Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 14. Jan. 2024 - 2. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - 1 Sam 3,3b-10. 19
Lesung aus dem ersten Buch Samuel.
In jenen Tagen
schlief Samuel im Tempel des HERRN,
wo die Lade Gottes stand.
Da rief der HERR den Samuel
und Samuel antwortete: Hier bin ich.
Dann lief er zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen.
Geh wieder schlafen!
Da ging er und legte sich wieder schlafen.
Der HERR rief noch einmal: Samuel!
Samuel stand auf und ging zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn.
Geh wieder schlafen!
Samuel kannte den HERRN noch nicht
und das Wort des HERRN
war ihm noch nicht offenbart worden.
Da rief der HERR den Samuel wieder,
zum dritten Mal.
Er stand auf
und ging zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Da merkte Eli, dass der HERR den Knaben gerufen hatte.
Eli sagte zu Samuel: Geh, leg dich schlafen!
Wenn er dich ruft, dann antworte:
Rede, HERR; denn dein Diener hört.
Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder.
Da kam der HERR,
trat heran und rief wie die vorigen Male:
Samuel, Samuel!
Und Samuel antwortete:
Rede, denn dein Diener hört.
Samuel wuchs heran
und der HERR war mit ihm
und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.
Die Berufung des Samuel weist einen ganz entscheidenden Unterschied zu anderen Prophetenberufungen auf: Es ist kein erfahrener Alter aus dem Volk, der sich hervorgetan hat, an den die Weisung ergeht, sondern ein junger Schüler. Manche Kommentatoren deuten das als einen Hinweis, dass mit der herkömmlichen Garde der Propheten nichts mehr anzufangen war. Für die Offenbarung Gottes an sein Volk benötigte es einen ganz neuen Zugang. Mit Samuel wird auch deutlich, was es braucht, um zugänglich zu sein für die Botschaft Gottes: eine Offenheit, eine Einfachheit, eine gewisse Naivität. Wenn das Gotteswort in die Ohren der Gebildeten und Reflektierenden fällt, hat es dort schwerer. Der letzte Vers der Lesung macht deutlich, dass es dann schließlich darauf ankommt, dass der Empfänger der Botschaft nicht matt verharrt, sondern hineinwächst in das, was Gott von ihm will.
Die biblische Person des Samuel gehört zu den so genannten "kleinen Richtern", die in Israel Recht gesprochen haben. Das von ihm gezeichnete Bild ist sehr komplex.
Bereits die wunderbare Geburt Samuels (Bedeutung des Namens: "Gott ist sein Name"), deutet auf eine besondere Aufgabe für Israel hin. Nachdem er durch die Anweisungen des Priesters Eli das Wort Gottes kennengelernt hat, werden ihm prophetische Züge zugesprochen. So verkündet er etwa den Israeliten das Recht und erwirkt dank seiner Fürbitte einen Sieg über die Philister.
Ihm wird nach den Samuelbüchern sowohl die Salbung Sauls als auch Davids zu Königen zugeschrieben - nach der ältesten Textschicht des AT wird jedoch Saul durch das Volk gesalbt.
Zentrum der Lesung ist die Berufung Samuels zum Propheten. Eingewoben ist dieser Text in die Kindheitsgeschichte Samuels (Kapitel 1 bis 4). Die Abfassung des Textes dürfte in oder kurz nach der so genannten Exilszeit erfolgt sein. - Der Tempelkult ist zusammengebrochen und die religiöse Orientierung wird maßgeblich durch die Besinnung auf die Botschaft der Propheten bestimmt.
Hervorzuheben ist an der Berufungsgeschichte, dass Samuel seine Berufung nicht durch einen Traum vermittelt wird, sondern diese gleichsam real erfährt, indem er Gottes Wort vernimmt. Samuel vernimmt diese Botschaft und lässt sich auf sie ein. Er hört also gewissermaßen Gottes Berufung, befolgt seine Botschaft und stellt sich somit ganz in den Dienst Gottes.
Im Ersten Samuelbuch wird in den ersten drei Kapiteln die Geschichte des Heiligtums in Schilo erzählt. Den Dienst am Heiligtum versah Eli mit seinen Söhnen. Diese Söhne verloren durch ihr eigenes Verhalten das Recht zum priesterlichen Dienst. So musste ein neuer Priester berufen werden.
Samuels Berufung geschieht unter der Mitwirkung Elis, der so seinen Nachfolger vorbereitet. Dabei bleibt Gott der Rufende, der solange ruft, bis Samuel reif ist für die richtige Antwort.
Durch die Schuld der Söhne Elis waren Visionen selten geworden. Entsprechend geschieht der Neuanfang in der Berufung des Samuel in einer Audition. Samuel hört die Stimme Gottes.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Sam 3,3b-19
Lesung aus dem ersten Buch Samuel:
In jenen Tagen
schlief Samuel im Tempel des HERRN,
wo die Lade Gottes stand.
Da rief der HERR den Samuel
und Samuel antwortete: Hier bin ich.
Dann lief er zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen.
Geh wieder schlafen!
Da ging er und legte sich wieder schlafen.
Der HERR rief noch einmal: Samuel!
Samuel stand auf und ging zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn.
Geh wieder schlafen!
Samuel kannte den HERRN noch nicht
und das Wort des HERRN
war ihm noch nicht offenbart worden.
Da rief der HERR den Samuel wieder,
zum dritten Mal.
Er stand auf
und ging zu Eli
und sagte: Hier bin ich,
du hast mich gerufen.
Da merkte Eli, dass der HERR den Knaben gerufen hatte.
Eli sagte zu Samuel: Geh, leg dich schlafen!
Wenn er dich ruft, dann antworte:
Rede, HERR; denn dein Diener hört.
Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder.
Da kam der HERR,
trat heran und rief wie die vorigen Male:
Samuel, Samuel!
Und Samuel antwortete:
Rede, denn dein Diener hört.
Der HERR sagte zu Samuel:
Fürwahr, ich werde in Israel etwas tun,
sodass jedem, der davon hört, beide Ohren gellen.
An jenem Tag werde ich an Eli vom Anfang bis zum Ende
alles verwirklichen, was ich seinem Haus angedroht habe.
Ich habe ihm angekündigt,
dass ich über sein Haus für immer das Urteil gesprochen habe
wegen seiner Schuld;
denn er wusste, wie seine Söhne Gott lästern,
und gebot ihnen nicht Einhalt.
Darum habe ich dem Haus Eli geschworen:
Für die Schuld des Hauses Eli
kann durch Opfer und durch Gaben
in Ewigkeit keine Sühne erwirkt werden.
Samuel blieb bis zum Morgen liegen,
dann öffnete er die Türen zum Haus des HERRN.
Er fürchtete sich aber, Eli von der Vision zu berichten.
Da rief Eli Samuel und sagte:
Samuel, mein Sohn!
Er antwortete: Hier bin ich.
Eli fragte: Was war es, das er zu dir gesagt hat?
Verheimliche mir nichts!
Gott möge dir dies und das antun,
wenn du mir auch nur eines von all den Worten verheimlichst,
die er zu dir gesprochen hat.
Da teilte ihm Samuel alle Worte mit
und verheimlichte ihm nichts.
Darauf sagte Eli:
Es ist der HERR.
Er tue, was ihm gefällt.
Samuel wuchs heran
und der HERR war mit ihm
und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.
Antwortpsalm - Ps 40,2. 4ab. 7-10
Kv: Mein Gott, ich komme;
deinen Willen zu tun, ist mein Gefallen. - Kv
GL 31,1
Ich hoffte, ja ich hoffte auf den HERRN. *
Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.
Er gab mir ein neues Lied in den Mund, *
einen Lobgesang auf unseren Gott. - Kv
An Schlacht- und Speiseopfern hattest du kein Gefallen, /
doch Ohren hast du mir gegraben, **
Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert.
Da habe ich gesagt: Siehe, ich komme. *
In der Buchrolle steht es über mich geschrieben. - Kv
Deinen Willen zu tun, mein Gott, war mein Gefallen *
und deine Weisung ist in meinem Innern.
Gerechtigkeit habe ich in großer Versammlung verkündet, *
meine Lippen verschließe ich nicht; HERR, du weißt es. - Kv
2. Lesung - 1 Kor 6,13c-15a. 17-20
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da,
sondern für den Herrn
und der Herr für den Leib.
Gott hat den Herrn auferweckt;
er wird durch seine Macht auch uns auferwecken.
Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?
Wer sich dagegen an den Herrn bindet,
ist e i n Geist mit ihm.
Meidet die Unzucht!
Jede Sünde, die der Mensch tut,
bleibt außerhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt,
versündigt sich gegen den eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht,
dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist,
der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?
Ihr gehört nicht euch selbst;
denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden.
Verherrlicht also Gott in eurem Leib!
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (2009)
Feri Schermann (2000)
Der Körper des Menschen ist der Tempel des Heiligen Geistes. Und entsprechend soll der Körper des Menschen auch daherkommen und betrachtet werden. Paulus führt das aus am Thema »Unzucht«. Die Bewertung sexuellen Verhaltens hat sich über die Zeiten indes geändert. In heutiger Zeit würden wir viele Sichtweisen der paulinischen Ausführungen vielleicht nicht mehr teilen. Wir müssen uns aber heute dennoch umso intensiver fragen: Welche Arten des Umgangs des Menschen mit seinem Körper verhindern, dass die menschliche Existenz eine würdige Wohnstatt des Heiligen Geistes ist? Fraglos gehört auch schädliches sexuelles Verhalten dazu, aber vielleicht noch mehr? Und noch ganz anderes?
In den Kapiteln 5 bis 11 beschäftigt sich Paulus mit ganz konkreten Problemen und Anliegen der Gemeinde von Korinth. Hauptproblem ist, neben dem Umgang mit Götzenopferfleisch, die sexuelle Freizügigkeit. Offensichtlich hat ein Teil der Gemeinde von Korinth die Aussage des Apostels Paulus "Alles ist mir erlaubt." aus Vers 12 missverstanden und handelt dementsprechend. Paulus greift daher das Verhalten in Teilen der Gemeinde auf und versucht, dieses zu korrigieren.
Hinter beiden Themen steht der - missverstandene - Begriff von Freiheit, denn Korinth war, im Gegensatz zu den kleinasiatischen Gemeinden eine multikulturelle Gemeinde, und dementsprechend auch unterschiedlichen Strömungen und Einflüssen ausgesetzt. Paulus versucht daher in diesem Brief die Fragen "Wie gehen wir mit dem Glauben anderer und mit ihren Riten um?" sowie "Was bedeutet Freiheit?" grundsätzlich zu klären.
Die Empfänger dieses Briefes haben offenbar eines der Lieblingsworte des Apostels missverstanden: "Alles ist mir erlaubt" (V12). Manche Korinther frönen ihren Lastern, mit dem Vorwand, sie seien wie Essen und Trinken auch nur Bedürfnisse des Leibes. Paulus benützt die Gelegenheit, um die Grundelemente der christlichen Vorstellung vom Leib aufzuzeigen.
Von den Lastern greift Paulus besonders die Sünde der Unzucht heraus. Gewisse Kreise in Korinth huldigten mit den von Paulus angeführten Schlagworten einer ungebundenen Lebenshaltung in den geschlechtlichen Dingen und versuchten die sittliche Bedeutung derselben zu verharmlosen.
Die christliche Sicht des Leibes besteht nach Paulus darin, dass seine Würde in der Teilnahme an der Erlösungsgnade Christi liegt. Der Leib, das ist der ganze Mensch, für den Christus gestorben und vom Tod auferstanden ist. Gewiss schädigen auch andere Sünden, wie z.B. die Unmäßigkeit, den Leib des Menschen. Aber es geht dem Apostel um den Leib, der in einer innigen Lebensgemeinschaft mit Christus steht. Sich der Begierde versklaven, heißt Christus entehren. Leib und Seele und Geist des getauften sind Christus geweiht, „Tempel des Heiligen Geistes“.
Dies wird noch nachdrücklich hervorgehoben durch den Hinweis auf die erfolgte Loskaufung. Durch die Taufe ist der Christ in das Eigentum seines neuen Herrn übergegangen. Mit diesen Gedanken wird die Würde des christlichen Leibes gekennzeichnet und der Leib bewahrt vor den Extremen eines übertriebenen Kultes einerseits und einer unberechtigten Verachtung andererseits.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Kor 6,12-20
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Der Leib ist aber nicht für die Unzucht da,
sondern für den Herrn
und der Herr für den Leib.
Gott hat den Herrn auferweckt;
er wird durch seine Macht auch uns auferwecken.
Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind?
Darf ich nun die Glieder Christi nehmen
und zu Gliedern einer Dirne machen?
Auf keinen Fall!
Oder wisst ihr nicht:
Wer sich an eine Dirne bindet,
ist ein Leib mit ihr?
Denn es heißt: Die zwei werden ein Fleisch sein.
Wer sich dagegen an den Herrn bindet,
ist e i n Geist mit ihm.
Meidet die Unzucht!
Jede Sünde, die der Mensch tut,
bleibt außerhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt,
versündigt sich gegen den eigenen Leib.
Oder wisst ihr nicht,
dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist,
der in euch wohnt und den ihr von Gott habt?
Ihr gehört nicht euch selbst;
denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden.
Verherrlicht also Gott in eurem Leib!
Ruf vor dem Evangelium - Joh 1,41. 17b
Halleluja. Halleluja.
Wir haben den Messias gefunden, den Gesalbten des Herrn.
Die Gnade und die Wahrheit sind durch ihn gekommen.
Halleluja.
Evangelium - Joh 1,35-42
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
stand Johannes wieder am Jordan, wo er taufte,
und zwei seiner Jünger standen bei ihm.
Als Jesus vorüberging,
richtete Johannes seinen Blick auf ihn
und sagte: Seht, das Lamm Gottes!
Die beiden Jünger hörten, was er sagte,
und folgten Jesus.
Jesus aber wandte sich um,
und als er sah, dass sie ihm folgten,
sagte er zu ihnen: Was sucht ihr?
Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister - ,
wo wohnst du?
Er sagte zu ihnen: Kommt und seht!
Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte,
und blieben jenen Tag bei ihm;
es war um die zehnte Stunde.
Andreas, der Bruder des Simon Petrus,
war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten
und Jesus gefolgt waren.
Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon
und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden -
das heißt übersetzt: Christus.- der Gesalbte.
Er führte ihn zu Jesus.
Jesus blickte ihn an
und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes,
du sollst Kephas heißen,
das bedeutet: Petrus, Fels.
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (2009)
Feri Schermann (2000)
Die vorliegende Perikope veranschaulicht den Transitus von Jesu Vorläufer zur Mission des Gottessohnes. Johannes, der letzte Prophet des Alten Bundes und der Künder des Neuen Bundes, steht am Jordan und verweist auf den, der kommen wird und dessen Schuhriemen seiner Sandalen er nicht zu lösen würdig ist. Johannes aber geht nicht mit Jesus. Es sind nach den Ausführungen des Evangelisten Johannes seine Jünger. Sie verlassen den Täufer und folgen dem Messias. Dabei verändert sich auch die Art der Mission. Sie erleben die Taufe des Johannes und seine Predigt, von Jesus heißt es aber nur, dass sie bei ihm blieben: Wir erfahren nicht, was sie dort erleben. Erst danach berichtet Andreas in seinem Familienkreis, was sie erlebt haben, aber auch ohne konkretere Ausführungen. Andreas bringt Petrus zu Jesus: Auch er kam, sah und ist geblieben - sogar in ganz besonderer Stellung. Methodisch stellt sich Jesu Rabbisein völlig anders dar als das Prophetendasein des Johannes. Ist Johannes Prediger, Täufer und Zeuge, geht die Mission Jesu zuerst über Beziehung.
Die ersten Jünger Jesu waren zuerst Jünger von Johannes dem Täufer - als Johannes auf Jesus hinweist, schließen sie sich Jesus an. Dies ist gleichsam als ein erster Schritt zum Glauben zu verstehen.
Die Frage Jesu "Was sucht ihr?" ist das erste Zitat Jesu im Johannesevangelium. Diese Frage taucht im Johannesevangelium noch zwei Mal in ähnlicher Form auf: im Garten Getsemani fragt Jesus "Wen sucht ihr?" und am Morgen der Auferstehung wird Maria von Magdala gefragt "Wen suchst du?". Aufgrund der Platzierung dieser Frage an drei inhaltlich wichtigen Stellen wird deutlich, dass es sich hierbei offensichtlich um eine Grundfrage handelt, die sich jeder selbst stellen und beantworten muss, der zu Jesus (zum Glauben) kommt, bzw. auf der Suche nach ihm ist.
Der anschließende Kurzdialog "Wo wohnst Du? - Kommt und seht." drückt aus, dass man sich auf Jesus einlassen muss und ihn nur kennen lernt, wenn man sich in seine (unbedingte) Nachfolge begibt.
Sie blieben jenen Tag bei ihm, es war um die zehnte Stunde. Die zehnte Stunde ist die Stunde der Wende und der Vollendung. In der zehnten Stunde, am Nachmittag, wurde das Abendopfer dargebracht. Sie blieben den ganzen Tag bei ihm, sie werden immer bei ihm bleiben. Es beginnt das "Bleiben", ein zentraler Ausdruck im Evangelium nach Johannes. Die beiden erkennen in Jesus den von der Schrift geweissagten "König Israels" und Simon erhält von Jesus gleich seinen Beinamen "Fels".
Johannes stellt die ersten Ereignisse des öffentlichen Lebens Jesu in auffallender Genauigkeit dar. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass der Evangelist Johannes im vorliegenden Abschnitt seines Evangeliums über die Darstellung der Tatsachen hinaus eine tiefere Botschaft verkünden will.
Mit dem kurzen Hinweis auf das "Gotteslamm" fordert Johannes die zwei Jünger, die bei ihm stehen, zum Anschluss an Jesus auf. Sie verstehen ihren Meister und gehen hinter Jesus her. Das "Folgen" der beiden Jünger ist der erste Schritt zum Glauben an Jesus.
Jesus erleichtert den beiden Männern den Anschluss mit der Frage: "Was sucht ihr?" In der Gegenfrage der Johannesjünger liegt die Bitte, ihnen ein ungestörtes Gespräch zu gewähren. Die Anrede "Rabbi" ist die gebräuchliche Anrede der Schüler. Dennoch ist die Neugierde nicht zu überhören, die an die messianische Erwartung der Verkündigung des Täufers anschließt und mit dem verschlüsselten Wort "Lamm Gottes" angesprochen ist.
Der knappe Bericht gibt den Eindruck, dass die beiden Suchenden durch Jesus selbst gewonnen werden und Johannes nur den Vermittler spielte. Jesus lädt sie ein, mit ihm zu kommen; wo er seine Bleibe hat, ist nicht gesagt und auch unwichtig. Der Evangelist hüllt das folgende Gespräch in Schweigen. In all diesen Begegnungen wirkt Jesus mehr durch sein Wesen und seine Hoheit.
In der folgenden Szene finden weitere Jünger zu Jesus. Bei diesen Begegnungen ist es dem Erzähler wichtig, wie sich Jesus dabei verhält, was er spricht, wie er diese Männer beurteilt und gewinnt. Den ihm zugeführten Simon umfasst und durchdringt Jesus mit seinem Blick und nennt ihn sogleich mit seinem künftigen vielsagenden Beinamen ("Fels"). Auffallend in dieser Szene ist auch das freudig bekennende und werbende Wort des Andreas, in dem er Jesus als "Messias" bezeichnet. In Jesus finden die ersten Jünger den von der Schrift geweissagten "König Israels".
"Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte"
Begegnung von Angesicht zu Angesicht
Ich erinnere mich an meine ersten Bewerbungen in früheren Zeiten. Damals kam es drauf an, dass das Bewerbungsdossier zum einen layouttechnisch herausstechend daherkam, und auch dass die Unterlagen mehr als vollständig waren und die Referenzen zahlreich. Leute im Personalwesen mussten sich Zeit nehmen, all das zu studieren, um dann die richtigen Entscheidungen zu treffen. All das ist vorbei. Wer heute seine Bewerbung irgendwo einreicht, gibt oft nicht mehr als ein Anschreiben und einen Lebenslauf ab. Das Anschreiben soll einen ersten Eindruck vermitteln, der Lebenslauf will zeigen, ob die Person sich so entwickelt hat, dass sie auf die ausgeschriebene Stelle passen könnte. - Mit denjenigen, die dann zu passen scheinen, geht es zum entscheidenden nächsten Schritt: zum persönlichen Gespräch. Aus Momenten, in denen ich selbst solche Einstellungsgespräche geleitet habe, weiß ich: Ich sammle meine Eindrücke vor allem in der Begegnung und dann vom ersten Handschlag an. Und nicht selten ist es vorgekommen, dass sich die guten Eindrücke, die die Bewerbungsunterlagen geliefert haben, in der persönlichen Begegnung in Luft aufgelöst haben. - Auch im Zeitalter von Videocalls, Online-Meetings und elektronischen Personaldossiers lässt sich nicht leugnen: Nichts geht über die Begegnung von Angesicht zu Angesicht.
Mehr als "hallo"
Das weiß auch der Gottessohn. Wir hörten soeben im Evangelium: Am Jordan sammelt Jesus die ersten Gefährten für seine Mission. Und das auf eine einfache Weise. Er sieht sie an und hört sie. Mehr braucht es nicht. Aber das ist viel. Am Anfang von Jesu Wanderung steht also ein Kontakt, der für den Betroffenen zutiefst einschneidend und lebensverändernd ist. - Das Fundament, die Basis unserer Kirche also ist: Beziehung. Jesus macht gleich von Anfang an deutlich: Kirche lebt und Glaube wächst nur, wo man einander auf Augenhöhe trifft und zuhört.
