Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 01. Okt. 2023 - 26. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 18,25-28
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
So spricht der Herr:
Ihr sagt: Der Weg des Herrn ist nicht richtig.
Hört doch, ihr vom Haus Israel:
Mein Weg soll nicht richtig sein?
Sind es nicht eure Wege, die nicht richtig sind?
Wenn ein Gerechter
sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut,
muss er dafür sterben.
Wegen des Unrechts, das er getan hat, wird er sterben.
Wenn ein Schuldiger
von dem Unrecht umkehrt, das er begangen hat,
und nach Recht und Gerechtigkeit handelt,
wird er sein Leben bewahren.
Wenn er alle seine Vergehen, die er verübt hat,
einsieht und umkehrt,
wird er bestimmt am Leben bleiben.
Er wird nicht sterben.
Die Lesung spiegelt eine Auseinandersetzung wider: Das „Haus Israel“ – gemeint ist das Volk Gottes – beansprucht mehr Spiel- und Ermessensräume, Jahwe aber erwartet ein Verhalten, das seiner Treue entspricht.
Wer das rechtschaffene Leben aufgibt und Unrecht tut, muss die Folgen tragen: den Tod. Es gibt so keine Zukunft, kein Leben. Aber wer umkehrt und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird sein Leben bewahren. Gottes Wort lässt sich auch in Ausnahmesituationen oder in Einzelfällen nicht aussetzen oder Zweckmäßigkeiten anpassen.
Ezechiel, der die Geschichte der Menschen und seines Volkes gut kennt, sieht Leben und Zukunft nur da, wo Gottes Wort ernst genommen wird. Aktueller Anlass für die Auseinandersetzung, die mit allen Mitteln geführt wird, ist die Erfahrung der Niederlage, der Verbannung und der Machtlosigkeit. Das Volk Gottes sieht sich im babylonischen Exil aufgerieben und verlassen.
Der erste Satz offenbart, dass die Menschen Gott die Schuld geben, modern: ihm Unverhältnismäßigkeit der Mittel vorwerfen.
„Ihr sagt: Das Verhalten des Herrn ist nicht richtig. Hört doch, ihr vom Haus Israel: Mein Verhalten soll nicht richtig sein? Nein, euer Verhalten ist nicht richtig.“
Die Lesung lenkt den Blick auf das rechte Verhalten – und auf das, was Zukunft und Leben verspricht.
Betrachtet man das Buch des Propheten Ezechiel als Ganzes, so kann man eine Dreiteilung festmachen, wie wir sie auch im Protojesaja, im griechischen Jeremia und bei Zefanja finden:
A) Gericht über Israel.
B) Gericht über andere Völker.
C) Zusicherung von Heil für Israel.
Unsere Lesung befindet sich im ersten Teil, wobei die Verkündigung des Gerichts einhergeht mit dem Heil für die Opfer von Übeltätern und die Gerechten.
Die Wegführung nach Babylon (598 v. Chr.) schien die düstere Prognose der Gerichtspropheten zu bestätigen: Jahwe straft die Sünden des Volkes durch die Zerschlagung der Nation. Für die Exilanten wird diese Deutung der Verbannung als Strafe für die auf Israel lastende Sündenschuld zu einem religiösen Problem: die unschuldigen Söhne büßen der Frevel der schuldigen Väter. Aus dem Spottvers aus Ez 18,1 ("Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf“) wird in Vers 25 zur anklagenden Behauptung: Der Weg Jahwes ist nicht richtig!
Der Prophet bringt nun eine belehrend Zurechtweisung, um die durch vielfaches Leid verhärteten Menschen aufzurütteln. Er stellt klar, daß es weder einer Übertragung der Schuld noch eine Vererbung der Gerechtigkeit von einer Generation auf die andere gibt. Jahwe befragt jeden einzelnen Menschen auf sein Tun hin.
Konkret betrachtet heisst dies: Der Mensch ist hineingestellt, aufgrund des gegenwärtigen Gerichtes seine eigene Schuld zu bedenken. Im Vorspann unserer Lesung finden wir exakte Beispiele von einem gerechten und auch von einem ungerechten Leben. Die nächste Generation ist dabei nicht in die Schuld ihrer Vorfahren verstrickt: was zählt, ist das Tun von Recht und das Unterlassen von Unrecht. Jeder einzelne hat sein Tun selber zu verantworten.
Unsere Sonntagsperikope ist ein Ausschnitt aus der Zurechtweisung des Ezechiel. Auf dem Hintergrund des Gnadenangebots Gottes, der aus die Bekehrung des Sünders wartet, sichert Jahwe dem Umkehrwilligen das Leben zu. Leben, das ist mehr als nur die Sicherung und Erhaltung der nackten Existenz, sondere die Wiederaufrichtung der durch das Gericht gebeugten, die neue Hineinnahme in die Lebensgemeinschaft mit Jahwe.
Der, der Schuld auf sich geladen hat, hat die Möglichkeit, aus seiner Schuldhaftigkeit herauszukommen, hat die Möglichkeit der Umkehr. Wer aber das Leben in Gerechtigkeit aufs Spiel setzt und es verliert, der hat für immer verloren. Mit dieser Radikalität fordert dies JHWH ein, um sein Volk in die Verantwortung zu rufen: sein Volk, dass seine Schuld auf seinen Gott abzuschieben scheint: "Mein Verhalten soll nicht richtig sein?" (V25 und V29). Der Abschnitt endet mit dem dringenden Appell, mit dem Spruch des Herrn, der die letztliche Absicht Gottes aufzeigt: "Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt."
Hintergrund des heutigen Abschnittes aus dem Alten Testament ist die Erfahrung des Volkes Israel im babylonischen Exil (6. Jht. v. Chr.). Es waren Jahre der Krise des Gottesglaubens. Was ist das für ein mächtiger Gott, der die Söhne für die Schuld der Ahnen sterben läßt? Ist ein solcher Gott nicht ungerecht? Aber ein ungerechter Gott ist doch kein Gott.
Der Prophet stellt eindeutig richtig: Gott kennt keine Kollektivschuld. Jahwe ist kein Rachegott. Gott hat nur die persönliche Schuld eines jeden Menschen im Auge. Die Folge daraus: Der Prophet fordert zur persönlichen Buße auf. Umkehr führt zur Befreiung und zu einem neuen Leben. Für Ezechiel steht fest: Gott will, daß der Mensch lebe! Und er gibt damit einem innerlich erneuerten Volk eine große Zukunftschance.
Antwortpsalm - Ps 25,4-9
Kv: Gedenke deines Erbarmens, o Herr,
und der Taten deiner Gnade! – Kv
(GL 623, 2)
Zeige mir, Herr, deine Wege, *
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /
denn du bist der Gott meines Heiles. *
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag. – (Kv)
Gedenke deines Erbarmens, Herr, /
und der Taten deiner Gnade; *
denn sie bestehen seit Ewigkeit!
Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel! *
Nach deiner Huld gedenke meiner, Herr, denn du bist gütig! – (Kv)
Der Herr ist gut und redlich, *
darum weist er Sünder auf den rechten Weg.
Die Armen leitet er nach seinem Recht, *
die Armen lehrt er seinen Weg. – Kv
2. Lesung - Phil 2,1-11
Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Wenn es eine Ermahnung in Christus gibt,
einen Zuspruch aus Liebe,
eine Gemeinschaft des Geistes,
ein Erbarmen und Mitgefühl,
dann macht meine Freude vollkommen,
dass ihr eines Sinnes seid,
einander in Liebe verbunden,
einmütig, einträchtig,
dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut.
Sondern in Demut
schätze einer den andern höher ein als sich selbst.
Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl,
sondern auch auf das der anderen.
Seid untereinander so gesinnt,
wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:
Jesus Christus ist der Herr
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Manfred Wussow (2005)
Gabi Ceric (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)
Paulus überliefert einen der größten und schönsten Hymnen aus der Frühzeit der Kirche: den „Christushymnus“.
Der, der Gott gleich war, wurden den Menschen gleich. Er erniedrigte sich, war gehorsam, gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Darum wurde er von Gott erhöht und bekam von ihm den Namen, der über alle Namen ist. Damit alle – Himmel und Erde werden hier zusammengerufen – sich ihm unterwerfen und ihn als den Herrn bekennen, griechisch: Kyrios. Herr ist Jesus.
Der Hymnus bezieht alles auf die Ehre Gottes, des Vaters. Auch den Weg der Christen. „Seid untereinander so gesinnt“ – so wird der Hymnus von Paulus eingeleitet.
Auf den Hymnus läuft hinaus, was Paulus über das Leben der Christen sagt – und vom Hymnus fällt das Licht auf Menschen, die die Gesinnung Jesu für sich übernehmen. Wenn Ermahnung, Zuspruch, Gemeinschaft und Herzlichkeit, dann ein Sinn, in Liebe miteinander verbunden, einmütig und einträchtig. Ziel ist Demut: einer schätze den andern höher ein als sich selbst. Der Hymnus begründet dies – in dem Herrn Jesus.
Von der Kurzfassung sollte Abstand genommen werden. Der Hymnus gehört unbedingt dazu, ja trägt die Beschreibung des christlichen Lebens – und führt in den Lobpreis Gottes.
Paulus schreibt in seiner Gefangenschaft einen Brief an die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden, an Philippi. Mit ihr weiß er sich sehr verbunden, ist besorgt um sie. Von daher sind auch die Grundanliegen des Briefes zu verstehen, die sich auch in dieser Lesung widerspiegeln: Inmitten eines heidnischen Umfeldes bedarf die junge Christengemeinde der Festigung und Belehrung im Glauben. Die paulinische Paraklese meint darin mehr als Ermahnung "Dies und jenes sollt ihr tun", sondern vielmehr ein Besorgtsein, ein Sichkümmern, ein Inverantwortunggenommensein über die Distanz hinweg. Paulus wird von Unstimmigkeiten, von Streitereien und Prahlerei gehört haben, worauf er nun reagiert. Die Ermahnung hat dort ihren Platz, wo die Gemeinschaft im Geist und das Wohlwollen des Herzens wohnen. Grund und Motivation für diese geschwisterliche Zurechtweisung, die auch Eingang in unsere katholische Tradition gefunden hat, ist das Gemeinwohl vor allem Eigenwohl.
In Phil 2,6-11 schiebt Paulus einen Christus-Hymnus ein. Die feierliche, gehobene Sprache der Mahnrede in den Versen 1-4 deutet bereits an, dass dieser Teil in einem engen Zusammenhang steht mit dem Christuslied, das schon vor Paulus in den Gemeinden gesungen wurde. Vers 5 leitet über: Als getaufte Christen sollen sich die Glieder der Gemeinde in einem neuen, besonderen Verhältnis zu Jesus Christus begreifen: Nicht nur nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben, sondern das ganze Dasein als In-Christus-Sein zu verstehen.
Durch die feierliche „Ermahnung in Christus“ wird der darauffolgende Hymnus einerseits vorbereitet, andererseits wird die Mahnung des Apostels durch das Lied christologisch begründet. Wenn die Gemeinde eines Sinnes ist, in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig, dann deutet schon etwas auf von der großen Freude, die Gott am Ende der Zeiten schenkt ( ... macht meine Freude dadurch vollkommen, ...).
Das Christuslied selbst läßt zwei Teile erkennen: Die Erniedrigungsaussagen (Verse 6-8), in denen Christus der Handelnde ist, und die Erhöhungsaussagen (Verse 9-11); hier ist Gott der Handelnde. Der ganze Hymnus ist geprägt vom Stilmittel des Parallelismus. Die Verse 6 und 7 stehen einander gegenüber als These und Antithese: Er, der sich in der Daseinsweise Gottes befand, nahm Sklavendasein an; der nicht mit aller Macht daran festhielt, Gott gleich zu sein, entäußerte sich. Das gleiche gilt für die Verse 8 und 9: Er, der sich selbst erniedrigt hat, wird von Gott erhöht – und die Verse 7cd und 10: Der den Menschen völlig gleich gewordene wird vom ganzen Kosmos geehrt.
Der Hymnus endet mit der Proklamation: Jesus Christus ist der Herr! Der Name Jesus, der noch einmal an sein Menschsein erinnert, ist zugleich der Hoheitstitel. Aus dem ganzen Abschnitt wird klar: Kultische Verehrung, Bekenntnis des Glaubens und Leben aus seiner Gesinnung gehören zusammen. Durch alle Lebensvollzüge der Gemeinde wird Christus bekannt und geehrt, und durch ihn Gott der Vater.
De Hymnus ist geprägt von der Dynamik der Kenosis, der Entäußerung Christi. Gott geht für uns bis ins Letzte hinunter. Am Kreuz aber ist der Wendepunkt - der Aufstieg Jesu Christi nimmt dort seinen Anfang bis zum Lobpreis und dem Bekenntnis aller Geschöpflichkeit.
Der Adressat des Apostels - die Gemeinde von Philippi - weiß, daß der Brief aus dem Gefängnis geschrieben worden ist; schon dadurch erhalten er und die darin enthaltenen Forderungen einen besonderen Nachdruck.
Die "Ermahnungen Christi" sind zugleich Trost und Zuspruch. Sie sind getragen von der Liebe zu Gott und von der Gemeinschaft im Heiligen Geist.
Der eigentlich Mahnende ist Christus, nicht der Apostel. Die Gemeinde soll eines Sinnes sein (vgl. auch: Röm 12,16; 2Kor 13,1). Voraussetzung dafür ist die Liebe. Die Gemeinde soll immer wieder auf Christus blicken und aus der Gemeinschaft mit dem erhöhten Herrn ihr Leben gestalten (Vs. 5).
Den Hymnus (Vers 6 - 11; ein vermutlich beliebtes frühchristliches Tauflied) fand Paulus wohl schon vor. Er stellt Christus, der durch sein Kommen die Welt veränderte, vor Augen. Ein Aufruf zur Besinnung und Umsetzung im Alltag.
2. Lesung (Kurzfassung) - Phil 2,1-5
Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Wenn es eine Ermahnung in Christus gibt,
einen Zuspruch aus Liebe,
eine Gemeinschaft des Geistes,
ein Erbarmen und Mitgefühl,
dann macht meine Freude vollkommen,
dass ihr eines Sinnes seid,
einander in Liebe verbunden,
einmütig, einträchtig,
dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut.
Sondern in Demut
schätze einer den andern höher ein als sich selbst.
Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl,
sondern auch auf das der anderen.
Seid untereinander so gesinnt,
wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Ruf vor dem Evangelium - Joh 10,27
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Meine Schafe hören auf meine Stimme;
ich kenne sie und sie folgen mir.
Halleluja.
Evangelium - Mt 21,28-32
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
sprach Jesus zu den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes:
Was meint ihr?
Ein Mann hatte zwei Söhne.
Er ging zum ersten
und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg!
Er antwortete: Ich will nicht.
Später aber reute es ihn und er ging hinaus.
Da wandte er sich an den zweiten
und sagte zu ihm dasselbe.
Dieser antwortete: Ja, Herr –
und ging nicht hin.
Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt?
Sie antworteten: Der erste.
Da sagte Jesus zu ihnen:
Amen, ich sage euch:
Die Zöllner und die Dirnen
gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.
Denn Johannes ist zu euch gekommen
auf dem Weg der Gerechtigkeit
und ihr habt ihm nicht geglaubt;
aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt.
Ihr habt es gesehen
und doch habt ihr nicht bereut
und ihm nicht geglaubt.
Manfred Wussow (2005)
Gabi Ceric (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)
Die Perikope steht zwischen der Frage Jesu nach seiner Vollmacht (Vv. 23-27) und dem Gleichnis von den sog. Bösen Weingärtnern (Verse 33-46).
Mt. 21 selbst beginnt mit dem Einzug Jesu in Jerusalem. Jesus wird als „Prophet aus Nazareth in Galiläa“ gefeiert, aber die nachfolgenden Szenen zeigen, dass er nicht gehört oder verstanden, ja, sogar verworfen wird.
Die Brüder, von denen Jesus erzählt, nehmen die Aufforderung des Vaters unterschiedlich auf. Der eine sagt „nein“, geht dann aber doch, der andere stimmt zu, verweigert sich aber. Eine durchaus alltägliche Begebenheit, die ihren Widerhall in eigenen Erfahrungen hat – als Sohn und als Vater.
Das Gleichnis arbeitet heraus, dass es auf das Tun ankommt, unabhängig davon, was vorher gesagt wurde. Der Evangelist lenkt den Blick – wie an vielen anderen Stellen auch – auf den Willen des Vaters. Überraschend und befremdlich ist der - liebevolle - Blick auf Zöllner und Dirnen, die dem Volk Gottes vorgestellt werden als die, die zwar nein sagten, denen es dann aber „reute“. Szenen aus der Begegnung Jesu mit diesen Menschen werden hier zusammengefasst und noch einmal verdichtet.
Schlüsselwort des ganzen Gleichnisses ist das griechische Verb metamelomai, übersetzt mit „es reute ihn“ (V 30 und V. 32).
Zur Auslegungsgeschichte gehören die antijüdischen Ausfälle, die sich auf die „Ja“-sager in diesem Gleichnis beziehen, aber die Verbindlichkeit der Worte Jesu mit historischen Schuldzuweisungen einfach aufheben. Das Evangelium aber konfrontiert Menschen damit, dass verbale Zustimmung, das korrekte Bekenntnis oder dogmatische Fein- und Korrektheiten weder Leben noch Zukunft gewähren.
Der Blick auf Zöllner und Dirnen bleibt eine pro-vokatio.
Das Evangelium schließt mit einer Erinnerung an Johannes, den Täufer. Er hat den Weg der Gerechtigkeit gezeigt, aber gefolgt sind ihm – Zöllner und Dirnen. Am Schluss erweist sich die Erinnerung als Gerichtsrede: „Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.“
Mit „ihr“ ist das Volk Gottes gemeint.
Betrachtet man den Zusammenhang, in dem das Evangelium hineingestellt ist, so folgen der Frage nach der Vollmacht Jesu (21,23-37) drei Gleichnisse (von den ungleichen Söhnen, von den bösen Winzern, vom königlichen Hochzeitsmahl). Unser Evangelium ist das erste Gleichnis. Matthäus hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein ihm bereits vorliegende Gleichnis von den ungleichen Söhnen (Verse 28-31a) mit seiner Erklärung weitergeführt. Es ist kurz und prägnant formuliert. Dem Leser ist es einleuchtend, was der Evangelist sagen will.
Im ersten Teil wird das Gleichnis erzählt (V 28 - 30). Dann wird die Frage gestellt, die schon in V 28 angedeutet wird: Wer erfüllt den Willen des Vaters? Oder anders ausgedrückt: Wer ist gerecht, wer ist auf Gott ausgerichtet? Die Jünger geben die Antwort: Derjenige, der die Möglichkeit ernst- und wahrnimmt, umzukehren.
