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Mariensäule, Blaues Kreuz, Neusiedl am See, Burgenland. Maria Immaculata auf Weltkugel mit Schlange, quadratischen Pfeiler mit Akanthus-Volutenkapitell. 2. Hälfte 18 Jhdt. |
Beliebte Mariendarstellungen
Die Lesungen des heutigen Marienfeiertages lassen uns teilhaben an gewaltigen Vorstellungen, Bildern über Maria, aber auch am Bild von einer starken, gewaltigen Frau in der Lesung aus der Apokalypse.
Die fantastische Basilika Santa Maria Maggiore in Rom bietet alles zum heutigen Marienfeiertag in Bildern dargestellt an: ob Mariä Himmelfahrt als Relief von Pietro Bernini oder die Frau aus der Apokalypse mit ihrem Mond und den Sternen von Ludovico Cigoli! So künstlerisch schön und wertvoll die Mariendarstellungen in Santa Maria Maggiore sind, so muss doch niemand deswegen nach Rom reisen; wir finden sie auch in vielfältigen Variationen an anderen Orten des Weltgeschehens.
In Wien am Platz Am Hof ist eine wunderschöne Mariensäule, in München am Marienplatz steht ebenfalls eine. Die beliebte Mariendarstellung mit Mondsichel, Sternenkranz, Weltkugel und Schlange finden Sie auch in Museen, in Kirchen, sicherlich auch in ihrer Nähe, wo sie wohnen.
Das Bild einer starken Frau
Falls sie Zeit haben, gehen sie hin und schauen sie sich das Gesicht einer solchen Marienstatue, eines solchen Gemäldes mit der Mondsichelmadonna oder der Immaculata mit dem Sternenkranz und der Mondsichel zu ihren Füßen an! Vergleichen sie es mit dem eben gehörten Text, vor allem mit dem Vers 2 aus dem 12. Kapitel: „Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen.“
Sie werden staunen, was aus dieser gewaltigen Frau, wie sie der Visionär der Apokalypse sieht, in der christlichen Ikonographie geworden ist. Nichts verrät mehr, wen Johannes, dem Schreiber dieser Vision der Endzeit, vor seinem inneren Auge hatte: das Bild vom Volk Israel – die zwölf Sterne weisen auf die zwölf Stämme Israels hin -, welches Christus, den Messias, den Gesalbten Gottes hervorbrachte. Dabei greift er auf die Propheten Jesaja und Micha zurück. Bei Jesaja heißt es: „Noch ehe die Frau ihre Wehen bekommt, hat sie schon geboren; ehe die Wehen über sie kamen, brachte sie einen Knaben zur Welt.“ Und der Prophet Micha beschreibt ein drohendes Szenario in folgendem Bild: „Jetzt aber, warum schreist du so laut? Gibt es keinen König bei dir? Ist kein Berater mehr da, dass dich Wehen ergreifen wie eine gebärende Frau?“
Sie werden dieses Bild der „ schmerzerfüllten Frau“ von den Propheten Jesaja und Micha und des Sehers Johannes in all den Bildern, Statuen der Mondsichelmadonna nicht mehr erkennen. Da ist etwas passiert: im Laufe der Geschichte hat man in der Frau nicht mehr „das Volk Israel“ gesehen, sondern „die Kirche“ und durch die im Mittelalter sich ausbreitende Marienverehrung, Maria, die Mutter Jesu…
Das andere Frauenbild in der Bibel
Da kommt die Frage auf: welches Frauenbild hatten die Propheten und auch der Visionär Johannes, dass sie ihr, „einer Frau“, den Schmerz ihres Volkes zumuten, dass sie nicht stumm ist, nicht schweigen muss, sondern laut aufschreien kann?
Diesem biblischen Bild von Frau möchte ich hinzufügen: es sind Männer, die hier ihre Bilder in Worte gefasst haben. Nicht schweigen, nicht das Leid vertuschen, sondern das, was an Unerhörtem passiert, darf herausgeschrien werden von einer Frau. Es ist das Bild des Geburtsvorganges, der nur durch Frauen erlebt wird, nur Frauen erfahrbar ist.
Die Propheten und auch der Schreiber der Apokalypse nehmen dieses schmerzhafte Geschehen in ihrer Erzählung über das Volk Israel als reales Bild. Das konnten die Menschen verstehen, die Geburt eines Kindes war kein Geschehen, das weit von zu Hause stattfand.
Eine Botschaft vom rettenden Sieg unseres Gottes
Und das Kind? Es wird gerettet, auch seine Mutter, die gewaltige, starke Frau! Sie findet einen Ort der Zuflucht und sie hört eine Stimme im Himmel rufen: „Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten.“