Nehmt (euren) Platz
Aber das ist noch nicht alles. Die zwei Jünger, die in Jesu Bann geraten, gehen noch einen Schritt weiter. "Wo wohnst du?", fragen sie ihn. Und Jesu Antwort: "Kommt und seht!" Er lädt sie ein in das Haus wo er gerade wohnt, und das heißt nach orientalischem Gastrecht: Er lässt sie ein in den Schutzraum seiner Privatsphäre. Er zeigt sich ihnen, wie er ist, und macht damit einmal mehr deutlich: Evangelium leben und verkünden braucht mindestens Beziehungen, am besten aber Gemeinschaften. Jesu Präsenz und sein Gemeinschaftsleben ziehen sich schließlich wie ein roter Faden durch das Wirken des Gottessohnes. Auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung erscheint er den Jüngerinnen und Jüngern und baut so mit ihnen an der Gemeinschaft der Kirche.
Schlüsselerlebnisse
In der berührenden Geschichte von den Anfängen des Propheten Samuel scheint Ähnliches auf. Da ist der Schüler Samuel und sein Lehrer. Als Gott ihn ruft, weiß Samuel nicht so recht, was da geschieht. Erst als Eli herausspürt, was da eigentlich los ist, kann er seinem Schüler die Situation deuten. Es braucht das Verständnis und das Einfühlungsvermögen des Lehrers, um die sich anbahnende Gottesbeziehung richtig erkennen zu können. - Und es wird deutlich: Gott bahnt sich anscheinend im Leben der Menschen Wege, die sich nicht immer sofort ausmachen lassen. Wir müssen die Augen und Herzen offenhalten und uns immer wieder fragen: Ist Gott da am Werk? Und uns dabei auch eingestehen: Er ist öfter im Spiel, als wir das glauben oder zulassen wollen. Das auch in so mancher Situation des Lebens, von der wir oder die ganze Kirche gar meinen, da habe Gott nichts mit zu tun. Mit derselben Sensibilität, die Eli an den Tag gelegt hat, sind wir gerufen, Gottes Gegenwart im Leben dieser Welt immer wieder neu zu erkennen.
Mach mit
Nochmal zurück zu der Begegnung Jesu mit den ersten Jüngern. Die Perikope endet nämlich in einem besonderen Moment. Da ist zu hören wie Andreas, einer der ersten, denen Jesus begegnet, ihn mit seinem Bruder Simon bekannt macht. Dieser Bruder kommt zuletzt in die Szene, endet aber mit der wichtigsten Rolle im zukünftigen Apostelkreis. Jesus nennt ihn Petrus, den Fels, und er wird die Rolle des Apostelersten übernehmen.
Die Begegnung der ersten Apostel mit Jesus ist nicht ein oberflächliches Zusammentreffen - es ist im religiösen Sinne sinnstiftend. Gerade die Berufung des Petrus sagt uns: Wann immer Gott wen in seine Kirche ruft, hält er für einen solchen Menschen einen - seinen - Platz bereit. Damals wie heute. Wer immer heute zum Christsein berufen ist, für den hält Gott einen Platz bereit, für den wir als Getaufte unsere Verantwortung tragen, den uns aber auch niemand absprechen kann. Keiner kann einem oder einer anderen Getauften sagen: Du gehörst nicht hier hin.
Damit kann unsere Glaubensgemeinschaft durchaus mal zu einer Herausforderung werden, aber das ist so - und das war auch immer so: Die Evangelien beschreiben ja auch einige Reibereien unter den Aposteln.
Lassen wir uns nieder
"Kommt und seht!" - so wie Jesus die Jünger in seine Nähe gerufen hat, ergeht die Einladung in die Nähe des Gottessohnes an uns auch heute. Wir hörten: Sie sind in sein Haus gegangen. Und die Familienfeiern der vergangenen Weihnachtstage haben mancherorsts mal wieder gezeigt, wie schwer das manchmal auszuhalten ist. So manche traute Familienrunde ist in immerwährenden Konflikten untergegangen. Wenn wir uns miteinander in der Nähe Jesu bewegen, dann geht's da genauso zu und her: Es scheppert und kracht durchaus mal gehörig. Und die Konfliktthemen in der Kirche sind ja zahlreich genug, als dass wohl niemand keines benennen könnte. Über allem Rauch und Knall, über allen Konflikten und Verletzungen, die man sich in der Kirche antut, steht aber diese Einladung Jesu: "Kommt und seht!" Antworten wir wie die Jünger: "Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte."
Vertrauen wächst in der Begegnung
Gott greift in die Geschichte ein
Die Texte heute führen uns in den (geschichtlichen) Alltag hinein. Weihnachten klingt noch ein wenig nach. Samuel steht an der Wende zweier Zeitalter, nämlich zwischen Richterzeit und beginnender Königszeit, deren erster König Saul war, also ca. 1050 v. Chr. Die Zeit der Richter dauerte etwa von 1350 - 1050 v. Chr. Dann folgte die Epoche der Könige, die mit Samuels Geburt eingeleitet wird. Die Zeitspanne erinnert besonders an all jene Frauen, die sehr lange kinderlos geblieben sind und die kaum noch mit einem Kind rechneten. Als Beispiele mögen angeführt sein Abraham und Sara, Elisabeth und Zacharias.
Hanna wird die Mutter von Samuel. Er wird fast noch als Baby dem Priester Eli übergeben. Bei ihm stand die Bundeslade als Zeichen für den mitwandernden Gott des Volkes Israel. Samuel verrichtete dort mit großer Freude seine Dienste, er muss aber erst einmal ruhig werden, dreimal erhebt er sich aus dem Schlaf. Samuel braucht Zeit, um zur Erkenntnis zu kommen, was mit ihm geschehen soll: „Rede HERR, dein Diener hört!“ (1 Sam 3,10), war Samuels Antwort.
Gott wirkt durch den Heiligen Geist
Gott wirkt auch im Inneren des Menschen durch den Heiligen Geist. Darauf werden wir in der zweiten Lesung hingewiesen. „Wusstet ihr nicht, dass euer Leib Tempel des Heiligen Geistes ist?“ (1 Kor 6,19). Diese Frage stelle ich auch Ihnen, Schwestern und Brüder. Der Heilige Geist wirkt in uns, wenn wir das zulassen. Göttlicher Geist und menschlicher Geist sollen zusammenwirken. Das ist ein Beziehungsgeschehen. Der Mensch soll sich mit Hilfe des Heiligen Geistes entfalten, damit seine Berufung gelinge und er auch seine Begabungen gut nützt.
Gott wirkt in menschlichen Begegnungen
Das Evangelium spricht Berufung und Nachfolge an. Nochmals ist von Johannes dem Täufer die Rede. Johannes hat dem Herrn die Wege bereitet. Was krumm (krank) ist, soll gerade werden. (Verschlungenes führt auf Irrwege). „Lamm Gottes“ ist ein christologischer Titel. (siehe Jes 53,7). Der leidende, nicht sterbende Gottesknecht wird mit dem „Lamm Gottes“ verglichen, das zur Schlachtbank geführt wird und seinen Mund nicht auftut. Bei Johannes dem Täufer würde der Ausdruck auf den Messias hindeuten, dieses Lamm trägt die Sünden seines Volkes. Der Ausdruck könnte aber auch ein Hinweis auf ein Privatgespräch des Täufers mit einigen seiner befreundeten Jünger sein, dass dieser Jesus „Messiasformat“ besitzt.
Der Evangelist hat im „Lamm“ ein Symbolwort gefunden, in dem das Wesen Jesu zusammengefasst ist. Lamm gegen Sündenbock, der alles Üble auf sich nehmen muss. Vor der Kommunion erhebt der Priester den Kelch mit der zerbrochenen Hostie und spricht: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“, gemeint ist die Ursünde: Seinwollen wie Gott. Die Begegnung der Jünger mit Jesus läuft somit über Johannes den Täufer. Wie sieht eine Begegnung mit Menschen aus, die sich über einen Dritten kennenlernen? Der Zeuge Johannes muss glaubwürdig sein.
Glaubwürdigkeit braucht auch die Institution der Kirche. Damit haben wir heute aber ein großes Problem. Die Begegnung mit Jesus erfolgt ein Abtasten mit Blicken. Das tun wir auch heute so. Es geschieht wahrscheinlich unbewusst. Wer ist diese Person, mit der ich bekannt gemacht werde? Und schon wird entschieden: sympathisch / unsympathisch. Dann kommt die Frage: Wo wohnst du? Meist begegnete man sich auf neutralem Boden trifft. Da geschieht dann schon viel rascher eine Öffnung. Heute würden wir über Smartphone, E-Mails, Visitenkarten einen Termin vereinbaren. Damals ist das direkter geschehen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39). Wenn fremde Leute die Wohnung betreten ist das ein Risiko. Nicht, dass gleich etwas gestohlen wird. Der Zustand der Wohnung lässt Schlüsse auf den Besitzer ziehen.
Die Nachfolge Jesu bedeutet nicht nur zeitweise beliebige Bindung an einen Meister, um die alten Heiligen Schriften besser zu verstehen, sondern ist totale personale Bindung. Es geht um das genauere Kennenlernen Jesu. Wenn uns das gelingt, dann bekommt er Macht über unsere Herzen; Macht, die nicht auf Angst aufbaut, sondern auf Freiheit und Liebe.
Der Arbeitsdruck in unserer Gesellschaft lässt das aber selten zu. Leistung und Disziplinierung und auch Misstrauen untereinander machen solche Begegnungen schwer.
Die Jünger bleiben an jenem Tag bei ihm, dem „Lamm Gottes“. „Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens“ (Mahatma Ghandi, + 1948). Eine Begegnung kann für das weitere Leben viel verändern.
Gottes Ruf hören und richtig deuten
Vermittler, Hinweisgeber, Zeugen
Heute haben wir zwei Berufungsgeschichten gehört. Die Lesung aus dem AT erzählt die Berufung eines Propheten. Das Evangelium nach Johannes berichtet von der Berufung der ersten Apostel. Was haben die beiden Geschichten gemeinsam und was ist ein klarer Unterschied?
In beiden Erzählungen brauchen die Berufenen eine Initialhandlung ihres geistlichen Begleiters. Dem Priester Eli wird nach dem dritten Anruf Gottes endlich klar, dass Gott mit Samuel, Elis Schüler, in Kontakt kommen möchte. Er gibt ihm den Rat, Gott seine totale Aufmerksamkeit zu signalisieren. „Rede, Herr, dein Diener hört“. Und sofort konnte auch Samuel Gottes Wort vernehmen.
Bei den Aposteln machte Johannes seine Jünger, mit denen er sich gerade am Jordan aufhielt, neugierig, weil er den vorbeigehenden Jesus als Opferlamm Gottes bezeichnete. Das war für zwei von ihnen der Impuls, diesem Fremden nachzugehen.
Samuel, Prophet im Auftrag Gottes
Ab diesem Impuls entwickeln sich beide Geschichten unterschiedlich.
Samuel lernte an diesem Tag zwei wichtige Lektionen eines Prophetenlebens. Erstens: Wenn Gott dich ruft, musst du dich ganz auf ihn einlassen. Er braucht deine ungeteilte Aufmerksamkeit, damit seine Botschaft zielgenau ankommt. Denn sie ist nicht nur für den Propheten als einzelne Person bestimmt, sondern immer auch eine wichtige Nachricht an das ganze auserwählte Volk.
Und zweitens: Diese Botschaft ist vollständig und wahrheitsgetreu wiederzugeben, auch wenn es weh tut. Es fällt Samuel nicht leicht, seinem geliebten Lehrer all die schrecklichen Androhungen, die sein Volk und seine Familie betreffen, mitzuteilen, die Gott ihm kundtut. Aber Eli ermutigt ihn zur Wahrheit. Er kennt die Verfehlungen seiner Söhne. Als Leviten gehören sie dem Priesterstand an. Es gibt klare Regeln, die man als Tempelpriester einzuhalten hat. Als ihr Vater hätte Eli die Pflicht gehabt, ihnen Einhalt zu gebieten, als sie sich auf krumme Wege begeben haben. Denn ein Priester im Tempel ist niemals nur Amtsinhaber. Er ist Mann Gottes und jede Amtsanmaßung ist auch ein Verbrechen gegen Gott. Wie sollen Priester dem Volk Vorbild in punkto Gottesfurcht sein, wenn sie nur an ihre eigene Macht glauben und vergessen, wer ihnen diese Macht geschenkt hat und wem sie dafür verantwortlich sind?
Das strenge Urteil Gottes erscheint Eli gerecht, auch wenn es in unseren Ohren hart klingen mag. Sein Kommentar „Es ist der Herr, er tue, was ihm gefällt.“
Propheten, Zeugen der Wahrheit
Was im Buch Samuel erzählt wird, ereignete sich vor mehr als 3000 Jahren und ist doch so aktuell wie heute. Immer wieder glauben einzelne Menschen oder Menschengruppen es sei rechtens, andere Menschen zu beherrschen und zu unterwerfen; ihnen vorzuschreiben, wie sie leben sollen. Sie halten ihre persönliche Weltsicht für die einzig richtige und können andere Sichtweisen nicht akzeptieren.
Überall auf der Welt finden sich solche Menschen an der Spitze von Regierungen und anderen politischen, sozialen, aber auch religiösen Organisationen. Und sie finden ihre Anhänger ganz leicht in einer Gesellschaft, die Gottlosigkeit zu einem neuen Lebensstil erklärt hat.
Samuel hat gelernt, als Prophet solche Fehlentwicklungen anzusprechen. Dieser Anspruch bringt ihn oft in Lebensgefahr. Vielen, die sich heute erlauben im Dunstkreis solcher neuen Machtinhaber Missstände anzusprechen geht es genauso. Sie sitzen in Einzelzellen und Hochsicherheitsgefängnissen fest. Aber manchmal bekommen sie auch einen Nobelpreis, wie Frau Narges Mohammadi heuer im Herbst, den leider ihre Kinder für sie in Empfang nehmen mussten.
Im Bann des großen Unbekannten
Während die Berufung des Propheten im Hören von Gottes Wort und seiner Verbreitung seinen Ursprung hat, gestaltet sich die Berufung der ersten Apostel komplexer. Hier geht es um ein Beziehungsgeschehen.
Andreas und sein Freund gehen Jesus nach. Auf seine Frage „Was sucht ihr?“ wollen sie wissen, wo er wohnt. Und siehe da, er lädt die beiden Fremden ein, mit ihm zukommen. Und sie bleiben da, den ganzen Tag.
Was ist das? Besondere Gastfreundschaft oder die Freude die beiden jungen Männer in eine Lebenswelt eintauchen zu lassen, in der sie jene erlösende Befreiung erleben können, die sich aus einem Leben unter Gottes Führung von selbst ergibt.
Letzteres muss der Fall gewesen sein, denn als sie auf dem Nachhauseweg Andreas Bruder Simon begegnen, erzählen sie ihm: Wir haben den Messias gefunden, Christus, den Gesalbten.
Jesu, das »Opferlamm« wird nach wenigen gemeinsamen Stunden als »Messias«, als »Retter« und »Erlöser« erkannt.
Opferlamm, Messias, Retter, Erlöser
Es ist wichtig zu sehen, dass Jesus schon am Beginn seiner Verkündigungszeit als Retter und Erlöser wahrgenommen wird. Dennoch muss er seinen Weg durch Leiden Tod und Auferstehung gehen. Die Klarheit seiner Botschaft klingt für viele gefährlich. Sie spüren, diese Botschaft hat die Kraft, ihr Leben total zu verändern.
Angst vor Veränderung ist eine der Urängste menschlicher Existenz. Deshalb muss das Lamm geopfert werden. Nicht um uns Schuldgefühle einzuimpfen, sondern um der Trauer Ausdruck zu verleihen, die sich breitmacht, wenn wir Menschen begreifen, wen wir ans Kreuz genagelt haben. Und wie wenige von uns bereit waren und auch heute noch sind, ihm auf dem vorgezeigten Weg zu folgen. Gottes Menschwerdung in Jesus Christus ist sein allergrößter Liebesbeweis an uns alle. Sie kann durch den Tod am Kreuz nicht ausgelöscht werden, sondern erfährt durch Jesu Auferstehung zusätzliche Kraft.
Die Tötung dieser menschgewordenen Liebe Gottes konnte und kann bis heute nicht verhindern, dass sie in jedem Menschen als göttliche Potenz auf ewig lebendig bleibt. Ein Funke, der jederzeit zu einem wärmenden Licht für diese Welt anwachsen kann.
Jesu Weg von damals ist auch heute noch der gleiche. Es liegt an uns ihm zu folgen. Jeden Tag und jede Stunde können wir seine »Einladung in seine Wohnung« neugierig und offen annehmen.
“Kommt und seht”
Wo wohnst du?
Die Kultur der Wohnstatt ist ein delikates Thema im Leben von Menschen. Wer wohnt wie? Was bedeutet für mich, wie ich wohne? Und damit auch sofort verbunden: Was lasse ich andere wissen von dem, wie ich wohne? Wie sehr öffne ich meine Wohnung für andere? In der Schweiz lädt man gerne einander ein, aber selten spontan. In Deutschland ist es üblich, schnell mal beim Nachbar zu läuten. Bei meinen Besuchen auf den Philippinen habe ich festgestellt, dass man dort sehr flexibel ist: Oft wird übernachtet, wo man gerade ist. - Sag mir, woher du kommst, und ich sag dir, wie du wohnst, mag man kommentieren.
Besser eine offene Tür als ein offener Mund
Man mag diese Gedanken im Hinterkopf behalten, wenn wir das heutige Evangelium vernehmen. Da steht Johannes mit seinen Jüngern am Jordan, sieht Jesus vorbeikommen und begrüßt ihn. Die Jünger des Johannes werden neugierig und wollen über Jesus mehr wissen. Interessant ist es nun, wie sie das anfangen. Wo wohnst du, ist ihre Frage. Das ist es, was sie an Jesus neugierig macht. Und Jesus lädt sie ein: Kommt und seht. Jesus öffnet seine Türen und das heißt auch: Er teilt mit ihnen nicht nur sein Brot, er teilt mit ihnen auch einen Teil seines Lebens. Es geht dabei aber um wesentlich mehr als nur um Offenherzigkeit und Gastfreundschaft. Jesus ist unterwegs als Wanderprediger und - als Gottessohn. Sein Anliegen ist Heilsverkündigung. Und das macht er nicht zuerst mit Worten, mit Predigten - Jesus macht das mit klaren Gesten. Er lädt ein, öffnet sich den anderen.
Offenheit wirkt pandemisch
Diese Begegnung mit den ersten Jüngern hatte nach der Darstellung des Evangelisten Johannes einen Domino-Effekt. Weil Jesus in sein Haus eingeladen hatte, folgten den ersten Gästen noch andere - der wichtigste unter ihnen: Petrus, der spätere Erste der Apostel. Der Aufbau der Heilsgemeinschaft Jesu und damit auch der Kirche gründet auf Offenheit und Gastfreundschaft: Kommt und seht.
Das ist geblieben bis in unsere Zeit. Natürlich muss die Kirche auch eine Botschaft haben, die glaubwürdig gelebt und verkündet wird. Aber niemanden wird eine Botschaft locken, wenn jene, die sie verkünden, nicht Interesse wecken, einladend sind. Und dabei muss klar rüberkommen, dass die Einladung von Herzen kommt und nicht bauernfängerisch oder oberflächlich ist. Und so sind wir als Kirche, als Pfarrei, als Familie einer Pfarrei immer wieder neu angefragt, was denn für uns das Beispiel Jesu meint, wenn er sagt: Kommt und seht.
Zwischendurch mal: Hausputz der Seele
Eine Kirche, die wirklich einladend ist, die ist echt, »authentisch«, wie man heute gerne sagt. Sie trägt im Herzen, was sie will - nicht nur auf der Zunge. Und der Gläubige, in dessen Herz die Heilsbotschaft lebt, will ihr eine Wohnstatt geben, will für sie parat sein.
Dass das eine Herausforderung für christliches Leben ist, war auch dem Apostel Paul bewusst. Wir haben das in der zweiten Lesung gehört. Wir sollen unsere ganze Präsenz auf Erden pflegen als Wohnstatt des Heiligen Geistes, so Paulus. Nur dann sind wir auch erfolgreich in der Lage, die Frohbotschaft Christi - im wahrsten Sinn des Wortes - zu verinnerlichen. Da geht manchmal halt auch was schief. Paulus weist dazu auf sexuelles Fehlverhalten der Korinther hin. In einer lebendigen Hafenstadt wie Korinth hatte er dazu vielleicht auch allen Grund. Man kann sich vorstellen, was Paulus dort so alles gesehen hat. Wer des Paulus Mahnung gegen die Unzucht ein wenig positiver und aufbauender formulieren möchte, mag sich jenen Satz vor Ohren führen, der der Hl. Teresa von Avila zugeschrieben wird: Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen. Unsere irdische Existenz soll Gasthaus des Geistes Gottes sein, damit die Frohbotschaft in uns fortleben kann und aus uns strahlt. Das kann durchaus herausfordernd sein.
Jener Mensch hingegen nämlich, bei dem das Evangelium keinen Eingang, keine Wohnstatt, keinen Platz im Herzen findet, der führt das Wort Gottes als leeres Geschwätz auf der Zunge. Es hat mit seinem Leben nichts tun, und das Leben eines solchen Menschen kann sogar als genau das Gegenteil daherkommen von dem, was die Botschaft Jesu will. Selbst in der Glaubensgemeinschaft der Kirche finden wir dazu immer wieder Beispiele.
