Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 27. Aug. 2023 - 21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Apr. 2025
Ostersonntag (A/B/C)
19. Apr. 2025
Osternacht (C)
18. Apr. 2025
Karfreitag (A/B/C)
17. Apr. 2025
Gründonnerstag (A/B/C)
13. Apr. 2025
Palmsonntag (C)
06. Apr. 2025
5. Fastensonntag (C)
30. Mär. 2025
4. Fastensonntag (C)
25. Mär. 2025
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
23. Mär. 2025
3. Fastensonntag (C)
19. Mär. 2025
19. März: hl. Josef (Fest)
16. Mär. 2025
2. Fastensonntag (C)
09. Mär. 2025
1. Fastensonntag (C)
05. Mär. 2025
Aschermittwoch (A/B/C)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 22,19-23
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr zu Schebna, dem Palastvorsteher:
Ich werde dich von deinem Posten stoßen
und dich aus deiner Stellung reißen.
An jenem Tag
werde ich meinen Knecht Éljakim,
den Sohn Hilkíjas, berufen.
Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden
und ihm deine Schärpe fest umbinden.
Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand
und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems
und für das Haus Juda.
Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David
auf die Schulter legen.
Er wird öffnen
und niemand ist da, der schließt;
er wird schließen
und niemand ist da, der öffnet.
Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen
und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.
Bei den Drohworten Jesajas sind die meisten Adressaten Völker. Das Drohwort Jes 22,15-22 ist an eine Person gerichtet, Schebna. Es geht um das Amt des Tempelvorstehers und um eine Entmachtung. Nicht mehr Schebna soll es sein, sondern Eljakim. Das wird auch in 2 Kön 18,36f bestätigt. Eljakim ist der Tempelvorsteher, Schebna Staatsschreiber.
Wie Gott das Amt verleihen und nehmen kann, kann auch Jesus das Amt verleihen. Alle Ehren des Tempelvorstehers werden auf Petrus angewendet. Da dieser jedoch nicht mehr einem zuzuordnendem Tempel vorsteht, wird wieder deutlich: Es geht um eine Verfasstheit der Kirche, die untermauert werden muss.
Die alttestamentliche Lesung stammt aus dem Buch Jesaja, und zwar aus dessen erstem Teil, der im Wesentlichen auf den historischen Propheten Jesaja aus dem 8. Jahrhundert zurückgeht. - Ein Prophet hat Gottes Willen in ganz konkrete Situationen hinein zu verkünden; und so spricht Jesaja auch Worte über einzelne Beamte am Jerusalemer Königshof. - Die im Lesungstext genannten Namen sind auch aus anderen Büchern des Alten Testaments bekannt.
Der Text der ersten Lesung ist, obwohl der Prophet Jesaja bereits im 8. Jahrhunderts vor Christus gewirkt hatte, erst in der Zeit des babylonischen Exils (586-538 vor Christus) oder kurz danach entstanden und als Zeugnis der Hoffnung in einer tristen Situation zu verstehen.
Dazu ist es aber nötig, die unserem Text vorausgehende Stelle (Jes 22, 15-18) miteinzubeziehen: Hier wird von einem Regierungsbeamten namens Schebna erzählt, der wegen seiner Machtarroganz gerügt wird und dem ein schmähliches Ende ankündigt wird. Schebna ist damit aus der Sicht der (Nach-)Exilszeit der Repräsentant des verkommenen Volkes, über das jenes Urteil gesprochen wird, das mit den Deportationen von 586 Wirklichkeit geworden ist. Im Gegensatz dazu spricht nun unser Text von Eljakim. Sein Name bedeutet soviel wie "Gott richtet auf", womit symbolisch der von Gott neu zu errichtende Idealzustand gemeint ist.
In den Leseplan des 21. Sonntags wurde die Stelle deswegen aufgenommen, weil sich das Evangelium (vgl. Mt 16, 19) auf das "Schlüsselwort" von Vers 22 bezieht.
1. Lesung (erweiterte Fassung) - Jes 22,15-23
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr, der GOTT der Heerscharen:
Auf, geh zu diesem Verwalter,
zu Schebna, dem Palastvorsteher!
Wie kommst du dazu und wer bist du,
dass du dir hier ein Grab ausgehauen hast? -
Einer, der sich hoch oben sein Grab aushaut,
sich im Felsen seine Wohnung ausmeißelt! -
Siehe, der HERR
schleudert dich in hohem Bogen weg, Mann! -
Er wickelt dich fest ein,
knäult dich zu einem Knäuel zusammen -
wie einen Ball
in ein nach allen Seiten hin offenes Land.
Dort wirst du sterben
und dorthin kommen deine Prunkwagen,
du Schande im Haus deines Herrn.
Ich werde dich von deinem Posten stoßen
und dich aus deiner Stellung reißen.
An jenem Tag
werde ich meinen Knecht Éljakim,
den Sohn Hilkíjas, berufen.
Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden
und ihm deine Schärpe fest umbinden.
Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand
und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems
und für das Haus Juda.
Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David
auf die Schulter legen.
Er wird öffnen
und niemand ist da, der schließt;
er wird schließen
und niemand ist da, der öffnet.
Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen
und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.
Antwortpsalm - Ps 138,1-3. 6. 8.
Kv: Herr, deine Huld währt ewig.
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände! – Kv
(GL 444)
Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen, *
vor Göttern will ich dir singen und spielen.
abIch will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin, *
will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue. – (Kv)
Denn du hast dein Wort größer gemacht *
als deinen ganzen Namen.3Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort, *
du weckst Kraft in meiner Seele. – (Kv)
Erhaben ist der Herr, /
doch er schaut auf den Niedrigen, *
in der Höhe ist er, doch er erkennt von ferne.
Der Herr wird es für mich vollenden. /
Herr, deine Huld währt ewig. *
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände! – Kv
2. Lesung - Röm 11,33-36
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
O Tiefe des Reichtums,
der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
Wie unergründlich sind seine Entscheidungen,
wie unerforschlich seine Wege!
Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt?
Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?
Oder wer hat ihm etwas gegeben,
sodass Gott ihm etwas zurückgeben müsste?
Denn aus ihm und durch ihn und auf ihn hin
ist die ganze Schöpfung.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.
Norbert Riebartsch (2014)
Martin Leitgöb (1996)
Das 11. Kapitel des Römerbriefs beschreibt die Spannung zwischen dem ersten auserwählten Volk Gottes und dem neuen Volk Gottes. Paulus weiß sich beiden verpflichtet und wünscht sich für allen Heil. Bei allen Versuchen, die er selbst unternimmt, wird deutlich: Heil wirkt kein Paulus, sondern Gott selbst.
Hat Paulus bis Röm 11,32 noch an der Diskussion über die Frage der Errettung teilgenommen, setzt mit Röm 11,33 plötzlich einen Lobpreis ein. Er dokumentiert so das Ende der Diskussion. Weil Gottes Größe sich in der Rettung zeigt, kann sie besungen werden.
