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Eröffnung:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
Einleitung:
Am Beginn des neuen Jahres feiern wir ein Marienfest, das Fest der Gottesmutter Maria. Sie begleitet uns in eine unbekannt Zukunft, sie verkündet uns aber auch die revolutionäre Botschaft, dass Gott ungerechte Verhältnisse auf den Kopf stellen wird.
Wir haben uns hier wieder versammelt, um auf Gottes Wort zu hören. Jesus Christus, Gottes Sohn und unser Bruder, ist in unserer Mitte.
Lied/Gebet: GL 258
1) Lobpreiset all zu dieser Zeit,
wo Sonn und Jahr sich wendet,
die Sonne der Gerechtigkeit,
die alle Nacht geendet.
Refrain:
Dem Herrn, der Tag und Jahr geschenkt,
der unser Leben trägt und lenkt,
sei Dank und Lob gesungen.
2) Christus hat unser Jahr erneut
und hellen Tag gegeben,
da er aus seiner Herrlichkeit
eintrat ins Erdenleben.
3) Er ist der Weg, auf dem wir gehn,
die Wahrheit, der wir trauen.
Er will als Bruder bei uns stehn,
bis wir im Glanz ihn schauen.
Kyrie:
Herr, Jesus Christus,
von einer Frau geboren
hast du dich den Gesetzmäßigkeiten von Raum und Zeit unterworfen.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich dem Gesetz des ersten Bundes untergeordnet.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns den Geist der Sohnschaft in das Herz gesenkt.
Herr, erbarme dich.
Gebet:
Allmächtiger, gütiger Gott,
am Beginn des neuen Jahres
hören wir aufs neue die Verheißung,
daß du dich in Jesus deines Volkes annimmst.
Begleite uns durch die Tage dieses Jahres und hilf uns,
daß wir - wie die Jungfrau Maria - »ja« sagen zu dem,
was du uns schickst.
Durch Christus, unseren Herrn.
Sonntagsbibel
Lesung - Num 6,22-27
Lesung aus dem Buch Numeri:
Der HERR sprach zu Mose:
Sag zu Aaron und seinen Söhnen:
So sollt ihr die Israeliten segnen;
sprecht zu ihnen:
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten
und sei dir gnädig.
Der HERR wende sein Angesicht dir zu
und schenke dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen
und ich werde sie segnen.
Antwortpsalm - Ps 67,2-3. 5. 6. 8.
Kv - Gott sei uns gnädig und segne uns – Kv
(oder GL 45,1)
Gott sei uns gnädig und segne uns.
Er lasse sein Angesicht über uns leuchten,
damit man auf Erden deinen Weg erkenne,
deine Rettung unter allen Völkern.- Kv
Die Nationen sollen sich freuen und jubeln, /
denn du richtest die Völker nach Recht
und leitest die Nationen auf Erden.
Die Völker sollen dir danken, Gott,
danken sollen dir die Völker alle.- Kv
Die Erde gab ihren Ertrag.
Gott, unser Gott, er segne uns!
Es segne uns Gott!
Fürchten sollen ihn alle Enden der Erde.- Kv
Evangelium - Lk 2,16-21
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit
eilten die Hirten nach Betlehem
und fanden Maria und Josef
und das Kind, das in der Krippe lag.
Als sie es sahen,
erzählten sie von dem Wort,
das ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
Und alle, die es hörten,
staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.
Maria aber
bewahrte alle diese Worte
und erwog sie in ihrem Herzen.
Die Hirten kehrten zurück,
rühmten Gott
und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten,
so wie es ihnen gesagt worden war.
Als acht Tage vorüber waren
und das Kind beschnitten werden sollte,
gab man ihm den Namen Jesus,
den der Engel genannt hatte,
bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.
Zum Nachdenken:
Maria, sie ist die Frau, welche von Beginn an ihr "Ja" gesprochen hat zu dem, was Gottes Plan war. „Ja, es soll geschehen, wie du es gesagt hast“. So hat sie dem Engel geantwortet, der ihr die Geburt Jesu verkündet hat. Dieses "Ja" steht für eine Frau, die bedingungslos auf Gott vertraut. Die sich auf Gott einlässt, auch wenn sie nicht auf Anhieb versteht, was er mit ihr vorhat. Dieses "Ja" ist oft missverstanden oder missbraucht worden, wurde auch gedeutet als das "Ja" einer Frau, die dem Idealbild einer Frau zu verkörpern scheint, wie es manchem Mann vorschwebte: gehorsam, demütig, sich klein machend. Aber dieses Bild trügt. Wir erkennen dies, wenn wir bei Lukas weiterlesen, wie es nach der Begegnung mit dem Engel weitergeht. Es folgt der Besuch von Maria bei Elisabeth. Und die Frau, die eben noch "Ja" gesagt hat, singt jetzt ein revolutionäres Lied, das Magnificat.
