2. Lesung vom Dritten Adventssonntag, Lesejahr B:
1 Thess 5,16-24
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher:
Freut euch zu jeder Zeit!
Betet ohne Unterlaß!
Dankt für alles;
denn das will Gott von euch,
die ihr Christus Jesus gehört.
Löscht den Geist nicht aus!
Verachtet prophetisches Reden nicht!
Prüft alles, und behaltet das Gute!
Meidet das Böse in jeder Gestalt!
Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar
und bewahre euren Geist,
eure Seele und euren Leib unversehrt,
damit ihr ohne Tadel seid,
wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt.
Gott, der euch beruft, ist treu;
er wird es tun.
Die zweite Lesung ist dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher, dem ältesten Textdokument des Neuen Testaments (aus dem Jahr 51 oder 52 nach Christi) entnommen. Paulus gibt uns mit diesem Brief einen Einblick in die damalige Situation der Gemeinde von Thessaloniki.
Inhaltlich ist das fünfte Kapitel von einer großen Naherwartung geprägt, stilistisch ist unser heutiger Lesungstext ein paränetischer (mahnender) Abschnitt, der die Gemeinde zur Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln aufruft.
Die Verse 19-22 sind den Charismen, den Wirkungen des von Gott gesendeten Geistes in der Gemeinde gewidmet. Diese Charismen oder Gnadengaben sollen sich entfalten können und dürfen in der Gemeinde keinesfalls zurückgedrängt werden.
Vers 19 "Löscht den Geist nicht aus!" ist aufgrund seiner Bedeutung fast zu einem Sprichwort geworden.
Der 2. Thessalonicherbrief ist das älteste Dokument des Neuen Testaments. Es ist stark geprägt von der Naherwartung. Die Gemeinde von Thessaloniki (vgl. Vers 4,13ff) erwartet gespannt das Ende und die Ankunft des erhöhten Herrn.
Im Vers 5 mahnt der Apostel zur Wachsamkeit.
Im heutigen Abschnitt werden spezielle Fragen des Gemeindelebens angesprochen. So werden die jeden Christen ganz speziell angehenden Forderungen angesprochen: "Freut euch; betet; und dankt für alles." Dazu die Zusicherung: Gott steht zu eurer Berufung, er ist und bleibt treu.
Der Text der zweiten Lesung entstammt dem paränetischen (mahnenden) Teil des von Paulus um die Jahre 51/52 n. Chr. verfaßten Briefes an die Thessalonicher. Wir haben es bei diesem Brief mit der ältesten Schrift des Neuen Testaments zu tun und erhalten damit Einblick in eine Gemeinde der Ursprungszeit.
Abgesehen von den Segenswünschen des Paulus am Ende könnte man unsere Stelle in zwei Abschnitte einteilen. Im ersten geht es mit den Aufforderungen zu ungebrochener Freude, zu anhaltendem Gebet und zu Danksagung um Haltungen, die das Gesicht einer Gemeinde bestimmen sollen, zumal sie dem neuen Sein in Christus entsprechen: "die ihr Christus Jesus gehört".
Der zweite Abschnitt ist den Charismen, den Geistwirkungen in der Gemeinde gewidmet. Sie sollen sich entfalten können und nicht ausgelöscht werden. Fridolin Stier spricht in seiner Übersetzung eindrucksvoll vom Nicht-Ersticken des Geistes. Im einzelnen geht es um die prophetische Rede, weil im paulinischen Verständnis vor allem sie die Gemeinde aufbaut, aber auch um eine kritische Urteilsfähigkeit bezüglich charismatischer oder charismatisch anmutender Phänomene. Die birgt insgesamt eine Herausforderung für die Kirche auch heute: Sind unsere Gemeinden gekennzeichnet von jener geistgewirkten Verantwortung aller, zu der Paulus die Seinen auffordert?
Bernhard Zahrl (2008)
Lorenz Walter Voith (1999)
Martin Leitgöb (1996)