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Predigten vom 06. Okt. 2024 - 27. Sonntag im Jahreskreis (B)
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24. Nov. 2024
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17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
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28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Gen 2,18-25
Lesung aus dem Buch Génesis.
Gott, der Herr, sprach:
Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.
Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.
Gott, der Herr, formte aus dem Erdboden
alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels
und führte sie dem Menschen zu,
um zu sehen, wie er sie benennen würde.
Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte,
so sollte sein Name sein.
Der Mensch gab Namen allem Vieh,
den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes.
Aber eine Hilfe, die dem Menschen ebenbürtig war,
fand er nicht.
Da ließ Gott, der Herr,
einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen,
sodass er einschlief,
nahm eine seiner Rippen
und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Gott, der Herr,
baute aus der Rippe,
die er vom Menschen genommen hatte,
eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
Und der Mensch sprach:
Das endlich ist Bein von meinem Bein
und Fleisch von meinem Fleisch.
Frau soll sie genannt werden;
denn vom Mann ist sie genommen.
Darum verlässt der Mann Vater und Mutter
und hängt seiner Frau an
und sie werden e i n Fleisch.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antwortpsalm - Ps 128,1-6
Kv: Der Herr segne uns alle Tage unseres Lebens. – Kv
GL 71,1
Selig jeder, der den Herrn fürchtet, *
der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen; *
selig bist du – es wird dir gut ergehn. – (Kv)
Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock *
im Innern deines Hauses.
Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder *
rings um deinen Tisch herum. – (Kv)
Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet. *
Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst schauen das Glück Jerusalems alle Tage deines Lebens. /
Du sollst schauen die Kinder deiner Kinder. *
Friede über Israel! – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Hebr 2,9-11
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Schwestern und Brüder!
Den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war,
Jesus,
ihn sehen wir um seines Todesleidens willen
mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt;
es war nämlich Gottes gnädiger Wille,
dass er für alle den Tod erlitt.
Denn es war angemessen,
dass Gott, für den und durch den das All ist
und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte,
den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete.
Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden,
stammen alle aus Einem;
darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
An diesem und an den kommenden Sonntagen ist die zweite Lesung dem Hebräerbrief entnommen. Die literarische und theologische Besonderheit dieser Schrift besteht darin, dass sie um ein einziges Thema kreist: Christus, der wahre Hohepriester.
Der Lesungstext steht mitten in einem Abschnitt, der das Ostergeschehen von Kreuz und Auferstehung deutet und dem man den Titel geben könnte: "Die Erhöhung des Erniedrigten und Getöteten zum himmlischen Hohenpriester".
Die Lesung führt uns in die Christologie des Hebräerbriefes: Um seines Todesleidens willen ist Jesus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Es war Gottes gnädiger Wille, dass er für alle den Tod erlitt. Es heißt sogar, dass Gott den Urheber des Heils durch Leiden vollendete. Die Schlussfolgerung ist, Jesus und die vielen Söhne (wo sind die Töchter?) aufeinander zu beziehen. Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab: gemeint ist Gott. Jesus scheut sich darum nicht, die, die er heiligt, Brüder (und Schwestern) zu nennen. Auffällig ist, dass das Bild, das von Jesus gezeichnet wird, ihn von den Engeln abhebt, nicht aber von den "Brüdern".
Die 2. Lesung ist dem Brief an die Hebräer entnommen. Sie ist der erste Abschnitt einer 7-teiligen Auswahl aus diesem Schreiben, die an diesem und den folgenden Sonntagen bis zum Ende des Kirchenjahres gelesen werden.
Der Hebräerbrief ist bemüht, das Christus-Geheimnis einer Gemeinde zu erschließen, die von der alttestamentlichen jüdischen Überlieferung geprägt ist. Immer wieder nimmt er alttestamentliche Zitate und Anschaungen zum Ausgangspunkt seiner Darlegungen.
Die Gemeinde, an die der Brief gerichtet ist, lebt in großer Bedrängnis (wie wohl alle christlichen Gemeinden am Ende des ersten christlichen Jahrhunderts). Der Verfasser möchte seinen Adressaten Mut zusprechen, im Glauben standzuhalten.
In den unserem Text vorausgehenden Versen 6 bis 8 zitiert der Verfasser den Psalm 8, um daran anzuknüpfen und seine Theologie der Verherrlichung um des Todesleidens willen entfalten zu können. Dieser Weg durch Leiden zu Herrlichkeit, den Jesus vorasugegangen ist, soll den Empfängern des Briefes Mut machen, ihre Leiden auszuhalten, damit auch sie durch Leiden vollendet werden wie der Urheber ihres Heiles.
2. Lesung (erweitere Fassung) - Hebr 2,5-18
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Schwestern und Brüder!
Nicht Engeln hat er die zukünftige Welt unterworfen,
von der wir reden,
vielmehr bezeugt an einer Stelle jemand:
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, /
oder des Menschen Sohn,
dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur ein wenig unter die Engel erniedrigt, /
mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt,
alles hast du ihm unter seine Füße gelegt.
Denn indem er ihm alles unterwarf,
hat er nichts ausgenommen,
was ihm nicht unterworfen wäre.
Jetzt aber sehen wir noch nicht,
dass ihm alles unterworfen ist,
aber den, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war,
Jesus,
ihn sehen wir um seines Todesleidens willen
mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt;
es war nämlich Gottes gnädiger Wille,
dass er für alle den Tod erlitt.
Denn es war angemessen,
dass Gott, für den und durch den das All ist
und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte,
den Urheber ihres Heils durch Leiden vollendete.
Denn er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden,
stammen alle aus Einem;
darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen
und zu sagen:
Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, /
inmitten der Gemeinde dich preisen;
und ferner:
Ich will auf ihn mein Vertrauen setzen;
und: Siehe, ich und die Kinder,
die Gott mir geschenkt hat.
Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind,
hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen,
um durch den Tod den zu entmachten,
der die Gewalt über den Tod hat,
nämlich den Teufel,
und um die zu befreien,
die durch die Furcht vor dem Tod
ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.
Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an,
sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an.
Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein,
um ein barmherziger und treuer Hohepriester vor Gott zu sein
und die Sünden des Volkes zu sühnen.
Denn da er gelitten hat
und selbst in Versuchung geführt wurde,
kann er denen helfen,
die in Versuchung geführt werden.
Ruf vor dem Evangelium - 1 Joh 4,12b
Halleluja. Halleluja.
Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns
und seine Liebe ist in uns vollendet.
Halleluja.
Evangelium - Mk 10,2-16
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
kamen Pharisäer zu Jesus
und fragten:
Ist es einem Mann erlaubt,
seine Frau aus der Ehe zu entlassen?
Damit wollten sie ihn versuchen.
Er antwortete ihnen:
Was hat euch Mose vorgeschrieben?
Sie sagten:
Mose hat gestattet,
eine Scheidungsurkunde auszustellen
und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen:
Nur weil ihr so hartherzig seid,
hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber
hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und die zwei werden ein Fleisch sein.
Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
Was aber Gott verbunden hat,
das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt
und eine andere heiratet,
begeht ihr gegenüber Ehebruch.
Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt
und einen anderen heiratet,
begeht sie Ehebruch.
Da brachte man Kinder zu ihm,
damit er sie berühre.
Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.
Als Jesus das sah, wurde er unwillig
und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen;
hindert sie nicht daran!
Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen, ich sage euch:
Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen.
Und er nahm die Kinder in seine Arme;
dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Stewen (2009)
Manfred Wussow (2006)
Hans Hütter (1997)
Der vorliegende Text lässt sich in drei Teile aufteilen: das Pharisäergespräch, das Lehrgespräch unter den Jüngern, die Begegnung mit den Kindern.
Es lässt sich vermuten, dass der Evangelist diese Begegnung skizzierte, weil in den frühen Christengemeinden Menschen lebten, die als Judenchristen an der Haltung der Pharisäer festhielten und damit das Gesetz des Mose höher achteten als das Liebesgebot Jesu.
Jesus will nun aufzeigen, dass die vereinten Menschen als Paar Gottes Ebendbilder sind und ihre Beziehung Abbild der Liebe Gottes zu den Menschen. Diese Beziehung ist eben mehr als eine Abmachung, wie sie die 'Ketubba', der jüdische Ehevertrag, darstellt. Diesen Vertrag einfach aufzukündigen, wie es das Gesetz des Mose - wenn auch unter der verpflichteten Angabe von Gründen - ermöglichte, verhindert den Aufbau des Reiches Gottes, zu dem Jesus unterwegs war.
Gleichsam wie eine natürliche Folge reiht sich an das Thema "Partnerschaft" das Thema "Kinder" an. In der Kinderszene sind allerdings die Betroffenen anwesend: Die Kinder sind Zeugen der Auseinandersetzung. Daher werden sie auch eingebunden: Es gibt nicht nur Worte über sie, sondern auch einen (Segens-)Gestus für sie. Die Kinder, welche die Worte Jesu nicht verstehen konnten, sollten zumindest spüren, was der Gottessohn meinte. Jesus macht die Kinder zum Beispiel des idealen Gottesreich-Zeugen: offen für das, was kommt, frei von eigenen Interessen, im besten Sinn naiv.
Mk. 10 ist ein "urkirchlicher" Katechismus. Die beiden Szenen, die erzählerisch vorgestellt werden, widmen sich dem Scheidungsthema und der Bedeutung der Kinder. Ehe und Familie werden im Evangelium begründet.
Eine (!) pharisäische Position (es gab auch andere) sah in der Scheidung das Zugeständnis, eine Ehe rechtlich geordnet wieder aufzuheben. Markus erzählt zwar von einer Falle, die Jesus gestellt werden soll, versteckt aber nicht, dass sich in der Begebenheit auch die - streitige - Loslösung von der jüdischen Überlieferung zeigt;
Jesus hebt sich von Mose ab. Für Jesus ist eine Scheidung schon deswegen nicht möglich, weil Gott zwei Menschen (wörtlich) "in ein Joch gespannt" hat. Im Hintergrund ist die Schöpfungsgeschichte wahrnehmbar (1. Lesung).
Zur Auslegungsgeschichte gehört auch, individuelle Erfahrungen mit "Ehe" und gesellschaftliche Entwicklungen angemessen einzubeziehen. Es ist - auch bei Scheidunsgsziffern, die eine überaus deutliche Sprache sprechen - eine Chance, menschliche Geschichten (und auch Leidensgeschichten) als Schöpfungsgeschichten zu erzählen.
Eine detaillierte Auslegung von Mk. 10,2-12 ist zu finden unter: www.perikopen.de/Lesejahr_B/27_iJ_B_Mk10_2-12_Kampling.pdf
Im zweiten Teil der Lesung wird die Segnung der Kinder überliefert. Über die ursprüngliche Bitte der Mütter hinaus wird im Evangelium das Jesus-Wort anschaulich, dass (nur) Kinder das Reich Gottes erben. Jesus nimmt die Kinder in seine Arme, legt ihnen die Hände auf und segnet sie. Diese Hochschätzung der Kinder hebt sich von antiken Vorstellungen ab, ist aber eine Herausforderung für alle "Großen" geblieben. In dieser kleinen Episode wird deutlich, dass das Reich Gottes nicht gemacht, sondern (nur) in Empfang genommen werden kann.
Beide Teile - die Frage nach der Scheidung wie die Bitte, Kinder zu segnen - zeigen, ohne Kontroversen auszublenden, wie sich christliche Standpunkte herausbilden und begründet werden können.
Das Evangelium dieses Sonntags umfaßt die ersten beiden Abschnitte einer dreigliedrigen Komposition aus dem Markusevangelium. Eingeleitet wird diese Komposition mit dem Hinweis auf den Aufbruch Jesu nach Jerusalem (10,1), abgeschlossen durch die 3. Ankündigung, daß der Messias einen Weg des Leidens zu gehen habe. Der zwischen diesen beiden redaktionellen Hinweisen liegende Inhalt erhält damit den Charakter eines letzten und wichtigen Vermächtnisses Jesu. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie es Christen mit der Ehe zu halten haben, welche Stellung Kinder in der Gemeinde genießen und mit der Frage nach dem Reichtum und dem Reich Gottes (10,17-31).
Die erste Frage entzündet sich an einem Streitgespräch mit Pharisäern. Bereits die Fragestellung zielt auf die Antwort Jesu ab. Üblich war die Diskussion, welche Gründe eine Ehescheidung rechtfertigen. Jesus will aber diese Frage grundsätzlicher angehen. Für ihn geht es um die personale Einheit zwischen Mann und Frau. Diese ist in der Schöpfung grundgelegt. Jede Verschiebung der personalen Beziehung auf die Ebene von Recht und Gesetz ist bereits ein Abweichen von der ursprünglichen Ordnung.
Im Hintergrund steht die Ausseinandersetzung zwischen Christen und der jüdischen, bzw. der römischen Tradition um die Verbindlichkeit der Ehe. Während Juden und Römer eine juridische Auflösung des Eheversprechens kennen, führen Jesus und der Evangelist Markus die Ehe radikal auf die personale Beziehung und die darin zu erwartende persönliche Erfüllung zurück und verbieten jede Auflösung dieser personalen Gemeinschaft.
Interessant ist bei Markus, daß er Jesu Kritik an den jüdischen Gepflogenheiten, wo der Mann die Frau entlassen konnte aber nicht die Frau den Mann, auch auf römische Verhältnisse, wo auch die Frau den Mann wegschicken konnte, ausweitete.
Auf den ersten Blick zusammenhanglos mit der Frage der Ehescheidung erscheint die zweite hier abgehandelte Frage nach dem Stellenwert des Kindes.
Bei den Juden galten die Kinder vor ihrer Geschlechtsreife als unfertige Menschen und wurden daher als Personen (noch) nicht ernstgenommen, da sie das Gesetz noch nicht befolgen und demnach noch keine guten Werke vollbringen konnten. Die Jünger weisen die Kinder und ihre Belgeitpersonen ab. Sie handeln nach jüdischer Tradition. Jesus hingegen, und mit ihm auch die christliche Gemeinde, nimmt die Kinder als Personen ernst. Denn das Reich Gottes ist Geschenk Gottes, das nicht durch Werke verdient werden kann. Eine Zurücksetzung der Kinder findet in der christlichen Gemeinde ebensowenig Platz wie eine Zurücksetzung der Frauen. - Oder?
Evangelium (Kurzfassung) - Mk 10,2-12
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
kamen Pharisäer zu Jesus
und fragten:
Ist es einem Mann erlaubt,
seine Frau aus der Ehe zu entlassen?
Damit wollten sie ihn versuchen.
Er antwortete ihnen:
Was hat euch Mose vorgeschrieben?
Sie sagten:
Mose hat gestattet,
eine Scheidungsurkunde auszustellen
und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
Jesus entgegnete ihnen:
Nur weil ihr so hartherzig seid,
hat er euch dieses Gebot gegeben.
Am Anfang der Schöpfung aber
hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und die zwei werden ein Fleisch sein.
Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
Was aber Gott verbunden hat,
das darf der Mensch nicht trennen.
Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt
und eine andere heiratet,
begeht ihr gegenüber Ehebruch.
Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt
und einen anderen heiratet,
begeht sie Ehebruch.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Die Ehe als "Kunstwerk der Liebe"
Eine gelingende Ehe kostet Mühe
„Die Ehe ist ein Kunstwerk der Liebe, Werk des Könnens, an dem beide bauen, ändern, korrigieren und neu gestalten – ein ganzes Leben hindurch.“ (Fritz Leist). Wenn Menschen eine Ehe schließen, dann braucht es auch Mühe, damit die Ehe gelingt; es braucht Zeit, ja auch Kreativität, dass es ein gutes Zusammenleben wird. Man kann es auch Beziehungsarbeit nennen. Die Zeit der Verliebtheit, in der man nur die rosaroten Seiten des anderen sieht, ist häufig schon vorbei, wenn die Ehe geschlossen wird. Eine gelungene Ehe will gestaltet sein.
Ich erlebe immer wieder Brautpaare, die ihre Ehe mit vielen Erwartungen und Hoffnungen beginnen. Sie haben den besten Willen und den tiefen Wunsch, ein Leben lang zusammen zu bleiben. Sie haben den Wunsch, ihr Leben gemeinsam zu gestalten. Es braucht viel Überlegen, viele Gespräche dazu. Wenn es gelingt, durch Höhen und Tiefen hindurch den gemeinsamen Lebensweg zu gehen, wenn es gelingt, die gemeinsamen und unterschiedlichen Interessen zusammenzubringen, dann ist die Ehe ein Kunstwerk. Dann können die Krisen, die ein Paar durchlebt hat, die Enttäuschungen zwar wie Risse wirken. Doch machen dann auch diese Risse das Bild erst einzigartig. Ich erlebe auch immer wieder Paare, die Jubiläen feiern. Ich spüre eine große Dankbarkeit für die Zeit, in der sie durch Dick und Dünn gegangen sind. Von selbst sagen diese Paare oft, dass der Glaube an Gott eine wichtige Stütze war.
Was aber ist, wenn dieses „Kunstwerk“, von dem Fritz Leist spricht, nicht gelingt? Seit es die Ehe gibt, gibt es auch das Problem der Scheidung. Viele Menschen heiraten nach einer gescheiterten Ehe neu. Den meisten, die ich kenne, ist weder der Schritt zur Scheidung noch der Entschluss, eine neue Ehe einzugehen, leichtgefallen. Eine Scheidung ist immer auch mit Schmerzen und innerem Leid verbunden. Gerade die gemeinsamen Kinder leiden unter einer Scheidung. In unseren Breitengraden ist in den letzten Jahrzehnten die Rolle der Frau eine andere geworden. Sie ist wirtschaftlich nicht mehr abhängig vom Mann. Und das ist gut so.
Immer neu einander vergeben
Doch in vielen Ländern ist und war die Frau vom Mann abhängig. So war es auch zur Zeit Jesu. Jesus war ein großer Realist. Auch er wird erlebt haben, dass Ehen misslungen sind. Er hat sicher aber auch eines bemerkt: viele Ehen gehen auseinander, weil Menschen „hartherzig“ sind. „Hartherzig“ zu sein entspricht nicht einem Leben nach den Geboten Gottes. Das Herz ist dann voll Egoismus und oft auch Bosheit. Hartherzige Menschen scheren sich meist auch sonst nicht um den Willen Gottes. Jesus stellt hingegen klar: Eine Scheidung und eine zweite Ehe, während der Partner noch lebt, entspricht nicht dem Willen Gottes. Wenn Mose erlaubt hat, einen Scheidungsbrief auszustellen, war das ein Zugeständnis an die menschliche Schwäche. Wer leichtfertig die Ehe zu bricht, folgt nicht dem Willen Gottes,.
Klar, es kommen in der Ehe auch Enttäuschungen. Wer in enger Gemeinschaft mit jemand lebt, kann dem anderen auch Wunden schlagen. Da ist es wichtig, immer wieder neu aufeinander zuzugehen und einander neu anzunehmen. In jeder Ehe ist es wichtig, einander immer wieder zu verzeihen. Der Mann, den jemand geheiratet hat, die Frau, die jemand geheiratet hat, ist ein von Gott geliebter Mensch. Jeder Mann und jede Frau ist ein Mensch auch mit Fehlern und Schwächen. Jeder Mensch braucht es, dass ihm verziehen wird. Jeder braucht es, mit allen guten Seiten und auch mit allen Schwächen angenommen zu sein. Gott zieht seine Liebe niemals zurück. Darum gilt es, sich um diese Liebe zu mühen, und das jeden Tag.
Herzensbildung
Damit eine Ehe gelingt, müssen sich beide stets um eine echte Herzensbildung bemühen. Ich bilde mein Herz, wenn ich in meinem Leben nach Gottes Willen frage. Ich bilde mein Herz, wenn ich mich redlich bemühe, in der Liebe zu wachsen. Eine Ehe als Kunstwerk der Liebe kann gelingen, wenn sich die Eheleute gemeinsam immer mehr mit Gott verbinden.
Doch auch Christen können in ihrer Ehe scheitern. Viele leiden unter ihrer gescheiterten Ehen gerade auch als Christen. Sie brauchen den Trost und die Hilfe durch Mitchristen. Darum dürfen auch sie auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen. Ich bin froh, dass sich die Kirche mittlerweile auch der Menschen annimmt, die geschieden und wiederverheiratet sind. Die Kirche darf diese Menschen nicht ausschließen. Es steht niemandem zu, sie zu verurteilen. Gott allein kennt die Herzen der Menschen.
Wenn ich spüre, eine Trennung ist das kleinere Übel, dann muss ich diese Entscheidung im Gewissen prüfen. Wenn jemand neu heiraten will, muss er/sie sich im Gewissen fragen: Laufe ich nur vor Problemen weg? Mache ich es mir eventuell zu einfach? Bin ich „hartherzig“? Was bedeutet mir der Wille Gottes?
