Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 12. Mai. 2024 - 7. Sonntag der Osterzeit (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 1,15-17. 20ac-26
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder
- etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen -
und sagte: Brüder!
Es musste sich das Schriftwort erfüllen,
das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat.
Judas wurde zum Anführer derer,
die Jesus gefangen nahmen.
Er wurde zu uns gezählt
und hatte Anteil am gleichen Dienst.
Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück.
Denn es steht im Buch der Psalmen:
Sein Gehöft soll veröden,
niemand soll darin wohnen!
und: Sein Amt soll ein anderer erhalten!
Es ist also nötig,
dass einer von den Männern,
die mit uns die ganze Zeit zusammen waren,
als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging,
angefangen von der Taufe durch Johannes
bis zu dem Tag, an dem er von uns ging
und in den Himmel aufgenommen wurde
- einer von diesen muss nun zusammen mit uns
Zeuge seiner Auferstehung sein.
Und sie stellten zwei Männer auf:
Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus,
und Matthias.
Dann beteten sie:
Du, Herr, kennst die Herzen aller;
zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast,
diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen!
Denn Judas hat es verlassen
und ist an den Ort gegangen,
der ihm bestimmt war.
Sie warfen das Los über sie;
das Los fiel auf Matthias
und er wurde den elf Aposteln zugezählt.
Die Apostelgeschichte - der Autorenschaft des Lukas-Evangeliums zugeschrieben - ist höchstwahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts entstanden. Erzählerisch beginnt sie in einer »Zwischenzeit« - nach der Auferstehung Jesu, zur Zeit der Himmelfahrt, und vor Pfingsten. Diesem 1. Kapitel ist die heutige Lesung entnommen.
Einleitend ist die Thematik der Apostelgeschichte formuliert: "Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu kennen" (Apg 1,7). Wie es jetzt mit der Nachfolgegemeinschaft Jesu weitergeht, ist nicht organisiert oder strukturiert, sondern eine Sache des Glaubens und Vertrauens. Das macht den Aposteln Mühe. So begeben sie sich zunächst einmal daran, den Apostelkreis in seiner Originalzahl, die durch das Ausscheiden des Judas verändert wurde, wiederherzustellen. Zwölf Auferstehungszeugen sind sie vor dem dramatischen Ende gewesen, zwölf sollen es auch nun wieder sein.
Spätestens nach Pfingsten ändert sich diese rigorose Haltung. Es geht nicht mehr darum, Abbild des Anfangs zu sein. Im Sendungsereignis wird deutlich, dass der Zwölferkreis in der Mission Jesu wohl eine eminente Bedeutung hat, dieser Kreis aber nach Ostern und Pfingsten so nicht überdauern kann, sondern nach Wegen gesucht werden muss, wie dieser Dienst der Zwölf in anderer Form gestaltet werden kann. So entstehen schließlich in den Gemeinden die ersten Leitungsämter.
Etwa 120 - das sind: 10 x 12. So groß ist der "Kreis der Brüder", der Kern der Urgemeinde sozusagen. Und die Schwestern? Schon sehr früh verschwinden sie aus dem Gesichtsfeld, obwohl sie am Schluss des Lukas-Evangeliums als Auferstehungszeugen ausdrücklich genannt sind. Die Apostelgeschichte aber ist die Fortsetzung des Evangeliums - der zweite Teil des luk. Doppelwerkes beginnt mit einer "Auslese".
Im "Kreis der Brüder" ist die Nachfolge des Judas zu regeln, der als Verräter den Zwölferkreis verlassen hat. Es ist von großer Bedeutung, dass der Zwölferkreis wieder hergestellt wird; alttestamentliche Motive und Bilder lassen sich im Hintergrund wahrnehmen. Jesus hatte seine Jünger berufen, in seiner Nachfolge aber ist jetzt eine Wahl zu treffen. Die Kriterien werden benannt: einer, der von Anfang an dabei war - und Zeuge der Auferstehung ist. Über den Zwölferkreis hinaus gibt es also Menschen/Männer, die diese Bedingungen erfüllen.
Es wird gewählt. Seit alters her hat das Los den Ruf, Gottes Willen auszudrücken. Zu einem Wahlverfahren gehört seit dem konstitutiv aber auch das Gebet dazu. Im Gebet wird Gott angerufen, seine Entscheidung erbeten und das Vertrauen ausgedrückt, in seinem Namen zu handeln.
Die Erzählung aus der Apostelgeschichte „spielt“ einige Tage vor Pfingsten. In jenen Tagen muss noch ein "Ersatzmann" für den "abhanden gekommenen" Apostel Judas gesucht werden. Dies ist insofern von Bedeutung, als alle Apostel bisher von Jesus selbst ausgesucht und bestimmt worden waren. Nun soll so eine "Wahl/Erwählung" erstmals ohne ihn, bzw. nicht durch ihn stattfinden.
Die Voraussetzung zur Wahl lautet: er muss die ganze Zeit "mit uns (den anderen Aposteln, bzw. mit Jesus) zusammen gewesen sein", also von der Taufe am Jordan bis zur Himmelfahrt.
Die eigentliche Wahl erfolgt nach einem altjüdischen Brauch mit sakralrechtlicher Bedeutung: entschieden wird - nach Gebeten - durch das Los. Es ist aber nicht die Münze, das Stäbchen oder gar der Zufall, der hier entscheidet, sondern es ist letztlich Gott, der sich diese Gegenstände zu seinem "Werkzeug" macht und so seinen Willen mitteilt. Implizit zeigt sich hier auch das Bewusstsein, dass Jesus wiederum selbst den Apostel sendet.
Im alten Israel war die Zahl der zwölf Stämme eine fixe theologische Größe und für die Israeliten von eminenter Bedeutung. Analog dazu ist auch die Zahl der zwölf (!) Apostel zu sehen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Apg 1,15-26
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder
- etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen -
und sagte: Brüder!
Es musste sich das Schriftwort erfüllen,
das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat.
Judas wurde zum Anführer derer,
die Jesus gefangen nahmen.
Er wurde zu uns gezählt
und hatte Anteil am gleichen Dienst.
Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück.
Dann aber stürzte er vornüber zu Boden,
sein Leib barst auseinander
und alle seine Eingeweide quollen hervor.
Das wurde allen Einwohnern von Jerusalem bekannt;
deshalb nannten sie jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldamach,
das heißt Blutacker.
Denn es steht im Buch der Psalmen:
Sein Gehöft soll veröden,
niemand soll darin wohnen!
und:
Sein Amt soll ein anderer erhalten!
Es ist also nötig,
dass einer von den Männern,
die mit uns die ganze Zeit zusammen waren,
als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging,
angefangen von der Taufe durch Johannes
bis zu dem Tag, an dem er von uns ging
und in den Himmel aufgenommen wurde
- einer von diesen muss nun zusammen mit uns
Zeuge seiner Auferstehung sein.
Und sie stellten zwei Männer auf:
Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus,
und Matthias.
Dann beteten sie:
Du, Herr, kennst die Herzen aller;
zeige, wen von diesen beiden du erwählt hast,
diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen!
Denn Judas hat es verlassen
und ist an den Ort gegangen,
der ihm bestimmt war.
Sie warfen das Los über sie;
das Los fiel auf Matthias
und er wurde den elf Aposteln zugezählt.
Antwortpsalm - Ps 103,1-2. 11-12. 19-20b
Kv: Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel. – Kv
Oder: GL 79,1 - oder Kv: Halleluja. – Kv
Preise den Herrn, meine Seele, *
und alles in mir seinen heiligen Namen!
Preise den Herrn, meine Seele, *
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! – (Kv)
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, *
so mächtig ist seine Huld über denen, die ihn fürchten.
So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang, *
so weit entfernt er von uns unsere Frevel. – (Kv)
Der Herr hat seinen Thron errichtet im Himmel, *
seine königliche Macht beherrscht das All.
Preist den Herrn, ihr seine Engel, *
ihr starken Helden, die sein Wort vollstrecken. – Kv
Lesung - 1 Joh 4,11-18
Lesung aus dem ersten Johannesbrief.
Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat,
müssen auch wir einander lieben.
Niemand hat Gott je geschaut;
wenn wir einander lieben,
bleibt Gott in uns
und seine Liebe ist in uns vollendet.
Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben
und er in uns bleibt:
Er hat uns von seinem Geist gegeben.
Wir haben geschaut und bezeugen,
dass der Vater den Sohn gesandt hat
als Retter der Welt.
Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist,
in dem bleibt Gott
und er bleibt in Gott.
Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt
und gläubig angenommen.
Gott ist Liebe,
und wer in der Liebe bleibt,
bleibt in Gott
und Gott bleibt in ihm.
Darin ist unter uns die Liebe vollendet,
dass wir am Tag des Gerichts Zuversicht haben.
Denn wie er, so sind auch wir in dieser Welt.
Furcht gibt es in der Liebe nicht,
sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht.
Denn die Furcht rechnet mit Strafe,
wer sich aber fürchtet,
ist nicht vollendet in der Liebe.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,18; 16,22b
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Ich lasse euch nicht als Waisen zurück.
Ich komme zu euch. Dann wird euer Herz sich freuen.
Halleluja.
Evangelium - Joh 17,6a. 11b-19
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach:
Vater, ich habe deinen Namen
den Menschen offenbart,
die du mir aus der Welt gegeben hast.
Heiliger Vater,
bewahre sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast,
damit sie eins sind wie wir!
Solange ich bei ihnen war,
bewahrte ich sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast.
Und ich habe sie behütet
und keiner von ihnen ging verloren,
außer dem Sohn des Verderbens,
damit sich die Schrift erfüllte.
Aber jetzt komme ich zu dir
und rede dies noch in der Welt,
damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben
und die Welt hat sie gehasst,
weil sie nicht von der Welt sind,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst,
sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.
Sie sind nicht von der Welt,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie in der Wahrheit;
dein Wort ist Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast,
so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
Und ich heilige mich für sie,
damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Martin Stewen (2024)
Manfred Wussow (2006)
Bernhard Zahrl (2003)
Das Hohepriesterliche Gebet in Joh 17 sind die letzten Worte der Abschiedsreden Jesu. Im Johannesevangelium schließt sich nun die Passion an - formal eng verbunden mit der Rede: “Nach diesen Worten”, heißt es in Joh 18,1. Der Weg, den Johannes dann beschreibt, ist äußerlich betrachtet wohl der Gang durch Verrat und Anklage nach Golgatha, aber eher weniger topographisch zu verstehen, sondern eher aus der Perspektive des Heilsereignisses: Bis jetzt hat Jesus sich um seine Jünger gekümmert, hat Heilstaten gewirkt und auf Erden seine Botschaft verkündet. Nun ist der Same eingesenkt und muss gedeihen. Für Jesus aber steht der entscheidende Augenblick seiner Mission an: das Hinübergehen zum Vater, um das Erlösungsgeschehen zu vollenden. Wie der Hohepriester im Tempel das Opfer darbringt und Gott um Annahme bittet, wendet sich Jesus an den Vater, um das Wirkmoment seines Handelns zu beschreiben: "Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir!"
Das Evangelium ist den Abschiedsreden Jesu entnommen, der Form nach aber ein Gebet. Es wird als das hohepriesterliche Gebet Jesu bezeichnet. Ein sehr dichter Text, der uns erlaubt, in das Herz Jesu hinein zu horchen.
Am Anfang steht die Offenbarung des Namens Gottes mit der Bitte, dass die in seinem Namen bewahrt werden, die zu Jesus gehören. Inhalt der Bitte ist: damit sie eins sind wie wir (Vater – Sohn). Gerade diese Bitte hat, angesichts vieler auseinander gegangener Wege, die ökumenische Bewegung angesprochen und bestimmt. Der Name Gottes ist unteilbar.
Die Bewahrung, um die Jesus bittet, wird zur Bewährung in der Welt. Jesus spricht davon, dass sie – „die du mir aus der Welt gegeben hast“ – „mein Freude in Fülle in sich haben“. Typisch johanneisch: der Vater hat Jesus Menschen gegeben, Jesus gibt ihnen das Wort des Vaters. In dem Wort „geben“ ist eine Beziehung angesprochen, die ganz von Gott ausgeht und zu ihm zurückführt.
Den Focus allerdings legt das Evangelium darauf, dass die Menschen, die an der Sendung Jesu teilhaben, nicht von der Welt sind. Sie haben ihr Wesen und ihren Namen von dem Sohn. Spätere Ausleger haben mit paradoxen Formulierungen versucht, das Geheimnis in Worte zu fassen. Jetzt können Menschen ganz in der Welt sein, ohne ihr einen letzten Wert zu geben oder sich vereinnahmen zu lassen. Das Evangelium erlaubt, Nähe und Distanz zu beschreiben. Nimmt aber nicht, dass Jesu Jünger gelegentlich Fremde sein müssen, die einen anderen Blick wählen und gewähren.
Das Evangelium, wie wir es jetzt lesen, beginnt mit der Offenbarung des Namens und endet mit der Heiligung. Offenbarung und Heiligung des Namens sind untrennbar auf einander bezogen und legen sich gegenseitig aus. “ Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.“
Übrigens: An dieser Stelle wird Johannes zu einem wichtigen Gesprächspartner im christlich-jüdischen Dialog. Offenbarung und Heiligung des Namens Gottes, der nicht auszusprechen oder zu vereinnahmen ist, ist das hervorgehobene Thema der jüdischen Theologie. Im Gebet des Herrn, im Vaterunser, heißt es: Dein Name werde geheiligt – dein Reich komme.
Das 17. Kapitel des Johannes Evangeliums bildet den Abschluss und Höhepunkt der so genannten Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium.
Der Text des heutigen Evangeliums, gleichsam das Mittelstück des Kapitels, wird oft als das "Fürbittgebet des Hohenpriesters Jesus" für die Jünger, die Apostel und die spätere Gemeinde bezeichnet. Jesus Christus wird hier zum Mittler zwischen den Menschen und Gott. Sein Gebet ist geprägt von der Bitte um die Einheit der Jünger. Das Vorbild dieser Einheit ist die Einheit zwischen dem Sohn und dem Vater. Die Liebe des Heiligen Geistes kann so eine neue Einheit zwischen den Jüngern ermöglichen. - Christus kann diese Gemeinschaft nicht befehlen, er kann sie nur erbitten (erbeten).
Die Jünger sollen also aus der Liebe des Heiligen Geistes leben und untereinander zur Nächstenliebe bereit sein.
Evangelium (erweiterte Fassung) - Joh 17,1-19
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
erhob Jesus seine Augen zum Himmel
und sagte:
Vater, die Stunde ist gekommen.
Verherrliche deinen Sohn,
damit der Sohn dich verherrlicht!
Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben,
damit er allen, die du ihm gegeben hast,
ewiges Leben schenkt.
Das aber ist das ewige Leben:
dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und den du gesandt hast, Jesus Christus.
Ich habe dich auf der Erde verherrlicht
und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast.
Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir
mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte,
bevor die Welt war!
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart,
die du mir aus der Welt gegeben hast.
Sie gehörten dir
und du hast sie mir gegeben
und sie haben dein Wort bewahrt.
Sie haben jetzt erkannt,
dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist.
Denn die Worte, die du mir gabst,
habe ich ihnen gegeben
und sie haben sie angenommen.
Sie haben wahrhaftig erkannt,
dass ich von dir ausgegangen bin,
und sie sind zu dem Glauben gekommen,
dass du mich gesandt hast.
Für sie bitte ich;
nicht für die Welt bitte ich,
sondern für alle, die du mir gegeben hast;
denn sie gehören dir.
Alles, was mein ist,
ist dein,
und was dein ist,
ist mein;
in ihnen bin ich verherrlicht.
Ich bin nicht mehr in der Welt,
aber sie sind in der Welt
und ich komme zu dir.
Heiliger Vater,
bewahre sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast,
damit sie eins sind wie wir!
Solange ich bei ihnen war,
bewahrte ich sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast.
Und ich habe sie behütet
und keiner von ihnen ging verloren,
außer dem Sohn des Verderbens,
damit sich die Schrift erfüllte.
Aber jetzt komme ich zu dir
und rede dies noch in der Welt,
damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben
und die Welt hat sie gehasst,
weil sie nicht von der Welt sind,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst,
sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.
Sie sind nicht von der Welt,
wie auch ich nicht von der Welt bin.
Heilige sie in der Wahrheit;
dein Wort ist Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast,
so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
Und ich heilige mich für sie,
damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.
Umbruch und Neuanfang – zwei Dauerbrenner
Was nun?
In diesen Tagen vor Pfingsten begleitet uns in der Verkündigung eine Grundsatzfrage des Glaubens: Wie kann hier in dieser Welt und heute in unserer Zeit Glaube nachhaltig verkündet werden?
Schauen wir uns das genauer an: Da haben sich Menschen zusammengefunden, weil sie jemanden erlebt haben, für den sie brennen. Jesu Reden und sein Handeln sind bei den zwölf Aposteln eingefahren. Sie folgen ihm - wir kennen ihre verschiedenen Berufungsgeschichten. Ihnen vertraut Jesus in besonderer Weise und ihnen vertraut er auch noch so manche Lehre mehr an, die er anderswo nicht öffentlich macht. - Nach Jesu Tod und Auferstehung ist der Herr und Meister aber nicht mehr da. - Und nun?
Damit gerät die Nachfolgegemeinschaft Jesu in eine erste Krise. Dazu müssen sich die Freunde Jesu noch mit einem ganz massiven internen Problem beschäftigen: Der Zwölferkreis ist erschüttert worden von einem Verrat, der das ganze Projekt in ärgste Bedrängnis bringt. Eines aber ist über alle Massen klar, so wird es in der heutigen Lesung deutlich: Der Zwölferkreis muss trotz Krise in seinen Ursprüngen weiter bestehen bleiben - muss so daherkommen, wie Jesus es begonnen hat und darf nicht verändert werden. Das gilt auch, obwohl es bereits viel mehr Menschen gibt, die sich von Jesus haben begeistern lassen. - Wir hörten, es seien schon gut einhundertzwanzig Personen versammelt gewesen.
So wie immer?
So kommt es also zur Nachwahl des Apostels Matthias anstelle des Judas. Interessant dabei die Profilansprüche, die vor der Wahl aufgestellt werden: Der Nachgewählte muss dieselben Begegnungen erlebt und vor allem dieselben Erfahrungen mit dem auferstandenen Jesus gemacht haben wie alle anderen Apostel auch. Er muss als Nachgewählter den ursprünglichen Zwölf möglichst ähnlich sein. Wir hörten: "Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein." Apostel kann also nur sein, wer Zeuge der Auferstehung ist. Die Angst, dass das Projekt Jesu zu Ende sein könnte, wenn der Zwölferkreis seine anfängliche Gestalt und damit die Autorität des Ursprungs verliert, ist deutlich spürbar. Den Heiligen Geist, den Jesus ihnen "als Beistand verheißen hat und der sie in die volle Wahrheit einführen würde", haben sie noch nicht nachhaltig erfahren. In dem Moment, von dem die heutige Lesung erzählt, waren sich die Apostel sicher, dass es zuallererst einmal auf ihr richtiges Entscheiden und Handeln ankommt.
