Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 26. Mai. 2024 - Dreifaltigkeitssonntag (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Dtn 4,32-34. 39-40
Lesung aus dem Buch Deuteronómium.
Mose sprach zum Volk;
er sagte:
Forsche einmal in früheren Zeiten nach,
die vor dir gewesen sind,
seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde erschuf;
forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende:
Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses
und hat man je solches gehört?
Hat je ein Volk
mitten aus dem Feuer
die donnernde Stimme eines Gottes reden gehört,
wie du sie gehört hast,
und ist am Leben geblieben?
Oder hat je ein Gott es ebenso versucht,
zu einer Nation zu kommen
und sie sich mitten aus einer anderen herauszuholen
unter Prüfungen,
unter Zeichen, Wundern und Krieg,
mit starker Hand und hoch erhobenem Arm
und unter großen Schrecken,
wie alles, was der Herr, euer Gott,
in Ägypten mit euch getan hat,
vor deinen Augen?
Heute sollst du erkennen und zuinnerst begreifen:
Der Herr ist der Gott im Himmel droben
und auf der Erde unten,
keiner sonst.
Daher sollst du seine Gesetze und seine Gebote,
auf die ich dich heute verpflichte, bewahren,
damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht
und du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle Zeit.
Die Perikope ist Teil der Rede des Mose (1,1 - 4,43), die die Begründung der nachfolgenden Gebote darstellt. In diesem Rückblick in die Geschichte Israels mit seinem Gott und umgekehrt ist zugleich aber auch ein Ausblick für das zukünftige Heilshandeln Gottes an seinem Volk.
Jeder einzelne soll sich dessen gewahr werden, daß JHWH (Gott) vom Anfang der Schöpfung an seine Hand im Spiel hatte (Vers 32), daß JHWH sich selbst offenbarte vor jeden Juden - damals und heute. Die rhetorischen Fragen, die Mose an sein Volk stellt, sind jeweils mit Nein zu beantworten. Eine andere Möglichkeit bleibt dem Israeliten nicht. JHWH erweist sich als Gott, der es mit seinem Volk gut meint (vgl. die doppelte Verheißung vom langen Leben im Land.
Dabei kommt auch ein Grundgedanke des Buches Deuteronomium zum Ausdruck: Die Befolgung der Gebote, die JHWH fordert, ist die Antwort des Menschen auf eben diese liebende Fürsorge Gottes. Die Ausschließlichkeit Gottes wird offensichtlich, aber begründet eingefordert.
In der für Israel schwierigen Zeit des Exils in Babylon entstanden jene Schriften, die Israel an Jahwes Heilshandeln und an seine Taten für das Volk gemahnten - so auch das Deuteronomium. Kap. 4 bringt Mahnungen im Hinblick auf die Offenbarung Jahwes, auf die Erwählung des Volkes und auf das Gesetz.
Die Perikope verweist auf die Unvergleichlichkeit der Taten Jahwes, auf seine Rettungstat am Schilfmeer. Deshalb gilt das Gebot: "Jahwe ist der Gott, kein anderer ist außer ihm" (Vers 35). Der Abschluss (Vers 40) hängt mit dem in Kap. 5 folgenden "Zehnwort" zusammen: Die Gebote sind Folge des Heilshandelns Gottes, nicht seine Grundlage oder Bedingung!
(Es sollten auch die Verse 35-38 gelesen werden!- vgl. "ungekürzte Fassung")
Die Lesung ist am Dreifaltigkeitssonntag gewählt im Hinblick auf Gott, den Vater.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Dtn 4,32-40
Lesung aus dem Buch Deuteronómium.
Mose sprach zum Volk;
er sagte:
Forsche einmal in früheren Zeiten nach,
die vor dir gewesen sind,
seit dem Tag, als Gott den Menschen auf der Erde erschuf;
forsche nach vom einen Ende des Himmels bis zum andern Ende:
Hat sich je etwas so Großes ereignet wie dieses
und hat man je solches gehört?
Hat je ein Volk
mitten aus dem Feuer
die donnernde Stimme eines Gottes reden gehört,
wie du sie gehört hast,
und ist am Leben geblieben?
Oder hat je ein Gott es ebenso versucht,
zu einer Nation zu kommen
und sie sich mitten aus einer anderen herauszuholen
unter Prüfungen,
unter Zeichen, Wundern und Krieg,
mit starker Hand und hoch erhobenem Arm
und unter großen Schrecken,
wie alles, was der Herr, euer Gott,
in Ägypten mit euch getan hat,
vor deinen Augen?
Du bist es, der das hat sehen dürfen,
damit du erkennst: Der HERR ist der Gott,
kein anderer ist außer ihm.
Vom Himmel herab
ließ er dich seine donnernde Stimme hören,
um dich zu erziehen.
Auf der Erde ließ er dich sein großes Feuer sehen
und mitten aus dem Feuer hast du seine Worte gehört.
Weil er deine Väter lieb gewonnen hatte,
hat er alle Nachkommen eines jeden von ihnen erwählt
und dich dann in eigener Person
durch seine große Kraft aus Ägypten geführt,
um bei deinem Angriff Völker auszurotten,
die größer und mächtiger sind als du,
um dich in ihr Land zu führen
und es dir als Erbbesitz zu geben,
wie es jetzt geschieht.
Heute sollst du erkennen und zuinnerst begreifen:
Der Herr ist der Gott im Himmel droben
und auf der Erde unten,
keiner sonst.
Daher sollst du seine Gesetze und seine Gebote,
auf die ich dich heute verpflichte, bewahren,
damit es dir und später deinen Nachkommen gut geht
und du lange lebst
in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt für alle Zeit.
Antwortpsalm - Ps 33,4-6. 9. 18-20. 22.
Kv Selig das Volk, das der Herr sich
zum Erbteil erwählt hat. – Kv
oder GL 56,1
Das Wort des Herrn ist redlich, *
all sein Tun ist verlässlich.
Er liebt Gerechtigkeit und Recht, *
erfüllt von der Huld des Herrn ist die Erde. – (Kv)
Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, *
ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.
Denn er sprach und es geschah; *
er gebot und da stand es. – (Kv)
Siehe, das Auge des Herrn ruht auf denen, die ihn fürchten, *
die seine Huld erwarten,
dass er ihre Seele dem Tod entreiße *
und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte. – (Kv)
Unsre Seele hofft auf den Herrn; *
er ist unsre Hilfe und unser Schild.
Lass deine Huld über uns walten, o Herr, *
wie wir auf dich hofften! – Kv
2. Lesung - Röm 8,14-17
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen,
sind Kinder Gottes.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen,
sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet,
sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,
in dem wir rufen: Abba, Vater!
Der Geist selber bezeugt unserem Geist,
dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;
Erben Gottes
und Miterben Christi,
wenn wir mit ihm leiden,
um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Manfred Wussow (2004)
Johann Pock (2000)
Gabi Ceric (1997)
Das achte Kapitel des Römerbriefes variiert das Thema "Gewissheit". Gewiss ist, dass der Geist Christen zu Kindern Gottes und zu Miterben Christi macht. In der Taufe empfangen - man schaue zurück auf Röm 6 - gibt der Geist die Freiheit, Gott als Vater anzusprechen.
Gegenübergestellt ist der Geist, der klein und unterwürfig macht, der niederhält oder einen Menschen "unten" sein lässt. Paulus spricht von einem Geist, der Sklaven macht. Die Erfahrung, dass es einen Geist gibt, der genau das macht und will, wird auch von Menschen heute gemacht - trotz veränderter sozialer Strukturen und Schichtungen. Wesentliches Kriterium des Geistes, der Sklaven macht, ist: Angst.
Paulus erinnert die Gemeinde in Rom daran, dass die Christen den Geist empfangen haben, der sie zu Kindern macht. Wesentliches Geschenk des Geistes, der Kinder macht, ist: Freimut. Paulus spricht vom Geschenk der Freiheit, die ihre Vollendung darin findet, dass "wir" mit Christus verherrlicht werden.
Aus der Erfahrung der Gemeinde in Rom: Es gibt Sklaven, die frei sind. Es gibt Freie, die Sklaven sind. Pfingsten, mit Paulus gesehen, hilft die Geister zu unterscheiden - und den Geist, der Sklaven macht, zu bannen. Pfingsten ist vor allem eine große Tauferinnerung.
Paulus setzt hier zwar "Fleisch" und "Geist" gegenüber, nicht aber im Sinne einer Leibfeindlichkeit, sondern wohl im semitischen Sinne: Fleisch meint dann den ganzen Menschen (mit Leib und Seele...) in seiner Hinfälligkeit.
Der Geist Gottes gibt diesem Menschen nun Leben, Freiheit, Sohnschaft statt Knechtschaft. Der Geist gibt uns auch eine neue Lebensweise: nicht mehr nur auf "Irdisches" bedacht, sondern im Blick auf die Gemeinschaft mit Gott, mit Christus. In diesem Geist ist es nun auch möglich, Leid zu ertragen (Vers 17).
Die Lesung aus dem Römerbrief ist gewählt im Hinblick auf Gott, den Heiligen Geist.
Paulus schreibt zum ersten Mal an die Gemeinde in Rom, die er nicht selbst begründet hat, sie aber sehr wohl unterstützen will. In seiner Darstellung geht es Paulus um die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes, die zu einem neuen Leben führt.
Das neue Leben ist ein Leben im Geist, der frei macht (Vers 15) und der uns bezeugt, daß wir in die Vater-Kind-Beziehung mit Gott hineingenommen sind - damit aber auch in den Tod und die Auferstehung Christi. Das hat Konsequenzen: auch wir werden leiden müssen. Die Aussicht auf die Herrlichkeit, die auch uns zuteil werden wird, läßt aufblicken und hoffen (vgl. 8,18-30).
Ruf vor dem Evangelium - Offb 1,8
Halleluja. Halleluja.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Ehre sei dem einen Gott,
der war und der ist und der kommen wird.
Halleluja.
Evangelium - Mt 28,16-20
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
gingen die elf Jünger nach Galiläa
auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen,
fielen sie vor ihm nieder,
einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu
und sagte zu ihnen:
Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht
und macht alle Völker zu meinen Jüngern;
tauft sie
auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes
und lehrt sie,
alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Und siehe,
ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Johann Pock (2000)
Gabi Ceric (1997)
Hans Hütter (1996)
Matthäus berichtet nur kurz die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern. Im Mittelpunkt steht hier der (testamentarische) Auftrag Jesu an sie.
Der Berg ist gewählt als der Ort der Gottesbegegnung; die Lehre schließt gewissermaßen an die Bergpredigt (Mt 5 - 7) an - nun aber unter dem Vorzeichen der Endgültigkeit. Jesus spricht als der Auferstandene und als der "Pantokrator": "Mir ist alle Macht gegeben". Den Schluß des Evangeliums bildet der Missionsauftrag: Die Aussendung zu allen Völkern, der Taufauftrag, der schon formelhaft gebildet ist, sowie die Norm der Mission: Leben und Lehre Jesu.
Das Evangelium schließt mit einer positiven Zusage: "Ich bin bei euch" (vgl. "Immanuel" = Gott mit uns - Mt 1,23). Die Form dieser Gegenwart wird hier nicht näher ausgeführt.
Der Evangelist Matthäus, der sein Werk wahrscheinlich um 90 n. Chr. in Syrien, wo Christen und Juden zusammenlebten, abgefaßt hat, endet mit einer einzigartigen Zusage: "Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Die Frohe Botschaft geht weiter, indem die Jünger zur Taufe und zur Lehre beauftragt sind.
Was früher nur an Israel bestimmt war (10,5f und 15,24) zieht nun seine Kreise in der ganzen Welt: Der auferstandene Herr sendet seine Jünger in alle Welt, um allen Völker - nicht bloß Israel - die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden und zu lehren.
Als Evangelium wird an diesem Festtag der Abschluß des Matthäusevangeliums vorgetragen. Es ist die Zusammenfassung und zugleich der Höhepunkt, auf den das ganze Buch zusteuert. Matthäus verbindet dabei die Überlieferung einer Erscheinungserzählung in Galiläa mit der Aussendung der Jünger und dem Zuspruch seines Beistandes.
Im Gegensatz zu den anderen Evangelisten erzählt Matthäus von keiner anderen Erscheinung Jesu vor seinen Jüngern. Die Begegnung mit dem Auferstandenen wird dadurch umso dramatischer und bedeutungsvoller. Die Jünger fallen vor ihm nieder. Jesus ist für sie nicht mehr nur der, mit dem sie umherzogen, sondern der Erhöhte, Göttliche, trotz aller Zweifel.
Der Sendungsauftrag ist Gegenstück und Weiterführung der Aussendungsrede im 10. Kapitel. Dort sendet er die Jünger zu den Juden und untersagt ihnen ausdrücklich, zu den Heiden oder Samaritern zu gehen. Nun sendet er sie zu allen Völkern. Er ist nun Herr aller Völker.
Abgeschlossen wird das Matthäusevangelium mit der Zusage: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Christus erweist sich als der Emmanuel, der "Gott mit uns", der am Beginn des Matthäusevangeliums dem Josef im Traum verheißen worden war.
Wie Gott uns nahekommt und wie wir Gott nahekommen
Sich bücken
Ein Gelehrter kam zu einem Rabbi und sagte: „Ich habe so viel in Büchern gelesen und studiert, aber Gott ist mir noch nie begegnet!“ Der Rabbi antwortete: „Dann hast du dich noch nicht genug gebückt!“
Diese chassidische Geschichte passt gut zum Fest „Dreifaltigkeit“. Es gibt unzählige Bücher, die sich mit dem Thema „Gott“ befassen. Es gibt viele Frauen und Männer, die sich in ehrlicher Arbeit mühen, den Glauben näherzubringen. Doch wo begegnet uns Gott? Die Antwort des Rabbis zeigt uns einen wichtigen Weg. Wir müssen uns bücken. Gott hat sich gebückt, zu uns Menschen gebückt.
Gott zeigt sich als liebender Vater
Das zeigen uns die Lesungen und das Evangelium des heutigen Festtages.
Schauen wir in die Lesung aus dem Buch Deuteronomium. Gott hat diese Welt und vor allem den Menschen erschaffen. Gott schenkt Leben. Gott sorgt, dass Menschen das Nötige zum Leben bekommen. Dieser große Gott spricht zu den Menschen in direkter Weise. Gott nimmt sich seines Volkes Israel an. Israel war ein sehr unbedeutendes und kleines Volk. Es war versklavt. Gott hat sie befreit aus der Gefangenschaft in Ägypten.
Dieser große Gott ist uns Menschen, seinem Volk nahe. Gott ist droben im Himmel und auf der Erde unten. Gott hat uns Gesetze und Gebote gegeben. Das tat Gott aus Liebe. Wenn wir seine Gesetze halten, dann, so wird uns zugesagt, wird unser Leben gelingen, dann wird es uns gut gehen. Schon in diesen Worten zeigt sich, dass Gott ein fürsorglicher Gott ist. Sein Volk ist Gott wichtig. Gott hat sich dem Volk Israel zugewandt. Gott wendet sich auch uns zu, er verschenkt sich an uns Menschen, auch heute. Gott beschützt sein Volk. Gott zeigt sich als ein liebender Vater.
Gott sorgt für uns wie eine liebende Mutter
Es ist aber auch völlig berechtigt, Gott als Mutter anzusprechen. Das hat Papst Johannes Paul I., der lächelnde Papst, in einer Ansprache zum Angelus den Gläubigen ans Herz gelegt. „Gott ist Vater. Mehr sogar, Gott ist Mutter, die uns nicht weh tun möchte.“ Gott hat auch zärtliche und fürsorgliche Seiten. Gerade Mütter sind ein Bild für echte Hingabe und Liebe. In ihrer Liebe schenken sie Kindern das Leben. In ihrer Liebe sorgen sie für das neue Leben. Es sind in den meisten Fällen die Mütter, die den Kindern den Glauben zuerst verkünden. Es sind zuerst die Mütter, die Kindern vor allem Liebe und Nähe schenken.
In Jesus kommt uns Gott nahe
Nähe – das schenkt uns auch Jesus. In ihm, in seinen Worten und Taten ist die Liebe Gottes zu sehen und zu erfahren. In Jesus ist Gott „den Menschen gleich“, „außer der Sünde“ geworden. Jesus hat von der Geburt bis hin zu seinem Sterben und Leiden unser menschliches Leben erfahren. In Jesus zeigt sich eine wichtige Eigenschaft Gottes: Die Barmherzigkeit. Es ist das Erbarmen mit den Menschen, die gestrauchelt sind, mit den Sündern, den Sünderinnen, mit allen, die wie Schafe ohne Hirten sind. Zu diesen Menschen am untersten Ende der Gesellschaft hat sich Jesus gebückt.
In seinem Leiden und seinem Sterben hat Jesus gezeigt: Gott schenkt uns seine Liebe. Eine Liebe, die sich hingibt, die sich verschenkt. Eben das feiern wir in der Eucharistie. Wenn wir Jesus im Heiligen Brot empfangen, dann kann das unsere Herzen verwandeln, erneuern. Wir können Herzen bekommen, die zu dienen bereit sind, die bereit sind, sich zu bücken. In Jesus gibt sich der große Gott in unsere Hände. Da kommt Jesus uns nahe.
Jesus sendet seine Jünger und Jüngerinnen aus, seine Liebe zu verkünden. Er sendet sie aus, die Menschen zu taufen auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gott ist uns nahe im Heiligen Geist
An Pfingsten haben wir gefeiert, dass Gott uns auch in unserer Zeit nahe ist. Wir haben den Heiligen Geist empfangen. Gottes Geist wirkt auch heute in der Welt und in der Kirche. Gottes Geist wirkt in jeder Frau und jedem Mann. Gottes Geist macht uns frei von einem Leben, das sich nur an dieser Welt orientiert. Gottes Geist macht uns zu Söhnen und Töchtern. Darum sind wir, so schreibt Paulus, Miterben Christi. Das heißt: Wir haben teil am göttlichen Leben. Für uns ist es wichtig, sich dem Geist Gottes zu öffnen, sich von Gottes Geist führen zu lassen.
Sicher sind diese Gedanken über Gottes Geist in einer männlichen Sprache ausgedrückt. Doch wie Gott Vater und Mutter ist, so ist Gottes Geist auch weiblich. An Pfingsten haben wir gehört, dass Gott in einem kräftigen Wind kommen kann. Gott ist aber auch zu erfahren in einem leichten Säuseln wie es der Prophet Elia am Berg Horeb erlebt hat. Das hebräische Wort für Gott heißt »ruach«. Ruach ist zuerst weiblich. Gott bückt sich im Heiligen Geist, in der ruach auch in unseren Zeiten zu seiner Welt, zu uns Menschen.
Gott begegnen, indem wir uns bücken
Wir begegnen Gott, wenn wir bereit sind, uns wie Gott zu bücken. Wir begegnen Gott, wenn wir alles befolgen, was Jesus gesagt und getan hat. Das kann bedeuten, dienende Menschen zu werden, die das Wohl und das Heil der anderen Menschen im Herzen behält. Sich bücken kann bedeuten, demütig anzuerkennen, dass wir Geschöpfe sind, dass Gott das Heil der Welt wirkt und wir Gottes Werkzeuge sind. Sich zu bücken kann bedeuten, barmherzig zu sein; schon allein aus dem Grunde, weil wir spüren: wir sind Menschen mit Fehlern und Schwächen. Sich zu bücken kann bedeuten, gerade denen Anerkennung zu schenken, die abseits stehen. Sich bücken ist kein falsch bescheidenes Sich-selbst-klein-machen, keine gespielte Untertänigkeit. Es bedeutet den Willen sich zu bücken, wie Gott es tat.
Wir können tausende von Büchern lesen, tausende tiefgehende Vorträge über Gott hören, über Fragen des Glaubens. Wir werden Gott nur zu einem geringen Teil begreifen. Alles Suchen und Fragen ist dann sinnvoll, wenn wir immer tiefer Gottes Haltung lernen. Nur dann kommen wir dem nahe, was Gott ist, nur dann begegnen wir der Dreifaltigkeit Gottes. Wir müssen uns bücken und dienen lernen.
Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes
Gott erkennen, das Wirken Gottes begreifen
Die 1. Lesung lädt zur Erinnerung, zum Nachforschen unseres Glaubens ein und uns unseres Ursprungs zu besinnen. Woher kommen wir? Was ist der Sinn unseres Lebens? Wohin werden wir einmal gehen? Wir sollten uns daran erinnern, dass Gott uns aus der Sklaverei Ägyptens aus großer Bedrängnis in die Freiheit geführt hat. Wir sollten uns daran erinnern, dass Gott uns Atem, Luft zum Leben gegeben hat. Den Lebensatem hat er uns eingehaucht. Erinnern wir uns daran, dass nichts selbstverständlich ist, schon gar nicht die Luft zum Atmen. Alle Annehmlichkeiten des Lebens, besonders dann, wenn wir sie sehr lange in Anspruch nehmen dürfen, werden zur Selbstverständlichkeit und Empörung kommt dann auf, wenn wir Verzicht üben müssen.
