohen im Auftrag Gottes auch oft mit dem Tod. Ich verstehe das nicht im Sinne der Bestrafung, sondern als Hinweis, wohin der Weg führt, wenn man seine Worte und die Botschaft Gottes nicht ernst nimmt.
Unterscheidung der Geister
Die Glaubwürdigkeit Jesu wird im heutigen Evangelienabschnitt durch ein sehr dramatischen Beispiel bezeugt. Jesus heilt einen Menschen, der von einem unreinen Geist besessen war. Wir können uns heute schwer vorstellen, was konkret damit gemeint war. Vermutlich würden wir heute diesen Menschen als "geistesgestört" bezeichnen. Jesus heilt ihn, indem er dem "unreinen Geist" befiehlt, diese Person zu verlassen. Die Menschen damals haben das als Beweis seiner Autorität verstanden.
Ich kann diesem Bericht aber auch noch eine andere Seite abgewinnen. Es geht um die Unterscheidung der geistigen Mächte und Einflüsse, die hinter unserem Verhalten und hinter unseren Entscheidungen stehen. Leicht lassen wir uns von Ideen, Theorien, vermeintlichen Sachzwängen und Ideologien verleiten oder gar "verrückt" machen. Hier gilt es auch heute noch zu entscheiden, wohin wir uns führen oder verführen lassen.
Die Frage der Unterscheidung der Geister hat in der kirchlichen Tradition eine große Bedeutung. Ignatius von Loyola, der Begründer des Jesuitenordens, hat sich damit besonders befasst und uns dazu Anleitungen hinterlassen.
Die Unterscheidung der Geister ist aber auch in der Gegenwart eine wichtige Fähigkeit. Sie spielt in vielen Lebensbereichen eine wichtige Rolle: Welchem Politiker folgen wir? Wem können wir vertrauen? Von welchem Geist wird er oder sie geleitet? Wohin möchten sie uns führen? In eine freie Gesellschaft? In eine "illiberale"? In autoritäre Abhängigkeit von einem "starken Mann"?
Wem glauben wir? Wem folgen wir?
Auch im kirchlichen Leben und im persönlichen religiösen Leben kommen wir um die Unterscheidung der Geister nicht herum. Viele Interessen und Ideen wetteifern um das Gehör der Menschen. Auch da tun wir gut daran, kritisch das Gesagte zu hinterfragen. Gut Gemeintes muss noch nicht gut sein. Auf dem Markt der religiösen Ideen und Spiritualitäten gibt es viele Angebote und Werber um Anhängerschaft. Auch hier tummeln sich Populisten…
Welchen Autoritäten vertrauen wir? Die höchste Autorität hat für uns das Wort Gottes. Doch dieses ist nicht immer einfach zu verstehen.
Von der Gottesmutter Maria wird uns mehrfach erzählt, "Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen." (Lk 2,19). Auch wir tun gut daran, über das im Leben Erfahrene und die verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten nachzudenken, mit anderen darüber zu reden, es in unseren Gebeten vor Gott zu bringen und den Heiligen Geist um Rat zu bitten.
Machtvolles Wort Gottes
Gott redet zu seinem Volk durch Propheten
In den biblischen Lesungen haben wir heute viel von Propheten gehört, auch von Jesus Christus als letzten Propheten, der alles Unreine besiegt, weil er mit göttlicher Vollmacht ausgestattet ist.
Die Propheten brauchen ein besonderes Sensorium, ein besonderes Gespür für Gottes Wort, sprechen sie doch im Auftrag Gottes. Prophet zu sein ist immer risikoreich, weil oft die Botschaft, die sie zu verkünden haben, nicht angenommen wird, sogar zu großem Ärger und Hass führen kann und mitunter auch tödlich ist.
Die Perikope, die uns heute vorgestellt wird, ist rätselhaft. Wer ist dieser Prophet, auf den das Volk Israel hören soll? Mose war da für das Volk, seine Worte klingen nun so nach Abschied. Viele Jahre nach Mose kommt ein bedeutender Prophet, der zur Umkehr ruft, Johannes der Täufer. Seine Botschaft löst Betroffenheit aus, die Leute kommen in Scharen. Und dann ist da noch Jesus als der letzte mit Vollmacht geisterfüllte Prophet.
Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Die Sorge um die Sache des Herrn, um seine Botschaft wirft Fragen auf: Kann das wirklich nur der Unverheiratete? Hier haben wir es mit einer Zweiteilung zu tun, die bis heute noch mancherorts spürbar ist: Der Verheiratete sorgt sich um die Probleme der Welt, der Unverheiratete um die Sache des Herrn, somit um alles, was mit transzendentalen Fragen zu tun hat. Das geht hinein bis in den kultischen Bereich.
In der gegenwärtigen Diskussion lässt man zu sehr außer Acht, dass durch die Taufe a l l e, ob Frau oder Mann, Priester, Könige und Propheten sind. Da und dort hört man noch die Aussage, die Kirche hat nicht Politik zu betreiben, ausgeblendet wird aber, dass sie sich auch als Institution um den Menschen zu kümmern hat, vor allem auch um die Ausgegrenzten, die Kranken und Schwachen. Da kann es sehr wohl politisch, nicht aber parteipolitisch werden. Das nennt man „Option für die Armen.“ Diese braucht kein Parteibuch.
Wie Gott zu den Menschen redet
Das Evangelium wird sehr konkret, Jesus ist Arzt (Christus medicus), der Kranke heilt. Das hat nichts mit Parteipolitik zu tun. In der Synagoge durfte jeder großjährige Mann im Gottesdienst die Schrift auslegen. Das hat auch Jesus getan. Bei Lukas 4 lesen wir: „Der Geist des Herrnruht auf mir … Heute hat sich das Schriftwort erfüllt.“ Bei Markus heißt es: „Er lehrte wie einer,der göttliche Vollmacht hat.“ Das ist das Besondere und auch Neue. Was noch spürbar wird: Die Menschen waren sehr betroffen.
Inwieweit macht uns heute Gottes Wort, das uns durch Menschen weitergegeben wird, betroffen? Ist das alles nur Einbildung, ein Placeboeffekt gegen Ärger, Kränkung, Frustration im Alltag? Religion als Projektion, Opium des Volkes, vor allem für dreckige Zeiten? Es fehlt aus verschiedenen Gründen an Glaubwürdigkeit, etwa durch Laschheit im Denken, Unwilligkeit, sich mit Neuem auseinanderzusetzen.
Es ist Zeit vom Schlafe aufzustehen, hörten wir im Advent. Wie sieht das im Alltag aus? Ich kenne Menschen, die auch sie betreffenden wichtigen Anliegen und Problemen, die es zu lösen gäbe, gleichgültig gegenüberstehen. Das gilt auch für letzte Sinnfragen, denen wir uns alle früher oder später stellen müssen.
Die Dämonen wissen um die Macht Gottes
Das Publikum erlebt während des Auftrittes Jesu eine massive Störung: einen schreienden Mann. Ihnen ist sicher der Spruch bekannt: Störungen haben Vorrang, wo immer sie auftreten. Das machen sich auch Dämonen zunutze. Schon Paulus stellt dazu sinngemäß fest: Alles Fleisch ist den Dämonen geweiht.- Götzen sind bei den Juden Dämonen. Man bringt ihnen Opfer dar. Dämonen besetzen den Menschen. Sie sind Schadensgeister in physischer und psychischer Hinsicht. Sie führen aber n i c h t zur Sünde. Erst der diabolos, der Teufel, verführt zur Sünde. Wenn der Messias kommt, haben die Dämonen nichts mehr zu bestellen. Man dachte früher, dass Krankheit Besessenheit ist.
Im Evangelium heißt es: Die Dämonen wissen um die Macht Gottes. Er ist in Menschengestalt erschienen, hat sich zum Menschen heruntergebeugt durch die Macht der Liebe. Wenn Jesus von den Dämonen befreit, ist das Reich Gottes angebrochen. Jesus lehrt in der Synagoge von Kafarnaum, was übersetzt „Gott des Trostes“ heißt. Gott will uns durch seinen Sohn Jesus trösten, weil Mächte und Gewalten unser Leben begleiten. Unser Denken und Tun entwickelt manchmal eine kaum zu kontrollierende Eigendynamik. Alles wird unruhiger, schneller, destruktiver. Innerweltliche Logik und Reich Gottes sollen unter einen Hut gebracht werden. Unser Beitrag dazu ist gefragt und erwünscht.
Es kam anders als üblich und es war gut
Kirchgang anders als üblich
Kirchgang – Ablauf wie üblich? Vielleicht haben Sie es sich gefragt, als Sie sich auf den Weg machten. Im Moment müssen wir die Frage verneinen. Kirchgang wie üblich ist im Moment nicht möglich: Keine Lieder – Abstand – Anmeldung und Maskenpflicht – kein Plausch hinterher auf dem Kirchplatz. Vor einem Jahr wäre uns das nicht wie üblich vorgekommen, aber jetzt ist alles anders. Und wer weiß, was wir daraus lernen.
Die Menschen in Kafarnaum, von denen das Evangelium heute spricht, erlebten es doppelt anders. Zum einen war da ein anderer Prediger. Es war niemand aus ihrem Ort. Es war kein vertrauter Mensch, dessen Lieblingsthemen man kennt. Es lohnt sich vielleicht, ihm aufmerksam zuzuhören. Diese Hoffnung erfüllte sich: „Die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat“ (Mk 1,22).
Und dann war da noch der Vorfall mit dem einem Besucher. Mag er auch an der Seele krank gewesen sein, sein Herz war es nicht. Dieser Mann begegnete in Jesus nicht nur einem, der mit einer gewissen Vollmacht lehrt. Er spürte in ihm die Kraft Gottes.
Die Menschen in der Synagoge hatten nicht nur etwas Außergewöhnliches zu berichten. Sie spürten ihre Betroffenheit und die tiefe bohrende Frage: Wie stehe ich zu diesem Jesus und seiner Lehre?
Es war dieses Mal anders und es war gut. Die Menschen in Kafarnaum spürten das. Sie konnten auch zu Zeugen werden. Sie konnten sagen: „Ich habe ihn erlebt. Ich weiß, wie überzeugend er ist. Ich weiß sogar, dass durch ihn neue Dinge geschehen. Er macht rein. Er befreit aus der Isolation. Ich war einmal dabei und kann mich immer noch gut daran erinnern.“
Wenn das heute passierte
Ich stelle mir vor: Das würde nun hier geschehen. Jesus käme nicht, aber vielleicht ein überzeugender Mensch. Alle unsere Heiligen waren zunächst einfache Zeitgenossen. Ihre Mitmenschen haben sich an ihnen gerieben. Vorbilder sind selten angenehm für ihr näheres Umfeld. Sie sind für diese manchmal nur schwer zu ertragen.
Aber angenommen: Er wäre da und würde statt meiner hier stehen. Dieser Mensch würde uns erzählen, welche Erfahrungen er mit Gott gemacht hat. Er würde als ein Prophet den Blick darauf lenken, was Gott zu unseren großen gemeinsamen Themen denkt. Er würde uns helfen, Gottes Antwort zu finden und zu leben. Und er würde uns mit jedem Satz deutlich machen: Es ist keine Theorie, sondern Erfahrung. Jeder seiner Sätze hat seinen Platz im Leben.
Die Propheten des Alten Bundes waren selten Menschen, die außergewöhnlich sein wollten. Jesaja hat gerufen: „Hier bin ich, sende mich.“ Das war seine Antwort auf die Berufung. Die anderen taten sich schwerer damit. Die Propheten wussten: „Ich werde nicht geliebt und anerkannt. Ich muss den Finger auf die Wunde legen. Ich muss Bilder weitergeben, die mir selbst ein Graus sind.“ Sie wussten aber auch: Es muss sein.
"Ich weiß, wer du bist"
Es ist schwer, die Stimmung eines Menschen zu spüren. Doch es geschieht immer wieder. Wir nehmen die Gefühle des anderen wahr und sprechen sie aus. Eineiige Zwillinge spüren über tausende von Kilometern, wenn mit dem anderen Zwilling etwas nicht stimmt.
Es gibt viele Berichte von Haustieren, die instinktiv und richtig auf die Gefühle von Frauchen oder Herrchen reagieren. Es gibt die Bilder der Tiere, die sich auf das Grab Verstorbener legen. Es ist nicht ihr Verstand, der sie so handeln lässt. Sie spüren etwas und leben es aus. (https://orf.at/stories/3198485)
Manchmal kommen wir an Orte, die für uns im positiven Sinne mystisch sind. Dort haben wir das Gefühl, Gott ganz nahe zu sein. Gedanken, die an diesem Ort entstehen, kommen uns vor wie eine göttliche Eingebung. So stelle ich mir die Erfahrung des Besessenen vor. Sie endet für ihn in der Befreiung – und dann ist Segen da.
Über Geist und Vollmacht, Veränderung und Heilung
„Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat“
Heute begeben wir uns gewissermaßen in die „Werkstatt“ der Verkündigung Jesu. Markus verortet den Beginn der Lehre ganz bewusst zeitlich und örtlich. Gleich mit dem ersten Satz sind wir mitten drin: in Kafarnaum, an einem Sabbat, in einer Synagoge. Die Verkündigung Jesu beginnt daheim – an der gewohnten Stelle; dort, wo er sicherlich schon sein Leben lang inmitten seiner Glaubensbrüder und Schwestern gesessen hat, gebetet hat – und auch das Wort der Schrift gelesen und gehört hat.
Daher ist es auch nichts Außergewöhnliches, dass er das Wort ergreifen darf – er wird das schon davor vielfach getan haben. Und dennoch – an diesem Tag ist etwas anders. Seine Schriftauslegung ist anders, als gewohnt: Sein Wort trifft die Menschen im Herzen; sie merken: er redet nicht über irgend etwas, sondern er selbst steht dahinter – ja, er selbst ist die Botschaft.
Und hier kommt die Erklärung durch den Evangelisten Markus: „Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat.“ Die Rede von der „göttlichen Vollmacht“ kommt nur noch beim Evangelisten Matthäus vor: Dort steht sie am Ende der Bergpredigt, als Reaktion der Menschen auf Jesu Worte. Markus hingegen spricht von der Vollmacht Jesu mehrfach im Zusammenhang mit Heilungen und Dämonenaustreibungen. Es ist die Kraft, die nicht von ihm allein kommt, sondern von Gott. Der unreine Geist im Mann in der Synagoge erkennt seinen Gegner und sagt: „Ich weiß, wer du bist, der Heilige Gottes!“ - Der unreine Geist wird unruhig, weil er die Macht Gottes spürt - eine Macht, vor der das Unreine weichen muss.
Nun kann ich heute sagen: Schön, wir wissen, dass Jesus der Sohn Gottes ist; dass er Wunder gewirkt hat. - Was aber sagt mir dieses Evangelium heute? Was sagt es mir als Christin oder als Christ? Ich möchte drei Botschaften nennen, die ich aus diesem Evangelium für mich herauslese.
Wer sich von der Botschaft Jesu betreffen lässt, wird verändert
Die erste Botschaft lautet: In der Begegnung mit Jesus erfolgt Veränderung. Die Menschen waren von Jesu Lehre betroffen. Einige jubeln ihm zu, andere sind erschrocken - doch Markus weiß auch: viele dieser Menschen sind später jene, die seinen Tod fordern. Sich von Jesu Lehre betreffen lassen heißt: Es geht um mein Leben; es geht darum, mein Leben an seiner Lehre zu messen und auszurichten: „Kehr um und glaube an das Evangelium!“
Die Botschaft Jesu verändert jene, die sich von ihr betreffen lassen: das erzählen die Heilungen, die Wunderberichte. Das erzählten aber auch viele Begegnungen mit Jesus, Begegnungen, die zur Nachfolge führen; Begegnungen, die einen radikalen Wechsel des Lebenswandels mit sich bringen.
Sich zu ändern - das ist wahrlich nicht immer leicht. Wir kennen es vielleicht von einzelnen Fasten- oder Neujahrsvorsätzen, wie schwer es ist, sein Leben zu ändern; sein Leben immer neu nach Jesus auszurichten. Dabei ist seine Lehre eigentlich ganz einfach. Er selbst fasst sie zusammen: Liebe Gott - und liebe den Nächsten wie dich selbst. Gott zu lieben ist ja noch einfach; den Nächsten in Afrika oder auch in einer anderen Stadt zu lieben auch; aber die Nächsten, mit denen ich den Alltag verbringe; an denen ich mich reibe? Die Nächsten, deren Stärken und Schwächen ich kenne - sie zu lieben ist der große und schwere Auftrag. „Sich von Jesu Lehre betreffen lassen“ heißt: Immer neu den Versuch starten, mehr zu lieben.
Mit dem Geist Jesu gegen Ungeist und „Zeitgeist“
Die zweite Botschaft hat mit dem Geist zu tun – mit dem Geist Jesu, der Menschen begeistert; aber auch mit dem Geist, der die Menschen antreibt – nennen wir ihn den Zeitgeist. Und auch mit den Geistern, die unser Leben ängstigen, einengen und vergiften. Die Bibel nennt sie „Dämonen“ – also etwas, was uns nicht loslässt; etwas, was das Leben beeinträchtigt und unsere guten Möglichkeiten niederhält.
In der Lesung ist die Rede vom Propheten – also von einem, der die Zeichen seiner Zeit (und somit auch den Zeitgeist) deutet; der auf das achtet, was um ihn herum vorgeht – und der den Menschen Wegweisung geben kann. Daher ist hier auch die Rede vom „Prophet Mose“. Denn er hat den Menschen seiner Zeit Weg-Weisung gegeben auf dem Weg durch die Wüste – aber auch auf dem Weg durch ihr Leben.
Die Vollmacht Jesu ist es, falsche Zeit-Geister und Un-Geister zu entlarven. Und indem er sie benennt, können Menschen aufatmen. Man könnte sagen: An Jesus scheiden sich die Geister – die guten und bösen. Kein harmloser, netter Jesus begegnet uns hier – sondern einer, der Klartext redet; der Sünde und Schuld ebenso benennt wie Ungerechtigkeiten innerhalb und außerhalb der Glaubensgemeinschaft. Jesu Botschaft ist eine, die die Lebens-Geister der Menschen neu weckt.
Indem wir für andere beten, setzen wir dem Ungeist des Egoismus den Geist Jesu entgegen; indem wir seinen Willen über unseren eigenen stellen, stellen wir dem Ungeist der Macht den Geist der Vollmacht Jesu gegenüber. Nicht umsonst gehört die Unterscheidung der Geister zu den wichtigsten Fähigkeiten für ein christliches, für ein geistliches Leben: Die Unterscheidung, welche Worte und welche Handlungen dem Leben dienen und welche dem Tod; welche
Jesu Botschaft bringt Heil
Und schließlich ist gleich zu Beginn des Markusevangeliums auch deutlich: Jesus ist einer, der Heilung bringt. Dies ist vielleicht die Botschaft, die am meisten Mut machen kann: Jesu Lehre und sein Wirken dienen dem Heil der Menschen. Das heutige Evangelium zeigt, dass es Jesus um Heil geht - und zwar zuerst um das Seelenheil. Man kann körperlich noch so gesund sein - wenn die Seele krank ist, wenn man mit sich selbst und mit Gott im Unreinen ist, dann ist man schlechter dran als jemand im Krankenbett, der sich dennoch von Gott getragen weiß. Jesus möchte aber das ganzheitliche Heil des Menschen: An Seele, Geist und Körper soll der Mensch gesunden.