Stützpfeiler der Kirche: Zeugnis und Zeuge
An Pfingsten vollendet sich dann, was Jesus im Hohepriesterlichen Gebet programmatisch kundgetan hat, was wir im Evangelium hörten: "Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt." Das aber braucht das Vertrauen und den unerschütterlichen Glauben nicht nur in diesen irdischen Jesus, den die Apostel und alle anderen Jüngerinnen und Jünger erlebt haben, sondern auch in seine Verheißungen, die über Jesu irdisches Wirken weit hinaus weisen. Das ist nicht einfach - wir spüren das in den verschiedenen nachösterlichen Begebenheiten, von denen wir in den letzten Wochen hörten. Der irdische Jesus, schnell einmal verkannt als simpler Heilsbringer oder gar als Revolutionär, ist der Eine - der erhöhte nachösterliche Christus des Glaubens hingegen war eine Herausforderung für Glaube und Vertrauen, wie es sie bis dahin noch nie gegeben hatte. Dieses Ringen dauert an bis in unsere Zeit.
Wir haben Jesus mit seinen Reden und seinem Handeln nie erlebt. Für uns hier und heute bleibt es allein, zu glauben, weil wir den Zeuginnen und Zeugen des Glaubens der Vergangenheit vertrauen und weil wir darauf setzen, dass ihr Zeugnis wahr ist. Wer immer uns heute im Dienst am Evangelium begegnet, ist kein direkter Zeuge oder Zeugin der Auferstehung. Wer heute im Dienst am Evangelium steht, kann das nur, weil er oder sie andere überzeugt hat, dass sein oder ihr Zeugnis wahr ist.
Herausfordern: Leben aus dem Glauben
Im Evangelium hörten wir den Herrn sagen: "Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir!" Die Erfahrung, dass verschiedene Haltungen, Meinungen und Interessen auf diese Glaubensgemeinschaft einwirken würden, gab es schon im Apostelkreis selbst: Judas, der »Sohn des Verderbens«, ist das beste Beispiel. Da in den Evangelien nie von Auseinandersetzungen mit Jesus und den anderen zu hören ist, können wir davon ausgehen, dass die Haltung des Judas irgendwie schon loyal war. Auf der anderen Seite wollte er aber auch ein loyaler Bürger des römischen Reiches sein. Statt sich auf Diskussionen im Kreis der zwölf Apostel einzulassen, geht er den falschen Schritt und macht einen verhängnisvollen Deal mit der Staatsmacht. So nimmt Jesu Schicksal seinen Lauf. Als Judas begreift, was er getan hat, ist es zu spät.
Das Gebet Jesu um die Einheit der Nachfolgegemeinschaft hat also durchaus seine Berechtigung. Die Kirche ist und war damals wie heute stets Spannungen und Zerreißproben ausgesetzt. Da Haltungen und Gesinnungen nun einmal keine allgemeingültigen Formen kennen, und sich selten klar und deutlich sagen lässt, ob jemand doch nicht mehr im Geiste Jesu spricht, braucht es vor allem eine große Offenheit füreinander und die Bereitschaft, einander zuzugestehen, dass es der andere schon gut und richtig meint. Im 1. Johannesbrief tönt das etwa so: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm." Schon seit Beginn der Kirche haben Versammlungen - Konzilien - immer wieder versucht zu definieren, wer drinnen ist und wer draußen ist. Und damals wie heute spielten und spielen natürlich auch weltpolitische und kirchenpolitische Interessen derer, die mitdiskutieren und mitbestimmen, wichtige Rollen. Allein um unseren Gott und seine Botschaft ging es in der Kirche nie.
Geht mich nix an? - Oh doch!
Wenn wir all diese Entwicklungen und Momente in der Kirchengeschichte und in der heutigen Kirche wahrnehmen, könnte man schnell einmal auf den Gedanke kommen: Das ist Kirchengeschichte oder Kirchenpolitik - damit habe ich als Einzelperson nichts zu tun. Ein sehr gefährlicher Trugschluss. Die Nachfolgegemeinschaft Jesu, die Kirche, lebt nämlich nicht zuerst aus Konzilien oder kirchlichen Beschlüssen. Sie lebt auch nicht zuerst aus ihrer Geschichte. Die Kirche Gottes lebt überall dort, "wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind". Und überall dort, wo jemand in eine Gemeinschaft von Glaubenden hineintritt, müssen solche Fragen vorangehen: Begegne ich dieser Gemeinschaft mit Liebe und Wohlwollen? Will ich da zuerst der Sache Jesu dienen oder eher meinen eigenen Interessen? Freue ich mich darauf, mit allen anderen meinen Glauben teilen und leben zu können?
Zeitenwende
Zwischenzeit
Der Sonntag zwischen Himmelfahrt und dem Pfingstfest markiert eine Zeitenwende. In den Tagen nach Ostern hat sich der Auferstandene seinen Getreuen noch mehrfach gezeigt, um ihnen die Unsicherheit zu nehmen und ihren Glauben zu stärken. Sie bezeugen seine Auferstehung bis in unsere Zeit. Weil er aber auch ganz Mensch war und jedem Menschsein die zeitliche Begrenztheit seiner irdischen Existenz immanent ist, ist diese Phase nun zu Ende. Jetzt gilt es den Brückenschlag, zwischen Gottes leiblicher Anwesenheit in dieser Welt als Jesus Christus und seiner immerwährenden Anwesenheit als Heilige Geistkraft zu vollziehen.
Mit seiner Himmelfahrt ist Gottes Wohnen unter uns als Mensch Jesu zu Ende. Mit dem Pfingstereignis beginnt das Wirken der Heiligen Geistkraft. Deshalb formuliert Jesus jetzt sein Vermächtnis: Zunächst als Auftrag an uns, im Johannesbrief so ausgedrückt: "Aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns und seine Liebe ist in uns vollendet" (1 Joh 4,11b). Und dann als Bitte an den Vater im Evangelium die „Seinen“, auf die Jesus bis jetzt selbst gut geschaut hat, weiterhin zu bewahren und beschützen.
Abschied
Der Abschiedscharakter der heutigen Schrifttexte ist unübersehbar. Etwas Altes, Vertrautes endet und Neues beginnt. So ist es nachvollziehbar, dass diese Texte in einem Buch gesammelt sind, das als Testament bezeichnet wird.
Abschiede gehören zu jedem Menschenleben dazu. Es beginnt schon bei der Geburt wo man sich von der Geborgenheit des Mutterleibes verabschieden muss und hinzugestoßen wird in eine weniger geschützte, aber umso spannendere Umgebung. Immer wieder müssen wir uns von Lebensphasen, von geliebten Menschen, von vertrauten Orten, von nährenden Gemeinschaften, von tiefen Beziehungen usw. verabschieden.
Auch der Abschied von falschen Entscheidungen, wir nennen es Einsicht und Reue gehört dazu. Ob Judas grauenvoll geschildeter Tod solcher Einsicht entsprang? Wir wissen es nicht. Die Bemerkung, dass sein Handeln auch ein Teil der Schrifterfüllung war, lässt uns seine Tat in einem anderen Licht erscheinen.
Aber jedes Ende führt auch zu einem neuen Anfang. Sich auf diese Herausforderung einzulassen, fordert alle unsere Begabungen und Fähigkeiten heraus und fördert unsere geistige, soziale und emotionale Entwicklung. Menschen reifen auf diesem Weg. Gläubige Menschen reifen auf diesem Weg in ihrem Glauben.
Veränderung ist oft von Angst und Unsicherheit begleitet, weil sie bedeutet, sich auf Neues, Unvertrautes einzulassen.
Ein neues Verhältnis zu Gott
Die zweite Lesung aus dem Johannesbrief nimmt auch dieses Thema auf und sagt uns bezogen auf den Tag des Gerichts ganz radikal: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht."
In der Liebe Gottes zu leben, macht frei von Angst, weil er uns hält, weil wir nicht tiefer fallen können als in seine Hand.
Fassen wir also Jesu Vermächtnis nochmals zusammen, damit wir es in unseren Alltag integrieren können: Jesus hat die, die ihn als Gottes Sohn und Retter der Welt bezeugen und anerkennen, der besonderen Obhut des gemeinsamen Vaters anvertraut. Damit hat er uns das Gebet als ständige Kommunikationsmöglichkeit mit dem Vater im Himmel in allen Lebenslagen, besonders aber dann, wenn wir etwas loslassen müssen, empfohlen. Ein Leben in der Liebe Gottes befreit von Furcht.
Gott beurteilt unsere Taten nach göttlichen, nicht menschlichen Kriterien. Weil er uns in unserer Ganzheit wahrnimmt, sieht er nie bloß die einzelne Tat, sondern immer auch den Hintergrund, aus dem heraus sie sich entwickelt hat.
Gott ins Boot holen
Als die Apostel den 12. Platz in ihrer Runde neu besetzen orientieren sie sich zunächst an den Fakten, danach beten sie und werfen das Los. Für uns bedeutet das: Gott ins Boot zu holen, wenn wir unsere Lebensentscheidungen treffen, indem wir zunächst die Fakten prüfen und sie danach im Gebet unter Gottes Schutz und Gottes Willen stellen.
Kommunikation ist die beste Beziehungspflege generell. Unsere Liebesbeziehung zu Gott bildet da keine Ausnahme. Unser Gespräch mit ihm ist Ausdruck einer intakten Beziehung zu ihm. Es ist sozusagen das Sahnehäubchen auf unserem Leben.
Christen zeichnet Zuversicht aus
Zuversicht
Bleib Gesund! Bleib Zuversichtlich! - Oft habe ich diese Wünsche gehört. Oft galten diese Wünsche mir. Es ist in unserer Zeit schwer, zuversichtlich zu bleiben. Je länger die Krise der Pandemie andauert, umso genervter und unruhiger werden die Menschen. Viele werden pessimistisch. Doch ich kann auch die Sorgen vieler verstehen, die Sorgen der Wirte, die Sorgen der Kranken und deren Angehörigen, das Leid der Kinder und Jugendlichen. Es ist einfach gesagt: Bleib zuversichtlich.
Gerade die Zuversicht, das Vertrauen in Gott, ist das, was uns als Christen/ innen auszeichnet. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Es gilt, diese Herausforderungen zu meistern. Wir wissen nicht, warum Gott diese Pandemie zulässt. Wir dürfen aber vertrauen, dass er uns bewahrt.
Dass Gott Menschen vor Überforderungen bewahrt, darum betet Jesus im Evangelium. Auch seine Apostel standen vor großen Herausforderungen. So mussten sie einen Nachfolger für Judas wählen. Damit war das Apostelkollegium wieder vollständig. Mathias wurde der 12. Apostel. Das erinnert an die 12 Stämme Israels. Auf die Jünger warteten Unsicherheiten und Verfolgungen. Denn mit dem, was sie verkündeten, musste die Botschaft in der Welt anecken. Jesus weiß, dass die Jünger in der Welt gehasst werden, dass man ihnen nach dem Leben trachten wird. Jesus möchte aber nicht, dass Gott sie herausnimmt aus der Welt, sondern, dass er sie vor dem Bösen bewahrt. Wer an Jesus glaubt, lebt nicht mehr so in der Welt wie er es ohne den Glauben an Jesus leben würde.
Im Kontrast zur Welt
Welt – das ist hier zu verstehen als die Menschen, die nicht an Gott glauben und die auch den Glauben an Gott, an Jesus nicht annehmen wollen. In dieser Welt zählen die Mächtigen, die Starken. Es sind die Angesehenen, die am meisten besitzen. Es gibt in dieser Welt wenig Platz und Verständnis für Menschen, die arm sind, krank sind und die, die behindert sind. Mit dem, was Jesus predigt, mit der Liebe zum Nächsten, ganz besonders mit dem Gebot „Liebet eure Feinde“ haben sich die Christen von den übrigen unterschieden. Mit dieser Liebe zueinander und auch mit der Liebe untereinander haben die Christen und die Christinnen ein Lebenszeugnis gegeben. Es war die Liebe zu denen, die schuldig geworden sind, die Liebe zu denen, die als Außenseiter galten. Wo Menschen lieben und einander Liebe schenken, dort ist Gott zu erfahren. „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“
In dieser Liebe zueinander, die immer ohne jegliche Bedingungen war, haben sich die Jünger Jesu von den Mitmenschen unterschieden. Darum wurden sie angefeindet von denen, die anders dachten, die sich durch das Lebenszeugnis in Frage gestellt fühlten. Die Jüngerinnen und Jünger standen auch in ständigen Auseinandersetzungen mit den Juden, obwohl Jesus ein Jude war. Groß war die Gefahr, dass der Glaube an Jesus verloren ging.
Wie sieht es heute mit der Situation unserer Kirche aus? Immer wieder spüre ich: Der Stand der Kirche ist kein einfacher. Wie kann man heute zu einer Institution wie die katholische Kirche stehen? Diese Frage wurde einem jungen Mann gestellt, der zum katholischen Glauben konvertierte. Die Kirche wird von vielen gleichgesetzt mit den Skandalen, die es gegeben hat. In unseren Breitengraden werden wir häufig belächelt und als rückständig angesehen. Doch es gibt immer noch Schwestern und Brüder, die um ihr Leben bangen müssen, die fliehen müssen, die schikaniert werden, weil sie sich zu Jesus bekennen. Es gab nie eine Zeit, in der Menschen, die an Jesus glaubten, nicht bedrängt wurden.
Glaube bewährt sich in der Welt
Darum betet Jesus für seine Jünger. Darum gilt das Gebet auch uns persönlich. „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ Das Gebet Jesu gilt auch mir persönlich, jedem einzelnen. Der Glaube bewährt sich in der Welt, mit den Menschen, die konkret mit mir leben. Der Glaube bewährt sich und wächst in den konkreten Schwierigkeiten und Sorgen. Es gibt vieles, was uns vom Glauben und von dem, was gut ist, abbringen will. Vieles will uns vorgaukeln, dass es keinen Gott gibt. Vieles kann unser Leben zerstören und auch misslingen lassen.
Jesus schenkt uns eine Zuversicht. Wir alle sind ihm wichtig, dass er unser Fürsprecher beim Vater ist. Jesus ist mit seiner Liebe und seinem Heiligen Geist bei uns. Wir können nichts dafür, in welcher Zeit wir leben. Aber wir haben die Wahl, mit welcher Einstellung wir dieser Zeit begegnen. Wir erleben dieselben Schwierigkeiten und Sorgen, die auch andere erleben. Doch der Glaube an Jesus schenkt uns Zuversicht und Hoffnung. Gott bewahrt uns in dieser Welt. Seien wir zuversichtlich und bleiben es. Christen zeichnet die Zuversicht aus.
Das Vermächtnis Jesu
Eltern prägen die Kinder
"Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen." Eltern können ein Lied davon singen. Schwierig ist der Übergang von der Kindheit ins Erwachsensein. Kinder nehmen von ihren Eltern mehr mit, als ihnen normalerweise bewusst ist. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm". Das gilt im Guten wie auch im weniger Guten. Es betrifft das biologische Erbgut wie auch die persönliche und charakterliche Prägung. Die meisten Eltern wenden für die Erziehung ihrer Kinder viel Mühe auf. Nicht immer sehen sie gleich auch die Früchte ihrer Anstrengungen. Am Muttertag und am Vatertag haben wir Gelegenheit, unseren Eltern für all ihre Mühen zu danken.
In diesem Jahr fällt der Muttertag auf den Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten. In der Entwicklung der Kirche war das auch eine sensible Phase des Übergangs, eine Art Erwachsenwerden der jungen Kirche, vergleichbar dem Heranwachsen von Jugendlichen.
Die junge Kirche stellt sich auf die eigenen Füße
In der ersten Lesung hörten wir, wie sich die Jüngerschaft Jesu nach der seiner Himmelfahrt sammelt und für die Weiterführung seines Werkes rüstet. Die junge Kirche steht vor einer ganz neuen Situation. Solange Jesus mit seinen Jüngern und Jüngerinnen unterwegs war, war ihr Leben durch den Umgang mit ihm bestimmt. Nun wollen sie durch ihr eigenes Tun und Reden weitertragen, was sie von Jesus gehört und gesehen und was sie mit ihm erlebt haben. Zugleich stehen sie mit dem Anwachsen der jungen Gemeinschaft vor organisatorischen Herausforderungen, die sich ihnen zuvor nie gestellt haben. Als Ersatz für Judas suchen sie einen, der wie sie von Anfang an von Jesus geprägt worden ist, und wählen durch das Los einen von zweien aus, die sie für geeignet hielten. Maßgeblich ist, was sie von Jesus mitbekommen haben.
Der Evangelist Johannes reflektiert den Übergang in eine neue Zeit in Abschiedsreden, die er Jesus in den Mund legt. Damit ruft er der jungen Kirche in Erinnerung, worauf es Jesus ankam, was er den Jüngern ans Herz legen und als Vermächtnis mitgeben wollte. Jesus ging es darum, Gott in der Welt präsent zu machen, einerseits durch seine Predigt vom Wirken Gottes in der Welt, andererseits durch die Zeichen, an denen die Menschen erkennen sollten, dass Gott da ist und nach wie vor in der Welt wirkt. Jesus ist es ein Anliegen, dass die Jünger dieses sein Werk weiterführen. Das ist aber nur möglich, wenn sie so von der Liebe Gottes erfüllt sind und mit Gott eins sind wie er selbst.
Von den Eltern geprägt
Gott geht es mit uns Kindern Gottes ähnlich, wie es Eltern mit ihren Kindern ergeht. Diese müssen irgendwann auf ihren eigenen Füßen stehen und ihren eigenen Weg gehen. Sie können sie nicht auf Schritt und Tritt begleiten. Sie können nicht alles Gefährliche und nicht alles Unheil von ihnen abhalten. Sie können ihnen lediglich Einstellungen und Haltungen mit auf den Weg geben, die sie befähigen, ihr Leben gut zu gestalten. Wie Jesus wünschen sie, dass ihre Kinder "das Leben haben und es in Fülle haben" und dass sie Lebensfreude in Fülle haben. An den Kindern liegt es zu entdecken, wie wertvoll das ist, was sie von den Eltern mitbekommen haben. Auch wenn sie vieles von ihrem geistigen Erbe abstreifen, weil es ihrer Meinung nach für ihre gegenwärtigen Herausforderungen nicht hilfreich ist, nehmen sie doch manches mit, wofür sie ihren Eltern dankbar sind. Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit darüber nachzudenken, was wir an unseren Müttern und Vätern schätzen und welche Einstellungen und Haltungen in unserem Leben weiterwirken.