Aufwachen!
Es gibt noch eine andere Lebenshaltung, die den weitherzigen und einladenden Charakter einer Glaubensgemeinschaft verhindern kann: Wenn wir es uns in unserem Glaubensleben allzu gemütlich einrichten. Wenn wir uns unsere Vorstellungen vom Glauben machen und es dabei dann auch mal belassen. Wenn der Glaube in unseren Herzen ruht, sich dort aber eher aus-ruht. Wenn wir träge und unflexibel werden, uns an Mustern und Schemata orientieren, die Leben eher verhindern als fördern.
Die erste Lesung hält uns das vor Augen mit der Kindheitsgeschichte des Samuel. Samuel braucht den Anschub Gottes gleich drei Mal und vor allem die Nachhilfe seines Lehrers Eli, um zu verstehen, dass und wie Gott in seinem Leben aufscheinen will. Man mag dem Jungen seine Ahnungslosigkeit verzeihen: Auch sein Lehrer brauchte ja einen Moment, bis er die Vorgänge verstand. Doch passiert so ein Verhalten nicht nur in Herzen, die mit dem Glauben unerfahren sind. Manchmal winkt Gott überdeutlich in unser aller Leben mit dem Zaunpfahl und wir hören und schauen lieber weg, obwohl wir eigentlich wissen und spüren, dass er da ist. Und dass er uns ruft.
Kommt und seht.
So lädt Jesus die Menschen ein, Partnerinnen und Partner Gottes zu sein. So sollen wir als Kirche in heutiger Zeit einladen, mit Gott, der in uns wohnt, in Kontakt zu kommen. Unser ständiges Bemühen muss es, dabei echt und ehrlich zu sein. Wenn das Reden und Handeln der Kirche - soll heißen: von uns, den Gläubigen -, dem widerspricht, was die Frohbotschaft meint, wird das Christentum unglaubwürdig. Aber auch unser persönliches Leben soll in Einklang mit der Botschaft stehen: Wer den Glauben benutzt, um in seinen Beziehungen Hass und Zwietracht zu säen, erzählt wohl kaum von der Liebe und Barmherzigkeit unseres Gottes. Und schließlich ruft die Verkündigung des heutigen Tages uns auch auf, wach zu sein und Phantasie zu haben: ein Gespür dafür zu haben, wann und wie Gott in unserem Leben wirkt, und nach denen Ausschau zu halten, die von uns eingeladen werden wollen: Kommt und seht.
Gedanken zum Tag des Judentums und zu Psalm 40
Diesen Text können Sie mit einem Bild als PDF herunterladen.
17. Jänner, Tag des Judentums 2021
Am heutigen Tag des Judentums, soll von den Schriftlesungen besonders jene hervorgehoben werden, die auch in einem jüdischen Wochengottesdienst gelesen werden.
Die heutige Lesung aus dem 1. Buch Samuel und der Psalm 40 sind jüdische Schriften, die auch im christlichen Kontext gelesen werden. Sie erinnern, dass die Christen ihre Wurzeln im Judentum, in ihren Schriften haben. Wir sind eingeladen mit diesen Schriften in Dialog zu treten, und – so wie im Gottesdienst – unsere Beziehung zu Gott auch liturgisch im Lobpreis Gottes zu feiern.
Der Dialog – das Gespräch mit dem DU
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber, geboren 1878 in Wien, gestorben 1965 in Jerusalem, hat diese Dialogfähigkeit des Menschen in seinem Buch „Ich und Du“ entfaltet. Basis, Grundlage zu dieser Darlegung von Martin Buber ist die jüdisch-mystische Theologie wie im Chassidischen Judentum und die christlich-mystische Theologie wie von Meister Eckhart. Aus dieser, das Judentum und das Christentum, umfassende Mystik heraus, erarbeitet er die Möglichkeit des Menschen in Dialog zu treten.
"Der Mensch wird am Du zum Ich", denn das Angesprochenwerden geht dem Ansprechen voraus. Der angesprochene Mensch, der „Ich“ sagen kann, unterscheidet sich vom „Du“ und geht nicht im „Du“ auf. Wichtig ist Martin Buber bei seiner Herangehensweise, dass das „Ich“ im „Du“ den „Ewigen“ zu sehen fähig wird, mit dem „Ewigen, Göttlichen“ in Kontakt, in Beziehung, ins Gespräch kommen kann.
So schreibt er: „Ihr ewiges Du haben die Menschen mit vielen Namen angesprochen. … Aber alle Gottesnamen bleiben geheiligt“ (aus „Ich und Du“). In dieser Darstellung vom jüdischen Philosophen Martin Buber ist der Dialog mit Gott, das Gespräch zu verstehen. Er, Martin Buber, übersetzt den Gottesnamen JHWH mit DU!
Der Psalm – ein ICH lobpreist Gott:
Ein Psalm ist ein aus der jüdischen Geschichte poetischer, bildreicher und von der Situation des Ich's geprägter Text, der vom Sprecher „dem Ewigen“ vor die Füße gelegt wird. In den Psalmen ist immer etwas Dramatisches, welches das ICH zur Sprache bringt. Ob nun Situationen der des Jubels, der Zuversicht, des Zorns, der Trauer, der Angst und Not zur Sprache kommen, sie haben als Fundament immer den Lobpreis Gottes: ER ist der Handelnde, die Zuversicht, seine Heilstaten werden in Erinnerung gerufen, möge sich seine Gerechtigkeit durchsetzen. Durch dieses Offenlegen der Aggressionen erspart sich das ICH selbst gewalttätig zu werden, denn Gerechtigkeit erwartet er vom „Ewigen“, den er für seine Taten lobpreist.
So lautet der hebräische Titel des Buches der Psalmen „Sefer Tehellim“ – Buch der Lobpreisungen! Die Psalmen wurden ursprünglich mit Saitenspiel begleitet.
Im Wort Psalm – vom altgriechischen Wort Psalmós abgeleitet – kommt dies zum Ausdruck. Als „gezupftes Lied“ könnte das Wort Psalmós erklärt werden.
Die „Leseweise“ im jüdischen Verständnis von den Psalmen ist das Rezitieren. Das Rezitieren der Psalmen ist hilfreich, vor allem in Zeiten der Not. Die Emotionen auf“sagen“, vor“tragen“ im Angesicht Gottes, lassen nicht vergessen, in welcher Not das ICH war. Dieses Erinnern geschieht immer im Blick auf Gottes Größe und dass Gott die Zuversicht, die Gerechtigkeit, die das ICH erhofft, ist – IHM gilt somit der Lobpreis.
Ein Davidpsalm
Ps 40,1 Des Chormeisters, von Dawid, ein Harfenlied. (Martin Buber)
In der hebräischen Bibel werden 73 Psalmen König David „zugeschrieben“. Er kann als „Vorbild“ betrachtet werden, das Leben des Königs David wird so in literarischer Form in den Psalmen dargestellt. Die Samuel-Bücher sind die Grundlage der David-Biographie, sind als Quelle der poetischen Darstellung von König David in den Psalmen zu sehen.
Der Psalm 40:
Der ganze Psalm 40, 1-18 ist so strukturiert, dass er „nur“ im Ganzen zu verstehen und als ganz zu lesen ist. Dann kann er seine poetische Dynamik, seine Dramatik, seine Spannung entfalten.
Die Verse 12 – 18 geben in bildlicher Sprache die aktuelle Situation vom ICH, vom Psalmisten wieder, und seine Hoffnung:
18b „Was mir aufhilft, was mich entrinnen macht, bist du: mein Gott, säume nimmer!“
Es ist die Erinnerung, an die Heilstaten Gottes, an IHN, den Handelnden, Verse 2-11, die dem „Klagenden“ Trost und Zuversicht und Hoffnung auf IHN, der wieder und wieder handeln wird an seinem Volk, gibt.
5 „O Glück des Mannes, der einsetzte IHN als seine Sicherheit und sich nicht kehrte an Ungestüme,in Täuschung Verstrickte!“
6 „Viel hast du getan, DU, mein Gott, deiner Wunderwerke, deiner Planungen an uns - nichts ist diranzureihn! -, will ich melden, will ich reden, Übermenge sind sie dem Erzählen.“
Diesem „Ewigen, der groß und gerecht ist“ schildert der Psalmist seine Situation, seine innere Verfasstheit:
13 „ Denn mich umzingeln Bösgeschicke bis zur Unzahl, meine Fehler holen mich ein, dass ichaufzusehn nicht vermag: Übermenge sind sie, mehr als Haare meines Haupts, - und mein Herzverlässt mich.“
14 „Lasse, DU, dir‘s gefallen mich zu erretten, DU, zu meiner Hilfe eile!
In dieser Zuwendung zu „ Adonai“* liegt der Lobpreis schon im Voraus zugrunde:
4 „Und er gab mir in den Mund neuen Gesang, Preisung unserem Gott. Viele schauen und erschauern und werden sicher an IHM. …“
8 „Nun spreche ich: Da komme ich mit der Rolle eines Buchs, auf mir ist‘s geschrieben: …“
Man spürt richtig, wie dem Psalmist die Zunge gelöst wird, wie er Worte findet, die das vor Gott bringen, was ihn bewegt aus der Erinnerung an die Taten Gottes.
Anmerkungen:
„Adonai“ – In der jüdischen Tradition wird der Gottesname nicht ausgesprochen, sondern ersetzt, häufig durch: Adonai.
Übersetzung von Martin Buber: Zum heutigen Tag des Judentums wurde die Übersetzung von Martin Buber genommen – er wurde 1925 von einem christlichen Verleger gefragt, ob er eine Bibelübersetzung machen würde. Mit seinem Freund Franz Rosenzweig hat er mit der Bibelübersetzung aus dem Hebräischen begonnen. Es war ein Lebensprojekt von Martin Buber, welches erst 1961 vollendet war. Martin Buber erinnerte 1961 in seiner Ansprache an ein Gespräch mit Franz Rosenzweig:
„Unter Bibel versteht heut der Christ nur das Neue Testament, etwa mit den Psalmen, von denen er dann noch meist meint, sie gehörten zum Neuen Testament. Also werden wir sie missionieren.“ Und Buber schließt mit den Worten: „Ich bin sonst ein Gegner alles Missionierens... Aber diese Mission da lasse ich mir gefallen, der es nicht um Judentum und Christentum geht, sondern um die gemeinsame Urwahrheit, von deren Wiederbelebung beider Zukunft abhängt. Die Schrift ist am Missionieren. Und es gibt schon Zeichen dafür, dass ihr ein Gelingen beschieden ist.“
Psalm 40:
1 Des Chormeisters, von Dawid, ein Harfenlied.
2 - Erhofft, erhofft habe ich I h n,
und er hat sich zu mir geneigt,
hat mein Stöhnen erhört.
3 Hoch zog er mich
aus dem brodelnden Loch,
aus dem Moorschlamm,
stellte auf Gestein meine Füße,
festigt meine Schritte.
4 Und er gab mir in den Mund
neuen Gesang,
Preisung unserem Gott.
Viele schauen
und erschauern
und werden sicher an I h m.
5 - O Glück des Mannes,
der einsetzte I h n
als seine Sicherheit
und sich nicht kehrte
an Ungestüme,
in Täuschung Verstrickte!
6 - Viel hast du getan,
Du, mein Gott,
deiner Wunderwerke,
deiner Planungen
an uns
- nichts ist dir anzureihn! -,
will ich melden,
will ich reden,
Übermenge sind sie dem Erzählen.
7 Nach Schlachtmahl, Hinleitspende
gelüstets dich nicht:
Ohren hast du mir gebohrt.
Darhöhung, Entsündungsgabe
heischest du nicht.
8 Nun spreche ich:
Da komme ich
mit der Rolle eines Buchs,
auf mir ists geschrieben:
9 Zu tun dein Gefallen,
mein Gott, habe ich Lust,
deine Weisung ist meinem Innern inmitten.
10 Ich bringe Wahrhaftiges aus
in großer Versammlung,
da, meine Lippen verhalte ich nicht,
selber weißt du es, Du,
11 deine Bewährung hülle ich nicht
mitten mir im Herzen,
dein Betreuen,
dein Befreiertum
spreche ich aus,
nicht verhehle ich
deine Huld,
deine Treue
großer Versammlung.
12 Du, enthalte du mir dein Erbarmen nicht vor!
deine Huld,
deine Treue
mögen stets mich behüten!
13 Denn mich umzingeln
Bösgeschicke bis zur Unzahl,
meine Fehle holen mich ein,
daß ich aufzusehn nicht vermag:
Übermenge sind sie,
mehr als Haare meines Haupts, -
und mein Herz verläßt mich.
14 Lasse, Du, dirs gefallen
mich zu erretten,
Du, zu meiner Hilfe eile!
15 Zuschanden müssen werden und sich schämen zumal,
die mir nach der Seele trachten, sie hinzuraffen,
zurückprallen, zu Schimpfe werden,
die an meinem Bösgeschick sich erlustigen,
16 erstarren zufolge ihrer Schande,
die zu mir sprechen: Ha! ha!
17 Entzücken sollen sich, sich freuen an dir alle,
die nach dir trachten,
stets sollen sprechen:
»Groß ist Er!«,
die dein Befreiertum lieben.
18 Ich hier,
gebeugt und bedürftig, -
mein Herr plane für mich!
Was mir aufhilft,
was mich entrinnen macht
bist du:
mein Gott, säume nimmer!
(aus dem Hebräischen von Martin Buber- Franz Rosenzweig 1929)
Die eigene Lebensmelodie zum Lobpreis Gottes finden
Die Lebensmelodie zum Klingen zum bringen
In Ostafrika soll es einen Brauch geben: Wenn eine Mutter neues Leben empfangen möchte, zieht sie sich zurück in den Wald und hört in der Stille auf die Lebensmelodie, die Gott für dieses Kind bereithält. Sie glaubt, dass Gottes Sehnsucht nach dem Leben dieses Menschen, sein Traum von dieser konkreten Person in der Lebensmelodie verborgen sei. Wenn sie diese Lebensmelodie empfangen hat, lehrt sie die Melodie dem Vater des Kindes und beide summen sie beim Liebesakt, in dem das Kind gezeugt wird. Wenn die Mutter das Kind empfangen hat, geht sie zu den Hebammen und Geburtshelferinnen und lehrt auch sie diese Lebensmelodie, damit sie das Kind bei der Geburt auf Erden mit seiner Melodie willkommen heißen.
Jeder Mensch trägt eine besondere Melodie Gottes in sich. Jeder Mensch ist einmalig. Das Menschenduplikat gibt es nicht. Ich kann die Psyche des Menschen nicht klonen. Jeder Mensch trägt eine besondere Lebensmelodie in sich. Diese Lebensmelodie zum Klingen zum bringen, ist die Grundberufung des Menschen. Jeder von uns hat sein Leben, jede von uns hat ihr Leben in sich. Und wir haben die Fähigkeit, die Vollmacht und den Auftrag, dieses Leben zu verwirklichen. Das ist die Grundberufung von uns Menschen: dass wir unser Leben gestalten und dabei die Lebenssituationen ausschöpfen, in denen wir uns jeweils befinden.
Das große Lied des Lebens mit Christus mitsingen
Durch Jesus, in Teilnahme an seinem Leben durch Taufe und Glauben, sind wir Schwestern und Brüder Jesu. Wir sind hineingenommen in seine Beziehung zum Vater, haben Würde als „Kinder“ Gottes. Jeder von uns trägt eine verborgene Königskrone. Wir nehmen teil an der Berufung Jesu, für die Menschen zu leben. Aus biblischer Sicht heißt König-sein für andere da sein, Hirte sein. Diese Berufung ist durch den Geist in uns „eingegossen“, zutiefst in unser Herz geschenkt. Unsere Aufgabe besteht darin, die Gabe des Christseins zu leben und jeden Tag mehr zu entfalten.
So kommen wir auch jetzt zusammen, um diese innere Veranlagung, dieses Geschenk in uns wachzurufen, zu verlebendigen. Wir lassen diese Gabe, diese Veranlagung durch Jesus, der unter uns lebt, erneuern. Wenn wir uns öffnen für sein Wort, seine Anwesenheit und sein Wirken an uns im Empfang des Brotes des Lebens, lebt er in uns und leben wir unsere Berufung, Christen und Christinnen zu sein. Paulus nennt die Christen »Heilige«, nicht weil sie aus sich selbst so großartig sind, sondern weil sie teilhaben an Jesus, dem Heiligen. Das ist unsere zweite Berufung: mit unserer Stimme das große Lied des Lebens mit Christus mitzusingen, so viel Strophen es auch haben mag!
Die persönliche Lebensmelodie mit der Lebensmelodie einer speziellen Berufung zusammenklingen lassen
Und dann gibt es die besonderen Gaben, die zum Dienst aneinander und füreinander befähigen. Jede Gabe ist auch Aufgabe. Jemand spürt die spezielle Berufung, in einer Familie für eine Frau bzw. für einen Mann, für Kinder zu leben. Es gibt Menschen, die spüren, sie sollten für andere leben, für diejenigen, die eine besondere Zuwendung oder Hilfe brauchen: in sozialen und karitativen Berufen. Es gibt spezifische Berufungen zu kirchlichen Diensten: zum Priester, zum Diakon, zur Pastoral- oder Gemeindereferentin bzw. zum -referenten, zum Mesner, zur Mesnerin, zur Organistin, zum Organisten. Und es gibt Leute, die ihren Ort in einer Ordensgemeinschaft entdecken, die im Dienst an den Menschen steht. Sie finden in der Lebensform von Armut, Gehorsam und eheloser Keuschheit, in den sogenannten evangelischen Räten, ihre Berufung. Es ist etwas Schönes, wenn die persönliche Lebensmelodie mit der Lebensmelodie einer geistlichen Gemeinschaft zusammenklingt.
Vielleicht sagen nun einige: Ich bin alt, bin gebrechlich, kann nichts mehr oder kann nicht mehr viel tun! Wissen Sie: In jeder Situation des Lebens sind Sie Mensch: Ihre Lebensmelodie soll sich durch alle Alters- und Gesundheitssituationen hindurch entfalten. Ihr Leben hat verschiedene Strophen, aber mit der gleichen Melodie! Sie sind Christ/Christin. In Ihnen als Glied am Leib Christi möchte Jesus sein Leben fortsetzen. So wie Sie hat noch nie jemand gelebt. Sie können Jesus sagen: Ja durch mich hindurch darfst Du Dich heute ausleben. Er möchte Dich in sein Leben mit dem Vater für die Menschen hineinnehmen, auch im Alter, auch in der Krankheit, auch in der menschlichen Gebrechlichkeit. So meinte eine betagte Ordensfrau: Ich kann die evangelischen Räte auch jetzt leben: in der Armut, nichts mehr leisten zu können; in der Keuschheit des Herzens, nur noch für den Herrn zu leben; im Gehorsam gegenüber den Lebensumständen, in die ich gestellt bin.
Wir sind berufen zum Leben, zur Verwirklichung unseres Lebens. Wir sind berufen zum Christsein: zum vollen Mitleben mit Jesus. Und wir sind berufen zu einem Dienst für andere, wie immer dieser aussehen mag – und so zur Erfüllung des Lebens, zum Lobpreis Gottes mit meiner, mit unserer Lebensmelodie!
Jünger Jesu werden
Begegnung
Unsere Frohbotschaft steht heute im Johannesevangelium. Es geht um die ersten Jünger Jesu. Sie finden ihren Weg zu ihm. Dabei erhalten sie den entscheidenden Fingerzeig in den prophetischen Worten von Johannes, dem Täufer: Er „stand dort“ und richtete seinen Blick auf Jesus und sagte: „Seht, das Lamm Gottes!“ Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und sie folgten Jesus. Der aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister, wo wohnst du? Sie fragten nicht: Was können wir bei Dir lernen oder erreichen? Hast Du einen Posten für uns in deinem Reich? Jesus sah, dass die beiden ihm nachfolgten und „er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde.“ Sie bleiben einen Tag bei Jesus, sie wissen genau die Uhrzeit. Sie haben den gefunden, auf dem der Geist Gottes ruht. Sie spüren es. Sie haben aus der Quelle getrunken.
Fingerzeig
„Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon.“ Jetzt wird Andreas zum Fingerzeig für Petrus, was vorher der Täufer für Andreas war. Andreas sagte zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden - das heißt übersetzt: Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels“. Jesus sah Petrus an. Wo andere vielleicht das Wankelmütige in Petrus sahen, baute Jesus auf die felsenfeste Beständigkeit, die er gnadenhaft geschenkt bekommen wird. Der begeisterte Andreas kennt seinen Bruder und seine Messias-Hoffnung. Auch er konnte in Petrus den Punkt ansprechen, wo in ihm die Sehnsucht lebt, Jünger des Messias, des Gesalbten Gottes zu werden.
Das gibt es auch in uns.Erinnern wir uns? Eine Sehnsucht, näher zu Gott finden und mit ihm verbunden zu sein, wie Petrus, Johannes.
In seiner Liebe bleiben
Die von Jesus mit den Worten „Kommt und seht“ eingeladenen Jünger bleiben bei ihm. Sie verkosten dieses „Bleiben“, von dem das Johannesevangelium öfter spricht: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“ Sie berühren die Liebe Jesu, der sich hingibt als Lamm Gottes. Im Leben und Tun Jesu atmen sie eine göttliche Weite und Barmherzigkeit für den Menschen.