Das Gleichnis spricht die historische Situation der Auseinandersetzung Jesu mit seinen jüdischen Gegnern an. Der Gedanke vom „Tun des Willens Gottes“ ist im Ersten Testament tief verwurzelt und hat Parallelen in der rabbinischen Spruchweisheit. Das Ziel des Gleichnisses ist es, die sich von der rabbinischen Auffassung klar unterscheidende Interpretation der Wissens Gottes herauszustellen, die Jesus vertritt.
Es war die gängige Auffassung der Pharisäer und auch anderer Schulen, dass der Wille Gottes klar in der Tora niedergelegt ist. Der „Willen Gottes tun“ heißt für sie „die Tora tun“. Das erfordert aber ein ständiges Suchen und Suchen und Forschen in den Schriften, so dass die Schriftgelehrsamkeit zur Voraussetzung für die Erfüllung des Willens Gottes wird. Wer dem nicht nachkommen kann, wird zum „Neinsager“, der unwillig den Gehorsam (zunächst) verweigert und in der Sicht der frommen Führenden Israels keine Chance hat: das Heil kann den Sünder nicht erreichen.
Jesus verkündet nun, dass das anfängliche Nein des Sünders durch die Umkehr wieder wett gemacht werden kann und Gottes Wille doch noch erfüllt wird. Die Jasager aber werden in ihrer Selbstgerechtigkeit schließlich zu Versteigerern dieser Umkehr, und somit zu denen, die den Willen Gottes nicht erfüllen.
Durch die Aufforderung Jesu, über die beiden Söhne zu urteilen, werden seine Gegner in der Gleichnis einbezogen. Ihre Entscheidung für den Neinsager deckt ihr eigenes Versagen auf. Sie lehnen Gottes Vergebungsbereitschaft ab und damit Jesus selber. Denn in seiner Liebe zu den Sündern ist sein Handeln ident mit dem Willen des Vaters.
Im Vers 32 wird die Parabel von den ungleichen Söhnen zu einem Gerichtsgleichnis. Am Beispiel der Täufers Johannes, der „auf dem Weg der Gerechtigkeit“ gekommen ist, wird aufgezeigt, dass die Gegner Jesu den Willen Gottes verfehlen. Sie hatten gesehen, wie „Zöllner und Dirnen“ umkehrten, und haben doch nicht geglaubt.
Für den Leser und Zuhörer heute ist dieses Gleichnis zuerst die Aufforderung, zu dem Willen Gottes ja zu sagen, der in der Person und in der Verkündigung Jesu sichtbar und hörbar geworden ist, dann auch die Mahnung, dem Reden immer auch das Tun folgen zu lassen.
Das Gleichnis (V 28 - 39a) gehört in die Reihe der Lehr- und Streitgespräche, die Jesus wohl nach seinem Einzug in Jerusalem mit den Schriftgelehrten und Pharisäern geführt hat.
Durch das klare und knappe Bild, das auf so manche Ausschmückung verzichtet, soll eine schnelle Selbsterkenntnis der Betroffenen erreicht werden.
Zöllner und Dirnen (also Menschen und Berufsgruppen, die als öffentliche Sünder gebrandmarkt waren) waren offener für die Botschaft Jesus als Vertreter der religiösen Oberschicht Israels. Mit ihrer Antwort im Vers 31 geben sich die "Ältesten und Führer" des Volkes - mit ihrer Selbstgerechtigkeit - selbst ein Urteil.
Die Gleichniserzählung bei Matthäus mit den beiden Söhnen nimmt einen anderen Verlauf und besitzt eine andere Pointe, als etwa die Gleichnisse bei Lukas vom "verlorenen Sohn" (Lk 15, 11ff) oder "von den Arbeitern im Weinberg" (Mt 21,1ff).
Aus der heutigen Perikope wurde im Laufe der Geschichte viel Trost und Zuversicht gewonnen. Der Text kündet eine neue Ordnung Gottes, die menschlichem Verstehen widerspricht und dahinter steht. Das Kommen Gottes in der Welt, das sich in Christus ereignet, ist das Gericht der Welt.
Vgl. Joachim Gnilka, Das Matthäusevangelium, 2. Teil, Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Freiburg-Basel-Wien 1992, 223f.
Dem Willen Gottes gehorsam
Ja-Sager
Beim Evangelium könnte man das Gefühl bekommen, in einer Kinderstube zu sein – oder ähnlichem: Ja, Papa – nichts geschieht. Einmal, Zweimal. Wie lange soll ich das jetzt mitmachen? Einfach sagen: Du machst! Und dann Basta? Mütter und Väter wissen viele Geschichten zu erzählen. Von Wegen, die nicht gegangen, Spülmaschinen, die nicht ausgeräumt, Aufgaben, die nicht erledigt werden. Und dann die Überraschung, unerwartet (oder vielleicht doch?): Fräulein Tochter, Herr Sohn bewegen sich doch. Sie wollen sich nur nichts sagen lassen. Und Herren oder Damen ihres Zeitmanagements sein.
Nein-Sager
Mit dem „Nein“ hat es dann noch eine besondere Bewandtnis. Viele Menschen können nicht „nein“ sagen. Sie machen alles, was man von ihnen, ausgesprochen oder eben auch nicht, erwartet – oder, was sie dafür halten. Therapeuten wissen, wie schwierig es sein kann, „nein“ sagen zu lernen. Es hat etwas davon, sich gegen den Strich zu bürsten – oder bürsten zu lassen. In so manchem Gespräch kommt heraus, wieviel Überforderung darin steckt, immer nur „ja“ zu sagen. Menschen erzählen dann von der Not, abends vor dem Schlafengehen in eine tiefe Trauer zu geraten: Ich mach alles – aber wofür? Für wen? In dem „Ja“ ist ein Loch versteckt – und eine große Sehnsucht. Die Sehnsucht, anerkannt zu werden, nein, sich Anerkennung verdienen zu müssen.
Zu den Ja-Sagern gehören übrigens auch die Leute, die sich keine Mühe mehr machen, Dinge und Erfahrungen zu hinterfragen. Sie sagen immer, sie sagen zu allem „ja“ und, weil das noch nicht reicht, auch „Amen“. Die Redewendung „Ja und Amen“ ist sprichwörtlich geworden. Dann ist alles klar – selbst wenn es ins Unheil führt.
Das Ja, das befreit
Jesus können wir heute richtig dankbar sein! Es erzählt von „ja“ und von „nein“ – und bringt uns dazu, über diese beiden kleinen Worte, die so große Welten beinhalten, unsere Geschichten zu erzählen. Dabei ist für Jesus die Richtung klar: Der Wille des Vaters ist so gut, so schön, so wichtig – dass ihm gehorcht werden kann, gehorcht werden muss.
Aber dieses „Ja“ befreit zu einem Leben, in dem die Liebe wächst, Räume ausgefüllt werden, immer neue Hoffnungsgeschichten sprudeln. Es ist ein Ja zum Leben, zum Glück, zur Liebe. Der Wille des Vaters ist, seine Schöpfung, uns auch, in die herrliche Freiheit seiner Kinder zu führen. So hat das der Apostel Paulus einmal ausgedrückt. Eine gelungene Formulierung voller Anmut und Zukunft.
Der Wille des Vaters? Gemeint ist Gott. Wir dürfen heute auch sagen, dass er - Mutter ist. Unsere Bilder von ihm sind zu eng, zu klein. Gott ist barmherzig. Wer diesem Wort auf die Schliche kommen möchte, wird auf den Mutterschoß stoßen. Geborgenheit und Liebe vor allem Anfang. Vor dem ersten Atemzug. Vor dem ersten Schrei. Wir können uns nicht daran erinnern, werden aber ein ganzes Leben davon getragen.
Gottes Wille - Gottes Liebe
Es wird so sein: Ich kann „ja“ sagen – und nichts tun, ich kann „nein“ sagen – und dann alles.
Wie weit reicht meine Kraft? Was kann ich machen – was nicht?
Was wächst mir über den Kopf – was verleiht mir Flügel?
Gott hat eine gnädige Weisung für mein Leben.
Ich kann (erst) „ja“ sagen – und mir Zeit lassen. Ich kann (erst) „nein“ sagen – und dann doch alles tun, was der Liebe dient.
Doch wandern wir jetzt aus dem Kinderzimmer – oder dem Behandlungszimmer des Therapeuten - oder dem Gespräch an der Tür ein Stückchen weiter. Paulus hat in seinem Brief an die Gemeinde zu Philippi – in Kleinasien – wohl das erste und große Kirchenlied überliefert. Genauer: einen Hymnus. Nur die Noten kennen wir nicht.
Im Vorspann zum Lied formuliert Paulus:
Seid untereinander so gesinnt,
wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht …
und dann kommt das Lied:
Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,
sondern er entäußerte sich
und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Sagen wir: es ist die erste Strophe. Auffällig, dass hier das Wort „gehorsam bis zum Tod“ eine so große Rolle spielt. War Jesus – gehorsam? Wem gehorchte er?
In einem anderen Brief der Zeit heißt es sogar, Jesus habe „Gehorsam“ gelernt – oder lernen müssen. Wie ein Kind, wie ein Mensch.
Jesus, Gott gleich, wird nicht nur Mensch, er wird Sklave. Als Sklave hat er zu gehorchen. Ihm gehört nicht einmal das eigene Leben. Seine Geschichte kennen wir: aus Liebe stirbt er am Kreuz. Für uns. Ein Wörtchen öffnet diese Geschichte: Jesus „entäußert“ sich. Er legt ab, was göttlich ist – er nimmt an, was menschlich ist. Kluge Leute haben lange darüber nachgedacht, dicke Bücher geschrieben – und können das Geheimnis doch nicht erklären. Das Geheimnis der Liebe. Es kann nur bestaunt, es kann nur besungen werden. Wie in diesem Hymnus.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel,
auf der Erde und unter der Erde
ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt:
Jesus Christus ist der Herr
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Wenn Jesus doch Gottes Willen bejahte, ihm gehorsam wurde – dann ist es eine Verheißung, ein Glücksfall, von seiner Liebe angesteckt „ja“ zu sagen. Ein „Ja“ für die Liebe, ein „Nein“ zum Hass – ein „Ja“ für Gottes Reich, ein „Nein“ zu allem Bösen – ein „Ja“ für die Hoffnung, ein „Nein“ zur Resignation.
Beim Evangelium könnte man das Gefühl bekommen, in einer Kinderstube zu sein – oder ähnlichem.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Das hohe »C«
Wahltag ist Zahltag
Am Wahltag entscheidet sich, was das Wahlvolk von den Versprechungen der Politiker hält. Es genügt nicht, dass diese gut klingende Programme und Versprechungen vorlegen. An der Wahlurne tritt zutage, was an Taten die Bevölkerung ihnen zutraut. Politiker, die von dem, was sie versprochen haben, nichts umsetzen konnten, bekommen dann die Rechnung präsentiert.
In der Katholischen Kirche gibt es zwar alle paar Jahre Pfarrgemeinderatswahlen. Für diese gilt diese Regel nur eingeschränkt, da Pfarrgemeinderäte nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten haben. Die Letztverantwortung ist ja den Klerikern vorbehalten. Im kirchlichen Umfeld stimmen die Leute eher mit den Füßen ab. Es ist besorgniserregend, dass immer mehr Menschen wegbleiben oder gar aus der Kirche austreten. Diese Entwicklung allein als "Glaubensverdunstung" zu erklären, ist meines Erachtens zu einfach. Auch wir Christen werden an unseren Taten gemessen. Ein gutes Programm allein genügt nicht weder für den einzelnen Christen noch für die Pfarren, die Diözesen oder die Gesamtkirche.
Zwei Söhne…
Im Evangelium haben wir eine Beispielerzählung von einem Weinbergbesitzer und seinen zwei Söhnen gehört, die Jesus erzählt hat. Mit ihr übte er Kritik an den Frommen seiner Zeit. Diese gaben sich damit zufrieden, dass das religiöse Leben nach außen hin einigermaßen gut lief. Wer nicht nach ihren Vorstellungen mitmachte, wurde als Zöllner oder Sünder abgestempelt. Unter der korrekten Oberfläche hat es aber gebrodelt. Es gab politische Gruppierungen und religiöse Bewegungen, die Kritik an den bestehenden Verhältnissen übten. Eine davon sammelte sich um Johannes den Täufer. Der religiösen Führung in Jerusalem war es ganz recht, wenn die politisch Mächtigen wie König Herodes oder der römische Statthalter Pontius Pilatus diese Reformer niedergehalten haben.
Jesus mahnte ein, was bereits viele Propheten vor ihm gefordert haben: Recht und Gerechtigkeit nicht nur im Sinne von Rechtschaffenheit als spirituelles Programm, wie es die Pharisäer pflegten, sondern als konkretes Tun, als persönliche Ausrichtung auf den Willen Gottes, des Vaters.
Das hohe »C« in der Politik
In der politischen Diskussion taucht immer wieder die Frage auf: Was bedeutet des »C« in den Bezeichnungen der Parteien? Was bedeutet es, wenn sich eine Partei als »christlich sozial« bezeichnet? Welche Interessen vertreten Politiker, wenn sie sich für die Verteidigung des christlichen Abendlandes stark machen, mit einer Bibel oder einem Kreuz in der Hand vor die Kamera treten? Bilder bewirken in den Medien mehr als Worte, entscheidend ist aber, was sie von der Haltung Jesu konkret umsetzen.
Wie christlich ist Europa (der Osten mit eingeschlossen), das sich nicht einig wird, wie wir mit Flüchtlingen umgehen sollen? Wie christlich ist ein Europa, das zwar um die Erhaltung des eigenen Wohlstandes besorgt ist, sich aber nur halbherzig in der Entwicklungspolitik engagiert? Ganz zu schweigen von Waffenproduktion und Waffenhandel.
Das hohe »C« jedes einzelnen Christen
Es wäre aber zu einfach, nur die Politiker in die Pflicht nehmen zu wollen. Jeder einzelne von uns ist gefordert mit dem konkreten eigenen Verhalten. Die Unterstützung der sozial Schwachen, die Akzeptanz und Integration von Immigranten kann nicht allein vom Staat, den Ländern und den Communen erledigt werden. Es braucht die Zustimmung aller und die Unterstützung durch ehrenamtliches Engagement vieler einzelner.
Die gegenwärtige Diskussion um Corona-Schutzmaßnahmen finde ich streckenweise irrwitzig. Wichtiger als die Wortklauberei um einzelne Formulierungen ist, dass jeder einzelne bereit ist, seinen Teil zum Schutz aller beizutragen. Der Lockdown im vergangenen Frühjahr hat gezeigt, dass viel mehr Menschen als zunächst gedacht bereit sind solidarisch zu handeln, zu helfen, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Allerdings hat es sich auch gezeigt, dass es nicht so einfach ist, diese Bereitschaft durchzuhalten und durchzutragen. Dazu braucht es langen Atem, den Verzicht auf Annehmlichkeiten, wenn dies zu Schutz beiträgt, und die Einsicht in die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust", heißt es in Goethes Faust. Die zwei Brüder, von denen wir im Evangelium gehört haben, wohnen auch in einem jeden von uns. Nicht selten reagieren wir wie der erste spontan auf eine Anforderung und sagen: "Ich will nicht." Von ihm heißt es weiter: "Später aber reute es ihn und er ging hinaus." Von wem lasse ich mich wozu bewegen?
SchöpfungsZeit 2020 - 26. Sonntag im Jahreskreis A
"SchöpfungsZeit 2020 - 26. Sonntag im Lesejahr A in der Liturgie der Römisch-katholischen Kirche" - als PDF herunterladen
Mehr Information zur SchöpfungsZeit und zum Verein oeku Kirche und Umwelt finden Sie unter folgendem Link:
https://www.oeku.ch/de/schoepfungszeit.php
Der Gnade Gottes begegnen
»Naja«
„Naja, ich werde sehen“ – so könnte eine dritte Antwort lauten. Nicht „Nein“ und nicht „Ja“!
Naja, unverbindlich, sich nicht fest machen, alles offen lassen. Auch eine Möglichkeit, nicht handeln zu müssen, auf jeden Fall nicht gleich, wahrscheinlich gar nicht!
Naja!? - Wie hört sich diese Antwort an, wenn jemand um etwas bittet, wenn eine wichtige Handlung ansteht? Wie geht es uns selbst dabei? Wie wirkt so ein „Naja“ auf Beziehungsebene? Kann ich mich so auf jemanden einlassen, so auf mich jemanden verlassen? Oder bin ich in diesem Moment - mit diesem „Naja“ als Antwort - schon verlassen?
Fragen, die so oder anders formuliert an uns gestellt werden, - die wir vielleicht jetzt nicht beantworten können -, wollen uns zum Nachdenken anregen und brauchen vor allem Zeit, um beantwortet zu werden.
Ein Gleichnis als Spiegel
Auch Jesus stellte immer wieder Fragen, so wie im heutigen Evangelium. Vor seiner Frage erzählt er jedoch ein Gleichnis, ein Beispiel von einem ungleichen Brüderpaar! Erzählungen von ungleichen Geschwisterpaaren kommen in der biblischen Erzähltradition öfters vor. Für die Menschen, die damals Jesus zuhörten, also ein vertrauter Vergleich. Die „Geschwisterpaare“ in solchen Erzählungen dienen als Einleitung zum Aufhorchen, als Spiegelbild für den Hörer, die Hörerin der biblischen Botschaft. Wer zuhört, soll somit in das Geschehen einbezogen werden, um sich selbst zu erkennen. Der „Spiegel“ des eigenen Handelns wurde ihnen damals - und heute auch uns - mit den Gleichnissen von den „ungleichen Geschwisterpaaren“ vorgehalten.
Jeder, jede unter uns kennt Situationen, wo man aus verschiedenen Gründen nicht sehen, erkennen, handeln wollen. „Naja“, ich weiß nicht…, so ähnlich beginnen oft die Antworten, die uns einen unverbindlichen Spielraum offen halten. Somit auch kein direktes Handeln folgen lassen, obwohl wir wissen, spüren, dass unser Einsatz gefordert, erwartet wird. So hinterlassen wir mit der offenen Antwort, den verbalen Eindruck des „Handelnden“.
In der Perikope wird dies in knappen Worten zum Ausdruck gebracht: „Ja, Herr“, aber er ging nicht!
Umkehr
Doch auch die andere Seite, den anderen Bruder gibt es in unserem Leben: jeder, jede unter uns hat schon die Erfahrung gemacht, dass er/sie „umkehren“, dass wir aus einem Nein ein Ja machen, anders handeln.