Sich von den Haltungen und Einstellungen Jesu prägen lassen
Im kirchlichen Leben stehen wir gegenwärtig auch in einem Umbruch, der uns vor ungeahnte Herausforderungen stellt. Es ist zwar nicht unwichtig, dass wir uns Gedanken machen, wie wir kirchliches Leben in Zukunft organisieren, entscheidend wird aber sein, dass wir uns der Haltungen und Einstellungen bewusst werden, die wir von Jesus geerbt haben: Seine innige Verbundenheit mit Gott, und wie er nicht müde wurde, die Liebe, die er von seinem Vater bekommen hat, an Menschen in seiner Umgebung weiterzugeben. Er war überzeugt: Wo Menschen diese Liebe zu spüren bekommen, erleben sie indirekt die Liebe und das Wirken Gottes.
Die Liebe, die wir von unseren Eltern her erfahren haben, war zugleich die Liebe Gottes. Die Liebe, die wir an andere Menschen weitergeben, ist zugleich die Liebe Gottes in unserer gegenwärtigen Welt. Wir sind berufen, diese heute sichtbar zu machen.
Zeugnis geben in der "Welt"
Konfrontiert mit der "Welt"
Zu den Grundvollzügen eines christlichen Lebens gehört das Gebet, die persönliche Zwiesprache des glaubenden Menschen mit Gott. Wir bekommen heute einen tiefen Einblick in die innerste Beziehung Christi zu seinem Vater. Mich persönlich sprechen vor allem seine Bodenhaftung und sein realistischer Blick auf die sogenannte „Welt“ an. Denn in meinen eigenen persönlichen Gebeten bitte ich oft um eine „bessere“ Welt, in der alle Menschen gut und gerecht leben können, gleichen Zugang zu den materiellen und sozialen Gütern und ein Leben in Sicherheit und Frieden haben. Christus bittet aber nur darum, in dieser Welt vor dem Bösen bewahrt zu bleiben. Darüber möchte ich gerne mit Ihnen nachdenken.
Christus hat den Mut, die „Welt“ ganz realistisch zu betrachten: in der Welt können die Jünger und Jüngerinnen Christi schnell verloren gehen. Die Welt hasst die Jünger. Und: in der Welt ist das Böse allgegenwärtig. Wer will da widersprechen? Es stimmt ja: die Zahl derer, die mit den immer größer werdenden Herausforderungen ihres Lebens nicht mehr zurechtkommen, steigt rasant. Sie verlieren sich in der Welt, werden zunehmend orientierungsloser oder erkranken in ihrer Seele, weil alles zu viel für sie ist. Selten in der 2000-jährigen Geschichte des Christentums wurden so viele Christen und Christinnen um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet wie heute. Und - um das Wirken des Bösen in der Welt zu suchen, reicht der tägliche Blick in die Zeitung oder in die Nachrichtensendungen am Abend eines Tages.
In seiner Antwort auf diese Diagnose bietet Christus erst einmal nicht die beiden typisch religiösen Großfallen an: er frönt weder einem Ideal einer „Weltflucht“, sondern im Gegenteil: er bittet gerade nicht darum, dass wir aus der Welt genommen werden. Noch tut er so, als müssten wir nur genug Glauben haben, dann können uns die Widrigkeiten dieser Welt nichts anhaben. Sein Weg uns vor dem Bösen zu bewahren sieht anders aus.
Sich von Gott bewahren lassen
Vom christlichen Menschenbild lerne ich die Begrenztheit meines Lebens. Ich habe nicht nur einen biologischen Anfang und ein biologisches Ende, sondern bin auch sonst in meinen Fähigkeiten begrenzt. Zu dieser Begrenztheit gehört auch meine Fähigkeit zum Guten. Ich kann das Gute tun, werde aber durch die in mir wohnende Neigung zum Bösen immer wieder zurückgeworfen. Ich selber bin oftmals zu schwach, das Gute in dieser Welt zu tun. In dieser Erkenntnis finde ich einen ersten Hinweis zum Verständnis seines Weges. Denn zur Wahrheit meines Lebens gehört die Erkenntnis und die demütige Anerkennung: Allein schaffe ich das nicht. Ich brauche Hilfe. Er bewahrt mich im Guten, wenn ich selbst es nicht schaffe. Aber ich brauche den Beistand des himmlischen Vaters, um den Christus in diesem Abschiedsgebet bittet.
Er heiligt sich für mich
Hört sich zunächst sicher gut an. Spricht aber nicht der oben beschriebene Befund über den Zustand der Welt dagegen? Wie kann ich angesichts des Bösen in der Welt die Zusage Christi verstehen, sich für mich zu heiligen? „Sich heiligen“ bedeutet: „heil“ machen. Der Herr möchte die Gebrochenheit und Begrenztheit unseres Lebens heilen. Die Überzeugung, dass Jesus Christus durch seinen Kreuzestod die Macht des Bösen zur ewigen Vernichtung des Menschen besiegt hat, gehört zum Kern unseres Glaubens. Für den, der glaubt, hat der Tod - als Konsequenz des Wirkens des Bösen - keine Macht mehr. Er beendet das Leben nicht, sondern erweist sich als offenes Tor, durch das wir zum Leben in Fülle eingehen. Mit dieser Zusage lehrt uns der Herr einen neuen Blick auf die Welt: Ja, es gibt noch viel Unheiles in ihr. Als glaubender Mensch darf ich dies allerdings als letzte Zuckungen eines tödlich verwundeten Feindes wahrnehmen und nicht als machtvolle Taten eines vor Kraft strotzenden und immer noch so gut wie unbesiegbar erscheinenden Gegners. Ich lebe in einer zwar noch unheilen Welt, deren Geschichte aber gut enden wird.
Er sendet mich in die Welt
Und dann sendet er mich in die Welt: einen Menschen, der um seine Begrenztheit weiß und seine Anfälligkeit für das Böse kennt. Der sich aber gerade deshalb immer wieder demütig in die Gegenwart Gottes stellt, um sich von ihm bewahren und helfen zu lassen. Er sendet einen Menschen, der seine Augen vor der Realität des Bösen in der Welt nicht verschließt, der aber fest darauf vertraut und daran glaubt, dass das Böse tödlich verwundet ist und letztlich das Gute siegen wird. Er sendet mich als Zeugin / als Zeuge dieser Botschaft in die Welt.
Kann das gut gehen? Warum nicht? Ich freue mich immer wieder über die vielen Menschen, die trotz Gegenwind und Widerspruch zu ihrer Kirche und ihrem Glauben stehen: Ärzte, die ihre medizinischen Therapievorschläge nicht nur vom Budget und anderen Vorgaben abhängig machen, sondern sich am konkreten Patienten, seinen Ängsten und Bedürfnissen orientieren. Erzieherinnen, die den Kindern genug Raum und Möglichkeiten zum Entdecken ihrer individuellen Persönlichkeit geben. Mütter und Väter, die neben ihrem Beruf und ihren persönlichen Bedürfnissen, Ihren Kindern liebe- und verantwortungsvolle Eltern sind. Männer und Frauen, die in der Hospizbewegung sterbende Menschen und ihre Angehörigen begleiten und ihnen helfen, diesen letzten Weg gut bewältigen zu können. Katecheten und Katechetinnen, die sich in der Kommunion- oder Firmvorbereitung den Fragen und Zweifeln der Kinder und Jugendlichen stellen.
Ja, es gibt diese und noch viele andere Zeugen und Zeuginnen der froh machenden Botschaft, die Christus uns im heutigen Evangelium bringt. Menschen, die sich vom Herrn in die Kirche und in die Welt gesandt wissen und dort Zeugen dafür sind, dass das Böse und das Unheile in der Welt nicht das letzte Wort haben werden. Und da gibt es sicherlich auch noch einen kleinen Platz für mich und mein Zeugnis in der Welt.
Mutig in eine ungewisse Zukunft
Stellenausschreibung...
Es stehen Veränderungen an. Die Apostel brauchen ein neues Mitglied in ihrem Gremium. Es liegt eine klare Stellenausschreibung vor. Er muss Mann sein. Er muss jemand sein, der von Anfang an gemeinsam mit den Aposteln und Jesus unterwegs gewesen ist. Und er muss, wie die anderen Apostel, Zeuge der Auferstehung sein. Ein klar umrissenes Anforderungsprofil. Wahrscheinlich eines, das man vorher wenig planen und auf das jemand wenig Einfluss nehmen kann. Zwei Männer kommen in die engere Auswahl. Joseph, genannt Barsabas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias, ohne weitere Hinzufügungen. Ganz einfach.
Von einem Interesse, einer Bewerbung der beiden für das Amt ist in der Apostelgeschichte nicht die Rede. Wir - zumindest ich - gehen zunächst einmal davon aus, das haben die schon so gewollt. Ein solch ehrenvolles Amt, warum sollten sie sich nicht darüber freuen. Aber bei einem zweiten Hinschauen sieht die Sache schon anders aus.
...in einer schwierigen Zeit
Es ist die Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, in der sich die kleine Episode abspielt. Die junge Kirche ist nicht mächtig, sondern eher ein eingeschüchtertes Häuflein, das sich häufig lieber hinter verschlossenen Türen aufhält, das Anfeindungen und Repressalien fürchtet, die ihnen insbesondere von den jüdischen Glaubensbrüdern entgegengebracht werden. Da hält man sich klugerweise besser in der zweiten Reihe auf oder vielleicht noch eine Reihe weiter hinten. Das gleiche Schicksal zu erfahren wie Jesus, darauf wird keiner scharf gewesen sein. Einen solchen Stellenwert hat das Martyrium im Christentum nie gehabt.
Also von einer unmittelbaren Bewerbung für das Amt des Apostels ist nicht die Rede. Aber es ist auch nicht die Rede davon, dass sie mancherlei Entschuldigungen finden, warum gerade sie es nicht sein können: zu viel zu tun, andere können es besser, ich kann doch nicht reden, ob mein Glaube wohl ausreicht... Alles das nicht.
Gott wählen lassen
Als die beiden Namen gefunden waren, geht es ganz ruhig weiter und doch geschieht etwas für mein Verständnis Ungewöhnliches: Es gab eine Vorauswahl, so würden wir heute auch verfahren doch dann geben sie die letzte Entscheidung ab, legen sie in die Hand Gottes. Es wäre leicht möglich gewesen eine Wahl durchzuführen oder noch einige Tests anzuhängen, um so den geeigneten Kandidaten zu finden. Nein. Es kommt das Los ins Spiel (weiße und schwarze Kugel). Nicht weil die Versammlung sich nicht entscheiden konnte, sondern, so intendiert es die Apostelgeschichte, weil Gott hier ausdrücklich mit in den Entscheidungsprozess hineingenommen wird.
Das Los! Schwarz oder weiß! - Würden sie sich, würde ich mich gern einem solchen Losverfahren, einem Zufallsprinzip stellen?
Und das Los fiel auf Mathias. - Weiter nichts.
Was bedeutet das? Mathias als Lückenbüßer oder als heiliger Ersatzmann. Keine lukrative Aussicht. Wer ist schon gerne nur Lückenbüßer, nur Reservespieler. Das kratzt an unserer menschlichen Eitelkeit und nur noch in die Fußballmannschaft gewählt zu werden, weil kein Besserer mehr da ist, hebt auch nicht unbedingt die Motivation. Nein unserem menschlichen Ego tut das nicht gut.
Heilige Lückenbüßer
Aber als Christinnen und Christen könnten wir es auch in einem anderen Licht sehen. Es gibt die Aufgaben in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft, die unbedingt anstehen und getan werden müssen, Aufgaben, die Menschen brauchen die sie erledigen, die anpacken und vielleicht sogar bereit sind sich die Hände schmutzig zu machen.
Als Christen müssen wir uns dabei nicht zu schade sein als Lückenbüßer angesehen zu werden. Gäbe es sie nicht die vielen heiligen Lückenbüßer, bliebe an vielen Stellen eine Lücke, die dann wieder anderen schadet.
Mathias nimmt sein Amt in einer Zwischenzeit, in der Zeit zwischen Christi- Himmelfahrt und Pfingsten. Es ist eine Zeit, in der noch nicht klar ist was aus der Sache wird, in der noch nicht klar ist, wie er selber dabei wegkommt, aber in der es gerade auch Menschen braucht, die die Sache weiterführen, die ihren Mut aufbringen für das einzustehen, was ihnen wichtig ist.
Neuland betreten und handeln
Wer immer schon weiß, dass er das Richtige tut und seinen Lohn dafür bekommt, der braucht keinen Mut und keine Visionen für seine Entscheidungen und für sein Handeln. Wer aber eben das genau nicht weiß, wer auch bereit ist, in einem guten Sinne etwas zu wagen und Neuland zu betreten, der handelt als Christ in einer Zeit, in der sich Christliches in vielen Aufgaben und Strukturen in Gesellschaft und Kirche zeigen muss.
Dazu hat er auch uns berufen, die wir uns in besonderer Weise auf den hl. Mathias berufen dürfen und die wir berufen sind.
Wer an Jesus glaubt, lebt anders
Bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen
"Wir sind mitten in der Welt, aber wir sind nicht von der Welt." Mit diesen Worten beginnt die Regel meines Ordens, die Regel der Missionare von Mariannhill. Die Männer, die diese Regel entworfen haben, haben sich etwas dabei gedacht, dass sie diesen Satz an den Anfang stellten. Damit zeigte sie, aus welcher Haltung ein Missionar der Mariannhiller sein Leben gestalten sollte. Auf der einen Seite gilt es, diese Welt zu lieben, diese Welt mitzugestalten. Ein Mariannhiller Missionar sollte in dieser Welt das Reich Gottes aufbauen, indem er sich für bessere Lebensbedingungen einsetzt, indem er in die Schulen geht, indem er jungen Menschen ein Handwerk lehrt, damit sie bessere Chancen haben, ihr Leben zu gestalten.
Ich möchte hier auf ein weiteres Wort eines Mariannhiller, namens Bernhard Hus, hinweisen: bessere Felder, bessere Häuser, bessere Herzen. Pater Bernhard Hus glaubte, wer in besseren Lebensbedingungen aufwächst, dessen Herz kann besser werden; kann, aber muss es nicht. Doch möchte ich hier klarstellen: ein Leben in Armut und Not führt manches Mal Menschen in die Kriminalität.
Was Mariannhiller bewirken in ihren Missionen, das tun viele andere Orden und auch viele Menschen, die keinem Orden angehören auch. Viele Menschen bewähren sich an ihren Orten, an dem Platz, an dem sie Gott hingestellt hat. Es gibt keinen Bereich, an dem ich mich nicht als Christ bewähren kann. Dabei darf eines nicht vergessen werden: das Glaubenszeugnis, das Sprechen über den Glauben, zu erzählen, was mir persönlich der Glauben an Gott schenkt.
In der Welt...
In der Sonntagszeitung des Augsburger Bistums ist ein Interview mit Maite Kelly, einer Sängerin von der Kellyfamilie zu lesen. Sie wird darin gefragt, ob Glaube und Showgeschäft zusammenpassen. Sie antwortet darauf, dass Gott uns Christen in die Welt hineinschickt, dass es wichtig ist, sich einzumischen, aber es immer auch eine gewisse Gradwanderung ist. Ich kann, ja ich muss mich als Christ/ in bewähren. Das kann ich, indem ich versuche alle Werte zu leben, die mir der Glaube schenkt, indem ich eine andere Werteskala in meinem Leben aufstelle. Wonach beurteile ich die Menschen: nach deren beruflichem Erfolg, nach deren Kleidung, nach deren Bankkonto, ob sie in einem schönen Haus wohnen oder in einer bescheidenen Mietwohnung. Diese Punkte, die ich gerade aufgezählt habe, können unseren Glauben gefährden.
Es gibt aber noch eine andere Form der Bewährung. Sie ist sehr wichtig, heute mehr denn je, da der Glaube immer mehr in den Hintergrund tritt. Maite Kelly, die ich hier wiederum zitieren darf, hat das in dem besagten Interview auf den Punkt gebracht: wir Christen müssen zu unserem Glauben stehen, wir sollen uns nicht dafür entschuldigen, dass wir Christen sind. Dieses Bewähren hat seinen tiefen Grund in dem zweiten Teil des Satzes: "...aber wir sind nicht von der Welt."
Zeugnis von der Liebe Gottes geben
Jesus hat mit seinen Worten und mit seinen Taten Zeugnis gegeben von der Liebe Gottes. Die Menschen aber haben sich von Gott abgewandt. Sie wollten sein wie Gott. Das ist ja die Ursünde des Menschen, Gott nicht als den Herrn über das Leben annehmen zu wollen. Gott aber gibt den Menschen die Freiheit, sich für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Der Mensch entscheidet sich gegen Gott. Darum will er oft anderes als Gott. Weil er anderes will, weil er sein will wie Gott und Gott nicht gehorchen will, darum ist Jesus nicht von der Welt. Darum sind auch wir, wenn wir die Botschaft ernst nehmen, nicht von der Welt, sondern eben anders.
Jesus war anders, weil er die Liebe Gottes lebte und predigte, weil er die Menschen zu Gott zurückführen wollte. Darum ist Jesus abgelehnt worden, darum eckte er bei vielen Menschen auch an, besonders bei den Mächtigen. Das passiert Christen immer wieder, auch uns kann das passieren. Weil wir anders sind, andere Werte leben, kann es passieren, dass wir uns unterscheiden.
... aber nicht von der Welt
Für unseren Glauben kann das die Gefahr bringen, ihn zu verlieren. Es gibt vieles, was uns vom Glauben wieder wegbringen kann, was uns unseren Glauben zerstört. Gebet wird dann als verlorene Zeit angesehen, wer glaubt, als weltfremd hingestellt. Es kann über unsere Kraft gehen, wenn wir bedrängt werden. Wer weiß, ob wir mutig wären, wenn wir von Staats wegen verfolgt, benachteiligt würden. Weil Jesus diese Gefahr gesehen hat, darum hat er auch für sie gebetet. Darum betet Jesus auch für mich persönlich. Denn der Glaube ist nicht mein persönliches Verdienst, sondern er ist mir geschenkt. Gott hat diesen Glauben in mir grundgelegt. Wenn ich wegen meines Glaubens bedrängt werde, weil ich dadurch anders, dann darf ich Jesus auf meine Seite wissen. Dann kommt er mir in meiner Schwäche zur Hilfe.