Die zweite Lesung des kommenden Sonntags ist als Lobpreis das Ende jener Gedankengänge, die Paulus in den ersten elf Kapiteln des Römerbriefes entwickelte. Darin kamen die wundersamen Wege Gottes in der Geschichte zur Darstellung, es wurde von der Treue Gottes angesichts der Sünde gehandelt, vom neuen Leben der an Christus Glaubenden und vom Verhältnis Juden-Christen.
Unser Text preist in hymnischer Weise Gott, der sich als souveräner Herr dieser Geschichte erweist.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 16,18
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Du bist Petrus – der Fels –
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Halleluja.
Evangelium - Mt 16,13-20
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit,
als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam,
fragte er seine Jünger und sprach:
Für wen halten die Menschen den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer,
andere für Elíja,
wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten.
Da sagte er zu ihnen: Ihr aber,
für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete und sprach:
Du bist der Christus,
der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus antwortete und sagte zu ihm:
Selig bist du, Simon Barjóna;
denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart,
sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir:
Du bist Petrus – der Fels –
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben;
was du auf Erden binden wirst,
das wird im Himmel gebunden sein,
und was du auf Erden lösen wirst,
das wird im Himmel gelöst sein.
Dann befahl er den Jüngern,
niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Norbert Riebartsch (2014)
Martin Stewen (2002)
Martin Leitgöb (1996)
"Weitere Taten - Belehrung der Jünger" steht als Überschrift über Mt 13,54 - 17,27, darin auch der Text dieses Sonntags.
Mt 16,1-12 kennt die Warnung vor Sadduzäern und Pharisäern, in Mt 16,21 beginnt die erste Leidensankündigung. Dazwischen stehen die Verse von heute. Das Bekenntnis des Petrus steht so deutlicher gegen die Leugnung des messianischen Anspruchs durch die Gegner Jesu. Sie werden auch ihn verfolgen und Leid verursachen, aber das Bekenntnis des Petrus und sein Amt bleiben bestehen.
In der Antwort Jesu auf das Bekenntnis des Petrus reagiert Jesus auf die Gottessohnschaft und erweitert somit das, was sich mit der messianischen Hoffnung verbindet. Später (Vers 21) ist es dann genau die messianische Seite Jesu, von der die Jünger nicht sprechen sollen. Zugleich geht er mit dem Stichwort der Binde- und Lösegewalt einen neuen Weg, der sich in der österlichen Begegnung des Johannes noch einmal findet.
Auf Mt 16,18f berufen sich alle Kirchenväter in ihrer Begründung des Primats der römischen Kirche. Dies lässt vermuten, dass es sich bei diesem Text nicht um eine lückenlose Überlieferung handelt, sondern um eine Komposition, um einen Anspruch begründen zu können.
Die vorliegende Perikope ist der Abschluss des ersten großen Teils des Matthäus-Evangelium, der zweite Teil neigt sich bereits der Passionsgeschichte zu (vgl. Mt 16,21). Der Text gehört zu jenen, die am meisten in der neutestamentlichen Exegese diskutiert wurden.
Der Abschnitt, dem als Vorlage Mk 8,27-30 dient, ist in drei durchkomponierte Teile gegliedert: das Jüngergespräch, die Rede an Petrus, die Schlussmahnung.
Der Jesus-Rede wird eine Kernposition beigemessen: Sie ist gegliedert in eine Seligpreisung, - die einzige mit namentlicher Anrede, und zwei Verheißungen: das Fels-Sein und die Löse/Binde-Gewalt im Himmel und auf der Erde.
Die Exegese geht davon aus, dass diese Rede Jesu aus dem Umfeld des Matthäus kommt. Sie soll die Schlüsselposition dessen festigen und verdeutlichen, der auch sonst der erste der Jünger war, so etwa als Osterzeuge (1Kor 15,5). Ein guter Überblick über die Diskussion findet sich bei Gnilka, Matthäusevangelium.
Wirkungsgeschichtlich dient die Verheißung 16,18f als Fundament der Begründung des Vorrangs des Bischofs von Rom als Nachfolger des Petrus vor allen anderen Bischöfen.
Es lässt sich auch hier eine kontroverse Diskussion ausmachen. Im weiteren Verlauf des Matthäusevangeliums ist etwa zu finden, dass die Löse/Binde- Gewalt auch einem Kollegium von Christen übertragen wurde und nicht nur bei einem Einzelnen angesiedelt war (18,18).
Die Evangelienperikope des nächsten Sonntags markiert einen Wendepunkt im Wirken Jesu, so wie es im Matthäus-Evangelium dargestellt wird: Jesus widmet sich, nachdem er zunehmend auf Unverständnis im Volk gestoßen ist, vornehmlich seinem Jüngerkreis.
Das Messiasbekenntnis des Petrus (Vers 16) ist nach dem Urteil der modernen Exegese als solches kein authentisches Wort des Apostels. Es macht aber deutlich, daß das Auftreten Jesu messianische Erwartungen (Messias, griechisch: Christus, heißt übersetzt "Gesalbter" und meint den endzeitlichen Heilsbringer) geweckt haben muß, wie sie schon in den Verheißungen des Alten Testaments vorkommen. Das hat es den Aposteln ermöglicht, Jesus nach seinem Tod und seiner Auferstehung als den Messias zu verkünden.
Ebenso entspricht die Verheißung Jesu für Petrus (Verse 18-19) ganz den nachösterlichen Vorstellungen von der Verbindung Christi mit seiner Kirche.
Wirkungsgeschichte: Seit dem 4. Jahrhundert und ganz besonders im vorigen Jahrhundert wurde unser Text in Theologie und Kirche zur Begründung der besonderen Stellung des Bischofs von Rom, also des Papstes, verwendet.
Der feste Grund der Kirche
Der Papst als Fels?
Wenn mich meine evangelischen Freunde fragen, wie ich es aushalten kann im System der katholischen Kirche mit dem Primat und der Machtfülle des Papstes, antworte ich darauf meist: Mir ist lieber ein Papst in Rom als ein Papst in jeder Gemeinde und dazu womöglich noch ein selbsternannter Gegenpapst.
In jeder Glaubensgemeinschaft gibt es mit Herzblut engagierte Anhänger und Mitarbeiterinnen, aber auch Personen, die zum Fanatismus neigen, sowie nach der Wahrheit Suchende und kritisch Distanzierte. Auch die Anhängerschaft Jesu lässt sich nicht unter einen Hut bringen. Es muss wohl eine sehr bunte Schar gewesen sein. Er hatte aber auch Kritiker. Manche von ihnen waren ihm und seiner Lehre gegenüber sogar feindlich eingestellt.
Im Evangelium dieses Sonntags haben wir einen biblischen Schlüsseltext zum Amt des Petrus gehört. Es lohnt sich, diesen Text und die Rolle des Simon Petrus in der Frühzeit der Kirche genauer anzuschauen. Jesus richtete die Frage, für wen die Menschen ihn halten, an alle anwesenden Jünger. Simon antwortet stellvertretend für sie: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Diese Sichtweise werden über den engsten Jüngerkreis hinaus nur wenige geteilt haben. Auf diese Erkenntnis und auf dieses Bekenntnis hin erklärt Jesus den Simon zum Petrus, zum Felsen, auf den er seine Kirche bauen wolle. Er stattet ihn mit der Schlüsselgewalt für die Gemeinschaft, die sich um ihn als Christus sammelt, aus. Die Grundlage der Autorität des Petrus ist die von Gott geschenkte Erkenntnis, dass Jesus der von Gott gesalbte Messias, der Christus ist.