Und die Evangelien zeigen, dass Jesus bereit ist, alles für das Heil der Menschen zu geben; für die Befreiung aus den Zwängen von Sünde und Tod. Denn der Beginn des Evangeliums und das Ende des Evangeliums müssen zusammengedacht werden. Der Geist Gottes, der auf Jesus bei der Taufe herabkommt (Mk 1,10), zeigt die Vollmacht Jesu an: Er ist eins mit dem Vater. Es ist zugleich der Geist, den Jesus am Kreuz aushaucht (Mk 15,37).
Diesen Geist erkennen die Dämonen – und sie bezeugen, wer Jesus ist: Du bist der Heilige Gottes. Jesus, der Heilige Gottes – er ist der, der Heil bringt; der die Geister unterscheidet; der die Menschen herausfordert, das Leben zu ändern.
Eine befreiende Botschaft
Jesu göttliche Vollmacht
Am letzten Sonntag haben wir die Zusammenfassung der Botschaft Jesu gehört in dem Satz: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ Heute zeigt uns der Evangelist Markus, dass Jesu Lehre „voll göttlicher Macht“ ist. Sogar zerstörerische Mächte weichen müssen. Alle nehmen staunend und mit Schrecken wahr, dass die Herrschaft Gottes in Vollmacht ankommt und Neues in Jesus anbricht. Jesus, über den in der Taufe am Jordan der Geist herabgekommen ist, redet und lebt durch diesen Geist aus der Macht seines Vaters. Der Dämon, der als gefallenes Geistwesen Anteil hat am Wissen der überirdischen Mächte, erkennt, wen er vor sich hat. Er versucht, in falscher Wichtigtuerei das Geheimnis Jesu bekannt zu machen und die Menschen durcheinander zu bringen „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.“ Jesus will nicht durch den Dämon von den Leuten als machvoller Exorzist erkannt werden. Sein Weg soll später als groß erkannt werden, weil er freiwillig in Liebe sein Leben für uns gibt.
Die befreiende Botschaft
Doch will uns die Frohbotschaft heute ermutigen. Denn auch wir spüren mitunter in unserem Leben den Einfluss dunkler Mächte. Wir erfahren, dass wir uns aus eigener Kraft nicht davon befreien können. Da werden wir heute eingeladen, uns auf Jesu mächtiges Wort zu verlassen! Es ermuntert uns zum demütigen Glauben und zur selbstlosen Hingabe. Versuchen wir auch, uns mit der Gemeinde der Schwestern und Brüder in Liebe vereint zu halten! Auch wenn wir mitunter in Schuld und Egoismus geraten und Anlass geben zur Absonderung, möge uns sein mächtiges Wort der Vergebung aufrichten. Der Geist der Liebe Jesu wird uns freimachen, das Wesentliche des Reiches Gottes zu sehen und in der Kirche heute einander Mut zuzusprechen. Miteinander können wir zur dienenden Kirche werden, die Jesus bezeugt.
Glaubwürdig von Gott reden
In die Zukunft schauen
Wenn ich als Kind die Nerven meiner Mutter allzu sehr strapazierte, drohte sie manches Mal: Wenn du so weitermachst, kommst du noch ins Zuchthaus. Auf die Nachfrage, was ein Zuchthaus sei, erklärte sie uns, dass besonders schlimme Menschen dort eingesperrt seien. Dieses Schicksal ist mir Gott sei Dank erspart geblieben. Meine Mutter war deswegen aber trotzdem keine »falsche Prophetin«. Die hat aber getan, was Propheten zu tun haben. Sie warnen vor den Folgen falschen Tuns. Sie haben zur Aufgabe, Menschen in eine gute Zukunft führen. Sie verheißen diese, auch wenn es gegenwärtig nicht gut aussieht.
Vor einigen Jahren hörte ich auf einer theologischen Tagung einen Vortrag eines Zukunftsforschers. In der Einleitung legte er die Grundlagen seiner Wissenschaft dar. Natürlich könne er nicht die Zukunft voraussagen. Er könne lediglich die Fakten und Daten, die ihm gegenwärtig zur Verfügung stehen, auf Zukunft hin deuten. Auf eine einfache Formel gebracht: wenn wir so oder so weitermachen, wird das oder jenes eintreten.
Zukunftsforschung in diesem Sinn ist sehr wichtig, weil wir meist das Gegenwärtige nach alten Gewohnheiten und Denkmustern deuten. Unser eigenes Wunschdenken und alte Denkgewohnheiten machen uns blind für gefährliche Entwicklungen. Oft sind wir befangen und finden wir kein klares Urteil. Der Grundsatz "das haben wir immer so gemacht" ist keine verlässliche Basis für den Weg in die Zukunft. Ein Beispiel, an dem die gegenwärtig sehr deutlich wird, ist der Klimawandel. Wir blasen Abgase – nicht nur CO2 – gedankenlos in die Luft und hoffen, dass diese nicht schaden, weil früher die Atmosphäre sie scheinbar ohne Schaden aufgenommen hat.
Worauf können wir uns verlassen?
Gerne vertrauen wir Vordenkern: Fachleute aller Art kommen in den Medien zu Wort und erklären uns die Welt. Nicht alle sind »Propheten«. Oft merken wir nicht, dass die Auswahl dieser Personen von Geldgebern gesteuert wird oder manche von ihnen im Dienste der Werbung stehen. Unsere Welt wimmelt von Meinungsmachern, Gurus, selbsternannten Päpsten, Propheten unseres Zeitgeistes.
Wenn ich als Priester eine Meinung vertrete, wird diese oft mit Misstrauen aufgenommen: der muss ja so reden, das ist ja sein »Geschäft«. Misstrauisch sind wir auch gegenüber Politikern und Menschen, die uns etwas verkaufen wollen. Um sich ein eigenes Urteil bilden zu können, benötigt man ausreichend Informationen. Diese kommen oft nur gefiltert zu uns und selten verfügen wir auch über ausreichende Sachkenntnis, um die Informationen richtig deuten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen zu können. Auf welche Autoritäten können wir uns verlassen?
Die göttliche Autorität Jesu
Als Jesus in der Synagoge von Kafarnaum predigte, so wird uns berichtet, waren die Menschen betroffen von seiner Lehre, sie spürten: da redet einer anders als die Schriftgelehrten, einer, der eine besondere Vollmacht hat. Diese Autorität zeigt sich auch in der Begegnung mit einem Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Es ist heute schwer zu beurteilen, was man damals mit dieser Redeweise gemeint hat. War es Geisteskranker? War es einfach eine Person, die eine andere Meinung hatte und ihm widersprechen wollte? Menschen, die von einer bestimmten Meinung »besessen« sind, zeigen ja auch oft Verhaltensweisen, zu denen wir nur den Kopf schütteln können. Und manche können ganz schön rabiat werden, wenn jemand anderer Meinung ist als sie.
Autoritäre politische und religiöse Systeme reagieren auch ganz heftig, wenn jemand ihre Überzeugungen nicht teilt. Es gibt verschiedene Methoden, Gegner mundtot zu machen oder gar aus der Welt zu schaffen.
Im Idealfall gelingt es, Meinungsverschiedenheiten auszudiskutieren. Und es braucht eine hohe Toleranz, abweichendes Denken auszuhalten und bestehen zu lassen.
Im Beispiel des Evangeliums bleibt Jesus der Stärkere und wir fragen uns, woher nimmt er seine Autorität und woran kann man diese Autorität erkennen. Lediglich sich auf Gott zu berufen ist zu wenig. Das tun auch sogenannte Gotteskämpfer.
Glaubwürdig von Gott reden
Wir verfügen über eine Reihe von Kriterien, die hilfreich sind, religiöse Überzeugungen richtig einzuschätzen:
- wenn jemand auch selbst tut, was er sagt;
- wenn eine Meinung uneigennützig und selbstlos vertreten wird;
- wenn sich die Person, diese Meinung auch selbst etwas kosten lässt;
- wenn man spürt, dass es um ein wichtiges persönliches Herzensanliegen geht;
- wenn es um das Wohl aller geht;
- wenn es nicht im Widerspruch zu Grundwerten und Grundwahrheiten steht;
- und anderes mehr...
Ein endgültiges Urteil wird man sich erst bilden können, wenn das Angekündigte auch eintrifft. Denn bei jedem Kriterium können Menschen sich auch irren. Deshalb lässt sich Glaube nicht beweisen. Er bleibt bis zum Ende ein Risiko. Glauben ist ein sich Verlassen auf Gott, dessen Richtigkeit wir erst erkennen werden, wenn wir ihm selbst begegnen. Um die Frage der göttlichen Autorität Jesu geht im ganzen Evangelium des Markus. Gleich am Beginn seines Auftretens spüren die Menschen: Er redet anders, handelt anders, ist anders. Aber selbst am Kreuz noch wird Jesus aufgefordert zu beweisen, dass er Gottes Sohn ist. Er wird verspottet, da ihn Gott offensichtlich verlassen hat. Wo ist nun seine göttliche Vollmacht? Ein römischer, ein heidnischer Hauptmann erkennt jedoch unter dem Kreuz: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn". Sie zeigt sich erst in seiner Auferstehung und Himmelfahrt.
Die Glaubwürdigkeit Jesu ist begründet durch sein aufrichtiges Reden und Tun. Menschen, die ihm begegnet sind, haben das erlebt. Menschen, die mit ihm gelebt haben, haben seine Glaubwürdigkeit bezeugt, indem sie selbst ihr Leben für ihn und seine Botschaft eingesetzt haben. Wenn unser heutiges Reden von Gott oft nicht als glaubwürdig genug erlebt wird, hängt das vielleicht daran, dass es eher dem Gerede der Schriftgelehrten gleicht als dem Wort und dem Tun Jesu.
Überwindung des Bösen
Ein unreiner Geist
Das Evangelium beginnt mit der Heilung eines unreinen Geistes. Diese Perikope lässt doch einige Fragen offen, die nicht leicht zu beantworten sind: die Frage nach "unreinen Geistern", in weiterem Zusammenhang nach dem Bösen und Besessensein. Wie soll man damit umgehen? Heilung ja, aber wie? Was ist bzw. worin besteht die "Lehre in Vollmacht"?
Auch im Christentum hören wir, genauso wie in anderen Religionen, von guten, helfenden, aber auch bösen, störenden Geistern. So erwächst allmählich die Erkenntnis, dass der Mensch nicht nur helle Seiten, sondern auch Schattenseiten in sich trägt.
Besessen, besetzt...
Die "unreinen Geister" werden zweimal in dieser Stelle erwähnt, und Markus spricht auch in Kapitel 5 von der Heilung des Besessenen in Gerasa. Wie wir heute wissen, gibt es psychosomatische Zusammenhänge und Vorgänge. Besessenheiten sind krankhaft, sind Süchte, etwa nach Drogen, Alkohol. Auch sehr gebildete Menschen wissen, dass zuviel Alkohol der Gesundheit schadet, Unglück verursacht, dass Drogen nur für ganz kurze Zeit in eine scheinbar bessere Welt versetzen - trotzdem frönen sie dem Laster und werden abhängig.
Wahnvorstellungen wiederum gehen auf Besetztheit zurück, sind meist krankhafte Entwicklungen, bei denen Verhaltensabläufe entstehen, die unverständlich, ja gefährlich werden können (dissoziative Störungen). Die Grenzen von Besessenheit und Besetztheit sind sehr fließend, sind berauschend, wie eine Redewendung zeigt: machtbesoffen sein; Verfolgungswahn mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen. Dadurch werden verschiedene Geisteshaltungen offenbar. Manche dieser Formen können sich auch in krankhaften körperlichen Erscheinungen zeigen. Wenn die Psyche krank ist, trifft das auch sehr oft den Körper.
Zerstörerische Kräfte
Zur Zeit Jesu und auch noch danach sah man Fieberanfälle, Epilepsie als unheimliche, nicht erklärbare Phänomene an, die dem Bösen, dem Dämonischen zugeschrieben werden. Und tatsächlich gibt es auch im Inneren des Menschen die Kraft der Zerstörung, sogar den Todestrieb. Blicken Sie nur in die Zeitungen, ins Internet oder Fernsehen. Da finden Sie alles bestätigt.
Heilende Kräfte
Dieser Mann, der uns im Evangelium dargestellt wird, den Jesus heilt, hat beide Kräfte in sich: die Kraft des Lebens, aber auch die Kraft der Zerstörung. Eine lebenslange Bewährung wird sein, wie wir mit diesen kaum lösbaren Gegensätzen umgehen. Es gibt Menschen, die haben die Fähigkeit durch Berührung, Handauflegung, durch eine angenehm vertraute Stimme, durch ein einladendes Äußeres etwas zu bewirken. Dann sprechen wir von der Aura, vom Fluidum einer Person.
Es ist schön, wenn wir sagen können: Du bist ein Segen für uns. Sie wird uns im Evangelium in der Person Jesu vorgestellt, weil er gekommen ist zu heilen, was verwundet ist und als wirksamer Ausdruck der Gottesherrschaft auch zu retten. Leider wird das nicht überall begriffen, deshalb scheint nach wie vor auch die Macht der Zerstörung Oberhand zu gewinnen.
Die Überwindung des Bösen
"Heiliger Gottes" ist ein christologischer Titel, der sagt: Jesus stellt sich der Macht der Zerstörung entschieden entgegen.
"Lehre in Vollmacht", was das ist, sagt der Text an dieser Stelle nicht konkret. Die Austreibung wird als Folge der Lehre Jesu angesehen und auf seinem Weg mit den Jüngern später entwickelt. Dazu zählt auch, dass jeder sein "Kreuz auf sich nimmt", ihm "nachfolgt" (Mk 8,34f) und sich zu Christus bekennt. Es geht somit um die Überwindung des Bösen. Grundsätzlich ist dieser Kampf schon entschieden. Die Frage ist nur, welchen Mächten wir glauben.
Welche Möglichkeiten einer Heilung gibt es heute außer medizinischen psychotherapeutischen Behandlungsweisen? Heilung wird nicht durch gewaltsame Ausrottung des Bösen, sondern durch Liebe möglich werden: durch Sozialkontakte, etwa eingebunden in eine lebendige Pfarrgemeinde, die Vertrauen stärkt.
Wenn wirklich Böses durch die Tat eines Menschen geschieht, darf trotz allem keiner zum Teufel gemacht werden. Genau das ist unfassbar, nicht zu erklären, geradezu paradox. Der Glaube bekundet darüber eine Fassungslosigkeit, die Opfer wie Täter gleichermaßen ernst nimmt. Wie können wir diesem Umstand aus gläubiger Sicht begegnen? In wenigen Tagen beginnt die Vorbereitungszeit auf Ostern. Vielleicht hilft schon jetzt ein Blick auf das Kreuz mit einem der "Sieben Worte Jesu" nach Lk. 23,43: "Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein." Neben Jesus hängt der Gute neben dem Bösen. Mit b e i d e n tritt Jesus ins Gespräch. Er scheut nicht auch Kontakt mit dem Bösen zu haben, weil er alle - auch die Sünder retten will. Eine gute Nachricht für diesen 4. Sonntag im Jahreskreis, verbunden mit großer Selbstüberwindung, die uns zum Guten, auch zum inneren Frieden, führt.
Gottes Wort wirkt
Erkenntnis Gottes
Gott hat sich in seiner Menschwerdung so sehr erniedrigt, dass wir das Göttliche in ihm übersehen können. Ein unreiner Geist hingegen erkennt sofort, dass Jesus der Heilige Gottes ist. Er weiß, mit wem er es zu tun hat. Ein Geist besitzt eine andere Erkenntnisfähigkeit als wir. Ein Geist kann das Wesen einer Person durchschauen, ein Mensch vermag das nicht. Doch im Wirken Jesu scheint immer wieder blitzlichtartig seine Göttlichkeit auf.
Im heutigen Evangelium wird das bei der Rede Jesu offenbar. Christus lehrt nicht fachkundig wie die Gelehrten, sondern mit Macht. Das können die Schriftgelehrtem nicht. Das versetzt alle Zuhörer in Staunen. Dem Wort Jesu gehorchen sogar die Dämonen. Ich kenne keinen Menschen der Geschichte, der mit seinem Wort sofort bewirkt, was es ausspricht. Jesus ist daher der Retter und Arzt der Menschheit schlechthin. Der Hauptmann von Kapharnaum bringt es auf den Punkt: "Herr, sprich nur ein Wort, dann wird mein Knecht gesund" (Mt 8,8).
Gottes Wort wirkt
Das Wort Jesu hat göttliche Macht und Kraft. Daher beten wir im Vaterunser: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe", da er immer das Beste für uns will. Jesu mächtiges Wort bringt Leben in die Menschen bis zum heutigen Tag, ja Leben in Fülle. Das bezeugen die Heiligen. Mit Christus ist wirklich Gott in die Welt gekommen. Durch sein Wort und seine Gegenwart kann alles anders werden.
Ich vermute, dass einigen von uns bekannt ist, dass die Menschen vor 2000 Jahren in allen lebensbedrohenden Kräften und Krankheiten Dämonen am Werk sahen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass auch heute viel zu viele Menschen nur das Negative sehen und den Teufel an die Wand malen. Christus ist mit seinem mächtigen Wort schon da, er kann dem Bösen Einhalt gebieten. Er wirkt auch als Auferstandener mit Macht, wenn wir Menschen ihm Raum geben. Die ganze Botschaft Jesu kann ich in dem Satz zusammenfassen: "Kehrt um und glaubt an das Evangelium", an die Liebe Gottes, die uns immer begleitet und nie verlässt. Wer sich auf diese Liebe einlässt, wird ein neuer Mensch, Christus ähnlich.
Christen haben sich diesem ewigen Wort der Liebe, das Fleisch geworden ist, total verschrieben. Aber die Ältesten, die Schriftgelehrten und der Hohe Rat haben das Wort Jesu nicht angenommen und es am Kreuz mundtot gemacht. Doch das ewige Wort, das Gott selbst ist, kann nicht untergehen. Es ist auferstanden. Es wirkt fort in Zeit und Ewigkeit. Selig ist der Mensch, der diesem Wort vertraut. Er hat sein Haus auf Fels gebaut.
Jesus tritt mit Vollmacht vereinnahmenden Kräften gegenüber
Terror, Fanatismus, Absolutheitsanspruch
Die Zwickauer Terrorzelle, ihre Ideologie, ihre Taten, das Versagen der Behörden... Sie können es wahrscheinlich schon nicht mehr hören, und wir sind häufig die Meldungen und Nahrichten über solche und ähnliche Taten bei uns und anderswo leid, wirklich leid, weil sie so schwer auszuhalten und nicht zu begreifen sind.
