Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen
begann Petrus zu reden
und sagte:
Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist,
angefangen in Galiläa,
nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat
mit dem Heiligen Geist und mit Kraft,
wie dieser umherzog,
Gutes tat
und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren;
denn Gott war mit ihm.
Und wir sind Zeugen
für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat.
Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt
und hat ihn erscheinen lassen,
zwar nicht dem ganzen Volk,
wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen:
uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten
gegessen und getrunken haben.
Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkünden
und zu bezeugen:
Dieser ist der von Gott eingesetzte Richter
der Lebenden und der Toten.
Von ihm bezeugen alle Propheten,
dass jeder, der an ihn glaubt,
durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.
Bei Petrus bricht allmählich eine vollkommen neue, tief greifende Erkenntnis durch: Die Heilsbotschaft Jesu Christi richtet sich nicht nur an die Juden, sondern an alle Menschen. Seine Rede soll das, was an den ehemaligen Heiden bereits geschehen ist, durch den Hinweis auf Gottes Handeln nachträglich verständlich machen. Mit der Formulierung „Ihr wisst, was … geschehen ist“ werden die Zuhörer damals und die Gottesdienstbesucher heute als christliche Gemeinde angesprochen, die sich immer wieder neu in den Grundlagen des Glaubens verankern muss. Dies sind - weitgehend analog zum Grundschema des Lukasevangeliums – die Stationen des Lebens Jesu. Besonders betont wird, dass Gott es ist, der an, in und durch Jesus wirkt: Gott salbt Jesus in der Taufe mit heiligem Geist und Kraft; Jesus tut Gutes, heilt und befreit, weil „Gott mit ihm war“ (V. 38). Auch die Auferweckung und die Erscheinungen des Auferstandenen werden im Sinne ältester Verkündigung als von Gott ausgehendes Geschehen verstanden (V. 40). Dieses Wirken Jesu aus der Kraft Gottes, sogar über seinen Tod hinaus, wird immer wieder durch Zeugen beglaubigt.
Die Rede schließt mit der neuartigen Erkenntnis des Petrus vom Heil für alle Menschen: „Jeder, der an ihn glaubt, empfängt durch seinen Namen die Vergebung der Sünden“ (V. 43). Für die heutigen Hörer/-innen ist dies zuallererst ein ganz persönlicher Zuspruch: „Auch mir sind meine „Sünden vergeben“, d.h. ich bin befreit von dem, was mich innerlich fesselt und an erfülltem Leben hindert. Diese Erlösung muss ich mir nicht verdienen, sondern das Heil ist mir geschenkt, wenn ich bereit bin, darauf zu vertrauen, dass in Jesus Gott damals wirkte und heute noch wirkt.“ Zugleich fordert dieser Gedanke uns als Christen heute aber auch heraus: Wenn das Heil jedem geschenkt wird, der bereit ist, an Christus zu glauben, hat kein Christ das Recht einem anderen Menschen darüber hinaus Bedingungen zu stellen oder ihn als unwürdig zu verurteilen. Dieses Umdenken kann für manchen ein schwieriger Prozess sein. Da ist es tröstlich, dass auch Petrus einer Vision und Weisung Gottes bedurfte, um seine engstirnigen Vorstellungen zu überwinden und schließlich die bereits von Gottes Geist erfüllten „Heiden“ im Namen Jesu zu taufen. (vgl. Apg 10,44-48).
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C4/2010. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2010, S. 24-38.
Im Gesamt der Apostelgeschichte befindet sich der heutige Lesungstext im zweiten Teil. nach der Schilderung der Geschichte der Kirche in Jerusalem und der Erfahrung der Kirche mit Saulus/Paulus geht es um die Erfahrungen der heidenchristlichen Gemeinden. Der heutigen Lesung voraus ging die Suche des Kornelius nach einem Weg zu Jesus. Der führte über die Taufe durch Petrus und wurde zu einem Segensweg.
In dieser Situation kann Perus sagen: "Du hast den gefunden, der für dich Heil ist." Die Heilsgeschichte wird erzählt. Begegnungen mit Jesus von Nazareth befreiten viele zum Leben. Begegnungen mit Jesus wie Kornelius sie nun nach Ostern und Himmelfahrt hatte, befreit auch ihn zum Leben.
Wenn Petrus diese Geschichte Jesu vor aufnahmebereiten Menschen erzählen kann, zeigt sich wieder: Jesus selbst greift ein. Er schafft die Konstellationen, die nötig sind.
Petrus bringt es auf den Punkt, was der Inhalt der Verkündigung ist: Das, was Jesus getan hat, ist nicht zu Ende. Das, was mit Jesus in Jerusalem geschah, war nicht das Ende. Petrus selber hatte es erlebt. Er selber stand vor dem Aus, durchlebte alle Zweifel und wurde fast "irre" an diesem Mann aus Nazareth. Doch Gottes Verheißung erfüllte sich: Jesus lebt - er hat sich gezeigt. Er hat sich denen gezeigt, die zweifelten und glaubten, die sich versteckten und nicht mehr weiterkonnten.
Und diese ersten Zeuginnen und Zeugen verkünden die Auferstehung Jesus Christi. Sie sagten es weiter, was die Begegnung mit dem Auferstandenen an Hoffnung und Zukunft schenkt.
Der Glaube an den Auferstandenen bewirkt in seinem Namen die Vergebung der Sünden. "Durch seine Wunden sind wir geheilt" und damit auch befähigt, Zeuginnen und Zeugen der Auferstehung zu sein, mit ihm zu essen und zu trinken.
Claudia Simonis-Hippel (2010)
Norbert Riebartsch (2009)
Marita Meister (2001)