Die Ehe ist und bleibt ein Sakrament – ein Abbild der Liebe und unbedingten Treue Gottes zu uns. Gott hat die Ehe von Anfang an als unauflösbare Gemeinschaft von Mann und Frau gedacht. Um diese Treue zueinander müssen wir uns mühen. Doch mit Gottes Hilfe kann die Ehe als Kunstwerk der Liebe gelingen.
Was ist der Mensch?
Der Mensch als Mann und Frau Abbild des Schöpfers
Schon die erste Lesung lädt ein, weiterzudenken in die Gegenwart. „Gott schuf den Menschen als sein Abbild. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen 1,27). Der Mensch steht schon in den Erzählungen über die Erschaffung der Welt im Mittelpunkt. In diesem Lesungsabschnitt wird das Verhältnis zwischen Mensch und Gott noch mehr gefestigt. Zuerst herrscht große Harmonie im Paradies, bald folgt schon der Abschnitt mit der Vertreibung aus dem Paradies. Der Mensch entscheidet sich gegen Gott.
„Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen 1,27). Seit einiger Zeit wird in unserer Gesellschaft die Frage nach den Geschlechtern neu diskutiert. Vor einigen Monaten stand in einer Zeitung zu lesen: „Abschied von Mann und Frau“. NEMO (übersetzt: niemand), ein 24- jähriger Star beim Song Contest in Malmö, erreichte mit dem Song „The Code“ den ersten Platz. Er will mit diesem Titel zeigen, dass nicht jeder Mensch einem Code zugeordnet werden, sondern auch aus diesem Code ausbrechen kann, ausgelöst durch das Gefühl im eigenen Körper nicht mehr daheim zu sein. Daraufhin gab es europaweit heftige Diskussionen.
Dazu zwei Fragen, die ich an Sie weitergeben möchte: Bin bei mir selbst immer wirklich zu Hause? Es gibt den Spruch: Im Wirtshaus bin ich wie z' haus, aber bei mir zu Hause bin ich nicht zu Hause. - Was ist der Mensch? In unserer hektischen Zeit hält es oft der Mensch mit sich selber nicht mehr aus, Unruhe treibt ihn.
Von daher die Frage, die später der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) gestellt hat: „Was ist der Mensch?“ Er verbindet diese Frage mit anderen Fragestellungen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?
Da sollte man sich zunächst einmal selbst kennenlernen. Eine Aufforderung schon in Zeiten der Antike lautet: „Erkenne dich selbst! Erkenne, was du bist“, so die Inschrift am Eingang zum Apollotempel in Delphi.
»Adam« wird mit »Mensch« übersetzt, später wird daraus „Mann“. »Adam« ist der »Ackerboden« als Zeichen für Vergänglichkeit. Aus dem Ackerboden lässt sich auch „beackern“ ableiten, das heißt, Partner und Mitgestalter an der Schöpfung zu sein. Weil der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, deswegen bekommt er eine Gefährtin, Eva (Leben, Mutter d. Lebendigen). Sie wird aus der Rippe des Mannes genommen. Diese Rippe führt zur Spitze des Herzens, auch Zeichen für Liebe. Bezeichnend auch das hebräische Wort für Mann »isch« und für Eva »ischa«. Derselbe Wortstamm weist auf die Gleichheit von Mann und Frau hin. Das hat nichts mit Gleichmacherei zu tun. Obwohl verschieden, sind sie beide „Tempel des Heiligen Geistes“ (1 Kor.3,16) und haben gleiche Würde.
Der erlösungsbedürftige Mensch
Weil unser Leben von Anfang an nicht konfliktfrei ist und ihn Beziehungsschwierigkeiten begleiten, zuweilen bis in extreme Formen bis hin zu Gewalt und Kriegen, bedarf der Mensch der Erlösung. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, der alles mitmacht, was Menschen erfreut, was sie traurig, zornig, enttäuscht macht. Auch an Erniedrigungen hat der Sohn Gottes viel über sich ergehen lassen bis zu seinem Tod. Die Liebe überwindet den Tod. Diese Erlösung wird auch uns zuteil als Befreiung von dem, was uns auch immer belastet. Das ist die Aussage der zweiten Lesung.
Der Mensch – ein Geheimnis
Das Evangelium wird sehr konkret, ist zweiteilig aufgebaut. Themen sind hier: Beziehungsschwierigkeiten in der Partnerschaft und Kinder als Störenfriede.
Im ersten Teil, wo es um Trennung bzw. Ehescheidung geht, spricht Jesus von Herzenshärte und meint damit fehlendes Erkennen, wo der Partner Hilfe braucht, sich allein gelassen fühlt, wo wenig oder überhaupt keine Empathie vorhanden ist und Liebe sich nicht zur dauernden Geisteshaltung entwickeln kann, wo es auch an Barmherzigkeit mangelt. Verletzte Liebe führt im Extremfall zur Hölle auf Erden. Offen bleibt die Schuldfrage. - Auch das ein sehr aktuelles Diskussionsthema. Jesus hält an der grundsätzlichen Unauflöslichkeit der Ehe fest (siehe Mt 19,3). Ausnahme wären der Ehebruch und extreme Hartherzigkeit als Hindernisse. Kinder bringen Urvertrauen mit in die Welt, darauf weist Jesus hin. Dieses Urvertrauen geht in die Brüche, weil Kinder oft als störend empfunden werden - zweiter Teil des Evangeliums.
Das Leben ist eine Schaukel, nicht selten sogar in Hochrisikoform. Ich wünsche Ihnen Zeit darüber nachzudenken, was Menschsein für Sie bedeutet: Ein Zwischenwesen zwischen Himmel und Erde? Gewollt? Geschaffen? Geliebt? Erlösungsbedürftig? Ein Geheimnis! (Nach Anne Sophie Dessouroux in: Leben jetzt- Das Magazin der Steyler Missionare Nr. 6/2024). In der Zerbrechlichkeit unseres Daseins gibt es immer auch die Möglichkeit eines Neuanfangs.
Zwischentöne
Es geht nicht nur um Paragrafen
Immer öfter beobachten wir, dass gesellschaftliche Grundfragen von den Höchstgerichten geklärt werden müssen. Dabei entsteht der Eindruck, dass es in unserem Zusammenleben vor allem um Gesetze und Paragrafen geht. Angelegenheiten, für die Politiker keine ausreichend akzeptierte Lösung finden, müssen dann von Gerichten entschieden werden: Etwa Fragen der Rechtsstaatlichkeit, der persönlichen Freiheit, der Gleichberechtigung, des Zusammenleben in Ehen, Familien und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften u.a.m.
Auch Jesus wird immer wieder mit Rechtsfragen konfrontiert. Im Evangelium, das wir heute gehört haben, geht es um die Frage der Ehescheidung, an anderer Stelle um Fragen des Steuerzahlens, bei mehreren Gelegenheiten um Fragen der Sabbatheiligung. Einmal stellt jemand an ihn das Ansinnen, er solle ihm in Erbstreitigkeiten helfen.
Interessant find ich, dass wir uns auch heute noch, 2000 Jahre danach, auf solche Streitfragen draufsetzen und versuchen, von Jesus her klare rechtliche Regelungen abzuleiten. Nicht selten überhören wir dabei die viel wichtigeren Zwischentöne seiner Antworten, so sehr sind wir auf Rechtsfragen fixiert.
Im heutigen Evangelium wird Jesus gefragt, ob ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen darf. Er antwortet nicht direkt auf ihre Frage, sondern wirft seinen Fragestellern Hartherzigkeit vor: "Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er [Mose] euch dieses Gebot gegeben…" und erinnert sie anschließend, worum es in der Ehe eigentlich geht.
Vom Sinn der Ehe
Was gibt dieser biblische Disput über die Ehe heute noch her?
Mit dem Vorwurf der Hartherzigkeit müssen sich wohl auch jene konfrontieren, die heute aus dieser seiner Antwort unverrückbare Prinzipien ableiten wollen und auf diesem Weg Menschen aus der kirchlichen Gemeinschaft ausschließen, die an Jesu hohem Ideal der Ehe gescheitert sind, bzw. erst viel zu spät entdeckt haben, worum es eigentlich gegangen wäre.
Bedeutsamer ist, was uns Jesus inhaltlich zur Ehe gesagt hat. Dies geht in der Hitze des Diskutierens meist unter. Zu Jesu Vorstellung von der Ehe gehört, dass der Mann – das Gleiche gilt wohl auch für die Frau – Vater und Mutter verlässt, und die zwei werden e i n Fleisch. Das heißt, beide Ehepartner brechen mit dem Ziel, " e i n Fleisch" zu werden in ihr eigenes Leben auf, unabhängig von den Vorgaben der Eltern. Beim " E i n Fleisch werden" ist wohl an mehr zu denken als an punktuelles sexuelles Verschmelzen. Eine neue Einheit zu werden, ist eine Aufgabe, die nicht allein durch den formalen Akt der Eheschließung erledigt werden kann, sondern eine Herausforderung, die das ganze Leben in Anspruch nimmt.
Nicht jeder Mensch ist dafür geschaffen. Jesus selbst ist unverheiratet geblieben. Er hat sich ein ganz anderes Ziel gesetzt und ganz für die Verkündigung des Reiches Gottes gelebt.
Mindestens ebenso bedeutsam ist sein nachsichtiger Umgang mit Menschen, die in den Augen der Selbstgerechten als gescheitert gegolten haben. In seiner Nähe finden wir sogenannte Sünder und Sünderinnen, Zöllner, einen bunten Haufen von Frauen und Männern, die mit ihm mitgezogen sind. Nicht alle, "die alles verlassen haben", haben dies vermutlich aus idealistischer Begeisterung für das Reich Gottes getan. Es waren wohl auch Leute dabei, die Angehörige im Stich gelassen haben und vor ihrem bisherigen Leben davongelaufen sind. Aus diesem bunten Haufen ist in den frühchristlichen Gemeinden ein buntes Gemisch alter und neuer Lebensformen entstanden. Später sind noch Einsiedler, Mönche und Kleriker dazugekommen.
Wächst Neues?
Um die im Laufe der Jahrhunderte entstandene christliche Ehe- und Beziehungskultur zu verstehen, reichen die spärlichen Aussagen Jesu zu Ehefragen nicht aus. Die Lebensformen haben sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, und die Entwicklung bleibt auch heute nicht stehen. Gegenwärtig erleben wir eine spannende Zeit, in der nicht wenige Menschen althergebrachte Lebensformen zurücklassen und neue Beziehungs- und Familienformen ausprobieren. Welche sich bewähren, wird erst die weitere Geschichte erweisen. Es tut zwar weh mitanzusehen, dass vieles, was uns Älteren kostbar und heilig ist, von vielen Jüngeren nicht mehr geschätzt wird. Das betrifft nicht nur die Ehen und Familien. Es betrifft auch die Alleinstehenden, die Ordensleute und die Priester. Wir dürfen aber darauf vertrauen, dass uns auch in unserer Zeit der Geist Gottes begleiten wird und christliche Lebensformen wachsen lässt.
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi
Die Episode mit den Kindern, die von den Jüngern zunächst abgewiesen, schlussendlich aber von Jesus gesegnet werden, scheint auf den ersten Blick mit der vorangehenden Frage nach der Ehescheidung nichts zu tun zu haben. Beide Ereignisse haben aber eine gemeinsame Basis: Jesus geht es um die Würde und um das Wahrnehmen jeder einzelnen Person. Er schaut auf die, die in der öffentlichen Wahrnehmung übersehen und übergangen werden.
Die entscheidende Herausforderung liegt nicht in der Anpassung alter oder in der Konstruktion neuer Paragrafen. Vielmehr kommt es für jeden einzelnen von uns darauf an, dass wir die Nöte und Sehnsüchte jedes Menschen wahrnehmen, darauf eingehen und ihnen Raum geben. Denn "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände." (Gaudium et Spes Nr. 1).
Eine Geschichte von Männern und Frauen
Das Geheimnis der Rippe
Vorhin habe ich meinen Brustkorb noch einmal abgetastet: Mir fehlt keine Rippe. In den Lehrbüchern der Anatomie findet sich auch kein Hinweis, dass Männer eine Rippe weniger hätten. Und die Evolutionsbiologen, allesamt kluge Frauen und Männer, wissen sehr viel über den Menschen, seine Vorgeschichte, seine Entwicklung, seine Gefährdungen – das Geheimnis der Rippe kennen sie zwar, nur anders.
Die erste Lesung haben Sie noch im Ohr? Es ist ein Stück aus der Urgeschichte, wie wir sie aus der Hand eines der ersten biblischen Geschichtsschreiber überliefert bekommen. Eigentlich ganz logisch und gar nicht so dumm: Es gibt den Menschen, der allen Dingen ihre Namen gibt und ihnen ihre Bedeutung zumisst. Bis heute hat sich nicht viel daran geändert. Doch was ist der Mensch, wenn er alleine ist mit seiner Klugheit? Mit seiner Macht? Was nutzt ihm seine Deutungshoheit? Sein ständiger Höhenflug? Die Nobelpreise, die Exzellenzinitiativen und Exzellenzcluster?
Die alte Geschichte erzählt geradezu rührend davon, dass Gott findet, der Mensch könne nicht alleine bleiben. Es ist, als ob seine Schöpfung ins Leere läuft, wenn der Mensch mit sich alleine leben müsste. „Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht!“ Was dann erzählt wird, ist zwar auf dem ersten Blick fremdartig, ein bisschen märchenhaft, aber es ist eine liebenswerte kleine Geschichte, die mit wenigen Worten auskommt: Erst fällt der Mensch in einen tiefen Schlaf, dann wird die Gefährtin geformt, schließlich die Wunde geheilt. Klar, von einer Rippe ist die Rede. Doch sie erzählt von dem Geheimnis, dass es den Menschen nur als Mann und Frau gibt, mehr: dass die beiden von Anfang an eine gemeinsame Geschichte haben, untrennbar verbunden, für einander bestimmt.
Tiefe Sehnsucht nach Beziehung
Viele mittelalterliche Künstler, Buchmaler und Illustratoren, haben diese Geschichte in Farben einzufangen versucht. Da liegt ein Mensch im Paradies. Ganz alleine. Umgeben von prächtigen Pflanzen und Tieren, von Sonne und Mond. Eine große, schöne, bunte Welt. In ihr ein einsamer, kluger Mensch. Er kennt alle Dinge, erfasst sie in Wörterbüchern und Lexika, häuft Wissen über Wissen im Internet auf, formuliert Formeln und Weltformeln, chemische und physikalische Gesetze, Werte und Tarife, doch er liegt einsam im Garten. Der tiefe Schlaf, von dem die alte Geschichte träumt, sagt mehr als tausend Worte. Es ist die Sehnsucht, mehr zu haben als die Dinge, mehr zu wissen als die Begriffe, mehr zu sagen als die Worte.
Es gibt dicke Bücher und weniger dicke Wikipediaeinträge, die die Geschichte, die die Entwicklung, die Höhenflüge des Menschen beschreiben. Aber ich habe noch nie eine so kurze, lebendige und schöne Darstellung gefunden wie die, die uns heute noch einmal erzählt wird. Als der Mensch aufwacht, ist er nicht mehr alleine. Ihm ist das passende Gegenüber, der andere Mensch an die Seite gegeben, geradezu aus seiner Seite gekommen. Maler wussten die bezaubernde Schönheit dieser ersten Begegnung einzufangen. Die Überraschung. Die Spannung. Und: Der Mensch ist nackt. Unbekleidet, unverkleidet. Was bedeutet es, wenn ein Mensch nicht mehr alleine ist? Auf einmal! Ab jetzt braucht er das Gespräch. Ohren, die Zwischentöne hören. Ab jetzt braucht er Verständnis. Auch Vergebung. Geduld sowieso. Ab jetzt wächst auch das Bedürfnis, sich Masken zuzulegen und in einer Rolle zu verschwinden. Denn aus der Nähe kann Fremdheit werden, aus Vertrauen Angst, aus Offenheit Schweigen.
Die Kunst, Dinge zu benennen und ihnen ein System zu verpassen, ist nichts gegen die Kunst, den anderen Menschen nicht nur auszuhalten, sondern zu lieben. Ihn anzunehmen als meinen Teil, als Teil von mir. Spannend: In dieser Geschichte nimmt Gott nicht vom Geist des Menschen, nicht von seiner Ratio, nicht von seinem Wissen – es genügt eine Rippe. Rippen bergen den Brustkorb, das Herz und die Lunge, Rippen verhelfen zum aufrechten Gang, Rippen machen jede Bewegung mit schmiegsam und fest zugleich.
Ich weiß, dass diese Geschichte von der Rippe auch unheilvolle Verformungen und Missverständnisse hervorgebracht hat, zumindest spiegelt. In vielen Köpfen, tatsächlich noch bis heute, ist der Mann das Urbild eines Menschen. Als sogenannte Herren der Schöpfung sind Männer in die Geschichte eingetreten, als Macher und „Führer“, als Krieger und Weise, doch oft als Teufel, als Witzfiguren und Schatten ihrer selbst herausgekommen. Sprachlich wurden Frauen als „Nicht-Männer“ bezeichnet („woman“), was Abhängigkeiten begründen sollte und Unterwerfung ausdrückte. Worte verraten viel. Oft mehr, als uns lieb sein kann. Dann steht unsere kleine Geschichte auch am Anfang einer Leidensgeschichte, in der sich Männer und Frauen nur verlieren konnten. Mit Machtspielen und Intrigen, gesellschaftlicher Ächtung und primitiven Abgrenzungen. Nichts von dem Reiz, von der Schönheit, den anderen Menschen jetzt zu entdecken, als Teil meiner selbst. Die alte Geschichte kommt mit einem Satz aus, doch die Züge sind überwältigend. Überwältigend, weil sich in der Rippe das Geheimnis der Liebe versteckt. In einer Rippe!
Was Gott verbunden hat...
Im Evangelium lauschen wir dem Zwiegespräch der Pharisäer mit Jesus. Die Fragerunde der Jünger bekommen wir auch mit. Es geht um ein brisantes Thema: um Scheidung. In der jüdischen Welt, in der Jesus zu Hause ist, ist es ein heißes Eisen. Gruppen, die Scheidung ablehnen, stehen Gruppen gegenüber, die pragmatisch mit dem Thema umgehen: Wenn es nicht anders geht, soll eine Ehe auch geschieden werden können. Vielleicht sogar als letzter Liebes-Dienst. An dem Punkt sind die Pharisäer fortschrittlich und, wie wir sagen würden, „liberal“. Die Frauen sind dabei oft ins Leere gefallen, fallengelassen. Eine Zukunft hatten die meisten von ihnen nicht. In der Regel waren es auch die Männer, die sich oft aus lumpigen Gründen von ihren Frauen trennten. Von einer gemeinsamen Geschichte auch. Ein verbranntes Essen musste damals schon als Scheidungsgrund herhalten.
Jesus, der auch sonst gerne im Streitgespräch mit den Pharisäern aufgefunden wird, kann sich ihnen nicht anschließen. Jesus spricht von Schuld, von Herzenshärte. Und von dem Willen Gottes, dass nicht getrennt, nicht geschieden wird, was Gott verbunden hat. Jetzt kommt die alte Geschichte aus der Ur-Zeit zu einem neuen Glanz.
Statistiker können für jedes Jahr die Scheidungsziffern mitteilen. Sie sind hoch. Doch hinter Zahlen stehen Menschen mit ihren Geschichten und Gesichtern. Viele sind gezeichnet. Aus großen Liebesgeschichten werden lange Leidensgeschichten, die oft unversöhnlich und verbittert dauern. Doch wenn zwei Menschen Ja zueinander sagen, kennen sie keinen Vorbehalt und keine Angst.
Sie träumen nicht nur davon, dass sie für einander bestimmt sind, sie versprechen sich Treue und Liebe, bis dass der Tod sie scheidet. Kein Mensch, keine Situation, kein Leid. In Kose-Namen bekommt der andere Mensch seine Bedeutung für mich. Unabhängig von Geld, Titel und Herkunft.
Mein Schatz! Und es ist wirklich der Schatz!
Im Buch der Anfänge, in der Genesis, heißt es, dass Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen hat, er schuf ihn als Mann und Frau. Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. So umschreibt Johannes das. Gott verbindet sich in der Liebe mit Menschen. Gott verbindet Menschen in Liebe. Gott nimmt eine Rippe in die Hand und schafft etwas ganz Neues.
Verschlossene Wunde
Das heiße Eisen ist uns geblieben. Geblieben ist aber auch die Sehnsucht nach ganzer, ungeteilter, alle Zeitläufe überdauernder Liebe. Diese Sehnsucht kommt auch dann zum Ausdruck, wenn Menschen, die in ihrer Liebe gescheitert sind, am Tisch des Herren seine Liebe schmecken. Seine Liebe ist größer als der Tod.
