Und jeder trägt bei
Am Kölner Hauptbahnhof gibt es zwischen den Gleisen jeweils einen Bratwurststand. Die Mitarbeiter dieses Standes kennen die Fahrzeiten der Hauptzüge genau. So legen sie rechtzeitig vor der Zugankunft schon mal einige Würste auf, die genau zur Ankunftszeit fertig sind. In Minutenabständen wird nachgelegt, bis eine Pause zum nächsten großen Zug folgt. Wenn ich dort eine Wurst kaufe, lag sie schon einige Minuten auf dem Grill. Und mein Kauf schafft den Platz für die nächste Wurst, die aufgelegt wird.
Diese Beobachtung fiel mir ein an einer Stelle des Evangeliums. Jesus bittet die Jünger, einen der frisch gefangenen Fische zu bringen. Vorher aber hatte er schon Fisch gebraten. Den gebratenen Fisch teilt er aus. Während der verzehrt wird, kann der frische Fang der Jünger gar werden.
Dass Jesus Brot und Fisch geteilt hatte, kannten die Jünger. Da gab es die Speisung der Menge. Dass Jesus die Leitung hatte, kannten die Jünger auch. Die Zeit des Abendmahls war ja noch nicht zu lange her.
Es war eine Begegnung "mitten im Alltag". Die Jünger waren zu dem zurückgekehrt, was sie gelernt hatten. Sie waren Fischer. Doch an diesem Tag waren sie glücklos. Die Schattenseite ihres Berufs lernten sie wieder kennen. Dann half ihnen Jesus. Es gab den großen Fang. Den konnten sie einschätzen und sich daran freuen. Und sie wussten, wie sie damit umgehen sollten. Sie hatten noch nichts verlernt. In der Situation begegneten sie Jesus wieder.
Die dritte Erscheinung
Johannes beschreibt extra: Es war die dritte Erscheinung Jesu bei den Jüngern. Aber sie war deutlich anders als die ersten. In der ersten Begegnung kam er zu verängstigten Menschen. Denen konnte er die Angst nehmen und sie in Dienst nehmen. Bei der zweiten Begegnung konnte Jesus die konkreten Zweifel des Thomas ausräumen. Darin erneuerte er für alle Zeugen seinen Auftrag, das Erfahrene weiterzusagen. In beiden Fällen waren die Jünger in einer Ausnahmesituation. Die Begegnung mit Jesus machte diese Situation "nur" verständlicher. Da war es ihnen auch leichter, Jesus zu erkennen. Nun waren sie in ihrem Alltag und hatten ganz andere Fragen. Da erkannten sie Jesus nicht. Auf ihren Wegen durch das Land war er Mittelpunkt und Anker. Nun spielte er eigentlich keine Rolle. Die Jünger mussten erst lernen, dass ihre Jesusgeschichte mit Alltag zu tun hatte. Bei den ersten Begegnungen war es Jesu Anliegen der Befreiung. Nun war es Jesu Anliegen, die Jünger in Dienst zu nehmen.
Sie sollten zugleich wissen: Jesus hilft uns. Sein Hinweis auf die andere Seite brachte den großen Fang. Aber einbringen mussten die Jünger ihn. Die Jünger sollten auch den Fang begutachten, den Jesus ihnen ermöglicht hatte. Und eben dieser Jesus hatte schon Brot und Fische für sie parat. Sie sollten nur den schon begutachteten Fisch bringen, damit der Weg weitergeht.
Und unser Alltag…
Diese ganzen Rahmenteile habe ich bewusst alle beschrieben. Denn sie helfen dabei, das Evangelium anzuwenden. Meistens haben wir doch beim Stichwort Gottesbegegnung eine Idee wie bei den ersten Erscheinungen. Es kommt zu einer kleinen Sternstunde des Glaubens. Es gibt solche Erfahrungen. Aber wichtiger ist es, wie die Jünger zu sehen: Gott erreicht uns im Alltag.
Es gibt ein Erschrecken, was man tun sollte in der Gemeinde, in der Kirche oder als Christ im Alltag. Aber gerade da sollen wir wissen: Wir fangen doch gar nicht an. Es gibt doch schon lange das, was Gott vorbereitet hat. Wir brauchen keinen Hunger auf Gott zu machen. Wir brauchen nur zeigen, dass er gestillt werden kann.
Die Pfingstpredigt des Petrus in der 1. Lesung macht das ja auch deutlich. Plötzlich kann er reden und erklären. Er spricht zu Leuten, die Antworten suchen. Er begegnet Menschen, die offen sind. Aber er muss sich hinstellen und die Predigt halten. Dabei erlebt Petrus, dass er genau die richtigen Worte findet. Die Menschen verstehen und einige werden zu Jüngern.
Vorher hatten die Jünger den Geist Gottes empfangen. Er hatte ihnen die Hilfe gegeben, die sie brauchten. Es war eine Hilfe zur Verkündigung und zu heilenden Zeichen. Wieder gilt: Gott gibt und wir geben auch. Sein Geist und unser Mut machen Verkündigung aus. Sein Geist und die Echtheit unserer Worte machen aus, dass aus Zuhörern Christen werden.
Ermutigende Zeichen
Liebe Schwestern und Brüder, ich bin davon überzeugt, dass Gott noch immer so handeln will. Er bereitet in uns vor, was seinem Evangelium dient. Er bereitet in anderen Menschen eine Offenheit vor, damit sie auf unser Beispiel schauen. Jeder Mensch, der da mitmacht, lässt die nächste Tat Christi entstehen. Er und wir - das ist der Weg seit Ostern.