Helfen kann mir auch das, was mir der Glaube an Jesus schenkt. In diesem Gebet fallen Worte Jesu: "Heilige sie in der Wahrheit..." oder: "... damit sie meine Freude in Fülle in sich haben". Der Glaube schenkt dem Leben den wahren Sinn, das wahre Ziel. Unter der Freude verstehe ich das Glück, das ich erfahre, wenn ich an Gott glauben darf. Ich kann und muss nicht mit einem Lächeln durch die Welt laufen, vielmehr ist diese Freude eine Grundhaltung, so wie Jesus es erfahren hat. Gott stand auf seiner Seite.
Der Glaube an Gott ist nichts, das mich weltfremd machen soll. Wenn wir die Worte hören: "...Weil sie nicht von der Welt sind", dann, weil diese Welt, besser gesagt, die meisten anders leben, als es der Wille Gottes ist. Doch ist das für uns auch kein Grund, anderen gegenüber überheblich zu werden. Unser Glaube ist auch deswegen immer in Gefahr, weil wir alle Unglauben in uns tragen, weil wir alle sündige Menschen sind.
Ständige innere Erneuerung
Hat nicht auch hier Papst Benedikt mit Recht geäußert, dass die Feinde der Kirche weniger von außen kommen, als vielmehr von innen. Die Kirche ist immer auch eine sündige Kirche, die der Umkehr bedarf. Die Kirche ist immer zu reformieren. Als einzelne Christen brauchen wir die Umkehr, die Versöhnung mit Gott. Das ist wichtig, damit wir in Gott bleiben und Gott in uns bleibt wie es der erste Brief des Johannes ausdrückt. Gott bleibt in uns, wenn wir einander lieben.
Ich glaube, dass die Christen, solange es sie gibt, immer damit zu kämpfen hatten, dass sie bedrängt wurden. Darum unterscheidet Jesus so deutlich zwischen der Welt und den Jüngern. An der Gemeinde soll deutlich werden, was Gott schon von Beginn an mit seiner Welt und mit allen Menschen vorhatte. Dazu sind wir auf dem Weg. Vielleicht ist das an manchen Gemeinden und Gruppen, die sich zu Jesus bekennen auch schon zu erfahren, dass Gott wirkt, dass Menschen Gott in sich wirken lassen.
Glauben muss sich bewähren, mitten in der Welt, er muss sich zeigen, mitten in der Welt. Jesus betet für diesen unseren Glauben. Der Christ lebt anders.
Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben!
Lieben ist kinderleicht
Jesus erhebt die Hände und betet. Er betet für uns. Sein großes Anliegen ist: dass wir eins sind, d. h. die Liebe leben. Johannes gibt uns dazu in der Lesung klar die Begründung: "Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. " - Wie aber schaut die Wirklichkeit aus?
Denken wir an unsere Kindheit. Damals fiel es uns noch leicht, an den "lieben Gott" zu
glauben. Als die Welt für uns noch heil war und wir die dunklen Seiten des Lebens noch nicht kannten, da gingen wir selbstverständlich davon aus, dass Gott ein "lieber Gott" ist und alle Menschen "liebe Menschen" sind.
Ernüchterung
Doch meist hat dieser Glaube nicht lange hergehalten. Eines Tages ist im Leben eines jeden von uns etwas passiert, was diesen Glauben an Gott und die Menschen erschüttert hat. Das kann die Erfahrung vom Tod eines lieben Menschen gewesen sein oder eine zerbrochene Freundschaft. Das war vielleicht ein innig gesprochenes, aber unerhört gebliebenes Gebet. Es war möglicherweise eine ungerechte Bestrafung, ein persönliches Versagen, eine Schuld, mit der ich nicht fertig geworden bin, oder eine Verletzung, die mir zugefügt worden ist. Es war vielleicht die Erfahrung, abgelehnt, enttäuscht, betrogen und verletzt zu werden.
Es waren nicht selten auch die Vertreter der Kirche, die als gestrenge Buchhalter und Sittenwächter über alles Tun und Lassen aufgetreten sind, die uns tiefe Zweifel an Gott und den Menschen eingaben.
Je älter wir werden, desto nüchterner sehen wir die Wirklichkeit um uns herum. Meist geht die Entwicklung so, dass nur noch wenige Menschen übrig bleiben, denen wir rückhaltlos vertrauen können. Nur von ganz wenigen können wir sagen, dass wir sie lieben und glauben, dass sie uns ebenso lieben. Wir sind vorsichtig geworden, und in uns sitzt oft tiefes Misstrauen. Wir gehen nicht mehr wie Kinder unbefangen davon aus, dass es jeder Mensch gut mit uns meint, sondern wir vermuten erst einmal unlautere Absichten und lassen uns nur schwer vom Gegenteil überzeugen.
Auch mit Gott geht es uns oft so. Nicht nur an der Gerechtigkeit und Güte der Menschen zweifeln wir, sondern auch an der Gerechtigkeit und Güte Gottes. Wie kann er all das zulassen, was tagtäglich auf unserer Welt geschieht? Wieso greift er nicht ein und macht alles wieder gut
Ein Funken Sehnsucht:
Ich meine aber, dass hinter allem Misstrauen und allen Enttäuschungen bei jedem von uns immer noch ein Funken Sehnsucht glimmt, dass es anders sein möge:
Die Sehnsucht danach, geliebt zu werden.
Die Sehnsucht danach, arglos und unbelastet mit den Menschen umgehen zu können.
Die Sehnsucht danach, das eigene Leben und die Welt bei Gott in guten Händen zu wissen.
Diese Sehnsucht in uns spricht Johannes mit seinem Brief an. Immer wieder taucht in diesem Schrieben der Wunsch auf, wir möchten wieder Kinder werden: Kinder Gottes, die zu ihm dieses ungebrochene Vertrauen haben. Das Vertrauen, dass er uns liebt, dass er es gut mit uns meint und dass er uns so annimmt, wie wir sind.
Für uns Erwachsene mag das schön klingen, aber es ist weit weg von der Realität. Sitzen unsere Zweifel nicht schon zu tief? Sind die Narben unserer Enttäuschungen nicht immer noch spürbar? Sind wir nicht eher gebrannte Kinder, die das Feuer scheuen, als Kinder Gottes, die auf Liebe und Wohlwollen bauen?
Übertragen wir nicht unbewusst oder auch bewusst unsere Vorsicht und Skepsis den Menschen gegenüber auch auf Gott? Weil wir den Menschen nicht trauen können, trauen wir auch Gott nicht.
Gott hat uns zuerst geliebt
Johannes gibt uns den Rat: umgekehrt zu denken: "Wenn Gott uns so geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben!"
D.h. also wir sollen von Gott ausgehen und dann den Schritt zu den Menschen wagen. Wir sollen also ausgehen von der Tatsache, dass Gott uns liebt. Christen sind Menschen, die an die Liebe Gottes glauben und sie annehmen. Die Liebe Gottes ist einfach da. Wir brauchen uns diese nicht durch Leistungen verdienen. Wir brauchen auch keine Angst haben, aus dieser Liebe Gottes heraus zufallen - außer wir möchten es ganz bewusst - aber auch da wird von Seiten Gottes seine Liebe ungebrochen bestehen bleiben.
Das ist ein unwahrscheinlicher Grundstock für unser Leben, auf den wir bauen können. Ich selber sag mir gern den Satz: "Was auch immer kommen mag, Gott wird mich nicht der Schande und dem Nichts ausliefern." Und so ein Vertrauen gibt mir auch die Kraft, hinter jedem Menschen das Gute zu sehen. Es gibt keinen Menschen, der nur schlecht ist. In jedem steckt auch Gutes. Man muss es nur sehen und herauslocken. Jeder Mensch ist Abbild Gottes und damit ist das Gute in ihm. Und wenn ich weiß, dass Gott auch ihn liebt, warum sollte nicht auch ich das Vertrauen zu ihm wagen? Eigentlich ist das auch wieder ein kindliches Vertrauen, das aber über das Vertrauen zu Gott geht.
Ich meine, diesen Weg können wir auch als Erwachsene wagen.
Bleiben wir aber nüchtern! Denken wir nicht: Das muss mir bei jedem Menschen gelingen. Wenn uns dieser Schritt zu einem oder zwei oder drei Menschen, die für uns schwierig sind, gelingt, dann ist Jesus Gebet erhört worden im Anliegen "Lass uns alle eins sein!" Wenn Gott uns so sehr geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.
Schätze des Evangeliums
Bei einem Kindergartenfest siebten die Kinder eifrig ihren Sandkasten durch - denn die Erzieherinnen hatten dort Murmeln versteckt, die die Kinder auf diese Weise finden konnten.
So können wir uns auch dem heutige Evangelium nähern: Mit einem Sieb, um die kostbaren Worte herauszufiltern, die in diesem Text stecken, um sie in die Hand zu nehmen, sie gegen das Licht der Sonne Gottes zu halten und ihre Schönheit und Kraft zu erkennen. Beginnen wir mit dem ersten Gedanken:
Jesus betet und sagt: "Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart". Er ist gekommen, um uns zu zeigen, wie Gott ist. Und was können wir von seinem Leben ablesen? Vor allem eines: Liebe zu denen, die sich schwer tun; Liebe zu denen, die noch am Fragen sind, zu denen, die Gott noch nicht in der Tasche haben, weil sie alles von ihm zu wissen scheinen und jedes Gebot auslegen können. So dürfen wir Gott begegnen: Im festen Vertrauen, dass er uns gerade in unserer Schwachheit und in unseren Fragen liebt.
Im Gebet wird Gott dann als "Heiliger Vater" angesprochen. Und Jesus betont, dass er eins ist mit diesem "Heiligen Vater", das heißt, dass er lebt und handelt aus innerer Einheit mit ihm.
"Heiliger Vater" - für den Verfasser des Johannesevangeliums ist es wichtig zu betonen, dass diese Einheit, diese Innigkeit keine Kumpelhaftigkeit ist. Die Beziehung zu Gott ist von Achtung geprägt, von Ehrfurcht und innerer Ausrichtung auf den, der eindeutig größer ist. Nicht der Mensch bestimmt, was er von Gott will, und Gott soll tun, was ich erwarte.
Das ist die Wahrheit, von der unser Text spricht: Dass wir erkennen, dass Gott heilig ist, gut ist, voller Liebe zu uns und zu seiner Schöpfung. Deshalb werden wir nur da wirkliche Freude erfahren, wo wir innerlich auf Gottes Heiligkeit ausgerichtet sind und nicht uns selbst zur Mitte und zum Maßstab unserer Sorgen und der Deutung unserer Gefühle zu machen. Wirkliche Freude finden wir, wo wir Gottes Wesen, seine Liebe und Kraft in allem suchen, was geschieht.
Grundhaltungen des Christseins
Im Evangelium werden weitere Grundhaltungen des Christseins angesprochen, die das Leben zufriedener machen:
Eine solche Grundhaltung ist die Freundschaft. "Damit sie eins sind wie wir", sagt unser Evangelium.
In Gemeinschaft mit Christus verbunden
Eins sein heißt nicht, immer einer Meinung zu sein und die eigene Persönlichkeit in den Hintergrund zu stellen. Vielmehr geht es darum, dass wir grundsätzlich davon ausgehen dürfen, dass alle, die mit uns Christen sind, im Plan Gottes ihren Platz haben. Wenn wir heute von dem einen Brot essen, dann sind wir in Gemeinschaft mit Christus verbunden - und wenn Er jede, jeden einlädt, dann dürfen wir einander nicht mit Ablehnung begegnen.
Eins sein, bzw. den anderen Menschen als Geschenk Gottes zu achten, ist nicht immer einfach. Aber wenn wir es versuchen, werden wir Gottes Vielfalt, Gottes Größe tiefer erkennen. Unser eigener Horizont weitet sich, das Leben wird reicher.
Spannungen durchhalten
Nicht nur unsere Beziehungen in der Gemeinde spricht das heutige Evangelium an. Es geht auch darum, in den täglichen Herausforderungen von Beruf, Familie und Freizeit als Christen zu bestehen. Die Bibel nennt die Lebensbereiche, die nicht vom Heiligen Geist durchdrungen sind, schlicht "Welt". In der Welt leben wir - und wir spüren täglich, dass die Anforderungen, mit denen wir umgehen weder vom christlichen Menschenbild, noch von Ausrichtung auf Gottes Gegenwart geprägt sind. Gerade die Arbeitswelt stellt oft den Profit Einzelner über das Wohl Vieler. Wie damit umgehen?
Das Evangelium sagt: Ja, diese Spannung wird euer tägliches Brot sein. Ihr werdet aus dieser Welt nicht herausgenommen - sondern in eurem Alltag muss sich euer Glaube bewähren. "Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern, dass du sie vor dem Bösen bewahrst", lautet das Gebet Jesu.
Wie kann das gut gehen? Wir dürfen zunächst darauf vertrauen, dass wir nicht in diesen Spannungen stehen, weil Gott uns ärgern will. Vielmehr geht es um eine grundsätzliche Entscheidung: Will ich mich innerlich in Gott verankern oder in den Werten die unsere Zeit vorgibt?
In die Welt gesandt
Und wenn wir die Entscheidung für Gott gefällt haben, dann dürfen wir uns gesendet wissen. "Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt", sagt das Evangelium.
Das bringt einen Perspektivenwechsel mit sich. Wir sind nicht mehr Opfer eines Systems, in dem wir kaum mehr atmen können, sondern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes, die in dieses System gesandt wurden. Hier können wir Gottes Kraft und Gottes Entscheidung für die Menschlichkeit sichtbar machen.
Je tiefer wir mit Christus innerlich verbunden sind, je mehr wir auch eins sind mit anderen Christen, die uns zuhören und stützen, desto mehr wird es uns gelingen, an dem Platz, an dem wir arbeiten, andere Werte einzubringen. Und wenn es nur die Mitmenschlichkeit unter den Kollegen ist. Auch bei den familiären Aufgaben, die uns herausfordern, oder auch in ehrenamtliches politisches oder gesellschaftliches Engagement dürfen wir uns gesandt wissen, um unsere Stadt, unser Dorf, unseren Lebenszusammenhang etwas menschlicher zu gestalten und unsere Gaben einzubringen.
Nicht alleine
Noch weitere Worte könnten wir aus diesem Evangelium sieben und sie für unsere Zeit deuten.
Eines jedoch wird jetzt schon deutlich: Jesus will, dass wir ihm nachfolgen, auch dort, wo es schwierig wird, wo wir Grenzen und Kreuz erleben. Doch er wird uns in diesen Situationen nicht alleine lassen. Vielmehr dürfen wir aus der Freude Gottes leben und diese Freude als Grunderfahrung in uns tragen. Sie kommt aus der inneren Verbindung mit Gott, die uns Gottes Geist schenkt.
Bitten wir in diesen Tagen bis Pfingsten um den Heiligen Geist. Damit wir mit seiner Hilfe alle Schätze heben können, die das Evangelium für uns bereithält und die Freude in Fülle erfahren.
- Liedvorschläge1
Bernd Kösling
Liedvorschläge:
GL 319: Christ fuhr gen Himmel
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein (1. und 5. Str.)
GL 329: Das ist der Tag, den Gott gemacht (1.-3. Str.)
GL 332: Die ganze Welt, Herr Jesu Christ (1. und 2. Str.)
GL 339: Ihr Christen, hoch erfreuet Euch (1.-3. und 5. Str.)
GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft
GL 345,1: Vini, Sancte Spiritus, tui amoris ignem accende...
GL 345,2: Vini, Sancte Spiritus
GL 346: Atme in uns, Heiliger Geist
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 348: Nun bitten wir den Heiligen Geist (1.-2. und 4. Str.)
GL 349: Komm, o Tröster, Heilger Geist
GL 351: Komm, Schöpfer Geist
GL 396: Lobt froh den Herr, ihr jugendlichen Chöre
GL 478: Ein Haus voll Glorie schauet (1.-4. Str.)
GL 533: Lasst uns erfreuen herzlich sehr
GL 542: Ihr Freunde Gottes allzugleich (1. und 4. Str.)
GL 543: Wohl denen, die da wandeln (1., 3., und 4. Str.)
Kehrverse und Psalmen:
GL 52: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Psalm 93 oder mit Psalm 103 (GL 57,2) - VIII.
GL 57: Meine Seele, preise den Herrn - Mit Psalm 103 oder mit Psalm 93 (GL 52,2) - VIII.
GL 560: Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit
GL 629,5-6: Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit - Mit Phil 2,6-11 - VI.
- Einleitung6
Martin Stewen (2024)
In diesen Wochen vor Pfingsten dreht sich die Verkündigung um Fragen wie: Wie geht Leben aus dem Osterglauben ganz praktisch? Was braucht es? Einmal mehr hören wir heute davon.
Jörg Thiemann (2021)
Wir feiern Gottesdienst, Eucharistie. Es ist eine Zeit für und mit Gott. Es ist eine Zeit, in der Gott zu uns spricht, seine Gemeinde führt. Gott lebt in uns und wir leben in IHM, in seiner Liebe. Hören wir sein Wort als Schwestern und Brüder vereint, vereint mit allen, die an Gott glauben, die sich mit Jesus verbunden fühlen. Feiern wir IHN in der Eucharistie. In Brot und Wein verbinden wir uns mit IHM und untereinander.
Grüßen wir IHN, der für uns beim Vater eintritt, in unserer Mitte und bitten wir um sein Erbarmen.
Hans Hütter (2018)
Einerseits blicken wir an diesem Sonntag zurück auf die Himmelfahrt Jesu, andererseits warten wir auf die verheißene Ausgießung des Heiligen Geistes. In einem gewissen Sinn ergeht es uns wie den Jüngern, die nach dem Weggang Jesu aus dieser Welt ratlos beisammensaßen und nicht wussten , was noch kommen wird.
Es ist eine gute Zeit sich bewusst zu machen, was uns Jesus an Worten und Erfahrungen hinterlassen hat, die weiterwirken, obwohl er leibhaftig nicht mehr unter uns gegenwärtig ist.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor ihn hin und rufen wir zu ihm als unserem Herrn und Kyrios.
Bernd Kösling (2015)
Woran werden Sie sich erinnern? Manchmal frage ich die Angehörigen bei der Vorbereitung einer Trauerfeier danach. Das Spektrum der Erinnerung ist breit und unterschiedlich. Es reicht von großen Lebensweisheiten und Einsichten, die jemand gelernt hat, bis hin zu den Kleinigkeiten, die unser Leben erst menschlich machen: das Lachen am Morgen, das Begrüßungsritual beim Wiedersehen oder die pedantische Ordnung im Bastelkeller.
