Lesung
aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen
gingen Petrus und Johannes zur Gebetszeit
um die neunte Stunde in den Tempel hinauf.
Da wurde ein Mann herbeigetragen,
der von Geburt an gelähmt war.
Man setzte ihn täglich an das Tor des Tempels,
das man die Schöne Pforte nennt;
dort sollte er bei denen, die in den Tempel gingen,
um Almosen betteln.
Als er nun Petrus und Johannes in den Tempel gehen sah,
bat er sie um ein Almosen.
Petrus und Johannes blickten ihn an
und Petrus sagte: Sieh uns an!
Da wandte er sich ihnen zu
und erwartete, etwas von ihnen zu bekommen.
Petrus aber sagte: Silber und Gold besitze ich nicht.
Doch was ich habe, das gebe ich dir:
Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, steh auf und geh umher!
Und er fasste ihn an der rechten Hand
und richtete ihn auf.
Sogleich kam Kraft in seine Füße und Gelenke;
er sprang auf,
konnte stehen und ging umher.
Dann ging er mit ihnen in den Tempel,
lief und sprang umher und lobte Gott.
Alle Leute sahen ihn umhergehen und Gott loben.
Sie erkannten ihn als den,
der gewöhnlich an der Schönen Pforte des Tempels saß
und bettelte.
Und sie waren voll Verwunderung und Staunen
über das, was mit ihm geschehen war.
‘Apostel’ ist der Nachfolger, also jener, der in den Spuren des Herrn läuft. Daher erscheint es folgerichtig, dass die Berichte über das erste Auftreten der Apostel in der frühen Kirche Wunderberichte beinhalten, die die Apostel in ihrer Nachfolgeschaft legitimieren. Wir fühlen uns jetzt erinnert an die Heilung des Gelähmten bei Lk 5. Hier handelt Jesus als Gottes Sohn aus eigener Vollmacht, die Apostel hingegen berufen sich in ihrem Tun auf den, der sie gesandt hat.
Die 1. Lesung dieses Sonntags bringt einen Teil einer Petruspredigt, die er unmittelbar nach der Heilung eines Gelähmten im Tempelbezirk an das Volk gerichtet vorträgt. Der für die Liturgie vorgesehene Text schneidet dabei die Heilungserzählung heraus und beschränkt sich auf den Text der Rede (vgl. ungekürzte Fassung).
Die Predigten der Apostelgeschichte enthalten vor allem theologische Reflexionen des Verfassers und sind nicht als historische Reden der Apostel zu verstehen.
Inhaltlich setzt sich dieser Teil der Predigt mit einem den Christen der ersten Generation vertrauten Thema auseinander: Wie konnte es geschehen, daß sich die meisten Juden weder von der Predigt des Jesus von Nazareth noch von der Botschaft der Auferstehung des Jesus Christus überzeugen ließen. Ihnen geht es um den Beweis, daß Tod und Auferstehung Jesu in der Linie der jüdischen Traditon liegt. Der Prediger knüpft an den Hoffnungen der Stammväter Israels an und stellt die Geschehnisse an Jesus als von den Propheten im voraus verkündigt heraus. Die Schuldfrage am Tod Jesu wird akzentuiert den Juden angelastet. In der Annahme der Predigt der Apostel eröffnet sich den Juden aber die Möglichkeit umzukehren und an Jesus als Messias zu glauben.
Martin Stewen (2013)
Hans Hütter (1997)