Ein Global Player
Ein großes amerikanisches Magazin hat vor mehreren Jahren die römisch - kath. Kirche als einen großen "Global Player" beschrieben; als eine "Weltgröße", die deshalb auch von vielen verdächtigt, angefeindet, wie auch bewundert wird,. . . Als eine Organisation, als eine Glaubensgemeinschaft, die sich in fast allen Ländern der Welt befindet; deren Teilkirchen sich in fast allen Sprachen der Welt wöchentlich versammeln und durch ein großes Netzwerk mit klarer Hierarchie auszeichnet.
Was heißt das heute, am Sonntag der Weltkirche?
Ich versuche nun, drei besondere Stärken unserer Kirche hervorzuheben. Diese können gegebenenfalls leicht ergänzt werden. Natürlich könnten wir heute auch auf die großen Defizite, großen Brüche und Herausforderungen eingehen. Doch dafür gibt es sicher an anderer Stelle Platz.
Lobby für das Leben
Unsere Kirche ist eine unschätzbare "Lobby" für das Leben. Leben vom Beginn an bis zu einem würdigen Tod. Wohl keine andere große internationale Organisation oder Glaubensgemeinschaft, steht von ihren Aussagen und Dokumenten her so klar für das Leben wie auch für die Würde des Lebens ein. Und das auch, wenn sie dafür gescholten und angefeindet wird. Z.B. in Fragen der Abtreibung, in Fragen der Sterbehilfe, aber auch in den Forderungen nach Schutz von Familie und Kinder.
Auch wenn in der Kirche selbst zu diesen Fragen nicht immer einen Einheitlichkeit feststellbar ist, so bleibt diese Haltung der Weltkirche immer auch eine Anfrage an uns selbst.
"Das Wichtigste ist der Friede"
Von Johannes XXIII. stammt das Wort am Beginn seines Pontifikates: "das Wichtigste ist der Friede". - Unsere Kirche steht für den Frieden in der Welt.
Auch wenn dies in der Geschichte - gegen die Intentionen des Evangeliums und der klaren Weisung Jesu - nicht immer so war, so ist die Kirche heute wohl die große "Friedensmahnerin". Sie tritt immer wieder für Frieden, für Versöhnung zwischen Staaten und Bevölkerungsgruppen wie auch für einen gerechten Ausgleich zwischen Nord und Süd ein. Dass in diesem Zusammenhang auch die Rechte der Immigranten ein Thema der Kirche waren und sind, ergibt sich von selbst. Dies tut die Kirche ganz im Sinne Jesu und des Evangeliums.
Gerade die Kirche setzte durch Seelsorger und Missionare seit Jahrhunderten Maßstäbe. Tausende von Missionaren wurden "Immigranten" und Apostel in den südlichen Ländern der Welt; heute kommen viele Seelsorger aus diesen ehemaligen Missionsländern zurück nach Europa und beschenken diesen unseren Kontinent mit ihren Diensten.
Aber auch dafür wird die Kirche heute angefeindet, manchmal auch aus den eigenen Reihen kritisiert.
Wie oft hören wir auch, die Kirche sollte sich nicht in "politische Dinge" einmischen. Doch: wenn sie dies nicht täte, würde sie ihren Grundauftrag verfehlen. . .
Zeugin und Verkünderin des Glaubens an Gott
Unsere Kirche war und ist eine weltweite Größe in der Vermittlung von Sinn, von Werten, von Antworten nach den Grundfragen des Lebens: nach dem "woher, wohin und wozu".
In einer pluralistischen Welt, in der wir uns zunehmend vorfinden, gelten scheinbar alle Einstellungen, Ideologien, Werte und Sinnangebote als gleichberechtigt. In einer liberal geprägten und durch den Säkularismus veränderten Gesellschaft hat die Kirche nicht mehr das Alleinvertretungsrecht auf diesem Gebiet.
Von ihren Grundlagen und Dokumenten her steht die Kirche für das Angebot, für die Einladung zum Glauben an den einen Gott, der sich schon immer den Menschen aller Nationen und Sprachen zeigte und auch heute zeigt. Sie steht für das Angebot und die Einladung zum Glauben an den einen Gott, der sich in Christus einmalig als Mensch zeigte, der am Kreuze ermordet wurde und durch seine Auferstehung und Sendung eine weltweite Verbreitung bewirkte. Hunderte Millionen von Menschen ließen sich durch diesen Glauben leiten und prägen. Sie prägen die Welt in diesem Sinne auch heute noch.
Diese unsere Weltkirche steht für das Angebot und die Einladung, dass mit dem Tod des Einzelnen die Geschichte nicht zu Ende geht; es gibt einen Platz, einen Namen, eine "Adresse", wo das Leben seine "Fülle" finden darf und kann. Es gibt einen Platz, wo alles Leid, alle Tränen, alles Unerfüllte letztlich aufgefangen werden. Diese Verkündigung ist kein billiger Trost der Kirche, nein, diese Verkündigung gehört zum zentralen Inhalt ihrer Botschaft.
Unterwegs als "pilgerndes Gottesvolk"
Das 2. Vatikanische Konzil bezeichnete die Kirche in einem Bild als ein "pilgerndes Volk". In diesem Sinne versammelt die Kirche wohl seit Beginn an immer auch Sünder und Heilige; Suchende und Verneinende, Kritische und Fromme, Beter und Sprachlose. . . Sie versammelt Menschen aller Farben, Rassen und Sprachen.
Für mich waren es eindrucksvolle Momente, als ich in Südafrika, in Indien oder in Dänemark an Gottesdiensten teilnehmen durfte, in denen ich mich trotz unterschiedlicher Sprachen, Gesänge usw. heimisch fühlen durfte.
Der bekannte Theologe und Psychoanalytiker Manfred Lütz meinte in seinem Buch "Der blockierte Riese": Neben all den großen Problemen, Herausforderungen, Abbrüchen, denen die Kirche im Westen ausgesetzt ist, "zählt die Heilige Messe in unseren Ländern noch immer zur größten 'Sonntagsveranstaltung' und das, obwohl das Christsein heute mehr als früher das sehr persönliche Bekenntnis voraussetzt".
Dank, Solidarität und Freude
Dieser Sonntag der Weltkirche lädt uns ein, ein wenig auch auf diese Seiten unserer Weltkirche mit Dankbarkeit zu blicken. Der Herr der Kirche ist Christus selbst; er hat dieser seiner Gemeinschaft den Heiligen Geist zugesagt. Auch in dieser unserer Zeit.
Dieser Sonntag lädt uns auch ein, die vielen Schwestern und Brüder wahrzunehmen, welche in vielen Teilen der Welt ob ihres Glaubens verfolgt werden, die um die tägliche Existenz kämpfen müssen.
Er lädt uns ein, gemeinsam die Hoffnungen und Freuden mit ihnen zu teilen.
Er lädt uns aber auch ein, hier und heute mit viel mehr Selbstbewusstsein und Freude zu dieser unserer "pilgernden Kirche" zu stehen und uns selbst darin aufgehoben zu wissen.