Warum dieser Wandel? Vielleicht weil wir durch eine Begegnung berührt worden sind, weil uns eine Situation zu Herzen gegangen ist, die Augen geöffnet hat? Es gibt da viele Auslöser, die eine Umkehr als notwendig – die innere Not wendend – erkennen lassen. Wir werden vom Jasager, der nichts tut, zum Neinsager, der gegen seine verbale Aussage zum Handelnden wird. Es folgt eine Umkehr, eine Bewegung in die andere Richtung, in die, wo wir gebraucht, erwartet werden, wo wir in Beziehung leben können.
Dort begegnen wir dem Göttlichen – der Gnade Gottes. Oder mit den Worten aus dem heutigen Evangelium: Wir werden in das Reich Gottes gelangen!
Das heutige Evangelium steht in einem Gefüge von Erzählungen. So wird ein paar Verse vorher von den Hohepriestern und den Ältesten das Auftreten von Johannes dem Täufer kritisiert. Seine Botschaft dürfte damaligen der tonangebenden Gesellschaft, eine reine Männergesellschaft, nicht gerade angenehm gewesen sein. Seine Forderung, sich mit anderen Gesellschaftsgruppen, vor allem jenen, die man lieber am Rande sah, auseinanderzusetzen, sie als Mitmenschen zu akzeptieren, war nicht leicht, ist es auch heute nicht.
Anstoß zur Umkehr
Und doch brauchen wir Menschen wie Johannes dem Täufer, die uns Wege zu ihnen eröffnen. Es ist eine Gnade, wenn diese Rufer für Gerechtigkeit unter uns weilen. Ob wir sie umhalsen, für ihren persönlichen Umgang mit den Randgruppen, ist eine Frage, die wir uns alle stellen müssen. „Ja, morgen werde ich mich für Asylwerber einsetzen, sie unterstützen.“ - „Ja, morgen werde ich das Gespräch mit dem Nachbarn suchen.“ - „Ja, morgen...“
Morgen? Typische Floskel, die schon erahnen lässt, dass das Vorhaben nie verwirklicht wird. „Nein, ich lehne diese Asylpolitik ab.“ - Doch dann lässt ein gutes Gespräch, eine Begegnung meine Meinung kippen. Ich beginne zu handeln, weil es mir wichtig geworden ist.
Dann wird wahr, was in dem alten Kirchenlied angekündigt wird: „Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit; brich in deiner Kirche an, [...] dass sie deine Stimme hört, sich zu deinem Wort bekehrt...“
Umkehr ist möglich
Gerechtigkeit, Wahrheit, Barmherzigkeit
Vom Thema „Umkehr“ als schwierige Verhaltensweise hörten wir schon an den letzten Sonntagen im Zusammenhang mit Schuld, Sünde, Vergebung. Es geht somit um Fehlverhalten, ausgelöst durch Ungerechtigkeit im menschlichen Bereich. Die Lesung aus dem Buch Ezechiel thematisiert die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit Gottes wird vom Menschen, vom Haus Israel, in Frage gestellt und erntet von Jahwe Widerspruch. Gott ist gerecht, weil er vergibt und barmherzig ist, weil er immer wieder neue Chance gibt, umzukehren. Auch heute wird die Gerechtigkeit Gottes angezweifelt vor allem dann, wenn wir Leid ertragen müssen und keinen Sinn darin erkennen, wenn wir Zurücksetzung erfahren, wo andere bevorzugt werden, wo es an Wertschätzung gegenüber dem Mitmenschen fehlt.
Gerechtigkeit setzt Wahrheit voraus. Wir Menschen als begrenzte Wesen, vergessen offensichtlich, dass wir nicht im Besitz der vollen Wahrheit sind und damit auch unser Verständnis von Gerechtigkeit bruchstückhaft ist. Gottes Gerechtigkeit ist treffsicher, indem sie jedem genug zumisst. Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist grausam, Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit führt in die Beliebigkeit und ins Chaos (nach Thomas v. Aquin). Diese Unordnung führt in die Sünde, in die Absonderung von Gott, die sich auch im Mangel an Selbst-, Nächsten- und Feindesliebe zeigt, denn Gottes- und Menschenliebe sind untrennbar miteinander verbunden.
Ja-Sager und Umfaller
Das Evangelium stellt in diesem Gleichnis ganz unterschiedliche Menschen in ihren Verhaltensweisen dar. Die beiden Brüder, der eine ein Ja-Sager. Wenn es darauf ankommt, geschieht nichts, leere Worte, alles ist oberflächlich. Wir kennen solche Versprechungen, vor allem aus der Politik, aber auch beim Zusammenleben im kleineren Kreis gibt es immer wieder Zusagen, die dann nicht eingehalten werden. Wenn man will, findet man Wege, wenn man nicht will, findet man Gründe; man könnte auch sagen mehr oder weniger gute Ausreden.
Der andere sagt nein, arbeitet aber dann doch im Weinberg. Ist er ein Umfaller, der wie ein Schilfrohr agiert, das sich in die „richtige“ Richtung des meanstreams, der gerade aktuellen Meinung, bewegt? Könnte Angst dafür ausschlaggebend sein, berufliche oder private Nachteile zu erleiden?
Ist es geschicktes Taktieren oder ein Hinterfragen der persönlichen Situation, die zur Umkehr drängt? Jesus beantwortet diese Frage nicht, vielmehr lässt er die Adressaten, die Hohenpriester und Ältesten, nach einer Antwort suchen. Es ist jene Personengruppe, die zur Gesetzesgerechtigkeit neigt und bei Irrtum und Fehlverhalten sich gerne auf Gesetze zurückzieht. Barmherzigkeit, Chance zur Umkehr rücken bei diesen Menschen stark in den Hintergrund. Formalismus wird großgeschrieben, der Mensch in seiner Not darf nicht auf Hilfe hoffen. Niemals aber werden Gesetze alles regeln können.
Jesus will mit dieser Taktik nicht nur die Hohenpriester und die Ältesten zur Mündigkeit erziehen, sondern auch uns heute lebende Menschen. Ich überlasse Ihnen darüber nachzudenken, was mit jenen Menschen geschieht, die bei ihrem Nein bleiben. Sind sie authentisch und fallen sie aus der Liebe Gottes heraus? Wird ihnen Barmherzigkeit zuteil?
Einladung zur Umkehr
Das Evangelium spricht aber noch von anderen Personen: Johannes der Täufer. Wir kennen ihn als rauen Gesellen, kein Diplomat, er sagt es gerade heraus und kommt aufgrund seiner Ehrlichkeit dabei zu Tode. Wie geht es heute grundehrlichen Menschen? Sie werden höchstwahrscheinlich nicht gleich umgebracht, müssen aber mitunter erhebliche Nachteile in ihrer Lebensgestaltung in Kauf nehmen.
Dann hören wir noch von Zöllnern, die betrügen und von Dirnen, die ihren Körper verkaufen: Jesus spricht ihnen die Fähigkeit zu, umzukehren, sich zu ändern und Glauben zu haben. Jesus kritisiert damit die Prominenz seiner Zeit, die meint, keine Bekehrung nötig zu haben. Vielmehr haben sie ein Gewaltpotential in sich, das auch Jesus tötet. Worauf es ankommt: Wort und Tat sollen übereinstimmen. Wenn das nicht der Fall ist, sind Umkehr und Reue besonders wichtig.
Das heutige Evangelium ist kurz, aber sehr inhaltsreich und fordernd und schließt mit einer Mahnung: „Ihr habt es gesehen, und doch habt ihr nicht bereut und ihm (Johannes) nicht geglaubt.“ Das Evangelium stellt bei genauem Zuhören oder Durchlesen viele Fragen, lädt ein zum Weiterdenken. Diese Fragen und diese Einladung darf ich an Sie, liebe Gemeinde, weitergeben. Mahatma Gandhi (1869-1948, Hindu, Führer der Unabhängigkeitsbewegung gegen die britische Herrschaft) meint schon: "Die beste Art das Evangelium zu predigen, ist, es zu leben."
Den Willen Gottes tun
Nein sagen können gegen leere Versprechungen
In meinem Schrank stehen mehrere Bücher über das "Nein sagen" Ehrlich gesagt ist das oft sehr schwer. Nicht Nein sagen zu können, das ist auch schon mal ein Sprachfehler! In diesen Büchern wird deutlich, dass es auch gesund sein kann, Nein zu sagen, dass es gefährlich ist, sich ausnutzen zu lassen. Wer nie Nein sagt, kann krank und ausgebrannt werden. Diese Bücher haben eine gute Absicht. Ich soll mich abgrenzen. Ich darf durch mein ständiges Ja sagen andere nicht in ihrer Bequemlichkeit unterstützen. Manches Mal ist ein Nein für den anderen eher hilfreich. Ich muss mich immer fragen, wann ist es angebracht ist Nein zu sagen, oder wann ist ein Nein auch eine Lieblosigkeit.
Im Evangelium hören wir von zwei Söhnen. Was Jesus da erzählt, das ist eine Erfahrung die Menschen oft machen. Die einen machen leere Versprechungen, die anderen tun mehr als sie versprechen. Wie oft haben wir Ja gesagt, aber ein Versprechen nicht einhalten können. Wie oft haben wir zuerst Nein gesagt, aber dann gemerkt: da braucht uns jemand, da sind wir wichtig und haben eine Bitte oder ein Anliegen doch erfüllt.
Den Willen Gottes TUN
In dem Gleichnis aber geht es um den Willen eines anderen, um den Willen Gottes im Leben der Welt und im eigenen Leben. Dieses Gleichnis erzählt Jesus zuerst den religiösen Führern, denen, von denen man am meisten erwarten könnte, dass sie den Willen Gottes kennen und leben. Sie beschäftigen sich Tag für Tag mit Religion. Tag für Tag verrichten sie Gebete. Tag für Tag lesen sie die Heiligen Schriften. Und doch: Jesus hält ihnen einen Spiegel vor. Es kommt nicht auf die schönen Sprüche an. Es kommt nicht darauf an, Herr, Herr zusagen. Es kommt nicht allein darauf an im Vater Unser zu beten: "Dein Wille geschehe!" Es kommt darauf an, den Willen Gottes zu tun. Es kommt nicht allein darauf an, in die Kirche zu gehen.
Schon bin ich bei mir. Ich merke bei diesen Gedanken, wie sehr ich bei mir selbst gelandet bin. Das heißt: ich spüre, dass ich mich selbst und jeder von uns sich von diesem Gleichnis her fragen muss: bin ich einer, der zwar Herr, Herr sagt, der betet, "Dein Wille geschehe" und dann doch nicht anders leben als die anderen?
Die Möglichkeit umzukehren
Welcher der beiden Söhne bin ich? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Beide Söhne aber haben eines nötig: die Umkehr. Der zweite Sohn macht uns Mut. Es ist möglich, sein Leben und seine Entscheidung zu überdenken. Es ist möglich, immer wieder seine Entscheidung für oder gegen Gott, für ein Leben oder gegen ein Leben mit ihm zu ändern.
Den zweiten Sohn stellen hier die Menschen dar, die sich auf die Worte des Johannes hin bekehren. Es sind die Randgruppen, die am meisten verschrien waren: die Zöllner und die Dirnen. Sicher suchen sich viele von den Randgruppen freiwillig die Situation, in der sie leben. Viele andere aber geraten auch unverschuldet hinein, oder wählen ihren Stand aus Verbitterung oder wegen schlechter Erfahrung. Sie alle haben durch die Worte des Johannes gemerkt, dass in ihrem Leben einiges falsch lief. Viele von ihnen kehrten um. Sie wurden anders. Sie haben entdeckt: mit Gott zu leben, bringt Sinn und Erfüllung.
Jeder hat Umkehr nötig
Umkehr hat jeder von uns nötig und notwendig. Auch die Menschen, die versuchen, als Christ zu leben, die sich redlich mühen, Gottes Willen auch zu tun, haben die Umkehr nötig. Niemals darf ich - gerade in meinem Leben mit Gott - sagen: ich bin fertig. Ich brauche mich nicht mehr zu entwickeln. Vielleicht gelingt es mir schon einiges von dem, was Jesus verkündet, in die Tat umzusetzen. Vielleicht spüre ich, wie gut es tut, als Christ zu leben.
Wenn ich ehrlich bin, dann spüre ich aber doch auch, dass ich noch viele Neins in mir trage, dass ich mich in vielem Gottes Willen verweigere. Ich will meinen Willen tun, ich suche mich selber. Nein sage ich, wenn ich denke: das, was wir da hören, das ist doch gar nicht zu leben. Das kann Jesus doch nicht so gemeint haben. Oder ich denke bei mir innerlich, dass es in unserer Situation nicht möglich ist, den Willen Gottes zu tun. Ich muss ja in der Welt bestehen, sonst gehe ich unter. Ich höre das Wort, ich kenne es, finde es auch gut, aber wenn es ernst wird, dann finde ich Ausreden.
Immer wieder neu werden
Wir müssen uns fragen: wo stimmt mein Leben nicht mit dem überein, was ich höre, was ich verkünde. "Wenn ich glaube, ich brauche nicht mehr besser zu werden, dann bin ich schon nicht mehr gut." So ein Wort. Ich muss immer wieder neu werden. Das ist nicht unsere eigene Leistung. Es ist Gottes Handeln an uns. Gott, der durch Ereignisse zu mir spricht, der mir durch Mitmenschen sagen kann, wo ich falsch lebe, dass ich Gottes Gebote und auch die Worte Jesu ernst nehme. Ich kann mich auf redliche Weise mit allem, was mich prägt, auseinandersetzen.
Das ist nötig. Denn es ist auch möglich, den Glauben zu verlieren, abzukommen vom Willen Gottes. Auch durch die Worte des Ezéchiel werden wir ermutigt, uns dort zu ändern, wo es nötig ist. Sie verheißen uns Leben. Je mehr wir in den Glauben hineinwachsen, umso mehr wird unser Leben gelingen. Auch dürfen wir uns nicht ausruhen auf dem, was wir im Glauben erreicht haben. Es ist immer wieder möglich, das Gute aufzugeben. Ich kann als Gerechter mein ach so gerechtes Leben aufgeben, wenn ich unbarmherzig und selbstgerecht bin. Die Menschen, die Jesus mit seinem Gleichnis von den beiden Söhnen zuerst ansprach, haben auch nicht gemerkt, dass sie sich eigentlich innerlich schon von Gott abgewandt hatten.
Mit seinen Worten zeigt Ezéchiel, dass Gott gnädig ist, und immer wieder die Chance eröffnet umzukehren. Jesus nagelt den zweiten Sohn nicht auf sein erstes Nein fest. Er sieht, was der zweite Sohn tut. Jesus sieht, wo wir uns von unserem Nein abwenden, wo wir immer mehr in dem Willen Gottes hineinwachsen.
Im Miteinander den Willen Gottes tun
Auch der Gemeinde von Philippi wird ans Herz gelegt, mit dem Leben und im Miteinander den Willen Gottes zu tun. "Seid unter einander eines Sinnes. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht!" Auch uns ist es jederzeit möglich, immer wieder neu anzufangen, immer wieder aufeinander zuzugehen, einander zu ertragen, einander anzunehmen, wie man ist, einander die Hand zum Frieden zu reichen. Das kann gelingen, wenn immer wieder Menschen in die Liebe zu Gott hineinzuwachsen und seinen Willen zu tun suchen.
Die Bücher, die uns das Neinsagen lehren, mögen im zwischenmenschlichen Miteinander helfen. Zu Gott und seinem Willen aber wollen wir nicht Nein sagen, nicht beim Nein bleiben, sondern immer mehr Ja sagen und dieses Ja auch tun.
Wie Jesus den Weg der Liebe gehen
Ein Leben in Christus
Das Anliegen, das Paulus in seinem zweiten Brief an die Philipper verfolgt, fasst er selbst in dem Satz zusammen: Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus entspricht. Die Mahnungen, die der Apostel äußert, sind kein Tadel an die Gemeinde oder die Gläubigen. Andernfalls hätte ein Paulus wesentlich schärfer formuliert und reagiert. Was der Apostel hier unter dem Stichwort "Mahnung" benennt, Ehrgeiz und Prahlen zu unterlassen, kommt eher einer Aufforderung gleich. Paulus will die Gläubigen vor allem grundsätzlich an die Schritte erinnern, worauf sie als Christen in ihrem Leben achten sollen. Erstens: die persönliche Gesinnung überprüfen, ob sie mit der Gesinnung Jesu übereinstimmt. Sofern dies der Fall ist, wird sich der zweite und dritte Schritt fast von selbst ergeben: Einander in Liebe verbunden sein und in Eintracht miteinander leben.
Paulus wird nicht daran gezweifelt haben, dass die Philipper ernsthaft bemüht waren, diese Schritte zu unternehmen. Daher weist er auch nicht weiter wie in anderen Briefen auf Verfehlungen hin, die vor allem zu meiden wären. Er erinnert lediglich daran, was sich leicht bei allen Menschen einschleichen kann, zumal wenn sie sich von größerer Schuld freisprechen können oder wollen: Überzogener Ehrgeiz oder auch Prahlerei. Aber nicht Angeberei, sondern Demut soll die Haltung eines Christen bestimmen, gepaart mit bewusster Hochachtung und Wertschätzung vor jedem Menschen und zumal gegenüber jedem Gemeindemitglied.
Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung
Was Paulus hier in seinem Brief sagt, werden wir in der Theorie sicher alle widerspruchslos unterschreiben. Es ist die Praxis, die uns oft einen Strich durch die Rechnung macht. Nehmen wir einmal den Drang nach Geltung in den Blick. Es gibt ein Prahlen, das anstößig und abstoßend wirkt und jedem auf den Geist geht. Über diese Art, sich Geltung zu verschaffen, brauchen wir nicht weiter zu reden. Sich vor ihr zu hüten, bedarf keiner eigenen oder gar ausführlichen Begründung.
Aber es gibt doch in jedem von uns den Wunsch und die Sehnsucht, nicht wertlos zu sein, etwas darzustellen, gelegentlich sogar in diesem oder jenem Punkt bewundert zu werden. Dieser Wunsch ist nicht nur berechtigt; er gehört zu unserer Natur. Die Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung ist es ja gerade, die uns mobilisiert und die Kraft spendet, etwas leisten zu wollen. Unsere Arbeit soll nicht nur getan und erledigt werden; nein, sie soll glänzen, hervorstechen, unseren ganz persönlichen Stempel tragen. Dies gilt mindestens für die meisten Tätigkeiten, denen wir uns widmen und zuwenden.
Wenn auf unsere bewusste Mühe nie ein Lob, nie eine angemessene Anerkennung folgt, werden wir mit der Zeit sauer. Nicht Lobhudelei suchen wir, sondern abgewogene Anerkennung und Wertschätzung. Wenn sie ständig ausbleiben, fehlt, was Paulus erreichen möchte: Ein offenes Auge füreinander haben und die gegenseitige Anerkennung für aufgewendete Mühe und Anstrengung nicht spröde unterlassen. Nur dann kommt Freude auf und ein herzliches Miteinander.
