Dass Gott die Welt lieb hat, muss ihr in den Ohren klingen. Denn die Welt ist ins Gerede gekommen. Psst! Sie geht unter. Sagen viele, fürchten alle. Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht schon übermorgen (wenn ihr es nicht im Kalender sucht!). Viele geben sie sogar verloren. Nach uns die Sintflut …Nur: Wer geliebt wird, geht nicht unter.
Heute muss ich den Mund voll nehmen. "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass es seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." Das ist eine Liebeserklärung. Sie verträgt keine verzogenen Mundwinkel, keine hoch gezogenen Augenbrauen, kein Stirnrunzeln. Denn Gott selbst hat sich mit Fleisch und Blut der Welt verbunden. In Jesus ist er Mensch geworden.
Ich weiß: Die Umweltkatastrophen lassen sich nicht mehr übersehen. Es sind auch keine Unkenrufe mehr, dass das Wasser für viele Menschen knapp wird - und die Luft zum Leben dünn. Die Ozonschicht kann den Dreck nicht mehr halten, der ihr aufgebürdet wird. Und selbst die schweigsamen Fische wehren sich gegen Ausbeutung und verseuchtes Wasser.
Die Menschen aber halten die Uhren an und glauben, sie könnten sie festhalten: 5 vor 12. Immer: 5 vor 12.
Dass Gott die Welt lieb hat, muss uns in den Ohren klingen.
Großes Fest
Heute feiern wir ein großes Fest. Eigentlich. Dreifaltigkeit steht drauf, ein Geheimnis ist drin. Das Geheimnis der Liebe Gottes. Die vielen begrifflichen Versuche kluger und neunmal kluger Menschen haben dem Fest eher geschadet als genutzt. Für die meisten Menschen ist der Tag heute ein Buch mit sieben Siegeln. Ebenso verschlossen wie nutzlos.
Aber die Liebe, die Nähe schenkt, Vertrauen, ja: Anbetung, steht auf der Wunschliste der Menschen ganz oben. Ich möchte geliebt werden, angenommen, verstanden. Ich möchte lieben. Einen anderen Menschen annehmen, ihn verstehen. Liebe geht durch Dick und Dünn, Liebe ist leicht wie ein Traum, Liebe ist dem Himmel näher als der Erde, Liebe ist die - große Welt. Selbst dann, wenn alles ganz klein um mich herum ist. Selbst dann, wenn ich ganz klein bin. Liebe ist ein einzigartiges, nie ergründetes, Erlebnis. Sie widerfährt Menschen. Liebe ist - total. Sie lässt sich nicht in Scheiben schneiden, in Teile nach Wunsch zerlegen, nach Tagesform bewerten oder verwerten. Liebe ist ganz - groß. Liebe macht ganz - groß.
In unserer Sprache trägt Liebe allerdings ein sehr individuelles, um nicht zu sagen, sehr intimes Kleid. Das steht uns Menschen außerordentlich gut, muss auch sorgsam behütet und geschützt werden. Aber Liebe schenkt einen Mantel, der viel weiter ist. Für Menschen, die keine Liebe verdient haben (wer hätte das denn schon?), denen Liebe aberkannt wurde, die so fremd sind, dass sie keine Liebe bekommen. Da fängt die große Welt an, klein zu werden. Wir sehen hungernde, flüchtende und von Kriegen heimgesuchte Menschen, wir spekulieren über Opfer und Verluste, wir verfolgen Aktienkurse und Dunkelziffer, wir machen Geschäfte mit dem Tod. Am liebsten legal, aber die weißen Westen passen schon lange nicht mehr. Die große Liebe, die aufs Ganze geht, ist Gott selbst. Ohne Berechnung, ohne Vergangenheitslast, ohne Zukunftsangst. "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass es seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."
Diese Liebe scheut sich nicht, alles zu geben, was sie geben kann: Jesus gibt sogar sein Leben für uns. Ich habe es aufgegeben, das verstehen zu wollen. Aber seitdem sehe ich die Welt in einem anderen Licht. Ich kann sie nicht preisgeben, ich kann sie nicht fallen lassen. Gott ist in der Welt. Mit seiner Liebe. Jedes Kreuz am Weg oder in der Stube weist darauf hin. Weist auf ihn.
Heute feiern wir ein großes Fest. Das Geheimnis der Liebe Gottes.
Schlüssel zur Welt
Es ist schon eigenartig: die große Welt gibt es immer nur klein. Ich nehme sie in einem Ausschnitt wahr, ich filtere die Informationen, ich kann nur verstehen, was in meinen Kopf passt. Das kann viel sein, bleibt aber Stückwerk. Ob mein Wissen die Welt aufschließt?
Das Evangelium lädt zum Glauben ein. Nein, nicht zu dem Glauben, dem der Beigeschmack anhaftet, vage und unbestimmt zu sein, sondern zu dem Glauben, der Berge versetzt. Im Evangelium werden dazu Geschichten erzählt, Geschichten, die die Welt geradezu aus den Angeln heben. Mit Vertrauen, mit Liebe. Dann kann nichts beim Alten bleiben. Schon gar nicht, wenn das "Alte" Menschen zerstört und die Schöpfung um ihre Zukunft betrogen wird. Die Liebe ist kämpferisch. Sie nimmt es mit dem Tod auf - und besiegt ihn.
Was Gott von dieser Liebe hält? Alles traut er ihr zu. Sie ist sein Wesen, sie beschreibt seine Eigenschaften. Er gibt ihr sogar die Verheißung mit auf ihren schweren und konfliktträchtigen Weg, "ewiges Leben" zu geben. Was sich dahinter verbirgt, ist ebenso spektakulär wie alltäglich: Diese Liebe ist zuverlässig, kräftig und dauerhaft. Sie ist nicht klein zu kriegen. Sie kann ein Leben in Fülle versprechen. Alles, was wir mit "ewigem Leben" meinen - und nicht verstehen.
Das ist der Schlüssel: "damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."
Geliebte Welt
Dass Gott die Welt lieb hat, muss ihr in den Ohren klingen. Denn die Welt ist ins Gerede gekommen. Psst! Sie geht unter. Sagen viele, fürchten alle. Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht schon übermorgen (wenn ihr es nicht im Kalender sucht!).
Es ist die Lieblosigkeit, die das Todesurteil spricht.
Es ist die Liebe, die Leben verspricht.
Wer geliebt wird, geht nicht unter.
Die Welt, die so groß ist, dass wir uns in ihr verlieren,
die Welt, die klein wird und uns auf den Pelz rückt,
die Welt, die verraten und verkauft wird,
die Welt, die laut ist und in vielen Farben schillert,
die Welt, die jeden Tag den Kampf mit dem Tod besteht …
Die geliebte Welt!
Wir schauen auf die Uhr. 5 vor 12!
Dass Gott die Welt lieb hat, muss uns in den Ohren klingen.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.