Die Evangelisten werden bei allem Respekt Petrus gegenüber nicht müde, die Schwächen des Menschen Simon penibel festzuhalten. Ausführlich erzählen sie von seinem Versagen im Zuge der Verurteilung und Hinrichtung Jesu. Johannes macht am Ende seines Evangeliums noch einmal eindringlich deutlich, dass es um eine besondere innere Beziehung des von Jesus berufenen Petrus geht. Dreimal fragt ihn Jeus: "Liebst du mich?", bevor er ihn als Hirten einsetzt und ihm seine Herde anvertraut. Es geht dabei um mehr als um die Ausstattung mit einer Generalvollmacht. An anderer Stelle erteilt Jesus einigen Jüngern, die sich schon zu Lebzeiten Jesu als Stellvertreter zur Rechten und zur Linken etablieren möchten, eine klare Absage. Jesus distanziert sich aber auch von jenem Jünger, der ihn - als welchen Motiven auch immer - an die Hohenpriester und an Pilatus ausgeliefert hat.
Das Petrusamt im Laufe der Geschichte
Es ist nicht uninteressant, wie das Petrusamt in der weiteren Geschichte der Kirche ausgeübt und weitergegeben wurde. Die Art und Weise der Amtsausübung hat sich in den unterschiedlichen Epochen und Phasen immer wieder geändert. Zunächst wurden die Christen sowohl von jüdischen Hardlinern wie z.B. Saulus verfolgt, unter Kaiser Konstantin wurden sie schließlich politisch als Religionsgemeinschaft anerkannt. Von da an wurde der Bischof von Rom immer mehr zu einem Mitspieler der großen Politik. Durch viele Jahrhunderte hindurch konnte man sich einen Papst ohne politische Macht, ohne eigenen Staat, nicht vorstellen.
Als in den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts der Kirchenstaat verloren ging, blieb dem Papsttum nur mehr seine geistige und moralische Autorität. Auf dem Ersten Vatikanischen Konzil wurde diese durch die Erklärung der Unfehlbarkeit in Fragen der kirchlichen Lehre hervorgestrichen. Dass diese nur in einem eng umschriebenen Bereich der Glaubens- und Sittenlehre und nicht für jede mündliche oder schriftliche Äußerung des Papstes gilt, war nicht immer allen klar. Bis in die Gegenwart genießt der Papst hohes Ansehen weit über die katholische Kirche hinaus. Das bedeutet jedoch nicht, dass es im Umgang mit Glaubens- und Sittenfragen wie auch in Fragen, wie sich Kirche heute organisiert, in unserer Zeit keinen Diskussionsbedarf mehr gibt.
Herausforderungen der Gegenwart
Der Blick auf die Geschichte der Kirche zeigt, dass sich in der Art und Weise ihrer Leitung vieles ändern kann. Immer wieder drängen kirchliche Kräfte, dass die Kirche den Entwicklungen der Gegenwart Rechnung trägt und Reformen auch in der Leitung durchführt. Dabei geht es nicht um eine äußere Anpassung an die Gegenwart. Es ist vor allem inhaltlich wichtig, dass wir Christen die Entwicklungen in der Gesellschaft beobachten. So hat sich z.B. im letzten Jahrhundert die Stellung der Frauen und das Verhältnis der Geschlechter und Generationen zueinander geändert. Dies hatte einen veränderten Umgang mit Autorität und Sexualität zur Folge. Der medizinische Fortschritt setzte weltweit neue Entwicklungen in Gang.
Dank neuer Möglichkeiten der Mobilität und Kommunikation ist die ganze Menschheit näher zusammengerückt. Mehr als zuvor wurde bewusst, dass auch andere Religionen die Suche nach Erkenntnis des Geheimnisses Gottes pflegen. Diese und die sog. Zivilgesellschaft mit ihren alten und neuen Wissenschaften, Kunst und Kultur veränderten unseren Blick auf den Menschen und vertiefen unsere Erkenntnis Gottes und seiner Schöpfung.
All das fordert uns heraus, die Frohe Botschaft, die Jesus verkündet hat, immer neu zu verstehen und unser konkretes Leben mit seinen Regeln und Gewohnheiten immer neu auf Gott und Jesus Christus auszurichten. Das ergibt viel Nachdenk- und Diskussionsbedarf. Welche Rollen spielen dabei die Kirche, der Papst, die Bischöfe, die Theologen, die vielen Männer und Frauen, die sich in der Kirche und in der Gesellschaft engagieren?
Gemeinsam einen Weg der behutsamen Veränderungen gehen
Ich halte den Weg der behutsamen Veränderungen für den richtigen. Wichtig ist, dass wir im Gespräch bleiben. So mühsam sich der synodale Prozess der Kirche anlässt, Ich erwarte mir davon auf längere Sicht mehr, als von Reformschritten, die nur äußere Strukturen verändern und nicht von allen mitgetragen werden.
Wie kann ich als Seelsorger und Priester damit leben? Die Antwort darauf hängt davon ab, wie ich meine Aufgabe und Kompetenz verstehe. Als Seelsorger bin ich vor allem Begleiter der Menschen. Ich bemühe mich, sie zur Ausrichtung ihres Lebens an der Botschaft Jesu hinzuführen, ihnen zu helfen, Konfliktsituationen nach bestem Wissen und Gewissen eigenverantwortlich zu lösen. Manche hätten gerne, dass ich ihnen gleichsam als "kleiner Papst" Entscheidungen abnehme. Dazu sehe ich mich nicht befugt. Und ich wehre mich dagegen, mich von übergeordneten Amtsträgern als "Exekutor" nicht vom Glauben her begründeter Maßnahmen vereinnahmen zu lassen.
Es zählt vor allem der Glaube an Jesus von Nazareth, den Gott als den Messias gesalbt und eingesetzt hat, und der Glauben an die Führung durch den Heiligen Geist. Dieser Glaube ist der feste Grund, auf dem die Kirche gebaut ist. Petrus und seine Nachfolger bürgen dafür.
Wer ist Jesus für mich? Wer ist Jesus für Sie?
Wer ist dieser Jesus?
Das Evangelium, dass wir gerade gehört haben, hat zwei Schwerpunkte. Da ist einerseits die Frage Jesu an die Jünger: Für wen halten mich die Leute? Für wen haltet Ihr mich? Er stellt diese Frage, nachdem er schon eine ziemliche Weile mit seinen Jüngern durch die Welt gezogen ist, und eben nicht überall mit offenen Armen empfangen wurde. Die einen hielten ihn für einen Heiler, die anderen für einen Scharlatan. Wieder andere hielten ihn für einen großen Lehrer und Propheten, wieder andere für einen Schwätzer. Manche hielten ihn für durch und durch gut – andere fanden ihn heuchlerisch, weil er sich mit Sündern abgab und durchaus auch des Feierns nicht abgeneigt war.