Jetzt sehen wir noch einmal den einsamen Menschen. Wir sehen den tiefen Schlaf. Was geht jetzt nicht alles durch Kopf und Herz? Das Gefühl der Leere? Die Unvollkommenheit in aller Klugheit? Der Wunsch nach Nähe und Liebe? Dann ist – auf einmal – ein anderer Mensch da. Er kommt nicht einfach von irgendwo her. Er schleicht sich nicht in das Leben ein. Er ist ein Teil von mir. Ich, nur anders. Ohne ihn fehlt etwas. Fehlt alles. Fehle ich.
Die alte Geschichte, die ohne viele Worte auskommt, aber vielen Worten freien Lauf lässt, lässt uns auch die Wunde sehen, die die entnommene Rippe hinterlässt. Das Loch übersehen wir in der Regel, weil wir im Bann der Rippe sind. Und ganz abgesehen davon, unangenehm berührt. Die Szene ist zudem intim. Aber die Wunde geht mir nicht aus dem Kopf. Sie steht für alle Verwundungen, die Liebende erleben, für alle Verwundungen, die nicht heilen wollen, für alle Verwundungen, die tief blicken lassen.
Die Geschichte endet mit dem Staunen, dass die Wunde heilt. Dass sie verschlossen wird. Ob eine Narbe zurückbleibt? Der unbekannte Verfasser dieser alten Geschichte schweigt sich darüber aus. Er ist ein großer Menschenkenner, weniger ein Chronist. Wie es wirklich gewesen ist, erfragt er nicht. Dadurch aber kann er erzählen, wie es wirklich gewesen ist. Wir könnten glücklich sein, wenn Menschen eine Ahnung davon hätten, dass ihnen etwas fehlt, dass da etwas war, dass es eine Wunde gibt. Die ganz mit mir zu tun hat. Mit meiner Rippe.
Ganz nebenbei, Sie haben es längst bemerkt, erzählen wir diese Geschichte als eine Geschichte von Männern und Frauen. Als eine Geschichte vom Menschen. Von der Einsamkeit, dem Alleinsein. Von dem tiefen Schlaf und der tiefen Sehnsucht. Von dem Geschenk des anderen Menschen. Von seiner Schönheit. Von der Liebe.
Vorhin habe ich meinen Brustkorb noch einmal abgetastet: Ich glaub‘, mir fehlt eine Rippe. In den Lehrbüchern der Anatomie habe ich zwar nichts gefunden, aber in den vielen Lebens- und Liebesgeschichten. Und die Evolutionsbiologen, allesamt kluge Frauen und Männer, wissen sehr viel über den Menschen, seine Vorgeschichte, seine Entwicklung, seine Gefährdungen – das Geheimnis dieser einen Rippe kennen sie nicht. Ich aber! Dass man dafür Gottesdienst feiern muss – krass!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
„Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“
Ehe und Scheidung zur Zeit Jesu bei den Juden
Jeder Mensch sucht Glück und Liebe. Die meisten Menschen heiraten deshalb. Die Erfahrung zeigt, dass viele Ehen nicht gelingen, es gibt hohe Scheidungsraten. Wir kennen auch eine Reihe von Ursachen für das Scheitern: überzogene Erwartungen an die Ehe, Unreife der Partner, Verführung von einer verbreiteten Konsummentalität und Bindungsangst.
Auch zurzeit Jesu kannte man die Not der Ehekrisen und es gab die Scheidung. „Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen“.
Im Judentum war die Ehescheidung möglich gemäß dem Buch Deuteronomium 24,1-4. Dabei konnte nur der Mann eine Ehescheidung einreichen. Er musste eine bestimmte äußere Form einhalten, nämlich seiner Frau einen Scheidebrief ausstellen. Als Grund für eine Ehescheidung genügte es, dass der Mann an seiner Frau „etwas Anstößiges" entdeckt. Die Frage, was denn etwas „Anstößiges" sei, löste im Judentum verschiedene Meinungen aus. Es gab die unterschiedlichsten Beispiele: Kinderlosigkeit; psychische oder geistige Erkrankung; körperliche Fehler; und auch Untreue und Ehebruch.
Dass im mosaischen Gesetz eine Ehescheidung möglich ist, führt Jesus - in scharfer Kritik - auf die Hartherzigkeit der Männer zurück. Es handelt sich nur um ein Zugeständnis Gottes an die Hartherzigkeit der Menschen. Jesu Position ist klar: Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. Der Idealfall ist die Ehe auf Dauer, bis zum Tod; denn Mann und Frau sind eben nicht mehr zwei, sondern „ein Fleisch" „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“
Amoris Laetitia
Zu allen Zeiten geschah es und auch heute geschieht es, dass trotz allen guten Willens der Eheleute und trotz guter Vorbereitung auf die Ehe, dass Beziehungen zerbrechen. Menschen sehen sich vor dem Scherbenhaufen ihres auf eine Partnerschaft gegründeten Lebensentwurfs. Sie leiden daran, dass sie scheitern und ihrem Ideal einer lebenslangen Liebe und Partnerschaft nicht gerecht werden können. Zu ihren Selbstzweifeln kommen oft genug wirtschaftliche Sorgen. Besonders betroffen sind die Kinder einer zerbrechenden Beziehung. In dieser Notlage ist es Aufgabe der Kirche, Menschen zu begleiten und zu stützen. wie es Papst Franziskus im nachsynodalen apostolischen Schreiben Amoris Laetitia über die Liebe in der Familie beschreibt.
Die Unauflöslichkeit der Ehe gehört zum unverzichtbaren Glaubensgut der Kirche. Amoris laetitia lässt daran keinen Zweifel und ermuntert zu einem differenzierenden Blick auf die jeweiligen Lebenssituationen der Menschen.
Im Umgang mit den wiederverheiratet Geschiedenen muss deutlich werden, dass sie zur Kirche gehören, Gott ihnen seine Liebe nicht entzieht und sie gerufen sind, die Gottes - und Nächstenliebe zu praktizieren und echte Zeugen Jesu Christi zu sein. Der Heilige Vater unterstreicht den Aspekt der Begleitung deutlich, indem er sagt: „Sie sollen sich nicht als exkommuniziert fühlen, sondern können als lebendige Glieder der Kirche leben und reifen, indem sie diese wie eine Mutter empfinden, die sie immer aufnimmt, sich liebevoll um sie kümmert und sie auf dem Weg des Lebens und des Evangeliums ermutigt.“
... weil ihr so hartherzig seid
Wenn Ehen scheitern
Manche Ehen enden in einem Rosenkrieg. Vor Gericht oder mit Hilfe von Anwälten oder Mediatoren werden die Scherben einer zerbrochenen Beziehung eingesammelt und aufgeteilt. Im Rosenkrieg wird jene Hartherzigkeit sichtbar, die Jesus den Pharisäern, die ihm eine Falle stellen wollten, vorwirft. Der Unterschied liegt darin, dass damals Frauen kaum eine Möglichkeit hatten, den Rosenkrieg bestimmend mitzugestalten.
Häufiger werden heute Ehen einvernehmlich getrennt, wenn beide Partner zum Schluss gekommen sind, dass ihre Beziehung keine Zukunft mehr hat. Diese Lösung ist meist klüger. Ob sie weniger hartherzig ist, sei vorläufig dahingestellt.
Fakt ist, dass Ehen scheitern können und dass dies nicht selten eintrifft. Die Gründe sind vielfältig und meist auch vielschichtig, wie auch die Motive eine Ehe zu schließen vielschichtig sind. Die Liebe ist meist wohl das stärkste Motiv, aber nicht das einzige. Sie beginnt meist romantisch, hat oft aber auch sehr rationale und ganz praktische Seiten.
Was ist Liebe?
Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt angelangt. Was Menschen unter Liebe verstehen, was sie sich von ihr erwarten, wie sie Liebe ausgestalten usw., war in den verschiedenen Epochen sehr unterschiedlich und variiert auch von Kultur zu Kultur. Entsprechend unterschiedlich fallen auch die gesetzlichen Regelwerke rund um Ehe, Partnerschaft und Lebensgemeinschaft aus. Gegenwärtig sind diese schwer überschaubar. Und oft reden wir aneinander vorbei, weil wir von Voraussetzungen ausgehen, die nicht mehr so selbstverständlich gleich sind wie früher einmal.
Jesus führt als Begründung seines Scheidungsverbotes ein Liebesideal an, wie es in der Schöpfungserzählung dargestellt wird. Ideale sind sehr hilfreich, weil sie uns eine Richtung weisen. Ideale können aber auch überfordern. Wenn Ideale starr gehandhabt werden, können Menschen daran scheitern oder gar zerbrechen. Wo Ideale zu starren Vorschriften und nicht durch menschliche Barmherzigkeit ergänzt werden, können sie zu einem Programm werden, dem man in ähnlicher Weise Hartherzigkeit vorwerfen muss, wie Jesus dies den Pharisäern gegenüber getan hat. Für dieses Dilemma gilt es eine Lösung zu finden, wenn die Bischöfe nun zu einer weltweiten Synode zum Thema Ehe und Familie zusammentreten. Kein einfaches Unterfangen, wie die Diskussionen im Vorfeld gezeigt haben.
Eckpunkte aus der Bibel
Dennoch können wir aus den biblischen Grundlagen einige Eckpunkte ablesen:
Es geht in menschlichen Beziehungen um mehr als um einen Kontrakt, den man beliebig schließen und auflösen kann. Es geht um Liebe. Und Liebe ist mehr als erotisches Begehren, mehr als Beziehung, mehr als Partnerschaft, mehr als ein einander Besitzen usw. Vom Schöpfungsgedanken her ist sie Abbild der Liebe des Schöpfers. Als solche trägt sie die Herausforderung in sich, immer mehr der Liebe des Schöpfers ähnlich werden zu wollen. Mittlerweile verstehen wir Schöpfung immer mehr als dynamische Entwicklung und nicht nur ein statisches Herstellen. Schöpfung wächst, der Schöpfer ist immer noch am Werk. In diesem Sinne steht jede Beziehung vor der Aufgabe, die Liebe im gemeinsamen Leben mitwachsen zu lassen und zur Entfaltung zu bringen. Dies kann mühevolle Beziehungsarbeit beinhalten, welche Menschen unter Umständen einander schuldig bleiben. So verstandene Liebe ist mehr als ein Ausschau halten nach einem Menschen, der in mir intensive Gefühle auslöst, der zu mir passt, oder der zu mir vielleicht besser passt.
Dieses Ringen und Wachsenlassen der Liebe wird theologisch im Bund Gottes mit seinem Volk zum Ausdruck gebracht. Gott hat immer wieder seinen Bund mit den Menschen und mit seinem Volk angeboten und diesen erneuert. Er wird nicht müde, um diesen Bund mit seinem Bundespartner zu ringen.
Ein weiteres Moment der Liebe, die uns Jesus selbst vorgelebt hat, besteht darin, dass sie selbst der Zerreißprobe des Kreuzes nicht ausgewichen ist. Er ist in seiner Liebe bis zum Äußersten gegangen.
Ehe als Sakrament
Die katholische Tradition versteht die Ehe als Sakrament, das heißt als lebendiges Zeichen der Liebe Gottes. Als solches ist sie selbst nicht nur ein theologischer Verweis auf die Liebe Gottes, sondern Zeichen und Mittel des Heiles. In der gegenseitigen Liebe mit all ihren menschlichen Dimensionen, selbst bis in die Sexualität hinein, erfahren Ehepartner die Liebe Gottes. ihrer menschlichen Liebe kommt auch die Liebe Gottes zum Ausdruck. In der schöpferischen Kraft dieser Liebe nehmen sie teil am Wirken des Schöpfers. In diesem Verständnis ist Ehe mehr als "ein weltlich Ding".
Die katholische Kirche pflegt neben dem Hochhalten der Sakramente auch sogenannte Sakramentalien, sozusagen kleiner, den Sakramenten ähnlicher Zeichen. Die bekannteste Sakramentalie ist wohl das Weihwasser. Es erinnert an die Taufe. Wenn wir uns mit Weihwasser besprengen und bekreuzigen, rufen wir in Erinnerung, was in der Taufe an uns geschehen ist, dass wir Kinder Gottes sind und unter dem besonderen Schutz Gottes stehen.
In einem vergleichbaren Verhältnis zum großartigen Verständnis der Ehe als Sakrament sehe ist alle anderen Formen menschlicher Liebe und Beziehungen, die den ganzen Menschen in seiner persönlichen Würde und Integrität ernst nehmen als "Sakramentalien". Jede ernst gemeinte Liebe ist mehr als "ein seltsames Spiel". Jede Liebe, die auf den Partner oder die Partnerin als ganzer Person ausgerichtet ist, ist bereits Abbild der Liebe Gottes, hat etwas Heiliges, hat Würde und ist mit Respekt zu begegnen.
Dazu gehört jede ernst gemeinte Liebe zwischen Menschen, die den Zauber der Liebe und deren Spielregeln erst kennenlernen beginnen, zwischen Menschen, die noch auf der Suche nach einem Lebenspartner sind, zwischen Menschen, deren unumkehrbares Begehren auf Menschen des gleichen Geschlechtes ausgerichtet ist, zwischen Menschen, die in ihrem Versuch, eine lebenslange Partnerschaft zu verwirklichen, gescheitert sind. Auch ihrer Liebe kann das Heilige, Gottebenbildliche nicht abgesprochen werden.
Für all diese Formen und Lebensstadien einen kirchlich lebbaren Rahmen zu finden, sehe ich als große Herausforderung unserer Zeit. Und ich hoffe, dass die Bischofssynode, die heute in Rom zusammentritt, um über Fragen der Ehe und des Familienlebens zu beraten, uns auf diesem Weg einen guten Schritt weiterbringt.
Ehe – Neuanfang nach Scheidung?
Klare Worte
Bei den Juden gab es die Ehescheidung: Nur der Mann konnte die Scheidungsurkunde ausstellen, die Frau entlassen und eine andere heiraten. Die Frau konnte das nicht.
Jesus wird gefragt – und dabei wollen sie ihm eine Falle stellen-, ob diese Praxis erlaubt sei? Er antwortet: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Euch Mose dieses Gebot gegeben. Der Schöpfungsordnung aber nach hat Gott am Anfang Mann und Frau erschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Als zu Hause die Jünger nachfragen, antwortet Jesus: wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann entlässt und einen anderen heiratet.“
Zunächst fängt das Heiraten wunderschön an: Der Himmel ist offen: Zwei Menschen haben sich verliebt. Er hängt voller Geigen. Man fühlt sich nicht mehr isoliert, nicht mehr freudlos, nicht mehr unerfüllt, nicht mehr vergessen – endlich wird man gesehen und geliebt. Und alle Hoffnungen, Wünsche und Projektionen sind auf den Partner gerichtet. Verschiedenheit zieht an und ergänzt. Ein Zuhause ist gefunden. Man hat einen Gesprächspartner, dem man alles sagen kann. Die eheliche Gemeinschaft erfüllt. Sie erwarten freudig das Geschenk ihrer Liebe, ein Kind.
Die Eheschließung unter Christen ist ein Sakrament.
Gott will sich in diesem Zeichen von den Ehepartnern besonders erfahren lassen. In der liebenden Beziehung der Partner kann etwas von dem aufleuchten, was das Wesen Gottes ist, die Liebe. Wie Christus sich für uns, sein Gottesvolk, am Kreuz hingegeben hat, kann die christliche Ehe sehr tief in der konkreten Kreuzesnachfolge stehen.
Doch oft zerbricht die Ehegemeinschaft. Dies beweist die steigende Statistik, dass immer mehr Menschen die Partnerschaft der Ehe nicht meistern. Selbst unter christlichem Vorzeichen geschlossene Ehen zerbrechen. Betroffene Menschen wagen oft einen Neuanfang in der Wiederverheiratung. Kirchenrechtlich kann die zweite Ehe keine gültige und sakramentale Ehe sein. Bislang können diese katholischen Christen offiziell nicht zu den Sakramenten der Buße und der Eucharistie gehen. Doch den Verantwortlichen in der Kirche ist es eine große Sorge, dass die große Gruppe der geschieden und zivil wiederverheirateten Menschen irgendwie draußen steht. Und diese unsere Brüder und Schwestern brauchen unsere Hilfe und unser Verständnis. Viele möchten ja mit der Kirche leben als Ehepaare, als Familie mit den Kindern. Inzwischen gibt es eine Reihe von Kriterien, die ermutigten, seelsorglich nicht offizielle, aber von Bischöfen und Priestern praktizierte Wege zu begehen.
Wenn schon die Ehe der betroffenen Schwestern und Brüder nicht rechtlich und sakramental gültig zu machen ist, nehmen sie so – nicht offiziell nach dem bisherigen Kirchenrecht - am sakramentalen Leben teil.
Hoffnung Bischofssynode
Nun setzen wir unsere Hoffnung auf die Bischofssynode in Rom, die heute am 4. Okt. in Rom beginnt und 3 Wochen bis zum 25. Okt. dauert. Papst Franziskus ist leitend gegenwärtig. Es kommen aus allen Erdteilen Bischöfe, Vertreter von Ordensobern, von Theologen und Laienorganisationen, sowie Gäste aus anderen christlichen Kirchen.
Ziel sind neue pastorale Antworten zur Fragen von Ehe, Familie und Sexualität. Weitere Stichworte können sein: die Geschieden-Wiederverheirateten, Lebenspartnerschaften, konfessionsverbindende Ehe mit nichtkatholischen Christen, Fragen der Ökumene, das schon erleichterte Annullierungsverfahren.
Die Synode – so erwarten wir -wird sich der Treue zum Evangelium, wie wir es heute auch hörten, aber auch dem zeitgenössischen Menschen von heute verpflichtet fühlen.
Erbitten wir, dass die Synode zu einem neuen Stil der Annahme und der Begleitung der Menschen in ihrer Suche nach Glück durch die Kirche finde. Das wird weiterhelfen.
Nicht Besitz sondern Partner
Von Liebe und Heirat
Während meines Urlaubes bin ich auf die schaurig-grausame Liebesgeschichte des portugiesischen Thronfolgers Pedro zu Ines de Castro im 14. Jahrhundert gestoßen. Es ist erschütternd, wie damals mit Liebe und Heirat umgegangen worden ist. Der Thronfolger Pedro musste sich zweimal mit einer Frau vermählen, die für ihn aus politischen Gründen ausgesucht worden ist. Als er nach deren Tod seine Geliebte, Ines de Castro, heimlich heiratete, ließ diese sein Vater, König Alfonso - wiederum aus politischen Gründen - ermorden. Man hatte Angst, dass der Königsthron an Spanien fallen könnte. Nach dem Tod seines Vaters inszenierte Pedro einen unerhörten Racheakt.
Dass Heiraten mit Liebe zu tun hat, dass wechselseitige Liebe als Basis einer Heirat angesehen wird und dass Ehepartner sich frei füreinander entscheiden können, ist historisch betrachtet relativ neu. Oft wurden sog. Vernunftehen geschlossen, um das Erbe zusammenzuhalten, den Weiterbestand eines Betriebes zu gewährleisten, oder auch nur, um für bereits vorhandene Kinder zu sorgen. Wenn uns zu Ohren kommt, dass dies in einigen Kulturen heute noch so ist, können wir uns das kaum vorstellen.
Liebe will Ewigkeit
Dass Liebe mit Heiraten zu tun hat, ist hingegen uralt. Jede tiefe Liebe will Ewigkeit und will von der Öffentlichkeit anerkannt werden. Wenn antike Mythen von Liebe erzählen, findet diese ihre Erfüllung in der "Himmlischen Hochzeit".
Dass das Gefühl der Liebe nicht ewig währt, diese bittere Erfahrung bleibt den meisten Menschen nicht erspart. - Wie kann man damit leben?
Die Märchen erzählen, wie ein Märchenheld oder eine Märchenheldin einen langen Weg des Lernens und Erwachsenwerdens gehen müssen, bis sie reif sind, eine königliche Hochzeit zu feiern. Diese Geschichten sind zwischendurch oft auch grausam, haben aber meist ein happy end. Im wirklichen Leben gibt es das happy end nicht immer. Der Weg der Liebe kann schwer werden und manche fühlen sich überfordert, ihr gegebenes Versprechen aufrecht zu erhalten.
Eine neue Beziehungsqualität
Die Aussagen Jesu zu Ehe und Scheidung, die wir heute im Evangelium gelesen haben, müssen zunächst vor dem gesellschaftlichen Hintergrund seiner Zeit gehört und verstanden werden. Dass Liebe zwischen den Ehepartnern auch im damaligen jüdischen Kontext ein hohes Ideal war, wissen wir aus dem Hohenlied der Liebe. Sie war aber nicht Voraussetzung einer Eheschließung. Die Partner wurden für gewöhnlich von den Eltern ausgesucht. Sie haben meist auch die Eheverträge ausgehandelt. Brautgeld und Mitgift spielten eine bedeutende Rolle. Wenn dann auch noch Liebe dazu kam, war dies ein Glücksfall. Die Geschlechterrollen waren patriarchalisch einseitig. Frauen waren in einem für uns schwer vorstellbaren Maß vom Wohlwollen des Mannes abhängig. Nicht selten wurden sie als Besitz des Gatten behandelt.