Sie spüren, dass Johannes ihnen einen Weg zeigte, der sie wegführte von ihm zum Größeren, zu Jesus. Dankbares Staunen mag sie erfüllt haben. Auffällig ist: Man wird durch jemand zu Jesus gebracht, man kommt in seinen Blick und macht eigene Erfahrungen mit ihm, die bleibend sind.
Heute seinen Anruf weitergeben
Auch heute gibt es in uns den Wunsch, Jesus näher kennenlernen! Diese Beziehungsgesetze, gerufen zu werden, angeschaut und innerlich erfasst zu werden gelten auch heute. Reden wir öfter über unsere Glaubenserfahrung! Und lassen wir anderen unsere absichtslose Liebe spüren! Wir brauchen es nicht können wie andere. Es genügt so zu sprechen, wie ich es kann. Dann passt es zu mir. Der Hl. Geist hilft mir. Er hilft anderen weiter. Auch wenn wir reden, hören wir gut hin, um Werkzeuge des Hl. Geistes zu sein. So kann der Herr im anderen wirken und ihm seine Berufung zeigen.
Komm und sieh!
Die Berufung der ersten Jünger nach dem Johannesevangelium
Im heutigen Evangelium, das von Johannes niedergeschrieben wurde, wird uns ein Bild vom Anschluss der ersten Jünger an Jesus entworfen. Dabei ist zu beobachten, dass der Evangelist Johannes die Entstehung der Jüngergruppe um Jesus ganz anders beschreibt als die übrigen Evangelisten. Bei Matthäus, Markus und Lukas beruft Jesus die Jünger unmittelbar und direkt. Er spricht sie an und fordert sie auf: Kommt, folgt mir nach! Und die Angesprochenen folgen Jesus auf der Stelle ohne Verwunderung, ohne Frage, ohne Widerspruch.
Bei Johannes wird die Gewinnung der Jünger wesentlich anders beschrieben:
- die Jünger erhalten einen Hinweis auf Jesus: "Seht das Lamm Gottes!",
- sie folgen Jesus, ohne dass er sie ruft,
- sie lassen sich einladen und verbringen viele Stunden mit dem Herrn.
- Danach sind vor allem sie es, die andere herbeiholen: z.B. den Petrus, später holt Philippus den Natanael.
Es wäre kurzsichtig und würde den Anliegen der Evangelisten nicht gerecht, würde man die unterschiedlichen Berichte gegeneinander ausspielen. Denn keiner der Evangelisten hatte das geringste Interesse daran zu schildern, wie alles haargenau abgelaufen ist. Vielmehr verbinden die Evangelisten mit allem, was sie berichten und erzählen, immer eine theologische Aussage und eine von der Seelsorge getragene Absicht. Bei aller Verschiedenheit der Darstellung des äußeren Verlaufs stimmen die Berichte in dem wesentlichen und entscheidenden Punkt überein, nämlich: Jesus sagt zu jedem einzelnen Jünger sein Ja. Darin liegt die Berufung.
Wie wird man Jünger Jesu?
Was mag Johannes, der ja als letzter sein Evangelium schrieb und der mit großer Wahrscheinlichkeit die Berichte der anderen Evangelisten kannte, bewogen haben, seinen Bericht so abzufassen, wie er uns vorliegt?
Ich bin sicher, wir deuten das heutige Evangelium vollkommen richtig, wenn wir davon ausgehen, dass Johannes am Beispiel der Täuferjünger, die sich zu Jesus aufmachten, uns den Weg weisen will, wie man Jünger Jesu werden kann und als solcher leben sollte.
Die Jünger, die hinter Jesus hergehen, sind nicht zufällig am Jordan und bei Johannes dem Täufer. Es sind Menschen auf der Suche, - Menschen, die ihr Leben nicht vergammeln und vergeuden wollen. Es sind Menschen, die nicht bereit sind, mit dem Trend der Zeit gedankenlos mitzuschwimmen. Es sind Menschen, die mit Kraft und Einsatz, Rückgrat und Format jene Wege zu gehen suchen, die sie vor sich selbst und Gott verantworten können. Weil sie ernsthaft Suchende sind, weil sie wirklich etwas wollen, darum lassen sie den Hinweis auf Jesus durch den Täufer nicht unbeachtet.
Jesus lässt die beiden Jünger gewähren. Er sucht sie nicht um jeden Preis für sich zu gewinnen. Sie sollen kommen, sich bei ihm umschauen, ihn erleben, prüfen, wer er ist, und dann entscheiden, ob sie bleiben oder wieder gehen wollen. Dies ist die Haltung, die Jesus jedem Menschen gegenüber einnimmt.
In Jesu Spuren
Deutlich können wir hier im Evangelisten Johannes den Seelsorger spüren. Er wirbt bei seinen Hörern um ein klares Ja für jene Schritte, die der einzelne unternehmen muss, wenn lebendiger Glaube gelingen soll. Und dazu gehört die entscheidende Frage, die der Evangelist Jesus in den Mund legt: "Was sucht ihr?" Wer nicht sucht, wer nicht ringt, wer nicht von innen heraus etwas anstrebt, der wird Jesus nicht folgen. Johannes möchte, dass wir das sehen und immer wieder bedenken. Echte Nachfolge Jesu fällt nicht vom Himmel, vollzieht sich nach unserer Taufe nicht automatisch. An der Qualität, der Tiefe und Lebendigkeit unseres Christseins müssen wir selbst mitarbeiten.
Diese Mitarbeit - so können wir an den beiden Jüngern beobachten - beginnt in der Begegnung mit Jesus, im Schauen auf sein Leben, sein Denken und Handeln. "Kommt und seht!" fordert Jesus die Jünger auf:
- Vergleicht meine Gesinnung mit euren Wertvorstellungen und denen der öffentlichen Meinung.
- Bewertet, welches von allen Angeboten dieser Welt das menschlichere Gesicht trägt, heilender und aufbauender ist.
- Schaut und erwägt, welches Verhalten am Ende mehr Nutzen, Frieden und Gerechtigkeit bringt.
- Stellt alles auf den Prüfstand. Lasst nichts aus. Schaut, vergleicht, erwägt, bewertet, trefft eure Wahl und Entscheidung.
Wie würde Jesus an meiner Stelle handeln?
Der Evangelist Johannes ist ein wunderbarer Seelsorger. Er verzichtet auf Vorschriften. Helfend weist er vielmehr einen Weg, wie jeder mit seinen Talenten, mit seinen Kräften, mit seiner Prägung, mit seiner Lebenserfahrung, aus seiner Situation heraus den ihm eigenen Weg zu lebendigem Christ-sein finden kann. Dieser Weg führt über ein gedankliches Verweilen bei Jesus, ein Schauen auf ihn und sich dabei fragen: Wie würde Jesus an meiner Stelle handeln?
- wenn er in meiner Familie leben würde
- mit meinem Partner verheiratet wäre
- meine Nachbarn und meine Verwandtschaft um sich hätte
- in dieser Gemeinde Mitglied wäre
- an meinem Arbeitsplatz stünde
- in der Zeit von heute lebte
Mit dieser sich regelmäßig gestellten Frage "Wie würde Jesus an meiner Stelle handeln?" treten wir ein in lebendig gelebtes Christsein. Es werden aus unserer Schwäche heraus sicher weiterhin öfter Fehler und Versagen vorkommen; aber es gibt mit dieser Frage vor allem eine klare Grundausrichtung auf Christus hin, ein Streben und Wachsen, ein von Verantwortung getragenes Handeln.
Mündig gelebtes Christentum
Mit dieser Frage treten wir sodann in mündig gelebtes Christentum ein, das sich nicht mit einem schmalen Minimalprogramm zufrieden gibt, sondern die Fülle sucht und das Machbare ausschöpfen will.
Lassen wir uns vom Herrn einladen: "Komm und sieh!", verweile, vergleiche, wäge ab, beurteile. Der Evangelist Johannes preist uns Christus nicht marktschreierisch an. Er will uns auch nicht hinterhältig ködern. Mit seinem Bericht über die Täuferjünger, die Jesus folgen, gibt Johannes uns einen gut überdachten und sehr hilfreichen Hinweis für die Praxis. Für alles Weitere tragen wir von da ab selbst die Verantwortung. Bewegen müssen wir uns selbst.
Brechen wir auf, verlieren wir keine Zeit, gestalten und formen wir unser Leben und unser Christsein.
Mitgehen oder stehen bleiben?
Vorübergang des Herrn
Stellen wir uns die Szene vor, die uns im Evangelium gezeigt wird: Johannes der Täufer steht und die Jünger stehen bei ihm. Im Moment fehlt bei ihnen die Bewegung. Diese kommt, als Jesus vorübergeht. Johannes weist auf ihn hin: Seht das Lamm Gottes. Vermutlich hat er schon früher zu seinen Schülern vom Messias gesprochen, hat Sehnsucht und Erwartungen in ihnen genährt. Jetzt, als die beiden Jünger Jesus erblicken, lassen sie sich von seiner Bewegung anstecken, sie gehen hinter ihm her. Johannes hält sie nicht fest, im Gegenteil, er fordert sie dazu auf, Jesus nachzufolgen.
An Johannes merken wir, wie wichtig es ist, loszulassen, damit sich jemand auf den Weg machen kann.
Jesus geht vorüber - die Juden verstehen sofort, was damit gemeint ist: Vorübergang des Herrn. Damals in Ägypten ging der Herr an ihren Häusern vorüber und verschonte die Erstgeburt. Vorübergang des Herrn heißt: Der Gott, der rettet und befreit, der Gott auf der Seite der Armen und Unterdrückten ist unterwegs. Jetzt ist er in Jesus da und die beiden Jünger folgen ihm - vielleicht in einiger Entfernung, etwas scheu, unsicher. Sie fragen ihn auch nicht, beginnen kein Gespräch, sondern gehen mit, schauen, wohin er geht. Zunächst haben sie ihn nur im Blick, das genügt auch.
Mit Jesus mitgehen
Dann bleibt Jesus stehen: "Was wollt ihr?" Er beginnt das Gespräch, die Beziehung. Aber, er überrumpelt sie nicht, stellt keine Forderungen, fragt sie nur, was sie wollen. Er spürt, sie suchen, sie erwarten etwas von ihm, sie sind offen für ihn. Sie sind anders als die "Satten", die Selbstzufriedenen, die in ihrer Religion Gesicherten, die nicht mehr fragen und suchen, sondern bei dem bleiben, wo sie stehen.
"Rabbi, wo wohnst du?" fragen die beiden zurück, es klingt nach Verlegenheit, ist ein zaghafter Versuch, mit Jesus eine Beziehung einzugehen. Ob sie ahnen, dass sie in Jesus den gefunden haben, nach dem sie ein Leben lang schon suchen? Jesus lädt sie daraufhin ein: "Kommt und seht". Von der Wohnung ist nicht mehr die Rede, entscheidend ist das Kommen, das Mitgehen, entscheidend ist der Weg. Und sie sollen gehen, sollen erkennen, wer Jesus ist, der Gott, der vorübergeht, der Herr, der rettet, der Messias, auf den sie alle warten.
Auf Durchreise
In ein Mönchskloster kam ein Gast. Man zeigte ihm eine Zelle, darin war nur ein Tisch, ein Stuhl, ein Bett. "Wo haben Sie die Möbel?" fragt der Mann. "Wo haben Sie denn die Ihren?", entgegnen die Mönche. "Ich bin auf der Durchreise". "Das sind wir auch!"
"Wir müssen uns bewusst sein, dass wir auf dem Weg sind. Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir! Wenn du verweilst, sei es, um dich zu stärken, nicht aber, um aufzugeben". So schreibt der heilige Augustinus. Wir sind unterwegs, sind auf der Durchreise, wir alle. In unserer Zeit geht es darum, dass wir uns dessen bewusst werden. Wir können den heutigen Tag auch als eine Rast betrachten, können ausruhen, uns erholen auf ihrem Weg. Aber es wird auch nötig sein, sich neu zu orientieren, sich fragen zu lassen: Was will ich? Wo will ich hin? Ich hoffe, dass Sie immer wieder neuen Mut bekommen zum Weitergehen. Aufgeben, resignieren ist immer eine schlechte Alternative.
Jesus geht mit uns
Jesus ist einen Weg gegangen. Vom Himmel her hat er sich aufgemacht zu uns, ist Mensch geworden. Auf dieser Erde hatte er viele Wegstrecken zu bewältigen, angefangen, als er im Leib seiner Mutter Maria übers Gebirge zu Elisabeth unterwegs war, bis hin, dass er nach Jerusalem zog - zu seinem schwersten Weg hinauf nach Golgotha. Jesus, der buchstäblich auf der Straße stand, der nichts hatte, wo er sich zum Schlafen hinlegen konnte, er kennt die Wege und er geht sie mit uns.
Unterwegs, mit ihm unterwegs muss die Entscheidung fallen, wie bei den Jüngern, die hinten ihm hergingen. Ein kurzes Wort hat die beiden auf die Spur Jesu geführt, sie mussten sich entscheiden, mitgehen oder stehen bleiben. Es wurde zu einer Entscheidung über Leben und Tod, über Zeit und Ewigkeit. Ihr Schicksal lag in dieser kurzen Zeitspanne verborgen. Weil sie dem Anruf ihres Herzens gefolgt sind, weil sie aufbrechen konnten, deshalb haben sie ihren Weg gefunden.
"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben", sagt Jesus (Joh 14,6) zu seinen Jüngern. "Ich bin der Weg", damit sagt er zu ihnen: Ihr kennt mich, ihr wisst, wer ich bin, ihr glaubt an mich. Damit geht ihr nicht auf einem Weg, sondern ihr habt den Weg, den Weg zur Wahrheit, den Weg zum Leben. Jesus ist der Weg - und nicht das Ziel. Der Vater ist das Ziel, er ist das Ende aller Wege. Ich muss nicht gehen, damit ich gehe, sondern mit Jesus weiß ich, wo der Weg hinführt, wo ich hin will - in die Gemeinschaft mit dem Vater. "Niemand kommt zum Vater außer durch mich", betont Jesus.
Jesus begegnen und sich auf ihn einlassen
Der Glaubensweg eines Christen
Der Text des heutigen Evangeliums führt in zwei Richtungen. Einmal will uns der Evangelist Johannes einen Einblick in die Anfänge des öffentlichen Auftretens Jesu geben. Der Täufer am Jordan bereitet Jesus den Weg, indem er die Menschen zur Umkehr ruft und auf Jesus hinweist. Aus dem Jüngerkreis des Täufers kommen dann auch die ersten Vertrauten, die sich Jesus als Gefährten anschließen und später sein Werk fortsetzen.
Zum anderen bietet der Evangelist seinen Zuhörern eine Katechese an. Sie können dem Evangelientext den Werdegang und Glaubensweg eines Christen entnehmen.
Verfolgen wir diese Spur einmal anhand der Jünger, die Jesus folgten.
offen sein
Als erstes können wir beobachten: Die Jünger sind offen für das Religiöse. Sie machen sich auf und begeben sich in den Umkreis des Täufers, hören ihm zu, bedenken seine Worte. Sie hätten auch wie andere zuhause bleiben können, um im Üblichen und Gängigen wie bisher das Leben zu gestalten. Dass sie innehalten und sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen, zeichnet sie aus, bringt sie auf den Weg religiöser Entwicklung und innerer Entfaltung.
sich annähern
Auf das Innehalten und Nachdenken folgt bei den Jüngern das sich Annähern an Jesus. Die Jünger hätten sich damit begnügen können, dass sie ja nicht gottlos sind. Sie glaubten schließlich längst daran, dass es einen Gott gibt und dass man sich diesem Gott anvertrauen kann. Wieder kann man sagen: Die Jünger hätten sich damit begnügen können, ohne gleich schlechte Menschen zu sein. Aber in ihrem grundsätzlichen Glauben an Gott bleiben die Jünger Suchende. Den Glauben ausschöpfen und gestalten ist ihr Ziel. So beenden sie ihren Aufbruch nicht im Hocken-Bleiben beim Täufer und im Kreis der Gläubigen um ihn, sondern vollziehen auch den weiteren Schritt, auf den sie durch den Täufer hingewiesen werden: Seht, dieser da ist das "Lamm Gottes"; ich, Johannes, bin nur sein Vorbote.
sich auf Neues einlassen
Schritt für Schritt fügen die Jünger ihrem Glauben Neues hinzu. Das sich immer neue Einlassen auf noch Ausstehendes verleiht ihrem schon vorhandenen Glauben zunehmend Tiefgang. Ihr Glaube wird verbindlicher, ihr Wesen vom Glauben her geprägter, ihr Denken und Handeln intensiver vom Glauben bestimmt. Mehr und mehr beginnen sie, begeistert zu glauben, konsequenter aus dem Glauben zu leben, mutiger und entschlossener für den Glauben einzutreten.
Die Jünger nachahmen
Johannes schreibt sein Evangelium natürlich mit der Absicht, dass die, die es lesen oder hören, sich mit den Jüngern vergleichen und sich von ihnen anstecken lassen, sie nachzuahmen. Das hieße: Unabhängig davon, wo ich im Glauben stehe, immer neu einmal nach der Erweiterung des Glaubens Ausschau halten, damit mein Glaube sich entwickelt und wächst.
Es wäre z.B. zu klären: Was sind unaufgebbare Fundamente des Glaubens? Wo müsste ich bisherige Vorstellungen im Glauben läutern, damit ich zu gut durchdachten und dem Evangelium Jesu entsprechenden Antworten für mein Leben finde? Welche Sicherungen kann ich einbauen, dass im Alltagsgeschehen mein Glaube nicht in der Luft hängt, sondern mein Denken und Handeln bestimmt oder wenigstens mitbestimmt?
Dieses Nachdenken, Suchen und Fragen käme dem Aufbrechen der Jünger zum Täufer am Jordan und dem sich Einlassen mit Jesus gleich.
sich an Jesus herantasten
Die Jünger damals mussten sich erst an Jesus herantasten. Sie tun das Klügste, was man tun kann: Sie gehen auf Tuchfühlung mit ihm. Die Jünger wollen nicht nur wissen, welche Ansichten der von Johannes als Lamm Gottes Bezeichnete hat und was er lehrt. Erleben wollen sie diesen Jesus in seinem Zuhause, im Umgang mit ihnen und damit in seiner Einstellung zu den Menschen. Jesu Charakter, sein Wesen, sein Leben aus dem Glauben wollen sie unter die Lupe nehmen, um sich ein Urteil über ihn bilden zu können.
Und dann kommt das Entscheidende und Beglückende. Sie können sich überzeugen, dass der Täufer richtig lag mit seinem Hinweis auf Jesus als den Messias.
Was suchen wir?
Die Klärung der Frage, ob Jesus wirklich der Messias ist, wird uns wahrscheinlich nicht bedrängen. Ich vermute, uns beschäftigt mehr die Frage: Wirkt der auferstandene Messias oder Gott in unser Leben hinein? Würde Jesus die Frage "Was sucht ihr?", die er den Jüngern gestellt hat, an uns richten, würden wir wohl kaum antworten: Herr, wo wohnst du? Ich glaube, wir würden eher zur Antwort geben: Wir suchen deine Hilfe, deine Unterstützung, deinen Trost, deinen Segen. Und weil es bei allem Glauben an Gott schwierig auszumachen ist, wann und wie Gott wirkt, hilft, beisteht, stellt sich uns immer wieder einmal die Fragen: Ist unser Vertrauen, das wir in Gott setzen, berechtigt oder nur Einbildung? Aus der Praxis wissen wir: Rein gedanklich und durch Diskussionen lässt sich darauf eine sichere, nicht mehr anfechtbare Antwort nicht geben.
Den Weg Jesu mitgehen
Wo wir im Bereich des Glaubens in der gedanklichen Beweisführung nicht weiter kommen, sind wir allerdings noch nicht am Ende. Die Jünger von damals zeigen einen Weg auf, den auch wir einschlagen können. Sie bleiben nicht nur an jenem Tag der Erstbegegnung bei Jesus; sie gehen künftig alle Wege des Herrn an seiner Seite mit.
Der Weg an der Seite Jesu war kein Spaziergang. Er enthielt Frohes und Schweres, ließ die Jünger zweifeln und dann wieder fassungslos staunen. Aber nach und nach formte der gemeinsame Weg aus den Jüngern Menschen, die ihr Einssein mit Jesus - ob als Wanderprediger oder Auferstandener - nicht mehr losließ. Durch Christus wussten sie sich getragen, gestärkt, aufgefangen. Zu dieser Sicherheit, die sie sich aus den Erfahrungen durch das Unterwegssein mit Jesus erwarben, wären die Jünger niemals vorgestoßen über das Denken und Diskutieren. Sicherheit im Glauben erwächst aus dem sich Einlassen auf Gott bzw. Jesus.
Auch für uns ist dies der Weg. Über das Denken können wir uns zwar schon relativ nah an Gott herantasten, aber intensiv spüren und erfahren werden wir das Wirken Gottes und seines Sohnes erst, wenn wir uns mit ihm auf den Weg machen und uns treu - ohne abzuweichen - an seiner Seite halten. Und dies umso mehr, je schwieriger der Weg wird.
Lassen wir uns von Johannes einladen, den Weg der ersten Jünger auch heute zu gehen. Wie die Jünger von damals will Jesus auch uns zu Menschen formen, die im Glauben sicher sind, vor allem aber will er uns zu liebenden Menschen gestalten, die es als Glück empfinden, dass ihr Herz sie lenkt und leitet. Und wer sich der Liebe verschrieben hat, wird Gottes Hilfe, seinen Beistand und seinen Trost immer wieder einmal handgreiflich spüren und erfahren.