Die Jünger, allen voran Petrus, haben einen lichten Moment: sie erkennen in Jesus Christus, den Sohn Gottes. Jetzt werden Sie sicher sagen „Warum einen lichten Moment“? Wenn man weiterliest in den Evangelien, dann weiß man, dass die Jünger, auch Petrus, immer wieder zweifelten. Dass sie sich zumindest nicht dessen bewusst waren, was das bedeutet „Sohn Gottes“, und dass ihnen oftmals das Vertrauen fehlte.
Wer ist Jesus für Dich?
Und wir, für wen halten wir ihn? Wer ist Jesus für mich, wer ist Jesus für Sie? Auch heute wird diese Frage, selbst unter Christen, verschieden beantwortet werden. Den evangelikalen Gruppen z.B. in den USA ist Jesus gar zu links – Christen nennen sie sich dennoch. Viele sagen: ich sehe Jesus als Vorbild, jesuanisch zu leben, dass heißt Nächstenliebe zu leben, für Frieden zwischen den Menschen sich einzusetzen, für die Benachteiligten, die Ausgegrenzten. Die Gottessohnfrage wird dann gar nicht mehr erörtert. Manche halten ihn für einen genialen Religionsstifter – immerhin hat diese Religion bereits 2000 Jahre überdauert und sich weltweit ausgebreitet. Andere wiederum stellen die Gottessohnschaft in den Vordergrund und vergessen darüber den Menschen Jesus und seine Botschaft. Vielleicht können wir diese Frage gar nicht beantworten. Vielleicht fehlt uns oft die Sicherheit des Petrus in dieser Situation. Vielleicht trauen wir unserer eigenen Antwort auch nicht – oder den Konsequenzen, die diese für unser Leben haben müsste.
Petrus wusste in seinem Herzen, wer Jesus Christus ist
Petrus ist sich sicher: Du bist der Sohn Gottes. Und Jesus antwortet: Du, Petrus, bist der Fels, auf den ich meine Kirche bauen werde. Manche nehmen das als Zeichen dafür, dass alles, was Petrus und seine Nachfolger in dieser Kirche tun, richtig ist und fehlerfrei. Schließlich geht es um Jesus Nachfolge, von ihm selbst begründet.
Aber die Geschichte dieses Petrus mit Jesus ist noch nicht vorbei. Er wird einschlafen im Garten Gethsemane, als Jesus ihn bittet, mit ihm zu wachen – weil er die Wahrheit nicht erträgt, flüchtet er sich in den Schlaf der Erschöpfung, so jedenfalls könnte es gewesen sein. Er wird Jesus dreimal verraten im Hofe des Hohenpriesters, weil er Angst hat, was geschieht, wenn die Menschen erkennen, dass er zu Jesus gehört. Jesus macht nicht einen Unfehlbaren zu seinem Nachfolger. Er macht Petrus zu seinem Nachfolger, der in „lichten Momenten“, beflügelt vom Heiligen Geist tief in seinem Herzen weiß, wer Jesus ist. Das heißt jedoch nicht, dass er ab jetzt fehlerfrei wäre. Sondern das bedeutet, dass Jesus einen Menschen ausgesucht hat, der zwar im Herzen weiß, was sein Weg mit diesem Jesus ist, dennoch aber Um- und Irrwege geht. Er versucht es immer wieder, auf den richtigen Weg zu gelangen. Er erkennt seine Fehler durchaus, wenn er sie gemacht hat, und ist dann traurig über das, was er getan hat. Es hindert ihn nicht daran, immer wieder diesem Jesus nachzufolgen, in dem er den Sohn Gottes erkannt hat. Die Legende besagt, dass er vor seiner Kreuzigung darum gebeten hat, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden, weil er glaubte, es stehe ihm nicht zu, wie Jesus zu sterben. Bis zu seinem Tod hat er eifrig die Botschaft verkündend immer klar gehabt, dass er ein fehlerhafter Mensch ist. Aber ein Mensch, der im Herzen wusste, wer Jesus Christus ist: der Sohn Gottes, wahrer Gott und Mensch zugleich.
Wer ist Jesus für mich? Wer ist Jesus für Sie? - Die Frage müssen wir uns immer wieder neu stellen, immer wieder neu beantworten, wenn wir ehrlich in die Nachfolge Jesu eintreten wollen.
Zeichen setzen als Bekenntnis zu Christus, dem Sohn des Lebendigen Gottes
Ein historischer Umbruch
„Geht´s und verkauft´s mei Gwand, i fahr zum Himmel“ aus der Operette „Wiener Blut“ von Johann Strauss' Sohn (1825-1899), interpretiert von Willi Forst (1903-1980), das wäre zusammengefasst in moderner Sprache die Situation Israels noch vor dem Jahr 597 v. Chr., als der babylonische König Nebukadnezar II. Jerusalem mit dem Königreich Juda erobert hatte. Viele Menschen wurden verschleppt, deportiert als Strafe für den Glaubensabfall JHWHs nach dem Verständnis vieler frommer Juden. Viele Menschen aus dem Volk, aber auch die Amtsträger wie Schebna, der Tempelvorsteher. Über ihn heißt es in der Lesung „du Schande im Hausdeines Herrn“. Er galt als Karrierist und steht für Jesaja als Repräsentant für Verkommenheit und Bestechlichkeit. Einige Verse davor: „Lasst uns essen undtrinken, denn morgen sind wir tot.“ (Jes 22,14), Freude und Frohsinn, Rinder töten und Schafe schlachten, passt gut zur Passage von „Wiener Blut“, „Verkauft´s mei Gwand…“
Als Prophet hatte Jesaja im Auftrag JHWHs das Strafgericht zu verkünden. Volk und Amtsträger bedurften einer dringenden Korrektur. Beide verstanden nicht die Zeichen der Zeit, das Strafgericht durch hereinbrechende Kriege. Deshalb kündigt Jesaja an: Der Herr der Heere hat mir offenbart, dass euch diese Schuld (Abfall vom Glauben, das Schaffen eigener Götter, das Vergessen auf den wahren Gott), nicht vergeben wird (vgl. Jes 22,14). Es ist ein Herr, ein Gott, ein Glaube. So setzt JHWH einen Neuanfang. Es kommt eine neue Oberschicht durch den Knecht Eljakim, der wie einst König David als guter Hirt, gleichsam als wieder erstandener David, wirken soll. Zeichen des Neuanfangs sollen das verdeutlichen: Das Gewand soll Eljakim herausheben, weil er unter besonderem Schutz JHWHs steht, die Schärpe, Zeichen des Amts und den Schlüssel. Dieser wird dem Knecht auf die Schulter gelegt, er wird so zum Verwalter des königlichen Krongutes bestellt und bekommt dadurch große Verantwortung und höchste Verfügungsgewalt. Es sind dies starke Hoffnungszeichen.
Das auf und Ab der Kirchengeschichte
Hat sich da im Laufe von 2 000 Jahren etwas zum Guten verändert? Der Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es ganz kleine positive Fortschritte immer wieder gegeben hat, aber auch katastrophale Rückschläge: Machtgehabe, Prunksucht, Karrieregeilheit, Bestechlichkeit, Intrigantentum, daneben auch immer wieder Menschen, die sich der Botschaft des Evangeliums erinnerten, diese einmahnten und sich den Widerwärtigkeiten entgegenstellten.