Anerkennung schenken
Um bei fehlender Anerkennung nicht zu lange enttäuscht und missmutig herumzulaufen und von unserer Mühe abzulassen, empfehlen sich zwei Möglichkeiten positiven Reagierens:
Es ist berechtigt und nicht unschicklich, unsere Erwartungen bezüglich einer Anerkennung für bestimmte Leistungen auch einmal offen auszusprechen und vorzutragen. Nur dazu fehlt uns oft der Mut. Wir wollen nicht um Anerkennung betteln. Bei diesem Gedanken sträubt sich alles in uns. Irgendwie schämen wir uns auch, den Grad unserer inneren Sehnsucht preiszugeben, sie offen in ihrem Umfang auszusprechen. Außerdem wollen wir nicht als Weichlinge gelten oder gar als Angeber verdächtigt werden, wenn wir auf Mühe und Leistung von uns hinweisen.
Wir wagen es nur dort, wo wir uns sicher sind, die anderen freuen sich mit uns über das Gelungene. Sich mit dem anderen mitfreuen, anerkennen, was ihm gelang, ist ein ungeheuer wichtiger Liebesdienst. Und vor allem gilt, was wir oft zu wenig beachten: Dieser Liebesdienst ist so wunderbar leicht zu gewähren, wie kein anderer sonst. Selbst wenn wir schwach, krank, arm, behindert sind, ist er uns möglich. Sich mit dem andern mitfreuen und uns gegenseitig anerkennen, gehört zu dem Aufruf des Apostels, wenn er schreibt: Achtet nicht nur auf euer eigenes Wohl, sondern auch auf das der anderen.
Auf Jesus schauen
Für den Fall, dass Lob und Anerkennung stets und ständig ausbleiben, rät uns Paulus, nicht innerlich einzuknicken, sondern auf Christus zu schauen. Dieser erniedrigte sich, blieb seinem Leben der Liebe und Hingabe ein Leben lang treu. Auch wenn viele Menschen ihm penetrant die gebührende Anerkennung verweigerten, Gott, aus dessen Kraft Jesus schöpfte und handelte, erhöhte ihn, wie es heißt. Das wird auch mit uns geschehen, wenn wir uns nicht beirren lassen, die Liebe und Hingabe zu leben. Dessen sollen wir uns ganz gewiss sein, möchte Paulus vermitteln, damit wir aus dieser Zuversicht Trost, Aufrichtung und Kraft schöpfen.
Wichtig ist, das sollten wir uns bewusst machen und bedenken, dass wir unsere Enttäuschungen nicht ständig herunterschlucken und zu verdrängen suchen. Dies bringt keine Befreiung. Denn alles Verdrängte kommt immer wieder in uns hoch und verbittert uns neu. Ruhig und offen benennen, worüber wir enttäuscht sind, ist der richtige Schritt. Das gibt den anderen die Gelegenheit, versäumtes Lob nachzuholen und neu in Einklang miteinander zu kommen. Und selbst wenn eine nachgeholte Anerkennung unterbleibt und sich damit unsere vorhandene Enttäuschung eventuell noch erhöht, gilt: die Enttäuschung nicht verdrängen.
Wie Jesus den Weg der Liebe gehen
Den Schmerz aushalten und sich Christus zuwenden, ist der Weg, der uns helfen kann. Nur dafür ist zuvor eine bewusste Entscheidung unsererseits notwendig. Sie heißt: Ich will mich nicht an euch rächen, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Ich werde meinen Einsatz und meine Mühe nicht schmälern, die Mitsorge um das Gemeinwohl und das Wohl der Menschen um mich her nicht aufgeben. Ich will den Weg der Liebe gehen, wie Jesus ihn ging. Denn der Anerkennung meiner Mühe durch Gott darf ich mir ganz sicher sein. Eine solch bewusst getroffene Entscheidung kann unsere Enttäuschungen und Schmerzen dämpfen und senken und uns wieder ins Lot bringen.
Lenken wir in diesem Zusammenhang unseren Blick auch kurz auf die Demut. Rechte Demut heißt nicht: Fähigkeiten, Talente, Begabungen, Fleiß, Bemühen unter den Scheffel oder ins Abseits stellen, sondern sie einbringen, ohne damit anzugeben. Mit unserer Überlegenheit den Schwächeren nicht demütigen, blamieren oder bloßstellen, sondern Anteil geben, ihn mitziehen, unterstützen, ihm öfter einmal den Vortritt einräumen, das sind Zeichen der Demut, Zeichen der Wertschätzung und Achtung des anderen.
Das Leben des Christen, so will uns Paulus mit auf den Weg geben, besteht nicht im Verbergen von Talenten und persönlicher Überlegenheit, nicht im Verdrängen des Wunsches und der Sehnsucht nach Lob und Anerkennung. Die Gaben, die wir haben, sollen wir getrost ausschöpfen - jedoch mit der Gesinnung, die Jesus eigen war. Dann werden wir füreinander ein waches Auge entwickeln und darauf aus sein, einmütig, verbunden in Liebe, mit bewusster Hochachtung und gegenseitiger Wertschätzung miteinander zu leben.
Den Willen Gottes tun
Ja...
Was ist das? Hört sich blendend gut an, schafft es in die Zeitung und hinterlässt traurige Gesichter ... Blendend gut? Zeitung? Traurige Gesichter? Hm. Ich wette, Sie kommen nicht drauf. Es ist ein "Ja", das aber kein "ja" ist.
In der Süddeutschen Zeitung zum Beispiel - immerhin ein Blatt mit Weltgeltung - heißt es unter dem 16. September, also gerade ein paar Tage alt: "Viel ankündigen, wenig halten: Die Banken beteiligen sich deutlich geringer an der Griechenland-Rettung als erwartet. Nach SZ-Informationen müssen sie nicht auf 21 Prozent, sondern lediglich auf acht Prozent ihrer dortigen Investments verzichten. Und im Falle einer griechischen Insolvenz haften die Steuerzahler sogar weitgehend allein."
Zunächst: eine Nachricht wie jede andere, zugegeben: schon ein wenig gefärbt. Was hier wohl wieder versprochen wurde? Öffentlich? Ich muss gestehen, nicht einmal alles mitbekommen zu haben. Aber der Satz hat es in sich: "Viel ankündigen, wenig halten". Unverhofft sind wir bei der Zeitungslektüre mitten in das Evangelium geraten. Sohn Nr. 1 sagt Ja zu seinem Vater - und verschwindet dann spurlos. Er wird nicht halten, was er versprochen hat. Er wird auch nichts erklären. Sein "Ja" geht sang- und klanglos unter. Überraschenderweise: Sogar folgenlos - zunächst. Aber die Geschichte kommt mir, Hand aufs Herz, bekannt vor.
Manchmal sage ich auch "ja" - im Überschwang - oder weil es gerade von mir erwartet wird - oder einfach auch nur, weil ich jetzt meine Ruhe haben will. Ein "ja" fliegt nur so über die Lippen - ich muss nicht einmal viel nachdenken. Berechnend kann gleichwohl alles sein, was ich sage. Manches "Ja" tut dann auch richtig gut. Helden sagen nicht nein - sie können alles. Dass dann manches, was unter den Hut gebracht werden soll, unter den Teppich gekehrt werden muss - ich bekomme es mit der Angst zu tun.
Sehnsucht nach Verlässlichkeit
Wir nehmen die Spannung wahr: Im Fall der Zeitungsmeldung erwarten wir, dass Vereinbarungen eingehalten werden - im Blick auf unser Leben spielen wir mit dem, was wir sagen. Dabei sehnen wir uns danach, dass wir uns auf andere Menschen verlassen können. Am liebsten wäre uns, wenn ein "Ja" auch ein "Ja" ist. Wir können sehr empfindlich reagieren, wenn wir versetzt worden sind. Traurig - oder wütend - sind wir dann auch.
Jesus erzählt eine Geschichte von einem verlorenen "Ja". In seiner Geschichte geht es um Menschen, die einmal "ja" gesagt haben - zu Gott, zu seinem Willen, zu seinem Weg. Viele haben es sehr ernst gemeint - und konnten ihr "Ja" nicht durchhalten. Viele haben das "Ja" auch nur so gesagt - und meinten es nie ernst. Die ganze Bandbreite des Lebens finden wir in dem "Ja". Kann Gott versetzt werden, hereingelegt und ausgenutzt? Ist Gott dann auch traurig - oder wütend?
Interessanterweise: Jesus erzählt in seiner kleinen Geschichte nichts von einer Reaktion des Vaters. Wir bleiben mit unseren Vorstellungen unter uns. Es sind menschliche Vorstellungen. Gott passt ohnehin nicht in sie hinein. Zu seinem Namen gehört, dass er treu ist, zu seinem Wort steht - und "ja" zu uns sagt.
In dem großen Hymnus, den Paulus überliefert, heißt es:
Er war Gott gleich,
hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave
und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
er erniedrigte sich
und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht
und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt: "Jesus Christus ist der Herr" -
zur Ehre Gottes, des Vaters.
Von Bedingungen erzählt Jesus nichts. Er lauscht aber, wenn Menschen "ja" sagen. Er hört sehr aufmerksam zu. Er bekommt auch die Zwischentöne mit. Auch das, was ich eigentlich sagen möchte, aber mich nicht zu sagen traue.
Herr, erbarme dich!
Wir sind jetzt zum Gottesdienst versammelt. Wir haben also "Ja" gesagt. In jedem Lied, das wir singen, steckt ein "Ja". In jedem Friedensgruß, den wir teilen, steckt ein "Ja". Heute morgen. Früher auch schon: bei der Taufe, bei der Firmung, bei der Trauung. Wir sagen "Ja" zu Menschen. Wir sagen "ja" auch zu unserem Bekenntnis: Ich glaube an... Wie schwer es dann werden kann, mit dem "Ja" zu leben, wissen wir auch. In jedem Gottesdienst bitten wir: Herr, erbarme dich.
Über die anderen wollen wir keine Worte verlieren. Über die vielen Getauften, die nicht mehr zu unserer Gemeinschaft gehören wollen - oder können. Es gibt viele Gründe, Abgründe, auch viele Geschichten, die Menschen erzählen. Geschichten von einem verlorenen, von einem verloren gegangenen "Ja". Wir wollen sie Gott befehlen, sie ihm ans Herz legen. Er sammelt nicht nur Tränen auf, er sammelt auch verlorene "Ja's".
Das umgewandelte "Nein"
Aber wenn wir schon bei den "Ja's" sind: Leuchtendes Vorbild ist das umgewandelte "Nein". Sie erinnern sich an Sohn Nr. 2? Er sagt, glatt heraus "nein" zu seinem Vater. "Ich will nicht!" Was in seinem Kopf, was in seinem Herzen vorgeht - wir erfahren das nicht. Nur: Er tut am Ende den Willen seines Vaters. In der Geschichte ist es ein Weinberg, in dem er arbeiten soll. Langer Tag, harte Arbeit, karge Kost. Ich habe das "Nein" nur zu gut verstanden - und bin jetzt überrascht. Das gibt es also auch: aus einem "Nein" wird ein "Ja".
Die wohl aufregendste Pointe in der Geschichte Jesu ist, dass Menschen, denen ich immer nur ein "nein" zugetraut habe, Gottes Willen ernstnehmen. Vielleicht sogar, ohne sich Christen zu nennen. Unsere Vorstellungen zu teilen. Unserer Gemeinde nahe zu stehen. Dass Jesus tatsächlich Zöllner und Dirnen - den Abschaum seiner Zeit - herausstellt, ist starker Toback. Alle Frommen zucken zusammen. Heilsam ist auch das. Sonst bleiben wir in unseren Ja-Sager Kreisen allein.
Jesus traut uns zu, dass wir dem, was Gott will, höchste Priorität verleihen - und nach seinem Wort leben. Jesus wirbt förmlich um uns, damit wir ein "Nein" zurücknehmen - und beherzt bei unserem "Ja" bleiben. Wir können dabei auch nur wachsen. Wir können unseren Weg finden. Wir können glücklich werden. Jesus möchte, dass sein Reich, das Reich Gottes, unsere Heimat ist. Mit den besagten Zöllnern und Dirnen. Daran werde ich mich noch gewöhnen - müssen.
Der Wille Gottes
Den Willen Gottes hat Paulus in seinem Brief an die Gemeinde zu Philippi - in Kleinasien - so in Worte gekleidet:
Wenn es Ermahnung in Christus gibt,
Zuspruch aus Liebe,
eine Gemeinschaft des Geistes,
herzliche Zuneigung und Erbarmen,
dann macht meine Freude dadurch vollkommen,
dass ihr eines Sinnes seid,
einander in Liebe verbunden,
einmütig und einträchtig,
dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut.
Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein
als sich selbst.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Später aber reute es ihn
Null Bock
Um uns seine Anliegen zu verdeutlichen, greift Jesus mit Vorliebe Situationen auf, die dem täglichen Leben entnommen sind. In der soeben gehörten Parabel begegnen wir einer typischen Familiensituation. Eltern bitten ihre Kinder mit anzupacken und zu helfen. Aber diese haben "Null-Bock", wie man heute sagt. Der Ältere lässt den Vater reden, sagt sein "Ja-ja", denkt aber nicht im Traum daran, der Bitte des Vaters nachzukommen. Der zweite Sohn hat wenigstens den Schneid, Nein zu sagen. Der Bitte des Vaters entspricht jedoch auch er zunächst nicht.
Beide Söhne leben im Elternhaus, genießen die Sorge der Eltern und haben Teil am Gewinn und an den Gütern, die der Weinberg abwirft. Aber sich mit ihren Möglichkeiten und ihrer Kraft in die Familie einzubringen, lehnen beide Söhne zunächst ab. Vielleicht sind es noch stark pubertierende Jugendliche; andernfalls sehr unreife "Kameraden", die kräftig nehmen, ohne ihrerseits nach ihren Möglichkeit zu geben und sich einzubringen.
Mitarbeiter Gottes
Es fällt auf, dass der Vater im Evangelium darauf verzichtet, von einem Lohn oder einer Strafe zu sprechen. Matthäus fängt damit die Situation ein, in der sich die Christen befinden. Gott bittet uns, seine Mitarbeiter zu sein; aber er zwingt niemanden dazu. Nein, Gott erpresst von uns durch Versprechen auf Lohn oder Androhung von Strafe keine Liebe oder guten Taten. Wir sollen selbst entscheiden, ob wir als Gottes Ebenbilder und von ihm Geliebte selbst Menschen der Liebe sein wollen, oder ob wir nur die Liebe Gottes und der Menschen ausnützen wollen. Ja Gott traut uns zu, dass wir so erwachsen sind und so viel Schneid in uns haben, nicht für immer nur den Weg des Absahnens einzuschlagen und beizubehalten.
Wie es mit dem ersten Sohn weiter ging, wird uns nicht berichtet. Matthäus möchte, dass wir den zweiten Sohn in den Blick nehmen. Er hat sich zunächst gegen den Vater entschieden. Aber er korrigiert sein egoistisches Verhalten, sobald er ernsthafter über sich und sein Handeln nachgedacht hat. Mach es ebenso, möchte uns Matthäus sagen. Bleib nicht bei einer Fehlentscheidung stehen. Jede Umkehr ehrt dich und zeigt, dass du Wendigkeit, Beweglichkeit, einen wachen Geist, Willen und Stolz zum Guten in der hast und nicht wie eine Schablone lebst.
Ersthafte Umkehr
Und sobald wir in uns gehen, sollten wir sicher auch bedenken: Umkehren kann man lässig - mal hier, mal da, so nach Lust und Laune - oder aber mit Ernsthaftigkeit und echter Hingabe. Bei der Art unserer Umkehr wird sich neu zeigen, ob und in welchem Umfang wir erwachsen sind. Die Ernsthaftigkeit ist es, die Jesus seinen Zuhörern ans Herz legen will. Sie haben Johannes den Täufer und seine Bußpredigt gehört, ihm wahrscheinlich sogar Recht gegeben in dem, was er sagte. Nur mit Glut im Herzen und ernsthaft umgekehrt sind sie nicht. Dies sollen wir anders machen, wie z.B. die Zöllner und Dirnen, die in sich gingen.
Wenn wir uns noch genauer fragen, was Jesus neben der allgemeinen Umkehr mit Tiefgang bei seinen Zuhörern in Bewegung setzen wollte, dann ist es sicher die Selbstgerechtigkeit, in der sich manche Juden wiegten. Immer wieder muss sich Jesus dagegen wehren, dass man ihm vorwirft und vorhält, sich mit Menschen einzulassen, die man öffentlich zu den Gottlosen zählt. Sie zu verachten, hielt man nicht nur für in Ordnung, sondern glaubte obendrein auch noch, Gott damit einen Gefallen zu erweisen.
Wir sind die Guten!?
"Sich besser dünken" und "sich besser vorkommen" als andere, ist eine Haltung, der wir Menschen leicht verfallen. Gott hat nichts dagegen, dass wir auf unsere guten Taten stolz sind. Ganz im Gegenteil. Tiefe Freude darf uns erfassen über alles gelungene Gute. Freuen sollen wir uns daran, welche Kräfte in uns liegen, mit welchem Ausmaß wir Gutes wirken, Menschen erfreuen und ihnen helfen. Gerade das Auskosten unseres Gutseins mobilisiert neue Kräfte in uns, öffnet unsere Augen für weitere Möglichkeiten im Gutsein. Verwerflich wird unsere Haltung erst dann, wenn wir auf andere herabblicken, mit unseren Taten prahlen, uns als die Besseren dünken und uns immer wieder ungebührlich ins Rampenlicht stellen. Denn mit diesem Verhalten hören wir auf, uns zu verdanken und den anderen, über die wir uns erheben, mit aller Liebe und allem Wohlwollen zu begegnen.
Jesus hätte wahrhaftig Grund genug gehabt, sich über Menschen zu erheben. Aber selbst glänzen, sich als den Besseren herausstreichen, ist nicht sein Ziel. Er möchte die Menschen nicht spalten in Gute und Böse, sondern sie durch Liebe und Wohlwollen zu einer Gemeinschaft zusammenführen, in der man sich gegenseitig achtet, beisteht und hilft: angefangen in der Familie, in Gruppen und Gemeinschaften, in den größeren Gebilden wie Kirche und Gesellschaft. Im Miteinader und Füreinander zeichnet sich Mensch-Sein aus.
Innere Reife
Jesus möchte, dass wir uns jene innere Reife aneignen, die uns freiwillig, ganz ohne irgendeinen Zwang diesen Weg der Liebe und des Wohlwollens einschlagen lässt. Um uns auf diesen Weg zu führen, wird Jesus nicht müde, uns immer wieder zu sagen:
- Kehre vor deiner eigenen Tür.