Jesus deckt auf, wie hartherzig und unmenschlich diese Verhältnisse waren. Er erinnert an den Anfang der Schöpfung, an die Ordnung, die der Schöpfer in das Verhältnis von Mann und Frau von Anfang an hineingelegt hat. Im Ausruf des Menschen in der Schöpfungserzählung "das endlich ist Bein von meinem Bein" und im Bild der Rippe kommen die Ebenbürtigkeit und Gleichrangigkeit zum Ausdruck.
Damit legt Jesus ein Fundament für die Beziehung zwischen Ehepartnern, wie es zwar nicht neu ist, in seinem Anspruch aber richtungweisend wird für das Christentum.
Das gesellschaftliche Bild der Ehe hat in den verschiedenen Epochen und Gesellschaftsschichten unterschiedliche Ausprägungen erfahren. Man muss der Kirche zugute halten, dass sie das Ideal der Ebenbürtigkeit immer wieder eingefordert hat und dafür große Konflikte in Kauf genommen hat.
Die Not des Scheitertens
Dieses hohe Ideal erschwert es aber, einfach handhabbare Lösungen für Konstellationen zu finden, wenn Menschen in ihrer Liebe scheitern. Jesus selbst musste keine kirchenrechtlichen Regeln formulieren. Er ist einfach mit Menschen, die gescheitert sind, ungewöhnlich barmherzig umgegangen. Ihm ging es vor allem darum, die Personwürde der Menschen zu schützen. In diese Richtung weist auch sein Eintreten für die Kinder, für die er sich im Gegensatz zu den Jüngern Zeit nimmt und denen er Raum gibt. Kinder waren damals ähnlich wie Frauen vor allem Besitz der Männer. Als Kinder wurden sie noch nicht als Person wahrgenommen.
Die Würde der menschlichen Person
Was kann uns dieses Evangelium - entsprungen der damaligen gesellschaftlichen Situation, die mit der heutigen nur wenig vergleichbar ist - heute noch ans Herz legen?
Noch vor allen kirchenrechtlichen Ableitungen konfrontiert es uns mit der Frage, wie wir heute mit der Person- und Menschenwürde umgehen. In all unseren Beziehungen darf die persönliche Würde eines Menschen nicht außer Acht gelassen werden. Immer geht es um Menschen, um ganz konkrete Personen. Jeder Einzelne ist mehr als ein Kostenfaktor, mehr als eine Arbeitskraft, mehr als ein Lustobjekt, mehr als ein medizinischer oder juridischer Fall, mehr als ein lästiger Bittsteller...
Von dieser Warte aus dreht sich für mich das Problem, das die Kirche mit Geschiedenen hat, um. Ich sehe darin die Herausforderung, mit Menschen, die an ihrem Liebesideal gescheitert sind, anders umzugehen. Als Jünger Jesu müssen wir für sie Lösungen und Umgangsweisen finden, die sie in ihrer Personwürde ernst nehmen.
Von der Leidenschaft und vom Leiden schaffen
Aufs Marketing kommt's an
Stellen wir uns folgende, sehr gewöhnliche Alltagssituation vor. Wir betreten einen Laden, ein Restaurant oder ähnliches und warten nun darauf, dass uns geholfen wird, - sei es, dass das Servicepersonal uns die Menükarte bringt oder die Verkäuferin nach uns schaut, um uns gegebenenfalls bei der Auswahl der Waren zu helfen. Müssen wir feststellen, dass das alles irgendwie nicht klappt, weil die Bedienung vielleicht zwar routiniert aber doch unfreundlich ist, oder das Verkaufspersonal keine Ahnung oder keine Lust hat, werden wir ungehalten. Da kann das Angebot noch so gut sein: Unsere Konsum-Lust ist dahin.
Wenn uns in einem Geschäft durch die Angestellten klar gemacht wird, dass sie eigentlich kein Interesse an uns Käufern haben, fühlen wir uns vor den Kopf gestossen und missachtet. Macht sich aber jemand mit Feuereifer an den Verkauf seiner Angebote, fühlen wir unser eigenes Interesse ernst genommen, selbst wenn da im Verkaufsprozess Fehler passieren mögen. Die können wir verzeihen, weil wir selbst Wertschätzung erfahren haben.
Reich Gottes unters Volk bringen
Das heutige Evangelium zielt - in einem ganz anderen Zusammenhang - auf diese Erkenntnis.
Jesus zieht durch die Lande und hat eine Botschaft dabei: Jener Bund, den einst einmal Gott mit den Menschen geschlossen hat, ist kein Zweckbündnis, kein Geschäftsabschluss, der für beide Seiten gilt, solange jeder daraus Nutzen ziehen kann. Der Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat, ist unauflösbar und basiert auf gegenseitiger Zuneigung zueinander und Achtung voreinander.
Und er ermuntert die Menschen, für diesen Bund Zeugnis abzulegen. Dieses Zeugnis besteht nun nicht darin, wie irgendein lustloser Verkäufer eine Ware feilzubieten, bei der es keine Rolle spielt, ob sich jemand dafür interessiert oder nicht. Das Zeugnis für die Frohbotschaft soll mit Lust und aus tiefer Identifikation mit dem 'Produkt' geschehen. Lieber passieren dabei verzeihliche Fehler, als das gar nichts passiert.
Und dieses Zeugnis soll ganzheitlich geschehen - mit 'Haut und Haaren'. Darum geht es im Evangelium . Die Auseinandersetzung um das Ehescheidungsverbot im Markusevangelium ist hinsichtlich ihrer Konsequenz eine der heikelsten Stellen in der Verkündigung dieses biblischen Buches, fußt doch auf diesem Text die katholische Lehre von der Unauflösbarkeit der Ehe. In der Sakramentenspendung wird dieses Verständnis deutlich, wenn der bei der Sakramentenspendung assistierende Seelsorger das Eheversprechen der Brautleute mit dem gehörten Vers bestätigt. "Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen."
Alles nicht so ganz einfach
Dass sich dieser so einfach gesprochene Satz schnell zum Stolperstein verändern kann, wird spätestens dann deutlich, wenn Theorie auf Lebenspraxis trifft: Das Scheitern menschlicher Verbindungen ist eine - traurige und oftmals sehr schmerzhafte - Realität, an der niemand vorbeischauen kann, wenn er entweder sich selbst oder seine nächste Umgebung einmal näher betrachtet. Daraus ergibt sich Gesprächs- und Handlungsbedarf.
Ohne hier in eine solche Diskussion einzutreten, möchte ich doch darauf hinweisen, dass es diese Diskussion in der katholischen Kirche immerhin gibt - momentan sicher sehr verhalten, aber doch vorhanden. Ein wichtiger Meilenstein in diesem Gespräch sind etwa die "Grundsätze für eine Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen" der Bischöfe von Freiburg im Breisgau, Rottenburg -Stuttgart und Mainz aus dem Jahr 1993. Sie verweisen auf eine notwendige "Seelsorge der Ehe und Familie im ganzen, die um die Verletzlichkeit und Pflege menschlicher Beziehungen [...] weiss."
Weitere pastorale Überlegungen seitens des kirchlichen Lehramtes, die die Wirklichkeit des Scheiterns von Beziehungen konstruktiv und lebensnah begleiten, sind aber weiterhin dringendst vonnöten. Vielfach erleben sich Seelsorgende wie begleitete Menschen in einer Sandwich-Situation zwischen dem Anspruch der Kirche und der Wirklichkeit des Leben. Das führt zu einer Praxis in der Grauzone. Eine offene, wirklichkeitsnahe Diskussion verhilft zu Transparenz und Echtheit und damit zur Wahrung der Katholizität - der Allumfassenheit - unserer Kirche.
Dahinter geschaut
Angesichts dieser Diskussionen, die hier nur angedeutet ist, angesichts so vieler Schwierigkeiten, die dieser Satz "Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht lösen" zur Folge hat, ist man fast geneigt zu fragen: "Lieber Jesus, warum hast du uns das eingebrockt?"
Vielleicht hätte er es ja ganz anders gesagt, hätte er gewusst, was er mit diesem Ausspruch auslöst. Nur hatte Jesus nicht das Lehramt der katholischen Kirche vor Augen, sondern die Vertreter der Synagogengemeinde, die ihn auf's Glatteis führen wollten. Und so schauen wir noch einmal hin, was eigentlich Jesus diesen Männern vermitteln wollte, die ihn in die Falle locken wollen, indem sie Jesus auf seine Gesetzestreue prüfen.
Anders als in vergleichbaren Situationen legt Jesus das Gesetz des Mose nun scheinbar wesentlich strenger aus: Erlaubte Mose die Ehetrennung, so verwirft Jesus sie, denn er will an dieser Stelle auf etwas anderes hinaus: "Weil ihr so hartherzig seid", wirft Jesus den Leuten vor: Gott hat den Menschen, so Jesu Botschaft, immer wieder seine Sympathie und sein Interesse an ihnen gezeigt durch Botinnen und Boten, durch Wunder, hindurch durch die Geschichte. Er ist kein verstockter und lustloser Verkäufer eines billigen Produktes, sondern leidenschaftlicher Schöpfer. Und dieses Angebot Gottes aus Leidenschaft fordert vom Menschen genauso leidenschaftliche Reaktionen.
Die Verbindung zweier Menschen soll solch eine Reaktion sein, soll leidenschaftliches Zeugnis dieses Bundes Gottes mit den Menschen sein und von der gleichen Leidenschaft getragen sein, wie Gott sie einst den Menschen offenbart hat. Darum kann nach Jesu Idee eine Beziehung zwischen Menschen kein Tauschgeschäft sein, das man wieder aufgibt, wenn es nichts mehr zu holen gibt. Nach den Vorstellungen des jüdischen Gesetzes war diese Leidenschaftslosigkeit in einer Ehe aber möglich: Eine Ehe wurde als ein Vertrag geschlossen und war mittels eines Scheidungsbriefes kündbar wie eine Wohnung. - Jesus erteilt dem eine klare Absage. Das Scheitern und Erkalten einer Liebe hat Jesus hier nicht thematisert - das war auch gar nicht seine Absicht gegenüber den Pharisäern.
Sich herausfordern lassen
Der Zuruf Jesu an die Menschen um ihn herum "Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen" ist ein abermaliger Aufruf zu einem glaubwürdigen Zeugnis für den Bund Gottes mit seiner Schöpfung, wie wir ihn so oft in den Evangelien finden. Der heute gehörte Evangeliumsabschnitt deutet darauf hin, dass dieses Zeugnis nicht schnell abgetan und erledigt ist, sondern durchaus eine Herausforderung ans ganze Leben stellen kann, die bis ins tiefste Innere des eigenen Seins gehen kann. Dass dieses Zeugnis sich aber existenzbedrohend auswirkt wie manche gescheiterte Beziehung, war wohl kaum in Jesu Absicht.
Hören wir durch diese belasteten Worte, die immer wieder Stein des Anstosses sind, doch zunächst einmal Frohe Botschaft durch, die uns verkündet: Das Reich Gottes ist kein Tauschgeschäft. Reich Gottes ist ein leidenschaftliches Miteinander, das sehr klar - aber natürlich nicht nur da - aufscheint, wo Menschen in Liebe und Sympathie einander zugetan sind. Das gilt natürlich nicht nur für die Ehe, auf die Jesus hier eingeht, sondern für jede von gegenseitiger Achtung, Treue und Zuneigung getragene Partnerschaft und Freundschaft.
Die Ehe aus dem Blick der Liebe
"Die Ehe ist ein Übel, ein bittersüßes Joch, sie gleicht führwahr der Zwiebel, man weint und isst sie doch." Ob die Pharisäer und die Jünger auch so gedacht haben, wie der Text dieses Wandspruchs es ausdrückt? Es passt so gar nicht zu den heutigen sonntäglichen Lesungen. Jesus hat nie davon gesprochen, dass die Ehe, dass Partnerschaften und Gemeinschaften von Übel wären. Vielmehr geht es darum, die Beziehung unter den Menschen aus dem Blick der Liebe und der Einmaligkeit der Person zu sehen. Das gilt im besonderen für die Ehe, wenngleich es auch immer wieder vorkommt, dass Ehe zum Übel, sogar zur Hölle wird.
Das Evangelium zeigt, dass Beziehungsfragen, Fragen der ehelichen Gemeinschaft die Menschen schon zu biblischen Zeiten bewegt haben und diese bis heute nur schwer zu lösen sind. Zusammenleben in der Familie, am Arbeitsplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft ist keineswegs immer von Einheit, Friede und Harmonie getragen.
Die jüdische Tradition
Die Frohe Botschaft des 27. Sonntags- verstehen wir sie überhaupt als solche? - möge uns nach eingehender Betrachtung Hinweise, Impulse für unser Alltagsleben geben. Hilfreich dazu ist eine ganz ähnliche Stelle bei Matthäus (19,3ff) nachzulesen. Dort spitzen die Pharisäer die Frage noch mehr zu: "Darf man seine Frau aus jedem beliebigenGrund aus der Ehe entlassen?". Die Frage der Pharisäer ist genau genommen überflüssig, denn sie wurde schon im Ersten Testament (Dtn. 24,1) geregelt: Nach Ausstellung der Scheidungsurkunde ist es nicht mehr erlaubt, diese Frau wieder zu heiraten, denn "das ist demHerrn ein Gräuel." (Dtn. 24,3).
Die rabbinischen Schulen hatten sehr unterschiedliche, sogar widersprüchliche Vorstellungen und Auffassungen über die Gründe, wann ein Scheidungsbrief ausgestellt werden darf. Die Gesetzgebung damals ist in eine patriarchalische Gesellschaft eingebettet gewesen, bei der die Frau erhebliche Nachteile zu ertragen hatte. Jesus versucht, diesen Gesetzen einen neuen Sinn zu geben, die familiären und gesellschaftlichen Beziehungen neu zu ordnen. Die Pharisäer scheinen aber kaum Interesse daran zu haben, denn sie "wollten ihm eine Falle stellen" (Mk 10,2), aber auch die Jünger fanden sich mit der Aussage Jesu nicht zurecht, sie fragten deshalb "zu Hause" nochmals nach.
Die tieferen Gründe der Sichtweise Jesu
Dieses "Zu Hause" deutet auf eine tiefergehende Erklärung und konkrete Anwendung des Scheideverbots hin. Es geht nicht mehr so sehr um Argument und Gegenargument wie bei den Pharisäern, sondern um Begründung, die wieder aus dem Ersten Testament stammt: Von Anfang der Schöpfung hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen, also gleichwertig (siehe Gen 2,21f).
An dieser Feststellung kiefeln bis heute noch manche gesellschaftliche Kreise, aber auch die Kirche selbst hat durch die Geschichte bis heute ihre Schwierigkeit damit. Sie sieht die Frau wohl als gleichwertig, aber nicht als gleichberechtigt an. Weiters weist Jesus auf die Hartherzigkeit, also die Unnachsichtigkeit, auf das fehlende Erbarmen hin, das im menschlichen Umgang miteinander so wichtig ist. Heute würden wir sagen, die Anwendung von Gesetzen braucht soziale Intelligenz. Sie umfasst Nachsicht, Liebe, Erbarmen, Vertrauen. Die beiden werden eins sein in der Liebe (Gen 2,24). Gemeint ist nicht die gegenseitige Vereinnahmung, sondern die Balance von Nähe und Distanz ein Leben lang zu erlernen.
Das angefügte Gleichnis mit der Segnung der Kinder im Evangelium weist auf das Urvertrauen hin, das in jedem Menschen grundgelegt ist, leider aber sehr sehr oft zerstört wird. Kinder stehen als Maßstab für das Gottesreich.
Chance des Neuanfangs
Wie geht Jesus mit all jenen um, die Ehegesetze nicht halten, deren Beziehung nicht gelingt? Er macht sie deutlich auf ihr Fehlverhalten aufmerksam und gibt ihnen die Chance des Neuanfangs.
In der gegenwärtigen Situation gehen wir mit gescheiterten Ehen und Beziehungen in den christlichen Kirchen sehr unterschiedlich um. Keine der Kirchen will aber die Forderung des Evangeliums "WasGott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen" (Mk10,9) unterlaufen.
Orthodoxie und evangelische Christen, erlauben eine Wiederverheiratung geschiedener Menschen nach einer Bußzeit und ausführlicher Reflexion. Hier ist der Ausgleich zwischen Liebe / Barmherzigkeit und Gesetz schon einigermaßen gelungen.
Das katholische Kirchenrecht verharrt noch in einem unbarmherzigen Lohn- und Strafdenken bei Versagen. "Der Kranke bedarf desArztes" lesen wir in den Evangelien. Beziehungswunden, die immer nach gescheiterten Ehen auftreten, bedürfen der sakramentalen "Medikamente" und des heilenden Wortes. Der Arzt wird sicher nicht dem Kranken die Medizin entziehen, die zu seiner Heilung notwendig ist oder sie erst dann verabreichen, wenn der Patient wieder gesund ist.
Einheit, Liebe, Barmherzigkeit, Trost
Das Evangelium lädt ein, unseren Umgang miteinander neu zu überdenken, nicht immer sofort mit Rechtsansprüchen (siehe Scheidebrief) und Verträgen anzurücken, denn das ist der Tod des Vertrauens und der Liebe.
Wir alle miteinander haben Talente, Begabungen, viel Gutes in uns, tragen aber auch Versagen und Schwächen mit durch unser Leben. Jesus stellt die Idealforderung nach "Einheit in der Liebe" und gibt uns durch schwierige Lebensumstände den Wanderstab der Barmherzigkeit, des Erbarmens und auch des Trostes mit.
Die Würde der Frau
Die heutige Lesung aus dem 1. Buche es Alten Testamentes, dem Buch Genesis, bringt uns die Geschichte von der Erschaffung der Frau aus der Rippe. Über diese Geschichte ist schon viel gewitzelt worden, etwa, wenn es in einem Liebesgedicht heißt: "O, du meine liebe Rippe, deine Gunst ich mir erbitte." Aber diese Stelle hatte leider auch, weil oft genug missverstanden, fatale Folgen für die Einschätzung der Frau.
Die Einschätzung der Frau im Umfeld des AT
Zu allererst: Grundsätzlich gilt der Satz, den man sich nicht tief genug einprägen kann: Die heilige Schrift bietet keine Welterklärungen an, sondern Weltbewertungen. Das heißt hier, die Hl. Schrift will nicht erklären, wie die Frau entstanden ist, sondern wie die Frau einzuschätzen ist. Das zu klären gab es damals Anlass mehr als genug. Es bestand entschiedener Handlungsbedarf, wie man heute sagen würde. Denn 1000 Jahre vor Christus beurteilte das Volk Israel die Frauen genau so, wie die Völkerschaften, die rund herum wohnten, und da kam die Frau sehr schlecht weg: Der Mann herrschte unumschränkt. Die Frau war Sklavin, Arbeitstier, Arbeitstier zum Teil in fast wörtlichem Sinn. Sie galt oft nicht einmal als Mensch, sondern war Besitz wie das Vieh. Das klingt fürchterlich, war aber so. Man kaufte sich eine Frau, weil man sie zur Aufzucht von Söhnen brauchte, Töchter waren nicht von Bedeutung, außer als Arbeitskraft. Eine Tochter, die man nicht verheiraten konnte, wurde als Sklavin verkauft, war also Handelsware. War der Mann seiner Frau überdrüssig, so schickte er sie einfach weg. Pflichten hatte er ihr gegenüber keine. Die Frau dagegen konnte ihren Mann nicht verlassen, denn sie war ja sein Eigentum.
Zum Sinn der Schriftaussage zur Entstehung der Frau
Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte der Lesung verständlicher. Adam lässt alle Tiere vorbeiziehen und findet nichts, was zu ihm passt, erst die Frau ist es, von der er sagt: "Das endlich ist Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch." Dieser Satz ist nicht nur als ein Ausspruch zu verstehen, sondern bedeutet in der damaligen Redeweise einen Rechtsspruch: Die Frau ist nicht Tier, sondern ist erkannt und bestätigt als Mensch im Vollsinn. Die Schrift geht sogar noch ein großes Stück weiter: "Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch." Hier ist die Gleichheit der Frau an Würde und Recht eigentlich unüberbietbar ausgesprochen. Sogar die im Altertum hoch zu ehrenden Eltern müssen gegenüber der Frau zurückstehen.
Die Stelle von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes beinhaltet also genau das Gegenteil von dem, was die Leute meist herauslesen. Sie setzt die Frau nicht herunter, sondern erhebt sie zur Ebenbürtigkeit mit dem Mann.