In Europa erleben die Christen einen Sturm des Niedergangs durch Kirchenaustritte, in Deutschland im sechsstelligen Bereich, in Österreich verlassen ca. 90 000 Menschen die Kirche. Ein Sturm hinterlässt oft katastrophale Auswirkungen. Das ist mit diesen Austritten ganz ähnlich. So weiß die Caritas bald nicht mehr, wie sie all die bisherigen Hilfeleistungen noch weiter sicherstellen kann, wenn die materiellen Voraussetzungen wegbleiben. In Schwierigkeiten geraten auch die Orden und Privatschulen, die einen hohen Anteil am österreichischen Bildungswesen ausmachen. Sind diese Zahlen nicht ein Fingerzeig Gottes: ihr könnt nicht mehr so weitermachen wie bisher?
Zeichen setzen
Kehrt um und lasst euch etwas einfallen. So könnte dieses Menetekel bedeuten: Versöhnt euch endlich miteinander, ihr christlichen Konfessionen. Das heißt konkret: Schließt euch nicht mehr länger von der einen Tischgemeinschaft des Herrn aus. Setzt weitere Zeichen! Müssen heute noch Caritas (katholisch) und Diakonie (evangelisch) getrennte Wege gehen in der einen Sorge um Menschen, die Hilfe brauchen? Das wären Zeichen des Neuanfangs, auf die in der ersten Lesung hingewiesen wird und könnte überdies materielle Entlastung für beide Institutionen bringen. Es ist e i n Herr, e i n Gott, e i n Glaube. Muss Pluralität zur Ausgrenzung führen? - Gott spricht auch heute durch die Zeichen der Zeit.
Zwei Auffälligkeiten, die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben: Weiten Teilen der Bevölkerung geht Gott nicht ab, vielleicht gibt es etwas Höheres. Gibt es Gott überhaupt, wo ist er? Christen können über den Grund ihres Glaubens nichts aussagen, er gehört eben zur Tradition. Die Person des Tempelvorstehers finden wir auch heute repräsentiert im Machtmissbrauch, auch bei Amtsträgern in der Kirche, auch Heuchelei und Doppelbödigkeit. Das ist die zweite Auffälligkeit.
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16), ein Bekenntnis, das nicht nur Petrus abgelegt hat, sondern für die gesamte Kirche gilt, für jeden einzelnen von uns, ein Satz, den wir uns in einem täglichen Startup gut einprägen sollten, um unserer Berufung, dem Ruf Gottes, wo immer er uns hinstellt, gerecht zu werden.
Jesus ist der Christos, der ersehnte Hoffnungsträger
Was sagen die Leute
Was sagen die Leute? Das ist doch eine interessante Frage. Für Jung und Alt. Unter Nachbarn, Kollegen und – Feinden. Ein kleiner Voyeurismus am Rande. Hoch hochprofessionell wird es, wenn die Meinungsforscher fragen. Was sagen die Leute von - einem Promi, einem Politiker, einem Ereignis. Der Datenhunger ist immens. Doch unter den Zahlen und Gezählten die Wahrheit zu finden, statistisch, entzieht sich uns selbst bei den schönsten Grafiken und klügsten Interpretationen.
Ist Jesus auch unter die Meinungsforscher gegangen? Heute hat es Jesu Jünger erwischt. Dabei sollen sie nur sagen, was die Leute sagen. Jetzt tauchen Propheten auf: wohlklingende, aber auch befremdliche Namen. Kennen Sie Elia? Jeremia? Johannes? – Jesus, einer von denen? Prophet – irgendwie? Wir spüren die Ratlosigkeit! Mit ihren Namen waren Katastrophen verbunden, Bußpredigten und die Ansage von Unheil. Die kleinen Leute aber, die sonst nicht gefragt werden, wussten zu erzählen, dass die Propheten sich für sie eingesetzt haben – und den Mächtigen das Fürchten lehrten. Was sollten denn die Leute von Jesus halten? Ob die Frage, die Jesus stellt, klug ist? Was wollte Jesus denn hören?
Herr Schebna
Schwenken wir einmal – nur kurz – ab. Heute begegnet uns auch Herr Schebna. Wetten, dass Sie von ihm noch nie etwas gehört haben? Wetten, dass er Ihnen jeden Tag aber bekannt vorkommt? Herr Schebna ist ein hoher Herr. Palastvorsteher wird er genannt. Also Herr über Schlüssel, Chancen und manchmal auch über Leben und Tod. Zu Lebzeiten schon richtet er sich seine Grablege hoch über den Bergen ein, für die Ewigkeit gemacht. Alle sollen auch noch nach seinem Tod zu ihm aufschauen. Und er schaut herunter. Gnädig? Furchteinflößend? Nicht, dass Herr Schebna da ein Einzelgänger wäre, aber zu ihm kommt ein Prophet – Jesaja!
Originalton:
Einer, der sich hoch oben sein Grab aushaut,
sich im Felsen seine Wohnung ausmeißelt! -
Siehe, der HERR
schleudert dich in hohem Bogen weg, Mann! -
Wir wissen eigentlich nicht so genau, was alles passiert ist. Angedeutet wird der Größenwahn von Herrn Schebna, aber auch – wir ahnen es -, auf wessen Kosten er sich groß und ewig macht. Jedenfalls reicht es Gott. Er hat nichts weniger im Sinn, als dem Treiben ein Ende zu machen und die Verhältnisse neu zu ordnen. Eine Palastrevolution sozusagen. Der Nachfolger von Herrn Schebna wird seine Insignien tragen, das Gewand und die Schärpe. Die Prunkwagen landen auf dem Schrottplatz, kaputtgefahren.
Diese kleine Geschichte, wunderschön erzählt, nach so langer Zeit lebendig und farbig, zeigt einen Propheten im Einsatz, überliefert seine Worte und macht uns zu Zeugen einer großen Auseinandersetzung. Nicht nur um ein Grab…
Herrn Schebna ist ein Wiedergänger. Er kann auch Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko heißen oder, oder… Verzeihen Sie, an dieser Stelle könnte mir die Predigt platzen. Es gibt so viele von diesen Typen. Und so wenige Propheten.
Ein Bekenntnis
Wenn die Leute meinen, Jesus sei auch so jemand wie Jesaja, Jeremia, Elia oder Johannes, liegen sie so falsch nicht. Auf dem ersten Blick! Jesus ruft doch zur Umkehr auf. „Das Reich Gottes ist nahe!“ Jesus nennt die selig, glücklich, die arm sind vor Gott, die barmherzig sind, die Frieden stiften. Im Vaterunser lehrt er uns zu bitten: Dein Reich komme! Dein Wille geschehe! Das konnten auch die Propheten sagen. Und haben es getan.