Eine Begenung, die alles veränderte
Gedanken am Ende eines Tages, an dem am Abend nichts mehr so war wie am Morgen
Es gibt diese Tage, da muss ich am Abend erst einmal meine Gedanken sortieren, um überhaupt zu begreifen und zu verstehen, was passiert ist und was das jetzt eigentlich für mich zu bedeuten hat. Tage, an deren Abend nichts mehr so war wie am Morgen.
Ausgangspunkt Johannes
Heute Morgen noch stand ich noch mit Johannes und jemand anderem zusammen und wir unterhielten uns darüber, was wir von der nächsten Zeit erwarten würden und was zu tun wäre. Mitten im Gespräch lief auf einmal Jesus von Nazareth vorbei. Er schien uns gar nicht zu beachten und ich selber habe ihn auch nicht beachtet. Ich hatte schon etwas von ihm gehört aber mehr hat er mich bis jetzt auch noch nicht interessiert? Mit Johannes war ich mit einigen anderen schon eine ganze Weile zusammen und wir glaubten Johannes sei wohl der kommende Messias, der für uns und unser geschundenes Volk eine neue Perspektive bieten würde. Er selber hat dies von sich nie behauptet, obwohl er klare Vorstellungen davon hatte, wie wir als einzelne zu sein und zu leben hätten, damit sich in Israel die Verhältnisse verändern. Sollte er da nicht der Messias sein.
Ich meinte Johannes ganz gut zu kennen und war umso überraschter, als er plötzlich auf Jesus hinwies und ihn als Lamm Gottes bezeichnete. War das nicht einer der Ausdrücke oder Titel, wie man auch sagt, die wir für den kommenden Messias gebrauchen?
Was hatte das jetzt zu bedeuten? War Johannes nun doch nicht der, für den ich ihn bisher gehalten hatte, oder hatte ich es nur gehofft? Ging das erwartete Heil von jemand ganz anderem aus? Und was hat es dann mit diesem Jesus auf sich? Wer ist er? Was will er? Wofür steht er?
Jesus
Es lag etwas sehr Ernsthaftes und auch wohl Provozierendes in der gesamten Situation, und wir sind dem Fremden erst einmal gefolgt. Unser Interesse und wohl auch unsere Neugierde waren geweckt. Wir wollten, ja wir mussten ganz einfach wissen, was es mit diesem Mann, der so erst einmal nicht sehr auffiel, auf sich hat.
Jesus blieb stehen als er uns bemerkte und drehte sich um. Was wird jetzt kommen dachte ich. Und Jesus, er stellte eine ganz banale Frage: Was wollt ihr von mir? Er hätte auch fragen können: Habt ihr nichts Besseres zu tun als mir nachzulaufen. Keine Programm, keine Aufforderung, keine Rede nur eine einfache simple Frage. Jetzt waren wir an der Reihe.
Was wollten wir denn eigentlich? Programmatische Reden kannten wir, Heilsversprechungen aller Art auch schon zur Genüge. Aber ihn, auf den Johannes so eindrücklich hingewiesen hatte und Johannes vertrauten wir, diesen Fremden kannten wir noch nicht und ihn wollten wir kennenlernen. Wir waren jetzt am Zug.
"Rabbi, wo wohnst Du?"
Und ich fragte ihn: Rabbi, wo wohnst Du? Was würde er jetzt denken? Was würde er sagen? Nur eine Adresse wäre schon eine Antwort gewesen. Aber ich wollte mehr, ich wollte sehen und verstehen wer er ist, wie er ist, was er denkt und glaubt und wie er dafür einsteht. Dazu schien es mir sinnvoll zu sein zu sehen wie jemand lebt, wohnt, arbeitet, sich und seinen Tag gestaltet. Aber würde er sich darauf einlassen, würde er uns mit hineinnehmen in seinen privatesten Bereich? Würde er so viel von sich preis geben? Würde er für uns, die wir auch für ihn fremd waren, so viel Interesse zeigen?
"Kommt und seht!" Mit diesem ganz knappen Satz lud er uns ein. Er fragte nicht weiter nach, woher wir kommen, wer wir sind? Nichts weiter.
Und was nun geschah hat mich verändert. Wir blieben den Rest des Tages zusammen. Ich erzählte von dem was mich bewegte, welche Fragen mich beschäftigten und auch quälten, welche Wünsche und Sehnsüchte mich umtrieben und was ich erwartete. Er selber erzählte von sich, seiner Beziehung zu Gott, seiner Vorstellung vom Reich Gottes und wie er glaubte, dass es auf dieser Erde zu erreichen sei. Er hörte ganz intensiv zu und rührte Dinge in mir an, die ich so nicht für möglich gehalten hätte, aber Jesus erzählte eben auch von sich, zeigte sich. Wir erfuhren mehr von ihm als seine Adresse oder wie er seine Wohnung eingerichtet hatte.
Eine Begegnung, die gut tat
Es tat gut, so mit jemanden sprechen zu können und am Ende dieses Tages war ich nicht mehr der, der ich vorher war. Auf einmal hatte mein Leben ein ganz neues Fundament bekommen, darauf wollte ich bauen. Ich muss Simon wohl so begeistert davon erzählt haben, dass auch er diesen Mann Jesus kennenlernen wollte. Der muss wohl sehr schnell gespürt haben, was in Simon steckt und nannte ihn mit einem neuen Namen Petrus. Das hätte vorher mit Simon niemand gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.
Für mich bleibt, dass diese Begegnung aus mir jemand anderen gemacht hat.
Sternstunden des Glaubens
Merk-würdige Tage
Frägt man ein Ehepaar nach dem Hochzeitstag, dann sind es meist die Frauen, die genauer das Datum wissen, und auch den Tag, ja die Stunde und Situation, wo Ihnen klar war: das ist er, der Mann meines Lebens, den will ich heiraten. Frauen haben dafür oft ein besseres Gedächtnis. Sternstunden des Lebens, wo ich's getroffen habe, merkt man sich eben. Der große Sinn, wofür ich lebe und wo ich glücklich werden kann, hat sich aufgetan.
So war es bei den Jüngern, die hinter Jesus nachfolgten. Sie geben die Uhrzeit an. Die zehnte Stunde. Also nachmittags um vier Uhr. Wie kam es zum Finden, zur Stern-, zur Sinnstunde des Lebens?
Sehnsucht und Hinweis
Zunächst braucht es Sehnsucht. Die hat der Täufer in seinen Schülern erweckt, ist er doch selber ganz und gar ausgerichtet auf den Messias, als sein Vorläufer.
Und dann braucht es auch einen Hinweis. Sonst kann einer noch so nah dran sein und nicht auf die Idee kommen, dass sich die Chance seines Lebens anbahnt. Der Hinweis stammt auch vom Täufer Johannes: "Seht, das Lamm Gottes!" Er war ein Mann, der im rechten Moment die Impulse des Geistes aufnahm und weitergab.
Schließlich braucht es Leute, die Hinweise aufgreifen und ernst nehmen. In zweien seiner Jünger hinterlässt der Ruf es Täufer ein großes Echo. Sie gehen weg von ihm und laufen hinter Jesus her. Der eine heißt Andreas und der andere ist vielleicht der Evangelist Johannes selbst, der das Evangelium schreibt und sich nicht nennt. Sie sind wie angezogen und magnetisiert. Es lässt sie nicht mehr los. Sie sind hinter dem her, den Johannes der Täufer das "Lamm Gottes" nannte...
Begegnung
... bis der sich umdreht, sie anschaut. "Da wandte er sich um" - wie oft kommt diese Situation in der Schrift vor! Besonders eindrucksvoll ist die Szene, als Jesus verurteilt wird. Petrus sitzt am Kohlenfeuer. Er leugnet dreimal, Jesus zu kennen. Der Hahn kräht und da kommt Jesus vorbei. Jesus wandte sich um und blickte Petrus an. Nur ein Blick. Petrus ist durch diesen Blick - ohne ein Wort - gerichtet, er erkennt seine Sünde und heult Rotz und Wasser.
"Da wandte er sich um", heißt es auch in unserem Evangelium, und er blickt sie an und sagt: "Was wollt ihr?" Jesus bestimmt nicht, sondern lässt Freiheit, er fragt: was wollt Ihr? Was hätten wir darauf geantwortet? Sie fragen ihn: "Wo wohnst Du?". Vielleicht hätte mancher gefragt: "Was hast du zu bieten?" "Wie können wir zu guten Posten kommen und gesichert leben?" - oder- "Meister, wir wollen etwas bei dir lernen! Wann hast du Zeit für uns? Was kostet das?" Das antworten sie nicht. Sie fragen: "Meister, wo wohnst du?" Sie wollen Beziehung, Bleibe, mit ihm wohnen. Er: "Kommt und seht!" Und sie gingen jenen Tag mit ihm und bleiben einen Tag.
Es war um die zehnte Stunde. Sie wissen es noch, nach dreißig,vierzig Jahren immer noch. Es war die Gnadenstunde, damals haben sie den Schatz ihres Lebens gefunden. Warum sie die zehnte Stunde nennen, also um vier Uhr. Ich vermute, dass sie erst nach der sechsten bis neunten Stunde - das ist die Zeit, in der Jesus am Kreuz zum wahren Lamm Gottes wurde - voll die Rede des Täufers Johannes "Seht das Lamm Gottes!" verstanden haben.
Und vergessen wir den Täufer nicht: Darin liegt die unendliche Größe des Johannes: Er verlor im Dienst des Großen seine eigenen Schüler.
Sternstunden des Glaubens
Bist Du schon Jesus begegnet? Sicher, oft lässt es sich nicht mehr so genau sagen. Vielleicht an Gnadenorten oder bei Exerzitien, vielleicht beim Weltjugendtag, bei einem Taizétreffen, einer Pfarrmission, in einer Kirche...
Und suchen wir nicht zutiefst jeden Sonntag, auch heute, eine Erfahrung, die uns Jesus näher bringt? Ich meine schon.
Fragen wir uns dennoch ehrlich: Habe ich in mir noch die Sehnsucht nach Jesus? Höre ich die Hinweise auf Ihn? Es sind oft Menschen, die hinweisen, die Prediger, Gläubige. Wir hörten ja auch, wie Andreas, nach seinem Finden, seinen Bruder Simon, den Petrus, anschleppt. Und auch er findet.
Liebe Glaubende, werden wir nicht müde, im Alltag einander auf Jesus hin anzusprechen, gerade auch jüngere Menschen. Gott wird dann - er weiß wann - die Antwort des Glaubens in den Mitmenschen hervorrufen, dass sie finden und bei Jesus wohnen.
"Rede, denn dein Diener hört."
In der Bibel gibt es viele Berufungsgeschichten, liebe Hörerinnen und Hörer. Zu ihnen gehört die Berufung des jungen Samuel. Sie spricht mich besonders an. Vielleicht weil sie exemplarisch ist oder weil ich meine eigene Berufungsgeschichte in ihr wieder finde.
Der junge Samuel ist dem alten Eli zu Diensten bei dessen Dienst im Tempel, "wo die Lade Gottes stand." Es ist ein Dienst rund um die Uhr. Im Schlaf hört Samuel einen Ruf. Er läuft gleich zu Eli, der ihn aber wieder wegschickt: "Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen!" (1 Sam 3,5)
So muss Gott noch einmal rufen, und die Prozedur wiederholt sich. Es wird diesmal aber ein Grund angegeben, warum Samuel den Ruf nicht als Stimme Gottes identifizieren kann: "Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden." (1 Sam 3,7) Also ruft Gott den Samuel zum drittenmal.
Das lässt nun den erfahreneren Eli vermuten, dass Gott den Jungen ruft, und er gibt ihm die Weisung: "Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede Herr; denn dein Diener hört." (1 Sam 3,9) Das tut Samuel, und er wird zum Richter und Propheten Israels berufen. Er selbst hat also seine Berufung nicht erkannt. Er brauchte die Erfahrung Elis, um seinen Weg zu sehen und zu gehen.
"Seht das Lamm Gottes!"
Im Neuen Testament findet der Leser das gleiche Schema. Zwei Jünger Johannes des Täufers brauchen den Hinweis ihres Meister: "Seht das Lamm Gottes!"(Joh 1,36), um von da an Jesus zu folgen. Einer von den beiden hieß Andreas und war Bruder des Simon Petrus. Er führt seinen Bruder zu Jesus. Der beruft ihn ganz persönlich mit Namen, ja sogar mit einer Namensänderung: "Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels - Petrus." (Joh 1,42)
Die Beteiligten einer Berufung scheinen immer dieselben zu sein. Da ist einer, der ruft. In der Regel ruft er beim Namen. Auf der anderen Seite ist ein Berufener, der nicht unbedingt seine Berufung auf Anhieb erkennt. Und deshalb gibt es zwischen dem Rufenden und dem Berufenen Vermittler, einen oder auch mehrere.
"Möchtest du nicht Pater werden?"
In meiner eigenen Berufungsgeschichte zum Ordenspriester finde ich dieses Grundschema wieder. Ich wurde als zwölfjähriger Messdiener direkt von einem Pater 1954 gefragt: "Möchtest du nicht Pater werden?" Ich wollte schon, sah aber zunächst als Sohn einer Kriegerwitwe nur unüberwindbare Hindernisse. Die musste erst mein Großvater mit dem weisen Rat an meine Mutter aus dem Weg räumen: "Wenn er gehen will, lass ihn gehen!" Und so konnte ich mich auf den Ausbildungsweg begeben. Natürlich haben in den vierzehn Jahren bis zum Ziel für mich viele Menschen wie Eli sein müssen, angefangen bei den Mitschülern und Kommilitonen über Erzieher und Lehrer bis zu den Verantwortlichen im Orden, die mich schließlich zu den Ordensgelübden und zur Priesterweihe zugelassen haben.
Wenn zur Zeit in Europa und anderen Teilen der Welt über den Mangel an kirchlichen Berufen geklagt wird, so wagt niemand zu behaupten, dass Gott heute zu wenig Menschen beruft. Vielmehr ist kritisch zu fragen, warum nur so wenige den Ruf hören. Was verstopft die Ohren? Liegt es am Mangel an Kindern? Hindert der Wohlstand, der doch auch in unseren Breiten längst nicht mehr für alle gilt? Oder fehlen Menschen wie Eli, die helfen, den Ruf Gottes mit der Zeit zu hören und richtig zu deuten? Tatsächlich klagen ja nicht wenige darüber, dass ihr Wunsch, hauptamtlich in der Kirche zu wirken, nur wenig Unterstützung erfahren hat, manchmal sogar Ablehnung und Spott.
Auch heute kann es ein Leben reicher machen, wenn jemand sensibel ist für das, was Gott von ihm oder ihr erwartet bzw. ihm oder ihr zutraut. Es gibt Sicherheit, in der Nähe Menschen mit Lebenserfahrung zu haben, die kompetent Wege aufweisen und begleiten können. Die Berufungsgeschichten der Bibel und die vielen kirchlichen Berufungen in Asien, Afrika und Lateinamerika zeigen, dass für die Kirche noch nicht aller Tage Abend ist.
Einander gute Hirten sein
Wegweiser
Was erwartet man von einem Wegweiser? Wohl doch, dass er in die richtige Richtung zeigt, die uns zum Ziel führt. Überdies soll er Wind und Wetter standhalten, deutlich in seiner Information, also gut lesbar und nicht verbogen sein. Ähnliches erwünschen wir von Personen, die wir als Vorbilder, Begleiter sehen.
Wieder ist es Johannes der Täufer, auf den all die erwähnten Eigenschaften zutreffen und der gleich am Beginn des Evangeliums genannt wird. Er ist glaubensstark, radikal in seinem Bekenntnis und kommt durch die Trivialität seiner Umgebung, bzw. durch die äußerst unsichere Person des Königs Herodes ums Leben. Johannes der Täufer, gibt die Richtung für die Berufung an: Schaut her, er ist es, das "Lamm Gottes". Hier leuchtet schon ein wenig die nachösterliche Sicht des Evangeliums durch von diesem Pascalamm- ein Zeichen des jüdischen Osterfestes- das die Sünde der Welt durch seinen Tod und seine Auferstehung vorwegnimmt. Das ist zunächst nur ein Hinweis auf die nachfolgenden Berufungsschritte.
Berufungsschritte
In das Bemühen Johannes des Täufers tritt in der Überlieferung des Evangelisten Johannes auf einmal ganz unauffällig Gott ein. Der Evangelist Markus hingegen schildert detailliert, wie aus dem Hinweis Berufung entsteht:
"Wo wohnst du?"(Joh. 1,38). Die Jünger wollen die Lebensumstände, das soziale Milieu kennen lernen und sich umsehen, wie es bei ihm aussieht. Die weiter führende Einladung "Kommt und seht!"(Joh.1,39) beweist große Offenheit, enthält aber auch das Risiko, sich Kritik, Tadel, vielleicht auch Spott auszusetzen.
"Kommt und seht!" meint aber auch, sich selbst ein Bild zu machen, von Eindrücken erfasst sein, die man nicht so leicht in Worte kleiden kann. So wird langsam Vertrauen aufgebaut. Rückschläge und Enttäuschungen sind dabei nicht ausgeschlossen. Jesus musste das am eigenen Leib verspüren. Vertrauen ist ein Teilaspekt der Liebe. Diese wieder bedarf der Nähe und der Distanz. Hier Balance zwischen beiden zu halten, ist schwierig. Das gilt für alle menschlichen Beziehungen, auch für die Berufung.
Das Evangelium schildert noch einen weiteren Schritt der Berufung. Andreas erzählt seinem Bruder Simon von dieser Begegnung und sagt ihm: "Wir haben den Messias gefunden." (Joh. 1,41). Eine tiefe Erkenntnis! Im wahrsten Sinn des Wortes ein Ruf - eine Berufung von oben.
Hirten als Boten und Zeugen
Welche Erkenntnis liefert uns die Heilige Schrift heute dazu? Johannes und seine Jünger haben intensiv für Jesus, für das anbrechende Reich Gottes geworben. Es braucht durch alle Zeiten und Kulturen viele Menschen und MitarbeiterInnen. Durch die Verkündigung der Frohen Botschaft in Wort und Tat, durch hohe Motivation, durch Staunen, Freude und Liebe wächst dieses Werk. Wie ein roter Faden ziehen sich Berufungsgeschichten durch die Heilige Schrift.
Lukas gibt zu Beginn seines Evangeliums das Thema an: "Heute ist euch der Heiland geboren, der Messias". Die Hirten, eher verachtete Menschen, sind erste Zeugen dieser Frohbotschaft und nicht Adelige, Diplomaten, Hohepriester. Jesus selbst sagt im Johannes-Evangelium von sich: "Ich bin der gute Hirte." (Joh. 10,11). Der "gute Hirte" bleibt seinem Volk treu, auch wenn dieses untreu wird.
Das Erste Testament (Buch Samuel) weiß zu berichten, dass Samuel über Auftrag IAHWES, David, einen jungen Hirtenknaben zum Hirten salbte: "Fülle dein Horn mit Öl und geh' nach Bethlehem zu Isai! Denn aus seinen Söhnen habe ich einen König ersehen! . . . Samuel nahm das Horn mit dem Öl und salbte David mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn war über David von diesem Tagan."(1 Sam.16, 1-13, besonders Vers 12 und Vers 13).- Isai entspricht Jischaj und bedeutet "Mann IAHWES", der Baumstumpf Isais, aus dem ein Reis wächst (Jes.11,1). Die Herrschaft des Messias wird somit in der Nachfolge des Hirten und Königs David sichtbar.
Gesalbt zum priester, König und Propheten
Die Salbung ist von alters herein Akt der Ehrung und gehört auch zum Königsritual bis ins Mittelalter. Das Bild des Königs verknüpft sich mit dem Bild des Hirten.
Salbungen sind bis heute im Tauf- und Weihesakrament vorgesehen. Somit ist jede(r) ChristIn eine Gesalbte(r), mehr noch: Die Taufe ist die erste Priesterweihe eines Menschen, egal ob Frau oder Mann, "denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit." Jede(r) ist somit Geistlicher/Geistliche aufgrund des gemeinsamen Priestertums.
Somit klärt sich auch unsere Berufung durch alle Zeiten: als königliche Menschen einander gute Hirten zu sein, einander Fels im Glauben zu werden, nicht als Dickköpfe und Fundamentalisten, sondern im Sinn der Ökumene - auch einander in den Kirchen Heimat zu geben. Jesus verkündet die Behutsamkeit des Herzens und wachsam zu sein auch in den kleinen Dingen des Lebens. So beginnt Berufung.
Berufen zur Nachfolge
Schier unendlich viele religiöse Überlieferungen aus allen Religionen wissen von Berufungen zu berichten. Menschen werden hierbei von Gottheiten direkt oder gleichsam durch die Vermittlung von Engeln, Boten oder "Zwischenwesen" in direkter Ansprache, Auditionen oder beispielsweise in Träumen mit speziellen Funktionen oder Aufgaben betraut.
Berufung im Alten Testament
Aus religionsgeschichtlicher oder religionssoziologischer Sicht ist dies auch im Alten Testament nicht anders. Berufungen begegnen uns hier jeweils im Kontext einer Beziehung zwischen Gott und Mensch. Die Initiative geht stets von Gott aus und das besondere Verhältnis und die Begabungen des Berufenen dienen dazu, die göttliche Macht für das Volk Israel sichtbar werden zu lassen.