Was treibt solche Menschen eigentlich um? Wie kommen Menschen dazu immer wieder gezielt Menschen umzubringen, weil sie nicht die eigene Sprache, die eigene Nationalität, den eigenen Glauben teilen? Wovon sind solche Menschen im wahrsten Sinne des Wortes besessen. Und wir finden sie überall. Rechtsextremismus, der menschenverachtend denkt und handelt; Muslimische Vereinigungen, die, wenn Sie die Möglichkeit hätten, auch bei uns einen islamischen Gottesstaat errichten würden und ihre Auslegung der Scharia zum gültigen Gesetz erklären würden; Selbstmordattentäter, die immer wieder andere Menschen in den Tod reißen; Abtreibungsgegner in den USA, die Ärzten und Kliniken den Tod androhen und auch Christen, die ihren Glauben derart extrem auslegen, dass sie nichts anderes tolerieren, als wüssten sie absolut, was wahr und richtig ist und was Gott erwartet.
Ich weiß nicht, was diese Menschen umtreibt. Ich kann es allenfalls gemeinsam mit anderen Menschen guten Willens suchen.
Ungewöhnliche Vollmacht
Fanatismus, ein Absolutheitsanspruch, der nichts anderes gelten lässt, besessen sein von etwas... So etwas deutet sich auch im heutigen Evangelium an. Und Jesus ist der, der sich mit einer ihm ganz eigenen Vollmacht dem entgegenstellt. Diese Vollmacht, mit der Jesus lehrt, spricht und auch handelt, ist anders als die der Pharisäer, ist aber auch anders als die des Mannes, auf den er in der Synagoge stößt.
Was ist das für eine Kraft, die in ihm wirkt? Woher kommt sie? Wie heißt sie? Ich glaube, wer mit einer solchen Kraft lehrt, wer sich dem landläufig Gültigen, dem Besessenen, dem Fanatischen entgegenstellt, muss eine ungeheure Freiheit besitzen. Und er muss jemand im Rücken haben, auf den er sich ganz verlassen kann und der ihm diese Freiheit ermöglicht.
Wenige Zeilen vor dieser Evangeliumsstelle wird von der Taufe Jesu berichtet. Da traut ihm jemand, Gott. Der Gott, Jahwe, der auch in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium, dem fünften Buch Mose, bei seinem Volk ist. Der Gott, der aus der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit führt. Einer Freiheit, die alle Lebensbereiche des Menschen umfasst. Einer Freiheit, die jeder Unterdrückung, jedem Fanatismus und der Besessenheit, etwas Besseres als der andere zu sein, entgegensteht, weil die Achtung vor dem anderen ausdrücklich Gottes Gebot ist. Die Freiheit, die er seinem Volk schenkt, fordert Jahwe ausdrücklich von diesem auch für die anderen ein.
Freiheit ist dabei nicht Willkür oder purer Egoismus, der die eigenen Interessen durchsetzt sondern das Recht, selbst in seinem Leben zu entscheiden und gleichzeitig die Pflicht, dieses Recht jedem Menschen zuzugestehen, und wo es geboten und möglich ist, auch dafür einzustehen.
Mahnung zur Wachsamkeit
Der 27. Januar jeden Jahres ist der der Tag des Gedenkens gegen die Opfer des Nationalsozialismus. Bundespräsident Roman Herzog, der den Tag 1996 als Gedenktag proklamierte, sagte damals:
"Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedanken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken."
Dazu sind wir als Deutsche und Christen jeden Alters verpflichtet. Als Deutsche dort, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer religiösen Anschauung oder ihrer sexuellen Orientierung zu Opfern werden; als Christen dort, wo religiöser Extremismus und Fanatismus sich breit macht, wo Menschen erklären, nur sie wüssten wie die Bibel richtig auszulegen sei oder die Messe gültig gefeiert werden könne; dort, wo Menschen so sehr auf eine Anschauung eingeschworen und manipuliert werden, dass sie die Freiheit, die allen Kindern Gottes und allen Menschen gegeben ist, nicht mehr leben können.
Jesus ist in seiner Verkündigung vom Reich Gottes immer wieder auf Menschen und Situationen zugegangen und hat dann in der guten Beziehung zu seinem Vater entschieden was jetzt zu tun und zu sagen ist. So, und nur so konnte er die Steinigung der Ehebrecherin verhindern und sie dennoch auffordern, ihr Leben neu auf Gott auszurichten. Hätte er hier ausgegrenzt oder ewig gültige Wahrheiten eingefordert, wären Steine geflogen.
Zu dieser großen Freiheit heilt Jesus den Mann in der Synagoge und jeden einzelnen von uns.
Stärker als ein böser Geist
Böse Geister
Klar, mit Jesus wollen die bösen Geister nichts zu tun haben. Sie haben Angst vor ihm. Sie fühlen sich ihm ausgeliefert. Sie kommen an ihn nicht heran. Das fuchst sie. Aber heute, in der Synagoge in Kafarnaum, bringt einer von ihnen sogar das Kunststück fertig, endlich einmal die Wahrheit zu sagen - sogar noch aus freien Stücken, ohne Not: "Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes". Alle hören es. Merkwürdig genug: böse Geister lieben es nicht, in die Öffentlichkeit zu geraten oder gezerrt zu werden. Diskretion ist ihr Markenzeichen und ihr Geheimnis. Werden sie nämlich entdeckt - ist es mit ihrer Macht aus. Es ist, als ob sie nackt ausgezogen würden.
Also, reden wir heute doch einmal über nackte Geister! Eine sehr befreiende Perspektive, das Ergebnis schon vorwegzunehmen. Denn die bösen Geister, offiziell zwar längst vertrieben, haben sich allerlei Kostümierungen und Maskeraden einfallen lassen, durch die Hintertüren dann doch nach Platz zu nehmen in unseren guten Stuben.
Die vielen Gesichter eines bösen Geistes
Da gibt es den bösen Geist, der sich als Überlegenheit verkleidet. Er geistert in Kollegenkreisen herum, sitzt mit am Stammtisch und bringt es sogar ins Fernsehen. Andere werden durch ihn klein gemacht, zurechtgestutzt, zusammengestaucht. Natürlich: immer mit den besten Argumenten. Und selbstverständlich immer als bescheiden getarnt. Wir wissen schließlich, was geht und was nicht, was ankommt und was nicht. Eine Blöße gibt sich der böse Geist nicht. Er geht sehr professionell ans Werk. Wenn er etwas gut kann, dann: gut reden. Der stärkste Verbündete: die Angst. Wo so viel Überlegenheit ist, muss sie sich auch behaupten können. Wer sich fürchtet, widerspricht nicht.
Es gibt den bösen Geist, der sich als Wahrheit tarnt. Er liebt schöne Feiern, gesetzte Worte und leider auch geweihte Räume. Entschuldigung: Es ist so wichtig, nach der Wahrheit zu fragen. Für die Wahrheit einzustehen. Für die Wahrheit zu kämpfen. Aber wenn sich Lieblosigkeit breit macht, Rechthaberei nicht einmal tarnt, hinter vielen Sätzen die Abgrenzung geradezu lauert - dann kann sich der böse Geist sogar mit Weihrauch vertragen, was er sonst hasst wie die Pest.
Hauptsache, er kann sich absetzen - und andere zu Außenseitern machen, die nicht richtig glauben, nicht das Richtige glauben und überhaupt lieber draußen bleiben mögen. Die Wahrheit muss dann spazieren wie ein Pfau, kriechen wie eine Schlange, heulen wie ein Wolf. Die Wahrheit kann sich nicht wehren. Wenn es niemanden gibt, der ihr zu ihrem Recht verhilft.
Schließlich liebt es der böse Geist gar, als gutes Gewissen zu erscheinen: als gutes Gewissen, einem anderen die Freundschaft aufzukündigen, den Krieg zu erklären, endlich einmal reinen Tisch zu machen. Es ist nicht gut, zimperlich zu sein, ewig den Gutmenschen zu spielen, sich an der Nase herumführen zu lassen: Jetzt ist es genug. Sagt der böse Geist - und gibt ein gutes Gewissen. Eigentlich könnte ich darüber reden, Spielräume ausloten, den Dingen auf den Grund gehen. Aber bei so vielen guten Gründen tue ich es nicht. Mein Gewissen ist rein, sage ich. Aber wenn ich darüber nachdenke, ist mir nicht mehr wohl.
Für den 1. Weltkrieg gab es Gründe, für den 2. auch. Für die Ehescheidung gab es Gründe, für die Trennung von den Kindern auch. Für die Hasstirade gab es Gründe, für den Rundumschlag auch. Aber was waren das für Gründe? Ich schäme mich - für mein gutes Gewissen.
Heute höre ich die bösen Geister sagen: Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Jetzt ist es vorbei mit der Überlegenheit, der Wahrheit und dem guten Gewissen.
Jetzt zählt nur noch er: der Heilige Gottes.
Erkenntnis
Markus erzählt, dass der böse Geist, nachdem er sich weit aus dem Fenster gelehnt hat, mit einer ganz großen Geste das Spielfeld verlässt. Der Mensch, der ihm lange Wohnrecht einräumte - oder einräumen musste - wird noch einmal durchgeschüttelt. Aber dann, mit einem großen Geschrei, sucht der böse Geist das Weite.
Wie weit er wohl gekommen sein mag? Hat er sich geschlagen gegeben? Fiel ihm ein neues Opfer zu? Ich weiß es nicht, Markus erzählt es nicht. Wichtig ist nur, dass alle mitbekommen, was hier geschieht: ein böser Geist, der lange, allzu lange seinen bösen Einfluss geltend machen konnte, hat seinen Meister gefunden. Dafür braucht er, dafür brauchen wir die ganz große Bühne! Es wurde schon zu lange geschwiegen! Zu lange wurden die Schultern eingezogen! Zu lange!
Überraschender- oder auch auffälligerweise wird hier im Evangelium keine Schuld zugewiesen. Der Mann, von dem die Rede ist, wird uns nicht einmal vorgestellt. Wie er zu dem bösen Geist kam - uninteressant. Was das für ein böser Geist war - ohne große Bedeutung. Wie der Mensch sich bisher zu wehren versuchte - auch die Niederlagen werden nicht erzählt.
Aber es fällt das Wort: besessen. Wir sehen, wie ein Mensch sich nicht mehr gehört, wie eine andere Macht sich seiner bemächtigt, Besitz von ihm ergreift. Namenlos. Gesichtslos. Geschichtslos. Ich kenne viele Situationen, auch in meinem eigenen Leben, wo das Wort "besessen" angemessen beschreibt, wie wir uns fühlen - und geben. Ich möchte jetzt einfach nur hören, was sich in Kafarnaum ereignete.
Bekenntnis
Richtig glücklich bin ich, dass Markus als guter Beobachter und Zeuge den bösen Geist selbst das Wort finden lässt, dass ihn zu Fall bringt: Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes. Wer hätte das einmal gedacht, dass der böse Geist ein Glaubensbekenntnis formuliert, die Wahrheit findet und eben auch die Wahrheit über sich selbst. Das hätte ich ihm ehrlich gesagt auch nie zugetraut. Diesem Windhund, Spieler und Lump.
Übrigens: Im Markus-Evangelium ist es eben dieser böse Geist, der überhaupt zum ersten Mal ein Bekenntnis ausspricht. Wenn Sie so wollen: die Urform eines Bekenntnisses. Ich weiß, wer du bist - du bist der Heilige Gottes. Der Geist spricht aus, was vor ihm noch kein Mensch gesagt hat und sich zu sagen traute. Diese Pointe hat der Evangelist fein versteckt. Aber nicht so fein, dass wir ihm nicht auf die Schliche kommen könnten. Ein ebenso schöner wie bizarrer Gedanke: Der böse Geist stellt Jesus für uns heraus, hilft uns, ihn zu entdecken und zu bekennen.
Ein grandioser Schluss! Der Evangelist erzählt, dass alle, die das sehen und hören, erschrecken. Einer fragt gar den anderen, eine die andere: "Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl." Am Ende also Staunen. "Sogar die unreinen Geister"!
Uns verwundert nicht mehr, dass sich Jesu Ruf rasch verbreitet und vermehrt. Ein Ruf eilt ihm voraus. Seitdem. Endlich.
Befreiung
Ich muss die bösen Geister nicht mehr fürchten, ich muss sie auch nicht mehr verschweigen. Sie haben sich selbst - nackt ausgezogen. Wenn sie mir jetzt wieder begegnen, maskiert als Überlegenheit, als Wahrheit, gar als gutes Gewissen, will ich ihnen nicht mehr den Hof machen. Die große Geste gönne ich ihnen: einmal gut schütteln - und dann mit Geschrei dahin fahren. Adieu!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Glaubwürdigkeit des christlichen Lebens
ehelos. . .
Es gibt viele Gründe, ehelos zu leben, liebe Hörerinnen und Hörer: Manche verzichten auf Ehe und Familie, weil sie der Beruf oder die Betreuung von Menschen in Beschlag nimmt. Andere haben schlicht nie den richtigen Partner gefunden. Ein Motiv ist auch die "Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen", die besonders in der katholischen Kirche hochgeschätzt wird.
Umso mehr war ich überrascht, als ich in der Morgenandacht eines evangelischen Pfarrers, der über die Freude, eigene Kinder zu haben, und die Not der Kinderlosigkeit sprach, folgenden Gedankengang hörte: "Nach christlicher Auffassung erschöpft sich der Sinn eines Menschen nicht darin, dass er oder sie nützlich ist bei der Erhaltung der Gattung Mensch. Dafür ist Jesus ein Beispiel. Er hatte keine eigenen Kinder. Und auch der größte Eiferer der frühen Christenheit, der Apostel Paulus, hatte offenbar keine Kinder. Ihr Leben war einem anderen Sinn gewidmet. Und darin sind ihnen ungezählte Generationen von Mönchen, Nonnen, Diakonissen, Singles und kinderlosen Paaren gefolgt. Gott hat seine Liebe nicht an den Kindersegen gebunden. Sie gilt allen, die sich eine lebendige Beziehung zu Gott wünschen. Das gibt ihrem Leben eine andere Perspektive, und auch die reicht weit über den Tod hinaus. Daraus ergibt sich für das Leben im Hier und Jetzt ein tieferer Sinn. Und der gilt allen Menschen gleichermaßen. Eigentlich eine schöne gemeinsame Basis für Freunde mit und ohne Kinder." (Morgenandacht im DLF am Dienstag, 21.02.2006)
Diese Auffassung weckt weniger Widerstand bei den Hörern als die Gegenüberstellung des Apostels Paulus. Er sagt: "Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen." (1 Kor 7,32) Und: "Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt, er will seiner Frau gefallen." (1Kor 7,33) Und er wiederholt seine Behauptung noch einmal im Hinblick auf die Frau. (1Kor 7,34) Daraus zieht er die Schlussfolgerung: So ist der oder die Verheiratete geteilt. Dagegen wird in Diskussionen zu diesem Thema immer wieder betont, wie sich gerade auch Verheiratete voll für den Glauben und ein christliches Leben engagieren.
Man wehrt sich heute dagegen, dass eine Lebensform über die andere gestellt wird. Und das wird Paulus vorgeworfen, obwohl er seine Auffassung eingangs selbst relativiert: "Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn. Ich gebe euch nur einen Rat als einer, den der Herr durch sein Erbarmen vertrauenswürdig gemacht hat." (1Kor 7,25)
. . .um des Himmelreiches willen
Als eheloser Ordensmann erfahre ich wenig Verständnis für meine "Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen". Selbst in innersten kirchlichen Kreisen wie Gottesdienstbesuchern und Christen in Gremien stoße ich auf den Verdacht, dass hinter meiner Entscheidung letztlich doch eine Abwertung von Sexualität und Ehe steckt. Manche vermuten auch, dass ich insgeheim hetero- und homosexuelle Beziehungen pflege.
So wäre es für unser Zusammenleben schon ein Gewinn, wenn einer dem anderen lautere Motive für seine Lebensform zubilligt. Selbstverständlich muss jeder im Laufe seines Lebens immer wieder seine Motive überprüfen. Der Elan des Anfangs kann erlahmen, die Erstentscheidung in Krisen ins Wanken geraten. Das gilt aber gleichermaßen für Ehe und Ehelosigkeit.
Ich begrüße es, dass auch innerhalb der katholischen Kirche neue geistliche Gemeinschaften entstanden sind, in denen Ehelose und Verheiratete zusammenleben. In diesen Gemeinschaften wird beispielhaft vorgelebt, dass beide Lebensformen ihren Wert haben, weil beide eine Berufung Gottes sein können.
Paulus sagt ausdrücklich, dass er mit seiner Empfehlung der Ehelosigkeit keine Fessel anlegen möchte. (vgl. 1 Kor 1,35). Sein Anliegen ist, dass die Christen "in rechter Weise und ungestört" - hier kann man auch "ungeteilt" ergänzen - "immer dem Herrn dienen können." (ebd.) Er möchte keine halben Sachen. Ihm geht es um die Glaubwürdigkeit des christlichen Lebens. Und dieses Anliegen wird jeder teilen können, ob er nun ehelos oder in einer Ehe lebt.
Der Geist Jesu verändert unser Denken, Reden und Handeln
Mit göttlicher Vollmacht
Der Evangelist Markus beginnt sein Evangelium damit, dass er uns Jesus in seinem Wesen vorstellt.
In einer ersten Szene berichtet er von der Taufe Jesu. Sie findet ihren Höhepunkt darin, dass eine Stimme aus dem Himmel Jesus als den geliebten Sohn bestätigt, an dem Gott Gefallen hat.
In einer zweiten Szene erleben wir, wie Jesus in der Wüste den Versuchungen des Teufels widersteht. Aber das gelingt ja auch immer wieder uns Menschen. Um zu erkennen, dass Jesus mehr als ein gewöhnlicher Mensch ist, fügt Markus hinzu: "und Engel dienten ihm."
Die dritte Szene betrifft unser heutiges Evangelium.
Jesus tritt in der Synagoge von Kafarnaum auf. Die Anwesenden sind zutiefst erstaunt von der Art, wie Jesus spricht. Sie ist so ganz anders als die der Schriftgelehrten. Die Hörenden werden das Gefühl nicht los: Hier spricht einer aus göttlicher Vollmacht. Der Evangelist Lukas hat diese göttliche Vollmacht Jesu in seinem Bericht vom zwölfjährigen Jesus im Tempel beschrieben. Jesus - fast noch ein Knabe - sitzt mitten unter den Schriftgelehrten und redet in einer Weise, dass die Gelehrten nur noch staunen können
In Wort und Tat
Aber nicht nur die Worte Jesu sind mit göttlicher Vollmacht durchwirkt, auch in seinem Handeln findet sie sich.