Aber als Jesus seine Jünger fragt, wer er denn für sie ist, legt Simon ein Bekenntnis ab. Für sie alle: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus nennt ihn Petrus, Fels. Auch das ist ein Bekenntnis. Ein Bekenntnis zu dem Menschen, der eine wenig rühmliche Geschichte spielen wird. Kurz vor der Verurteilung, kurz vor der Hinrichtung Jesu wird Petrus ihn verleugnen, sich gar von ihm distanzieren, ihn allein lassen. Eine ganz dichte Situation tut sich hier auf. In der Gegend von Cäsarea Philippi. Hier der Christus, dort der Fels.
Christus ist nicht Jesu Nachname, nicht sein Familienname, wie wohl viele denken. „Christus“ ist das griechische Wort für Messias, übersetzt: der „Gesalbte“. Der von Gott auserwählte Herr, der König! Heiß ersehnt, von Menschen seit Menschengedenken erwartet und erbeten, von Gott seit Ewigkeit verheißen. Eine Traumfigur, eine Projektionsfläche für die größten Hoffnungen, die Menschen haben können. Der Messias, Christus, steht für eine neue Welt. Simon spricht das aus: Du bist es, Jesus! Doch die Worte reichen nicht aus. Nicht nur der König, du bist Gottes Sohn. Es gleicht einer Offenbarung. Jesus spricht es aus: Mein Vater im Himmel hat dir das offenbart. Mein Vater im Himmel! Dir! offenbart! Das ist das Geheimnis des Felsens.
Träume und Hoffnungen der Menschen
Die Sehnsucht, fest zu stehen, von Stürmen nicht weggespült zu werden, zu wissen, woran wir glauben können, ist groß. Vielleicht größer denn je. Wir kennen die Verunsicherungen, die Ängste und die Trotzreaktionen. Nicht nur bei oder mit Corona. Die Sehnsucht verrät sich in Meinungsumfragen, in Gesprächen, sogar auf Demonstrationen. Schauen wir fern, hören wir aus Fetzen, Fahnen und Chören, was Menschen weltweit umtreibt. Was sagen die Leute?
Jesus fragt danach, was die Leute sagen. Er fragt nach ihren Träumen und Hoffnungen. Er lässt sich erzählen, was gerade umläuft. Im Zwiegespräch mit den Jüngern wird Jesus als der Hoffnungsträger Gottes bekannt. Der Vater im Himmel bekommt ein Gesicht, eine Stimme, ein Lächeln. Ein Mensch – Sohn Gottes.
Die Sehnsucht der Menschen, Gott in seiner Liebe zu begegnen, bei ihm eine neue Welt zu entdecken und aus den vielen menschlichen Abgründen herauszufinden, wird von Jesus als Messias, als Christos erfüllt. In seinem Leben, in seinem Sterben, in seiner Auferstehung. Es ist schwer, darüber zu reden – und die Welt nicht nur auszuhalten, sondern zu heilen. Ich bin glücklich, dass uns Petrus Worte schenkt, die nicht von ihm sind, sondern aus dem Himmel kommen. Ein Bekenntnis, in dem die Herrschaft Gottes sichtbar wird. Ein Bekenntnis, in dem Gottes Liebe ausgerufen ist. Ein Bekenntnis, in dem mein Leben Halt und Geborgenheit findet. ER ist der Christos! Von Gott gesalbt und eingesetzt – für uns Menschen. Mein Herr und mein Gott! So wird es der berühmte ungläubige Thomas sagen.
Der lange Atem Gottes
In unseren kirchlichen Traditionen haben sich zwei Linien entwickelt: Auf der einen Seite wird das Christus-Bekenntnis leicht spiritualisiert, auf der anderen institutionalisiert. Auf der einen Seite reden wir erbaulich und oft folgenlos, auf der anderen kann der Papst, die Institution Kirche, den vielen Erwartungen nicht gerecht werden. Nach innen nicht, nach außen nicht. Auf der einen Seite feiern wir schöne Gottesdienste, auf der anderen sind wir als Kirche Stein des Anstoßes. Was sagen die Leute?
Dass Jesus der Christos ist, verbindet den Glauben mit der Liebe, die Liebe mit der Hoffnung, die Hoffnung mit dem Glauben. In allen Auseinandersetzungen weltanschaulicher Art, in gesellschaftlichen Konflikten und in den großen ökumenischen Hoffnungen ist Christus der Herr.
Übrigens: Wollten Sie noch wissen, wie die Geschichte von Herrn Schebna ausgegangen ist?
Deine Herrschaft (Schebna) gebe ich in seine Hand –
(lässt Gott ihm ausrichten)
und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems
und für das Haus Juda.
Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David
auf die Schulter legen.
Er wird öffnen
und niemand ist da, der schließt;
er wird schließen
und niemand ist da, der öffnet.
Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen
und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.
Es ist ein Geschenk, eine Offenbarung, Christus zu bekennen! Ich will das heute wieder tun!
Der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Sensibel werden für das Wirken Gottes in der Welt
Wie sehen mich die anderen?
Erinnern Sie sich noch an die Bewerbungsgespräche, die Sie im Laufe Ihres Berufslebens geführt haben? Bei manchem liegt das letzte Gespräch vielleicht schon Jahrzehnte zurück, andere haben sich das letzte Mal erst vor wenigen Jahren oder Monaten beworben. Es ist eine anspannende Situation. Jeder weiß, dass neben den Zeugnissen und Beurteilungen vor allem der persönliche Eindruck wichtig ist. Mein Auftreten, meine Umgangsformen, die Art und Weise zu antworten usw. Ich möchte ein positives Bild von mir vermitteln, um möglichst gute Chancen zu haben, den Job auch zu bekommen. Manchmal gelingt es und manchmal auch nicht. Besonders enttäuschend ist es, wenn der Personalchef ein ganz anderes Bild von mir gewonnen hat, als ich vermitteln wollte bzw. als ich selber von mir habe.
Wer Mut hat, fragt manchmal gute Freunde danach, wie andere mich sehen und was sie selber von mir halten. Im heutigen Evangelium sind wir Zeugen eines solchen Gespräches geworden. Christus fragt seine Jünger danach, für wen die Menschen ihn halten. Und danach, welches Bild sie selbst von ihm haben. Ein mutiger Schritt! Und sozusagen auch ein Zwischenzeugnis für seine Verkündigung: Haben die Menschen, haben seine Jünger die Botschaft verstanden, die er vermitteln will?
Es fällt auf, dass seine Zuhörer und Zuhörerinnen ganz in ihrer überlieferten Tradition verwurzelt geblieben sind: Sie vergleichen den Herrn mit einem der großen Propheten des Judentums. Von Gott gesandte Menschen, die das in der (fernen) Zukunft liegende Kommen Gottes ankündigen und bis dahin die Menschen zur Umkehr, zu einer gerechten sozialen Praxis und zu einem dementsprechend ausgerichteten Tempelkult aufrufen.
Nun wird es spannend: Welches Bild haben seine engsten Freunde von ihm? Für wen halten sie ihn? Petrus, der hier als Sprecher der Jünger auftritt, antwortet ihm: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.
Beide Begriffe sind uns sehr vertraut. Es lohnt sich aber trotzdem, sie vor allem in ihrem Kontakt zu den Vorstellungen der anderen Leute noch einmal zu betrachten.
