In seinem Brief an die Korinther spart Paulus nicht mit Ermahnungen in all den Streitfragen, die dort eine Rolle spielen. Zu Beginn aber zeigt er seine Wertschätzung für die Gemeinde und erinnert sie an ihre Berufung.(c) Katholische Bibelwerke Deutschland, Österreich, Schweiz.
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde, dass ihr an allem reich geworden seid in ihm, an aller Rede und aller Erkenntnis. Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt, sodass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet. Er wird euch auch festigen bis ans Ende, sodass ihr schuldlos dasteht am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.
Lesungskommentar Gabi Ceric (1996)
Lesungskommentar Manfred Wussow (2005)
Wenngleich Paulus in diesem Brief viel Kritik üben und Ermahnungen geben muß (bezüglich Missstände und Spaltungen in der Gemeinde), die Gemeinde von Korinth an die rechte und gerechte Ordnung erinnert werden muss, stellt Paulus an den Beginn seines Briefes an die Korinther diesen Prolog des Zuspruches und der Erbauung: Die Gemeinde von Korinth ist reich an Gnadengaben Gottes. Sie steht fest im Glauben an Jesus Christus und darf daher auch auf die Treue Gottes vertrauen. Aufgrund dieses Zuspruches können die Probleme und Spannungen im jungen Gemeindeleben angegangen werden, wenn das Wesentliche in den Blickpunkt genommen wird: das Feststehen in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.
So beginnt Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Korinth: ein Gnadenzuspruch, ein Dank, eine Vergewisserung. Es ist ein Dreiklang, der zusammengehört und zusammen gehört werden kann.
Die harten Auseinandersetzungen, die Paulus ansprechen wird, beeinträchtigen nicht, was von Anfang an und vor allem zu schreiben ist: dass auch eine diskussionsfreudige und streitlustige Gemeinde festgehalten und getragen wird. Paulus attestiert, dass den Korinthern keine Gnadengabe fehlt, "während ihr auf die Offenbarung Jesu Christi, unseres Herrn, wartet".
Paulus, der sich zum Teil auch schweren Vorwürfen stellen muss und persönlich angegriffen wird, rechnet nicht ab. Es ist eine große Gewissheit, die den Ton vorgibt und dann auch die Gedankenführung bestimmt: "Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn."
Ein Lehrstück, wie in der Kirche oder einer Gemeinde mit Konflikten umgegangen wird? Es ist mehr:
Wer im Gebet "Danke" sagen kann für Menschen, sieht sich mit ihnen in einer Gemeinschaft, die auch Stürmen standhält. Der Dank, den Paulus in Worte fasst, lässt sich nicht instrumentalisieren, verrechnen oder vereinnahmen. Im Dank sind Menschen ganz auf Gott gewiesen und seiner Treue anbefohlen.
Dabei ist von Paulus auch die Richtung markiert: die Offenbarung Jesu Christi steht noch aus, sein "Tag". Paulus spricht hier den "jüngsten Tag" an, den er nicht als Tag des Gerichts vorstellt, sondern als „Offenbarung Jesu Christi“. Paulus spricht die Gewissheit aus, ohne Bedingungen zu formulieren: Er (Christus) wird euch auch festigen bis an Ende.
2. Lesung (Auswahl) - Kol 3,12-17
Der Umgang miteinander in der Familie wird nach der alttestamentlichen Lesung auch in der neutestamentlichen als Thema aufgenommen. Die Gemeinde von Kolóssä ist von einem Paulusschüler gegründet worden. Der Brief an sie betont vielfach die Einheit in Jesus Christus. Hier geht es um die Familienmitglieder, wie sie nach dem Verfasser, der im Namen und der Autorität des Paulus schreibt, in Frieden miteinander leben können. Manches dort Gesagte würden viele Christen heute auch neu formulieren.(c) Katholische Bibelwerke Deutschland, Österreich, Schweiz.
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Kolossä.
Schwestern und Brüder! bekleidet euch also, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt einander und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist! Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen! Alles, was ihr in Wort oder Werk tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Dankt Gott, dem Vater, durch ihn!
Lesungskommentar Lopez Weißmann (1996)
Paulus beschreibt das Bild des "neuen Menschen". Dieser zeichnet sich aus durch Barmherzigkeit, Güte und Vergebungsbereitschaft. Den Mitmenschen zu ertragen, gerade mit seinen unangenehmen Eigenschaften, ist gerade dort schwierig, wo Menschen in enger Gemeinschaft leben, z. B in einer Familie. All diese Haltungen müssen aber aus der Liebe kommen; denn sie ist das einigende Band, das alles zusammenhält und Kirche erst glaubwürdig erscheinen lässt. Diese Liebe macht uns zu danksagenden Menschen: zunächst Gott gegenüber für seine Erlösung, dann auch den Mitmenschen gegenüber für alle Liebe und Unterstützung, die wir von ihnen erfahren (haben).
Antwortpsalm (Auswahl) - Ps 95,1-2. 4-7
Kv - Kommt mit Jubel vor das Antlitz des Herrn! - Kv
Kommt, lasst uns jubeln dem HERRN, jauchzen dem Fels unsres Heils! Lasst uns mit Dank seinem Angesicht nahen, ihm jauchzen mit Liedern! - Kv
In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, sein sind die Gipfel der Berge. Sein ist das Meer, das er gemacht hat, das trockene Land, das seine Hände gebildet. - Kv
Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserem Schöpfer! Denn er ist unser Gott, / wir sind das Volk seiner Weide, die Herde, von seiner Hand geführt. - Kv
Ruf vor dem Evangelium (Auswahl) - Joh 14,6
Halleluja. Halleluja. (So spricht der Herr:) Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Halleluja.
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Lesungskommentar Christiane Herholz (2002)
Lesungskommentar Bernhard Zahrl (1999)
Lesungskommentar Martin Schachinger (1996)
Das Gleichnis von den Talenten gehört zur Endzeitrede Jesu (Mt 24, 1 – 25, 46). Jesus spricht exklusiv zu seinen Jüngern. In diese Rede sind drei Gleichnisse eingebettet: Das Gleichnis vom treuen und vom bösen Knecht, das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen und das Gleichnis von den anvertrauten Talenten. Die große Bildrede vom Endgericht schließt die Rede ab.
Nach Ulrich Luz (EKK) handelt es sich bei diesem Gleichnis um matthäisches Sondergut. Bei der lukanischen Variante (Lk 19,12-27) handelt es sich um eine Fassung, die vermutlich selbständig überliefert worden ist. Von der Form her liegt bei diesem Gleichnis eine Parabel vor, d.h. in dieser Geschichte wird eine bestimmte Handlung geschildert, die den Zuhörer zur Stellungnahme herausfordert.
Was wollte Jesus mit dieser Parabel sagen? Die Vorschläge der Ausleger sind vielfältig. Einig sind sie sich darüber, dass sie sich auf das Verhältnis der Menschen zu Gott bezieht. Die konventionalisierten Metaphern "Herr" und "Sklave" lassen kaum eine andere Deutung zu. Fast alles andere wird dagegen unterschiedlich beurteilt. Die Grundfragen sind:
Handelt es sich bei der "Abrechnung" um eine feste Metapher für das letzte Gericht oder nur um einen erzählerischen Zug, der die Wichtigkeit des Anspruchs der Parabel einsichtig machen will? Im zweiten Fall neigen die Ausleger zu einer allgemein-menschlichen Deutung der Parabel, im ersten deuten sie sie als Gerichtsgleichnis.
Liegt das Gewicht allein auf dem dritten Sklaven, oder sind auch die beiden ersten Sklaven wichtig als positive Identifikationsmodelle? Je nach dem deutet man die Parabel eher polemisch oder paränetisch.
Liegt das Gewicht nur auf der Abrechnung am Schluss oder auch auf der Gabe des Geldes am Anfang? Je nach dem wird die Parabel als reines Gerichtsgleichnis oder als Parabel von der Wirksamkeit des Gottesreichs verstanden.
Und schließlich: Welches ist die Beziehung dieser Parabel zum Wirken Jesu?
Diese Parabel, die Matthäus in einer Überlieferung vorfand, wird von ihm nun in einen bestimmten Zusammenhang gestellt: Sie steht mit den beiden oben genannten Gleichnissen, bzw. Parabeln unmittelbar nach der Mahnung Mt 24, 44 "Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet."
Somit gibt Matthäus einen Interpretationszusammenhang vor, der auf Jesu Leben und Wirken verweist und die Gefahr eingrenzt, durch die isolierte Betrachtung der Parabel zu einem Gottesbild zu kommen, das missverständlich ist.
Es ist Jesus, auf den sich die Parabel bezieht. Im Lichte seiner Botschaft ist die Geschichte zu deuten. (christologische Dimension)
Außerdem wird durch den Zusammenhang die endzeitliche Bedeutung klargestellt. (eschatologische Dimension)
Schließlich geht es darum, die Gegenwart vor dem Hintergrund dieser endzeitlichen Perspektive zu gestalten. (paränetische Dimension)
Noch zwei interessante Einzelheiten:
In Mt 25, 26 übersetzen Luther und Einheitsübersetzung: "Du böser und fauler Knecht", bzw. "Du bist ein schlechter und fauler Diener". Das griechische Wort, das mit "faul" übersetzt wird, ist "oknhroV " (oknäros), das die Bedeutung von "zögernd, träge, bedenklich, ängstlich" hat. Die Übersetzung mit "faul" schließt an die westliche Auslegungstradition an, die von der Übersetzung des griechischen Wortes durch das lateinische "piger" (faul, verdrossen, langsam, träge) geprägt ist.
Das Vergraben von Geld wird in rabbinischen Quellen als sorgfältiger Umgang mit anvertrautem Geld bewertet (im Gegensatz zu der Aufbewahrung in einem Tuch).
Es gab bei anvertrautem Geld die Möglichkeit, die Summe als "geschlossenes" Depositum oder als "offenes" Depositum zu betrachten. Über ein "geschlossenes" Depositum kann der Verwahrer nicht verfügen. Wenn er es sachgerecht aufbewahrt, haftet er nicht für den Verlust. Über ein "offenes" Depositum kann der Verwahrer verfügen, er haftet aber auch bei Verlust.
Literatur:
Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, 3. Teilband, EKK I/3, Zürich und Düsseldorf/ Neukirchen-Vluyn 1997
Die letzte große Rede Jesu im Evangelium nach Matthäus besteht aus sieben Gleichnissen über die "Vollendung" der Welt und der Kirche durch die erneute Ankunft Christi (in der neutestamentlichen Bibelwissenschaft hat sich für die Kapitel Mt 24 und 25 die Bezeichnung "apokalyptische Rede" entwickelt).
Das historische Umfeld des heutigen Evangeliums kann wahrscheinlich im städtischen Milieu Israels angesiedelt werden. Sicherlich existierte ein "antiker Vorläufer" einer heutigen Bank und das wirtschaftliche Leben war derart ausgeprägt, dass es möglich war, mit seinem Geld zu "wirtschaften" – auch wenn wir alle Details heute nicht mehr rekonstruieren können. Reiche Gutsbesitzer handelten mit den damaligen Metropolen Rom oder Alexandria. Während der Auslandsreisen des Besitzers eines Unternehmens oder Gutes wurde ein treuer Mitarbeiter (gleichgültig ob Sklave oder Angestellter) mit der Fortführung und Betreuung des Eigentums des Besitzers betraut. Wollte man nicht mit dem anvertrauten Geld wirtschaften, so musste man es an einem geheimen Ort vergraben, denn die damaligen Lehmbauten boten gegen Einbrecher nur bedingten Schutz.
Ein Talent Silbergeld war damals viel Geld. Es entsprach etwa 5.000 Denaren. Ein Denar war in etwa der Tageslohn eines Arbeiters und reichte gerade für die Ernährung und die Bedürfnisse einer sechsköpfigen Familie an einem Tag.
Matthäus vergleicht in diesem Evangelium Jesus mit dem Mann, der auf Reisen ging. Beide vertrauen den ihren jeweils das gesamte Vermögen an. Für die Christen bedeutet dies, dass jeder von ihnen verschiedene Gaben und Aufgaben in der Kirche erhalten hat (vgl. hierzu auch die verschiedenen Charismen im Römerbrief des Paulus) und nun in individueller Verantwortung mit diesen "haushalten" oder "wirtschaften" muss. Jeder Erfolg der erzielt wird, geht letztlich auch wieder an Christus zurück. Sicherlich existiert auch die Gefahr, dass mancher stolz wird und auf seinen eigenen "Talenten" sitzen bleibt. Der dritte Knecht hat hingegen Angst, etwas falsch zu machen, und fängt daher erst gar nicht an, mit den ihm anvertrauten Gütern zu wirtschaften – er lebt offensichtlich nach dem Motto "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben".
Weiters fühlt sich dieser Knecht wahrscheinlich den anderen gegenüber benachteiligt und nicht ganz so ernst genommen. Weshalb hat ihm denn der Besitzer sonst nur so wenig anvertraut? Er übersieht jedoch die Tatsache, dass Gottes Liebe nicht mit der Anzahl von anvertrauten "Gegenständen" gleichgesetzt werden kann. Gott gibt jedem die seine und nicht jedem die gleiche Gabe. Gott wird – so Matthäus - den Menschen am Ende der Tage nicht danach fragen, wie er mit dem anvertrauten Gut des Anderen gehandelt hätte, sondern was er aus dem ihm anvertrauten Schatz gemacht hat.
Matthäus warnt in diesem Evangelium also vor der Gefahr, dass wir unser Eigenstes nicht schätzen, es vergraben, ungenützt lassen und uns so um die Chance eines mit den Gaben Gottes anvertrauten „wahrhaft gelebten Lebens“ bringen.
Das Gleichnis von den Talenten im Mathäusevangelium steht im Kontext der Rede Jesu über die Endzeit. Es geht um die Frage nach unserem Verhalten in diesem Leben und seinen Auswirkungen auf das Leben danach. Im Anschluß an unsere Stelle lesen wir bei Mathäus noch die Schilderung des Weltgerichtes. Diesen Zusammenhang müssen wir mitbedenken.
Zum Wert des anvertrauten Geldes ist zu sagen, daß ein Talent etwa 6000 Drachmen entsprach. Eine Drachme war der Tageslohn eines Arbeiters. Es handelte sich also um Summen, die bei Verlust nicht so ohne weiteres zu verdienen waren aber Jesus bezeichnet sie als "Kleinigkeit". Dies unterstreicht noch das Risiko des Auftrags und die Dringlichkeit, den Einsatz der Talente nicht auf die lange Bank zu schieben.
Evangelium (Auswahl) - Lk 12,54-57
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit sagte Jesus zu der Volksmenge: Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen seht, sagt ihr sofort: Es gibt Regen. Und so geschieht es. Und wenn der Südwind weht, sagt ihr: Es wird heiß. Und es geschieht. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu deuten. Warum könnt ihr dann diese Zeit der Entscheidung nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil?
Das Jahresende lädt uns ein, Bilanz zu ziehen; nicht nur wirtschaftlich sondern auch persönlich. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten kann uns dabei helfen. Mehr noch möchte es uns jedoch Mut machen, lähmende Ängste zu überwinden.
Statistiken, Bilanzen, Jahresrückblicke
Zum Jahresende ziehen alle Bilanz. Ob sie das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden, sei dahingestellt. Bilanzen müssen wie Statistiken kritisch hinterfragt werden. Erst recht, wenn es um Bewertungen abseits wirtschaftlicher Standards geht. Jede Bilanz, jede Statistik, jeder Jahresrückblick gibt die persönliche Sicht des Verfassers wider.
Im Evangelium legen drei Diener ihrem Herren nach der Rückkehr von einer längeren Reise ihre Abrechnungen vor. Zwei von ihnen waren sehr erfolgreich. Sie habe das ihnen anvertraute Vermögen verdoppelt. Der dritte bringt das eine Talent, das ihm der Herr anvertraut hat, wieder zurück. Er verantwortet sich damit, dass er meinte, seinen Herrn zu kennen, und Angst vor ihm hatte. Er meinte, klug gehandelt zu haben, indem er es in der Erde versteckte. Der Herr tadelt ihn, nennt ihn faul, lässt ihm das Geld wegnehmen und einem anderen anvertrauen, der sich als fähig erwiesen hat, mehr daraus zu machen. Das Gleichnis erzählt nicht, wie der Herr reagiert hätte, wenn einer das anvertraute Talent verwirtschaftet hätte. Der Schlüssel zum Verständnis ist der Satz: "weil ich Angst hatte..."
Persönliche Bilanz
Je nachdem, was ich als mir anvertrautes Talent betrachte, wird vielleicht meine Bilanz unterschiedlich ausfallen. Zunächst denken wohl viele an das liebe Geld. Mit Geld kann man den Lebensunterhalt finanzieren, sich dieses oder jenes leisten, es gewinnbringend anlegen, brachliegen lassen, ein Unternehmen gründen, etwas für einen guten Zweck spenden... Es gibt viele Möglichkeiten. - Und es ist nicht gleichgültig, was ich mit mir anvertrautem Vermögen mache. Mit Talent bezeichnen wir auch Begabungen. Auch da kommt es darauf an, was ich aus meinen Begabungen mache: ob ich sie entfalte, ehrgeizig optimiere oder sie brachliegen lasse. Auch Gesundheit kann ich als Talent betrachten. Wie gehe ich damit um? Manche beneiden mich vielleicht um diesen Kapital. Oder lasse ich sie als ängstlicher Stubenhocker verkümmern? Das Gleichnismotiv vom Herrn, der zurückkommt, lässt auch an das Gut des Glaubens denken. Lasse ich den mir geschenkten Glauben wachsen, vertiefe ich ihn, bilde ich mich weiter oder lasse ich ihn verkümmern? Das kostbarste Talent, das wir von Gott erhalten haben, ist das Geschenk des Lebens. Ein Mitbruder, dem ich viel geistige Anregung verdanke, fragte mich jedes Mal, wenn wir uns längere Zeit nicht gesehen hatten: Wie geht es dir? Lebst du noch? – Er meinte das in dem Sinn, ob ich wirklich lebe oder nur funktioniere. Wer das Geschenk des Lebens ängstlich vergräbt, nicht wagt wirklich zu leben, gehört wie der dritte Diener im Gleichnis zu den Verlierern.
Zuversichtlich nach vorne blicken
Wie auch immer Ihre persönliche Jahres- oder Lebensbilanz ausfällt, das Gleichnis Jesu will uns Mut machen nach vorne zu schauen und eine eventuelle Angst vor einem strengen Blick Gottes zu überwinden. Der Herr im Gleichnis ist streng, aber in einem anderen Sinn, als wir es normalerweise von weltlichen Herren gewohnt sind. Er ist vor allem großzügig. Er gibt jedem der Diener eine Riesenchance. Am Ende tadelt er nur den, der aus Ängstlichkeit nichts aus seiner Chance gemacht hat. Er lobt die, die ihre Chance wahrgenommen haben. Sie haben erkannt, worum es ihrem Herrn geht. Der Ängstliche meinte, seinen Herrn zu kennen, kannte ihn aber nicht wirklich.
Jesus hat gesagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. – Mit dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten ermutigt uns Jesus, das uns anvertraute Leben, unsere Begabungen, das Gut des Glaubens, unsere Gesundheit und auch wirtschaftliche Vermögenswerte zur Entfaltung zu bringen. Mehr noch fordert er uns auf, unsere Ängstlichkeit abzulegen und das uns von Gott Gegebene zu nutzen. Mit dem Wissen um diesen Herrn im Rücken, können wir zuversichtlich ins neue Jahr gehen.
