Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 02. Nov. 2024 - 2. November: Allerseelen (A/B/C)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ijob 19,1. 23-27a
Lesung aus dem Buch Íjob:
Íjob sprach:
Würden meine Worte doch geschrieben,
würden sie doch in ein Buch eingeritzt,
mit eisernem Griffel und mit Blei,
für immer gehauen in den Fels.
Doch ich, ich weiß:
Mein Erlöser lebt,
als Letzter erhebt er sich über dem Staub.
Ohne meine Haut, die so zerfetzte,
und ohne mein Fleisch werde ich Gott schauen.
Ihn selber werde ich dann für mich schauen;
meine Augen werden ihn sehen, nicht mehr fremd.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antwortpsalm - Ps 42,2-5; 43,3-4
Kv: Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott. – Kv
GL 42,1
Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, *
so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
Meine Seele dürstet nach Gott, /
nach dem lebendigen Gott. *
Wann darf ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht? – (Kv)
Ich will in einer Schar einherziehn. *
Ich will in ihr zum Hause Gottes schreiten,
im Schall von Jubel und Dank *
in festlich wogender Menge. – (Kv)
Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten; *
sie sollen mich bringen zu deinem heiligen Berg und zu deinen Wohnungen.
So will ich kommen zu Gottes Altar, /
zum Gott meiner Freude und meines Jubels. *
Ich will dir danken zur Leier, Gott, du mein Gott. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
1. Lesung - Weish 3,1-9
Lesung aus dem Buch der Weisheit.
Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand
und keine Folter kann sie berühren.
In den Augen der Toren schienen sie gestorben,
ihr Heimgang galt als Unglück,
ihr Scheiden von uns als Vernichtung;
sie aber sind in Frieden.
In den Augen der Menschen wurden sie gestraft;
doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.
Ein wenig nur werden sie gezüchtigt;
doch sie empfangen große Wohltat.
Denn Gott hat sie geprüft
und fand sie seiner würdig.
Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt
und wie ein Ganzopfer sie angenommen.
Zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie aufleuchten
wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen.
Sie werden Völker richten
und über Nationen herrschen
und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.
Alle, die auf ihn vertrauen,
werden die Wahrheit erkennen
und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe.
Denn Gnade und Erbarmen werden seinen Heiligen zuteil
und Rettung seinen Erwählten.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Das Buch der Weisheit, ein spätes Buch des Ersten Testamentes (80 – 30v.Chr.), das vom Hellenismus beeinflusst ist und seine Kreise bis ins Zweite Testament zieht, geht auch an der Realität des Todes und der Frage nach dem Danach nicht vorbei.
Der Ausblick auf die Unsterblichkeit ist eng verbunden mit dem Begriff der Gerechtigkeit. Das Leben vor dem Tod wirkt weiter im Leben nach dem Tod: das Vertrauen auf Gott und die Hoffnung auf ihn weisen den Gerechten Gottes aus, dem Gnade und Erbarmen zuteil werden. Der Gerechte und der Ungerechte werden gegenübergestellt, das Schicksal der Frevler wird im Anschluss (V10-12) geschildert.
Zusammenfassend gilt für den ganzen Abschnitt von V1-12: Weise ist, wer seine Hoffnung auf Gott und seine Gerechtigkeit setzt.
Antwortpsalm - Ps 27,1. 4ab. 7-8. 13-14
Kv: Der Herr ist mein Licht und mein Heil. - Kv
(GL 38,1)
Oder:
Kv: Ich bin gewiss zu schauen die Güte des Herrn
im Land der Lebenden. - Kv
Der HERR ist mein Licht und mein Heil: *
Vor wem sollte ich mich fürchten?
Der HERR ist die Zuflucht meines Lebens: *
Vor wem sollte mir bangen? - Kv
Eines habe ich vom HERRN erfragt, dieses erbitte ich: *
im Haus des HERRN zu wohnen alle Tage meines Lebens;
die Freundlichkeit des HERRN zu schauen *
und nachzusinnen in seinem Tempel. - Kv
Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe; *
sei mir gnädig und gib mir Antwort!
Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht! *
Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. - Kv
Ich bin gewiss zu schauen *
die Güte des Herrn im Land der Lebenden.
Hoffe auf den herrn, /
sei stark und fest sei dein Herz! *
Und hoffe auf den Herrn! - Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
1. Lesung - Jes 25,6a. 7-9
Lesung aus dem Buch Jesaja.
An jenem Tag
wird der Herr der Heerscharen
auf diesem Berg – dem Zion –
für alle Völker ein Festmahl geben.
Er verschlingt auf diesem Berg
die Hülle, die alle Völker verhüllt,
und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
Er hat den Tod für immer verschlungen
und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen
und die Schande seines Volkes
entfernt er von der ganzen Erde,
denn der Herr hat gesprochen.
An jenem Tag wird man sagen:
Siehe, das ist unser Gott,
auf ihn haben wir gehofft,
dass er uns rettet.
Das ist der Herr,
auf ihn haben wir gehofft.
Wir wollen jubeln
und uns freuen über seine rettende Tat.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Leitgöb (2002)
Gabi Ceric (1997)
Der Text der ersten Lesung ist in die sogenannte "Jesaja-Apokalypse" (Jes 24,1-27,13) verwoben, die erst um 200 v. Chr., also relativ spät nach dem historischen Propheten Jesaja, entstanden ist. Es geht in ihr um die Verwüstung der Erde und um die Vernichtung ihrer Bewohner, um den Untergang einer Stadt, aber auch um das Heil Israels und der Völker auf dem Berg Zion. Hinter all diesen Vorgängen läuft als durchgehender roter Faden der Versuch einer Schilderung, wie sich die Gottesherrschaft am Ende der Zeiten durchsetzen wird. Wichtig ist bei alledem: Apokalyptische Texte sind voll von Bildern und Symbolen. Man würde sie mißverstehen, legte man sie - wie es in manchen Sekten geschieht - als Vorausschau des realen Verlaufs des Weltenendes aus. Daß die Geschichte dieser Welt allerdings nicht endlos weiterlaufen wird, dies liegt mit Gewißheit in der Aussageabsicht apokalyptischer Texte. Damit soll aber ausschließlich Hoffnung, nicht Angst verbreitet werden.
Die Lesungsperikope merkt man diese Hoffnungsdimension rundum an. Die Gottesherrschaft wird als ein Festmahl dargestellt, welches Jahwe für alle Völker auf dem Berg Zion bereitet. Wenn von der "Hülle, die alle Nationen verhüllt" (Vers 7) die Rede ist, dann ist mit diesem Bild der Tod gemeint. Jahwe beseitigt den Tod für immer. Deshalb wird es auf dem endzeitlichen Berg Zion auch keine Trauer, keine Tränen mehr geben. Die tiefste Wurzel des Todes und der Trauer in dieser Erdenzeit ist der Verlust der Nähe Gottes. Dieser Verlust wird einst durch die bleibende Gemeinschaft mit Gott ersetzt werden.
Der Berg Zion gilt im Alten Testament an mehreren Stellen als Ort endzeitlichen Heils. "Zion" und "Jerusalem" sind dabei austauschbare Begriffe. War die Gottesstadt und mit ihr das Gottesvolk im Verlauf der konkreten Geschichte immer wieder ein Spielball der Mächte im Umfeld Israels, so ist am Ende der Zeiten die "Schande" (V. 8), welche oftmals über dem Volk lag und die im letzten als Verborgenheit Gottes gedeutet werden konnte, hinweggenommen.
Jesaja, der "Evangelist" des Ersten Testaments (vollständige Fassung um 2. Bis 1. Jhd. v. Chr.), erweitert in diesem Abschnitt seinen Horizont von den Völkern auf die ganze Erde aus. Dementsprechend von universaler Bedeutung ist seine Botschaft vom Heil, das Gott denen bereitet, die ihn lieben und fürchten, die ihre Hoffnung auf Jahwe setzen. Ausgedrückt wird das Heil im Bild vom Festmahl, das Jahwe auf dem Zion gibt. Dabei kommt Jerusalem mit seinem heiligen Berg als klassischer Ort der Nähe und Gegenwart Gottes in das Blickfeld und wird so in der Tradition des Judentums und des Christentums Ausdruck einer Sehnsucht inmitten von Leid, Weltuntergang und Unfrieden nach einem Leben, das nur Gott allein zu schenken vermag.
Antwortpsalm - Ps 23,1-6
Kv: Der Herr ist mein Hirt,
nichts wird mir fehlen. – Kv
(GL 37,1)
Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. - Kv
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. - Kv
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher. - Kv
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN
für lange Zeiten. - Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
1. Lesung - Dan 10,2. 11a; 12,1-3
Lesung aus dem Buch Daniel.
In jenen Tagen hielt ich, Daniel, drei Wochen lang Trauer.
Dann sagte der HERR zu mir:
In jener Zeit tritt Michael auf,
der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt.
Dann kommt eine Zeit der Not,
wie noch keine da war, seit es Völker gibt,
bis zu jener Zeit.
Doch zu jener Zeit wird dein Volk gerettet,
jeder, der im Buch verzeichnet ist.
Von denen, die im Land des Staubes schlafen,
werden viele erwachen,
die einen zum ewigen Leben,
die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.
Die Verständigen werden glänzen
wie der Glanz der Himmelsfeste
und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben,
wie die Sterne für immer und ewig.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Stewen (2006)
Bernhard Zahrl (1997)
Das Buch Daniel entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. Judäa war besetzt von den griechischstämmigen Seleukiden unter dem Regime des Königs Antiochus IV., der das jüdische Volk brutal verfolgte. So
erlitten viele Juden das Martyrium.
Dieses apokalyptische Buch versucht, in all dem Leiden einen Sinn zu erfahren und zu vermitteln.
Angesichts der Not durch die Verfolgung entsteht im Fragen nach dem Sinn des Leidens ein anfänglicher Auferstehungslauben, von dem die aktuelle Perikope erzählt.
Das Buch Daniel entstand im 2. Jahrhundert v. Chr. Judäa war besetzt von den griechischstämmigen Seleukiden unter dem Regime des Königs Antiochus IV., der das jüdische Volk brutal verfolgte.
Ein uns namentlich nicht bekannter Autor verfaßte um 160 v. Chr. das biblische Buch Daniel. Stilistisch ist es mit der apokalyptischen Literatur des Spätjudentums verwandt. Visionen, Träume, Entrückungen, das Hören himmlischer Stimmen etc. bestimmen den Inhalt.
Die Auferstehung der Toten wird in diesem Abschnitt des Danielbuches klar ausgesprochen. Es ist dies somit das älteste schriftliche Zeugnis von theologischen Überlegungen zur Auferweckung der Toten zum Leben oder zum Gericht (spätere Texte: bspw.: 2Makk 7,9ff; 12,43f; 14,16) im jüdischen Bereich.
Antwortpsalm - Ps 103,8. 10. 13-18
Kv: Die Huld des Herrnwährt immer und ewig. – Kv
Der HERR ist barmherzig und gnädig, *
langmütig und reich an Huld.
Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden *
und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld. - Kv
Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, *
so erbarmt sich der HERR über alle, die ihn fürchten.
Denn er weiß, was wir für Gebilde sind, *
er bedenkt, dass wir Staub sind. - Kv
Wie Gras sind die Tage des Menschen, *
er blüht wie die Blume des Feldes.
Fährt der Wind darüber, ist sie dahin; *
der Ort, wo sie stand, weiß nichts mehr von ihr. - Kv
Doch die Huld des HERRN währt immer und ewig *
für alle, die ihn fürchten.
Seine Gerechtigkeit erfahren noch Kinder und Enkel, /
alle, die seinen Bund bewahren, *
die seiner Befehle gedenken und danach handeln. - Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
1. Lesung - 2 Makk 12,43-45
Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer.
In jenen Tagen
veranstaltete Judas, der Makkabäer,
eine Sammlung,
an der sich alle beteiligten,
und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem,
damit man dort ein Sündopfer darbringe.
Damit handelte er sehr schön und edel;
denn er dachte an die Auferstehung.
Denn hätte er nicht erwartet,
dass die Gefallenen auferstehen werden,
wäre es überflüssig und sinnlos gewesen,
für die Toten zu beten.
Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen,
der für die hinterlegt ist,
die in Frömmigkeit entschlafen.
Ein heiliger und frommer Gedanke!
Darum ließ er die Toten entsühnen,
damit sie von der Sünde befreit werden.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Leitgöb (2005)
Die makkabäische Bewegung kämpfte im 2. Jh. v. Chr. gegen die Entweihung des Tempels von Jerusalem und andere gegen den jüdischen Glauben gewandte Maßnahmen, die von den seleukidischen Besatzern Palästinas veranlasst wurden.Judas Makkabäus war ein wichtiger Führer dieser Bewegung. Von ihm erhielt sie auch ihren Namen. Er und viele andere trat unter großem Opfermut für den ursprünglichen jüdischen Glauben ein. Es gab viele Gefallene. Mehrfach wird in diesem Zusammenhang im Zweiten Makkabäerbuch von der leiblichen Auferstehung gesprochen, so auch in dieser Perikope. Ebenso ist die Stelle bedeutsam durch die Betonung der Wirksamkeit des Bittgebets für die Verstorbenen. Beides - Auferstehung und Bittgebet für die Verstorbenen - sind Vorstellungen, die im Alten Testament relativ nicht immer schon im Blick waren, sondern relativ spät auftauchten.
Antwortpsalm - Ps 130,1-8
Kv: Aus den Tiefen rufe ich, Herr, zu dir. – Kv
GL 511
Aus den Tiefen rufe ich, Herr, zu dir: *
Mein Herr, höre doch meine Stimme!
Lass deine Ohren achten *
auf mein Flehen um Gnade. – (Kv)
Würdest du, Herr, die Sünden beachten, *
mein Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, *
damit man in Ehrfurcht dir dient. – (Kv)
Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, *
ich warte auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf meinen Herrn /
mehr als Wächter auf den Morgen, *
ja, mehr als Wächter auf den Morgen. – (Kv)
Israel, warte auf den Herrn, /
denn beim Herrn ist die Huld, *
bei ihm ist Erlösung in Fülle.
Ja, er wird Israel erlösen *
aus all seinen Sünden. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Röm 8,14-23
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen,
sind Kinder Gottes.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen,
sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet,
sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,
in dem wir rufen: Abba, Vater!
Der Geist selber bezeugt unserem Geist,
dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;
Erben Gottes
und Miterben Christi,
wenn wir mit ihm leiden,
um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Ich bin nämlich überzeugt,
dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten
im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.
Denn die Schöpfung
wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes.
Gewiss, die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen,
nicht aus eigenem Willen,
sondern durch den, der sie unterworfen hat,
auf Hoffnung hin:
Denn auch sie, die Schöpfung,
soll von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden
zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Denn wir wissen,
dass die gesamte Schöpfung
bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
Aber nicht nur das, sondern auch wir,
obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben,
auch wir seufzen in unserem Herzen
und warten darauf,
dass wir mit der Erlösung unseres Leibes
als Söhne offenbar werden.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Gabi Ceric (2000)
Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom, die er nicht selbst begründet hat, die er aber sehr wohl unterstützen will. In seiner Darstellung geht es Paulus um die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes, die zu einem neuen Leben führt.
Das neue Leben ist ein Leben im Geist, der frei macht und der uns bezeugt, daß wir in die Vater-Kind-Beziehung mit Gott hineingenommen sind - damit aber auch in den Tod und die Auferstehung Christi. Das hat Konsequenzen: auch wir werden leiden müssen. Die Aussicht auf die Herrlichkeit, die auch uns zuteil werden wird, läßt aufblicken und hoffen.
***
Der Mensch ist ein Teil der ganzen Schöpfung. Das Leben der Christen in dieser Welt hat als Ziel die Herrlichkeit bei Gott. Der Weg dorthin ist gekennzeichnet durch Solidarität mit der Schöpfung, denn wir stehen wie alle Geschöpfe unter dem Gesetz der Vergänglichkeit.
Doch als Christen haben wir eine sichere Hoffnung: Gott führt uns und alles Geschaffene den Weg zu Befreiung aus aller Knechtschaft und Verlorenheit hin zur Freiheit und Herrlichkeit, die ihren Grund allein in Gott hat.
2. Lesung - Röm 14,7-9. 10c-12
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Keiner von uns lebt sich selber
und keiner stirbt sich selber:
Leben wir,
so leben wir dem Herrn,
sterben wir,
so sterben wir dem Herrn.
Ob wir leben oder ob wir sterben,
wir gehören dem Herrn.
Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden,
um Herr zu sein über Tote und Lebende.
[10a Du aber, was richtest du deinen Bruder?
10b Und du, was verachtest du deinen Bruder? ]
Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Denn es steht geschrieben:
So wahr ich lebe, spricht der Herr,
vor mir wird jedes Knie sich beugen
und jede Zunge wird Gott preisen.
Also wird jeder von uns
vor Gott Rechenschaft über sich selbst ablegen.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Gabi Ceric (2000)
Lopez Weißmann (2002)
Hans Hütter (1996)
Gegen Ende seines Briefes richtet sich der Apostel Paulus an die Gemeinde von Rom und gibt Anweisungen, wie das Leben in der Gemeinde, aber auch die Gemeinschaft, die Zusammengehörigkeit der Christen untereinander, im Lichte des Glaubens auszusehen hat. Im 14. Kapitel führt Paulus die verschiedenen Arten und Weisen auf, untergeordnete Gebote zu befolgen. Es kommt nicht darauf an, welche Speisen verzehrt oder nicht verzehrt werden. Es kommt auch nicht darauf an, zu welcher Stunde (V 6) – wesentlich ist, dass die Menschen es zur Ehre Gottes und im Dank an ihn verrichten. Dieser Gedanke wird im Kernstück des Textes weitergeführt und gesteigert, in dem Paulus das ganze menschliche Leben und Sterben in die Hand des Herrn legt. Gott ist das Richtmass unseres Lebens und Sterbens. Er ist Herr über Tote und Lebende (V9b). Ihm allein steht es zu, über andere zu richten.
Dieser Gedanke wird vertieft in der praktischen Umsetzung innerhalb der Gemeinde: Die Christen leben auf vielfältige Art und Weise ihren Glauben – doch alles muss aus der Überzeugung des einen Glaubens sein.
In der Christengemeinde von Rom gab es offensichtlich Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen. Paulus spricht in diesem Zusammenhang von den "Starken" und "Schwachen" (vgl. Röm 14,1). Heute würden wir vielleicht von Christen mit einem ängstlichen Gewissen und solchen, die die Dinge großzügiger sehen, sprechen.
Die Verse 7-9 sind ein dramatischer Aufruf zur Einheit in Christus, dem Herrn. Dies zeigt sich formal: Der Stil ist beinahe hymnisch und könnte in ähnlicher Form im Gottesdienst gebraucht worden sein. Durch die Verwendung der Wir-Form erhält er nahezu einen Bekenntnischarakter.
Inhaltlich wird dieser Appell durch die Parallelsetzung von Leben und Sterben des Herrn auf der einen Seite und dem Tod von uns Menschen auf der anderen besonders eindrucksvoll und stellt die Inhalte der Streitigkeiten als belanglos hin.
Der Lesungsabschnitt ist jenem Teil des Römerbriefes entnommen, in welchem Paulus auf Streitfragen in der Christengemeinde von Rom eingeht. Die Frage, ob man Fleisch essen dürfe (was in der damaligen Alltagspraxis immer in einem Zusammenhang zu heidnischen Opferkulten stand) entzweite die Gemeinde. Paulus geht auf die Auseinandersetzung ausführlich ein. Ihm bereitet es theologisch keine Schwierigkeit, das Fleischessen zuzulassen. Ihm geht es vor allem um das Zusammenleben als Gemeinschaft, um gegenseitige Rücksicht der "Starken" und "Schwachen". Die "aufgeklärt" und aufgeschlossen mit dem Problem umgehen können, sollen die Ängstlichen nicht überfahren.
Paulus zitiert in diesem Zusammenhang die Verse, die für diesen Sonntag ausgewählt sind. Sie bilden eine in sich geschlossene Einheit und dürften Paulus schon "griffbereit" vorgelegen sein, vielleicht als Bekenntnisformel in irgendeinem Zusammenhang mit dem Taufritus. Der Text betont die enge Zusammengehörigkeit mit Christus. Er vergleicht die Beziehung des Christen mit Christus mit der eines Sklaven zu seinem Herren. Zum geistigen Horizont dieses Textes gehört auch der Vorrang des Gemeinwohles, wie er in der griechisch-römischen Tradition selbverständlich war. Der Staat verlangte eine weitgehende Unterordnung des einzelnen. Die wechselseitige Abhängigkeit der Menschen, die im Staat lebten, war Alltagsrealität. - Diese Denkweise paßt zur Tauftheologie des Paulus (vgl. Kapitel 6). Der Getaufte ist auf Leben und Tod mit Christus verbunden. Mit ihm stirbt er, mit ihm hat er Anteil am neuen Leben, mit ihm wird er auferstehen.
2. Lesung - 1 Kor 15,20-23
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Christus ist von den Toten auferweckt worden
als der Erste der Entschlafenen.
Da nämlich durch einen Menschen der Tod gekommen ist,
kommt durch einen Menschen
auch die Auferstehung der Toten.
Denn wie in Adam alle sterben,
so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.
Es gibt aber eine bestimmte Reihenfolge:
Erster ist Christus;
dann folgen, wenn Christus kommt,
alle, die zu ihm gehören.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Maria Wachtler (2002)
Gastautor*in (1999)
Lorenz Walter Voith (1998)
Die in Korinth offenbar vorhandene Überzeugung, durch den Geistbesitz die Heilsvollendung erlangt zu haben, brachte es wohl mit sich, den christlichen Glauben an die Auferstehung der Toten für überflüssig zu erachten. Eine totalmenschliche Auferstehung im Tod widersprach auch der im Hellenismus vorhandenen Ansicht, der Körper sei nur das hassenswerte Gefängnis der Seele. Mit Berufung auf die urchristliche Grundverkündigung sucht Paulus zuerst die Tatsache der Auferstehung der Glaubenden, dann die Weise der Auferstehung zu besprechen und die konkrete Folgerung für die Gegenwart zu ziehen.
Paulus gibt seiner Gemeinde in Korinth ein deutliches Glaubensbekenntnis von der Auferstehung Jesu Christi. Offensichtlich hatten die Korinther Schwierigkeiten im Glauben an die Auferstehung des Herrn. Auf die Betonung des wahren Menschseins Christi legt Paulus hier besonderen Wert, so daß er die Parallele zwischen Adam (dem "Auslöser des Todes´") und Christus gebraucht. Gott hat durch die Auferweckung seines Sohnes, die Auferstehung für alle Menschen generell möglich gemacht, auch wenn Paulus eine bestimmte Reihenfolge gesetzt sieht, an deren Anfang Christus selbst steht.
Entscheidend für die Auferstehung ist die Zugehörigkeit zu Christus, die sozusagen als Privileg für das ewiges Leben gilt. Wer am Auferstehungsglauben rührt, gefährdet den universalen Heilswillen Gottes und die Durchsetzung seines Reiches.
Folgend beschreibt Paulus in Etappen das Endgeschehen dieser irdischen Welt. Schließlich gebraucht er die Motive von der Königsherrschaft Christi, die in der Übergabe der Herrschaft an Gott ihre Zielgebung findet.
Bernd Michael Pawellek
Der Apostel Paulus stellt in diesem Abschnitt die Tatsache der Auferweckung Jesu Christi als des Erstlings der Entschlafenen in den Mittelpunkt. Zugleich betont er den Zusammenhang der zukünftigen Auferweckung der Toten mit der durch Gottes Eingreifen bereits erfolgten Auferweckung Jesu.
Die Folgen der Auferweckung Jesu Christi werden von Paulus zunächst für die Zukunft entfaltet. Der Apostel kämpft gegen die Vorwegnahme der Auferstehung in der Taufe.
Beim Wiederkommen Christi kommt es zur endgültigen Vernichtung aller gottfeindlichen Mächte, einschließlich des Todes, der trotz der Versöhnungstat Gottes seine Macht über die Menschen noch bis zur Weltvollendung ausübt.
Dem ersten, irdischen Adam, stellt Paulus Jesus Christus als den zweiten, eschatologischen Adam entgegen.
Zwischen der Auferweckung Jesu und der Auferstehung aller Toten liegt nach Paulus eine längere Zeitstrecke. Paulus erwartete aber die Parusie (Wiederkunft Christi) wohl noch zu seinen Lebzeiten.
2. Lesung - 2 Kor 5,1. 6-10
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird,
dann haben wir eine Wohnung von Gott,
ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.
[2 Im gegenwärtigen Zustand seufzen wir
und sehnen uns danach,
mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden.
So bekleidet, werden wir nicht nackt erscheinen.
Solange wir nämlich in diesem Zelt leben,
seufzen wir unter schwerem Druck,
weil wir nicht entkleidet,
sondern überkleidet werden möchten,
damit so das Sterbliche vom Leben verschlungen werde.
Gott aber,
der uns gerade dazu fähig gemacht hat,
er hat uns auch als ersten Anteil den Geist gegeben.]
Wir sind also immer zuversichtlich,
auch wenn wir wissen,
dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben,
solange wir in diesem Leib zu Hause sind;
denn als Glaubende gehen wir unseren Weg,
nicht als Schauende.
Weil wir aber zuversichtlich sind,
ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern
und daheim beim Herrn zu sein.
Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen,
ob wir daheim oder in der Fremde sind.
Denn wir alle
müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden,
damit jeder seinen Lohn empfängt
für das Gute oder Böse,
das er im irdischen Leben getan hat.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Gabi Ceric (2000)
Lopez Weißmann (2002)
Hans Hütter (1996)
Gegen Ende seines Briefes richtet sich der Apostel Paulus an die Gemeinde von Rom und gibt Anweisungen, wie das Leben in der Gemeinde, aber auch die Gemeinschaft, die Zusammengehörigkeit der Christen untereinander, im Lichte des Glaubens auszusehen hat. Im 14. Kapitel führt Paulus die verschiedenen Arten und Weisen auf, untergeordnete Gebote zu befolgen. Es kommt nicht darauf an, welche Speisen verzehrt oder nicht verzehrt werden. Es kommt auch nicht darauf an, zu welcher Stunde (V 6) – wesentlich ist, dass die Menschen es zur Ehre Gottes und im Dank an ihn verrichten. Dieser Gedanke wird im Kernstück des Textes weitergeführt und gesteigert, in dem Paulus das ganze menschliche Leben und Sterben in die Hand des Herrn legt. Gott ist das Richtmass unseres Lebens und Sterbens. Er ist Herr über Tote und Lebende (V9b). Ihm allein steht es zu, über andere zu richten.
Dieser Gedanke wird vertieft in der praktischen Umsetzung innerhalb der Gemeinde: Die Christen leben auf vielfältige Art und Weise ihren Glauben – doch alles muss aus der Überzeugung des einen Glaubens sein.
In der Christengemeinde von Rom gab es offensichtlich Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen. Paulus spricht in diesem Zusammenhang von den "Starken" und "Schwachen" (vgl. Röm 14,1). Heute würden wir vielleicht von Christen mit einem ängstlichen Gewissen und solchen, die die Dinge großzügiger sehen, sprechen.
Die Verse 7-9 sind ein dramatischer Aufruf zur Einheit in Christus, dem Herrn. Dies zeigt sich formal: Der Stil ist beinahe hymnisch und könnte in ähnlicher Form im Gottesdienst gebraucht worden sein. Durch die Verwendung der Wir-Form erhält er nahezu einen Bekenntnischarakter.
Inhaltlich wird dieser Appell durch die Parallelsetzung von Leben und Sterben des Herrn auf der einen Seite und dem Tod von uns Menschen auf der anderen besonders eindrucksvoll und stellt die Inhalte der Streitigkeiten als belanglos hin.
Der Lesungsabschnitt ist jenem Teil des Römerbriefes entnommen, in welchem Paulus auf Streitfragen in der Christengemeinde von Rom eingeht. Die Frage, ob man Fleisch essen dürfe (was in der damaligen Alltagspraxis immer in einem Zusammenhang zu heidnischen Opferkulten stand) entzweite die Gemeinde. Paulus geht auf die Auseinandersetzung ausführlich ein. Ihm bereitet es theologisch keine Schwierigkeit, das Fleischessen zuzulassen. Ihm geht es vor allem um das Zusammenleben als Gemeinschaft, um gegenseitige Rücksicht der "Starken" und "Schwachen". Die "aufgeklärt" und aufgeschlossen mit dem Problem umgehen können, sollen die Ängstlichen nicht überfahren.
Paulus zitiert in diesem Zusammenhang die Verse, die für diesen Sonntag ausgewählt sind. Sie bilden eine in sich geschlossene Einheit und dürften Paulus schon "griffbereit" vorgelegen sein, vielleicht als Bekenntnisformel in irgendeinem Zusammenhang mit dem Taufritus. Der Text betont die enge Zusammengehörigkeit mit Christus. Er vergleicht die Beziehung des Christen mit Christus mit der eines Sklaven zu seinem Herren. Zum geistigen Horizont dieses Textes gehört auch der Vorrang des Gemeinwohles, wie er in der griechisch-römischen Tradition selbverständlich war. Der Staat verlangte eine weitgehende Unterordnung des einzelnen. Die wechselseitige Abhängigkeit der Menschen, die im Staat lebten, war Alltagsrealität. - Diese Denkweise paßt zur Tauftheologie des Paulus (vgl. Kapitel 6). Der Getaufte ist auf Leben und Tod mit Christus verbunden. Mit ihm stirbt er, mit ihm hat er Anteil am neuen Leben, mit ihm wird er auferstehen.
2. Lesung - 1 Thess 4,13-18
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Thessalónich.
Schwestern und Brüder,
wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen,
damit ihr nicht trauert wie die anderen,
die keine Hoffnung haben.
Denn wenn wir glauben,
dass Jesus gestorben und auferstanden ist,
so wird Gott die Entschlafenen
durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen.
Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn:
Wir, die Lebenden,
die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn,
werden den Entschlafenen nichts voraushaben.
Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen,
wenn der Befehl ergeht,
der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt.
Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind,
zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt
zur Begegnung mit dem Herrn.
Dann werden wir immer beim Herrn sein.
Tröstet also einander mit diesen Worten!
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Norbert Riebartsch (2005)
Wolfgang Jungmayr (2002)
Gabi Ceric (1997)
Der Abschnitt des Ersten Thessalonicherbriefs eröffnet in der Absetzung zu den vorherigen Versen über die Bruderliebe ein neues Thema: die Entschlafenen. Es wird abgelöst im 5. Kapitel vom Thema Zeiten.
Zunächst argumentiert Paulus mit seiner eigenen Glaubensüberzeugung und dem Lebensschicksal Jesu. Dann erfolgt eine zweite Begründung, der er wie auch im Eucharistiethema des 1. Korintherbriefs besonderes Gewicht verleiht, indem er ein Argument als Herrenwort kennzeichnet.
Schließlich werden apokalyptische Bilder der Zeit benutzt. Am Anfang und Ende des Abschnitts steht noch einmal die Zielbestimmung: Wir wollen euch besser stellen als die Hoffnungslosen. Und tröstet die Menschen.
Paulus richtet sich in diesem Brief an die heidenchristliche Gemeinde der Thessalonicher. Man kann davon ausgehen, dass dieser Abschnitt deshalb geschrieben wurde, weil den Thessalonichern das Heil der Verstorbenen ungewiss war. Angesichts der Erwartung des nahenden Gottesreiches ist es verständlich, dass sich die Thessalonicher nicht auf die allgemeine Erfahrung des Todes einstellten. Sie erwarteten, dem wiederkommenden Jesus als noch Lebende zu begegnen. Aber nun machen sie die Erfahrung, dass Gemeindemitglieder sterben.
Mit dem Hinweis auf das Sterben und die Auferstehung Jesu erschließt Paulus die Hoffnung, dass auch die bereits verstorbenen Gemeindemitglieder zur Herrlichkeit gelangen werden. Paulus will nicht über die bereits "Entschlafenen" reden, sondern er will einer Haltung entgegenwirken, die von Hoffnungslosigkeit beherrscht ist. Paulus macht klar, dass Rat- und Hoffnungslosigkeit angesichts des Todes nicht Sache der Christen ist, wie auch immer die Erwartung für die Zukunft der Toten sein mag.
Paulus versucht, in diesem Abschnitt von seinem um 50 n. Chr. in Korinth verfassten Brief an die Thessalonicher auf eine der beiden Fragen, die die Gemeinde stellt, eine Antwort zu geben. Nach der Frage des Umgangs miteinander (4,1-12), die Schwierigkeiten im Zusammenleben innerhalb der Gemeinde voraussetzt, wird die Frage nach der Hoffnung gestellt. Dabei geht es um die Sorge, was mit den bereits Verstorbenen am Tag des Herrn passieren wird, ob die Verstorbenen am Heil, das den Lebenden zugesprochen wird, ebenso teilhaben werden. Die Antwort von Paulus ist eindeutig: Am Tag des Herrn werden alle Menschen, Lebende und Verstorbene, vereint sein im Heil, das ihnen der Kyrios schenkt.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 25,34
Kv: Lob dir, Christus, König und Erlöser! – Kv
(So spricht der Herr:)
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
empfangt das Reich als Erbe,
das seit Erschaffung der Welt für Euch bestimmt ist.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium - Joh 5,24-29
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden:
Amen, amen, ich sage euch:
Wer mein Wort hört
und dem glaubt, der mich gesandt hat,
hat das ewige Leben;
er kommt nicht ins Gericht,
sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.