Messiasträume
Mir der babylonischen Gefangenschaft geht um 586 v. Christus das jüdische Königtum zu Ende. Die Verkündigung der Propheten entwickelt seitdem zunehmend die Idee einer endzeitlichen Rettergestalt, deren Kommen alles verändern wird: Ein von Gott ausgewählter Mensch, der eine radikale und endgültige Wende zur Durchsetzung der Gottesherrschaft vollziehen wird. Indem Petrus Jesus als Messias bezeichnet, sagt er letztendlich: Anders als die alten Propheten warten wir nicht mehr auf Gottes rettendes Eingreifen in die Welt. Wir glauben, dass Gott in deiner Person dieses Eingreifen jetzt endgültig begonnen hat.
Christus ist aber nicht nur der erwartete Messias, sondern auch der Sohn des lebendigen Gottes. Die endgültige Aufrichtung der Gottesherrschaft überträgt Gott nämlich nicht einem auserwählten Menschen. In Jesus Christus ist er selbst in diese Welt gekommen, um seiner Herrschaft den endgültigen Durchbruch zu verschaffen.
Leben in Fülle - das ist das, was Gott für uns will. Leben. Der größte Feind des Lebens ist der Tod, der das Leben endgültig vernichtet. Diesen Feind hat Christus, der Sohn des lebendigen Gottes am Ostermorgen besiegt. Der Tod konnte ihn nicht festhalten. Christus ist auferstanden von den Toten und hat das Leben für alle neu geschaffen.
Petrus hat also wirklich Recht: Er ist der Messias und der Sohn des lebendigen Gottes. Und wenn man uns heute fragen würde, würden wir wahrscheinlich auch diese Antwort geben.
Warten auf das Eingreifen Gottes
Tja, aber ehrlich gesagt: Ist das wirklich unsere innerste Überzeugung? Die Terrorwelle, die Europa zur Zeit überzieht. Säbelrasseln in Korea. Eine Nation, die nicht am Wohlergehen aller Völker interessiert ist, sondern nur ihre eigenen Interessen durchsetzen will. Wir erleben eine zunehmende Vereinsamung der Menschen in unserem Land. Trotz guter wirtschaftlicher Zahlen wächst die Schere zwischen Armen und Reichen. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Wenn ich das in mein Herz hineinlasse, dann sehe ich mich manchmal mehr auf der Seite der „Leute“ im heutigen Evangelium als auf der Seite des Petrus. Eher auf der Seite derer, die auf das Eingreifen Gottes immer noch warten, als auf der Seite derer, die überzeugt sind, dass der Anbruch der Gottesherrschaft tatsächlich schon begonnen hat.
Das ist das Perfide der lebensfeindlichen Kräfte. Obwohl sie durch den Sieg Christi am Kreuz tödlich getroffen sind, haben sie immer noch Macht über uns und versuchen unser Vertrauen in die längst angebrochene Gottesherrschaft zu zerstören.
Sensibel werden für das Wirken Gottes in der Welt
Mir ist es wichtig, meine Sinne immer wieder zu schärfen und eine hohe Sensibilität für Gottes Wirken in dieser Welt zu entwickeln. Ich denke zum Beispiel an die klatschenden Menschen nach der Gedenkminute für die Opfer des Anschlages in Barcelona: „Wir haben keine Angst!“ - riefen sie minutenlang rhythmisch im Chor. Ich denke an die vielen Ehrenamtlichen, die sich in kommunalen oder auch kirchlichen Initiativen für Senioren und Seniorinnen engagieren, um der Alterseinsamkeit und Altersarmut etwas entgegen zu setzen. Ich denke an die Engagierten in den Hospizvereinen, die Menschen in Würde in der letzten Phase des Lebens begleiten und sich so mutig und engagiert gegen Tötung auf Verlangen einsetzen. Ich denke auch die Vielen, die trotz Unverständnis oder auch Spott ihrer Mitmenschen, treu zum christlichen Glauben stehen und sich in unseren Kirchengemeinden engagieren.
Es stimmt einfach nicht, dass das Böse stärker ist, als das Leben. Das Böse erzielt nur mehr Aufmerksamkeit. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Es hat verloren. Gewonnen hat die Herrschaft Gottes, die ich immer mehr spüren darf.
Ich möchte mich bemühen, dieses vielfältige Wirken Gottes in der Welt und in meinem Leben immer stärker wahrzunehmen. Ich möchte nicht nur aus guter christlicher Tradition, sondern voller Überzeugung und Glauben sagen können: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.
Wer ist Jesus für Dich?
„Für wen halten die Menschen den Menschensohn?"
Jesus fragt im heutigen Evangelium seine Jünger: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagen: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.“ Die Menschen ordnen Jesus in die Reihe der Propheten ein. Es sind Namen, bei denen in Israel die Erwartung einer Wende mitschwingt. So sprach der Täufer vom nahen Endgericht. Der Prophet Elija verkörpert die Wiederherstellung des Reiches Israel und Jeremia steht für den Untergang und Neuanfang des Volkes. All diese Meinungen sind nicht ganz verkehrt. Sie nähern sich Jesus an. Aber sie reichen nicht an das Eigentliche von Jesus heran, an seine ganz andere Sendung und Größe.
Auch heute gibt es bei uns Menschen, die Jesus kennen, vielleicht sogar Theologie studiert haben, aber ihm nicht in seinem wahren Sein begegnet sind. Sie halten ihn für eine große religiöse Gründergestalt. Letztlich entscheiden sie selbst, was sie von Jesus annehmen oder nicht.
"Für wen haltet ihr mich?"
Jetzt werden die Jünger gefragt: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortet und spricht: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Da sagte Jesus zu ihm: „Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Petrus bekennt Jesus als den Christus. Der Geist des Vaters spricht aus ihm. Er selbst, der Mensch Simon, ist sich dieser Aussage nicht voll bewusst. Das muss erst in ihm wachsen.
Oft verliert Petrus diese Eingebung des himmlischen Vaters. Er denkt wieder rein menschlich und fällt ins irdisch Politische zurück. Er scheint zu vergessen, was er beim Seesturm und dem Gang über dem Wasser zutiefst erschüttert gerufen hatte: „Du bist der Sohn Gottes!“ Petrus muss noch Reifungswege gehen: Am Abend von Jesu Gefangennahme und dessen Verurteilung verleugnet er am Kohlenfeuer Jesus. Umstehende fragen ihn: „Wirklich, auch du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät dich. Da fing er an, sich zu verfluchen und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf krähte ein Hahn, und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“
Das ist für uns das Wunder göttlicher Erwählung, dass Gott treu bleibt und nochmals eine Chance gibt: am See von Tiberias. Der österliche Jesus fragt Petrus dreimal nach seiner Liebe. Petrus antwortet: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe!“
„Du bist Petrus"
Doch schon hier im heutigen Text im Matthäusevangelium bekommt Petrus seine ganz besondere Bestimmung von Jesus: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“. Hier wird Petrus zum felsenfesten Fundament der Kirche erklärt. Damit alle Menschen, die Gott zum Glauben beruft, das Heil in Christus, dem Erlöser, finden, erhält Petrus die Binde- und Lösegewalt, die letztlich auf Vergebung zielt. Jesus sichert dem Petrus zu, die Mächte der Unterwelt werden diese Botschaft nicht überwältigen. Die Schlüssel stellen die konkrete Hirtengewalt für die Herde Christi dar.