Gott geht mit uns in die Zukunft
Mag. theol. Pater Hans Hütter (2017)
Eine ungewisse Zukunft weckt in uns Ängste. Jesus lehrt uns, die Gegenwart und das Wirken Gottes in den Zeichen der Zeit wahrzunehmen. Gott ist da, auch in schwierigen Phasen des Lebens. An der Schwelle zum neuen Jahr schauen wir dankbar auf die Vergangenheit und nehmen darin das Wirken Gottes wahr, dann können wir vertrauen, dass er auch in Zukunft bei uns sein wird.
Blick in die Zukunft
Gerne würden viele Menschen wissen, was das bald beginnende neue Jahr bringt. Niemand kann es voraussehen, kein Wahrsager, kein Horoskop, kein Zukunftsforscher. Seriöse Zukunftsforscher analysieren aktuelle Daten und versuchen daraus Trends und mögliche Entwicklungen herauszulesen. Sie betonen, wie wichtig es sei, auf das Gegenwärtige genau hinzuschauen.
Jesus wurde auch immer wieder mit Zukunftsfragen konfrontiert. Zu seiner Zeit kursierten Ängste vor Kriegen, Seuchen, Naturkatastrophen und vor dem Weltuntergang. Er hat sich nicht darauf eingelassen. Seine Antwort lautete: Schaut genau hin, dann könnt ihr die Zeichen der Zeit deuten. Interessant ist, wie er diese gedeutet hat. Er sah hinter allem vor allem das Wirken Gottes. Ihm wurde alles zu einem Gleichnis für das Wirken Gottes in der Welt: Seht euch die Vögel an, die Blumen! Sorgt euch nicht ängstlich! Wie sie seid auch ihr bei Gott gut aufgehoben!
Jesus lehrt uns, in allem das Wirken und die Gegenwart Gottes zu erkennen. Das lässt uns in Gelassenheit und mit Zuversicht der Zukunft entgegengehen. Das bedeutet nicht, dass uns deshalb Schweres erspart bleibt. Was immer auf uns zukommt, wir haben Gott als Begleiter.
Jakobs Himmelsleiter
In der Lesung haben wir eine Geschichte von Jakob, dem Stammvater des Volkes Israel gehört. Er musste als junger Mann von daheim wegziehen, weil er seinen Bruder Esau um den Segen des Vaters und um das Erstgeburtsrecht betrogen hatte und dieser ihm nun nach dem Leben trachtete. Allein auf sich gestellt musste er in der freien Natur übernachten. Ein Stein diente ihm als Kopfpolster... In einem Traumbild sah er den Himmel offen und vernahm er die Zusage Gottes, dass er ihn zu einem großen und bedeutenden Volk machen werde. Durch ihn und seine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Jakob hatte in diesem Moment nichts außer Gott. Und das genügte trotz seiner ungewissen Zukunft.
Dank für die Gegenwart Gottes im Vergangenen
Was uns helfen kann, zuversichtlich unserer Zukunft entgegen zu gehen, ist der Blick auf die Vergangenheit und das Wahrnehmen der Gegenwart Gottes in der Welt, in der wir leben. Allzu schnell besetzen wir ungewisse Entwicklungen mit Ängsten. Ängste sind schlechte Ratgeber. Natürlich müssen wir vorsichtig sein, wichtiger jedoch ist die Umsicht. Denn auch in dem, was auf uns zukommt, ist Gott anwesend.
Es lohnt sich, noch einmal auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurück zu blicken und zu fragen, wo und in welcher Weise ist mir Gott begegnet. Es tut uns gut, immer wieder diese schönen Seiten des Lebens zu betrachten und sie dankbar mit Gott in Verbindung zu bringen. Wir neigen dazu, Gott nur in den schönen und angenehmen Erlebnissen zu suchen und die negativen Erfahrungen als Abwesenheit Gottes wahrzunehmen. Es gibt aber auch Menschen, die Schweres durchgemacht haben und dennoch im Laufe der Zeit entdeckt haben, dass ihnen gerade auch in der Krise Gott nahe war und zur Seite gestanden ist.
An der Schwelle zum neuen Jahr lade ich Sie ein, dankbar auf alles Gute des vergangenen Jahres zurückzuschauen und im Gebet alle Ungewissheit der Zukunft in die Hände Gottes zu legen.
Ein Gespräch zum Jahresende
Dipl. Päd. Hannelore Jäggle (2016)
Das Gespräch, das Jesus mit einer Samariterin am Jakobsbrunen führt, wird für sie zur Lebenswende. Durch dieses Gespräch findet sie zu einer neuen Lebensquelle. Neue Lebensquellen zu finden, ist auch ein Anliegen des Jahreswechsels.
Rückschau
Zum Jahresende lade ich zu einer Rückschau ein, eine Rückschau, die zugleich neue Perspektiven eröffnet. Diese Rückschau beinhaltet Schlüsselstellen aus dem Gespräch, welches Jesus mit der Samariterin geführt hat. Es sind jene Stellen, die uns alle einladen, auch im kommenden Jahr weiter darüber nachzudenken. Am Schluss der Rückschau erfahren wir vom Beginn einer Lebenswende, einer neuen Zeit im Leben dieser Samariterin.
Vielleicht sind am Beginn der Rückschau zum besseren Verständnis folgende Fragen hilfreich: Welche Gespräche haben auf Grund ihrer zuversichtlichen, hoffnungsvollen Worte ungeahnte Wendung in unserem Leben ausgelöst? Was nehmen wir persönlich von diesen Worten, Gesprächen mit in das „Neue Jahr“? Werden diese uns weiter beschäftigen, bzw. anregen sich mit dem Gespräch auch im kommenden Jahr auseinanderzusetzen, weil sie dem Leben mehr an Fülle und Sinn geben können?
Gespräch am Jakobsbrunnen
Von so einem Gespräch, das zum Nachdenken anregt, erzählt der Evangelist Johannes. Es ist ein sehr langes Gespräch zwischen einem Mann aus Galiläa und einer Frau aus Samarien. Dieses Gespräch ist bis auf den heutigen Tag noch nicht „ausgeredet“. So können und dürfen wir es fortsetzen, denn das, was das Gespräch ins Rollen gebracht hat, betrifft auch unsere heutige Gesellschaft.
Also beginnen wir mit dem, was der Mann aus Galiläa von der Frau aus Samarien mit folgender Bitte fordert: „Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!“ - Was haben diese Worte bei der Samariterin ausgelöst? Wahrscheinlich, nein sogar sicher, wie wir im Verlauf des Gespräches noch erfahren werden, eine zu tiefste Erschütterung in ihrem Frauenrollenbild aus ihrer Volksgruppe der Samariter! - Wieso das? Jesu Verhalten, so nehmen wir an, entspricht doch dem von Männern geprägten Rollenbild der Frauen in der damaligen Welt und, salopp festgestellt, oft auch noch heute.
Was ist daran so „aufregend“, dass diese Szene am Brunnen im Evangelium zu den Schlüsselstellen gehört? Dazu müssen wir noch ein zweites – damals - festgefahrenes Rollenbild bedenken: Es ist jenes zwischen zwei Kulturen, zwischen zwei Religionsgruppierungen, zwischen zwei verschiedenen Regionen in einem Land.
Die Antwort der Frau, etwas aussagekräftiger formuliert als von Johannes, könnte auch so lauten: „Wie, du, ein Jude, verlangst von mir zu trinken, von einer Samariterin?“ In dieser Formulierung kommt das Entsetzen, das Erstaunen der Frau stärker zum Ausdruck. Durch die Frage Jesu wird sie in ihrem Selbstbewusstsein, das ganz und gar darin besteht, eine Samariterin zu sein, aus ihrem Lebenskonzept gebracht.
Aus der Rolle fallen
Dass Jesus durch seine Bitte an diese Frau aus der üblichen Rolle eines Mannes aus dem Judentum fällt, ist in dieser Perikope gewollt. Eigentlich fällt „er“ nicht aus der Rolle, sondern Jesus spielt einfach nicht die Rolle, die die Frau von ihm erwartet hat. Dadurch ist sie verunsichert, verwirrt. Dazu sei bemerkt, dass auch sein Jüngerkreis vom „nicht in eine Rolle gezwängtem Verhalten“ Jesu oft genug verwirrt wurde.
Diese provokante Einleitung zu dem Gespräch am Jakobsbrunnen, bei der Jesus, als männlicher Teil und die Samariterin, als weiblicher Teil, war durch diese alten fixierten Rollenbilder zwischen Mann und Frau und hier konkret noch zwischen Samaritern und Juden möglich. Und: Frauen sind – das ist das gängige Bild über Frauen in der Gesellschaft - entsetzt, werden erschüttert in ihrem Selbstbewusstsein, Männer jedoch fallen gezielt oder spontan „nur“ aus der Rolle. Diese alten Denkstrukturen über Frau und Mann werden geschickt aufgegriffen und in ein Angebot neuen Lebens verwandelt!
Dazu ist ein wesentlicher Schritt der Frau, der Samariterin, als Reaktion auf die Aktion Jesu notwendig. Dieser Schritt wird ihr ermöglicht, weil Jesus ihn selber getan hat: er ist aus der kollektiven Lebensform heraus gefallen.
Der eben erst ungewöhnliche Gesprächsanfang hat eine Fortsetzung: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Mit diesen Worten fällt Jesus buchstäblich mit der Tür ins Lebenshaus der Frau. Dieses Lebenshaus wurde und wird auch heute noch geformt, geprägt und gebildet von dem Rollenverständnis einer Frau in ihrem gesellschaftlichen Zuhause.
Wie kann man sich so verhalten, so eine schroffe, radikale Aussage machen gegenüber einer Frau, die eben in ihrem Selbstbewusstsein erschüttert worden ist? Statt Wasser wird jetzt von der Gabe Gottes gesprochen, die es für die Frau zu erkennen gibt. Hier beginnt eine Umkehrung der Verhältnisse, beginnt der Bruch mit einer Tradition, die meist keinen Raum, keinen Platz der Veränderung, sprich Entwicklung vorsieht.
Diese Stellen sind jedoch nur der Anfang des Gespräches zwischen der Frau und Jesus am Jakobsbrunnen. Der weitere Gesprächsverlauf dauert lange, wir haben es gehört. Die Frage drängt sich auf: Kann sich der Evangelist nicht kürzer fassen und gleich sagen, auf was er hinaus will? Wozu diese langatmige Erzählung, so umständlich, so verwirrend, mit so vielen Unklarheiten?“ - Nein, ein klares Nein! Der Evangelist kann sich – als guter Erzähler – in diesem Fall nicht kürzer fassen und dieses Gespräch muss unbedingt Platz für „Umwege“, für Klarstellungen und Zeit haben. Zeit haben für ein Gespräch, das nachhallt, das Wirkung zeigt, ist noch immer wichtig! Der Prozess der Offenbarung, welche hier ein „Angebot neuen Lebens“ verkündet, ist keine Blitzaktion. Das Gespräch zeigt durch und in seiner Länge auf, dass es nur Schritt für Schritt in der Seele eines Menschen Entwicklung gibt, egal ob Frau oder Mann.
Lebensumschwung
Neue Orientierungspunkte muss in dieser Begegnung die Samariterin setzen: es geht nicht um die Gabe von ihr, sondern von ihm. Das verwirrt sie. In dieser Verwirrung spricht sie das an, was sie zu verstehen meint: das Wasser, das lebendige Wasser, das er ihr geben will. - Aus dem Brunnen da? Nein, geht nicht, der ist zu tief. Dann bleibt nur zu fragen: „Woher hast du also das lebendige Wasser?“
Langsam merken auch wir als Zuhörer/in, dass hier immer nachgefragt wird, dass hier Dinge offen sind, die zum Nachdenken anregen. Diese laden die Frau ein, den nächsten Schritt zu wagen, die eigene religiöse Herkunft, die eigene Quelle ihres Volkes zu hinterfragen: „Bist du etwa größer als unser Vater Jakob?“
Ob die Frau nun alles in Frage stellt, was ihr Leben, ihre Tradition betrifft, bleibt offen, aber dass sie ihr Leben zu hinterfragen anfängt, ist außer Zweifel. Und dies am Ort, dem Jakobsbrunnen, der die Quelle ihres und ihres Volkes Leben ist. Großartig und einmalig, was hier im Evangelium in einem „einfachen“ Gespräch erzählt wird. Langsam, in vielen kleinen Schritten ahnt sie, dass sie jemanden begegnet ist, der ihr neue Lebensquellen erschließen kann, dass er, bildlich gesprochen, einen neuen Brunnen baut, von dem sie und auch ihr Volk, die Samariter, leben können.
Eine neue Lebensquelle
Zu welcher Tageszeit lässt Johannes dieses Gespräch führen? „... denn es war um die 6. Stunde!“ Es war also Mittag. Hören sie die „inneren“ Glocken klingen? 12 Uhr, die Tagesmitte, für die Samariterin ist dies die Lebensmitte, konkret: eine Lebenswende! Im Gespräch hält sie Rückschau auf ihr vergangenes Leben. Doch die Erfahrung der Offenbarung lässt sie nun in die Zukunft blicken. Eine neue Lebensquelle in der eigenen Seele, der Ort der Gottesbegegnung, hat sie durch Jesu Zuwendung erfahren.
Nicht die Tagesmitte wird heute um Mitternacht verkündet, sondern ein neues Jahr. Mögen sich im kommenden Jahr für uns eine Fülle von Quellen des Lebens erschließen, die uns hoffen lassen und uns auf dem Weg in eine friedvolle Zukunft stärken.
Anmerkung: Die Szene „Die Samariterin und Jesus am Jakobsbrunnen“ ist ein sehr beliebtes Darstellungsmotiv in der Kunst. Eine wunderbare szenische Darstellung ist in der Kunstkammer des KHM in Wien zu sehen: „Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen“, als Andachtsbild, hergestellt im Pietra-dura-Verfahren, Florenz, Ende 16. Jhd., die Bildmitte von Christofano Gaffuri. Foto: 10. Feber 2016, eigene Fotografie, Werner Stumpner.
Gott ist der Herr über alle Zeiten
Dr. theol. Bruno Hidber (2016)
Der Jahreswechsel beschert uns ein seltsames Gefühl. Die Zeit, die uns zwischen den Fingern zer-rinnt ängstigt uns, konfrontiert uns mit der Vergänglichkeit. Mit der Geburt Christi ist Gott selbst in unsere Zeit hereingekommen und hat damit die Zeit geöffnet für die Ewigkeit. Das gibt Hoffnung und Gelassenheit.
Zeit kommt und vergeht
Einmal mehr sind wir am Ende eines Jahres angelangt. Es liegt immer eine eigentümliche Atmosphäre über solch einem Jahreswechsel. Das hat wohl damit zu tun, dass wir uns intensiver als sonst bewusst werden, dass wiederum eine Spanne Zeit unwiderruflich vergangen ist und dass wir Wünsche und Erwartungen haben an die kommende Zeit. Was aber ist das überhaupt, die Zeit, die da kommt und geht, die wir leben und die uns zwischen den Fingern zerrinnt?
Damit rühren wir an einen heiklen Punkt. Unsere Gesellschaft verdrängt die Frage nach der Zeit weitgehend und das hat unmittelbar damit zu tun, dass unsere Gesellschaft auch den Glauben an Gott und an ein Jenseits immer mehr von sich wegschiebt. Der Philosoph Hans Georg Gadamer hat kurz vor seinem Tod auf diesen heiklen Punkt hingewiesen, indem er sagte: „Die Anerkennung der Transzendenz – die Anerkennung eines Jenseits - ist eine der wichtigsten Herausforderungen für den Menschen“. Aber wie hängen Diesseits und Jenseits, wie hängen Zeit und Ewigkeit zusammen? Das möchte ich jetzt ganz kurz mit Ihnen etwas bedenken.
Die Zeit gleicht einer Sanduhr. Stetig und unwiderruflich rinnt der Sand durch das Glas und wird dabei immer weniger. Stetig und unwiderruflich rinnt die Zeit dahin und wird ebenfalls immer weniger. Zwar erhoffen wir uns immer neue Zukunft. Aber in Wirklichkeit entschwindet sie uns mit jeder Sekunde, die wir leben. Von Sekunde zu Sekunde wird der Zeitvorrat knapper. Und am Ende steht der Tod. So gesehen ist die Zeit letztlich die Statthalterin des Todes.
Die Zeit, Statthalterin des Todes
Und das bestimmt das Leben unserer Jahre mehr als alles andere. Zwar versuchen wir mit allen Mitteln den Tod von uns fern zu halten, und so zu tun, als ob es ihn nicht gäbe. Und doch ist er überall gegenwärtig und macht er seinen Einfluss geltend. Zu Recht hatte der weise Buddha einst gesagt: „Mit der Geburt des Menschen beginnt sein Sterben“. Offensichtlich ist der Mensch das einzige Lebewesen, das weiß, dass er unweigerlich sterben muss. Damit weiß er, dass alles, was er in der Zeit lebt einmalig ist und dass einmal alles zu Ende gehen wird. Und dann? Ist mit dem Tod alles aus? Oder gibt es ein darüber hinaus?
Das ist nicht nur eine Frage nach dem Jenseits, sondern diese Frage entscheidet darüber, wie der Mensch hier im Diesseits lebt. Vor gut hundert Jahren betrug die Lebenserwartung in unserem Land so um die 45 Jahre. Aber in der damals noch vorwiegend christlich geprägten Gesellschaft glaubten die Menschen, dass nach dem Tod die Ewigkeit komme. Sie dachten also, ihr Leben würde in ca. 45 plus unendlich bestehen. Heute konnte die durchschnittliche Lebenserwartung an die 80 Jahre und darüber hinaus hochgeschraubt werden. Die heute vorwiegend säkularisierte und gottlose Gesellschaft in unserem Land denkt, sofern sie konsequent ist, dass nach dem Tod nichts mehr kommt. Sie denkt also, das Leben bestehe in mehr oder weniger 80 plus Null.
Damit wird aber die Zeit wirklich und unerbittlich zur Statthalterin des Todes und zu einer Art von Fluch. Wenn mit dem Tod alles aus ist, steht die Zeit unter dem Vorzeichen der Beraubung. Jede Sekunde beraubt den Menschen um ein Stück seines Lebens. Jeder gegenwärtige Augenblick, der Vergangenheit wird, ist unwiderruflich entschwunden und immer mehr schrumpft das zusammen, was wir Zukunft nennen. Je länger das Leben voranschreitet, desto weniger verheißt es. „Zu wenig“: damit kann ein Grundgefühl unserer Zeit und Gesellschaft benannt werden. Wo es nur die Zeit gibt von der Geburt bis zum Tod und dann nichts mehr, dort wird der Mensch dauernd von der Angst umgetrieben, er könne das Wichtigste und Beste verpassen, weil ja alles zerrinnt, weil alles weniger und immer weniger wird.
Die Zeit läuft davon
Die so davonlaufende Zeit muss dann durch Intensität und Leidenschaft und Tempo wettgemacht werden. Ich muss möglichst schnell möglichst alles haben, alles genießen, alles verbrauchen. So könnte ein weiteres Grundgefühl unserer Zeit benannt werden. Und deshalb muss alles schnell und schneller gehen. Wer aber möglichst schnell möglichst alles haben und verleben will, liefert sich nicht nur der Hetze und der Oberflächlichkeit aus. Er muss auch feststellen, dass er hinter etwas daherrennt, das er nie einholen kann. Es gäbe immer noch mehr zu erleben, noch mehr zu geniessen, noch mehr zu erwerben. Aber die Zeit läuft davon. Die Angst, immer „zu wenig“ zu haben, „zu wenig“ zu leben, ist nicht abzuschütteln. Der Mensch ist zum „zu wenig“ verurteilt, wenn es kein Jenseits gibt, wenn mit dem Tod alles aus ist.