Die Bild der Frau im Christentum
So hat Gott schon vor 3000 Jahren zu den Menschen gesprochen. Aber der Mensch hat ein hartes Herz und was ihm nicht passt, vergisst er schnell. So müssen wir leider feststellen, dass die Bewertung und Beurteilung der Frau in der Praxis des Christentums oft verheerend war und ist. Die Sprache ist dabei verräterisch Das Wort Mann bedeutet Mensch, das entsprechende Wort Weib (noch 1950 betete man im Ave Maria: gebenedeit unter den Weibern) bedeutet: die geschäftige Hausfrau. Die Frauen also wurden nach ihrer Funktion benannt, die Männer aber nach ihrem Wesen. Man hat den Eindruck, dass sich die Männer nicht so ganz sicher waren, ob die Frauen wirklich volle Menschen sind. Sogar der Erzkirchenlehrer Thomas von Aquin, 1274 gestorben, war der Auffassung, dass, wenn ein Kind entsteht, grundsätzlich ein männliches Wesen entstehe, nur wenn ungesunde Witterung herrscht, entstünde ein weibliches. Mit anderen Worten: Eine Frau ist minderen Wertes. Es war wohl hauptsächlich der Marienverehrung und dem Wirken großer heiliger Frauen wie Elisabeth von Thüringen zu verdanken, dass die Christen in der Behandlung der Frau nicht in das pure Heidentum zurückgefallen sind.
Mädchen und Frauen in der Welt von heute
Aber dieser Rückfall droht immer, erst recht aber dort, wo dieses Wort Gottes noch gar nicht hingekommen ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO z.B. schreibt in einem Grundsatzbericht: von 1994, die Lebensverhältnisse hätten sich in den Ländern der dritten Welt in den letzten Jahren verschlechtert, davon seien besonders die Mädchen und Frauen betroffen. Die Ursachen seien frühe Heirat, Kinderprostitution, sexuelle Verstümmelungen und Vergewaltigungen. So sei für Mädchen in 50 Ländern die Heirat schon mit 16 Jahren möglich, in anderen noch früher, in 7 Ländern sogar schon mit 12 Jahren. Wegen dieser frühen Eheschließung wird die Schulpflicht der Mädchen vernachlässigt. In den armen Ländern erhalten nur etwa 2% der Mädchen eine genügende Schulbildung, während es bei den Buben zehn Mal so viel sind. Wer aber nicht lesen, schreiben und rechnen kann, kann sich auch nicht hinlänglich informieren und ist der Gewalt ganz besonders ausgeliefert. So bringen schon 10- bis 14-jährige Mädchen Kinder auf die Welt und viel sterben daran, viele auch werden mit Aids infiziert. Dass etwa in Thailand oder in anderen Ländern des Fernen Ostens die Familien ihre Töchter zur Prostitution in die Städte verkaufen, kann man noch hinzufügen. Im gegenwärtig neuesten Bericht der DSW 2009 (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung) werden zwar Erfolge verzeichnet, aber nach wie vor leiden vor allem Frauen und Mädchen unter den genannten Missständen.
Das Lob der Frau in der Schrift
Der biblische Glaube hat eine solch menschenverachtende Behandlung, wie oben skizziert, immer mit größtem Abscheu verworfen. Im Alten Testament finden wir dazu ein schönes Wort im Buch der Sprichwörter. Dort steht ein langes Lob der Frau, das beginnt: "Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert." Und am Ende heißt es: "Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, und ihr Mann erhebt sich und rühmt sie: Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, nur eine gottesfürchtige Frau verdient Lob." (Spr. 31,10)
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann
Lieder:
GL 161: Du rufst uns Herr, trotz unsrer Schuld
GL 215: Gott sei gelobet und gebenedeiet (3 . Str.)
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein (3. Str.)
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 361: Mein schönste Zier und Kleinod bist
GL 364: Schönster Herr Jesu
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 439: Erhör, o Gott, mein Flehen (1. und 4. Str.)
GL 449: Herr, wir hören auf dein Wort
GL 442: Wo die Güte und die Liebe wohnt
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr du bist mein Weg
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 484: Dank sei dir Vater, für das ewge Leben
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 499: Gott, der nach seinem Bilde
Psalmen und Kehrverse:
Gl 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn. - Mit Psalm 1 - IV.
GL 51: Wie groß sind deine Werke, o Herr, wie tief deine Gedanken - Mit Psalm 92 - I.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht. - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 584,4: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
- Einleitung5
Jörg Thiemann (2024)
Was ist Gottes Wille für uns, unser Leben in den verschiedensten Fragen? Es gilt stets dem nachzuspüren und nachzufragen. Das trifft im Besonderen auch in Fragen der Ehe und auch der Ehescheidung. Wenn wir nach dem Willen Gottes fragen, dann bilden wir unser Herz. Wir bilden unser Herz, wenn wir Gottes Wort hören und Jesus, der ganz dem Willen Gottes gefolgt ist, in Brot und Wein empfangen.
Rufen wir in unserer Schwachheit um sein Erbarmen:
Manfred Wussow (2018)
Wundersam und wundersam schön sind die Lesungen, das Evangelium an diesem Sonntag. Wir hören, wie Gott uns Menschen als Mann und Frau für einander bestimmt. Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist. Sagt er. Wir werden dann Zeugen eines Streitgespräches zwischen den Pharisäern und Jesus. Die Liebe, die von Gott kommt, ist so groß, dass sie von uns Menschen nicht aufgerissen werden kann. Was Gott zusammengefügt hat, will er auch bewahren und bewahrt sehen. In gewisser Weise gleicht unser Gottesdienst einem Hochzeitstag.
Wir wissen um die Zerbrechlichkeit unserer menschlichen Liebe, um Ängste, Missverständnisse und Bitterkeit, um Verletzungen und Trennungen.
Ihn, der uns das Leben schenkte, bitten wir um seine Treue und Barmherzigkeit.
Hans Hütter (2015)
"Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein sei", heißt es in der Schöpfungserzählung der Heiligen Schrift. Menschen suchen Beziehungen, Menschen brauchen Beziehungen. Nicht immer gelingen sie. Die wohl anspruchsvollste Beziehung ist die Ehe. Sie ist Abbild der Liebe Gottes und Teilhabe an der Liebe des Schöpfers. In Rom versammeln sich heute Bischöfe aus der ganzen Welt, um miteinander zu beraten, wie sie die Eheleute auf der ganzen Welt unterstützen und fördern können. Ihnen und allen Eheleuten gilt unser Gebet heute in besonderer Weise.
Am Beginn dieses Gottesdienstes bitten wir den Herrn um Vergebung für alles, was wir in unseren Beziehungen an Liebe haben fehlen lassen.
Hans Hütter (2012)
In der Schöpfungserzählung heißt es, dass der Mensch Abbild und Ebenbild Gottes sei. Das stattet uns von Anfang an mit einer unvergleichlichen Würde aus. Gott lädt uns ein, ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Er bietet uns gleichsam das Du an. Er nimmt einen jeden von uns als Person ernst. In all unserer Unfertigkeit, Unvollkommenheit und Abhängigkeit dürfen wir ihm aufrecht gegenübertreten.
Am Beginn unserer Feier bringen wir dem Herrn unsere Huldigung dar.
Martin Stewen (2009)
Das Fernsehen macht es vor: Ein leidenschaftlicher und gefühlsträchtiger Spielfilm erhält zumeist wesentlich höhere Einschaltquoten als ein sachlicher Dokumentarfilm. Wenn sich zu bester Sendezeit eine Kanzlerkandidatin mit ihrem Herausforderer ein Duell liefert, wollen die Zuschauer sehen und hören, wie die Fetzen fliegen. Und nicht, wie miteinander gekuschelt wird.
Leidenschaft und Feuereifer sind gefragt - das gilt auch für die Verkündigung der Frohbotschaft, das gilt auch für die Gestaltung des Reiches Gottes. Wir hören heute davon.
- Bußakt3
Jörg Thiemann (2024)
Herr Jesus Christus,
du führst uns immer wieder neu zurück zum Willen Gottes.
Wo wir uns dem verschließen, rufen wir:
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
Gottes Willen zu suchen und zu tun, bildet unser Herz.
Wo wir hartherzig sind und nur nach unserem eigenen Willen leben, rufen wir:
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist voll Liebe und Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die arm und schwach sind.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2015)
Herr, wir bitten dich um Vergebung für alle Hartherzigkeit
im Umgang miteinander.
Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich um Vergebung für alle Liebe,
die wir einander schuldig geblieben sind.
Christus, erbarme dich.
Wir bitten dich um Vergebung für alle Unaufrichtigkeit
in unseren Beziehungen.
Herr, erbarme dich.
Martin Stewen (2009)
Jesus Christus,
Du bist die Herausforderung unseres Lebens.
Wir bleiben oft lieber in Deckung.
Herr, erbarme dich.
Du machst uns Mut loszugehen. -
Wir bleiben oft lieber stehen.
Christus, erbarme dich.
Wir sollen uns riskieren -
und belassen es lieber beim Kalkulieren.
Herr, erbarme dich.
Der gute Gott schenke uns Feuereifer, wenn wir auf Sparflamme laufen, -
und genügend Zunder, wenn die Liebesglut brennt:
Er mache uns Mut, wo Schuld und Versagen lähmen.
Er öffne uns die Augen für das Gute in uns.
- Kyrie3
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du hast den Auftrag,
den dir der Vater in seiner Schöpfung gab,
mit voller Bereitschaft angenommen.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns vorgelebt,
was es heißt,
die Würde jedes Menschen
in Liebe ernst zu nehmen.
Christus, erbarme dich.
Du hast die Menschen aufgerichtet
und ihnen von der Liebe und
der Barmherzigkeit des Vaters Kunde gebracht.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2018)
Herr,
wir danken dir für das Wunder,
dass Menschen sich verlieben.
Du hast uns für einander geschaffen.
Herr, erbarme dich.
Herr,
wenn sich Herzen verhärten,
weiß die Zunge nichts mehr Gutes zu sagen.
Dann verstummen Menschen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
deine Liebe nimmt es mit dem Tod auf.
Hilf uns, friedlich zu streiten
und in der Liebe zu wachsen.
Herr, erbarme dich.
"So ist’s ja besser zu zweien als allein;
Denn sie haben guten Lohn für Ihre Mühe.
Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf.
Weh dem, der allein ist, wenn er fällt!
Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.
Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich;
wie kann ein Einzelner warm werden?
Einer mag überwältigt werden,
aber zwei können widerstehen,
und eine dreifache Schnur
reißt nicht leicht entzwei."
(Koh. 4,9-12)
Ehre sei Gott in der Höhe!
Hans Hütter (2012)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns berufen, Kinder Gottes zu sein.
Herr, erbarme dich.
Du hast die Würde,
die uns der Schöpfer von Anfang an verliehen hat,
zurückgegeben.
Christus, erbarme dich.
Du hast die Kleinen und Unbeachteten
besonders in dein Herz geschlossen.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 27. Sonntag: du gibst uns mehr, als wir verdienen
Allmächtiger Gott,
du gibst uns in deiner Güte mehr,
als wir verdienen,
und Größeres, als wir erbitten.
Nimm weg, was unser Gewissen belastet,
und schenke uns jenen Frieden,
den nur deine Barmherzigkeit geben kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 4. Sonntag: die Menschen lieben, wie du sie liebst
Herr, unser Gott,
du hast uns erschaffen, damit wir dich preisen.
Gib, daß wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten
und die Menschen lieben, wie du sie liebst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 30. Sonntag: mehre in uns Glauben, Hoffnung und Liebe
Allmächtiger, ewiger Gott,
mehre in uns den Glauben,
die Hoffnung und die Liebe.
Gib uns die Gnade,
zu lieben, was du gebietest,
damit wir erlangen, was du verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 30. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 1 Do: hilf uns, nach deinem Willen zu leben
Allmächtiger Gott,
gib uns die Gnade,
daß wir stets auf das Rechte bedacht sind
und es auch entschlossen tun.
Da wir ohne dich nicht bestehen können,
hilf uns, nach deinem Willen zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Donnerstag in der 1. Woche der Fastenzeit
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du hast die Menschen als Mann und Frau erschaffen.
Hilf uns,
daß wir einander mit Rücksicht und Respekt begegnen,
und hilf den Eheleuten, deine Liebe zu bezeugen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
im Anfang hast du diese Welt wunderbar gedacht
und geschaffen.
Mann und Frau hast du geschaffen,
dass sie einander Hilfe sind und einander beistehen.
Du hast uns gelehrt, einander zu achten.
Doch wir tun uns schwer oft damit.
Unser Herz ist immer wieder deinen guten Geboten abgewandt.
Steh uns bei auf unserem Lebensweg
und hilf uns, deine guten Wege zu gehen. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Guter Gott,
du schenkst uns unser Sein
und stellst uns in die Welt,
um deine Liebe in ihr wirken zu lassen.
Nicht als Einzelkämpfer sind wir gesandt,
sondern du schenkst uns Menschen,
denen wir liebend begegnen
und die auch uns liebend annehmen,
damit wir uns getragen fühlen –
durch dich und durch sie.
Dafür danken wir dir und bitten dich,
erhalte uns wache und liebende Augen,
damit wir in Frieden in dieser Welt leben können.
Amen.
Manfred Wussow (2018)
Gott von Anfang an,
ewig bist du.
Du hast uns Menschen die Dinge anvertraut,
wir ordnen das Wissen,
schaffen Systeme,
erobern die Welten.
Du aber schenkst uns Liebe,
vertraute Gemeinsamkeit
und wache Verantwortung.
Wir danken dir für den Menschen,
der uns über’s Haar streichelt,
zwischen den Zeilen liest
und uns mit Vertrauen auffängt.
Wir danken dir für die Liebe, die uns birgt
und uns gemeinsam alt werden lässt.
Schenke uns offene Herzen,
Worte, die beflügeln
und Ohren, die das Geheimnis des Lebens bewahren.
„Ich liebe dich!“
In Christus, der uns zuerst geliebt hat
noch bevor wir geboren wurden.
In der Kraft deines Geistes
von Ewigkeit zu Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2009)
Guter Gott,
du ermunterst uns zu einem Leben
nicht nach dem Buchstaben des Gesetzes,
sondern aus Lust am guten Sein.
Das fordert uns heraus.
Dein Bund der Sympathie,
den du den Menschen angeboten hast,
sei uns Vorbild und Massstab.
Durch deinen Sohn Jesus Christus,
der diesen Bund zur Vollendung führt,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und liebt in alle Ewigkeit.
- Fürbitten8
Jörg Thiemann (2024)
Wir beten voll Vertrauen zu unserem Herrn Jesus Christus,
der den Willen Gottes suchte:
Für alle Eheleute.
Festige sie in der Treue zueinander und steh ihnen in schweren Zeiten bei.
Für alle, deren Ehe gescheitert ist.
Lass in ihrem Herzen keine Bitterkeit aufkommen
und sie zu einem gelungenen Leben finden.
Für alle jungen Menschen, die sich auf die Ehe vorbereiten.
Gib ihnen Kraft und Mut, dass sie wohlüberlegt ihren gemeinsamen Weg gehen.
Für alle, die für ihre Mitmenschen Verantwortung tragen.
Lass sie auf das Wohl der Menschen achten.
Für alle, die Kriege und Gewalt erleben.
Hilf Frieden schaffen, der auf Achtung aller Menschen aufgebaut ist.
Für unsere Verstorbenen.
Lass sie in Einheit mit dir leben.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2024)
Die Ereignisse der letzten Wochen haben uns wieder deutlich auf die enge Verbundenheit von Mensch und Schöpfung hingewiesen.
Gemeinsam lasst uns miteinander und füreinander unseren himmlischen Vater bitten:
Für alle kirchlichen Gemeinschaften, die einander im Glauben bestärken und nach Jesu Wort und Beispiel für die da sind, die Trost und Hilfe brauchen.
Für eine Welt, in der alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Rasse, Ethnie, Kultur und Religion als ebenbürtig anerkannt und geschätzt werden.
Für die Menschen, die schwer von der Hochwasserkatastrophe betroffen den solidarischen Beistand der ganzen Gesellschaft brauchen, um für ihre Existenz wieder neue Perspektiven entwickeln zu können.
Für uns selbst um einen auch in schwierigsten Lebenssituationen lebendigen Glauben an deine Fürsorge, Liebe und Treue.
Für unsere Verstorbenen bitten wir dich, den Herrn über Leben und Tod, um deine Barmherzigkeit.
Gott der Liebe! Auf deiner Liebe baut deine ganze Schöpfung auf. Dir, unserem Gott und Herrn, gebührt unser Dank und Lob jetzt und bis in Ewigkeit. Amen.
Renate Witzani (2021)
Wir wünschen uns, dass Beziehungen gelingen.
Vieles dabei hängt von unserem Verhalten ab, aber vieles dabei ist Geschenk und Gnade.
Darum lasst uns bitten:
Um einen ehrlichen und wertschätzenden Umgang in der Kirche mit den Menschen, die in nicht der katholischen Norm entsprechenden Partnerschaften leben.
Um das ernsthafte Bemühen aller Menschen im Bewusstsein unserer weltweiten Schicksalsgemeinschaft und Solidarität mit der gesamten Mitschöpfung.
Um Geduld in den Mühen der Ebene, wenn in unseren Beziehungen die Spannung zwischen Ideal und Wirklichkeit unüberwindbar erscheint.
Um einen Weg in die Zukunft von Frauen und Männern, der von Gleichwertigkeit, der Möglichkeit gegenseitiger Ergänzung und der gemeinsamen Aufgabe zur Weitergabe des Lebens geprägt ist.
Um Trost und Hoffnung aus dem Glauben für alle Trauernden und Sterbenden.
Unser Leben spielt sich zwischen Schöpfung und Vollendung in der Hoffnung ab, dass letztlich durch Jesus, unseren Erlöser, alles gut wird.
Dafür danken wir dir, dem dreieinen Gott, durch Jesus, der einer von uns geworden ist, im Heiligen Geist. - Amen.
Manfred Wussow (2018)
Wir haben Gott beobachtet, wie er den Menschen findet.
Bei den vielfältigen und großen Aufgaben, die er ihm anvertraut.
Aber auch in seiner Einsamkeit und Verschlossenheit.
Aus einem Menschen macht er zwei.
Und aus zwei Menschen einen.
Staunend entdecken wir die Liebe.
Wir beten:
Für die Menschen, die Schmetterlinge im Bauch haben,
die sich verliebten, die sich ein Leben ohne einander nicht mehr vorstellen können.
Bewahre ihre Entdeckungen und die hochgespannten Erwartungen.
Herr, lass uns in der Liebe wachsen!
Für die Menschen, die eine Familie gegründet haben,
sich über Kinder freuen
und so viele Dinge unter einen Hut bekommen müssen.
Schenke ihnen Freude und immer einen guten Schlaf.
Herr, lass uns in der Liebe wachsen!
Für die Menschen, die sich auseinander gelebt haben,
die keine Worte mehr füreinander finden
und sich in Vorwürfen verstricken.
Hilf ihnen, dass keiner den anderen fallen lässt.
Herr, lass uns in der Liebe wachsen!
Für die Menschen, die keinen Partner, keine Partnerin finden,
die sich zurückziehen, die die Liebe fürchten,
die Angst vor Enttäuschungen haben.
Sei ihnen nahe, dass sie nicht unglücklich werden.
Herr, lass uns in der Liebe wachsen!
Für die Menschen, die gemeinsam alt werden,
die sich die Neugier füreinander bewahrt haben
und auch im Angesicht des Todes von ihrem Leben schwärmen.
Trage sie, wenn sie keinen festen Halt mehr auf der Erde haben.
Herr, lass uns in der Liebe wachsen!
Für die glücklichen Beziehungen danken wir dir,
für die gefährdeten bitten wir um deine Hilfe,
für die zerbrochenen um Vergebung und Trost.
Deine Liebe ist größer als unser Herz. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Der Mensch findet nach Gottes Willen seine Bestimmung im „Wir“ von Partnerschaft und Gemeinschaft.
In diesem Sinn lasst uns miteinander und füreinander beten:
Um eine Kirche, in der Gottes Sehnsucht nach den Menschen erfahrbar wird.
Um Christen, die sich mutig und selbstlos ihrer politischen Verantwortung in und für die Welt stellen.
Um Menschen im privaten und öffentlichen Bereich, die die Not ihrer Mitmenschen sehen und ernst nehmen.
Um gegenseitige Achtung und Respekt vor dem Wert und dem jeweils Anderssein von Frau und Mann.
Um deine Gemeinschaft und Nähe für unsere Verstorbenen.
Denn du suchst immerfort unsere Nähe
und bist bei uns in allen Freuden und Nöten.
Dir sei Dank und Ehre jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Unser Leben verläuft in der Realität oft entgegen unseren Idealvorstellungen. Wir müssen täglich erkennen, wie sehr wir auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen sind.