So macht uns die 1. Lesung auch bewusst, die Gebote und Gesetze zu achten. Es wird uns nahegelegt, die Vergangenheit als gegenwärtiges Erinnern zu sehen. Das geschieht zumindest jeden Sonntag beim Gottesdienst: „Sooft ihr dies tut, tut es zu meinem Gedächtnis!“ Die Zukunft ist Hoffen und gegenwärtiges Glauben. Auch das geschieht in dichtester Form bei der Eucharistiefeier. Eucharistie als Danksagung und immerwährendes Erinnern an das Osterfest, wo wir von der Knechtschaft in die Freiheit, von der Dunkelheit ins Licht geführt wurden. Wir leben sehr oft von Entscheidungen, die in der Vergangenheit getroffen wurden. Manche Entscheidungen mögen wir bedauern, für andere sollten wir dankbar sein. Eine dieser Entscheidungen ist die Eucharistie- Danksagung. Das Fronleichnamsfest als Erinnerung, in dem sich Jesus uns schenkt, feiern wir in besonders dichter Form, wenn uns bei der Prozession durch die Straßen in Erinnerung gerufen wird, dass Jesus für a l l e Menschen immer da ist und unser Leben begleitet.
Sich vom Geist Gottes leiten lassen
Die 2. Lesung erinnert uns, uns vom Geist Gottes leiten zu lassen. Es ist der Geist, der Beziehung schafft, der Ungeist bringt alles durcheinander, engt ein, macht orientierungslos. Das Beziehungsgeschehen ist permanenter Auftrag, der in der Familie anfängt und sich jeden Tag erneuert. Bereits Kinder wollen geachtet, gesehen, angehört werden, brauchen viel Verständnis. Wer das kaum oder nie erfahren hat, wird es auch später nur schwer vermitteln können. Der Geist Gottes schafft im Menschen Beziehung, die er untereinander pflegen soll. Ausschlaggebend ist das Bibelwort: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Beziehung wird besonders dort geschaffen, wo jemand Hilfe benötigt. Jesus sagt zum Blinden: „Was kann ich dir tun?“ (Mk 10,51). Anders formuliert: Wo kann ich dir helfen?
Politik ist Beziehungsgeschehen. Dreifaltigkeit ist belebte Demokratie und wird in der Demokratie über Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit - man beachte die Dreizahl - erlebbar. Diese Begriffe waren die Leitwörter der Französischen Revolution (1789-1799). Um diese Parameter einigermaßen sicherzustellen braucht es Gesetze, Rechtsstaatlichkeit, um mit Hilfe von Legislative, Exekutive und Judikative – wieder eine Dreizahl - auch die Menschenwürde zu garantieren. Menschenwürde als Urgrund unseres Seins. Gott wird Mensch durch seinen Sohn Jesus, der alles mitgemacht hat, was auch Menschen durch Generationen an Freudigem, Guten, Miserablem, Zweifelndem erlebt haben. Mach es wie Gott, werde Mensch!
Vater, Sohn und Geist
Der Ausdruck „Dreifaltigkeit“ kommt in der Bibel nicht vor. Im Matthäusevangelium wird es ausgesprochen: „Geht hin, lehret, taufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wieder ein Dreischritt. Damit verbunden zeigen sich drei wesentliche Themen für das Christentum: die Lehre vom dreieinen Gott, Christsein als Sendungsauftrag durch die Taufe und ein Christusbekenntnis. Hinwendung zum dreifaltigen Gott, Teilnahme am Leben des dreifaltigen Gottes und der Auftrag vor allem durch unser gutes Beispiel zu lehren: verba docent, exempla trahunt. (Worte lehren, Beispiele wirken).
Das unfassbare Geheimnis Gott
Wir sind wie Binde
Kennen Sie das Gleichnis von den blinden Männern und dem Elefanten? Es wird in unterschiedlichen Versionen in Südasien erzählt. „Drei blinde Männer begegnen einem Elefanten. Sie ertasten ihn an unterschiedlichen Körperstellen, um zu begreifen, worum es sich handelt. Der Blinde, der das Bein befühlt, sagt, dass ein Elefant wie eine Säule sei; der, der den Schwanz befühlt, dass ein Elefant sich wie ein Seil anfühle; der, der den Rüssel befühlt, dass ein Elefant Ähnlichkeit mit einem Ast habe; der, der das Ohr befühlt, dass ein Elefant wie ein Handfächer sein müsse. Da sie sich nicht einigen können, wer von ihnen denn nun Recht hat, wenden Sie sich an einen Weisen. Dieser erklärt Ihnen: „Ihr habt alle recht. Aber es gibt einen Grund, warum ein jeder von euch es anders erklärt. Jeder von euch hat einen anderen Körperteil des Elefanten berührt.“
Am Dreifaltigkeitssonntag erinnern wir uns daran, dass wir wie die Blinden aus dem Gleichnis da stehen, wenn wir versuchen wollen, Gott zu beschreiben. Jede Gotteserfahrung, die wir in unserem Leben machen, zeigt: Wir erfahren und erleben Gott immer nur in einem kleinen Ausschnitt, aber nie in seiner wirklichen Größe und Ganzheit. Gott ganz verstehen zu können ist unmöglich. Die Aussage der Dreifaltigkeit Gottes, Gott ist einer in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ist ein Beispiel dafür.
Gott ist der ganz Andere
Die christliche Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes bringt zum Ausdruck: Mit menschlichem Verstand ist nicht zu verstehen, wie das logisch zusammengehen soll: Ein Gott in drei Personen. Die biblischen Texte verwenden Symbole und Bilder, wenn sie über Gott etwas aussagen wollen. Jedes Bild oder Symbol aber zeigt uns eine andere Wirklichkeit, einen anderen Blickwinkel dieses unbegreiflich großen Gottes: die Wolke und die Feuersäule, der brennende Dornbusch, die Taube, das Wasser des Lebens, der Weinstock, die Tür, das Brot, das Manna, das leise Säuseln, der Atem, der Sturmwind, Feuerzungen, das Herz, der gute Hirte… Alles Bilder, die uns erahnen und erleben lassen, wie Gott ist, die uns aber ebenso deutlich machen, dass dies alles immer nur Ausschnitte sind, Mosaiksteine, die letztlich nur darauf hinweisen, dass Gott trotz allem der ganz Andere bleibt, der Unbegreifliche, nie ganz Verstehbare.
Wie von Gott reden?
Gott in seiner Dreifaltigkeit, die wir heute in den Blick nehmen, zu erklären, kann nur ein Versuch sein. Jeden Gottesdienst beginnen wir Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und im Glaubensbekenntnis beten wir: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn. Ich glaube an den heiligen Geist…
Was bringen wir damit zum Ausdruck?
Gott, wird von uns in diesen drei Personen angebetet, die eine Einheit, ein Ganzes bilden. Gott ist vielfältig. Er ist Schöpfer der Welt, und wir dürfen ihn mit Jesu Worten Vater nennen. Er ist uns Bruder geworden in Jesus, der die menschgewordene Liebe Gottes ist. Und er ist unser Beistand. Gottes Geist wirkt in der Welt, auch wenn er nur schwer bzw. nicht zu fassen ist.
Dieser Gott ist keiner, der sich aufzwängt. Er bietet sich an. Deutlich wird dies, wenn Gott zu Mose sagt: Ich bin der Ich bin da. Er ist personifizierte Liebe Gottes. Jesus sagt: Vater, die Menschen haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
Gott immer neu entdecken
An diesen Gott zu glauben ist nicht langweilig, sondern etwas unglaublich Spannendes. Gerade der Sonntag, in dem wir den dreifaltigen Gott in den Mittelpunkt stellen, macht uns das deutlich. Ein jeder kann immer wieder etwas ganz Neues bei Gott entdecken. Und diese Gottsuche ist es, die den Glauben lebendig erhält. Niemand ist fertig mit seinem Glauben, es gibt darin Irrwege und Umwege, Durststrecken und Krisen, aber auch Wunder, Ruheorte, breite Straßen, und manchmal sogar Quantensprünge, die uns begreifen lassen, für wenige Sekunden wenigstens, dass Gott da ist, ganz nah, intensiv, spürbar.
Das Geheimnis Gottes in der Welt
Die letzte Seite
Matthäus sitzt an seinem letzten Blatt. Draußen dämmert es. Am Horizont lugt die Sonne in den Tag. Matthäus blättert noch einmal in seinem Stapel Papiere. Alles, was er von oder auch über Jesus gesammelt, geordnet und aufgeschrieben hat, ist – eigentlich – vollständig. Heute wird er fertig. Ein umfangreiches Werk findet seinen Abschluss.
In Galiläa trifft Jesus zum letzten Mal seine Jünger. Dort ist er ihnen auch zum ersten Mal begegnet. Damals, am See Genezareth. Ein paar Jahre ist das jetzt her. Inzwischen ist viel passiert. Dass jetzt aber einige zweifeln, lässt aufhorchen. Was eigentlich nur ein Nebensatz ist, eine Beobachtung am Rande, will nicht übersehen werden. Doch das Blatt ist voll. Zeile für Zeile wohl überlegt. Ein neues Blatt wird es nicht geben. Und die Zweifel werden nicht ausgeräumt.
Namen der Zweifler nennt Matthäus nicht. Einige, sagt er, einige! Unter die Zweifler gesellen wir uns auch. Mit unseren Fragen, Bedenken und Widerworten. Was kann ich denn glauben? Was hoffen? Verschweigen oder beschwichtigen lassen sich die Fragen nicht, wenn sie einmal ins Herz gezogen sind. Auf dem letzten Blatt wird nichts geschönt, vereinfacht oder übergangen. Das letzte Kapitel wird zu einem Kunstwerk. Matthäus legt den Stift aus der Hand.
Das letzte Wort
Wie viele Geschichten, Predigten und Wunder es sind, die er von Jesus erzählt hat! Schaut Matthäus zurück, hat er eine neue Welt nicht nur gesehen, sondern sie bis ins Detail verliebt beschrieben. Dass Menschen Liebe entdecken, oft auch ganz neu, ist immer ein Wunder. In Schuldgeschichten, Geschichten von Versagen, Geschichten von Hochmut und Hass. Es ist, als ob das Licht neu geschaffen wird und die Finsternis weicht.
Jesus begegnet, Jesus berührt Menschen und lässt sie einen Blick in den Himmel tun. Manchmal gewagt, immer überraschend. Er zeigt ihnen die Welt, wie sie von Gott gedacht ist. Wie sie von Gott geliebt ist. Die Welt bleibt bei ihm nicht so, wie sie ist. Sie muss auch nicht so bleiben. Auch nicht so, wie sie sich eingerichtet hat. Schon gar nicht, wie sie geordnet und festgelegt wird. Von Menschen, die „Herren der Welt“ spielen, aber auf ihren Altären nicht nur Menschen opfern, sie reißen die Erde mit ins Verderben, sich vergehen sich an der Zukunft. Heute schon bleiben viele Menschen auf der Strecke, sie verschwinden in Statistiken und Nachrichten. Manchmal ist das Klagen ganz leise, manchmal weint die Erde ganz laut.
Auf dem letzten Blatt soll darum auch die letzte Begegnung Jesu mit seinen Jüngern stehen. Er kommt zu ihnen. Er sucht sie auf. Wie damals, als er sie berief. Komm, folge mir nach! Doch jetzt sind die Jünger in ihre Heimat, in ihre Berufe, in ihre Vergangenheit zurückgekehrt. Man könnte denken, sie hätten ihre Geschichten mit Jesus abgeschlossen, schlimmer noch, sie hätten sich enttäuscht abgewandt, alle Hoffnungen aufgegeben. Doch Jesus kommt zu ihnen. Als der von den Toten Auferstandene. Er bringt ihnen sein Leben mit und vertraut ihnen an: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“
Der Weg in die Welt
Die Jünger sind in die Welt gegangen. Ihre Spuren finden sich zwischen Indien und Spanien. Die ersten kleinen Gemeinden sind entstanden. Jesu Wort hat Menschen erreicht, das Evangelium quasi die ganze bekannte Welt erobert. Ganz so, wie Jesus gesagt hat. Ab jetzt wird an vielen Stellen der Welt Gottesdienst gefeiert, mal ganz einfach, mal festlich, mal im Busch, mal in einer Kathedrale. Ab jetzt werden Menschen getauft, als Erwachsene und dann auch als Kinder. Der christliche Glaube ist am Anfang ein Neuheitserlebnis, später gewöhnlich, irgendwann dann auch fremd. Doch das Evangelium verkündet das Geheimnis Gottes, seine Liebe. So veränderlich Zeiten und Überlieferungen sind. Neugierig, fasziniert und getröstet entdecken Menschen die Liebe Gottes.
Später wurde auch mit Gewalt missioniert, das Kreuz als Symbol der Macht missbraucht. Die Liebe Gottes musste so ziemlich für alles herhalten, was Menschen - in der Regel Weiße - in ihrem Großmachtstreben durchzusetzen suchten. Von der Ausbeutung Lateinamerikas, der Entrechtung der Ureinwohner bis zu den Kolonialreichen und den ersten Völkermorden. Das Evangelium wurde zu einem Vorwand, die Welt zu retten und sich zu unterwerfen. Auch heute befürchten Menschen, dass dieser Geist immer noch lebendig sein könnte. Die dunklen Seiten lassen sich nicht herausreißen. Langsam geht mir auf, warum Matthäus die Zweifel nicht weg retuschiert, sie auch nicht auflöst, ihnen keine neue Seite widmet. Zweifel schützt vor Größenwahn, Allmachtsphantasien und Selbstzufriedenheit. Der Zweifel ist eine Gabe Gottes. Wie weit Matthäus gesehen hat! Die letzte Seite ist tatsächlich ein Kunstwerk.
Wir wären heute nicht hier, wenn die Jünger nicht in die Welt gegangen wären. Sie haben Nachfolgerinnen und Nachfolger gefunden. Mitten unter uns. Menschen, die ihre Hoffnungen übernommen haben und sie weitergeben von Generation zu Generation, von Landstrich zu Landstrich, von Kirche zu Kirche. Heute sind wir dran. Wir sitzen auf den Schultern von Riesen. Und stehen auf den Schultern von Zweiflern.
Ob wir jetzt von der letzten Predigt Jesu reden oder eher beiläufig nur von einem Abschiedswort: Jesus sagt, dass ihm alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden. Eine wunderbare Wendung. Himmel und Erde verwachsen zu einem Raum, zu einem Raum der Liebe.
Das Geheimnis Gottes
Es war eine weise Entscheidung, uns dieses letzte Blatt aus dem Matthäusevangelium heute zu schenken – oder auch zuzumuten. Der Sonntag trägt den schönen, aber durchaus sperrigen Namen Dreifaltigkeitssonntag oder auch Trinitatis. Vorhin haben wir uns mit dem Kreuz bezeichnet und gesagt: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gebete schließen wir ab mit: "... durch Jesus Christus, deinen Sohn, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit."
Oft sind das nur noch Formeln, Leerformeln. Aber sie umschreiben das Geheimnis Gottes: Gott ist in sich Liebe, er ist nach außen Liebe, er geht ganz in Liebe auf. Wir staunen über seine Väterlichkeit und Güte – dann freuen wir uns über die Schöpfung. Wir staunen über seine Barmherzigkeit und Geduld – dann sehen wir Jesus für uns leiden und sterben. Wir staunen über seine Gegenwart und Lebendigkeit – dann sehen wir seinen Geist, der weht, wo er will. Wir können ihn nicht bändigen, nicht einhegen, nicht für unsere Zwecke nutzen. Aber mit den vielen Erfahrungen, die wir machen, geht uns seine Liebe immer mehr auf. Er schenkt uns dafür sogar Augen, Ohren, Füße, Hände und Herzen.
Wir würden gerne alles erklären, in Worte und Begriffe fassen, aber Gott können wir nur loben, rühmen und uns über ihn freuen. Sein Geheimnis lüftet er nur halb: In jeder Liebeserfahrung sehen wir seine Rückseite. Sein Gesicht wird er uns noch zeigen: wenn er die Welt vollendet.
Paulus schreibt:
So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;
wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden,
um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Der dreifaltige Gott ist Beziehung und Liebe
Der Heilige Geist kam auf uns herab
Heute haben wir uns bei Beginn des Gottesdienstes bekreuzt: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen“. Dabei erneuerten wir unsere Zugehörigkeit zum dreifaltigen Gott. Seit der Taufe nahm er uns in die Gemeinschaft der drei göttlichen Personen auf. Wir wurden mit Wasser übergossen und was bei der Taufe Jesu geschah, wurde auch uns geschenkt: Der Vater sprach: Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! Der Heilige Geist kam über uns herab.
Die Dreifaltigkeit ist keine Formel, die wir im Beten gebrauchen, sie ist Beziehung der Liebe, sie ist Hingabe schlechthin. Wir finden keine Worte, um sie auszudrücken. Der Vater bringt den Sohn hervor im Hl. Geist und der Sohn schenkt sich an den Vater im gleichen Geist der Liebe zurück. Gott ist Beziehung, er ist innigstes Gespräch. Verschiedenheit der Personen und ihre Einheit im Wesen. Paulus sagt im Römerbrief: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!“
berufen und gesendet
Das Zweite Vatikanische Konzil formuliert: So erscheint die ganze Kirche als "das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk". Wir sind berufen, als Kirche die Einheit des dreifaltigen Gottes darzustellen. Diese Aufgabe gelingt nur durch den Helfer, den Hl. Geist, der unserer Schwachhit aufhilft.
Im Evangelium hören wir heute den Schluss des Matthäusevangeliums. Der Auferstandene sagte zu den Jüngern: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Er zeigt sich als der Herr der Welt und er selber gibt den Auftrag, zu verkünden, zu taufen und zu lehren. Die Jünger sollen hinausgehen, Menschen im Glauben unterweisen, sie taufen im Namen des dreifaltigen Gottes.
Im dreifaltigen Gott verwurzelt
Matthäus überliefert uns eine trinitarische Taufformel, die vermutlich aus dem syrischen Raum stammt. Sie wurde wohl in den matthäischen Gemeinden verwendet. Jesus lässt die Jünger nicht allein: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Die Taufe schenkte uns die Gnade, tief im dreifaltigen Gott verwurzelt zu sein. Aus diesem lebensspenden Grund empfangen wir unsere Sendung, unsere christliche Erwählung so zu leben, dass andere dabei den Glauben finden und sich taufen lassen oder die Taufe wieder erneuern.
Gott im Dialog mit den Menschen
Wie Gott beschreiben?
Wie würden Sie Gott beschreiben? Welche Worte und Umschreibungen scheinen Ihnen dabei passend zu sein? Glauben sie, dass sie richtig lägen, wenn sie es versuchen würden? Wir stoßen an Grenzen. Und doch irgendeine Vorstellung, irgendein Bild, irgendeine Umschreibung brauchen wir. Wie sollten wir ihn sonst ansprechen? Wie sollte Gott für uns ein Gegenüber oder auch ein Partner sein?
Klar es gilt das Bilderverbot des Alten Testaments. Gott auf etwas festlegen, das geht für Menschen nicht. Wenn wir meinen, etwas von ihm begriffen zu haben, müssen wir zugeben, dass er ganz anders ist. Und doch gilt, ich brauch als Mensch eine Idee und eine Vorstellung wie Gott ist, damit ich ihn ansprechen kann, auch wenn er im letzten ein Geheimnis bleibt.
Keine andere Aufgabe haben die Dogmen der Kirche, die auch unsere Vorstellung von Gott in Worte zu fassen versuchen. Manchmal gelungen, manchmal auch nur schwer zu verstehen.
Begegnung, Dialog, Kommunikation
Der heutige Dreifaltigkeitssonntag versucht eine Ausdrucksweise dafür zu finden wie wir als Christinnen und Christen Gott verstehen und uns ihm nähern können. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Drei Personen die uns etwas von Gott offenbaren oder in menschlicher Dimension gesprochen mit ihren Begabungen da sind. Schöpfer, Erlöser und Inspirator und doch nur ein Wesen Gott. Eine unumstößliche Umschreibung, oder doch eher Ausdruck immer wieder sich zeigender Veränderung, weil Gott in der Person als Vater, Sohn und Heiliger Geist ewig ist und doch immer wieder neu, immer wieder anders dem Menschen begegnet, weil wir Menschen nur so glauben und in unserer Zeit als Christinnen und Christen leben können.
Das innerste Wesen, so legt es die Umschreibung Gott als ein Wesen in drei Personen nahe, ist Dialog, ist Kommunikation und ist jeweils neue Begegnung mit dem einen ewigen Gott.
Gerade in diesem innersten Wesen Gottes scheint mir der Schlüssel und die Möglichkeit zu liegen, in einer sich rasch verändernden Welt den Glauben zu leben und Gott nicht zu einer Modeerscheinung einer Epoche werden zu lassen, sondern zu einem Gott, an den wir glauben können und der uns hilft, hier und jetzt am Reich Gottes mitzubauen.
Zeitgebundene Glaubenszeugnisse
Mir sind dazu in der letzten Zeit zwei Dinge in die Hände gefallen, die mir wichtig waren. Zum einen ist es ein Buch der Somalierin Ayan Hirsi Ali: „Reformiert euch. Warum der Islam sich ändern muss“. Sie beschreibt darin ihre Geschichte als Muslima auf dem Hintergrund der aktuellen weltweiten Ereignisse, durch die wir den Islam hauptsächlich in seiner kriegerischen Art und Weise wahrnehmen. Sie fordert in ihrem Buch alle Muslime auf, den Koran nicht einfach als Direktoffenbarung Allahs zu nehmen, sondern ihn kritisch als zeitgebundenes Glaubenszeugnis zu sehen, das in seinen Forderungen für eine konkrete Lebensgestaltung in die heutige Zeit übersetzt werden muss, so wie auch Christen heute größtenteils die Bibel verstehen. Aber auch als Christinnen und Christen müssen wir leider teilweise einen fundamentalistischen Bibelglauben beklagen.