- Unterlass es, dich ins Rampenlicht zu stellen.
- Gib zu, dass auch bei dir diese und jene Entscheidung, dieses oder jenes Handeln falsch war.
- Es ehrt dich, wenn du eine Fehlentscheidung korrigierst. Tu es auch gegen die Meinung anderer.
- Du bist kein Trottel, wenn du die Liebe durchhältst, obwohl sie von anderen ausgenutzt wird.
- Du bist kein Schwächling, wenn du auf Rache und Widervergeltung verzichtest.
- Du bist ein Goldstück, wenn du den anderen nicht fallen lässt, weil er versagte, ihm stattdessen vielmehr Brücken baust für eine Umkehr auf den rechten Weg.
Für Jesus steht eindeutig das Bemühen, das Umkehren und sich Hinwenden zu liebevollem Denken und Handeln im Vordergrund. Nicht wer wir sind, gilt Jesu erstes Interesse, sondern ob wir nach der Liebe streben. Liebe verurteilt nicht. Sie verharmlost das Böse und Sündhafte nicht, holt beides aber auch nicht ständig hervor, um das Negative in den Blick zu rücken. Wohlwollen und Liebe zum Nächsten lassen an die eigene Unvollkommenheit denken und bewahren damit vor aufgeplusterter Selbstgerechtigkeit.
Machen wir uns auf den Weg in den Weinberg unseres Lebens und unseres Alltags als liebevolle und wohlwollende Mitarbeiter unseres Vaters im Himmel. An unserer Seite steht Jesus. Wenn wir uns mit ihm vergleichen, werden wir alle Selbstgerechtigkeit unterlassen. Der Blick auf ihn wird uns eher anspornen, sein Denken und Handeln nachzuahmen.
Auf dem Weg zur Echtheit
Haben Sie noch die besonderen Adressaten der heutigen Frohen Botschaft im Ohr? - Es sind die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, also die VIPs von damals, gläubige Menschen, von denen man annehmen darf, dass sie Gebote und Gesetzte genau beachten und die Frömmigkeit nicht nur auf ihren Lippen tragen. Diese Frohbotschaft gilt aber auch uns, die wir heute leben.
Das Neue Testament ist stark durchzogen von Konflikten zwischen Jesus und seinen Begleitern einerseits und den lokalen weltlichen und geistlichen Behörden andererseits. Mit diesem Personenkreis hatte er bedeutend mehr Auseinandersetzungen als mit den Randschichten der Gesellschaft, den Zöllnern und Dirnen. Warum wohl?
VerantwortungsträgerInnen werden damals und heute sehr kritisch beäugt, ihr Verhalten genau geprüft, haben sie doch aufgrund ihrer Rolle hohe Erwartungen zu erfüllen. Deshalb richtet ihr Versagen noch mehr Schaden an, weil viel an Vertrauen und Glaubwürdigkeit zerstört wird.
Diese Perikope zeigt verschiedene Personen bzw. Personengruppen auf ihrem Weg zu Echtheit und nimmt dabei Verhaltensweisen in den Blick, die in jedem von uns stecken und je nach Situation unterschiedliche Folgen haben.
JA- Sager, Kopfnicker und Eyecatcher
Wir lernen den ersten Sohn kennen, den JA- Sager, Kopfnicker, Bückling oder Eyecatcher. Diese Kopfnicker, die wir auch in höheren gesellschaftlichen Bereichen finden, werden bewusst oder unbewusst zu Heuchlern. Sie werden im Leben zumeist oben schwimmen, leisten kaum Widerstand, dort wo er geboten wäre, trauen sich auch gar nicht eigene Vorstellungen und Haltungen mit guten Argumenten zu vertreten. Sie sind die klassischen Umfaller. Der Kopfnicker hinterfragt nicht oder viel zu wenig.
Der zweite Sohn ist in höherem Maß auf dem Weg zur Echtheit. Aus diesem NEIN entsteht ein VIELLEICHT DOCH, das sich zum JA entwickelt. Er beschreitet den Weg der Umkehr, er beginnt seinem geschulten Gewissen zu folgen.
Geradlinigkeit
In diesem Evangelium befindet sich ein sehr wichtiger Satz, der leicht übersehen werden kann: "Johannes ist gekommen, um euch den rechten Weg zu zeigen, und ihr habt ihm nicht geglaubt." Johannes der Täufer geht seinen Weg unbeirrbar, ein rauer Geselle, er steht zu seinem Bekenntnis, er lädt zur Umkehr ein, sieht sich aber ständiger Ablehnung gegenüber und bezahlt seine Geradlinigkeit mit dem Leben, so wie auch Jesus für seine Authenzität sein Leben hingegeben hat.
Die Zöllner und Dirnen sind auf dem Weg zur Echtheit und werden auch einmal dorthin kommen. Sie nehmen ihre letzte Chance wahr, weil es zur Umkehr nie zu spät ist. Der Anfang vom Niedergang ist die Unfähigkeit zur Umkehr, zur Reform, zur Änderung.
Glaubwürdigkeit
Jesus stellt diese Erkenntnis den Hohenpriestern, den Ältesten in dem Gleichnis von den beiden Söhnen (eigentlich Kindern) vor Augen. Gilt das nicht auch für unsere heutige kirchliche Situation? In besonderer Weise den Verantwortlichen damals und heute, aber auch allen Getauften sagt das Evangelium, dass bloße Gesetzesfrömmigkeit zur Hartherzigkeit führen kann, dass erst Gesinnungsfrömmigkeit, die aus liebendem Herzen kommt, der Weg zur Echtheit ist. Gesetze und Verordnungen sind Hilfen zu mehr Gerechtigkeit, können aber kaum dazu beitragen, eine "objektive" Bewertung in Gute und Böse, Gehorsame und Ungehorsame abzugeben.
Jesus zeigt mit diesem Gleichnis eine Typologie des Menschen zu echter glaub- und vertrauenswürdiger Persönlichkeit. Diese Perikope schließt mit einem Tadel an die Hohenpriester und Ältesten: "Ihr habtes gesehen (die Umkehr von Menschen) und dennoch habt ihr auchspäter euch nicht bekehrtund ihm (Johannes) nicht geglaubt."
Wenn der Mensch seinem geschulten Gewissen folgt, wird er authentisch. Der Kopfnicker wird immer an der Oberfläche herumschwimmen. Welcher Weg der persönliche authentische ist, erfahren wir, wenn wir das Gespräch mit Gott suchen, der unser Leben durch seinen inneren Frieden in Balance hält.
Auf dem Weg zur Mündigkeit
Jesus erzählt gerne Alltagsgeschichten um seine Zuhörer und Zuhörerinnen auf etwas wichtiges aufmerksam zu machen. Und diese Geschichten scheinen zu packen und den Punkt zu treffen. Mir und ich glaube vielen von ihnen mag es ähnlich gehen, geht es häufig so, dass ich sie oft gehört habe und sie an mir vorbeirauschen, oder ich etwas damit verbinde und es dabei bewenden lasse.
Gehorsam
Hören und Gehorchen, werden viele Eltern vielleicht als Thema des Evangeliums ausmachen. Kinder oder Jugendliche mögen andere Gedanken haben. Warum geht der Vater nicht selber in den Weinberg und erledigt die nötige Arbeit? Warum ich? Beides findet sich in der Geschichte und doch ist es das so einfach wieder auch nicht.
Das heutige Gleichnis erzählt Jesus im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit Pharisäern und Schriftgelehrten. Jesus ist bereit sie ernst zu nehmen und zu achten, aber er ist auch bereit sich gegen sie zu wenden, wenn er spürt dass sich nicht mehr bei den Anliegen Gottes und den Sehnsüchten der Menschen sind.
Der erste Sohn stimmt dem Vater schnell zu. So erwarten wir es von guten Kindern. Aber er geht nicht. Vielleicht hat er nicht einmal richtig gehört, was der Vater gesagt hat.
Der zweite scheint genauer hingehört zu haben und ist sich der vielen Arbeit die auf ihn wartet sehr bewusst und sagt nein. Aber dann überlegt er, dass es vielleicht doch Zeit ist, im Weinberg die nötigen Arbeiten zu erledigen und die Absicht seines Vater findet auch seine Zustimmung. Er tut den Willen des Vaters, doch hat er ihn vorher zu seinem eigenen Willen gemacht. Was zunächst Ungehorsam zu sein schien entwickelt sich zu einem eigenständigen Gehorsam.
Muss Ungehorsam sein, damit echter Gehorsam, der etwas zustande bringt, gelingt?
Franz Fühmann hat in einem Gedicht zu den sieben Geisslein den Ungehorsam gelobt:
Lob des Ungehorsams
Sie waren sieben Geißlein
Und durften überall reinschaun,
Nur nicht in den Uhrenkasten,
Das könnte die Uhr verderben.
Hatte die Mutter gesagt.
Es waren sechs artige Geißlein,
Die wollten überall reinschaun,
Nur nicht in den Uhrenkasten,
Das könnte die Uhr verderben,
Hatte die Mutter gesagt.
Es war ein unfolgsames Geißlein,
Das wollte überall reinschaun,
Auch in den Uhrenkasten,
Da hat es die Uhr verdorben,
wie es die Mutter gesagt.
Dann kam der böse Wolf.
Es waren sechs artige Geißlein,
Die versteckten sich, als der Wolf kam,
Unterm Tisch, unterm Bett,unterm Sessel,
Und keines im Uhrkasten,
Sie alle fraß der Wolf.
Es war ein unartiges Geißlein,
Das sprang in den Uhrenkasten,
Es wußte, daß er hohl war,
Dort hat`s der Wolf nicht gefunden,
So ist es am Leben geblieben.
Da war Mutter Geiß aber froh.
Lob des Ungehorsams. Ungerecht ja vielleicht sogar unverschämt mögen dies viele finden, die sich jeden Tag mühen ihre Pflicht zu tun und die Regeln die da sind und sein müssen zu halten. Um einen generellen Ungehorsam geht es Jesus und auch Franz Fühmann in dem kleinen Gedicht nicht.
Auf dem Weg zur Mündigkeit
Aber es geht um unseren Weg zu einem mündigen Leben und Christsein. Bei dem ersten Sohn tut sich nichts. Der zweite Sohn durchlebt einen Prozess, der in dazu bringt, sich für die Arbeit zu entscheiden. Das erste nein war entscheidend wichtig, damit er sich mit seinem Vater und seinen Anweisungen auseinandersetzen konnte gehen. Es ist gut wenn Eltern und Kinder einander diesen Widerstand leisten um dann wieder zueinander zu finden.
Dieser Eigenstand ist auch heute in vielen anderen Situationen wichtig.
In der Kirche muß es immer wieder darum gehen den Menschen an die erste Stelle vor jedem Gebot und jeder Regel zu stellen.
So wendet sich Jesus mit dem heutigen Gleichnis gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten obwohl sie doch allem Augenschein Gottes Willen gehorchen und wendet sich an die sogenannten Sünder, die in ihrem Tun dichter an dem dran zu sein scheinen was Gott erwartet.
Vom Mut, die eigene Position zu überdenken
Klare Positionen
Ein Wahltag ist meist ein kurzes, spannendes Innehalten zwischen zwei Phasen der Politik, die sehr gegensätzlich sind. Im Wahlkampf gilt es, die eigenen Position in wichtigen Fragen klar zu präsentieren. Jede Partei ist bemüht, ein klares Ja oder ein klares Nein zu formulieren. Alles, was dazwischen liegt, lässt sich schwer verkaufen. Die Medien sorgen dafür, dass den Politikern zu allen Fragen, die die Menschen zur Zeit besonders bewegen, auf den Zahn gefühlt wird.
Nach der Wahl ist aber meist die hohe Kunst des Vermittelns, Verhandelns und Ausgleichens gefragt. Selten erhält eine Partei eine so große Mehrheit, dass sie allein regieren kann. Selbst dann, wenn eine allein bestimmen kann, ist sie gut beraten, jene Bereiche, für die der politische Gegner gekämpft hat, in positiver Weise zu berücksichtigen.
Vom Mut, die eigene Position zu überdenken
Jesus erzählt und heute ein Gleichnis von einem Vater und zwei Söhnen, von denen der eine ja sagt und dann nichts tut, der andere sagt nein, überlegt es sich dann aber anders. Von den Motiven der beiden wird uns nichts berichtet. Eindeutig ist, auf wen der Vergleich gemünzt ist: Auf der einen Seite werden die "Hohenpriester und Ältesten" angesprochen, also die Elite des Volkes, ihnen gegenüber stehen "die Zöllner und Dirnen", die sich durch die Predigt des Johannes zur Umkehr haben bewegen lassen. Jesus schätzt hier weniger die klaren Positionen der Führenden als vielmehr den Mut umzukehren und den Mut, die eigenen Positionen zu überdenken, wenn dies an der Zeit ist.
Wovon Jesus in diesem Gleichnis nicht spricht: Für "Zöllner und Dirnen" ist es ungemein einfacher, vor der Öffentlichkeit auf den rechten Weg zurückzukehren, als für religiöse und politische Führungspersönlichkeiten, die offen vorgetragenen Positionen zurückzunehmen.
An anderer Stelle fordert Jesus: "Euer Ja sei ein Ja, Euer Nein ein Nein" (Mt 5,37). Unser Dilemma dabei (vor allem das Dilemma der Personen, die in der Öffentlichkeit stehen): Beides hat seine Zeit, beides ist notwendig. Die Lebenskunst besteht darin, beides zu vereinen, ohne dass man den eigenen Idealen untreu wird.
Die hohe Kunst des Kommunizierens
Wer radikal hohe Ideale vertritt, unterdrückt normalerweise auch Kräfte, die ebenfalls bedeutsam und berechtigt sind. Auf Dauer geht das selten gut. Die Kräfte, die in unserem Leben wirken, sind vielschichtig; sowohl die Kräfte in uns wie auch die Kräfte um uns herum. Und im Laufe der Zeit ändern sie sich. Das Leben ist Entwicklungsprozessen unterworfen. Was für ein Kind notwendig ist, ist einem Erwachsenen vielleicht hinderlich. Was einem Jugendlichen erstrebenswert erscheint, ist für einen Älteren unter Umständen uninteressant. Was den einen bewegt und herumtreibt, lässt den anderen kalt. Lebenslanges Wachsen und Lernen ist angesagt.
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen liegt in der Fähigkeit, sich mit all dem auseinanderzusetzen, auf einander hinzuhören, auf einander Rücksicht zu nehmen und immer wieder neue Möglichkeiten zu finden, dem Leben und den angestrebten Idealen eine angemessene Gestalt zu geben.
Jeder achte auch auf das Wohl des anderen
Im Brief an die Philipper ermahnt der Apostel Paulus seine Gemeinde, jeder solle nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen bedacht sein. "Seid eines Sinnes, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig…"
Jede menschliche Gemeinschaft – das gilt für die zivile Gesellschaft genauso wie für die Kirche im kleinen und im großen – braucht immer wieder Auseinandersetzungen um ihre Ziele und Werte. In einer hierarchisch geordneten Gemeinschaft verläuft diese Diskussion anders als in einer demokratischen. Sie kann und darf aber auf Dauer weder da noch dort unterdrückt oder verhindert werden.
Auch kirchliche Führungspersonen stehen unter dem Anspruch der Bekehrung, auch wenn sie nicht abgewählt werden können. Hinhören auf die Stimme Gottes und sich von ihm bewegen lassen müssen sich alle, auch die, die sich weder zu den "Hohenpriestern und Ältesten", noch zu den "Zöllnern und Dirnen" zählen.
Jede menschliche Gemeinschaft braucht aber auch das Miteinander und das Achten auf das Wohl des jeweils anderen. Das setzt eine gewisse Beweglichkeit voraus.
Ich wünsche mir, dass sich diese Mahnung des Apostels sowohl die kirchlichen wie auch die politischen Führungskräfte zu Herzen nehmen. Sie gilt aber auch für alle, die heute die Wahl haben; für die Wahlgewinner, die Verlierer und Nichtwähler sowie für alle, die nicht wählen können, weil die kirchlichen Strukturen in weiten Bereichen keine Wahl vorsehen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Liedvorschläge:
GL 81: Lobet den Herren alle, die ihn ehren (6. Str.)
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke (3., 4., 6. Str.)
GL 395: Den Herren will ich loben, es jauchzt in Gott mein Geist
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 417: Stimme, die Stein zerbricht (2., 3. Str.)
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen, du schaust mein Wesen ganz
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum
GL 446: Lass uns in deinem Namen, Herr
GL 456: Herr, du bist mein leben, Herr, du bist mein Weg
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 470: Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 543: Woh denen, die da wandeln (1.-3. Str.)
GL Ö815: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt
Psalmen und Kehrverse:
GL 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn. - Mit Psalm 1 - IV.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 584,4: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
GL 657,3: Dein Erbarmen, o Herr, will ich in Ewigkeit preisen - Mit Psalm 103 - II.
- Einleitung8
Manfred Wussow (2023)
Heute werden uns im Evangelium kleine Szenen aus dem Alltag vorgeführt: Da sagt jemand „ja“, als er etwas tun soll – und tut es nicht. Jemand sagt „nein“ – und macht es dann doch. Bedenkzeit zu bekommen, ist ein Glück.
Jesus sagt „ja“ zu uns und ist seinem Wort treu. Sagen wir „nein“, wartet er auf uns.
Ihn rufen wir an:
Hans Hütter (2020)
Wieviel ein Versprechen wert ist, sieht man erst, wenn es auch eingelöst worden ist. Die Werbung verspricht oft viel mehr, als die angebotenen Produkte dann auch halten. Manche Politiker handeln ähnlich. Nicht immer ist es aber böse Absicht oder bewusste Täuschung. Oft stellt sich erst im Laufe der Zeit heraus, dass jemand nicht in der Lage ist, sein Versprechen zu halten. Zum Glück gibt es manchmal auch eine späte Bekehrung zum Besseren.
Hans Hütter (2017)
Wenn Menschen eine gegebene Zusage nicht einhalten, sind wir von ihnen enttäuscht. Wenn sich jemand nach anfänglicher Ablehnung trotzdem für eine gute Sache engagiert, freuen wir uns über seine Umkehr. Wer seine Meinung ändert, gerät in den Verdacht, ein Wendehals zu sein. Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, müssen wir bereit sein dazuzulernen und wenn nötig umzukehren.
Wir beginnen jeden Gottesdiesnt mit der Hinwendung zu Gott. Wir zeigen ihm, dass wir bereit sind, seine Wege zu gehen, und, wo es nötig ist, umzukehren.
Bekennen wir, dass wir seiner Vergbeung und seiner Zuwendung bedürfen:
Ich bekennne...
