Nach Hause gehen können
„Ich hatte doch keine andere Wahl. Ich musste doch etwas tun. Ich wäre auch lieber zuhause als hier auf der Flucht!“ - In Reportagen über die Flüchtlingsproblematik werden einzelne interviewt. Sie sagen dann solche und ähnliche Sätze. Sie passen in das Konzept der Redaktion. Manche bewegt ein solcher Satz, andere mögen es vielleicht auch nicht mehr hören. Was bedeuten sie für das heutige Fest Christi Himmelfahrt? Auf der einen Seite geht es um etwas ganz anderes und auf der anderen Seite um die genau gleichen Gefühle.
Jesu Weg und Erfahrung auf der Erde
Anders ist die Grundstimmung. Jesus musste nicht vom Himmel auf die Erde fliehen. Er ging diesen Weg freiwillig. Er ging diesen Weg mit einem Auftrag und einer Vision. Der Auftrag kam von seinem Vater. Er lautete: „Erzähle den Menschen etwas von meiner Liebe zu ihnen. Erzähle den Menschen von meiner Treue zu den Versprechen, die ich im Lauf der Heilsgeschichte gemacht habe. Lass sie Zeichen sehen, die keine andere Deutung zulassen als die meiner Liebe.“ Die Vision war: „Die Menschen nehmen an, was du ihnen sagst. Sie lassen sich wieder auf meine Liebe ein. Sie merken, dass meine Regeln für sie Zukunft sein sollten. Sie versuchen es und verändern so ihre eigenen Herzen. Dadurch verändern sie ihren Teil von Welt!“
Darin hat Jesus sowohl Erfüllung erlebt als auch Enttäuschung. Es gab die Menschen, die ihn gesucht haben. Es gab die Menschen wie Nikodemus, die mit einer ehrlichen und tiefen Frage seine Antwort wollten. Es gab die Menschen, die sich ihm angeschlossen haben. Einigen hat Jesus mehr und mehr vertrauen können. All das ist Erfüllung und ein Signal: Du machst es richtig.
Die Enttäuschung kam mit der Ablehnung und der sich steigernden Wut gegen ihn. Enttäuschend konnte ja nur noch sein, die Stimme des Volkes zu hören: „Lass Barabbas frei.“ Enttäuschend konnte nur noch sein, dass sich auf dem Weg zum Kreuz nach und nach fast alle verkrochen haben. Enttäuschend musste sein, dass es keinen Ausweg aus dem Tod gab.
Da wiederum begann Erfüllung: Es wurde Ostern. Gott zeigte, dass er Leben ist. Gott zeigte, dass dieser Lebenswille stärker ist als alle anderen Dinge. All das, was Ostern ausmacht, ist eine Geschichte von Erfüllung.
Es bleibt die Sehnsucht nach dem Himmel
Bei allem Erfolg und aller Zufriedenheit gab es für Jesus trotzdem einen Wunsch: Wieder daheim sein. Wieder ganz das leben, was wir mit Himmel bezeichnen. Er konnte wieder direkt mit dem Vater sein. Er konnte direkt mit den Propheten im Gespräch sein. Er konnte nächste Schritte tun, die seinen Jüngern Mut und Erfüllung geben sollten.
Jesus bewahrte bei allen guten Erfahrungen auf der Erde die Idee der Heimat im Himmel. Er hielt sie wach bei allen Gebeten auf den Bergen und in der Einsamkeit der Wüste. Und am Ende konnte er sie leben. Auch darin war er ganz wahrer Mensch. Dies können vielleicht die Menschen bestätigen, die einen Wohnortwechsel hinter sich haben. So sehr sie sich auch in ihrer Wohngegend integrieren und dort angekommen sind: Daheim ist und bleibt meistens der Ort, an dem die ersten Jahre erlebt wurden oder an dem das Elternhaus steht. Über die Heimat können wir uns viele Gedanken machen, die scheinbar nebensächlichen Worte verraten doch, was wir empfinden.
Und meine Heimat?
Wenn Sie gefragt werden: „Wo bist du daheim?“, welche Antwort geben Sie? Ist es die derzeitige Wohnadresse? Ist es eher der Name eines Menschen, der Ihnen viel bedeutet? Oder ist es tatsächlich die Gegend, in der Sie aufgewachsen sind?
Der wahre Mensch Jesus ist nun im Himmel. Er hat mitgenommen, was sein Menschsein damals ausgemacht hat. Es hat seitdem alles Platz im Himmel, was zum Menschen gehört. Seitdem hat es Viele gegeben, die darauf gehofft haben. Unser Glaube sagt: „Er ist als erster in den Himmel gegangen, wir werden folgen. Einmal wird es für jeden von uns die Erfahrung geben, die über diesem Tag steht: „Ich bin angekommen für Zeit und Ewigkeit.