Gerade wenn wir heute kurz vor dem 500 jährigen Jubiläum der Reformation stehen, dürfen wir Luther unendlich dankbar sein, der mit anderen einen Umdenkungsprozess eingeleitet hat, der die Souveränität und Individualität jedes Menschen akzeptiert und für den der Glaube aus Freiheit ein unschätzbares Gut war. Wir dürfen dankbar sein für die Zeit der Aufklärung, die uns gelehrt hat unseren Verstand zu gebrauchen und uns aus falschen Abhängigkeiten befreit hat.
Alle heiligen Bücher aller Religionen drücken sicherlich in besonderer Weise aus, was Gott uns zusagt und was er fordert. Sie sind aber immer für Menschen in einer bestimmten Zeit geschrieben und müssen dann, wenn wir glauben wollen und Forderungen stellen, auf unsere Zeit übertragen werden. Das ist eine mühevolle und schwierige Aufgabe, aber unbedingt notwendig.
Veränderte Lebenssituationen
Und hier bin ich bei dem zweiten Ereignis, das mir wichtig ist für meinen Umgang mit vielen Menschen. Die deutschen Bistümer haben ein neues Arbeitsrecht verabschiedet. Darin kommt es zu zwei entscheidenden Veränderungen.
Die Kirche geht unter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf wiederverheiratete Geschiedene zu. Sie können in ihrer Lebenssituation in dieser Kirche und ihren Einrichtungen weiterarbeiten. Ein Verstecken im Sinne von „hoffentlich merkt und sagt niemand etwas“ oder die Angst vor einer Kündigung hören auf.
Und zweitens: Die Kirche geht anders mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um, die ihre gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft eintragen lassen, um als Paar zusammen zu leben. Auch hier endet ein falsches Versteckspiel, und Menschen werden in der Art, wie sie ihr Leben gestalten und ihr Glück finden, als Menschen gesehen.
Auch wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem besonderen Verkündigungsauftrag davon ausgenommen sind, zeigt es mir doch, wie wichtig es ist, das wir in einer Kirche leben, die bereit ist, sich veränderten Lebenssituationen und veränderten Bedingungen zu stellen und dies auch in ihren Strukturen festzuschreiben. Vielleicht noch nicht viel, aber doch ein richtiger Schritt.
Sich auf Veränderungen einzulassen, dazu ermutigt uns Gott von seinem innersten Wesen als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Gott ist Gemeinschaft und Liebe
Geheimnis nicht Räsel
Im der zurückliegenden Hälfte des Kirchenjahres haben wir die großen Heils- und Erlösungsgeheimnisse haben wir gefeiert: Die Menschwerdung im Weihnachtsfestkreis mit den Festen der Geburt und der Taufe Jesu, der Anbetung der Könige und der Darstellung im Tempel. Dann die Geheimnisse seines Lebens und Leidens besonders dicht in den Kartagen: am Gründonnerstag die Einsetzung des Abendmahls und das Geschehen am Ölberg, am Karfreitag sein Leiden und Sterben und am Karsamstag die Grabesruhe und sein Hinabsteigen zu den Vätern. Und schließlich dann Ostern, sein Auferstehung und sein Erscheinen, 40 Tage hindurch, bis die Jünger endlich begriffen haben, dass er lebt. Dann die Himmelfahrt und das Beten und Warten auf den Hl. Geist.
Mit manchen Geheimnissen tun wir uns leichter, z. B. mit der Menschwerdung, auch wenn alle Geheimnisse Geheimnisse bleiben, mit manchen tun wir uns schwerer, z. B mit dem Pfingstfest und dem Hl. Geist.
Nach diesem Zug durch die Heilsgeheimnisse, heute, kehrt die Kirche zum Ursprung zurück: zu Gott, von dem alles ausgeht und in den alles einmündet. "In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir", bekennt Paulus in Athen auf dem Marktplatz in Athen (Apg17,28). "In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir" und doch begreifen wir ihn nicht.
Wir glauben an den einen Gott, gemeinsam mit den Juden und den Moslems, und doch glauben wir anders als diese! Denn für uns ist Gott nicht allein – einsam – in sich verschlossen! Er ist einer in drei Personen! Unvermischt und ungetrennt, sagen die Theologen. - Für uns ist Gott Gemeinschaft und Leben und Liebe! Er ist einer – und doch Gemeinschaft. er ist einer - und doch Dreifaltigkeit!
Immer wieder versuchen Menschen herumzurätseln. Immer wieder wollen Menschen mit dem Verstand das durchdringen. Hilfen und schwache Vorstellungsversuche kommen dabei heraus, Gedanken-Spielereien:
Vorstellungshilfen
Sie gehen aus vom Wasser, das vorkommt in drei Aggregatszuständen: fest, gefroren als Eis; dann flüssig, wie wir es kennen vom Trinken und Waschen; und gasförmig als Dampf. Dasselbe Wasser in drei Zuständen! Eine Vorstellungshilfe, die aber nicht ans Geheimnis heranreicht!
Ein weiterer Versuch: das Wort. Erst einmal muss es gedacht werden im Hirn; dann muss es ausgesprochen werden mit Mund und Zunge; und schließlich müssen die Schallwellen am Ohr ankommen und so in den Menschen eindringen. Also das eine Wort in drei Zuständen! Eine Vorstellungshilfe, die aber nicht ans Geheimnis heranreicht!
Eine Frau erzählte mir einmal aus ihrer Kinderzeit. Damals an einem Dreifaltigkeitssonntag hatte sie ein Plisseeröcklein an. Für sie war das damals, als der Pfarrer den Vergleich mit dem einen Stoff des Rockes und den vielen Falten brachte, alles ganz klar verständlich und einfach... Eine Vorstellungshilfe, die aber nicht ans Geheimnis heranreicht!
Geben wir es auf! Wie Augustinus. Sie kennen vielleicht die Geschichte: Augustinus geht am Strand entlang und zermartert sich sein Hirn über das Geheimnis der Dreifaltigkeit. Dabei trifft er auf einen spielenden Buben. Er hat ein Loch in den Sand gemacht und schöpft mit seiner Kelle Wasser hinein. "Was machst Du denn da?" – "Ich schöpfe das Meer in mein Sandloch!" - Augustinus geht lächelnd weiter und dann vergeht es ihm auf: So unmöglich der Bub das Meer in sein Sandloch schöpfen kann, so unmöglich ist mein Unterfangen, den großen dreifaltigen Gott mit meinem Menschenhirn zu begreifen!
Unmöglich! – Und dennoch haben wir das Geheimnis zu verkünden von den Dreien die Einer sind, unvermischt und ungetrennt. Jesus trägt es uns auf. Wir haben es im Evangelium gehört: "Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe! – Wir haben auf ihn zu hören und seinen Willen zu tun! Das ist der Weg zum Heil!
Gott ist Gemeinschaft und Liebe
Zurück zu Gott! – Im Gegensatz zum Judentum und zum Islam ist für uns Gott nicht allein, sondern Gemeinschaft und Liebe. So sehr, dass alle Gemeinschaft von ihm kommt und von ihm zu lernen hat! So sehr, dass Gemeinschaft nur bestehen kann aus IHM und mit IHM. ER macht Gemeinschaft stabil und dauerhaft!
Gemeinschaft in diesem Sinne ist mehr als ein Zusammenschluss! Wenn Staaten sich zusammenschließen ohne IHN und IHN ausschließen, wenn sie nicht auf ihn und sein Gesetz hören wollen, sie sind noch keine Gemeinschaft in diesem tieferen Sinn. Offen bleibt die Frage, welche Kraft sie zusammenhält. Ähnlich sehe ich das mit den Ehen. Reichen die menschlichen Kräfte für einen dauerhaften Zusammehalt?
Ohne Gott, den dreieinen, der allen Zusammenhalt gibt und Offenheit füreinander, und der uns einander ans Herz legt, und uns aufeinander verpflichtet, ohne Gott bleibt der Mensch ein Egoist, ein Raffgieriger, der nicht genug bekommt, der den Kragen nicht voll kriegt, der die Werte nicht mehr achtet und den Menschen, der die Schwachen schwächer macht und die Armen ärmer, und der über Leichen geht!
Dieses Gottesbild bleibt nicht ohne Wirkung
In IHM Heimat finden und Zuhause und Ruhe und Frieden und Zufriedenheit!
In der Lesung (Röm 8,16-17) haben wir gehört: "So bezeugt der Geist selber unserm Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi." Wir haben Platz in Gott, wir alle sind mittendrin in seiner Gemeinschaft, wenn wir es nur wollen!
Wenn wir nur wollen! Wenn wir uns nur einlassen auf IHN wie Maria! Wenn wir seinen Willen suchen und ja sagen zu seinem Willen!
Paulus sagte es so zu Beginn der Lesung (Röm 8,14): "Alle die sich vom Geist Gottes leiten lassen sind Söhne Gottes". So sind alle, die auf ihn hören, Söhne und Töchter Gottes geworden, haben Platz mittendrin in Gott!
© Pater Sepp Schwemmer, Redemptorist – sepp.schwemmer@gmx.de
Gott ist Beziehung, Hingabe, Sich-verschenken
Wer ist der Dreifaltige?
Fragt uns jemand nach dem Dreifaltigkeitssonntag, antworten wir vielleicht: "Es geht um den Vater, den Sohn und den Hl. Geist". Den bekennen wir, wenn wir uns bekreuzigen, als dreifaltigen Gott und... So bleiben wir bei einer formelhaften Aussage und erschließen nichts vom Wesen unseres Gottes. Das Wesen Gottes ist Beziehung zu einander, die Hingabe aneinander, ist Sich-Verschenken. Der Vater schenkt dem Sohn sein Leben und der schenkt sich an den Vater zurück. Weil der Vater will, dass dem Menschengeschlecht geholfen wird, bietet sich der Sohn an, Mensch zu werden und uns Menschen den Weg, wie Gott lebt, vorzuleben, auch Gottes Hingabe in seinem Sterben am Kreuz.
Gläubige Menschen lernen von Jesus und glauben in ihren Schmerzen, Belastungen und Leiden wie der Sohn an die treue Liebe des Vaters im Himmel. Ich selber bin mit meiner starken Gehbehinderung in dem Lernprozess vom Weg Jesu her und finde immer wieder innere Freiheit als Geschenk des Heiligen Geistes.
Kinder und Erben des dreifaltigen Gottes
Der Römerbrief sagt uns als Einladung heute: "Die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Töchter und Söhne Gottes". Er sagt weiter: „Ihr seid keine Sklaven, die sich fürchten müssen, sondern Kinder und Erben“. Kinder und Erben sind normalerweise im ständigen Kontakt mit den Eltern, das ist Gott der Vater, und der Dreifaltige. Das ist uns geschenkt durch unsere Taufe: mit Christus sind wir in die Gemeinschaft mit dem Dreifaltigen Gott hineingeführt. Das bedeutet: in die Lebendigkeit, in die befreiende Liebe, in das Höchstmaß an Kreativität und Hingabe von Vater, Sohn und Geist. Wenn wir in unserem Leben uns dessen bewusst sind und den Lebensstil des Dreifaltigen bei uns umsetzen, geht es uns gut. Ja, wir verwirklichen, dass unser Leben ein gelebter Lobpreis ist: ein gelebtes "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geiste".
Wir werden Kirche
Und wir werden Kirche. Das Zweite Vatikanische Konzil formuliert: So erscheint die ganze Kirche als "das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk". „Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ Unser Leben aus dem dreifaltigen Gott verbindet uns als Christen und Menschen – ja wird zum Zeichen und Werkzeug für das Miteinander und die Einheit des gesamten Menschengeschlechts.
Mir kommen Gedanken von der aktuellen Lage der Flucht-Bewegung der Völker zu uns. Alles beginnt von Mensch zu Mensch, von zu Hause bis dorthin, wo immer wir leben. Wagen wir den Einsatz für einander - und wir werden tiefen Frieden und inneres Glück finden.
Ein Gott in drei Personen?
Wie über Gott reden?
In einer Reihe von europäischen Großstädten, allen voran in London, ließ eine Gruppe kämpferischer Atheisten an und in Linienbussen die Botschaft anbringen: "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt mache Dir keine Sorgen und genieße Dein Leben". Das Überraschende an dieser Aktion war, dass sie bei relativ geringen Kosten so viel Aufsehen erregte. Manche stießen sich daran. Einige christliche Bewegungen nahmen sie zum Anknüpfungspunkt für Diskussionen über ihre Gottesvorstellungen.
Der sog. "neue Atheismus" versucht das Glauben an Gott als unwissenschaftlich hinzustellen und den politischen Einfluss der Religionen zu bekämpfen. Leider ist das wissenschaftliche Niveau dieser Auseinandersetzungen nicht auf der Höhe der langen Tradition, die diese Diskussion in der Wissenschaft der letzten Jahrhunderte erreicht hat.
Das zugrundeliegende Problem scheint zu sein, dass in manchen Medien und in manchen fundamentalistischen und evangelikalen Kreisen in eher primitiver Weise über Gott und den Glauben an Gott geredet und geschrieben wird.
Der Dreifaltigkeitssonntag sollte für uns Christen Anlass sein, darüber nachzudenken, wie wir von Gott und wie wir über Gott reden. Die wissenschaftliche Sprache der Theologen schließt viele Menschen von der Diskussion aus, die Sprache der Liturgie erreicht ein verhältnismäßig kleine Zahl von Menschen und wird von vielen nicht mehr verstanden. Nicht wenige glauben "irgendwie" an "etwas Höheres", sehen sich jedoch nicht imstande, dies in Worte zu fassen.
1 Gott, 99 Namen Gottes oder 3 Götter?
Manche Muslime werfen den Christen vor, sie glaubten an 3 Götter und hätten den Eingottglauben des Abraham und des Mose verlassen. In ihrer Überlieferung schreiben sie dem einen Gott Allah 99 Namen zu und bringen damit zum Ausdruck, dass man die Größe Gottes mit keinem Namen und keiner Zuschreibung einer Eigenschaft angemessen ausdrücken kann.
Vor einigen Jahren sandte die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, das ist die höchste Instanz für liturgische Fragen in der katholischen Kirche, an alle Bischofskonferenzen der Welt einen Brief, in dem sie einmahnte, aus Respekt vor der jüdischen Tradition in Gottesdiensten das Aussprechen des Gottesnamens zu vermeiden. Darin heißt es: »Als Ausdruck für die unendliche Größe und Erhabenheit Gottes wurde der Name als unaussprechbar betrachtet und während des Lesens der Heiligen Schrift durch einen alternativen Namen ersetzt: durch 'Adonai', was 'Herr' heißt. Auch griechische und lateinische Bibel-Übersetzungen haben dies respektiert und das hebräische Tetragramm mit den jeweiligen Ausdrücken für 'Herr' wiedergegeben: 'kyrios' und 'dominus'«.
Das religiöse Judentum hält sich nicht nur an das Gebot, Gott nicht in Bildern darzustellen, es vermeidet sogar die Aussprache des geoffenbarten Namens Gottes. Dabei geht es nicht nur um Ehrfurcht, sondern auch um die Überzeugung, dass wir uns von Gott kein Bild machen können und dass jede bildhafte Darstellung Gottes irreführend ist. Wir können uns von Gott auch nicht mit einem Namen, selbst nicht mit dem geoffenbarten Gottesnamen einen Begriff machen.
Das unfassbare Geheimnis Gott
Das Christentum ging in seiner Geschichte einen anderen Weg. In den ersten Jahrhunderten seines Bestehens hat es sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, in welchem Verhältnis Jesus von Nazareth zu Gott steht. In einer langwierigen und vielschichtigen Diskussion versuchte es, der biblischen Rede von Gott, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist gerecht zu werden. Die Christen glauben seit frühester Zeit an einen Gott in drei Personen als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Diese Formel geht als Rechnung nicht auf und ist rational nicht auflösbar. Ähnlich wie in der jüdischen und muslimischen Tradition kommt darin zum Ausdruck, dass wir über Gott nicht in klar abgegrenzten Begriffen reden können. Gott ist größer als jede Vorstellung, die sich je ein Mensch von ihm machen kann. Er ist unbegreifbar, unfassbar. Das gilt auch für unsere Sprache.
Ein Gott in drei Personen
Im Christentum gehen wir davon aus, dass Gott in Jesus von Nazareth ein menschliches Antlitz bekommen hat. Die alte Vorstellung, dass Gott den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat, wird in der Person Jesu von Nazareth noch einmal zugespitzt. An Jesus sehen wir, wie Gott ist. Da Gott in Jesus eine konkrete Gestalt bekommen hat, können wir uns auch ein Bild von Gott machen. Wir würden jedoch die Größe, die Unbegreiflichkeit, das Geheimnis Gottes verniedlichen, wollten wir ihn auf die historische Person Jesu reduzieren.
Für mich ist das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit eine tiefe Verneigung vor dem unfassbaren Geheimnis Gott. Die Heiligen Schriften der Menschheit überliefern uns viele Vorstellungen, die sich Menschen im Laufe der Geschichte von Gott gemacht haben, und erzählen uns ihre Erfahrungen mit Gott. Ich kann nicht umhin, als mich vor jeder dieser Erfahrungen und Vorstellungen zu verneigen, sie zu respektieren und eventuell meine Fragen dazu zu stellen.
Gleichzeitig ist dieses Fest für mich eine Einladung, die großen Fragen nach dem Woher und Wohin und Wozu des Lebens neu zu stellen und diese Suche fortzusetzen. Sie ist nicht neu. Sie hat viele Generationen von Menschen bewegt. Es wäre vermessen, so damit umzugehen, als wäre ich der erste, der sich darüber Gedanken macht.
Was uns die Heiligen Schriften der Christen über Jesus von Nazareth, seine Beziehung zu Gott und zum Heiligen Geist erzählen, haben für mich dabei besonderes Gewicht. Daneben verblassen für mich andere Vorstellungsweisen. Vor allem aber schätze ich, dass dieser Gott mir als Du, als Person begegnet und mich als Gegenüber, als Gesprächspartner ernst nimmt.
Der Dreifaltige und Dreieine
Wer ist Gott?
Von klein auf machen wir das Kreuzzeichen und beten "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes". Auch diesen Gottesdienst haben wir im Zeichen des dreifaltigen Gottes begonnen. Und dem Dreifaltigen Gott gebührt immer der Lobpreis. Wir sprechen ihn aus im bekannten "Ehre sei dem Vater..."
Wir wissen etwas über Gott aus der Offenbarung Israels. Jahwe ist der Gott des Bundes. Sein Name ist: "Ich bin helfend da!" Jesus bringt Jahwe, den Gott Israels, nicht nur durch seine Worte, sondern durch seine Person zur Sprache. Wer ihn sieht, sieht den Vater, sieht Gott. Als Jesus in der Himmelfahrt die Seinen verlässt. verheißt er ihnen den Hl. Geist, den Beistand. In diesem Geist sind Jesus und der Vater da.
Der Dreifaltige und Drei-Eine
Wir kennen - in unseren schwachen Begriffen - das Gemeinschaftsleben des Dreifaltigen Gottes. Der Vater verschenkt sich, spricht sich in Liebe aus: zeugt den Sohn durch sein Wort. Der Sohn ist nicht der Vater, er ist anders und ist doch Gott wie der Vater. Der Sohn schenkt sich zurück an den Vater, so dass sie verschieden und eins sind. Das Gezeugt-Werden, das Verschiedensein und Sich-zurückverschenken geschieht in der Kraft des Hl. Geistes in reinster Liebe. Martin Luther sagte: "Der Dreifaltige Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe". Gott ist die Liebe, deus caritas ist - darüber entfaltete Papst Benedikt XVI. seine erste Enzyklika.
Und nun das Erstaunliche: Wir sind in dieses Gemeinschaftsleben hinein genommen. Wir, die dazu unfähig erscheinen. Wir sind oft eingefleischte Egoisten, wir spalten uns gerne voneinander ab, wir brechen Kriege und Streit vom Zaun. Statt Geben liegt uns das Nehmen, das "Für mich" und nicht "Für dich". Doch da tut der Vater alles für uns - die Schrift sagt: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." Jesus am Kreuz ging in die ichhafte "Verkrümmung des Menschen " hinein. Er hat unseren harten Kern aufgesprengt. Durch sein Sterben hat er den neuen Geist der Einheit ausgesandt. Wir sind vom Grund auf geeint: Jesu Geist ist uns eingegossen seit der Taufe.
Die Kirchenkonstitution Lumen Gentium schreibt: "Kirche ist das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk." Der Geist drängt uns zum Miteinander. Er ist der Beistand für mich und jeden, dass wir zur Liebe und Hingabe reifen können. Sicher, auch unser eigenes Ich ist zutiefst liebenswert, denn Gott liebt mich in meinem tiefsten Personkern, in meiner Individualität und ich darf mich lieben. Dabei wissen wir auch, dass Selbstverwirklichung auf Kosten anderer uns nicht fördert, sondern mindert.
Versöhnte Verschiedenheit in allen Bereichen des Lebens und der Völker
Wir sind zu dreifaltigen Beziehungen im Gemeinschaftleben der Menschen und Völker aufgerufen: Wir sind als Menschen zutiefst geeint, in unserer Würde, Beziehungsfähigkeit und unseren Bedürfnissen. Wir können uns als Völker und Menschen nicht hinter Mauern von politischem und wirtschaftlichem Egoismus flüchten. Das würde nur spalten und trennen. Das Miteinander der Völker, besonders hier in Europa ist unsere Bestimmung. Wir werden den ungeheuren Reichtum der Verschiedenheit in den Kulturen der Völker entdecken. Zukunft in Frieden, Wohlstand und Gerechtigkeit gewinnen wir nur durch Verbundenheit, Austausch und Zusammenarbeit. Das Fest heute schenkt uns die Vision der Einheit in versöhnter Verschiedenheit, wo wir eine Kultur des Zusammenlebens verwirklichen!
