Als Sternsinger unterwegs
Einige von Ihnen waren vielleicht auch schon selbst einmal als Sternsinger unterwegs. Für Kinder gehört dieser Einsatz immer wieder zu den schönsten, aber auch anstrengendsten Diensten: Einige Tage, als König mit dem Sternträger "Trepp-auf Trepp ab" zu gehen.
Ich selbst war auch viele Jahre als Sternsinger unterwegs, als König, als Sternträger, später als Begleiter.
So manches Mal gab es immer wieder den einen oder anderen Wirbel. Es ging um die Frage "welcher König heute", um die Rolle, die Schminke… Sternträger waren insgesamt weniger beliebt. Auch für viele Seelsorger und Seelsorgerinnen bedeutet das Mitgehen mit den Sternsingern eine wichtige Erfahrung; so leicht komme ich nicht in so viele Wohnungen, Geschäfte und Häuser.
Ich denke, die Idee des Sternsingens kann sich sehen lassen. Seit 60 Jahren gehen Kinder und Jugendliche unter dem Dach der Katholischen Jungschar in Österreich zu den Familien, in die Häuser und Wohnungen und bringen ein Segensguss von Weihnachten. Es wird daneben für soziale und pastorale Projekte weltweit gesammelt. Immerhin haben die Sternsinger in Österreich in den sechs Jahrzehnten über 350 Millionen EURO gesammelt.
Die Könige, oder besser gesagt, die Sterndeuter oder Weisen, deren Geschichte wir heute bedenken, bedeuten mehr, als nur eine bloße Ausschmückung des Weihnachtsfestes, des Brauchtums, usw. Die Sterndeuter symbolisieren jeweils bestimmte Menschentypen.
Menschen, die in einer Erwartung leben, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, Menschen, die auf der Spur bleiben wollen im Leben, Menschen, die das Höhere, den Sinn des Lebens, Gott selbst suchen, und schließlich symbolisieren die Sterndeuter auch die sog. Heiden, also Menschen, die nicht zum Volk Israel gehören,…
In unserer gegenwärtigen Zeit symbolisieren sie Menschen auf der ganzen Welt, die nach dem Guten, nach dem Wahren, vielleicht auch nach dem Glück, sowie nach dem Ursprung und den Zielen des Lebens Ausschau halten. Sie symbolisieren auch Menschen, die über Gott, den Grund und die Ursache dieser Welt nachzusinnen bereit sind. Ich denke, solche Menschen finden wir viele: In allen Religionen, Kulturen, mit verschiedener Hautfarbe, politischer Überzeugung oder auch Lebensweise und in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte.
Johannes Nepomuk Neumann
Pionier in Amerika - ein besonderer "Sternsucher"
Ich möchte heute aber einen ganz speziellen "Sternsucher" in diese Predigtgedanken holen. Einen, der selbst den Stern des Lebens - seines Lebens - suchte und fand. Daraus Konsequenzen zog und sich auf dem Weg machte: Den Heiligen Johannes Nepomuk Neumann. Sein Fest wurde gestern am 5. Jänner gefeiert.
Johannes wurde als Sudetendeutscher Anfang des 19. Jahrhunderts im Böhmerwald geboren. Er wollte Priester werden und trat ins Priesterseminar in Budweis ein. Damals, in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundertss, waren die Priesterseminare anders als heute voll von Studenten. Aussichten auf baldige pastorale Einsätze hatten sie nicht. Es gab zu viele Pfarrer, Kapläne und Vikare.
Anlässlich eines Besuches eines Bischofs aus Amerika im Seminar reifte ihn ihm mehr und mehr der Wunsch, selbst nach Amerika zu gehen. In die USA kamen damals Jahr für Jahr zehntausende Einwanderer; viele aus den deutschen Gebieten Europas. Es gab dort fast keine Seelsorger, also eine große Not.
In Johannes reifte der Entschluss, seinem neuen Stern zu folgen, die Heimat zu verlassen und ganz neu zu beginnen, in Amerika, als einer der vielen Einwanderer. Noch vor der Priesterweihe - und gegen den Willen seines Vaters - ließ er sich nach Amerika einschiffen und traf in New York ein. Dort stellte er sich dem Bischof vor und wurde kurze Zeit später zum Priester geweiht. Darauf entsandte man ihn alleine in das Gebiet der Niagara-Fälle. Dort siedelten viele deutschstämmige Familien an. Innerhalb von 3 Jahren gründete dieser junge Priester aus dem Böhmerwald unter schwierigsten Bedingungen 17 kleine Holzkirchen und Gemeinden.