Da hat sich in die Synagoge von Kafarnaum, dem Haus Gottes, der Böse eingeschlichen und einen Mann voll in Beschlag genommen. Darüber hinaus, so könnte man ohne Übertreibung sagen, hat der Böse das Gotteshaus zu seinem Herrschaftsbereich bestimmt. Denn er stellt Jesus fast vorwurfsvoll die Frage: "Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret?" In unserer Sprache heißt das: Was hast du hier zu suchen? Scher dich! Jesus lässt sich gar nicht erst auf eine Diskussion ein. Souverän befiehlt er: "Schweig und verlass ihn!" Der Böse versucht Widerstand zu leisten. Schreiend zerrt er den Mann noch einmal hin und her. Aber Jesus muss nicht neu eingreifen. Sein knappes und mit Vollmacht gesprochenes Wort "Verlass ihn!" steht und wirkt.
Wir wissen, dass dies nur der Anfang seines Wirkens aus Vollmacht war. Auch zukünftig wird den Worten Jesu die Tat folgen: Kranke werden gesund, Gelähmte werden aufstehen, Stumme werden reden, Blinde sehen, Tote wieder lebendig werden, er selbst wird auferstehen.
Auf diesem Hintergrund des Wissens, das die Gläubigen der Markusgemeinde so gut wie wir hatten, stellt der Evangelist unausgesprochen ihnen und uns die Frage, wie wir auf Jesus reagieren wollen. Hat die Kenntnis über Jesus mit seiner Vollmacht Bedeutung für unser Leben oder sind die Berichte über ihn für uns lediglich interessante Geschichten - und damit hat es sich?
Der Geist Jesu verändert unser Denken und Reden
Uns ist bekannt, dass Jesu Geist denen geschenkt wird, die ihm zu folgen bereit sind. Dieser Geist hat die Kraft, Menschen zu verwandeln. Denken wir an Pfingsten, denken wir an Paulus, denken wir an die vielen Heiligen durch die Jahrhunderte des Christentums. Selbst wenn wir ein Stück hinter diesen besonderen Menschen zurück bleiben, wird heiliger Geist auch uns stark machen und Kraft verleihen, wenn wir es zulassen.
Jesus spricht ganz anders als die Schriftgelehrten.
Ich glaube, dass auch unser Sprechen sich spürbar verändert, wenn wir erfüllt sind vom Denken und der Gesinnung Jesu.
- Wohlwollen wird dann in unseren Sätzen liegen und zu spüren sein.
- Auseinandersetzungen werden anders - überlegter, fairer, kompromissbereiter - angegangen.
- Mahnungen werden mit Rücksicht auf die Person und die Situationen ausgesprochen.
- Worte der Ermutigung werden echt und abgewogen sein und keine billigen Phrasen enthalten.
- Wir werden lieber mit den Betroffenen sprechen als über sie.
- Lob und Danke werden nicht fehlen.
- Unsere Antworten auf Fragen werden ehrlich und umfassend ausfallen.
Nicht jedes Mal werden wir mit unseren Worten, auch wenn sie vom Geist Jesu getragen sind, unter den Mitmenschen Staunen über uns auslösen. Aber mit Sicherheit wird uns der Geist Jesu davor bewahren, den nervigen Unterton des Bösen unseren Sätzen beizufügen. Im Bibeltext ist sehr schön die unterschiedliche Sprechweise dargestellt: Jesus spricht in einer Art, dass alle staunend aufhorchen und von ihm fasziniert sind; der Böse dagegen schreit und kreischt, dass sich alle am liebsten die Ohren zuhalten. Außerdem ist sein Ton nörgelnd, vorwurfsvoll, aggressiv, abschätzig, ablehnend.
Wenn uns die Vermeidung dieser Art des Sprechens schon einmal von vornherein gelingt und wir noch eine Portion von Jesu Art in unser Denken und Sprechen einfließen lassen, dann gehören wir zu denen, die man "nicht lieber gehen als kommen sieht. Wir werden die Herzen gewinnen wie Jesus. Unsere Worte werden Bedeutung bekommen, gern aufgegriffen werden, zum Mit- und Nachdenken anregen, zu weiteren Begegnungen einladen.
Dem Bösen Einhalt gebieten
Jesu Geist wird und will uns zu einem Zweiten befähigen:
Von Jesus wird berichtet, dass er dem Bösen Einhalt gebietet. Ohne Beschimpfung, ohne beleidigende Worte, aber klar und deutlich tritt er dem Bösen gegenüber. Heiliger Geist will auch uns, so möchte uns Markus sagen, die Kraft geben, entschieden gegen das Böse aufzutreten:
- Ohne faule Kompromisse
- Ohne langes Herumdiskutieren
- Ohne auf Schmeichelworte hin am Ende doch noch in die Knie zu gehen.
Jesus geht auf die Worte des Bösen "du bist der Heilige Gottes" nicht ein. Auch wenn der Böse der erste ist, der Jesus mit diesem Hoheitstitel anspricht - denn noch niemand hat Jesus bisher so genannt - lässt sich Jesus dadurch von seiner klaren Haltung nicht einen einzigen Millimeter abbringen. Er fällt auf die Worte des Bösen - sollte er damit zu schmeicheln versucht haben - nicht herein.
Rückenstärkung
Heiliger Geist, so dürfen wir Markus verstehen, will auch uns den Rücken stärken, wenn es darauf ankommt, Farbe zu bekennen und entschieden Stellung zu beziehen. Von Jesus können wir dabei lernen, nicht aggressiv zu werden, ruhig und sachlich zu bleiben.
Situationen, wo es wichtig wäre, Stellung zu beziehen gegen das Böse, das Menschen hin und her zerrt, gibt es in unserem Leben sicher reichlich:
- Da werden Menschen "durch den Kakao gezogen", wie wir sagen, und dabei auch ein Stück madig gemacht.
- An der Arbeitsstelle wird gemobbt und mit Ellbogen gearbeitet.
- Unerfahrenheit oder Wehrlosigkeit werden zum eigenen Vorteil ausgenutzt.
- Macht und Einfluss werden missbraucht
- Mit Hinterlist und Verschlagenheit wird zu erreichen versucht, was auf ehrliche Weise nicht zu erwerben und zu haben ist.
Jesus geht einen gradlinigen Weg, den Markus mit seinem Evangelium auch uns ans Herz legen möchte.
So bleibt am Schluss für uns die Einladung, auf Jesus zu schauen und unsere Gesinnung auf ihn auszurichten. Wir sind dem Bösen nicht gnadenlos ausgeliefert, wenn wir uns unter den Geist Gottes und Jesu stellen. Er wird uns stark machen, gegen Böses aufzutreten und eine Sprache zu finden, die unseren Mitmenschen zu Herzen geht.
Probieren wir es, um staunend zu erleben: das ist tatsächlich wahr und möglich.
Die Kraft der Predigt Jesu und die Kraft unseres Glaubens
Da wäre ich sehr gern dabei gewesen, in der Synagoge bei dieser Predigt Jesu.
Es wäre zu interessant, wie Jesus gepredigt hat. Mit göttlicher Vollmacht, wie schaut das aus? Nicht so, wie die Schriftgelehrten! Eine ganz neue Lehre ist das, sagen die Leute. Nicht die alten Hüte, die unsere Schriftgelehrten immer wieder verzapfen.
Ich glaube aber, wir können auch heute erahnen, wie sich die Predigt Jesu von der der Schriftgelehrten unterschieden hat; wo der Knackpunkt liegt; denn das Evangelium ist ja nicht ein Geschichtsbericht sondern Frohbotschaft auch für uns heute.
Die Predigt der Schriftgelehrten
Was war denn die Predigt der Schriftgelehrten? - Diese Schriftgelehrten von damals würden wir heute vermutlich als Moralapostel bezeichnen. Ihre Aufgabe sahen sie darin herauszufinden, wie die 10 Gebote korrekt zu halten sind. Und so predigen sie den Leuten vor allem Vorschriften und Regeln, die sie unbedingt zu beachten haben. Diese 10 Gebote haben sie noch aufgeschlüsselt in 350 oder noch mehr Gebote und Verbote. Das Heil des Menschen lag im Halten von Geboten. Sie legten fest, wie sich die Religion nach außen zu zeigen hat. Das war natürlich eine trockene und langweilige Angelegenheit. Da war nichts Bewegendes, zu Herzen Gehendes dabei.
So ein Leben war gleichsam wie eine Bruchbude, die man von außen immer wieder neu anstreicht, aber innen wird alles herunter-geschlammpt. Und so war es bei vielen Menschen mit dem Glauben: nach außen eine schöne Fassade und innen Moder und Staub. Ich glaube, dass solche Verhältnisse auch uns nicht so fremd sind und Hauptamtliche sowie Gläubige in der Kirche gleich betrifft.
Die Predigt Jesu
Jesus hatte eine ganz andere Art, einen ganz anderen Ansatz in seiner Predigt: Er bringt mit seiner Predigt die Leute aus der Fassung. Er geht einfach durch die schöne Fassade hindurch, mitten hinein ins Herz. Und da sind die Leute sehr betroffen. Da merken sie, daß sie das etwas angeht.
Das Evangelium schildert uns zweierlei Reaktionen der Menschen auf diese Predigt Jesu.
Die einen sind betroffen, weil sie spüren: Da hat er recht. Da meint er uns. Das geht mich an. Auf so eine Deutung der Hl. Schrift habe ich schon lange gewartet. Jetzt ist mir endlich klar, was ich tun muß. Endlich mal einer, der mir das so sagt, daß ich das auch verstehen kann. Diese Menschen werden froh, aber auch sehr nachdenklich vom Gottesdienst heimgegangen sein.
Dann gibt's auch noch andere, z.B. den Besessenen in der Synagoge. Nicht zufällig ist er im Evangelium da. An ihm erleben wir direkt die Macht des Wortes Jesu.
Auch er ist betroffen. Auch er spürt sich im Innersten angerührt. Aber er kann den Worte Jesus nicht zustimmen. In ihm ist eine unüberwindbare Blockade. Er ist besessen.
Besessen ist jemand, der nichts und niemand an sich herankommen läßt, eben schon voll besetzt, besessen ist. Jemand, der nur noch negativ denkt, wie ein trotziges Kind: "Ich mag nicht, ich kann nicht, ich will nicht!" Das kostet ungeheuer Kraft, so einen "Nein-Panzer" um sich herum aufzubauen und zu halten.
Aber bei Jesus fühlt er sich ganz gewaltig in die Enge getrieben; denn dieser trifft mit seiner Predigt so mitten hinein sogar in sein Herz. Darum wehrt er sich auch so: "Was haben wir mit dir zu tun? Willst du uns ins Verderben stürzen?" Der Mann spürt genau, wer Jesus ist und was er will und lehnt es und ihn ab. Der Mann ist so in sich gefangen, daß er selber nicht mehr herauskommt. Jesus, der das sieht und Mitleid mit ihm hat, durchbricht auch diesen Panzer. Sein Wort gewinnt Macht über das negative Denken dieses Mannes und er wird geheilt.
Vom Nein zum Ja
Dieses Evangelium sagt uns heute: Wo das äußere Verhalten und die innere Überzeugung zusammenstimmen, da wird der Glaube lebendig und hat Macht über andere, sogar ewige Nein-Sager zu einem Ja zu bringen.
Von Mutter Theresa wird berichtet, wie sie einen ganz brutalen Soldaten in ihrer schlichen überzeugenden Art zum gemeinsamen Beten eines Vaterunsers gebracht hat. Glaube, der echt gelebt wird, hat eine unwahrscheinliche Kraft.
Unser Glaube an diesen Christus ist nicht eine Lehre, er ist Leben. D.h. da ist Jesus auch heute mitten drin und auch ich darf mitten drin sein. Eigenartig: während die Lehre des Christentums heute immer weniger Menschen interessiert, besteht die Faszination des Jesus von Nazareth seit zweitausend Jahren. Wir kommen nicht los von ihm. Es gibt heute so viele Bücher, Filme, Lieder über diesen Jesus wie noch nie. Nicht nur Christen schreiben über Jesus, es gibt heute auch viele Bücher von Juden über diesen Jesus, ja auch von Atheisten. Ich denk z. B. an das Buch des langjährigen Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, Jesus Menschensohn - zwar in ablehnenden Art und doch kommt er von diesem Jesus nicht los.
An der Gestalt Jesu scheiden sich die Geister. Er muss etwas an sich haben, was immer wieder neu fasziniert, verstört, ärgert, begeistert, neu anfangen lässt. Schauen wir auf ihn und freuen wir uns, dass wir auf seinen Namen getauft sind. Versuchen wir, auch äußerlich das zu leben, was wir innerlich glauben, und unser Glaube wird eine große Wirkkraft haben.
Ich möchte schließen mit einem Wort von dem liebenswürdigen Bischof Klaus Hemmerle, der 1994 gestorben ist. Er sagt von uns Christen: "Wir sind nicht Nachlassverwalter einer Vergangenheit, sondern Wegbereiter der Zukunft."
Wirksamen Zeichen der Gegenwart Gottes
"Es ist langweilig"
"Es ist langweilig", sagen viele über den Glauben. Tausendmal haben wir die ewig gleichen Floskeln gehört, und doch haben sie nichts berührt, nichts bewegt, nichts verändert. Tausendmal haben wir gebetet, doch ohne die Hoffnung, dass sich etwas verändern könnte. Einfach, um unsere Pflicht zu erfüllen, oder vielleicht weil es gut tut, jemanden ansprechen können, wenn sonst niemand zuhört und versteht.
Reicht das? - Natürlich nicht! Viele haben sich längst aus diesen oder anderen Gründen aus der Kirche zurückgezogen, andere sehnen sich danach wieder etwas vom Glaubensfeuer zu spüren, das vielleicht irgendwann einmal aufgeleuchtet war.
In eine solche Situation hinein spielt das heutige Evangelium. Die Synagoge war voll von Menschen, die das Sabbatgebot treu hielten, und die in jedem Gottesdienst den Erklärungen der Schriftgelehrten zuhörten. Sicher versuchten sie, ihr Leben nach dem auszurichten, was sie hörten - und doch war schon lange kein Funke mehr übergesprungen. Doch nun tritt Jesus auf den Plan. Er lehrt "wie einer, der göttliche Vollmacht hat", heißt es im heutigen Evangelium.
Mit Vollmacht
Nicht ein neuer theologischer Ansatz, keine interessanten oder besonders lebensnahen Gedanken werden hier gepriesen. Vielmehr ist es das Auftreten Jesu selbst, das die Menschen in Erstaunen setzt. Jesus tritt mit Vollmacht auf. In seinen Worten wirkt offensichtlich etwas, was den Menschen Gott selbst offenbart. Die alten Worte, die die Menschen schon so oft gehört hatten - mal so, mal anders ausgelegt- diese alten Worte wurden plötzlich mit Leben gefüllt. Sie lösten Betroffenheit aus. Als ob die Seele in diesen Worten plötzlich etwas wieder finden konnte, was sie kennt. Oder besser gesagt: Den Einen wieder erkennen konnte, nach dem sie sich immer schon gesehnt hat: Gott.
Ich bin überzeugt: Wir brauchen Gott nicht erklären. Die Menschen kennen ihn, tief in jedem Menschen lebt ein untrügliches Wissen über Gott, eine Sehnsucht, ihm zu begegnen. Und nicht nur im Gottesdienst oder in einer Predigt, auch nicht nur durch Priester oder ganz besondere Menschen kann diese Nähe Gottes erfahren werden. Vollmacht wird spürbar, wo ein Mensch bereit ist, sich Gottes Geist zu überlassen. Sie ist der Gemeinde geschenkt, wenn wir von uns und unseren Ideen wegsehen und Gottes Kraft und Weisheit in uns, durch uns, wirken lassen. Sogar eine einfache Begegnung zwischen Menschen kann zur Gottesbegegnung werden, wenn wir bereit sind, innerlich mit dem Heiligen Geist in Verbindung zu bleiben, und ihm erlauben, dass er sich in unserem Handeln vollmächtig dazwischenschaltet - auf die Gefahr hin, dass etwas geschieht, was wir nicht geplant haben und uns herausfordert.
Kampf
Das zuzulassen ist nicht immer einfach. Was hier im Text vom Dämon ausgedrückt wird, das kennen wir vielleicht auch von unseren Gedanken, wenn Gott uns ansprechen will. "Was haben wir mit dir zu tun?", schreit dieser Dämon, "Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?" Hier beginnt ein Kampf. Das Bisherige und Gewohnte steht gegen das Neue und Unverfügbare, das durch Jesus anbricht. "Geh weg, du machst uns Angst - wir brauchen dich nicht. Wenn wir die Kontrolle über das Bisherige verlieren, wird es uns ins Verderben stürzen."
Der Dämon zerrt die Frohe Botschaft vom Kommen des Gottesreichs in seinen dunklen Horizont. "Was haben wir mit dir zu schaffen? Du bringst nur alles durcheinander, machst alles so kompliziert."
Viele, die in ihren Gemeinden und Gemeinschaften versucht haben, sich auf Gottes Geist einzulassen, kennen dieses Misstrauen, das bis hin zur Verleumdung gehen kann.
Der Dämon will seine Macht wiedergewinnen, indem er sagt: "Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes." Den Namen von jemand zu wissen, seinen Auftrag zu kennen, das bedeutet Macht. Über jemand zu sprechen bedeutet, ihn und sein Handeln zur Diskussion zu stellen, über ihn zu urteilen. Doch Jesus befiehlt dem Dämon zu schweigen und den Mann zu verlassen.
Gott ohne deutende Verzerrung begegnen
Nicht das Wissen über Jesus, über Gott, über das Glaubensbekenntnis oder eine noch so wichtige Wahrheit macht die Menschen frei. Es braucht eine persönliche Erfahrung, in der aufleuchten darf, dass Gottes Kraft unser Leben zum Guten hin verändern will.
Jesus treibt den Dämon aus. Der Mann soll frei sein, mit dem Heiligen, dem Wirken Gottes selbst ganz eigene Erfahrungen zu machen. Er soll ohne deutende Verzerrung Gottes Wesen frei begegnen können.
Die Freiheit, sich auf den Weg zu machen, Gottes Wahrheit zu begegnen, außerhalb von Formeln, auswendig gelernten Glaubensbekenntnissen und negativen Vorurteilen - danach sehnen sich auch viele Menschen heute.
Wirksamen Zeichen der Gegenwart Gottes suchen
Vielleicht auch manche von uns. Sind wir bereit, uns neu auf diesen Weg zu machen - nach wirklichen, wirksamen Zeichen von Gottes Gegenwart zu suchen? Bitten wir aus ganzem Herzen darum, ihm begegnen zu dürfen, auch wenn er uns verwirren und herausfordern kann? Auch wenn er die Schubladen sprengt, in die wir ihn eingesperrt haben, um ihn fassen zu können und unser Leben bequem einrichten zu können?