Es fällt auf, dass es im Alten Testament jedoch kein eigenes Wort für Berufung gibt, am ehesten entspricht dem Gemeinten noch das Wort "senden". Berufungen werden vielmehr immer in ein Geschehen, in eine Geschichte "verpackt". Einzelpersonen wie Ezechiel, Jeremia, Moses oder Samuel werden für eine kurze oder längere Zeit, mitunter auch ein Leben lang, in den Dienst Gottes berufen und mit einer Aufgabe betraut.
Zumeist laufen diese "In-Dienst-Nahmen" nach einem bestimmten Schema ab, in dem zuerst auf eine vorausgehende Notsituation hingewiesen wird, die Beauftragung erfolgt, der Berufene macht einen Einwand gegen seine Berufung, Gott sagt ihm nochmals seinen Beistand zu und ein Zeichen wird gesetzt. Es handelt sich dabei natürlich nicht um einen historischen Bericht, sondern das literarische Ergebnis einer theologischen Reflexion. Berufungen sieht das Alte Testament nicht als das Ergebnis des Wollens eines Einzelnen, sondern als das Wollen und Wirken Gottes an einem oder durch einen Menschen, der so zum Boten Jahwes wird. Dieser Prozess schließt das Hören auf das Wort Jahwes, das Aushalten im Leiden, die Übereinstimmung von Botschaft und Leben sowie die immer neue Sicht auf den Boten ein.
Berufung im Neuen Testament
Eine klassische Berufungsgeschichte wie im Alten Testament findet sich in Bezug auf Jesus in den Evangelien nicht, sehr wohl gibt es aber verschiedene Textpassagen, die seine besondere Sendungsautorität hervorheben. Wenn wir an die letzten Sonntagsevangelien zurückdenken, so sind sicherlich bei der Taufe der geöffnete Himmel sowie das Herabkommen des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube als solche Zeichen der Bekräftigung der Sendungsautorität zu sehen.
Eindeutig berufen werden im Neuen Testament einzelne Personen wie Paulus oder mehrere Personen - gleichsam im Kollektiv - wie die Apostel. Jesus trifft die zu berufenden Menschen zumeist bei ihrer Berufsausübung an und die Berufung erfolgt "sofort" und durch sein Wort, in dem sich die Vollmacht Gottes widerspiegelt. Hierin zeigt sich die Gottesherrschaft und die Berufung ist eine radikale Bindung an Jesus und seine Nachfolge.
Richtet sich die Berufung im Alten Testament zuerst an eine einzelne Person und wird erst in nachexilischer Zeit auf das ganze Volk Israels hin ausgeweitet, so richtet sich die Berufung durch Jesus prinzipiell an alle Menschen - also auch an Sie und mich.
Berufen zur Freiheit
Aus der Zusage der Berufung zur Gemeinschaft mit Jesus Christus und den "berufenen Heiligen" erwächst für Paulus die Notwendigkeit für ein der Berufung entsprechendes Verhalten. Das Berufensein bedarf daher der Verwirklichung und Bewährung im täglichen Leben - das ist ihm ein wichtiges apostolisches Anliegen!
Vor diesem Hintergrund wird auch klar, warum sich Paulus in der heutigen zweiten Lesung so deutlich gegen die Auswüchse in der Gemeinde von Korinth wendet. Doch sich zurückzulehnen und zu meinen, dass diese Vorgänge vor bald 2000 Jahren für uns nur ein historisches Ereignis ohne praktische Relevanz für heute wären, würde viel zu kurz greifen.
Lassen wir das Gesagte ganz kurz Revue passieren: Berufung ist ein Anruf Gottes, der sich an alle Menschen richtet und eine entsprechende Antwort im Denken und Handeln erfordert. Nein, es ist hier absolut nicht der Ort zum Moralisieren oder zum oberlehrerhaften Erheben des Zeigefingers. Nehmen wir in die nächste Woche aber eine Frage Jesu aus dem heutigen Evangelium und zwei kurze Gedanken mit:
"Was sucht ihr?" – Was suche ich?
Gott beruft alle Menschen. - Was bedeutet das für mich?
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 148: Komm her, freu dich mit uns, tritt ein
GL 149: Liebster Jesus, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 347: Der Geist des Herr erfüllt das All
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erden
GL 468: Gott gab uns Atmen, damit wir leben
GL 474: Wenn wir das Leben teilen wie das tägliche Brot
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht (3. Str.)
GL 543: Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit
GL Ö874: Singet, danket unserm Gott
Psalmen und Kehrverse:
GL 53: Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz - Mit Psalm 95 - VI.
GL 56: Freut euch: wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Psalm 100 oder mit Psalm 84 (GL 653,4) oder mit Psalm 34 (GL 39,1) - V.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - II.
GL 616,1-2: Gott, du mein Gott, dich suche ich, meine Seele dürstet nach dir. - Mit Psalm 63 oder mit Psalm 40 (GL 41,2) - IV.
GL 651,7-8 : Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Seligpreisungen oder mit Psalm 34 (GL 39,1) - V.
653,3-4: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Psalm 84 oder mit Psalm 34 (GL 39,1) - V.
- Einleitung7
Martin Stewen (2024)
Kommt und seht! Die Einladung Jesu, in sein Haus zu kommen, ist deutlich. Aber es ist wie bei jeder Feier, zu der wir gehen wollen: Wie reagieren wir? Worauf wollen wir uns freuen? Was befürchten wir?
Martin Stewen (2021) - Öffnen wir uns für sein Wort
Kommt und seht! - Diese Einladung Jesu an die Jünger gilt auch für uns heute. Lassen wir uns ein auf den, der uns einlädt. Öffnen wir uns für sein Wort, verweilen wir bei ihm und lassen wir uns erfüllen von dem, der uns Heil schenkt. Und: Lassen wir ihn ein in unsere Herzen und schenken seinem Geist eine Wohnstatt.
Klemens Nodewald (2015)
"Kommt und seht!" Diese Einladung, die Jesus an die Jünger ausgesprochen hat, die ihm aus der Ferne folgten, gilt auch für uns heute.
Lassen wir uns ein auf den, der uns einlädt. Öffnen wir uns für sein Wort, verweilen wir bei ihm und lassen wir uns erfüllen von dem, der uns Heil schenkt.
Josef Steinle (2015)
Wir feiern miteinander Gottesdienst. Werden wir uns zu Beginn dessen bewusst: Der Herr ist es, der uns hier zusammenführt, er spricht uns an, er ist in unserer Mitte lebendig. Er ist der entscheidende für uns.
Rufen wir sein Erbarmen an:
Bernhard Rathmer (2012)
Die Wochenzeitschrift "Die Zeit" fragte vor kurzem in einem großen Artikel nach einem Rezept zum Glücklichwerden. Geld und Wohlstand waren es nicht, die das Glück garantieren. Eher gelungene Beziehungen in denen wir leben, und eine sinnstiftende Tätigkeit oder Idee für die wir uns einsetzen können.
Auf diesem Hintergrund erschließen sich auch die Texte des heutigen Sonntags. Wer ist mir wichtig? Was ist mir wichtig?
Klemens Nodewald (2012)
Christlicher Glaube lebt nicht von geschickten Werbespots. Er benötigt Hinweise und eigene, persönliche Abklärung. Glaube lebt von der Begegnung mit Christus und wird gestützt durch Glaubensgemeinschaft.
Im Evangelium wird uns dies neu vor Augen geführt und in Erinnerung gerufen. Öffnen wir uns für eine Begegnung mit Christus in dieser Feier.
Bernhard Zahrl (2009)
Bevor wir uns gemeinsam auf den Weg machen, beginnen wir diesen Gottesdienst mit dem Kreuzzeichen.
Im Namen des Vaters. . .
Stimmen wir uns auf diese Messfeier mit einem kurzen Text von Dietrich Bonhoeffer ein:
Gott, zu Dir rufe ich in der Frühe des Tages.
Hilf mir beten
und meine Gedanken sammeln zu Dir;
ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster,
aber bei Dir ist das Licht;
ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist die Hilfe;
ich bin unruhig, aber bei Dir ist Friede;
in mir ist Bitterkeit, aber bei Dir ist die Geduld;
ich verstehe Deine Wege nicht, aber Du weißt den Weg für mich.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Gott, der uns in seine Nachfolge berufen hat, er ist mitten unter uns anwesend. Er sei mit euch!
- Bußakt1
Klemens Nodewald (2015)
Herr Jesus Christus,
du lädst alle ein "Kommt und seht!"
Herr, erbarme dich.
Du willst uns zu guten Entscheidungen führen
Christus, erbarme dich.
Du schenkst Vergebung allen, die von Irrwegen oder Pfaden der Sünde umkehren
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der barmherzige Gott.
Er schenke uns Verzeihung unseres Versagens
und führe uns auf seinen Wegen. - Amen.
- Kyrie8
Martin Stewen (2024)
Herr Jesus Christus,
du siehst uns an und hörst uns zu.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du rufst uns in deine Nähe.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
zu dir dürfen wir kommen, wie wir sind.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2024)
Herr, Jesus Christus,
du bist das menschgewordene Wort Gottes.
Herr, erbarme dich.
Du wandtest dich den Menschen zu, denen du begegnetest.
Christus, erbarme dich.
Du rufst bis heute dir nachzufolgen.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du Sohn Gottes.
Herr erbarme dich.
Du Retter der Menschheit.
Christus erbarme dich.
Du rufst uns in deine Nachfolge.
Herr erbarme dich.
Martin Stewen (2021) - Bei dir dürfen wir sein, finden wir Platz und ein Zuhause
Mit unseren Hoffnungen und Enttäuschungen kommen wir zu dir.
Bei dir haben sie einen Platz.
Herr erbarme dich.
Mit unserem Glauben und unseren Zweifeln kommen wir zu dir.
Bei dir finden sie ihr Zuhause.
Christus erbarme dich.
Mit unseren Träumen, Visionen und unserer Aussichtslosigkeit kommen wir zu dir.
Bei dir dürfen sie sein.
Herr erbarme dich.
Josef Steinle (2015)
Herr Jesus, du bist arm geworden,
um uns Menschen reich zu beschenken.
Kyrie eleison.
Herr Jesus, du hast dich erniedrigt,
um uns zu erhöhen und uns Würde zu geben.
Christe eleison.
Herr Jesus, du hast dich auf den Weg gemacht,
damit wir in deiner Spur gehen können.
Kyrie eleison.
Bernhard Rathmer (2012)
Mit unseren Hoffnung und Enttäuschung bitten wir um dein Erbarmen.
Herr erbarme dich.
Mit unserem Glauben und unseren Zweifeln bitten wir um dein Erbarmen.
Christus erbarme dich.
Mit unserer Träumen, Visionen und unserer Aussichtslosigkeit bitten wir um dein Erbarmen.
Herr erbarme dich.
Klemens Nodewald (2012)
Herr Jesus Christus,
dein Kommen in unsere Welt wurde von den Propheten vorausgesagt und angekündigt.
Herr, erbarme dich.
Johannes der Täufer wies auf dich hin als das Lamm Gottes.
Christus, erbarme dich.
Du selbst hast dich durch dein Leben als der verheißene Messias erwiesen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
gieße deine Gnade über uns aus,
damit unser Glaube an dich wachse und erstarke.
Schenke uns die Vergebung unserer Schuld
und lass uns zurückfinden auf den Weg mit dir. Amen.
Hans Hütter (2000)
Herr, Jesus Christus, du lädst uns ein, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Du bist der, auf den viele Generationen gewartet haben.
Christus, erbarme dich unser.
Du führst alle, die sich dir anvertrauen, zum Vater.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG 2. Sonntag: Gerechtigkeit, Frieden
Allmächtiger Gott,
du gebietest über Himmel und Erde,
du hast Macht über die Herzen der Menschen.
Darum kommen wir voll Vertrauen zu dir;
stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen,
und schenke unserer Zeit deinen Frieden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 1: Öffne unser Ohr
Gott, unser Vater.
Wir sind als deine Gemeinde versammelt
und rufen dich an:
Öffne unser Ohr,
damit wir hören und verstehen,
was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz,
damit unser Beten dir gefällt
und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 1
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
du schenkst uns viele Begleiter
auf dem Weg zu dir und führst uns
auf verschiedenen Wegen zum Glauben.
Hilf uns,
deine Stimme zu hören und deinem Ruf zu folgen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2024)
Guter Gott
dein Sohn ruft uns zu: Kommt her und seht.
So wollen wir bei dir sein, auf dein Wort hören
und in der Gemeinschaft der Gläubigen deine Nähe erfahren.
Wir dürfen bei dir einkehren und sein, wie wir sind -
mit unseren Nöten, Sorgen und Fehlern.
Dafür danken wir dir
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Beatrix Senft (2024)
Vater im Himmel,
in den Unruhen unseres Lebens umfangen uns so viele Stimmen.
Laute und leise, betörende und verwirrende.
Dabei auch deine Stimme wahrzunehmen fällt uns oft schwer.
Schenke uns ein Gespür zu hören,
wie und wodurch du zu uns sprichst
und lass uns deinem Wort vertrauen und ihm folgen.
Martin Stewen (2021) - “Kommt und seht!”
Guter Gott
dein Sohn hat uns ins Haus seines Vaters geladen:
“Kommt und seht!”
So haben wir uns dankbar und freudig versammelt.
Mache nun unsere Herzen und unseren Verstand bereit,
dass dein Geist darin wohnen kann
und das Wort der Frohbotschaft auf fruchtbaren Boden fällt.
So bitten wir durch Christus.
- Fürbitten12
Martin Stewen (2024)
Guter Gott,
du lädst uns ein in deine Nähe - so wie wir sind: mit Fehlern, Schwächen, Ängsten und Nöten.
All das legen wir dir in die Hände und bitten dich:
Wir beten für alle, deren Leben schon wenige Tage nach Beginn des neuen Jahres in wirtschaftliches, persönliches oder soziales Chaos abgleitet.
Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!
Wir beten für alle, die meinen, mit Krieg und Unterdrückung eine neue Ordnung herstellen zu können, und sich ihres Scheiterns nicht bewusst werden.
Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!
Wir beten für alle, die glauben, wenn Kirche und Welt sich verändern, ging ihnen im Durcheinander kommender Zeiten der Boden unter den Füssen verloren.
Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!
Wir beten für alle, die sich in unserer Zeit für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen und jetzt mit Resignation und Mutlosigkeit kämpfen.
Ruf ihnen zu: Kommt her und seht!
Wir beten für alle, deren Leben vergangen ist, die Irdisches hinter sich gelassen und nun Einzug gehalten haben in dein ewiges Reich.
Ruf ihnen zu: Ihr seid angekommen, lasst euch nieder.
Lass uns erfahren, wie du bist: ein Gott, der sich unserer Nöte annimmt, der mitgeht und aushält. Dafür danken wir dir durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott,
du hast uns in Deine Nachfolge gerufen.
Wir bitten dich:
Für alle, die Angst haben vor der Zukunft, die sich mit Blick auf das Weltgeschehen allein gelassen fühlen und hilflos:
dass sie Menschen finden, die ihnen zeigen, dass sie nicht allein gelassen sind.
Für alle, die versuchen, Dein Wort auf neuen Wegen immer wieder neu zu verkünden:
dass sie Wege finden, die zu den Herzen der Menschen führen.
Für die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft:
Lass sie erkennen, dass sie das Wohl aller Menschen in den Blick nehmen müssen, wenn wir in Frieden miteinander leben wollen.
Für die Verantwortlichen in den Religionen:
Lass sie erkennen, dass sie den Weg des Friedens nur gemeinsam und miteinander gehen können.
Für uns, die wir versuchen, deine Nachfolge zu leben:
dass wir immer mehr erkennen, wie wir unseren Nächsten dienen können, und uns selbst nicht so wichtig nehmen.
Für unsere Verstorbenen:
dass sie bei Dir neue Heimat finden.
Guter Gott,
du möchtest, dass wir deine Liebe verbreiten in dieser Welt, und hast deinen Sohn Mensch werden lassen, damit wir ihm folgen können.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2024)
Gott geht auf uns Menschen zu und lädt uns ein, zu ihm zu kommen.
Ihm vertrauen wir unsere Bitten an:
Für alle, die in den verschiedenen Diensten in der Kirche und in ihrem Alltag ihrer Taufberufung getreu leben.
Für alle Menschen jüdischen Glaubens, mit denen wir als Christen durch gemeinsame Glaubensinhalte verbunden sind.
Für alle jungen Menschen, die erst entdecken müssen, worin ihre Talente und ihre Berufung liegen, und für alle, die sie in der Freiheit ihrer Entscheidung selbstlos begleiten.
Für alle, die immer wieder neu in den Worten der Schrift und ihren alltäglichen Begegnungen in Achtsamkeit und Offenheit nach dir suchen.
Für unsere Verstorbenen, für die wir erhoffen, dass sie auf ihrem Platz bei dir angekommen sind.
Gott,
wir danken dir für deine Nähe auf allen unseren Wegen. Wir rühmen und preisen deine Weisheit und Größe jetzt und allezeit. - Amen.
Martin Stewen (2021) - Orte der Begegnung als Glaubenszeugnis
Zu Gott, der uns mit unseren Bitten, Wünschen und Anliegen aufnimmt und ernstnimmt,
rufen wir:
Als Menschen und als Christen brauchen wir Orte und Zeiten der Begegnung mit anderen.
Hilf unseren Gemeinden und der ganzen Kirche solche Orte zu schaffen, in denen Menschen ihren Glauben leben und mit ihren Fragen und Wünschen sein können.
Als Kirche leben wir aus der Kraft des Heiligen Geistes, der mit und durch uns einen lebendigen Glauben bewirkt.
Lass uns diesem Geist in den täglichen Anforderungen vertrauen.
Auch im Hause Gottes sind wir nicht vor Anfeindungen und Ausgrenzungen gefeit.
Hilf den Kirchen, in einer guten Weise einander und andere Überzeugungen zu respektieren und an einer gerechten Welt mitzubauen.
Viele Schwestern und Brüdern haben diese weltliche Wohnstatt verlassen.
Wir bitten für unsere Verstorbenen, dass sie bei dir die Erfüllung ihrer Träume und Visionen finden.
Denn du Gott, bist die Hoffnung und Zuversicht für unser Leben. Dir danken wir, dass du uns immer neue Wege zeigst. Heute und alle Tage und in Ewigkeit.
Hans Schalk (2018)
Lasset uns beten!
Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus,
du hast uns das Leben geschenkt und uns zum Leben berufen.
Wir kommen zu dir mit unseren Anliegen und Bitten:
Lass jeden und jede von uns die eigene Lebensmelodie entdecken und zur Entfaltung bringen! Gott, unser Vater, - wir bitten dich, erhöre uns!
Schenke den Mutlosen und Enttäuschten neuen Mut und neue Freude am Leben!
Gott, unser Vater...
Hilf uns, aus dem Bewusstsein unserer Würde als deine Kinder und als Schwestern und Brüder Jesu das Leben zu gestalten!
Gott, unser Vater...
Schenke durch deinen Geist immer neue Berufungen für den Dienst an den Menschen und den Dienst in der Kirche!
Gott, unser Vater...
Gib den Berufenen die Kraft, zu ihrer Berufung zu stehen, und lass sie im Ja zu ihrer Berufung Erfüllung und Freude finden!
Gott, unser Vater...
Gott, unser Vater, durch Jesus sind wir dir nahe.
Wir danken dir für alles, was du uns in deiner Vatergüte schenkst!
Der du lebst und liebst jetzt und in alle Ewigkeit! - Amen.
Renate Witzani (2018)
Gott spricht jeden von uns an. Es ist gut, wenn wir einander dabei helfen, wie wir seine Stimme vernehmen können.
Darum lasst uns den Herrn bitten:
Dass die gegenseitige Wertschätzung der christlichen Religionen, die im vergangenen Reformationsjubeljahr zum Ausdruck gekommen ist, noch weiter vertieft und auf die anderen christlichen Kirchen ausgeweitet wird.
Dass Vernunft, Weitsicht und Sehnsucht nach Frieden die Politik im Konflikt von Israel mit seinen Nachbarn leitet.
Dass sich die Gläubigen der verschiedenen Religionen, in besonderer Weise alle gläubigen Juden, von Gottes Geist leiten lassen und in ihm den anderen begegnen.
Dass die Jugend in der Kirche bereit ist, Gottes Anruf zu hören und sich von ihm in ihren Gemeinden in Dienst nehmen zu lassen.
Dass unsere Verstorbenen mit dir, dem Heil der ganzen Schöpfung, wohnen dürfen.
Wir danken dir für die Gemeinschaft deiner Kirche, in der Jung und Alt einander bereichern und im Glauben stärken.
In der Kraft des Heiligen Geistes loben wir dich und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2015)
Jesus hat der Welt und allen Menschen Gott als einen menschenfreundlichen, sich um uns sorgenden Gott kundgetan.
An ihn wenden wir uns mit unseren Bitten:
Gott, segne alle Menschen,
die dir fest vertrauen und aus der Begegnung mit Christus Kraft schöpfen,
aber auch jene, die noch nach Gott suchen, mit ihm ringen oder nicht mehr an ihn glauben können.
Gott, du unser Vater...
Erbitten wir für unsere Gemeinden,
dass sie familiäre Atmosphäre entwickeln
und die Sorge der Eltern um ihre Kinder spürbar mittragen.
Gott, du unser Vater...
Lasst uns beten für die Menschen jeden Alters,
die sich einsam und allein fühlen, nicht geborgen in einer Familie
und die sich daher nach Begegnung und Nähe sehnen.
Gott, du unser Vater...
Gott schütze alle Familien auf der Flucht
und öffne unsere Herzen weit für ihre Not.
Gott, du unser Vater...