Aus unserer Armut lasst uns zum Herrn rufen:
Für die heute in Rom beginnende Familiensynode:
Um Barmherzigkeit gegenüber allen,
die trotz Orientierung am Ideal der Ehe, gescheitert sind.
Für die Gesellschaft in den Ländern Europas, die dem Ideal der Menschenrechte folgend, den vielen Asylanten Schutz bietet:
Um möglichst viele Helfer, die sich in der Flüchtlingsfrage persönlich engagieren und dadurch Barrieren abbauen.
Für alle Menschen, die durch ihre Arbeit das gute Leben der anderen erst ermöglichen:
Um gedeihliches Wachstum der Feldfrüchte
und gerechte Preise für die Produkte und die Arbeit der Bauern.
Für die Früchte inneren Wachstums, die uns oft gerade aus leidvollen Situationen heraus geschenkt werden:
Um Friede und Versöhnungsbereitschaft, Verständnis und Geduld.
Für unsere Verstorbenen:
Um deine Nähe und Fülle als Frucht ihres irdischen Lebens.
Gott, du bist der Ursprung deiner Schöpfung.
Hilf uns, deine Gaben in Dankbarkeit miteinander zu teilen
und deine Schöpfung für die kommenden Generationen zu bewahren.
Das erbitten wir durch Jesus, der sein Herz für alle Armen und Kleinen geöffnet hat. - Amen.
Hans Hütter (2012)
Guter Gott und Vater, du hast alles geschaffen.
Und was du ins Leben gerufen hast, hast du gutgeheißen.
Wir treten mit unseren Bitten vor dich:
Schenke allen Ehepaaren lebenslange Liebe zu einander
und die Kraft, einander treu zu sein.
Stärke in der Gesellschaft das Bewusstsein,
dass alle Menschen gleich sind an Würde.
Verhilf allen, die wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft
oder wegen ihrer sexuellen Orientierung benachteiligt werden,
zu ihren Rechten.
Unterstütze alle, die sich für Chancengleichheit aller Kinder und Jugendlichen
in der Schule und Ausbildung einsetzen.
Verschaffe allen Pflegebedürftigen, chronisch Kranken
und Menschen mit besonderen Bedürfnissen
ein Leben in Wertschätzung und Würde.
Steh allen bei, die in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise
nur schwer eine für sie geeignete Arbeit finden.
Lass unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
ewiges Leben und ewige Erfüllung finden.
Du, guter Gott, sorgst für alles, was du geschaffen hast.
Dich loben und preisen wir. Amen.
Martin Stewen (2009)
Du hast uns Menschen zusgesagt, für immer bei uns zu uns bleiben.
Das hilft uns, Wege zu finden,
wenn uns der rote Faden unseres Lebens entgleitet.
So wollen wir für uns und die Menschen um uns herum bitten:
Wir beten für Frauen und Männer,
die ihr Glück zusammen mit einem Partner oder einer Partnerin suchen wollten
und nun vor den Trümmern ihrer Beziehung stehen:
Schenke ihnen Geduld und Kraft für die notwendigen Neuanfänge.
Wir beten für jene, die politische Beziehungen ausnutzen,
um in Korruption, Eigennutz und Konflikten zu versinken:
Ermutige sie zu der Einsicht,
dass ihre Verantwortung weit über ihre eigenen Kreise hinaus reicht.
Wir beten für jene Männer und Frauen,
die Menschen am Rande der Gesellschaft spüren lassen wollen,
dass du deine Beziehung zu uns nie aufgibst:
Lass sie in ihrem Tun reiche und nachhaltige Befriedigung erfahren.
Wir beten für alle,
die sich für die Beziehungen zwischen den Religionen einsetzen
und somit dem Göttlichen in dieser Welt zum Aufscheinen verhelfen wollen:
Begleite du sie mit deinem Segen.
Wir beten für alle Menschen,
die der Tod uns entrissen hat:
Nimm du sie auf in dein Reich
und lass sie deine Freundschaft auf ewig erfahren.
Gott, du lässt uns nicht im Stich.
Darauf vertrauen wir -
für heute, für immer, bis in Ewigkeit.
- Gabengebet4
Messbuch - GG 27. Sonntag: Vollende in uns das Werk der Erlösung
Allmächtiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir nach deinem Willen darbringen.
Vollende in uns das Werk der Erlösung und der Heiligung
durch die Geheimnisse,
die wir zu deiner Verherrlichung feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 3: Speise seines Lebens: deinen Willen tun
Gott, unser Vater,
da wir das Mahl unseres Herrn bereiten,
laß uns begreifen, was die Speise seines Lebens war:
deinen Willen zu tun.
Gib uns den Mut, in sein Opfer einzugehen,
auf daß auch uns aus der Hingabe an dich
die Kraft zum Leben komme.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswah 3
Messbuch - GG 8. Sonntag: gib uns die Kraft zu einem Leben nach deinem Willen
Gütiger Gott,
du selber hast uns die Gaben geschenkt,
die wir auf den Altar legen.
Nimm sie an als Zeichen unserer Hingabe
und gib uns die Kraft
zu einem Leben nach deinem Willen,
damit wir einst den ewigen Lohn empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 8. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung3
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
wir feiern das Mahl der Liebe.
Alle dürfen daran teilnehmen,
auch die, welche gescheitert sind,
in ihrem Leben, in ihrer Ehe…
Dein Mahl stärke in uns in dem Bemühen,
immer wieder neu die Einheit mit dir zu suchen,
und die Einheit mit unseren Schwestern und Brüdern. – Amen.
Martin Stewen (2009)
Gott,
der Tisch ist gedeckt mit den Gaben von Brot und Wein,
die auf die Gegenwart deines Sohnes verweisen.
Er lädt uns ein zu einer Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern,
die sein Werk auf Erden fortsetzt.
Hilf uns und stärke uns dazu
durch ihn, Christus unseren Herrn.
Manfred Wussow (2018)
Gott,
du vertraust uns die ganze Welt an,
unzählige Dinge, komplizierte Begriffe und große Entdeckungen.
Wir aber brauchen nur Brot und Wein.
Dir bringen wir, was unter deinen Händen gewachsen ist,
was uns sättigt, was uns nährt, was uns schön macht.
Brot und Wein.
In der Nacht, in der unser Herr Jesus verraten wurde,
schenkte er sich in seiner Liebe ganz und ungeteilt.
Brot und Wein.
Sprich du das Wort, das uns Leben schenkt.
Wenn wir jetzt, wie du gesagt hast, dein Mahl feiern,
dann lass uns dich schmecken.
Leib und Blut unseres Herrn. - Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Danket dem Herrn, denn er ist gut…
(GL 402)
Oder:
Kehrvers: Dir sei Preis und Dank und Ehre.
(GL 670,8)
Guter Gott, liebender Vater,
wir haben allen Grund dir Dank zu sagen
und dir unseren Lobpreis darzubringen.
Denn Du hast die ganze Schöpfung
in ihrer großartigen Vielfalt und Buntheit hervorgerufen.
Den Menschen hast du als dein Abbild erschaffen
und ihm die Schöpfung anvertraut.
Kehrvers
Damit der Mensch nicht allein sei,
hast du ihn als Mann und Frau geschaffen,
sie einander zugeführt und sie befähigt,
in Beziehung zu einander sich zu ergänzen.
Die Liebe zwischen Mann und Frau hast du zum Abbild
deines Bundes mit den Menschen
und zum Abbild der Liebe zwischen Christus und der Kirche gemacht.
Du machst ihre Liebe fruchtbar in Kindern
und lässt sie so an deiner Schöpferliebe teilhaben.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du ihnen ein Beispiel
sich hingebender Liebe vorgestellt
und ihnen den Weg gewiesen,
wie sie ihre Sehnsucht nach wahrer Liebe einlösen können.
Für all dies danken wir dir
und preisen wir dich mit der ganzen Schöpfung:
Danklied, z. B.: Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn. (GL 408)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Sonntage 5: Die Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn du hast die Welt mit all ihren Kräften ins Dasein gerufen
und sie dem Wechsel der Zeit unterworfen.
Den Menschen aber hast du
auf dein Bild hin geschaffen und
ihm das Werk deiner Allmacht übergeben.
Du hast ihn bestimmt,
über die Erde zu herrschen,
dir, seinem Herrn und Schöpfer, zu dienen
und das Lob deiner großen Taten zu verkünden
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten und
mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 5
Messbuch - Präfation Trauung 3: Die eheliche Liebe als Zeichen der Liebe Gottes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater zu danken
und das Werk deiner Gnade zu rühmen.
Denn du hast den Menschen als Mann und Frau erschaffen
und ihren Bund zum Abbild deiner schöpferischen Liebe erhoben.
Die du aus Liebe geschaffen
und unter das Gesetz der Liebe gestellt hast,
die verbindest du in der Ehe zu heiliger Gemeinschaft
und gibst ihnen Anteil an deinem ewigen Leben.
So heiligt das Sakrament der Ehe den Bund der Gatten
und macht ihn zu einem Zeichen deiner göttlichen Liebe
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen dich deine Erlösten
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit.
Heilig…
MB Trauung 3
- Mahlspruch1
Bibel
Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft,
zur Seele, die ihn sucht.
(Klgl 3,25)
Oder:
Ein Brot ist es, darum sind wir viele ein Leib.
Denn wir alle haben teil an dem einen Brot und dem einen Kelch.
(Vgl. 1 Kor 10,17)
- Meditation1
Helene Renner (2021)
Nicht das ist entscheidend,
was die Menschen per Gesetz erlauben,
sagt Jesus.
Es gilt, den Sinn
von Liebe und Treue zu erfassen:
Liebe schaut nicht nach dem eigenen Vorteil,
sucht nicht sich selbst,
kennt kein Besitzdenken.
Liebe verschenkt sich.
Treue verspricht Begleitung und Stütze
auch wenn es schwer wird
dem Menschen,
den sie sich vertraut gemacht hat.
Beide - Liebe und Treue -
lassen uns Gott erahnen,
einen Gott,
der trotz Schuld und Versagen
den Menschen die Treue hält.
Aus diesem Gott,
und nur aus ihm
kommt die Kraft,
die uns befähigt
zu Liebe und Treue.
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 27. Sonntag: gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes
Gott und Vater,
du reichst uns das Brot des Lebens
und den Kelch der Freude.
Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes,
der im Sakrament unsere Speise geworden ist.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 27. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 2. Sonntag: Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe
Barmherziger Gott,
du hast uns alle mit dem einen Brot des Himmels gestärkt.
Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe,
damit wir ein Herz und eine Seele werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 15: Lass uns niemals von dir getrennt werden
Allmächtiger Gott,
in dieser Feier hast du uns
an deinem göttlichen Leben Anteil geschenkt.
Laß uns niemals von dir getrennt werden,
sondern bewahre uns in deiner Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 15
Messbuch - SG Auswahl 7: genährt mit der Speise, die uns stärkt, deinem Willen zu folgen
Unser Gott und Vater, wir danken dir.
Du hast uns genährt mit der Speise,
die uns stärkt, nur deinem Willen zu folgen.
Ist unser Glaube auch schwach
und unsere Liebe gering,
nimm sie barmherzig an um deines Sohnes willen,
der uns zugelassen hat an seinen Tisch,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 7
- Gebet zum Abschluss4
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
du sendest uns jetzt aus
in unsere Familien und Ehen,
in unsere Freundeskreise,
wo immer wir leben und arbeiten.
Es fällt uns schwer, deinen Willen zu tun.
Gib, dass wir es uns nicht zu einfach machen.
Stärke uns mit deiner Kraft,
wo wir an unsere Grenzen stoßen. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Guter Gott,
von deiner Liebe dürfen wir uns getragen fühlen,
du willst unser Glück.
Aber auch in schweren Zeiten
dürfen wir erfahren,
dass du an unserer Seite bist,
wenn wir uns dafür öffnen.
Schenke auch uns die Kraft,
unseren Mitmenschen in glücklichen
wie in schweren Tagen
liebend zu begegnen
und, wo es gefordert ist,
immer wieder Neuanfänge zu wagen.
Darum bitten wir dich
mit Christus,
der uns ein Beispiel deiner Liebe zu uns vorgelebt hat.
Amen.
Manfred Wussow (2018)
Gott, der du die Liebe in unser Herz legst,
lass uns dich immer wieder neu entdecken.
In der Liebe, die von Anfang an die Schöpfung schön macht
und uns Menschen ein fröhliches Gesicht schenkt.
Wir danken dir für alle guten Erfahrungen,
für die vielen Hochzeitstage,
für das Glück, das auch dem Leid zu trotzen vermag.
Und wenn Menschen aneinander leiden,
gemeinsame Geschichten Schatten bekommen
und Träume still untergehen,
dann sei mit deiner Liebe unter uns gegenwärtig.
Du lässt keinen Menschen fallen.
Schenke uns Worte, damit wir alle Dinge richtig benennen,
aber einander nicht verletzen,
schenke uns Geduld, damit wir einander tragen,
aber unter Lasten nicht zusammenbrechen.
In deiner Liebe haben unsere Gefühle und Hoffnungen ihren Platz gefunden.
In Christus, von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2009)
Gütiger Gott,
du selbst hast dich mit uns Menschen verbunden
und wir können auf deine Treue setzen.
Gestärkt mit dem Brot des Lebens
und voll von Hoffnung,
die wir aus dem Wort deiner Botschaft schöpfen,
gehen wir nun in die Welt,
um Zeuginnen und Zeugen deines Reiches zu sein.
- Segen1
Beatrix Senft (2021)
Die Liebe sieht nicht nur mit den Augen,
sie sieht vor allem mit dem Herzen.
Sie ist ein Geschenk Gottes an uns
und wir dürfen uns immer wieder bittend
an ihn wenden,
dass er uns und unsere Liebesfähigkeit
unter seinem Schutz und Segen erhält.
So segne uns der Vater,
der uns in Liebe ins Leben rief.
Es segne uns Gottes Sohn,
der uns ein Beispiel bedingungsloser Liebe gab.
Es segne uns der Hl. Geist mit der Ausdauer seiner Kraft.
Amen.
Bewahrung meiner Ehe
Ich muss dir sagen, was in mir vorgeht.
Meine Liebe ist zerstört.
Alle Hoffnungen
und die wiederholten Versöhnungen
waren eitel.
Ich muss schreien und anklagen,
da ein solches Leben mir zugemutet wird.
Auch gegen mich selbst
Vorwürfe über Vorwürfe.
Ich denke an die Kinder,
die am meisten betroffen sind,
dass die Liebe uns so zerquält.
Oft scheint mir Scheidung
Als alleiniger Ausweg,
dass wir uns nicht noch mehr zerstören.
Und wenn ich jetzt nicht sprechen kann
Und schweige
Und nur das Notwendige verrichte,
dass das Leben weitergeht,
dann lass mein Inneres
nicht verdorren oder verhärten.
Dass ich nicht gefühllos werde für Stunden,
die das Schlimmste wenden können,
dass ich nicht kraftlos werde,
wenn Verzeihung geboten ist,
dass ich nicht die Erinnerung an alles Gute
und gemeinsame Schöne auslösche –
davor bewahre mich.
Wir haben uns einander versprochen
und nicht geahnt, wie das Leben
uns niederschlagen könnte.
Ich bete um Kraft, ich bete um Einsicht.
Ich bete um Bewahrung meiner Ehe.
Ich bete um ein wenig Liebe,
ohne die ich nicht leben kann.
Aus: Beten im Alltag, Frankfurt.
Herr, lass mich treu bleiben
Treue ist altmodisch,
erinnert mich an Großvater und Großmutter.
Treue wird
verlacht –
verspottet –
auf dem Asphalt zertreten –
verraten –
bestohlen!
So geht sie auf Wanderschaft
in die Bars und Nachtlokale,
mal hierhin
mal dorthin.
Und ich sehe im Park die zwei Alten,
Arm in Arm
nebeneinander
ohne Worte, einander stützend.
Wie konnten sie nur
vierzig
fünfzig
sechzig Jahre
treu sein
und das Abenteuer der Liebe wagen?
Gott, ich glaube
treu sein lohnt sich,
macht frei,
macht Sinn.
Herr, lass mich treu bleiben:
meinem Partner –
meinem DU
und Dir
Aus: Peter Boekholt, Im Aufbruch. Wege ins Leben. Kevelaer 1985.
Unauflöslich
Unauflöslichkeit: Man kann nicht nur auf Probe einen Menschen annehmen. Echte Liebe ist unwiderruflich. Daran hält die Kirche fest. So sichert sie ein klares Zielbild für Millionen junger Menschen. So wendet sie Unheil ab von den Familien, vor allem von den Kindern. Deshalb kann einer, der geschieden ist, zu Lebzeiten seines ersten Gatten keine gültige Ehe eingehen. Das heißt freilich nicht, dass die Kirche Geschiedene verstößt, wenn sie wieder heiraten. Aber sie muss dabei bleiben, dass dies nicht der Ordnung Gottes entspricht, und darf die Betreffenden nicht einfach zu den Sakramenten zulassen. Hier gibt es schwierige Gewissensprobleme, und ehe einer sich resigniert zurückzieht, sollte er unbedingt Kontakt mit einem Seelsorger aufnehmen.
Aus: Winfried Henze, Glauben ist schön. Ein katholischer Familienkatechismus. Harsum 2002.
Aus Liebe geschaffen
Mann und Frau
geschaffen
aus göttlichem Plan
geschaffen aus Liebe
nach Gottes Bild
ausgestattet
mit seiner Liebe
seinem Atem
beide ausgestattet
mit vielen Fähigkeiten
mit vielen Veranlagungen
in die Welt gestellt
sich zu unterstützen
weil der Weg
durch diese Welt
alleine zu schwer ist
zwei Menschen
die sich ihrer Nacktheit
nicht schämen müssen
die sich anschauen können
so wie sie sind
Menschen
die in Liebe
miteinander
in die Anfechtungen
des Lebens gestellt sind
ein Bund -
ersehnt für ein ganzes Leben
auch hineingestellt
in ein „Scheitern-können“
dann verurteilt?
verdammt?
Jesus spricht
zu den „Norm-Erfüllern“
sie sollen den ersten Stein werfen
wenn sie ohne Schuld sind
schenkt der Frau
in ihren „Bruch“ -
ihr Scheitern -
hinein
die Chance für einen
Neuanfang
einen Neuanfang
der vielleicht
in ein neues Miteinander
führen kann
vielleicht aber auch
in das Gehen getrennter Weg
weil nur so ein Leben
in Frieden
möglich ist
der
der uns aus Liebe schuf
er weiß um uns
um unser Vermögen
und um unser Unvermögen
darum hat er uns
in Jesu
seine Liebe
und
sein Gnädig-Sein
ganz neu
offenbart
und uns aufgefordert
auch liebend
und des anderen Wohl wollend
zu sein
Beatrix Senft, unveröffentlicht.
Lasst die Kinder zu mir kommen
Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich!
Ein Lied von Reinhard Burchhardt zum Download im PDF-Format
Reinhard Burchhardt
Hochzeitslied
Hochzeitslied von Reinhard Burchhardt
Braut:
Ich nehm‘ dich an als meinen Mann und ich verspreche dir die Treue
in den guten und in den nicht so guten Tagen.
Ich will dich lieben, achten und ehren,
unsre Gemeinsamkeiten mehren
und es täglich aufs Neue mit dir wagen.
Bräutigam:
Du bist genau die richt’ge Frau, nach der ich mich so lang gesehnt hab.
Ich will dir ein guter Mann sein, ohne Klagen.
Ich will dich lieben, achten und ehren,
unsre Gemeinsamkeiten mehren;
auch in schwierigen Zeiten nicht verzagen.
Priester/alle:
Dazu begleit‘ euch unser Gott mit seinem Segen, immer fort.
Steckt den Ring der Treue an, er soll euch sagen:
Ich sollt euch lieben, achten und ehren,
eure Gemeinsamkeiten mehren.
Und, wenn’s nicht mehr weitergeht, wird Gott euch tragen.
Ein Herz kann man nicht reparieren
[Strophe 1]
Hör mir jetzt mal zu, lass mich jetzt in Ruh'
Und ruf mich nicht mehr an
Ich hab' keine Zeit - nicht gestern und nicht heut', nicht morgen und nicht irgendwann
Mach dir endlich klar, es ist nicht mehr, es war
Du musst das kapier'n, eins wird nicht passier'n
Mich kriegste nicht zurück
Zieh doch einfach los, das Angebot ist groß
Greif dir'n neues Glück
Jeglichen Verkehr, will ich mit dir nicht mehr
[Refrain]
Ein Herz kann man nicht reparier'n, ist es einmal in zwei, dann ist alles vorbei
Ein Herz kann man nicht reparier'n, niemand weiß wie das geht, es ist meistens zu spät
Ein Herz kann man nicht reparier'n, da hilft keine Kur, da rinnen Tränen nur
Ein Herz kann man nicht reparier'n, alles bleibt leer und auch der Arzt hilft nicht mehr
[Strophe 2]
Jeglichen Verkehr, will ich mit dir nicht mehr
Kniest dich vor mich hin, hat doch keinen Sinn
Mich kriegste nicht mehr rum
Zieh dich wieder an, ich lass dich nicht mehr ran
Und mach dich doch hier nicht krumm
Wenn ich dich so seh', aua, das tut weh
[Refrain]
Ein Herz kann man nicht reparier'n, ist es einmal in zwei, dann ist alles vorbei
Ein Herz kann man nicht reparier'n, niemand weiß wie das geht, es ist meistens zu spät
Ein Herz kann man nicht reparier'n, da hilft keine Kur, da rinnen Tränen nur
Ein Herz kann man nicht reparier'n, alles bleibt leer und auch der Arzt hilft nicht mehr
[Outro]
Doch irgendwann wird sie vor mir steh'n,
die Frau mit der Zaubermedizin
und sie sagt: „Kleiner, ey, lass mich mal seh'n.