Das Markusevangelium, mit dem wir in diesem Kirchenjahr unterwegs sind, wird uns immer wieder vor diese Frage stellen. Wenn wir bereit sind, uns herausfordern zu lassen, werden wir mehr und mehr die alles verändernde Macht von Jesus am Kreuz begreifen und die alten Glaubensworte werden neue Resonanz in uns auslösen. Wir dürfen gespannt sein, wohin Gottes Geist uns dann in diesem Jahr führen wird.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 144: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt
GL 266: Bekehre uns, vergib die Sünde (1. und 2. Str.)
GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft (5. Str.)
GL 347: Der Geist des herrn erfüllt das All (3. Str.)
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 383: Ich lobe meinen Gott (1. Str.)
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 436: Ach bleib mit deiner Gnade (1. Str.)
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren (3. Str.)
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr unser Gott, und komm uns zu retten! – Mit Psalm 80 – I.
GL 53: Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz – Mit Psalm 95 – VI.
GL 67: Der herr behüte dich vor allem Bösen, er behüte dein Leben. – Mit Psalm 121 – VI.
GL 517: Der Herr vergibt die Schuld und rettet unser Leben - IV.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
GL 629: Du führst mich hinaus ins Weite - Mit Psalm 30 - I.
- Einleitung6
Ludwig Götz (2024)
Nach Papst Franziskus soll am 3.Sonntag im Jahreskreis der Sonntag des Wortes Gottes begangen werden. In Deutschland besteht schon seit über 40 Jahren um diese Zeit der Ökumenische Bibelsonntag. Die Deutsche Bischofskonferenz beschloss, das Anliegen des Papstes mit der ökumenischen Praxis in Deutschland zu verbinden und beides am letzten Sonntag im Januar zu feiern. Dieser Gedanke liegt auch dem heutigen Gottesdienst zugrunde.
An Christus, das menschgewordene Wort Gottes, wenden wir uns im Kyrie:
Norbert Riebartsch (2021) - belebenden Kraft Gottes
Wir feiern jetzt Gottesdienst. Jede und jeder kommt mit einer Vorstellung hierher. Wir haben verschiedene Anliegen mitgebracht. Dafür wollen wir beten.
Wie wäre es für Sie, wenn es zu Überraschungen kommt? Wäre das etwas Belebendes? Wäre es eine irritierende Störung?
Der Gemeinde in Kafarnaum erging das so. Wir werden von ihrem besonderen Gottesdienst als Evangelium hören. Vielleicht spüren auch wir etwas von der belebenden Kraft Gottes.
Manfred Wussow (2018)
Auf eine Predigt können wir uns freuen. Haben wir sie gehört, können wir aber auch über sie schimpfen. Es tut gut, darüber zu reden, was wir gehört haben, was uns hilft, was uns ärgert.
Heute hören wir das hohe Lied der Liebe, heute hören wir, wie die erste Predigt Jesu aufgenommen wurde, heute hören wir auch von Wut und Hass.
Lasst uns bei unserem Herrn, der uns mit seinem Wort trägt,
Barmherzigkeit erbitten.
Hans Hütter (2015)
Obwohl Gott die Welt als gute Welt erschaffen hat, umgibt uns Böses in vielfacher Gestalt. Kriege, Terror, Hass, Gewalt und vieles andere mehr, sind in unserem Leben gegenwärtig. Wie kann man dieser dunklen Welt begegnen. Wer oder was hat die Autorität, sich diesen Kräften entgegenzusetzen? Jesus ist den Menschen mit Liebe begegnet. Dies gab ihm eine Autorität, die viele Menschen überraschte, aber auch bei vielen Gegnerschaft auslöste.
Christus will uns im Gottesdienst hineinnehmen in die Sphäre seiner Liebe, die allein den Hass und das Böse überwinden kann. Ihn rufen wir am Beginn dieser Feier an:
Manfred Wussow (2012)
Wenn böse Geister Jesus als Heiligen Gottes bekennen,
wenn böse Geister nicht mehr bei uns bleiben können,
wenn böse Geister keine Angst mehr machen:
dann sind wir richtig.
Herzlich willkommen in unserem Gottesdienst!
Wir werden heute zu Zeugen eines großen Ereignisses!
Alle erschrecken. Alle fragen: Was hat das zu bedeuten?
"Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet.
Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl".
Lasst uns ihn um Erbarmen bitten:
Bernhard Rathmer (2012)
Da tritt jemand so ganz anders auf, als wir es gewohnt sind. Da spult jemand nicht seine Sprüche und Weisheiten ab, sondern teilt etwas mit, von dem seine Zuhörinnen und Zuhörer spüren, dass davon eine Kraft ausgeht, die verändert. Was als schwer erfahren wird, verändert sein Gesicht. Was traurig macht, fängt an, sich zu wandeln. Was unheil ist, wird heil.
So erfahren Menschen Jesus. Damals vor 2000 Jahren, aber auch heute, wenn sie sich auf ihn und seine Botschaft einlassen.
Dazu sind wir eingeladen hier mit Gottesdienst aber auch in unserem Alltag. Uns gilt seine heilende frohe Botschaft.
- Bußakt2
Manfred Wussow (2012) - Wir glauben nicht an böse Geister. Aber wir werden sie auch nicht los
Herr,
wir glauben nicht an böse Geister.
Aber wir werden sie auch nicht los.
Manchmal sind wir wie besessen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
wir möchten stark sein.
Dir bekennen wir unsere Abhängigkeiten und Ängste.
Sprich du uns los.
Christus, erbarme dich.
Herr,
die bösen Geister glauben an dich.
Sie geben klein bei.
Hilf uns, aus ihrem Bann herauszutreten.
Herr, erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2012)
Wir stehen manchmal ratlos und hilflos vor den Anforderungen,
denen wir täglich ausgesetzt sind.
Herr erbarme dich.
Viele Dinge, die täglich geschehen, machen uns sprachlos
und wir möchten uns vor ihnen verschließen.
Christus erbarme dich.
Du begegnest uns Menschen in unseren Hoffnungen, Enttäuschungen,
in unserer Überforderung und in der Sehnsucht nach Heil.
Herr erbarme dich.
- Kyrie6
Ludwig Götz (2024)
Herr Jesus Christus,
du hast es nicht nur bei Worten belassen,
sondern bist selber Mensch geworden.
Herr, erbarme dich.
Deine Worte sind durch deine Taten gedeckt.
Christus, erbarme dich.
Deine Worte führen über unser Leben hinaus.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
Du hast das Reich Gottes verkündet.
Herr erbarme Dich.
Du hast das Böse aus den Menschen vertrieben.
Christus erbarme Dich.
Wir dürfen Dir nachfolgen.
Herr erbarme Dich.
Norbert Riebartsch (2021) - Zukunft und Freiheit
Herr Jesus,
du hast so von Gott gesprochen,
dass den Menschen das Herz aufgehen konnte.
Kyrie, eleison.
Du hast die Not der Menschen gesehen
und warst ihnen ganz nahe,
Christe, eleison.
Du hast einem Menschen neue Zukunft und Freiheit gegeben.
Kyrie, eleison.
Der liebende Gott erbarme sich unser
und führe uns in die Freiheit der Kinder Gottes. - Amen.
Johann Pock (2018)
Herr Jesus Christus,
du lehrst mit göttlicher Vollmacht
und triffst das Herz der Menschen.
Herr, erbarme dich.
Dein Wort vermag uns zu heilen von Sünde, Schuld und Tod.
Chrstus, erbarme dich.
Du sprichst Worte des Lebens und der Versöhnung.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2018)
Herr,
du eckst mit deinem Wort auch an.
Nicht alles, was du sagst, kommt bei uns an.
Herr, erbarme dich
.
Christus,
du triffst mit deinem Wort ins Schwarze.
Dir übergeben wir unsere Empfindlichkeiten.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du gibst der Liebe das letzte Wort.
Bewahre uns davor, sie in kalten Herzen zu verlieren.
Herr, erbarme dich.
Herr,
ich suche Zuflucht bei dir.
Lass mich doch niemals scheitern.
(Ps. 71,1)
Hans Hütter (2000)
Herr, Jesus Christus,
du lehrst wie einer, der göttliche Vollmacht hat.
Herr, erbarme dich.
Du heilst uns vom Ungeist unserer Zeit.
Christus, erbarme dich unser.
Du bist der Heilige Gottes.
Herr, erbarme dich unser.
- Tagesgebet5
Messbuch - TG 4. Sonntag: die Menschen lieben, wie du sie liebst
Herr, unser Gott,
du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen.
Gib, daß wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten
und die Menschen lieben, wie du sie liebst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 41: "nicht nur vom Brot lebt der Mensch"
Jesus hat gesagt:
"Nicht nur vom Brot lebt der Mensch,
sondern von jedem Wort,
das aus Gottes Mund kommt."
Darum bitten wir:
Gott, unser Vater.
Verwirrt vom Geschwätz unserer Tage,
erschöpft von Arbeit und Sorgen,
suchen wir dich und rufen:
Komm uns entgegen.
Rede uns an.
Gib uns ein Wort,
das uns ändert und heilt,
das uns nährt und befreit.
Das gewähre uns durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 41
Messbuch - TG 28. Sonntag: dein Wort im Herzen bewahren
Herr, unser Gott,
deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns,
damit wir dein Wort im Herzen bewahren
und immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 28. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 7. Sonntag: über dein Wort nachsinnen
Barmherziger Gott,
du hast durch deinen Sohn zu uns gesprochen.
Laß uns immer wieder über dein Wort nachsinnen,
damit wir reden und tun, was dir gefällt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 7. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 5 So: in seiner Liebe bleiben
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat sich aus Liebe zur Welt
dem Tod überliefert.
Lass uns in seiner Liebe bleiben
und mit deiner Gnade aus ihr leben.
Darum bitten wir im Heiligen Geist durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Gott,
du hast in unser Herz die Sehnsucht
nach Glück und Freude gelegt.
Hilf uns,
alles aus deiner Hand zu erwarten
und unser Herz für deine Gaben zu öffnen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Norbert Riebartsch (2021) - Nähe Gottes
Gott und Vater,
wir beten zu dir,
weil wir deine Nähe spüren.
Sprich uns an, ermutige uns
und lass geschehen,
was dein Reich unter uns wirken kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Beatrix Senft (2021) - Nimm uns bei der Hand und führe uns
Vater im Himmel,
du lädst uns täglich neu ein, auf dich zu vertrauen,
ja, uns dir mit allem anzuvertrauen.
Mit unserer Freude,
unserem Glück,
aber auch mit unseren Ängsten, Nöten und Leiden.
Wir halten dir alles hin, was uns ausmacht.
Nimm du uns bei der Hand und führe uns
– dein Wille geschehe.
Manfred Wussow (2018)
Du, Gott, lass uns hören, verstehen
und weitersagen, was du tust.
Du begibst dich auf die Seite der Armen,
die, die gebunden sind, machst du frei,
und die, die es aufgegeben haben,
die Welt und die Menschen zu lieben,
werden mit neuen Augen beschenkt.
Reiß uns aus unserer Lethargie,
lass uns nicht im alten Trott,
bringe unsere Gewohnheiten durcheinander.
Und mache uns zu Boten deiner Liebe,
mal liebenswürdig,
mal bissig,
aber immer verliebt in deine Wahrheit.
Dann leuchten die Augen,
die eigenen und die fremden,
und wir sehen dich.
Angefochten und klein,
bedrängt und ausgestoßen.
Aber in der Liebe machst du uns alle groß.
Durch Jesus, unseren Bruder und Herrn,
in der Kraft deines Geistes,
von den kleinen Tagen bis zu den großen,
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Manfred Wussow (2012) - Du weißt auch, was uns gefangen nimmt und festhält
Gott,
unsere kleine Welt ist dir vertraut.
Du weißt, woran wir unser Herz hängen,
du weißt auch, welchen Einflüssen wir uns öffnen,
was uns gefangen nimmt und festhält.
Wir bitten dich,
die bösen Geister zu vertreiben,
die wir in unser Leben lassen,
die unsere Herzen eng machen
und immer neues Unheil stiften.
Schenke uns einen klaren Verstand,
ein reines Herz und einen starken Glauben.
Zu dir sind wir unterwegs.
Im Namen Jesu, deines Sohnes, unseres Herren,
in der Kraft deines Geistes
bis in Ewigkeit.
- Fürbitten10
Renate Witzani (2024)
Mit Jesus ist eine neue Zeit angebrochen. Seine Lehre verändert vieles an der bisher geltenden Wertordnung. Er eröffnet den Menschen neue Räume. Durch ihn bitten wir den Vater:
Um eine Verkündigung, die die Christen zu der Freiheit führt, zu der du sie durch ihre Taufe berufen hast.
Um eine Umkehr in den Herzen der Menschen zu einem Miteinander, in dem Recht und Unrecht unterscheidbar sind und der Wille zu Frieden über die Rache siegt.
Um Menschen, die anderen in ihren schwierigen Lebenssituationen Hoffnung, Verständnis und Vertrauen schenken und so dein Reich in unserer Welt erstehen lassen.
Um deinen Geist, der uns erkennen lässt, welche Abhängigkeiten und Bevormundungen uns hindern, unsere eigene Identität und Lebensführung in deinem Sinn zu entwickeln.
Um deine Begleitung und Nähe für alle Sterbenden und ihre Aufnahme in dein Reich.
Großer Gott,
der du die Menschen nach deinem Abbild geschaffen hast, bist im Leben Jesu für uns konkret geworden.
Dir danken wir, dich rühmen wir und dir gebührt unser Lob in alle Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
dein Sohn hat mit göttlicher Vollmacht zu den Menschen gesprochen.
Wir bitten Dich:
Für alle, die berufen sind, in Kirche und Welt dein Wort zu verkünden:
dass sie dies glaubwürdig tun können, indem sie zu leben versuchen, wovon sie sprechen.
Für alle Menschen, die in diesen Tagen und Wochen auf die Straße gehen, weil sie nicht wollen, dass sich die deutsche Geschichte wiederholt:
dass sie sich auch in ihrem Alltag glaubwürdig für andere einsetzen und dem Rassismus und Faschismus dieser Tage entgegentreten.
Für alle Menschen, die sich für Geflüchtete einsetzen, die sie aus See- und anderer Not retten, die ihnen in den Lagern beistehen, die ihnen helfen, sich bei uns zu integrieren:
dass sie bei all dem Hass, der in der Welt ist, genügend Kraft finden, Widerstände zu überwinden und weiterzumachen.
Für alle Menschen, die ihr Leben in den Dienst der Ärmsten dieser Welt stellen:
dass sie immer wieder deinen Beistand fühlen.
Für die Menschen, die sich in unserem Land nicht mehr willkommen fühlen, weil ihnen Hass und Hetze entgegenschlägt:
dass sie Menschen an ihrer Seite haben, die ihnen beistehen und zeigen, wie wertvoll sie sind.
Für unsere Verstorbenen:
dass sie bei Dir neue Heimat finden
Guter Gott,
dein Sohn hat das Gottesreich angekündigt, und zwar jetzt und hier, in unserer Welt. Und wir dürfen mit daran bauen.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Ludwig Götz (2024)
Herr und Gott,
in unserer schnelllebigen Zeit tun wir uns schwer, dein Wort in uns eindringen und wirken zu lassen. Um im Glauben zu wachsen, brauchen wir deine Hilfe.
Darum bitten wir dich:
Wir beten für alle, die das Wort Gottes hören, aber es nicht weiter pflegen.
Herr, unser Gott, erhöre uns!
Wir beten für alle, die sich mit tausenderlei Neuigkeiten vollstopfen, aber keinerlei Konsequenzen daraus ziehen.
Wir beten für alle, die glauben wollen, aber nicht den Mut haben, ihre Erfahrungen und Fragen mit anderen Christen auszutauschen.
Wir bitten für alle, die sich in Bibel- und Gebetskreisen austauschen und sich daraus wertvolle Lebensimpulse schenken.
Wir beten, dass das Hören auf das Wort Gottes die verschiedenen christlichen Bekenntnisse einander näherbringt.
Wir beten für unsere Verstorbenen und für alle, die uns im Glauben behilflich waren.
Dein Wort, guter Gott, ist wie Licht auf den Dunkelstrecken unseres Lebens. Es gibt Hoffnung und Zuversicht, es schenkt Trost und Halt.
Dafür danken wir dir. - Amen.
Norbert Riebartsch (2021) - Mit Vollmacht in Freiheit gesetzt.
Herr Jesus,
du hast mit Vollmacht verkündet und in Freiheit gesetzt.
Wir bitten dich:
Herr, sei bei deinem Volk
Wir bitten dich für die Menschen, die im letzten Jahr noch unbeschwert mit uns Gottesdienst feiern konnten.
Wir bitten dich für die Menschen, die gerade in Quarantäne sind.
Wir bitten dich für die Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit sind
Wir bitten dich für die Menschen, die sich als angeschlagen erleben
Wir bitten dich für die Menschen, die trauern.
Wir bitten dich für die Menschen, denen du nun bei dir endgültige Erlösung schenkst
Auf dich, Herr, können wir vertrauen,
heute und alle Tage unseres Lebens. – Amen.
Johann Pock (2018)
Gott,
du hast uns deinen Sohn und deinen Geist gesandt,
damit wir die rechten Wege in unserem Leben finden.
Zu dir beten wir.
Wir beten für jene, die in Zwängen und Ängsten leben;
die gepeinigt werden von den Dämonen aus der Vergangenheit oder den Dämonen der Schuld,
um den Geist der Versöhnung und des Neuanfangs.
Wir beten für alle, die von Krankheiten und Leid betroffen sind,
um den Geist der Hoffnung und der Heilung.
Wir beten für die Mächtigen der Welt,
für jene mit Vollmachten in ihren Ländern und Betrieben,
um den Geist der Solidarität mit Mensch und Schöpfung.
Wir beten für alle Kinder und Jugendlichen,
die sich auf Erstkommunion und Firmung vorbereiten,
um den Geist des Mutes und der Gemeinschaft.
Wir beten für alle unsere Verstorbenen
um das ihnen verheißene ewige Leben.
Barmherziger Gott,
öffne unsere Herzen,
damit wir immer mehr auf deine Stimme hören,
uns für deinen Geist öffnen und deinen Willen tun.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2018)
Lasst uns heute um Liebe bitten,
um die Liebe, die alle guten Gaben ins uns vereinigt,
die uns reich macht,
die Glück und Segen schenkt.
Herr,
wenn wir dein Wort weitergeben, stoßen wir auf Widerstände und Ängste.
Das macht uns übervorsichtig und furchtsam.
Schenke uns den Mut, es sogar mit den Teufeln aufzunehmen.
Herr, erbarme dich.
Herr,
viele Menschen warten darauf, ein gutes Wort zu hören
und nicht alleingelassen zu werden.
Schenke uns die Kraft, nur mit einem Wort die Welt zu verwandeln.
Herr, erbarme dich.
Herr,
es werden viele Reden gehalten zu allen möglichen Anlässen.
Oft reden wir abschätzig von Sonntagsreden.
Schenke uns die Gelassenheit, von Predigten Wunder zu erwarten.
Herr, erbarme dich.