In den Texten der Hl. Schrift hören wir heute, woran sich die Jünger und Jüngerinnen Christi erinnern: Christus hat ihnen den Namen Gottes offenbart. Er hat von einem Gott gesprochen, der den Menschen behüten und beschützen will, damit sein Leben trotz aller Widrigkeiten in der Welt gelingt. Er lädt uns heute ein, sich ihm in den Sorgen unseres Lebens anzuvertrauen:
Bernhard Rathmer (2015)
Schon in ihren Anfängen hatte die junge mit vielen Veränderungen und anstehenden Entscheidungen zu tun. Wie sollte es weitergehen? In der Gruppe der engsten Vertrauten und Weggenossen fehlte jemand. Unterstützt durch die Kraft des Hl. Geistes gewannen die Apostel die Kraft und Kreativität mit der veränderten Situation umzugehen. Mathias wurde in das Gremium der Zwölf gewählt und die junge Kirche ging ihren häufig schwierigen Weg.
Auf diese Kraft des Hl. Geistes in schwierigen Situationen dürfen auch wir uns in unseren Aufgaben, Entscheidungen und täglichen Anspannungen verlassen.
Jörg Thiemann (2012)
Im Religionsunterricht frage ich meine Schülerinnen und Schüler immer wieder, wie eine Freundschaft bleiben kann. Sie sagen dann immer wieder: indem wir oft zusammen sind.
So sind wir auch jetzt mit Gott zusammen. Wir hören sein Wort, Gott macht sich mit uns eins im Sakrament der Eucharistie. So bleiben wir in Gott und Gott in uns, so bleiben wir in seiner Liebe und seine Liebe ist in uns, so wie es die Lesung aus dem Johannesbrief schreibt.
Diese Liebe schenkt uns auch Geborgenheit und Schutz, ja Bewahrung unseres Glaubens. Jesus betet dafür. IHN, den Auferstandenen, grüßen wir jetzt in unserer Mitte und bitten um sein Erbarmen.
- Bußakt1
Jörg Thiemann (2012)
Herr Jesus Christus,
du bist vom Vater gesandt als Retter der Welt.
Du hast den Menschen deinen Namen geoffenbart -
Erkennen wir diese Liebe?
Du hast die deinen behütet und keiner ging verloren -
Wächst unser Glaube, unsere Hoffnung, unsere Liebe?
Du bist vom Vater gesandt und hast auch deine Jünger gesandt -
Leben wir deine Botschaft?
Oder:
Gl. 485: Der in seinem Wort uns hält...
- Kyrie6
Martin Stewen (2024)
Jesus Christus,
du ruft uns zu einer großen und vielfältigen Gemeinschaft.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus,
du mutest uns einander zu und du willst, dass wir miteinander aus der Kraft des Geistes leben.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus,
du bleibst in deiner Kirche und führst sie durch die Zeiten.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du wurdest vom Vater in die Welt gesandt, seine Liebe bekannt zu machen.
Herr, erbarme dich.
Du sendest uns aus, es dir gleich zu tun.
Christus, erbarme dich.
Wenn wir in deiner Liebe seine Liebe verkünden, so bleibt Gott in uns.
Herr, erbarme uns.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
der du für uns betest.
Vertrauen wir dir?
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
der du uns vor dem Bösen der Welt bewahrst.
Bist du das wichtigste in unserem Leben?
Herr Jesus Christus,
wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, so wie du in Gott bist.
Sind wir Zeugen deiner Liebe?
Hans Hütter (2018)
Kyrierufe GL 165: Send und deines Geistes Kraft...
oder:
Herr, Jesus Christus,
du bist in den Himmel aufgenommen worden und sitzt zur Rechten des Vaters.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns die Größe und Liebe Gottes geoffenbart.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns Leben in Fülle und Freude in fülle verheißen.
Herr, erbarme dich.
Bernd Kösling (2015)
Herr Jesus Christus,
du hast uns den Namen des Vaters offenbart.
Herr erbarme Dich.
Du behütest uns,
damit keiner von uns verloren geht.
Christus, erbarme Dich.
Du nimmst uns nicht aus der Welt,
sondern bewahrst uns vor dem Bösen.
Herr, erbarme Dich.
Oder:
GL 165: Der in seinem Wort uns hält
Bernhard Rathmer (2015)
Suchende sind wir, Herr,
nach einem Sinn.
Dein Wort ist das Wort hinter vielen Worten.
Herr erbarme dich.
Tastende sind wir, Herr,
nach einem Grund
Dein Geheimnis ist das Fundament unseres Lebens.
Christus erbarme dich.
Hoffende sind wir, Herr,
auf ein Zeichen.
Dein Antlitz sehen wir mitten in der Welt.
Herr erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Ostern 7 So: bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt
Allmächtiger Gott,
wir bekennen, dass unser Erlöser
bei dir in deiner Herrlichkeit ist.
Erhöre unser Rufen
und lass uns erfahren,
dass er alle Tage bis zum Ende der Welt
bei uns bleibt, wie er uns verheißen hat.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - TG Ostern 4 Sa: Festige unsere Verbundenheit mit Christus
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast uns im Sakrament der Taufe
neues Leben geschenkt.
Festige unsere Verbundenheit mit Christus,
damit wir Früchte bringen, die bleiben,
und die Freude des ewigen Lebens erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Samstag der Osterzeit
Messbuch - TG Ostern 6 Sa: den Heiligen Geist verheißen
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat vor seiner Himmelfahrt
seinen Aposteln den Heiligen Geist verheißen.
Sie haben den Reichtum
der göttlichen Weisheit empfangen;
schenke auch uns die Gaben deines Geistes.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. Samstag der Osterzeit
Messbuch - TG Ostern 7 Sa: das Ostergeheimnis deines Sohnes bewahren
Allmächtiger Gott,
am Ende der heiligen fünfzig Tage
bitten wir dich:
Gib uns die Gnade,
daß wir in einem Leben aus dem Glauben
das Ostergeheimnis deines Sohnes bewahren,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Samstag der Osterzeit
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch deinen Sohn
das Wort der Wahrheit geschenkt.
Hilf uns,
daß wir uns durch dieses Wort heiligen und
verwandeln lassen und es zu den Menschen tragen.
Durch Christus, unseren Herrn
Martin Stewen (2024)
Guter Gott,
dein Sohn traut uns zu,
mit Begeisterung und Verantwortung an dieser Kirche mitbauen zu können.
Erhalte uns als eine Gemeinschaft,
in die uns der Heilige Geist im Sakrament der Taufe geführt hat,
und lass uns immer wieder Mut und Kraft schöpfen
in der Begegnung mit dir.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn. – Amen.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
du hast für die Apostel gebetet.
Doch dein Gebet gilt auch uns.
Was kann uns noch geschehen?
Bewahre uns in dieser Zeit der Anfechtung,
in der vieles bekannt wurde, was nicht deinem Will entspricht.
Bewahre uns in dieser Zeit, in der der Glaube an dich
immer weniger Beachtung findet.
Stärke unsere Liebe zu dir und zueinander,
damit du immer mehr Raum in unsere Herzen findest
und wir in dir geborgen und zuversichtlich leben können.
Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater in Himmel,
dein Sohn Jesus Christus, hat uns dein Wort der Wahrheit geschenkt.
Öffne unsere Ohren – ja, alle Sinne -,
dass wir dein Wort in uns aufnehmen können,
dass es uns trägt, für unser Heute und für die kommende Woche.
Mache es zum tragenden Pfeiler für unser Leben. - Amen.
Messbuch der Altkatholiken (2015)
Gott, wunderbar in deinem Licht
durch die Verherrlichung deines Sohnes
hast du die Grenzen von Diesseits und Jenseits,
von Himmel und Erde,
von Zeit und Ewigkeit aufgebrochen.
Lass uns mit ihm Mauern überspringen
und aus seinem Geiste leben.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt
und wirkt von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
(Messbuch der Altkatholiken, S. 171)
Jörg Thiemann (2012)
Jesus,
viele Menschen beten füreinander
viele Menschen beten für mich
Und auch ich will für viele Menschen beten.
Besonders aber bete ich in dieser Feier jetzt um
einen tiefen und festen Glauben,
einen Glauben, der uns Kraft gibt, deine Freude schenkt.
Jesus, du unser Freund, wir wollen in dir und mit dir leben.
Dazu helfe uns jetzt dein Wort. Amen.
- Fürbitten11
Martin Stewen (2024)
Guter Gott,
dein Sohn ruft uns in seine Nachfolge, weil er uns zutraut, an einer Kirche in dieser Welt von heute mitbauen zu können. Das ist nicht immer einfach.
So rufen wir zu dir und bitten dich:
Wir beten für alle, die ihr Christsein inmitten dieser Welt leidenschaftlich leben:
Schenke ihnen Kraft, Ausdauer und Freude am Glauben.
Wir beten für alle, die die Kirche als Ort von politischer Aktivität annehmen und das Heilige in ihr nicht erkennen:
Dein Heiliger Geist schenke ihnen Begeisterung für die Botschaft Jesu.
Wir beten für alle, die sich inmitten von Krieg und Unruhen erfüllt vom Heiligen Geist für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen:
Lass sie unversehrt bleiben an Körper und Seele.
Wir beten für alle, die genug haben von dieser Kirche, weil sie vielfältige Erfahrungen von Leid und Frust nicht mehr ertragen können:
Schenke ihnen Ruhe und inneren Frieden.
Wir beten für alle, die ein Leben aus dem Glauben geführt und dieses nun vollendet haben.
Schenke unseren Toten einen Platz in deinem Reich und lass ihre Hoffnungen in dir vollendet sein.
Um all dies bitten wir durch Christus. unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2024)
Mit seinem liebenden Blick umfängt Gott jeden einzelnen. Bitten wir ihn um die Kraft seines Geistes, der auch uns befähigt liebend aufeinander zu schauen:
Für alle in deiner Kirche, die vor Entscheidungen in Gebet und im Vertrauen auf deinen Beistand nach deinen Wegen für die Gemeinden suchen.
Für unsere Welt, die sich in den globalen Krisen nach Frieden und Hoffnung auf ein gerechtes Leben für alle sehnt.
Für alle Mütter, die durch Familie, Beruf, Alltag und Beziehungsgeflecht überfordert auf der Suche nach ihrer eigenen Mitte sind.
Für uns selbst, wenn das Streben nach Anerkennung und finanzieller Absicherung uns so in Anspruch nimmt, dass wir die entscheidende Richtung im Leben zu verlieren drohen.
Für unsere Verstorbenen, deren Tod uns lehrt, unser Leben von dieser Grenze aus zu betrachten.
Denn dein Geist beschenkt uns mit Leben und schafft unter uns Gemeinschaft. Dafür danken wir dir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Herr guter Gott,
du bist die Liebe und lässt uns in deiner Liebe leben.
Daher dürfen wir dich bitten:
Für alle Menschen, die sich im Glauben getragen fühlen und deine Liebe im Dienst am Nächsten verbreiten:
Lass sie spüren, dass sie in Deiner Liebe leben.
Für alle Menschen, die nicht mehr glauben können, die aber dennoch Sehnsucht nach deiner Liebe verspüren:
Für alle Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen müssen:
Für alle Eltern, denen es nicht gelingt, ihren Kindern ein liebevolles Zuhause zu bereiten:
Für alle Kinder und Jugendlichen, die nicht geliebt werden, die es zu Hause oder dort, wo sie leben, schwer haben:
Für alle Menschen, die keine Liebe verspüren, weil sie nie Liebe erfahren haben:
Für alle Menschen, die sich unwillkommen fühlen:
Für alle Geflüchteten, die unserer Liebe und Hilfe bedürfen:
Für unsere Verstorbenen:
Guter Gott, der du die Liebe bist.
In dir dürfen wir uns geborgen und behütet fühlen. Hilf uns, dass wir Boten deiner Liebe werden.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
du trittst für uns ein beim Vater.
In dir sind wir eins.
In dir finden wir den Weg zum Leben.
Wir bitten dich:
Stärke in deiner Kirche den Mut zu Veränderung und lass sie Vertrauen in deine liebende Führung fassen.
Lass die Mühen in der Ökumene nicht nachlassen und hilf allen, immer mehr das Gemeinsame zu suchen und das Trennende zu überwinden.
Sende deinen Heiligen Geist der Liebe in die Herzen aller Einzelnen, aller Gemeinden und aller Gemeinschaften, so dass die Menschen dich entdecken können.
Steh denen bei, die ihre Berufung im Gebet für andere sehen.
Lenke die Gedanken aller Menschen auf Wege des Friedens und der Versöhnung, im Großen der Welt wie im Kleinen...
Gib besonders in dieser Zeit von Corona Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegerinnen und Pflegern Kraft für ihren aufopferungsvollen Dienst und lindere die Ängste aller, die um ihren Arbeitsplatz bangen.
Erbarme dich aller Verstorbenen und lass sie vereint mit dir und untereinander leben.
An dich glauben wir,
auf dich hoffen wir,
dich lieben wir
und in dir sind wir. - Amen.
Renate Witzani (2021)
Jesus nimmt von seinen Jüngern Abschied und bittet seinen Vater für sie und damit auch für uns.
So lasst auch uns gemeinsam seinen und unseren Vater bitten:
Erfülle alle in Deiner Kirche mit Deinem Geist,
der uns lehrt mehr miteinander als über einander zu reden.
Erfülle die Verantwortlichen in der Europäischen Union mit Deinem Geist,
der uns lehrt, dass gelebte Solidarität und Interessensausgleich weltweit auch die eigene Gemeinschaft stärkt.
Erfülle uns mit Deinem Geist,
in dem wir uns als Christen mutig den Anliegen und Fragen der Welt von heute stellen können.
Erfülle uns mit Deinem Geist,
wenn morgen in unserem Land Öffnungsschritte erfolgen, bei denen jeder Einzelne von uns gefordert ist, in seinem Handeln die Verantwortung für alle mitzutragen.
Erfülle uns mit Deinem Geist,
in dem wir vertrauensvoll auch unserem eigenen persönlichen Sterben entgegenblicken können.
Alles, was wir in liebevoller Zuneigung füreinander tun, hat seinen Ursprung in Deiner Liebe zu uns.
In diesem Sinn nimm unseren Dank und Lobpreis an, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Herr, Jesus Christus, du bist heimgekehrt zum Vater
und dir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Dich bitten wir:
Um Frieden für alle Menschen,
die unter der Geißel des Krieges leiden.
Um Gerechtigkeit für alle Menschen,
die sich nicht selbst Recht verschaffen können.
Um Anerkennung und Würde für alle Menschen,
die verachtet und ausgegrenzt werden.
Um Gesundheit für alle Menschen,
die leiblich oder seelisch zu leiden haben.
Um die Gnade des Glaubens für alle Menschen,
die orientierungs- oder hoffnungslos sind.
Um Liebe und Geborgenheit für alle Menschen,
die in einer lieblosen Umgebung leben müssen.
Um Leben und Freude in Fülle
für alle unsere Verstorbenen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2018)
In den Tagen um Pfingsten beten wir besonders um den Heiligen Geist.
Er ist es, der uns zum Guten ermutigt, antreibt und bestärkt.
Um ihn lasst uns den Vater bitten:
Dass das Zeugnis der Kirchen für die Existenz Gottes der säkularisierten Welt um uns herum einen Blick für die wahren Werte eröffnet.
Dass die Verantwortung für eine gerechte Welt und die Bewahrung der Schöpfung das Reden und besonders das Handeln der Politiker weltweit bestimmt.
Dass uns dein Geist befähigt, die Liebe, zu der wir berufen sind, im geschwisterlichen und familiären Umfeld zu leben.
Dass du in uns immer wieder neu die Wachsamkeit gegenüber allem Bösen bestärkst.
Dass du unsere Verstorbenen bei dir aufnimmst und ihnen ein Leben in deiner Nähe schenkst.
Guter Gott!
Sende uns deinen Geist und lass Einheit und Frieden unter uns wachsen.
Dir sei mit Christus und dem Heiligen Geist Ehre und Lobpreis jetzt und allezeit. - Amen.
Bernd Kösling (2015)
Unser Herr Jesus Christus hat uns den Namen seines Vaters offenbart
und heiligt sich für uns.
Zu ihm, der uns in die Welt sendet, rufen wir:
Herr Jesus Christus - Wir bitten Dich, erhöre uns!
Wir beten für die Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr zurechtkommen,
die nach Orientierung und Sicherheit suchen;
für die, die daran krank geworden sind.
Wir beten für die Menschen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden,
für die, die trotz Gegenwind und Widerspruch Zeugen des Auferstandenen sein wollen,
für die, den die Welt des Glaubens verschlossen ist.
Wir beten für die Menschen, die sich für andere einsetzen:
in den Vereinen und Verbänden, in den Parteien,
in Schulvereinen und Nachbarschaftshilfen.
Wir beten für die Menschen, die diesen Einsatz als Zeugnis ihres Glaubens vertstehen.
Wir beten für die Opfer des Bösen in der Welt,
besonders für die, deren Leid nicht wahrgenommen wird.
Wir beten die Opfer der Kriege und des Terrors,
für die Opfer von Gewalt und Naturkatstrophen
und deren Angehörige.
Wir beten für die Kranken und Leidenden,
für ihre Angehörigen und Pfleger und Pflegerinnen,
für die Einsamen und Armen unter ihnen.
Wir beten für die Verstorbenen,
für alle, die ohne Hoffnung aus diesem Leben geschieden sind.
Herr Jesus Christus,
wir danken Dir für Deine Nähe und Liebe zu uns Menschen.
Erhöre unsere Bitten, auch die Bitten unseres Herzens,
und führe uns alle einmal zum Leben in Fülle,
das in Deiner Herrlichkeit auf uns wartet.
Der Du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. – Amen.
Bernhard Rathmer (2015)
Zu Gott, der seinen Sohn für uns in diese Welt gesandt hat,
wollen wir beten:
Wir brauchen Hoffnung und Mut:
Wir beten für uns alle, die wir in unserer Zeit für deine Frohe Botschaft Verantwortung tragen,
dass wir selber daraus leben können
und unseren Glauben mit anderen teilen.
Für die Opfer von Naturkatastrophen, von Unfällen und Unglücken,
dass sie Menschen finden, die bereit sind sich einzusetzen und zu helfen.
Unsere Welt sehnt sich nach Frieden:
Wir beten für alle Menschen, die unter Gewalt und Krieg leiden,
ganz besonders im Irak, in Syrien,
für die vielen Menschen, die aus ihren Ländern vertrieben worden sind,
und für die Politikerinnen und Politiker,
die in besonderen Maße für den Frieden verantwortlich sind,
sorge Du mit für den Frieden in der Welt.
Wir kennen Krankheit und Not:
Wir bitten für alle Kranken und Schwerkranken,
dass sie sich in ihrer Angst und Not getragen und verstanden fühlen
und auf dich vertrauen und hoffen mögen.
Unsere Welt und unser Alltag verändern sich:
Gib uns allen den Mut und die Kreativität,
Probleme anzugehen und unsere Zukunft hoffnungsvoll zu gestalten.