Amen, amen, ich sage euch:
Die Stunde kommt und sie ist schon da,
in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden;
und alle, die sie hören,
werden leben.
Denn wie der Vater das Leben in sich hat,
so hat er auch dem Sohn gegeben,
das Leben in sich zu haben.
Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten,
weil er der Menschensohn ist.
Wundert euch nicht darüber!
Die Stunde kommt,
in der alle, die in den Gräbern sind,
seine Stimme hören
und herauskommen werden:
Die das Gute getan haben,
werden zum Leben auferstehen,
die das Böse getan haben,
werden zum Gericht auferstehen.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Ruf vor dem Evangelium - Joh 6,39
Kv: Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv
(GL 560,1)
(So spricht der Herr:)
Das ist der Wille meines Vaters,
dass keiner verlorengeht von denen, die er mir gegeben hat,
sondern dass ich sie auferwecke am Jüngsten Tag.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Evangelium - Joh 6,37-40
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen,
und wer zu mir kommt,
den werde ich nicht abweisen;
denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen,
um meinen Willen zu tun,
sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat,
dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat,
zugrunde gehen lasse,
sondern dass ich sie auferwecke am Jüngsten Tag.
Denn es ist der Wille meines Vaters,
dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt,
das ewige Leben hat
und dass ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Ruf vor dem Evangelium - Joh 6,51
Ehre sei dir, Christus, Sohn des lebendigen Gottes! – Kv
(So spricht der Herr:)
Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist.
Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben.
Ehre sei dir, Christus, Sohn des lebendigen Gottes!
Evangelium - Joh 6,51-58
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
Ich bin das lebendige Brot,
das vom Himmel herabgekommen ist.
Wer von diesem Brot isst,
wird in Ewigkeit leben.
Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch
für das Leben der Welt.
Da stritten sich die Juden
und sagten:
Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?
Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen,
ich sage euch:
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst
und sein Blut nicht trinkt,
habt ihr das Leben nicht in euch.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
hat das ewige Leben
und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.
Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise
und mein Blut ist wahrhaft ein Trank.
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir
und ich bleibe in ihm.
Wie mich der lebendige Vater gesandt hat
und wie ich durch den Vater lebe,
so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.
Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.
Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben,
sie sind gestorben.
Wer aber dieses Brot isst,
wird leben in Ewigkeit.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Martin Stewen (2012)
Antonia Keßelring (2000)
Regina Wagner (1997)
Schnackenburg beschreibt den Inhalt dieses 6. Kapitels des Joh als Höhepunkt von Jesu Wirken in Galiläa. Wichtigste Aussage dieser Perikope ist jene "Ich bin”-(das Brot des Lebens)-Formel (Vers 51), mit der auch das Evangelium des 19. Sonntags geschlossen hat.
Seit der Väterzeit werden diese Verse überwiegend eucharistisch ausgelegt. Damit lässt der Evangelist das Wirken und Reden Jesu stringent verlaufen bis in die Testamentseröffnung im Abendmahlssaal von Jerusalem. Soll heißen: Wer Jesu Gebot beim Letzten Abendmahl ("Tut dies zu meinem Gedächtnis") erfüllt und Eucharistie feiert, feiert nicht einfach nur sein Gedächtnis, sondern das gesamthafte, auch Leiden und Tod Jesu beinhaltende Heils- und Erlösungswirken Gottes, das unter den eucharistischen Gestalten von Brot (und Wein) präsent wird. Wer an diesem Mahl teilnimmt, hat dann auch Anteil an diesem Erlösungswirken: "Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit." Für Johannes war klar, dass das schwer zu fassen ist - stellvertretend für die vielen Zweifler lässt er die Juden sagen: "Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?"
Das Johannesvangelium ist das jüngste Evangelium und etwa um 100 n.Chr. entstanden. Schon beim ersten Lesen fällt der ganz andere Stil auf, in dem dieses Evangelium geschrieben ist: Noch weniger als bei den anderen Evangelien wird hier versucht, den Lebensweg Jesu nachzuerzählen. Das Johannesevangelium kreist vielmehr um die Frage: "Wer ist dieser Jesus für uns, die Johannesgemeinde?" In immer neuen Wendungen einer meditativen Sprache tastet sich der Verfasser an dieses Geheimnis heran. Die Leser vollziehen die Suche mit und erleben gleichzeitig, daß Christus immer größer als die Bilder bleibt, mit denen er erfaßt werden soll. Dieses Evangelium, das auf den ersten Blick so schwierig erscheint, hat den kleinsten Wortschatz im NT – etwas mehr als tausend Worte! Dafür sind viele "große Worte": Licht, Leben, Weg, Wort, Auferstehung, - oder, wie im heutigen Evangelium, "Brot", "Fleisch", "Welt". Diese Worte werden wiederholt, erklärt, in einem neuen Zusammenhang wieder aufgegriffen und mit neuer Bedeutung gefüllt.
Das Johannesevangelium erzählt im Gegensatz zu den anderen Evangelien nur sieben Wunder Jesu ("Zeichen" genannt), die nach Meinung des Verfassers besonders "bezeichnend" für das Geheimnis der Person Jesu sind. Anschließend werden diese Zeichen in langen Redeteilen gedeutet. Joh 6,51-58 ist der zweite Teil einer solchen Rede, die das Zeichen von der wunderbaren Brotvermehrung ausdeutet: Sie ist ein Bild für das, was die Eucharistie in Wahrheit ist und was sie bewirkt.
Jesus sagt von sich "Ich bin das Brot des Lebens". Wer nun dieses Brot ißt, wird "leben in Ewigkeit". Das ist nicht nur eine zeitliche Aussage ("unbegrenzt lange leben"), sondern eine qualitative, "leben in der Art, wie es der Ewige tut". Warum kann Jesus, das Brot, zu einem solchen Leben verhelfen? Jesus nennt das Brot provozierend "Fleisch". Die Johannesgemeinde versteht diesen Begriff eigentlich negativ (sündig, unrein, verweslich, gottfern). Um so aufregender ist es, daß schon in Joh 1:1 heißt: "das Wort ist Fleisch geworden": Nur der versteht Jesus richtig, der ihn ganz und gar in seinem Menschsein wahrnimmt. Nur wer glaubt, daß Gott auch die "letzten Winkel" des Menschseins angenommen hat, erlebt (schon jetzt ansatzhaft) das verheißene "ewige" Leben in Fülle.
Die Eucharistie, so Johannes, vergegenwärtigt aber nicht nur die Versöhnung, die in der Menschwerdung Jesus geschehen ist. Durch die mehrfache Wiederholung des Wortes "Blut" wird auf den Tod Jesu angespielt, der als Hingabe für "das Leben der Welt" bezeichnet wird.
Die Worte dieser Rede machen das Geheimnis der Eucharistie nicht begreiflicher, sondern verdeutlichen eher, daß sich seine Bedeutung unserem Zugriff entzieht und daß jede Erklärung die Tür zu einer neuen Frage auftut. Wer nach dem Lesen "nichts verstanden" hat und zu staunen beginnt, bei dem hat der Verfasser des Johannesevangeliums sein Ziel erreicht.
Das 6. Kapitel des Johannesevangeliums beginnt mit der Erzählung von der wunderbaren Speisung einer großen Volksmenge am See von Tiberias. Jesus gibt den Menschen, die ihm folgen, zu essen, daraufhin verfolgen sie ihn weiter. Aus dem Dialog mit den Leuten beginnt die sogenannte "Brotrede", in der sich Jesus als das Brot des Lebens offenbart. Vom Vater gesandt ist er Brot für das Leben des ganzen Kosmos. Die Reaktion der Zuhörer ist ablehnend: sie murren. Die Antwort des Evangelisten darauf ist der Verweis, daß der Zugang zu diesem Geheimnis nur im Glauben möglich ist: "Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben." (Joh 6,47)
In Joh 6,51 wird von der Brotrede zur Eucharistierede übergeleitet. Anstatt wie bisher vom "Brot des Lebens" ist jetzt vom "lebendigen Brot" die Rede, was den Blick von der Person Jesus weg stärker auf das Brotsymbol lenkt. Auch in der Akzentverschiebung vom Brot, das vom Vater gegeben wird, hin zu dem Brot, in dem Jesus selbst sein Fleisch gibt, wird deutlich, daß sich hier die Abendmahlstradition durchsetzt.
Schnittpunkt Eucharistie
In der Eucharistierede Joh 6,52-59 ist eine verfestigte eucharistische Redeweise erkennbar, die auch Abhängigkeit von einem tradierten Einsetzungsbericht erkennen läßt.
Anstelle von "Leib" verwendet Johannes "Fleisch", eine Klarstellung gegenüber Strömungen, die versuchten Leben und Tod Jesu und damit auch das Leben der Kirche in eine reine geistige Sphäre abzuschieben.
Wie in der paulinischen Abendmahlstradition ist hier auch festgehalten, daß die Selbsthingabe Jesu für jemanden geschieht, in dieser Aussage: für das Leben des ganzen Kosmos. Die Abendmahlstradition und das johanneische Verständnis des Heilsgeschehens sind hier ganz eng verknüpft.
Joh 6,52 berichtet von einem Streit, der durch ein Mißverständnis der eucharistischen Deuteworte "Das ist mein Leib - Das ist mein Blut" entstanden ist. Interessant ist, daß nicht versucht wird zu erklären, wie das gemeint ist, sondern daß das christliche Verständnis in unverminderter Schärfe wiederholt wird. Den Heilstod Jesu und seine Gegenwart in den Gaben von Brot und Wein kann nicht einmal ein Evangelist erklären, Johannes versucht es auch gar nicht. Der Schreiber des Johannesevangeliums geht davon aus, daß es sich dem, der sich auf den Glauben einläßt, ohnehin selbst erschließt. Derjenige, der dem christlichen Glauben ablehnend gegenübersteht, wird auch mit der größten Verstandesleistung keinen Zugang finden. Glaube ist im 4. Evangelium kein Wissen, das gelernt werden kann, sondern ein Prozeß, in den man einsteigen muß und der erst im Gelebtwerden seine Dynamik gewinnt.
Mit der Entscheidung, sich auf das Glauben einzulassen, tritt der Mensch in den Bereich des Lebens ( griechisch: Zoé) ein, der über das bloß biologische Leben (griechisch: Bíos) hinaus reicht in das ewige Leben bei Gott, die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Deutlichster Ausdruck dieses In-Gemeinschafttretens ist das Mahl. Im Essen der eucharistischen Gaben, des Leibes und Blutes Jesu, ist das nicht nur symbolisch angedeutet, sondern wird real vollzogen.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 11,25a. 26b
Kv: Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv
(So spricht der Herr:)
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben..
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Ruf vor dem Evangelium (I) - Joh 11,25a. 26b
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! – Kv
(So spricht der Herr:)
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Jeder, der an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit!
Evangelium - Joh 11,17-27
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
Als Jesus in Betánien ankam,
fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen.
Betánien war nahe bei Jerusalem,
etwa fünfzehn Stadien entfernt.
Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen,
um sie wegen ihres Bruders zu trösten.
Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus sitzen.
Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest,
wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm:
Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt,
wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben.
Glaubst du das?
Marta sagte zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Gabi Ceric (1997)
Die Perikope ist Teil der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus (vgl. Joh 11,17-44). Die Kapitel 5 bis 12 des Johannesevangeliums können grob umrissen als eine große Glaubensschule des Evangelisten (mit Reden und Gleichnissen, Taten und Wundern) angesehen werden. Das heutige Stelle hat eine der letzten Fragen der Menschen zum Inhalt, den Tod. Die Erzählung ist kein medizinischer Bericht, sondern eine theologische Aussage über die Person Jesu und seine Macht. Erneut geht es um die Frage: "Wer ist Jesus?". Erneut wird eine "Ich-bin-Antwort" gegeben (vgl. 6,34; 8,12; 10,14; 14,6; 15,1). Einmal mehr zeigt der Evangelist der Welt, wen sie in Jesus Christus vor sich hat: Jesus, der Macht hat, den Menschen das Leben zu geben.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,2a. 3b
Kv: Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit! – Kv
(So spricht der Herr:)
Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen.
Ich werde wiederkommen und euch zu mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Lob sei dir, Herr, König der ewigen Herrlichkeit!
Evangelium - Joh 14,1-6
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
Glaubt an Gott
und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.
Wenn es nicht so wäre,
hätte ich euch dann gesagt:
Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin
und einen Platz für euch vorbereitet habe,
komme ich wieder
und werde euch zu mir holen,
damit auch ihr dort seid, wo ich bin.
Und wohin ich gehe –
den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm:
Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst.
Wie können wir dann den Weg kennen?
Jesus sagte zu ihm:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum Vater
außer durch mich.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Hans Hütter (2003)
Martin Leitgöb (2005)
Der Abschnitt ist der Abschiedsrede Jesu vor seinen Jüngern entnommen. Aus diesem Kontext erschließt sich ihr besonderer Charakter. Die Jünger sind verunsichert und verwirrt, perspektivenlos und traurig. Unmittelbar vor dem ausgewählten Abschnitt stellt Petrus die Frage an Jesus: „Herr, wohin gehst du?“ Und Jesus antwortet: „Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen.“ In der Stunde der Angefochtenheit des Glaubens durch den bevorstehenden irdischen Tod Jesu geht es um eine Sicherung und Bestärkung der Hoffnung auf ein „Darüberhinaus“.
Die Vorstellung von den Wohnungen im Himmel findet sich auch in der zeitgenössischen Apokalyptik. Sie erhält aber eine spezifische christliche Prägung durch den Hinweis, dass es sich um die Wohnungen „im Haus meines Vaters“ handelt. Damit ist einerseits die besondere Qualität der Gottesbeziehung Jesu angesprochen, in die auch seine Jünger hineingenommen sind. Andererseits wird eine Sinndeutung des Todes Jesu eröffnet: Dem Sohn ist es möglich, in das Haus seines Vaters einzutreten. Durch ihn können dann auch alle ihm Zugehörigen in die himmlische Wohnstatt gelangen.
In der Antwort Jesu auf die von Verständnislosigkeit gekennzeichnete Frage des Thomas wird dieser Gedanke präzise und programmatisch zusammengefasst. Auf die Frage nach dem Wohin antwortet Jesus mit einem eindrucksvollen „Ich bin …“. Ziel und Weg sind nicht voneinander getrennt. Deshalb besteht der Zugang zu Gott ausschließlich durch Christus. Wer das Licht der Wahrheit Gottes sucht, der hat sie in ihm schon gefunden. Und er hat bereits teil am ewigen Leben, weil eben Christus das Leben ist.
Der Abschnitt ist der Abschiedsrede Jesu vor seinen Jüngern entnommen. Aus diesem Kontext erschließt sich ihr besonderer Charakter. Die Jünger sind verunsichert und verwirrt, perspektivenlos und traurig. Unmittelbar vor dem ausgewählten Abschnitt stellt Petrus die Frage an Jesus: "Herr, wohin gehst du?" Und Jesus antwortet: "Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen." In der Stunde der Angefochtenheit des Glaubens durch den bevorstehenden irdischen Tod Jesu geht es um eine Sicherung und Bestärkung der Hoffnung auf ein "Darüberhinaus".
Die Vorstellung von den Wohnungen im Himmel findet sich auch in der zeitgenössischen Apokalyptik. Sie erhält aber eine spezifische christliche Prägung durch den Hinweis, dass es sich um die Wohnungen "im Haus meines Vaters" handelt. Damit ist einerseits die besondere Qualität der Gottesbeziehung Jesu angesprochen, in die auch seine Jünger hineingenommen sind. Andererseits wird eine Sinndeutung des Todes Jesu eröffnet: Dem Sohn ist es möglich, in das Haus seines Vaters einzutreten. Durch ihn können dann auch alle ihm Zugehörigen in die himmlische Wohnstatt gelangen.
In der Antwort Jesu auf die von Verständnislosigkeit gekennzeichnete Frage des Thomas wird dieser Gedanke präzise und programmatisch zusammengefasst. Auf die Frage nach dem Wohin antwortet Jesus mit einem eindrucksvollen "Ich bin …". Ziel und Weg sind nicht voneinander getrennt. Deshalb besteht der Zugang zu Gott ausschließlich durch Christus. Wer das Licht der Wahrheit Gottes sucht, der hat sie in ihm schon gefunden. Und er hat bereits teil am ewigen Leben, weil eben Christus das Leben ist.
Friedhofsbesuche stärken unsere Hoffnung
Friedhöfe: Orte des Lebens
Der Wiener Zentralfriedhof ist bekannt für seine besondere Atmosphäre. Als Ort des Gedenkens beherbergt er 330 000 Grabstellen mit rund 3 Millionen Verstorbenen auf ca 2,5 Quadratkilometern. 1874 wurde er eröffnet. In ihm weht noch ein Hauch der alten Monarchie und vor allem der sog. Gründerzeit. Neben einem allgemeinen Teil gibt es auch Abteilungen für einzelne Religionsbekenntnisse. Auch die neueren Grabstätten repräsentieren die vielen unterschiedlichen Nationalitäten, die in Wien leben und hier ihre Heimat gefunden haben. Die Ehrengräber vieler Künstler und anderer prominenter Persönlichkeiten sind zu einem Anziehungspunkt für Touristen geworden.
Die Friedhofsverwaltung ist bemüht, den Friedhof als Ort voller Leben zu präsentieren. In dem weitläufigen Areal verkehrt nicht nur ein Linienbus auf einem Rundkurs, um Besucher an ihre Ziele zu bringen, da gibt es auch Laufstrecken für Jogger und Bereiche, auf denen Hobbygärtner Gemüse oder was auch immer anpflanzen können. Zudem kann man mit etwas Glück Eichhörnchen, Rehe, Hasen oder Feldhamster beobachten. Interessant ist auch, wie Menschen anderer Kulturen mit ihren Toten umgehen und am Grab ihrer Lieben für uns ungewohnte Rituale vollziehen.
Friedhöfe – und das gilt nicht nur für den Wiener Zentralfriedhof – sind nicht nur Begräbnisstätten sondern besondere Orte des Lebens. Hier wird Leben sichtbar, für das im normalen Alltag kein Platz ist. Der Schauder vor dem Tod, den ich manchmal bei Begräbnissen erlebe, tritt da in den Hintergrund.
Friedhöfe: Orte der Erinnerung
"Meine" Friedhöfe suche ich jedoch normalerweise auf, um der Verstorbenen, die mir nahestanden, zu gedenken und mich an sie zu erinnern. Wenn ich auf den Grabsteinen oder Tafeln deren Namen lese, ziehen in komprimierter Form an meinem inneren Auge Lebensgeschichten vorbei. Gefühle von Dankbarkeit werden in mir lebendig aber auch die Herausforderung, ihre und meine Lebensgeschichte anzunehmen, wie ich sie erlebt habe, ohne dass ich jetzt daran noch etwas ändern kann. Mit manchen dieser Verstorbenen führe ich ab und an auch innere Zweigespräche.
Bei solchen Friedhofsbesuchen wird mir immer neu bewusst, dass mein Leben eingebettet ist in etwas Größeres, etwas Ganzes. Unwillkürlich drängt es mich dann, mit dem Urgrund des Lebens und meines Daseins in Beziehung zu treten.
Friedhöfe: Orte der Hoffnung
Friedhofsbesuche holen mich aus den Gedanken, die meinen normalen Alltag ausfüllen, heraus. Sie verschaffen mir Abstand zu den Sorgen und Problemen, die mich sonst umtreiben. Und es tut mir gut, mein Leben in einem größeren Zusammenhang wahrzunehmen und zu betrachten. Obwohl ich auf Friedhöfen von vielen Toten umgeben bin, schöpfe ich an diesen Orten Hoffnung. Da erwacht in mir die Sehnsucht, im Plan meines Schöpfers aufgehoben und geborgen zu sein.
Der Grund meiner Hoffnung
Von da her verstehe ich Menschen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass ihr Leben mit dem Tod zu Ende sein soll. Auch wenn ich mir keine Illusionen mache und niemand über die Grenze des Todes hinausschauen kann, hoffe ich auf ein Leben danach, wie immer dieses ausschauen mag.
Meine Hoffnung auf Auferstehung und ein Leben, das über den Tod hinausreicht, gründet in meinem Glauben, dass mein Leben kein Zufall ist, sondern von einem liebenden Schöpfergott gewollt ist. Jesus von Nazareth hat uns diesen liebenden Schöpfergott unermüdlich gepredigt. Sogar in seinem grausamen Tod am Kreuz hat er diesem Gott noch vertraut.
Von diesem Jesus wird von vielen Zeugen glaubhaft überliefert, dass er vom Tode auferstanden ist und dass er allen, die an diesen liebenden Gott glauben, immerwährendes Leben verheißen hat. Ein liebender Schöpfergott, der diese Welt mit all ihren Wundern hervorgebracht hat, kann auch neues Leben schenken. Von ihm erhoffe ich, dass er meine Sehnsucht nach einem Leben über den Tod hinaus erfüllen wird. Von ihm erhoffe ich, dass alle Menschen, die mir lieb geworden sind und die mir lieb waren und derer ich am Allerseelentag gedenke, auch ewiges Leben geschenkt bekommen.
Solidarität der Generationen
Generationenübergreifendes Leben
Viele Städte haben ein altes Wahrzeichen. Der Baum oder das Gebäude zeigen an: Schon vor hunderten oder tausenden Jahren war hier Leben. Unsere Vorfahren haben sich darum hier angesiedelt. Wir haben Grund, den Menschen und der Natur von damals dankbar zu sein für das, was wir heute genießen. Aus diesem Gefühl heraus denken und schauen viele Menschen auf die folgenden Generationen. Wir wollen dankbar nutzen und den uns folgenden Menschen Wertvolles hinterlassen und anbieten.
Meinen Mitmenschen helfen fällt manchmal leicht. Ich kenne sie. Ich sehe ihre Reaktion auf mein Tun. Aber wie ist das mit den Menschen, die vor mir waren? Haben sie noch Hilfe nötig? - In vielen Religionen und Riten lautet die Antwort: Ja! Sie haben unsere Hilfe nötig, um Erlöste zu sein. Erlöst von ihren Sünden und Leiden.
Der Gedenktag Allerseelen
In der Tradition des Christentums gibt es einen "Ort der Reinigung", den wir mit Fegfeuer oder Purgatorium bezeichnen. Gottes Liebe sowie unsere Gebete und Opfer sollen dazu beitragen, dass die Verstorbenen zu jener Vollendung kommen, die Gott ihnen zugedacht hat. Im Jahr 998 setzte der Abt des Klosters Cluny dieses Gebet für das Heil der Verstorbenen fest auf den 2. November. Wenn alle am selben Tag beten, muss es nicht erklärt werden. Alle kennen das Anliegen und tragen es mit.
Wir sehen es auf unseren Friedhöfen. An bestimmten Tagen, etwa am Sterbetag, Geburtstag oder Hochzeitstag, stellen Menschen Blumen und Kerzen auf die Gräber der Verstorbenen und beten für sie. Zu Allerheiligen und Allerseelen gibt es sichtlich mehr Gestecke und Kerzen als das übrige Jahr hindurch. Und es gibt mehr Menschen, denen wir auf dem Friedhof begegnen.
Wer an Allerseelen zum Gottesdienst kommt, sieht violette Tücher und Gewänder. Sie erinnern an die Trauer des Abschieds und sie mahnen zu Buße und Besinnung. Das war lange Zeit das entscheidende Anliegen der Menschen zum Allerseelentag. Teilen Sie dieses Anliegen heute noch?
Hl. Messen zum Totengedenken
Auf manchen Pfarrblättern sehen Sie als Messintention Namen von Verstorbenen oder allgemein „für die Armen Seelen“. Dahinter steht die Praxis, für Verstorbene eine Messe lesen zu lassen. So sollte ihre Vollendung, bzw. endgültige Erlösung beschleunigt werden. Menschen, die solche Messfeiern bestellen, ist es ein offenbar ein wichtiges Anliegen. Teilen Sie dieses?
In manchen Gemeinden gibt es Jahrtags- und Allerseelenstiftungen. Menschen, die nicht erwarten, dass ihre Angehörigen ihre Spiritualität leben, sorgen auf diese Weise vor, dass auch in Zukunft der Verstorbenen gedacht wird. Sie bestellen noch zu Lebzeiten für die nächsten Allerselentage und die nächsten Jahrzehnte für bestimmte Todestage Messen und geben dafür eine Spende. Ihnen ist das wichtig…
Wie gedenken Sie ihrer verstorbenen Angehörigen?
Was geschieht, wenn Sie das Familiengrab richten oder an das Grab der verstorbenen Eltern, Geschwister, Freunde gehen? Sie machen das Grab schön, sie erinnern sich an die Begegnungen mit dem Verstorbenen. Manche beten für sie und verbinden sich so mit ihren Verstorbenen…
Persönlich füge ich hinzu: Ich tue dies als Lebender an vielen Gräbern und ich hoffe, dass auch an meinem Grab einmal jemand an mich denken und für mich beten wird.
"Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen"
Die Kraft des Evangeliums
25 Jahre lang haben wir uns als Bibel-teilen-Gruppe mit dem Wort Gottes, den Evangelien der entsprechenden Sonntage, beschäftigt. Nach dem Lesen des Bibeltextes, haben wir in der Stille Gott zu uns sprechen lassen und uns dann darüber ausgetauscht, was dieser Bibeltext bei uns persönlich ausgelöst hat. "Was hat mich ganz persönlich angesprochen?"
Dabei waren wir immer wieder überrascht, welche unterschiedliche Reaktionen, der Bibeltext, das Evangelium, bei den unterschiedlichen TeilnehmerInnen ausgelöst hat. Ganz persönliche Lebens- und Glaubenserfahrungen haben zu teilweise unterschiedlichen Sichtweisen auf das Wort Gottes geführt und uns gezeigt, wie vielfältig und immer noch aktuell das Wort Gottes für uns Christen ist.
In diesem Sinne habe ich die Texte aus dem Johannes Evangelium anlässlich des Allerseelengedenktages auf mich wirken lassen, in Stille in mich hineingehört und niedergeschrieben, was ich dabei gespürt habe.
„Glaubst du das?“
Das Johannes Evangelium ( Joh. 11, 17 – 27) gehört zu meinen Lieblingsevangelien. Unzählige Male habe ich die Worte Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben“ als Trost an die Hinterbliebenen von Verstorbenen geschrieben. Manchmal bekam ich eine Antwort, manchmal keine. Nicht immer ist ein christlicher Trost, selbst wenn er von Jesus Christus kommt, erwünscht. Damit habe ich als ein überzeugter Verkünder des Wortes Gottes, zu leben gelernt.
Diese Worte, welche Jesu zu Marta spricht, habe ich für mich verinnerlicht. Sie sind das Credo meines Glaubens. Und deshalb richtet sich die Frage Jesu: „Glaubst du das?“ zunächst mal an mich selbst und dann an uns alle.
Meine Antwort, als 70-jähriger Mensch, den Gott als Laien zum ehrenamtlichen Dienst in seine Gemeinde gerufen hat, ist klar und eindeutig: Ja, Herr Jesus Christus, ich glaube und bekenne, dass Du Gottes Sohn bist. In Dir ist Gott der Allmächtige Mensch geworden. In Jesus Christus hat der unsichtbare Gott Menschengestalt angenommen; hat zu uns gesprochen und die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar werden lassen. Und als Vollendung seiner Liebe zu uns Menschen, hat Gott in Jesus Christus sein Leben hingegeben, zur Vergebung unserer Sünden.
Aber Gott hat seinen Sohn nicht dem Tod überlassen, sondern IHN auferweckt am dritten Tage, so wie es Jesus vorhergesagt hat. Die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, das brutale Sterben am Kreuz und die österliche Auferstehung, das sind für mich die christlichen Frohbotschaften.
Die Seelen unserer Verstorbenen
Und gerade an Allerseelen, wo wir unserer Verstorbenen gedenken, ist dies eine ganz zentrale Botschaft, die wir als Christen durch unseren Glauben verkünden. Für uns Christen ist mit dem Tod, eben nicht alles zu Ende. Das wäre für mich furchtbar. Dann wäre alles umsonst gewesen. Nein, mein christlicher Glaube sagt mir: es gibt ein Leben nach dem Tod bei Gott, so wie es Jesus uns verheißen hat.
Im Johannesevangelium (Joh 14,1-6) bestätigt dies Jesus ausdrücklich: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“
Tröstlichere Worte kann es für uns Lebende und für die Seelen unserer Verstorbenen nicht geben. Deshalb ist das Evangelium für mich keine Drohbotschaft, sondern eine Frohe Botschaft.
Noch ein persönlicher Gedanke von mir zu Allerseelen:
Selig sind für mich all die Menschen, die ihr Leben auch in der Liebe zum Nächsten, zum Mitmenschen leben. Und all die Menschen, welche unter Kriegen, Verfolgung und Hass leiden.
In der Abschiedsrede (Joh 14,23) sagt Jesus: "Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“
Wenn wir als Christen glauben, dass Jesus in Gott bei uns ist, und die Seelen unserer Verstorbenen bei Gott sind, können dann die Seelen unserer Verstorbenen in Gott nicht auch bei uns sein? - Ich bin kein Theologe und kann diese Frage deshalb nicht beantworten. Aber als gläubiger Christ glaube ich an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott. Und dafür lege ich Zeugnis ab, solange ich lebe.
© Wilhelm Kraft, wilhelm-kraft(at)web.de
Ansprache beim "Kriegerdenkmal" bzw. Friedensmahnmal:
Wie jedes Jahr stehen wir beim Totengedenken am Kriegerdenkmal - in einigen Pfarren heißt es auch schon "Friedensmahnmal". Es ist ein Stein gewordenes Zeichen dafür, dass der Tod auf unnatürliche Weise viele Menschen zugleich aus der Gemeinschaft unseres Ortes gerissen hat, dass der Krieg mit seinen Folgen ein Trauma für die Gesellschaft ist.
Zu den Toten, die in die Gedenksteine eingemeißelt sind, haben nur noch wenige von uns eine persönliche Beziehung. Vielleicht sind es noch Väter, Onkel, Groß- oder Urgroßväter, Großonkel oder andere weitschichtige Verwandte. Die zwei Weltkriege mit ihren immensen Todeszahlen bei Kämpfern und Zivilist*innen erscheinen fast schon als Relikt aus einer weit vergangenen Zeit, die sich doch nicht mehr wiederholen würde.
Im Frühling dieses Jahres ist ein Kampf mit Waffen, Panzern, Flugzeugen, Bomben und Drohnen wieder ganz nah gerückt, in die Grenzen Europas gekommen, über die Bildschirme und Handys in unsere Häuser geflimmert. Auch mit geflüchteten Teilfamilien in unser Land gereist, in unsere Gemeinden, in Schulklassen und Wohnungen. Dass Menschen in einem anderen Land "für die Heimat" sterben, ist wieder aktuell, dass Invasoren nur durch Waffengewalt aufgehalten oder zurückgedrängt werden können, dass Wahrheit verschwimmt und Propaganda überhandnimmt.
Und mit dem Krieg ist uns nahegekommen, dass so viele Menschen grausam sterben: ausgehungert, durch Bomben getroffen, auf dem Rückzug oder auf der Flucht, mit der Waffe in der Hand, oder gefesselt als Zivilist*innen, gefoltert, im Schlaf überrascht. Menschen, die gern einfach friedlich weitergelebt hätten, die so lebten wie wir bis im vergangenen Jahr.
Wir haben eine kleine Ahnung bekommen vom Irrsinn des Krieges, der mit keinen einfachen Rezepten aufzulösen sein wird, der auch Auswirkungen auf uns hat mit den Energiepreisen, die nach oben geschnalzt sind. Dieser Krieg, der uns etwas angeht, weil Menschen angegriffen wurden und leiden, und wir nur zufällig wo anders leben.
Hier am Denkmal der Gefallenen aus unserem Ort denken wir an die Menschen, die in der Ukraine und so vielen anderen, weniger beachteten Krisenherden der Welt gewaltsam sterben. Die ebenso Väter, Mütter, Kinder, Geschwister zurücklassen. Wir lesen die laute Mahnung, mit all unserem Erfindungsreichtum danach zu streben, Konflikte gewaltfrei zu lösen und den Krieg als großes Übel der Menschheit zu verabscheuen. Gewaltfrei Druck auf Kriegstreibende auszuüben, kann auch heißen, selber wirtschaftliche Folgen zu spüren.
Die Klage über die Sinnlosigkeit und die Zerstörungswut der Kriege richten wir auch an Gott: Wir ahnen zwar, dass es Menschen sein müssen, die Friedensgespräche führen und Lösungen suchen und einhalten müssen. Aber die Wege sehen wir noch nicht, und die Aufgabe scheint unlösbar groß. Gott, schau hin, hör uns, leite uns mit deinem Geist, schenk Phantasie und Kraft! Gib den Kriegstreibern den Geist der Einsicht und ein mitfühlendes Herz! Und steh den Menschen bei, die so viel zu leiden haben! Sei bei den Menschen, die schon gestorben sind!
Gott wird die Menschen im Tod nicht zugrunde gehen lassen, sondern auferwecken, wie wir beim Evangelisten Johannes gehört haben. Ein möglicher Trost angesichts von Toden, die zu früh kamen und wirklich nicht sein hätten müssen. Tode, die Menschen zu verantworten hatten, die mit Waffengewalt Tatsachen zu ihren Gunsten schaffen wollten oder ließen, bis heute.
Das Gedenken an die Toten der Kriege macht nur Sinn, wenn es in unser Leben hineinspielt - als Mahnung zum Frieden, als Warnung vor der Unmenschlichkeit, als Anstiftung zur Nächstenliebe.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels - St. Franziskus.