Von diesem „zu wenig“ kann nur die Hoffnung befreien, mit dem Tod sei eben nicht alles aus, sondern es gebe ein Jenseits, es gebe über diese Welt und diese Zeit hinaus etwas Anderes, Neues, Erfüllendes. Nur diese Hoffnung, die im christlichen Glauben grundgelegt ist, kann von der Angst befreien, wir würden in allem, was wir in der Zeit leben, zu kurz kommen. Die Hoffnung des Glaubens ermöglicht einen gelassenen Umgang mit der Zeit und mit den Jahren des Lebens. Sie eröffnet die Perspektive, dass nicht entscheidend ist, wie lange, sondern wie gut und wie erfüllt ich lebe. Der Glaube gründet sich auf die Zuversicht, dass in allem, was geschieht, auch trotz allem, was ich verfehlt und versäumt habe, jemand da ist, der Ja zu mir sagt und das nicht nur für eine begrenzte Zeit, sondern für alle Ewigkeit – und dieser Jemand ist Gott.
Der Herr über alle Zeiten
Wir glauben, dass Gott die Zeit in seinen Händen hält und uns über alle Zeit hinaus wirklich Ewigkeit schenken will. Dieser Glaube ist nicht blind. Sondern er stützt sich auf das, was Gott uns in Jesus Christus gezeigt und geschenkt hat. Mit Jesus ist Gott selber, ist sozusagen die Kraft seiner Ewigkeit in die Zeit hinein gekommen. Mit Jesus hat Gott selber die Zeit angenommen in allem, was sie im Leben und im Tod mit sich bringt. Mit Jesus hat Gott die Zeit wirklich geöffnet auf Ewigkeit hin. Genau das haben wir an Weihnachten gefeiert.
Weil wir so darauf vertrauen dürfen, dass Gott die Zeit bestimmt und uns Menschen über die Zeit dieser Welt hinaus Leben in Fülle zusagt, darum müssen wir uns nicht ängstigen lassen vom Vergehen der Zeit, sondern wir dürfen voll Hoffnung und Zuversicht ins neue Jahr 2017 hineingehen, weil wir wissen: durch alle Jahre hindurch gehen wir dem entgegen, der Herr ist über alle Zeiten und der uns letztlich zu dem führen wird, was wir ewiges Leben nennen.
Weiterleben mit der Weisheit unserer Erfahrung
Dechant Bernd Kösling (2015)
Wie kann der Übergang in ein neues Jahr gut gelingen? Wenn wir mit der Weisheit der Erfahrungen, die wir gemacht haben, unsere Zukunft gestalten. Dabei können uns die Erfahrungen biblischer Autoren ebenso nützlich sein wie unsere persönlichen Erfahrungen.
Nicht Ende oder Anfang sondern Übergang
Selten wird uns das Phänomen der Zeit so bewusst, wie am Jahreswechsel. Noch wenige Stunden, dann ist das Jahr 2015 zu Ende gegangen und wir werden ab Mitternacht „2016“ sagen. Und mit dem Neuen Jahr verbinden sich neue Hoffnungen und Wünsche, Ängste und Sorgen. Hal Borland (1900 - 1976), ein amerikanischer Schriftsteller, hat folgenden Satz geprägt: „Das Jahresende ist kein Ende und kein Anfang, sondern ein Weiterleben mit der Weisheit, die uns die Erfahrung gelehrt hat.“
Ich lade Sie ein, ein wenig der „Weisheit“ und den „Erfahrungen“ nachzuspüren, die uns das Jahr 2015 gelehrt hat. Dabei geht unser Blick sicher zunächst in unser persönliches Leben hinein: wir schauen zurück auf viele schöne Erlebnisse, auf manches Traurige, vielleicht auch auf einen schweren Schicksalsschlag, der einen getroffen hat. Und wir alle hoffen und wünschen uns, dass 2016 ein gesundes, friedliches und glückliches Neues Jahr wird.
(Bitte bei Bedarf einfügen: Wir blicken auch zurück auf besondere Ereignisse im Leben unserer Gemeinde...)
Gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen
Im Jahr 2015 standen wir aber auch vor großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen: was wird aus dem europäischen Projekt, angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen und finanziellen Voraussetzungen und dem zunehmenden nationalistischem Denken in den einzelnen Mitgliedsstaaten? Wie reagieren wir angemessen auf den internationalen Terror? In welchem Land wollen wir leben? Was sind eigentlich diese berühmten „Werte“, an denen sich alle anderen orientieren sollen? Wir erleben das Suchen der politischen Eliten und die unvorstellbar großherzige Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Wollen wir dann wirklich zugleich in einem Land leben, in dem Migranten und Flüchtlinge offen angegriffen werden?
Der Johannesbrief erinnert uns in seiner heutigen Lesung daran, dass wir es wissen: „Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist“! (Joh 2,20). Durch diese Salbung haben wir Anteil an der Sendung Christi, den der Herr selbst gesalbt hat, wie es in der programmatischen Predigt Jesu am Beginn seiner Sendung heißt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4, 18 ff.).
Wie kann unsere besondere „Sendung“ in 2016 angesichts der großen Herausforderungen aussehen? Natürlich können und dürfen wir die Texte der Hl. Schrift, die in anderen historischen und kulturellen Kontexten entstanden sind, nicht 1 zu 1 in die Gegenwart übersetzen. Aber sie bezeugen uns normative Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben. Diese Erfahrungen können uns sicher auch heute helfen.
Leben mit den Erfahrungen der biblischen Autoren
Die säkulare Welt spricht von der unveräußerlichen „Würde“ des Menschen. Für uns Christen gründet diese „Würde“ darin, dass der Mensch als „Abbild Gottes“ geschaffen wurde und dass er dieses Abbild als Mann und Frau geschaffen hat. Diese Würde geben wir uns nicht selbst und können sie auch niemals verlieren. Hier besteht unsere Sendung darin, jedem einzelnen Migranten und Flüchtling mit Respekt und Liebe zu begegnen und ihn auch so zu behandeln.
Christus hat uns das Gebot der Nächstenliebe gelehrt. Der Apostel Paulus konkretisiert dieses Gebot so: „Wir müssen als die Starken die Schwäche derer tragen, die schwach sind, und dürfen nicht für uns selbst leben.“ (Röm 15,1) Dies gilt für das Leben innerhalb einer christlichen Gemeinde genauso wie für die Menschen, die aufgrund von Armut, Hunger oder Krieg ihre Heimat verlassen. Und genauso für ein vereintes Europa, indem natürlich die Starken nicht nur für sich selber leben dürfen, sondern auch die Schwäche derer tragen, die schwach sind.
Wie oft ermahnt uns Christus zur Gewaltlosigkeit, ja sogar zur Liebe gegenüber unseren Feinden. Das ist keine Schwäche, sondern Stärke, weil wir so dem Gegner den „Wind aus den Segeln nehmen“! Wenn ich mir die Kriege anschaue, die der Westen - mit oder ohne deutscher Beteiligung - in den letzten Jahren geführt hat bzw. noch führt - ist es durch Gewalt wirklich besser geworden? Ich frage mich, ob unsere Sendung auch darin bestehen kann, darauf immer wieder hinzuweisen und sich - auch angesichts von Anschlägen und Toten - für Frieden einzusetzen?
Weiterleben mit der „Weisheit“, die uns die Erfahrung gelehrt hat. So rät es Hal Borland zum Jahreswechsel. Wir haben einige dieser Erfahrungen, die die Autoren der Bibel uns weitergegeben haben bedacht. Zu diesen Erfahrungen gehört auch die Gewissheit, dass Gott uns in unserem persönlichen Leben nahe ist und es gut mit uns meint. Alle Erzählungen der Evangelien berichten davon, wie Christus Menschen neues Leben ermöglicht und ihnen neue Lebensqualität schenkt. Sie berichten auch davon, dass seine Liebe besonders denen gilt, die zu kurz kommen und am Rande stehen. Auf diese Liebe und Nähe Gottes will ich auch in 2016 vertrauen.
So lassen Sie uns heute das alte Jahr miteinander abschließen. Freuen wir uns auf das Neue Jahr 2016. Möge es ein gutes, friedliches und gesundes Jahr für uns alle werden. „Das Jahresende ist kein Ende und kein Anfang, sondern ein Weiterleben mit der Weisheit, die uns die Erfahrung gelehrt hat.“
"Nun lasst uns gehen und treten..."
Manfred Wussow (2014)
Ein Jahr geht …
Heute schließen wir das Jahr 2014 ab. Was wir nicht geschafft haben, müssen wir mitnehmen. Heute reißen wir nichts mehr. Im Rückblick aber danken wir für viele Tage, die uns geschenkt wurden. Wir danken auch für die Tage, die uns entglitten sind. Uns gehört die Zeit nicht - sie ist in Gottes Hand. Bei ihm ist auch unser Leben geborgen. Paul Gerhardt, 1607 geboren, hat 1653 ein Lied zum Jahreswechsel geschrieben: Nun laßt uns gehn und treten Mit Singen und mit Beten Zum Herrn, der unserm Leben Bis hierher Kraft gegeben.
Wir gehn dahin und wandern Von einem Jahr zum andern, Wir leben und gedeihen Vom alten zu dem neuen.
Die schreckliche Zeit des Dreißigjährigen Krieges war gerade zu Ende gegangen, 1648. Überall waren die Verwüstungen zu sehen. So manches Dorf war leer - ausgestorben. In den Erzählungen der Leute spiegelten sich traumatische Erfahrungen. Paul Gerhardt, damals Pfarrer in Mittenwalde, schenkt den Menschen Worte für den Jahreswechsel - und für den Neuanfang. Durch so viel Angst und Plagen, Durch Zittern und durch Zagen, Durch Krieg und große Schrecken, Die alle Welt bedecken.
... gehen wir zum Herrn.
Mit einem Gleichklang, der die Seelen zur Ruhe kommen lässt, schenkt uns Paul Gerhardt Zuversicht und Hoffnung. Es ist, als ob wir mit dem Lied schreiten können - Schritt für Schritt. In ein neues Jahr, auch in einen neuen Anfang. Schreiten ist nicht schnell, kein Rennen, kein Wettlauf. Auch kein Wettlauf mit der Zeit. Wir gehen aber auch nicht geschlagen durch den Schrecken hindurch. Nicht kleingemacht. Nicht mit hängendem Kopf. Aufrecht gehen wir zum Herrn. Er hat uns bis hierher Kraft gegeben. Dieser eine Satz reicht. Es gibt keine Vorwürfe, keine Klage. Paul Gerhardt beschreibt, erzählt - er hat viel gehört. Viel gesehen.
2014
Schauen wir auf unser Jahr zurück, 2014, sehen wir in vielen Regionen der Welt Krieg, Terror, Flucht. Die Folgen begegnen uns auch, obwohl wir - gefühlt - weit weg sind. Menschen kommen zu uns und suchen einen Unterschlupf. Viele von ihnen sind minderjährig. Was sie in ihrem jungen Leben schon erlebt, erlitten haben? Verstehen wir sie? Hören wir ihnen zu? Andererseits formiert sich bei uns Widerstand. Zum Teil diffus, zum Teil aber voller Angst. Die starken Worte, die fallen (und viel zu laut geschrieen werden), verbergen nur schlecht die Schwäche, die sich hinter ihnen versteckt - sie verletzen aber. Viele Muslime, die seit Langem bei uns zu Hause und auch an unserer Wirtschaftsleistung beteiligt sind, sehen sich mit Vorwürfen konfrontiert, die sie nicht entkräften können.
Viele unter uns haben auch Schicksalsschläge abbekommen - wie man, wie frau so sagt. Eine Krankheit, einen Unfall. Auf manchem Kreuz, manchem Grabstein steht 2014 als Todesjahr. Im letzten Jahr waren wir noch zusammen. Wir haben auf ein gutes, neues Jahr angestoßen. Jeder, jede von uns macht einen eigenen Jahresrückblick. Mit Fotos und Erinnerungen, mit Schweigen und Sorge. Mit den Worten Paul Gerhardts: Nun laßt uns gehn und treten Mit Singen und mit Beten Zum Herrn, der unserm Leben Bis hierher Kraft gegeben.
Ein Jahr kommt ...
Als Christen legen wir das Jahr in Gottes Hand zurück. Von ihm haben wir die vielen Tage anvertraut bekommen. Im Internet können wir jeden Tag noch einmal nachgehen. Im Fernsehen gibt es Jahresrückblicke - interessant, wie unterschiedlich sie sein können. Es ist, als ob es d a s Jahr 2014 nicht gegeben hat. Wie unterschiedlich haben wir selbst die Ereignisse der vielen Tage erlebt, wahrgenommen, bewertet? Was ist uns zu Herzen gegangen? Was haben wir einfach abgehakt? Selbst von dem großen Leid, das viele Menschen getroffen hat.
Wir könnten ein Spiel daraus machen. Wissen Sie noch, was am 22. September war? Am 5. April? - Sie können auch in Ihren alten Kalender schauen. So viel Vergangenheit - und noch so viel Gegenwart. Glauben wir den Meinungsumfragen, gehen wir alle mehr oder weniger zuversichtlich in das neue Jahr. Unsere Kalender für 2015 sind schon gut gefüllt. Wissen Sie schon, wann Sie Urlaub haben? Wann das Baby kommt? Wann Sie in Rente gehen?
Neujahrswünsche
Paul Gerhardt hat für das neue Jahr nicht nur gute Wünsche formuliert. Er sieht unser Leben geborgen und gehalten - von Gott: Denn wie von treuen Müttern In schweren Ungewittern Die Kindlein hier auf Erden Mit Fleiß bewahret werden:
Also auch und nicht minder Lässt Gott sich seine Kinder, Wenn Not und Trübsal blitzen, In seinem Schosse sitzen.
Das ist ein schönes Bild! Die Barmherzigkeit hat in der hebräischen Bibel immer den Mutterschoß vor Augen. Wird gesagt, Gott sei barmherzig, sehen wir ihn in seiner mütterlichen Art - er ist uns auch Mutter (nicht nur Vater). "In seinem Schoße sitzen" wird zum Inbegriff von Glück - auch im Unglück. Inbegriff von Trost - auch wenn uns die Welt entgleitet. Inbegriff von Hoffnung - auch wenn wir schuldig werden. Paul Gerhardt lässt sein Lied zum Gebet werden, zur Bitte: Ach Hüter unsers Lebens, Fürwahr, es ist vergebens Mit unserm Tun und Machen, Wo nicht dein' Augen wachen.
Gelobt sei Deine Treue, die alle Morgen neue, Lob sei den starken Händen, die alles Herzleid wenden!
Nun lasst uns gehen...
Paul Gerhardt, Zeuge harter Zeit, auch in seinem privaten Leben arg gebeutelt, in viele Konflikte verwickelt, schenkt uns in seinem Neujahreslied einen großen und unbeugsamen Mut. Nicht nur für uns - auch für andere. Auch für die, die keine Treue und Verlässlichkeit in ihrem Leben erfahren, die vor jedem Tag Angst haben, die mit ihrem Herzleid alleine bleiben.
7 Strophen des Liedes geleiten uns unaufgeregt und liebevoll in das neue Jahr. 15 Strophen aber hat das Lied. Die anderen 8 Strophen sind Fürbitten. Wir wollen sie gleich miteinander singen. Und unsere Tage und Wege Gott anvertrauen. Nun lasst uns gehen und treten Mit Singen und mit Beten … zum Herrn, der unserm Leben Für morgen Kraft gegeben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.
Wer hat, dem wird noch gegeben werden...
Mag. theol. Pater Hans Hütter (2013)
Rechenschaft ablegen
Am Ende des zurückliegenden Jahres geht es uns ähnlich wie den Dienern, von denen das Matthäusevangelium (Mt 25,14-30) erzählt. Sie mussten ihrem Herren Rechenschaft ablegen, was sie mit dem ihnen anvertrauten Vermögen gemacht haben. Zwei von ihnen konnten das ihnen anvertraute Gut verdoppeln, einer ließ es aus Angst vor der Strenge seines Herrn ungenutzt und versteckte es...
Jeder von uns hat vor einem Jahr 365 Talente bekommen. Jedes hatte 24 Stunden. Zeit kann man zwar nicht verdoppeln, wir sagen aber: Zeit ist Geld, und man kann mehr oder weniger daraus machen.
Einigen von uns wird es gelungen sein, die zur Verfügung gestandene Zeit auch wirtschaftlich erfolgreich zu nutzen, andere mussten vielleicht mit der zur Verfügung stehenden Zeit wuchern, um irgendwie über die Runden zu kommen. Wieder andere hätten gerne mehr daraus gemacht, hatten aber keine Gelegenheit dazu. Vielleicht weil sie keine geeignete Arbeitsmöglichkeit hatten oder weil sie durch Krankheit oder durch einen Schicksalsschlag daran gehindert worden sind.
Erfüllte Zeit
Dabei ging es nicht darum, die Zeit mit Arbeit auszufüllen oder Erfolg zu haben. Manch einer kann sagen: Ich habe genug gearbeitet in meinem Leben, ich habe mir den Ruhestand verdient. Entscheidend ist wohl, dass es gelungen ist, die gegebene Zeit mit Sinn zu erfüllen. Das kann auch Zeit sein, die wir mit anderen verbracht haben; Zeit, die wir anderen geschenkt haben; oder Zeit, in der wir uns weitergebildet oder die wir für unsere Gesundheit eingesetzt haben.
Rechenschaft ablegen heißt in dieser Stunde, Gott für die erfüllte Zeit des vergangenen Jahres zu danken: - zu danken für alles was uns und den Mitmenschen gut getan hat; - zu danken für alles, was uns gelungen ist; - für alles, was uns unverhofft zugefallen ist; - für alles, was wir in diesem Jahr dazugelernt haben; - für alle Erfahrungen, die wir gesammelt haben.
Bitte um Vergebung
Vermutlich ist nicht immer alles glatt von der Hand gegangen. Für manches haben wir uns über Gebühr abmühen müssen. Manches haben wir erst auf Umwegen oder nach langem Warten erreicht. Und für Ereignisse, die einem viel Zeit und Kraft gekostet haben, kann manch einer gar nicht danken, weil er sie als Zumutung Gottes erlebt hat, die er oder sie nur schwer annehmen konnte.
Die Rechenschaft über die Zeit konfrontiert uns aber auch mit Gelegenheiten, die wir versäumt haben. Vielleicht waren wir manchmal so kleinmütig, wie der dritte Diener, der sein Talent vergraben hat, weil er sich nicht zugetraut hat, daraus etwas zu machen. Wir haben die eine oder andere Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch verstreichen lassen oder wir waren nicht bereit, jemand beizustehen, zu trösten, zu vergeben. Die Jahresbilanz gibt uns Gelegenheit, unseren Herrn um Vergebung zu bitten und einander um Vergebung zu bitten, wo wir einander etwas schuldig geblieben sind.
Das Evangelium von den anvertrauten Talenten zielt jedoch über das Erinnern an die Rechenschaft, die wir ablegen müssen, hinaus. Denn oft sind wir uns gar nicht bewusst, was uns alles anvertraut worden ist.