Ich glaub' das kriegen wir wieder hin.“
Ein Herz, das kann man reparier'n und geht's mal in Zwei, ist es längst nicht vorbei
Ein Herz, das kann man reparier'n, ich weiß wie das geht, es ist niemals zu spät
Ein Herz, das kann man reparier'n, ich kenn da 'ne Kur, hilft küssen nur
Ein Herz, das kann man reparier'n, ist doch gar nicht schwer und 'n Arzt brauchen wir nicht mehr.
Amoris Laetitia
12. Doch Jesus verweist uns in seiner Reflexion über die Ehe noch auf einen anderen Abschnitt aus dem Buch Genesis, auf das zweite Kapitel, wo ein wunderbares Bild des Paares mit leuchtenden Einzelheiten erscheint. Wir wählen nur zwei davon aus. Die erste ist die Unruhe des Mannes, der nach einer „Hilfe“ sucht, „die ihm entspricht“ (vgl. Verse 18.20), die fähig ist, die Einsamkeit aufzulösen, die ihn umtreibt und die durch die Nähe der Tiere und der gesamten Schöpfung nicht gemildert wird. Der originale hebräische Ausdruck verweist uns auf eine direkte, gleichsam „frontale“ Beziehung – Auge in Auge – in einem auch wortlosen Dialog, denn in der Liebe sind die Momente des Schweigens gewöhnlich beredter als die Worte. Es ist die Begegnung mit einem Gesicht, einem „Du“, das die göttliche Liebe widerspiegelt, das » den besten Gewinn« ausmacht, weil »eine Hilfe, die ihm entspricht, eine stützende Säule « für den Mann ist, wie ein weiser biblischer Autor sagt (Sir 36,29), beziehungsweise wie die Braut im Hohenlied in einem großartigen Bekenntnis der Liebe und der gegenseitigen Hingabe ausruft: » Der Geliebte ist mein, und ich bin sein […] Meinem Geliebten gehöre ich, und mir gehört der Geliebte « (2,16; 6,3).
13. Aus dieser Begegnung, die der Einsamkeit abhilft, gehen die Zeugung und die Familie hervor. Das ist das zweite Detail, das wir herausstellen können: Adam, der gewissermaßen der Mann aller Zeiten und aller Regionen unseres Planeten ist, gründet gemeinsam mit seiner Frau eine neue Familie, wie Jesus mit einem Zitat aus dem Buch Genesis bekräftigt: » Darum wird der Mann […] sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein « (Mt 19,5; vgl. Gen 2,24). Das Verb „sich binden“ bezeichnet im hebräischen Original eine innige Übereinstimmung, ein physisches und inneres Sich-Anschließen, das so weit geht, dass es gebraucht wird, um die Vereinigung mit Gott zu beschreiben: » Meine Seele hängt an dir «, singt der Beter (Ps 63,9). So wird die eheliche Vereinigung nicht nur in ihrer geschlechtlichen und körperlichen Dimension angesprochen, sondern auch in ihrer freiwilligen liebenden Hingabe. Das Ergebnis dieser Vereinigung ist, » ein Fleisch « zu werden, sowohl in der physischen Umarmung als auch in der Vereinigung der Herzen und der Leben und vielleicht in dem Kind, das aus den beiden geboren wird und das in sich die beiden „Fleische“ tragen und sie nicht nur genetisch, sondern auch geistig vereinen wird.
241. In einigen Fällen verlangt die Geltendmachung der eigenen Würde und des Wohls der Kinder, dass den übertriebenen Ansprüchen des anderen, einer großen Ungerechtigkeit, der Gewalt oder einem chronisch gewordenen Mangel an Achtung eine unverrückbare Grenze gesetzt wird. Man muss zugeben, » dass es Fälle gibt, in denen die Trennung unvermeidlich ist. Manchmal kann sie sogar moralisch notwendig werden, wenn es darum geht, den schwächeren Ehepartner oder die kleinen Kinder vor schlimmeren Verletzungen zu bewahren, die von Überheblichkeit und Gewalt, von Demütigung und Ausbeutung, von Nichtachtung und Gleichgültigkeit verursacht werden «.257 Sie muss jedoch » als ein äußerstes Mittel angesehen werden, nachdem jeder andere vernünftige Versuch sich als vergeblich erwiesen hat «.
Nachsynodales Apostolisches Schreiben AMORIS LAETITIA des Heiligen Vaters Papst Franziskus, Rom, März 2016.
Herr, vor dein Antlitz
Herr, vor dein Antlitz treten zwei,
um künftig eins zu sein
und so einander Lieb und Treu
bis in den Tod zu weihn.
Sprich selbst das Amen auf den Bund,
der sie vor dir vereint;
hilf, dass ihr Ja von Herzensgrund
für immer sei gemeint.
Zusammen füge Herz und Herz,
dass nichts hinfort sie trennt;
erhalt sie eins in Freud und Schmerz
bis an ihr Lebensend.
Viktor Friedrich von Strauß und Torney (1843) in: EG 238.
Freuet euch im Herren allewege!
Freuet euch im Herren allewege!
Abermals vernehmt es: Freuet euch!
Daß er Hand in Hand zum Bund euch lege,
neigt sich Gott zu euch vom Himmelreich.
Eure Liebe, die euch hier verbindet,
ist von seiner Liebeshuld verklärt.
Wo in Gott der Mensch zum Menschen findet,
ist der Segen stets noch eingekehrt.
Laßt die Lindigkeit, die ihr erfahren,
kund sein allen Menschen, die ihr zählt.
Kündet fortan von dem Wunderbaren,
das in dieser Stunde euch beseelt.
Euer Gott ist unter euch getreten!
Segnend war Er euren Herzen nah!
Ja, in euren Taten und Gebeten
sei bezeugt, was euch von Ihm geschah.
Sorget nichts! Vielmehr in allen Dingen
dürft ihr alles, was euch je bedrängt,
in Gebet und Flehen vor Ihn bringen,
der als Vater hört, als König schenkt.
Sorget nichts! Ihr kennt den Wundertäter!
Er weiß alles, was ihr hofft und bangt!
Der Mensch tritt vor Gott als rechter Beter,
der im Bitten schon voll Freude dankt.
Und der Friede Gottes, welcher höher
als Vernunft und Erdenweisheit ist,
sei in eurem Bund euch täglich näher
und bewahre euch in Jesu Christ.
Er bewahre euer Herz und Sinne!
Gottes Friede sei euch zum Geleit!
Er sei mit euch heute zum Beginne;
er vollende euch in Ewigkeit!
Freut euch. Doch die Freude aller Frommen
kenne auch der Freude tiefsten Grund.
Gott wird einst in Christo wiederkommen!
Dann erfüllt sich erst der letzte Bund!
Er, der nah war, wird noch einmal nahen.
Seine Herrschaft wird ohn' Ende sein.
Die sein Reich schon hier im Glauben sahen,
holt der König dann mit Ehren ein.
Jochen Klepper (1941) nach Phil. 4,4-7, in: EG 239.
Du hast uns, Herr, in dir verbunden
Du hast uns, Herr, in dir verbunden, nun gib uns gnädig das Geleit.
Dein sind des Tages helle Stunden, dein ist die Freude und das Leid.
Du segnest unser täglich Brot, du bist uns nah in aller Not.
Lass unsre Liebe ohne Wanken, die Treue lass beständig sein.
Halt uns in Worten und Gedanken von Zorn, Betrug und Lüge rein.
Lass uns doch füreinander stehn, gib Augen, andrer Last zu sehn.
Lehr uns, einander zu vergeben, wie du in Christus uns getan.
Herr, gib uns teil an deinem Leben, dass nichts von dir uns scheiden kann.
Mach uns zu deinem Lob bereit, heut, morgen und in Ewigkeit.
Walter Heinecke (1968) in: EG 240.
Gott, wir preisen deine Wunder
Gott, wir preisen deine Wunder,
die es in der Schöpfung gibt,
und das größte ist darunter,
dass ein Mensch den andern liebt.
So hast du die Welt verschönt
und mit Gnade uns gekrönt.
Nun erhöre unsre Bitte
Und mach dein Versprechen wahr:
Segne Anfang, Ziel und Mitte
auch an diesem Ehepaar.
Sei du selber früh und spät
Schutz und Schirm, der mit ihm geht
Gib, dass sie sich glücklich machen
und vertrauen, Frau und Mann,
dass im Weinen und im Lachen
ihre Liebe reifen kann
und auch in Enttäuschung nicht
die versprochne Treue bricht.
Dass die Herzen nicht ersterben,
mach sie für einander wach;
lass sie täglich um sich werben
und sich finden hundertfach.
Einer, so will’s dein Gebot,
sei des andern täglich Brot.
Lass sie mehr und mehr dem gleichen,
der dein Bild ist: Jesus Christ;
immer neu die Hand sich reichen,
weil du lauter Hoffnung bist.
Guter Got, verlass sie nie,
trage und vollende sie.
Detlev Block (1978) in: EG 601.
Gebet im Traugottesdienst
Lieber Vater im Himmel,
wir danken dir für deine Güte und Treue,
du uns allen zuwendest.
Du liebst und behütest uns,
wie immer unser Leben verläuft,
ob wir allein sind
oder unseren Weg mit einem anderen Menschen teilen.
In dieser Stunde danken wir die besonders dafür,
dass …. und …. sich gefunden haben
und ihr Leben miteinander teilen wollen.
Wir bitten dich für die beiden,
dass sie im Hören auf dein Wort zur Ruhe kommen
und Stärkung erfahren für heute
und für ihren künftigen Weg.
Wir bitten dich auch für uns.
An einem Tag wie heute
überdenken wir auch unsere eigenen Geschichten
mit Liebe und Partnerschaft, mit Ehe und Familie:
Glückliche Geschichten
und Geschichten von Versagen und Scheitern;
dankbare Erinnerungen steigen in uns auf,
aber auch Wehmut und Bitterkeit.
Gott, mit deinem guten Geist sei nun bei uns
und nimm dich unser an mit allem, was uns bewegt.
Aus: Reformierte Liturgie, Wuppertal-Neukirchen Vluyn 1999, Trauung – Form A, S. 435f.
Papst Franziskus: Familie ist "Hoffnungsfabrik der Gesellschaft"
Papst bei Vigil des Weltfamilientreffens in Philadelphia: Familie ist Gottes Traum für die Menschheit und Sinnbild einer Welt, in der sich niemand überflüssig fühlt=
Philadelphia, 27.9.2015 (KAP) Die Familie ist in den Worten des Papstes eine "Fabrik der Hoffnung, des Lebens und der Auferstehung": Ohne mehr weltweite Unterstützung für die Familien und die Absicherung besonders der jungen Familien habe die Gesellschaft keine Zukunft, sagte er am Samstagabend (Ortszeit) vor den Teilnehmern des katholischen Weltfamilientreffens in Philadelphia im Rahmen der Nachtvigil. Familien seien Sinnbild für eine Welt, in der sich kein Mensch alleingelassen und überflüssig fühle und jeder seinen Platz habe, vom Kind bis zu den Großeltern. Der Papst hatte nach teils bewegenden Begegnungen mit Familien, die ihre Lebensgeschichten berichteten, sein Redemanuskript beiseite gelegt und auf Spanisch improvisiert.
"Die Familie hat ein göttliches Bürgerrecht. Den Pass für den Zugang zum Himmel hat Gott ihr übergeben", so der Papst. Der Wunsch nach Familie sei "Teil von Gottes Traum" für die Menschheit, der fortwährend wahr werde in den Träumen vieler Paare, die sich entschließen, ihr Leben als Familie zu gestalten. Gott wolle in der Familie mit seiner Liebe gegenwärtig werden, was dann gelinge, "wenn die Familie fähig ist, die Arme zu öffnen und diese ganze Liebe zu empfangen". In einer derartigen Familie sei Gott in Jesus auch Mensch geworden. In der Familie lerne der Mensch "schrittweise die Bedeutung und den Wert der menschlichen Beziehungen kennen"; er lerne, "aus Liebe alles aufs Spiel zu setzen". Deshalb, so Franziskus, lohne es sich, für eine familienfreundliche Gesellschaft zu kämpfen.
Freilich sei das Familienleben nicht immer leicht, gestand der Papst ein. "Es fliegen auch schon mal Teller. Und Kinder machen Kopfschmerzen - von den Schwiegermüttern gar nicht erst zu sprechen." Kinder bescherten den Eltern Arbeit, so der Papst, der auf seine Begegnung mit den im Vatikan tätigen Jungeltern verwies, die manchmal mit tiefen Augenringen in der Arbeit erschienen, wenn ihr Neugeborenes die ganze Nacht nicht geschlafen habe. "In der Familie gibt es Schwierigkeiten, doch diese werden mit Liebe überwunden. Hass löst nie etwas", betonte Franziskus. Bei Streitigkeiten in der Familie sei es wichtig, abends immer Frieden zu schließen und nicht "im Krieg" ins Bett zu gehen.
Seinen Zuhörern legte der Papst vor allem die Sorge für die junge und die älteste Generation ans Herz. "Ein Volk, das sich nicht um seine Kinder und um seine Großeltern kümmert, hat nicht die Kraft und das Gedächtnis, um nach vorne zu gehen", so Franziskus. "Familie ist schön, aber es kostet auch etwas."
Viele Probleme auf der Welt seien leicht lösbar, wenn diese Gesellschaften materielle Mindeststandards für das Leben von Familien gewährleisteten, hieß es im vorab verbreiteten Redemanuskript des Papstes. Dazu zählten u.a. menschenwürdige Arbeit, ausreichender Wohnraum und angemessene Gesundheitsversorgung. "Wir dürfen nicht meinen, eine Gesellschaft, die dem Familienleben keinen konkreten Raum gibt, sei gesund", so Franziskus. "Wir dürfen nicht meinen, dass eine Gesellschaft Zukunft hat", deren Gesetzgebung nicht die Mindestanforderungen dafür verteidige und absichere, dass sich Familien entwickeln könnten - "besonders jene, die gerade am Anfang stehen", verwies der Papst auf die spezielle Situation jung verheirateter Paare.
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Theologin Polak: Synode soll Geliebtsein trotz Schuld betonen
Wiener Pastoraltheologin und Heiligenkreuzer Altabt Henckel-Donnersmarck bei Gesprächsabend: Ausgang der Synode völlig offen, statt Revolution eher "Lösung innerhalb des Rahmens" wahrscheinlich
Wien, 22.9.2015 (KAP) Schritte zu einer "Theologie der Liebe" erhofft die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak von der Familiensynode im Oktober. Interdisziplinär sollten die Bischöfe nach verschiedenen Erkenntnisquellen der Liebe fragen, ohne die Familie zu idealisieren. Diese sei schließlich "nicht unbedingt Ort des ultimativen Glücks, das muss man sich eingestehen", so Polak am Montagabend bei einem Gesprächsabend der Kirchenzeitung "Der Sonntag" und der Facultas-Dombuchhandlung, gemeinsam mit dem Heiligenkreuzer Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck.
Die Theologin forderte, dass bei der Synode auch die Frage des Leids eine zentrale Rolle spielen solle. Hauptaussage des "Evangeliums der Familie" sei, dass Schuld, Leid und Trennungen nicht das letzte Wort hätten und "dass man geliebt ist, trotz aller Schuld".
Prognosen wagte Polak für die vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan stattfindende Bischofsversammlung nicht abzugeben: Der Ausgang sei "völlig offen" und Papst Franziskus immer für Überraschungen gut. Wahrscheinlich sei jedoch eine "Lösung innerhalb des Rahmens" statt einer Revolution. Dass es eine sehr vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema werden könne, darauf deute der "verheißungsvolle" Synodentitel "Auftrag und Sendung der Familie".
Die Theologin warnte vor einer Engführung, die der Tragweite des Themas nicht gerecht werde. Man müsse hinterfragen, welche Rolle die Familie tatsächlich spiele, so Polak. Das theologische Verständnis von Ehe habe sich seit jeher verändert, und die Aufwertung der Ehe sei in erster Linie als Sicherheitsmaßname für Frauen gedacht gewesen. Gleichzeitig könne das kirchliche Lehramt nicht auf "Bedürfnisse" eingehen. Die christliche Ehe bilde laut Lehramt die Treue von Jesus Christus zu den Menschen ab, könne aber im Falle ihre Scheiterns ebenso auch "das Antlitz Gottes verdunkeln". Grundsätzlich sei zu hinterfragen, ob diese Theologie die Menschen nicht überfordere und ob die Realität nicht Vorrang vor der Lehre habe, so Polak.
"Große Zuversicht" äußerte Altabt Henckel-Donnersmarck in Hinblick auf Synode. Neue Wege sollten gegangen und so das Bild der Unauflöslichkeit der Ehe gestärkt werden, so sein Wunsch. Gleichzeitig warnte auch er davor, die Diskussion zu eng zu führen und auf einige wenige "heiße Eisen" zu beschränken. Dass es schwierig sei im Voraus Prognosen abzugeben, habe der erste Teil der Synode im vergangenen Herbst gezeigt, bei dem niemand mit der Vorgehensweise des Papstes gerechnet habe. Franziskus habe sicherlich auch für den Ablauf dieser Synode seine ganz konkreten Vorstellungen, von deren Richtigkeit er selbst "zu hundert Prozent überzeugt" sei, erklärte Henckel-Donnersmarck.
In Bezug auf die Kommunionsspendung für Wiederverheiratet tut sich Henckel-Donnersmarck schwer. "Ich glaube nicht, dass wir grundsätzlich aus Barmherzigkeit Sakramente spenden können", so der Altabt. Man könne die Priesterweihe nicht aus Mitleid oder die Taufe aus Barmherzigkeit spenden, daher seien dies die falschen Kategorien. Im Hinblick auf die angebliche Lagerbildung im Vorfeld der Synode zeigte sich Henckel-Donnersmarck nicht besorgt. "Der Papst ist Jesuit, es ist quasi ein ignatianisches Prinzip, durch die Gegenüberstellung von 'Lagern' Unterschiede sichtbar zu machen". Aus dieser Konstellation werde sich das bessere Argument dann hoffentlich durchsetzen.
Rund 400 Personen werden an der Weltbischofssynode zur Rolle der Familie teilnehmen. Darunter sind 280 eigentliche Synodenmitglieder sowie 120 Berater, Experten, Beobachter und Gäste aus der Ökumene. Österreich ist mit Kardinal Christoph Schönborn, Bischof Benno Elbs und dem orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic vertreten.
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Bischof Küng hofft auf Impulse für Synode bei Weltfamilientreffen
Österreichischer "Familienbischof" nimmt an Treffen in Philadelphia teil, zu dem ab Samstag auch Papst Franziskus erwartet wird - Kirchliche Pastoral soll verstärkte Zusammenarbeit mit den Familien suchen.
St. Pölten, 22.9.2015 (KAP) Der österreichische "Familienbischof" Klaus Küng erhofft sich vom katholischen Weltfamilientreffen in Philadelphia zusätzliche Impulse für die bevorstehende Familiensynode. "Ich wünsche mir keine Engführung der Themen auf mitteleuropäische Sonderfragen, und dass die viel stärkere Zusammenarbeit zwischen Geistlichen und Familien ein neuer Weg der Pastoral in jeder Gemeinde, jeder Pfarre, in unserer Kirche sein kann", erklärte Küng am Dienstag in einer Aussendung der Diözese St. Pölten.
Küng nimmt auf Einladung des Päpstlichen Rates für die Familie als Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz am VIII. Weltfamilientreffen teil, das am Dienstag startete. Das sechstägige Treffen ist auch offizieller Anlass der USA-Reise von Papst Franziskus. Der Papst nimmt ab Samstag an dem Programm in Philadelphia teil und feiert am Sonntag die große Abschlussmesse.