Herr,
Flüchtlinge verstehen unsere Sprache noch nicht, bekommen aber mit,
was in der Öffentlichkeit über sie geredet wird.
Schenke uns Worte, uns ihrer anzunehmen und für sie zu reden.
Herr, erbarme dich.
Herr,
Propagandaschlachten werden selbst in virtuellen Räumen geschlagen.
Die Wahrheit bleibt als erste auf der Strecke.
Schenke uns die Unverfrorenheit, den Mächtigen die Maske vom Gesicht zu reißen.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du wurdest angefeindet, als du älteste Verheißungen neu mit Leben fülltest,
du wurdest mit dem Tod bedroht, als du der Liebe das letzte Wort gabst.
Wir vertrauen darauf, dass deine Liebe allen Hass und alle Angst besiegt. – Amen.
Renate Witzani (2015)
Das Stimmengewirr um uns herum ist meist so laut,
dass wir die einzelnen Stimmen nicht mehr hören können.
Bitten wir den Herrn, dass wir lernen, auf seine Stimme zu hören:
Um ein offenes Ohr und einen wachen Geist für das Wort der Heiligen Schrift.
Um Fairness und Liebe zur Wahrheit, wo auch immer verschiedene Weltanschauungen und Überzeugungen aufeinander prallen.
Um das rechte Maß von Aktivität und ruhiger Besinnung,
damit unsere Sehnsucht nach Stille und Rückzug nicht zu einem Verschließen vor unseren Nächsten und den Problemen unserer Zeit wird.
Um Gottes Barmherzigkeit für alle,
die er bereits aus dieser Welt zu sich gerufen hat.
In Jesus Christus begegnet uns Menschen Neues und Unfassbares.
In ihm erfüllt sich unsere Sehnsucht nach Einklang mit uns selbst und der Welt.
Herr, wir danken dir dafür und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2012) - Für die Menschen, die sich mit bösen Geistern anlegen
Im Evangelium hören wir die bösen Geister sagen:
"Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret?
Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?
Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes."
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die sich mit bösen Geistern anlegen,
sich nicht einschüchtern lassen und offen über sie reden.
Stärke ihnen den Rücken - und hilf uns,
ihnen nicht in den Rücken zu fallen.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deiner Nachfolge leben.
Für die Menschen, die mit bösen Geistern Frieden geschlossen haben,
in Ruhe gelassen werden wollen
und sich aus allem heraushalten.
Wecke sie auf - und hilf uns, ihnen Beine zu machen.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deiner Nachfolge leben.
Für die Menschen, die mit bösen Geistern Geld verdienen,
andere ausnutzen und sich hinter hohlen Phrasen verstecken.
Stell dich ihnen in den Weg - und hilf uns, ihnen nicht auf den Leim zu gehen.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deiner Nachfolge leben.
Für die Menschen, die den Kampf mit dem Tod allein ausmachen,
abgeschoben und vergessen werden.
Lass ihnen dein Licht leuchten - und hilf uns,
ihre unerfüllten Hoffnungen zu übernehmen.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deiner Nachfolge leben.
Für uns bitten wir: dass wir mutig und unverzagt
in unseren Gemeinden Menschen eine Heimat geben,
uns ihrer Sorgen annehmen
und ihnen eine Begegnung mit dem guten Geist schenken.
Lass uns die Ideen nicht ausgehen -
und hilf uns, Gefährten zu finden.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deiner Nachfolge leben.
Du kennst unsere kleine Welt.
Schenke uns Liebe und Leidenschaft für deine große Welt,
Sehnsucht und Vertrauen in dein Reich.
Du gehst uns voraus.
Lass uns in deiner Nähe bleiben.
In Christus, unserem Herrn.
Bernhard Rathmer (2012)
Gott,
du willst für uns eine Anlaufstelle sein,
zu der wir mit unseren Fragen und Bitten kommen können:
Steh allen Menschen, die sich im Kleinen und Großen für ein besseres Leben der Menschen einsetzen, in ihren Bemühungen bei und stärke ihren Mut.
Steh uns bei, dass wir auf die Geschehnisse um uns herum achten
und uns einsetzten, wo wir gefordert sind.
Steh allen, die in Staat, Wirtschaft und Kirche Verantwortung tragen, bei,
dass sie sich mutig für mehr Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.
Steh allen Menschen bei, die unter den kleinen und großen Ungerechtigkeiten und unter den Kriegen leiden,
dass sie den Mut nicht verlieren, für eine bessere Welt zu arbeiten
und dass sie Menschen finden, die sie unterstützen.
Steh den Menschen bei, die heute Opfer von Fanatismus und Ideologien sind,
dass sie Menschen an ihrer Seite spüren, die sich für ihre Rechte einsetzen.
Für unsere Verstorbenen,
nimm Du sie in das verheißene Land auf.
Gott, nimm du unsere Bitten an. '
Darum bitten wir...
Hans Hütter (2000)
Guter und großer Gott.
In Jesus von Nazareth hast du gezeigt,
dass du Herr auch über alles Unheil und Böse bist.
Wir bitten dich:
Für alle, die Hass und Gewalt und Krieg ausgesetzt sind.
Überwinde das Böse und stehe ihnen in ihrer Not bei.
Für alle, die Hass und Krieg schüren, um daraus einen Vorteil zu ziehen.
Führe sie zur Einsicht, dass dieser Weg niemand nützt.
Für alle, die keinen Sinn in ihrem Leben entdecken.
Fülle ihre Leere mit deinem Geist.
Für alle, die Orientierung für ihr Leben suchen.
Lass sie die Kraft deines Wortes entdecken.
Für alle, die auf der Suche nach Leben süchtig geworden sind.
Führe sie aus ihrer Abhängigkeit von Suchtmitteln heraus.
Herr, wir glauben, dass du die Macht hast,
den Kreislauf des Bösen zu durchbrechen.
Wir bitten dich darum durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Gabengebet1
Messbuch - GG 4. Sonntag: Gaben als Zeichen unserer Hingabe
Herr, unser Gott,
wir legen die Gaben
als Zeichen unserer Hingabe auf deinen Altar.
Nimm sie entgegen
und mach sie zum Sakrament unserer Erlösung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung3
Norbert Riebartsch (2021) - Geschenk des Glaubens
Gott und Vater,
Brot und Wein sind Teil deiner Schöpfung
und dein Geschenk an uns.
Wenn du deinen Segen spendest,
wird aus dem Geschenk der Natur
das Geschenk des Glaubens.
Tu es so
und erfülle uns.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2018)
Wir möchten gerne wie die Engel reden, Herr,
überlegen und frei,
in himmlischen Tönen und allen Dingen enthoben.
Doch du schenkst uns Brot und Wein,
die Dinge, die nach Erde schmecken
und nach Hoffnung
und nach mehr …
Leg du dein Wort dazu
und schenke dich uns,
Liebe, die alles verwandelt.
Den Schmerz und das Schwere,
das Trostlose und das Traurige,
das Verzagte und das Vergängliche.
Du legst dich uns in den Mund
und unsere Herzen wachen auf zu neuem Leben.
Du lässt uns wie Engel reden
von deinem Reich. – Amen.
Manfred Wussow (2012)
Herr,
wir danken dir für alles,
was unser Leben erhält und schön macht.
Wir danken dir für Brot und Wein.
Wir bringen dir unsere Gaben.
Unsere Träume, Schmerzen, Hoffnungen.
Du selbst kommst zu uns.
Du verschenkst dich in Brot und Wein.
Wir empfangen von dir ein verwandeltes Leben.
Von deiner Nähe geht ein Glänzen aus.
Wir schmecken die große Hoffnung.
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2009) - Sein Geist gibt uns die Kraft, dem Bösen zu widerstehen
(für Wortgottesdienste ohne Priester)
Kehrvers:
Groß ist der Herr und hoch zu loben,
seine Größe ist unerforschlich.
Guter Gott und Vater,
wir sind hier, um dir zu danken und dich zu preisen.
In dir erkennen wir den Großen und Allmächtigen,
der unser Leben und unser Schicksal in den Händen hält
und der sich um uns sorgt wie ein guter Vater um seine Kinder.
Kehrvers
Einst hast du Propheten eingesetzt,
die in deinem Namen deinem Volk deinen Willen mitgeteilt haben
und ihm in schwierigen Zeiten kraftvoll vorangegangen sind.
Kehrvers
Nachdem die Zeit dafür reif war, hast du Jesus von Nazareth gesandt.
Klar und entschieden hat er den Menschen den Weg zum wahren Leben gewiesen.
Mit göttlicher Vollmacht hat er der Macht des Bösen Einhalt geboten.
Kehrvers
Sein Geist ist auch heute unter uns gegenwärtig
und stärkt alle, die von der Not ihres Lebens niedergedrückt werden.
Er lehrt uns, das Gute zu erkennen und zu tun,
und er gibt uns die Kraft, dem Bösen zu widerstehen.
Kehrvers
Für dein machtvolles Wirken in dieser Welt danken wir dir
mit allen, die auf dich hören und auf das endgültige Kommen deines Reiches warten.
Mit ihnen und mit der ganzen Schöpfung stimmen wir ein in dein Lob:
Danklied, z. B. Lobe den Herren (GL 258)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 3
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2021) - machtvoll
Jesus lehrte nicht nur mit Vollmacht,
er gab uns Christen auch ein Gebet, dass uns begleitet:
Vater unser…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2021) - der unreine Geist spürte deine Nähe...
Herr Jesus, der unreine Geist spürte deine Nähe
und deinen heilenden Frieden,
der seine Macht brechen konnte.
Dich bitten wir:
Schaue nicht auf unsere Sünden…
- Mahlspruch1
Bibel (2009)
Gott hat uns der Macht der Finsternis entrissen
und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
(Kol 1:13 )
Oder:
Christus spricht:
Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben.
(Joh 6,63)
- Meditation3
Helene Renner (2021) - an ihm scheiden sich die Geister
An Jesus und seinem Wort
scheiden sich die Geister
sein Wort macht betroffen
es trifft uns
und legt frei
was unehrlich und verlogen
was verhärtet und lieblos
was leeres Geschwätz ist
in unserem Leben
Vieles treibt uns um
und zerrt uns hin und her
wir wollen nichts versäumen
doch nur das Eine ist wichtig
Jesu Wort hören
und sich davon treffen lassen
denn an ihm
scheiden sich die Geister
Bernhard Rathmer (2012)
gefangen - frei werden
unterdrückt - sich wehren lernen
mutlos - kraft gewinnen
ängstlich - erste schritte wagen
verkriechen - auf andere zugehe
festhalten - neues wagen
misstrauen - vertrauen
unheil spüren - heil erfahren
(Bernhard Rathmer)
Klemens Nodewald (2009)
Seid auf der Hut vor der List des Bösen
Denn Härte und Kampf
Hinterlist und Verschlagenheit
Halbwahrheit bis Lüge
Bestechung, versteckter Betrug, unlauterer Wettbewerb
Missbrauch der Macht, Ausbeutung…
kommen nicht am Bettelstab daher,
um vorsichtig oder demütig bittend
bei uns anzuklopfen
Sie präsentieren sich stets aufs Neue
als das einzig Vernünftige
als die wahren und großen Retter
ohne deren Hilfe wir in gegenwärtiger Zeit
nicht bestehen könnten
Seid auf der Hut vor der Arglist des Bösen
Klemens Nodewald
- Schlussgebet2
Messbuch - SG 4. Sonntag: beständiges Wachstum wahren Glaubens
Barmherziger Gott,
das Sakrament der Erlösung,
das wir empfangen haben,
nähre uns auf dem Weg zu dir
und schenke dem wahren Glauben
beständiges Wachstum.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Ostern 7 Do: fähig, dein Wort zu verstehen
Gütiger Gott,
in dieser Feier
hast du uns Anteil an deiner Gnade gegeben.
Sie mache uns fähig, dein Wort zu verstehen,
und bereit, die Gaben deines Geistes zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Donnerstag der Osterzeit
- Gebet zum Abschluss3
Norbert Riebartsch (2021) - Zeichen deiner Liebe
Gott unser Vater,
die Menschen in Kafarnaum fragten:
Was ist das?
Wir wissen: Es ist ein Zeichen deiner Liebe.
Wir danken dir für dieses Zeichen,
das uns stärken wird für unseren Weg in dieser Woche. – Amen.
Manfred Wussow (2012) - Vor dir liegen aber auch die Wege offen, die wir gehen werden
Treuer Gott,
dir bleibt nicht verborgen, wenn uns die Worte ausgehen,
wenn wir enttäuscht sind und keinen Mut mehr haben.
Du kennst die Wege, die wir hinter uns haben.
Mit vielem sind wir nicht im Reinen.
Nicht einmal mit uns.
Vor dir liegen aber auch die Wege offen, die wir gehen werden.
Bewahre uns vor einem Niemandsland.
Hilf uns, einander nicht auf Schuld festzulegen,
Animositäten zu pflegen
und alles besser zu wissen.
Stell uns dein Reich vor Augen.
Schenke uns deine Liebe.
Lass uns dann gemeinsam schauen, wachsen und gehen.
Bis du vollendest, was wir nicht vollenden können.
In und mit Christus, dem Anführer ins Leben.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Manfred Wussow (2018) - Es fällt uns schwer, der Liebe das letzte Wort zu lassen
Du kennst unsere Wege und Träume, Gott.
Was uns verborgen ist, nimmst du in die Hand,
was wir nicht verstehen, ist in deinem Herzen.
Es fällt uns schwer, der Liebe das letzte Wort zu lassen.
Wir wägen ab,
wir sind vorsichtig,
wir sind ängstlich.
Aber wenn du uns deinen Geist schenkst,
springen wir über unsere Schatten,
überwinden Zweifel
und lassen uns nichts mehr einreden.
Wir gehen jetzt wieder in unseren Alltag.
Viele Proben warten auf uns,
Proben unserer Gelassenheit,
unseres Mutes, unseres Glaubens.
Schenke uns deine Liebe.
Und die Zukunft, die uns große Schritte wagen lässt
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
- Segen4
Messbuch - Segen 21: Wort der Wahrheit, Evangelium
Segne uns, Vater im Himmel,
und mache uns rein und heilig
vor deinem Angesicht.
Offenbare uns deine Herrlichkeit und deine Gnade
und lehre uns das Wort der Wahrheit,
das Evangelium des Heiles,
damit wir erfüllt werden mit der brüderlichen Liebe,
die du allen deinen Kindern geboten hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes
+ und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab
und bleibe bei euch allezeit. - Amen.
MB Segensgebete 21
Messbuch - Feierlicher Segen im Jahreskreis 6: Evangelium Christi
Gott, unser Vater,
segne euch mit allem Segen des Himmels,
damit ihr rein und heilig lebt vor seinem Angesicht. - Amen.
Er lehre euch durch das Wort der Wahrheit;
er bilde euer Herz nach dem Evangelium Christi
und gebe euch Anteil an seiner Herrlichkeit. - Amen.
Er schenke euch jene geschwisterliche Liebe,
an der die Welt die Jünger Christi erkennen soll. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
MB Feierlicher Segen im Jahreskreis 6
Norbert Riebartsch (2021) - Nähe Gottes
Gott,
immer wenn wir deine Nähe spüren, geschieht etwas in uns.
Sie macht uns frei und lässt uns wachsen.
Gib uns dazu deinen Segen für heute und für die Woche.
Und so segne euch der Vater und der Sohn
und der Heilige Geist. – Amen.
Beatrix Senft (2021) - Der Segen Gottes stärke uns
Und der Segen Gottes,
dessen Kraft und Zusage größer ist
als all unsere Vorurteile, Verfehlungen, Ängste und Nöte,
er lege sich gnädig auf uns und stärke uns.
So segne uns Gott der Vater...
Herr, lehre uns beten!
"Herr, lehre uns beten!" (Lk 11,1),
baten die Apostel. Vielleicht müssten wir heute bitten: Lehre uns dein Evangelium lesen, dieses Evangelium, das wir zu kennen vermeinen. - und vielleicht sind wir auch so daran gewöhnt, dass es uns keinen Stoß mehr versetzt -, aber dessen Reichtum, Neuheit, Aktualität wir nie fertig entdecken werden, wenn wir es richtig lesen.
Herr, lehre uns in die Frohbotschaft eindringen,
die zunächst eine Tatsache, eine Geschichte, eine Offenbarung ist; aber lasse uns auch aufgehen, dass sie zudem und vor allem ein Geist ist. Herr, lehre uns Matthäus, Markus, Lukas und Johannes so lesen wie unsere großen klassischen Dichtungen und aufmerksamer als diese. Lass uns diesen unvergänglichen Texten die Aufmerksamkeit schenken, die wir andern, weniger wertbeständigen Texten widmen. Sie sollen für uns heilige Texte sein, die wir mehr mit dem Herzen als mit dem Geist lesen und vielleicht - warum denn nicht? - zuweilen auf den Knien, wie Pascal.
Lass uns Gefallen finden an den Forderungen deines Evangeliums, an seiner Härte, seiner Hoheit. Gib uns das Verlangen nach deinem Reich und nicht nur das, sondern nach dem Himmelreich!
Und, Herr, lass uns, die wir doch mit dir glücklich sein wollen, nie an deinen Seligpreisungen herumdeuteln!
Aus: Henri Engelmann, Ich kann nicht mehr glauben. Rex-Verlag 1965.
Herr, lass uns zu Evangelisten werden
Gib uns die Gabe, die Matthäus erhielt:
die gute Botschaft mit der Tradition der Menschen zu vergleichen und ihr gegenüberzustellen.
Gib uns die Gabe, die Markus erhielt:
die gute Botschaft kurz und bündig zu erzählen.
Gib uns die Gabe, die Lukas erhielt:
Mitleiden zu erwecken für die Armen.
Gib uns die Gabe, die Johannes erhielt:
nachdenklich die Ereignisse in Jesu Leben zu betrachten und zu deuten.
Gib uns die Gabe, die Paulus erhielt:
alle Leiden geduldig zu ertragen und trotzdem weiterzuziehen mit der Predigt des Evangeliums.
Gib uns die Gabe, die Jakobus erhielt:
die Gläubigen zu ermutigen, ihr Leben mit guten Werken zu erfüllen.
Gib uns die Gabe, die Petrus erhielt:
die vorzubereiten, die verfolgt werden, damit sie standhaft bleiben.
Gib uns die Gabe, die der Verfasser des letzten Buches der Bibel erhielt:
die Vision des himmlischen Jerusalems vor Augen zu behalten.
Herr Jesus, lass die Musik und die Kunst,
die die christliche Botschaft tragen,
Menschen anregen,
damit sie die Evangeliumsbotschaft verstehen.
Lass gedruckte Seiten,
die über den Heiland sprechen,
Gleichgültige anregen,
die Bedeutung des Evangeliums zu erforschen.
Lass das Leben der Gläubigen denen,
die die Bibel nicht lesen, einprägen,
was das Evangelium tun kann.
Herr, lass uns zu Evangelisten werden.
Amen.
Johnson Gnanabaranam, indischer Theologe.