Wir Menschen blühen auf, wenn wir in Beziehungen leben. Wir bereichern einander. Doch es kann auch Vieles kosten, wenn wir tagtäglich in diesen offenen Lebensstil gehen - es kann alles kosten. Jesu Geist macht uns dafür frei. Er befähigt uns, auch in Widerwärtigkeiten auszuhalten und die von Gott geschenkte Geschwisterlichkeit aller Menschen zu bezeugen - ja an der Vision Gottes selber teilzuhaben, alle Menschen in die Dreifaltigkeit und ihre grenzenlose Liebe mit einzubeziehen.
"Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt"
Das letzte Wort bleibt
"Du musst immer das letzte Wort haben!" - Vielleicht kennen Sie diesen Ausspruch oder auch Menschen, auf die er zutrifft. Er klingt in unseren Ohren wie ein Vorwurf. Er zeigt an, dass jemand das Wort des anderen nicht als letztes stehen lassen kann, sich nicht zufrieden geben kann mit dem Wort des anderen, das nicht das seine ist. Auf den Inhalt und die Bedeutung des Wortes kommt es meistens gar nicht so sehr an.
Das letzte Wort ist oftmals ein gewichtiges Wort. Es steht am Ende einer vielleicht langen Kette aneinander gereihter verschiedener Worte. Die letzten Worte, die letzten Sätze, das ist das, was in Erinnerung bleibt.
(Ehe-)Paare haben erzählt, wie sie versuchen, am Ende des Tages besonders achtsam mit ihren letzten Worten des Tages umzugehen. "Egal, was am Tag war, wir versuchen abends beim Gute-Nacht-sagen ein Wort der Liebe und wenn es notwendig ist ein Wort der Vergebung füreinander zu finden." Das letzte Wort bleibt.
Nicht allein am Ende des Tages, sondern auch am Ende des irdischen Lebens. In persönlichen Radio-Interviews werden Prominente regelmässig befragt, was denn ihr letztes Wort sein soll. Es spiegelt die Einstellung zum Leben wider und drückt aus, was einem Menschen wichtig ist, was man der "Nachwelt" hinterlassen möchte, eine Art Testament. Und wir selbst können uns fragen: was soll eigentlich mein letztes Wort in dieser irdischen, sichtbaren Welt sein? Welche Worte sollen andere aus meinem Munde vernehmen zum Schluss meines Lebens, der nicht das Ende sondern Anfang ist?
Das letzte Wort Jesu
Heute, am Dreifaltigkeitssonntag, haben wir den Schluss des Matthäus-Evangeliums gehört. Der Evangelist beschliesst seine Frohe Botschaft mit diesem letzten, endgültigen Wort aus dem Munde Jesu. Wir erinnern uns an die vielen Reden Jesu, auch an seine deutlichen Worte wie die Weherufe über die Stadt Jerusalem. Nicht zu vergessen die Geschichten, die er erzählt hat, die Gleichnisse, mit denen er das Reich Gottes den Menschen ans Herz gelegt hat. Und wir erinnern uns an Stationen seiner Lebensgeschichte, in denen er kein Wort gesprochen hat, wo er stumm geblieben ist, zunächst, um wenigen Worten Gewicht zu verleihen. Die Begegnung mit der Ehebrecherin, die zur Steinigung verurteilt ist, beispielsweise. Und nicht zuletzt sein Sterben am Kreuz. "Es ist vollbracht".
Das letzte Wort aus dem Mund des auferstandenen Christus haben wir heute gehört. Es ist wie der Brennpunkt einer Parabel. Hier fokussiert sich das Grundanliegen des Evangelisten.
Ein klarer Auftrag
Jesus spricht Worte, die niemanden am Rand stehen lassen, die für alle gelten, die niemanden ausschliessen: Das Reich Gottes ist für alle Menschen bestimmt. Alle sind gerufen, in die Nachfolge Christi zu treten, in seine Schule des Reiches Gottes zu gehen, sich taufen zu lassen. Der Weg des Heiles ist also für alle Menschen offen. Alle haben die Möglichkeit, Jünger und Jüngerinnen Christi zu werden. Jesus gibt dabei keinen Kriterienkatalog an. Er gibt vielmehr einen klaren Auftrag: Macht ihr sie zu meinen Jüngern!
Und wir? Was machen wir tatsächlich? Wie viele haben wir schon zu Christi Jüngern gemacht? Wir kreisen oftmals um uns selbst, statt im Geist von Pfingsten die Türen zu öffnen und "in alle Welt" hinauszugehen. Der Glaube ist mitunter wie ein Bier, das abgestanden und warm geworden ist. Ab und zu nimmt man einen Schluck, schadet ja nicht, hat Gutes in sich, aber: es schmeckt nicht mehr. Es scheint so zu sein, dass der Geist Christi einer Mittelmässigkeit gewichen ist. Der Glaube ist nicht mehr glühend und begeisternd, sondern vielmehr lauwarm geworden. Kein Wunder, dass Menschen aufgehört haben, danach zu dürsten. Doch das soll nicht das letzte Wort sein.
"Ich bin bei euch"
Das letzte, entscheidende Wort - auch im Matthäus-Evangelium - lautet: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Den Willen Jesu in der Welt zu tun, das geht nur mit dieser grossen Zusage, dass er uns nicht alleine lässt, dass Gott mit den Menschen ist, dass Gott unter den Menschen weilt, dass Gott mit den Menschen auf dem Weg ist und bleibt.
Wir feiern Gottesdienst. Wir feiern die Gegenwart Gottes in seinem Wort und im Sakrament. Er ist tatsächlich mit uns. In dieser Stunde.
Und er möchte es auch sein in unserem Leben. In unserem Handeln. In unseren Worten. Trauen wir darum Jesu letztem Wort "Ich bin bei euch" und lassen wir uns von seinem Geist erfüllen, dem Geist der Liebe und der Zivilcourage, dem Geist der Hoffnung und der neuen Möglichkeiten, dem Geist, der antreibt und unsere Herzen erfüllt. Denn Gott hat das erste und das letzte Wort. Ein Wort, das Mut macht und das immer ins Leben ruft. Amen.
Der ferne Gott - der nahe Gott
Wir feiern das Fest der HI. Dreifaltigkeit und verkünden damit die Glaubenslehre, dass Gott ein Gott in drei Personen ist. Heute in der Zeit der Globalisierung berühren sich die Religionen der Welt mehr als in all den vergangen Zeiten. Deshalb bedeutet gerade das heutige Fest für die Juden und die Moslems ein besonderer Anstoß. "Wie könnt ihr behaupten," sagen sie, "dass Gott einen Sohn habe. Wie kann denn drei eins sein. Es gibt nur einen einzigen Gott!" Aber da geht man sehr vereinfacht an dieses Problem heran. Gott hat doch Himmel und Erde erschaffen in einer Weise dass sie mathematisch berechenbar ist. Gott hat also auch die Mathematik erschaffen und steht über ihr. Gerade im Zeitalter der Relativitätstheorie weiß man lange schon, dass bereits in unserer Alltagswelt zwei und zwei nicht einfach vier ist, sondern dass die Mathematik gezwungen ist, die Erkenntnisse über das Wesen der Welt in immer komplexere Formeln zu fassen.
Der Begriff der Dreifaltigkeit als Anstoß zur Meditation
Dies als Vorwort, denn der Glaube will uns ja nicht zu Mathematikern machen, sondern zu frommen Menschen. So müssen wir diese Lehre von einer ganz anderen Seite auffassen: als Bild und Gleichnis des Wesens Gottes.
Beginnen wir mit einer Geschichte: Zu einem weisen und heiligen Mann kam eines Tages ein Besucher und fragte ihn: »Wie lange dauert die Ewigkeit?« Der Weise sagte: »Hoch im Norden steht mitten im Meer ein gewaltiger Berg aus Diamant. Alle tausend Jahre kommt ein Vogel dorthin und wetzt am Diamant seinen Schnabel. Wenn der Berg einmal ganz abgewetzt sein wird, ist die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen.«
Die Fassungslosigkeit vor der Unendlichkeit der Schöpfung
Was wollte der Weise sagen? Die Ewigkeit, und das ist nichts anderes als der ewige Gott selbst, ist für uns jenseits aller Vorstellbarkeit und Begreiflichkeit! Wollte man einwenden, die obige Geschichte sei doch nur eine Geschichte, so frage man doch die Wissenschaft, was sie über diese geschaffene Welt aussagt: Über das Alter von Welt und Weltall, die unvorstellbare Zahl an Sonnen, den Aberwitz der Raumtiefe.
Um ein Beispiel anzuführen: Der bekannte Journalist Schneider äußerte kürzlich in einem Interview, dass wir wegen der Zerstörung unserer Erde bald auf einen anderen Planeten umsiedeln müssten. Ich habe versucht, dies nachzurechnen. Die allernächste wenn auch völlig unwahrscheinliche Möglichkeit ist ein Planet unserer Nachbarsonne, des Alpha Centauri, viereinhalb Lichtjahre von uns entfernt, das sind 40 Billionen Kilometer. Wenn die "Umsiedler" mit einem Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von einer Million Stundenkilometer hinflögen, wie lange brauchten sie dazu? Viertausendfünfhundert Jahre! Nur zur allernächsten Nachbarsonne! Die äußersten Sonnen sind jedoch 13 Milliarden Lichtjahre entfernt.
Der ferne Gott
Wenn ein Gott dies alles geschaffen hat und in Händen hält, dann muss den Gläubigen schieres Entsetzen ergreifen vor der Größe dieses Gottes, vor diesem Abgrund an Geheimnis. Schieres Entsetzen! Denn wie soll man da noch wagen zu glauben, dieser Gott würde sich um uns kümmern, uns auch nur beachten.
So haben es viele Denker gesehen und auch die großen Religionen des Ostens sprechen von diesem Gott nur wie von einem unpersönlichen Es. Zu diesem Gott kann man nicht sprechen, nicht »du« sagen. Manche nennen Gott sogar das Nichts. Aber damit wollen sie nicht sagen, dass es Gott nicht gibt, sondern dass es keinen Begriff, kein Bild, keine Vorstellung, dass es nichts gibt, was uns Gott verständlich machen könnte. Er ist ein Wesen in unendlicher Ferne.
Der nahe Gott
Auch die biblische Religion weiß um den unendlichen Abstand zwischen Gott und Mensch: "So hoch wie der Himmel über der Erde sind meine Wege über euren Wege. . ."(Jes 55,9). Aber das Volk Israel macht mit diesem Gott auch die genau entgegengesetzte Erfahrung. Im Buch Deuteronomium schildert Israel seine geschichtlichen Erlebnisse von Gottes Nähe: "Der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, Jakob wurde sein Erbland. Er fand ihn in der Steppe, in der Wüste, wo wildes Getier heult. Er hüllte ihn ein, gab auf ihn acht und hütete ihn wie seinen Augenstern, wie der Adler, der sein Nest beschützt und über seinen Jungen schwebt, der seine Schwingen ausbreitet, ein Junges ergreift und es flügelschlagend davonträgt." (Dtn 32,10 ff). Gott hütet sein Volk wie seinen Augenstern, wie ein Adler, der über seinen Jungen schwebt.
Jahwe ist ein mitfühlender und wohlwollender Gott. Ihn kümmert dieses Wüstenvolk der Israeliten. Mose erlebt so sehr die Nähe, die Zuwendung, die Freundlichkeit dieses Gottes, dass er darüber nahezu kindlich mit Gott redet: "Wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, mein Herr, dann ziehe doch mit uns!" Und Gott zieht mit seinem Volk als Wolkensäule bei Tag und als Feuersäule bei Nacht auf dem Zug durch die Wüste.
Gottes Nähe bis zur Entäußerung
Im Neuen Testament wird diese Nähe auf die Spitze getrieben. Gott wendet sich nicht nur in Interesse und Liebe den Menschen zu, nein, in Christus nimmt er sogar Menschengestalt an, nimmt er teil am Leid der Welt, trägt und leidet mit bis zum Tod am Kreuz.
Sind wir uns des Unterschiedes zwischen diesen beiden Gotteserfahrungen bewusst? Gott als das absolute Geheimnis, er, der das All in Händen hält, so unendlich groß und fern, - und Gott, der in Christus die Gestalt der Niedrigkeit angenommen hat und uns zum Bruder geworden ist.
Die Dialektik des dreifaltigen Gottesbildes
Dies aber sagt uns die Lehre von der Dreifaltigkeit. Wir müssen uns Gott in gegensätzlichen, kontrastierenden, aber sich doch gegenseitig ergänzenden Bildern denken:
- als das ferne unbegreifliche Geheimnis, Gott Vater;
- als menschliche Nähe, Gott Sohn,
- und beide Bilder zusammen durch göttliche Übermacht zur Einheit gebogen - Gott Heiliger Geist.
Wir sind zur Eucharistie versammelt und erkennen in der Hostie die Nähe Gottes. Vergessen wir nicht, dass verborgen dahinter auch Gottes unaussprechliche Tiefe steht, deren Anblick wir nicht ertragen würden. Wir sind zu einem Mahl der Gnade geladen, in dem sich uns das unaussprechliche Geheimnis Gottes zuwendet.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
GL 180,2: Wir glauben an den einen Gott (Credo)
GL 305,5: wo die Güte und die Liebe wohnt
GL 352: O heiligste Dreifaltigkeit
GL 353: Erhabene Dreifaltigkeit
GL 354: Gott ist dreifaltig einer
GL 355: Wir glauben Gott im höchsten Thron
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron (3. Str.)
GL 405: Nun danket alle Gott (3. St.)
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 451: Komm, Herr, segne uns
GL 456: Herr, du bist mein leben, Herr, du bist mein Weg (4. Str.)
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 487: Nun singe Lob, du Christenheit (1. Str.)
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
GL 558: Danke dem Herrn, denn er ist gütig
GL Ö848 (Ö830): Herr, ich glaube, Herr, ich hoffe
Psalmen und Kehrverse:
GL 33: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name - Mit Ps 8. - VII.
GL 49: Jubelt Gott zu, der unsre Stärke ist, jauchzt dem Gott Jakobs! - Mit Psalm 81 - VI.
GL 60: Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund - Mit Psalm 111 - VI.
GL 79: Der Name des Herrn ist erhaben: Seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel - Mit Psalm 148. - VII.
GL 401: Lobet den Herrn, preist seine Huld und Treue - Mit Psalm 95 (53,2) oder mit Psalm 116 (629,5) - VI.
- Einleitung6
Jörg Thiemann (2024)
„Der Herr sei mit euch!“ So habe ich Sie alle begrüßt. Es ist mein Wunsch wie auch der Wunsch der Kirche, zu erfahren: Gott ist mit uns. Gott teilt unser Leben. „Jahwe ist der Gott im Himmel droben und auf der Erde unten, keiner sonst!“, hören wir in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium. „Ihr habt einen Geist empfangen, der euch zu Söhnen/Töchtern macht!“, schreibt der Apostel Paulus im Brief an die Römer. „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“, sagt Jesus zu den Aposteln, die er aussendet.
Grüßen wir Jesus, der uns die Liebe Gottes, des Vaters brachte, der uns seinen Geist gesandt hat in unserer Mitte und bitten wir um sein liebendes Erbarmen.
Johannes-Michael Bögge (2021)
Den Sonntag nach Pfingsten feiern wir als Dreifaltigkeitssonntag. Wir bekennen uns zur Vielfältigkeit Gottes, wenn wir von Vater, Sohn und Heiligem Geist sprechen. Es ist dies zugleich ein Bekenntnis zum Gott des Dialoges, in den auch wir jetzt am Beginn der Messe eintreten.
Manfred Wussow (2018)
Wir bestaunen die Schönheit der Schöpfung.
Wir freuen uns, erlöst und befreit zu sein.
Wir bewundern den neuen Geist, der durch die Welt weht.
Es ist Gott, der seine Liebe entfaltet.
Wenn wir das Kreuzzeichen auf uns legen, ist er uns nahe:
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Bernhard Rathmer (2015)
Wer glauben will, muss im Gespräch bleiben. Im Gespräch mit Gott, weil er Ursprung und Ziel unseres Lebens ist. Im Gespräch mit den Menschen, weil sie wie wir auf dem Weg sind. Im Gespräch mich der Welt, weil in dem was geschieht unser Glaube sichtbar werden kann. Im Gespräch mit uns selber, um zu spüren was uns bewegt.
Im Gespräch bleiben, zu kommunizieren, ist das Wesen Gottes. So ist er dreifaltig als Vater, Sohn und Heiliger Geist, mitten in der Welt, mitten in der Kirche, mitten in der Gemeinschaft der Menschen und im Leben jedes einzelnen.
Gastautor*in (2015)
Ich darf sie alle herzlich begrüßen zu unserem Sonntagsgottesdienst, heute am Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Dieses Fest stellt das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit und zugleich der Dreieinigkeit in die Mitte des Feierns.
Im Unterschied zum Rätsel, das man lösen kann, muss man mit einem Geheimnis immer wieder "umgehen", immer wieder damit leben, das Geheimnis "bewohnen", damit es sich erschließen kann. Er, der Dreifaltige selbst muss sich uns erschließen. Wir können nichts erzwingen. Wir können nur wachsam auf ihn hören. Aber das müssen wir auch: wachsam auf ihn hören. Nur so kommen wir dem Geheimnis näher! Im Kyrie rufen wir ihn in unsere Mitte:
© Pater Sepp Schwemmer, Redemptorist – sepp.schwemmer@gmx.de
Hans Hütter (2009)
Den Sonntag nach Pfingsten feiern die Christen als Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit, bzw. Dreieinigkeit. Dabei geht es um das christliche Gottesbild, das sich vom Gottesbild anderer Religionen grundlegend unterscheidet.
Wir glauben an einen Gott in drei Personen. Diese Glaubensformel ist kein Rechenrätsel, sondern bringt zum Ausdruck, dass wir Gott nicht einfach begreifen können. Im Laufe der Geschichte hat er sich in unterschiedlicher Weise den Menschen gezeigt, dennoch verehren wir nur einen einzigen und einzigartigen Gott. Zugleich ist Gott den Menschen als ein persönlicher Gott begegnet, als ein Du, von dem wir glauben, dass er uns persönlich liebt und dass ihm persönlich an einem jeden von uns liegt.
Im Gottesdienst, so glauben wir, tritt uns dieser Gott gegenüber, redet uns an, teilt sich mit, isst mit uns und gibt sich uns zur Speise. Wir bringen ihm vor allem unseren Dank entgegen.
Am Beginn der Feier bitten wir ihn um seine Zuwendung und um sein Erbarmen.
- Bußakt1
Manfred Wussow (2018)
Herr,
leichtfertig verhunzen wir deine Schöpfung.
Wir tun so, als wären wir die Herren der Welt.
Herr, erbarme dich.
Dass wir erlöst sind, sieht man uns nicht an.
In Schuldgeschichten verstricken wir uns.
Christus, erbarme dich.
Du schenkst uns deinen Geist.
Für Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe preisen wir:
Ehre sei Gott in der Höhe...
- Kyrie6
Jörg Thiemann (2024)
Herr Jesus Christus,
wer dich sieht und hört, hört Gott.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist uns nahe, du machst dich eins mit uns im Heiligen Mahl.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
wo die Liebe zu erfahren ist, dort wirkt dein Heiliger Geist.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Guter Gott und Vater,
du hast uns Menschen nach deinem Bild erschaffen.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns deinen Sohn geschickt, damit er deine Liebe verbreite.
Christus, erbarme dich.
Dein Geist stärke uns in der Nachfolge bis hin ins ewige Leben.
Herr, erbarme dich.
Johannes-Michael Bögge (2021)
Herr Jesus Christus,
du hast Gott in vertrauter Weise Vater genannt.
Herr, erbarme dich unser.
Du hast oft Nächte lang zum himmlischen Vater gebetet.
Christus, erbarme dich unser.
Du wurdest selbst vom Geist Gottes geführt
und du willst ihn auch uns mitteilen.
Herr, erbarme dich unser.
Bernhard Rathmer (2015)
Suchende sind wir, Herr, nach einem Sinn.
Lass uns in den vielen Worten Dein Wort erkennen!
Herr erbarme dich.
Hoffende sind wir, Herr, auf ein Zeichen.
Lass uns in den vielen Dingen dich nicht verlieren!
Christus erbarme dich.
Wartende sind wir, Herr, auf ein Wort.
Las uns in all dem Lärm Dich hören.
Herr erbarme dich.
Zitat (2012)
Geheimnis
über uns
über allem, was oben ist
größer als der größte Mensch
die mächtigste Macht
Herr, erbarme dich
Geheimnis
unter uns
unter allem, was unten ist
kleiner als der kleinste Mensch
die ohnmächtigste Ohnmacht
Christ, erbarme dich
Geheimnis
nah' bei uns
nah' bei allem, was nahe ist
näher als der nächste Mensch
die wirklichste Wirklichkeit
Herr, erbarme dich
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Zitat (2009)
Wir neigen uns vor deinem Geheimnis,
vor dem Horizont, der sich uns immer entzieht,
vor dem Himmel, der oft schweigt.
Herr, erbarme dich.
Wir neigen uns vor deinem Wort,
vor Jesus, der mit uns geht,
vor ihm, der uns immer nahe bleibt.
Christus, erbarme dich.
Wir neigen uns vor deinem Geist,
vor dem Geheimnis, das in uns lebt,
vor ihm, der uns zur Liebe drängt.
Herr, erbarme dich.
(Anton Rotzetter)
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Dreifaltigkeitssonntag: Größe der göttlichen Dreifaltigkeit
Herr, himmlischer Vater,
du hast dein Wort und deinen Geist in die Welt gesandt,
um das Geheimnis des göttlichen Lebens zu offenbaren.