Das Evangelium als uns gegebenes Talent
Ein Wichtiges Ereignis des vergangenen Jahres war der Amtsverzicht Papst Benedict XVI. Er hat der Kirche und der Welt ein bedeutendes Zeichen gesetzt, indem er sein Amt in die Hände dessen zurückgelegt hat, der die Kirche eigentlich lenkt. Sein Nachfolger Franziskus hat in den wenigen Monaten, die er dieses Amt innehat, bereits richtungweisende Impulse gegeben. Er mahnt die Kirche, ihren missionarischen Auftrag nicht zu vergessen. In seinem ersten Rundschreiben »Evangelii Gaudium« - wörtlich übersetzt: »Die Freude des Evangeliums« - führt er aus, wie er die missionarische Ausrichtung der Kirche versteht. Es geht ihm um ein Wachsen und ein sich Erneuern am Evangelium. Ein wichtiger ist für ihn dabei Aspekt das persönliche Wachsen im Glauben. In eindringlicher Weise fordert er die Kirche, jeden einzelnen Getauften und die Weltöffentlichkeit auf, zu überprüfen, wie weit das, was wir tun, dem Evangelium Jesu Christi entspricht.
Für jeden einzelnen von uns stellt sich die Frage: Wie habe ich das Geschenk der Frohen Botschaft genützt? War es mir Quelle der Freude? Bin ich durch das Betrachten des Evangeliums im Glauben gewachsen? Oder muss ich bekennen: Ich habe dieses Talent vergraben, weil ich mich überfordert gefühlt oder weil ich es verkannt und gering geschätzt habe?
Das Evangelium von den Talenten endet mit einem sehr ernsten Bild: "Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen." (Mt 25,29 f.). Dieses schwierige Jesuswort wird erst verständlich, wenn man für das Haben den Glauben einsetzt. Wer Glauben hat und mit ihm arbeitet, wird noch mehr davon bekommen. Wer mit dieser Gabe Gottes sorgsam umgeht, der verdoppelt sie und wird an der Freude des Herrn teilhaben. Wer dieses Geschenk jedoch verkommen lässt, wird Finsternis, Verzagtheit und Verbitterung erfahren. Wir bestrafen uns selbst, wenn wir diese kostbare Gabe Gottes nicht nutzen.
Das Schöne am Jahreswechsel ist, dass wir gleichzeitig ein neues Jahr beginnen. 365 Tage liegen vor uns, werden uns anvertraut. Machen wir etwas daraus und wir werden teilhaben an der Freude unseres Herrn.
Die Freiheit zu entscheiden
Dr. theol. Bruno Hidber (2011)
Entscheidungen
Am Ende eines Jahres geht uns manche Frage durch den Kopf und auch durchs Herz. Ich möchte Sie einladen, sich kurz folgender Frage zu stellen: welches waren die wichtigsten Entscheidungen, vor die ich mich im vergangen Jahr gestellt sah? Wie bin ich damit umgegangen? Was war da gelungen, was misslungen? Was habe ich diesbezüglich versäumt? Es lohnt, sich am Ende eines Jahres solchen Fragen zu stellen, denn in ihnen widerspiegelt sich das Leben, das wir im vergangenen Jahr geführt haben und wie wir es geführt haben.
Es ist so, weil wir mit unseren Entscheidungen ganz konkret zum Ausdruck bringen, wie wir denken und fühlen, welches unsere Grundeinstellungen sind und welche Ziele wir verfolgen. An unseren Entscheidungen können wir ablesen, wie wir mit unserer Freiheit umgehen, wie wir ihr Gestalt geben. Die Freiheit gehört aber zum Kostbarsten, das wir besitzen. Sie macht unser Menschsein aus. Lassen Sie mich deshalb den Zusammenhang zwischen Freiheit und Entscheidung etwas verdeutlichen.
Freiheit
Entscheidung gehört ganz wesentlich zur Freiheit. Ohne Entscheidung bleibt Freiheit wie in der Luft hängen. Sie kann dann nicht Fuss fassen, nicht konkret werden. Wer sich nicht entscheiden kann ist wie der sprichwörtliche Esel, der zwischen zwei Heuhaufen verhungert. Ich denke, jede und jeder von uns war schon solch ein "Esel". Immer wieder mal geraten wir in eine Situation, wo wir gerne etwas möchten und uns doch nicht so recht trauen, wo wir hin und her gerissen sind zwischen: soll ich, oder soll ich nicht? Eine Entscheidung fällen, ist längst nicht immer einfach. Sich für, oder gegen etwas entscheiden, bedeutet nämlich immer: sich festlegen, Farbe bekennen, sich einengen.
Ja, jede Entscheidung bedeutet Einengung. In dem Moment, wo ich mich für jemanden, oder etwas entscheide, schliesse ich damit alle anderen Möglichkeiten aus, die mir die Freiheit vor dieser Entscheidung auch angeboten hatte. Das erzählt sehr schön eine Parabel aus dem Orient, die Geschichte von der tausend und elften Nacht. In dieser Geschichte wird ein Mensch in einen grossen runden Raum versetzt. In der Mitte dieses Raumes steht ein bequemes Bett. Darauf ruht dieser Mensch. Aber die Ruhe dauert nicht lange. Sie weicht Unzufriedenheit, denn der Mensch empfindet Langeweile in diesem eintönigen Raum. Freiheit will eben immer wieder Neues, sie will Abwechslung und Entdeckung. So überlegt der Mensch auf seinem Ruhebett, wie er aus diesem Raum heraus kommt.
Das scheint ganz einfach zu sein. Denn die runde Wand, die den Raum abgrenzt, ist voll von Türen. Hunderte von Türen sind da. Hunderte von Möglichkeiten sind der Freiheit angeboten, aus dieser Situation heraus zu kommen. Aber gerade das, was so einfach erscheint, macht alles unheimlich kompliziert.
Wagnis
Zunächst einmal weiß der Mensch nicht, was hinter jeder Türe steckt. Hinter welcher Tür öffnet sich ein wunderschöner Garten; hinter welcher lauert vielleicht ein wildes Tier? Mit solchen Bildern will die Geschichte sagen, dass jede Freiheitsentscheidung immer auch ein Stück Wagnis bedeutet. Ich kann nicht von vornherein alle Konsequenzen überblicken, die eine Entscheidung mit sich bringt.
Weiter weiß der Mensch, der mitten in diesem Raum auf dem Ruhebett gelagert ist, dass alle Türen offen sind. Er weiß aber auch: in dem Moment, wo er eine Tür öffnet und durch sie hindurch schreitet, verschließen sich alle anderen Türen. Die Parabel berichtet, dass der Mensch über Tage und Jahre hindurch ruhelos an der Wand mit den hunderten von Türen entlang geht. Und er schreckt immer wieder davor zurück, eine zu öffnen aus Angst, dass damit eben alle anderen verschlossen sein werden. Mit der Zeit wird dieser Mensch älter und die Türen in der Wand weniger, immer weniger. Im Augenblick, wo er stirbt, wird auch die letzte Tür verschwunden sein.
Ein einprägsames Sinnbild für das Wechselspiel von Freiheit und Entscheidung. Der Mensch muss Entscheidungen fällen. Anders kann er Freiheit nicht verwirklichen. Je länger er notwendige Entscheidungen hinausschiebt, desto mehr verkümmern die Möglichkeiten, die ihm die Freiheit anbietet, denn die Zeit des Menschen ist begrenzt. Aber jede Entscheidung bedeutet eine Wahl, welche die anderen Möglichkeiten ausschließt. Jede Entscheidung bedeutet auch Risiko. Ich kann nicht alles vorausberechnen. Ich weiss nicht, was alles sich hinter der Tür verbirgt, die aufzustoßen ich mich entscheide.
Offene Türen
Diese Parabel ist gleichzeitig ein Sinnbild für die Situation, in der wir heute, am Übergang von einem Jahr ins Andere stehen. Zurückblickend können wir fragen: wie viele Türen habe ich im vergangenen Jahr geöffnet? Durch was für Türen bin ich hindurch gegangen? Vor welchen Türen bin ich zurückgeschreckt? Habe ich Türen zugeschlagen, die Andere mir öffnen wollten? Was für Türen sind weniger geworden?
Wenn wir voraus blicken ins Neue Jahr, dann ist es, als ob wieder viele Türen offen stehen würden. Doch was verbirgt sich dahinter? Welche Gefahren, welche Herausforderungen stecken hinter so einer Tür? Das Neue Jahr bietet gleichsam wieder einen offenen Horizont für unsere Freiheit. Das Neue Jahr wird uns auch wieder, und manchmal unerbittlich, vor Entscheidungen stellen mit ihrem Risiko und mit der Qual der Wahl.
Vom Glauben spricht die Parabel aus dem Orient nicht. Und doch liegt es geradezu auf der Hand, wie entscheidend der Glaube für diese Beziehung zwischen Freiheit und Entscheidung ist. Was gibt mir denn die Zuversicht, letztlich die Gewissheit, dass es sich lohnt, das Wagnis der Entscheidung immer neu einzugehen, nicht zurückzuschrecken vor den Risiken, sich nicht lähmen zu lassen und damit immer mehr Türen zu verlieren? Die Zuversicht, notwendige Entscheidungen mit Vertrauen anzugehen ist im Glauben begründet, dass letztlich alles gut ist und Sinn hat, dass also auch das kommende Jahr mir Gutes anbietet und Sinn bringt. Deshalb und nur deshalb lohnt es sich ja auch, sich immer wieder für das zu entscheiden, was wir als gut erkennen, was Sinn stiftet, was Leben fördert. Und letztlich kann ich mich auch nur für jemanden, für Liebe entscheiden, weil ich daran glaube, dass meine Entscheidung beim Anderen Widerhall, Zustimmung finden kann.
"Ich bin die Tür"
Genau dieses Fundament bietet uns der christliche Glaube. Er sagt uns: Gott hat sich für den Menschen, für jeden Menschen entschieden. Und seine Entscheidung ist unumstößlich. Weil er daran durch alles hindurch festhält, ist er sogar das Risiko eingegangen, in seinem Sohn Jesus selber Mensch zu werden. Das haben wir an Weihnachten wieder freudig gefeiert. Bis zu welcher Konsequenz dieses Risiko Gott geführt hat, das zeigt uns das Kreuz. Mit dem Kreuz und der Auferstehung sagt Gott uns zu: meine Entscheidung für euch Menschen gilt durch alles hindurch und sichert euch zu, dass letztlich alles gut sein wird. Jesus hat das im Johannesevangelium einmal mit einem Bild ausgedrückt, das zu unserer Parabel zurückführt. Er sagt: "Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden" (Joh 10,9). Entscheiden wir uns, durch diese Tür ins Neue Jahr hinein zu gehen. Dann ist das Fundament gelegt, auf dem wir zuversichtlich alle weiteren Entscheidungen angehen dürfen, die das Neue Jahr mit sich bringt.
Führe uns in der Krise
Mag. theol. Pater Hans Hütter (2011)
Wörter des Jahres 2011
"Euro-Rettungsschirm" wurde in Österreich von einer Fachjury an der Universität Graz zum Wort des Jahres 2011 gewählt. "Stresstest" schaffte es in Deutschland auf Platz 1, "Euro-Rabatt" in der Schweiz.
Alle Begriffe spiegeln die Sorgen des Jahres 2011 wider und fassen die Ängste vieler Menschen an der Schwelle in ein neues Kalenderjahr zusammen. Eine Krise jagt die andere. Aus einer Bankenkrise ist eine Währungskrise und schließlich eine Wirtschaftskrise geworden. Die Krisen im wirtschaftlichen Bereich decken das darunter liegende politische Krisenpotential in allen europäischen Ländern auf.
Allgegenwärtige Krisen
Der Blick auf die Kirche ist nicht weniger krisenschwanger. Der renommierte Redakteur der FAZ Dr. Daniel Deckers sprach vor wenigen Wochen in einem Vortrag im Kardinal König Haus in Wien von einer dreifachen Krise, mit der die Katholische Kirche gegenwärtig konfrontiert sei. Neben dem Umbruch im Bereich der kirchlichen Strukturen sieht er eine tiefgreifende Krise des Glaubens und der Religionen in der gegenwärtigen Gesellschaft.
Krisen sind gefährlich, weil sie rasche Entscheidungen verlangen, die auch falsch ausfallen können. Krisen können aber auch eine Chance sein, etwas in Ordnung zu bringen, was sich in eine falsche Richtung entwickelt hat. Wer Krisen bewältigen will, muss umsichtig sein, braucht einen klaren Blick, Entschlossenheit und darf sich nicht zu einer kurzsichtigen Scheinlösung verführen lassen.
"Führe uns nicht in Versuchung..."
"Führe uns nicht in Versuchung" beten wir im Vater unser. Wenn wir jedoch schon mitten in der Versuchung stehen, beten wir wohl besser um die Führung durch den Geist Gottes in der Versuchung. An der Schwelle zu einem neuen Jahr ist dies wohl auch die angemessene Bitte, die wir in den vielfältigen und vielschichtigen Krisen an Gott richten können: Führe uns aus der Krise, bzw. führe uns in der Krise! Lass uns klaren Kopf bewahren und schütz uns vor unseren eigenen Egoismen!
Werte und Ziele
Die Chance, die eine Krise mit sich bringt, liegt in der Notwendigkeit, über die Entscheidungsgrundlagen nachdenken und diese klarer formulieren zu müssen. Welche Ziele verfolgen wir mit unserer Finanz- und Wirtschaftspolitik? Wie gerecht werden die Erträge verteilt, wie viel muss davon zurückgehalten werden, damit die Wirtschaftskraft nicht schwindet? In welche Richtung wollen wir in Zukunft gehen? Gehen wir den Weg gemeinsam oder geht ihn jeder für sich? Welches Ziel, welche Aufgabe, welche Sendung haben wir als Kirche vor Augen? Und wenn die Ansichten darüber auseinander gehen, haben wir entsprechenden Diskussionsbedarf hinsichtlich der gemeinsamen Werte und Ziele.
Diese Überlegungen führen mich zu den ersten Vater-unser-Bitten: "Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe...". Im Gebet Jesu stehen sie an erster Stelle. Angesichts dieser ersten Bitten erledigen sich manche Meinungsverschiedeneheiten von selbst und manche müssen noch gründlicher überlegt werden.
Bitten wir Gott, dass er uns in all diesen Herausforderungen – kirchlich wie gesellschaftlich – auch im kommenden Jahr führe und dass er uns die Kraft gebe, über unseren eigenen Schatten der Rechthaberei und der Einzelinteressen zu springen.
Altes Jahr - neues Jahr
Manfred Wussow (2010)
Altes Jahr
War es ein schönes, gutes Jahr - das Jahr 2010? Eindeutig werden die Antworten nicht ausfallen, aber bunt, gar widersprüchlich. Das Jahr 2010 verhallt vielstimmig. Dabei aber auch so schweigsam, wie es gekommen ist. Wissen Sie noch, wie es vor einem Jahr war?
Da hofften Menschen, eine Krankheit zu besiegen, stark zu sein, sich nicht unterkriegen zu lassen. Sie gingen wohlgemut in das neue Jahr. Schon im Frühling, als die Natur aufblühte, waren wir zur Beerdigung eingeladen. Wir gingen einen letzten Weg mit. Es ist uns heute, als wäre es gestern. Die Lücke tut immer noch weh.
Da erwarteten zwei junge Menschen Nachwuchs. Er streichelt den Bauch seiner Frau. Das Kleine bewegt sich. Sie kann es kaum noch erwarten. Jetzt schaut das kleine Mädchen schon mit großen Augen in die Welt - ein halbes Jahr. Es ist jetzt nichts mehr wie vorher. Großes Glück!
Da haben Politiker über den Krieg in Afghanistan geredet. Die Einsicht, dass "wir" ihn nicht gewinnen können, zumindest nicht mit den Mitteln, die wir einsetzen, trauen sie den Menschen aber nicht zu. Sie reden zum wievielten Mal um den heißen Brei herum. Noch mehr Geld, noch mehr Leute werden gefordert. Aber es sieht nicht so aus, als ob sie ihren eigenen Betörungen Glauben schenken. Wir nehmen eine Sackgasse wahr, dürfen aber keine Angst zeigen.
Wissen Sie noch, wie es vor einem Jahr war?
Wir könnten heute Abend auch einen Jahresrückblick versuchen. Aber die spektakulärsten Zwischenfälle, Affären und Dummheiten interessieren allenfalls im Unterhaltungsprogramm. Wir gingen doch alle von Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen aus. Dann begannen sich die Tage neu zu sortieren. Manchmal konnte ich richtig mitmischen, manchmal war ich nur Getriebener - manchmal hielt ich die Fäden in der Hand, manchmal lief ich ihnen hilflos nach.
Als Paul Gerhardt 1653 sein Lied zum "neuen Jahr" schrieb, lag der 30jährige Krieg gerade 5 Jahre zurück - die Verwüstungen in den Dörfern und in den Seelen waren nur zu gegenwärtig. Paul Gerhardt, damals Pfarrer in Mittenwalde, lässt die Gemeinde singen:
Nun lasst uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.
Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen vom alten zu dem neuen,
durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken.
Denn wie von treuen Müttern in schweren Ungewittern die Kindlein hier auf Erden mit Fleiß bewahret werden:
Also auch und nicht minder lässt Gott uns, seine Kinder, wenn Not und Trübsal blitzen, in seinem Schoße sitzen.
Wie von treuen Müttern
Auffällig: Gott wird mit "treuen Müttern" verglichen. Ein schöneres, treffenderes Bild kann ich mir kaum vorstellen! Es ist von schweren Ungewittern die Rede. Wir sehen Menschen zusammengekauert in einer Stube sitzen. Es ist, als ob die Welt unterginge. Draußen - und drinnen.
Wir erleben das unter uns auch heute noch. Wir wissen, wie das ist, sich "unbehaust" zu fühlen, fremden Gewalten ausgeliefert, hilf- und wehrlos. Wir wissen, wie das ist, wenn die großen Worte ganz klein werden. Wir wissen, wie das ist, wenn uns die Sicherheiten verloren gehen.
Das Bild von den treuen Müttern verbreitet Ruhe und Gelassenheit. Jetzt muss auch nichts mehr gesagt werden. Nichts mehr erklärt werden. Auch nichts mehr versteckt werden. Paul Gerhardt malt eine intime Szene, in der Geborgenheit sichtbar wird. Allein durch die Nähe, durch Vertrautheit, durch Liebe. "Also auch und nicht minder lässt Gott uns, seine Kinder, wenn Not und Trübsal blitzen, in seinem Schoße sitzen."
Ich muss jetzt auch an das Evangelium denken. In ihm ist vom Wort die Rede, dass die Welt neu schafft, Licht bringt und uns zu Kindern macht. Es ist von Jesus die Rede, der zu den Seinen kommt. Nein, ich möchte nicht, dass er vergeblich kommt, fremd bleibt, nicht erkannt wird. Wir sehen Jesus, hören, was er sagt, erleben, was er tut. Vielleicht hat Paul Gerhardt genau die Worte gefunden, die dem einen Wort, das von Gott kommt, angemessen ist: Wie von treuen Müttern!
Neues Jahr
Heute Abend werden Sektkorken knallen, Feuerwerk entzündet und ganz viele gute Wünsche geäußert - von den vielen Vorsätzen ganz zu schweigen. Ein neues Jahr wird gebührend begrüßt. Mit Vorschusslorbeeren. Mit Kater. Mit Träumen. Dafür kann das neue Jahr nichts. Es ist wie ein unbeschriebenes Blatt.
Aber Gott hat als erster schon etwas hineingeschrieben. "Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen."
Ich nehme diesen Mut mit: dass auch 2011 in der Hand Gottes ist, in seiner Hand neu entsteht und meinem, unserem Leben Licht und Wärme schenkt. Warum glaube ich nur, dass sich nichts ändert? Dass alles beim Alten bleibt? Wenn ein Jahr neu beginnt, ist es wie ein Versprechen: Du kannst auch anders sein.