Mit dem Tod endet unser Leben nicht:
Wir bitten für alle Verstorbenen, dass sie bei dir Wohnung finden,
und für ihre trauernden Angehörigen, dass sie Trost und Hoffnung erfahren.
Gott, unser Vater,
als Menschen in der einen Welt sind wir miteinander verbunden.
Schenke uns die Fülle des Lebens,
jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Wie Jesus für die Seinen und damit auch für jeden von uns gebetet hat,
lasst auch uns miteinander beten,
dass sein Geist in uns wirksam wird:
Hilf, dass wir in deinem Geist in unseren Bemühungen um die Einheit aller christlicher Kirchen Fortschritte machen.
Hilf, dass dein Geist die Politiker in Brüssel bewegt, die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Europäischen Union in der Besinnung auf die christlichen Werte Europas zu lösen.
Hilf, allen Menschen, die unter der Lieblosigkeit ihrer Mitmenschen leiden, nicht zu resignieren,
sondern für sich Wege der Hoffnung und Zuversicht zu entdecken.
Bewahre uns vor dem Bösen
und geleite uns durch deinen Geist in allen Versuchungen an Leib und Seele.
Hilf allen Trauernden trotz ihrem Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen,
eine Perspektive für ihr Leben zu entdecken.
Denn du hast den Geist der Liebe über die Deinen ausgegossen.
In diesem Geist schenkst du uns die Kraft zur Unterscheidung von Gut und Böse.
Stärke in uns allen den Willen zum Guten!
Das erbitten wir durch dich im Heiligen Geist vom Vater. - Amen.
Jörg Thiemann (2012)
Herr Jesus Christus,
du hast für die Deinen gebetet und auch für uns.
Wir bitten dich:
Unser Glaube ist durch vieles gefährdet, auch durch uns selbst.
Bewahre unseren Glauben, so wie du es gebetet hast.
Unser Glaube bereichert unser Leben und schenkt uns Freude.
Lass uns nie vergessen, was du an uns Gutes getan hast.
Unser Glaube fordert uns heraus, diese Welt zu verändern.
Gib, dass wir die Nöte der Menschen sehen und für Gerechtigkeit zu sorgen.
Unser Glaube fordert uns heraus zum Zeugnis für dich.
Schenke uns den Mut, von dir zu sprechen
und damit den Glauben anderer zu stärken.
Unser Glaube bringt viele Menschen auch in Gefahr für ihr Leben und ihre Gesundheit.
Steh denen bei, die wegen ihres Glaubens an dich verfolgt werden.
Unser Glaube bedarf auch der ständigen Erneuerung.
Sende deinen Geist zu allen, die predigen, die forschen und nachdenken.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Ostern 7 So: das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG Ostern 7 Mo: stärke uns mit der Kraft von oben
Herr, unser Gott,
das makellose Opfer läutere uns.
Es stärke uns mit der Kraft von oben
und schenke uns ewiges Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Montag der Osterzeit
- Gebet zur Gabenbereitung4
Martin Stewen (2024)
Gütiger Vater
wir haben deinen Tisch bereitet mit den Gaben,
die du uns selbst geschenkt hast.
Lass uns in dieser Versammlung um deinen Altar entdecken
und spüren, wie du selbst deine Kirche nährst und leitest.
Dafür danken wir durch ihn, Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
wir halten jetzt miteinander Mahl.
Du bist die Mitte.
Du bist das Brot des Lebens und der Liebe.
Du bist der Wein, der uns Freude schenkt.
Wir dürfen dich empfangen.
Wandle uns, durchdringe uns, lebe in uns,
dass wir dich bezeugen können. - Amen.
Messbuch der Altkatholiken (2015)
Gott und Vater,
lass unsere Gebete zu dir gelangen und nimm die Gaben an,
die wir in österlicher Freude bringen.
Erhalte in uns die Freude bis zur Vollendung
durch Christus, unsern Herrn.
(Messbuch der Altkatholiken, S. 171)
Jörg Thiemann (2012)
Jesus,
du lädst uns auch jetzt ein
zum Mahl, in dem du deine Liebe und Hingabe gezeigt hast.
Wir wollen dich empfangen, im Brot deiner Liebe.
Wir wollen eins mit dir werden,
so können wir in dir bleiben und du in uns.
So kann unser Glaube bleiben. Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Alles, was Odem hat, lobet den Herrn. (GL 616,1)
Gott und Vater, wir kommen zu dir, um dir zu danken,
denn du hast die Welt und all ihre Wunder hervorgerufen,
weil du sie liebst.
Kehrvers
Um uns Menschen deine Liebe zu offenbaren,
hast du Jesus von Nazareth gesandt,
damit er deine Größe bezeuge.
Kehrvers
Seine Jünger haben erkannt,
dass er von dir ausgegangen ist,
und sie sind zum Glauben gekommen,
dass du ihn gesandt hast.
Kehrvers
Als er alles vollbracht hatte,
hat er sie ausgesandt, damit sie sein Werk fortsetzen
und dich verherrlichen, wie Jesus dich verherrlicht hat.
Kehrvers
Alle Menschen sollen dich, den einzigen wahren Gott, erkennen
und Jesus Christus, den du gesandt hast,
damit sie so das ewige Leben haben.
Kehrvers
So bekennen uns auch wir zu Jesus Christus
und rühmen deinen Namen.
Wir preisen deine Größe und singen mit der ganzen Schöpfung:
Danklied, z. B.: Singt dem Herrn ein neues Lied, niemand soll's euch wehren (Gl 409)
- Präfation5
Messbuch - Präfation Christi Himmelfahrt 2: Erscheinung und Himmelfahrt des Auferstandenen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn nach seiner Auferstehung
ist er den Jüngern leibhaft erschienen;
vor ihren Augen wurde er zum Himmel erhoben,
damit er uns Anteil gebe an seinem göttlichen Leben.
Am Fest:
Darum jubelt heute der ganze Erdkreis
in österlicher Freude,
darum preisen dich
die himmlischen Mächte und
die Chöre der Engel und
singen das Lob deiner Herrlichkeit:
An den Tagen bis Pfingsten:
Darum preisen wir dich
in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Christi Himmelfahrt 2
Messbuch - Präfation Christi Himmelfahrt 1: Das Geheimnis der Himmelfahrt
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater,
zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus,
den König der Herrlichkeit.
Denn er ist (heute) als Sieger über Sünde und Tod
aufgefahren in den Himmel.
Die Engel schauen den Mittler
zwischen Gott und den Menschen,
den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung.
Er kehrt zu dir heim,
nicht um uns Menschen zu verlassen,
er gibt den Gliedern seines Leibes
die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen,
wohin er als erster vorausging.
Am Fest:
Darum jubelt heute der ganze Erdkreis
in österlicher Freude.
Darum preisen dich die himmlischen Mächte
und die Chöre der Engel
und singen das Lob deiner Herrlichkeit:
An den Tagen bis Pfingsten:
Darum preisen wir dich in österlicher Freude
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit.
Heilig...
MB Christi Himmelfahrt 1
Messbuch - Präfation Sonntage 6: Der Heilige Geist als Angeld der ewigen Osterfreude
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn in dir leben wir,
in dir bewegen wir uns und sind wir.
Jeden Tag erfahren wir aufs neue
das Wirken deiner Güte.
Schon in diesem Leben
besitzen wir den Heiligen Geist,
das Unterpfand ewiger Herrlichkeit.
Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten
und uns die sichere Hoffnung gegeben,
daß sich an uns das österliche Geheimnis vollendet.
Darum preisen wir dich
mit allen Chören der Engel und
singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 6
Messbuch - Präfation vom Hl. Geist 2: Durch den Heiligen Geist führt Gott die Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn deine Vorsehung waltet über jeder Zeit;
in deiner Weisheit und Allmacht
führst du das Steuer der Kirche
und stärkst sie durch die Kraft des Heiligen Geistes.
In ihm kann sie allezeit auf deine Hilfe vertrauen,
in Not und Bedrängnis zu dir rufen
und in Tagen der Freude dir danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Heiliger Geist 2
Messbuch der Altkatholiken - Präfation: Der Heilige Geist als Unterpfand des göttlichen Lebens
(nicht approbierter Text aus dem Messbuch der Altkatholiken)
Wir preisen dich, Gott, unser Vater,
und rühmen dich durch deinen Sohn Jesus Christus.
Auferstanden von den Toten
hat er seinen Jüngern den Heiligen Geist geschenkt,
sein Leben in Fülle,
sein Heil und seinen Frieden.
Durch ihn schenkst du uns den Lebensatem deines Geistes
in dem wir zu dir rufen: „Abba Vater“.
Darum preisen wir dich in österlicher Freude
und stimme ein in den Lobpreis des Himmels
und der ganzen Christenheit auf Erden:
(Messbuch der Altkatholiken, S. 235)
- Mahlspruch1
Bibel
Christus spricht:
Wie du mich in die Welt gesandt hast,
so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
(Joh 17,18)
Oder:
Christus spricht:
Vater, bewahre sie in deinem Namen,
den du mir gegeben hast.
(Joh 17,11)
Oder:
Gott ist die Liebe,
und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott,
und Gott bleibt in ihm.
(1 Joh 4,16)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
Vater im Himmel,
gestärkt durch dein Wort
und deine liebevolle Zusage, bei uns zu sein,
gehen wir in die neue Woche.
Lass dein Wort, wie in einem ein zerbrechliches Gefäß, in uns sein.
Lass es uns bewahren und in uns lebendig werden,
damit wir es mutig in unseren Alltag tragen können.
Das erbitten wir durch Christus, dein menschgewordenes Wort.
Zitat (2015)
Schön zu leben, sage ich,
obwohl vieles dagegen sprich
Ich weiß...,
und wer wüsste nicht...
Schön zu leben, sage ich heute,
obwohl ich gestern anderer Meinung war,
und morgen.
Was soll’s
Schön zu leben,
auf unserem blauen Planeten,
in dieser Gegend,
zu dieser Zeit,
mit diesem umgrenzten Ich.
Schön zu leben
und den unvollkommenen Menschen zu lieben,
dessen Geheimnis zu beweisen ich mich schäme.
Schön zu leben,
weil es Dich gibt,
Nazarener,
und dein Manifest
der Hoffnung, an das ich glaube.
(D. Block)
- Schlussgebet4
Messbuch - SG Ostern 7 So: Vollendung erlangen
Erhöre uns, Gott, unser Heil,
und schenke uns die feste Zuversicht,
dass durch die Feier der heiligen Geheimnisse
die ganze Kirche jene Vollendung erlangen wird,
die Christus, ihr Haupt,
in deiner Herrlichkeit schon besitzt,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG Ostern 6 So: neu geschaffen für das ewige Leben
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die Auferstehung Christi
neu geschaffen für das ewige Leben.
Erfülle uns mit der Kraft dieser heilbringenden Speise,
damit das österliche Geheimnis in uns reiche Frucht bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG 13. Sonntag: Lass uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
Gütiger Gott,
die heilige Opfergabe,
die wir dargebracht und empfangen haben,
schenke uns neues Leben.
Laß uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
und dir auf immer verbunden bleiben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 13. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 9. Sonntag: Führe uns durch deinen Geist
Herr,
wir haben den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen.
Führe uns durch deinen Geist,
damit wir uns nicht nur mit Worten zu dir bekennen,
sondern dich auch durch unser Tun bezeugen
und den ewigen Lohn erhalten in deinem Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 9. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss5
Martin Stewen (2024)
Guter Gott,
du hast uns gestärkt mit dem Wort der Frohbotschaft
und dem Sakrament des Altares.
Steh uns bei, dass wir die Gemeinschaft mit dir und untereinander
leben können und wollen.
Gib uns Kraft und Mut,
Spannungen auszuhalten und Konflikte so zu führen,
dass sie von einem Geist der Liebe getragen sind.
Lass uns glaubwürdig Zeugnis
von dir und der Botschaft vom Heil geben
in der Welt von heute.
Das erbitten wir durch Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2021)
Herr Jesus Christus,
du sendest uns aus,
als Schwestern und Brüder zu leben...
Lass uns immer eines Sinnes sein.
Lass uns immer deine Liebe bezeugen,
denn wo die Liebe wohnt, da bist du zugegen.
Segne und stärke uns, bewahre uns in deiner Liebe. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
gestärkt durch dein Wort
und deine liebevolle Zusage, bei uns zu sein,
gehen wir in die neue Woche.
Lass dein Wort, wie in einem ein zerbrechliches Gefäß, in uns sein.
Lass es uns bewahren und in uns lebendig werden,
damit wir es mutig in unseren Alltag tragen können.
Das erbitten wir durch Christus, dein menschgewordenes Wort.
Messbuch der Altkatholiken (2015)
Gott, du Quellgrund allen Lebens,
du hast uns neu geschaffen
durch die Auferstehung deines Sohnes.
Wende dich uns voll Güte zu
und bleibe allezeit bei uns mit deiner Huld,
bis wir zum unvergänglichen Leben auferstehen
und dich schauen dürfen, wie du bist.
Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. – Amen.
(Messbuch der Altkatholiken, S. 172)
Jörg Thiemann (2012)
Jesus,
du sendest uns aus,
dass wir uns als deine Jüngerinnen und Jünger bewähren.
Doch du betest für uns auch zum Vater.
Hilf uns, unseren Glauben zu bewahren,
und unsere Liebe zu dir.
Hilf uns, von deiner Liebe Zeugnis zu geben,
mitten in der Welt,
aber als Menschen, die nicht von der Welt sind,
weil wir zu dir gehören. Amen.
Muttertag: Gottes Liebe weitergeben
Heute ist Muttertag. Millionen von Kindern in Deutschland basteln Herzen, lernen Gedichte auswendig oder machen Ähnliches: zu Ehren ihrer Mutter. Erwachsene besuchen die Mutter mit einem Blumenstrauß, laden sie zum Essen ein oder lassen sich von ihr zum Essen einladen… Man kann diesen Brauch mögen, man muss es aber nicht. Wichtig ist nur: wenn die Liebe fehlt, dann ist dieser Tag ein verfehlter Tag. Und wenn Mutter und Kinder in gegenseitiger Liebe stehen, dann braucht es ihn eigentlich nicht.
Die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern wird immer ganz hoch aufgehängt. Dabei kommt auch sie nicht automatisch, muss sich erst entwickeln, und manchmal, unter dem Druck, dass man dieses Kind doch lieben muss, kann die Beziehung zwischen Mutter und Kind gestört werden. Manche Mütter zerbrechen dran. Es gibt auch Mütter, die ihre Kinder nicht lieben. Das ist dann ziemlich grausam, denn Kinder müssen in der Liebe leben können, um liebenswerte und liebende Erwachsene zu werden (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Wir alle haben schon von den grausigen Experimenten Friedrichs II. von Hohenstaufen (1194-1250) im Mittelalter gehört. Er ließ Säuglinge zwar füttern und pflegen, ihnen aber keinerlei Ansprache und Zuwendung zukommen. So wollte er die Ursprache der Menschen herausfinden. Alle sind gestorben.
Die Liebe von Kindern zur Mutter wird ebenfalls als natürlich gegeben vorausgesetzt. Auch sie ist nicht immer vorhanden, auch sie kann unter bestimmten Umständen sterben, und nicht immer ist es die Schuld der Mutter, wenn ihre Kinder sich im Alter nicht oder gerade mal zum Geburtstag oder zu Weihnachten melden.
Beidem – der Liebe des Kindes zur Mutter und der Liebe der Mutter zum Kind – ist aber wesentlich, dass es eine bedingungslose Liebe ist unabhängig davon, wie man behandelt wird. Sie kann auch schwere Zeiten überstehen und zum Halt werden, wenn alles andere wegbricht.
Das alles gilt natürlich auch für den Vater. Man sucht sich seine Eltern nicht aus und seine Kinder auch nicht, dennoch verbindet einen, wenn es gut läuft, eine Liebe, anders als die zum gewählten Lebenspartner oder zur gewählten Lebenspartnerin.
Und ein Kind, das in einem liebevollen Elternhaus aufwächst, das sich geliebt weiß, wird sich in der Regel aufgehoben fühlen uns hat einen Grund, auf den es zurückgreifen kann, wenn die Zeiten mal rau sind. In der Regel wird es auch Liebe weitergeben können.
Gottes Liebe ist bedingungslos. Sie ist mehr als die Elternliebe, sie ist groß und allumfassend. Wir können uns mit unseren menschlichen Vorstellungen ihr nur annähern. Elternliebe gibt eine Ahnung, Gottes Liebe geht aber weit darüber hinaus.
Wenn wir uns der bedingungslosen Liebe Gottes bewusst werden, dürfen wir darauf vertrauen, dass wir nicht allein durch die Dunkelheiten dieser Welt gehen. Er fängt uns auf. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Seine bedingungslose Liebe trägt uns durchs Leben. Das heißt nicht, dass uns nichts passieren kann. Das heißt nicht, dass wir nicht fehlgehen können. Das heißt nicht, dass es immer nur leicht und schön ist: aber wir sind nicht allein, wir werden geliebt, so, wie wir sind. Und darauf dürfen wir vertrauen.
Und dann können wir und sollen wir diese Liebe weitergeben. Sie wird nicht weniger, sie kann sich ausbreiten. Wir können sie weitergehen, auch wenn es finster und kalt ist. Dann können wir liebende Wegweiser sein für alle, die den Weg verloren haben. Leben wir in der Liebe und teilen wir sie aus!
Edith Furtmann 2024.
Gebet um Zuversicht
Barmherziger Jesus, ich vertraue auf dich!
Nichts soll mich mehr ängstigen und beunruhigen.
Ich vertraue auf Dich früh und spät, in Freuden und Leiden,
in Versuchungen und Gefahren, im Glück und Unglück,
im Leben und im Tode, für Zeit und Ewigkeit.
Ich vertraue auch Dich beim Gebet und bei der Arbeit,
bei Erfolgen und Misserfolgen, im Wachen und Ruhen,
bei Trübsal und Traurigkeit,
ja selbst in meinen Fehlern und Sünden
will ich unerschütterlich auf dich vertrauen.
Du bist ja der Ankergrund meiner Hoffnung,
der Stern meiner Wanderschaft,
die Stütze meiner Schwachheit,
die Verzeihung meiner Sünden,
die Kraft meiner Tugend,
die Wollendung meines Lebens,
der Trost meiner Sterbestunde,
die Freude und Wonne meines Himmels.
Barmherziger Jesus, du starke Ruhe und sichere Burg meiner Seele,
vermehre mein Vertrauen und vollende meinen Glauben
an Deine Macht und Güte.
Wenn ich auch der ärmste Deiner Verehrer
Und der letzte Deiner Diener bin,
so will ich doch groß und vollkommen sein im Vertrauen,
dass Du mein Heil und meine Rettung bist für die ganze Ewigkeit.