Jörg Thiemann (2014)
Jeder Gottesdienst ist eine Umkehrfeier. Wir hören Gottes Wort. Es sendet uns aus, nach seinem Willen zu leben. Mit unserem Tun geben wir unsere Antwort: Sind wir nur Hörer von Gottes Wort oder leben wir es?
Jesus schenkt sich uns im Heiligen Mahl. In Brot und Wein zeigt sich: Jesus hat nicht nur Worte gemacht, sondern seine Liebe wurde konkret, sichtbar.
Besinnen und bekehren wir uns, wo es nötig ist. Bitten wir um sein Erbarmen.
Klemens Nodewald (2014)
Glaube vollzieht sich in drei Schritten. Ich muss erstens wenigstens in groben Zügen die Inhalte des Glaubens kennen; zweitens ist es notwendig darüber nachdenken, welche Folgerungen aus dem Glauben fürs Leben zu ziehen sind, und drittens gilt es, bei meinem Denken nicht stehen zu bleiben, sondern auch wirklich zu handeln. Diese Schritte zu vollziehen, dazu möchte der Apostel Paulus mit seinem Brief an die Philipper die Gläubigen bewegen. Wir werden davon in der heutigen Lesung hören.
Wenden wir uns zunächst unserem Herrn Jesus Christus zu, um sein Erbarmen auf uns herabzurufen.
Manfred Wussow (2011)
Auch heute feiern wir in unserem Gottesdienst die Eucharistie.
Wir danken Gott mit ausgebreiteten Armen, dass er "ja" zu uns sagt.
Wir hören sein "Ja" in den Lesungen, im Evangelium, in der frohen Botschaft.
Wir empfangen sein "Ja" mit Brot und Wein.
Wir schmecken sein "Ja" in der Gemeinschaft der Heiligen.
Ihn bitten wir um sein Erbarmen:
Hans Hütter (2008)
Unterschiedliche Interessen und Vorstellungen sind nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen. Dazu braucht es Kompromissfähigkeit und Rücksicht auf die Menschen, mit denen wir zusammenleben. Das erleben wir fast täglich im Leben der Kirche wie auch im staatlichen Miteinander.
Der Apostel Paulus mahnt uns heute: "Seid eines Sinnes und einander in Liebe verbunden!" Das schließt ein, dass wir einander verzeihen, wie auch der Herr uns verzeiht. Bitten wir Gott, dass er uns unsere Schuld vergibt und die Gnade der Umkehr schenkt.
Bernhard Rathmer (2008)
Vom Wollen, Versprechen und Tun ist im heutigen Evangelium die Rede. Im Evangelium und in unserem Leben sind sie lange nicht immer deckungsgleich. Gott kennt uns in unserer menschlichen Zwiespältigkeit, mit unserem Können und mit unseren Grenzen. Auch deshalb kommen wir hier zum Gottesdienst zusammen um durch ihn Kraft und Freude für unser tägliches Tun und unser Mitarbeiten an seinem Reich geschenkt zu bekommen. Wir kommen auch zusammen, weil wir mit unserem Gelingen und Misslingen, unserem Einsatz und unserer Trägheit zu ihm kommen dürfen.
- Bußakt2
Hans Hütter (2020)
Bitten wir Gott um Vergebung für unser Unvermögen, unseren Wankelmut und unsere Halbherzigkeiten.
Herr, vergib uns, dass wir oft den bequemeren Weg gehen
und nicht nach deinen Willen fragen.
Herr, erbarme dich unser.
Herr vergib uns, dass wir oft nur widerwillig tun,
was für das Wohl aller notwendig ist.
Christus, erbarme dich unser.
Herr, vergib uns, dass wir oft nur auf unseren eigenen Vorteil bedacht sind.
Herr, erbarme dich unser.
Manfred Wussow (2011)
Herr,
du sagst "ja" zu uns.
Wenn vieles gegen uns spricht,
wenn wir mit uns nicht im Reinen sind.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du kennst unser Zaudern.
Wenn wir enttäuscht wurden,
wenn wir keinen Ausweg sehen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
hilf uns, "ja" sagen zu können.
Wenn Menschen unser Vertrauen brauchen,
wenn Teufelskreisläufe zu durchbrechen sind.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie8
Manfred Wussow (2023)
Herr,
oft sagen wir „ja“, ohne abzuwägen, wohin das führt.
Wir laufen einfach mit.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du setzt uns kein „nein“ entgegen, wenn wir zaudern und resignieren.
Du gesellst dich zu uns.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir bitten um die Kraft „nein“ zu sagen, wenn Hetze und Hass Angst machen.
Du sagst zu allen Menschen „ja“.
Herr, erbarme dich.
Zeige mir, Herr, deine Wege, *
lehre mich deine Pfade!
Der Herr ist gut und redlich, *
darum weist er Sünder auf den rechten Weg.
(Ps. 25)
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast die Willen des Vaters den Menschen kundgemacht
und uns in deine Nachfolge gerufen.
Herr, erbarme dich.
Deine Worte über die Barmherzigkeit des Vaters wollen auch uns aufrütteln.
Christus, erbarme dich.
Du hast dich in diesem Verständnis verschenkt bis ins Äußerste.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2017)
Du, Gott und Vater, gibst Leben allen, die sich vom Unrecht abwenden.
Herr, erbarme dich.
Du, Herr Jesus Christus, bist Mensch geworden,
um den Willen des Vaters zu erfüllen.
Christus, erbarme dich.
Du, Heiliger Geist, führst uns auf den Weg der Gerechtigkeit.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2014)
Herr Jesus Christus,
du Wort, das Fleisch wurde,
sichtbar in unserer Welt,
sichtbar in deiner Liebe zu uns.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du warst Gott gleich, hieltest aber nicht dran fest,
aus Liebe zu uns.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du hast gebetet: "Vater, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille",
und du vollbrachtest die Liebe.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist unser Erlöser und Heiland,
unser Bruder und Vorbild,
unser Lehrmeister und Herr.
Herr, erbarme dich.
Zur Nachfolge hast du uns aufgerufen,
deine Gesinnung unseren Herzen einzuprägen
und mit deiner Einstellung unser Leben zu gestalten.
Christus, erbarme dich.
In Ohnmacht und Schuld,
im Versagen und im Leid,
bei Enttäuschung und in Not dürfen wir deiner Hilfe gewiss sein.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr,
der von der Liebe nicht ließ
und auch uns mit seinem Erbarmen umfängt.
Ihm sei Dank und Lobpreis bis in Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2011)
Gott,
Jesus wollte dir nicht gleich sein.
Er wurde Mensch.
Lass uns Menschen werden.
Herr, erbarme dich.
Jesus,
du warst gehorsam,
gehorsam bis zum Tode am Kreuz.
Lass uns bei dir Leben finden.
Christus, erbarme dich.
Heiliger Geist,
Jesus hat den Namen bekommen, der über alle Namen ist.
Lass uns ihn als unseren Herren rühmen.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du mahnst uns, das Wort Gottes anzunehmen.
Herr, erbarme dich.
Du gibst uns die Chance, von verkehrten Wegen zu dir zurückzukehren.
Christus, erbarme dich.
Du schenkst uns Gemeinschaft mit dem Vater.
Herr, erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2008)
Zu Jesus, der uns Bruder und Freund ist, der Sohn Gottes ist und mit uns Menschen auf dem Weg ist, dürfen wir kommen:
Suchende sind wir, Herr, nach einem Sinn.
Lass uns finden hinter den Worten: Dein Wort.
Herr erbarme dich.
Tastende sind wir, Herr, nach einem Grund.
Lass uns greifen hinter den Sätzen: Dein Geheimnis.
Christus erbarme dich.
Hoffende sind wir, Herr, auf ein Zeichen.
Lass uns lesen zwischen den Zeichen: Dein Antlitz.
Herr erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 26. Sonntag: Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
Großer Gott, du offenbarst deine Macht
vor allem im Erbarmen und im Verschonen.
Darum nimm uns in Gnaden auf,
wenn uns auch Schuld belastet.
Gib, dass wir unseren Lauf vollenden
und zur Herrlichkeit des Himmels gelangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 3. Sonntag: lenke unser Tun nach deinem Willen
Allmächtiger, ewiger Gott,
lenke unser Tun nach deinem Willen
und gib,
daß wir im Namen deines geliebten Sohnes
reich werden an guten Werken.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 3. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 1 Do: hilf uns, nach deinem Willen zu leben
Allmächtiger Gott,
gib uns die Gnade,
daß wir stets auf das Rechte bedacht sind
und es auch entschlossen tun.
Da wir ohne dich nicht bestehen können,
hilf uns, nach deinem Willen zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Donnerstag in der 1. Woche der Fastenzeit
Messbuch - TG 29. Sonntag: bereit, deinen Weisungen zu folgen
Allmächtiger Gott,
du bist unser Herr und Gebieter.
Mach unseren Willen bereit,
deinen Weisungen zu folgen,
und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Gott,
in deinem Sohn Jesus Christus
bietest du uns die Umkehr an.
Laß uns dankbar sein für das Vertrauen,
das du uns schenkst.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2023)
In deiner Liebe, hast du, Gott,
ja gesagt zu deiner Schöpfung.
Wenn uns die Dinge entgleiten,
wenn uns der Mut ausgeht,
wenn uns alles egal ist,
trägst du uns mit deinem „Ja“.
Wir danken dir.
Schenke uns die Kraft,
„nein“ zu sagen,
wenn Parolen Unheil stiften,
und „ja“ zu sagen,
wenn gute Worte Zukunft schenken.
Du vertraust uns dein Ja an,
das alle Welt erhält und trägt
in Christus, unserem Herrn,
der einer von uns wurde.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
durch Jesus Christus hast du uns einen Neuanfang geschenkt.
Auf sein Leben schauend und auf seine Zusagen hoffend
dürfen wir jede Woche – ja, jeden Tag - neu beginnen.
Lass uns in dieser Feier seinen Zuspruch ganz erreichen
und schenke uns die Kraft,
ihm immer besser zu folgen
und mit ihm unterwegs zu bleiben,
damit so deine heilbringende Liebe in dieser Welt sichtbar wird.
Manfred Wussow (2011)
Treuer und barmherziger Gott,
es ist ein großes Geschenk deiner Liebe,
wenn wir "ja" zu einander sagen können.
Wir danken dir.
Manchmal müssen wir lernen,
"nein" zu sagen,
mit unseren Kräften zu haushalten,
keine falschen Erwartungen zu wecken.
Schenke uns die Weisheit,
sorgsam und liebevoll mit einander umzugehen.
In deinem Wort lass uns Kraft und Vertrauen finden.
Du, der du das Licht geschaffen hast
am ersten Tag.
Durch Christus, unserem Herrn.
Bernhard Rathmer (2008)
Guter Gott,
als deine Töchter und Söhne sind wir hier versammelt,
um dein Wort zu hören und deinen Willen zu erkennen.
Wir bitten dich, stärke uns durch diese heilige Feier,
deinem Willen zu folgen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, unser Vater,
du sprichst jeden von uns an: "Geh in meinen Weinberg!",
tue meinen Willen.
Oft aber wollen wir etwas anders.
Doch dein Wille bringt uns erst das Leben in Fülle.
Deinen Willen zu tun, das macht uns froh.
Lehre uns, ihn zu suchen und zu tun. - Amen.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2023)
Im Evangelium sagt ein Mensch „ja“ – und tut nicht, was er will. Ein anderer sagt „nein“ – und übernimmt die Aufgabe dann doch.
Wir beten heute für Menschen, die „ja“ und „nein“ sagen.
Herr,
Ja-Sager tummeln sich an Stammtischen, in virtuellen Räumen, in öffentlichen Medien. Sie reden einander nach dem Mund, vereinfachen alles und folgen ihren Idolen.
Hilf ihnen, eine kritische Distanz zu finden und sich und andere nicht in die Irre zu führen.
Herr, führe uns auf den Weg der Gerechtigkeit.
Viele Menschen erleben, wie „nein“ zu ihnen gesagt wird, schweigsam oder auch ganz offen. Sie werden nicht beachtet, mit Vorwürfen überzogen oder als Flüchtlinge einfach nur abgelehnt.
Hilf uns, unsere Blicke zu prüfen und die Ohren zu spitzen.
Herr, führe uns auf den Weg der Gerechtigkeit.
Wenn Menschen sich lieben und ihre Wege zusammenlegen, sagen sie „ja“ zueinander.
Auf dem Standesamt, in der Kirche oder einfach zu einander.
Hilf ihnen, ihr „Ja“ auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten und Durststrecken zu bestehen.
Herr, führe uns auf den Weg der Gerechtigkeit
In vielen Fällen ist es nicht einfach, rechtzeitig „nein“ zu sagen, wenn sich die Erwartungen jagen. Krisen führen zu einem Tunnelblick, Vertrauen wird auf die Probe gestellt und Ängste lähmen.
Hilf uns, einen liebevollen Blick auf die Welt zu gewinnen.
Herr, führe uns auf den Weg der Gerechtigkeit
In vielen Gremien, auch in unserer Gemeinde, werden Tagesordnungspunkte abgestimmt. Mit „ja“ und „nein“ - oder auch mit Enthaltung. Wir wissen vieles nicht einzuschätzen, Sachzwänge schleichen sich in Tagesordnungen und Unwichtiges führt zu Zerwürfnissen.
Hilf allen, die „ja“ und „nein“ sagen, weise und menschlich zu entscheiden.
Herr, führe uns auf den Weg der Gerechtigkeit.
Du, Herr, hast „ja“ zu uns gesagt, zu der Welt, die du von Anfang geliebt hast.
Segne und behüte, was wir tun und lassen. Unser „Ja“ und unser „Nein“.
In Christus, der gehorsam war bis zum Tode am Kreuz.
Renate Witzani (2023)
Reden und Tun sind zweierlei. Diese Diskrepanz zwischen Wort und Tat macht unglaubwürdig. Jesus will aber entschiedene Nachfolger. Lasst uns ihn bitten, dass wir seine Botschaft nicht nur mit unseren Worten sondern auch mit unseren Taten verkünden:
Dein Geist sei mit allen Synodalen, die in den kommenden Wochen in ihren Beratungen nach Antworten auf die Herausforderungen der Zeit für deine Kirche suchen.
Dein Geist sei mit allen politisch Verantwortlichen in den verschiedenen Regierungen und Parteien, von denen wir erwarten, dass ihren Worten auch Taten folgen.
Dein Geist sei mit allen, deren existenzielle Nöte durch die Klimaveränderungen uns veranlassen, unseren bisherigen Lebensstil zu überdenken.
Dein Geist schenke uns den Mut, uns selbst immer wieder zu hinterfragen, Fehler einzusehen und entschlossen einen Neuanfang zu wagen.
Wir beten für unsere Verstorbenen. Du hast durch deine Erlösungstat die Macht des Todes gebrochen und ihnen eine Vollendung in dir verheißen.
Herr Jesus Christus,
selbst am Kreuz hast du dein Vertrauen in den Vater behalten und uns vorgelebt.
Dafür danken wir dir jetzt uns allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2020)
Treuer Gott,
du kennst unseren guten Willen, aber auch unser Unvermögen.
Wir bringen dir unsere Bitten für die Nöte unserer Zeit vor.
Wir beten für alle Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind,
jedoch an der Hartherzigkeit unserer Gesellschaft scheitern.
Wir beten für alle Menschen, die politische Ämter anstreben.
Gib ihnen die Kraft, dass sie Verantwortung für das Wohl der Menschen übernehmen:
Wir beten für die Kirche.
Stelle ihr Ansehen und ihre Glaubwürdigkeit wieder her.
Wir beten für alle, die an hohen Idealen und an hohen Erwartungen ihrer Mitmenschen gescheitert sind.
Lass sie daran nicht zerbrechen und lass sie Vergebung finden.
Wir beten für unsere Verstorbenen.
Schenke ihnen Frieden und Heimat bei dir.
Du, Herr, kennst unsere Schwächen
und erweist dich trotzdem als barmherziger Vater.
Dir vertrauen wir uns an. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns zu Gott beten, der uns täglich neu die Möglichkeit schenkt, von einem vorschnell gesprochenen Nein zu seinem Willen für unser Leben umzukehren:
Wenn Unverständnis und Ratlosigkeit deine Kirche in der Verkündigung lähmt,
hilf uns im Vertrauen auf dich nach neuen Wegen zu suchen.
Wenn wir vom Elend jener Menschen betroffen sind, die in kurzer Zeit wiederholt von Naturkatastrophen heimgesucht wurden,
hilf uns wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.
Wenn so viele Menschen enttäuscht und mutlos sind, weil sie an ihren Lebensplänen scheitern,
hilf ihnen neue Perspektiven in ihrem Leben zu finden.
Wenn wir an unser Taufversprechen denken, bitten wir dich für die vielen Situationen in unserem Leben um Vergebung, in denen wir dir das einst zugesprochene Ja verweigert haben.
Wenn wir selbstgerecht meinen, uns für ein christliches Leben die ewige Heimat bei dir verdient zu haben,
hilf uns, uns mit denen zu freuen, die nach einem langen Weg der Verweigerung in ihrer Sterbestunde doch noch zu dir gefunden haben.
Dir, Vater, gilt unser Dank für deine Liebe,
die uns in Jesus Christus erschienen ist
und die Welt erlöst hat jetzt und allezeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
du sendest uns aus in deinen Weinberg zu gehen.
Wir bitten dich:
Schenke allen, die du dazu berufst, als Priester, in einem Orden oder auf einem geistlichen Weg Jesus zu folgen, Großherzigkeit und Mut.
Gib den Eheleuten Kraft, zu Ihrem Ja besonders in schweren Zeiten zu stehen und sich immer wieder neu anzunehmen.
Lass alle Priester sich immer wieder an ihr Versprechen in der Weihe erinnern und sich stets neu darum bemühen.
Hilf allen, die Verantwortung in der Gesellschaft tragen, sich bewusst zu bleiben, dass sie den Mitmenschen und nicht ihren eigene Interessen dienen.
Erfülle alle Christinnen und Christen mit Freude am Glauben, damit durch ihr Tun deine Liebe sichtbar wird.
Sei denen nahe, die wankelmütig in ihrem Leben sind, dass sie bei Widerstand nicht aufgeben und beständig werden.
Dich loben und preisen wir,
du unser guter Vater. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
es gibt keinen größeren Helfer als dich.
So kommen wir zu dir mit unseren Bitten
und im Vertrauen, dass du uns beistehst.
Bilde unsere Herzen nach deinem Herzen,
damit wir aufmerksam füreinander leben
und in Wertschätzung einander begegnen.
Christus, du unser Beistand...
Bewahre uns vor Resignation aus Enttäuschung,
bei Misserfolgen, ungerechtfertigter Kritik oder Ablehnung.
Richte uns auf, wo unsere eigene Kraft dazu nicht ausreicht.
Christus, du unser Beistand...
