Hinführung:
Der Prophet Zefanja trat um 630 v.Chr. auf. Aus seiner Botschaft hören wir heute ermutigende Zusagen und Aufforderungen, die nicht nur dem israelitischen Volk damals galten, sondern auch uns aufbauen und motivieren wollen.
Lesung aus dem Buch Zefanja.
Juble, Tochter Zion!
Jauchze, Israel!
Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen,
Tochter Jerusalem!
Der HERR hat das Urteil gegen dich aufgehoben
und deine Feinde zur Umkehr gezwungen.
Der König Israels, der HERR, ist in deiner Mitte;
du hast kein Unheil mehr zu fürchten.
An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion!
Lass die Hände nicht sinken!
Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich,
er schweigt in seiner Liebe,
er jubelt über dich und frohlockt,
wie man frohlockt an einem Festtag.
Die alttestamentliche Lesung ist dem Prophetenbüchlein Zefanja entnommen. Mit nur drei Kapiteln gehört es zu den kleinsten Büchern der Bibel. Der Prophet Zefanjastammt wahrscheinlich aus Jerusalem und die Botschaft erging an ihn „in denTagen des Joschija, des Sohnes Amons, des Königs von Juda“ (vgl. Zef 1,1) - also um 630 v.Chr. Zu dieser Zeit verlieren die Assyrer zusehends an Macht (aufgrunddes Aufstiegs der Babylonier). Juda musste seit dem Untergang des Nordreichs denAssyrern Tribut zahlen, um seine Eigenstaatlichkeit zu erhalten. Diese Bedrohung wich nun zusehends.
Der König in ihrer Mitte
Der Text beginnt mit einem Aufruf zum Jubel. Mit der Tochter Zion ist die Stadt Jerusalem gemeint. Auch Israel wird zum Jauchzen aufgefordert. Nachdem nach der Zerstörung des Nordreichs Israel (722 v.Chr.) viele Menschen ins Südreich Judageflohen waren, wurde Juda nun auch Israel genannt.
Standen in den beiden ersten Kapiteln des Prophetenbuches die Gerichtsworte im Vordergrund, so hebt Gott sein Urteil jetzt auf und wendet sich seinem Volk wieder zu. Ja, mehr noch: JHWH ist ihnen ganz nahe, ist mitten unter ihnen - dies wird sogar ausdrücklich zweimal zugesagt (VV. 15.17). Die Schwächung der Assyrer wird hier als Tat Gottes gedeutet, der die Feinde zur Umkehr gezwungen hat. Gott ist also Herr der Weltgeschichte (vgl. auch Jes 52,7). Dies kommt im Titel „König Israels“ zum Ausdruck. Der wahre König von Israel/Juda ist allein JHWH.
Zuspruch für Jerusalem
Angst und Resignation lassen sich aus den folgenden Aufforderungen herauslesen. Jerusalem soll sich nicht fürchten und nicht die Hände in den Schoß legen. JHWH selbstbringt Rettung. Mit der Bezeichnung „Held“ wird JHWH hier in sehr menschlichem Bild dargestellt - und damit sehr nahe. Dieser Ausdruck, der aus der Kriegssprache kommt, erinnert an andere Texte, in denen Gott als erfolgreicher Krieger für sein Volkdargestellt wird (z.B. Ex 15,3; Jes 42,13). Dieser Vergleich möchte vor allem aufzeigen, mit welcher Leidenschaftlichkeit sich JHWH für sein Volk einsetzt.
Die Freude Gottes
Am Ende stehen die Freude und der Jubel Gottes über Jerusalem, sein Volk. Wozu am Beginn die Menschen aufgerufen werden, davon ist Gott schon erfüllt. Auch hierwird in sehr menschlichen Kategorien von Gott gesprochen: JHWH ist kein distanzierter Allherrscher in weiter Ferne oder eine „abstrakte Energie“, sondern ein für die Menschen mit Leidenschaft sich engagierendes Gegenüber. Daher hat JHWH keine Worte des Gerichts mehr für sein Volk, sondern nur noch Liebe.
Grund zur Freude
Im Evangelium kommen Menschen guten Willens und voller Erwartung zu Johannes dem Täufer, der ihnen Wege der Umkehr aufzeigt. Er verweist auf die Frohbotschaft, die er auch verkündet: auf Jesus, den Kommenden.
Ingrid Penner
© Diözese Linz. Team Bibelwerk Linz und Glaubenskommunikation
Zefanja, nach der Beschreibung von Zef 1,1, vermutlich ein Urenkel des Königs Hiskija, ist ein Pessimist: In mehr als zwei Dritteln seines Büchleins verkündet er das Gericht des kommenden Herrn. Und er verschont niemanden: nicht das Land Juda, seine Nachbarländer, die Stadt Jerusalem. Wer aber nach dem Gericht verbleibt, gehört zur Neusammlung des Gottesvolkes. Die Idee dieses versammelten Rests des Volkes kann als die geistliche "Brücke" zum Neuen Testament gesehen werden: Jesus kommt auch, um aus dem Volk die Menschen zu einem neuen Bund zu vereinen.
Die vorliegende Perikope findet sich in den letzten Versen des Buches Zef. Sie erzählt von der Hoffnung, die über die Stadt Jerusalem kommt und sie zum Ort der Neusammlung macht.
Bibelwerk der Diözese Linz (2018)
Martin Stewen (2000)