Paul Gerhardt formulierte: Ach, Hüter unsers Lebens, fürwahr, es ist vergebens mit unserm Tun und Machen, wo nicht dein Augen wachen.
Gelobt sei Deine Treue, die alle Morgen neue, Lob sei den starken Händen, die alles Herzleid wenden!
Sprich Deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen!
Ich weiß: Vieles, was in diesem zu Ende gehenden Jahr nicht erledigt oder bewältigt wurde, wird einfach mitgehen. Der Gedanke, dass der neue Kalender mit lauter Nullen anfangen könnte, kommt mir nicht. Aber ich möchte mit euch allen die Gewissheit teilen, dass wir alle aus seiner - Gottes - Fülle empfangen Gnade um Gnade.
Apropos Fülle: Gnade lässt sich schenken. Sie wächst sogar in leeren Händen. Geben wir Paul Gerhardt noch einmal das Wort: "Und endlich, was das meiste: füll uns mit Deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.
Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum selgen neuen Jahre!"
Das alte und das neue Jahr vor mir und vor Gott
Pater Josef Stöckl (2008)
Mein Kalender
Der Kalender ist mit jedem Tag dünner geworden und heute sind wir beim letzen Blatt des Jahres. Voll geschrieben und abgestoßen, mit Eselsohren, Streichungen und Kaffeeflecken liegt der alte erschöpft auf dem Schreibtisch. In der Schublade lauert schon neu und unschuldig sein Nachfolger, bis jetzt noch ein unbeschriebenes Blatt, denk ich.
Der alte dagegen bläht sich gesprächig auf und erinnert an schöne Begegnungen, unliebsame Termine, an Abschiede, Alltagsforderungen und freie Zeiten. Ich blättere in meinem alten Kalender herum und das auslaufende Jahr nimmt noch einmal Gestalt an. Das ist ja auch schon wieder ein Jahr her und das muss schon vor zwei Jahren gewesen sein und doch noch so nahe! Und diese Notiz hatte ich schon ganz vergessen. Das war ja erst in diesem Jahr! Dabei wird mir klar, die Eintragungen im Kalender sind nur Fakten und Termine und dazu gehören Geschichten, die noch etwas ganz anderes aussagen.
Den Geschichten nachgehen
Geschichten sind noch etwas ganz anderes als die reinen Fakten im Kalender. Da spielen auch die Gefühle und inneren und äußeren Erlebnisse eine ganz große Rolle. Mit welchen Gefühlen bin ich hineingegangen in diese Termine, was hat mich dabei umgetrieben, wie habe ich mich darauf eingelassen? Und wie war die Durchführung? Wie habe ich mich dahinter geklemmt oder auch nicht, damit es gut hinausgeht für mich, für andere, für uns alle?
Und dann mein Gefühl danach: Dankbarkeit - Enttäuschung - Überraschung? Und wie ging es mir mit den Terminen, die nicht vorher in den Kalender eingetragen waren, sondern die ungefragt einfach plötzlich da waren: ein Krankheit, ein Unfall oder sogar der Tod eines bekannten, eines lieben Menschen? Und wie ging es mir mit Dingen, die mir so passiert sind, oder wo so klar mein Egoismus ausgebrochen ist und ich andere verletzt habe? Und wie sehe ich Ereignisse, in denen ich einfach reich beschenkt worden bin ohne dass ich etwas dazu getan habe?
Ich merke, die zu den Terminen im Kalender gehörenden Geschichten haben das Jahr unwahrscheinlich reich gemacht. Und sie haben mich reich gemacht, beileibe nicht nur die positiven, auch manche dunkle Termine haben zum Reifen meiner Person viel beigetragen. So gesehen werde ich sehr dankbar auf dieses Jahr zurückschauen und mich wundern, wozu der Mensch allem fähig ist.
Vor Gottes Angesicht
Noch einmal eine ganz andere Dichte bekommt mein Kalender 2008, wenn ich ihn vor dem Angesicht Gottes anschaue: Ich spüre, dass dieses Jahr nicht mein Produkt war, dass es sich nicht aus Gewinn und Verlust, aus Erfolg und Misserfolg zusammensetzen lässt. Ich spüre, dass Gott mit mir diesen Weg gegangen ist. Dass er mich nicht allein gelassen hat, sondern mich immer wieder bei meinem Namen gerufen hat und mir gezeigt hat, worauf es im Leben tatsächlich ankommt: nämlich auf die Liebe. Und Gott ist die Liebe, sagt uns Johannes. Und darum suche ich gern nach der Quelle der Liebe.
Auch an den Stellen, wo ich meinte, Gott hat mich im Stich gelassen, wo nur eine Spur im Sand meines Lebensweges zu sehen ist, werde ich entdecken dürfen, dass es die Stellen im Jahr waren, wo mich Gott getragen und geschleppt habe, bis ich wieder Fuß fassen konnte.
Dieses vergehende Jahr hinstellen vor Gottes Angesicht, lässt mich staunen, was Er und Ich alles fertig gebracht haben. Und auch bei dem, was wir nicht fertig gebracht haben, bleibt er an meiner Seite. Alles Gründe, für dieses Jahr sehr, sehr dankbar zu sein und Gott zu loben und zu preisen. "Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen."
Ausblick auf das Neue Jahr
Im Blich auf das neue Jahr 2009 hab ich mich natürlich gewaltig getäuscht, als ich meinte, der neue Kalender warte noch ganz unberührt und rein und sauber in der Schublade, bis er heute Nacht um 12 Uhr herausgezogen wird.
Der ist schon oft heraufgezogen worden. Da hat sich schon mancher Termin eingeschlichen und ich erinnere mich, dass es ein besonderes Gefühl war, im neuen Kalender jetzt schon etwas einzutragen. Die Betrachtung des vergehenden Jahres sagt mir im Blick auf das kommende Jahr: Die Fakten sehen und kommen lassen. Sie allein sind nicht alles. Gespannt und offen sein auf die Geschichten, die diese Fakten beinhalten und reich machen werden. Und auf Gott setzen, dass ich alles, wirklich alles, vor sein Antlitz bringen darf, was da kommen wird.
Schließen möchte ich mit dem Satz: Der Mensch hat ungeahnte Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten; ganz zu schweigen von den ungeahnten Möglichkeiten, die Gott mit uns Menschen hat, unser Leben zu gestalten. Darum ist glücklich und selig zu preisen, wer sich traut, mit Gott zusammen heute Nacht ins neue Jahr hineinzugehen.
Lieder: GL 230: Gott, heilger Schöpfer aller Stern GL 236: Es kommt ein Schiff geladen GL 237: Vom Himmel hoch, da komm ich her GL 238: O du fröhliche, o du selige GL 239: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein GL 240: Hört, es singt und klingt mit Schalle GL 241: Nun freut euch ihr Christen, singet Jubellieder GL 242: Adeste fideles GL 243: Es ist ein Ros entsprungen GL 245: Menschen, die ihr wart verloren GL 247: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich GL 251: Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket ihr Engel, in Chören GL 252: Gelobet seist du, Jesu Christ, dass du Mensch geboren bist GL 256: Ich steh an deiner Krippen hier (Bach) GL 257: Der du die Zeit in Händen hast GL 258: Lobpreiset all zu dieser Zeit, wo Sonn und Jahr sich wendet GL Ö806: Ich steh an deiner Krippe hier (Luther) GL Ö812: Singen wir mit Fröhlichkeit Psalmen und Kehrverse: GL 55: Jubelt ihr Lande, dem Herrn, alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 - VIII. GL 244: Halleluja... - Mit Psalm 72 (GL 635,5) - V. GL Ö800: Alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 (GL 55,2) oder mit Psalm 96 (GL 635,8) - VIII.
Einleitung4
Hans Hütter (2016)
Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Jahresbeginn und sind im Begriff, das alte zu verabschieden. Wir legen es zurück in die Hände Gottes, dem Schöpfer und Spender allen Lebens. Beim Rückblick begegnet uns vieles, für das wir dankbar sein können; vielleicht auch manches, was uns noch belastet, und manches, das wir noch immer nicht verstehen können.
Wir beginnen unsere Feier mit dem Bekenntnis unserer Schuld und der Bitte um Erbarmen: Ich bekenne...
Gastautor*in (2015)
Am Beginn des Jahres der Barmherzigkeit und am letzten Tag des Jahres 2015 haben wir uns versammelt, um miteinander Eucharistie zu feiern, um Gott dem Vater für die uns erwiesene Barmherzigkeit zu danken. Für das Jahr 2016 erbitten wir für uns und unsere Familien seine Barmherzigkeit, seine Liebe, seinen Schutz und Segen. Wenden wir uns an seinen Sohn, unseren Christus und bitten wir um sein barmherziges Handeln an uns und unserem Leben.
Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Manfred Wussow (2012)
Heute, am letzten Tag des Jahres 2012, treffen wir uns, um Danke zu sagen für das alte Jahr und Segen zu erbitten für das neue. Der Glanz von Weihnachten liegt über diesem Tag, auch über alle Wechsel der Jahre und Zeiten. Beim Propheten Jesaja heißt es (Jes 9,5): Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft. Ihm vertrauen wir unser Leben an. Ihn bitten wir:
Manfred Wussow (2010)
Der letzte Abend im alten Jahr bleibt im weihnachtlichen Glanz: "Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft." (vgl. Jes. 9,5) Auch in diesem Jahr haben wir viele Herrschaftsansprüche kennen-, womöglich auch fürchten gelernt. Oft gerieten wir unter Druck. Manchmal kam er aus dem eigenen Herzen, der eigenen Umgebung, der eigenen Angst. Lasst uns zu dem Kind gehen, dem alle Herrschaft zukommt:
Bußakt2
Manfred Wussow (2012)
In Unternehmen werden Bücher geschlossen. Alte Papiere und Terminkalender werden abgelegt. Ordner kommen ins Archiv. Herr, wir können nicht Schluss machen. Es will uns nicht gelingen, alte Geschichten abzulegen, alte Vorurteile wegzuräumen, unsere alten Gedanken in Frieden zu lassen. Um dein Erbarmen bitten wir: Herr, erbarme dich.
Wenn Sachen abgetragen sind, geben wir sie in die Altkleider. Mit Altpapier füllen wir die Container. Alte Möbel stellen wir an die Straße. Herr, wir können uns nicht trennen. Böse Worte und Gedanken bewahren wir, was noch heimzuzahlen ist, heben wir auf, in Herzensecken sammeln wir die Bitterkeit. Um dein Erbarmen bitten wir: Christus, erbarme dich.
Eine volle Kiste stellen wir ab, wenn sie zu schwer wird. Eine Last, die den Rücken krümmt, legen wir ab. Was wir alleine nicht tragen können, verteilen wir auf viele Schultern. Herr, wir kämpfen bis zuletzt. Fremde Hilfe ist uns suspekt, wir möchten uns nicht verpflichten. Die Nähe, die wir nicht nehmen, geben wir auch nicht. Bevor wir die Kälte beklagen, machen wir sie. Um dein Erbarmen bitten wir: Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2010)
I. In Unternehmen werden Bücher geschlossen. Alte Papiere und Terminkalender werden abgelegt. Ordner kommen ins Archiv.
Herr, wir können nicht Schluss machen. Es will uns nicht gelingen, alte Geschichten abzulegen, alte Vorurteile wegzuräumen, unsere alten Gedanken in Frieden zu lassen. Um dein Erbarmen bitten wir: Herr, erbarme dich.
II. Wenn Sachen abgetragen sind, geben wir sie in die Altkleider. Mit Altpapier füllen wir die Container. Alte Möbel stellen wir an die Straße.
Herr, wir können uns nicht trennen. Böse Worte und Gedanken bewahren wir, was noch heimzuzahlen ist, heben wir auf, in Herzensecken sammeln wir die Bitterkeit. Um dein Erbarmen bitten wir: Christus, erbarme dich.
III. Eine volle Kiste stellen wir ab, wenn sie zu schwer wird. Eine Last, die den Rücken krümmt, legen wir ab. Was wir alleine nicht tragen können, verteilen wir auf viele Schultern.
Herr, wir kämpfen bis zuletzt. Fremde Hilfe ist uns suspekt, wir möchten uns nicht verpflichten. Die Nähe, die wir nicht nehmen, geben wir auch nicht. Bevor wir die Kälte beklagen, machen wir sie. Um dein Erbarmen bitten wir: Herr, erbarme dich.
Kyrie3
Hans Hütter (2016)
Herr, Jesu Christus, Du bist das Alpha und das Omega, Anfang und Ende der ganzen Schöpfung. Herr, erbarme dich.
Du bist der König und der Herr der Welt. Christus, erbarme dich.
Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2012)
Herr, dir vertrauen wir 365 Tage an. Viele von ihnen sind einfach verflogen. Viele liegen uns auf dem Magen. Herr, erbarme dich.
Christus, du vertraust uns 365 Tage neu an. Sie liegen wie ein weites Land vor uns. Wir werden uns wieder aneinander versündigen. Christus, erbarme dich.
Herr, die Sonne geht jeden Morgen neu auf. Deine Barmherzigkeit macht unser Leben hell. Dir befehlen wir unsere guten Vorsätze. Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2010)
Du, Kind in der Krippe, schenke uns die Schönheit, die Leichtigkeit deiner Liebe. Herr, erbarme dich.
Du, dem die Engel singen, schenke uns den Frieden, in dem wir wachsen können. Christus, erbarme dich.
Du, zu dem Könige eilen, schenke uns, barmherzig zu sein. Mit uns. Mit allen Menschen. Herr, erbarme dich.
Tagesgebet2
Messbuch - TG Weihnachtszeit: Lass uns zu Christus gehören
Allmächtiger, ewiger Gott, in der Menschwerdung deines Sohnes hat alles menschliche Streben nach dir seinen Ursprung und kommt darin zur Vollendung. Laß uns zu Christus gehören, in dem das Heil aller Menschen begründet ist, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Tag der Weihnachtsoktav
Messbuch - TG Auswahl 5: leben ohne Angst
Gott, du bist da. Deine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns wie die Luft, die wir atmen, ohne die wir nicht leben können. Gib, daß wir dir ganz vertrauen und leben ohne Angst. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 5
Eröffnungsgebet5
Hans Hütter (2016)
Guter Gott, wir sind gekommen, um dir für all das Gute zu danken, das Du uns im abgelaufenen Jahr geschenkt hast. Du führst und begleitest uns durch dein Wort: Wir bitten dich, zeige uns die Wege, die Du uns zugedacht hast, und schenk uns die Gewissheit Deiner Nähe. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2010)
Treuer Gott, das Jahr 2010 legen wir in deine Hand zurück. Wir haben viel Liebe empfangen und manchen Streit ausgefochten, wir haben Porzellan zerschlagen und große Ideen entwickelt. Dir danken wir für Phantasie, Lebensmut und Vertrauen. Wir danken dir auch für die Menschen, die uns ertragen haben, die mit uns feierten und manchmal auch einfach nur da waren. Begleite uns mit deiner Barmherzigkeit in das neue Jahr. Lass uns alle Herausforderungen menschlich bestehen und hilf uns, miteinander gut zu leben. Um einen klaren Kopf bitten wir dich, um weite Herzen und um einen großen Glauben. Bei dir geht uns das Licht auf. In Christus, unserem Herrn.
Manfred Wussow (2010)
Gott, überrascht und staunend sehen wir uns in deiner Nähe. Du lädst uns ein. Von dir sind wir geliebt.
Vor dir legen wir ab: was uns bedrückt und beschwert, die Erinnerungen, die uns gefangen nehmen, die Welt, die uns über den Kopf wächst. Du machst es in unserem Leben hell, du vertraust uns Täler und Höhen an. Und die Sorgen, die andere haben.
Darum bitten wir dich: Geh nicht so schnell weiter. Wir kommen nicht mit. Gib uns das Wort, das uns Mut macht, dir zu folgen.
Denn von Anfang an wolltest du für uns Licht sein, Wort, das uns trägt. Durch unseren Herrn Jesus Christus...
Manfred Wussow (2012)
Am letzten Tag dieses Jahr, treuer, barmherziger Gott, befehlen wir dir unsere Träume und Albträume, unsere Hoffnungen und Versäumnisse, unsere Wege und Sackgassen. Wir hatten uns viel vorgenommen, manches gelang, manches zerrann uns wie Sand unter den Fingern, manches türmt sich immer noch wie Berge vor uns auf. Wir danken dir für deine Nähe, für jeden neuen Anfang, für Menschen, die bei uns bleiben. Du wirst uns auch im neuen Jahr mit deiner Treue begleiten. Schenke uns auf unseren Wegen dein Licht. Durch Jesus Christus, deinem Sohn, unserem Herrn in der Kraft deines Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Manfred Wussow (2012)
Treuer Gott, das Jahr 2012 legen wir in deine Hand zurück. Wir haben viel Liebe empfangen und manchen Streit ausgefochten, wir haben Porzellan zerschlagen und große Ideen entwickelt. Dir danken wir für Phantasie, Lebensmut und Vertrauen. Wir danken dir auch für die Menschen, die uns ertragen haben, die mit uns feierten und manchmal auch einfach nur da waren. Begleite uns mit deiner Barmherzigkeit in das neue Jahr. Lass uns alle Herausforderungen menschlich bestehen und hilf uns, miteinander gut zu leben. Um einen klaren Kopf bitten wir dich, um weite Herzen und um einen großen Glauben. Bei dir geht uns das Licht auf In Christus, unserem Herrn. Amen.
Fürbitten8
Hans Hütter (2016)
Gott, dein sind Zeit und Ewigkeit. Zu dir kommen wir mit unseren Bitten.
Wir bitten für alle Menschen, denen wir im vergangenen Jahr begegnet sind und an die wir uns in Dankbarkeit erinnern. Vergilt ihnen das Gute, das sie uns und anderen Menschen getan haben.
Wir bitten für alle Menschen, denen wir im vergangenen Jahr nicht geben konnten, was sie von uns erwartet haben. Nimm sie unter deinen Schutz und gib ihnen, was sie zum Leben brauchen.
Wir beten für alle Menschen, die im abgelaufenen Jahr aus der Bahn geworfen worden sind; für alle, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen mussten, und für alle, die in ihren Lebensplänen gescheitert sind. Begleite sie auf ihrem Lebensweg und lass sie festen Boden unter ihren Füßen gewinnen.
Wir beten für alle, die im abgelaufenen Jahr krank und nicht wieder gesund geworden sind. Schenke ihnen die Kraft, dass sie die Herausforderungen ihrer Krankheit bestehen können.
Wir beten für alle, die durch ein politisches oder kirchliches Amt für das Wohl anderer zu sorgen haben. Gib ihnen Kraft für ihre Aufgaben und den Mut, das Notwendige in die Wege zu leiten.
Wir beten für unser Verstorbenen; in besonderer Weise gedenken wir der im letzten Jahr Heimgegangenen. Schenke ihnen himmlischen Frieden und Leben in Fülle bei dir.
Gott, in dir findet unsere Zeit ihr Ziel. Dafür danken wir dir und preisen dich, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Zitat (2014)
Lass ferner dich erbitten, O Vater, und bleib mitten In unserm Kreuz und Leiden Ein Brunnen unsrer Freuden.
Gib mir und allen denen, Die sich von Herzen sehnen Nach dir und deiner Hulde, Ein Herz, das sich gedulde!
Schleus zu die Jammerpforten und lass an allen Orten auf so viel Blutvergießen die Freudenströme fließen.
Sprich Deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen!
Sei der Verlassnen Vater, Der Irrenden Berater, Der Unversorgten Gabe, Der Armen Gut und Habe!
Hilf gnädig allen Kranken, Gib fröhliche Gedanken Den hochbetrübten Seelen, Die sich mit Schwermut quälen!