Einmal am Tag
Einmal am Tag,
da solltest du
ein Wort in deine Hände nehmen
ein Wort der Schrift.
Sei vorsichtig, es ist so schnell erdrückt
und umgeformt, damit es passt.
Versuch nicht hastig,
es zu "melken", zu erpressen,
damit es Frömmigkeit absondert.
Sei einfach einmal still.
Das Schweigen, Hören, Staunen
ist bereits Gebet
und Anfang aller Wissenschaft und Liebe.
Betaste das Wort von allen Seiten,
dann halte es in die Sonne
und leg es an das Ohr
wie eine Muschel.
Steck es für einen Tag
wie einen Schlüssel in die Tasche,
wie einen Schlüssel zu dir selbst.
Paul Roth
Einer, der mit Vollmacht lehrt
Mit Vollmacht lehren heißt:
glaubwürdig sprechen –
mit Worten, die die Seele berühren
mit Worten, die in die Tiefe gehen
mit Worten, die leben lassen
mit Worten, die bewirken,
was sie sagen.
Ilse Pauls
Das Wort Gottes glaubwürdig bezeugen
Zur Zeit, als der Korintherbrief geschrieben wurde, glaubte man noch daran, dass das endgültige Reich Gottes noch zu Lebzeiten anbrechen wird. Erst nach und nach merkte man, dass das Ende der Zeiten nicht so nahe war.
Paulus war der festen Überzeugung, dass nur ledige Menschen intensiv am Reich Gottes mitarbeiten könnten. Er selbst war erst zum Christentum konvertiert, nachdem er diesen "neuen Weg" fanatisch bekämpft hatte. Er sah in seiner Konzentration auf Jesus Christus seine Möglichkeit, ein gutes, „richtiges“ Leben zu führen. In einer Zeit, als kultische Prostitution und Zügellosigkeit ganz selbstverständlich praktiziert wurden, wollte er die Menschen dazu bringen, sich auf Jesus Christus zu konzentrieren und ihr Leben auf ihn auszurichten. Von da her erklärt sich, warum Paulus die Ehelosigkeit für den besseren Weg hält. Heute wissen wir, dass Ehelosigkeit nicht die Quelle alles Guten ist und dass auch verheiratete Menschen ihr Leben ganz Jesus Christus widmen können, indem sie den Wert der Nächsten- und Feindesliebe und der Caritas in ihrer Familie und in ihrem Umfeld glaubwürdig leben und andere dazu animieren, ähnlich zu denken.
Und hier sehe ich eine Brücke zum Evangelium: Jesus Rede kommt den Menschen vor Ort so anders vor, weil er das, was er sagt, auch lebt. Und weil er als Sohn Gottes nicht irgendwelche Gottesworte interpretiert, sondern aus eigenem Sein weitergibt. Deshalb kann er auch das Böse, hier in Gestalt eines Dämons, austreiben. Wobei auch hier das Evangelium in dem Kontext gelesen werden muss, in dem es geschrieben wurde. Dass das Böse Menschen in Gestalt von Dämonen heimsucht, war damals allgemeine Überzeugung. Heute glauben wir vielleicht nicht mehr an Dämonen, aber wir sehen, dass es Menschen gibt, die Böses wollen und nicht das Gute.
Das ist uns in den letzten Wochen in Deutschland eindrücklich vor Augen geführt worden. Dass viele Menschen gegen „das Böse“ sind, zeigen die vielen Menschen, die auf die Straße gehen, weil sie nicht wollen, dass sich deutsche Geschichte wiederholt.
Was bedeutet das nun für uns? Ich bin überzeugt, dass es nicht darauf ankommt, irgendwas zu interpretieren und große Reden zu schwingen, sondern glaubwürdig und konsequent zu leben. Wenn unser Reden unserem Leben erkennbar entspricht, dann „predigen“ wir auf unsere Weise und erreichen damit die Herzen der Menschen. Das ist der Auftrag, den wir Christinnen und Christen haben: glaubwürdig in der Nachfolge zu leben und so die Botschaft Jesu Christi zu bezeugen.
Edith Furtmann 2024.
Wo in diesem Jahr gewählt wird – ein Überblick
Im Jahr 2024 wird nicht nur in der EU und in den USA gewählt. Vielerorts drohen Antidemokraten an Zustimmung zu gewinnen. Die wichtigsten Wahlen des Jahres im Überblick.
Kommunalwahlen, Landtagswahlen, Europawahl: Viele deutsche Bürgerinnen und Bürger sind 2024 gleich mehrere Male dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Doch nicht nur hier wird gewählt: In Bangladesch und Taiwan wurde bereits über ein neues Parlament abgestimmt. In Österreich finden gleich mehrere entscheidende Wahlen statt, und in den Vereinigten Staaten wird ein neuer Präsident gewählt. Bei vielen dieser Wahlen ist damit zu rechnen, dass rechte Kräfte noch stärker werden könnten. In den Landtagen der ostdeutschen Bundesländer, bei Kommunalwahlen, aber auch in den USA, Türkei oder Österreich. Eine Übersicht über das Superwahljahr 2024.
Ganzer Beitrag:
https://www.zeit.de/politik/2024-01/wahlen-2024
Zeit online. Aktualisiert am 19. Januar 2024,
heil werden
Gefangen
im Kreisen
von Gedanken
von Sorgen
gefangen
im alltäglichen Schrecken
im Kampf um das tägliche Leben
gefangen
auf der Suche nach Gerechtigkeit –
nach Liebe
gefangen in Vertrauensbruch
Untreue und
Verrat
gefangen
in mir selbst und meinen Geistern
mit dem Brett vor meinem Kopf
mit dem Knoten um meine Seele
löst sich der S C H R E I
findet ein Gegenüber
findet ein offenes Ohr
findet den HEILIGEN GOTTES
und ER befiehlt
allem, was mich fesselt
zu schweigen
und mich zu verlassen
und es zieht mich noch hin und her
wohin?
Es zieht mich zu dem
der Heil mir verheißt
der mich in meinem ganzen „So-Ist-Es-Sein“ umfängt
der alles wahrnimmt
was mich ausmacht
ALLES
und
der mich bergend umschließt
mich liebend wiegt – wie ein Kind
der mit seiner Liebe und Annahme
Heil-werden möglich machen will
(c) Beatrix Senft 2021, beatrix.senft@googlemail.com
Eintauchen in deine Gegenwart
Funkelndes Feuerwerk,
bizarre Formen und Farben,
die Nacht wird zum Tag.
Duft von Lavendel und Salbei,
von Rosen und Weihrauch. Maienwärme, sanftes Streicheln
auf meiner Haut.
Der Geschmack eines Festes,
zart und deftig zur Musik,
die mich tanzen lässt.
Lachen, fröhliches Lachen,
aus dem Zwerchfell heraus.
Keine Tränen mehr, nie mehr.
Keine Angst mehr,
vor nichts und niemand.
Verzweiflung verblasst.
Der Schmerz, von Heilung besiegt.
Nicht mehr Abschied, nur Wiedersehen.
Heimkehr: zu Hause, endlich zu Hause.
Ich fühle mich wie im Himmel.
Sei bedankt für diese Ahnung,
die weiterzieht, wenn ich ermüde;
diese Ahnung, wie es sein wird,
wenn ich eintauche
in deine Gegenwart.
Aus: Auf der Spur des Ewigen : Gebete der Moderne, hg. v. Georg Schwikart, Graz- Wien- Köln: Styria 2000.
Dein Geist führe uns
Du, Herr, hast uns berufen, dir in deinem Geiste zu folgen:
in deinem Geiste dieses Leben zu wagen,
in deinem Geist einander zu begegnen und gut zu sein.
Lass uns das Feuer dieses Geistes spüren, Herr,
dass es uns verwandle und unsere Kräfte wecken.
Mach, dass wir begeistert sind von dir
und dass wir, während wir auf dich schauen,
mit Mut und Vertrauen über unsere Angst
und unsere Sorgen hinausgehen.
Dein Geist führe uns auf dem Weg der Liebe
zu Verzeihung und Frieden, zur Menschlichkeit,
und lasse uns mit brennendem Herzen
zu Kündern deiner Herrlichkeit werden.
Martin Thurner
Vollmacht
Machthaber
voll Macht
mit Vollmacht
missbrauchen oft Macht
sagen Ich
sind machtbesessen
Jesus
voll Macht
mit Vollmacht
ermächtigt
zur Freiheit
sagt Du
bindet los
lässt sein
(Ingrid Penner, Bibelsonntag Linz)
wissen und wahrheit
herr
laß uns liebende sein
selbst wenn unser wissen wächst
und die wahrheit abnimmt
siehe oh herr
beiden und missionare fallen ins gras
und wachsen nicht mehr
auf dem blechernen fensterbrett laufen engel umher
stolz auf ihre nutzlosigkeit
und rufen neue götter aus
Aus: Said, Psalmen. C. H. Beck Verlag, München 2007.
Die Prüfungen
Es kommen Jahre, die uns nicht vergessen
Und unsrer Armut bitter sich erbarmen:
Wir müssen ihre Qualen dreifach essen
Und ihre Götzen dreißigmal umarmen.
Nein, Jahre kommen, die uns vielfach zählen,
Weil weiter Sinn mit naher Tat sich koppelt.
Wir sind Erwählte, ohne selbst zu wählen,
Wir überleben, starben wir auch doppelt.
Was sonst in Erden- oder Feuerbetten
Sich erst am unbekannt Verborgnen reinigt,
Vollzieht sich schon. Es fällt, es klirrt die Kette,
Wir sind mit andrer Wesenheit vereinigt.
Wohl kams uns einst, der Vordem zu gedenken,
Doch war es wie mit Spießen und mit Stangen:
Noch nicht! - Und nun, wenn wir die Köpfe senken -
Wir Späten wollen wirklich heimgelangen.
Da, unterwegs auf einem Trümmerziegel
Saß Gott ganz klein und sang zu seinem Ruhme:
Ach, Bruder Elefant, ach, Bruder Igel,
Ach, Schwester Sonne, Schwester Sonnenblume!
Und alles rühmte er zu vielen Malen,
Allein uns Menschen schien er zu vergessen.
Und mancher kehrte um in seine Qualen,
Und mancher, mit dem Engel sich zu messen.
Oskar Loerke in: Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Topos Verlag, Kevelaer 2007.
Verstandsaufnahme
Der Befassungsschutz
verschätzt die Versitzenden
vor denen die den Verhörden
als bestockte Beschwörer verkannt sind
weil sie eine Beänderung
der Lebensverdingungen wollen
durch Bewandlung der Produktionsbehältnisse
Ein wohlverstallter Veramtenapparat
leistet Bezieht auf eigenes kritisches Denken
die Herrschenden aber halten Verratungen ab
wie sie die Verherrschten
davon abhalten können
sich verdrückt
und um ihr Leben vertragen zu fühlen
Ein Heer von Bedummern
will sie zur Selbstverherrschung erziehen
und verarbeitet zu diesem Zweck
die Normalbebraucher
mit Verschwichtigungen
und mit Betröstungen
Aber seht die Behafteten
und ihre verwaffneten Verwacher
und was sie Gerichte bezapfen
vor die man sie stellt
Seht euch diese Verweisbefahren an
die Haftverfehle
und Bestöße gegen das Grundrecht
die Bedrehungen und ausweichenden Verscheide
dann die Hauptbehandlungen
und die begnügten Verrichterstatter
und zuletzt die Beurteilten
und die vergnadigten Kronzeugen
Wieviel Bestellung
wieviel heimliches Einbenehmen
wieviel Bekommenheit angeblich beläßlicher Menschen
die verstochen sind von ihren betauschbaren Rollen
von Verförderungsbesprechungen
oder auch nur
von der Verrufung auf ihre Treue
als Diener des Staates
Seht die Bemarktung
der menschlichen Arbeitskraft
die Bezahnung der Staatsorgane
in immer neuen Verreichen
seht die Verteidigung der Würde des Menschen
und fragt euch dann ob ihr das
verjahen wollt
oder beneint
Aus: Erich Fried, Politische Gedichte. Vietnam, Israel, Deutschland. Ausgewählt und mit einem Nachwort von Christoph Buchwald. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2008.
Gib deiner Angst einen Namen
Gib deiner Angst einen Namen,
deinem Schmerz, deinem Tumor.
Nenne ihn »Hannibal« oder »Tiger« oder »Pirat«.
Sonst bleibt er ein Partisan,
den du nicht packen kannst.
Erst wenn du ihn auftauchen läßt
aus dem chaotischen Tohuwabohu der Gefühle,
wenn du sein Gesicht siehst, seinen Namen weißt,
bekommst du Macht über Rumpelstilzchen.
Dann kannst du ihn anschauen, ihn rufen,
mit ihm sprechen, ihn beschimpfen,
mit ihm kämpfen, ihn befragen,
auf ihn hören, ihn verstehen,
kannst vielleicht mit ihm verhandeln,
ihn als Schattenbruder akzeptieren,
ihn versöhnen, dich versöhnen,
Frieden finden.
Aus: Hermann Josef Coenen, Und dennoch bleibe ich. Patmos Verlag, Düsseldorf 1993.
Einsamer Rufer in der Wüste?
Blicke ich nun auf mein Leben zurück, so kann und muss ich mich fragen: Was habe ich eigentlich erreicht? Was haben alle meine Bemühungen um eine Reform meiner Kirche schließlich erbracht?
Da habe ich mir im Lauf der Jahre die Finger buchstäblich wund geschrieben: Tausende von Seiten in meinen Büchern, Hunderte Artikel und Stellungnahmen in allen möglichen Sprachen, zahllose Interviews, Gespräche und Kolloquien ... Doch abgesehen von der Konzilszeit und dem unvergessenen Jahr 1963, in welchem ich als katholischer Christ gleichzeitig auf Papst Johannes XXIII. und Präsident Kennedy blicken konnte, musste ich ständig gegen den Wind segeln, und dies oft durch große Stürme und lange Regenzonen. Aber bin ich da eigentlich vorangekommen, oder bewege ich mich im Kreise?
Selbstmitleid ist in meinem Fall nicht angebracht. Ich bin kein Hiob, habe bis jetzt Leben und Gesundheit, Haus und Heimat bewahrt, habe ein unwahrscheinlich reiches Leben geführt. Habe mir Jahrzehnt um Jahrzehnt ein ständig um neue wichtige Themen ringendes literarisches Œuvre erarbeitet. Habe alle Regionen dieser Erde zwischen Spitzbergen und dem Kap der Guten Hoffnung und von Europa mehrfach rund um die Welt bis zum Chinesischen Meer und zur Südsee kennengelernt. Habe unbeschreiblich schöne Naturerlebnisse gehabt von den Gipfeln der Alpen bis in die Unterwasserwelten des Pazifik.
Nein, ich bin auch kein Jeremia, der als Prophet in Not und Elend leben musste, dem Klagen über sein Volk und die Regierenden aufgetragen waren und der Ablehnung durch sein Volk, Misshandlung und Verbannung erfahren musste. Ich habe immer und überall auch viel Zustimmung und Sympathie gefunden und habe zahllose wunderbare Menschen in allen Völkern und Religionen kennengelernt. Trotz offizieller Desavouierung konnte ich meinen Lehrstuhl und mein Institut bewahren, und nach meiner Emeritierung sogar eine eigene Stiftung gründen und so mein hoch qualifiziertes Mitarbeiterteam behalten. Ich erfuhr von meiner Familie und vom engsten Kreis meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so viel Treue, Zuneigung und Liebe, dass ich aufs Ganze gesehen - trotz mancher einsamer und schwieriger Stunden und Tage - ein glückliches Leben führen konnte.
Aus: Hans Küng, Erlebte Menschlichkeit. Erinnerungen. Piper Verlag, München Zürich 2013.
Leibhaftig böse
Das Gute kommt nie allein, und - Gott sei’s geklagt - der Gute auch nicht. Wird bereits das Erlösungswerk des Höchsten von einem Satan begleitet, so führen auch die niederen Chargen der Heilsvermittlung dunkle Wiedergänger mit sich. Es geht dabei durchaus um Arbeitsteilung: Selbst wenn Knecht Ruprecht dem Nikolaus einen Sack mit Wohltaten hinterher trägt, auszuteilen hat er selbst doch einzig die Rute. Und der etwas südlicher verbreitete Krampus teilt nicht nur besagte Rute, sondern auch allfällige Strafen mit ihr aus.
Was unser Brauchtum hier alle Jahre wieder aufführt, entstammt einer religionsgeschichtlich erprobten Verfahrensweise: Gegen die Ansteckung mit der Bosheit werden von der höchsten Güte Funktionäre des Bösen abgespalten. Ein Beispiel aus dem Alten Testament macht deutlich, wie das vor sich geht: Während im Zweiten Samuelbuch der Zorn Gottes den König David zu einer sündhaften Volkszählung reizt, übernimmt dieselbe Aufgabe in der Nacherzählung derselben Geschichte im Ersten Chronikbuch ein Satan (vgl. 1Sam 24,1 und 1Chr 21,1).
https://www.furche.at/gesellschaft/leibhaftig-boese-1197311 - abgerufen am 23. Jänner 2024
Jürgen Bründl in: Die Furche Nr. 43 vom 5. 12. 2013.
Jesus ist kommen
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet's den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
Jesus ist kommen, nun springen die Bande,
Stricke des Todes, die reißen entzwei.
Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden;
er, der Sohn Gottes, der machet recht frei,
bringet zu Ehren aus Sünde und Schande;
Jesus ist kommen, nun springen die Bande.
Jesus ist kommen, der starke Erlöser,
bricht dem gewappneten Starken ins Haus,
sprenget des Feindes befestigte Schlösser,
führt die Gefangenen siegend heraus.
Fühlst du den Stärkeren, Satan, du Böser?
Jesus ist kommen, der starke Erlöser.
Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens,
sein Tod verschlinget den ewigen Tod.
Gibt uns, ach höret's doch ja nicht vergebens,
ewiges Leben, der freundliche Gott.
Glaubt ihm, so macht er ein Ende des Bebens.
Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens.
Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden,
Sünden der ganzen Welt träget dies Lamm.
Sündern die ewge Erlösung zu finden,
stirbt es aus Liebe am blutigen Stamm.
Abgrund der Liebe, wer kann dich ergründen?
Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden:
komme, wen dürstet, und trinke, wer will!
Holet für euren so giftigen Schaden
Gnade aus dieser unendlichen Füll!
Hier kann das Herze sich laben und baden.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden.
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Hochgelobt sei der erbarmende Gott,
der uns den Ursprung des Segens gegeben;
dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod.
Selig, die ihm sich beständig ergeben!
Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben.
Jesus ist kommen, sagt's aller Welt Enden.
Eilet, ach eilet zum Gnadenpanier!
Schwöret die Treue mit Herzen und Händen.
Sprechet: wir leben und sterben mit dir.
Amen, o Jesu, du wollst uns vollenden.
Jesus ist kommen, sagt's aller Welt Enden.
Johann Ludwig Konrad Allendorf (1736), EG 66.