Gib, daß wir im wahren Glauben
die Größe der göttlichen Dreifaltigkeit bekennen
und die Einheit der drei Personen
in ihrem machtvollen Wirken verehren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - TG Auswahl 8: nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen
Gott.
Dein Sohn ist zu uns gekommen,
nicht um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen.
Gib, daß wir von ihm lernen,
wie wir leben sollen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB Auswahl 8
Messbuch - TG 24. Sonntag: die Macht deiner Liebe an uns erfahren
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge,
sieh gnädig auf uns.
Gib, daß wir dir mit ganzem Herzen dienen
und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 24. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 4: und doch bist du uns nahe
Heiliger Gott.
Du bist unsagbar größer,
als wir Menschen begreifen,
du wohnst im unzugänglichen Licht,
und doch bist du uns nahe.
Gib, daß wir heute mit Ehrfurcht vor dir stehen
und froh werden in deiner Nähe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 4
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Dreieiniger Gott,
du hast dich uns geoffenbart.
Laß uns erkennen,
daß wir in dir geborgen sind,
und laß uns in der Einheit mit dir verbleiben,
der du lebst und herrschest
in Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2024)
Gott, du wohnst im Himmel droben
und auf der Erde unten.
Du bist uns Menschen nahe.
Das macht Mut.
Das schenkt Hoffnung.
Das schenkt Kraft in schweren Stunden.
Das macht unsere Freude groß in schönen Zeiten.
Du bist jetzt nahe in deinen Worten,
die wir nun hören. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
der du warst vor allem,
was wir uns vorstellen und erdenken können.
Dessen Wort alles schuf und ins Leben rief.
Du sandtest uns in Jesus Christus dein Wort in die Welt,
damit er uns ein Beispiel für ein Leben nach deinem Wort gab.
Er blieb deinem Wort treu in Leben und Tod.
Dein Wort rief ihn in die Auferstehung.
Und als er zu dir zurückkehrte,
schenkte er uns die Zusage deiner liebenden Kraft,
den Hl. Geist.
Lass uns in unserem täglichen Leben spüren,
dass dieses große Geheimnis deiner dreifältigen Vielfalt
auch in uns und unserer Zeit lebendiges Wort ist.
Das erbitten wir, durch Christus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2018)
Gott,
du entfaltest deine Liebe.
Wir entdecken sie in vielen Wundern,
in der Natur
in jeder Versöhnung,
in Gemeinschaft und Freundschaft.
Deine Liebe gab der Welt ihre erste Form,
verlorene Menschen hast du gesucht und gefunden,
Feindschaft und Hass überwindest du.
Hilf uns, unsere Fähigkeiten zu entfalten,
Menschen in Liebe zu begegnen,
Ängste zu überwinden
und den Vorurteilen zu wehren.
Deine Liebe gibt der Welt ein neues Gesicht
In Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten11
Renate Witzani (2024)
Zum dreieinigen Gott, der für uns so unfassbar und doch so nahe ist, lasst uns beten:
Als auf dich den Vater, Sohn und Heiligen Geist Getaufte beten wir für alle, die ihre Erfahrung des von dir Gehalten- und Geführt-Seins mit anderen teilen.
In Verantwortung für unser Miteinander beten wir um eine Welt in Frieden, um Achtsamkeit füreinander und für deine Schöpfung.
Als deine Kinder, die du mit Freiheit und Leben in Fülle beschenkt hast, beten wir für alle, die noch nicht zum Glauben an dich gefunden haben.
Oft sind unsere Zweifel größer als unser Glauben. Darum beten wir um deinen Geist, wenn wir allein oder mit anderen gemeinsam nach Antworten und dem besseren Verständnis deiner Worte in der Schrift suchen.
Wenn der Tod unserer Lieben uns bedrängt und uns das Abschiednehmen schwerfällt, beten wir um das Vertrauen, dass du den Tod besiegt hast.
Im Glauben haben wir Anteil an der Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist und sind wir hineingenommen in das große Geheimnis der Dreifaltigkeit.
Dafür danken wir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2024)
Herr, unser Gott,
wir dürfen dich Vater und Jesus, deinen Sohn, Bruder nennen. Im Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist uns erfüllt, bitten wir:
Immer wieder sehen wir uns in den Verpflichtungen des Alltags gefangen, in Anforderungen, die von außen an uns gestellt werden, in eigenem Perfektionismus:
Sende uns deinen Geist, damit wir innehalten und erspüren, welcher Weg der richtige in unserem Leben ist.
Oft wurdest und wirst du als strafender Gott dargestellt, der die Menschen klein hält und durch Verbote ihr Leben leitet:
Sende deinen Geist, damit wir erkennen, dass wir als deine geliebten Kinder gehalten werden und frei sind, unsere Wege selbstbestimmt zu wählen.
Deine Liebe ist unbegreiflich allumfassend.
Sende deinen Geist, damit wir erkennen, dass wir in und aus deiner Liebe leben und dass wir sie weitergeben können, ohne dass sie weniger wird.
Viele Menschen zweifeln an ihrem Glauben und verzweifeln an unserer Kirche.
Sende ihnen deinen Geist, damit sie bei dir Halt finden können und ihren eigenen Weg mit dir erkennen.
Wir bitten auch für unsere Verstorbenen:
Lass sie bei dir in Ewigkeit leben.
Heiliger, dreieiniger Gott,
dein Sohn hat uns die Zusage geben, dass er bei uns ist alle Tage bis ans Ende der Welt. Sei du uns Vater und Mutter in deiner unendlichen Liebe und sende deinen Geist, damit er uns stärke auf unserem Weg mit dir.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2024)
Herr Jesus Christus,
du sendest die Jünger aus, dein Werk weiterzuführen. Wir sollen dir folgen in Wort und Tat.
Darum bitten wir dich:
Rüttle an die Herzen aller, die nur für sich selbst leben, nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und dabei ihre Mitmenschen vergessen.
Segne alle Frauen und Männer, die in ihrem Beruf den kranken und behinderten Menschen dienen.
Lass alle Theologinnen und Theologen immer mehr nach Wahrheit suchen und auf diese Weise den Glauben und der Freude der Mitmenschen zu erneuern.
Hilf immer mehr Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen und mache alle Unfriedenstifter einsichtig.
Erfülle alle, die ihre Aufgabe vor allem im Gebet für die Welt erkennen.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Johannes-Michael Bögge (2021)
Jesus, du hast zu deinem himmlischen Vater gebetet.
Auch wir wollen jetzt durch dich unsere Bitten vor den Vater im Himmel tragen:
Für alle Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein,
dass sie ihren Wert erkennen, wenn sie sich von dir geliebt wissen.
Für alle Freunde und Ehepartner,
dass sie eine gesunde Eigenliebe mitbringen, um den geliebten Menschen Stütze und Halt geben zu können.
Für alle Menschen, die an Gott glauben, aber die christliche Rede vom dreifaltigen Gott nicht teilen können. Zeige dich ihnen in deiner Größe und Unbegreiflichkeit.
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie auf in Dein Reich
Großer Gott,
du bist die Liebe, bist Ich und Du und schenkst uns die Freude am Dialog mit allen Wesen, die uns als Du begegnen.
Hilf uns, dir zu vertrauen, auch wenn wir vieles mit unserem Verstand nicht erfassen können.
Das erbitten wir durch deinen Sohn, Christus, unseren Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2021)
Wir leben in vielfältigen Beziehungen. Teils fühlen wir uns durch sie reich beschenkt, teils gestalten sie sich schwierig. Durch unsere Taufe sind wir in die Beziehung zu Gott hineingenommen, zum Vater, zum Sohn und dem Heiligen Geist. In dieser Beziehung als Töchter und Söhne Gottes lasst uns gemeinsam dem Vater danken und ihn bitten:
Wir danken Dir für die Kirche, in der seit Jahrhunderten der Glaube weitergegeben wird.
Wir bitten für sie um den Geist der Einheit und geschwisterlichen Liebe.
Wir danken Dir für die Erkenntnisse und Fortschritte der modernen Medizin.
Wir bitten Dich, dass von diesen Erkenntnissen alle Menschen in gleicher Weise profitieren können.
Wir danken Dir für die derzeitige Möglichkeit, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen über den engen Kreis von Familie und Beruf leben zu können.
Wir bitten Dich, dass wir die Erfahrungen der Verletzbarkeit und Verwundbarkeit menschlichen Lebens der letzten Monate nicht gleich wieder verdrängen.
Wir danken Dir für die vielen Zeichen von Liebe in unserem Leben.
Wir bitten Dich, lass auch uns die richtigen Worte für andere finden.
Wir danken Dir für alle unsere lieben Verstorbenen, bei denen wir uns oft geborgen und verstanden gefühlt haben.
Wir bitten Dich, lass sie bei Dir ihre ewige Heimat finden.
Dich, den dreieinen Gott, wollen wir feiern und loben, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Manfred Wussow (2018)
Der Herr sagt: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Darum geht zu allen Völkern
und macht alle Menschen zu meinen Jüngeren.
Darum beten wir:
Herr,
unter vielen Völkern gibt es Konflikte.
Sie werden geschürt und gerechtfertigt.
Unterschiedliche Interessen treiben Kriege an.
Wir haben nicht den Geist empfangen, der uns zu Sklaven macht.
Schenke uns den Geist, der Frieden stiftet.
Weltweit sind Menschen auf der Flucht.
Rechtsunsicherheit, Willkür und Hass machen Lebensräume zur Hölle.
Aus Angst vor Überfremdung werden bei uns Grenzen höher gezogen.
Wir haben nicht den Geist empfangen, der uns zu Sklaven macht.
Schenke uns den Geist, der Frieden stiftet.
In vielen Ländern sitzen die Kirchen zwischen allen Stühlen.
Sie lassen sich nicht politisch vereinnahmen,
geraten aber in Zerreißproben.
Der Nationalismus will keine Offenheit und keinen Ausgleich.
Wir haben nicht den Geist empfangen, der uns zu Sklaven macht.
Schenke uns den Geist, der Frieden stiftet.
Die Sehnsucht, Kirchentrennungen zu überwinden,
ist auch in unserer Mitte groß.
Traditionen, die der Abgrenzung dienten, werden nicht mehr verstanden.
Viele Menschen suchen eine Heimat bei uns.
Wir haben nicht den Geist empfangen, der uns zu Sklaven macht.
Schenke uns den Geist, der Frieden stiftet.
Im Straßenbild sehen wir die vielen Nationen,
die Sprachenvielfalt ist hörbar.
Menschen bringen ihre Kulturen und Geschichten mit.
Vorurteile pflegen Fremdheit, Ängste Unsicherheit.
Wir haben nicht den Geist empfangen, der uns zu Sklaven macht.
Schenke uns den Geist, der Frieden stiftet.
Mit Liebe hast du, Herr, die Welt geordnet.
Bewahre sie davor, ein Gefängnis zu werden.
Schenke den Menschen Freiheit,
den Worten Wahrheit
und den Geschichten Klarheit.
In deiner Liebe werden wir alle vollendet
in Christus, unserem Herrn.
Renate Witzani (2018)
Zu dir, dem einen Gott,
der uns in Jesus Christus ganz nahe gekommen ist
und dessen Geist uns begleitet,
lasst uns beten:
Für Bischof Alois Schwarz, der erwählt wurde,
als Hirt unsere Diözese zu leiten
und uns im Glauben zu bestärken.
Für alle Menschen in den Regionen Afrikas, Indiens und Chinas,
deren Gesundheit durch die Giftmüllexporte unserer Länder gefährdet ist.
Für eine gerechte Verteilung der Güter unserer Erde
und Wertschätzung derer,
die durch ihre Arbeit zur Ernährung aller beitragen.
Für uns selbst, wenn wir uns in unserem Leben Herausforderungen stellen müssen,
dass sie uns nicht destabilisieren sondern in unserer Entwicklung weiterbringen.
Für unsere Verstorbenen,
dass sie deine Nähe erfahren.
Dreifaltiger Gott!
Wir glauben an dich den Gott, der in sich selbst Beziehung ist.
Dass auch wir mit dir und untereinander in Beziehung leben,
erbitten wir von dir, dem Vater,
eins mit deinem eingeborenen Sohn im Heiligen Geist. - Amen.
Bernhard Rathmer (2015)
Lasst uns beten zu dem einen Gott,
der als Vater, Sohn und Heiliger Geist
uns nah und fern zugleich ist:
Für alle Menschen, die in ihrem Leben nach Gott fragen,
dass sie ein Antworten bekommen, die uns auffordern,
in unseren alltäglichen Erfahrungen nach dir zu fragen.
Für alle Menschen, die glauben,
Gott in ihren Formeln und Wissen zu besitzen,
dass sie lernen, dich als mitgehenden Gott
in verschiedenen Lebenssituationen zu erfahren.
Für alle Menschen, die an Gott zweifeln
oder ihn abgeschrieben haben,
weil das Leben ihnen zu viel abverlangt,
dass sie hinter ihrem Leid, ihren Fragen und Zweifeln
dich als mitgehenden und sorgenden Gott erfahren.
Für die Menschen in den Krisengebieten unserer Erde,
besonders in Syrien, der Ukraine und in Nepal,
dass Frieden und gegenseitiges Verstehen wieder einkehren mögen.
Für alle Religionen und Konfessionen,
dass sie sich gegenseitig achten und sich alle bewusst werden,
dass wir als Menschen immer auf der Suche sind,
die immer nur ein Teil von dem erfassen können, wer Gott ist.
Für uns als Kirche und Gemeinden,
dass wir in unserer Zeit die Frage nach dir offen halten
und in der Beziehung zu den Menschen
in unserem Alltag etwas von deiner Beziehung zu uns leben.
Dreifaltiger Gott, du bist uns fremd und nahe zugleich.
Dafür danken wir dir und sprechen:
Ehre sei dem Vater... - Amen.
Gastautor*in (2015)
Durch das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus
haben wir Zugang zur Liebe des Vaters.
Im Heiligen Geist, der in unsere Herzen ausgegossen wurde,
dürfen wir zuversichtlich bitten. Wir rufen:
Großer, dreifaltiger Gott,
gib, dass der Geist der Liebe deine Kirche zusammenhält in Gemeinschaft mit unserm Papst, unserm Bischof und mit allen, die deinem Volk dienen.
Großer, dreifaltiger Gott,
gib den Geist der Stärke allen Leidenden und Bedrängten,
dass sie die Hoffnung nicht aufgeben und durchhalten können.
Großer, dreifaltiger Gott,
gib den Geist der Einheit und der Eintracht unseren Familien,
dass sie nach deinem Urbild dem Leben dienen können.
Großer, dreifaltiger Gott,
gib den Geist der Weisheit allen Suchenden,
dass die spüren und erfahren woher sie kommen,
wohin sie gehen und wohin sie immer wieder gehen können.
Großer, dreifaltiger Gott,
gib den Geist der Wahrheit unserer orientierungslosen Zeit,
dass die Menschen Halt gewinnen
und nicht untergehen im Relativismus.
Dreieiniger, fern und nah zugleich,
mach uns stark im Glauben an deine immerwährende Nähe,
geduldig in der Hoffnung auf deine Herrlichkeit
und glühend in der Liebe zu allen.
So bitten wir durch Christus, unsern Herrn. – Amen.
© Pater Sepp Schwemmer, Redemptorist – sepp.schwemmer@gmx.de
Hans Hütter (2012)
Gott, du bist dreifaltig einer,
du liebst die Welt, deine Schöpfung,
du liebst uns Menschen.
Dich bitten wir voller Hoffnung:
Für alle Menschen, die sich nicht vorstellen können,
dass du der Urheber allen Lebens bist
und dass du uns aus Liebe geschaffen hast.
Für alle Menschen, die meinen, für dich kämpfen zu müssen
und so dich verniedlichen und den Glauben an dich erschweren.
Für alle Menschen, die berufsmäßig von dir reden.
Lass ihr Zeugnis glaubwürdig sein.
Für alle Menschen, die das Wissen um deine Gegenwart ängstigt.
Zeige ihnen, dass du Leben in Fülle schenken willst.
Für die Priester, die Bischöfe und den Papst,
Lass sie passende Worte und Formen finden,
wenn sie die heiligen Geheimnisse feiern
und die Frohe Botschaft verkünden.
Für alle Menschen, die dich in anderen Religionen verehren:
Lass sie immer mehr die Größe deiner Liebe erkennen.
Dich, dreifaltiger Gott, loben und preisen wir heute und in alle Ewigkeit.
Zitat (2009)
Dreifaltiger Gott,
wir sind da vor dir mit allem, was uns auf dem Herzen liegt.
Und wir wenden uns dir zu,
dir, der du willst, dass wir Leben haben, und es in Fülle haben.
Darum bitten wir dich:
Da du Gemeinschaft bist, heiliger Gott,
stifte Gemeinschaft.
Da du Beziehung bist, heiliger Gott,
knüpfe Beziehungen.
Da du Wort bist, heiliger Gott,
gib unseren Worten Sinn.
Da du Einheit bist, heiliger Gott,
führe zusammen.
Da du Vielfalt bist, heiliger Gott,
befreie zur Vielfalt.
Denn in dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir.
Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
(nach Anton Rotzetter)
- Gabengebet3
Messbuch - GG Dreifaltigkeitssonntag: nimm mit diesen Gaben auch uns an
Gott, unser Vater,
wir rufen deinen Namen an über Brot und Wein.
Heilige diese Gaben
und nimm mit ihnen auch uns an,
damit wir dir auf ewig gehören.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - GG 7. Sonntag: aus diesem Opfer Heil empfangen
Allmächtiger Gott,
in der Feier der göttlichen Geheimnisse
erfüllen wir den Dienst, der uns aufgetragen ist.
Gib, daß wir deine Größe würdig loben und preisen
und aus diesem Opfer Heil empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 9: lege deinen Geist in unser Herz
Vater im Himmel,
lege deinen Geist in unser Herz,
damit er uns belebe und heilige
und zu einer wahren Opfergabe mache für dich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 9
- Gebet zur Gabenbereitung2
Jörg Thiemann (2024)
Jesus, du hast Gottes Liebe gezeigt.
Du bist uns nahe im Brot, das Kraft gibt.
Du bist nahe im Wein, der das Herz erfreut.
Du gibst dich für uns hin.
Deine Nähe mache uns zu Schwestern und Brüdern,
die füreinander leben,
die einander lieben. - Amen.
Manfred Wussow (2018)
Brot und Wein hast du, Gott, erschaffen,
für unseren Hunger,
für das Fest des Lebens.
Mit Brot und Wein hat Jesus das letzte Mahl gefeiert.
Seine Liebe verschenkte er.
Er gab sich selbst.
Dein Geist verwandelt alles.
Brot und Wein,
Wir schmecken Jesus.
Schenke uns die Gemeinschaft mit dir,
heute an deinem Altar,
Morgen deinem Reich.
- Lobpreis1
Gotteslob (2020)
Te Deum (altes GL 706)
Kehrvers: Dich, Gott, loben wir, dich Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater, huldigt das Erdenrund.
Dir rufen die Engel alle, dir Himmel und Mächte insgesamt,
die Cherubim dir und die Serafim, mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde von deiner hohen Herrlichkeit.
Kehrvers
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
Kehrvers
Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden, den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel
und denen, die glauben, die Reiche der Himmel aufgetan.
Kehrvers
Du sitzest zur Rechten Gottes in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir, kehrst du eins wieder.
Dich bitten wir denn, komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit zähle uns deinen Heiligen zu.
Danklied, z. B. GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.
- Präfation2
Messbuch - Präfation Dreifaltigkeitssonntag: Das Geheimnis des einen Gottes in drei Personen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist
bist du der eine Gott und der eine Herr,
nicht in der Einzigkeit einer Person,
sondern in den drei Personen
des einen göttlichen Wesens.
Was wir auf deine Offenbarung hin
von deiner Herrlichkeit glauben,
das bekennen wir ohne Unterschied von deinem Sohn,
das bekennen wir vom Heiligen Geiste.
So beten wir an
im Lobpreis des wahren und ewigen Gottes
die Sonderheit in den Personen,
die Einheit im Wesen und
die gleiche Fülle in der Herrlichkeit.
Dich loben die Engel und Erzengel,
die Cherubim und Serafim.
Wie aus einem Mund preisen sie dich
Tag um Tag und singen auf ewig
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - Präfation Sonntage 8: Einheit der Dreifaltigkeit und Einheit der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dein Erbarmen zu rühmen.
Die Sünde hatte die Menschen von dir getrennt,
du aber hast sie zu dir zurückgeführt
durch das Blut deines Sohnes
und die Kraft deines Geistes.
Wie du eins bist mit dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
so ist deine Kirche geeint
nach dem Bild des dreieinigen Gottes.
Sie ist dein heiliges Volk,
der Leib Christi und
der Tempel des Heiligen Geistes
zum Lob deiner Weisheit und Liebe.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche
und vereinen uns
mit den Engeln und
Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 8
- Mahlspruch1
Bibel
Weil ihr Söhne seid,
sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen,
den Geist, der ruft: Abba, Vater.
(Gal 4,6)
Ehre sei dem einen Gott,
der war und der ist und der kommen wird.
(vgl. Offb 1,8)
Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront.
(Dan 3,54)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Hören auf dein Wort
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Schweigen
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in Freude und Schmerz
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
wenn ich an Grenzen stoße
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in den Mühen des Alltags
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Annehmen von
Licht und Schatten
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in der Nacht der Einsamkeit
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in Begegnung und Gespräch
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Dasein für andere
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
wenn ich Einsicht gewinne
und mein Leben bejahe
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Loslassen und Neubeginnen
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar,
wenn ich mich dir anvertraue
und in deinem Namen
meine Schritte setze.
