Das heutige Evangelium wird gelesen und gehört am Sonntag vor dem Fest Christi Himmelfahrt. Zwischen diesem Sonntag und dem Fest sind die drei Bitttage. Mit Christi Himmelfahrt ist Jesus nicht mehr sichtbar und greifbar unter uns. Die Jünger und Jüngerinnen bleiben allein zurück. Die Sorge und Angst allein und verlassen zu sein, bestimmt die Atmosphäre. Das ist der Hintergrund für das Gebet Jesu und unser Beten.
Jesus bittet für uns
Jesus verspricht für uns zu beten: "Ich werde den Vater bitten…" Jesus will uns nicht als Waisen zurücklassen; damit wir nicht als Waisen zurückbleiben, betet er zum Vater, dass er uns einen "anderen Beistand" - Fridolin Stier übersetzt "Mutbringer" - senden möge.
Dieser "andere Beistand", dieser "Mutbringer" ist uns vertraut und wird immer bei uns bleiben: "Ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird." Es ist "der Geist der Wahrheit". Er lässt uns begreifen, dass Gott bei uns ist und wir in Gott sind: "An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch."
Wir sind nicht allein, wir sind mit dem Vater und mit dem Sohn im Heiligen Geist verbunden. Dieses Wissen soll uns von der Sorge und Angst allein zu sein befreien. Wir sind vom Vater und vom Sohn geliebt. - Das soll uns Mut und Hoffnung geben.
Voraussetzung für all das ist, dass wir in seiner Liebe bleiben. Wir bleiben in seiner Liebe, wenn wir die Gebote halten; speziell das Gebot der Liebe. Denn Gott ist die Liebe. Nach 1 Joh 2,1 ist Jesus Christus unser Fürsprecher beim Vater.
Unsere Bitten
Von unserem Bitten ist in den Texten der Schrift am heutigen Sonntag kaum die Rede. Ich möchte einige Bitten nennen, die uns diese Texte nahe legen oder der Tradition entsprechen.
- Wir beten in diesen Bittagen um das Gedeihen der Feldfrüchte, um den Schutz vor Katastrophen und in all den verschiedenen Sorgen, die uns bewegen.
- Wir sollen uns mit der Bitte Jesu vereinen, dass uns der Vater "den anderen Beistand", den "Mutbringer" sende und dass dieser Geist der Wahrheit uns in die Wirklichkeiten unseres Lebens als Christen einführt, damit wir begreifen, worum es geht.
- In Zusammenhang mit der zweiten Lesung sollen wir bitten, dass wir "Christus, den Herren" - der nicht mehr sichtbar und greifbar unter uns ist - "heilig halten" und dass wir fähig werden, "jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt".
Die Bittage haben viel an Lebendigkeit und Intensität verloren. Das hat viele Ursachen. Versuchen wir sie zu beleben, auch dadurch, dass wir auf die Bitten Jesu achten und mit ihm beten und bitten. Vgl. auch die Anliegen und Bitten, die Jesus beim "Abschiedsgebet" (Joh.17, 1-26) und im "Vater unser" nennt.