Erbitten wir für uns selbst die Kraft,
damit unser Glaube, unsere Liebe und unser Gottvertrauen nicht dort enden, wo unser Lebenspläne durchkreuzt werden durch Schicksalsschläge oder Unrecht, das uns angetan wurde.
Gott, du unser Vater...
Beten wir heute besonders für jene, die uns das Leben schenkten,
und für alle, die uns im Leben begleiteten
und uns bei unserem Versagen geduldig aushielten oder neu aufrichteten.
Gott, du unser Vater...
Gott, du unser Vater,
mit deinem Sohn willst du, dass allen Menschen Glück und Heil zuteilwerde.
Zeige uns den Weg und bleibe bei uns mit deinem Segen und deiner Kraft.
Jetzt und in Ewigkeit. – Amen.
Josef Steinle (2015)
Gott und Vater,
in deinem Namen hat dein Sohn Jesus Christus Menschen in die Nachfolge gerufen.
Im Vertrauen, dass du uns nahe bist, bitten wir dich:
Herr, sprich du zu uns:
Zeige uns den Weg durch dieses Leben
und führe uns durch dein Wort zu einer Gemeinschaft zusammen.
Gott, unser Vater: "Wir bitten dich, erhöre uns"
Herr, belebe uns:
Erneuere deine Liebe in uns,
schenke uns die Kraft, Gutes zu tun
und für die Mitmenschen da zu sein.
Gott, unser Vater...
Herr, heile uns:
Erfülle uns mit deinem Geist,
damit unsere inneren Wunden heil werden
und wir in Frieden leben können.
Gott, unser Vater...
Herr, beschütze uns:
Steh uns bei in der Auseinandersetzung mit bösen Mächten
und bewahre uns auf unserem Weg.
Gott, unser Vater...
Herr, leite uns:
Lass uns erkennen, wozu wir auf der Welt sind,
und gib uns Mut, unseren Platz auszufüllen.
Gott, unser Vater...
Denn du bist die Quelle des Lebens.
Dich loben und preisen wir,
jetzt und in Ewigkeit.- Amen.
Renate Witzani (2015)
Jesus! Du bist ganz Gott wie der Vater und doch auch ganz ein Mensch wie wir. Als Lamm Gottes nimmst du alle Gottferne unserer Sünden auf dich.
Durch dich bitten wir den Vater:
Wir beten mit Papst Franziskus in Manila um Frieden unter den Religionen und für die ganze Welt.
Wir beten für alle Politiker und Experten, die in der kommenden Woche im Nationalrat über gesetzliche Regelungen für eine Kultur des Sterbens in unserer Gesellschaft beraten.
Wir beten für alle Menschen, die kein zu Hause haben. Vielen mangelt es an einer festen Unterkunft, vertrauten Bezugspersonen oder dem Zugang zu ihrer eigenen Mitte als Person.
Wir beten für das Miteinander der Generationen, dass der Jugend genügend Raum zur Verwirklichung ihrer Ziele offen steht und die Lebenserfahrung der Älteren als Reichtum für die ganze Gesellschaft Anerkennung findet.
Wir beten für alle, die uns über ihren irdischen Tod hinaus nahe sind.
Jesus! Mit dir, unserem Messias und Erlöser,
sind wir im ewigen Dank an den Vater im Heiligen Geist verbunden. - Amen.
Klemens Nodewald (2012)
Herr Jesus Christus,
wer sich zu dir aufmacht, dem stellst du die Frage:
"Was suchst du, was soll ich dir tun?"
So kommen wir und vertrauen dir unsere Bitten an.
Hilf uns, damit unser Glaube fest und stark wird
und unser Wesen mit Liebe erfüllt.
Christus, Lamm Gottes - Wir bitten dich, erhöre uns.
Lass uns erkennen, wann und wie wir anderen einen hilfreichen Hinweis für ihr Leben geben können.
Christus, Lamm Gottes...
Schenke unserer Zeit mutige Verkünder des Glaubens
und segne alle, die sich in den Gemeinden und in deiner Kirche einsetzen.
Christus, Lamm Gottes...
Zeige dich den Menschen in ihren Nöten und Leiden.
Lass sie spüren, dass du nicht ferne bist.
Christus, Lamm Gottes...
Gewähre uns und allen, die sich verstrickt haben,
Kraft zu Umkehr und innerer Erneuerung.
Christus, Lamm Gottes...
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, Lamm Gottes...
Herr Jesus Christus,
du öffnest dein Herz und schenkst deine Liebe jedem, der dich sucht.
Dank erfüllt unser Herz.
Sei gepriesen: Heute und alles Tage unseres Lebens. Amen.
Bernhard Rathmer (2012)
Zu Gott, der uns in unseren Bitten, Wünschen und Anliegen ernst nimmt, bitten wir:
Als Menschen und als Christen brauchen wir Orte und Zeiten der Begegnung mit anderen. Hilf den Gemeinden und der Kirche solche Orte zu schaffen,
in denen Menschen ihren Glauben leben
und ihre Fragen und Wünsche besprechen können.
Gott unser Vater – Wir bitten dich, erhöre uns.
Als Kirche leben wir aus der Kraft des Heiligen Geistes,
der mit und durch uns für einen lebendigen Glauben eintritt.
Lass uns diesem Geist in den täglichen Anforderungen vertrauen.
Gott unser Vater...
Hilf den christlichen Kirchen, in einer guten Weise einander und andere Überzeugungen zu respektieren und an einer gerechten Welt mitzubauen.
Gott unser Vater...
Am heutigen Familiensonntag bitten wir für alle Familien,
für Alleinerziehende und Lebensgemeinschaften,
dass Menschen in ihnen Geborgenheit und Schutz erfahren.
Gott unser Vater...
Wir bitten auch für unsere Verstorbenen,
dass sie bei dir die Erfüllung ihrer Träume und Visionen finden.
Gott unser Vater...
Denn du Gott, bist die Hoffnung und Zuversicht für unser Leben.
Dir danken wir, dass du uns immer neue Wege zeigst.
Heute und alle Tage und in Ewigkeit. Amen.
Bernhard Zahrl (2009)
Zu unserem Herrn Jesus Christus,
der uns - bis auf die Sünde - in allem gleich geworden ist,
bitten wir:
Unsere Welt benötigt deinen Frieden,
zeige uns Wege, wie die Welt in Frieden leben kann.
Manche hier in unserer Kirche
sind mit Sorgen und Ängsten beladen zum Gottesdienst gekommen,
lehre sie, wie sie damit umgehen können, um befreit leben zu dürfen.
Viele Gläubige können aufgrund von Krankheit oder wegen ihres Alters heute nicht an einem Gottesdienst teilnehmen,
begleite sie in ihrem Leid,
bestärke sie im Glauben an dich
und sende ihnen Menschen, die sich ihrer annehmen.
Viele Menschen können dich nicht erkennen,
eröffne ihnen eine Möglichkeit, dich zu erfahren.
Wir bitten dich auch für unsere Verstorbenen.
Lass sie dich sehen in deiner Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht
und lass sie leben in deiner Gegenwart.
Denn du Herr bist unser Freund und guter Hirte.
Du begleitest uns durch das Leben
und wirst bei uns sein bis ans Ende der Zeiten.
Dir sei Dank und Ehre.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 2. Sonntag: Werk der Erlösung
Herr,
gib, daß wir das Geheimnis des Altares ehrfürchtig feiern;
denn sooft wir die Gedächtnisfeier dieses Opfers begehen,
vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung.
Durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 7: Licht werden für die Welt
Gabengebet
Vater im Himmel,
in deinem Sohn ist der Welt
das Licht aufgeleuchtet,
das unserem irdischen Leben den Weg weist.
Laß uns in der Feier seines Opfers
das göttliche Leben empfangen,
damit wir selbst Licht werden für die Welt.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 7
Messbuch - GG 8. Sonntag: gib uns die Kraft zu einem Leben nach deinem Willen
Gütiger Gott,
du selber hast uns die Gaben geschenkt,
die wir auf den Altar legen.
Nimm sie an als Zeichen unserer Hingabe
und gib uns die Kraft
zu einem Leben nach deinem Willen,
damit wir einst den ewigen Lohn empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 8. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung2
Martin Stewen (2024)
Barmherziger Gott
nun sind wir um den Tisch versammelt,
an den uns dein Sohn geladen hat.
Wenn wir nun Brot und Wein miteinander teilen
und sie als Zeichen der Gegenwart deines Sohnes bekennen,
dann lass uns daraus Kraft und Mut schöpfen
für die Wege, die wir gehen wollen.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2021) - Tischgemeinschaft in der Ewigkeit
Barmherziger und gütiger Gott
der Tisch ist gedeckt und wir dürfen
Gastmahl halten mit dir als Vorgeschmack
der Tischgemeinschaft in der Ewigkeit.
Stärke uns in diesem Mahl und mach uns bereit,
zusammen mit unseren Schwestern und Brüdern
eine Kirche zu sein, die offen ist für alle,
die nach dir suchen.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Der Herr ist mein Licht und mein Heil. (GL 38,1)
Guter Gott, wir danken dir,
denn du nimmst dich deines Volkes an,
du bist in seiner Mitte gegenwärtig
und stehst ihm bei, wenn es in Not ist.
Kehrvers
Zu allen Zeiten bestellst du Hirten, die deinem Volk vorangehen,
Propheten, die ihm dein Wort verkünden,
und Priester, die deinen Namen heiligen.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hast du gesandt,
um dir das Herz deines Volkes aufs Neue zuzuwenden.
Er war der Gute Hirte, der das Leben für die Seinen hingab.
Er hat Männer und Frauen in seine Nachfolge gerufen,
damit sie wie er die Frohe Botschaft vom Reich Gottes verkünden.
Kehrvers
Auch heute berufst du Menschen,
die deine Größe den Menschen bekannt machen,
deinen Dienst an den Kleinen und Schwachen weiterführen
und dein Volk leiten.
Dafür danken wir dir und singen wir dir mit allen Heiligen zum Lob:
Danklied, z. B. "Lasst uns loben, freudig loben" (GL 489)
- Präfation1
Messbuch - Präfation vom Hl. Geist 2: Durch den Heiligen Geist führt Gott die Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn deine Vorsehung waltet über jeder Zeit;
in deiner Weisheit und Allmacht
führst du das Steuer der Kirche
und stärkst sie durch die Kraft des Heiligen Geistes.
In ihm kann sie allezeit auf deine Hilfe vertrauen,
in Not und Bedrängnis zu dir rufen
und in Tagen der Freude dir danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Heiliger Geist 2
- Mahlspruch1
Bibel
Mit Johannes dem Täufer bekennen wir:
Ich habe es gesehen und lege Zeugnis ab:
Dieser ist der Erwählte Gottes.
(Joh 1,34)
oder:
Kommt und seht!
Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte.
(Joh 1,39)
- Meditation3
Helene Renner (2021) - Gib uns Ohren, die deine Stimme hören
Gib uns Ohren, die deine Stimme hören,
die auch das Unbequeme
und die Not der Menschen nicht überhören,
die aber verschlossen sind
für das Böse und alles lieblose Geschwätz.
Ohren, die deinen Ruf vernehmen.
Gib uns Augen, die sehen, was nötig ist,
die hindurchschauen durch das Vordergründige,
die das Kleine und Unscheinbare nicht übersehen.
Augen, unter deren Blick sich andere wohlfühlen.
Gib uns einen Mund, der deine Wege bezeugt,
der heilende Worte spricht und Anvertrautes bewahrt,
dem alles Verletzende und Zerstörende fremd ist.
Einen Mund, der einlädt zu dir.
Gib uns ein Herz, in dem dein Geist wohnt,
das Wärme schenkt und reich ist an Vergebung,
das Freude und Leid der Mitmenschen teilt.
Ein Herz, das Güte und Liebe ausstrahlt,
und das uns antreibt, dir zu folgen.
Bernhard Rathmer (2012) - meine art die dinge zu sehen
augenblicke
begegnungen
die verändern
mich
meine art die dinge zu sehen
augenblicke
begegnungen
die lehren zu lieben
mich
den anderen
die welt
augenblicke
begegnungen
die helfen neu anzufassen
einem der nicht mehr wollte
in einer welt in der niemand mehr etwas erwartet
augenblicke
begegnungen
die unendlich kostbar sind
für mich
für jeden von uns
für alles was ist
(Bernhard Rathmer)
Zitat (2009) - ... auch wenn ich ihn nicht sehe
Ich glaube an die Sonne,
auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe,
auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott,
auch wenn ich ihn nicht sehe.
(anonymer Text aus dem Warschauer Getto)
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 2. Sonntag: Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe
Barmherziger Gott,
du hast uns alle mit dem einen Brot des Himmels gestärkt.
Erfülle uns mit dem Geist deiner Liebe,
damit wir ein Herz und eine Seele werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Taufe des Herrn: gläubig auf deinen Sohn hören
Gütiger Gott,
du hast uns mit deinem Wort
und dem Brot des Lebens genährt.
Gib, daß wir gläubig auf deinen Sohn hören,
damit wir deine Kinder heißen und es in Wahrheit sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Taufe des Herrn
Messbuch - SG Auswahl 7: genährt mit der Speise, die uns stärkt, deinem Willen zu folgen
Unser Gott und Vater, wir danken dir.
Du hast uns genährt mit der Speise,
die uns stärkt, nur deinem Willen zu folgen.
Ist unser Glaube auch schwach
und unsere Liebe gering,
nimm sie barmherzig an um deines Sohnes willen,
der uns zugelassen hat an seinen Tisch,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 7
- Gebet zum Abschluss3
Martin Stewen (2024)
Allmächtiger Gott
wir haben Mahl gehalten und dein Wort gehört.
Wenn wir nun gehen, um in unserem Leben zu tun,
wozu du uns rufst und was du uns zutraust,
begleite uns mit deinem Segen.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Beatrix Senft (2024)
Herr,
wie du Samuel gerufen hast,
so rufst du auch uns immer wieder.
Wie Samuel hören wir vielleicht,
doch verstehen dein Rufen nicht.
Schenke uns ein Gespür dafür,
ein leises und kleines Empfinden zumindest,
deine Anrufe zu hören und zu verstehen
und lass uns durch dein Wort unseren Alltag in der kommenden Woche bestehen. – Amen.
Martin Stewen (2021) - Ermutige uns zu Echtheit und Offenheit
Allmächtiger Gott
wir haben dein Wort gehört
und du hast uns vom Brot des Lebens geschenkt.
Es sei uns Wegzehrung für unseren Weg durch diese Zeit.
Es ermutige uns zu Echtheit und Offenheit
und reiße uns heraus aus Trägheit und Mutlosigkeit.
Dafür danken wir dir heute, alle Tage unseres Lebens,
bis in Ewigkeit.
Deine Stimme, Herr
deine Stimme
Herr
lässt du hören
in dunklen Kammern der Nacht
und
im Unterwegssein des Tages
auf vielfältige Weise
rufst du
doch
werde ich dein Rufen
unterscheiden können
bei all den vielen Stimmen
und Eindrücken
die umherschwirren
und fordern -
ja überfordern
gib dein Rufen nicht auf
bis auch ich spreche:
„Rede, Herr,
deine Dienerin, dein Diener
hört.“
und
gib meinen Wegen
festen Grund
damit ich dir folgen kann
Beatrix Senft 2024.
Den Ruf Gottes hören
"Berufungsgeschichten" – so könnte man die biblischen Texte dieses Sonntags überschreiben, oder auch: "alle müssen lernen". Wir hören von der Berufung des Propheten Samuel. Er erkennt zunächst nicht, wer ihn da ruft, er braucht die Hilfe des Eli. Und wir hören von der Berufung der ersten Jünger. Sie brauchen den Anstoß vom Täufer Johannes, um Jesus zu erkennen. Und Petrus braucht dann das Zeugnis seines Bruders.
Petrus, der Fels, auf den Jesus seine Kirche baut, auch er braucht einen Anstoß. Und es bleibt für ihn weiter schwierig. Oft versteht er Jesus nicht, oft schießt er übers Ziel hinaus, es gelingt ihm sogar, Jesus so zu verärgern, dass dieser zu ihm sagt „Weiche von mir, Satan“, bis er ihn schließlich sogar verleugnet. Und doch, dieser Petrus wird als der gesehen, der erster Papst war. Er hat – mühsam – lernen müssen, wie Jesu Weg aussieht und was Nachfolge bedeutet. Immer wieder hat auch er selbst gemerkt, dass er in die Irre läuft, und doch hat er gelernt, den richtigen Weg zu finden.
Auch wir dürfen lernen. Auch wir brauchen Anstöße; von Menschen, die Gott erkannt haben, von Menschen, die uns zeigen oder gezeigt haben, wie Nachfolge aussehen kann. Das können Texte aus der Bibel sein, dass kann ein Priester oder ein Seelsorger, eine Seelsorgerin sein, die uns den Weg zeigen. Vielleicht war es auch der Religionslehrer unserer Kindheit, der glaubwürdig seinen Weg ging, Heilige aus den Legenden, deren Leben uns Mut macht, oder auch der Nachbar, die Nachbarin, die so ganz ohne Theologie und Pathos einfach tun, was Jesus uns aufgetragen hat: Menschen zugewandt leben, helfen, wo es nötig ist, ohne den Blick auf die Frage, was es einbringen mag.
Es macht nichts, wenn wir die Rufe nicht sofort hören, es macht nichts, wenn wir Gott nicht auf Anhieb erkennen. Er ist hartnäckig. Wenn wir uns drauf einlassen, wird er uns immer wieder in seine Nachfolge rufen. Und wenn wir irren, wenn wir uns selbst zu wichtig nehmen, wenn wir nicht verstehen, wenn wir übers Ziel hinaus schießen oder gar leugnen, Christen zu sein, immer finden wir in der Person des Petrus jemanden, dem es genauso gegangen ist. Und der doch von Jesus erwählt wurde als erster unter Gleichen. Wir brauchen nicht aufgeben, es gibt kein endgültiges Versagen. Immer wieder dürfen und müssen wir neu unseren Weg mit Jesus suchen, immer wieder werden wir ihn neu finden.
Und dazu gehört dann auch, dass wir Wegbereiter werden, indem wir so leben, dass Menschen erkennen, dass es sich lohnt, Jesus nachzuspüren, dass wir Spuren hinterlassen, die anderen Wegzeichen sein können.
Spuren
am Meer
Spuren im Sand
klar erkennbar
morgen verschwunden
Immer schon
schlagen die Wellen an den Strand
unbeeindruckt vom Fortgang der Zeit
unbeeindruckt von menschlichem Handeln
Warum fühlen wir uns so wichtig
Warum glauben wir, wir könnten die Welt beherrschen
Wir hinterlassen Spuren im Sand
klar erkennbar
morgen sind sie verschwunden
Hinterlassen wir Spuren in den Herzen
Spuren der Liebe
die bleiben
Und blicken wir aufs Meer
Immer schon schlagen die Wellen an den Strand
unbeeindruckt vom Fortgang der Zeit
Nehmen wir uns nicht so wichtig
Schauen wir auf die anderen
Spuren in den Herzen
Spuren der Liebe
die bleiben
Edith Furtmann 2024.
Tag des Judentums 2021
Links zum Tag des Judentums:
Ökumenischer Rat der Kirchen Österreichs
http://www.oekumene.at/oerkoenews/1940/tag-des-judentums-2020
Katholische Kirche Österreichs:
https://www.katholisch.at/tagdesjudentums
Diözese Linz:
https://www.dioezese-linz.at/institution/8117/article/136771.html
Internet
Unsere Berufung
Unsere Berufung ist es nicht, heldenhafte Taten zu vollbringen oder hochtrabende Worte zu machen, sondern die Freude zu bezeugen. Sie stammt aus der Gewissheit und dem Vertrauen, von Gott geliebt und erlöst zu sein.
Papst Franziskus in: Lieben heißt alles geben. Zeugnisse, Saint-Maurice 2015.
Immerfort empfange ich mich aus deiner Hand
Immerfort empfange ich mich aus deiner Hand.
Das ist meine Wahrheit und meine Freude.
Immerfort blickt mich Dein Auge an,
und ich lebe aus Deinem Blick,
Du mein Schöpfer und mein Heil.
Lehre mich,
in der Stille Deiner Gegenwart
das Geheimnis verstehen, dass ich bin.
Und dass ich bin
durch Dich
und vor Dir
und für Dich. Amen.
Papst Franziskus in: Lieben heißt alles geben. Zeugnisse, Saint-Maurice 2015.
In Gott hineingezogen
Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn aus sich heraus gehen, d.h. in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen.
Edith Stein in: Christus begegnen. Berufung erkennen, Zentrum für Berufungspastoral, Freiburg i.Br. 2005.
Hunger nach ewigem Glück
Viele Menschen wirken manchmal geradezu gequält
durch eine schier unersättliche Sucht
nach immer Neuem, nach immer mehr.
Aber auf diesem Wege werden wir niemals
unserem Herzen auf Dauer Frieden verschaffen.
Denk einmal zurück an alle rauschenden Genüsse,
die dir die Welt in deinem Leben bot.
Warst du zuletzt nicht immer ein bisschen enttäuscht?
Unser Herz verträgt keinen Ersatz!
Unser Herz wird erst Frieden und Ruhe finden
in grenzenloser Güte, in einem Gott,
der «Vater» ist und «Liebe». Ohne es zu wissen,
hungert unser Herz nach ewigem Glück.
Mit weniger können wir uns nicht zufriedengeben.
Aus: Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz. Übertragen und herausgegeben von Ulrich Schütz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008 (1999).
Ich bin
Ich bin
so groß oder klein,
breit oder schmal,
auffällig schön
oder unauffällig häßlich
- oder auch umgekehrt -
wie ich nun mal bin.