Moderne Legende (1914)
Als der Abend übers Schlachtfeld wehte
Waren die Feinde geschlagen.
Klingend die Telegrafendrähte
Haben die Kunde hinausgetragen.
Da schwoll am einen Ende der Welt
Ein Heulen, das am Himmelsgewölbe zerschellt'
Ein Schrei, der aus rasenden Mündern quoll
Und wahnsinnstrunken zum Himmel schwoll.
Tausend Lippen wurden vom Fluchen blaß
Tausend Hände ballten sich wild im Haß.
Und am andern Ende der Welt
Ein jauchzen am Himmelsgewölbe zerschellt'
Ein Jubeln, ein Toben, ein Rasen der Lust
Ein freies Aufatmen und Recken der Brust.
Tausend Lippen wühlten im alten Gebet
Tausend Hände falteten fromm sich und stet.
In der Nacht noch spät
Sangen die Telegrafendräht'
Von den Toten, die auf dem Schlachtfeld geblieben ...
Siehe, da ward es still bei Freunden und Feinen.
Nur die Mütter weinten
Hüben - und drüben.
Bertold Brecht, Ein Kinderbuch, Berlin: Aufbau-Verlag 2006.
Gib mir, oh Erde, den reinen Ton
Gieb mir, oh Erde, den reinen
Thon für den Tränenkrug;
Mein Wesen, ergieße das Weinen,
das sich in dir verschlug.
Daß sich Verhaltenes löse
In das gefügte Gefäß.
Nur das Nirgends ist böse,
alles Sein ist gemäß.
Rainer Maria Rilke, Gedichte, itb 2246, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel 1998.
"Geheimnis der Bosheit"
Schließlich kennt die christliche Lehre noch eine dritte Dimension, mit der wir heute die größten Schwierigkeiten haben und von der wir auch nur mit Vorsicht sprechen können. Nicht von ihr zu sprechen, würde jedoch dem eindeutigen Zeugnis des Neuen Testaments widersprechen, das vom Teufel, vom Satan, von Dämonen, bösen Mächten und Gewalten an sehr vielen Stellen mit Nachdruck spricht. Ein solches Schweigen würde auch der menschlichen Erfahrung nicht gerecht. Der Mensch ist ja nicht nur in das Geflecht der Menschheit eingebunden, er ist auch eingewurzelt in den Kosmos mit all seinen Abgründen. Man hat sich volkstümlich den Teufel eher zu harmlos vorgestellt. Heute haben wir allen Grund, tiefer über das "Geheimnis der Bosheit" (2 Thess 2,7) nachzudenken, um sowohl dem Zeugnis der Schrift wie der Abgründigkeit, dem Monströsen und Ungeheuren, das es in der Welt unbestreitbar gibt, gerecht zu werden.
(...)
Weder ist das gesellschaftliche Böse nur eine Akkumulation und Extrapolation einzelner Schuld, noch sind Teufel oder die Erbsünde ein Alibi für die persönliche Verantwortung. Das Böse ist in sich selbst widersprüchlich und lässt sich deshalb nicht auf einen einzigen Nenner bringen!
Karl Kaspers, Das Evangelium Jesu Christi, WKGS 5, Freiburg-Basel-Wien: Herder 2009.
Verteidigung der Wölfe gegen die Lämmer
Soll der Geier Vergißmeinnicht fressen?
Was verlangt ihr vom Schakal,
daß er sich häute, vom Wolf? Soll
er sich selber ziehen die Zähne?
Was gefällt euch nicht
an Politruks und an Päpsten,
was guckt ihr blöd aus der Wäsche
auf den verlogenen Bildschirm?
Wer näht denn dem General
den Blutstreif an seine Hose? Wer
zerlegt vor dem Wucherer den Kapaun?
Wer hängt sich stolz das Blechkreuz
vor den knurrenden Nabel? Wer
nimmt das Trinkgeld, den Silberling,
den Schweigepfennig? Es gibt
viel Bestohlene, wenig Diebe; wer
applaudiert ihnen denn, wer
steckt die Abzeichen an, wer
lechzt nach der Lüge?
Seht in den Spiegel: feig,
scheuend die Mühsal der Wahrheit,
dem Lernen abgeneigt, das Denken
überantwortend den Wölfen,
der Nasenring euer teuerster Schmuck,
keine Täuschung zu dumm, kein Trost
zu billig, jede Erpressung
ist für euch noch zu milde.
Ihr Lämmer, Schwestern sind,
mit euch verglichen, die Krähen:
ihr blendet einer den andern.
Brüderlichkeit herrscht
unter den Wölfen:
sie gehn in Rudeln.
Gelobt sein die Räuber: ihr,
einladend zur Vergewaltigung,
werft euch aufs faule Bett
des Gehorsams. Winselnd noch
lügt ihr. Zerrissen
wollt ihr werden. Ihr
ändert die Welt nicht.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950 – 2005. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Mai 2006.
Hiroshima
Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich
Auferstandene aus Staub für ihn.
Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
Das wächst nicht so schnell, daß sich einer verbergen könnte
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
Die neben ihm stand im Blumenkleid
Das kleine Mädchen an ihrer Hand
Der Knabe der auf seinem Rücken saß
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
Sehr gut erkennbar war er selbst
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
Verzerrt von Lachen, weil der Photograph
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.
Aus: Marie Luise Kaschnitz. Gedichte. Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975.
Die Drahtzieher
Einen Draht
kann man durch alles ziehen
durch Ohren
durch Hoden und Glied
durch Brüste
durch beide Wangen
Ein kleiner Ruck an dem Draht
macht Gefangene fügsam
und bringt sie zum Reden
ohne daß vorher einer
aus dem fliegenden Hubschrauber
gestürzt werden muß
damit die anderen
nicht mehr hartnäckig schweigen
Dann das Geständnis
und dann erst die Blutvergiftung
Ausgang tödlich
Keiner erhebt mehr Klage
an welchem Draht ihn die Freiheit
gezogen hat
Aus: Erich Fried, Politische Gedichte. Vietnam, Israel, Deutschland. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2008.
Das Böse und der Teufel
Selbst wenn man die Existenz von Dämonen als gegeben voraussetzt und aufrecht erhält, bedürfen die konkreten Vorstellungen von ihnen in einer vulgären Theologie und erst recht in der durchschnittlichen Frömmigkeit der katholischen Christen einer entschiedenen Entmythologisierung. Diese Entmythologisierung bedarf an sich gar keiner besonders modernen Erkenntnisse. Es genügt, wenn auf die Vorstellungen von den Dämonen jene grundsätzlichen und allgemeinen Erkenntnisse über das Böse angewendet werden, die von einer christlichen Metaphysik der endlichen Freiheit, des Wesens des Guten und des schuldhaft Bösen schon längst entwickelt sind.
Es gibt kein absolutes Böses. Alles Böse ist endlich; ist keine positive Wirklichkeit in sich selbst, sondern ein Mangel eines Guten in einem in seiner von Gott herkommenden und unzerstörbaren Substanz gutbleibenden Seienden. Die frei gesetzte Bosheit ist gewiß in ihrer Herkunft, in ihrem Endgültigwerdenkönnen, in ihrer Koexistenz mit einem absoluten Gott und seiner eigenen unbegrenzten guten Freiheit und Macht ein Geheimnis, das rationalistischer Auflösung widersteht und nicht einfach als bloße unvermeidliche Kehrseite des Guten, als Reibungsphänomen im Werdeprozeß des Guten verstanden werden kann. Das aber darf nicht daran hindern, auch die Bosheit der Bösen, die Schuld der Schuldigen, und zwar auch bei deren möglicher Endgültigkeit als Defizienz (wenn auch frei gesetzter Art) des Guten an einem guten Seienden zu verstehen, das gar nicht wäre und gar nicht böse sein könnte, wenn es nicht in sehr vielen Hinsichten und Wirklichkeitsdimensionen immer noch gut wäre und bliebe. Man kann nur böse sein und Böses tun, wenn man (wenn auch in defizienter Weise) gut bleibt und gut handelt. Auch in einer bösen Freiheitshandlung selbst radikalster Art wird das Gute als Bedingung der Möglichkeit von Freiheit und Güte bejaht und positiv Sinn realisiert, wenn auch nicht in dem Umfang und der Radikalität, wie es in der betreffenden konkreten Situation möglich und geboten wäre. Wenn man kein Manichäer sein will, und wenn man das Böse und das Gute nicht in einem absoluten Dualismus von zwei gleichwertigen Mächten stehend begreifen will, dann muß man immer und überall an der Einsicht festhalten, daß auch das Böse vom Guten lebt und immer noch Gutes realisiert, daß ein Böses, das eine absolute und schlechthinnige Verderbnis wäre, dieses böse gewordene Seiende als Seiendes schlechthin aufheben würde.
Das alles gilt aber dann eindeutig von den Teufeln und Dämonen, wenn es sie gibt. Sie haben ein gottgeschaffenes, gutes Wesen, das auch durch ihre freie und endgültige Entscheidung gegen Gott nicht aufgehoben, sondern nochmals gesetzt ist. Die endgültig gewordene Entscheidung gegen Gott dieser Dämonen kann gewiß nicht als eine oberflächliche Patina gedacht werden, die nur äußerlich an einer gottgeschaffenen Wirklichkeit anhaftet, so daß man fragen könnte, warum diese Patina nicht weggefegt und die gute gottgeschaffene Wirklichkeit nicht gerettet werde. Die freie Bosheit ist gewiß eine die personale, von Gott geschaffene Wirklichkeit bis ins innerste Mark treffende Bestimmung. Aber sie ist eine Bestimmung dieser von Gott geschaffenen und daher guten und immer auch gutbleibenden Wirklichkeit in Substantialität und Selbstvollzug. Eine vulgäre Teufelsvorstellung denkt sich aber die Dämonen als Wesen, die aus nichts mehr bestehen denn aus Widerspruch gegen Gott, aus Haß und Verneinung. Diese vulgäre Vorstellung verwechselt Bosheit und böse Gewordenes, die malitia als solche und ein reales malum, sie denkt sich die Bösen als reine Essenz von Bosheit, die nichts ist als Bosheit. Solche Bösen aber gibt es nicht und kann es nicht geben. Wenn die Dämonen ein Nein gegen Gott sagen, dann sagen sie dieses Nein als defizienten Modus ihres immer noch positiven Wesens und dessen Vollzugs, der immer noch einen positiven Sinn hat und positiv zur Güte der Welt beiträgt.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Der kosmische Kampf
Vom Realismus des Glaubens und dem Beistand der Engel
Es ist recht still geworden um die Engel, Erzengel und Schutzengel in der heutigen Kirche - im Unterschied zu den esoterischen Strömungen, bei denen die Engel Hochkonjunktur haben. Bei uns aber scheint es, dass sie zu fliegen aufgehört haben. Und es macht den Anschein, dass wir Christen heute uns selbst zunächst Flügel beschaffen und weit in die Vergangenheit zurückfliegen müssen, um den majestätischen Flug der Engel bewundern zu können. Statt von Engeln zu reden, pflegen wir lieber »den Teufel an die Wand zu malen«. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob es sich dabei bloß um eine harmlose Redewendung handelt, die sich nicht einmal Rechenschaft darüber gibt, was sie aussagt, oder ob wir mit der teuflischen Wirksamkeit auch in der heutigen Welt wirklich rechnen.
Erlösungsbedürftigkeit des ganzen Kosmos
Im aufgeklärten Bewusstsein scheint es festzustehen, dass es dämonische Kräfte und teuflische Mächte und damit umgekehrt freilich auch Engel gar nicht geben kann - getreu dem Motto, dass das, was nicht sein darf, auch nicht sein kann. Der Grund für diese Behauptung dürfte wahrscheinlich in der Abwehr des Missbrauchs der Lehre von Teufel und Dämonen in der Kirchengeschichte liegen. Vor allem in der Gestalt des Teufels wurde immer wieder ein willkommenes Alibi gesehen, um die eigene Verantwortung und Schuld auf jemanden abwälzen zu können. Lässt man dieses Alibi nicht zu, stellt sich aber die Frage, ob nicht zusammen mit einem problematischen Bad ein not-wendiges Kind ausgeschüttet wird und ob nun umgekehrt alle Verantwortung für das Böse in der Welt dem Menschen angelastet werden soll. Wenn der Mensch selbst für alles Böse in der Welt die Verantwortung übernehmen muss und will: nimmt er sich dann seinerseits nicht zu wichtig, und übernimmt er sich dabei nicht? Liegt darin nicht eine sehr subtile Form des »Gotteskomplexes« des heutigen Menschen, der für alles und damit auch für das Böse in der Welt zuständig sein will?
Ausgerechnet der Züricher Philosoph HERMANN LÜBBE betont, dass sich die Frage nach dem Ursprung des Bösen in der Welt ohne Rekurs auf die biblische Überzeugung von Engeln und Dämonen gar nicht beantworten lässt. Er vermutet, »dass, wer mit dem Teufel einigermaßen vertraut ist, weniger geneigt ist, sich über den Zustand der Welt, in der wir leben, Illusionen zu machen«. Mit dieser Überzeugung steht der Philosoph ganz auf biblischem Boden. Denn die biblische Botschaft bietet auf die Frage nach dem Ursprung des Bösen keineswegs eine eingleisige, sondern eine vieldimensionale Antwort. Sie redet nicht nur von der persönlichen Sünde des Menschen, sondern auch von einer über die ganze Menschheit herrschenden Macht der Sünde und erst recht von bösen »Mächten und Gewalten«.
Es versteht sich dabei von selbst, dass diese »Mächte und Gewalten« nicht in der Mitte, sondern am Rande der biblischen Botschaft stehen. Insofern handelt es sich durchaus um Randwahrheiten unseres Glaubens, die aber den Blick frei geben auf seine entscheidende Mitte. Diese besteht in der Verkündigung der Erlösungstat Gottes in Jesus Christus. Diesbezüglich machen die Aussagen von »Mächten und Gewalten« den äußersten kosmischen Horizont dieser Erlösungstat Gottes namhaft und bringen die universale Erlösungsbedürftigkeit der ganzen Schöpfung zum Ausdruck: »In der Frage der Engel wie der Dämonen steht, bei allem sekundären, ja tertiären Charakter dieser Wahrheiten, doch Entscheidendes für das Zentrum des Glaubens auf dem Spiel. In der biblischen Rede von den Engeln wie vom Teufel beziehungsweise von den Dämonen geht es in symbolhafter Sprache um den eschatologischen Sinn der Welt, näherhin um den universal-kosmischen Sinn der Erlösungstat Jesu Christi« (WALTER KARDINAL KASPER).
Aus: Kurt Koch, Bereit zum Innersten. Für eine Kirche, die das Geheimnis lebt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Gott begegnen
[In Peter Ustinovs Roman "Der Alte Mann und Mr. Smith" begegnen sich der Teufel und Gott unter der Bezeichnung „der Alte Mann“ auf der Erde. Sie werden zeitweise in eine Psychiatrie gebracht. Dort gibt es drei Patienten, die sich für Gott halten. Einer begegnet Gott]
Luther Bassing, ein äußerst korpulenter junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren und dem gefährlich schläfrigen Gesichtsausdruck eines Sumoringers, firmierte intern als Gott Drei und galt als gefährlichster der drei.
„Äh, ich dachte, die beiden sollten sich kennenlernen. Gott Drei, ich möchte Ihnen Gott Vier vorstellen.“
Luther Bassing zitterte leicht, als er den Alten Mann ansah, und brach beinahe in Tränen aus.
Inzwischen standen sich der Alte Mann und Luther Bassing gegenüber, in einer Umarmung der Blicke verschlungen. Wer von beiden das Kräftemessen gewinnen würde, ließ sich noch nicht sagen.
„Verblüffend“, murmelte Dr. Kleingeld den Pflegern zu. „Normalerweise wäre Gott Drei über den Neuen hergefallen und hätte ihn fertiggemacht. Darum hatte ich…“ Er hatte den Satz noch nicht beendet, als Luther Bassing seinen mächtigen Körper auf den Fußboden senkte und vor dem Alten Mann niederkniete.
Langsam trat der Alte Mann vor und streckte die Hand aus. Luther Bassing ergriff sie nicht, sondern schaute auf den Boden und richtete seine Gedanken so vernehmlich nach innen, als faltete er ein Tischtuch. (…)
„Bei Gott Eins und Zwei wird er wild,“ sagte Dr. Kleingeld, „und bei Ihnen ist er die Sanftmut in Person. Warum?“
„Im tiefsten Inneren seines Herzens, trotz seiner überheblichen Behauptung, Gott zu sein, weiß er, dass er es nicht ist. Bei den anderen zwei Kandidaten weiß er, dass sie genausowenig Gott sind wie er. Das Säkulare der Situation macht sie aggressiv. In meinem Fall bemerkt er eine andere Qualität als Arroganz oder den Wunsch zu überzeugen. Ich behaupte nicht, Gott zu sein. Das habe ich nicht nötig.“ Und der Alte Mann betrachtete den sich auf ihn stützenden unbeweglichen Giganten. „Er ist eingeschlafen.“
Aus: Peter Ustinov; Der Alte Mann und Mr. Smith. ECON Verlag Düsseldorf und Wien 1993.
Aus dem vierten Hochgebet
Als er [der Mensch] im Ungehorsam deine Freundschaft verlor
und der Macht des Todes verfiel,
hast du ihn dennoch nicht verlassen,
sondern voll Erbarmen allen geholfen,
dich zu suchen und zu finden.
Immer wieder hast du den Menschen deinen Bund angeboten
und sie durch die Propheten gelehrt, das Heil zu erwarten.
Aus dem Messbuch
In Vollmacht handeln
Markus beschreibt im Evangelium die Macht Jesu. Ihm müssen alle dienen. Auch die unreinen Geister müssen seine Größe anerkennen. So wird Jesus zum Heiland. Dann ist es ein Segen, dass er die Macht hat.
Segen ist es aber nur, weil Jesus damit umgehen kann. Mit Macht handeln heißt bei Jesus: Gottes Idee über das Leben wird wieder möglich.
Ein belasteter Mensch spürt wieder Freiheit. Ein Mensch, vor dem alle Angst haben, kann wieder in Kontakt sein. Seine Nähe wird zugelassen. Er kann eine Dankbarkeit entwickeln und leben. Die kann ihn wieder mit Gott in Verbindung bringen.
Aus: Sonntagsgruß 93/2018 (Jahrgang 90), Konvent der Kamillianer Freiburg 2018.
Hoffnung schenken
Wenn es eines gibt,
was die Welt braucht
immer und immer wieder,
dann ist es:
inmitten der Suche nach Sinn
Hoffnung erhalten, die trägt.
Wenn es eines gibt,
was Christen tun sollen
immer und immer wieder,
dann ist es:
aus ihrer Hoffnung heraus
Hoffnung weiter schenken.
Aus: Petra Focke Hermann Josef Lücker, Gott und die Welt. Ohne Verlagsangabe, o. J.
Hans Hütter (2000)