Liebe hört niemals auf
Totengedenken im Wechsel der Zeit
Im vergangenen Jahr (2020) konnten viele Totengedenkfeiern nicht in der gewohnten Weise stattfinden, da größere Menschenansammlungen nicht erlaubt waren. Viele Trauerfeiern konnten nur im kleinen Kreis stattfinden. Doch nicht erst die Pandemie hat den Umgang mit den Verstorbenen verändert. Seit einigen Jahren nimmt z.B. die Zahl der Feuerbestattungen zu. Auf vielen Friedhöfen fällt auf, dass immer mehr Grabstätten aufgelassen werden. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass Menschen nicht mehr in dem Ausmaß wie früher an ihren ursprünglichen Wohnort gebunden sind, und die Angehörigen manchmal über die ganze Welt verstreut leben. Damit ist es mit mehr so einfach wie früher, für die Pflege der Gräber zu sorgen.
Danken können
Dennoch ist es wichtig, dass wir unserer Verstorbenen gedenken. Vermutlich werden sich diesbezüglich neue Formen des pietätvollen Umgangs und auch neue Riten des Abschiednehmens entwickeln. Wir können nicht einfach Menschen, die in unserem Leben wichtig waren, aus unserem Gedächtnis löschen. Unsere Eltern haben unser Leben nicht nur biologisch bestimmt. Von ihnen haben wir vieles übernommen. Sie haben uns in vieler Hinsicht geprägt. Auch andere Menschen, die uns nahe standen, haben Spuren in unserem Leben hinterlassen. Totengedenkfeiern, wie sie um Allerheiligen und Allerseelen Tradition sind, geben uns Gelegenheit, unseren Verstorbenen unseren Dank zu bezeugen.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem berühmten Hohenlied der Liebe im Brief an die Christen in Korinth: "Die Liebe hört niemals auf." (1 Kor 13,8). Mit Menschen, die wir lieben, bleiben wir verbunden, auch wenn sie schon gestorben sind. Wo immer und wie immer wir Menschen bestatten, wir brauchen Orte und Zeiten, an denen wir ihrer gedenken und unseren Dank zum Ausdruck bringen können.
Frieden geben und finden
Der Tod von Menschen konfrontiert uns aber auch mit der Tatsache, dass menschliches Leben begrenzt ist und immer unvollendet bleibt. Wir alle sind endlich und haben ein Ende unseres Lebens vor uns. Kein Mensch kann in seinem Leben alles verwirklichen, was er oder sie gerne gelebt und getan hätten. Unser Leben bleibt "Stückwerk", wie es der Apostel Paulus ausdrückt. Totengedenken sind Gelegenheiten, uns mit der Endlichkeit unseres Lebens und mit den Unvollkommenheiten – den eigenen und den Unvollkommenheiten unserer Lieben – zu versöhnen.
In den religiösen Riten rund um die Bestattung von Toten spielt die Bitte um Vergebung eine wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur darum, dass Gott uns und unseren Verstorbenen vergibt, was sie und wir verfehlt haben. Es ist gut für unser seelisches Gleichgewicht, unseren Verstorbenen zu vergeben, was sie uns nicht geben konnten, und sie um Vergebung zu bitten für alles, was wir ihnen schuldig geblieben sind. Dies ist ein wichtiger Akt, durch den sie und auch wir selbst inneren Frieden und Zufriedenheit finden. Die Liebe hört niemals auf…
Hoffnung schöpfen
Im Johannesevangelium (Joh 6,39) sagt Jesus über Gott: "Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Jüngsten Tag." Wenn für uns Menschen gilt: "Die Liebe hört niemals auf", gilt das umso mehr auch für die Liebe Gottes.
Unsere Hoffnung auf ein Leben, das über dieses irdische Leben hinausgeht, gründet im Glauben, dass Gott aus Liebe die Welt ins Dasein gerufen und uns aus Liebe das Leben geschenkt hat. Wir können uns keine konkreten Vorstellungen über ein Leben, das über den Tod hinausgeht, machen. Das lässt uns oft zweifeln, ob es ein Weiterleben nach dem Tod geben kann. Als Christen vertrauen wir darauf, dass Jesus keinen von denen, die Gott ihm gegeben hat, zugrunde gehen lässt, sondern dass er sie auferweckt am Jüngsten Tag. Wir hoffen für unsere Toten und für uns selbst, dass die Liebe Gottes, der wir unser Leben verdanken, uns neues Leben schenken wird.
In diesem Vertrauen auf Gott danken wir unseren Verstorbenen für alles, was sie uns gegeben und Gutes getan haben, und empfehlen sie der Liebe des dreifaltigen Gottes.
Der Hoffnung Raum geben
Balance halten
Wie kann ich gut die Balance halten? Das ist eine kleine Herausforderung in der Gymnastik. Balance spielt aber auch in anderen Bereichen eine wichtige Rolle. Manche tun sich schwer mit der sogenannten Work-Life-Balance. Aktuell sind wir als Gesellschaft auch wieder neu gefordert, die Balance zwischen Vorsicht und Hysterie zu halten. Und dann gibt es noch die Balance zwischen Trauer und Hoffnung. Der Tod eines geliebten Menschen kann mich nur zu rasch aus dem Gleichgewicht bringen, ich komme aus dem Takt meines Lebens. Der Tod schafft eine Ausnahmesituation, in der ich vielleicht manches gar nicht wahrnehmen kann, was geschieht – um mich herum, aber auch in mir drin.
In Ausnahmesituationen reagiert jede/r von uns anders. So ist auch unser Umgang mit Sterben und Tod sehr individuell (geworden), was Vorteile und Nachteile mit sich bringt. Früher gab es automatisch bestimmte Rituale wie Totenwachen oder das sogenannte Trauerjahr. Trauer gehörte dadurch mehr zu unserem Alltag und z.B. an der schwarzen Kleidung war sie auch sichtbar. Heute gehen wir individueller damit um, was oft zur Folge hat, dass Trauer oft versteckt oder tabuisiert wird.
Tränen, Trost und Hoffnung
In unserer Tradition haben wir den großen Schatz biblischer Texte, die uns gemeinschaftlich oder individuell Hoffnung schenken können. Die Lesung aus dem Buch Jesaja zeichnet so ein wunderbares Hoffnungsbild für das Volk Israel, das Gott auch uns zusagt. Wir werden ein Festmahl feiern dürfen, Gott wischt alle Tränen ab und er wird den Tod vernichten (Jes 25,6-9). Diese Hoffnung kann mich tragen, wenn ich einen Verlust erleide.
Doch auch die Tränen sind ein wichtiger Teil im Trauerprozess. Wenn wir uns heute in der Welt umschauen, sehen wir Tränen von geflüchteten Menschen, Tränen von Einsamen, Tränen der Verzweiflung von Hungernden, manchmal Tränen der Wut über so viel Leid und Ungerechtigkeit.
Für mich ist es starker Trost, dass Gott ALLE diese Tränen abwischen wird. Er ist für uns Mensch geworden. Jesus hat uns vorgelebt, wie wir leben sollen. Er hat Machttaten und Wunder getan, um den Menschen Gottes Vollmacht und seine Liebe zu uns zu zeigen. Hier ist etwas so Großartiges geschehen, dass deutlich wird, wer Jesus ist. Wir bleiben nicht dem Tod überlassen, wenn wir uns zu Jesus bekennen: Er ist der HERR über Leben und Tod, dem nichts Menschliches fremd ist. Auch die Trauer und den Schmerz hat Jesus selbst erfahren. Als Lazarus starb, weinte Jesus ganz menschlich um seinen Freund.
Auch uns tut es gut, unseren Gefühlen Ausdruck zu geben. Besonders im heurigen Jahr ist das wichtig – manche von Ihnen haben vielleicht in der Zeit des Lockdowns jemanden verloren, konnten nicht gut oder nur im kleinsten Kreis Abschied nehmen. Aber auch, wenn der Verlust schon länger her ist: es bleibt eine Lücke. Eine Lücke, die jemand hinterlassen hat, die von mir mit Trauer gefüllt wird, die aber auch Platz für schöne Erinnerungen bietet und vielleicht auch für das Licht des Trostes und der Hoffnung.
Mich nicht in der Trauer vergraben, der Hoffnung Raum geben, dass die Liebe den Tod überlebt, und bei all dem ehrlich mit mir selbst zu bleiben. Das wünsche ich Ihnen an diesem Tag der Erinnerung, des Gedenkens, der Trauer und Hoffnung.
Liebe, Hoffnung, Glaube...
Weil ich liebe...
Niemand weiß, wie es nach dem Tod weitergeht. Niemand kann beweisen, dass es nach dem Tod weitergeht. Trotzdem gehe ich von Zeit zu Zeit zu den Gräbern meiner Lieben. Ich möchte ihnen damit zeigen, dass meine Liebe zu ihnen nicht verloschen ist. Ich erinnere mich dankbar daran, was sie mir bedeutet haben, was ich ihnen verdanke. Ich erinnere mich an fröhliche und glückliche Stunden mit ihnen, auch an manches Schwere. "Stark wie der Tod ist die Liebe" (Hld 8,6), sagt ein Wort der heiligen Schrift. Sie wird vom Tod nicht ausgelöscht.
...hoffe ich
Weil ich diese Menschen liebe, hoffe ich, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist. Ich hoffe es vor allem für jene, die es im Leben schwer gehabt haben. Ich hoffe es für jene, die sich für andere eingesetzt haben und die dafür zu Lebzeiten keinen Lohn erhalten haben. Ich hoffe es für jene, die mit hohlen Versprechungen um ihr Leben betrogen worden sind.
Mir gehen an einem Tag wie heute jene nicht aus dem Kopf, die durch Kriege, Hungersnöte oder Naturkatastrophen umgekommen sind: Alte, Junge, Menschen im besten Alter, Kinder, Menschen, die auf dem Weg in ein besseres Leben im Meer ertrunken sind.
Ich kann mich nicht damit abfinden, dass es sich die einen richten, ohne sich vor einem Gericht verantworten zu müssen. Und ich will mich nicht damit abfinden, dass andere nichts von dem Glück erleben, das ich erleben durfte.
und glaube ich
Deshalb glaube ich denen, die mir von einem liebenden Gott erzählt haben, dem ich mein Leben verdanke. Ich knüpfe meine Hoffnungen an den, von dem es heißt, er sei von den Toten auferstanden. Und ich glaube, dass er am Ende all jene, die im Leben wenig Glück erfahren haben, so überglücklich macht, dass sie das Erlittene vergessen können. Und ich glaube daran, dass er allen, die seiner Liebe nicht getraut haben, eine neue Chance geben wird.
Diesem liebenden Gott lege ich alle meine Lieben ans Herz, wenn ich deren Gräber besuche. Auf diesen liebenden Gott hoffe ich, wenn ich an jene denke, die das Leben, das der Schöpfer ihnen schenken wollte, nicht erleben konnten.
Wie das konkret aussehen wird, übersteigt meine Vorstellungskraft. Mit dem Apostel Paulus glaube ich an das, "was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1 Kor 2,9).
Der Friedhof ist in Ort der Trauer, der Erinnerung und des Nachdenkens
Erntefest des Lebens
Der Friedhof hat verschiedene Funktionen: ein Ort, an dem wir unsere Verstorbenen zur Ruhe betten, ein Ort der Trauer, ein Ort der Erinnerung, ein Ort des Gebets und Nachdenkens auch über unsere Vergänglichkeit.
Das liturgische Kirchenjahr passt sich an diese Gegebenheiten sehr gut an, und auch die Natur zeigt uns den Lauf der Zeit. Herbst, Zeit der Ernte, auch des nochmaligen Aufblühens.- Ernte als Lebensernte, auch Erntefest aller Kirchen, Erntefest des Lebens. Die Heilige Schrift spricht von einer großen Schar, die durch das Fegefeuer des Lebens gegangen sind. Alle waren sie auf dem Weg, jetzt sind sie am Ziel. Dazu zählen auch all jene Menschen aus Ihrer Verwandtschaft, aus Ihrem Bekannten- und Freundeskreis, die nicht mehr physisch anwesend sind. Allerheiligen als Fest der pilgernden und auch der vollendeten Kirche. Somit sind auch Tod und Auferstehung wieder ein Thema. Mit dem Gräbergang des Allerheiligentages beginnt das Allerseelenfest.
Der Tod überreicht uns das Ticket ins Jenseits. Was uns erwartet sagt die Offenbarung: „Gott wird mit uns sein. Er wird alle Tränen abtrocknen, der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Krankheit, keine Mühsal, denn was früher war, ist vergangen.“
Die meisten Menschen haben Sehnsucht nach diesem Zustand und hoffen darauf. Es sind nicht allzu viele, die überzeugt sind, dass es kein Weiterleben gibt.
Wenn Sie in diesem Jahr einen nahestehenden Menschen zu Grabe begleitet haben, wünsche ich Ihnen, auch namens meiner evangelischen Kollegin viel Kraft aus dem Tunnel der Trauer wieder herauszufinden und dass aus diesen Tränen des Schmerzes Perlen der Liebe werden.
Allerheiligen im Zeichen der Gedenkkultur
„Sichtbar machen durch verdecken“
In vielen Orten Oberösterreichs wird zu Allerheiligen an den Kriegerdenkmälern in unterschiedlichster Weise der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. In der Pfarre St. Georgen an der Gusen wurde vor einigen Jahren in einem Kunstprojekt das Kriegerdenkmal für mehrere Monate verhüllt. „Sichtbar machen durch verdecken“, so nannte die Künstlerin diese gewagte Intervention. Es gab große Aufregung in der Bevölkerung. An den Stammtischen wurde darüber intensiv diskutiert. Gleichzeitig wurde von der Künstlerin am Kirchenvorplatz ein Spiegelsteg errichtet, der auf die unterirdischen Waffenwerke während der NS-Zeit ganz nahe der Kirche und auf das Konzentrationslager Gusen hinweist.
„Sichtbar machen durch Verdecken.“ - So wurde der Blick auf die 40.000 Menschen gelenkt, die in dieser Pfarre zur Zeit des Nationalsozialismus grausam zu Tode kamen und viele Jahrzehnte fast gänzlich in Vergessenheit gerieten. Heute am Allerheiligen Fest gedenkt man dort sowohl der Gefallenen der Kriege am Kriegerdenkmal, als auch der Opfer der Konzentrationslager, der gegenwärtigen Kriege und des Terrors auf unserer Welt.
Totengedächtnis
Warum gedenken wir zu Allerheiligen und Allerseelen nicht nur der uns lieb gewordenen Verwandten, der eigenen Freundinnen, Freunde und Bekannten? Warum gedenken wir als Christinnen und Christen auch der Opfer von Kriegen und Unrechtsregimen?
In Österreich begehen wir das Gedenkjahr 2018. Die Österreichischen Bischöfe haben dazu eine beeindruckende Erklärung abgegeben und darauf hingewiesen, dass das Erinnern und Gedenken insbesondere der Opfer unserer Geschichte zutiefst christlich sei und jede humane Kultur auszeichne. In der Erklärung der österreichischen Bischöfe heißt es wörtlich: Wir „gedenken vor allem der Opfer, die in Folge der nationalsozialistischen Machtübernahme gedemütigt, vertrieben, verfolgt, eingekerkert, verschleppt und ermordet wurden. Wir schauen aber auch auf die Orientierungslosen, die Mitläufer und die Täter ... Auch heute schmerzt noch, dass damals, im März 1938, und in den sieben düsteren Jahren danach, die ChristInnen - auch und gerade die Bischöfe - nicht stärker der Macht des Hasses, der Unmenschlichkeit und der Diktatur entgegengetreten sind. ... Traurig und beschämt haben wir erkannt, dass mit der Zerstörung der Synagogen und der Shoah unschuldige und wehrlose Menschen getötet und der Name des Ewigen geschändet wurde.“
80 Jahre danach - klare Worte der österreichischen Bischöfe, versehen mit der reinigenden Kraft des Bekenntnisses der eigenen Mitschuld. Die österreichischen Bischöfe sprechen aber auch von Menschen, „die sich in der damaligen Zeit als 'Gerechte' erwiesen und die sich nicht vom Sog dieser unmenschlichen und verbrecherischen Ideologie mitreißen ließen“.
Unter Vielen seien in diesem Zusammenhang stellvertretend nur zwei Personen unserer Diözese genannt, die Ihnen wohl bekannt sind: der Wehrdienstverweigerer und Selige Franz Jägerstätter und der Priester und Pädagoge Dr. Johann Gruber, der von den KZ-Mithäftlingen in Gusen als „Engel in der Hölle“ verehrt wurde. Diese beiden Oberösterreicher lebten ihren Glauben, sie widersetzten sich der Macht des Hasses und der Unmenschlichkeit und sie wurden hingerichtet. „Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ So hörten wir es im heutigen Evangelium.
Erinnern weitet den Blick für die Gegenwart!
Wie geht es uns als Christinnen und Christen heute angesichts der Kriege, des Elends in den Flüchtlingslagern dieser Welt, mit dem wir via Fernsehen konfrontiert werden? Berühren uns diese Bilder noch? Sind unsere Herzen eingefroren - in einem Land, in dem „Gutmensch“ zu einem Schimpfwort geworden ist? Wie geht es uns als Christinnen und Christen angesichts der Tatsache, dass etwa 800 Millionen Menschen gegenwärtig an chronischer Unterernährung leiden? Wir leben in einer Welt, in der innerhalb einer Woche mehr Geld für die Armeen ausgegeben wird, als es kosten würde, die Hungernden unserer Erde auf der ganzen Welt für ein ganzes Jahr zu sättigen. Ist uns diese Realität bewusst? „Wo bin ich, wenn vor meinen Augen großes Unrecht geschieht, wenn Ausgrenzung, Entsolidarisierung und Hass ihren Lauf nehmen?“ So fragen die Bischöfe in ihrer vorher erwähnten Erklärung.
Zunehmend ist in unserer Gesellschaft spürbar, dass Menschen aufgrund ihrer Nationalität, Herkunft oder Hautfarbe ausgegrenzt werden. Denken Sie an die Ausländerfeindlichkeit, an die Unbarmherzigkeit, die manchen AsylwerberInnen zuteil wird. Denken Sie etwa an die jungen AsylwerberInnen, die in Österreich nun keine Chance mehr auf einen Lehrplatz haben und kaum Möglichkeiten haben, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Bischof Manfred Scheuer und der Caritasdirektor der Diözese Linz, Franz Kehrer betonen in ihrer Stellungnahme zu Asyl und Integration „Viele Menschen haben bei uns in den vergangenen Jahren Asyl gesucht und suchen es auch gegenwärtig. Wir sollten nie vergessen, dass sie hier ein Menschenrecht in Anspruch nehmen, und dass jede und jeder von uns ebenso in eine Lage geraten kann, in der sie/er aus der eigenen Heimat flüchten muss.“
Stellung beziehen
Liebe Pfarrgemeinde, widerstehen wir als Christinnen und Christen - kraftvoll und entschieden - einer zunehmenden Stimmung in der Bevölkerung, in der Menschen in ihrer Gottesebenbildlichkeit, in ihrer Würde nicht wahrgenommen werden! Andre Heller sagte anlässlich des Gedenkjahres beim Staatsakt in der Hofburg in seiner vielbeachteten Rede: „Vergessen wir nicht, dass am Anfang der nationalsozialistischen Herrschaft nicht Ausschwitz, sondern die Ausgrenzung von Menschen, die als störend, als schädlich betrachtet wurden, stand. Und weil es dafür viel Zustimmung gab, hatten die Nazis freie Bahn und die humanitäre Katastrophe wurde immer größer.“
Gedenken der Opfer von Krieg und Terror
Kommen wir zurück auf unsere Frage: Warum gedenken wir Christinnen und Christen zu Allerheiligen und Allerseelen der Opfer von Krieg und Terror, warum gedenken wir der Menschen, die sich der Macht des Hasses und der Unmenschlichkeit widersetzten und dies mit ihrem Leben bezahlen mussten?
Für den bekannten Konzils-Theologen Johann Baptist Metz gehört die Erinnerung und das Gedächtnis an die Leiden und an die Opfer unserer Geschichte zu den Grundpfeilern des christlichen Glaubens. In seinem Buch „Memoria Passionis“, Gedächtnis des Leidens, schreibt Metz, dass man Gott nicht mit dem Rücken zur menschlichen Leidensgeschichte verehren könne. „Die Botschaft Jesu lässt es nicht zu, dass wir über seine Leidensgeschichte die Leidensgeschichte der Welt vergessen; sie lässt es nicht zu, dass wir über seinem Kreuz die vielen Kreuze in der Welt übersehen.“
Das Kreuz Jesu Christi öffnet den Blick für die Geschundenen, für die vielen Kreuze in der Welt, für vergangenes und gegenwärtiges Leid. Zu Allerheiligen erinnern wir uns an die Verheißung, dass es mit dem Tod nicht einfach aus ist, dass der Tod nicht alle und alles gleichschaltet, dass uns über den Tod hinaus die universale Gerechtigkeit Gottes verheißen wird: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein..." So heißt es imBuch der Offenbarung (Off. 21,4).
Selig, die Frieden stiften
Erinnern weitet den Blick für die Gegenwart. Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich bringt das Erinnern mit der Gegenwart in Berührung. In seiner Erklärung zum Gedenkjahr 2018 heißt es: „Wir als Kirchen wollen uns dafür einsetzen, dass Österreich - 80 Jahre nach der Katastrophe von 1938 - zu einem Haus mit offenen Fenstern und zu einer Heimatstätte für Verfolgte wird. Wir wollen in einem Land leben, in dem der soziale Friede gewahrt wird und in dem Menschen Geborgenheit und die Möglichkeit zu einem erfüllten Leben finden."
Auch heute haben wir Christinnen und Christen eine große Verantwortung, dort wo wir stehen, für Menschlichkeit und Menschenwürde zu sorgen. Die Seligpreisungen, die wir heute im Evangelium gehört haben, weisen uns die Richtung, sie sind so etwas wie das Leitbild der großen Vision Gottes mit uns Menschen:
„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein."
© Dr. Christoph Freudenthaler, Pädagogische Hochschule der Diözese Linz.
Erklärung österreichische Bischofskonferenz (2018). „1918-1938-2018. Erinnern und Gedenken". Verfügbar unter:
www.katholisch.at/aktuelles/2018/03/12/bischoefe-1918-1938-2018.-erinnern-und-gedenken - [27.8.2018]
Scheuer Manfred, Kehrer Franz (2018). Stellungnahme zu Asyl und Integration. Verfügbar unter:
www.dioezese-linz.at/news/2018/03/13/stellungnahme-zu-asyl-und-integration - [27.8.2018]
Heller Andre (2018). Rede anlässlich des Gedenkaktes zum 80. Jahrestag des 12. März. Verfügbar unter:
www.youtube.com/watch - [27.8.2018]
Erklärung des Vorstandes des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zum Gedenkjahr 2018 (2018). Verfügbar unter:
www.oekumene.at/site/erklaerungen/article/1844.html - [27.8.2018]
Metz, Johann Baptist (2006). Memoria Passionis. Freiburg im Breisgau: Herder.
Das Offenbarwerden der Söhne und Töchter Gottes
Angst vor Kontrollverlust
Obwohl ich schon oft mit einem Flugzeug gereist bin, spüre ich jedes Mal einen gewissen Nervenkitzel, wenn ich in ein Flugzeug einsteige. Wenn das Flugzeug abhebt und den Bodenkontakt aufgibt, ist es wieder ein sonderbares Krippeln. Ich vermute, dies hat damit zu tun, dass ich ein Stück Kontrolle über mein Leben an andere abgebe: an den Piloten, an die Technik, die hinter dem ganzen Flugapparat steckt. Und ich bin jedes Mal erleichtert, wenn ich wieder heil gelandet bin und festen Boden unter meinen Füßen spüre.
Wenn ich in ein Fahrzeug einsteige, das eine andere Person lenkt, oder in einen Zug, gebe ich auch ein Stück Kontrolle ab, es berührt mich aber nicht so stark. Es fällt wohl den meisten Menschen nicht leicht, die Kontrolle abzugeben, es sei denn an eine Person, bei der man sich gut aufgehoben weiß. Bedenkenlos steige ich in das Fahrzeug eines Freundes oder eines Kollegen ein, von dem ich weiß, dass er es verlässlich lenkt. Wenn ich krank bin, überantworte ich mich auch ohne Zögern einem Arzt meines Vertrauens. Ich kann mich gut hineinfühlen in ältere Menschen, die sich Sorgen über ihre Zukunft machen für den Fall, dass sie einmal nicht mehr die volle Kontrolle über sich selbst wahrnehmen können.
Wenn wir dem Tod gegenübertreten – und irgendwann wird uns das abverlangt, ob wir wollen oder nicht – ist das ebenfalls ein bei vielen Menschen mit Angst besetzter Schritt. Wir müssen die Kontrolle über unser Leben endgültig abgeben und wir wissen nicht, was uns danach erwartet.
In der Hand Gottes
Gläubige Menschen sagen sich: "Ich kann nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes". Wenn es darauf ankommt, ist dieses letzte Sich-fallen-lassen dennoch ein schwerer Schritt. Auch wenn mir die Gnade des Glaubens geschenkt ist, dass ich mich in der Hand Gottes geborgen wissen kann, muss ich mich immer neu in dieses Vertrauen einüben.
Am Allerseelentag denken wir an unsere Verstorbenen. Erinnerungen ziehen noch einmal an uns vorbei. Gläubige Menschen wissen ihre Angehörigen in Gottes Hand gut aufgehoben. Das macht es leichter, von ihnen Abschied zu nehmen und sie loszulassen. Dieses Vertrauen in Gott muss aber immer neu eingeübt werden; es ist nicht selbstverständlich.
Meines Erachtens ist es kein Zufall, dass im Zusammenhang des Sterbens und des Totengedenkens so oft das "Vater unser" und das "Gegrüßet seist du Maria" gebetet wird. Kommt doch in beiden Gebeten das Vertrauen in einen guten, väterlich-mütterlichen Gott und Schöpfer zum Ausdruck.
Kinder Gottes und Erben des Himmels
In den Lesungen und im Evangelium (z.B. Ijob 19, Röm 8,14-23 und Joh 14,1-6) wurden die Grundlagen dieses Vertrauens zur Sprache gebracht. Ijob hält trotz aller Schicksalsschläge am Glauben an einen erlösenden Gott fest. Er kann sich vorstellen, Gott zu schauen, wenn sich sein Fleisch und wohl auch seine leiblichen Augen aufgelöst haben werden. Jesus sieht himmlische Wohnungen für uns bereitstehen, obwohl er sich bewusst ist, dass ihm Leiden und ein bitterer Tod bevorstehen. Der Theologe Paulus sieht den Grund unserer Hoffnung darin, dass wir geliebte Kinder Gottes sind. Er kann sich nicht vorstellen, dass wir als Kinder Gottes einmal nicht an der Herrlichkeit Gottes teilhaben werden. Als Kinder Gottes werden wir unser Erbe antreten können.
Wer kann so etwas für sich und für seine Lieben erhoffen? Wer sich auf eine innige Beziehung zu diesem Gott einlässt, das Geschenk des Glaubens annimmt und in einer lebendigen Beziehung zu Gott zur Entfaltung bringt. "Vater unser" zu beten wird so zu einer täglichen Übung, durch die wir unser Vertrauen in Gott nähren und stärken. Wenn wir es heute am Allerseelentag sprechen, übergeben wir damit unsere Verstorbenen der väterlich-mütterlichen Fürsorge Gottes.
Allerseelen, ein hoffnungsvolles Fest
Umgeformt?
„Passt mal auf, eines Tages werde ich als Schrank in Eurem Schlafzimmer stehen!“ Dieses Zitat wird dem im November 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt zugeschrieben. Es war seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, welche Vorstellung er vom Leben nach dem Tod habe. Wie viele andere Menschen konnte er sich ein personales Weiterleben nach dem Tod nicht vorstellen. Ihn tröstete die naturwissenschaftliche Erkenntnis, dass in der Natur nichts verloren geht, sondern umgeformt wird. Unser Leib zerfällt im Prozess der Verwesung in seine biologischen und chemischen Bestandteile, aus denen die Natur dann Neues formt. Vielleicht einen Baum, aus dem dann einmal ein Schrank gebaut wird.
So sehr diese naturwissenschaftliche Beschreibung richtig ist, so wenig Hoffnung gibt sie mir. Denn ich trage eine Sehnsucht in mir, die weiter geht. Ich möchte in meiner ganzen Persönlichkeit bleiben. In dem, was ich bin und mich als Person ausgemacht hat.
Noch einmal von vorn beginnen?
Die antiken Philosophen Griechenland entdeckten in ihrem Nachdenken die Existenz der „Seele“. Von den Göttern dem Menschen gegeben und damit unsterblich, bewahrt sie die Persönlichkeit des Menschen auf. Im Tod trennen sich Leib und Seele, die dann weiter lebt. Diese Vorstellung hilft dabei, sich ein personales Weiterleben nach dem Tod vorstellen zu können. Nicht wenige Menschen finden dabei Trost in der fernöstlichen Vorstellung der Wiedergeburt der Seele in einem neuen Körper und erklären sich so das Weiterleben nach dem Tod. Sicherlich auf den ersten Blick eine faszinierende Vorstellung. Ich darf noch einmal von vorn beginnen und bekomme eine zweite Chance.
Aber ehrlich gesagt: Ich möchte nicht noch einmal alles mitmachen. Ich habe eine schöne Kindheit gehabt, denke gerne an die Schule und die Jugend zurück. Habe gerne studiert, usw. Aber ich bin auch froh, das hinter mir zu haben. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber auch diese Fehler gehören zu mir und haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. So faszinierend diese Vorstellung auch ist, so richtig toll finde ich dies auch nicht.
Auferstehung
Meine Sehnsucht findet erst richtig eine Antwort in der Auferstehung Christi. Der ungläubige Thomas kann erst so richtig an die Auferstehung Christi glauben, als er seine Hände in die Wundmale des Herrn legen kann. Denn erst die Narben seines Leidens zeigen ihm: Dies ist nicht ein wiedergeborener Christus, denn dann müsste er einen neuen, unversehrten Leib haben. Der Christus, der ihm hier begegnet ist der vom Leben verwundete und geheilte Herr, nicht wiedergeboren, sondern wirklich auferstanden.
Das ist meine Sehnsucht: In meinem Tod Versöhnung zu finden und mit den dann geheilten Wunden meines Lebens zum ewigen Leben aufzuerstehen. Eine Sehnsucht, die ich im auferstandenen Herrn erfüllt sehe.
Unsere Zukunft liegt im auferstandenen Herrn
In dieser Hoffnung gedenken wir heute aller unserer Verstorbenen. Ihre Zukunft liegt nicht im Kreislauf der Natur. Sie liegt auch nicht in der Wiedergeburt zu einem neuen irdischen Leben. Ihre Zukunft liegt im auferstandenen Herrn, der ihnen Versöhnung mit Gott, ihren Nächsten und sich selbst ermöglicht, die Wunden ihres Lebens heilt und so das Leben zurückgibt, für das wir geschaffen wurden: das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott.
Aber wir wissen auch: Versöhnung ist ein manchmal schmerzlicher Prozess. Die Heilung von Wunden kann weh tun. Da tut es gut zu wissen: Wir lassen unsere Toten auch nach ihrem Tod nicht allein. Wir bleiben über den Tod hinaus miteinander verbunden. Unser Gebet für die Toten hilft ihnen in diesem Versöhnungsprozess. Hilft ihnen in der Heilung ihrer Lebenswunden. Es tut ihnen gut auf ihrem Weg zum Paradies.
Besonders tröstlich finde ich den Gedanken, dass die Kirche - also Sie alle - auch mich einmal in meinem Tod nicht allein lassen werden. Auch ich mache in meinem Leben nicht alles richtig. Ich verletze Menschen und werde selbst verletzt. Ich bin auf diesen Versöhnungsweg in meinem Tod angewiesen. Auch darauf, dass Menschen dann auch für mich beten und mir helfen.
Allerseelen - ein hoffnungsvolles, aber auch ein tröstliches Fest.
Umgeformt?
„Passt mal auf, eines Tages werde ich als Schrank in Eurem Schlafzimmer stehen!“ Dieses Zitat wird dem im November 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt zugeschrieben. Es war seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, welche Vorstellung er vom Leben nach dem Tod habe. Wie viele andere Menschen konnte er sich ein personales Weiterleben nach dem Tod nicht vorstellen. Ihn tröstete die naturwissenschaftliche Erkenntnis, dass in der Natur nichts verloren geht, sondern umgeformt wird. Unser Leib zerfällt im Prozess der Verwesung in seine biologischen und chemischen Bestandteile, aus denen die Natur dann Neues formt. Vielleicht einen Baum, aus dem dann einmal ein Schrank gebaut wird.
So sehr diese naturwissenschaftliche Beschreibung richtig ist, so wenig Hoffnung gibt sie mir. Denn ich trage eine Sehnsucht in mir, die weiter geht. Ich möchte in meiner ganzen Persönlichkeit bleiben. In dem, was ich bin und mich als Person ausgemacht hat.
Noch einmal von vorn beginnen?
Die antiken Philosophen Griechenland entdeckten in ihrem Nachdenken die Existenz der „Seele“. Von den Göttern dem Menschen gegeben und damit unsterblich, bewahrt sie die Persönlichkeit des Menschen auf. Im Tod trennen sich Leib und Seele, die dann weiter lebt. Diese Vorstellung hilft dabei, sich ein personales Weiterleben nach dem Tod vorstellen zu können. Nicht wenige Menschen finden dabei Trost in der fernöstlichen Vorstellung der Wiedergeburt der Seele in einem neuen Körper und erklären sich so das Weiterleben nach dem Tod. Sicherlich auf den ersten Blick eine faszinierende Vorstellung. Ich darf noch einmal von vorn beginnen und bekomme eine zweite Chance.