Bernhard Rathmer (2015)
Klar haben,
in eine Form gießen,
eine Formel kennen,
zu wissen wie es geht,
die Gebrauchsanweisung kennen,
gibt uns Sicherheit.
Doch nur zu häufig
kommt alles anders.
Gott,
du bist mehr Frage als Antwort,
häufig eher im Dunkeln als im hellen Licht.
Unsere theologischen Formeln
fassen dich so wenig,
du bleibst immer auch der Unbekannte.
Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist
wenn wir aus unserem Leben nach dir fragen
bist du der
GOTT MIT UNS.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Dreifaltigkeitssonntag: Bekenntnis des einen Gottes in drei Personen
Herr, unser Gott,
wir haben den Leib
und das Blut deines Sohnes empfangen.
Erhalte uns durch dieses Sakrament
im wahren Glauben und im Bekenntnis
des einen Gottes in drei Personen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - SG Auswahl 5: gewaltig in deiner Hoheit, wehrlos in deiner Liebe
Gott, unser Vater,
dein Sohn hat uns von dir Kunde gebracht.
Er hat uns erkennen lassen, wie du bist:
groß in deiner Huld für deine Geschöpfe,
gewaltig in deiner Hoheit,
wehrlos in deiner Liebe.
Vater, wir sagen Dank durch deinen Sohn,
der sich uns im heiligen Mahl geschenkt hat,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 5
Messbuch - SG Fastenzeit 5 Di: dir immer näher kommen
Allmächtiger Gott,
du hast uns das Brot des Himmels geschenkt.
Gib uns die Gnade,
die göttlichen Geheimnisse
mit solcher Ehrfurcht zu feiern,
daß wir dir immer näher kommen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dienstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss3
Jörg Thiemann (2024)
Gott Heiliger Geist,
wir sind ausgesendet, Gott und Jesus zu bezeugen.
Wir sind ausgestattet mit deinen Gaben.
Erfülle und durchdringe unser Wesen,
dass wir deine Früchte bringen,
Glaube, Hoffnung und Liebe.
Sende uns jetzt aus und sei bei uns. - Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
in vielfältiger Weise willst du dich uns zu erkennen geben
und unser Leben begleiten,
es bunt, vielfältig und lebenswert machen.
Du willst Antrieb für unser Leben sein,
zu unserem Wohl und zum Wohl aller.
Dafür danken wir dir und bitten wir dich: bleibe bei uns,
wenn wir jetzt wieder in unseren Alltag gehen
und lenke du unsere Schritte.
Dir sei Lob in Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2018)
Guter Gott,
wir gehen jetzt wieder in unsere kleine Welt.
Mit unserer Arbeit,
unseren Aufgaben,
unserer Verantwortung.
Menschen warten auf uns
und wir warten auf andere.
Wir danken dir für alle Liebe,
die wir empfangen,
für alle Liebe, die wir schenken.
Bleibe bei uns, alle Tage,
bis zum Ende der Welt.
Christus, unser Herr.
- Segen3
Beatrix Senft (2021)
Es segne uns der Vater,
der uns und die ganze Schöpfung ins Leben rief.
Es segne uns der Sohn,
der mit uns dieses irdische Leben teilte
und dem alles Menschliche vertraut ist.
Es segne uns der Hl. Geist,
der Ansporn für unser Leben ist. – Amen.
Zitat (2012)
Herr, segne uns, lass uns dir dankbar sein
lass uns dich loben, solange wir leben
und mit den Gaben, die du uns gegeben
wollen wir tätig sein
Herr, geh mit uns und lass uns nicht allein
lass uns dein Wort und dein Beispiel bewahren
in der Gemeinde deine Kraft erfahren
Brüder und Schwestern sein
Herr, sende uns, lass uns dein Segen sein
lass uns versuchen, zu helfen, zu heilen
und unser Leben wie das Brot zu teilen
lass uns ein Segen sein
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Zitat (2009)
Segensgebet über das Dreifaltigkeitswasser:
Allmächtiger und gütiger Gott,
du sorgst für deine Geschöpfe und willst das Heil des Menschen.
Dem Salz hast du die Kraft gegeben, Würze für unsere Speise zu sein
und sie vor dem Verderben zu bewahren.
Wir bitten dich, segne + dieses Salz,
dass es ein Zeichen sei deiner Sorge um uns.
Wie wir in den Speisen die würzende Kraft des Salzes verspüren,
so lass auch uns "Salz der Erde" sein,
Zeugen deiner Frohbotschaft und deiner Liebe in der Welt.
Das gewähre uns durch Christus, unsern Herrn. Amen.
(Aus dem Direktorium der deutschsprachigen Bistümer der Schweiz)
Gott ist dreifaltig
Gott ist einer und einzig,
neben ihm darf es auch niemals Götzen geben,
an die wir unser Herz hängen.
Gott ist einer in drei Personen,
Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
Der Vater hat uns den Sohn gesandt.
Der Sohn ist unser Bruder geworden.
Der Heilige Geist geht vom Vater und vom Sohn aus
und ist ausgegossen in unsere Herzen.
Zum Vater beten wir als seine Söhne und Töchter,
zu Jesus Christus als seine Jünger,
zum Heiligen Geist als Erben Jesu Christi.
Im Glauben an die Heilige Dreifaltigkeit bekennen wir,
dass Gott die Liebe ist,
in die wir hineingenommen sind.
Aus: Winfried Henze, Glauben ist schön, Ein Katholischer Familienkatechismus, Harsum 2001.
Gott gibt Kraft und schafft Frieden (Psalm 29)
Auf der Seite eines Gottes zu stehen, der Macht und Stärke in sich vereint, war für Israel mit der Zeit zu einer tiefen Glaubensgewissheit geworden. Jede Erfahrung einer überwundenen Not, einer Befreiung und Rettung hatte ein Quäntchen Gewissheit hinzugefügt. So wuchs der Glaube Israels und wurde für die Menschen zu einem festen Grund in allen Lebenslagen. Dennoch galt es immer wieder, um diesen Glauben zu ringen. War Gott tatsächlich wirkmächtiger und stärker als ein Gott namens El oder namens Baal? Ist der Gott der Bibel tatsächlich hilfreicher als Karten, Horoskope, Steine?
Ja, sagt der Psalmist und setzt alles daran, dies darzulegen. Mit eindrücklichen Bildern, übernommen aus der Vorstellungswelt der Götterwelt Kanaans, beschreibt der Psalmist die Kraft der Stimme Gottes und ihr machtvolles Wirken in Nord und Süd. Der Gott Israels, JHWH, ist allen anderen Göttern überlegen. Er thront als König für immer. Er herrscht über die vier Elemente. Er ist mehr als ein Regengott, irgendwo fern der Menschen. Er lässt sich finden. Der Tempel in Jerusalem ist sein Ort. Von dort wirkt er in den Alltag der Menschen in Israel hinein. Von dort gibt er Kraft und Schalom, Frieden und umfassendes Heil.
Je länger ich den Psalm lese und meditiere, zum so mehr spüre ich diese Kraft, die von ihm ausgeht. Sie ist auch mir zugedacht, um mich im Glauben an Gott stärken zu lassen. Diese Kraft scheint mich gleichsam mit Israel in göttliche Sphären zu heben. Dorthin, wo nichts weiter zu sagen und zu tun bleibt, als den Gott Israels zu loben und zu ehren, weil er Kraft gibt und Frieden schafft. So, wie es in den heutigen jüdischen Tempeln, den Synagogen, an jedem Freitagabend beim Beten dieses Psalmes geschieht: „Der Herr wird seinem Volk Kraft geben: Der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden“ Amen.
Andrea Knauber in: Mit der Bibel durch das Jahr 2013, Freiburg 2013.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Das Kreuzzeichen als das heiligst Zeichen des christlichen Glaubens bedarf, gerade weil es sooft gemacht wird, einer besonderen Sorgfalt und Verinnerlichung, damit es nicht zur schlampigen, nichtssagenden Geste, „weil es so Brauch ist“, verkommt.
Jede persönliche Bekreuzigung steht und lebt in der Fortsetzung jenes Kreuzzeichen, das bei der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und es Heiligen Geistes über das Leben eines Christen erstmals gemacht worden ist. Jedes Kreuzzeichen ist erinnernde und bestätigendes Bekenntnis zur Taufe und damit zur Kirche als Gemeinschaft der getauften Glaubenden wie auch menschliches Zeugnis des Christseins. Mit Bedacht langsam und groß gemacht umspannt das Kreuzzeichen den ganzen Menschen, seine Gedanken (Bekreuzigung der Stirn), seine Worte (Bekreuzigung des Mundes), sein Herz (Bekreuzigung der Brustmitte). Nichts sei ausgeschlossen von der Heil und Heilung schenkende Gnade des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Die Berührung der linken und rechten Schulter beim sogenannten großen lateinischen Kreuz kann das Sinnbild des waagerechten Kreuzbalkens aufgreifend zu dem Gedanken anregen: die Menschen, die rechts und links an meinem Lebensweg stehen, sind meiner Sorge und Verantwortung anvertraut.
Der Christ hat Weggefährten und Zeitgenossen, Mitleidende und Mitbetende – in seinem Volk, in seiner Kirche. Christ ist man nicht allein, sondern immer nur mit anderen und für andere. Damit wird im Kreuzzeichen die individuelle wie die soziale Grundstruktur angesprochen, der sich der Christ immer wieder und umfassender stellen muss – gestärkt und bezeichnet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Aus: Alfred Läpple, Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums, Augsburg 1996.
Im Kreuzzeichen beten
Im Namen des Vaters,
der uns erschaffen hat
und uns geliebt
und uns in Ewigkeit nicht verloren gibt,
und des Sohnes,
in dem Gott sich hinein schenkt
in mein Leben und meinen Leib,
in die Welt und ihr Leid bis in die Unterwelt,
und des Heiligen Geistes,
der beide eint und tröstet und leitet,
und uns verbindet miteinander und mit IHM
in der Kraft seiner Auferstehung.
Erleuchte meinen Geist,
meine Gedanken,
Verstand und Vernunft
und erhelle meinen Blick,
erfülle meinen Leib
mit Deiner heiligen Gegenwart,
wecke in ihm die Kräfte deiner Schöpfung
und des Heiligen Geistes, dessen Wohnung er ist,
führe meine Hände,
dass sie frei sind,
für die Hand, die du reichst,
und das Werk, das du mir zu tun gibst.
Damit alles, was ich bin und habe,
was ich tue und ersehne,
auf Dich und mit Dir gerichtet sei –
Dir zur Ehre und uns Menschen zum Heil.
Amen.
Bemerkung unter dem Gebet:
Das Kreuzzeichen bezeichnet zugleich das Kreuz und unseren Leib. In Jesus hat Gott ihn ganz angenommen. Dann zeichnet es (von oben nach unten) die Bewegung Gottes in seinem Sohn zu den Menschen nach und (von links nach rechts) die verbindende und treibende tröstende und erinnernde Kraft des Heiligen Geistes durch die Weltzeit. Schließlich ist es die Bitte um den Segen und das Licht Gottes für unseren Heiligen Geist, unser Herz und unsere Hände, für das, was wir denken, empfinden und tun.
Georg Legerke, Gott anbeten in: Youcat, Jugendgebetbuch, München 2011.
Das Geheimnis bleibt
Der Dreifaltigkeitssonntag erinnert uns an eine Selbstverständlichkeit. Wir glauben an den dreieinigen Gott in Vater, Sohn und heiligen Geist, „den wir in drei Personen ehren“, wie es in dem Kirchenlied „Nun lobet Gott im hohen Thron“ heißt. Etwas, was uns selbstverständlich ist, seit wir das Kreuzzeichen gelernt haben. Etwas, was uns unverständlich ist, wenn wir drüber nachdenken. Ein hochtheologisches Thema, über das auch die Dogmatik immer wieder neu diskutiert.
Paulus drückt das so aus: der Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind und als solche „Miterben Christi“, also seine Brüder und Schwestern. Wir sind nicht Sklaven, sondern können frei uns zu ihm bekennen. Das ist etwas, was ich als Christin so sehr schätze: ich werde zu nichts gezwungen. Ich muss auch nicht in Angst leben. Sondern ich kann mich frei entscheiden, Kind Gottes zu sein.
Und dann kommt der für mich schönste und einer der wichtigsten Sätze im Evangelium: der Jesus, der als Mensch geboren wurde unter ärmlichen Verhältnissen, der als Kind bereits Fluchterfahrungen machen musste, der mitten unter den Menschen gelebt hat, die ihn geliebt oder auch abgelehnt haben. Der völlig unschuldig nach vorangehender Folter am Kreuz gestorben ist, dieser Jesus sagt uns zu: „ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt“.
Und wie kommen wir nun dem dreieinigen Gott näher? Indem wir uns auf seine Vielfältigkeit einlassen. Gott ist der Schöpfer der Welt, der liebende Vater, wenn wir Trost brauchen, er ist der Geist, der uns antreibt, der uns neue Wege aufzeigt, wenn wir nicht mehr weiterwissen, der uns stärkt, wenn unsere Kraft zu schwinden droht. Und Jesus ist unser Bruder, ganz Mensch wie wir selbst, dem keine menschliche Erfahrung fremd ist, dessen Leben und Lehre uns aufzeigt, wie es gehen kann, der uns als Wegweiser dienen kann, wenn wir in die Irre gehen.
Oft merken wir von allem nichts. Aber wenn wir uns darauf einlassen, dann begegnet uns Gott immer wieder neu. Sei es, wenn wir, auf einem Berggipfel stehend, über die Schöpfung staunen oder am Meeresstrand unterm Sternenhimmel über die Unendlichkeit nachdenken. Wenn aus Bäumen, die wie tot aussehen, im Frühjahr neues Leben treibt. Wenn wir nicht mehr weiterwissen und sich plötzlich neue Wege auftun, wird uns eine helfende Hand gereicht vielleicht gar aus einer Richtung, aus der wir es nicht erwartet hätten.
Auch in der Musik und der Kunst kann uns Gott begegnen: Als vor einigen Jahren an Karfreitag in Bonn meine Freundin starb, sind mein Mann und ich anschließend zum Gebet in die Münsterkirche gegangen. Im Altarraum hing ein großes, dunkles Bild mit einer Art Tunnel zum hellen Licht. Und ich saß da und wusste: Sie ist angekommen, da, wo wir uns alle einmal wiedersehen werden.
Der dreifaltige und dreieinige Gott wird uns trotz allen Nachsinnens ein Geheimnis bleiben. Aber ist das wirklich schlimm? Ist es nicht gerade das Geheimnis, das unseren Glauben ausmacht? Glauben und Wissen sind nicht das Gleiche. Glauben heißt, hinzunehmen, dass es Dinge gibt, die uns begegnen, ohne dass wir sie bis ins Letzte verstehen oder erklären können.
Gott ist vielfältig. Und er ist bei uns alle Tage bis ans Ende der Welt. Das ist die Zusage.
Edith Furtmann 2024.
Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow
Drei Engel
in ähnlichem Gewand bei Tisch
mit einladender Geste
Brot und Wein anbietend
ein Platz vorne freigehalten.
Wer immer Platz nehmen wird –
Er ist willkommen.
Ilse Pauls
GOTT - dreifaltig einer
nur der eine Gott
aber nicht einsam – ein ICH
kein starrer Punkt –
sondern Dynamik
Ein Gott der Bewegung
ein Gott der Beziehung
ein Gott des Lebens
und vor allem -
ein Gott der Liebe
VATER
Ursprung allen Lebens
DU
vielfältig
uns und diese Welt schaffend
nach deinem Bild
größer – als wir ein Bild von dir denken können
schenkende Liebe
durch und durch
So große Liebe
dass du sie als SOHN
in diese Welt gesandt hast
als dein Wort
als Zeichen deiner Liebe
als unseren Bruder
sich diesem menschlichen Leben ganz aussetzend
gehorsam dir –
bis in den Tod
ER – der dein Wesen neu offenbarte
sich deinem Willen unterwarf
damit wir Erlösung finden
Und der uns nicht zurückließ
verwaist
vereinsam
ohne Hoffnung
Sondern uns als Geschenk und Beistand
RUACH –
die Geistin
der ewigen Schöpfung
der ewigen Liebe
zurückließ
damit wir das Leben
in Fülle
haben
Dreifaltig bist du
GOTT
und doch
ganz unfassbare
VIELFALT
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Christus, das Licht der Welt
1. Christus, das Licht der Welt.
Welch ein Grund zur Freude!
In unser Dunkel
kam er als ein Bruder.
Wer ihm begegnet,
der sieht auch den Vater.
Ehre sei Gott, dem Herrn!
2. Christus, das Heil der Welt.
Welch ein Grund zur Freude!
Weil er uns lieb hat,
lieben wir einander.
Er schenkt Gemeinschaft
zwischen Gott und Menschen.
Ehre sei Gott, dem Herrn!
3. Christus, der Herr der Welt.
Welch ein Grund zur Freude!
Von uns verraten,
starb er ganz verlassen.
Doch er vergab uns,
und wir sind die Seinen.
Ehre sei Gott, dem Herrn!
4. Gebt Gott die Ehre.
Hier ist Grund zur Freude!
Freut euch am Vater.
Freuet euch am Sohne.
Freut euch am Geiste:
denn wir sind gerettet.
Ehre sei Gott, dem Herrn!
Text: Sabine Leonhardt/Otmar Schulz 1972 nach dem englischen »Christ is the world's light« von Frederick Pratt Green 1968.
In EG 410.
Wie lieblich ist der Maien
Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt,
des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht.
Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid,
die Vöglein hört man singen,
die loben Gott mit Freud.
Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein:
Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein.
Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß,
drum wollst du von uns wenden
Mehltau, Frost, Reif und Schloß (Hagel).
Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein,
damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben allein an deinem Wort,
das mich im Kreuuz kann laben
und weist des Himmels Pfort.
Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein
Und lass mir wohl gelingen, im Geist fruchtbar zu sein;
Die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei,
damit ich mög bestehen
und nicht verwerflich sei.
Martin Behm (1606), in: EG 501.
Lebens Licht
Mein Schöpfer, steh mir bei, sei meines Lebens Licht
Und führe mich zum Ziel, wie es dein Wort verspricht.
Lass mich Vertrauen fassen, auf dich mich zu verlassen.
Ich möchte dir gehören und deinen Namen ehren.
Mit dir zu leben, mach mich frei, mein Schöpfer steh mir bei.
Mein Heiland, segne mich / und nimm mich gnädig an, /
dass ich mit dir vereint / im Glauben wachsen kann. /
Lass mich dein Wort bewahren / und vor dem Kreuz erfahren, /
Dass ich von Schuld und Sünde / bei dir Erlösung finde. /
Wer bin ich Arme/r ohne dich, / mein Heiland, segne mich.
Mein Tröster, gib mir Kraft, / mach mich erwartungsvoll /
und hilf mir zu bestehen, wo ich bestehen soll. /
Mein Denken, Tun und Sagen / lass mich auf Christus wagen, /
Dass ich mich mutig übe / in wahrer Menschenliebe. /
Du bist, der alles Gute schafft, / mein Tröster, gib mir Kraft.
Gott Vater, Sohn und Geist, / du liebst mich, wie ich bin. /
Schenk diese Zuversicht / mir tief in Herz und Sinn. /
Erwähle und behüte / mich ganz durch deine Güte, /
so will ich dir mein Leben / auch ganz zum Lobpreis geben. /
Erfüll an mir, was du verheißt, / Gott Vater, Sohn und Geist.
Nach Johann Jakob Rambach (1729) von Detlev Block (1990), EG 593
Nicht zu fassen
Ich kann es nicht fassen, Gott,
dass dir an mir liegt!
Du bist inwendiger in mir als ich selbst,
sagen die Mystiker.
Vielleicht bist du deswegen so verborgen?
Dir reicht es nicht, allein zu sein.
Du willst uns als deine Kinder,
als Brüder und Schwestern deines Sohne,
erfüllt mit deinem Geist.
Dennoch verbrennen wir nicht in deiner Nähe.
Lass uns etwas erahnen von deinem Leben,
von deiner Liebe, von deiner Barmherzigkeit,
damit wir etwas davon weitergeben können
an die Menschen, die uns brauchen,
von denen wir leben.
Unsere Welt schreit aus vielen Wunden
nach einem solchen Gott,
nach solchen Menschen...
Aus: Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen - erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A. Edition Exodus 2001.
Erfahrungen
Sie gehört zu den umstrittensten Überzeugungen des christlichen Glaubens, aber sie markiert ihr Zentrum: die Lehre von der Trinität, er Dreieinigkeit Gottes, und sie entspringt keiner philosophischen Reflexion. vielmehr nimmt sie Glaubenserfahrungen auf und sucht diese im Gespräch mit der Philosophie auf den Begriff zu bringen und zu bewähren...
Der christliche Glaube gründet ursprünglich in Erfahrungen, die Menschen mit der Person Jesu machten, einem Menschen, der ganz im Glauben Israels verwurzelt war. Israel hat sich in seiner Glaubensgeschichte immer entschiedener zu dem Gott bekannt, der Einzigartigkeit für sich beansprucht. Dieser Gott schließt einen Bund mit seinem Volk; er ist ein barmherziger Gott, der Gerechtigkeit in sozialen Verhältnissen fordert. Und auch wenn Israel diesen Gott zunächst als seinen Gott bekennt, so greift doch schließlich die Einsicht, dass der Gott Israels der Gott aller Menschen ist. Jesus lebt ganz aus dem Geist dieses Gottes. Er legte ihn in den geschichtlich - kulturellen und religiösen Verhältnissen seiner Zeit aus, befreite sein Bild von einer in der Unmenschlichkeit endenden Starrheit des Gesetzes....