Es ist alles andere als das Lied einer jungen Frau, die zu allem "ja und Amen" sagt. Sie prophezeit, dass die bestehenden Verhältnisse auf den Kopf gestellt werden: "Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen".
Gewaltige Worte, die sagen: Es ist nicht richtig und gottgemäß, wenn Mächtige es sich gut gehen lassen auf Kosten der Armen. Eine solche Welt will Gott nicht - er will das ändern, wir sollen das ändern! Solch deutliche Worte kennen wir in der Bibel nicht unbedingt von Frauen. Zwar kennen wir die Wehe-Rufe Jesu gegen jene, die jetzt satt sind und dann hungern werden. Auch erinnern wir uns, dass die Propheten Amos und Jesaja gegen die Reichen und Mächtigen wettern. Aber Gott redet so nicht nur durch Männer. Bei Gott sind auch Frauen groß und stark.
Dieses Thema bewegt auch uns, in unserer Zeit. Wenn es darum geht, die Verhältnisse umzukehren, wenn die Mächtigen vom Thron gestoßen und die Niedrigen erhöht werden sollen - ist es dann nicht folgerichtig, dass auch die Frauen einen neuen, anderen besonderen Platz bekommen? Eine Frage, mit der viele auch in der Kirche ringen, um eine angemessene Antwort zu finden.
In der Enzyklika FRATELLI TUTTI von Papst Franziskus in der vom Vatikan veröffentlichten offiziellen deutschen Übersetzung heißt es: Entsprechend sind die Gesellschaften auf der ganzen Erde noch lange nicht so organisiert, dass sie klar widerspiegeln, dass die Frauen genau die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben wie die Männer. Mit Worten behauptet man bestimmte Dinge, aber die Entscheidungen und die Wirklichkeit schreien eine andere Botschaft heraus.
Er greift damit noch einmal ein Anliegen auf, mit dem er sich schon in seinem Apostolische Schreiben Evangelii gaudium im November 2013 beschäftigt hat. Selbstkritisch sollten wir uns fragen: Meint Papst Franziskus nur die „Gesellschaften da draußen", also die säkularen, oder richtet er den Fokus nicht auch auf die römisch-katholische Kirche als Institution?
Die Revolution, die Umkehrung der Verhältnisse: Maria hat sie am eigenen Leib erfahren, sie singt davon: "Er hat auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut. Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan". Maria klingt keineswegs wie eine unterwürfige Dienerin. Wenn wir ihr diese Rolle zuschreiben würden, würden wir auch ihrer Rolle in der Heilsgeschichte nicht gerecht. Gott hat Maria, die Niedrige, erhöht. Und Maria preist Gott dafür, dass er sie groß gemacht hat.
Hungrige werden satt, Erniedrigte werden erhöht, Schwache werden stark - das ist die Botschaft Gottes und die Botschaft Jesu. Sie ist revolutionär. Sie braucht revolutionäre Menschen, die sie verkünden, die über sie sprechen und sie singen. Menschen wie Maria. Sie sagt "ja" zu dem, was Gott Großes mit ihr vorhat. Und sie sagt "ja" zu dieser revolutionären Botschaft Gottes: Die Kleinen und Erniedrigten werden groß gemacht - "fiat" so möge es nach Gottes Willen geschehen.
So gesehen ist der heutige Festtag nicht nur ein Tag, wo wir unsere kleinen und großen Sorgen in den Blick nehmen und vor Maria und durch sie vor Gott legen können, sondern auch ein Tag, uns aufzumachen und unseren Beitrag dazu zu leisten, die Botschaft Jesu umzusetzen in unseren Alltag, in unsere Welt, im neuen Jahr, welches vor uns liegt.
Fürbitten:
Wir gehen in ein neues Jahr, mit Wünschen und Hoffnungen, auch mit mancher Sorge.