Bei dem Großereignis in Philadelphia werde die "weltweite Sammelbewegung von christlichen Familien" besonders zu spüren sein, so der St. Pöltner Bischof. Die Sehnsucht nach gelungenem Familienleben sei in allen Menschen tief verwurzelt, was eine "Handschrift des Schöpfers" sei. Christliche Familien böten "eine Strahlkraft, die weithin sichtbar ist und fasziniert", und zeigten "wie Leuchttürme des Glaubens" für gläubige als auch glaubensferne Menschen den Weg zu Christus vor. Familien sollten sich deshalb vernetzen und gegenseitig stärken, sollten "klare Zeichen setzen" und dafür auch Unterstützung der Kirche erhalten.
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Kardinal Kasper hofft auf "sachliche und kollegiale Debatte bei der Synode".
München, 23.9.2015 (KAP/KNA) Kurienkardinal Walter Kasper sieht den gegenwärtigen Richtungsstreit in der katholischen Kirche in Ehe- und Familienfragen gelassen. Er sei ein "bevorzugter Prügelknabe der anderen Richtung", sagte der frühere Präsident des päpstlichen Einheitsrates dem ARD-Magazin "Report München". "Damit muss ich leben, damit kann ich auch leben." Auf der anderen Seite bekomme er viel Zuspruch von Bischöfen, Kardinälen und Theologen.
Kasper hat sich im Vorfeld der im Oktober stattfindenden vatikanischen Familiensynode für Lockerungen etwa bei der Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ausgesprochen. Der frühere Ökumenechef des Vatikan steht laut ARD-Ankündigung für das theologische Konzept der "Barmherzigkeit", das auch Papst Franziskus mehrmals hervorgehoben hat. Traditionsbewusste Kreise fürchteten hingegen einen Widerspruch zum Grundsatz der unauflöslichen Ehe, so "Report München".
Kasper sprach sich in dem Interview, das am Dienstagabend (21.55 Uhr) im ersten deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ausgestrahlt wurde, für eine sachliche und kollegiale Debatte bei der Synode aus. Er sei "verhalten optimistisch", sagte der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart. "Man muss eine mittlere Position finden, wo möglichst alle sich beteiligen können, ja sagen können." Dabei könne es zur Rechten wie zur Linken einige Nein-Stimmen geben. "Damit kann man leben, muss man leben."
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Pedro und Ines
"Liebe ist ihr Name und Tränen ihre Welle"
http://www.welt.de/kultur/history/article1461403/Ines-de-Castro-eine-Leiche-auf-Portugals-Thron.html
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/article7OFQ4-1.499866
Alle Lust will Ewigkeit
Eins!
Oh Mensch! Gib acht!
Zwei!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
Drei!
»Ich schlief, ich schlief -,
Vier!
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Fünf!
Die Welt ist tief,
Sechs!
Und tiefer als der Tag gedacht.
Sieben!
Tief ist ihr Weh -,
Acht!
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Neun!
Weh spricht: Vergeh!
Zehn!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
Elf!
- will tiefe, tiefe Ewigkeit!«
Zwölf!
Aus: Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra. Und andere Schriften. Werke in drei Bänden. Band 2. Könemann Verlag, Köln 1994.
die hochzeit der liebe feiern
Sie lieben und vertrauen einander.
Sie wissen, der geliebte Mensch gehört wie kein anderer zu Ihnen.
Sie haben sich deshalb für ein gemeinsames Leben entschieden.
Sie bekunden dieses Ja zueinander öffentlich und feiern es.
Sie vertrauen auf die Kraft und Hilfe Gottes.
Sie wollen Ihre Ehe in seinem Geist als Sakrament leben.
Sie heiraten aus diesem Grund auch kirchlich.
• Von der Liebe berührt, finden Menschen zusammen, gestalten und pflegen ihre Beziehung und spüren irgendwann die Sehnsucht zusammenzubleiben.
• Eine Lebensentscheidung wie die zur Ehe, zur verbindlichen Lebensform auf Dauer, als Hoch-Zeit der Liebe zu feiern, hat eine lange und gute Tradition.
• Den Entschluss zur lebenslangen Bindung öffentlich zu bekunden und zu feiern, entspricht dem Wesen des Menschen und tut seiner Seele gut.
• Die anderen, besonders Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde, sollen teilhaben an dem was für die beiden zur Gewissheit geworden ist.
Ich wünsche Ihnen nicht nur eine schöne Hochzeitsfeier, sondern ermutige Sie auch jährlich Ihren Hochzeitstag zu beachten und gemeinsam zu gestalten. Besonders aber wünsche ich Ihnen immer wieder hochzeitliche Erfahrungen, ein gutes Miteinander in den Flachzeiten und die gemeinsame Bewältigung möglicher Tiefzeiten.
Franz Harant, Ehe- und Familienseelsorger in Linz
Franz Harant, Diözese Linz.
Die Scheidung
Erst war es nur ein unmerkliches Beben der Haut -
»Wie du meinst« -, dort wo das Fleisch am dunkelsten ist.
»Was hast du?« - Nichts. Milchige Träume
von Umarmungen, aber am anderen Morgen
sieht der andere anders aus, sonderbar knochig.
Messerscharfe Mißverständnisse. »Damals in Rom -«
Das habe ich nie gesagt. - Pause. Rasendes Herzklopfen,
eine Art Haß, sonderbar. - »Darum geht es nicht.«
Wiederholungen. Strahlend hell die Gewißheit:
Von nun an ist alles falsch. Geruchlos und scharf,
wie ein Paßfoto, diese unbekannte Person
mit dem Teeglas am Tisch, mit starren Augen.
Es hat keinen Zweck keinen Zweck keinen Zweck:
Litanei im Kopf, ein Anflug von Übelkeit.
Ende der Vorwürfe. Langsam füllt sich
das ganze Zimmer bis zur Decke mit Schuld.
Die klagende Stimme ist fremd, nur die Schuhe,
die krachend zu Boden fallen, die Schuhe nicht.
Das nächste Mal, in einem leeren Restaurant,
Zeitlupe, Brotbrösel, wird über Geld gesprochen,
lachend. Der Nachtisch schmeckt nach Metall.
Zwei Unberührbare. Schrille Vernunft.
»Alles halb so schlimm.« Aber nachts
die Rachsucht, der stumme Kampf, anonym,
wie zwei knochige Advokaten, zwei große Krebse
im Wasser. Dann die Erschöpfung. Langsam
blättert der Schorf ab. Ein neues Tabakgeschäft,
eine neue Adresse. Parias, schrecklich erleichtert.
Blasser werdende Schatten. Dies sind die Akten.
Dies ist der Schlüsselbund. Dies ist die Narbe.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950-2010. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010.
Von Kind und Ehe
Ich habe eine Frage für dich allein, mein Bruder: wie ein Senkblei werfe ich diese Frage in deine Seele, daß ich wisse, wie tief sie sei.
Du bist jung und wünschest dir ein Kind und Ehe. Aber ich frage dich: bist du ein Mensch, der ein Kind sich wünschen darf?
Bist du der Siegreiche, der Selbstbezwinger, der Gebieter der Sinne, der Herr deiner Tugenden? Also frage ich dich.
Oder redet aus deinem Wunsche das Tier und die Notdurft? Oder Vereinsamung? Oder Unfriede mit dir?
Ich will, daß dein Sieg und deine Freiheit sich nach einem Kinde sehne. Lebendige Denkmale sollst du bauen deinem Siege und deiner Befreiung.
Über dich sollst du hinausbauen. Aber erst mußt du mir selber gebaut sein, rechtwinklig an Leib und Seele.
Nicht nur fort sollst du dich pflanzen, sondern hinauf! Dazu helfe dir der Garten der Ehe!
Einen höheren Leib sollst du schaffen, eine erste Bewegung, ein aus sich rollendes Rad - einen Schaffenden sollst du schaffen.
Ehe: so heiße ich den Willen zu Zweien, das Eine zu schaffen, das mehr ist, als die es schufen. Ehrfurcht voreinander nenne ich Ehe als vor den Wollenden eines solchen Willens.
Dies sei der Sinn und die Wahrheit deiner Ehe. Aber Das, was die Viel-zu-Vielen Ehe nennen, diese Überflüssigen, - ach, wie nenne ich das?
Ach, diese Armut der Seele zu Zweien! Ach, dieser Schmutz der Seele zu Zweien! Ach, dies erbärmliche Behagen zu Zweien!
Ehe nennen sie dies Alles; und sie sagen, ihre Ehen seien im Himmel geschlossen.
Nun, ich mag ihn nicht, diesen Himmel der Überflüssigen! Nein, ich mag sie nicht, diese im himmlischen Netz verschlungenen Tiere!
Aus: Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra. Und andere Schriften. Werke in drei Bänden. Band 2. Könemann Verlag, Köln 1994.
Ketubba
Ketubba ist der schriftlich niedergelegte jüdische Ehevertrag. Er wird in aramäischer Sprache verfasst und von zwei Zeugen unterschrieben.
Im orthodoxen Judentum definiert die Ketubba die Verpflichtung des Ehemanns gegenüber seiner Gattin. Er verpflichtet sich damit, ihr Unterstützung, Ernährung, gesundes Leben und Freude zu sichern. Die Ketubba regelt auch die finanzielle Absicherung der Frau im Falle einer Scheidung oder dem Tod des Mannes. Für die Frau sind in der Ketubba keine Pflichten festgelegt.
Der Text der orthodoxen Ketubba, aus dem Aramäischen übersetzt, lautet in etwa:
"Am... Tage der Woche, am ... Tage des Monats... des Jahres ... nach Erschaffung der Welt, nach der Zeitrechnung, die wir hier in der Stadt XYZ zählen. Es hat A., Sohn des B., zu der Jungfrau C., Tochter des D., gesagt: Sei mir zur Frau nach dem Gesetze Moses und Israels, und ich will für dich arbeiten, dich in Ehren halten, dich ernähren und versorgen, nach der Sitte der jüdischen Männer, die in Redlichkeit für ihre Frauen arbeiten, sie ehren, ernähren und versorgen. Auch will ich dir die Morgengabe deiner Jungfräulichkeit geben, 200 Sus (Denare) in Silbermünzen, die dir gemäß der Tora gebühren, wie auch deine Speise, deine Kleidung und all deinen Bedarf, und ich komme zu dir nach der Weise der ganzen Welt. Und sie, die Jungfrau, hat eingewilligt, ihm zur Frau zu werden.
Und die Mitgift, die sie vom Hause ihres Vaters mitbekommt, sei es in Silber, Gold, Schmucksachen, Kleidungsstücken, Hausgeräten oder Bettzeug, beträgt 100 Silbermünzen. Und A., der Bräutigam, hat eingewilligt, ihr noch 100 Sus Silbermünzen zuzufügen, so daß die ganze Summe 200 Silbermünzen beträgt. Und A., der Bräutigam, sprach also: Ich übernehme die Gewährleistung für diese Ketubba, Mitgift und Zugabe sowohl für mich als auch für meine Erben nach mir, so daß sie ausbezahlt werden soll mit dem Besten und Vorzüglichsten meines Vermögens, das ich auf Erden besitze, das ich erwarb oder erwerben werde, sei es an Immobilien oder an Mobilien. All dieser Besitz, selbst mein Mantel auf meinen Schultern, soll gewährleisten oder verbürgen, daß deine Ketubba, Mitgift und Zugabe bezahlt werde bei meinem Leben und nach meinem Tode, vom heutigen Tage an in alle Ewigkeit.
Die Gewährleistung für Morgengabe, Mitgift und Zugabe übernahm A., der Bräutigam, gemäß strengen Vorschriften der Ketubba und der Zusatz-Urkunden, wie sie bei den Töchtern Israels gebräuchlich sind, und nach den Anordnungen unserer Weisen, nicht etwa als bloßes Versprechen oder als Urkundenformular.
All dies ist erklärt worden von seiten des Bräutigams A., Sohn des B., für C., Tochter des D., in bezug auf alles oben Geschriebene und Erklärte, um es rechtskräftig zu erwerben. Wir (die Zeugen) haben vom Bräutigam A., Sohn des B., für die Braut C., Tochter des D., die Jungfrau, mittels eines Kleidungsstückes, welches zum Kinjan geeignet ist, rechtskräftig die vorstehenden Rechte erworben.
Alles ist fest und rechtsgültig.
Unterschrift: ... Sohn des ..., Zeuge ... Sohn des ...., Zeuge."
In einigen Gegenden fügen auch Bräutigam und Braut Ihre Unterschriften bei.
Diese Form der Ketubba wird jedoch nur im orthodoxen Judentum verwendet. Die Mehrheit der Juden in Nordamerika und eine bedeutende Minderheit der Juden in Europa und Israel praktizieren Formen des progressiven (oder liberalen) Judentums. In diesen Denominationen dient die Ketubba den Partnern vor allem als feierliche Erklärung ihrer Liebe für einander und ihrer gegenseitigen Versprechen und Verpflichtungen. Dies schließt in der Regel auch einen angemessenen Beitrag zum Lebensunterhalt ein, doch nehmen beide Partner gleichermaßen diese Verpflichtung auf sich. Morgengabe und Mitgift kommen dabei nicht vor. Viele nicht-orthodoxe Ketubot schließen auch einen Passus ein, in dem sich der Bräutigam verpflichtet, seiner Frau auf Verlangen die Scheidung zu gewähren. Weil viele Juden Angehörige anderer Religionen heiraten, gibt es auch Ketubba-Texte für solche gemischtreligiösen Eheschließungen. Dasselbe gilt für die wachsende Zahl gleichgeschlechtlicher jüdischer Partnerschaften, die in einer religiösen Zeremonie besiegelt werden und für die es ebenfalls Ketubot gibt. Nicht-orthodoxe Ketubot sind nicht einfach eine Formalität, sondern dienen dem Paar als eine Art feierliches "mission statement" ihrer Ehe. Entsprechend viel Sorgfalt wird auf die Formulierung verwendet. Dass die Ketubba von Kalligraphen geschrieben und von darauf spezialisierten Künstlern aufwendig gestaltet wird, gehört zu der jüdischen Tradition des chidur mizvah, also der "Verschönerung" einer religiösen Verpflichtung. Viele Paare lassen ihre Ketubba rahmen und hängen sie zu Hause an einem Ehrenplatz auf.
Inneres Wachstum
Die romantische Liebe ist ein relativ neues Phänomen, über das wir, vor allem im Zusammenhang mit der Ehe, nur wenig wissen. In Die Liebe und das Abendland stellt Denis de Rougemont fest, daß es in der westlichen Kultur keine Geschichtsschreibung einer glücklichen romantischen Liebe zwischen Eheleuten gibt; vor dem zwölften Jahrhundert habe die Vorstellung der romantischen Liebe noch gar nicht existiert. Dichtung und Literatur handeln oft von verheirateten Menschen, die die Liebe außerhalb der Ehe finden, aber meistens wird daraus dann eine Tragödie. Laut de Rougemont betrachten wir die leidenschaftliche Liebe als einen Impuls, dem wir nicht widerstehen können und der uns in seinem Triumph verzehrt und vernichtet. Wir sehen die romantische Liebe als eine privilegierte Form des Leidens, durch das wir uns lebendiger fühlen, weil das Leben durch sie gefährlich, groß und tragisch wird.
Über lustvolle Sexualität und dauerhafte Intimität in einer Ehe oder stabilen Paarbeziehung wissen wir nur relativ wenig. Bislang war in der Menschheitsgeschichte die Regel, daß eine Ehe von den Eltern des Paares nach gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kriterien vereinbart wurde. Noch nie haben sich Menschen von der Ehe so viel Erfüllung und Glück erwartet wie heute. Die hohen Scheidungsraten zeigen, wie gewaltig unsere Erwartungen sind - und wie wenig wir in der Lage sind, ihnen zu genügen. Viele Zeitgenossen hegen die Illusion, für jedes persönliche Problem (ob es nun um Intimität, Sexualität oder anderes geht) gäbe es eine bestimmte psychologische Technik, und es komme nur darauf an, sie richtig anzuwenden. In Wirklichkeit existieren solche Techniken aber nicht. Vielmehr hat unser Unwissen dazu geführt, daß die Methoden, die wir entwickelt haben, uns offenbar sogar daran hindern, unsere angestrebten Ziele zu erreichen.
Wir werden heute im Durchschnitt älter als unsere Vorfahren und bleiben körperlich und geistig länger in Form. Davon haben wir aber nur wenig, wenn wir in einer »toten« Beziehung leben. Wir müssen Wege finden, sie mit Leidenschaft zu füllen, falls wir nicht nur nebeneinander herleben oder eine oberflächliche Beziehung durch die nächste ersetzen wollen. Immer mehr Paare hoffen (wider alle Hoffnung), daß der Funke der Leidenschaft nicht erlischt, »bis daß der Tod uns scheidet«.
(. . . )
Wenn Sie neue Schritte gehen wollen, hat das seinen Preis. Sie werden zum Beispiel liebgewonnene Vorstellungen über Bord werfen müssen, die Ihnen das Gefühl der Sicherheit geben oder von denen Sie sich eine Lösung für Ihre Schwierigkeiten erwarten. Sie werden sich von Ihrem bisherigen »Selbst« verabschieden müssen, um der Mensch zu werden, der Sie sein möchten. Vielleicht befinden Sie sich auch bereits in einer konkreten Situation, in der Sie sich entscheiden müssen, ob Sie Schritte dieser Art gehen wollen. Das liegt nicht daran, daß mit Ihrer Paarbeziehung etwas nicht stimmen würde, sondern gehört ganz natürlich zu einer Beziehung dazu.
(. . . )
Mein Ziel ist, Sie dazu anzuregen, »an sich selbst festzuhalten« und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zugleich nahe zu sein. Sie haben keine Zeit zu verlieren, aber ich hoffe, Sie werden mit sich selbst dennoch Geduld haben, denn unser inneres Wachstum verläuft äußerst langsam.
Aus: David Schnarch, Die Psychologie sexueller Leidenschaft. Mit einem Vorwort von Jürg Willi. Aus dem Amerikanischen von Christoph Trunk und Maja Ueberle-Pfaff. Klett-Cotta Verlag 2007 (1997).
Zweiheit
Liebe ist eine Gegenwart.
Wir fühlen, daß wir einem anderen gehören und der andere uns. Liebe heißt, sich zwei fühlen, spüren, daß man selbst zwei ist. Liebe bedeutet, sich geliebt fühlen, die Gegenwart eines anderen wahrnehmen, der einen liebt und einem zulächelt. Lieben heißt, der andere sein wollen, wissen, daß man der andere ist und daß der andere man selbst sein will und man selbst ist. Es bedeutet, von sich selbst leer und voll vom anderen sein. Wenn wir den Geliebten ansehen, verwandelt sich die ganze Seele in Blick. Wenn wir seufzen, gießt sich die ganze Seele in den Seufzer. Man weiß sich zwei und fühlt sich identifiziert mit allen Paaren: mit zwei Liebenden, zwei Wolken, zwei vorüberfliegenden Tauben, zwei Sternen.
Meine Einsamkeit und mein Seufzen in der Nacht fiel immer ins Leere, fand nie ein Echo. Ich war allein. Jetzt hat mein Rufen ein Echo gefunden, da ist jemand, der mich hört. Ich kann ihn nicht sehen in der Dunkelheit und auch nicht hören, aber fast spüre ich in meinem Innern, tiefer innen als ich selbst, Seinen Atem.
Aus: Das Gesetz der Liebe. Texte und Meditationen von : Ernesto Cardenal, hrsgg. Von Christian Zippert. Kiefel/ Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996.
Zusammensein
Unsere Rede hier wird augenblicklich vom Wind verweht, unser Lachen vergeht. Die Freude am Zusammensein, die zwei Liebende spüren, verflüchtigt sich in der Zeit wie Rauch im Wind. Aber im Himmel wird es weder Raum noch Zeit geben. Dann werden wir in Ewigkeit lieben, im ewigen Leben, in einem Leben, das Bewegung ist, aber doch nicht vorübergeht, in ewiger Gegenwart.
Dann gibt es auch die Qual des Raumes nicht mehr. Jetzt können wir nicht gleichzeitig mit allen zusammensein, die wir lieben, um bei den einen zu sein, müssen wir abwesend von den anderen sein. Und dann gibt es so viele andere, die wir nicht einmal kennen und darum auch nicht lieben können. Die wir jetzt lieben, waren uns ja auch einmal unbekannt und fremd. Im Himmel aber sind wir alle zusammen und erfreuen uns an der Gemeinschaft mit der ganzen Menschheit, mit denen, die wir hier undeutlich und unvollkommen lieben, und mit denen, die wir nicht lieben, weil wir sie nicht kennen. Und um wieviel intensiver mögen sich die lieben, die sich auf Erden schon liebten, gefangen zwischen den Zufälligkeiten von Zeit und Raum!
Aus: Das Gesetz der Liebe. Texte und Meditationen von : Ernesto Cardenal, hrsgg. Von Christian Zippert. Kiefel/ Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996.
Martin Stewen (2003)
Manfred Wussow (2006)
Hans Hütter (1997)