Segne die Bemühungen aller, die sich einsetzen,
um Not und Leid zu lindern, Freude zu verbreiten,
Vertrauen zu stärken, Glauben zu festigen.
Christus, du unser Beistand...
Lass uns Wege finden,
der Gewalt, dem Terror, den Kriegen
und allem unrechten Handeln ein Ende zu setzen.
Christus, du unser Beistand...
Ermutige alle, die du einem besonderen Dienst berufst,
tiefes Vertrauen in deine Hilfe zu setzen
und ein Ja zu deinem Willen zu sagen.
Christus, du unser Beistand...
Nimm alle Verstorbenen auf zu dir
in die Gemeinschaft des Friedens,
der Harmonie und Einmütigkeit.
Christus, du unser Beistand...
Herr Jesus Christus,
du bist unser Fürsprecher, unser Beistand,
unser Begleiter durchs Leben.
Dank sei dir für alle Hilfe,
dein Wohlwollen und dein Erbarmen mit uns. – Amen.
Manfred Wussow (2011)
Das Evangelium legt uns ans Herz, den Willen Gottes zu tun.
Lasst uns beten für Menschen, denen es leicht fällt, "ja" zu sagen,
wenn ihnen eine Idee, ein Vorhaben oder eine Herausforderung gefällt.
Hilf ihnen, kritisch abzuwägen, was gut ist.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Lasst uns beten für Menschen, die keine Kraft haben,
über längere Zeit Geduld und Vertrauen aufzubringen.
Hilf ihnen, Durststrecken zu überstehen.
Lasst uns beten für Menschen, die von sich enttäuscht sind
und über ihr Leben "nein" sagen.
Hilf ihnen, gute Seiten und liebe Menschen an ihrer Seite zu entdecken.
Lasst uns beten für Menschen,
denen zu anderen Menschen nur noch ein "Nein" einfällt
und die von ihnen nichts mehr erwarten.
Hilf ihnen, aus Enttäuschungen und Frust herauszuwachsen.
Lasst uns beten für Menschen, die Gottes Willen tun,
sich der Schwachen annehmen
und den Verstummten eine Stimme geben.
Hilf ihnen, bei Widerstand nicht aufzugeben.
Du hast "ja" zu uns gesagt.
Herr, wir bitten dich:
Schenke uns die Kraft, deinen Willen zu tun.
Im Namen Jesu.
Manfred Wussow (2011)
In der Predigt haben wir gehört, dass Menschen "ja" und "nein" sagen können.
Wir suchen bei Gott die Kraft und den Mut, seinen Willen zu tun.
Dann hat seine Barmherzigkeit das letzte Wort und erfüllt unser Leben ganz.
Wir beten:
Für die Menschen, die in allem, was sie tun, für sich Zustimmung suchen.
Schenke ihnen die Kraft, sich nicht von der Meinung der Menschen abhängig zu machen.
Wir rufen zu dir: Herr, lass uns in deinem "Ja" leben!
Für die Menschen, die zuerst alles verneinen müssen,
was nicht auf ihrem Mist gewachsen ist.
Schenke ihnen eine gute Gelegenheit, dankbar etwas anzunehmen.
Für die Menschen, die schlechte Erfahrungen mit anderen gemacht haben.
Schenke ihnen die Freude, sich nicht von dunklen Gedanken gefangen nehmen zu lassen.
Für die Menschen, die darunter leiden, nicht akzeptiert zu werden.
Schenke ihnen den Mut, aus dem Schatten herauszutreten.
Für die Menschen, die über Zukunftschancen und Karrieren entscheiden.
Schenke ihnen Klugheit, die Wege der Menschen zu achten und zu ehren.
Wir danken dir für alles, was wir haben.
Du hast uns dein "ja" zu Menschen anvertraut.
Hilf uns, unser Leben mit anderen zu teilen.
Durch Jesus Christus.
Hans Hütter (2008)
Gott, unser Vater,
du willst, dass in unserem Leben Reden und Handeln übereinstimmen.
Ohne deine Hilfe kann unser Leben nicht gelingen.
Wir bitten dich:
Für die Politiker(, die sich heute der Wahl stellen).
Schenke ihnen die Fähigkeit, die angestrebten Ziele so umzusetzen,
dass sie dem Wohl aller dienen.
Für alle Staatsbürger, die heute zur Wahl aufgerufen sind.
dass sie ihre demokratischen Rechte und Pflichten wertschätzen und wahrnehmen.
Für alle, die das Leben der Kirche mitgestalten.
Schenke ihnen die Hochherzigkeit,
dass sie es nicht aus Ehrgeiz und nicht aus Prahlerei tun,
sondern in Demut einer den andern höher schätze als sich selbst.
Für alle, denen das Leben in der Gemeinschaft unserer Pfarre schwer fällt.
Schenke ihnen Geduld mit ihren Mitmenschen
und lass die Kommunikation mit den anderen nicht abbrechen.
Für alle Menschen, die ihr Lebensglück auf anderen Wegen suchen,
als es deinem Willen entspricht.
Lass sie erkennen, was gut und richtig ist, und dies auch tun.
Für alle Menschen, deren Lebenszeit bereits zu Ende gegangen ist.
Schenke ihnen die erfüllende und endgültige Gemeinschaft mit dir.
Guter Gott,
wir danken dir für deine Geduld mit uns
und legen unsere Zukunft in deine Hand. Amen.
Bernhard Rathmer (2008)
Miteinander wollen wir zu Gott beten, der uns Vater
und Wegbegleiter sein will:
Wir bitten für alle, die in Politik, Wirtschaft und Kirche an verantwortlicher Stelle arbeiten,
dass sie die Sorgen und Fragen der Menschen kennen und ihre Entscheidungen für und mit den Menschen treffen.
Wir bitten für alle Menschen, denen ihr Glaube keine Lebenshilfe mehr ist,
dass sie neu erfahren, wienahe du ihnen bist.
Wir bitten für alle Menschen in den Krisengebieten unserer Erde,
dass alle Menschen bereit werden neue Wege des Friedens und der Gerechtigkeit zu gehen.
Für uns und unsere Kirche,
dass wir empfänglich bleiben für die Nöte in der Welt
und uns nach unseren Möglichkeiten für andere einsetzen.
Für unsere Verstorbenen,
nimm du sie auf bei dir und gib ihren Angehörigen Kraft und Mut.
Guter Gott wir vertrauen auf deine Gnade,
mit der du unserem Tun vorangehst.
So nimm du unsere Bitten an,
durch Christus unseren Herrn und Bruder. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 26. Sonntag: öffne uns die Quelle, aus der aller Segen strömt
Barmherziger Gott,
nimm unsere Gaben an
und öffne uns in dieser Feier
die Quelle, aus der aller Segen strömt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 3: Speise seines Lebens: deinen Willen tun
Gott, unser Vater,
da wir das Mahl unseres Herrn bereiten,
laß uns begreifen, was die Speise seines Lebens war:
deinen Willen zu tun.
Gib uns den Mut, in sein Opfer einzugehen,
auf daß auch uns aus der Hingabe an dich
die Kraft zum Leben komme.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswah 3
Messbuch - GG 8. Sonntag: gib uns die Kraft zu einem Leben nach deinem Willen
Gütiger Gott,
du selber hast uns die Gaben geschenkt,
die wir auf den Altar legen.
Nimm sie an als Zeichen unserer Hingabe
und gib uns die Kraft
zu einem Leben nach deinem Willen,
damit wir einst den ewigen Lohn empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 8. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2023)
Du, Herr, lädst uns ein,
an deinem Tisch Platz zu nehmen
und mit allen, die vor uns gelebt
und gehofft,
gezweifelt und getrauert haben,
dein Mahl zu feiern.
Mit Brot und Wein.
Wir werden satt,
wir feiern das Leben.
Nimm in deine Hand, was wir dir bringen
und gib den Dingen einen neuen Sinn:
Brot und Wein
schenkst du uns als Leib und Blut Jesu.
Sprich du das Wort,
das alles verwandelt.
In deiner Liebe,
in der Gemeinschaft der Heiligen,
in unseren Herzen...
Du bist der Herr, in Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, unser Vater,
Liebe, das sind Worte und Taten.
Jesus hat die größte Tat getan,
als er seinen Leib hingab und sein Blut vergoss.
Seine Liebe feiern wir jetzt,
in diesem Mahl, in Brot und Wein.
Sie mögen uns darin stärken,
wie du - in Wort und Tat zu lieben. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Im Evangelium, guter Gott,
lässt du uns die Geheimnisse deines Reiches schauen.
Wir brechen das Brot
und teilen den Kelch,
aber du schenkst uns
den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus,
und die herrliche Freiheit deiner Kinder.
Wir danken dir.
Maranatha!
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Singt dem Herrn, alle Länder der Erde.
(GL 54,1)
Gott und Herr, wir bringen dir unseren Lobpreis dar.
Denn du bist ein Gott, der nicht den Tod des Sünders will,
sondern dass er umkehrt und lebt.
Kehrvers
In Freiheit lässt du jeden Menschen seine eigenen Wege gehen.
Du rufst den zur Umkehr,
der das rechtschaffene Leben aufgibt und Unrecht tut.
Kehrvers
Dein Sohn hat sich erniedrigt
und ist den Menschen gleich geworden
um sie aus ihrer Todesnot herauszuholen
und ihre Herzen wieder dir zuzuwenden.
Kehrvers
Er hat uns gelehrt,
wie der eine den anderen höher schätze als sich selbst,
und wie wir zum wahren Leben kommen,
wenn wir auch auf das Wohl der anderen achten.
Kehrvers
Dafür danken und preisen wir dich.
Wir singen mit der ganzen Schöpfung dein Lob:
Danklied, z. B. Nun danket alle Gott… (GL 405)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Sonntage 7: Der Gehorsam Christi und unsere Versöhnung mit Gott
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dein Gnade zu rühmen.
So sehr hast du die Welt geliebt,
daß du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast.
Er ist uns Menschen gleich geworden
in allem, außer der Sünde,
damit du in uns lieben kannst,
was du in deinem eigenen Sohne geliebt hast.
Durch den Ungehorsam der Sünde
haben wir deinen Bund gebrochen,
durch den Gehorsam deines Sohnes
hast du ihn erneuert.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ....
MB Sonntage 7
Schweizer Hochgebete 1. Version - Präfation Schweizer Hochgebet 4: Die Kirche auf dem Weg zur Einheit
Wir danken dir, gütiger Vater,
denn durch die frohe Botschaft,
die dein Sohn verkündet,
hast du Menschen aus allen Völkern und Sprachen
zur Gemeinschaft der Kirche vereint.
Sie lebt aus der Kraft deines Geistes
und sammelt die Menschen zur Einheit.
Sie bezeugt deine Liebe
und öffnet allen das Tor der Hoffnung.
So wird die Kirche zum Zeichen deiner Treue,
die du uns für immer versprochen hast.
Darum preisen dich Himmel und Erde,
und mit der ganzen Kirche bekennen wir
zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 4
- Mahlspruch1
Bibel
Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
(vgl Lk 11,28)
Oder:
Christus spricht:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!,
wird in das Himmelreich kommen,
sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.
(Mt 7,21)
- Meditation2
Helene Renner (2020)
Du rufst uns immer wieder
unser Gott
und lädst uns ein
das Unsere zu tun
nicht abseits zu stehen und zuzusehen
sondern anzupacken
dort wo wir gebraucht werden
Du gibst uns nicht auf
wenn wir uns abgewandt haben
und unsere Wege gehen
in deiner Barmherzigkeit
suchst du uns neu
und hilfst uns
zu dir zurück zu finden
Gott, wir sind hier
wir wollen uns von dir rufen lassen
wir wollen deiner Einladung folgen
wir wollen deine Wege gehen
hilf uns dabei und behüte uns
und begleite uns mit deinem Segen
Herkunft unbekannt (2008)
Gottes gute Botschaft
galt damals
und sie gilt heute.
Sie brachte die Menschen in Unruhe,
doch sie kamen dem Sinn ihres Lebens näher.
Wir haben uns an sie gewöhnt, als Kirche,
als Christinnen und Christen.
Gottes gute Botschaft
beunruhigt nicht mehr.
Sie wird überhört,
als bekannt abgetan bevor sie
zu Ende gesagt wird.
Es lohnt sich,
neu zu hören,
neu zu lesen
neu die herausfordernde Mitte
aufzudecken.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 26. Sonntag: dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
Allmächtiger Gott,
in der Feier der Eucharistie
haben wir den Tod des Herrn verkündet.
Dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele
und mache uns bereit mit Christus zu leiden,
damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 26. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 7: genährt mit der Speise, die uns stärkt, deinem Willen zu folgen
Unser Gott und Vater, wir danken dir.
Du hast uns genährt mit der Speise,
die uns stärkt, nur deinem Willen zu folgen.
Ist unser Glaube auch schwach
und unsere Liebe gering,
nimm sie barmherzig an um deines Sohnes willen,
der uns zugelassen hat an seinen Tisch,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 7
Messbuch - SG 23. Sonntag: in der Liebe wachsen
Herr, unser Gott,
in deinem Wort und Sakrament
gibst du uns Nahrung und Leben.
Laß uns durch diese großen Gaben
in der Liebe wachsen
und zur ewigen Gemeinschaft
mit deinem Sohn gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 23. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2023)
Menschen haben sich auf den Weg gemacht.
In ein unbekanntes Land,
eine unbekannte Zeit,
unbekannte Möglichkeiten.
Dann warst du, Gott, der alle Wege kennt,
oft unerkannt dabei.
Begleite auch die Wege, die wir gehen.
Lass uns so gesinnt sein,
wie es der Gemeinschaft mit dir entspricht.
Mit einer Hoffnung, die sich nicht kleinreden lässt,
einem Vertrauen, das Abgründe überwindet
und einer Liebe, die aus dem Himmel kommt.
Lass uns einander an die Hand nehmen.
Dann finden die Zögernden einen neuen Schritt
und die Übermütigen das rechte Maß.
Bis du vollendest, was wir nicht vollenden können.
In Christus, der uns in das Leben führt.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
dein Sohn Jesus Christus war dir gleich,
hielt aber nicht daran fest,
sondern stellte sich mit uns auf eine Stufe,
um mitten unter uns zu sein.
Wir danken dir für die Sendung deines Sohnes und sein Vorbild
und bitten dich:
Hilf uns darauf zu achten,
dass auch wir nicht nur auf unser Wohl schauen,
sondern auf ein gutes Miteinander und auf Gerechtigkeit für alle.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, unser Vater,
wir gehen jetzt aus diesem Gottesdienst heraus.
Wir wollen in deinen Weinberg gehen.
Dazu hast du uns mit deinem Wort Mut gemacht,
dazu hast du mit deinem Mahl gestärkt.
Hilf uns, in deinem Weinberg zu arbeiten,
gerade dann, wenn Widerstände kommen,
wenn uns Lust - und Mutlosigkeit überfällt.
Segne uns auf unserem Weg,
segne uns, als deine Söhne und Töchter zu leben. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Barmherziger Gott,
du hast uns reich beschenkt.
Wir sind als Gäste gekommen und gehen als Freunde.
Wir waren einmal fremd und gehören jetzt dazu.
Dir danken wir für deine Treue und Wahrheit.
Wir haben sie in der Vergangenheit schon erfahren.
Für die Wege, die wir vor uns haben,
erbitten wir deinen Geist.
Dann können wir Freundlichkeit, Vertrauen und Gewissheit
miteinander teilen
durch Jesus Christus.
- Segen2
Messbuch - Feierlicher Segen im Jahreskreis 3
Der allmächtige Gott gewähre uns Segen und Heil;
er offenbare uns die Wege seiner Wahrheit. - Amen.
Er stärke unseren Glauben durch sein Wort
und schenke uns die Gnade, nach seinen Geboten zu leben,
damit in allem sein Wille geschehe. - Amen.
Er lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens;
er mache uns beharrlich im Guten und vollende uns in der Liebe. - Amen.
Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
MB Feierlicher Segen im Jahreskreis 3
Manfred Wussow (2011)
Gott, der Ewige,
der Abraham aufbrechen ließ
in ein fremdes Land,
der gebe dir einen festen Weg unter deine Füße
Gott, der Treue,
der Mose erwählte, damit er sein Volk aus der
Gefangenschaft führte,
der nehme dir von der Seele, was deine Schritte schwer macht .
Gott, der Lebendige,
der Jesus von den Toten auferweckte und ihm den Namen
gab, der über alle Namen ist,
der schenke dir ein Widerwort gegen alles Böse.
Im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Mutters große Hilfe
Zum heutigen Evangelium fällt mir eine Geschichte von Anne de Vries aus einem Vorlesebuch meiner ersten Schuljahre ein:
Unter dem Titel: Mutters große Hilfe wird vom Jan und seiner Mutter erzählt.
Dreimal am Tag bittet die Mutter um Hilfe und jedes Mal fragt Jan: „Ich, Mutter?“, und verspricht die Aufgabe zu übernehmen. Und jedes Mal vergisst er sie über das Spielen. Enttäuscht übernimmt die Mutter die Aufgaben selbst. Doch es geschieht noch etwas Merkwürdiges. Abends hat Jan Hunger und bittet um Abendbrot. Und jedes Mal verspricht die Mutter das Butterbrot. Aber sie näht weiter. Und Jan wartet und wartet. Es wird still um ihn und Stimmen flüstern ihm zu: „Mutter hat dich vergessen, vergessen…“
Schließlich hält er es nicht mehr aus, er schleicht nach unten und schaut durchs Schlüsselloch. Und da sitzt Mutter am reich gedeckten Tisch und wartet auf ihn. Und er fragt sie: „Mutter, hast du mich denn ganz vergessen?“ Und sie nimmt ihn liebevoll zu sich und erklärt ihm, dass er etwas lernen sollte. Und als alles geklärt ist und sie endlich essen können, hat ihm ein Butterbrot noch nie so gut geschmeckt.
Zurück auf das Evangelium schauend, muss ich mich immer selbstkritisch fragen, wann wurde ich gerufen etwas zu übernehmen? Wie oft habe ich mir vorgenommen es auch zu tun und habe es nicht getan? Dabei ist es natürlich auch erheblich, ob ich es vorsätzlich tue oder nicht. Und wie oft habe ich eine Aufgabe abgewimmelt und mein schlechtes Gewissen hat mich dann doch dazu gerufen, mich nicht vor dieser Aufgabe zu drücken?
Beide Situationen kennen wir sicherlich in unserem Leben. Sie gehören zu den alltäglichen Herausforderungen. Es gehört auch zum Eigenschutz, dass wir sortieren dürfen – ja sogar müssen. Aber das ist hier nicht wirklich gemeint. Hier geht es um den Blickwinkel. Um unsere Verlässlichkeit und die Bereitschaft hinzuschauen.