Aber ehrlich gesagt: Ich möchte nicht noch einmal alles mitmachen. Ich habe eine schöne Kindheit gehabt, denke gerne an die Schule und die Jugend zurück. Habe gerne studiert, usw. Aber ich bin auch froh, das hinter mir zu haben. Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber auch diese Fehler gehören zu mir und haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. So faszinierend diese Vorstellung auch ist, so richtig toll finde ich dies auch nicht.
Auferstehung
Meine Sehnsucht findet erst richtig eine Antwort in der Auferstehung Christi. Der ungläubige Thomas kann erst so richtig an die Auferstehung Christi glauben, als er seine Hände in die Wundmale des Herrn legen kann. Denn erst die Narben seines Leidens zeigen ihm: Dies ist nicht ein wiedergeborener Christus, denn dann müsste er einen neuen, unversehrten Leib haben. Der Christus, der ihm hier begegnet ist der vom Leben verwundete und geheilte Herr, nicht wiedergeboren, sondern wirklich auferstanden.
Das ist meine Sehnsucht: In meinem Tod Versöhnung zu finden und mit den dann geheilten Wunden meines Lebens zum ewigen Leben aufzuerstehen. Eine Sehnsucht, die ich im auferstandenen Herrn erfüllt sehe.
Unsere Zukunft liegt im auferstandenen Herrn
In dieser Hoffnung gedenken wir heute aller unserer Verstorbenen. Ihre Zukunft liegt nicht im Kreislauf der Natur. Sie liegt auch nicht in der Wiedergeburt zu einem neuen irdischen Leben. Ihre Zukunft liegt im auferstandenen Herrn, der ihnen Versöhnung mit Gott, ihren Nächsten und sich selbst ermöglicht, die Wunden ihres Lebens heilt und so das Leben zurückgibt, für das wir geschaffen wurden: das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott.
Aber wir wissen auch: Versöhnung ist ein manchmal schmerzlicher Prozess. Die Heilung von Wunden kann weh tun. Da tut es gut zu wissen: Wir lassen unsere Toten auch nach ihrem Tod nicht allein. Wir bleiben über den Tod hinaus miteinander verbunden. Unser Gebet für die Toten hilft ihnen in diesem Versöhnungsprozess. Hilft ihnen in der Heilung ihrer Lebenswunden. Es tut ihnen gut auf ihrem Weg zum Paradies.
Besonders tröstlich finde ich den Gedanken, dass die Kirche - also Sie alle - auch mich einmal in meinem Tod nicht allein lassen werden. Auch ich mache in meinem Leben nicht alles richtig. Ich verletze Menschen und werde selbst verletzt. Ich bin auf diesen Versöhnungsweg in meinem Tod angewiesen. Auch darauf, dass Menschen dann auch für mich beten und mir helfen.
Allerseelen - ein hoffnungsvolles, aber auch ein tröstliches Fest.
Ich möcht, dass einer mit mir geht, der’s Leben kennt, der mich versteht!
„Ich bin der Weg“
„Ich bin der Weg...“
Diese Bildrede vom Weg ist vielversprechend, vor allem in Zeiten der Trauer, des Abschieds. Denn ein Weg führt weiter, wenn man ihn geht. Ein Weg lässt Kommendes, Neues im Leben zu, wenn man es zulässt, offen ist dafür.
„Ich bin der Weg...“
Zu hören, da ist jemand, der mir Gemeinschaft anbietet, der mit mir den Weg der Trauer geht, ist ermutigend, nimmt die Angst. Es ist eine Einladung in Augenblicken, wo wir desorientiert sind, wo das Leben mit einem geliebten Menschen zu Ende gegangen ist.
„Ich bin der Weg...“
Diese Worte machen hellhörig, wenn die Erfahrung, in der Trauer alleingelassen zu werden, nicht an- und ausgesprochen werden kann.
„Ich bin der Weg...“
Dies in feierlichem Rahmen im Gottesdienst – nicht nur zu Allerseelen - zu verkünden, kann die Angst bei den Angehörigen nehmen, dass der Tote, der Verstorbene in Vergessenheit gerät. Es gibt Wege der Erinnerung, wo der Toten gedacht wird, wo ihrer nicht vergessen wird. Ihre Angehörigen finden einen Raum vor, wo ihre Verstorbenen beim Namen „gerufen“ werden, ihrer feierlich gedacht wird.
Trauer
„In der Trauer vollziehen wir diesseitig, was wir von Gott jenseitig erhoffen.“ (Ottmar Fuchs)
Es gehört zum Wesen des Christentums, die Angst vor dem Tod – dem eigenen und dem Tod geliebter Menschen – in Hoffnung zu verwandeln.
In diesem Sinne bieten Christen, die einst „Der neue Weg.“ genannt wurden, als Gemeinschaft einen Weg an, der Raum, Platz für Trauernde hat. Christentum ist wesentlich eine Weggemeinschaft. Dies immer wieder bewusst zu machen, gehört zur Aufgabe der Verkündigung. Trauergottesdienste sollen in einem feierlichen Rahmen eine Welt des Lichts, der Hoffnung auf Leben, gegen Angst und Einsamkeit, Trauer und Mutlosigkeit, als Gabe, als Gnade, als Botschaft des Glaubens erfahren lassen. So ist auch der heutige Tag, Allerseelen, in diesem Licht der christlichen Verkündigung zu sehen.
„Ich bin der Weg...“
Welche Glaubenserfahrungen verbindet der Evangelist Johannes mit dieser Bildrede „Ich bin der Weg…“ über Jesus? Was möchte er dadurch seiner Gemeinde vor Ort auf ihrem Glaubensweg mitgeben?
Abschied nehmen, wie es im heutigen Evangelium anklingt, fällt schwer, lässt Fragen und Zweifel aufkommen. Zweifel an der Richtigkeit des Weges, der Lebenseinstellung, am Wagnis des Aufbruches zu Neuem! Diesen Zweifeln setzt Johannes ein Bild der Hoffnung auf ein ewiges Leben nach dem Tod, ein Bild des Nichtvergessens, eines Ankommens in der unendlichen Räumlichkeit Gottes entgegen. Der Weg seiner Gemeinde dorthin ist für Johannes Jesus, der Christus, das Wort Gottes! So möchte er der christlichen Gemeinde, für die er seine Botschaft niedereschrieben hat, Mut machen, ihnen durch Jesus eine Perspektive geben in einer Zeit der Ungewissheit, vielleicht sogar der Abkehr vom „neuen Weg“.
Johannes geht mit seinen Worten, seinen Bildreden auf eine konkrete Gemeinde und deren Zusammenhalt im Glauben ein. Noch heute berühren uns seine Worte, seine Bildsprache: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
„Ich bin der Weg...“, hören wir Jesus antworten auf die Frage seiner Freunde: „Wie sollen wir (dann) den Weg erkennen?“ Und auch heute fragen sich Christen so wie damals nach dem Erkennen des Weges, von dem hier die Rede ist.
Wohin führt der Weg des Lebens? Wo werden wir leben, auch wenn wir in dieser Welt gestorben sind?
Vielleicht sollten wir uns zuerst mit der Frage „Wo beginnt der Weg des Lebens?“ beschäftigen. Beginnt dieser Weg, wenn die Angst endet, wenn der Keim der Hoffnung erblüht, wenn die Erstarrung sich löst und wir Neues zulassen? Es sind die Fragen des Alltags, die zugleich auch der Beginn eines Weges sind. Wir müssen sie uns selbst stellen um eine Antwort zu finden.
Bei jedem von uns ist dieser Beginn des Glaubensweges ein anderer. Oft ist dieser Beginn erst im Rückblick erkennbar.
Es heißt, dass einer mit mir geht...
Eine Liebe, die stärker ist als der Tod
Halloween
Aus Amerika schwappte der Brauch nach Europa, in der Nacht vor dem 1. November Halloween zu feiern. Die Unterhaltungs- und Tourismuswirtschaft nützt diesen Termin, und viele Jugendliche begehen den Anlass nach amerikanischen Vorbildern. Leider ist Halloween zum Klamauk verkommen, obwohl es seine Wurzeln im Totengedenken hat, das in vielen Kulturen am Beginn des Monats November fest verankert ist.
In einigen Diözesen haben Jugendorganisationen ein bemerkenswertes Gegenprogramm ins Leben gerufen. Sie laden am 31. Oktober zur "Nacht der 1000 Lichter". Als ich vor einigen Jahren zu diesem Anlass die Pfarrkirche in Eggenburg (Niederösterreich) aufsuchte, war ich davon zutiefst berührt. Die ganze Kirche war in Kerzenlicht getaucht. Mit Kerzen und Teelichtern – geschützt in Gläsern - war ein Weg ausgelegt, der an verschiedenen Stellen der Kirche zur Meditation einlud.
Nacht der 1000 Lichter
Als ich den Weg nachging, fielen mir unwillkürlich viele Menschen ein, die meinen Lebensweg begleitet haben aber nicht mehr leben. Menschen, die mir sehr nahe standen, mit denen mich eine tiefe Freundschaft verband, aber auch Menschen, an die ich schon lange nicht mehr gedacht habe. In den vielen Lichtern waren sie für mich gegenwärtig. Mich erfüllte eine tiefe Dankbarkeit für alles, was ich mit ihnen erlebt habe, für alles, was sie mir gegeben haben. Mir wurde aber auch bewusst, dass jede und jeder von ihnen einen ganz persönlichen eigenen Lebensweg zu gehen hatte und nun wohl in einer neuen und eigenen Weise zu gehen hat. In mir wuchs eine Art Gewissheit, dass der Lebensweg mit dem Tod nicht zu Ende ist, auch wenn ich mir immer weniger vorstellen kann, wie dieser Weg jenseits der Todesgrenze konkret aussieht.
Mit einigen Verstorbenen, die mir in dieser Nacht begegnet sind, habe ich ein kurzes Zwiegespräch gehalten, habe ihnen 'Danke' gesagt. Es gab auch Gelegenheit, mit einigen auf wunde Punkte unserer damaligen Beziehung zurückzuschauen und diese Ereignisse in Frieden zurückzulassen.
Was mich in jener Nacht gleichsam überwältigt hat und wie von selbst abgelaufen ist, erlebe ich – allerdings in einer nüchterneren Form – auch, wenn ich die Gräber von Verwandten, Freunden oder Mitbrüdern besuche. Es sind oft Momente heilsamer Begegnungen.
Aufgehoben in der Liebe des Schöpfers
Vielleicht halten Sie mich für ein wenig verrückt. Das reale Leben erscheint ganz anders: Der Tod setzt ein klares und unwiderrufliches Ende. Der tote Leib zerfällt. Was bleibt, ist die Erinnerung. Es bleiben aber auch die Beziehungen, die weiterwirken. Wenn nun schon menschliche Beziehungen so stark sein können, dass sie über den Tod hinaus lebendig bleiben, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Beziehung zu Gott und die Beziehung Gottes zu mir ein Ende haben kann. Wie könnte Gott die vergessen, die er liebt? Wie könnte Gott der Vergänglichkeit überlassen, die er liebt? An Jesus hat er gezeigt, dass seine Liebe stärker ist als der Tod. Es ist eine Liebe, die die ganze Schöpfung hervorgebracht hat, eine Liebe, die Neues schaffen kann. In dieser Liebe weiß ich mich und alle meine Lieben gut aufgehoben.
Gott ist mit uns, auch wenn wir uns in Stunden höchster Not verlassen fühlen
Dunkle Stunden
Selbst dunkelste Stunden haben Sinn, zunächst nicht erkennbar, vielleicht sogar auf lange Sicht nicht erkennbar. Am Ende wird alles gut. Das hat nichts mit Resignation, Fatalismus oder passiver Leichtigkeit zu tun, vielmehr mit der Erfahrung, dass sich immer wieder neue Perspektiven, Sinn und Zukunft entfaltet und eröffnet haben. Es wird wieder aufwärts gehen zu dem, auf den wir alle vertrauen, hoffen dürfen, zu dem, der uns alle in seine Liebe einschließt.
Möglich auch, dass diese Tage, an denen es immer früher finster wird, sogar noch leidverstärkend wirken, vor allem, wenn der Schmerz noch sehr frisch ist, über den Tod eines geliebten Menschen.
Wie oft würde sich manch einer dieses erlösende Wort aus dem Evangelium wünschen: „Steh auf!“ Wir alle wissen, man kann Leid nur be-s t e h e n, durch-s t e h e n in der Form des Aushaltens, aber lange nicht ver-s t e h e n. Abschied, Abschied-Nehmen, Abschied-Nehmen-Müssen ist wohl die radikalste Form des Los-Lassens.
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!“
Sie werden heute in diesem Gottesdienst Zeichen der Hoffnung und des Trostes setzen, wenn für unsere Verstorbenen Kerzen angezündet und dazu die Namen all jener verlesen werden, die vom letzten Allerseelentag des Vorjahres bis in unsere Tage des Jahres 2015 verstorben sind. „Licht Christi!“ singen wir bei der Osternachtsfeier, wenn die brennende Osterkerze in die Dunkelheit der Kirche getragen wird. Das Osterfest erinnert daran, dass wir von der Dunkelheit des Todes und all unserer Ängste, Unsicherheiten, Traurigkeiten ins Licht, in die ewige Freude geführt werden, dass wir dorthin kommen, wie es uns versprochen ist, wo es kein Leid, keine Krankheit, keinen Tod mehr gibt. Wenn dazu noch die Namen ausgesprochen werden, so erinnern wir uns an das Wort aus der Schrift: „Ich habe dich beideinem Namen gerufen, du gehörst mir!“ Der Name eines Menschen ist sein wesentliches Identitätsmerkmal, den wir seit unserer Geburt tragen, der Name, der in der Taufe nochmals feierlich ausgesprochen wird. „Du gehörst mir!“ ist kein Besitzanspruch, sondern Form liebender Zuwendung. Wir gehören zusammen: Gott und Mensch.
All denen, die in diesen Tagen von Trauer, Leid, Schmerz geplagt werden, wünsche ich Kraft und Stärke und den Glauben, das Vertrauen, dass Gott mit uns ist. auch wenn wir uns in Stunden höchster Not verlassen fühlen.
Gott lässt nicht ver-enden, was er liebt
Wenn Kinder fragen
Vor einigen Wochen hatte ich Besuch von einem jungen Paar, das ich vor einigen Jahren getraut habe und deren erstes Kind ich getauft habe. Die Tochter ist mittlerweile drei Jahre alt und neugierig auf alles, was immer es zu entdecken geben kann. Die Eltern erzählten mir, dass sie sich seit einiger Zeit dafür interessiert, was Sterben sei und dass sie versuchten, es ihr kindgemäß zu erklären, ohne ihr dabei Angst zu machen.
Als wir beim Kaffee beisammen saßen und plauderten, blickte mich nach einer Weile die Kleine von der Seite her an und fragte mich: "Wie alt bist Du?" Ich antwortete, dass ich bald 65 werde, und war mir dabei bewusst, dass sie sich unter dieser Zahl kaum etwas vorstellen kann. Gleich rückte sie noch mit einer zweiten Frage heraus: "Und warum bist du noch nicht gestorben?" Ich war zunächst von der Frage überrascht, den Eltern war es peinlich. Sie fürchteten, dass ihre Tochter mich in Verlegenheit brachte, und versuchten sich zu entschuldigen. Doch bald amüsierte es mich, und ich erklärte der kleinen Klara, dass ich noch zu gesund sei, um zu sterben, und dass ich noch gerne lebe.
Die folgenden Tage musste ich immer wieder an die Komik dieser Situation denken und ich stellte mir selbst die Frage: "Und warum bist du noch nicht gestorben?"
Meinen ältesten Bruder riss der Tod mit 55 mitten aus dem Leben. Einer meiner besten Freunde starb vor zwanzig Jahren mit 39 an einer unheilbaren Krankheit. Und ein Schulkamerad, neben dem ich vier Jahre lang in der Volksschule saß und mit dem ich auch befreundet war, nahm sich mit 17 das Leben.
Der Tod, ein ständiger Begleiter
Nach der Begegnung mit der kleinen Klara wurde mir immer wieder neu bewusst, dass es keine Selbstverständlichkeit ist zu leben und einigermaßen gesund zu sein. Mir wurde auch klar, dass ich aus der Perspektive der Dreijährigen dem voraussehbaren Tod schon sehr nahe bin.
Der Tod begleitet uns ein Leben lang wie ein Schatten. Wenn die Sonne in der Mitte des Tages ganz hoch steht, sehen wir nicht viel davon. Da liegt er unter uns und ist ganz kIein. In der Abendsonne jedoch erscheint er oft grotesk und beängstigend lang.
Der Tod macht Zeit wertvoll
Erst durch den Tod werden wir uns bewusst, wie kostbar das Geschenk des Lebens ist und wie wertvoll die Zeit, in der wir aus unserem Leben etwas machen können. In den ersten Lebensjahrzehnten sind wir damit beschäftigt, das Leben zu entdecken, die Geheimnisse der Schöpfung zu enträtseln und Zusammenhänge zu durchschauen. Mit zunehmenden Jahren beginnen wir, unser Leben zu gestalten, ihm Inhalt und Form zu geben. Und wir spüren, wir kurz die Zeit ist, die uns dafür zur Verfügung steht.
Vor einigen Jahren fiel mir ein Buch mit dem Titel "Der Mann, der tausend Jahre alt werden wollte" in die Hand. Der Psychotherapeut Thomas Schäfer beschreibt darin in der Art eines Märchens, dass es gar nicht so begehrenswert ist, so alt werden zu wollen. Erst dadurch, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist, wird sie kostbar.
Zeit zu danken, Zeit zum Versöhnen
Der Tod konfrontiert uns aber auch mit der Frage, womit wir die uns gegebene Zeit füllen; welchen Inhalt und welchen Sinn wir unserem Leben geben. Am Allerseelentag stehen wir jenen Menschen gegenüber, deren Lebenszeit bereits zu Ende gegangen ist. Von einigen wissen wir, was ihr Leben erfüllt hat, was ihnen gelungen ist, was ihnen verwehrt blieb. Wir schauen mit Ehrfurcht und vielleicht auch mit Dankbarkeit auf sie. Manche haben uns vielleicht auch enttäuscht, sind uns etwas schuldig geblieben oder wir tragen ihnen etwas nach, was wir ihnen noch nicht vergeben konnten.
Der Allerselentag ist eine Gelegenheit, den Verstorbenen noch einmal danke zu sagen und ihnen unsere Liebe und Verbundenheit, vielleicht sogar unsere Bewunderung zu zeigen.
Der Allerseelentag ist aber auch eine Einladung zur Versöhnung, zum Vergeben, Frieden zu schließen. Ob und wie es den Verstorbenen nützt, wissen wir nicht. Uns selbst tut es auf jeden Fall gut, wenn wir uns versöhnt und unbelastet unserem Leben und der Zeit, die uns noch bleibt, zuwenden können. Ich persönlich bin überzeugt, dass es ihnen und auch mir nützt, und so führe ich manchmal Zwiegespräche mit ihnen.
Gott lässt nicht ver-enden, was er liebt
Der Tod konfrontiert uns aber auch noch umfassender mit der Sinnfrage: Was kommt danach? Gibt es ein Leben jenseits des Wahrnehmbaren? Wohin geht der Geist, wenn wir den toten Leib zu Grabe tragen? Wird er ausgelöscht, wie manche glauben?
Als Christen glauben wir an einen Schöpfer, der uns das Leben aus Liebe geschenkt hat. Es ist aus einem Akt der Liebe - zumindest von Seiten des Schöpfers - hervorgegangen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein liebender Gott fallen lässt, was er liebt. Jesus ist nicht müde geworden, uns von der Liebe eines guten Vaters im Himmel zu überzeugen. Menschliche Liebe kann unter Umständen erlöschen. In der Auferweckung Jesu hat Gott gezeigt, dass seine Liebe nicht erlischt, dass er nicht im Stich lässt, was er liebt.
So richtet sich unsere Hoffnung an diesem Tag ganz auf Gott: Er wird die Verstorbenen, mit denen wir uns verbunden fühlen, nicht zugrunde gehen lassen. Und er wird auch unser Leben nicht zu Ende sein lassen, wenn es mit uns einmal so weit sein wird.
Auch wenn mich die Begegnung mit Kindern daran erinnert, dass es nur mehr verhältnismäßig wenige Jahre sind, die ich nach menschlichem Ermessen erleben werde, ängstigt mich das nicht, denn ich erwarte, meinem liebenden Schöpfer zu begegnen.
Ansprache zum Totengedenken beim Kriegerdenkmal
Wenn in Ihrer Pfarre "Ich hatt‘ einen Kameraden" ein unverzichtbares Musikstück darstellt, sind folgende Worte möglich:
Alternativvorschlag zu "Ich hatt‘ einen Kameraden": "Jesus höchster Name" - Arrangement für Blasorchester, erhältlich beim Musikverlag Donautal.
Große Auswahl an festlichen Chorälen auch bei Verlag Tatzer.
Kameradschaft
Wir hören nun das Stück "Ich hatt‘ einen Kameraden", das mit seinem Text an die Kameradschaft im Militär erinnert. Die Kameradschaft gab vielen Soldaten in den Kriegen großen Halt, sie vermittelte unter unmenschlichsten Bedingungen noch Zusammenhalt und Menschlichkeit, auch wenn die Handlungen im Krieg furchtbar waren. Die Erfahrung und den Wert der Kameradschaft hielten die Kriegsheimkehrer hoch - als Lichtblick in der Erinnerung an schlimme Jahre ihres Lebens.
Krieg verhindern
Die noch größere Kameradschaft und Solidarität aber ist es, Kriege zu verhindern. Dass wir hier am Denkmal der Gefallenen stehen, mahnt uns, mit all unserem Erfindungsreichtum danach zu streben, Konflikte gewaltfrei zu lösen und den Krieg als großes Übel der Menschheit zu verabscheuen.
Traurig sehen wir, wie viele Menschenleben die beiden Kriege in Europa gefordert haben. Wir wissen um die Ursachen und müssen uns heute davor hüten, mehr zu wollen als uns zusteht, Menschen in "bessere" und "schlechtere" einzuteilen und das Heil in Führergestalten zu suchen. Diese Kriege haben nicht nur das Leben von Soldaten gefordert, sondern auch das von unzähligen ZivilistInnen wie zum Beispiel von Jüdinnen und Juden, von Romni und Sinti, von Menschen im Widerstand. Diese Opfer von Krieg und Verfolgung sind (häufig) auf den Denkmälern nicht namentlich verzeichnet - wir wollen und müssen auch sie in unser Gedenken und Gebet einschließen. Der Tod dieser Menschen hätte nicht sein müssen. Ihr Tod ist uns Mahnung und erinnert an den Wert des Friedens.
Verantwortung tragen
Nicht alle Soldaten, die im Krieg gestorben sind, waren in gleicher Weise Opfer. Auf dem Denkmal finden wir keine Hinweise darauf, wie viel Verantwortung für die Grausamkeiten des Krieges der einzelne Mann trug. So wenig wie etwa Österreich bloß ein Opfer Nazideutschlands war, so wenig waren alle Angehörigen der Heere Opfer der großen Politik. Aber wir wissen, wie tödlich riskant es war und gewesen wäre, sich diesem Militärdienst zu entziehen. Wenige haben es gewagt und mit dem Leben bezahlt. Es steht uns nicht zu, besserwisserisch zu sagen, die Männer hätten damals so und so handeln sollen. Aber wer sich in ein System des Unrechts hineinbegibt, kann sich die weiße Weste nicht bewahren.
So geht es uns auch heute - vielleicht nicht in direktem Zusammenhang mit Kriegen, aber mit unserem Umwelt- und Konsumverhalten, in den weltweiten Wirtschaftszusammenhängen und Systemen der Ausbeutung. Auch wir haben Verzeihung und Versöhnung nötig, um auf Strukturen des Unrechts genau hinzuschauen und sie zu benennen, um handlungsfähig zu sein, um das Unrecht Stück für Stück zu verkleinern.
Den Frieden bewahren
Auch wenn die wenigsten von uns die auf dem Denkmal Genannten noch gekannt haben, so hat sich doch das Wissen um die Schrecken des Krieges in unser Gedächtnis eingebrannt und auch, dass wir nie wieder Krieg wollen! Wir leben hier seit fast 70 Jahren im Frieden, im Wohlstand, in Sicherheit. Aber nur 2000 km von uns entfernt toben Kriege und zwingen Millionen Menschen in die Flucht. Einige Hundert oder Tausend von ihnen aufzunehmen, ist in Österreich möglich. Sie sind heute vom Krieg betroffen und auf unsere Hilfe angewiesen, wir können ihnen Zuflucht geben. Die flüchtenden Menschen haben das Recht auf eine würdige Diskussion und einen ebenso würdevollen Umgang.
Das Gedenken an die Toten der Kriege macht nur Sinn, wenn es in unser Leben hineinspielt - als Mahnung zum Frieden, als Warnung vor der Unmenschlichkeit, als Anstiftung zur Nächstenliebe.
© Mag.a Lucia Göbesberger und Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer
Allerseelen ist ein guter Tag des Gedenkens und Nachdenkens
Zweimal sterben?
Menschen, die einmal bereits in einen Sterbeprozess eingetreten waren, aber noch einmal ins Leben zurück geholt werden konnten, erzählen des Öfteren, dass ihnen das zunächst unangenehm war. Das Sterben – soweit sie es erlebt hatten – war für sie nicht das schreckliche Ereignis, als das es meist gefürchtet wird. Manche von ihnen berichten, dass sich für sie durch diese Erfahrung die übliche Angst vor dem Sterben gemildert habe, bzw. dass sie diese ganz abgelegt hätten.
Im Evangelium haben wir einen Ausschnitt aus der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus gehört. Lazarus und dessen Schwestern Martha und Maria waren mit Jesus befreundet. Als man Jesus die Nachricht überbrachte, dass sein Freund todkrank sei, brach er nicht sofort auf, um diesen vor dem Sterben zu bewahren, sondern ließ sich Zeit, um an ihm gleichsam ein Exempel zu statuieren, das zeigt, dass er der Herr auch über den Tod ist und seinen Freund sogar aus der bereits begonnenen Verwesung zurückholen kann.
Wenn man einzelnen Aspekten dieser Erzählung nachgeht, kommt man zu fremd anmutenden Momenten. Jesus mutet seinem Freund und seinen Freundinnen zu, dass sie die ganze Dramatik, die mit dem Sterben verbunden ist, durchleiden, um sie zur Erkenntnis zu führen, dass er der Sohn Gottes und Herr über Leben und Tod ist. Hinzu kommt, dass Lazarus ein zweites Mal wird sterben müssen. Ob dieser zweite Tod leichter zu ertragen war, sei dahingestellt.
Begrenzte Lebenszeit
Zu welcher Einsicht kann uns diese Erzählung führen? - Zunächst rüttelt sie nicht an der Tatsache, dass der Tod zu unserem Leben gehört wie die Geburt. Leben gibt es nicht ohne den Tod. Die Lebenszeit, die uns gegeben ist, ist durch den Tod begrenzt. Das setzt uns in gewisser Weise unter Druck zu reflektieren, was wir in der zur Verfügung stehenden Lebenszeit anfangen, wie wir sie gestalten und mit welchem Sinn oder Inhalt wir sie ausfüllen wollen. Denn mit dem Tod ist unsere Gestaltungsmöglichkeit zu Ende.
Ein Tag wie Allerseelen konfrontiert uns mit der Frage, welchen Sinn wir in unserem Leben sehen und welchen Sinn wir ihm geben wollen.
Im Blick auf die Menschen, deren Lebenszeit bereits zu Ende ist, lässt mich deren Tod auf ihr Leben zurückschauen und der Frage nachgehen, welchen Sinn diese – soweit ich sie gekannt habe – ihrem Leben gegeben haben, was ihnen gelungen ist, woran sie gescheitert sind.
Das Wissen, dass auch meine Lebenszeit begrenzt ist, erfüllt mich mit Ehrfurcht vor dem, was andere aus ihrem Leben gemacht haben. Es erfüllt mich aber auch mit Dankbarkeit für alles, was aus deren Leben auf mich herübergekommen ist, für alle Liebe, alle Freundschaft, für jeden Entwicklungsimpuls und nicht zuletzt den Eltern gegenüber Dank für das Leben selbst.
Allerseelen ist ein guter Tag, dieser Dankbarkeit Raum zu geben.
Allerseelen ist für mich aber auch Anlass, all diese Sinnfragmente nebeneinander zu betrachten wie ein großes Puzzle. Ich versuche, darin ein großes Bild zu erkennen, einen Sinn zu entdecken, der uns allen gemeinsam ist.
In diese Suche hinein trifft die Frohe Botschaft Jesu vom liebenden Schöpfer, der uns nicht dem Tod überlässt, sondern uns von Jesus aus dem Grab herausholen lässt, wie dieser Lazarus herausgerufen hat. Sie lässt uns auch hoffen, dass der Schöpfer vollendet, was für uns in der kurzen Lebenszeitspanne nicht erreichbar war. Dass er unsere Sehnsucht nach Sinn, Glück, Gerechtigkeit, Frieden und erfüllten Beziehungen nicht ins Leere gehen lässt.
Für die Verstorbenen, derer wir heute gedenken, erhoffe ich, dass sie diesem Ziel bereits ein Stück näher sind.
Ein Fest versöhnender Fürbitte
Allerheiligen - Allerseelen
Unmittelbar nach dem Fest Allerheiligen lädt uns die Kirche ein, aller Verstorbenen zu gedenken, wobei man die früher übliche Eingrenzung auf verstorbene Christgläubige, um deren Seelenruhe gebetet wird, wohl außer Acht lassen darf. Immer noch wird freilich die Gebetsformel verwendet "Herr, gib allen verstorbenen Christgläubigen die ewige Ruhe". Christus ist aber nicht nur für diese gestorben, sondern alle Menschen sind in das Geschehen der Erlösung durch Jesu Tod und Auferstehung eingebunden. Ihrer aller will die Kirche heute fürbittend gedenken.
Seele - was ist das?
Die deutsche Sprache verwendet das Wort Seele in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen. So wurden früher die Einwohner eines Dorfes oder einer Stadt anhand des Begriffes Seele gezählt, so dass man von einem Ort mit einer bestimmten Anzahl von Seelen sprach. Wenn wir jemanden als besonders freundlich und den Menschen zugewandt beschreiben möchten, dann sagen wir, dass er (sie) eine Seele von einem Menschen sei, und wenn wir von einem Menschen sprechen, der ganz und gar in seinem Beruf aufgeht (z. B. Arzt), dann hört man bisweilen die Wendung, er (sie) sei Arzt mit Leib und Seele
Wenn man eine Umfrage veranstalten wollte, was die Befragten mit dem Wort Seele anfangen können, dann würden wir sehr unterschiedliche Antworten bekommen: Von ausgesprochener Ratlosigkeit bis hin zu mehr oder minder religiös pointierten Antworten würden wir wohl alles Mögliche, darunter auch durchaus Zutreffendes zu hören bekommen. Etwa wenn Schnitzler von der Seele als einem "weiten Land" spricht, oder Goethe seinen "Faust" sagen lässt, dass "zwei Seelen" in seiner Brust wohnen.
Vielleicht bekäme man aber auch zu hören, dass Seele das innerste Angesprochensein eines Menschen von Gott bedeutet. Das wird man zwar kaum aus dem Mund von Menschen zu hören bekommen, die sich als Atheisten oder Agnostiker verstehen. Aber wer sagt, es gebe keinen Gott, aus dem spricht oftmals ja nur die unbewusste Sehnsucht dessen, der leidenschaftlich nach Gott gesucht, aber diesen "Unbekannten Gott" (vgl. Apg 17, 23) bisher nicht gefunden hat. Denn wer Gott finden will, braucht vor allem ein "hörendes Herz", um das König Salomo gebetet hat (1 Kön 3, 9). Sonst vernimmt er die bisweilen sehr leise Stimme Gottes nicht.
Dankbares Gedenken
Die Kirche lässt uns heute einen Festtag begehen, ein Gedenken an alle, die bereits die Geschichte ihrer Seele mit Gott (vgl. Gertrud von Le Fort) zu Ende geschrieben haben. Die im Innersten ihrer Seele von Gott angesprochen waren und denen nun eine Schau dessen von Angesicht zu Angesicht geschenkt wird, den sie bisher immer nur bruchstückhaft, in Rätseln und Umrissen erahnen konnten. Die Kirche lädt uns ein, besonders jener zu gedenken, mit denen wir ein Stück Weges gemeinsam gegangen sind.
Beim Erinnern an Verstorbene, besonders bei nahen Verwandten, mag neben der bloßen Erinnerung vielleicht auch Wehmut, Bedauern mitschwingen, weil wir den Verstorbenen so manches schuldig geblieben sind, da wir es an der nötigen Aufmerksamkeit, an Zuwendung, Dankbarkeit fehlen ließen. Vielleicht haben sich auch manche der Verstorbenen in unserer Gegenwart sehr einsam gefühlt.
Andererseits kann es aber auch sein, dass Erinnern an Verstorbene nicht immer von verklärender Erinnerung begleitet dein muss, sondern dass sich bisweilen auch die Frage aufdrängt, was der Verstorbene in einem oder anderen Sinn schuldig geblieben ist.