Mit Maria, der Gottesmutter, wollen wir gläubig ja sagen zu dem, was kommen wird
und bitten unseren Vater im Himmel:
Wir beten für unsere Pfarrgemeinde,
dass bei uns im neuen Jahr Glaube, Hoffnung und Liebe lebendig und erfahrbar bleiben.
Gott, unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir beten für alle, die mit Sorgen und Ängsten in das neue Jahr blicken,
dass sie Mut und Hoffnung nicht verlieren und in ihren Sorgen nicht allein sein müssen.
Gott, unser Vater…
Wir beten für die Kinder und Jugendlichen, die im kommenden Jahr zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen oder gefirmt werden,
dass sie wachsen und froh werden im Glauben.
Gott, unser Vater...
Wir beten für die Paare, die im kommenden Jahr ihr Ja-Wort sprechen zu einem gemeinsamen Lebensweg, dass sie diesen Weg in ehrlichem Vertrauen, mit Mut und Zuversicht gehen können. Gott, unser Vater...
Wir beten für alle, deren Lebenszeit im kommenden Jahr zu Ende geht,
dass sie heimkehren dürfen in deinen ewigen Frieden.
Gott, unser Vater...
Gott, unser Vater, alle Zeit steht in deinen Händen.
Du schenkst uns Tage, Stunden und Jahre, du machst mit uns und für uns immer wieder einen guten Anfang. Durch die Geburt deines Sohnes Jesus Christus aus der Gottesmutter Maria hast du unsere Zeit zu einer Zeit des Segens und des Heiles gemacht.
Durch ihn sei dir Lob und Dank in Ewigkeit. – Amen.
Lied: GL 257
1. Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.
2. Da alles, was der Mensch beginnt,
vor seinen Augen noch zerrinnt,
sei du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt,
wenn deine Güte uns nicht lenkt,
veralten wie Gewänder.
3. Wer ist hier, der vor dir besteht?
Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht;
nur du allein wirst bleiben.
Nur Gottes Jahr währt für und für,
drum kehre jeden Tag zu dir,
weil wir im Winde treiben.
4. Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist.
Du aber bleibest, der du bist,
in Jahren ohne Ende.
Wir fahren hin durch deinen Zorn,
und doch strömt deiner Gnade Born
in unsre leeren Hände.
5. Und diese Gaben, Herr, allein
lass Wert und Mass der Tage sein,
die wir in Schuld verbringen.
Nach ihnen sei die Zeit gezählt;
was wir versäumt, was wir verfehlt,
darf nicht mehr vor dich dringen.
6. Der du allein der Ewge heisst
und Anfang, Ziel und Mitte weisst
im Fluge unsrer Zeiten:
Bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.
Jochen Klepper (1937) 1938
Gebet:
Gott und Vater,
du hast den Frieden in unserer Familie gewahrt
oder uns immer wieder neu geschenkt.
Wir danken dir.
Behüte uns und hilf, uns gegenseitig in Liebe
zu tragen und zu ertragen.
Gib uns den guten Willen zur Versöhnung
nach jedem Streit
und die Kraft zu einer ehrlichen Aussprache
bei Zwistigkeiten.
Schenke uns Verständnis füreinander.
Schütze auch unsere Lieben,
die nicht gesund sind,
denen wir im Geist und bei allzu seltenen
Begegnungen verbunden sind.
Gib unserer Familie auch die Kraft,
sich nicht denen zu verschließen,
die unsere Nähe und unsere Hilfe brauchen.
Du liebst alle Menschen,
dich wollen wir lieben in unseren Nächsten.
Bleibe bei uns. Amen.
Aus: Gebete für das ganze Leben, St. Benno Verlag Leipzig 2004.
Segensbitte:
In sieben Tagen hast du, Gott, die Welt erschaffen,
ihr Licht gegeben
und die Ruhe,
in der alles gut ist.
Für die vielen Tage,
die wir vor uns haben,
von denen wir nicht einen kennen,
erbitten wir deinen Geist,
den Geist der Liebe und Freundlichkeit,
des Mutes und der Kraft,
der Wahrheit und des Rechtes.
Schenke uns Ruhephasen
und Pausen, um nicht unterzugehen,
und die Gelassenheit,
uns nicht zu wichtig zu nehmen.
Ein gutes neues Jahr willst du uns schenken
in Jesus Christus,
Freund und Bruder aller Menschen.
Pfarrer Manfred Wussow 2020
Zusammengestellt von Johannes-Michael Bögge
Lopez Weißmann (2001)
Bernhard Zahrl (1999)