Dieses mein Vertrauen sei meine Empfehlung bei Dir,
jetzt und alle Zeit, am meisten aber in der Stunde meines Todes!
Amen.
Schwester Faustina Kowalska, in: Youcat, München 2011, 97
Zapping
Durchzappen oder dranbleiben
so oder so geht Fernsehen.
Durchzappen oder dranbleiben,
so oder so geht unser Leben.
Auch ich mach das oft so,
mal tu ich die und schon bald das,
ich zappe so durch ´s Leben
auf der Suche nach Glück.
Nur das tun, wozu man gerade Lust hat,
und das nicht tun, was ich nicht will,
so stelle ich mir mein Leben vor.
Und ich weiß doch, dass das nicht geht.
Manchmal muss man dranbleiben
Manchmal ist Ausdauer gefragt,
manchmal muss man durchhalten,
manchmal ist ein Ziel nötig.
Ich muss mich selber packen,
mir einen Ruck geben,
auf ein Ziel hinsteuern,
nicht durchzappen, dranbleiben.
Gott, gib mir Kraft und Ausdauer.
Lass mich meinen Weg gehen
Und mein Ziel erkennen.
Bringe ich immer wieder
In die richtige Richtung,
bring mich auf deinen Weg.
Hermann Josef Fritsch in: Christa Klein, Ines Klekamp und Jürgen Sander (Hg.) Minuten am Morgen, Texte und Gebete zum Schulbeginn, München 2004 (2).
Aufforderung
Das Leben ist eine Chance, nutze sie.
Das Leben ist Schönheit, bewundere sie.
Das Leben ist Seligkeit, genieße sie.
Das Leben ist ein Traum, mach daraus Wirklichkeit.
Das Leben ist eine Pflicht, erfülle sie.
Das Leben ist ein Spiel, spiele es.
Das Leben ist kostbar, geh sorgfältig damit um.
Das Leben ist Reichtum, bewahre ihn.
Das Leben ist Liebe, erfreue dich an ihr.
Das Leben ist ein Rätsel, durchdringe es.
Das Leben ist Versprechen, erfülle es.
Das Leben ist Traurigkeit, überwinde sie.
Das Leben ist eine Hymne, singe sie.
Das Leben ist eine Herausforderung, stelle dich ihr.
Das Leben ist ein Kampf, akzeptiere ihn.
Das Leben ist eine Tragödie, ringe mit ihr.
Das Leben ist ein Abenteuer, wage es.
Das Leben ist Glück, verdiene es.
Das Leben ist das Leben, bewahre es.
Das Leben ist lebenswert, lebe es.
nach Mutter Teresa
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Auf dass man die Christen erkenne
Herr, ich brauche deine Augen,
gib mir einen lebendigen Glauben.
Ich brauch dein Herz,
gib mir in allen Situationen Liebe zum Nächsten.
Ich brauche deinen Atem,
gib mir deine Hoffnung
für mich selbst und deine Kirche,
auf dass sie Zeugnis ablege für die Welt,
auf dass man die Christen erkenne
an ihrem strahlenden, heiteren Blick,
an der Wärme ihres Herzens
und an diesem unüberwindlichen Glauben,
der sich aus den heimlichen, unversiegbaren Quellen
ihrer fröhlichen Hoffnung nährt.
Leon-Joseph Suenens, Bischof von Brüssel. In: Minuten am Morgen, Texte und Gebete zum Schulbeginn, 2. Auflage 2004.
Europas selbstständige Kinder
Ein neues Buch über europäische Erziehungsmethoden sorgt in den USA, dem Geburtsland der Helikoptermütter, für Aufsehen – und für ziemlich viel Begeisterung.
mehr:
diepresse.com/home/leben/mode/5418061/
"Die Presse" am 6.5.2018
Jesus, Haupt und Herr der Deinen
Jesus, Haupt und Herr der Deinen, Sonne der Gerechtigkeit,
wandelnd unter den Gemeinen, die zu deinem Dienst bereit,
komm zu uns, wir sind beisammen, gieße deine Geistesflammen,
gieße Licht und Leben aus über dies dein Gotteshaus.
Komm, belege alle Glieder, du der Kirche heilig Haupt;
Treibe aus, was dir zuwider, was uns deinen Segen raubt.
Komm, entdeck uns in der Klarheit, Gottes Herz voll Gnad und Wahrheit;
lass uns fühlen allzugleich: „Ich bin mitten unter euch.“
Lass sich die Gemüter kehren zu dir, Glanz der Ewigkeit;
Lass uns innigst nur begehren, was uns dein Erbarmen beut.
Lass dein Licht und Leben fließen und in alle sich ergießen;
stärke deinen Gnadenbund, Herr, in jedes Herzens Grund.
Komm, oh Herr, in jede Seele, lass sie deine Wohnung sein,
dass dir einst nicht eine fehle, in der Gotteskinder Reihn.
Lass uns deines Geistes Gaben reichlich miteinander haben;
offenbare königlich, Haupt, in allen Gliedern dich.
Johann Michael Hahn 1822, in: EG 574.
Einheit der Welt
Die ganze Welt - in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Politik, Religion -, ja der ganze Kosmos, ist unterwegs zu immer größerer Einheit, und die Hindernisse, die auftreten, zeigen nur, daß der Weg dahin schwierig ist. Aber wir wissen, daß Gott die Einheit will, denn die Mitte der Welt ist Christus, und er zieht alles an sich.
Wir können nicht mehr zurück nach Ägypten. Das Land, zu dem wir unterwegs sind - die Einheit der Welt, die vor uns liegt -, „dieses Land ist überaus schön. Wenn der Herr uns wohlgesinnt ist und uns in dieses Land bringt, dann schenkt er uns ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (Num 14,7-9).
Größer als unsere Zwietracht und unsere Ängste ist die feste Hoffnung auf Christus, die Mitte der Welt, auf den sich alles in geheimnisvoller Weise hinbewegt, in einer Bewegung, die allerdings ihre Zeit braucht.
Dies ist nicht nur eine große Hoffnung, es ist die theologische Tugend der Hoffnung, und es ist eine Erfahrung.
Wir machen im Laufe der Geschichte - trotz aller theologischen, sprachlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Differenzen - immer wieder erstaunliche Erfahrungen der Einheit.
Diese Einheit ist der in unsere Herzen ausgegossene Heilige Geist. Sie ist die Gnade des Heiligen Geistes, der alles durchdringt, der zuweilen auch dann vielfältige Frucht bringt, wenn der Samen auf felsigen Boden fiel oder von Sträuchern und Dornen erstickt zu werden droht.
In solchen Erfahrungen der Einheit, die uns mit Freude und Gewißheit erfüllen, nehmen wir wahr, daß wir selbst ebenso wie die von uns unterschiedenen anderen vom gleichen Geheimnis Gottes bewegt werden.
Auf diese mystische, spirituelle Einheit kommt es vor allem an. Theologisch gesprochen ist sie ein Werk des Heiligen Geistes, der vom Kreuz Christi und vom Herzen des Auferstandenen aus in die Herzen aller Menschen ausgegossen worden ist.
Aus: Carlo M. Martini, Mein spirituelles Wörterbuch, Pattloch Verlag, Augsburg 1998.
Einheit in Diözese und Pfarrei als Basis der Evangelisierung
Als erster Schritt ist dazu eine geeinte Kirche in Diözese und Pfarrei notwendig. Der Herr hat in seinem hohenpriesterlichen Gebet den Vater angerufen: „Vater lass alle, die an mich glauben, eins sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast." (Joh 17,21)
Wenn das Wort des hl. Bonaventura zutrifft: "Die Kirche, das sind die sich gegenseitig Liebenden", dann ist hier wohl großer Handlungsbedarf: Für die Bischöfe als Gemeinschaft und für jede Diözese als Ganzes gilt auch das Wort des heiligmäßig verstorbenen Bischofs Hemmerle: "Wichtiger ist Handeln in Einheit als noch so perfektes Handeln in der Isolation. Also: Wichtiger ist Zusammenarbeit als Arbeit. Wichtiger ist communio als actio": Jeder Bischof mit seinem Priestern und die Priester untereinander sind zu einer herzlichen Zusammenarbeit herausgefordert, wenn die Neuevangelisierung nicht in Aufrufen verpuffen soll. Hier liegt der Knackpunkt für eine Erneuerung in Deutschland.
August Sparrer in: August Sparrer (Hrsg.), Evangelisieren konkret. Analysen – Erfahrungen – Hilfen – Perspektiven. D&D Medien, Grünkraut 2014.
Christenverfolgung
In den folgenden Ländern werden Christen derzeit um ihres Glaubens willen diskriminiert (oder sogar getötet): Nordkorea, Iran, Saudi-Arabien, Somalia, Malediven, Afghanistan, Jemen, Mauretanien, Laos, Usbekistan, Eritrea, Bhutan, China, Pakistan, Turkmenistan, Komoren, Irak, Katar, Tschetschenien, Ägypten, Vietnam, Libyen, Myanmar (Burma), Aserbaidschan, Algerien, Indien, Nigeria, Oman, Brunei, Sudan, Kuwait, Tadschikistan, Vereinigte Arabische Emirate, Sansibar, Türkei, Dschibuti, Marokko, Kuba, Sri Lanka, Syrien, Weißrussland, Tunesien, Äthiopien, Bangladesh, Palästinensergebiete, Bahrain, Indonesien, Kirgisistan, Kenia.
Ceterum censeo
Wenn ich Pfarrer wäre, würde ich am Ende jeder Predigt, gleichgültig, was ihr Thema war - vergleichbar dem alten Cato im römischen Senat - den Satz sprechen: Außerdem bin ich der Meinung, dass zur Zeit in der Welt die größte Christenverfolgung stattfindet, die es in der Geschichte je gegeben hat, und fast keiner von uns betet für seine verfolgten christlichen Brüder und Schwestern oder tritt öffentlich für ihre Rechte ein oder ist auch nur empört über das, was da in der Welt, vor allem in Nordkorea und vielen islamischen Gesellschaften geschieht.
Was nachdenklich macht
Unsere Wutbürger, die sich über alles aufregen, seien es nun notwendige Hochspannungstrassen oder die Gefährdung von Juchtenkäfern beim Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs oder angeblich Homophobe oder immer noch selbsterziehende Mütter - unsere Wutbürger schweigen beharrlich und hartnäckig zu dem Unrecht, das den Christen in der Welt zugefügt wird. Zufall?
Eine Prophetie
"Die Christen werden wieder zur 'Minderheit', die 'nicht zählt'. Sie werden sich freilich von anderen Minderheiten, die 'nicht zählen', dadurch unterscheiden, dass sie trotzdem verfolgt werden." (Theodor Haecker)
Aus: Gerhard Lohfink, Heute – wann sonst? Unangepasstes über Gott und die Welt. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2014.
Geist gegen geistlose Zustände
Wenn wir am Morgen eines beliebigen Tages die Zeitungen aufschlagen oder abends die Fernsehberichte aus dem In- und Ausland zur Kenntnis bekommen, dann drängen sich meist die bösen Nachrichten besonders auf. Sie machen uns bewusst, dass die große Welt in der Feme, aber auch die kleine Welt unserer Umgebung von Zonen der Geistlosigkeit durchsetzt sind, die drohen, sich auszubreiten. Es erhebt sich die Frage, ob die ökologische Diagnose, derzufolge auf unserer Erde die Wüste wächst, auch für die geistige Landschaft unseres Planeten zutrifft.
Mit Geistlosigkeit ist hier nicht ein Mangel an Intelligenz gemeint, sondern ein Mangel an Spiritualität. Dieses Wort leitet sich her vom lateinischen Wort für den Geist, auch für den Heiligen Geist. Es lautet „Spiritus“. „Veni, Creator Spiritus“, singt die katholische Kirche seit Jahrhunderten in wichtigen Stunden ihrer Geschichte. So, wenn ein Konzil eröffnet wird. „Komm, Heiliger Geist, kehr bei uns ein“, bedeutet dies in deutscher Übersetzung. Besonders aber bitten die Christen um den Heiligen Geist, wenn geistlose Zustände sie dazu drängen. Einer der radikalsten Gegner nicht nur des Christentums, sondern jeder Religion, Karl Marx, hat die Religion als den „Geist geistloser
Zustände“ bezeichnet und wollte sie damit radikal abwerten. Er meinte, Religion sei eine Art von Opium, eine Illusion, die schwache Menschen brauchen, um die Härten des Lebens leichter zu ertragen. Der Stern des Philosophen Marx hat erst vor kurzem seine Leuchtkraft fast zur Gänze verloren. Das Christentum aber ist aus der Verfolgung durch den Marxismus in vielen Ländern geläutert und gestärkt hervorgegangen. Die gestern noch gequälten, aber dadurch nicht gebeugten Christen dürfen das oben genannte Wort abwandeln und sagen: „Religion ist Geist gegen geistlose Zustände“, und dieser Geist hat sich wieder einmal als stärker erwiesen.
Manchmal sagen wir: „Ich habe keinen Geist.“ Wir tun dies, wenn wir uns schwer fühlen wie ein Stein oder leer wie eine vertrocknete Zisterne. Wer so redet, der fragt zugleich: „Wo ist Geist?“ Und wenn er ein entschlossener Christ ist, dann fängt er an, um den Heiligen Geist zu bitten: um den Geist, der Flügel gegen Schwerkraft gibt, der Krummes gerade machen kann, der Tote erweckt und jeden von uns in einem Augenblick zu verwandeln vermag.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gotteszeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Verlust der Mitte
Rabbi Jizchak erging sich einmal an einem Spätsommerabend mit seinem Enkel im Hof des Lehrhauses. Es war Neumond, der erste Tag des Monats Elul. Der Zaddik fragte, ob man heute schon den Schofar geblasen habe, wie es geboten ist, einen Monat, ehe das Jahr sich erneut. Danach begann er zu reden: "Wenn einer Vorsteher wird, müssen alle nötigen Dinge da sein, ein Lehrhaus und Zimmer und Tische und Stühle, und einer wird Verwalter, und einer Diener und so fort. Und dann kommt der böse Widersacher und reißt das innerste Pünktlein heraus, aber alle andere bleibt wie zuvor, und das Rad dreht sich weiter, nur das innerste Pünktlein fehlt." Der Rabbi hob die Stimme: "Aber Gott helfe uns: man darf' s nicht geschehen lassen!"
Ganz schlimm aber ist es, wenn der Verlust dieser Mitte gar nicht mehr gespürt wird. "Denn die unheimlichsten Verluste sind die, die nicht mehr gefühlt werden"(Erhard Kästner).
Und wieder ein anderes: Wir sind in der Fremde, weil wir das eigene Ego, das große Ich zur Mitte unseres Lebenshauses machen wollen. Wir sind in der Fremde, weil wir Sünder sind! Denn Sünde ist, wo er nicht mehr die Mitte ist.
Wir sind in der Fremde, weil wir das leise immerwährende Rufen dessen nicht mehr hören, der in uns Wohnung genommen hat. Von diesem Rufen in den innersten Seelengrund hinein spricht der Mystiker Johannes Tauler (1300 - 1361):
Der inwendige Mensch ist in den edlen Grund der Gottheit eingeladen und wieder und wieder gerufen und wird dahin wieder gezogen. Wie Gott im inwendigen Seelengrund seinen Grund gelegt hat und da nun verborgen und bedeckt liegt - wer das finden und erkennen und schauen könnte, der wäre ohne allen Zweifel selig. Und wie immer auch der Mensch sein Gesicht abkehrt und in die Irre geht, so hat er doch ein ewig Locken und Neigen dahin und kann nirgends Rast finden, wie er es auch umgeht. Denn alle Dinge vermögen ihm nicht genüge zu leisten außer diesem einen. Denn dies treibt und zieht ihn ständig in das Allerinnerste, ohne dass er es weiß: weil es sein Ziel ist! So wie alle Dinge nur zur Ruhe kommen an ihrem Platz.
Aus: Johannes Bours, Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt, Geistliches Lesebuch, Freiburg 1986.
In der Welt aber nicht von der Welt
Wir sind inmitten der Welt,
in der Welt,
aber nicht von der Welt.
Wir leben aus dem Glauben an Jesus Christus,
der uns von Sünde und Tod erlöst
und uns neues Leben schenkt.
Wir sind Glieder seiner Kirche,
die sich zusammenfinden,
ihm zu dienen.
Wir haben persönlich gelobt,
ihm nachzufolgen.
Wir sind Missionare,
die seine Frohbotschaft zu den Völkern tragen.
Wir sind die Kongregation der Missionare von Mariannhill,
die aus der Trappistenabtei Mariannhill in Südafrika
herausgewachsen ist.
Im Geiste ihres Gründers Abt Franz Pfanner
stellen wir uns in dieser Kongregation
in den Dienst des Missionsauftrages der Kirche.
Aus den Konstitutionen der Kongregation der Mariannhiller Missionare
Aktion und Kontemplation
In der alten Legende des Mönchs von Heisterbach, die ich als Schüler gern gelesen habe, taucht die gleiche Botschaft auf: Jener Mönch, der sich im Wald verirrt hat, entdeckt eine Quelle, die strömt und ruht. Er findet Gott und damit zu einer neuen Haltung des Ineinanders von Aktion und Kontemplation, in der letztlich alles Tun und Handeln zum Gottesdienst werden kann.
In den Exerzitien des Alltags geht es um nichts anderes. Ignatius von Loyola wird dieses Wort zugeschrieben: "Vertraue so auf Gott, als ob der Erfolg allein von dir, nicht von Gott abhinge; so aber gib dir alle Mühe, als ob du selbst nichts, Gott allein alles vollbringen werde." Im Verlauf der Jahrhunderte hat es eine unglückselige Verdrehung dieses Wortes gegeben: "Vertraue so, dass alles von Gott abhängt, und gib dir solche Mühe, als ob alles von dir abhinge." Diese Verdrehung bedeutet eine stärkere Zweiteilung der Aktivität des Menschen und der Dynamik Gottes. Das Ineinander der beiden Richtungen geht verloren und weicht einer Aufteilung in die eigene Aktion auf der einen und Gottes Aktivität auf der anderen Seite. So beginnt die Zweiteilung in Sonntag und Werktag, der Bruch zwischen Natur und Gnade, die Frage, welche Seite mehr und welche weniger Energie beanspruchen soll, darf oder muss. Dieser Spaltung müssen wir entgegenwirken.
Gegen Ende der Exerzitien lässt Ignatius den Übenden eine Betrachtung halten zur Erlangung der Liebe. So meint Ignatius: "Du vermagst nichts ohne Gott, auch wenn du es wolltest. Gott will nichts ohne dich, obwohl er es könnte. Mit Gott verbündet wirst du alles vermögen." Dabei soll der Mensch erwägen, "wie viel Gott für mich getan hat. Wie viel er mir von dem gegeben, was er besitzt, und wie dieser Herr danach verlangt, sich mir zu schenken, soweit er es nur vermag.