Magnus Striet, Dreieinigkeit, in: Georg Gänsewein, Martin Lohmannn, Katholisch, Wissen aus erster Hand, Freiburg 2010.
Bekenntnis zum dreieinigen Gott
... Ähnlich heißt es in der Präfation des Dreifaltigkeitsfestes:
"Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist bist du (der Vater) der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigartigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens."
Dieses Bekenntnis zum dreieinigen Gott ist ein tiefes Geheimnis, das kein geschaffener Geist von sich aus je zu entdecken vermag. Es ist das Geheimnis einer unergründlichen und überströmenden Liebe: Gott ist kein einsames Wesen, sondern ein Gott, der aus der Überfülle seines Seins heraus sich schenkt und mitteilt, ein Gott, der in der Gemeinschaft von Vater, Sohn und Geist lebt und der darum auch Gemeinschaft schenken und begründen kann. Weil er Leben und Liebe in sich ist, kann er Leben und Liebe für uns sein. So sind wir von Ewigkeit her in das Geheimnis Gottes einbezogen. Gott hat von Ewigkeit her Platz für den Menschen. Letztlich ist das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott eine Auslegung des Satzes: Gott ist die Liebe (1 Joh 4,8.16b) Dass Gott von Ewigkeit her in sich Leben und Liebe ist, bedeutet eine Seligkeit und begründet für uns Menschen inmitten einer Welt des Todes und des Hasses unsere Hoffnung. Wir dürfen im Glauben wissen, dass die letzte und tiefste Wirklichkeit Leben und Liebe ist und dass uns durch Jesus Christus im Heiligen Geist Anteil an dieser Wirklichkeit geschenkt ist.
Katholischer Erwachsenenkatechismus, Bonn, 2. Auflage 1985, hrsg. Deutsche Bischofskonferenz.
Trinität
„Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Mit diesen Worten beginnen unsere christlichen Gottesdienste. So möchte auch ich meinen kleinen Beitrag beginnen. Ich will damit sagen: Ich schreibe jetzt nicht einfach im eigenen Namen, sondern im Namen einer Macht, die über alle unsere Vorstellungen hinausgeht und der wir unser Dasein verdanken. Ich darf sie begreifen als väterlich mir zugewandt, als geschwisterlich nahe und innerlich mir verbunden. Das wollen diese Begriffe „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ zum Ausdruck bringen. „Vater“, „Sohn“ und „Heiliger Geist“ sind symbolische Begriffe. Natürlich hat Gott keinen Sohn, wie wir uns Nachkommenschaft vorstellen, und auch keinen Geist, der mit unserem Geist auf einer Linie läge. Gott „der Vater“ – das meint: Ich weiß, dass ich mein Leben nicht mir selbst verdanke. Gott „der Sohn“ – das meint: Ich weiß, dass ich nicht dafür garantieren kann, dass aus meinem Leben etwas wird. Aber im Blick auf das Leben und Sterben und die lebendige Gegenwart Jesu aus Nazareth kann ich zuversichtlich sein. Der „heilige Geist“: Ich weiß, dass mein Geist und meine Energie nicht ausreichen, sondern dass ich auf eine Kraft angewiesen bin, die mich inspiriert und voranbringt.
Wie ist der Glaube an den dreieinen Gott entstanden?
Warum braucht es dazu eine so komplizierte Vorstellung wie die der Dreieinigkeit? Letztlich ist sie gar nicht so kompliziert. Man versteht sie vielleicht besser, wenn man sich klar macht, wie sie entstanden ist. Die ersten Jünger und Jüngerinnen Jesu sind Jesus nachgefolgt, weil sie sich ihm nicht entziehen konnten und weil die Begegnung mit ihm ihrem Leben eine neue Perspektive gegeben hat. Damit hat sich ihnen natürlich die Frage nahegelegt: Woher kommt dieser Jesus, woher hat er diese Ausstrahlung und diese Anziehungskraft? Wie verhält sich das alles zu Gott, von dem doch schon im Alten Testament die Rede ist? Sie entdeckten die Beziehung zwischen Gott „dem Vater und „dem Sohn“. Und die Wirkung, die er auf sie ausgeübt hat, war so stark, dass sie sagen mussten: In ihm begegnet uns Gott selbst, in ihm manifestiert sich die göttliche Kraft. Gott selbst identifiziert sich mit ihm, mit seinem Lehren und Heilen, aber auch mit seinen äußeren Belastungen und seinen inneren Bedrängnissen, seinem Leiden und Sterben. In ihm wirkt „der heilige Geist“, der uns ansteckt. Was machen wir jetzt? Wir müssen uns ändern, wir lassen uns taufen, um diese Kraft des Heiligen Geistes auch zu empfangen, um in ihr mit einander zu leben und Gutes zu tun.
Worin besteht die innere Logik des Glaubens an den dreieinen Gott?
Mir leuchtet das trinitarische Bekenntnis auch in seiner inneren Logik unmittelbar ein. Ich kann mir das an den Fingern herzählen.
Zuerst: Ich brauche zum Leben eine Basis, wie sie mir gegeben ist in Gestalt meines Körpers, meiner Lebenskraft, meiner Sprach- und Denkfähigkeit, meiner Energie, meiner Begabung. Das sagt mir das Symbol von Gottes Schöpferkraft, die ja auch alles um mich her erfüllt.
Zweitens: Ich brauche aber darüber hinaus auch Orientierung. Woran soll ich mich halten? Wohin soll ich mit meiner Kraft, mit meinem Leben? Aber auch, wohin soll ich, wenn etwas nicht klappt, wenn mich meine Kräfte verlassen oder wenn ich meine Kräfte falsch eingesetzt habe? Die Gestalt Jesu, wie sie in den Evangelien begegnet, gibt mir klare und auch immer wieder überraschende Anhaltspunkte. Aber warum gerade Jesus? Wer sich auf ihn einlässt, merkt: Jesu Leben und Lehren hat seine eigene Evidenz; Liebe, wie er sie verkörpert, braucht keine eigene Begründung. Und doch kann ich mich nicht ohne Weiteres selbst aufraffen zu einem Leben und zu einem Vertrauen, das der Einladung Jesu entspricht.
Deswegen drittens: Wenn ich es dann doch kann, verdanke ich es nicht mir, sondern es passiert einfach. Christen nennen das die Wirkung des Heiligen Geistes. So wirken der Schöpfer, der Erlöser und der Vollender gleichsam zusammen, dass aus meinem Leben etwas wird. Dass das Leben Sinn bekommt, dass es mit meiner und mit der ganzen Weltgeschichte schließlich gut ausgehen wird.
Worin besteht die Bedeutung einer Theologie des „Drei = eins“?
Die Theologen der späteren Jahrhunderte haben dann mit allen Mitteln des damaligen Denkens und der damaligen Philosophie versucht nachzuzeichnen, wie sich das mit dem dreieinigen Gott im Einzelnen verhält. Sie haben sich dabei mitunter übernommen. Deswegen denken heute viele auch unter den Christen: 3=1 – das ist doch unverständlich. Aber genau das soll es sein! Den dreieinen Gott kann man nicht denken, man kann ihn sich nicht vorstellen. Und deswegen hat man sie dafür ein Kunstwort geschaffen, das es so vorher gar nicht gab, nämlich „trinitas“, wovon sich unser „Trinität“ ableitet. Man kann nicht einmal einen richtigen Begriff für ihn finden. Im Deutschen haben wir uns daran gewöhnt, ihn den „dreieinigen“ Gott zu nennen. Ich mag diesen Begriff nicht, weil er leicht die Vorstellung auslöst, da seien drei mit einander einig geworden. Deswegen sage ich lieber: der „dreieine“ Gott, da merkt man schon am Begriff, dass das unser Vorstellen und Denken überschreitet. Das kann man nicht in ein Bild fassen. Da reicht keine bildliche Darstellung hin. Man kann sich den dreieinen Gott nicht vorstellen, und man soll das auch nicht. Der trinitarische Glaube ist sozusagen die andere Seite des Gebots: „Du sollst dir kein Bildnis machen“, die andere Seite der „Medaille“. Diesen Gott kann man nicht denken. Er sprengt unsere Maßstäbe und Denkkategorien. Er ist zu groß. Allahu akbar, könnte ich an dieser Stelle sagen. Und dies wiederum verbindet uns auch mit asiatischen Religionen, die davon etwas wissen, dass man das Letzte und Höchste nicht denken kann, dass es nicht einmal in den Kategorien von Sein und Nichtsein aufgeht. (…)
Prof. Dr. Hans-Martin Barth, Kirche in Marburg, Juni 2014, 4f.
luthertheologie.de/artikel/trinitaet-wie-soll-man-das-verstehen/ - (18.05.2016).
Kreuzzeichen
Das Kreuzzeichen als das heiligste Zeichen des christlichen Glaubens bedarf, gerade will es sooft gemacht wird, einer besonderen Sorgfalt und Verinnerlichung, damit es nicht zur schlampigen, nichtssagenden Geste, "weil es so Brauch ist", verkommt.
Jede persönliche Bekreuzigung steht und lebt in der Fortsetzung jenes Kreuzzeichens, das in der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes über das Leben eines Christen erstmals gemacht worden ist. Jedes Kreuzzeichen ist erinnerndes und bestätigendes Bekenntnis zur Taufe und damit zur Kirche als Gemeinschaft der getauften Glaubenden wie auch entschiedenes Zeugnis des Christenseins. Mit Bedacht langsam und groß gemacht umspannt das Kreuzzeichen den ganzen Menschen, seine Gedanken (Bekreuzigung der Stirn), seine Worte (Bekreuzigung des Mundes), sein Herz (Bekreuzigung der Brustmitte). Nichts sei ausgeschlossen von der Heil und Heilung schenkenden Gnade des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Die Berührung der linken und der rechten Schulter beim sogenannten lateinischen Kreuz kann, das Sinnbild des waagerechten Kreuzbalkens aufgreifend, zu dem Gedanken anregen: Die Menschen, die rechts und links an meinem Lebensweg stehen, sind meiner Sorge und Verantwortung anvertraut.
Der Christ hat Weggefährten und Zeitgenossen, Mitleidende und Mitbetende - in seinem Volk, in seiner Kirche. Christ ist man nicht allein, sondern immer nur mit anderen und für andere. Damit wird im Kreuzzeichen die individuelle wie die soziale Grundstruktur angesprochen, der sich der Christ immer wieder und immer umfassender stellen muss - gestärkt und bezeichnet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alfred Läpple, Kleines Lexikon des Christlichen Brauchtums, Augsburg 1996.
Dreifaltigkeit
(Heilige) Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (lat. trinitas 'Dreizahl') bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist. Sie werden als drei aus Gott entsprungene Personen oder Hypostasen der Trinität, nicht aber als drei Substanzen oder drei Götter aufgefasst. Motive aus biblischer Überlieferung, früher Gebets- und Redeweise und theologischer Begriffsbildung führen zum kirchlichen Trinitätsdogma. Ab dem 4. Jahrhundert, zur Zeit der Völkerwanderung, wird eine formelle Trinitätslehre ausgebildet, der jüdische Mensch Jesus von Nazareth, von dem schon im Neuen Testament Göttliches ausgesagt wird (z. B. Joh 20,28: "Mein Herr und mein Gott"), wird wie der Heilige Geist als "wesenseins" mit Gott, dem Vater, verstanden und verehrt. Mit unterschiedlichen Akzenten wird eine Dreieinigkeit heute von fast allen christlichen Glaubensgemeinschaften vertreten.
Respekt vor der jüdischen Tradition
Direktiven zum Gebrauch des Gottesnamens in der Liturgie laden zum Respekt des Tetragramms ein
ROM/WASHINGTON, D.C.,21. August 2008 (ZENIT.org).- Aus Respekt vor der jüdischen Tradition, die das Aussprechen des Gottesnamen "Jahwe" aus Respekt vermeidet, und in Treue zu den Gebräuchen der christlichen Tradition soll das Aussprechen dieses heiligsten Namens nicht mehr in Liedern oder Texten für den römisch-katholischen Gottesdienst vorkommen.
Entsprechende "Direktiven zum Gebrauch des Gottesnamens in der Liturgie" wurden als Brief der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung am 29. Juni von Kardinal Francis Arinze und Erzbschof Malcolm Ranjith an die Bischofskonferenzen aller Welt gerichtet.
Der Name Gottes aus dem Alten Testament wird auch als heiliges Tetragramm bezeichnet, da er aus vier hebräischen Buchstaben besteht, die häufig als "JHWH" transskribiert werden. Im Tanach ist JHWH der exklusive Name des Gottes Israels. Das Wort findet sich aber auch im Alten Orient als Gottesname, verkürzte Formen auch als theophorer ("gott-tragender") Bestandteil von Personennamen.
"Als Ausdruck für die unendliche Größe und Erhabenheit Gottes wurde der Name als unaussprechbar betrachtet und während des Lesens der heiligen Schrift durch einen alternativen Namen ersetzt: durch 'Adonai', was 'Herr' heißt."
Auch griechische und lateinische Bibel-Übersetzungen haben dies respektiert und das hebräische Tetragramm mit den jeweiligen Ausdrücken für "Herr" wiedergegeben: "kyrios" und "dominus".
Dieses Anliegen aus dem Vatikan teilte der zuständige US-Bischof für Liturgiefragen, Arthur J. Serratelli von Peterson (Bundesstaat New York), seinen Mitbrüdern letzte Woche mit, wie CNS am Mittwoch berichtete. In den USA gibt es einige weltweit bekannte Kompositionen wie "Yahweh, I know you are near", die davon betroffen sind.
"Dass die Kirche also vermeidet, das Tetragramm des Gottesnamens auszusprechen, hat seine Gründe: Außer einem bloß philologischen Motiv geht es auch darum, der kirchlichen Tradition treu zu bleiben, dass von Anfang an das heilige Tetragramm in christlichem Kontext weder ausgesprochen noch übersetzt ... wurde."
Auch die Instruktion "Liturgiam Authenticam" von 2001, die Hinweise zur Übersetzung lateinischer liturgischer Texte in die Muttersprachen gibt, habe festgehalten, dass das hebräische Tetragramm, das auf Lateinisch mit "dominus" wiedergegeben wird, auch in die heutigen Sprachen mit entsprechendem Vokabular übertragen werden müsse (nomen Dei omnipotentis, sacro tetragrammate hebraice expressum, latine vocabulo «Dominus», in quavis lingua populari vocabulo quodam eiusdem significationis reddatur).
"Ungeachtet dieser klaren Norm hat sich in den letzten Jahren die Praxis eingeschlichen, den wahren Namen des Gottes Israels auszusprechen", heißt es im Dokument aus dem Vatikan. In Lesungen, Gebeten beziehungsweise Gesängen seien verschiedene Vokalisierungen vorgenommen worden, wie etwa "Jahwe" oder "Jehova".
Die 99 "schönsten Namen" Allahs
Viele Muslime kennen sie auswendig und sagen sie regelmäßig auf - die schönsten Namen Allahs. Sie benützen dafür eine Kette aus 33 oder 99 Perlen, die sie durch die Finger gleiten lassen. Bei jeder Perle wird ein Name leise oder laut gesagt. Dieses "Denken an Allah" spielt in der muslimischen Alltags-Frömmigkeit, aber auch in der islamischen Mystik (Sufismus) eine erhebliche Rolle. Das Aufsagen und Meditieren der Namen gilt als verdienstvolle Handlung.
Einige Koranverse sprechen von diesen "schönsten Namen", z. B. 59,23-24: "Er ist Gott, außer dem es keinen Gott gibt, der König, der Heilige, der Inbegriff des Friedens, der Stifter der Sicherheit, der alles fest in der Hand hat, der Mächtige, der Gewaltige, der Stolze. Preis sei Gott! (er ist erhaben) über das, was sie (ihm) beigesellen. Er ist Gott, der Schöpfer, der Erschaffer, der Bildner. Sein sind die schönsten Namen." (Khoury)
Vermutlich richtete sich der Ausdruck "schönste Namen" ursprünglich polemisch gegen Polytheisten, die solche Namen den Götzen verliehen oder Allah Namen gaben, die nicht zu ihm passten (Khoury). - Die Liste der 99 Namen ist sehr alt, denn sie taucht bereits in einem Muhammad zugeschriebenen Ausspruch auf, der von dem Traditionssammler Tirmidhi auf Abu Hurayra als ersten Gewährsmann zurückgeführt wird.
Die Namen Allahs waren und sind auch für die muslimischen Theologen wichtig. Diese unterscheiden die 99 Namen von dem Namen "Allah" (als hundertsten Namen), der für sie mehr ist als ein Name. Er bezeichnet für sie das tiefste "Wesen" Allahs, das dem Verstehen des Menschen letztlich entzogen ist. Die anderen Namen bezeichnen dagegen "Eigenschaften" Allahs. Über das Verhältnis dieser Eigenschaften zum Wesen Allahs wurde sehr kontrovers diskutiert.
Ein anderes Problem bestand für die Theologen darin, dass die meisten Namen ein personales Wesen umschreiben, z. B. "Der König". Es wurde deshalb immer hinzugefügt, dass Allah natürlich nicht wie ein irdischer König ist, sondern "ganz anders". Denn die Frage, ob man sich Allah überhaupt personal vorstellen dürfe, ist bei den Theologen höchst umstritten.
Die "99 schönsten Namen" sind aus dem Koran und der islamischen Überlieferung entnommen bzw. aus Verben abgeleitet. Manche wirken etwas gekünstelt. Der Ausdruck "schönste Namen" kann auch so verstanden werden, dass es noch weitere Namen für Allah gibt. Die Reihenfolge der Namen und ihre sprachliche Gestalt im Arabischen haben sich im Lauf der Zeit als einigermaßen feststehend herausgebildet. Bei der Übersetzung in andere Sprachen spielte oft schon eine bestimmte Auslegung eine Rolle. In verkürzter Form handelt es sich um folgende Namen:
(1) Der Barmherzige, (2) Der Erbarmer, (3) Der König, (4) Der Heilige, (5) Der Frieden, (6) Der Sicherheit Gebende, (7) Der Beschützer, (8) Der Würdige, (9) Der Allmächtige, (10) Der Stolze, (11) Der Schöpfer, (12) Der Urheber, (13) Der Gestalter, (14) Der Verzeihende, (15) Der Bezwinger, (16) Der Schenkende, (17) Der Versorger, (18) Der Eroberer, (19) Der Wissende, (20) Der Zupackende, (21) Der Ausbreitende, (22) Der Erniedrigende, (23) Der Emporhebende, (24) Der stark Machende, (25) Der Demütigende, (26) Der Hörende, (27) Der Sehende, (28) Der Richter, (29) Die Gerechtigkeit, (30) Der Freundliche, (31) Der Kundige, (32) Der Sanftmütige, (33) Der Gewaltige, (34) Der Vergebende, (35) Der Dankbare, (36) Der Hohe, (37) Der Große, (38) Der Bewahrer, (39) Der Ernährer, (40) Der Berechnende, (41) Der Majestätische, (42) Der Würdevolle, (43) Der Überwacher, (44) Der Antwortende, (45) Der Umfassende, (46) Der Weise, (47) Der Liebende, (48) Der Prächtige, (49) Der (ins Leben) Sendende, (50) Der Zeuge, (51) Die Wahrheit, (52) Der Anwalt, (53) Der Starke, (54) Der Feste, (55) Der Schutzherr, (56) Der Preiswürdige, (57) Der Rechner, (58) Der Hervorbringende, (59) Der Zurückbringer, (60) Der Lebendigmacher, (61) Der Tötende, (62) Der Lebendige, (63) Der Beständige, (64) Der Finder, (65) Der Ruhmreiche, (66) Der Eine, (67) Der Ewige, (68) Der Mächtige, (69) Der Fähige, (70) Der Vorwärtsbringer, (71) Der Aufhaltende, (72) Der Erste, (73) Der Letzte, (74) Der Äußere, (75) Der Innere, (76) Der Herrscher, (77) Der (hoch) Erhabene, (78) Der Fromme, (79) Der Umkehr Verursachende, (80) Der Rächer, (81)Der Begnadigende, (82) Der Nachsichtige, (83) Der Inhaber der Herrschaft, (84) Der Inhaber von Majestät und Ehre, (85) Der das Rechte Zuteilende, (86) Der (alles) Zusammenfassende, (87) Der Reiche, (88) Der reich Machende, (89) Der Geber, (90) Der Verwehrende, (91) Der Schädigende, (92) Der Nützende, (93) Das Licht, (94) Der (recht) Leitende, (95) Der (neues) Hervorbringende, (96) Der (ewig) Bleibende, (97) Der Erbende, (98) Der Vernünftige und (99) Der Geduldige.
Die Namen lassen sich in fünf Gruppen einteilen. Die erste Gruppe umfasst Namen, die Allahs Einheit, Heiligkeit und Andersartigkeit zum Ausdruck bringen (z. B. Der Heilige, Die Wahrheit, Der Preiswürdige, Der Lebendige, Der Eine, Der Ewige und Das Licht). Die zweite Gruppe umfasst Namen, die seine Schöpfertätigkeit bezeichnen (z. B. Der Schöpfer, Der Urheber und Der Gestalter). Verwandt sind damit drittens die Namen, die Allahs unbeschränkte Macht umschreiben (z. B. Der König, Der Bezwinger und Der Gewaltige), und viertens die vielen Namen, die von ihm als dem Richter sprechen (Der Wissende, Der Demütigende, Der Richter, Der Berechnende, Der Überwacher, Der Zeuge und Der Rächer). Eine fünfte, große Gruppe drückt Allahs Großzügigkeit im Schenken aus, die wiederum mit seiner Macht zusammenhängt (Der Barmherzige, Der Beschützer, Der Verzeihende, Der Versorger, Der Bewahrer, Der Liebende, Der Nachsichtige und Der (recht) Leitende). - Merkwürdigerweise fehlt der durchaus geläufige Name "Herr".
