Bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen
"Wir sind mitten in der Welt, aber wir sind nicht von der Welt." Mit diesen Worten beginnt die Regel meines Ordens, die Regel der Missionare von Mariannhill. Die Männer, die diese Regel entworfen haben, haben sich etwas dabei gedacht, dass sie diesen Satz an den Anfang stellten. Damit zeigte sie, aus welcher Haltung ein Missionar der Mariannhiller sein Leben gestalten sollte. Auf der einen Seite gilt es, diese Welt zu lieben, diese Welt mitzugestalten. Ein Mariannhiller Missionar sollte in dieser Welt das Reich Gottes aufbauen, indem er sich für bessere Lebensbedingungen einsetzt, indem er in die Schulen geht, indem er jungen Menschen ein Handwerk lehrt, damit sie bessere Chancen haben, ihr Leben zu gestalten.
Ich möchte hier auf ein weiteres Wort eines Mariannhiller, namens Bernhard Hus, hinweisen: bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen. Pater Bernhard Hus glaubte, wer in besseren Lebensbedingungen aufwächst, dessen Herz kann besser werden; kann, aber muss es nicht. Doch möchte ich hier klarstellen: ein Leben in Armut und Not führt manches Mal Menschen in die Kriminalität.
Was Mariannhiller bewirken in ihren Missionen, das tun viele andere Orden und auch viele Menschen, die keinem Orden angehören auch. Viele Menschen bewähren sich an ihren Orten, an dem Platz, an dem sie Gott hingestellt hat. Es gibt keinen Bereich, an dem ich mich nicht als Christ bewähren kann. Dabei darf eines nicht vergessen werden: das Glaubenszeugnis, das Sprechen über den Glauben, zu erzählen, was mir persönlich der Glauben an Gott schenkt.
In der Welt...
In der Sonntagszeitung des Augsburger Bistums ist ein Interview mit Maite Kelly, einer Sängerin von der Kellyfamilie zu lesen. Sie wird darin gefragt, ob Glaube und Showgeschäft zusammenpassen. Sie antwortet darauf, dass Gott uns Christen in die Welt hineinschickt, dass es wichtig ist, sich einzumischen, aber es immer auch eine gewisse Gradwanderung ist. Ich kann, ja ich muss mich als Christ/ in bewähren. Das kann ich, indem ich versuche alle Werte zu leben, die mir der Glaube schenkt, indem ich eine andere Werteskala in meinem Leben aufstelle. Wonach beurteile ich die Menschen: nach deren beruflichem Erfolg, nach deren Kleidung, nach deren Bankkonto, ob sie in einem schönen Haus wohnen oder in einer bescheidenen Mietwohnung. Diese Punkte, die ich gerade aufgezählt habe, können unseren Glauben gefährden.
Es gibt aber noch eine andere Form der Bewährung. Sie ist sehr wichtig, heute mehr denn je, da der Glaube immer mehr in den Hintergrund tritt. Maite Kelly, die ich hier wiederum zitieren darf, hat das in dem besagten Interview auf den Punkt gebracht: wir Christen müssen zu unserem Glauben stehen, wir sollen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir Christen sind. Dieses Bewähren hat seinen tiefen Grund in dem zweiten Teil des Satzes: "...aber wir sind nicht von der Welt."
Zeugnis von der Liebe Gottes geben
Jesus hat mit seinen Worten und mit seinen Taten Zeugnis gegeben von der Liebe Gottes. Die Menschen aber haben sich von Gott abgewandt. Sie wollten sein wie Gott. Das ist ja die Ursünde des Menschen, Gott nicht als den Herrn über das Leben annehmen zu wollen. Gott aber gibt den Menschen die Freiheit, sich für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Der Mensch entscheidet sich gegen Gott. Darum will er oft anderes als Gott. Weil er anderes will, weil er sein will wie Gott und Gott nicht gehorchen will, darum ist Jesus nicht von der Welt. Darum sind auch wir, wenn wir die Botschaft ernst nehmen, nicht von der Welt, sondern eben anders.