Aus: Ulrich Laux, Du zeigst mir den Weg zum Leben, Radioexerzitien.
Spirituelle Sehnsucht
Ich gehe davon aus und vertaue vollkommen darauf, dass Gott bereits in Ihnen wohnt und Sie lehrt und an all diese erinnert(Joh 14,26). Alles, was sie aufbringen müssen, ist ein bisschen Sehnsucht nach dem Heiligen Geist, aber Sie werden später, wenn sie sie aufgebracht haben, merken, dass sogar dieses Sehnsucht von Gott stammte. Welche Last wird mir da von den Schultern genommen! Ich muss ihnen überhaupt nichts mehr beweisen und brauche Sie von gar nichts zu überzeugen. Meine Aufgabe besteht einzig darin, die Symbole und Verheißungen Ihres Einsseins mit Gott zu nennen und Ihnen anzubieten. Wer unter Ihnen dieses Wissen mit mir teilt, wird vielleicht noch besser erkennen, "dreißig, sechzig - und hundertfach."(Mk 4, 20).
Wer unter Ihnen dieses Wissen nicht teilt, wer den Kontakt zur eigenen spirituellen Sehnsucht verloren hat - wie gehen Sie nach der Lektüre des Buches weiter? Im Streit? Voll Enttäuschung? Oder vielleicht nachdenklich geworden? Jesus sagt genau das in seinem wunderbaren Gleichnis vom Sämann und den unterschiedlichen Reaktionen auf ein und dieselben Saatkörner.
"Jedem, der hat, wird noch mehr gegeben, und er wird mehr als genug haben; aber jedem, der nicht hat, wird auch das, was er hat, noch weggenommen werden" (Mt 13, 12). Ein tiefes Bewusstsein vermehrt die Einsicht und nährt die heilige Sehnsucht; ein enges Bewusstsein vernichtet beides. Worauf es ankommt, ist den "Anfängergeist" zu bewahren, den ironischerweise das Kind mehr hat als der Erwachsene (Mt 18, 2 - 49). Jesus sagt deshalb, dass wir uns ändern müssen, um wieder dorthin zurück zu kommen.
Aus: Richard Rohr, Ins Herz geschrieben, Die Weisheit der Bibel als spiritueller Weg, Freiburg.
Alles beginnt mit der Sehnsucht
"Alles beginnt mit der Sehnsucht", lese ich bei Nelly Sachs. Kenne ich die Sehnsucht noch? Wonach habe ich Sehnsucht? Heute, an diesem Morgen? Vielleicht Sehnsucht nach Ruhe und Erholung, nach Erholung, nach Urlaub oder auch nach mehr Bewegung in meinem Leben, nach Veränderung, nach etwas Spannendem und Erregendem, nach etwas ganz anderem?
Gut, wenn sie nur noch spürbar ist, die Sehnsucht, nicht erloschen unter der Asche zerstörter Hoffnungen und enttäuschter Erwartungen, unter der resignierten Feststellung: "Es ändert sich doch nichts mehr. Mein Leben hat keine Perspektiven."
Solange ich noch Unruhe verspüre, Heimweh oder Fernweh, Sehnsucht nach mehr Zuhause oder mehr Freiheit, ist Hoffnung da.
Spüren wir dieser Sehnsucht nach. Die Spur führt weiter zu etwas, das größer ist als wir, zu etwas, was uns paradoxerweise erst "voll und ganz Mensch" sein lässt. - Unruhige Wesen unendlicher Sehnsucht sind wir. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir"; schrieb Augustinus. In dir, dem vielleicht Unbekannten, dem Größeren, dem uns liebevoll umfangenden Du.
Aus: Gerhard Bauer, Drei Minuten für die Seele, Impulse für den Start in den Tag, München 2006.
Liebe aller Lieben
Wir wurden geschaffen für die Liebe von einem Gott, der die Liebe ist. Selbst das schwerste Leid und der heftigste Schmerz des Menschen haben ihren Ursprung in der Liebe. Es gibt viele Arten unbefriedigter Liebe. Da sind die, die auf eine Liebe warten, die nie eintrifft. Da gibt es andere, die an der Bitterkeit einer verschmähten Liebe leiden. Es gibt verbotene Liebe oder unmögliche Liebe oder verlorene Liebe. Es gibt auch die fade Traurigkeit einer befriedigten Liebe, die doch nicht ausfüllt. Und alle diese Leben könnten bis zum Rand angefüllt sein mit Liebe, alle könnten ihre fast unbegrenzten Möglichkeiten der Zärtlichkeit und Hingabe voll ausleben, wenn sie sich ihrem eigenen Inneren zuwenden würden, zur Großen, Einzigen Liebe, die in ihnen pulsiert und atmet. Man kann sich kaum vorstellen, wie alle diese Leben verändert würden, wenn sie nur einmal den Versuch machten, diese Liebe aller Lieben zu finden.
Aus: Ernesto Cardenal, Das Gesetz der Liebe. Texte und Meditationen. Herausgegeben von Christian Zippert. Kiefel/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996.
Gottes Ebenbild
Die menschliche Liebe hat nur darum einen Sinn, weil das Antlitz des Menschen eine Nachbildung des Antlitzes Gottes ist. Wir lieben Gott im Antlitz unseres Nächsten. Aber jedes menschliche Antlitz ist wie verschleiert; es ist der Schleier dessen, den wir nicht wirklich schauen können, ohne zu sterben.
Wir sind geschaffen für einen Gott in der Mehrzahl, für einen Gott, der im Plural sprach, als er den Menschen erschuf "Laßt uns ein Bildnis machen nach Unserem Ebenbild." Und es ist das Ebenbild dieser Mehrzahl, der Dreieinigkeit Gottes, das in jedem Menschen wohnt. Es ist ein Ebenbild der Liebe, weil Gott die Liebe ist (die gegenseitige Liebe) und weil wir als Ebenbild eines mitteilsamen Gottes geschaffen wurden.
Nicht nur dem Menschen, sondern allen schönen Dingen ist dieses göttliche Antlitz aufgedruckt. Sogar die Tiere sind das Ebenbild Gottes, weil sie ein Ebenbild des Menschen sind. (Und darum liebt der Mensch auch die Tiere.) Johannes von Climaco
erzählt von einem Mann, der beim Anblick einer schönen Frau nicht in Liebe zu dieser Frau, sondern in Liebe zu Gott entflammte und Tränen der Freude vergoß. . .
Gott ist im Innersten alles Seins, und Er ist auch in uns. Um Ihn zu finden, brauchen wir nicht weit zu laufen und auch nicht aus uns selbst herauszugehen. Es genügt, uns selbst zu finden. Wir müssen auf den Grund unseres eigenen Ichs steigen, um unsere wirkliche Identität zu finden, die Gott ist.
Aus: Ernesto Cardenal, Das Gesetz der Liebe. Texte und Meditationen. Herausgegeben von Christian Zippert. Kiefel/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996.
Belastbare Solidarität
In der Ermöglichung von belastbarer Solidarität - bei aller Anerkennung und Förderung der Freiheit des einzelnen Menschen - wird man ohne jeden Zweifel die wichtigste Kulturleistung der Kirche in der heutigen Gesellschaft erblicken dürfen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich die Grundhaltung der Solidarität von selbst aus dem christlichen Glauben ergibt. Sie ist nicht einfach eine uns aufgetragene moralische Pflichtübung, sondern die schöne Konsequenz des christlichen Glaubens selbst. Ohne diesen christlich-spirituellen Wurzelgrund dürfte Solidarität gerade angesichts der massiven Individualisierungstendenzen in der heutigen Gesellschaft kaum lebensfähig sein. Denn das eigentliche Problem besteht darin, dass Solidarität in der heutigen Gesellschaft zwar stark in der Art und Weise des Wunsches ist, jedoch relativ schwach in der Art und Weise der Verwirklichung: Die Menschen wünschen sich durchaus Solidarität, und bringen sie doch allzu oft nicht zustande. Was schon Paulus von sich selbst beklagt hat - «Das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen» (Röm 7,18b) -, gilt auch für die Solidarität, deren Wunsch auf dem Weg zur Praxis oft genug auf der Strecke bleibt.
Dieser Hiatus zwischen Wunsch und Praxis ist nur auflösbar mit der Energie, die aus dem Quellgrund des christlichen Auferstehungsglaubens fließt, und zwar aus einem einleuchtenden Grund. Wenn nämlich die stärksten Hindernisse für das Gedeihen von Solidarität in den vielgesichtigen Ängsten der Menschen liegen und wenn hinter den menschlichen Lebens- und Zukunftsängsten letztlich die Angst der Menschen vor ihrem eigenen Tod, der die Tod-sicherste Zukunft eines jeden Menschen ist, lauert, dann wird auch verstehbar, dass die erzchristliche Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi aus dem Tod und die Verheißung der Anteilhabe der Menschen an dieser österlichen Vollendung in der Taufe dem Menschen helfen können, seine Ängste zu verarbeiten. Und wenn die die Solidarität am meisten fördernde Kraft eben in der Entängstigung des menschlichen Lebens besteht, dann ist einsehbar, dass aus der in der christlichen Auferstehungshoffnung enthaltenen Angst-Minderung starke Solidaritäts-Mehrung fließt.
Aus: Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Eine Kultur der Liebe und des Lebens
Jesus hat durchaus dazu eingeladen, an einer "Kontrastkultur" zu bauen, an einer Kultur, die nicht primär von Leistung und Wachstum und einem Streben nach "Mehr" gekennzeichnet ist. Diese Kontrastkultur ist eine Kultur der Liebe und des Lebens. Die christliche Tradition kennt eine Siebenzahl von leiblichen und geistlichen Werken der Barmherzigkeit, die den ganzen Menschen betreffen und konkreter Ausdruck der Liebe sind. Es ist gut, sie in Erinnerung zu rufen und zugleich das konkrete Leben danach zu befragen. Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit sind: Hungrige speisen - zum Überleben vieler; Durstige tränken - und selbst Maß halten; Nackte bekleiden - und allem Leben Ehre erweisen; Fremde beherbergen - ohne Ausgrenzung und Verachtung; Kranke besuchen - und alle stärken, die ihnen dienen; Gefangene erlösen - und von einengenden Fesseln befreien; Tote begraben - ein Werk, das wohl auch die Sorge zum Ausdruck bringt, Sterbende auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Das sind die leiblichen Werke der Barmherzigkeit, die es zu tun gilt. Sie zeigen, ob wir Christen anders leben. Es sind Werke, die sich im Alltag verwirklichen. Der Alltag ist der Ort unseres gewöhnlichen menschlichen Tuns. Tief und umfassend sind die geistig-geistlichen Bedürfnisse und Nöte der Menschen in unserer Zeit.
Dazu braucht es weitere Taten der Liebe, die geistlichen Werke der Barmherzigkeit: Unwissende belehren - und Heils- und Lebenswissen vermitteln; Zweifeln-den raten - und miteinander auf dem Weg bleiben; Trauernde trösten - und mit ihnen schweigen und leiden; Sündige zurechtweisen - ohne Überheblichkeit, allein um der Wahrheit und der Liebe willen; beleidigenden Menschen gerne verzeihen - und nicht nach-tragend sein; Unangenehme ertragen - oft gehören wir selber dazu. Für alle beten - weil Gott alle retten will. Kriterien der Glaubwürdigkeit für christlich engagierte Gruppen sind insbesondere, dass sie mit ihren Äußerungen und Aktionen eine christlich verantwortete Motivation erkennen lassen, Andersdenkenden bei aller notwendigen Auseinandersetzung mit Achtung begegnen, Menschen in Not und Konfliktsituationen helfen und sich für eine Verbesserung der sozialen und rechtlichen Ordnung sachkundig einsetzen.
Aus: Alois Kothgasser / Clemens Sedmak, Geben und vergeben. Von der Kunst neu zu beginnen. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2008.
Den Nächsten lieben
Der bekannte Physiker und Philosoph Friedrich von Weizsäcker hat in Wien einen viel beachteten Vortrag über die Krise gehalten, in der sich die Menschheit gegenwärtig befindet. Am Schluss bezeichnete er als wichtigste Voraussetzung, um eine totale Katastrophe zu verhindern, die weltweit gelebte Nächstenliebe. Das scheint ein sehr einfacher Ausweg zu sein. Nächstenliebe ist ein Programm, gegen das im Allgemeinen kaum jemand etwas einzuwenden hat. Fast alle Menschen sind für die Nächstenliebe. In Wirklichkeit aber stoßen wir alle im Alltag mit unserer Nächstenliebe auf große Schwierigkeiten. Wir merken diese Schwierigkeiten in allen Bereichen: in Ehe, Familie, Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Pfarre, im Zusammenleben der Parteien, der politischen Gruppen und der Völker. Wir merken oft gar nicht, wie wir einander Leid zufügen, uns gegenseitig das Leben erschweren oder im Stich lassen. Manche sind auch bereit, die ganze Menschheit zu lieben, nur diesen konkreten Menschen nicht.
Die Nächstenliebe braucht, um im Alltag gelebt wer-den zu können, ein starkes Fundament. Dieses Fundament ist für uns Christen der Glaube, der uns befähigt, gewisse Zusammenhänge unseres Lebens besser zu erkennen; und, eine starke Motivation sein kann, das Erkannte dann auch zu tun.
Der Mensch ist der Liebe würdig., weil er von Gott geliebt wird
Ist der Mensch es wert, geliebt zu werden? Ist er der Liebe würdig? Es gibt viele liebenswürdige Menschen, bei denen wir diesbezüglich keine Schwierigkeiten haben. Es gibt Menschen zum Gernhaben, an deren Existenz wir uns freuen, mit denen wir gerne beisammen sind, denen wir gerne helfen. Es gibt aber auch Menschen, die wir für unausstehlich halten, denen wir aus dem Weg gehen und von denen manche den Eindruck haben, dass sie es gar nicht wert sind, geliebt zu werden. Und auch Menschen zum Gernhaben können sich in solche verwandeln. In solchen Fällen ist es nicht mehr so leicht, die Nächstenliebe zu begründen. Und gerade hier setzt der Glaube ein: Jeder Mensch, auch der unausstehliche, auch der Verbrecher, ist der Liebe würdig, weil er von Gott geliebt wird. Jeder Mensch, auch jener, der in die Irre geht, der vielleicht Frau und Kinder schlägt, der andere egoistisch zugrunde richtet, der Unrecht tut, ist ein von Gott Gesuchter; einer, auf den der Vater wartet, bis er heimkehrt. Selbst der Mörder ist ein von Gott Gesuchter. Gott sucht ihn nicht, um ihn zu strafen, sondern um ihn zu retten. Dass dies so ist, wurde uns geoffenbart in Jesus Christus. Jesus betet am Kreuz für seine Mörder: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Für jeden Menschen, auch für den größten Verbrecher, ist Jesus am Kreuz gestorben.
Dieser Glaube ist das Fundament christlicher Nächstenliebe. Nächstenliebe darf nicht verniedlicht werden zu einem Seid-nett-zueinander, das dann aufhört, wenn es schwierig zu werden beginnt. Christliche Nächstenliebe ist etwas Außergewöhnliches, das gar nicht selbstverständlich ist im Alltag der Menschen, und schon gar nicht im Leben der Völker. Und trotzdem ist es richtig, dass die weltweit gelebte Nächstenliebe allein, wie Weizsäcker sagte, die Menschheit vor der Katastrophe bewahren kann, und zwar eine Nächstenliebe, die den Allernächsten nicht vergisst und den Fernsten nicht ausschließt.
Nächstenliebe - der wichtigste Beitrag der Christen für die Zukunft des Menschen
Nächstenliebe ist wichtig, nicht nur für das Zusammen-leben von Mensch zu Mensch, sondern auch im Zusammenleben der Völker. Auch die Russen, die Amerikaner, die Chinesen, die Kubaner, die Juden und die Palästinenser, die Weißen und die Schwarzen, die Gläubigen und die Ungläubigen müssen einander als Nächste betrachten. Sie alle sind nach christlicher Überzeugung von Gott geliebt, und wenn sie in die Irre gegangen sind, von Gott gesucht und erwartet. Als Christen haben wir die Aufgabe, diese Überzeugung von der Liebenswürdigkeit aller Menschen selbst zu vertreten und zu verbreiten. Denn die Liebe ist das Kennzeichen der Christen. Die Liebe allein ist das Band, das die zerrissene Weit zusammenfügen kann.
Die christliche Nächstenliebe hat zwei besondere Merkmale. Sie ist eine Liebe, die zuerst liebt. Auch Gott hat uns, wie Paulus sagt, zuerst geliebt: damals, als wir noch Sünder waren; in einem Zustand, in dem wir nicht liebenswürdig waren. Und so sollen auch wir Christen bereit sein, zuerst zu lieben; also Menschen nicht nur deswegen zu lieben, weil sie gut und liebenswürdig sind, sondern damit sie gut und liebenswürdig werden. Der Mensch braucht die Liebe, um liebenswürdig werden zu können. Liebe kann Menschen verwandeln. Im Extremfall kann sie aus einem Verbrecher einen Heiligen machen. Das gilt auch im Alltag, auch wenn die Erfolge nicht immer so sichtbar sind.
Das zweite Merkmal christlicher Liebe ist die Universalität: sie schließt niemanden aus. So wie Gott seine Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte, so soll auch der Christ niemanden ausschließen aus seiner Liebe, selbst nicht den Feind. Das ist eine sehr hohe Forderung. Es kann Zeiten geben, in denen wir uns dadurch überfordert fühlen. Aber wo immer bestimmte Menschen aus der Liebe ausgeschlossen werden, dort kann kein echter Friede unter den Menschen entstehen. Solche Liebe ist für die Menschheit nötig. Die Nächsten-liebe, die zuerst liebt und die niemanden ausschließt, ist eine hohe Forderung. Darum hat Friedrich von Weizsäcker in seinem Vortrag auch die Überzeugung ausgesprochen, dass solche Liebe eng mit dem Glauben und der Gottesliebe verbunden sei. Darum sollten wir Christen uns um diesen Glauben bemühen, der solche Liebe möglich macht. Denn die gegenwärtige Welt braucht dringend diese Nächstenliebe, die allein imstande ist, den Teufelskreis des Bösen zu durchbrechen, und die beitragen kann, jene Katastrophe zu verhindern, die heute viele befürchten.
Aus. P. Alois Kraxner, Wie Kristalle in taubem Gestein. Christsein im Alltag. Wagner Verlag, Linz 2008.
Martin Stewen (2024)
Manfred Wussow (2006)
Bernhard Zahrl (2003)