Der Friedhofgang am Nachmittag von Allerheiligen ist ein Fest versöhnender Fürbitte Lebender für diejenigen, die uns vorausgegangen sind und bereits in Gott Vollendung gefunden haben.
Endgültige Heimat
Für die Heimgegangenen, denen bei Gott bleibende Beheimatung, Behausung zuteil wurde, gilt die Zusage aus der Geheimen Offenbarung, dass es für sie keine Trauer, keine Klage und keine Mühsal mehr geben wird. Denn das, was früher war, ist vergangen; der Gott, zu dem sie endgültig gelangt sind, spricht zu ihnen: "Seht, ich mache alles neu" (Offb 21, 4 f.).
Gott vergisst nicht, die er liebt
Niemand möchte vergessen werden
Die Seelsorge in unserem Altenpflegeheim wird vor allem von einem Team ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragen. Sie besuchen die Bewohner des Heimes regelmäßig und sind ihnen behilflich, dass sie die Gottesdienste in der Hauskapelle mitfeiern können. Sie bringen sie mit den Rollstühlen in die Kapelle und begleiten sie nach dem Gottesdienst wieder zurück in die Zimmer.
Einmal ist es passiert, dass eine Frau nach der Gottesdienstfeier in der Kapelle einige Minuten warten musste, bis eine Mitarbeiterin sie in ihr Zimmer zurückbringen konnte. Dieses Alleinsein löste in dieser Frau eine Panik aus. Es überkam sie plötzlich die Befürchtung, man habe sie vergessen. Seitdem meidet sie die gemeinsamen Gottesdienste aus Angst, sie könne vergessen werden. Sie legt jedoch Wert darauf, dass man ihr nach dem Gottesdienst die hl. Kommunion in ihr Zimmer bringt. Ich kann mir die Panik dieser Frau nur damit erklären, dass durch diese Panne bei ihr eine menschliche Urangst ausgelöst wurde. Die Urangst vergessen zu werden.
Durch den Propheten Jesaja lässt Gott seinem Volk ausrichten: "Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde: ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände." (Jes 49,15-16a). Diese Zusage Gottes gilt auch für uns. Schließlich sind wir durch die Taufe Kinder Gottes geworden, Schwestern und Brüder seines Sohnes Jesus Christus.
Darauf gründet sich auch unsere Hoffnung, dass unser Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist. In diesem festen Glauben hat Jesus sich selbst seinen Gegnern ausgeliefert und hat sich kreuzigen lassen. Er war sich gewiss, sein Vater vergisst ihn nicht und überlässt ihn nicht dem Tod.
"Der Tod ist mit Abstand die beste Erfindung des Lebens..."
Der Evangelist Johannes erzählt uns (Joh 11,1-44) von einer tiefen Freundschaft zu Martha, Maria und Lazarus, drei Geschwistern, in deren Haus er immer wieder einkehrte. Als Lazarus todkrank war, schickten seine Schwestern Boten zu Jesus in der Hoffnung, dass er komme und ihren Bruder vor dem Tod bewahre. Jesus lässt sich aber viel Zeit, bevor er aufbricht, um die Schwestern aufzusuchen. Zu viel zeit, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Als er bei den Schwestern ankam, lag Lazarus bereits vier Tag im Grab. Jesus setzt ein Zeichen und holt ihn aus dem Grab zurück ins Leben. Er demonstriert damit: er hat seinen Freund nicht vergessen, auch wenn er ihm das Sterben nicht erspart hat.
Auch wir dürfen gewiss sein, dass Gott unsere Toten nicht vergessen hat, auch wenn er ihnen das Sterben nicht erspart hat. Tod und Sterben sind ein wichtiger Teil unseres Lebens. Wir können uns nicht ausdenken, wie es wäre, wenn die Menschen nicht sterben müssten.
Steve Jobs, der legendäre Erfinder und Begründer des Computerkonzerns Apple, ist vor wenigen Tagen an einer unheilbaren Krebserkrankung gestorben. Vor einigen Jahren, als er selbst schon von seiner Krankheit gezeichnet war, sagte er vor einer Versammlung von Studierenden: "Niemand will sterben." Aber: "Der Tod ist mit Abstand die beste Erfindung des Lebens...", und: "Er räumt das Alte weg, damit Platz für Neues geschaffen wird." Solche Sätze tun weh, wenn wir an den Tod unserer Lieben denken. Und dennoch beinhalten sie eine Wahrheit, mit der wir leben müssen.
Gott vergisst nicht, die er liebt
Als gläubige Menschen brauchen wir aber nicht an dieser Stelle stehen bleiben. Die Schranke, die wir selbst nicht überwinden können, wird aufgehoben vom Schöpfer, der uns das Leben geschenkt hat, weil er uns liebt. Er vergisst nicht, die er liebt.
Und deshalb vergessen auch wir unsere Lieben nicht. Wir wissen sie gut aufgehoben bei Gott, dem Erfinder des Lebens.
Im Fegfeuer brennt kein Feuer
Am Eingang unserer alten Kirche befand sich vor noch nicht all zu langer Zeit statt der jetzigen Mariengrotte ein so genannter Karner, eine kleinen Kapelle, in der sich die Totenschädel und Gebeine von hier Verstorbenen befanden. Man ging vorbei in Ehrfurcht und Nachdenklichkeit, denn sie waren ja ein Bild des eigenen Schicksals und man betete für sie. Den Karner konnte man in sehr vielen alten Kirchen sehen, in manchen noch heute, besonders bei Kirchen in Tirol und in der Steiermark.
Oft finden sich dabei auch Bilder, auf denen die Armen Seelen zu sehen sind, die mitten in Feuerflammen stehen. Diese Art der Darstellung ist aber nun eher eine Erfindung der Kunstmaler und mancher Bußprediger. Die amtliche Kirche hat nie gelehrt, dass die Armen Seelen im Feuer sind. Das mag verwundern, ist aber so. Die Meinung, dass die Armen Seelen im Feuer stehen, kommt aus einem Missverständnis. Das Wort für Fegefeuer heißt in den Lehren der Kirche Purgatorium, Reinigungsort. Man hat dieses lateinische Wort dann im Mittelalter mit dem Wort Fegfeuer ins Deutsche übersetzt. Aber das ist falsch, denn die Seele ist immateriell, ist geistig, sie kann nicht brennen und Gott ist kein grausiger Tyrann, der sich an Feuerqualen der Menschen weiden will.
Der Schmerz der Sehnsucht
Was ist dann mit dem Wort Purgatorium, Reinigungsort, gemeint. Wir alle sehen an uns selbst, dass wir in vielen Dingen nicht so sind und nicht so handeln, wie es eigentlich richtig wäre. Genau so wissen wir auch von unseren Verstorbenen, dass so manches, was sie getan haben, nicht richtig war, auch wenn sie grundsätzlich Gott ehrten und sich sein Gesetz zur Richtschnur machten. Die Kirche lehrt, dass, wer so in Unvollkommenheit stirbt, erst noch der Läuterung bedarf, noch nicht in jener Vollkommenheit ist, dass er sich mit der Herrlichkeit Gottes vereinigen kann. Die Trauer über diesen Mangel, die Sehnsucht nach der Vereinigung mit Gott ist der Schmerz, den die Verstorbenen zu erleiden haben, so glauben wir. Wir alle haben wohl schon einen solchen seelischen Schmerz erlebt, beim Tod der Eltern, des Ehepartners oder eines Kindes. Und wer es erlebt hat, weiß, wie schrecklich dieser Schmerz sein kann. Aber all dieser Schmerz führt nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Der Weg zum ewigen Licht
Das Fegefeuer ist in dieser Sichtweise ein Prozess der wachsenden Einsicht in unser Versagen, ist Reue und ist Sehnsucht nach der himmlischen Herrlichkeit. Wenn wir für die Toten beten, so sagen wir: "O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen." Das ewige Licht, das sind die strahlenden Wohnungen Gottes, von denen Jesus sagte: "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?" (Joh. 14,2)
Das Licht Gottes leuchtet, zuerst noch ferne, dann immer näher, je mehr der Verstorbene in den vollen Glanz der Herrlichkeit Gottes eintritt. Unsere Gebete und die Hl. Messe, die wir für Verstorbene aufopfern, sollen ihnen helfen, möglichst bald die Herrlichkeit Gottes zu schauen und in seiner Gegenwart zu leben.
So gilt für uns alle, Lebende und Verstorbene, was das Lied: Mein Hirt ist Gott, der Herr, sagt: "Und wenn aus blinder Wahl, ich auch im finstern Tal, weitab mich sollt verlieren, so fürcht ich dennoch nicht, ich weiß mit Zuversicht, du, Herr, du wirst mich führen." Alle, Lebende und Verstorbene, verlieren und verloren sich immer wieder ins finstere Tal der Sünde und des Versagens. Aber wir dürfen voll Zuversicht hoffen, dass der Herr uns durch alle Finsternisse des Todes in sein Reich führen wird.
Der Tod ist nicht Ende sondern neuer Anfang
Mahnzeichen
Wenn ich über Landstraßen fahre, fallen mir die kleinen am Straßenrand stehenden Kreuze auf. Diese meist unscheinbaren Kreuze erinnern an einen schrecklichen Verkehrsumfall mit Todesfolge und mahnen uns, unsere Geschwindigkeit und den Fahrstil den gegebenen Straßen- und Witterungsverhältnissen anzupassen. Diese Kreuze sind nicht nur Mahnzeichen, sondern auch Fragezeichen. Sie konfrontieren uns mit dem Tod. In Bruchteilen von Sekunden kann sich alles ändern und eine Katastrophe über einen hereinbrechen. Wie schnell und brutal dem Leben ein Ende gesetzt ist und wie nahe Leben und Tod einander sein können, davon legen diese Kreuze Zeugnis ab.
Fragezeichen
Ist mit dem Tod wirklich alles aus? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Bleibt der Tod endgültiger Sieger über das Leben? Bestimmt wurden die meisten von uns schon einmal mit solch existentiellen Fragen konfrontiert. Haben wir uns bemüht, sie zu beantworten oder haben wir sie, weil sie ängstigen und unsicher machen, wieder verdrängt?
Der Naturforscher und Entdecker Alexander von Humboldt soll einmal gesagt haben: "Es ist mir, als kennte man nicht das ganze Leben, wenn man nicht den Tod in den Kreis einschließt." Die Verdrängung von Fragen, die um den Tod und um das, was danach kommt, kreisen, bringt uns nicht weiter; diese Fragen tauchen auf, weil sie beantwortet werden möchten.
Hoffnungsworte
Im heutigen Evangelium geht es genau um diese Thematik. Zwar kommt das Wort Tod nicht explizit vor, aber es ist trotzdem ungemein präsent, weil der Fokus auf das Leben nach dem Tod gerichtet ist. Jesus weiß, sein Leben neigt sich dem Ende zu. Er möchte die verbleibende Zeit dazu nutzen, um von seinen Jüngern Abschied zu nehmen. Dabei ist Jesus wichtig, ihnen mitzuteilen, dass sie nach seinem Tod nicht in Verwirrung zu fallen brauchen, als sei mit ihm auch all ihre Hoffnung gestorben. Sie sollen das tun, was sie schon lange praktiziert haben, nämlich an Gott und an ihn glauben.
Damit das Glauben in den schweren Stunden leichter fällt, senkt Jesus ein Samenkorn Hoffnung in ihre Herzen ein. Er wird sie verlassen, um bei seinem Vater einen Platz für sie zu bereiten. Damit hat Jesus auch indirekt gesagt, der Tod ist nicht Sieger über das Leben, mit ihm ist nicht alles aus. Der Tod ist vielmehr wie eine Brücke zwischen dem irdischen und dem himmlischen Leben. Nach dem Überschreiten dieser Brücke werden sie Jesus wiedersehen, sie werden wieder mit ihm vereint sein. Was Jesus seinen Getreuen anvertraut, sind keine leeren Worthülsen, sondern fundamentale Aussagen, die eine Wirklichkeit beschreiben, die wir zwar jetzt nicht zu fassen vermögen, wohl aber im Glauben annehmen können.
Schließlich wirft Thomas noch die Frage nach dem einzuschlagenden Weg auf, wie sollen wir den Weg ins himmlische Leben gehen, wenn wir ihn nicht kennen? Die Antwort Jesu lautet: "Ich bin der Weg; niemand kommt zum Vater außer durch mich!" Den Weg ins ewige Leben einzuschlagen und ihn zu gehen, bedeutet, an Jesus nicht irre zu werden und ihn zu glauben.
Glaubenszeichen
Da der Tod zum Leben gehört und für uns Christen nicht das endgültige Aus bedeutet, sondern vielmehr der Anfang neuen, ewigen Lebens ist, brauchen wir ihn auch nicht zu verdrängen. Durch Jesus hat der Tod seinen gefährlichen und bedrohlichen Stachel verloren. Diese Tatsache kann uns helfen, wie Humboldt sagt, unser Leben vom Tod her zu verstehen. Die gedankliche Beschäftigung mit dem Tod trägt dazu bei, sich selbst und die Dinge, die einen beschäftigen, in einer angemessenen Relation zueinander und zum Gesamten zu sehen. Dadurch relativiert sich Einiges: Unwichtiges wird wieder, was es sein soll, Unwichtig und Gewichtiges bekommt wieder Gewicht. Das befreit und tut gut.
Die kleinen Kreuze am Straßenrand sind nicht nur Mahn- und Fragezeichen. Sie sind vor allem Glaubenszeichen; denn mit dem Tod, mag er noch so schrecklich und unbegreiflich sein, ist nicht alles aus.
Glaubenskraft und Mitgefühl
Warten müssen
Vorweg eine Vorbemerkung, die Vorgeschichte zudem, was wir gehört haben: Jesus bekommt die Mitteilung, dass sein Freund namens Lazarus erkrankt ist und er kommen möge.
Das heutige Evangelium setzt dann mit der Feststellung ein, dass Jesus zu spät kommt. Viel zu spät. Vier Tage lang schon liegt Lazarus im Grab. Doch wo war Jesus? Was hielt ihn davon ab, jenen, die er liebte, seinem Freund und dessen Schwestern Maria und Marta (vgl. Joh 11,5), in einer solchen schweren Stunde beizustehen? Warum setzte er nicht alles dran, so schnell wie möglich bei ihnen zu sein?
Werfen wir einen Blick in unsere eigenen Lebensrealitäten.
Wie lange wird die Zeit, wenn wir auf Hilfe warten? Wenn der Notruf gewählt worden ist, die Ambulanz unterwegs ist?
Wie lange wird die Zeit, bis das Ergebnis einer medizinischen Untersuchung mitgeteilt werden kann?
Wie lange wird uns die Zeit, das alles entscheidende Prüfungsergebnis innezuwerden?
Und wie froh sind wir, wenn der Prüfer uns sagt: Gratuliere, bestanden.
Wie froh, wenn der Arzt uns versichert: kein besorgniserregender Befund.
Wie froh, wenn die Rettung da ist und alles Menschenmögliche und -notwendige für den Verletzten oder Kranken getan wird.
Andererseits haben wir vielleicht schon selbst die Erfahrung gemacht, nicht auf die innere Stimme gehört zu haben, und dann zu spät gekommen zu sein, den Zeitpunkt verpasst zu haben, auf den es angekommen wäre. In der Beziehung. Beim Abschiednehmen von einem lieben Menschen. Beispielsweise.
Glaubensprüfung
Zurück zum Evangelium: Der Evangelist Johannes schildert hier eine Begebenheit nicht in menschlichen Kategorien. Seine Absicht ist es, Jesus als den Messias vorzustellen, als den Erlöser, dem die Macht gegeben ist, Tote zum Leben zu erwecken.
Nachdem Jesus die Nachricht von der Erkrankung seines Freundes vernahm, reagierte er anders, als wir es uns erwarten würden. Jesus machte sich nicht sogleich auf den Weg, um Beistand zu leisten, sondern er hielt eine Rede. Jesus kündigte allen an, die bei ihm waren, seinen Jüngern und allen, die sich um ihn versammelten, dass etwas Unerwartetes, ja Unerhörtes geschehen werde, dass Lazarus nicht sterben werde. Ja, er selbst wird hingehen, um ihn aufzuerwecken.
Jesus wartet also bewusst ab. Er nimmt das Sterben des Lazarus in Kauf, um an ihn seine Gottessohnschaft zu zeigen. Ihm ist das Wissen über den Zeitpunkt des Todeseintrittes bei Lazarus gegeben, wie auch die Macht, Tote zum Leben zu erwecken. Das sollte offensichtlich werden. Das sollte den Menschen eine andere Vorstellung von Jesu Aufgabe in dieser Welt geben.
Die besorgten Schwestern hörten diese Worte Jesu jedoch nicht. Sie waren weit weg. Sie blieben in Sorge. Sie wussten, dass er ihren Bruder heilen konnte. Warum nahm Jesus die Sorge der Frauen in Kauf? Warum verzichtete Jesus darauf, in schweren Stunden seinen Freunden beizustehen? "Herr, wärst du hier gewesen!" Wir haben gehört, wie Marta dies sagte. Später im Evangelium wird es auch ihre Schwester Maria wiederholen.
Beide hatten einen unerschütterlichen Glauben an Jesus. "Wärst du hier gewesen, dann wäre er nicht gestorben." Der Glauben dieser beiden Frauen wurde für Jesus zum Instrument, damit andere zum selben Glauben gelangen. Jesu Absicht war es also, dass seine Jünger und alle, die ihm zuhörten, zu einem solchen Glauben kommen.
Jesus erweist sich hier als Prüfer. Er prüft den Glauben von Martha und Maria auf Herz und Nieren. Das Ergebnis wird er von vornherein gewusst haben. Er kennt seine Freundinnen. Als Lehrer und Meister möchte er aber, dass auch andere durch das, was er da vollzogen hat, zu einem überzeugten und überzeugenden Glauben gelangen. Und er weiss, was dazu nötig ist. Dadurch, dass er sich dem Lazarus als Arzt und Retter erweist. Jesus spricht: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt." Was das bedeutet, setzt er gleich in Tat und Wahrheit um. Ganz klar. Ganz augenscheinlich. Quod demonstrandum est. Lazarus lebt. Und schliesslich sind es viele, die aufgrund dieses Zeichens zum Glauben an ihn kommen.
Glaubenskraft und Mitgefühl
Neben dieser starken Seite der Persönlichkeit Jesu berichtet der Evangelist Johannes ein wenig später auch von seiner Menschlichkeit. Als Jesus dann endlich bei seinen Freunden ist: da lassen ihn der Tod seines Freundes und die tiefe Trauer der Frauen und der anderen nicht kalt. Im Gegenteil: er war im Innersten erregt und erschüttert. (vgl. V 33). Es ist eine jener Stellen der Frohen Botschaft, die von der Einfühlsamkeit Jesu spricht und so Zeugnis vom sym-pathischen, mitleidenden Jesus spricht.
In unserem Leben, vor allem in schwierigen Zeiten, braucht es wohl beides: Wir brauchen einen Halt, eine Stütze, an der wir uns festhalten können. Es braucht die Glaubenskraft, die uns hilft, nicht den Boden unter den Füssen zu verlieren.
Bei allem entschiedenen und überzeugten Glauben ist auch das Mitgefühl nötig. Ein Glauben, der den anderen überfährt, erweist sich nicht als hilfreich. "Du musst nur glauben, dann geht es!" ist nicht das Richtige. Wie wohltuend kann es vielmehr sein, in schwierigen Zeiten gesagt zu bekommen: "Ich sehe, dass es dir schlecht geht und du zu kämpfen hast. Ich bin an deiner Seite, wenn du mich brauchst. Ich möchte dir helfen, wo ich es kann. Und ich vertraue mit dir oder auch für dich auf den Herrn."
In diesen Tagen sind viele Menschen an den Gräbern ihrer Lieben zu finden. Was werden sie dort antreffen? Hoffentlich beides: Glaubenskraft und Mitgefühl. Letzten Endes das, was wir mit ihnen und auch miteinander teilen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 183: Wer leben will, wie Gott auf dieser Erde
GL 210: Das Weizenkorn muß sterben
GL 361: Mein schönste Zier und Kleinod bist (4.Str.)
GL 370: Christus, du Herrscher Himmels und der Erde
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 424: Wer nur den lieben Gott läßt walten
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 434: Noch ehe die Sonne am Himmel stand
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum
GL 440: Hilf, Herr, meines Lebens
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 466: Herr, dich loben die Geschöpfe (St. 4 und 5)
GL 484: Dank sei dir Vater für das ewge Leben
GL 500: Nun lässest du, o Herr
GL 503: Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen
GL 505: Wir sind nur Gast auf Erden
GL 552: Herr, mach uns stark im Mut (2. bis 5. Str.)
GL 559+19,2: Höchster, allmächtiger, guter Herr (Sonnengesang)
GL 656: Tod und Vergehen waltet in allem
GL Ö907: Meine Zeit steht in deinen Händen
GL Ö910: Näher, mein Gott zu dir, Herr ich bin dein
GL Ö913: Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ
GL Ö943: Lasst uns den Herrn erheben
Psalmen und Kehrverse:
GL 36: Auf dich haben unsere Väter vertraut, und du hast sie gerettet - Mit Psalm 22 - II.
GL 37: Der Herr ist mein Hirt - Mit Ps 23 - VI.
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 501: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt: Er führt mich ins Land der Lebenden - Mit Psalm 19 (GL 35,2) - VII.
GL 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit - Mit Psalm 19 (GL 35,2) VII. bzw. mit Psalm 130 (GL 639,3-4) - II.
- Einleitung4
Norbert Riebartsch (2023)
Gestern haben wir die Heiligen gebeten: Helft uns als Fürsprecher im Himmel. Heute sind wir auf der anderen Seite. Wir sagen den Verstorbenen: Wir helfen euch, wir beten für euch. Nach unserem Tod beten vielleicht einige für uns. - Eine gute Verbindung zwischen den Generationen?
Hans Hütter (2017)
Am Allerseelentag gedenken wir unserer Verstorbenen.
Der Tod ist ein Teil des Lebens, den wir nur schwer annehmen und dennoch nicht wegdenken können.
Als gläubige Menschen wissen wir unsere Toten bei Gott gut aufgehoben. Er vergisst keines seiner Geschöpfe und schon gar nicht eines seiner geliebten Töchter und Söhne.
Als Kinder Gottes treten wir vor den Herrn und bitten ihn, dass er unsere Lieben und auch uns selbst aus dem Tod errette:
Bernd Kösling (2016)
Der Allerseelentag am 2. November geht auf Abt Odilo von Cluny zurück; er hat 998 diesen Gedenktag in allen von Cluny abhängigen Klöstern eingeführt. Bald wurde der Allerseelentag auch außerhalb der Klöster gefeiert. Von Cluny aus verbreitete sich der Allerseelentag in der ganzen Kirche. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Menschen ihrer Verstorbenen, beten für Sie und zeigen ihre Verbundenheit über den Tod hinaus.
Unsere Hoffnung auf ein ewiges Leben nach dem Tod hat für uns einen Namen und ein Gesicht: Christus, der gekreuzigte und auferstandene Herr.
Ihn rufen wir nun im Kyrie an:
Franz Burgey (2009)
Wir begehen heute das Gedächtnis der Armen Seelen. Es ist schön landauf landab zu sehen, wie sich so viele Menschen um die Gräber kümmern, sie mit Blumen und Kerzen schmücken, oft sogar überreich, um so ihrer verstorbenen Anverwandten und Freunde zu gedenken, sie zu ehren und für sie beten. Bei manchen Menschen mag dieses Bemühen nur eine Art Ahnenkult sein. Aber der Christ betet über den Gräbern "für die Armen Seelen im Fegfeuer". Und darüber gilt es etwas nachzudenken.
- Kyrie4
Norbert Riebartsch (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast gesagt: Ich bin gekommen euch zu erlösen.
Kyrie, eleison!
Du hast gesagt:
Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.
Christe, eleison.
Du hast Menschen um dich gesammelt.
Wir hoffen auch unsere Verstorbenen unter ihnen.
Kyrie, eleison.
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus,
du hast durch deinen Tod und deine Auferstehung gezeigt,
dass du stärker bist als der Tod.
Kyrie eleison.
Du hast uns die Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden
und am ewigen Leben teilzuhaben.
Christe eleison.
Du wirst einst wiederkommen
und uns alle zu deinem Vater heimholen.
Kyrie eleison.
Bernd Kösling (2016) - du bist von den Toten auferstanden
Herr, Jesus Christus,
dein Kreuz ist unsere Hoffnung,
denn du bist von den Toten auferstanden.
Kyrie eleison
Du reinigst uns von den Sünden
und gibst den Toten ewiges Leben.
Christe eleison.
Du wirst wiederkommen in Herrlichkeit
und die Menschen im Reich des Vaters sammeln.
Kyie eleison.
Peter Koch (2009)
Herr Jesus Christus,
du bist Mensch geworden,
um in uns die Hoffnung auf das ewige Leben zu entfachen.
Kyrie, eleison.
Herr Jesus Christus, du hast selbst erfahren,
wie schrecklich es ist, Leid und Schmerz aushalten zu müssen
und unausweichlich auf den eigenen Tod zuzugehen.
Christe, eleison.
Herr Jesus Christus,
du hast den Tod besiegt
und uns eine Wohnung bei deinem himmlischen Vater bereitet.
Kyrie, eleison.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Allerseelen 1: Stärke unsere Hoffnung
Allmächtiger Gott,
wir glauben und bekennen,
dass du deinen Sohn
als Ersten von den Toten auferweckt hast.
Stärke unsere Hoffnung,
dass du auch unsere Brüder und Schwestern
auferwecken wirst zum ewigen Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB Allerseelen 1
Messbuch - TG Allerseelen 2: lass sie auf ewig deine Herrlichkeit schauen
Tagesgebet:
Herr, unser Gott,
du bist das Licht der Glaubenden
und das Leben der Heiligen.
Du hast uns durch den Tod
und die Auferstehung deines Sohnes erlöst.
Sei deinen Dienern und Dienerinnen gnädig,
die das Geheimnis unserer Auferstehung
gläubig bekannt haben,
und lass sie auf ewig deine Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: Allerseelen 2
Messbuch - TG Allerseelen 3: Anteil am Sieg über die Vergänglichkeit
Tagesgebet
Allmächtiger Gott,
du hast deinen Sohn
als Sieger über den Tod zu deiner Rechten erhöht.
Gib deinen verstorbenen Dienern und Dienerinnen
Anteil an seinem Sieg über die Vergänglichkeit,
damit sie dich, ihren Schöpfer und Erlöser,
schauen von Angesicht zu Angesicht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: Allerseelen 3
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
Christus ist unsere Auferstehung und
unser Leben. Stärke unseren Glauben
an das ewige Leben und führe unsere
Verstorbenen zur Gemeinschaft mit dir.
Durch Christus, unseren Herrn.
Norbert Riebartsch (2023)
Gott im Himmel,
du hast deinen Sohn auf die Erde gesandt,
um den Menschen deine Nähe zu zeigen.
Er hat mit ihnen gelebt, ihre Not geteilt
und sie in vielen Zeichen verändert.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen
und geben sie in deine bergenden Arme.
Darum bitten wir durch deinen Sohn, unseren Herrn. – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Gott,
durch deinen Sohn und seine Auferstehung
hast du auch uns Hoffnung über den Tod hinaus gegeben.
Lass uns darauf vertrauen;
auch in Tagen, wo uns Verluste, Abschiede und Trauer
den Blick darauf versperren können.
Allen Lieben, die uns vorausgegangen sind,
schenke Erfüllung ihrer Hoffnungen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
der unsere Hoffnung ist. – Amen.
Gabi Ceric (2008)
Herr, unser Gott,
du rufst die Menschen ins Leben:
ob sie geboren werden oder ob sie sterben.
Du begleitest uns mit deinem lebensspendenden Wort.
Es ist uns nahe gekommen
und Mensch geworden in Jesus Christus.
Lass uns hören, welches Wort des Lebens du heute für uns hast. Amen.
- Fürbitten7
Norbert Riebartsch (2023)
Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.
So bitten wir Gott für die Verstorbenen und rufen:
Lass sie in dir geborgen sein!
Aus unserer Gemeinde verstarben im letzten Jahr…
(Namen, Sterbetag, Alter …).
Wir denken auch an verstorbene Eltern und Geschwister.
Wir denken an Freunde, mit denen wir verbunden waren.
Andere Verstorbene kannten wir vom Gesicht oder vom Namen,
hatten aber nur wenig Kontakt zu ihnen.
Wir denken an die vielen Toten durch Katastrophen und Kriege.
Wir denken an die still Verstorbenen, die man erst später vermisst hat.
Lass uns eine Gemeinschaft sein, Gott:
Die Toten seit Anbeginn der Welt und wir, die wir jetzt leben. - Amen.
Hans Hütter (2017)
Gott, Erfinder des Lebens und liebender Vater,
ohnmächtig stehen wir vor der Not des Sterbens.
Dir tragen wir unsere Bitten vor:
Wir bitten dich für alle, die uns im Leben nahegestanden sind
und die uns der Tod genommen hat.
Vergilt ihnen alles Gute, das wir ihnen verdanken.
Wir bitten dich für alle, die plötzlich und unerwartet
aus dem Leben gerissen worden sind.
Vollende an ihnen, was noch unvollendet geblieben ist.
Wir bitten dich für alle,
die Opfer von ungerechter Gewalt geworden sind.
Lass sie Gerechtigkeit erfahren und schenke ihnen Frieden.
Wir bitten dich für alle Opfer von Naturgewalten und Katastrophen.
Stille ihren Lebenshunger,
der in diesem Leben unerfüllt geblieben ist.
Wir bitten dich für unsere verstorbenen Lehrer und Seelsorger.
Lohne das, was sie für uns getan haben, mit dem ewigen Leben.
In deine Hände sind alle Geschöpfe eingezeichnet.
In deine Hände empfehlen wir unsere Toten
und alle Lebenden. Amen.
Bernd Kösling (2016)
Herr, unser Gott, du bist ein Gott des Lebens und nicht des Todes.
Du willst das Leben des Menschen, auch über den Tod hinaus.
Dich bitten wir:
Für unsere Verstorbener, die im Vertrauen auf Dich und die Hoffnung auf die Auferstehung in die dunkle Nacht des Todes gegangen sind.
Für alle Verstorbenen, die ohne Hoffnung auf ein Weiterleben von uns gegangen sind.
Für alle unsere Toten, die sich noch im Versöhnungsprozess und der Heilung befinden: Nimm Du sie auf in deine liebenden Arme.
Wir denken in dieser Stunde an unsere verstorbenen Seelsorger, pastoralen Mitarbeiter, Lehrer und Erzieherinnen, die uns Wegweiser und Vorbild für unser Leben gewesen sind.
Wir beten für unsere lieben Toten, die uns viel im Leben bedeutet haben: - Stille.
Gott, wir danken Dir, dass wir nicht ohne Hoffnung leben müssen.
Schenke uns immer wieder Zutrauen in deine Verheißungen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen
Zitat (2012)
Alles, was uns in dieser Stunde bewegt,
tragen wir in den Fürbitten zu Jesus Christus.
Zu ihm rufen wir:
Wir bitten dich, erhöre uns.
Du hast gesagt: "Sammelt euch Schätze im Himmel":
Schau auf das Gute, das unsere Verstorbenen in ihrem Leben vollbracht haben.
Du hast gesagt: "lch bin gekommen, um die Sünder zu rufen":
Verzeihe alles, was sie aus Schwäche getan oder unterlassen haben.
Du hast Mitleid mit den Menschen gehabt und viele Kranke geheilt:
Heile alle Wunden, stille allen Schmerz und erhelle alle Dunkelheit mit deinem Licht.
Du hast gesagt: "Selig die Trauernden, sie werden getröstet":
Tröste uns in den Stunden der Trauer durch die Hoffnung auf ein Wiedersehen bei dir.
Du hast gesagt: "Selig die Barmherzigen, sie werden Erbarmen finden":
Verzeihe uns alles, was wir ihm schuldig geblieben sind.
Du hast gesagt: "Wer bittet, der empfängt und wer anklopft, dem wird geöffnet": Führe unsere Verstorbenen zum ewigen Leben bei dir.
Du hast gesagt: "Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen": Führe alleunsere Verstorbenen zum ewigen Leben bei dir.
Du hast gesagt: "Kommt alle zu mir. lch werde euch Ruhe verschaffen":
Schenke uns allen eine gute Sterbestunde und das ewige Leben.
Dir, Herr, barmherziger Vater,
verrauen wir unsere Verstorbenen an.
Bei dir finden sie Leben in Fülle. Amen.
Bernhard Rathmer (2009)
Vater im Himmel,
du hast uns geschaffen für dich, füreinander, für uns selbst.
Wir gedenken der Verstorbenen und bitten dich:
Schenke ihnen das ewige Leben.
Für alle, an die sich niemand mehr erinnert
und deren Namen niemand mehr kennt.
Schenke Ihnen das ewige Leben.
Für alle Opfer von Ungerechtigkeit und Gewalt,
von Krieg und Terror.
Schenke Ihnen das ewige Leben.
Für alle, die niemals eine Möglichkeit hatten,
menschenwürdig zu leben.
Schenke Ihnen das ewige Leben.
Für alle, die wir lieben und die gestorben sind,
für die Verwandten und Freunde.
Schenke Ihnen das ewige Leben.
Für alle aus unserem Bekanntenkreis, aus unserer Gemeinde,
die in diesem Jahr gestorben sind.
Schenke Ihnen das ewige Leben.
Vater im Himmel, du bist ein unbeirrbarer treuer Gott.
Dir sei Ehre und Lobpreis in alle Ewigkeit. Amen.
Peter Koch (2009)
Gott unser Vater,
du bist ein Gott des Trostes und der Hoffnung.