Und endlich, was das meiste, Füll uns mit deinem Geiste, Der uns hier herrlich ziere Und dort zum Himmel führe!
Das alles woll'st du geben, O meines Lebens Leben, Mir und der Christenschare Zum sel'gen neuen Jahre!
(Strophen 8 bis 14 des Liedes "Nun lasst uns gehn und treten" von Paul Gerhardt 1653).
Hans Hütter (2013)
Guter Gott und Vater, in Jesus von Nazareth hast du uns deine Fürsorge und dein Wohlwollen erfahren lassen. Am Ende dieses Kalenderjahres bringen wir unsere Bitten vor dich:
Im vergangenen Jahr wurden in unserer Pfarrgemeinde ... Kinder getauft. Vater wir bitten dich: Schenke ihnen Gesundheit, Geborgenheit, ein Familie, die für sie sorgt, und lass sie zu glücklichen und gläubigen Menschen heranwachsen.
Im vergangenen Jahr wurden in unserer Pfarrgemeinde ... Kinder zur Erstkommunion geführt. Vater wir bitten dich: Lass die jungen Menschen Freude am Glauben und an der kirchlichen Gemeinschaft finden und stärke sie durch das Hören der Frohen Botschaft und durch die Teilnahme am eucharistischen Mahl.
Im vergangenen Jahr wurden ... Jugendliche aus unserer Pfarrgemeinde gefirmt. Vater wir bitten dich: Steh ihnen bei, wenn sie nach und nach die verschiedenen Facetten des Lebens entdecken und lass sie einen Platz finden, an dem sie sich wohl fühlen und sich entfalten können.
Im vergangenen Jahr haben sich in unserer Pfarrgemeinde ... das Sakrament der Ehe gespendet. Vater, wir bitten dich: Begleite die Eheleute mit deinem Segen, lass sie aneinander und miteinander wachsen, schenke ihnen Kraft zur Treue und lass ihr gemeinsames Leben fruchtbar werden.
Im vergangenen Jahr sind aus unserer Pfarrgemeinde ... Frauen und ... Männer gestorben. Vater, wir bitten dich: Schenke ihnen ewiges Leben und vergilt ihnen alles Gute, das wir ihnen verdanken.
Im vergangenen Jahr sind aus unserer Pfarrgemeinde ... Frauen und ... Männer aus der Gemeinschaft der Kirche ausgetreten. Vater, wir bitten dich: Führe sie auf ihrem Lebensweg, schenke ihnen aufs Neue das Licht des Glaubens und die volle Gemeinschaft der Kirche.
Im vergangenen Jahr hat unsere Pfarrgemeinde eine Reihe von Festen gefeiert, an denen viele Menschen teilgenommen haben. Viele Frauen und Männer haben Sonntag für Sonntag den Gottesdienst mitgefeiert und zur würdigen Feier beigetragen. Vater, wir bitten dich: Lass die Feier der Gottesdienste und der kirchlichen Feste für alle Glieder unserer Pfarre eine Quelle der Kraft und der Freude sein.
Im vergangenen Jahr haben ungezählte Personen mitgeholfen, die vielfältigen Aufgaben unserer Pfarrgemeinde wahrzunehmen, für einander da zu sein und für die Gemeinschaft Verantwortung zu tragen. Vater wir bitten dich: Stärke unseren Zusammenhalt und schenke jedem einzelnen Freude am Miteinander.
Guter Gott und Vater, wir danken Dir, dass du mit uns gehst und die Freuden und Nöte unserer Pfarrgemeinde und eines jeden einzelnen teilst. Wir bitten Dich, begleite uns auch im kommenden Jahr. Amen.
Manfred Wussow (2012)
An dem alten Jahr können wir nichts mehr ändern oder bessern. Wir legen es in Gottes Hand
Gott, dir befehlen wir die Menschen, die uns in diesem Jahr begegnet sind. Die, deren Namen wir kennen, deren Namen einen guten Klang für uns hat, aber auch die, für die wir keinen Namen haben, die in den Nachrichten vorbeizogen und in Katastrophen untergingen.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an
Dir befehlen wir die Menschen, die etwas zu sagen haben. In den Parlamenten und Kabinetten, in den Medien, in den Gerichtssälen. Die Entscheidungen treffen mussten ohne zu wissen, was daraus wird.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an
Das neue Jahr erwarten wir mit Spannung. Wir nehmen es aus Gottes Hand.
Gott Dir befehlen wir die Menschen, bei denen alles nur besser werden kann. Mit einer neuen Arbeit, einer guten ärztlichen Auskunft, mit gewachsenem Selbstvertrauen und Mut. Die es kaum erwarten können, richtig anzufangen.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an.
Dir befehlen wir die Menschen, die einen schweren Weg vor sich haben. Die fertig werden müssen mit Krankheit und Schmerzen. Die ihre Arbeit verlieren. Die sich von einander trennen. Die in einem Gerichtsverfahren ein Urteil erwarten.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an.
Nimm dich der Menschen an. Schenke gute Gedanken, lass Hoffnung wachsen, erwecke Vertrauen und Barmherzigkeit. Dann macht das neue Jahr uns reich. Auf dem Weg zu dir. Amen.
Manfred Wussow (2012)
In dieser Nacht wechselt das Jahr. Wir schauen zurück. 365 Tage sind eine lange Zeit.
Herr, wir blättern noch einmal in unseren Kalendern. Wir sehen Menschen vor uns, wir finden die Anlässe wieder und Gefühle werden lebendig. Dir befehlen wir die Menschen, denen wir begegneten. Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Herr, jeder Tag hatte seine Schlagzeilen, seine Bilder. Wir denken an Syrien, an Israel, an Palästina, an Ägypten auch. Wir sehen Hass, Grenzen und Hilflosigkeit. Dir befehlen wir die Menschen, die in Schlagzeile untergehen. Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Wir schauen nach vorne. Ein unberührtes Jahr liegt vor uns.
Herr, es stehen schon viele Termine in unseren Kalendern. Mancher Kalender ist jetzt schon voll. Wir träumen von guten Begegnungen, von schönen freien Zeiten und dass wir alle Arbeit meistern. Dir befehlen wir die Menschen, mit denen wir unsere Wege teilen. Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Herr, in Parlamenten, Gerichtssälen und Redaktionen werden im neuen Jahr Entscheidungen getroffen über Menschen und Schicksale. Es gibt Grauzonen und Ermessensspielräume. Dir befehlen wir die Menschen, die nach der Wahrheit fragen. Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Heute ist der 7. Tag der Weihnachtsoktav. Du krönst das Jahr mit deinem Segen. In dir ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen. Dir danken wir. Amen.
Hans Hütter (2011)
Guter Gott und Vater, in Jesus von Nazareth hast du uns deine Fürsorge und dein Wohlwollen erfahren lassen. Am Ende dieses Kalenderjahres bringen wir unsere Bitten vor dich:
Im vergangenen Jahr wurden in unserer Pfarrgemeinde ... Kinder getauft. Vater wir bitten dich: Schenke ihnen Gesundheit, Geborgenheit, ein Familie, die für sie sorgt, und lass sie zu glücklichen und gläubigen Menschen heranwachsen.
Im vergangenen Jahr wurden in unserer Pfarrgemeinde ... Kinder zur Erstkommunion geführt. Vater wir bitten dich: Lass die jungen Menschen Freude am Glauben und an der kirchlichen Gemeinschaft finden und stärke sie durch das Hören der Frohen Botschaft und durch die Teilnahme am eucharistischen Mahl.
Im vergangenen Jahr wurden ... Jugendliche aus unserer Pfarrgemeinde gefirmt. Vater wir bitten dich: Steh ihnen bei, wenn sie nach und nach die verschiedenen Facetten des Lebens entdecken und lass sie einen Platz finden, an dem sie sich wohl fühlen und sich entfalten können.
Im vergangenen Jahr haben sich in unserer Pfarrgemeinde ... das Sakrament der Ehe gespendet. Vater, wir bitten dich: Begleite die Eheleute mit deinem Segen, lass sie aneinander und miteinander wachsen, schenke ihnen Kraft zur Treue und lass ihr gemeinsames Leben fruchtbar werden.
Im vergangenen Jahr sind aus unserer Pfarrgemeinde ... und ... Männer gestorben. Vater, wir bitten dich: Schenke ihnen ewiges Leben und vergilt ihnen alles Gute, das wir ihnen verdanken.
Im vergangenen Jahr sind aus unserer Pfarrgemeinde ... Frauen und ... Männer aus der Gemeinschaft der Kirche ausgetreten. Vater, wir bitten dich: Führe sie auf ihrem Lebensweg, schenke ihnen aufs Neue das Licht des Glaubens und die volle Gemeinschaft der Kirche.
Im vergangenen Jahr hat unsere Pfarrgemeinde eine Reihe von Festen gefeiert, an denen viele Menschen teilgenommen haben. Viele Frauen und Männer haben Sonntag für Sonntag den Gottesdienst mitgefeiert und zur würdigen Feier beigetragen. Vater, wir bitten dich: Lass die Feier der Gottesdienste und der kirchlichen Feste für alle Glieder unserer Pfarre eine Quelle der Kraft und der Freude sein.
Im vergangenen Jahr haben ungezählte Personen mitgeholfen, die vielfältigen Aufgaben unserer Pfarrgemeinde wahrzunehmen, für einander da zu sein und für die Gemeinschaft Verantwortung zu tragen. Vater wir bitten dich: Stärke unseren Zusammenhalt und schenke jedem einzelnen Freude am Miteinander.
Guter Gott und Vater, wir danken Dir, dass du mit uns gehst und die Freuden und Nöte unserer Pfarrgemeinde und eines jeden einzelnen teilst. Wir bitten Dich, begleite uns auch im kommenden Jahr. Amen.
Manfred Wussow (2010)
Liturge: Nun lasst uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.
Lektoren: Gib mir und allen denen, die sich von Herzen sehnen nach Dir und Deiner Hulde, ein Herz, das sich gedulde!
Sprich Deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen!
Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.
Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.
Und endlich, was das meiste: füll uns mit Deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.
Liturge: Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum selgen neuen Jahre!
Paul Gerhardt (1607 - 1676)
Manfred Wussow (2010)
An dem alten Jahr können wir nichts mehr ändern oder bessern. Es wird uns so abgenommen wie wir es abzugeben haben.
Gott, dir befehlen wir die Menschen, die uns in diesem Jahr begegnet sind. Die, deren Namen wir kennen, deren Namen einen guten Klang für uns hat, aber auch die, für die wir keinen Namen haben, die in den Nachrichten vorbeizogen und in Katastrophen untergingen.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an!
Dir befehlen wir die Menschen, die etwas zu sagen hatten. In den Parlamenten und Kabinetten, in den Medien, in den Gerichtssälen. Die Entscheidungen treffen mussten ohne zu wissen, was daraus wird.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an!
Das neue Jahr erwarten wir mit Spannung. Was es uns bringt oder nimmt, liegt nicht nur in unserer Hand.
Gott Dir befehlen wir die Menschen, bei denen alles nur besser werden kann. Mit einer neuen Arbeit, einer guten ärztlichen Auskunft, mit gewachsenem Selbstvertrauen und Mut. Die es kaum erwarten können, richtig anzufangen.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an!
Dir befehlen wir die Menschen, die einen schweren Weg vor sich haben. Die fertig werden müssen mit einer Diagnose über Leben oder Tod. Die ihre Arbeit verlieren. Die sich von einander trennen. Die in einem Gerichtsverfahren ein Urteil erwarten.
Wir rufen zu dir: Nimm dich ihrer an!
Nimm dich der Menschen an. Schenke gute Gedanken, lass Hoffnung wachsen, erwecke Vertrauen und Barmherzigkeit. Dann macht das neue Jahr uns reich. Auf dem Weg zu dir.
Gebet zur Gabenbereitung1
Hans Hütter (2016)
Guter Gott, die Gaben, mit denen wir den Tisch gedeckt haben, führen uns vor Augen, dass Du uns alles gibst, was wir zum Leben brauchen. Wir bitten Dich verwandle sie in jene Gaben, die uns für das ewige Leben nähren, dem wir mit Deinem Sohn Jesus Christus entgegengehen. Darum bitten wir durch ihn, der mit Dir in Gemeinschaft des Hl. Geistes lebt und wirkt in Ewigkeit.- Amen.
Lobpreis1
Hans Hütter (2019)
(für Wortgottesdienstfeiern)
Gott, unser Vater, wir haben wahrhaft allen Grund, Dir Dank zu sagen:
Wir danken Dir für unser Leben, für die Lebensfreude der Kinder und der Jugendlichen.
Wir danken Dir für das Geschenk des Glaubens, für das Licht der Hoffnung und die Fähigkeit zu lieben.
Wir danken Dir für das tägliche Brot, für die Nahrung und Kleidung und für die Menschen, die sich darum mühen.
Wir danken Dir für die vielfältigen Begabungen und Charismen, mit denen Du uns ausgestattet hast.
Wir danken Dir für alle guten Beziehungen, für die Ehepartner und für die Freunde, die unser Leben reich machen.
Wir danken Dir für den Frieden in unserem Land und für die vielen Menschen, die sich um Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.
Wir danken Dir für alle Menschen, die uns daheim, in Kirche und Schule Gottes Wort verkünden, und für alle, die in unseren Gemeinden an der würdigen Feier der Sakramente mitwirken.
Wir danken Dir für alle Menschen, die bereit sind, in Gesellschaft, Politik und Kirche Verantwortung zu übernehmen.
Für all das danken wir Dir und stimmen ein in den Lobgesang der ganzen Schöpfung und der Kirche:
Mahlspruch1
Bibel
Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm ist das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen. (Joh 1,3f)
Oder:
Gott hat seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt, damit wir durch ihn leben. (1 Joh 4,9b)
Schlussgebet1
Messbuch - SG Weihnachtszeit: Gott, du bist unsere Hilfe und unser Schutz
Barmherziger Gott, in jeder Not bist du unsere Hilfe. (Du hast uns im vergangenen Jahr auf unseren Wegen geleitet.) Bleibe bei uns mit deinem Schutz. Gib uns, was wir für dieses vergängliche Leben brauchen, und führe uns zur ewigen Vollendung bei dir. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Tag der Weihnachtsoktav 31. Dezember, 4. Januar, 7. Januar
Gebet zum Abschluss3
Hans Hütter (2016)
Guter Gott, in der Kraft dieser Speise, die wir nun empfangen haben, lass uns unseren Weg gehen, bis wir das Ziel unseres Lebens erreichen und in Deiner Liebe endgültig aufgehoben sind. Darum bitten wir Dich durch Jesus Christus, unseren Bruder, Weggefährten und Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2012)
Du, Gott, hast uns Jahr 2012 anvertraut. Wir danken dir, dass du uns dein Wort immer wieder gegeben und uns zu deinem Mahl immer wieder eingeladen hast. Wir haben deine Freundlichkeit erfahren, wir waren nie allein auf unseren Wegen, im Zweifel hast du uns deine Treue bewahrt. Wir bitten dich um deinen Segen für uns, für unsere Lieben, für alle Menschen. Das Jahr 2013 legst du in unsere Hände. Schenke uns jeden Tag die Kraft, liebevoll und verantwortlich mit einander umzugehen, Probleme zu meistern und ein herzliches Lachen für einander zu haben. Durch Jesus, den du uns als Messias geschenkt hast. Sein Glanz liegt über unserem Leben. Amen.
Manfred Wussow (2010)
Du, Gott, hast uns deinen Namen genannt: "Ich gehe mit dir." Wir danken dir, dass wir im letzten Gottesdienst dieses Jahres dein Wort gehört haben und eingeladen waren an deinem Tisch. Dankbar geben wir die Tage zurück, die wir aus deiner Hand empfangen haben. Für die Tage, die jetzt vor uns liegen, erbitten wir deine Nähe, deinen Geist. Bewahre uns das Vertrauen, hilf uns, die Hoffnung nicht fallen zu lassen und lass uns in der Liebe wachsen bis du vollendest, was wir nicht vollenden können. Du kennst unsere Namen. Wir gehen mit dir. Durch Christus, unserem Herrn.
Segen2
Zitat (2013)
Du Gott der Anfänge segne uns, wenn wir deinen Ruf hören, wenn deine Stimme uns lockt zu Aufbruch und Neubeginn. Du Gott der Anfänge Lass leuchten über uns dein Angesicht, wenn wir im Vertrauen und in Zuversicht das Vergangene hinter uns lassen und mutig weitergehen. Du Gott der Anfänge sei uns nahe, wenn Dunkel und Angst uns befällt vor dem Kommenden, dem Ungewissen. Du Gott der Anfänge segne unseren Ausgang und unseren Eingang.
(nach Sabine Naegeli)
Manfred Wussow (2010) - Gottes liebender Hand, die uns berührt
Ein Dach, das dich schützt, wenn du Herberge suchst,
eine sanfte Hand, die dich hält, wenn du dich niedergeschlagen fühlst,
ein gutes Herz, an das du dich anlehnen kannst, wenn du dich verlierst im Trubel des Alltäglichen,
einen Menschen in der Nähe, der deine Tränen auffängt wie eine kostbare Schale,
eine warme Hand, die deine Augen schließt, auch dann, wenn du Abschied nimmst und hinübergehst in die Welt des Lichtes,
das wünsche ich dir aus Gottes liebender Hand, die uns berührt: Die sanfte Hand des Vaters und des Sohnes Und des Heiligen Geistes.
(Quelle unbekannt)
Sonstiges2
Gotteslob (2013)
In den Anliegen der Kirche
Gebete für die Kirche Für den Papst
Gott, allmächtiger Vater, du hast deinen Diener N. in der Nachfolge des heiligen Petrus erwählt, deine Herde zu weiden und zu Jesus Christus zu führen. Erfülle unseren Papst mit deinem Geist und gib, dass er seine Brüder und Schwestern im Glauben stärke. Steh ihm bei in seinem Bemühen, deinen Willen zu erfüllen und das Band der Einheit, der Liebe und des Friedens unter den Kirchen zu festigen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Für den Bischof
Gott, unser Vater, in Jesus Christus begleitest du die Kirche von N. Wir danken dir für unseren Bischof N. und bitten dich: Erfülle ihn mit deinem Geist und schenke ihm die Weisheit für seinen Hirtendienst. Lass ihn Worte und Wege finden, die uns im Glauben stärken, zur Liebe bewegen und uns im Frieden bewahren. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Hirten und Herrn, der in seiner Kirche lebt und wirkt, heute und in Ewigkeit. Amen.
Um Priester, Diakone und Ordensleute
Gott, unser Vater, du hast deinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt, um uns deine Liebe zu bezeugen. Durch ihn berufst du Frauen und Männer zum Dienst in deiner Kirche. Schenke auch unserer Zeit Ordensleute, die durch ihr Leben nach den evangelischen Räten dich bezeugen, Priester, die den Gläubigen das Evangelium verkünden, sie mit dem Brot des Lebens nähren und die Gemeinden in der Kraft des Heiligen Geistes leiten, und Diakone, die deinem Volk dienen und für die Armen und Notleidenden sorgen. Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Für Laienmitarbeiter in der Kirche
Gott, unser Vater, dein Sohn Jesus Christus ist für uns Mensch geworden. Mit ihm hat dein Reich in unserer Welt begonnen. Durch das Sakrament der Taufe hast du uns als deine Söhne und Töchter berufen, am Aufbau deines Reiches mitzuwirken. Wir danken dir für alle Frauen und Männer, die ihre Berufung wahrnehmen und Mitverantwortung in der Kirche tragen. Wir bitten dich: Dein Wort weise ihnen den Weg durch diese Zeit, dein Geist erfülle sie im Dienst zum Heil der Welt und deine Liebe präge ihr Dasein für die Menschen. Durch ihn, Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Für die Pfarrgemeinde
Herr Jesus Christus, du bist das Haupt deiner Kirche und die Mitte unserer Gemeinden. Du machst sie zu sichtbaren Zeichen deiner Gegenwart in der Welt. Erfülle sie mit der Kraft deiner Botschaft und dem Geist deiner Liebe. Segne das Zusammenwirken aller Gläubigen in deinem Dienst, damit die Menschen Hoffnung, Trost und Lebensfreude finden. Darum bitten wir dich, der du lebst und herrschest in Ewigkeit. Amen.