Viele Namen wirken durchaus biblisch, sind aber aus dem islamischen Zusammenhang heraus zu verstehen. Im Islam sind alle Namen Allahs seiner absoluten Freiheit zugeordnet, die ihn vom Menschen unterscheidet. In der Bibel drücken dagegen die Namen und Eigenschaften Gottes seine Zuwendung zum Menschen in Schöpfung, Gnade und Gericht aus. Gott schuf den Menschen "zu seinem Bild" (1.Mose 1,27), weil er die Gemeinschaft mit den Menschen sucht. Das kommt gerade in dem Namen "Vater" zum Ausdruck - bereits im Israel-Bund und erst recht im Jesus-Bund. Es ist sicher nicht zufällig, dass dieser "schönste" biblische Name für Gott unter den 99 Namen für Allah fehlt.
Die 99 Namen für Allah und der "fehlende 100. Name" sind für Christen eine gute Möglichkeit, mit Muslimen über das tiefste Wesen Gottes zu sprechen. Wir können bezeugen, dass wir von der liebevollen Zuwendung Gottes in Jesus, seinem "eingeborenen Sohn", in Zeit und Ewigkeit leben. Um Jesu willen und im Glauben an ihn hat Gott uns zu "Söhnen und Töchtern" angenommen. Gott ist "unser Vater", den wir ehren und dem wir vertrauen. Vom Namen "Vater" her bekommen für uns die Namen, die Gottes Macht, Einheit und Barmherzigkeit ausdrücken, eine Füllung, die viel tiefer ist als es die Namen für Allah im muslimischen Zusammenhang je aussagen könnten.
"Es gibt wahrscheinlich keinen Gott"
... versus "Gott existiert doch" - Streit um Existenz auf Bus-Werbeflächen in Spanien - Proteste italienischer Busfahrer
Madrid - Mit Werbeaufschriften auf städtischen Bussen streiten spanische Christen und Atheisten darüber, ob es einen Gott gibt. Atheistische Initiativen in Barcelona und Madrid griffen eine vom renommierten britischen Biologen Richard Dawkins unterstützte Kampagne auf und ließen Werbeflächen auf Bussen mit einer Botschaft des Religionskritikers beschriften.
"Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt mache Dir keine Sorgen und genieße Dein Leben", heißt es dort. Der Forscher hatte im Oktober 2007 für die "Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens" den deutschen Deschner-Preis erhalten. Die Werbe-Kampagne soll indessen auf die auf die Städte Valencia und Bilbao ausgedehnt werden.
Widerspruch
Das Erzbistum in Barcelona wies darauf hin, dass der christliche Glaube mit einem Genießen des Lebens durchaus vereinbar sei. Ein Priester in der Madrider Vorstadt Fuenlabrada ging einen Schritt weiter. Er ließ einen Linienbus mit der Botschaft beschriften: "Gott existiert doch. Genieße das Leben mit Christus."
Großbritannien
In Großbritannien fahren bereits 800 Busse mit Dawkins' atheistischer Botschaft durch verschiedene Städte des Landes. In Spanien wollen die Nachahmer die Kampagne von Barcelona und Madrid auf die Städte Valencia und Bilbao ausdehnen.
Italien
Indessen sorgt die atheistische Bus-Werbung auch in Italien für Diskussionen: Dutzende von Busfahrern in Genua rebellieren gegen die Werbeaufschriften auf städtischen Bussen, mit denen italienische Atheisten ab 4. Februar eine Kampagne starten wollen, um die Existenz Gottes zu bestreiten. Die Busfahrer kündigten an, keine Busse zu fahren, deren Werbeflächen mit einer religionskritischen Botschaft beschriftet werden, berichteten italienische Medien am Donnerstag. "Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die gute Nachricht ist, dass du ihn nicht brauchst", heißt es in dem Text, der vier Wochen lang auf einigen Bussen der Stadt zu lesen sein wird.
Katholische Verbände in Genua protestierten gegen die Werbeaktion. Die Bürgermeisterin der ligurischen Stadt, Marta Vincenzi, erwiderte jedoch, dass die Gemeinde kein Recht habe, die Kampagne zu stoppen. "Die atheistische Werbung ist bestimmt eine Provokation, sie bezieht sich jedoch auf keine bestimmte Religion. Daher ist es wichtig, die freie Meinungsäußerung zu verteidigen", sagte die Bürgermeisterin, die eine Mitte-Links-Koalition führt.
Österreich
Eine ähnliche Plakatkampagne war erst kürzlich in Österreich zu sehen. "Zu Weihnachten wurde Jesus Christus geboren. Ein Fest der Freude für die Menschen" hatte die katholische Kirche plakatieren lassen, um den religiösen Hintergrund des Festes in Erinnerung zu rufen. (APA/dpa/red)
15. Jänner 2009, 15:17
derstandard.at/1231151332134/Es-gibt-wahrscheinlich-keinen-Gott
Du sollst dir kein Bildnis machen
Du sollst dir kein
Bildnis machen von mir
kein Gottesbild aus Geheimnis
und Gold und Gefühl
kein Kultbild kein Kunstbild
kein Bild deiner Wünsche
und Ängste Projektionen nicht
deiner Seele kein Sehnen
kein Oben und Drüben und
Drüber hinaus kein Nochnicht
und Nichtmehr kein Damalsgott
auch nicht das Uhrmacherbild
vom Ordner vom Lenker vom
Einfädler der alles so herrlich
regieret der alles und jedes
und noch etwas kann oder weiß
kein Maß kein Vergleich kein Begriff
kein Wort das festlegt nein
kein Bildnis sollst du
dir machen von mir
der aus Nazareth genügt und
der Geringste seiner Brüder
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Lass mich nicht los
Gott, wer dich einmal gekostet
bleibt trunken ein leben lang
schmetterlingsgleich tanzend im wind
naschend vom nektar des glaubens
blütenkranzgroß
unsichtbar trägt die Luft
wie ruach, die göttliche geistkraft
mutter alles lebendigen
ausruhend in dir atme ich auf
dein licht trinkend werde ich licht
durchsichtig für deine wirklichkeit
heilige ruach, göttlicher hauch
du heftest dich an meine füße
im staub der landstraßen und
augenblicksbegegnungen
unmerklich lässt du dich nieder
auf den kelchen offener herzen
die hungern nach leben und sinn
mit kindlichen augen staunend
nähere ich mich behutsam
deiner verborgenen gegenwart
kinderhände wollen dich greifen
- ein vergebliches spiel
du bist es, die mich berührt
überraschst mich neu
dreh meinen kopf
himmelwärts
lenk meinen fuß
erdverwandt
lass mich nicht los
bleib die du bist
liebe mich frei
Katharina Ganz OSF in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag / Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Unaufhaltsam
Das eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige
eben noch ungesprochene
Wort?
Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf, an-
zukommen.
Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.
Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.
(Hilde Domin: Ausgewählte Gedichte. Ffm. 2000. S. 170f.)
Wir brauchen einander
Den einen, weil wir ihn lieben oder er uns liebt,
den anderen, weil wir ihn nicht lieben oder weil er uns nicht lieben kann,
den einen, weil er uns kritisiert,
den anderen, weil er nachgiebig ist mit uns,
den einen, weil er uns Härte spüren lässt,
den anderen, weil er nachgiebig ist mit uns,
den einen, weil er unser Leben in Frage stellt,
den anderen, weil er uns bestätigt,
den einen, weil wir Verbindung und Nähe erfahren,
den anderen, weil wir Distanz und Abstand lernen müssen,
den einen, weil wir tiefe innere Einheit erfahren,
den anderen, weil wir Andersartigkeit kennenlernen,
den einen, weil er uns zu uns selbst führt,
den anderen, weil er uns zu den Mitmenschen führt,
den einen, weil er uns Stütze ist,
den anderen, weil wir ihm Stütze sein können,
den einen, der uns sagt, was wir tun sollen,
den anderen, der uns schweigt und uns selbst den Weg finden lässt,
den einen, der uns immer wieder auf Gott aufmerksam macht,
den anderen, durch den Gott uns auf etwas aufmerksam macht.
Wir brauchen einander
in den verschiedenen Situationen des Lebens
und so vielfältig unser Leben ist, so vielfältig können auch unsere Beziehungen zu Mitmenschen sein,
so vielfältig können die Beziehungen in unseren Gemeinschaften sein,
so vielfältig kann Kirche sein,
als Ort, wo wir Menschen einander in seinem Namen begegnen.
Friederike Ferstl, in: Lebenszeichen aus der Stille, Wien 1995.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Wenn wir das heilige Kreuzzeichen machen, legen wir die Finger der Hand zuerst an das Haupt: Das bedeutet Gott den Vater, der von niemandem ausgeht. Dann berühren unsere Finger den Leib - das bedeutet den Sohn, unseren Herrn, der vom Vater gezeugt wird und in den Leib der heiligen Jungfrau Maria herabstieg. Dann legen wir die Finger an die eine und die andere Schulter: Das bedeutet den Heiligen Geist, der da ausgeht vom Vater und vom Sohn. Und wenn wir unsere Hände wieder ineinanderfalten, dann soll das sinnbilden, dass drei Personen eine einzige Wesenheit sind. Und endlich, wenn wir unseren Mund mit dem Kreuzzeichen siegeln, so sagt das: In Jesus, unserem Heiland und Erlöser, wohnt der Vater, der Sohn, der Heilige Geist, ein einziger Gott, unser Schöpfer und Herr. (Ignatius von Loyola)
Im Herzen des christlichen Glaubens steht das Bekenntnis zum dreieinen Gott. In seinem und auf seinen Namen wird der Christ getauft. Im Kreuzzeichen wird immer neu das trinitarische Glaubens- und Taufbekenntnis nachvollzogen und im "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist" in Lob-preis, Dank und Anbetung verwandelt.
Und doch: Für nicht wenige Christen spielt dieses Zentrum des Glaubens in ihrem Glaubens- und Lebensvollzug derzeit keine wesentliche Rolle. Sind das Kreuzzeichen und das damit verbundene Bekenntnis zum dreieinigen Gott bloß noch ritualisierte Relikte, die man im liturgischen Gestus mitvollzieht, die aber den persönlichen existenziellen Glaubensakt und erst recht das Existenz- und Weltverständnis kaum prägen?
Gott - das beladenste aller Worte
Für viele Christen scheint es unbedeutend zu sein, ob Gott ein-, drei- oder zehnfaltig ist. Für nicht wenige Menschen ist Gott ein außerirdisches, geistig-unsichtbares Wesen, das irgendwo in den Tiefen des Weltalls oder jenseits der Grenzen unseres Kosmos wohnt. Oder er ist der Garant der Sittlichkeit und Moralität. Für andere ist Gott eine Art oberster Weltbaumeister, für die nächsten ist Gott die letzte Tiefendimension der Wirklichkeit, sowohl unserer Seele als auch der ganzen Welt. Für manche ist Gott gleichbedeutend mit der Utopie einer von aller Unterdrückung und allem Unfrieden befreiten Welt. Und wieder für andere ist Gott in der Pyramide des Seins die höchste Spitze, die höchste Ursache, der erste Beweger. Erschwerend kommt noch hinzu, dass mit der Formel "Herrschaft von Gottes Gnaden" Menschen ausgebeutet, unterdrückt und versklavt und mit dem Programmwort "Gott will es" Völker überfallen und ausgeplündert, Menschen unterjocht und ermordet wurden.
Gerade weil das Wort Gott "das beladenste aller Menschenworte" und "keines so besudelt, so zerfetzt worden ist", wie Martin Buber schreibt, gerade weil Gott nicht zu einer Frage des Geschmacks und der Laune verkommen darf, weil Leben oder Tod nicht eine Frage der besseren Taktik, Liebe oder Hass nicht bloß eine Frage der Hormone, Friede oder Krieg nicht ein Problem der Konjunktur sein soll, braucht es die Unterscheidung der Geister (1 Thess 5,21; 1 Joh 4,1) zwischen fanatischen und zerstörerischen bzw. erlösenden und befreienden Gottesbildern, zwischen Jesus Christus und Verführern, zwischen Geist und Ungeist.
Gott teilt sich mit: Er ist die Liebe
Wenn der christliche Glaube von Gott spricht, ist damit der dreieine Gott gemeint. Gott ist gerade nicht ein selbstgenügsamer, einsamer und monologischer Block, sondern er teilt sich auf vollkommenste Weise mit. Die Theologie hat auf die Frage nach dem Sein Gottes viele und teilweise recht unterschiedliche Antworten gegeben. Einer hat sie dabei den unbedingten Vorzug gegeben - und kein Geringerer als Papst Benedikt hat uns das noch einmal in wunderbarer Prägnanz vor Augen geführt, als er seine erste Enzyklika mit diesen Worten begann: Gott ist die Liebe (1 Joh 4,8).
Sicher: Der dreieine Gott ist Geheimnis, aber nicht negativ, nicht ganz und gar paradox oder dem Menschen fern, sondern als etwas Positives, uns Nahes und Umgreifendes. In der Heiligen Schrift ist Gott das Geheimnis äußerster Nähe zum Menschen - Gott ist der, der mit seiner Schöpfung radikale Gemeinschaft eingeht und die Menschen zur Gemeinschaft mit sich und untereinander zusammenführen will. Geheimnis, wörtlich genommen, bedeutet jene Sammlung, die Heim, Beheimatung gibt. Geheimnis ist das, was alle anderen trägt, umfängt und bewegt. Klaus Hemmerle hat es einmal so ausgedrückt: "Die 'Revolution' des Gottesbildes, die durch den Glauben an ... den dreifaltigen Gott in der Menschheitsgeschichte eingesetzt hat, ist kaum zu ermessen. Sie hat sogar unser eigenes, christliches Bewusstsein noch nicht bis zum tiefsten Grund durchdrungen. Dass Gott ganz und gar Mitteilung, sich verströmendes Leben, dass er in sich geschlossene Seligkeit und lautere gegenseitige Hingabe ist, das dreht nicht nur das menschliche Bild von Gott um; es betrifft auch unser Selbstverständnis, unser Verständnis der Welt."
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2006.
Der christliche Gottesbegriff
Der christliche Gottesbegriff wird daher (umgekehrt gesehen) erstens das auch außerhalb der Offenbarungsgeschichte natürlich und übernatürlich sich immer wieder rührende Wissen um den einen, weltüberlegenen, personhaften Gott bestätigen und gerade von der Offenbarung her das natürlich Richtige in der außerchristlichen Religion und Philosophie aus seiner sündigen Verschüttung befreien, das Übernatürliche an ihm als solches erkennen lassen und dem Versuch wehren, es als eingeborenen, unverlierbaren Adel des Menschen zu reklamieren; er wird zweitens immer leidenschaftlicher Protest Gottes gegen jede erbsündliche und immer und überall und so auch heute am Werk seiende polytheistische oder pantheistische Vergötterung der Welt sein; und er wird drittens allein eindeutig und endgültig sagen können, wie dieser personale, weltüberlegene Gott in seiner souveränen Freiheit tatsächlich zur Welt stehen wollte, nämlich als der sich tatsächlich in seiner innersten Intimität dem Menschen aus Gnade frei erschließende, den Menschen so in einer einmaligen, nicht überholbaren Situation zu absolutem, seligem oder unseligem Ernst zwingende, als der die Welt in der Menschwerdung seines Sohnes endgültig sanktionierende und sie gerade so zur Teilnahme an seinem dreieinigen Leben berufende Gott.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Gott meines Lebens
Mit dir will ich reden, und was kann ich da anderes reden als von dir. Denn könnte etwas sein, das nicht schon von Ewigkeit bei dir, in deinem Geist und deinem Herzen Heimat und letzten Grund hätte? Ist also nicht, was immer ich sage, ein Wort über dich? Aber wenn ich mit dir von dir rede, leise und scheu, dann vernimmst du doch wieder ein Wort über mich selber, der ich doch von dir reden will. Denn was könnte ich von dir sagen, als daß du mein Gott, Gott meines Anfangens und Endens, Gott meiner Freude und meiner Not, der Gott meines Lebens bist? Ja, selbst wenn ich dich bekenne als den, der meiner nicht bedarf, der ferne erhaben über allen Tälern steht, in denen sich die Wege meines Lebens dahinschleppen, dann habe ich wiederum dich als den Gott meines Lebens genannt. Denn wärest du der Gott meines Lebens, wenn du nicht mehr wärest als der Gott meines Lebens? Wenn ich dich preise, dich, Vater, Sohn, Geist, wenn ich bekenne das dreimal heilige Geheimnis deines Lebens, das ewig so in den Abgründen deiner Unendlichkeit verborgen ist, daß es keine Spur in deiner Schöpfung hinterläßt, die wir von uns aus deuten könnten - hättest du mir dieses Geheimnis deines Lebens geoffenbart, könnte ich bekennen und lieben dich, Vater, und dich, ewiges Wort des väterlichen Herzens, und dich, Geist des Vaters und des Sohnes, wenn nicht in der Gnade dein Leben mein Leben geworden wäre, wenn du nicht aus Gnade auch als Dreifaltiger der Gott meines Lebens wärest?
Gott meines Lebens! Aber was sage ich denn, wenn ich dich meinen Gott, den Gott meines Lebens nenne? Sinn meines Lebens? Ziel meiner Wege? Weihe meiner Taten? Gericht meiner Sünden? Die Bitterkeit meiner bitteren Stunden und mein geheimstes Glück? Kraft, die meine Kraft mit Ohnmacht schlägt? Schöpfer, Erhalter, Begnadiger, Naher und Ferner? Unbegreiflicher? Gott meiner Brüder? Gott meiner Väter? Gibt es Namen, die ich dir nicht geben müßte? Aber was habe ich gesagt, wenn ich dir alle gegeben? Wenn ich, stehend am Rande deiner Unendlichkeit, hineingerufen hätte in die weglosen Fernen deines Seins alle die Worte zumal, die ich aufgelesen habe in der ärmlichen Enge meiner Endlichkeit? Nie hätte ich dich ausgesagt.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Proemion
Im Namen dessen, der Sich selbst erschuf!
Von Ewigkeit in schaffendem Beruf;
In Seinem Namen, der den Glauben schafft,
Vertrauen, Liebe, Tätigkeit und Kraft;
In Jenes Namen, der, so oft genannt,
Dem Wesen nach blieb immer unbekannt:
So weit das Ohr, so weit das Auge reicht,
Du findest nur Bekanntes, das Ihm gleicht,
Und deines Geistes höchster Feuerflug
Hat schon am Gleichnis, hat am Bild genug;
Es zieht dich an, es reißt dich heiter fort,
Und wo du wandelst, schmückt sich Weg und Ort;
Du zählst nicht mehr, berechnest keine Zeit,
Und jeder Schritt ist Unermeßlichkeit.
JOHANN WOLFGANG GOETHE in Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Topos plus Taschenbücher , Kevelaer 2007.
Da-Sein
Sehr schön ist alles, wohl, Herr Vater, wohl ...
Ein wenig nur macht mich die Erde traurig,
weil ich kein Tier bin, das dies anders fühlt:
Den Staub, den Regen, einen Schilfschaftstengel
und das Geräusch des Windes in den Blättern -
und dann vor allem: Deine Sonne!
Ob dich das Huhn im warmen Sand dort liebt?
Nicht so wie ich einmal dich lieben möchte
nach langem Denken, nein, gedankenlos,
im Hirn nicht mehr als in dem Hühnerherzen
und in den Fransen seiner schwarzen Federn.
Wohl meine Hände, wohl, die sind schon weit -;
besonders wenn sie auf der Bank da liegen,
auf diesem rohen sonnenwarmen Holz,
und unter ihm die Kraft der Nesseln spüren.
Das ist schon Liebe oder doch beinah
ein Anfang Liebe, eine Spur von Da-Sein,
das in dir da ist, hinter allen Namen,
unangesprochen anspruchslos und einig
mit allen Kräften dieser guten Erde
und nicht erwägend, ob dies Freude sei,
einfach sich freuend.
CHRISTINE LAVANT in Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Topos plus Taschenbücher , Kevelaer 2007.
An Gott
daß an gott geglaubt einstens er habe
fürwahr er das könne nicht sagen
es sei einfach gewesen gott da
und dann nicht mehr gewesen gott da
und dazwischen sei garnichts gewesen
jetzt aber er müßte sich plagen
wenn jetzt an gott glauben er wollte
garantieren für ihn könnte niemand
indes vielleicht eines tages
werde einfach gott wieder da sein
und garnichts gewesen dazwischen
ERNST JANDL in Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Topos plus Taschenbücher , Kevelaer 2007.
Kleine Theodizee
Erst erfindet ihr Ihn,
dann versucht ihr
euch zu vertilgen,
wechselseitig,
in Seinem Namen,
und dann taucht auch noch
so ein armer Pfarrerssohn
aus Sachsen auf
und erklärt Ihn für tot.
Wen wundert's,
daß Sein Interesse
an solchen Wichtigtuern
sich in Grenzen hält?
Jetzt seid ihr beleidigt,
nur weil Gott gähnt
und von euch absieht.
HANS MAGNUS ENZENSBERGER in Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Topos plus Taschenbücher , Kevelaer 2007.
Gabi Ceric (1997)
Johann Pock (2000)