Mein Kopf ist mein Kopf
und meine Füße sind
meine Füße,
und alles dazwischen
bin auch ich.
Ich bin auf den Tag
genau so alt,
wie ich bin -
warum sollte ich
mir auch voraus-
oder hinterherlaufen?
Ich habe meine Fähigkeiten
und meine Grenzen
und möchte beide
genau kennenlemen,
um mit ihnen bestmöglich
leben zu können.
Was in mir steckt,
will ich entfalten,
was ich kann,
möchte ich tun -
nicht mehr
und nicht weniger.
Ich habe meine eigene,
unverwechselbare Geschichte,
die es weder zu verdrängen
noch zu beschönigen gilt.
Freude und Leiden,
Erfolg und Verlust
stehen darin nebeneinander,
und beides hat mich
zu dem gemacht,
was ich heute bin.
Ich habe die Ausbildung,
den Beruf und die Stellung,
die ich habe.
Möglichkeiten, mich zu verbessern,
nehme ich gerne wahr -
aber über Unmöglichkeiten
will ich mir nicht
den Kopf zerbrechen
und mir durch den
Vergleich mit anderen
nicht dauernd selbst
das Leben schwermachen.
Du weißt, Herr,
daß das nicht immer so war.
Zu meiner Überraschung begann
der Weg zu mir selber da,
wo ich mich auf den Weg
zu dir machte.
Als ich dich so sehen wollte,
wie Du wirklich bist,
begann ich zugleich mich selbst
mit neuen Augen zu sehen.
Als ich mich mit Dir
versöhnen ließ,
wurde ich auch zunehmend
mit mir selbst und
meinem Leben versöhnt.
Damals wie heute
möchte ich Dich annehmen
als das, was Du bist -
mein Herr und mein Gott.
Und damals wie heute
erfahre ich,
daß ich gerade darin
mich selbst annehme
und werde, was ich bin -
Dein Mensch.
Aus: Hans-Joachim Eckstein, Du liebst mich - also bin ich. Gedanken Gebete Meditationen. Hänseler Verlag, Neuhausen-Stuttgart 1989.
Jesus blickt dich an
Jesus
Dein Blick
strahlend
durchdringend
voll Liebe
und Zärtlichkeit
wissend
um die Vergangenheit
um die Zukunft.
In Sekunden
verwandeln sich
Lebenspläne
erstarrte Herzen
werden weich
Menschen werden
geläutert
Totes wird lebendig.
In der Ewigkeit
Deines Blickes
wird nur eines wichtig:
"Bei DIR sein."
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d' Art. Hrsg. Präsid. Olga Elisabeth Jagoutz, Sonnengasse 16, Klagenfurt, Österreich.
Berufung begleiten - Ein Interview
Was bringt junge Leute auf die Suche nach einer "geistlichen Berufung"?
Die Motive sind so vielfältig wie die Lebensgeschichten. Aber bei Menschen, die mit einer "gesunden Berufung" kommen, ist festzustellen, dass sie eine starke Sehnsucht nach mehr als dem Gewohnten haben; nach mehr als den normalen Befriedigungen und Erfüllungen unserer Gesellschaft. Bei vielen erlebe ich, dass sie in Tagen der Einkehr, im Gebet oder in der Begegnung mit Menschen etwas erahnt haben von der Anziehungskraft Jesu Christi und seiner Botschaft. Und sie suchen eine Lebensgestalt, die sinnvoll, erfüllend und von bleibendem Wert ist. Es geht um eine Berufung, nicht nur um einen Beruf.
Was ist der Anstoß, sich "berufen" zu fühlen?
Das ist recht unterschiedlich, wie eben auch Liebesbeziehungen verschieden anfangen. Die einen spüren bei einem Einkehrtag, bei einer Begegnung, bei einem Gespräch plötzlich: Da bin ich gemeint, da bin ich angerufen. Und dieses Erlebnis lässt ihnen keine Ruhe. Bei anderen wächst dieser Gedanke über Jahre: Ich hab Freude, Menschen zu helfen, ich hab Freude am Gebet, ich spüre, ich sollte mich zur Verfügung stellen. Manche kommen aber auch aus anderen Motiven: Weil sie ein geschütztes Nest vor dem rauen Wind der Welt suchen, weil sie Angst vor zu viel Freiheit haben, weil sie "jemand Besonderer" sein wollen. Ich denke, dass geistliche Begleiter, aber auch Ordensgemeinschaften und Seminarregenten sehr genau hinschauen sollten, was die wirklichen Motive sind. Meiner Erfahrung nach werden - auch aus der wachsenden Personalnot heraus - an manchen Orten Leute aufgenommen, wo ich größte Bedenken habe. Damit erweist man niemandem einen Dienst.
Wo sehen Sie die größten Hürden, dass junge Leute zu einer "geistlichen Berufung" Ja sagen können?
Hier gibt es neben sehr persönlich bedingten Beweggründen auch so etwas wie allgemeine Hürden, die vielen den Weg versperren oder erschweren. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass in der heutigen Gesellschaft die Scheu vor lebenslangen Bindungen und vor einem Sich-Verschenken zunimmt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer weniger Menschen selber oder in ihrer Umgebung die Bereitschaft erfahren, Hingabe auch durch Krisen und "Schicksalsschläge" hindurch zu tragen. Ich halte das für ein großes Problem unserer Zeit.
Eine weitere Hürde sehe ich darin, dass sich viele mit manchen Strukturen von Orden und von Kirche schwer tun. Für andere ist auch die Frage, ob sie die "ehelose Keuschheit" positiv leben können, eine echte Schwierigkeit. Gerade hinter einer "geistlichen Berufüng" steht ja auch die Sehnsucht, als Mensch ganzheitlich zu leben. Und da ist für viele ein Leben ohne Partnerschaft und intimer menschlicher Nähe eine große Herausforderung. Unter diesem Aspekt ist es von ganz besonderer Bedeutung, ob junge Leute in der Kirche tragfähige Gemeinschaften erleben.
Aus: Josef Maureder SJ, Wir kommen wohin wir schauen. Berufung leben heute. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2004.
Generationenspur
Gott, Quelle und Mutter des Lebens,
Du hast uns berufen, als Töchter mit Dir
und als Schwestern miteinander zu leben.
Im Ja des Glaubens gebierst Du uns neu.
Im Wasser Deiner Fruchtbarkeit wäschst Du ab,
was uns festhält und bindet.
Atme uns in Deinem Geist,
gib uns Flügel der Freiheit
und Füße der Treue,
Rosen der Geduld
und Lichter des Herzens,
schließe auf,
was sich vor Dir verdunkeln will.
Dann gehen wir unbeirrt in den Spuren Deines Sohnes
unseren eigenen und unseren gemeinsamen Weg.
Aurelia Spendel OP in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP. Schwabenverlag / KlensVerlag, Ostfildern 2010.
Wahrnehmen verändert
Wahrnehmen, das meint nicht nur sehen, nicht nur zuschauen und dann einfach so weitermachen. Das haben der Priester und Levit auch getan, als sie an dem unter die Räuber Gefallenen vorbeigingen. Solches Wahrnehmen ändert nichts. Wahrnehmen heißt auch: seine Aufgabe wahrnehmen, handeln wie der Barmherzige Samariter.
Das Geheimnis unserer Mission liegt in einem überzeugenden christlichen Leben. Wort und Handeln müssen zusammenkommen. Der Religionslehrer, der nicht nur vom Glauben redet, sondern ihn authentisch lebt; die Caritasmitarbeiterin, die der Liebe Christi ihr eigenes Gesicht gibt; die Eltern, die mit ihrem Kind abends an der Bettkante beten; die Familie, die ihren bettlägerigen Vater zu Hause pflegt - sie alle sind lebendiges Evangelium. Unsere Zeitgenossen erwarten keine feierlichen Ansprachen. Sie sind der großen Worte müde. Gefragt ist ein glaubwürdiges, persönliches Wort von Mensch zu Mensch: Woraus lebe ich? Was lässt mich glauben und hoffen? Warum bin ich Christ, warum bleibe ich es? Dort, wo ein Christ jemanden in sein Leben, in sein Herz schauen lässt, da geschehen auch heute Wunder. Christen, die mitten im Lebensalltag geistliches Profil zeigen - unaufdringlich, aber erkennbar; selbstbewusst, aber demütig - die lassen auch heute aufhorchen. Sieht man uns an, dass der Glauben das Leben nicht verdirbt und verkümmern lässt, sondern freisetzt und reich macht, andere reich macht? Wahrnehmen verändert - die Situation und uns selbst.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Seit ein Gespräch wir sind
Im dritten Ansatz eines Entwurfes zu Hölderlins Gedicht "Friedensfeier" heißt es:
Viel hat erfahren der Mensch. Der
Himmlischen viele genannt,
Seit ein Gespräch wir sind
Und hören können voneinander
Bedenkt man aufmerksam jedes dieser Worte, dann fällt auf, dass hier nicht vom "ein Gespräch führen", sondern vom "ein Gespräch sein" die Rede ist. Zwischen beidem besteht ein großer Unterschied. Noch in keiner Epoche der Geschichte ist so viel geredet worden wie heute. Dieses Reden geschieht nicht nur durch Worte, sondern darüber hinaus durch Kaskaden von Bildern, die uns überschwemmen. Nur ein Bruchteil dieses Redens ist aber Gespräch. Das meiste ist einbahnige Information oder gar Propaganda.
"Unsere Epoche, die redseligste der Weltgeschichte, äußert sich ununterbrochen millionenfach - aber sie kommt nicht zu Wort", hat der Schriftsteller Manés Sperber zeitkritisch angemerkt. Sich zu Wort bringen heißt ja nicht, Werbesignale für irgendetwas aussenden, sondern heißt eintreten in ein Gespräch; heißt ein Wort sagen in der Erwartung einer Antwort, die ganz anders sein darf als erwartet.
Es ist schon viel, wenn ein Gespräch sachlich und nicht nur im Dienst einer Selbstbehauptung geführt wird. Wer es darüber hinaus aber versteht, manchmal auch ein Gespräch zu sein, der wird so etwas wie Brot für andere; er lässt sie in größerer Fülle leben als bisher.
Ein Gespräch sein, das bedeutet, von Herz zu Herz reden und im Reden nicht nur dies und jenes, sondern ein Stück von sich selbst mitteilen. Es bedeutet auch, gut hören, zuhören können, im ganzen mehr Ohr sein als Mund.
Ein Gespräch sein - das ereignet sich in der Begegnung wirklich Liebender: Begegnung mit Menschen, aber auch mit Gott.
Einer, der Gespräch ist, hört auch leise Stimmen. Er hört die Herztöne von Menschen, und er hört vielleicht auch die Stimme Gottes inmitten der Geräusche des Alltags.
Aus: Egon Kapellari, Aber Bleibendes stiften die Dichter. Gedanken für den Tag. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2001.
Komm! ins Offene, Freund!
"Komm! ins Offene, Freund!" Mit diesen Worten beginnt die Elegie "Der Gang aufs Land", die Friedrich Hölderlin im Jahr 1800 verfasst und seinem Freund Landauer gewidmet hat, in dessen Haus ihm ein paar glückliche Wochen beschieden waren. Der Anlass zu diesem Ruf war vordergründig ein höchst bescheidener, nämlich die Einladung, sich an einem Feiertag aus der Enge der Stadt hinauszubegeben zu einem Richtfest für ein Landgasthaus. Mit unerhörter Kraft der Sprache öffnet Hölderlin aber den Horizont über den Anlass hinaus. Die Stimmung dieses Sonntagmorgens wird für den Dichter zum Symbol für seine eigene Gestimmtheit und für die Gestimmtheit seiner Epoche, die er als dürftige Zeit bezeichnet hat, weil das Göttliche aus ihr entschwunden schien.
Trüb ist's heut, es schlummern die Gäng und die Gassen,
und fast will
mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.
sagt er im Fortgang des Gedichtes; und vorher noch heißt es:
Weder die Berge sind, noch aufgegangen des Waldes
Gipfel nach Wunsch, und leer ruht vom Gesange die Luft.
Dem Bleigewicht dieser Stimmung setzt der Dichter den Ruf "Komm! ins Offene, Freund!" entgegen. Dieser Ruf will Flügel geben gegen Schwerkraft, will Türen öffnen und einen weiten Raum erschließen, in welchem es keine Atemnot gibt.
"Komm ins Offene!" - dieser Ruf erinnert den mit dem Neuen Testament Vertrauten an einen Ruf Christi im vierten, im Johannesevangelium. Es ist ein Weckruf an einen Toten: Lazarus, komm heraus! Ein Ruf, der auch Hölderlin durch sein Theologiestudium vertraut war.
Komm ins Offene, komm heraus! - das ist ein Ruf, nach dem sich auch heute viele sehnen werden, die sich wie eingesperrt, wie eingemauert, wie lebendig begraben fühlen. Es ist ein Ruf Gottes, ein Ruf Christi, der meist leise Herolde hat.
Aus: Egon Kapellari, Aber Bleibendes stiften die Dichter. Gedanken für den Tag. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2001.
Im Vorübergehn
Wir haben nur
ein paar Worte gewechselt:
die großen in kleine,
alltägliche Worte.
Wir sprachen
so im Vorübergehn
nicht von Vertrauen
und dass wir uns lieben.
Du fragtest: wie geht's dir?
Ich sagte: schön, dich zu sehn!
Ein Wort gab das andere.
Wir haben nur
ein paar Worte gewechselt:
deine und meine getauscht
miteinander, geteilt
kleine, alltägliche Worte.
Und auch die großen,
die ungesagten.
Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2006.
Berufung
Ich bin ein Meister im Ausweichen, Herr.
Alles dient mir zum Vorwand.
Ich schütte mich zu mit Arbeit;
ich decke mich ein mit Verpflichtungen;
ich dröhne mir den Kopf zu
mit meinen Terminen.
Du weißt genau,
warum ich das mache:
ich will dich lieber nicht hören.
Ich fürchte deinen Ruf,
ich fürchte den Weg,
auf den du mich vielleicht lockst.
Dass du es gut meinst mit mir,
habe ich ungefähr begriffen.
Aber muss ich deswegen so viel ändern,
wie ich insgeheim vermute?
Sei nicht zu nachsichtig mit mir, Herr,
wenn du meineTricks durchkreuzt,
damit ich zu meiner Berufung finde.
Aus: Peter Modler, Für Wanderer und Krieger. Männergebete. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2004.
In Gott versinken
Du musst dich bis auf den tiefsten Grund deiner entledigen. Unergründlich tief; aber wie? Fiele ein Stein in ein abgrundtiefes Wasser, der müsste immer weiter fallen; denn er fände keinen Grund. So sollte der Mensch unauslotbar tief sinken und tief fallen in den unergründlichen Gott und in ihn gegründet sein, was an Schwerem auch auf ihn fiele, inneres oder äußeres Leiden oder auch eigene Mängel, die Gott gar nicht oft zu deinem Besten über dich kommen lässt. Dies alles sollte den Menschen immer tiefer in Gott versinken lassen, und er sollte seines eigenen Grundes nie dabei gewahrt werden, nicht an ihn rühren, auch nicht nach seinem eigenen Selbst suchen, er sollte Gott im Sinn haben, in den er versunken ist. Wer etwas sucht, sucht nicht Gott. All des Menschen Wohlwollen, sein Grund, sein Sinn soll Gott gehören, ihm sei der Ruhm, der Wille, die Treue, die niemals unserem Nutzen, unserer Erhörung, unserem Lohn. Suche ihn allein.
Heinrich Seuse (1295-1366)
Gewitter im Anzug
Donnergrollen
immer näher
immer lauter
Blitze zerreißen den dunklen Himmel
für Sekundenbruchteile
taghelles Licht
dann pechschwarze Nacht
faszinierendes Schauspiel
gewaltig und Angst machend
der Himmel droht
auseinanderzubersten
herabzufallen
Verzogenes Gewitter
in der Ferne Donnergrollen
der Himmel ist am Himmel
geblieben
einladend
verheißungsvoll
versöhnend
friedvoll
Aus: Margot Bickel, Jede Nacht birgt einen Stern, Augsburg 1998, Seite 44.
Initiation
Am Südufer des Jordan, in der Wüstenregion Judäas, hat sich Jesus einem Reinigungs- und Initiationsritus unterzogen, einem Übergangsritus, um in das Leben, die Geschichte, die Tradition, die Geschichte Israels einzutreten. Er ist als einfacher, frommer Jude in die Fluten des Jordan getaucht, und aus dem Wasser des Flusses ist er als "Initiierter" hervorgekommen, als Anhänger der Sekte des Johannes, einer religiösen Gruppe, die zu den radikalsten seiner Zeit gehörte, besonders in der strengen Unterscheidung zwischen Heiligem und Weltlichem.
Doch der Taufritus war von einem Wunder begleitet: Eine Stimme vom Himmel hat Jesus "Sohn Gottes" genannt, und nach dem plastischen Bild des Evangeliums stieg der Heilige Geist in Gestalt einer Taube über ihn herab, um dies zu bezeugen.
Der rein religiöse Aspekt weicht den tiefen menschlichen und psychologischen Implikationen. Am Ufer des Jordan hat Jesus zwei Identitäten erworben: eine kollektive und eine individuelle. Als Mitglied des Volkes Israel ist er ein frommer Jude in der alttestamentlichen Linie, die direkt mit den Propheten verbunden ist und die Lehren der Schrift rigide auslegt. Vom subjektiven Gesichtspunkt ist Jesus der Auserwählte, der Gesalbte des Herrn, die Manifestation des "Immanuel", des "Gott mit uns" - etwas absolut Neues, Verheißenes, das es zu finden gilt.
Es sind alle Voraussetzungen gegeben, damit sich Spannung aufbaut: Die gleichzeitig existierenden Identitäten sind ein Konfliktpotential. Es gibt eine "Persona" nach C. G. Jungs Terminologie, d. h. eine "Maske", hinter der ein Gefüge von Funktionen agiert, die die soziale und kollektive Anpassung des Individuums bestimmen. Und es gibt ein Subjekt, das die Inhalte der eigenen, persönlichen und individuellen Verwirklichung sucht.
Aus: Marco Garzonio, Jesus und die Kraft des Weiblichen, Zürich 1991, S. 18f.
Von den Freiheitschancen überfordert
Freilich, viele Bürger, auch viele christliche erweisen sich bis auf den heutigen Tag von den Freiheitschancen überfordert. Dabei ist weniger die Freiheit selbst das Hauptproblem. Mehr zu schaffen macht vielen Bürgern eine neue Unübersichtlichkeit. Viele leiden weniger an Desorientierung, sondern an Überorientierung. Die Leute verlieren dabei leicht den Überblick. Dazu kommt der freiheitsmindernde Konsumismus unserer Überflussgesellschaft. Es gelingt zu vielen nur schwer, inmitten der Freiheit das auszubilden, was Fachleute "Identität" nennen. Identität meint, dass die für gutes Leben wichtigen Fragen "Wer bin ich?" und "Wie lebe ich gut und richtig?" sicher genug beantwortet werden können. Wird im Lauf des Lebens diese Antwort nicht gefunden und gewinnen Menschen keine hinreichende Lebenssicherheit, dann stellen sich "Identitätskrisen" ein. Zum Ausdruck kommen solche Identitätskrisen in vielfältiger Weise: in sittlicher Verwahrlosung, in religiöser Ratlosigkeit, in rastlosem Suchen nach Sinn. Anzeichen dafür sind, dass die Identitätsbildung gestört ist, zeigt sich bei jungen und alten Bürgern, "Identitätsanleihen" zu machen: bei Jugendreligionen, sektenartigen Gruppen innerhalb und außerhalb der Kirchen, bei Psychogruppen, bei Gurus weltlicher und religiöser Art.
Aus: Paul Michael Zulehner, Wider die Resignation in der Kirche. Ein Aufruf zu kritischer Loyalität, Freiburg 1989, S. 19f.
Drei Zeiten, in denen jeder eine heile und gute Wahl treffen kann
Der erste Zeitpunkt ist dann, wenn Gott unser Herr den Willen so bewegt und an sich zieht, dass eine Ihm ergebene Seele, ohne zu zweifeln oder auch nur zweifeln zu können, dem folgt, was ihr gezeigt worden ist, wie es der heilige Paulus und der heilige Matthäus taten, als sie Christus unserem Herrn folgten.
Der zweite Zeitpunkt ist dann, wenn man viel Klarheit und Einsicht hat auf Grund der Erfahrung in Tröstungen und Trostlosigkeiten sowie auf Grund der Erfahrungen in der Unterscheidung der verschiedenen Geister.
Die dritte Zeit ist ruhig; es erwägt einer zuerst, wozu hin der Mensch geboren ist, nämlich um Gott unseren Herrn zu loben und seine Seele zu retten, und von solchem Wunsche beseelt, wählt er als Mittel ein Leben oder einen Stand innerhalb der von der Kirche gesetzten Grenzen, um im Dienst seines Herrn und im Wirken für das Heil seiner Seele gefördert zu werden.
Ich nannte die Zeit ruhig, wenn nämlich die Seele nicht von verschiedenen Geistern bewegt wird und sich ihrer natürlichen Kräfte frei und ruhig bedient.
Aus: Exerzitienbuch des heiligen Ignatius, Nr. 175-177, zitiert nach: Rahner Karl, Horizonte der Religiosität. Kleine Aufsätze, hrsg. von Georg Sporschill, Wien 1984.
Martin Stewen (2021)
Bernhard Zahrl (2009)
Norbert Riebartsch (2003)