Gotteslob (Österreich) Nr 704
Gotteslob (2013)
Die Welt vor Gott bringen
Gebet für die Heimat
V Herr, wir danken dir für unser Land, in dem wir leben, die Berge, die Täler, die Felder, die Gärten, die Wälder, die Flüsse und Seen: A Keine Verblendung zerstöre das Werk deiner Hände. V Herr, unsere Häuser, unsere Dörfer und unsere Städte mögen Orte der Hoffnung und des Friedens sein: A Keine Verhärtung verschließe unsere Türen vor Menschen in Not. V Herr, die Stätten unserer Arbeit mögen Orte der Zuversicht und des Gelingens, der Freude und der Erfüllung sein: A Keine Mutlosigkeit hindere uns, mit Verantwortung die Zukunft zu gestalten. V Herr, die Straßen unseres Landes mögen Wege sein, die Menschen zueinanderführen: A Keine Angst und kein Vorurteil trenne uns von Menschen anderer Kulturen und anderen Glaubens. V Herr, unsere Gespräche und Begegnungen mögen Zeiten des Hörens und des Verstehens sein: A Kein Wort komme über unsere Lippen, das verletzt und zerstört. V Herr, die Kirchen unseres Landes mögen offen sein für alle, die auf dein Wort hören und deine Nähe suchen: A Dein Name werde geheiligt, dein Reich sei mitten unter uns.
Keiner hat Zeit. Wenigstens nicht für mich. Überall suche ich ein Ohr. Und finde doch nur einen Mund. Einen der selber erzählen möchte und nicht zuhören. Keiner hat Zeit. Einer hat Ewigkeit. Gott. Der schaut nie auf die Uhr. Ist nie mit seinen Gedanken woanders. Hängt nie noch dem letzten Gespräch nach. Hat nie ein »Der Nächste bitte« auf den Lippen. Ist Tag und Nacht zu sprechen. Von jedem Punkt des Universums aus. Er ist da. Ist jetzt da. Ist jetzt für dich da. Wo? Da, wo du bist. Sprich ihn an. Gott ist immer nur ein Gebet weit von dir entfernt.
Jürgen Werth
Vom Sinn der Zeit
Benedikt XVI.
Ein Jahr geht zu Ende. Und das bedeutet immer wieder eine Stunde der Nachdenklichkeit. Bilanzen werden gemacht, Vorschau auf das Kommende versucht. Für einen Augenblick werden wir dieser seltsamen Wirklichkeit »Zeit« inne, die wir sonst unvermerkt einfach gebrauchen. Harte Tage erscheinen im Rückblick eher verklärt, und die fast vergessene Mühsal läßt uns ruhiger und zuversichtlicher werden, gelassener gegenüber dem Drohenden, das auch vergehen wird. Mit dem alten Jahr ist nicht nur viel Schweres, sondern auch manches Schöne vergangen, und je mehr ein Mensch die Mitte seines Lebens überschreitet, desto stärker empfindet er die Verwandlung dessen, was ihm einst Zukunft und Gegenwart war, in Vergangenheit. Er kann zum Augenblick nicht sagen »Verweile doch, du bist so schön«; was Zeit ist, geht dahin, wie es kam. So kann die letzte Stunde des Jahres uns nachdenklich machen über den Sinn der Zeit. Der Mensch hat mehr Zeit. Die Medizin hat die Zeit des Menschen verlängert. Aber haben wir eigentlich Zeit? Oder hat die Zeit uns? Die allermeisten haben auf keinen Fall Zeit für Gott, sie brauchen ihre Zeit für sich selber, wie sie meinen. Aber haben wir wirklich Zeit für uns selbst? Oder fehlt uns nicht gerade die? Leben wir nicht gerade an uns selbst vorbei? Und ist es vielleicht doch so, daß die wahre Zeit des Menschen jene Zeit ist, die er für Gott hat? [...] Allzuviel spricht dafür, daß Zeit, die ihm nicht mehr offensteht, uns selbst verschlingt und daß nur das Zeithaben für Gott uns Zeit für den Menschen gibt und damit die wahre Freiheit.
Papst Benedikt XVI. - Joseph Ratzinger, Berührt vom Unsichtbaren. Jahreslesebuch, ausgew. u. hrsg. v. Ludger Hohn-Morisch, Freiburg i. Br. u.a.: Verlag Herder 2000, neu aufgelegt 2005.
Der Schwarzseher
Eugen Roth
Ein Mensch denkt jäh erschüttert dran, Was alles ihm geschehen kann An Krankheits- oder Unglücksfällen, Um ihm das Leben zu vergällen. Hirn, Auge, Ohr, Zahn, Nase, Hals; Herz, Magen, Leber ebenfalls, Darm, Niere, Blase, Blutkreislauf Zählt er bei sich mit Schaudern auf, Bezieht auch Lunge, Arm und Bein Nebst allen Möglichkeiten ein. Jedoch, sogar den Fall gesetzt, Er bliebe heil und unverletzt, Ja, bis ins kleinste kerngesund, Wär doch zum Frohsinn noch kein Grund, Da an den Tod doch stündlich mahnen Kraftfahrer, Straßen-, Eisenbahnen; Selbst Radler, die geräuschlos schleichen, Sie können tückisch dich erreichen. Ein Unglücksfall, ein Mord, ein Sturz, Ein Blitz, ein Sturm, ein Weltkrieg - kurz, Was Erde, Wasser, Luft und Feuer In sich birgt, ist nie ganz geheuer. Der Mensch, der so des Schicksals Macht Ganz haargenau bei sich durchdacht, Lebt lange noch in Furcht und Wahn Und stirbt - und niemand weiß, woran.
Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1995.
Fürbitte zum Jahresschluss
Michael Meyer
Herr, du hast uns voll Unruhe geschaffen, du hast uns zu Fremden gemacht in dieser Welt. Laß uns unruhig sein über unser geringes Werk. Laß uns unruhig sein über die Größe deiner Güte. Laß uns unruhig sein über die verrinnende Zeit und jede verlorene Stunde. Laß uns unruhig sein über unsere Sünde und die Schuld aller Menschen. Laß uns unruhig sein und dein Gericht erwarten in jedem Augenblick. Laß uns unruhig sein und in der Unruhe Glauben halten. Laß uns unruhig sein, bis dein Wille geschieht unter uns. Vater, mit der Bitte, daß du in Segen wandelst, was in unserer Hand verdorben ist, gedenken wir aller, denen wir im vergehenden Jahr begegnet sind, der Menschen, die wir lieben, und derer, die uns zu schaffen machen; aller gedenken wir, denen wir nahe waren, aller, die uns fremd und feind wurden, und aller, die wir verloren haben. Segne sie - segne uns!
Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.
Nachdenken am Jahresende
Phil Bosmans
Ein Jahr geht zu Ende. Was ist dir von ihm geblieben? Vielleicht Enttäuschungen und Misserfolge, ein Haufen Ärger und graue Haare. Vielleicht ein leiser Schmerz im Herzen, weil alles so schnell gegangen ist? Fühlst du vielleicht zum ersten Mal, dass jedes Jahr von deinem Leben ein Stück abschneidet? Denk mal ruhig darüber nach. Es kann ja nicht schaden, wenn du ein paar Illusionen los wirst. Aber es wäre eine Katastrophe, solltest du den Mut verloren haben und den Glauben an das kommende Jahr. Suche weiter nach Frieden. Suche nach unbelasteter Verbindung zu Gott. Er kann dir die leeren Hände füllen und das leere Herz.
Aus: Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz. Übertragen und herausgegeben von Ulrich Schütz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008 (1999).
Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer - Psalm 90,9
Johannes Bours
Wenn das Jahr sich wendet, schauen wir zurück. Oft hört man im Blick auf das zurückliegende Jahr: Wie schnell ist es vergangen! "Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer", so sagt es eine Zeile im Psalm 90. Was für ein Bild ist das: "Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer" - das heißt doch: so schnell und flüchtig wie ein "Ach!" und es heißt auch: so traurig, so vergänglich wie ein "Ach!"
Wenn man jung ist, sagt man es noch nicht. Aber je älter man wird, desto mehr wird man zustimmen: "Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer." Es ist die Erfahrung der Vergänglichkeit, die immer wieder, wenn ein Jahr zu Ende geht, unser Herz berührt.
Martin Luther hat diesen Vers aus Psalm 90 anders übersetzt, er sagt: "Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz!" Wie ein leeres Geschwätz, das nichts bedeutet. Ist es so? Ein gewesenes Jahr, ohne Gewicht, federleicht auf der Waagschale der Ewigkeit?
Es gibt eine Motette von Johannes Bach, der hundert Jahre vor dem großen Johann Sebastian Bach gelebt hat: "Unser Leben ist ein Schatten auf Erden." Wenn man sie hört, ist es, als ob das Leben wie ein Schatten dahinhuschte ... Und in der Motette der Vers: "Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Leben! Wie ein
Nebel bald entstehet und bald wiederum vergehet: So ist unser Leben, sehet!" "Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer" - aber sie fallen nicht ins Leere! Der, der die Zeit und die Jahre geschaffen hat, hält wie ein guter Vater die Arme und die Hände ausgebreitet, um die Hin-fälligkeit unserer Jahre aufzufangen, damit sie nicht ins Bodenlose des Nichts versinken. Der Dichter Rilke sagt es so: Wir fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andere an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
"Unsere Jahre gehen dahin wie ein Seufzer". Oder: "Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwätz" - ja so ist es! Aber das ist nicht alles! So braucht es nicht stehen zu bleiben. Es bleibt unsere Bitte - und sie kann alles verwandeln: "Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen."
Aus: Johannes Bours, Ich werde ihm den Morgenstern geben. Worte für den Lebensweg. Herausgegeben von Paul Deselaers. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1988.
Neuem zugewandt
Herbert Jung
Silvester
Der Raum nicht kennt noch Zeit, doch beide uns gewährt, er segne euch, die ihr am Rand des Alten steht, dem Neuen zugewandt, noch fragend, was da wird. Und gehe mit ins Jahr, das unverbraucht jetzt vor uns liegt.
Ob es böse wird oder gut, nicht er entscheidet nur darüber - auch Menschenhand ist mit im Spiel: kann trösten, heilen, kann schlagen und zum Meineid sich erheben.
Darum lass stets das Gute er euch finden, den Weg, der führt ins lichte Morgen, in jenes Reich, das immer wieder uns erfahrbar wird,(a> erst recht am Ende, wenn Himmel dann ... - auch diese alte Erde ganz neu von ihm gestaltet.
Er geb euch Mut zum Gehen, die Kraft, die’s dazu braucht, das Ziel, das er vorherbestimmt. So segne euch der Vater, auch der Sohn und beider Heilger Geist.
Amen.
Aus: Herbert Jung, Das große Buch der Segensgebete. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2013.
Evangelii Gaudium - Die Freude des Evangeliums
Franziskus (Papst)
Eine unaufschiebbare kirchliche Erneuerung
27. Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient. Die Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, kann nur in diesem Sinn verstanden werden: dafür zu sorgen, dass sie alle missionarischer werden, dass die gewöhnliche Seelsorge in all ihren Bereichen expansiver und offener ist, dass sie die in der Seelsorge Tätigen in eine ständige Haltung des „Aufbruchs“ versetzt und so die positive Antwort all derer begünstigt, denen Jesus seine Freundschaft anbietet. [...] 34. Wenn wir alles unter einen missionarischen Gesichtspunkt stellen wollen, dann gilt das auch für die Weise, die Botschaft bekannt zu machen. In der Welt von heute mit der Schnelligkeit der Kommunikation und der eigennützigen Auswahl der Inhalte durch die Medien ist die Botschaft, die wir verkünden, mehr denn je in Gefahr, verstümmelt und auf einige ihrer zweitrangigen Aspekte reduziert zu werden. Daraus folgt, dass einige Fragen, die zur Morallehre der Kirche gehören, aus dem Zusammenhang gerissen werden, der ihnen Sinn verleiht. Das größte Problem entsteht, wenn die Botschaft, die wir verkünden, dann mit diesen zweitrangigen Aspekten gleichgesetzt wird, die, obwohl sie relevant sind, für sich allein nicht das Eigentliche der Botschaft Jesu Christi ausdrücken. Es ist also besser, realistisch zu sein und nicht davon auszugehen, dass unsere Gesprächspartner den vollkommenen Hintergrund dessen kennen, was wir sagen, oder dass sie unsere Worte mit dem wesentlichen Kern des Evangeliums verbinden können, der ihnen Sinn, Schönheit und Anziehungskraft verleiht.
35. Eine Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt steht nicht unter dem Zwang der zusammenhanglosen Vermittlung einer Vielzahl von Lehren, die man durch unnachgiebige Beharrlichkeit aufzudrängen sucht. Wenn man ein pastorales Ziel und einen missionarischen Stil übernimmt, der wirklich alle ohne Ausnahmen und Ausschließung erreichen soll, konzentriert sich die Verkündigung auf das Wesentliche, auf das, was schöner, größer, anziehender und zugleich notwendiger ist. Die Aussage vereinfacht sich, ohne dadurch Tiefe und Wahrheit einzubüßen, und wird so überzeugender und strahlender. [...] Herausforderungen der Inkulturation des Glaubens
68. Die christliche Basis einiger Völker – besonders in der westlichen Welt – ist eine lebendige Wirklichkeit. Hier finden wir, vor allem unter den am meisten Notleidenden, eine moralische Reserve, die Werte eines authentischen christlichen Humanismus bewahrt. Ein Blick des Glaubens auf die Wirklichkeit kann nicht umhin, das anzuerkennen, was der Heilige Geist sät. Es würde bedeuten, kein Vertrauen auf sein freies und großzügiges Handeln zu haben, wenn man meinte, es gebe keine echten christlichen Werte dort, wo ein Großteil der Bevölkerung die Taufe empfangen hat und seinen Glauben und seine brüderliche Solidarität in vielerlei Weise zum Ausdruck bringt. Hier muss man viel mehr als „Samen des Wortes“ erkennen, angesichts der Tatsache, dass es sich um einen authentischen katholischen Glauben handelt mit eigenen Modalitäten des Ausdrucks und der Zugehörigkeit zur Kirche. Es ist nicht gut, die entscheidende Bedeutung zu übersehen, welche eine vom Glauben gezeichnete Kultur hat, denn diese evangelisierte Kultur besitzt jenseits ihrer Grenzen viel mehr Möglichkeiten als eine einfache Summe von Gläubigen, die den Angriffen des heutigen Säkularismus ausgesetzt ist. Eine evangelisierte Volkskultur enthält Werte des Glaubens und der Solidarität, die die Entwicklung einer gerechteren und gläubigeren Gesellschaft auslösen können. Zudem besitzt sie eine besondere Weisheit, und man muss verstehen, diese mit einem Blick voller Dankbarkeit zu erkennen.
69. Es ist dringend notwendig, die Kulturen zu evangelisieren, um das Evangelium zu inkulturieren. In den Ländern katholischer Tradition wird es sich darum handeln, den bereits bestehenden Reichtum zu begleiten, zu pflegen und zu stärken, und in den Ländern anderer religiöser Traditionen oder tiefgreifender Säkularisierung wird es darum gehen, neue Prozesse der Evangelisierung der Kultur zu fördern, auch wenn sie sehr langfristige Planungen verlangen. Wir dürfen jedoch nicht übersehen, dass immer ein Aufruf zum Wachstum besteht. Jede Kultur und jede gesellschaftliche Gruppe bedarf der Läuterung und der Reifung. Im Fall von Volkskulturen katholischer Bevölkerungen können wir einige Schwächen erkennen, die noch vom Evangelium geheilt werden müssen: Chauvinismus, Alkoholismus, häusliche Gewalt, geringe Teilnahme an der Eucharistie, Schicksalsgläubigkeit oder Aberglaube, die auf Zauberei und Magie zurückgreifen lassen, und anderes. Doch gerade die Volksfrömmigkeit ist der beste Ausgangspunkt, um diese Schwächen zu heilen und von ihnen zu befreien.
70. Es stimmt auch, dass der Schwerpunkt manchmal mehr auf äußeren Formen von Traditionen einiger Gruppen oder auf hypothetischen Privatoffenbarungen liegt, die absolut gesetzt werden. Es gibt ein gewisses, aus Frömmigkeitsübungen bestehendes Christentum, dem eine individuelle und gefühlsbetonte Weise, den Glauben zu leben, zugrunde liegt, die in Wirklichkeit nicht einer echten „Volksfrömmigkeit“ entspricht. Manche fördern diese Ausdrucksformen, ohne sich um die soziale Förderung und die Bildung der Gläubigen zu kümmern, und in gewissen Fällen tun sie es, um wirtschaftliche Vorteile zu erlangen oder eine Macht über die anderen zu gewinnen. Wir dürfen auch nicht übersehen, dass in den letzten Jahrzehnten ein Bruch in der generationenlangen Weitergabe des christlichen Glaubens im katholischen Volk stattgefunden hat. Es ist unbestreitbar, dass viele sich enttäuscht fühlen und aufhören, sich mit der katholischen Tradition zu identifizieren; dass die Zahl der Eltern steigt, die ihre Kinder nicht taufen lassen und sie nicht beten lehren und dass eine gewisse Auswanderung in andere Glaubensgemeinschaften zu verzeichnen ist. Einige Ursachen dieses Bruches sind: der Mangel an Raum für den Dialog in der Familie, der Einfluss der Kommunikationsmittel, der relativistische Subjektivismus, der ungehemmte Konsumismus, der den Markt anregt, das Fehlen einer pastoralen Begleitung für die Ärmsten, der Mangel an herzlicher Aufnahme in unseren Einrichtungen und unsere Schwierigkeit, in einer multireligiösen Umgebung den übernatürlichen Zugang zum Glauben neu zu schaffen. [...] 83. So nimmt die größte Bedrohung Form an, der »graue Pragmatismus des kirchlichen Alltags, bei dem scheinbar alles mit rechten Dingen zugeht, in Wirklichkeit aber der Glaube verbraucht wird und ins Schäbige absinkt«63. Es entwickelt sich die Grabespsychologie, die die Christen allmählich in Mumien für das Museum verwandelt. Enttäuscht von der Wirklichkeit, von der Kirche oder von sich selbst, leben sie in der ständigen Versuchung, sich an eine hoffnungslose, süßliche, Traurigkeit zu klammern, die sich des Herzens bemächtigt wie »das kostbarste der Elixiere des Dämons«64. Berufen, um Licht und Leben zu vermitteln, lassen sie sich schließlich von Dingen faszinieren, die nur Dunkelheit und innere Müdigkeit erzeugen und die apostolische Dynamik schwächen. Aus diesen Gründen erlaube ich mir, darauf zu beharren: Lassen wir uns die Freude der Evangelisierung nicht nehmen!