In den Ablenkungen unserer Zeit, mögen auch wir die Rufe Gottes überhören und machen weiter und weiter und merken dabei zu spät, dass wir uns vom „Rufer“ entfernt, ja vielleicht sogar entfremdet, haben. Und dann empfinden wir vielleicht auch wie Jan: „Vater/Mutter-Gott hat mich vergessen, vergessen.“
Und wie froh können wir sein, wenn wir durch Gott immer wieder eingeladen werden an seinen reich gedeckten Tisch seiner Liebe und Gnade und des Miteinanders. Und wie köstlich „schmeckt“ dann die Gemeinschaft mit IHM und untereinander.
Die Geschichte ist von Anne de Vries und findet sich im Vorlesebuch Religion. Verlag Kaufmann/Vanderhoeck/Benziger/TVZ.
Beatrix Senft 2023.
Dürfen Klimaaktivisten nach Bali fliegen?
Zwei Klimaaktivisten bleiben einem Gerichtstermin fern, um nach Bali zu fliegen. "Als Privatleute, nicht als Klimaschützer", erklärt die Organisation Letzte Generation.
Ganzer Beitrag:
https://www.sn.at/politik/weltpolitik/klima-kleber-auf-bali-duerfen-klimaaktivisten-nach-bali-fliegen-133469554
Salzburger Nachrichten am 2. Februar 2023.
Gerechtigkeit und Solidarität in Europa:
Um die europäische Einigung zu ermöglichen, mussten ihre Architekten das alttestamentarische Konzept der Gerechtigkeit überwinden, das die Erbfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland angefeuert hatte.
Ganzer Beitrag:
https://www.diepresse.com/5868543/gerechtigkeit-und-solidaritat-in-europa-win-win-statt-zahn-um-zahn
Michael Laczynski am 18.09.2020 auf diepresse.com
Wendehälse, Opportunisten, Pragmatikern
Wikipedia über Wendehälse, Opportunisten und Pragmatiker
de.wikipedia.org/wiki/Wendehals_(DDR)
de.wikipedia.org/wiki/Opportunismus
de.wikipedia.org/wiki/Pragmatismus
wikipedia.org
Die Zeit der großen Versprechungen
Soll man wirklich das Volk entscheiden lassen, wenn sich die Politiker vor Entscheidungen drücken?
Die Zeit der großen Versprechungen ist wieder da. Jeder Politiker, auch jeder Wähler, weiß, dass man nur für Versprechungen gewählt wird. Und jeder weiß, dass nicht alles gehalten werden kann, was versprochen wird. Heute leben wir in einem friedlichen, wohlhabenden Österreich. Aber wer weiß, was sich in einem halben Jahr im Fernen Osten abspielen wird. Es kann alles ganz anders kommen.
diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/5293229
diepresse.com
Kirche, eine Gegenkultur
Durch die Kirche beruft uns der Herr im Leib Christi zu einem neuen Lebensstil, zu einer neuen Art von Beziehung zu Gott, zu anderen und zur Welt. Für viele ist es schwierig, das zu verstehen, weil sie es nie erlebt haben. Sie sehen nicht, inwiefern sie sich als Christen oder Katholiken - abgesehen von einem unterschiedlichen System religiöser Glaubenssätze - von anderen unterscheiden. Sie haben kein anders Lebensgefühl als die Menschen um sie herum. Sie haben keinen Lebensstil, der sich auffällig von dem ihrer Nachbarn unterscheidet, mit denen sie zur Schule oder zur Arbeit gehen und denen sie auf der Straße oder beim Einkauf begegnen.
Und es ist wahr: Die meisten Leute, die zur Kirche gehen, unterscheiden sich kaum von denen, die nicht zur Kirche gehen. Kirchgänger leben in der Welt und gehen sonntags zur Kirche, ähnlich wie sich andere ihre wöchentliche Inspiration holen, indem sie zu Konzerten oder Theateraufführungen gehen. Aber das ist das genaue Gegenteil von der neutestamentlichen Auffassung von Kirche. Das biblische Ideal besteht nicht darin, in der Welt zu leben und zur Kirche zu gehen, sondern darin, in der Kirche zu leben und in die Welt hinaus zu gehen.
Soziologisch ausgedrückt soll die Kirche Gegenkultur sein. Eine Gemeinschaft, deren Lebensstil dem Strom der herrschenden Kultur entgegenläuft. Es ist ein Stil, bei dem es um Kooperation geht, statt um Konkurrenz, um Geben statt Nehmen, um Teilen statt Horten, um Hingabe statt Bequemlichkeit, um Glauben statt Wissen, um Beziehung statt Anonymität, um Liebe statt Feindschaft. Durch die Mitgliedschaft im Leib Christi wird dieser Lebensstil zur Teilhabe am Leben Christi. Die jesuanische Lebensweise bekommt ihre Kraft vom heiligen Geist und vermittelt sich durch eine leibliche Gemeinschaft, die Jesus als den Herrn und Haupt hat.
Richard Rohr, Das entfesselte Buch. Eine Einführung in die Bibel – Altes und Neues Testament. Herder Verlag, Freiburg 2003.
Gebet
Gott,
es gibt so viele Machtkämpfe unter den Menschen,
auch zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen,
auch in unserer Kirche, in unseren Gemeinden.
Und es gibt so viele Opfer.
Hilf uns zu einer solidarischen Gemeinschaft zu werden,
die nicht erniedrigt, unterdrückt und demütigt,
in der keiner auf Kosten der anderen lebt,
wo alle, die unten sind, aufgehoben werden,
wo jede und jeder in seiner Würde geachtet wird.
Hilf vor allem uns, deiner Kirche,
zu einer brüderlichen - schwesterlichen Gemeinde zu werden
im Geiste und im Sinne der Gemeinde in Philippi.
Dann können wir uns auch ohne Angst
den Herausforderungen unserer Zeit stellen.
Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen - erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A. Edition Exodus, Luzern 2001 (2).
Die Verborgene Mitte im Menschen
Der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem gerichtet werden wird. Das Gewissen ist die verborgene Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinen Innersten zu hören ist.
Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott, und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch seine Treue zum Gewissen sind alle Menschen miteinander verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsgemäßen Lösung all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen. Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert.
Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zu wenig darum müht, und dadurch gegenüber dem Wahren und Guten fast blind wird.
"Kirche in der Welt von heute", GS 16 - II. Vatikanisches Konzil.
Die Umkehr tun
Die große Schuld des Menschen
sind nicht die Sünden, die er begeht -
die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering.
Die große Schuld des Menschen ist,
dass er in jedem Augenblick
die Umkehr tun kann und nicht tut.
Rabbi Bunam: Schott
Was tun, o Gott?
Träumen geht mühelos,
denken ist leicht,
handeln schon schwerer.
Doch dass jemand handelt, nachdem er's bedacht,
das ist das schwerste
für einen,
der nicht weiß, was er bedenken müsste,
ehe er handelt.
Was tun, o Gott?
Würfeln?
Blindlings wagen?
Oder das Handeln verweigern?
Lass, bitte, hören von dir.
Kurt Marti, Hauptkirche St. Nikolai, Hamburg
www.hauptkirche-stnikolai.de/sub_data/050807.doc
Zwei Sakramente
Alle christlichen Kirchen stellen diese beiden Grundaufgaben des Menschen in zwei Sakramenten dar:
Die Taufe sagt, dass wir noch nicht fertig sind, so, wie wir von Natur aus sind. Sie ist ein unauslöschliches Bild für unsere Bestimmung zur Freiheit trotz unserer Neigung, sie zu verraten.
Das Abendmahl sagt, dass unsere Gemeinschaft gefährdet ist. Sie ist ein Bild für Altruismus trotz unserer Neigung, auf Kosten anderer zu leben - und von ihrem Blut und ihrem Leben zu
profitieren.
Durch beide Sakramente spricht der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. Beide rufen uns zu:
Nutzt die euch geschenkte Freiheit zur Umkehr, um euren Nächsten zu helfen. Dann seid ihr
umgekehrt auf den Weg der Gerechtigkeit und habt die Schwelle zu einer neuen Welt überschritten: zum Reich Gottes.
Prof. Dr. Gerd Theißen, Predigt über Mt 21,28-32, Universitätsgottesdienst am 7.8.05
Sprich Ja zu meinen Taten
Wach auf, mein Herz, und singe
dem Schöpfer aller Dinge,
dem Geber aller Güter,
dem frommen Menschenhüter.
So wollst du nun vollenden
dein Werk an mir und senden,
der mich an diesem Tage
auf seinen Händen trage.
Sprich Ja zu meinen Taten,
hilf selbst das Beste raten;
den Anfang, Mitt und Ende,
ach Herr, zum besten wende.
Mich segne, mich behüte,
mein Herz sei deine Hütte,
dein Wort sei meine Speise,
bis ich gen Himmel reise.
Paul Gerhardt 1647.
EG 446, 1.7-9.
Gebet um ein ruhiges Herz und klare Gedanken
Gott, dir vertraue ich,
dir kann ich es sagen:
Ich soll antworten und weiß nicht was.
Ich soll Probleme lösen und weiß nicht wie.
Ich soll Menschen verstehen und kann es nicht.
Ich fühle mich überfordert und habe Angst zu versagen.
Du kannst mir helfen:
Nimm mir die Angst.
Gib mir ein ruhiges Herz.
Schenke mir klare Gedanken.
Amen.
EG 923.
Viele Wege
Wir sehen viele Wege, doch welchen sollen wir gehen?
Wir hören viele Worte, doch welches bleibt bestehn?
Wir gehen viele Wege und müssen auch weiter gehen.
Wir folgen vielen Worten, auch wenn wir nichts verstehn.
Wir sehen viele Wege, doch einen müssen wir gehen.
Wir hören viele Worte, nur Eines bleibt bestehn.
Refrain:
Zeig uns, Herr, den rechten Weg, der zum Ziele führt.
Gib uns das gute Wort, das uns retten wird
Kurt Rommel, Katholisches Gesangbuch. Gesang- und Gebetbuch der deutschsprachigen Schweiz, hrsg. im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz, Zug: Verein für die Herausgabe des Katholischen Kirchengesangbuches der Schweiz 1998.
Geistliche
Menschen, die sich demonstrativ zu ihrer Religion bekennen, sind oft tatsächlich weniger religiös als solche, die Religion offen ablehnen. Priester und Geistliche haben es zu ihrem Beruf gemacht, pausenlos mit Gott Umgang zu pflegen. Sie können es sich nicht erlauben, abzuwarten, bis sie mit ihm in Berührung kommen. Sie wagen es nicht, das einzugestehen. Deshalb müssen sie ihren Geist dazu zwingen, die Haltung einer ständigen Gottes-Bewusstheit einzunehmen. Sie müssen sich selbst etwas vormachen, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen, um das zu tun, was sie für ihre Pflicht halten.
Rebellion
Gott ehrte mich mit seinem Kampf, als ich rebellierte.
Er ignorierte mich, als ich gleichgültig war.
Aus: Rabindranath Tagore, Indische Weishe3iten für jeden Tag. Übersetzt und herausgegeben von Axel Monte. O. W. Barth / Fischer Verlag GmbH. Frankfurt am Main 2006.
Der Gott der tiefen Ahnungen
Wichtige Entscheidungen, die unser Leben prägten, hatten oft einen langen Prozess hinter sich. Langsam reiften die Erkenntnisse, die den Weg erhellten, den wir einschlagen sollten, wollten. Ihr Ursprung waren die tiefen Ahnungen, die unser Unbewusstes bewohnen. Sie waren so etwas wie eine ganz ursprüngliche Witterung für unsere persönliche Lebensausrichtung. In ihr lag die Kraft zur Unterscheidung für das, was für uns stimmt, und für das, was unserem Wesen fremd war. Gab nicht Gott diese tiefen Ahnungen ins Herz? Wollte er uns nicht auf die unaufdringlichste Weise durch sie aufmerksam machen auf das, was uns von uns selbst verborgen ist, so lange wir es nicht gelebt, verwirklicht haben? Also auf jene »geheime Gestalt« (Viktor Frankl) in uns, die wir aus uns heraus entbergen sollen?
Eines Tages wurden wir in eine Situation hineinverwickelt, die uns eine Antwort abverlangte. Dabei kam vielleicht eine der bisher unbewussten Ahnungen zu einer bewussten Erkenntnis, zu einer klaren Entscheidung. Wir erkannten plötzlich: Das ist es, das ist richtig, das muss ich, kann ich jetzt tun. Oder: So geht es nicht; das bin ich nicht. Durch ein Wort, einen Satz, eine Begegnung, also durch etwas Fremdes, Neues, von außen Kommendes wurde Eigenes geweckt und gewiss. Wie durch einen Blitzstrahl wurde die ganze Lebenslandschaft erleuchtet. Wir wussten - vielleicht nach langem Zögern, Fragen, Kämpfen, durch Dunkelheiten hindurch - wie wir uns entscheiden mussten. Oder, schon auf dem Weg, dass dieser eben unser ureigenster Weg ist, unser Weg war.
Durch die tiefen Ahnungen waren wir angerufen, wir selbst zu sein, angerufen, unsere persönlichen Seinsweisen zu entfalten und uns so im Geflecht unserer sozialen Beziehungen und Verpflichtungen zu geben. Und zu erfahren: Nur wo wir uns geben, erleben wir, wer wir sind, welche Kraft wir haben, welche Fähigkeiten unser Leben tragen können. Erst, wo wir uns selbst geben und gegeben haben, werden wir und wurden wir, was wir sind. Nur im Geben, im Einlassen in das Geforderte, konnten wir uns selbst entdecken und uns selbst gewiss werden. Durch die tiefen Ahnungen, wer wir sind, was wir sollen, half Gott uns auf die Füße, stellte er uns auf den Weg, der zu unserem Lebensweg wurde.
Aus: Theresia Hauser, Zeit inneren Wachstums. Die späteren Jahre. Kösel Verlag München 1997.
Über die Schwierigkeiten der Umerziehung
Einfach vortrefflich
all diese großen Pläne:
das Goldene Zeitalter
das Reich Gottes auf Erden
das Absterben des Staates.
Durchaus einleuchtend.
Wenn nur die Leute nicht wären!
Immer und überall stören die Leute.
Alles bringen sie durcheinander.
Wenn es um die Befreiung der Menschheit geht
laufen sie zum Friseur.
Statt begeistert hinter der Vorhut herzutrippeln
sagen sie: Jetzt wär ein Bier gut.
Statt um die gerechte Sache
kämpfen sie mit Krampfadern und mit Masern.
Im entscheidenden Augenblick
suchen sie einen Briefkasten oder ein Bett.
Kurz bevor das Millennium anbricht
kochen sie Windeln.
An den Leuten scheitert eben alles.
Mit denen ist kein Staat zu machen.
Ein Sack Flöhe ist nichts dagegen.
Kleinbürgerliches Schwanken!
Konsum-Idioten!
Überreste der Vergangenheit!
Man kann sie doch nicht alle umbringen!
Man kann doch nicht den ganzen Tag auf sie einreden!
Ja wenn die Leute nicht wären
dann sähe die Sache schon anders aus.
Ja wenn die Leute nicht wären
dann gings ruckzuck.
Ja wenn die Leute nicht wären
ja dann!
(Dann möchte auch ich hier nicht weiter stören.)
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Gedichte 1950 – 2005. Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2006.
Auf der Suche nach Schuldlosen
Nein, freizusprechen ist da keiner -
Der, wie er sagt,
noch keinen umgebracht hat,
der war vielleicht
nur weit genug vom Schuss
und hatte es nicht nötig,
sich zu schlagen.
Der, wie er sagt,
noch keinem Hungernden,
der ihn drum bat,
das Brot verweigert hat,
der aß sein Brot vielleicht
in einem satten Land und aß es fern
und ungestört von aller Not der Welt
in seinem Haus mit Butter und mit Wurst.
Der, wie er sagt,
noch keinen Streit begonnen hat,
der nahm vielleicht ganz einfach hin
die Ungerechtigkeit und fand es
nicht der Rede und des Streitens
wert, noch was daran zu ändern.
Nein, freizusprechen ist da keiner.
Aus: Lothar Zenetti. Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias Grunewald Verlag Ostfildern 2007.
Schwer(er)-Transport
Während einer Wanderschaft kamen die beiden Zen-Mönche Tansan und Ekido an die Furt eines Flusses. Am Ufer stand ein wunderschönes junges Mädchen in einem Seidenkimono. Es hatte offensichtlich Angst, den Fluss zu durchqueren, da er aufgrund starker Regenfälle bedrohlich angeschwollen war. Ekido schaute schnell woanders hin. Tansan hingegen, ohne zu zögern und ohne ein Wort, nahm das Mädchen auf die Arme und trug sie durch das Wasser. Am anderen Ufer setzte er das Mädchen behutsam ab, und die beiden Mönche gingen schweigend weiter. Eine viertel Stunde verging, eine halbe, eine ganze. Da platzte es aus Ekido heraus: »Was ist eigentlich in dich gefahren, Tansan! Du hast gleich gegen mehrere Mönchsregeln verstoßen. Wie konntest du dieses hübsche Mädchen überhaupt beachten, geschweige denn sie berühren und ans andere Ufer tragen?«
Tansan erwiderte ruhig: »Ich habe sie am Flussufer zurückgelassen. Trägst du sie immer noch?«
Aus: Marco Aldinger, Geschichten für die kleine Erleuchtung. Das Buch zur Bewusstseinserheiterung. Herder Spektrum, Freiburg Basel Wien 2002.
Die zwei Gesellen
Es zogen zwei rüstge Gesellen
Zum ersten Mal von Haus,
So jubelnd recht in die hellen,
Klingenden, singenden Wellen
Des vollen Frühlings hinaus.
Die strebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Lust und Schmerz,
Was Rechts in der Welt vollbringen,
Und wem sie vorüber gingen,
Dem lachten Sinnen und Herz. -
Der erste, der fand ein Liebchen,
Die Schwieger kauft' Hof und Haus;
Der wiegte gar bald ein Bübchen,
Und sah aus heimlichem Stübchen
Behaglich ins Feld hinaus.
Dem zweiten sangen und logen
Die tausend Stimmen im Grund,
Verlockend Sirenen, und zogen
Ihn in der buhlenden Wogen
Farbig klingenden Schlund.
Und wie er auftaucht' vom Schlunde,
Da war er müde und alt,
Sein Schifflein das lag im Grunde,
So still war's rings in die Runde,
Und über die Wasser weht's kalt.
Es singen und klingen die Wellen
Des Frühlings wohl über mir;
Und seh ich so kecke Gesellen,
Die Tränen im Auge mir schwellen -
Ach Gott, führ uns liebreich zu dir!
Josef Eichendorff in Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Tops Taschenbücher Kevelaer 2007.
Manfred Wussow (2005)
Gabi Ceric (1999)
Lorenz Walter Voith (1996)