Jesus war anders, weil er die Liebe Gottes lebte und predigte, weil er die Menschen zu Gott zurückführen wollte. Darum ist Jesus abgelehnt worden, darum eckte er bei vielen Menschen auch an, besonders bei den Mächtigen. Das passiert Christen immer wieder, auch uns kann das passieren. Weil wir anders sind, andere Werte leben, kann es passieren, dass wir uns unterscheiden.
... aber nicht von der Welt
Für unseren Glauben kann das die Gefahr bringen, ihn zu verlieren. Es gibt vieles, was uns vom Glauben wieder wegbringen kann, was uns unseren Glauben zerstört. Gebet wird dann als verlorene Zeit angesehen, wer glaubt, als weltfremd hingestellt. Es kann über unsere Kraft gehen, wenn wir bedrängt werden. Wer weiß, ob wir mutig wären, wenn wir von Staats wegen verfolgt, benachteiligt würden. Weil Jesus diese Gefahr gesehen hat, darum hat er auch für sie gebetet. Darum betet Jesus auch für mich persönlich. Denn der Glaube ist nicht mein persönliches Verdienst, sondern er ist mir geschenkt. Gott hat diesen Glauben in mir grundgelegt. Wenn ich wegen meines Glaubens bedrängt werde, weil ich dadurch anders, dann darf ich Jesus auf meine Seite wissen. Dann kommt er mir in meiner Schwäche zur Hilfe.
Helfen kann mir auch das, was mir der Glaube an Jesus schenkt. In diesem Gebet fallen Worte Jesu: "Heilige sie in der Wahrheit..." oder: "... damit sie meine Freude in Fülle in sich haben". Der Glaube schenkt dem Leben den wahren Sinn, das wahre Ziel. Unter der Freude verstehe ich das Glück, das ich erfahre, wenn ich an Gott glauben darf. Ich kann und muss nicht mit einem Lächeln durch die Welt laufen, vielmehr ist diese Freude eine Grundhaltung, so wie Jesus es erfahren hat. Gott stand auf seiner Seite.
Der Glaube an Gott ist nichts, das mich weltfremd machen soll. Wenn wir die Worte hören: "...Weil sie nicht von der Welt sind", dann, weil diese Welt, besser gesagt, die meisten anders leben, als es der Wille Gottes ist. Doch ist das für uns auch kein Grund, anderen gegenüber überheblich zu werden. Unser Glaube ist auch deswegen immer in Gefahr, weil wir alle Unglauben in uns tragen, weil wir alle sündige Menschen sind.
Ständige innere Erneuerung
Hat nicht auch hier Papst Benedikt mit Recht geäußert, dass die Feinde der Kirche weniger von außen kommen, als vielmehr von innen. Die Kirche ist immer auch eine sündige Kirche, die der Umkehr bedarf. Die Kirche ist immer zu reformieren. Als einzelne Christen brauchen wir die Umkehr, die Versöhnung mit Gott. Das ist wichtig, damit wir in Gott bleiben und Gott in uns bleibt wie es der erste Brief des Johannes ausdrückt. Gott bleibt in uns, wenn wir einander lieben.
Ich glaube, dass die Christen, solange es sie gibt, immer damit zu kämpfen hatten, dass sie bedrängt wurden. Darum unterscheidet Jesus so deutlich zwischen der Welt und den Jüngern. An der Gemeinde soll deutlich werden, was Gott schon von Beginn an mit seiner Welt und mit allen Menschen vorhatte. Dazu sind wir auf dem Weg. Vielleicht ist das an manchen Gemeinden und Gruppen, die sich zu Jesus bekennen auch schon zu erfahren, dass Gott wirkt, dass Menschen Gott in sich wirken lassen.
Glauben muss sich bewähren, mitten in der Welt, er muss sich zeigen, mitten in der Welt. Jesus betet für diesen unseren Glauben. Der Christ lebt anders.