Das Vertrauen, dass du uns nicht verlässt und wir Halt in dir finden,
hat uns hier zusammengeführt.
Wir bringen unsere Bitte und Anliegen vor dich:
Für die Trauernden,
die einen geliebten Menschen verloren haben
und verzweifelt Trost und Hilfe suchen.
Lass sie im Glauben an das ewige Leben
neue Zuversicht und Kraft schöpfen.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Für jene Menschen,
die meinen, mit dem Tod sei alles aus
oder die unbekümmert in den Tag hineinleben.
Lass sie nach dem Sinn in ihrem Leben fragen und Antwort finden.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Für uns selber,
dass wir aus dem Glauben an die Auferstehung
unseren Weg zu dir gehen und die Zeit nützen,
um unseren Mitmenschen Gutes zu tun und dich zu bezeugen.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Für unsere verstorbenen Priester, Ordensleute
und jene Gläubigen, die durch ihr Wort und ihr Beispiel
den Glauben in uns Grund gelegt haben.
Lass sie von Angesicht zu Angesicht schauen,
was ist geglaubt und uns vorgelebt haben.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Für jene Verstorbenen,
die uns besonders nahe gestanden sind
und die wir gerne hatten.
Lass das Gute, das sie an uns getan haben,
reichlich Frucht bringen
und lass sie uns in dankbarer Erinnerung halten.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Für jene Verstorbenen,
die alleingelassen sterben mussten
und die von niemanden betrauert wurden.
Tröste sie durch deine liebende Nähe.
Gott unser Vater, wir bitten dich erhöre uns!
Gott, durch deinen Sohn Jesus hat du uns unvergängliches Leben geschenkt.
Dafür sagen wir dir Dank,
heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Gabi Ceric (2008)
Gott des Lebens,
du hast uns dieses Leben geschenkt.
Aus deiner Hand haben wir es empfangen.
Dafür sind wir dankbar.
Und doch merken wir auch, dass wir an unsere Grenzen kommen,
deiner Hilfe bedürfen.
So bitten wir dich voll Vertrauen und Zuversicht:
Lass die Menschen einfühlsam sein,
wenn sie Menschen in Trauer, in Not oder Bedrängnis begegnen.
Gib Halt, wo wir zu fallen drohen
und stärke uns im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.
Begleite alle, die in Spitälern, Heimen oder zuhause Sterbende begleiten, mit deinem Segen.
Die Verstorbenen befreie zum ewigen Leben,
den Trauernden schenke den Geist des Trostes.
Erhöre unser Gebet. Aber: Dein Wille, o Gott, soll geschehen.
Hilf uns, ihn zu erkennen und zu tun.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Allerseelen 1: Nimm deine Diener:innen auf in die Herrlichkeit deines Sohnes
Herr unser Gott,
schau gütig auf unsere Gaben.
Nimm deine Diener und Dienerinnen auf
in die Herrlichkeit deines Sohnes,
mit dem auch wir
durch das große Sakrament der Liebe verbunden sind.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 1
Messbuch - GG Allerseelen 2: führe sie voll Erbarmen zur letzten Vollendung
Allmächtiger und barmherziger Gott,
du hast deine Diener und Dienerinnen
durch das Wasser der Taufe geheiligt.
Reinige sie im Blute Christi von ihren Sünden
und führe sie voll Erbarmen zur letzten Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 2
Messbuch - GG Allerseelen 3: Befreie unsere Verstorbenen aus den Fesseln des Todes
Herr, unser Gott,
nimm die Gabe an, die wir darbringen
für deine Diener und Dienerinnen
und für alle, die in Christus entschlafen sind.
Befreie durch dieses einzigartige Opfer
unsere Verstorbenen aus den Fesseln des Todes
und schenke ihnen das unvergängliche Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 3
- Gebet zur Gabenbereitung2
Norbert Riebartsch (2023)
Herr und Gott,
du hast bei Lazarus Tod in Leben gewandelt
und bei seinen Schwestern Trauer in Freude.
Wandle heute Brot und Wein
in dein Leib und dein Blut.
Darum bitten wir dich, den Herrn des Lebens. Amen!
Gabi Ceric (2008)
Gütiger Gott,
du hast uns verheissen, Anteil zu haben am himmlischen Hochzeitsmahl
und die Tränen abzuwischen von jedem Gesicht.
Mit den Gaben von Brot und Wein
bringen wir dir heute auch unsere Trauer um einen lieben Menschen.
Wir feiern das Gedächtnismahl des Todes und der Auferstehung deines Sohnes.
Er gibt sich uns im Brot des Lebens.
Er ist uns Kraft auf dem Weg und Licht in der Dunkelheit.
Mit dem Brot wandle unsere Trauer in Freude,
unsere Bedrängnis in Zuversicht, unsere Verzagtheit in Hoffnung.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Der Herr ist mein Licht und mein Heil. (GL 38,1))
Vater, es ist recht, dass wir dir beim Gedenken an die Verstorbenen
auch unseren Dank und Lobpreis darbringen.
Kehrvers
Wir danken dir für das Leben, das du uns geschenkt hast,
für alles Glück und alle Freude, für das Wachsen und Reifen
und für alles, was uns im Leben gelungen ist.
Kehrvers
Wir danken dir für das Leben aller uns lieb gewordenen Menschen,
die bereits zu dir zurückgekehrt sind;
für alles Glück, das wir miteinander erleben durften,
und für alles, was wir einander geben und bedeuten konnten.
Kehrvers
Wir danken dir für das ewige Leben,
das bereits in unserer Taufe begonnen hat,
das uns hoffen lässt und die Kraft zum Lieben gibt.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du durch deinen Sohn Jesus Christus
die Hülle, die alle Nationen verhüllt,
und die Decke, die alle Völker bedeckt, zerrissen
und den ewigen Tod für immer beseitigt hast.
Kehrvers
Wir danken dir, dass du für unsere Lieben und auch für uns
eine ewige Wohnung bereitet hast
und dass wir dich einmal schauen werden, wie du bist.
Kehrvers
Mit allen Heiligen stimmen wir ein in den Lobgesang der Kirche
und singen:
Danklied, z. B.: Nun saget Dank und lobt den Herren (GL 385)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Verstorbene 1: Die Hoffnung der Gläubigen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
In ihm erstrahlt uns die Hoffnung,
dass wir zur Seligkeit auferstehn.
Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes,
so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit.
Denn deinen Gläubigen, o Herr,
wird das Leben gewandelt, nicht genommen.
Und wenn die Herberge der irdischen Pilgerschaft zerfällt,
ist uns im Himmel eine ewige Wohnung bereitet.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig. . .
MB Verstorbene 1
Messbuch - Präfation Verstorbene 5: Das neue Leben als Geschenk Gottes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater. allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Durch die Sünde kam der Tod in die Welt,
und niemand kann ihm entrinnen.
Doch deine Liebe hat die Macht des Todes gebrochen
und uns gerettet durch den Sieg unseres Herrn Jesus Christus,
der uns aus der Vergänglichkeit hinüberführt in das ewige Leben.
Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen
und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig. . .
MB Verstorbene 5
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2023)
Das Gebet, das uns Jesus zu beten gelehrt hat, wird bei der Beisetzung am Grab der Verstorbenen gesprochen. Auch wir sprechen es nun:
Vater Unser…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2023)
Wir wünschen uns gegenseitig den Frieden und erinnern uns daran, wie du Menschen die Erfahrung des Friedens geschenkt hast.
Wir bitten dich: Schaue nicht auf unsere Sünden…
- Mahlspruch1
Messbuch
Wir erwarten den Retter, den Herrn Jesus Christus,
der unseren armseligen Leib verwandeln wird
in die Gestalt seines verherrlichten Leibes.
(Phil 3, 20-21)
Oder:
So spricht der Herr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben;
wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird in Ewigkeit nicht sterben.
(Joh 11, 25-26)
- Meditation2
Helene Renner (2019)
Das ist unser Glaube
dass der Tod nicht das letzte Wort hat
und das Grab nicht das Ende ist
Vielmehr glauben wir
dass Gott im Tod
jedes Leben zur Vollendung bringt
Dass Gott alles vollendet
was im Menschenleben offen bleibt
Dass durch ihn alles Fragwürdige
eine endgültige Gestalt bekommt
Dass unser aller Leben bestehen kann
und geborgen ist
in Gottes guter Hand
für Zeit und Ewigkeit
Das ist unser Glaube
und das ist unsere Hoffnung
die uns geschenkt ist
in Jesus Christus
dem auferstandenen Herrn und Gott
Zitat (2008)
Der Herr sorgt für mich.
Warum sollte ich mir Sorgen machen?
Er gibt mir Nahrung für Geist und Herz,
wenn sonst niemand meinen Hunger stillt,
wenn alles andere mir zwischen den Fingern zerrinnt,
mit dem man mich abspeisen will.
Er gibt mir das Wasser, das den Durst löscht,
den Durst nach wirklichem Leben.
Wo immer er mich hinführt:
Er gibt mir sicheren Schritt.
Er zeigt mir einen Weg
Durch das Gewühl der Menschen,
durch die Flucht der Lichter,
durch das Rauschen der vielen Stimmen,
einen klaren Weg.
So gewiss es Gott ist, der mich führt.
Und wenn die Lichter verlöschen,
und wenn es dunkel wird,
wenn ich einsam bin,
wenn ich krank bin,
wenn ich den Tod fürchte -
wenn ich schuldig bin vor dir, Herr,
und deine Hand verloren habe,
fürchte ich doch nicht,
dich zu verlieren.
Denn du bist bei mir,
du deckst mir den Tisch,
stärkst mich mit Brot und Wein,
obwohl manche zweifeln,
dass ich das verdiene.
Du hast mich gesalbt mit Öl,
besiegelt mit dem Zeichen des Kreuzes,
das Zeichen, dass du mir nahe bist,
dass du mich liebst
und dass ich dir gehöre.
Wenn du mich begleitest auf meinen Wegen,
wird es mir gut ergehen, mein Leben lang,
und wenn mein Leben zu Ende geht,
lässt du mich bei dir wohnen
für immer.
Jörg Zink
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Allerseelen 1: Führe sie vom Tod zum Leben
Barmherziger Gott,
wir haben das Gedächtnis
des Todes und der Auferstehung Christi gefeiert
für unsere Brüder und Schwestern.
Führe sie vom Tod zum Leben,
aus dem Dunkel zum Licht,
aus der Bedrängnis in deinen Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 1
Messbuch - SG Allerseelen 2: lass sie auferstehen zur ewigen Freude
Herr, unser Gott,
wir haben das Mahl deines Sohnes gefeiert,
der sich für uns geopfert hat
und in Herrlichkeit auferstanden ist.
Erhöre unser Gebet
für deine Diener und Dienerinnen.
Läutere sie durch das österliche Geheimnis Christi
und lass sie auferstehen zur ewigen Freude.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 2
Messbuch - SG Allerseelen 3: schenke ihnen in der Freude des Himmels
Barmherziger Gott,
wir haben das Opfer dargebracht,
das du in Gnaden annimmst.
Erbarme dich unserer Verstorbenen.
Du hast sie in der Taufe als deine Kinder angenommen;
schenke ihnen in der Freude des Himmels
das verheißene Erbe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Allerseelen 3
- Gebet zum Abschluss2
Norbert Riebartsch (2023)
Vater im Himmel,
du hast uns in dieser Feier
Nähe und Solidarität gezeigt.
Dafür danken wir dir.
Begleite uns in der Kraft der Eucharistie,
wenn wir für unsere Verstorbenen beten
und glauben, sie bei dir wieder zu sehen,
der du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist
uns begleitest und liebst. - Amen!
Gabi Ceric (2008)
Herr, unser Gott,
mit dem Mahl der Liebe hast du uns reich beschenkt.
Du hast uns gestärkt für unser Leben, für unseren Alltag.
Wir danken dir dafür.
Als Jünger/Jüngerinnen sendest du uns in die Welt,
damit wir Zeugnis geben von dem, was uns erfüllt und trägt.
Schenke uns dazu deinen guten Geist,
den Geist deines Sohnes Jesus Christus. Amen.
- Segen5
Messbuch - Feierlicher Segen Allerseelen: Hoffnung auf die selige Auferstehung
Die Gnade seines Segens schenke euch der Gott allen Trostes,
der uns aus Liebe erschaffen und uns in Christus die Hoffnung auf die selige Auferstehung geschenkt hat. - Amen.
Den Lebenden gewähre er die Verzeihung der Sünden,
die Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden. - Amen.
Der Lebenden und der Toten erbarme sich Christus,
der wahrhaft aus dem Grabe erstanden ist. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist. - Amen.
MB Allerseelen
Norbert Riebartsch (2023)
Es segne euch der Vater,
der alles Leben erschaffen hat. - Amen!
Es segne euch der Sohn,
der für das Leben der Menschen gelitten hat. - Amen!
Es segne euch der Heilige Geist,
der unser Tröster ist. - Amen!
Und der Segen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes begleite und erfülle euch. – Amen.
Zitat (2014)
Gott sei dein Hirte,
der dir das geben möge,
was du zum Leben brauchst.
Wärme, Geborgenheit und Liebe,
Freiheit und Licht und das Vertrauen zu ihm,
zu deinem Mitmenschen und zu dir selbst.
Auch in dunklen Zeiten und schmerzhaften Erfahrungen
möge Gott dir beistehen und dir immer wieder Mut und
neue Hoffnung schenken.
In Situationen der Angst möge er in dir die Kräfte wecken,
die dir helfen, all dem, was du als bedrohlich erlebst,
standhalten zu können.
Gott möge dich zu einem erfüllten Leben führen,
dass du sein und werden kannst, der du bist.
(nach Psalm 23. Christa Spilling-Nöker in: Nicht vom Tod soll die Rede sein. Zum Abschied: Trauer. Texte ausgewählt von Bernd Hüsers. Hrsg. Diözese Linz, Pastoralamt - Behelfsdienst, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz)
Zitat (2012)
Die Gnade seines Segens schenke euch der Gott allen Trostes,
der uns aus Liebe erschaffen
und uns in Christus die Hoffnung auf die selige Auferstehung geschenkt hat.
Amen.
Den Lebenden gewähre er die Verzeihung der Sünden,
die Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden.
Amen.
Der Lebenden und der Toten erbarme sich Christus,
der wahrhaft aus dem Grabe erstanden ist.
Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist.
Amen.
Zitat (2008)
Gott, der alle unsere Wege begleitet, fasse uns an der Hand.
Er lasse uns spüren, dass er auch den Weg der Trauer mit uns geht.
Er helfe uns, den kostbaren Schatz der Erinnerung an verstorbene Menschen zu bewahren.
Er richte uns auf, damit wir wieder den Weg sehen, der uns in die Zukunft führt.
Er schenke uns Zuversicht, die richtigen Entscheidungen im Leben zu treffen.
So segne und behüte uns der allmächtige und gütige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
(vgl. Michael Witti)
- Sonstiges5
Gastautor*in (2022) - Gebet zur Segnung der Gräber
Gott, dir gehört die Erde uns was sie erfüllt.
Von der Erde hast du deine Geschöpfe genommen,
mit den Früchten der Erde hast du sie genährt,
zur Erde kehren sie zurück.
So segne die Erde dieser Gräber,
in die wir unsere Verstorbenen zurückgegeben haben.
Lass uns Trost daran finden,
eingebunden zu sein in das große Netz des Lebens.
Und lass uns darauf vertrauen,
dass deine Treue zu allen Geschöpfen
auch über den Tod hinausreicht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2022) - Totengedenkfeier zu Allerseelen
In der Kirche:
Eingangslied:
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr GL 422
Liturgische Eröffnung und Begrüßung -:
Hinführung:
In dieser Feier gedenken wir der in unserer Pfarrgemeinde im vergangenen Jahr Verstorbenen.
Für jede und jeden entzünden wir eine Kerze.
- (Verlesen der Namen und Entzünden einer Kerze:
- und zusätzlich: eine Kerze für alle anderen Verstorbenen, deren Namen nicht genannt worden sind, die aber fest in unsere Herzen eingeschrieben sind.
- eine für alle Kinder, die vor, während oder nach der Geburt verstorben sind.
- eine für all jene, die in Vergessenheit geraten sind.
- eine Kerze für die Menschen, die in dieser Stunde gerade sterben und
- eine für den Menschen aus unserer Pfarre, den Gott als nächstes zu sich heimholen wird.
Gesang:
Hilf, Herr meines Lebens GL 440
Gebet:
Andacht von Tod und Vollendung Gotteslob 680/8
Evangelium: Joh 6,37-40
Fürbitten:
(Jeweils von zwei bis drei Personen im Wechsel gelesen):
In unserem Leben müssen wir uns immer wieder von einem lieben Menschen verabschieden. Ein Teil von uns stirbt mit ihm. Tag für Tag unseres Lebens gehen wir dem Tod entgegen, und mit ihm dem neuen Leben in deiner Gegenwart.
Bitten wir für uns Zurückgelassene:
Traurig, sinnlos und zerstört scheint unser Leben, wenn wir einen wichtigen Menschen verloren haben. Die Nächte sind schwarz, kalt und lang.
Sende uns Menschen, die mit uns durch die Trauer gehen. Gott, zeige dich uns.
Öffne unsere Augen und Ohren, damit wir Hilfe wahrnehmen können und zurück ins Leben finden.
Wir bitten dich, erhöre uns (oder: GL 181 oder GL 586,5)
Bitten wir für die Verstorbenen:
Für die, deren Leben kaum erst begonnen hatte,
für die Kinder, die still geboren wurden,
für die Eltern, deren Lebenstraum gemeinsam mit ihren Kindern gestorben ist,
für die, die viel zu früh von uns gegangen sind: sie fehlen uns so sehr, wir hätten sie noch so sehr in unserer Mitte gebraucht,
Für die, die der Tod aus langer Krankheit geholt hat,
für die, die den Tod schon sehnsüchtig erwartet haben,
für die, die lebenssatt gestorben sind.
Schenke ihnen die Vollendung ihres Lebens bei dir.
Wir bitten dich, erhöre uns (oder: GL 181 oder GL 586,5)
Bitten wir für die Opfer von Krieg und Verfolgung:
Menschen sterben und starben in Kriegen, gerade jetzt ist das wieder sehr präsent: als Soldat*innen und Zivilpersonen, als Unterstützer*innen, als Menschen, die zum Kämpfen genötigt wurden, als Menschen, die andere vertrieben haben und als Geflüchtete.
Krieg ist immer Unrecht. Gib den Verstorbenen den Blick der Wahrheit auf das, was sie anderen angetan haben. Tröste sie für das, was sie erlitten haben.
Lass uns - um der Würde der Leidenden willen - zu Streiter*innen gegen Krieg und Vertreibung werden.
Wir bitten dich, erhöre uns (oder: GL 181 oder GL 586,5)
Bitten wir für die Verstorbenen, an die niemand mehr denkt:
Sie haben lange vor uns gelebt und Grundlagen für unser Leben gelegt. Andere sind zu jung gestorben oder haben keine angesehenen Ämter bekleidet.
Bei dir ist jede und jeder aufgehoben, du nimmst alle Menschen unabhängig ihres Ansehens bei dir auf. Sei du denen nahe, die alleine leben und sterben.
Wir bitten dich, erhöre uns (oder: GL 181 oder GL 586,5)
So bitten wir dich für die Menschen, die uns schon in den Tod vorausgegangen sind.
Schenke uns ein Wiedersehen mit ihnen und mit dir.
der du lebst in alle Zeit und Ewigkeit. Amen.
Vater unser und Gegrüßet seist du Maria:
(gesprochen)
Schlusslied:
Von guten Mächten GL 430
Segen:
Gott, der du alle unsere Wege begleitest,
gehe auch mit uns den Weg der Trauer.
Hilf uns, den kostbaren Schatz der Erinnerung zu bewahren,
sodass wir daraus Kraft für die Zukunft schöpfen können.
Richte uns auf,
damit wir den Weg sehen, der uns in die Zukunft führt.
Begleite uns in allen Höhen und Tiefen unseres Lebens.
Das gewähre uns der treue Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
Auf dem Friedhof:
Einleitung:
Wir stehen vor den Gräbern unserer Lieben. Dieser Ort ist ihre letzte Ruhestätte geworden - und für uns ein Ort, an dem wir ihrer gedenken. Der Friedhof ist ein Ort, wo auch wir ein Stück weit Frieden finden können.
Beten wir für die Verstorbenen. Ich lade Sie ein, in die Antworten miteinzustimmen.
Litanei für die Verstorbenen:
Gotteslob 569/6
Vater unser
Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
Lass sie ruhen in Frieden. – Amen.
Überleitung zur Gräbersegnung:
Nun segnen wir die Gräber mit Weihwasser und Weihrauch und bitten:
Der barmherzige Gott vollende an den Verstorbenen,
was er an ihnen in der Taufe aus Wasser und Heiligem Geist begonnen hat.
Segnung der Gräber
Gedenken am "Kriegerdenkmal":
Musik
Ansprache:
Wie jedes Jahr stehen wir beim Totengedenken am Kriegerdenkmal - in einigen Pfarren heißt es auch schon "Friedensmahnmal". Es ist ein Stein gewordenes Zeichen dafür, dass der Tod auf unnatürliche Weise viele Menschen zugleich aus der Gemeinschaft unseres Ortes gerissen hat, dass der Krieg mit seinen Folgen ein Trauma für die Gesellschaft ist.
Zu den Toten, die in die Gedenksteine eingemeißelt sind, haben nur noch wenige von uns eine persönliche Beziehung. Vielleicht sind es noch Väter, Onkel, Groß- oder Urgroßväter, Großonkel oder andere weitschichtige Verwandte. Die zwei Weltkriege mit ihren immensen Todeszahlen bei Kämpfern und Zivilist*innen erscheinen fast schon als Relikt aus einer weit vergangenen Zeit, die sich doch nicht mehr wiederholen würde.
Im Frühling dieses Jahres ist ein Kampf mit Waffen, Panzern, Flugzeugen, Bomben und Drohnen wieder ganz nah gerückt, in die Grenzen Europas gekommen, über die Bildschirme und Handys in unsere Häuser geflimmert. Auch mit geflüchteten Teilfamilien in unser Land gereist, in unsere Gemeinden, in Schulklassen und Wohnungen. Dass Menschen in einem anderen Land "für die Heimat" sterben, ist wieder aktuell, dass Invasoren nur durch Waffengewalt aufgehalten oder zurückgedrängt werden können, dass Wahrheit verschwimmt und Propaganda überhandnimmt.
Und mit dem Krieg ist uns nahegekommen, dass so viele Menschen grausam sterben: ausgehungert, durch Bomben getroffen, auf dem Rückzug oder auf der Flucht, mit der Waffe in der Hand, oder gefesselt als Zivilist*innen, gefoltert, im Schlaf überrascht. Menschen, die gern einfach friedlich weitergelebt hätten, die so lebten wie wir bis im vergangenen Jahr.
Wir haben eine kleine Ahnung bekommen vom Irrsinn des Krieges, der mit keinen einfachen Rezepten aufzulösen sein wird, der auch Auswirkungen auf uns hat mit den Energiepreisen, die nach oben geschnalzt sind. Dieser Krieg, der uns etwas angeht, weil Menschen angegriffen wurden und leiden, und wir nur zufällig wo anders leben.
Hier am Denkmal der Gefallenen aus unserem Ort denken wir an die Menschen, die in der Ukraine und so vielen anderen, weniger beachteten Krisenherden der Welt gewaltsam sterben. Die ebenso Väter, Mütter, Kinder, Geschwister zurücklassen. Wir lesen die laute Mahnung, mit all unserem Erfindungsreichtum danach zu streben, Konflikte gewaltfrei zu lösen und den Krieg als großes Übel der Menschheit zu verabscheuen. Gewaltfrei Druck auf Kriegstreibende auszuüben, kann auch heißen, selber wirtschaftliche Folgen zu spüren.
Die Klage über die Sinnlosigkeit und die Zerstörungswut der Kriege richten wir auch an Gott: Wir ahnen zwar, dass es Menschen sein müssen, die Friedensgespräche führen und Lösungen suchen und einhalten müssen. Aber die Wege sehen wir noch nicht, und die Aufgabe scheint unlösbar groß. Gott, schau hin, hör uns, leite uns mit deinem Geist, schenk Phantasie und Kraft! Gib den Kriegstreibern den Geist der Einsicht und ein mitfühlendes Herz! Und steh den Menschen bei, die so viel zu leiden haben! Sei bei den Menschen, die schon gestorben sind!
Gott wird die Menschen im Tod nicht zugrunde gehen lassen, sondern auferwecken, wie wir beim Evangelisten Johannes gehört haben. Ein möglicher Trost angesichts von Toden, die zu früh kamen und wirklich nicht sein hätten müssen. Tode, die Menschen zu verantworten hatten, die mit Waffengewalt Tatsachen zu ihren Gunsten schaffen wollten oder ließen, bis heute.
Das Gedenken an die Toten der Kriege macht nur Sinn, wenn es in unser Leben hineinspielt - als Mahnung zum Frieden, als Warnung vor der Unmenschlichkeit, als Anstiftung zur Nächstenliebe.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels - St. Franziskus.
Psalm 126,
nach Martin Gutl
Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft,
uns heimbringt aus der Dämmerung in sein beglückendes Licht,
das wird ein Fest sein!
Da wird unser Staunen von neuem beginnen.
Wir werden Lieder singen,
Lieder, die Welt und Geschichte umfassen.
Wir werden singen, tanzen und fröhlich sein:
denn Er führt uns heim:
aus dem Hasten in den Frieden,
aus der Armut in die Fülle.
Wenn Gott uns heimbringt aus den engen Räumen,
das wird ein Fest sein!
Und die Zweifler werden bekennen:
Wahrhaftig, ihr Gott tut Wunder!
Er macht die Nacht zum hellen Tag;
Er lässt die Wüste blühen!
Wenn Gott uns heimbringt aus den schlaflosen Nächten,
aus dem fruchtlosen Reden,
aus den verlorenen Stunden,
aus der Jagd nach dem Geld,
aus der Angst vor dem Tod,
aus Kampf und aus Gier,
wenn Gott uns heimbringt,
das wird ein Fest sein!
Dann wird er lösen die Finger der Faust,
die Fesseln, mit denen wir uns die Freiheit beraubten.
Den Raum unseres Lebens wird er weiten in alle Höhen und Tiefen,
in alle Längen und Breiten seines unermesslichen Hauses.
Keine Grenze zieht Er uns mehr.
Wer liebt, wird ewig lieben!
Wenn Gott uns heimbringt,
das wird ein Fest sein.
Wir werden einander umarmen und zärtlich sein.
Es werden lachen nach langen Jahren der Armut, die Hunger gelitten.
Es werden singen nach langen, unfreien Nächten die von Mächten Gequälten.
Es werden tanzen die Gerechten,
die auf Erden kämpften und litten für eine bessere Welt!
Wenn Gott uns heimführt,
das wird ein Fest sein!
Den Verirrten werden die Binden von den Augen genommen.
Sie werden sehen.
Die Suchenden finden endlich ein Du.
Niemand quält sich mehr mit der Frage "Warum".
Es werden verstummen, die Gott Vorwürfe machten.
Wir werden schauen, ohne je an ein Ende zu kommen.
Wenn Gott uns heimführt,
das wird ein Fest sein!
Der Mensch sät in Betrübnis, er leidet und reift!
Es bleibt sein Ende ein Anfang!
Wer sät in Betrübnis, wird ernten in Freude.
Denn Gott, unser Gott, ist ein Gott der ewigen Schöpfung.
Ein Gott, der mit uns die neue Erde, den neuen Himmel gestaltet.
Er lässt uns kommen und gehen,
lässt uns sterben und auferstehen.
Der Sand unserer irdischen Mühsal wird leuchten.
Die Steine, die wir zusammentrugen zum Bau unserer Welt,
sie werden wie Kristalle glänzen.
Wir werden uns freuen wie Schnitter beim Ernten.
Wenn Gott uns heimbringt aus den Tagen der Wanderschaft,
das wird ein Fest sei.
Ein Fest ohne Ende!
Text mit freundlicher Genehmigung von:
Karl Mittlinger, www.mittlinger.at, karl.mittlinger(at)gmx.at
Dieser Feiervorschlag wurde zusammengestellt von Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Seelsorgerin in Wels - St. Franziskus.
Sozialreferat der Diözese Linz (2014) - Totengedenken zu Allerseelen
Eingangslied:
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
Begrüßung - liturgische Eröffnung
Totengedenken mit Verlesen der Namen
(für jeden Verstorbenen wird eine Kerze angezündet)
und zusätzlich:
- eine Kerze für alle anderen Verstorbenen, deren Name nicht genannt worden ist, die aber fest in unsere Herzen eingeschrieben sind.
- eine für alle Kinder, die vor, während oder nach der Geburt verstorben sind.
- eine für all jene, die in Vergessenheit geraten sind.
- eine Kerze für die Menschen, die in dieser Stunde gerade im Sterben liegen und
- eine für den Menschen aus unserer Pfarre, den Gott als nächstes zu sich heimholen wird.
Gesang:
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
Gebet:
GL 675/4: Andacht von der Auferstehung
Evangelium: Joh 6,37-40
Fürbitten:
(Sollen von zwei bis drei Personen im Wechsel vorgetragen werden)
In unserem Leben müssen wir uns immer wieder von einem lieben Menschen verabschieden. Ein Teil von uns stirbt mit ihm. Tag für Tag verzehrt sich unser Leben, kommt der Tod näher, und mit ihm das neue Leben in deiner Gegenwart.
Bitten wir für uns Zurückgelassene:
Traurig, sinnlos und zerstört scheint unser Leben, wenn wir einen wichtigen Menschen verloren haben. Die Nächte sind schwarz, kalt und lang.
Sende uns Menschen, die mit uns durch die Trauer gehen.
Gott, zeige dich uns. Öffne unsere Augen und Ohren, damit wir Hilfe wahrnehmen und das Leben wieder annehmen können.
Wir bitten dich, erhöre uns.
Bitten wir für die Verstorbenen:
Für die, deren Leben kaum erst begonnen hatte. Für die Kinder, die still geboren wurden, für die Eltern, deren Lebenstraum gemeinsam mit ihren Kindern gestorben ist.
Für die, die viel zu früh von uns gegangen sind: sie fehlen uns so sehr, wir hätten sie noch so sehr in unserer Mitte gebraucht.
Für die, die der Tod aus langer Krankheit geholt hat, für die, die den Tod schon sehnsüchtig erwartet haben. Für die, die lebenssatt gestorben sind.
Schenke ihnen die Vollendung ihres Lebens bei dir.
Wir bitten dich, erhöre uns.
Bitten wir für die Opfer von Krieg und Verfolgung:
Menschen sterben und starben in Kriegen: als SoldatInnen und Zivilpersonen, als UnterstützerInnen, MittäterInnen und als Menschen, die zum Kämpfen genötigt wurden, als Menschen, die andere vertrieben haben und als Flüchtlinge.
Krieg ist immer Unrecht. Gib den Verstorbenen den Blick der Wahrheit auf das, was sie anderen angetan haben. Tröste sie für das, was sie erlitten haben. Lass uns - um
der Würde der Leidenden willen - zu Streiterinnen gegen Krieg und Vertreibung werden.
Wir bitten dich, erhöre uns.
Bitten wir für die Verstorbenen, an die niemand mehr denkt:
Sie haben lange vor uns gelebt und Grundlagen für unser Leben gelegt. Andere sind zu jung gestorben oder haben keine angesehenen Ämter bekleidet.
Bei dir ist jede und jeder aufgehoben, du nimmst alle Menschen unabhängig ihres Ansehens bei dir auf. Sei du denen nahe, die alleine leben und sterben.
Wir bitten dich, erhöre uns.
So bitten wir dich für die Menschen, die uns schon in den Tod vorausgegangen sind. Schenke uns ein Wiedersehen mit ihnen und mit dir.
Der du lebst in alle Zeit und Ewigkeit. – Amen.
Vater unser und Gegrüßet seist du Maria (Gesprochen)
Schlusslied:
GL 430: Von guten Mächten
Segen:
Gott, der du alle unsere Wege begleitest,
gehe auch mit uns den Weg der Trauer.
Hilf uns, den kostbaren Schatz der Erinnerung zu bewahren,
dass wir daraus Kraft für die Zukunft schöpfen können.
Richte uns auf,
damit wir den Weg sehen, der uns in die Zukunft führt.
Begleite uns in allen Höhen und Tiefen unseres Lebens.
Das gewähre uns der treue Gott,
der Vater + und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
Auszug
Auf dem Friedhof:
Einleitung:
Wir stehen vor den Gräbern unserer Lieben. Dieser Ort ist ihre letzte Ruhestätte geworden - und für uns ein Ort, an dem wir ihrer gedenken. Der Friedhof ist ein Ort, wo auch wir ein Stück weit Frieden finden können.
Beten wir für die Verstorbenen - und ich lade sie ein, in die Antworten miteinzustimmen.
GL 569/6: Litanei für die Verstorbenen
Vater unser...
Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihnen. Lass sie ruhen in Frieden.
Überleitung:
Nun segnen wir die Gräber mit Weihwasser und Weihrauch und bitten: Der barmherzige Gott vollende an den Verstorbenen, was er an ihnen in der Taufe aus Wasser und Heiligem Geist begonnen hat.
Gedenken am "Kriegerdenkmal"
Musik
Alternativvorschlag zu "Ich hatt‘ einen Kameraden": "Jesus höchster Name" - Arrangement für Blasorchester, erhältlich beim Musikverlag Donautal.