Er suchte seinen Stern weiter: Bei den Verlassenen, bei den Armen, bei den vielen, die auch ihre Existenz erst aufbauen mussten. Wie viel wert war da ein Priester, der sie verstand, der ihnen beistand, nicht nur geistlich, sondern auch ganz praktisch und in rechtlichen Fragen, oder in der Förderung einer Grundbildung für die Kinder.
Sein Einsatz brachte ihn sehr schnell und oft an den Rand des Grabes. Die Gesundheit verschlechterte sich Monat für Monat. In dieser Zeit traf er auf die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen, die seit einigen Jahren auch in Amerika wirkte, gegründet von Wien aus.
In dieser Gemeinschaft, fand er seinen Stern wieder und traf den Entschluss, selbst in diesen Orden einzutreten. "Nicht mehr allein wirken zu müssen, sondern gemeinsam", eine wichtige Erkenntnis.
Nach dem Noviziat wurde er sogleich Pfarrer in Baltimore, Studentenpräfekt, Rektor, Beichtpriester, Missionar und später ab 1848 Provinzial der amerikanischen Redemptoristen.
Sein "Sternesuchen" ging auch auf andere Personen über. So auch auf Franz Xaver Seelos, einem jungen Redemptoristen aus Füssen in Bayern, der mehrere Jahre sein Vikar war. Auch er war engagiert und wirkte mit viel Empathie für die Menschen, immer unterwegs und ein Apostel im Sinne des hl. Klemens Maria Hofbauer, des "zweiten Gründers" der Redemptoristen, der 1820 in Wien verstarb. Im Jahre 2000 wurde Franz Xaver Seelos seliggesprochen.
Johannes N. Neumann wurde 1852 Bischof von Philadelphia, der damals zweitgrößten Stadt in den USA. In seiner Zeit als Bischof gründete er über 120 Schulen - er gilt als Begründer der amerikanischen Pfarrschulen bis hin zu den späteren Universitäten - eine Schwesterngemeinschaft, er schrieb mehrere kleine Katechismen, er blieb engagiert für die Botschaft Jesus Christi; ein Vollblutmissionar.
Mit 49 Jahren schon starb er 1860. Er brach auf dem Weg von einem Gespräch bei einem Notar auf der Straße zusammen. Der Ruf nach Heiligkeit des kleinen Bischofs setze nach seinem Tod sofort ein. Johannes Neumann wurde 1975 von Papst Paul VI. heiliggesprochen.
Dieser Mann hatte seinen Stern im Leben gefunden. Er hatte diesen immer wieder neu in seinem Leben gesucht und ist ihm auf der Spur treu geblieben. So wie die Sterndeuter im heutigen Evangelium.
Das ist auch für uns heute bedenkenswert. Auch Sie und ich dürfen immer wieder Ausschau halten nach unseren "Lebensstern". Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen auch finden,… wenn wir uns nur danach bemühen und Gott auch darum bitten. Dieses "Sternesuchen" sollten wir aber ganz anders verstehen als etwa das Interesse für das eigene Sternzeichen, oder die "Gezeiten", Mondphasen oder andere esoterischer Praktiken.
Wo kann ich meinen Stern erkennen?
Wohl in der Heiligen Schrift, in den Sakramenten der Kirche, aber auch an ganz bestimmten Eckpunkten im Leben, wo sich Brüche zeigen, wo Schicksalsschläge dazu kamen, wo um Lebensentwürfe gerungen wird. Nicht selten finden wir einen dieser Lebenssterne bildlich gesprochen nach "Regen, Wolken; Sturm und Unwetter".
Ich laden Sie ein, sich dieser Frage heute oder in den nächsten Tagen zu stellen: Wo ist mir das Licht geschenkt worden? Wo hat sich mein "Lebensstern" immer wieder gezeigt?
Hinter diesem Licht, hinter diesem Stern, steht Gott selbst, in seinem Kommen, in seiner Zusage und in seiner Verheißung.
Mögen wir die Sternsinger willkommen heißen, mögen wir in ihrem Sammeln für Projekte und Bedürftige in aller Welt selbst offen werden, Beteiligte an der Mission weltweit werden. Gott selbst segne uns dabei.