Nein zum sterilen Pessimismus
84. Die Freude aus dem Evangelium kann nichts und niemand uns je nehmen (vgl. Joh 16,22). Die Übel unserer Welt – und die der Kirche – dürften niemals Entschuldigungen sein, um unseren Einsatz und unseren Eifer zu verringern. Betrachten wir sie als Herausforderungen, um zu wachsen. Außerdem ist der Blick des Glaubens fähig, das Licht zu erkennen, das der Heilige Geist immer inmitten der Dunkelheit verbreitet. Er vergisst nicht, dass »wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß geworden ist« (Röm 5,20). Unser Glaube ist herausgefordert, den Wein zu erahnen, in den das Wasser verwandelt werden kann, und den Weizen zu entdecken, der inmitten des Unkrauts wächst.
Auszüge aus: Papst Franziskus an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die Personen geweihten Lebens und an die christgläubigen Laien über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute. Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, zum Abschluss des Jahres des Glaubens, am 24. November – Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, König des Weltalls – im Jahr 2013, dem ersten meines Pontifikats.
Zeiteinteilung
Roland Breitenbach
Vierundzwanzig Stunden zählt der Tag. Sei dankbar über jede. Hundertachtundsechzig Stunden hat die Woche. Sage nie: Ich habe keine Zeit. Dreihundertfünfundsechzig Tage hat ein Jahr. An jedem Tag wartet Gott auf dich. Teile segnend deine Zeit.
Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Segen – Guthaben
Susanne Niemeyer / Matthias Lemme
Dass es gut wird. Dass das Leben gelingt. Dass mich jemand mag und auf mich setzt. Dass ich Kraft habe wie ein Tiger. Dass sich jemand ins Zeug wirft für mich. Dass ich eine Heimat habe, überall auf der Welt. Dass ich, wenn ich traurig bin, nicht allein bin. Dass ich immer wieder neu anfangen kann. Dass ich hoffen darf - und losgehe. Bei Gott garantiert.
Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Aus: Susanne Niemeyer / Matthias Lemme, Brot und Liebe. Wie man Gott nach Hause holt. Kreuz Verlag, Freiburg im Breisgau 2013.
Friede
Roland Breitenbach
Das ist mein Segenswunsch zum Ende des Jahres: Dein Außen und dein Innen mögen mehr und mehr zusammenfinden. Das Hohe und das Tiefe, das Gerade und das Schiefe, mögen sich begegnen und ergänzen. Aus Freude und aus Trauer, aus der Angst und der Wut, möge wachsen und bleiben neuer, starker Lebensmut. Das und noch so vieles mehr gibt der Friede Gottes her.
Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Wunderbarer Gnadenthron
Johann Olearius
Wunderbarer Gnadenthron, Gottes und Marien Sohn, Gott und Mensch, ein kleines Kind, das man in der Krippen find't, großer Held von Ewigkeit, dessen Macht und Herrlichkeit rühmt die ganze Christenheit:.
Du bist arm und machst zugleich uns an Leib und Seele reich. Du wirst klein, du großer Gott, und machst Höll und Tod zu Spott. Aller Welt wird offenbar, ja auch deiner Feinde Schar, daß du, Gott, bist wunderbar.
Laß mir deine Güt und Treu täglich werden immer neu. Gott, mein Gott, verlaß mich nicht, wenn mich Not und Tod anficht. Laß mich deine Herrlichkeit, deine Wundergütigkeit schauen in der Ewigkeit.
Johann Olearius (1665) in: EG 38.
Nun lasst uns gehn und treten
Paul Gerhardt
1. Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.
2. Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen vom alten bis zum neuen
3. durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken.
4. Denn wie von treuen Müttern in schweren Ungewittern die Kindlein hier auf Erden mit Fleiß bewahret werden,
5. also auch und nicht minder läßt Gott uns, seine Kinder, wenn Not und Trübsal blitzen, in seinem Schoße sitzen.
6. Ach Hüter unsres Lebens, fürwahr, es ist vergebens mit unserm Tun und Machen, wo nicht dein Augen wachen.
7. Gelobt sei deine Treue, die alle Morgen neue; Lob sei den starken Händen, die alles Herzleid wenden.
8. Laß ferner dich erbitten, o Vater, und bleib mitten in unserm Kreuz und Leiden ein Brunnen unsrer Freuden.
9. Gib mir und allen denen, die sich von Herzen sehnen nach dir und deiner Hulde, ein Herz, das sich gedulde.
10. Schließ zu die Jammerpforten und laß an allen Orten auf so viel Blutvergießen die Freudenströme fließen.
11. Sprich deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, laß Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen.
12. Sei der Verlaßnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.
13. Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.
14. Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.
15. Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum sel'gen neuen Jahre.
Paul Gerhardt (1653) in: EG 58.
Das Jahr geht hin, nun segne du
Arno Pötzsch
1. Das Jahr geht hin, nun segne du den Ausgang und das Ende. Deck dieses Jahres Mühsal zu, zum Besten alles wende.
2. Du bleibst allein in aller Zeit, ob wir auch gehn und wandern, die Zuflucht, schenkst Geborgenheit von einem Jahr zum andern.
3. Hab Dank für deine Gotteshuld, den Reichtum deiner Gnaden. Vergib uns alle unsre Schuld, die wir auf uns geladen.
4. Und segne unsern Eingang nun. Hilf, Herr, in Jesu Namen. Dein Segen g'leit all unser Tun im neuen Jahre. Amen.
Arno Pötzsch (1942) in: EG Rheinland 551.
Gebet
Dietrich Bonhoeffer
Vater im Himmel, Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht, Lob und Dank sei dir für den neuen Tag, Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue in meinem vergangenen Leben. Du hast mir viel Gutes erwiesen, laß mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen. Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann. Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.
Herr Jesus Christus, du warst arm und elend, gefangen und verlassen wie ich. Du kennst alle Not der Menschen, du bleibst bei mir, wenn kein Mensch mir beisteht, du vergißt mich nicht und suchst mich, du willst, daß ich dich erkenne und mich zu dir kehre. Herr, ich höre deinen Ruf und folge. Hilf mir!
Heiliger Geist, gib mir den Glauben, der mich vor Verzweiflung und Laster rettet. Gib mir die Liebe zu Gott und den Menschen, die allen Haß und Bitterkeit vertilgt, gib mir die Hoffnung, die mich befreit von Furcht und Verzagtheit.
Dietrich Bonhoeffer aus der Haft (1943) in: EG Rheinland 967.
"Blümlein Vergiß mein nicht"
Job Schröter
Das Vergissmeinnicht hat eine Blüte, blau mit einem gelben Fleck in der Mitte, genauso soll der wahre Christ das Gedächtnis Gottes nicht nur auf der Zunge tragen, sondern wie bei der Blüte mitten in seinem Herzen. Und so wie dieser Fleck goldgelb ist, soll auch des Christen Herz wie aus Gold sein, lauter und rein, während seine fünf Sinne wie die fünf himmelfarbigen Blütenblätter nicht immer nach den irdischen Dingen trachten sollen, sondern auch dem, was himmlisch ist.
Job Schröter, Annulus Piorum Monitorius. Das ist Gleubiger Gottseliger Christen güldenes Gedenck Ringelein Oder Liebliches wolrichendes Blümlein Vergiß mein nicht (1623), zitiert nach:
Maria Marten, Christus als Pflanze, LThK (36) 2012, S. 122.
Das Leben kommt von vorn
Andrea Schwarz
nachts um halb drei
weiß ich plötzlich
das ist der Weg
so stimmt es
das geht
das ist der Schlag der alle Knoten auflöst
das ist die Harmonie die alle Dissonanzen verstummen lässt
das ist der Traum der es wert ist Wirklichkeit zu werden
jetzt muss ich zupacken
Aus: Andrea Schwarz, Und jeden Tag mehr leben. Ein Jahreslesebuch. Mit zwölf illustrierten Monatsseiten von Thomas Plaßmann. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Zum neuen Jahr
Johann Wolfgang von Goethe
Zwischen dem Alten, Zwischen dem Neuen, Hier uns zu freuen Schenkt uns das Glück, Und das Vergangne Heißt mit Vertrauen Vorwärts zu schauen, Schauen zurück.
Stunden der Plage, Leider, sie scheiden Treue von Leiden, Liebe von Lust; Bessere Tage Sammeln uns wieder, Heitere Lieder Stärken die Brust.
Leiden und Freuden, Jener verschwundnen, Sind die Verbundnen Fröhlich gedenk. O des Geschickes Seltsamer Windung! Alte Verbindung, Neues Geschenk!
Dankt es dem regen Wogenden Glücke, Dankt dem Geschicke Männiglich Gut! Freut euch des Wechsels Heiterer Triebe, Offener Liebe, Heimlicher Glut!
Andere schauen Deckende Falten Über dem Alten Traurig und scheu; Aber uns leuchtet Freundliche Treue; Sehet das Neue Findet uns neu.
So wie im Tanze Bald sich verschwindet, Wieder sich findet Liebendes Paar: So durch des Lebens Wirrende Beugung Führe die Neigung Uns in das Jahr.
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1831)
in: Judith Sixel (HG.), Poesie für jeden Tag. Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2007.
Nachdenken am Jahresende
Phil Bosmans
Ein Jahr geht zu Ende. Was ist dir von ihm geblieben? Vielleicht Enttäuschungen und Misserfolge, ein Haufen Ärger und graue Haare. Vielleicht ein leiser Schmerz im Herzen, weil alles so schnell gegangen ist? Fühlst du vielleicht zum ersten Mal, dass jedes Jahr von deinem Leben ein Stück abschneidet? Denk mal ruhig darüber nach. Es kann ja nicht schaden, wenn du ein paar Illusionen los wirst. Aber es wäre eine Katastrophe, solltest du den Mut verloren haben und den Glauben an das kommende Jahr. Suche weiter nach Frieden. Suche nach unbelasteter Verbindung zu Gott. Er kann dir die leeren Hände füllen und das leere Herz.
Aus: Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz. Übertragen und herausgegebenen von Ulrich Schütz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
"Euro-Rettungsschirm" ist Wort des Jahres 2011
S. Veca
Vertrauen ist gut, ein Fallschirm ist besser. "Euro-Rettungsschirm" ist laut der zuständigen österreichischen Fachjury an der Universität Graz das Wort des Jahres 2011.
Beim Un-Wort schoss sich das Gremium unter Leitung von Professor Rudolf Muhr auf "Töchtersöhne" ein. Den Spruch des Jahres formulierte demnach Finanzministerin Fekter typisch österreichisch: "shortly, without von delay". Und bereits zuvor bis auf Kabarett-Ebene gehievt worden ist der nunmehrige "Un-Spruch" des Jahres 2011: "Wos woa mei Leistung?" (Copyright: Walter Meischberger).
Euro-Rettungsschirm. "Die Wahl dieses Wortes ist durch seine Bedeutung und aufgrund der Häufigkeit des Auftretens in den Medien begründet. Zudem hat das Wort zwei positive Bedeutungen, indem es als 'Schirm' Schutz vor von oben kommenden negativen Auswirkungen verspricht, gleichzeitig aber auch als 'Rettungsschirm' eine weiche Landung der in die Krise geratenen Wirtschaft der Euro-Länder in Aussicht stellt", lautet die Begründung.
Auf dem zweiten Platz dann: "Arabischer Frühling", der aktuelle Ereignisse "historischer Größe" bezeichne, sich an den "Prager Frühling" anlehne und die Hoffnung auf eine umfassende Demokratisierung in autoritär regierten Ländern ausdrücke. Der "Inseratenkanzler" landete schließlich auf dem dritten Rang. Hier sei allerdings der "Wahrheitsgehalt derartiger Behauptungen" erst Gegenstand des Korruptionsausschusses des Nationalrates.
Das "Erste Un-Wort des Jahres 2011": Töchtersöhne. Die "silberne Medaille" erhielt in dieser Kategorie der "Lobbyist" zugesprochen. Der neutrale Begriff sei durch "korrupte und manipulative Tätigkeit" einiger Berufsvertreter in Verruf gekommen. Das "bronzene" Un-Wort des Jahres stammt aus dem vor kurzem novellierten steirischen Naturschutzgesetz: "letal vergrämen". Ein einfallsreicher Euphemismus für das Töten von Vögeln.
Nicht einzelne Wörter oder Begriffe machen Sprache aus, es sind Sätze oder Sprüche. Finanzministerin Fekter wird hier mit dem "Spruch des Jahres 2011" vor den Vorhang gebeten: "shortly, without von delay". Und dann der "Un-Spruch des Jahres 2011": Wos woa mei Leistung? "Dieser von Walter Meischberger in einem 'privaten' Gespräch gemachte Ausspruch bezog sich auf Absprachen, die in Bezug auf Rechnungen getätigt werden und vor der Staatsanwaltschaft bestimmte Provisionszahlungen im Rahmen von Immobilienverkäufen begründen sollten.
Weitere Kategorien: Das "Erste Jugendwort des Jahres 2011": liken ("Gefällt mir"), danach "planking" und auf dem dritten Platz "egosurfen" als Ausdruck für das Suchen bzw. Gieren nach möglichst vielen Eintragungen der eigenen Person im Internet.
Bessere Zeiten
Roland Breitenbach
Herr, setze dem Überfluss Grenzen und lass die Grenzen zwischen den Menschen überflüssig werden. Lass Menschen kein falsches Geld machen, aber auch das Geld keine falschen Menschen. Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Ehemänner an ihr erstes. Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde. Bessere jene Beamten, Geschäftsleute und Arbeiter, die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind. Gib den Regierenden ein besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung. Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen, aber nicht sofort.
(Segensworte, dem Pfarrer von St. Lamberti (Münster) aus dem Jahr 1888 zugeschrieben)
Aus: Roland Breitenbach, Segen für Dich. Dein Begleiter für das Jahr. Verlag Katholische Bibelwerk, Stuttgart 2005.
"Stresstest" setzt sich gegen "Merkozy" durch
tagesschau.de
Das Wort des Jahres 2011 lautet "Stresstest". Das teilte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) mit. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass der aus der Humanmedizin stammende Begriff 2011 auffällig oft gefallen sei.
Er habe sich aus sprachlicher Sicht als äußerst produktiv erwiesen und sei in den verschiedensten Bereichen anzutreffen gewesen. "Nicht nur Banken wurden auf ihre Belastbarkeit getestet, auch etwa das Bahnhofsprojekt 'Stuttgart 21', die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg und deutsche Atomkraftwerke wurden Stresstests unterzogen", heißt es in der Begründung.
Auf Platz zwei setzten die Sprachwissenschaftler das Wort "hebeln", das für die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF steht. Auch "Arabellion", "Merkozy" und "Fukushima" schafften es unter die ersten zehn Plätze.
Der Schlichter von "Stuttgart 21", Heiner Geißler, lobte die Wahl des Begriffs. "Ein 'Stresstest' ist Teil der notwendigen Information, um zu mehr Bürgerbeteiligung bei großen Projekten zu kommen", sagte der frühere CDU-Generalsekretär der Nachrichtenagentur dpa. Geißler hatte sich am Ende seiner Schlichtung in Stuttgart für den geplanten Tiefbahnhof ausgesprochen.
Die Feuer-Feste am Jahresende haben alte germanische Wurzeln. Das Jahresendfest hatten bereits die Römer gefeiert, erstmals im Januar zu Beginn des Jahres 153 v. Chr., als der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar verschoben wurde.[1]
Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester (deutsch 'Waldmensch', von lat. silva 'Wald') geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I. († 31. Dezember 335). Der Liturgische Kalender führt den Tag seit 813 auch als dessen Namenstag.[2]
In einigen Gegenden Deutschlands heißt der Tag, quasi als Gegenstück zum folgenden Neujahrstag, auch Altjahr, Altjahrsabend oder das Alte Jahr (vgl. span. nochevieja, 'alte Nacht'), in Österreich ebenso wie in Kroatien und Slowenien auch Altjahrstag, in Kroatien ebenso wie in Slowenien und Serbien als Ausnahme auch Silvestrovo ('Tag des Silvester').
Auch im Niederländischen heißt es zumeist Oudejaarsavond, und nur alternativ auch Silvester. Auf Spanisch: Nochevieja und auf Dänisch, Schwedisch, Portugiesisch spricht man wie im Englischen vom Neujahrs-(vor-)abend: New Year's Eve, Nytårsaften, Nyårsafton, Véspera de Ano-Novo. Der 31. Dezember wird in folgenden Sprachen Silvester genannt: Italienisch notte di San Silvestro, Französisch Reveillon de la Saint-Sylvestre, Polen Sylwester, Tschechien Silvestrovské oslavy, Esperanto Silvestro, Deutsch Silvester. Laut amtlicher deutscher Rechtschreibung existiert für den letzten Tag des Jahres nur die Schreibweise Silvester mit "i", anders als für den Vornamen Sylvester/Silvester.
Wie mit allen Festtagen, so verbinden sich auch mit dem Jahreswechsel diverses Brauchtum und allerlei Aberglaube.
Das Abendessen zu Silvester sollte mit der Familie oder mit Freunden erfolgen, denn das Essen "im Kreise" seiner Nächsten symbolisiert den Schutz vor Dämonen, die diesen Kreis nicht zerstören können.
In der Nacht zum Jahreswechsel geht es schon seit Urzeiten um die Abwehr von bösen Geistern. Geknalle, lärmende Umzüge mit vermummten Gestalten bei denen Trommeln, Schellen und Peitschenknallen für den nötigen Krach sorgten, sollten diese fernhalten. In unserer Zeit wird dieses Brauchtum weltweit durch gigantische Feuerwerke ersetzt.
Dabei geht es heutzutage nicht mehr um die Vertreibung von Dämonen. Das Silvesterfeuerwerk ist ein Ausdruck der Freude über das bevorstehende neue Jahr. Alt und Jung erfreuen sich an dem bunten Himmelsspektakel. Alleine in Deutschland werden Jahr für Jahr Knaller, Böller, Schwärmer und vor allem Raketen für mehr als 60 Millionen Euro in die Luft gejagt.
Das alte Jahr vergangen ist
Johann Steuerlein
Das alte Jahr vergangen ist, Wir danken dir, Herr Jesu Christ, Daß du uns hast in aller G'fahr So gnädiglich behüt't dies Jahr.
Wir bitten dich, ewigen Sohn Des Vaters in dem höchsten Thron, Du woll'st dein' arme Christenheit Ferner bewahren allezeit.
Hilf, daß wir von der Sand' ablan Und fromm zu werden fahen an. Kein'r Sünd' im alten Jahr gedenk, Ein gnadenreich neu Jahr uns schenk.
Christlich zu leben, seliglich Zu sterben und hernach fröhlich Am Jüngsten Tag wied'r aufzustehn, Mit dir in Himmel einzugehn,
Zu danken und zu loben dich Mit allen Engeln ewiglich. O Jesu, unsern Glauben mehr Zu deines Namens Lob und Ehr'!
Johann Steuerlein 1588
SMS-Wünsche
Internet
Für das neue Jahr wünsche ich Dir soviel, wie der Regen Tropfen hat, soviel Liebe, wie die Sonne Strahlen hat, und soviel Gutes, wie der Regenbogen Farben hat!
Ich bringe euch zum neuen Jahr die allerbesten Wünsche dar und hoffe, dass es bis zum Ende euch lauter gute Tage sende!
Ich wollte Dir zu Neujahr etwas einzigartiges, grandioses und liebevolles schicken. Aber ich passe einfach nicht auf Dein Handydisplay.
Prosit Neujahr und mögen deine guten Vorsätze deinen Kater überdauern.
Wir brauchen nicht so fortzufahren ...
Christian Morgenstern
Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.
Christian Morgenstern
Wir wollen glauben
Rainer Maria Rilke
Wir wollen glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch, Zumutung.
Wir wollen sehen, daß wir's nehmen lernen, ohne all zu viel fallen zu lassen, von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.
Gabi Ceric (1996)
Manfred Wussow (2005)