Große Auswahl an festlichen Chorälen auch bei Verlag Tatzer.
Wenn in Ihrer Pfarre "Ich hatt‘ einen Kameraden" ein unverzichtbares Musikstück darstellt, sind folgende Worte möglich:
Ansprache
(Vorschlag in den "Predigtgedanken")
Hans Hütter (2012) - Totengedenken und Gräbersegnung zu Allerseelen
Eröffnungslied: GL 851,1-3
Begrüßung:
Gebet:
Allmächtiger Gott,
du hast deinen Sohn
als Sieger über den Tod zu deiner Rechten erhöht.
Gib deinen verstorbenen Dienern und Dienerinnen
Anteil an seinem Sieg über die Vergänglichkeit,
damit sie dich, ihren Schöpfer und Erlöser,
schauen von Angesicht zu Angesicht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Namen der im vergangenen Jahr Verstorbenen
Kerzen anzünden
Psalm 27:
GL 719
Evangelium: Joh 6,37-40
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen; denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Es ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Letzten Tag. Denn es ist der Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag.
Ansprache
Fürbitten:
Alles, was uns in dieser Stunde bewegt,
tragen wir in den Fürbitten zu Jesus Christus.
Zu ihm rufen wir:
Wir bitten dich, erhöre uns.
Du hast gesagt: "Sammelt euch Schätze im Himmel":
Schau auf das Gute, das unsere Verstorbenen in ihrem Leben vollbracht haben.
Du hast gesagt: "lch bin gekommen, um die Sünder zu rufen":
Verzeihe alles, was sie aus Schwäche getan oder unterlassen haben.
Du hast Mitleid mit den Menschen gehabt und viele Kranke geheilt:
Heile alle Wunden, stille allen Schmerz und erhelle alle Dunkelheit mit deinem Licht.
Du hast gesagt: "Selig die Trauernden, sie werden getröstet":
Tröste uns in den Stunden der Trauer durch die Hoffnung auf ein Wiedersehen bei dir.
Du hast gesagt: "Selig die Barmherzigen, sie werden Erbarmen finden":
Verzeihe uns alles, was wir ihm schuldig geblieben sind.
Du hast gesagt: "Wer bittet, der empfängt und wer anklopft, dem wird geöffnet": Führe unsere Verstorbenen zum ewigen Leben bei dir.
Du hast gesagt: "Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen": Führe alleunsere Verstorbenen zum ewigen Leben bei dir.
Du hast gesagt: "Kommt alle zu mir. lch werde euch Ruhe verschaffen":
Schenke uns allen eine gute Sterbestunde und das ewige Leben.
Vater unser
Glaubensbekenntnis
Lied:
GL 853,1-3
Segen:
Die Gnade seines Segens schenke euch der Gott allen Trostes,
der uns aus Liebe erschaffen
und uns in Christus die Hoffnung auf die selige Auferstehung geschenkt hat.
Amen.
Den Lebenden gewähre er die Verzeihung der Sünden,
die Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden.
Amen.
Der Lebenden und der Toten erbarme sich Christus,
der wahrhaft aus dem Grabe erstanden ist.
Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist.
Amen.
Gräbersegnung
Beim Kriegerdenkmal:
Gedenken der Gefallen und aller, die im Einsatz für andere ums Leben gekommen sind:
Gott,
du Ursprung des Lebens,
was wir sind und haben, kommt von dir.
Du hast uns geboten,
dich und einander von ganzem Herzen
und mit all unseren Kräften zu lieben.
Sieh auf unseren unsere Schwester Brüder,
die beim Einsatz für andere ihr Leben verloren haben.
Nimm sie auf in deine ewigen Liebe
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Johann Pock (1999) - Vorschlag für eine Gräbersegnungsfeier
Einführung:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes sei mit euch…
Das Gedächtnis an die Verstorbenen hat uns zusammengeführt.
Nicht die Trauer hält uns zusammen,
sondern die Hoffnung auf die Auferstehung. -
Unsere Lieben sind uns schon vorangegangen auf dem Weg,
den Christus uns eröffnet hat.
So bitten wir:
Kyrie:
Herr Jesus Christus,
du bist Mensch geworden und hast das menschliche Leben bis zum bittersten Tod mit uns geteilt:
Herr, erbarme dich unser.
Du hast durch deinen gehorsamen Tod das Sterben für uns zum Tor ins Leben verwandelt:
Christus, erbarme dich unser.
Du hast durch deine Auferstehung auch uns das Tor zum Leben aufgetan:
Herr, erbarme dich unser.
Gebet:
Lasset uns beten. -
Allmächtiger, ewiger Gott,
jeder, der zu dir ruft, darf auf dein Erbarmen hoffen.
Sei unseren Verstorbenen gnädig.
Sie haben im Leben und Sterben an dich geglaubt und dir vertraut;
nimm sie auf in die Schar deiner Heiligen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Allerheiligenlitanei aus dem Gotteslob (GL 762)
Gräbersegnung:
Wir gehen nun an die Gräber unserer Verstorbenen
und segnen sie mit geweihtem Wasser.
Möge Gott an unseren Schwestern und Brüdern vollenden,
was er in der Taufe aus Wasser und Heiligem Geist begonnen hat.
Während der Segnung:
Rosenkranz: "Der von den Toten auferstanden ist"
Fürbitten:
Lasset uns beten für unsere Verstorbenen,
deren Leiber hier in diesem Friedhof ruhen,
aber auch für alle, die in den Friedhöfen der verlorenen Heimat
oder fern in Kriegsgräbern liegen.
Wir rufen: erlöse sie o Herr.
- Von aller Sünde
- Durch deine Menschwerdung
- Durch dein Kreuz und Leiden
- Durch deinen Tod und deine Auferstehung
- Durch deine Wiederkunft in Herrlichkeit.
Lasset uns beten.
Gütiger Gott und Vater,
in deine Hände befehlen wir unsere verstorbenen Angehörigen, Verwandten und Freunde.
Wir hoffen zuversichtlich,
dass sie mit allen, die in Christus entschlafen sind,
zum Leben auferstehen.
Wir danken dir für alles Gute,
das sie in ihrem irdischen Leben von dir empfangen haben,
und für alles Gute, das sie uns erwiesen haben.
Nimm unsere Toten auf in die ewige Gemeinschaft mit dir.
Stärke in uns die Hoffnung auf ein Wiedersehen
und lass uns einst in ewiger Freude bei dir leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Lied:
Lobet den Herren (GL 258)
Vater unser
Segen / Segensgebet:
Der Herr segne euch und behüte euch.
Er lasse sein Angesicht über euch leuchten
und sei euch gnädig.
Er wende euch sein Angesicht zu
und schenke euch seinen Frieden.
Das gewähre euch der barmherzige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Entlassung:
Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
Laß sie ruhen in Frieden. Amen.
Der Wiener Zentralfriedhof
Frieden
Lebendiger Gott
Gib Frieden
uns und allen Toten
Gib Ruhe
uns und allen Toten
Gib Leben
uns und allen Toten
Was du den Toten gibst
gib uns
Was du uns gibst
gib allen Toten
Damit wir eine Gemeinschaft sind
die Toten
seit Anfang der Welt
und wir
die jetzt leben
Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
Der Tod ist nicht das Ende
Friedhöfe im November. Frisch geschmückte Gräber.
Tote und Lebende für kurze Zeit zusammen am selben Ort.
Sie suchen einander, können einander aber nicht erreichen.
Das ist eine grausame Trennung und grenzenlose Ohnmacht.
Plötzlich denkst du beklommen an den eigenen Tod.
Angst vor dem Tod steht so dicht neben der Freude am Leben.
Phil Bosmans in: Für jeden Tag ein gutes Wort. Hrsg. von Ludger Hohn Morisch. Herder. Freiburg Basel Wien 2005.
Hoffnung auf letzte Geborgenheit
Was seinen Wert behält beim Sterben, das hat auch seinen Wert im Leben.
Zum Beispiel die Freundschaft und die Liebe.
Wer geliebt wurde, wer wirklich Freundschaft erlebte, kann dankbar sterben, weil sein Leben schön war.
Wer glaubt, wer sich von Gott geliebt weiß, wer sich als ein Freund von Gott versteht, kann voll Hoffnung auf letzte Geborgenheit leben und sterben.
Phil Bosmans in: Für jeden Tag ein gutes Wort. Hrsg. von Ludger Hohn Morisch. Herder. Freiburg Basel Wien 2005.
Dem Abschiedsschmerz symbolisch Ausdruck geben
Nach dem Tod eines Menschen richte ich einen Ort in der Wohnung ein, an dem ein Foto oder ein Symbol, das mich/uns an die Verstorbene, den Verstorbenen erinnert, seinen Platz hat. Regelmäßig zünde ich ein Teelicht an, das den Tag und/oder die Nacht hindurch brennt, um meinen Schmerz und meine Hoffnung Ausdruck zu verleihen. Es ist die Hoffnung, dass das bruchstückhafte Leben in Gott seine Vollendung findet.
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herder, Freiburg Basel Wien 2001.
Auf dem Weg zum Grab
Wir tragen dich zu Grabe
Schritt für Schritt
und vertrauen dich unserer Mutter Erde an
So vertiefen wir das Tragende unserer Beziehung zu dir
dein Lachen und dein Weinen
deine Konfliktfähigkeit und deine Versöhnungsbereitschaft
deine Gelassenheit und deine Leidenschaft
deinen Humor und deine Verletzlichkeit
deine Grenzen und deine Gaben
Schritt für Schritt versuchen wir hineinzuwachsen
in das Urvertrauen
dass du in Gott hineingestorben bist
um auch in uns weiterzuleben
So vertiefen wir das Verbindende unserer Beziehung
und sind aufgefordert
in unserer Lebensgestaltung dem Tod einen Platz einzuräumen
damit uns ein beziehungsreiches Leben
vor dem Tod geschenkt sei
und dein Leben segnend weiterwirkt
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herder, Freiburg Basel Wien 2001.
Selig seid ihr
in einer unseligen Zeit
sprichst DU
Jesus
auch uns zu
dass wir selig sind
wenn wir uns
unserer Armut
unserer Trauer
und
unserem Durst
und Hunger
nach Gerechtigkeit
stellen
und
wenn wir
sanftmütig
und
barmherzig bleiben
die Reinheit des Herzens
bewahren
und
den Frieden suchen
in deiner Nachfolge
ja
dann sprichst DU uns zu
dass wir selig sind
und
uns freuen düfen
in DIR
Beatrix Senft 2023.
Gottes Schiff
vielleicht wird nach meinem Tod Gottes Schiff kommen
das mich mitnimmt zu anderen Ufern
ein Schiff aus des Vaters Wort
das mich bergend aufnimmt in sicherer Fahrt
das mich heimbringt zu IHM
der mein sicherer Hafen sein will
und in diesem Hafen der Liebe Gottes warten schon die
die schon vor Zeiten diese Fahrt angetreten haben
und sie rufen mir Willkommen zu
nun bist auch du im Hafen – der keine Stürme mehr kennt
und wir werden uns nah sein – für immer
weil wir alle geborgen sind
in dieser einen Liebe Gottes
die uns für immer umschließt
Beatrix Senft 2023.
Was werden wir uns sein?
noch sind wir verwurzelt
hier auf Erden
doch wir gedenken
all euch Lieben
die ihr schon dem Himmel
entgegengewachsen seid
was immer wir uns waren
in unserer Liebe sind und
bleiben wir verbunden
bis kommt
unsere neue gemeinsame Zeit
in der sich alles zusammenfügt
in Gottes unermesslicher Liebe
in Unendlichkeit
dann werden wir uns
„einfach“
in IHM
und allem
nahe sein
Beatrix Senft 2023.
Sein
wenn dieser Körper tot ist
dann werde ich dennnoch sein
sein
wie ich es nicht erdenken kann
sein
wie ich gerufen werde
von IHM
der alles SEIN-WOLLEN
befreit
wenn dieser Körper tot ist
wird mein Sein erhellt
ja
durchleuchtet
und
wird sich lösen und
finden
in seiner
unermesslichen Liebe
das wird ein Fest sein -
so ganz erlöst
gelöst
bei IHM
zu sein
Beatrix Senft, unveröffentlicht.
Was wir den anderen Menschen schuldig bleiben
Immer bleiben wir etwas unseren.
Mitmenschen schuldig.
So oft vergessen wir anzurufen,
immer haben wir zu wenig gefragt.
Sind zu wenig einfühlsam gewesen,
haben sie zu wenig besucht,
zu wenig Zeit für sie gehabt.
Und dann ist es zu spät,
der Tod war schneller als wir -
und das Gewissen macht uns Vorwurfe...
Wer gleicht unsere Unzulänglichkeit aus?
Gott wird alles ergänzen, ausgleichen ...
ER macht alles gut.
Aus: Ilse Pauls, Lebensbilder. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2020.
Land der Ahnen
Hier sind sie gegangen,
meine Ahnen,
auf diesen Straßen,
auf diesen Wegen.
In einem dieser Häuser
haben sie gewohnt,
dieser alte Baum
stand damals schon da,
die Kirche war ebenso schön,
und meine Großmutter
ist über diese Stufen gegangen.
Schlafwandlerisch
gehe ich durch die Straßen,
seltsam berührt.
Das Blut der Vorfahren
rauscht in meinen Adern.
Aus: Ilse Pauls, Lebensbilder. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2020.
Endzeit
Dem Fuchs verzeihen,
dass er Hasen tötet,
Gott verzeihen,
dass er Fuchse zum Töten erschaffen hat.
Einer tötet den anderen,
noch liegt das Lamm nicht beim Wolf,
noch spielt das Kind nicht vor dem
Schlupfloch der Natter,
noch frisst der Löwe nicht Stroh,
noch freunden sich Kuh und Bärin nicht an.
Wann wird dieser Tag sein?
Aus: Ilse Pauls, Lebensbilder. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2020.
Nach-Ruf
Der Mensch, den wir liebten, ist nicht mehr da, wo er war.
Aber er ist überall, wo wir sind und seiner gedenken.
Komposition von Reinhard Burchhardt, Text von Augustinus.
PDF-Download
Komposition von Reinhard Burchhardt, Text von Augustinus.
Ich möcht‘, dass einer mit mir geht
Ich möcht‘, daß einer mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht,
der mich zu allen Zeiten kann geleiten.
Ich möcht‘, daß einer mit mir geht.
Ich wart‘, daß einer mit mir geht,
der auch im Schweren zu mir steht,
der in den dunklen Stunden mir verbunden.
Ich wart‘, daß einer mit mir geht.
Es heißt, daß einer mit mir geht,
der’s Leben kennt, der mich versteht,
der mich zu allen Zeiten kann geleiten.
Es heißt, daß einer mit mir geht.
Sie nennen ihn den Herren Christ,
der durch den Tod gegangen ist;
er will durch Leid und Freuden mich geleiten.
Ich möcht‘, daß er auch mit mir geht.
Text und Melodie: Hanns Köbler (1930 – 2003) - EG 209
Zuhause
Die Toten
sind uns
ein Zuhause
voraus
während wir
unsere Jahre
sammeln
wie Holzscheite
im Herbst
leben sie schon
im Feuer
unsterblicher
Liebe
Wilhelm Bruners
Abschied zerreißt das Herz
Das Herz des Geliebten
schlägt nicht mehr:
Es ist zum „Herz-zerreißen“.
Abschied
zerreißt das Herz,
damit es nicht verschlossen,
hart und verbittert wird.
Doch kann ein Mensch
durch Schmerz
auch verhärtet, erbittert
und verbittert werden.
Wer dankbar ist
für das Gewesene,
das bleibend ist
in der Erinnerung,
bleibt offen
und wird weiterleben.
Wer nur sieht,
was nicht mehr ist,
verzweifelt
und verliert den Grund
zum Leben.
Aus: Elmar Gruber, Durch Finsternis ins Licht. Meditationen zu Leiden, Sterben und Auferstehen. Don Bosco Verlag, München 1994.
Wer lebt es denn, das Leben?
„Und doch, obwohl ein jeder von sich strebt
wie aus einem Kerker, der ihn hasst und hält -
es ist ein großes Wunder in der Welt:
ich fühle: alles Leben wird gelebt.
Wer lebt es denn?
Sind das die Dinge, die wie eine ungespielte Melodie
im Abend wie in einer Harfe stehn?
Sind das die Winde, die von Wassern wehn,
sind das die Zweige, die sich Zeichen geben,
sind das die Blumen, die die Düfte weben,
sind das die langen alternden Alleen?
Sind das die warmen Tiere, welche gehn,
sind das die Vögel, die sich fremd erheben?
Wer lebt es denn? Lebst du es, Gott, das Leben?"
R. M. Rilke in: Nicht vom Tod soll die Rede sein. Zum Abschied: Trauer. Texte ausgewählt von Bernd Hüsers. Hrsg. Diözese Linz, Pastoralamt - Behelfsdienst, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz.
Suche mich in dir
In meines Herzens Tiefe trage ich dein Portrait,
so echt gemalt;
sähst du, wie es vor Leben strahlt,
verstummte jede bange Frage.
Und wenn dein Sehnen mich nicht findet,
dann such nicht dort und such nicht hier;
gedenk, was dich im Tiefsten bindet,
und Seele (Mensch), suche mich in dir.
Theresia v. Avila in: Nicht vom Tod soll die Rede sein. Zum Abschied: Trauer. Texte ausgewählt von Bernd Hüsers. Hrsg. Diözese Linz, Pastoralamt - Behelfsdienst, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz.
Die Toten
die in der Erde zerfallen sind
und die zerstreut im Wind ganz unauffindbar;
die aus dem Haus gerissenen, die unfertigen,
alle, die weggegangen sind ohne Gruß.
Was hast du mit ihnen gemacht,
der du niemals aufgibst das Werk deiner Hände?
Leg sie wie ein Siegel an dein Herz,
wie ein Siegel auf deinen Arm,
denn stark wie der Tod ist die Liebe.
Christl. F. in: Nicht vom Tod soll die Rede sein. Zum Abschied: Trauer. Texte ausgewählt von Bernd Hüsers. Hrsg. Diözese Linz, Pastoralamt - Behelfsdienst, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz.
ich werde nicht sterben
Ich werde nicht sterben,
nicht wie ein Bach in der Wüste versickern.
Ich werde die Grenzen durchbrechen,
ich werde ein neues Ufer erreichen.
Ich werde neu denken und fühlen.
Mit neuem Leib, mit neuer Seele.
Im neuen Himmel, auf neuer Erde.
Oben und unten,
arm und reich,
stark und schwach,
Heimat und Fremde,
Tage und Nächte,
Lust und Schmerz
werden verblassen.
Ich werde nichts wollen,
ich werde nur sein.
Ich werde mir, ich werde Dir
nahe sein wie nie zuvor.
Ich werde mich wie ein Wassertropfen
mit dem Meer verbinden.
Martin Gutl in: Beten mit Trauernden. Totenwachen und Gedenkgottesdienste. Hrsg. Erwin Löschberger, Bischöfliches Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz.
Bestellungen: +43 316 8041-285 - helga.huss@graz-seckau.at
Ort der Erinnerung
Es ist gut, dass es einen Ort
gibt für unsere Erinnerung.
Einen Ort,
zu dem wir gehen können
in unserer Trauer,
einen Ort,
den wir mit Blumen
schmücken,
um unsere Liebe
noch ein Stück weit
nachzutragen.
Einen Ort der Nähe
und der inneren
Zwiesprache.
Und doch gilt für alle diese
Gedenkstätten die
Botschaft,
die der Engel aus der
ewigen Welt der Zeitlosigkeit
brachte:
"Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
Er ist nicht hier, er ist auferstanden."
Ruth Rau in: Beten mit Trauernden. Totenwachen und Gedenkgottesdienste. Hrsg. Erwin Löschberger, Bischöfliches Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz.
Bestellungen: +43 316 8041-285 - helga.huss@graz-seckau.at
Ein Ort, Gott nah zu sein
Ein jeder Mensch braucht einen Ort zum Lieben,
da seine Sehnsucht stark ist und die Hoffnung groß,
und sich Herz und Verstand gemeinsam üben
im Ursprung aller Dinge und der Welten Schoß.
Ein jeder Mensch braucht einen Ort zum Leben,
Da Wunden heilen und das Wunder sich begibt,
Dass Menschen bis zum Himmel sich erheben,
Weil eins den andern herzlich aufnimmt, trägt und liebt.
Ein jeder Mensch braucht einen Ort zum Sterben,
Da die Erinnerung reift und alles sich erfüllt
Und wird wie Wein, der sich aus dunklen herben
Rebzweigen keltert und wird erdig, schwer und mild.
Ein jeder Mensch braucht einen Ort zum Träumen,
Da ihm die Welt zu einem Gleichnis wird und Bild,
Wie alles Endliche sich aufhebt und in Räumen,
Voll ewigen Lichts sich wandelt und Gott nahe fühlt.
Und solch ein Ort, Gott nah zu sein, bist du,
Du mein Lieben, Leben, Reifen, Hoffen.
Du schenkst mir meinen Frieden, meine Ruh.
Du schließt mich in dein Herz, schließt mir den Himmel offen.
E. Drewermann in: Nicht vom Tod soll die Rede sein. Zum Abschied: Trauer. Texte ausgewählt von Bernd Hüsers. Hrsg. Diözese Linz, Pastoralamt - Behelfsdienst, Kapuzinerstraße 84, A-4020 Linz.
Dank für die Mutter
Herr, ich danke dir für meine Mutter.
Von ihr habe ich die erste Liebe erfahren.
Sie hat mich ins Leben eingeführt
und meine Kindheit behütet.
Sie hat mir ihre Zeit und Kraft geschenkt.
So ist ihre Liebe immer größer geworden.
Sie hat für mich gelebt und gearbeitet.
Sie hat mich leben und lieben gelehrt.
Zu ihr konnte ich immer kommen.
Bei ihr habe ich Trost gefunden,
sie wusste mir immer Rat und Hilfe.
Mit ihr konnte ich Freud und Leid teilen.
Sie hat mit mir gelitten und getragen.
Sie war mir der liebste Mensch.
Nun hat sie ihre Bestimmung erreicht.
Nichts ist verloren von ihrer Liebe.
Sie liebt mich jetzt noch mehr.
Auch meine Liebe zu ihr ist gewachsen.
Herr, ich danke dir für meine Mutter
und für alles Gute, das du ihr getan hast.
Für alles Schöne, das sie erleben durfte,
für alles Wertvolle, das sie geschaffen hat,
für alles Liebe, das sie gesagt hat,
für alles Ernste, das sie durchlitten hat,
für alles Schwere, das sie getragen hat.
So ist sie meine Mutter gewesen.
Ich danke dir, dass ich diese Mutter hatte.
Der Tod einer Mutter ist der erste Kummer,
den man ohne sie beweint.
Ruth Rau in: Beten mit Trauernden. Totenwachen und Gedenkgottesdienste. Hrsg. Erwin Löschberger, Bischöfliches Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz.
Bestellungen: +43 316 8041-285 - helga.huss@graz-seckau.at
Wie wir endgültige Abschiede erleben
Manche Menschen erleben den Tod nächster Menschen als Schock, vor allem wenn er überraschend kommt. Aber auch dann, wenn man nach längerer Krankheit sich auf den Tod einstellen kann, ist der Tod für die Hinterbliebenen eine Erschütterung. Manche haben das Gefühl, als würde der Blitz in sie fahren und sie entzweispalten. So sprechen Eheleute vom Tod ihrer Partner. So erlebte ich den Aufschrei meines Vaters, einen Urschrei, der mir durch Mark und Bein ging, als ich ihm mitteilen musste, dass meine Mutter, seine Frau, mit der er einunddreißig Jahre verheiratet war, gestorben war. Danach stürzte er aus dem Haus, lief durch den Garten, bis er sich einigermaßen gefangen hatte.
Wenn ein naher Mensch stirbt, berührt der Tod uns unmittelbar. Wir fühlen Schauer über der Haut, empfinden Todesgeschmack auf der Zunge, der sich über alles legt, was zu uns gehört. Manche sagen, es wäre, als würde der Boden unter ihnen brechen, als bliebe die Zeit stehen, als wanke die Erde. Eine Erstarrung aller Gefühle, die keine Träne zulässt, die sich lange nicht auflöst, kommt über manche. Andere werden hilflos, nicht nur sich selbst und ihrem Schmerz, sondern auch dem praktischen Leben gegenüber.
Trauer ist eine Wunde, eine Verletzung, ein Leiden. Sie braucht Zeit zum Heilwerden. Sie hinterläßt Narben, die immer wieder schmerzen.
Aus Theresia Hauser, Zeit inneren Wachstums. Die späten Jahre. Kösel Verlag, München 1997.
Der Tod des Menschen
Das Geheimnis des Todes wird nur verzerrt, wenn es in einer Perspektive mit dem Enden des Tieres gesehen und als ein biologisches Vorkommnis aufgefaßt wird, das gewissermaßen nur hinterdrein insofern noch mit dem Menschen als solchem zu tun hat, als eben dieser biologisch Endende ein Mensch ist, der noch ein wenig mehr ist als ein bloßes materielles Lebewesen. Man sieht am eigentlichen Wesen des Todes als eines totalen und total menschlichen Geschehens vorbei, wenn man ihn nur traditionell definiert als Trennung von Leib und Seele, weil man ihn dann von einer Folge statt von seinem Wesen her sieht und in diese Worte von der Trennung von Leib und Seele künstlich und nachträglich hineintragen muß, was erst die Eigentümlichkeit des gerade menschlichen Todes ausmacht: die personale Endgültigkeit des Endes, das Ganzmenschliche, die unauflösliche Einheit von Tat und Leiden im Tod, die Verhülltheit des im Tod sich vollendet auszeugenden Ergebnisses eines Lebens, die Geburt der Ewigkeit, die sich nicht als Weiterdauer hinter der irdischen Zeit anschließt, sondern als Frucht der Endgültigkeit der Freiheit und der absoluten Entscheidung aus der Zeit selbst herauswächst, insofern diese eine eigentlich menschliche Zeit war.
Von solchen und ähnlichen Bestimmungen des menschlichen Todes, die hier nicht systematisch in ihrem inneren Zusammenhang entwickelt werden können, sei eine herausgegriffen: die Freiwilligkeit des Todes überhaupt. Der Tod ist eine Tat. Gewiß ist er das äußerste Erleiden, das Geschehnis, in dem das Dunkle und Unverfügbare unentrinnbar über den Menschen verfügt, ihm ihn selbst nimmt und zwar ganz bis in die letzte Tiefe seines Daseins. Aber dennoch ist der Tod zugleich eine, nein die Tat. Die Tat einer Freiheit. Der Mensch mag im Augenblick seines Ablebens bewußtlos sein. Er mag vom Tod überrascht werden, wenn wir unter diesem Wort jenen Augenblick am Ende nennen, in dem der Tod, den wir das ganze Leben hindurch auf diesen letzten Augenblick hin sterben, manifest wird. Aber eben weil wir den Tod im Leben sterben, weil wir dauernd lassen, dauernd Abschied nehmen, dauernd durchschauen auf das Ende hin, dauernd enttäuscht werden, dauernd durch Wirklichkeiten hindurch in ihre Nichtigkeit hindurchbrechen, dauernd durch die tatsächlichen Entscheidungen und das wirklich Gelebte die Möglichkeit des freien Lebens einengen, bis wir das Leben in die Enge des Todes getrieben und verbraucht haben, weil wir immer das Bodenlose erfahren, immer über das Angebbare hinausgreifen ins Unverfügbare, ins Unbegreifliche, und weil wir überhaupt nur so eigentlich menschlich existieren, darum sterben wir durch das ganze Leben hindurch und ist das, was wir Tod nennen, eigentlich das Ende des Todes, der Tod des Todes, bei dem nur von uns aus offenbleibt, ob dieser Tod des Todes der zweite Tod oder die Tötung des Todes und der Sieg des Lebens ist. Und weil der Tod im ganzen Leben des Menschen, biologisch und existentiell dauernd anwesend ist, darum ist der Tod auch die Tat der Freiheit des Menschen. Dabei ist aber zu sagen: der Mensch muß den Tod in Freiheit sterben, er kann diesen ihm als das Werk seiner Freiheit auf erlegten Tod gar nicht vermeiden. Wie er ihn aber stirbt, wie er ihn versteht, das ist die Entscheidung seiner Freiheit, hier trägt er nicht das Auferlegte, sondern das Ausgewählte. Das will sagen: in der Tat des sterbenden Daseins ist der Mensch in der Notwendigkeit, sich frei zum Tod zu verhalten. Er ist aber gefragt, wie er dies tun wolle. Unentrinnbar sieht das Dasein, wo es überhaupt die Augen des Geistes aufschlägt, das Ende, sieht dieses Ende durch das ganze Leben, vielleicht blaß und unausdrücklich, sieht vielleicht absichtlich darüber hinweg, „übersieht" so (aber sieht gerade so auch). Und indem es dieses Dasein auf das Ende hin in Freiheit übernimmt, nimmt es den Lauf auf das Ende hin in Freiheit auf sich. Aber die Frage ist diese: Wie versteht der Mensch dieses Ende, auf das er in Freiheit zugeht, weil er gar nicht anders kann, als in Freiheit die Bahn seines Lebens zu laufen? Läuft er unter einem Protest oder liebend und vertrauend? Geht er auf das Ende als Verendung oder als Vollendung zu? Meist wird er über den Tod hinsichtlich dieser Frage keine theoretischen Sätze aufstellen, aber er wird eine freie Überzeugung in der Tat des Lebens und in den Taten des Alltags leben und schweigend vollziehen, selbst wenn er gar nicht ausdrücklich weiß, daß er im Leben seinen Tod interpretiert.
Aus: Karl Rahner Lesebauch, herausgegeben von Karl kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Unsterblichkeit
Ein Mensch schaut in der Straßenbahn
Der Reihe nach die Leute an:
Jäh ist er zum Verzicht bereit
Auf jede Art Unsterblichkeit.
Aus: Eugen Roth für Lebenskünstler. Heitere Verse mit farbigen Illustrationen von Hans Traxler. Carl Hanser Verlag 1995.
Hoffnung
Nein
ich bin meiner Sache nicht sicher
was das Ende betrifft
das Sterben das Grab das Vergehn
und den unaufhaltsamen Tod
der mich aufzehren wird
und austilgt für immer
daran ist kein Zweifel
Und doch bin ich manchmal nicht sicher
und zweifle am Augenschein
und denke nach
ob nicht doch etwas bleibt
von dem was ich war ob nicht doch
im grauen Geröll in dem Staub
in dem Tod eine Spur sich
unvergessen erhält
ob nicht doch einer ist
der mich ruft mit Namen vielleicht
der mir sagt dass ich bin
dass ich sein soll für immer
und leben werde mit ihm
Nein
ich bin meiner Sache nicht sicher
was das Ende betrifft und den Tod
gegen den Augenschein
hoff ich auf Ihn
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Gebet
Aus der Tiefe,
Herr,
rufen wir,
aus der Tiefe unserer verrinnenden Zeit.
Freude ist uns widerfahren,
und Freude wurde zerstört.
Wir sind
dem Leben in seiner herrlichen Fülle
begegnet
und der Angst vor dem Tod.
Wir haben deine Güte erfahren
und wir haben dich vergeblich gesucht.
Wir haben gehört
von deiner künftigen Welt
und wir fürchten das,
was auf uns zukommt noch immer.
Wir sind müde geworden.
Wecke uns auf
und komm du,
Gott.
Wehre dem zu kommen,
was uns zerstört.
Halte die Bosheit fern
und die Furcht
und den bösen Tod.
Komm du,
Gott,
und bring Frieden mit,
Leben ohne die Enge der Schuld.
Laß den Tag anbrechen,
der ohne Abend ist.
Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.
Der Tod des Obdachlosen aus dem Nobel-Viertel
Mitten im Berliner Villenviertel Dahlem lebte Jürgen auf der Straße. Er
war kein einfacher Mann. Oft gab es Streit. Aber die Menschen mochten
ihn. Ein Geschichte über Nächstenliebe und Freundschaft.
www.welt.de/vermischtes/article118661851/Der-Tod-des-Obdachlosen-aus-dem-Nobel-Viertel.html
4. Aug. 2013, 8:46
Diesen Artikel finden Sie online unter
Wir stehen betroffen da
Herr,
wir können den Tod
nicht verstehen.
Es ist so schwer einfühlbar,
dass das Leben plötzlich abbricht,
seine Bewegung
unvermittelt ausläuft;
dass unser Herz
aufhört zu wünschen,
zu hoffen, zu lieben.
Wir stehen betroffen,
hilflos da,
wenn ein Mensch stirbt.
Ohnmächtig, ohne zu begreifen,
dass alles, was an ihm lebt,
plötzlich erstarrt,
und nichts an ihm mehr
Antwort geben kann.
Du, Herr, hast einmal
toten Menschen die Hand gegeben,
bist ihnen begegnet,
und ihr Leben ist nochmals aufgebrochen;
Dein Leben hatte ihren Tod umschlossen.
Du selbst hast Dich sterbend
dem lebendigen Gott in die Hand gegeben.
Dein Schrei am Kreuz
war ein Ruf nach dem Leben.
Josef Osterwalder in: Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Herausgegeben von Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill. Hohe Verlag, Erfstadt 2007 (2003).
Bitte um Vollendung der Verstorbenen
Die Seelen aller Entschlafenen, Herr,
deren wir gedacht und deren wir nicht gedacht haben,
lasse ruhen im Schoß unserer heiligen Väter
Abraham und Isaak und Jakob.
Ernähre sie an einem Ort de Grüns über einem Wasser der Ruhe,
im Paradies des Wohllebens,
am Ort, aus dem Herzeleid und Trauer und Seufzen geflohen sind,
in dem Licht deiner Heiligen.
Erwecke aber auch ihren Leib an dem Tage,
den du nach deinen wahrhaftigen Verheißungen bestimmt hast.
Schenke ihnen deine guten Verheißungen,
welche kein Auge gesehen und kein Ohr gehört haben
und welche nicht in das Herz der Menschen gedrungen sind,
welche du denen bereitet hast, die deinen heiligen Namen lieben.
Denn keinen Tod gibt es für deine Diener,
sondern es ist ein Hinübergehen (in eine andere Welt).
Wenn sie aber gefehlt haben oder vergesslich waren in einer Sache
als Menschen, die Fleisch tragen und in der Welt leben,
geruhe du als guter und Menschen liebender Gott, ihnen
zu vergeben.
Denn niemand ist rein von Sünde,
auch wenn sein Leben nur einen Tag auf dieser Erde währt.
Uns aber, Herr, gewähre ein Ende
in vollendetem und dir wohlgefälligem christlichem Leben!
Kyrillosliturgie in: Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Herausgegeben von Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill. Hohe Verlag, Erfstadt 2007 (2003).
Trauer
Gott, heilige Weisheit,
Du kennst unsern Schmerz.
Du siehst unsere Tränen,
auch die ungeweinten.
Du tröstest uns, wie eine Mutter tröstet,
versöhnst uns
mit Verletzungen und Schuld.
Gott, wir bitten Dich:
Nimm unsere Toten, um die wir trauern,
in Deinen mütterlichen Schoß.
Verwandle Trauer in Freude,
Tod in Leben,
Dunkelheit in Licht!
Amen.
Christa Mathies in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Ostersegen
Gott des Lebens!
Den Stein des Todes,
den Stein, der uns im Weg lag,
den Stein, der uns vom Leben trennte -
Du hast ihn weggerückt in jener Nacht.
Der Weg zum Leben ist frei.
Das Licht des Lebens vor Augen,
das Licht der Auferstehung im Sinn,
das Licht von Ostern im Herzen,
bitten wir Dich:
Segne uns, o Gott, Stirn, Mund und Hände,
damit wir Dein Wirken begreifen,
Deine Botschaft der Auferstehung verkünden
und Deine Werke der Gerechtigkeit verrichten auf
Erden.
Ellen Ullrich/Hildegund Keul nach Mk 16,1-8 in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag, Ostfildern 2010.
An den Engel
Wenn mich alle Liebe läßt,
Engel, halte du mich fest.
Vorersehn und beigesendet,
eh die Mutter mich empfing,
nun der Letzte von mir ging,
Engel, eh dein Amt sich endet,
Worte gib, dich zu beschwören,
Worte, daß dir nichts verbleibt
als den Rufer zu erhören,
den der Strom ins Dunkel treibt.
Bruder Engel, jede Nacht,
eh mich noch Dämonen fingen,
haben, Hüter, deine Schwingen
Morgenröten angefacht.
Hast mich nie allein gelassen,
hast mir Blick und Hand geführt
in Entzückung und Gefahr.
Immer hab ich dich gespürt,
auch wo, deine Hand zu fassen,
meine Hand zu kraftlos war.
Hast mich brüderlich getragen
quer durch rotes Höllenland,
hast an schroffer Felsenwand
Stufen mir herausgeschlagen,
Strick und Kugeln abgewehrt,
Mauern meinem Gang gespalten,
und wie oft ich dich beschwert,
immer mir die Treu gehalten,
unbedankt und ungegrüßt.
Engel, sei du mein Geleit,
alle Straßen dämmern wüst.
Engel, reiß mich aus der Zeit.
Engel, führ mich, wie es sei,
einmal noch. Dann bist du frei.
Nimm von meiner Brust den Stein.
Laß mich, Engel, nicht allein.
Werner Bergengruen in: Himmlische Boten. Gedichte und Geschichten von Engeln. Herausgegeben von Andrea Wüstner. Reclam Verlag Stuttgart 2010 (2005).
Lied von Tod und Leben
Wir sind mitten im Leben
zum Sterben bestimmt
was da steht, das wird fallen
der Herr gibt und nimmt
Wir gehören für immer
dem Herrn, der uns liebt
was soll uns auch geschehen
er nimmt und er gibt
Wir sind mitten im Sterben
zum Leben bestimmt
was da fällt, soll erstehen
er gibt, wenn er nimmt
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG. Ostfildern 2011.
Lied zur Beerdigung
Weder Tod noch Leben trennen uns von Gottes Liebe,
die in Jesus Christus ist
Wenn ich gestorben bin
und verloren
wird man mich senken
in deine Erde
Wenn ich verloren bin
und verlassen
wirst du mich halten
in deinen Händen
Weder Tod noch Leben trennen uns von Gottes Liebe,
die in Jesus Christus ist
Wenn ich verlassen bin
und vergessen
wirst du mich nennen
bei meinem Namen
Wenn ich vergessen bin
und vergangen
wirst du mich bergen
in deiner Treue
Weder Tod noch Leben trennen uns von Gottes Liebe,
die in Jesus Christus ist
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG. Ostfildern 2011.
Nach dem Tod meines Freundes
Es ist schön, daß ich dir begegnen durfte.
Du hast mein Leben entscheidend geprägt.
Durch dich habe ich erfahren,
wie ein Mensch seine Angst überwindet.
Du bist in deine letzten Tage hineingegangen,
sehr betroffen, ergriffen,
aber nicht verzweifelt.
Du hast den Mut gehabt,
offen über deinen Abschied zu reden.
Du hast dich mit allen ausgesöhnt.
Du bist bewußt von uns gegangen.
Ich sehe noch deine durchdringenden Blicke.
Ich spüre die Übernatur,
das Ewige in dir!
Du bist in frühen Jahren
ein vollendeter Mensch geworden.
Wir danken dir,
daß wir dich ein Stück des Weges begleiten durften.
Jetzt bist du uns vorausgegangen.
Deine neue Gestalt ist uns nicht faßbar.
Und doch spüren wir, du bist uns nähergekommen:
als Licht, als Kraft,
als Trost, als Friede!
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG. Ostfildern 2011.
Todesbilder
Der Tod hat viele Gesichter, sagen wir. Das ist wahr. Gibt es Bilder, die wahrhaftiger als andere erkennen lassen, was der Tod bedeutet? Was verrät die Art des Sterbens über das Leben?
Kontrasterfahrungen
Von der Unsterblichkeit der Seele überzeugt, lehrt Platon, die Weisheit des Lebens liege in der Einübung des Sterbens. In Sokrates sieht er diese Kunst beispielhaft verwirklicht. Der trinkt gelassen den verhängten Schierlingsbecher und erkundigt sich nach der Wirkung des Giftes. Er ermuntert seine Freunde zur Heiterkeit. -Das Bild des sterbenden Buddha: liegend, den Kopf auf einen Arm gestützt, milde lächelnd, ganz entspannt. Lehrend verabschiedet er sich von seinen Jüngern. Beeindruckende Bilder vom Sterben, vom Sterben in Würde, fast idyllisch.
Ganz anders die Passion, die wir soeben gehört haben. Sie zeigt Jesus im Ölgarten am Abend vor seiner Hinrichtung. Auch er ist in Begleitung von Jüngern, aber die schlafen. Er ahnt, was ihm bevorsteht - nichts Gutes. Er kämpft mit Gott, mit sich, er wehrt sich mit allen Kräften gegen das, was er auf sich zukommen sieht. Todesangst schüttelt ihn. Er schwitzt Blut. Er entscheidet sich, nicht vor den heranziehenden Häschern zu fliehen. Die Entscheidung führt in ein qualvolles Sterben, in den schmählichen Kreuzestod.
Der Sieger mit der Dornenkrone
Das Zeichen unseres Glaubens ist nicht der Held mit dem Lorbeerkranz, sondern der gekreuzigte Gottessohn mit der Dornenkrone. Matthias Grünewald hat ihn auf dem Isenheimer Altar dargestellt. Ein Bild des Grauens, ein Bündel gemarterten Fleisches. Der Leichnam Jesu auf dem Grablegungsbild unterhalb des Kreuzes zeigt schon erste Spuren der Verwesung. Nichts von gelassene Heiterkeit, man spürt ganz brutal den Schrecken des Todes.
Jesus ist nicht der strahlende Sieger, der unberührt über den Leiden der Menschen und unangefochten über seinem eigenen Schicksal steht. Er geht die dunklen Wege der Ohnmacht und Niederlagen. Er verzichtet im Ölgarten auf das Schwert und auf die Engel-Legionen. Er geht freiwillig in ein Gerichtsverfahren, das ihm keine Chance lässt. Er lässt sich lieber niederschlagen und aufs Kreuz legen, als dass er zurückschlägt.
Die Leute sagen: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann zeig, was du kannst. Steig herab vom Kreuz. Einem Gottessohn kann doch nichts passieren. - Welch ein Irrtum! Diesem Sohn Gottes passiert fast alles, was einem Menschen passieren kann.
Die Macht des Ohnmächtigen
Ist das Schwäche? Von außen betrachtet mag das so scheinen, in Wahrheit liegt da Gottes Stärke und verwandelnde Kraft. Sie bewegt etwas, sie verändert die Verhältnisse von Grund auf. Die Stärke, die sich die Starken gegenseitig zuschieben oder sich streitig machen, erhält den Status quo: hier Mächtige, dort Ohnmächtige. Jesus dagegen lässt uns Gott in der Ohnmacht entdecken. Seine verwandelnde Macht umfängt nicht nur die Starken, sondern auch und gerade die Schwachen.
Es ist und bleibt für uns anstößig: Gerettet und erlöst sind wir nicht durch die Macht der Mächtigen, sondern durch die Teilnahme Gottes an unserer Ohnmacht, durch sein Mitleiden und seine Treue bis in den Tod. Damit wird die Ohnmacht nicht verherrlicht. Das Leid hat nicht aus sich heraus erlösende Kraft. Gerettet sind wir durch die Liebe, die bis zum Letzten geht. Das ist wie eine Erlösung. Das ist Erlösung.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Wie Menschen leben
Am Ende der Schöpfung, so heißt es im ersten biblischen Schöpfungsbericht, erscheint der Mensch. In zweifacher Gestalt wird er erschaffen, als Mann und als Frau. Als Bild Gottes erschaffen. Oder wie es der zweite Schöpfungsbericht ausdrückt: Von der Erde genommen, aber in ihm ist der Lebensatem Gottes. Auch die Naturwissenschaft sieht den Menschen erst am Ende einer langen Vorgeschichte unserer Erde erscheinen. Erst im letzten Augenblick dieser Geschichte ist er da. Wir sind noch kaum geboren. Aber er ist da, leise ins Leben gerufen, als Mann und Frau gerufen: der Mensch. Was wird aus ihm werden?
Ein langes Abenteuer fängt an. Viel wird er entdecken: Feuer, Sprache, auch die Sprache des Betens. Lernen wird er, Stätten des Wohnens zu schaffen und die Toten in Ehrfurcht und nicht ohne Hoffnung zu begraben. Aber auch in Böses wird er sich verstricken, ziemlich von Anfang an, sagt uns die Heilige Schrift. Der Mensch wird Waffen gegen den Menschen erfinden. Sprache wird auch Lüge werden. Statt Beten wird auch Auflehnung und Fluch sein, er wird auch oft die Sprache des Betens vergessen. Was wird aus dem Menschen werden? Berühmte Namen wird er tragen, Namen, die heute noch genannt werden, weil sie Friede, Schönheit und Heiligkeit in die Welt gebracht haben. Aber auch Namen, die man heute nur noch mit Abscheu nennt. Die meisten Namen aber sind vergessen. Namen von ganz gewöhnlichen Menschen, die so wie wir waren. Sie haben gelebt, waren glücklich, haben gelitten. Sie haben Familien gegründet, Häuser gebaut, gearbeitet, das Brot gebacken, den Wein geteilt. Kinder wurden geboren, wurden groß und so ging es weiter.
Gutes, aber auch Böses war in ihnen, sie waren ganz gewöhnliche Leute. So haben sie gelebt, so sind sie gestorben - ohne berühmte Namen. Dennoch blieb ihr Name lange Zeit bei ihren Kindern und Freunden eine sanfte, lange Erinnerung. Ganz gewöhnliche Leute, die ein wenig glücklich sein wollten. Oft aber waren sie Opfer: von Seuchen und Naturkatastrophen, von Kriegen, die sie nicht wollten. Ausgebeutet wurden sie, vieles haben sie erleiden müssen. Dabei wollten sie nichts anderes, als ein wenig glücklich sein.
Aus: Joop Roeland, an orten gewesen sein. Texte zum Weitergehen. Otto Müller Verlag Salzburg und Verlag Die Quelle Feldkirch 1999.
Chor der Toten
Wir Toten, wir Toten sind größere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte
Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,
Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele -
Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!
Aus: Conrad Ferdinand Meyer, Gedichte. Ausgewählt von Rüdiger Görner. Insel Taschenbuch, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1998.
Abgesang
Fährfrau mit dem runden Hut
Hast du ihn gesehen?
Ja, sagt die Fährfrau.
Hirte mit dem toten Lamm
Hast du ihn gesehen?
Ja, sagte der Hirte.
Bergmann mit dem weißen Licht
Hast du ihn gesehen?
Ja, sagt der Bergmann.
Welchen Weges ging er, Fährfrau?
Übers Wasser trocknen Fußes.
Welchen Weges ging er, Hirte?
Berghinüber leichten Atems.
Welchen Weges ging er, Bergmann?
In der Erde lag er still.
Was stand auf seinem Gesicht geschrieben?
Frieden, sagten alle. Frieden.
Aus: Marie Luise Kaschnitz. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1975.
Curriculum vitae
Als er auftauchte
aus seiner dunklen Schachtel,
war er nichts Besonderes.
Straffe Haut, unschuldiger Geruch,
einer von Tausenden.
Ungern lernte er laufen,
knickte ein, paßte nicht,
paßte nicht auf. Mit der Zeit
gab er nach, wurde weich,
hütete seine Zunge.
In den Nächten stand er herum,
schlaflos, tagsüber aber
schleppte er sich von Ort zu Ort.
Er litt, wurde schmutzig und naß
auf seiner langen Wallfahrt.
Schweiß, Strapazen, Intimitäten -
ein Individuum, unverkennbar
und lieb. Nur daß die Runzeln
immer tiefer gingen, Flecken
erschienen auf seiner Haut, nur,
daß er nicht mehr ganz dicht war,
aus allen Nähten platzte.
Also landete er, dort,
wo wir alle landen,
in einer dunklen Schachtel.
Übrig blieb nur die Seele,
falls der Schuh eine hatte, unsichtbar
und zu nichts zu gebrauchen.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950-2005. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006.
Wo sind die Toten?
Gegen Ende eines Jahres, das für viele von uns eine "reißende", ungemein fließende Zeit gewesen ist, von manchen mit Mühsal Beladenen aber als "bleierne" Zeit erlebt wurde - gegen Ende dieses Jahres also begehen wir wieder den Allerseelentag. Für katholische Christen und für viele andere Zeitgenossen ist es ein Tag gemeinsamer Zuwendung zu den Toten.
6 Milliarden Menschen leben heute auf dem Planeten Erde. Ungemein viel mehr haben ihr Leben auf diesem schönen Stern schon beendet. "Wir Toten sind das größere Heer", ruft in einer griechischen Tragödie der Chor der Toten den Lebenden zu.
Wir Lebenden sind gemeinsam und jeder einzeln Erbe dieser Toten. Wir stehen - bildhaft ausgedrückt - auf ihren Schultern. Wenn wir uns an Traditionen binden, dann geben wir diesen Toten ein Recht zur Mitsprache in unserem Leben. "Tradition ist Demokratie für die Toten", hat der geistreiche englische Katholik Gilbert Keith Chesterton vor Jahrzehnten gesagt.
Aus dem großen Heer namenloser oder benannter Toter treten jedem von uns einige unverwechselbar entgegen: Verwandte, Freunde, Tote auch, die uns - obwohl nicht biografisch verbunden - durch ihr spirituelles Vorbild oder ihr kulturell-schöpferisches Ingenium unvergesslich sind.
Viele Priester pflegen beim Totengedenken im Hochgebet der heiligen Messe innezuhalten und still ihrer persönlichen Freunde zu gedenken. Im Roman "Keiner kommt zu kurz", den der schottische Konvertit Bruce Marshall verfasst hat, wird erzählt, dass die Hauptgestalt, der bescheidene und alt gewordene Priester Abbe Gaston bei der Messe nun immer länger brauchte, um still die Namen seiner Toten aufzuzählen. So viele, zu viele waren es, die im Tod schon von ihm fortgehen mussten, vielleicht auch fortgehen durften.
Wo sind die Toten? - fragen Menschen nicht nur am Allerheiligen- und Allerseelentag. Sind sie nur in den Gräbern und im sie segnenden oder verurteilenden Gedächtnis der Nachwelt? Der christliche Glaube sagt, dass die Menschen in ihrer Essenz unsterblich sind: er glaubt nicht, wie manche religiöse Gemeinschaften, die sich von der Kirche getrennt haben, dass die Bösen einfach vernichtet, "vernichtst" werden; sondern dass alle im Gedächtnis Gottes aufgehoben sind, was ihnen eine Wirklichkeit gibt, die wirklicher ist als unsere handgreiflich erfahrbare Welt.
Unverlierbare Heimat, ewiges Aufgehobensein bei Gott nennen wir Himmel. Definitive Heimatlosigkeit fern von Gott nennen wir Hölle. Es ist dem Christen verwehrt, zu behaupten, dass die Hölle leer sei. Es ist ihm aber nicht verwehrt, zu hoffen, dass Gott sich durch Läuterungen hindurch auch menschlicher Ungeheuer schließlich erbarmen kann. Das irdische Leben, die Zeit der Pilgerschaft, vollzieht sich im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Polen Himmel und Hölle, und es ist auf Reife durch immer größere Annäherung an das göttliche Licht angelegt.
Wer nur glauben kann, dass die Existenz eines Menschen als Individuum nach 70 oder 100 Jahren definitiv erlischt, der wird zwischen tragischem Heroismus und egoistischem Hedonismus eingespannt seinen Weg gehen. Er wird die großen Toten ehren oder verdrängen, weil ihr Bild ihm unbequem ist.
Wer aber glauben kann, dass die Toten nicht tot sind, der wird für die unvollendeten Toten beten, und er wird die bei Gott vollendeten Toten bitten können, für ihn bei Gott helfend da zu sein, so wie sie zu Lebzeiten für ihn oder andere Menschen da gewesen sind.
Der Allerseelentag ist für viele auch ein Anlass, mehr als sonst an den eigenen Tod zu denken: "Certus an, incertus quando" haben die antiken Römer in lateinischer Prägnanz von ihm gesagt. Viele verdrängen ihren Tod, manche fürchten ihn, manche ersehnen ihn auch. Ein Arzt, Vorstand einer Universitätsklinik, hat mir erzählt, dass der Theologe Karl Rahner schon Monate vor seinem letzten Aufenthalt in dieser Klinik auf die Frage, was er denn jetzt an Theologie erarbeite, bündig geantwortet habe: "Ich bereite mich auf meinen Tod vor."
Etwas davon sollten auch wir jetzt schon tun: immer wieder beten um die Gnade eines guten Lebens, das einem guten Tod entgegenreifen kann. Mindestens in jedem Ave-Maria-Gebet bitten wir um einen solchen Tod mit den Worten: Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Psalm Zweiundzwanzig
Mein Gott,
Tag und Nacht rufe ich dich,
doch ich höre keine Antwort.
Warum fühle ich mich so verlassen?
Warum spüre ich nicht deine Nähe,
wo ich so einsam bin?
Doch du bist heilig
du wirst mich heil machen.
Darauf vertraue ich.
Mein Mund ist trocken
und ich finde keine Worte mehr.
Stumm bleibt mein Rufen
und ungehört mein Klagen.
Rette mich, Herr
und verachte mich nicht.
Doch! Ich preise deine Treue, Herr,
denn du verlässt mich nicht.
Mein Herz lebt auf in dir
und meine Seele lebt weiter
für immer.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Wir suchen Hoffnung
Wir sterben Tode,
Tag für Tag,
verspüren Ängste,
Nacht für Nacht.
Wir wollen leben,
wollen frei sein:
Herr erbarme dich
Wir suchen Hoffnung,
Tag für Tag,
ersehnen Frieden,
Nacht für Nacht.
Wir wollen hoffen,
wollen atmen:
Christ, erbarme dich.
Wir brauchen Liebe,
Tag für Tag,
erbitten Hilfe,
Nacht für Nacht.
Wir wollen lieben,
wollen gehen:
Herr, erbarme dich.
Donath, Bernd; Beten durch die Schallmauer; Neuss, KJG Verlagsgesellschaft mbH., 1997.
Weiterleben
Verstorben.
Gerade noch im Leben.
Den Hauch des Atems eingezogen
und zum letzten Mal
wieder losgelassen.
Gestorben.
Aus und vorbei.
Jetzt schon in der anderen Welt.
Das Leben einfach zurückgelassen.
Abgestorben.
Der Körper vergangen.
Doch so vieles bleibt -
wird niemals vergessen.
Weiterleben.
Durch Tod und Auferstehung.
Bei Gott und den seinen.
Für immer und ewig.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Auf wiedersehen
Wie schwer fällt mir dieses Auf Widersehen,
weil ich nicht weiß, ob es eines geben wird.
Muss ich an Erinnerungen festhalten,
um nicht zu vergessen?
Oder kann ich getrost den neuen Tag leben,
weil ich weiß,
dass es ein Wiedersehen geben wird?
Ich muss loslassen und zurücklassen,
darf nicht festhalten an dem,
was hinter mir liegt.
Ich kann mich neu einlassen
auf das, was da kommen wird,
was das Leben noch für mich bereit hält?
Ich muss mich dankbaren Herzens
von Vielerlei verabschieden,
um freudigen Herzens
Neues begrüßen zu können.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Komm nun
Komm nun, höchstes Fest
auf dem Weg zur ewigen Freiheit,
Tod, leg nieder beschwerliche Ketten und Mauern
unseres vergänglichen Leibes
und unserer verblendeten Seelen,
dass wir endlich erblicken,
was hier uns nicht vergönnt ist zu sehen.
Freiheit, dich suchten wir lange
in Zucht und Tat und Leiden.
Sterbend erkennen wir nun
im Angesicht Gottes dich selbst.
Bonhoeffer, Dietrich; in: zum Beispiel du, Gebete für junge Menschen, Hg. Gudio Erbrich; Leipzig, St. Benno-Verlag, 2002.
Am Boden
Herr,
du treusorgender Gott,
du hältst zu mir.
Du bleibst mir treu,
wenn ich am Boden liege,
du stehst zu mir,
wenn ich schwach bin,
du wendet dich nicht ab,
wenn ich von dir und der Welt
nichts mehr wissen will.
Du
stärkst
führst
und begleitest mich,
in hellen und ganz besonders
in dunklen Stunden meines Lebens
und am allermeisten dann,
wenn alles ausweglos erscheint.
Sei du mein Ausweg, Herr.
Amen.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Neue Horizonte
Herr,
schenke mir Stille,
wenn ich nichts mehr hören und sehen will
und Freunde,
die mir zuhören,
wenn ich reden, nur noch reden will.
Herr,
schenke mir Horizonte,
wenn die Trauer mir den Blick verstellt
und einen weichen tröstenden Boden,
wenn ich mich vor lauter Schmerz
nicht mehr auf den Beinen halten kann.
Herr,
schenke mir Sehnsucht,
nach dem Leben nach der Trauer
und eine stetig wachsende Hoffnung
auf ein Wiedersehen
bei dir.
Amen.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Trost
Trost ist
ein gesprochenes Wort
und ein stilles Schweigen,
eine zarte Umarmung
und eine gehaltene Hand.
Trost ist
ein leises Lied
und gute Gedanken,
eine warme Berührung
und ein mitfühlendes Herz.
Trost ist
ein Stück gemeinsamer Weg
und ein freundlicher Mensch,
ein aufmerksamer Zuhörer
und ein Gespräch mit Gott.
Greubel, Frank; In dieser Zeit Gebet; Würzburg, Vinzenz Druckerei.
Vor den Gräbern
Wir waten vor den Gräbern.
Wir tasten mit den Blicken
die Steine und Hügel ab.
Wir stehen unschlüssig da,
bis eine Windhauch die Blumen bewegt.
Bis ein Wort auf der Tiefe
uns trifft,
bis der Boden unter uns fest wird,
bis wir jedes Fortgehen
als Heimgehen erkennen und spüren.
Gutl, Martin; Loblied vor der Klagemauer; Graz, Wien, Köln, Styria, 1978.
Der Mönch und das Vögelchen
Es war in einem Kloster ein junger Mönch, des Namens Urbanus, gar fromm und fleissig, dem war der Schüssel zur Bücherei des Klosters anvertraut, und er hütete sorglich diesen Schatz, schrieb selbst manches schöne Buch und studierte viel in den anderen Büchern und in der heiligen Schrift. Da fand er auch einen Spruch des Apostels Petrus, der lautete: Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag und wie eine Nachtwache. Das dünkte dem jungen Mönche schier unmöglich, mocht und konnte es nicht glauben, und quälte sich darob mit schweren Zweifeln. Da geschah es eines Morgens, dass der Mönch herunter ging aus dem dumpfen Bücherzimmer in den hellen schönen Klostergarten, da sass ein kleines buntes Waldvögelein im Garten, das suchte Körnlein, flog auf einen Ast und sang schön wie eine Nachtigall. Es war auch dieses Vögelein gar nicht scheu, sondern liess den Mönch nahe an sich heran kommen, und er hätte es gern gehascht, doch entfloh es, von einem Ast zum andern, und der Mönche folgte ihm eine gute Weile nach, dann sang es wieder mit lauter und heller Stimme, aber es liess sich nicht fangen, obschon der junge Mönche das Vögelein aus dem Klostergarten heraus in den Wald noch eine gute Weile verfolgte.
Endlich liess er ab, und kehrte zurück nach dem Kloster, aber ein anderes dünkte ihm alles, was er sah. Alles war weiter, grösser und schöner geworden, die Gebäude, der Garten, und statt des niedern alten Klosterkirchleins stand jetzt ein stolzes Münster da, mit drei Türmen. Das dünkte dem Mönch sehr seltsam, ja zauberhaft. Und als er an das Klostertor kam und mit Zagen die Schelle zog, da trat ihm ein gänzlich unbekannter Pförtner entgegen, der wich bestürzt zurück vor ihm. Nun wandelte der Mönche über den Klosterkirchhof, auf dem waren so viele Denksteine, die er gesehen zu haben sich nicht erinnern konnte. Und als er nun zu den Brüdern trat, wichen sie alle vor ihm aus, ganz entsetzt. Nur der Abt, aber nicht sein Abt, sondern ein anderer, junger, hielt ihm Stand, streckte ihm aber auch gleich ein Kruzifix entgegen und rief: "Im Namen des Gekreuzigten; Gespenst, wer bist du? Und was suchst du, der den Höhlen der Toten entflohen, bei uns, den Lebenden?"
Da schauerte der Mönch zusammen, und wankte wie ein Greis wankt, und senkte den Blick zur Erden. Siehe, da hatte er einen langen silberweissen Bart bis über den Gürtel herab, an dem noch der Schlüsselbund hing zu den vergitterten Bücherschreinen. Den Mönchen dünkte der Mann ein wunderbarer Fremdling, und sie leiteten ihn mit scheuer Ehrfurcht zum Sessel des Abtes. Dort gab er einem jungen Mönch die Schlüssel zum Büchersaal, der schloss auf, und brachte ein Chronikbuch getragen, darin stand zu lesen, dass vor dreihundert Jahren der Mönche Urban spurlos verschwunden, niemand wisse, ob entflohen oder verunglückt. "O Waldvögelein, war das dein Lied?" fragte der Fremdling mit einem Seufzer. "Kaum drei Minuten lang folgte ich dir und horchte deinem Gesang, und drei Jahrhunderte vergingen seitdem! Du hast mir das Lied von der Ewigkeit gesungen, die ich nicht fassen konnte! Nun fasse ich sie und bete Gott an im Staube, selbst ein Staub!" Sprach's und neigte sein Haupt, und sein Leib zerfiel in ein Häuflein Asche.
Bechsteins Märchen, in: L. Bickel/D. Tausch-Flammer (Hg)., Ich möchte dich begleiten. Texte von Abschied und Hoffnung, Herder 1999, S. 180f.
Ich wünsch dir einen Engel
Ich wünsch dir einen Engel,
der dich tröstet,
wenn du traurig bist.
Der um deine Einsamkeit weiss,
zu dir kommt und dich aushält.
Der dich versteht und dir zuhört.
Der mit dir redet, wenn es nötig ist,
aber auch im richtigen Augenblick
schweigen kann.
Der dich in die Arme nimmt,
dessen Wärme dir einfach gut tut.
Der dir die Gewissheit gibt,
geliebt zu sein.
Der dich fühlen lässt,
von Engelsflügeln umgeben zu sein -
Hoffnung wächst ganz zaghaft
Gisela Zimmermann, in: Möge deine Zeit erfüllt sein von Freude. Worte die begleiten, Herder 2006, S. 65.
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, einen Sterbenden zu begleiten...
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, einen Sterbenden zu Hause zu betreuen und zu begleiten, wird mit widersprüchlichen Gefühlen konfrontiert. Ja, es macht Mühte, es ist ein Aufwand und ein tiefer Eingriff in den eigenen Alltag. Man gerät in immer wiederkehrende Gefühlsstürme, man muss sich und seine Bedürfnisse zurückstellen, man kommt an seine Grenzen und weit darüber hinaus, man wird verzweifelt, wüten, aufgeben wollen. Immer und immer wieder kommen Gefühle auf, die uns am Helfen hindern wollen. Wir werden mehr als einmal verletzt, frustriert und wütend sein und rachsüchtig Gleiches mit Gleichem vergelten wollen - und es sogar tun. Aber wir werden mit der Zeit auch merken, dass sich Grenzen auftun und das Herz sich ausdehnen kann. Wir werden in uns Stolz entdecken, Stolz auf eine bestmöglich getane Arbeit, und tiefe, innige Dankbarkeit und Freude, einem geliebten Menschen diesen Dienst erweisen zu dürfen.
Wenn wir Ja sagen können zu diesem Liebesdienst, machen wir uns für ein Stück des Weges zum Schicksalsgefährten der Sterbenden. Zu einem Begleiter, der bereit ist, was immer auch kommen mag, mit ihr durchzustehen, bis sie uns durch die Pforte des Todes vorangeht. Wohl werden wir trauern, aber weil wir Zeit und Gelegenheit hatten, Momente innigster Verbundenheit und grösstmöglicher Offenheit miteinander zu erleben, zusammen stark und schwach zu sein, haben sich vielleicht unmerklich alle Verstrickungen, alle Schuldgefühle, alle Verpflichtungen, alle Bindungen gelöst. Wir haben den Prozess des unaufhaltsamen physischen Zerfalls aus nächster Nähe miterlebt und können den geliebten Menschen schliesslich gehen lassen. Dann, wenn hoffentlich alles gesagt und alles gespürt und alles, was zu tun war, getan ist.
Wie oft bleiben Angehörige und Freunde mit Gefühlen von Schuld und Reue zurück, weil sie nicht den Mut hatten, unausgesprochene Fragen zu stellen, zu verzeihen, Versöhnung zu suchen und Liebe auszudrücken! Anstatt uns zurückzuziehen vor den Sterbenden und uns wie die Kinder die Augen zuzuhalten im Glauben, wir würden dadurch unsichtbar, stellen wir uns doch lieber in diesen Dienst, voller Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und voller Ehrfurcht gegenüber dem grossen Geheimnis des Lebens - dem Sterben.
Aus: Dettwiler, Christa, Zum Sterben will ich nach Haus. Ein Leitfaden für Angehörige, Caritas Verlag Luzern 2005, S. 18ff.
Der Herr sorgt für mich
Der Herr sorgt für mich.
Warum sollte ich mir Sorgen machen?
Er gibt mir Nahrung für Geist und Herz,
wenn sonst niemand meinen Hunger stillt,
wenn alles andere mir zwischen den Fingern zerrinnt,
mit dem man mich abspeisen will.
Er gibt mir das Wasser, das den Durst löscht,
den Durst nach wirklichem Leben.
Wo immer er mich hinführt:
Er gibt mir sicheren Schritt.
Er zeigt mir einen Weg
Durch das Gewühl der Menschen,
durch die Flucht der Lichter,
durch das Rauschen der vielen Stimmen,
einen klaren Weg.
So gewiss es Gott ist, der mich führt.
Und wenn die Lichter verlöschen,
und wenn es dunkel wird,
wenn ich einsam bin,
wenn ich krank bin,
wenn ich den Tod fürchte -
wenn ich schuldig bin vor dir, Herr,
und deine Hand verloren habe,
fürchte ich doch nicht,
dich zu verlieren.
Denn du bist bei mir,
du deckst mir den Tisch,
stärkst mich mit Brot und Wein,
obwohl manche zweifeln,
dass ich das verdiene.
Du hast mich gesalbt mit Öl,
besiegelt mit dem Zeichen des Kreuzes,
das Zeichen, dass du mir nahe bist,
dass du mich liebst
und dass ich dir gehöre.
Wenn du mich begleitest auf meinen Wegen,
wird es mir gut ergehen, mein Leben lang,
und wenn mein Leben zu Ende geht,
lässt du mich bei dir wohnen
für immer.
Gabi Ceric (2000)