Seit dem vierten Jahrhundert und ganz besonders in neuerer Zeit wurde diese Stelle in Theologie und Kirche zur Begründung der besonderen Stellung des Bischofs von Rom, des Papstes, verwendet. Wenn sich aus den Worten Jesu für Petrus in der Kirche Tendenzen zu falsch verstandener Vollmacht entwickelten, die nicht mehr dem Geist des Dienens entsprachen, hatte man sich von dem, was Jesus dem Petrus offenbarte, entfernt oder ihn gar verraten.
"Ihr aber, für wen haltet ihr mich?"
Im Römerbrief wird uns eine Antwort auf diese Frage als Glaubensformel hinterlassen: „Denn wenn du mit deinem Mund bekennst: »Jesus ist der Herr« und in deinem Herzen glaubst: »Gott hat ihn von den Toten auferweckt«, so wirst du gerettet werden“. Bekennen wir heute bewusst mit der gläubigen Gemeinde hier im Gottesdienst, dass Jesus der Herr ist und glauben wir in unserem Herzen, dass er uns gerettet und erlöst hat. Gehen wir täglich im Gebet ins innere Gespräch mit Jesus und übergeben wir ihm Freud und Leid unseres Lebens! Tragen wir seine Liebe, mit der er uns in reichem Masse beschenkt, zu den Mitmenschen. So wird durch uns und um uns herum Jesu Kirche aufblühen können und die Menschen stärken.
Wer ist Jesus für mich?
Die richtige Antwort
Manche Menschen werden mit einem Satz berühmt. Denken Sie an Carmen Thomas mit ihrem Versprecher Schalke 05. Oder denken Sie im kirchlichen Bereich an das "Fringsen", den von Kardinal Frings nach dem zweiten Weltkrieg erlaubten Kohlediebstahl im geringen Umfang, um zu überleben. Ähnlich ist es mit Petrus. Sein berühmter Satz ist heute die Mitte des Evangeliums gewesen: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16).
Es war die richtige Antwort auf die Frage: "Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?" (Mt 16,15). Sie bringt dem Fischer Simon dann auch eben diesen Namen ein: Petrus - der Fels.
Variationen der Frage
Ich will ganz positiv annehmen, dass Petrus diese Erkenntnis wirklich hatte. Er hat Jesus erlebt und gemerkt: Das passt alles zum Messias. So kann er dann auch sagen: "Du bist der Messias!"
Aber ich will uns als Gemeinde nicht sofort aus der Frage entlassen, die Jesus gestellt hat: "Für wen haltet Ihr mich?" Haben wir als Gemeinde eine Antwort, die alle unterschreiben können? Habe ich selber eine Antwort? Will ich die Antwort dann auch den anderen anbieten?
Die Antwort des Petrus war die richtige Antwort. Aber hätte es denn überhaupt eine falsche Antwort gegeben? Im schlimmsten Fall hätte Jesus nur sagen können: "Ich bin nicht der, für den du mich hältst." Wenn ich jemanden sage, wofür ich ihn halte, ist meine Antwort meine eigene Wahrheit. Meine Wahrheit kann korrigiert werden. Meine Wahrheit kann neue Facetten bekommen. Dann würde ich die Frage anschließend auch anders beantworten. Aber jetzt ist die Antwort aus ehrlichem Herzen so, wie sie ist.
"Für wen habt Ihr mich gehalten?" Wenn wir uns hier in der Kirche umschauen, können wir Antworten entdecken. Es sind Skulpturen da oder Bilder oder Mosaiken, die eine wichtige Szene aus dem Leben Jesu beschreiben. Es sind einzelne Worte, die als Kunst wieder auftauchen, von denen die Menschen damals sagten: "An diesen Satz wollen wir uns erinnern!" Ich kann jeweils Jesus sagen: "Sie haben dich damals für einen Heiler oder Lehrer oder Ermahner oder sonst etwas gehalten!" Im Betrachten kann ich dann auch spüren, ob es mich anrührt. Ist Christus dann auch wieder der für mich, der er damals für die Verantwortlichen in unserer Gemeinde war?
Sagen worauf es ankommt
"Du bist der Messias" - "Du bist Petrus, der Fels" auf diese beiden Sätze legt das Evangelium seinen Schwerpunkt. Die Evangelien sind ja aufgeschriebene Erzählungen. Der frühen Kirche war es also wichtig, davon zu sprechen. Sie erzählte von einem Jesus, der seine Sache in guten Händen wissen wollte. Sie erzählte den Zuhörern, warum es wichtig war, einen Nachfolger des Petrus zu haben.
Sie sagen nicht: "Du bist Petrus, weil du so toll bist." Sie sagen nicht: "Du bist Petrus, weil du dich nicht irrst." Im Gegenteil, die Momente des Scheiterns von Petrus werden genannt. Aber in Verbindung mit seinem Bekenntnis sagen sie: "Du bist Petrus, weil du in den entscheidenden Momenten spürst, was Gott will. Du bist Petrus, weil du für alle zusammenfassen kannst, worauf es ankommt."
In der Apostelgeschichte sind einige Erfahrungen, die Petrus gemacht hat. Paulus beschreibt in seinen Briefen mehrfach seine Erinnerungen an das Apostelkonzil. Dort wird mehr über die Inhalte berichtet als über die Form und das Auftreten des Petrus. Aber allen war klar: Petrus stellt sich diesem Auftrag als Fels. Er hat den Auftrag Jesu angenommen und das war für die junge Gemeinde gut und wichtig. Sie hat dieses Amt immer neu besetzt.
Meine/Deine Antwort
"Für wen hältst du mich?" Jesus stellt auch mir die Frage. Ich habe sie für mich beantwortet.
Und damit Sie wissen, was der Mensch glaubt, der hier vor Ihnen steht, sage ich es: Ich halte Jesus für [und nun folgt Ihr Zeugnis, liebe(r) Leser(in)]
Doch möchte ich im Moment die Antwort hier nicht sagen. Es soll für jeden von Ihnen offen bleiben, wie die eigene Antwort aussieht. Was ich aber sagen kann: Es ist gut, sich der Frage zu stellen und die Antwort in den Alltag zu bringen.
Auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen
Kennt jemand von uns eine Firma, die schon 2000 Jahre existiert? Ja, es ist die Kirche. Die Kirche lebt heute noch, weil es in ihr die Wandlung gibt. Das will ich am Beispiel von Simon Petrus aufzeigen.
Nicht auf Simon, sondern auf dem Fels Petrus wird Kirche gebaut
Aus dem Simon muss ein Petrus werden, nur dann ist er ein Fels, auf dem Jesus Christus seine Kirche bauen kann. Ich habe den Eindruck, dass Petrus ein Spiegelbild eines Christen ist. Auch in mir muss sich bei der Eucharistiefeier eine Wandlung vollziehen, wenn ich im Vollsinn Kirche, Tempel des Heiligen Geistes sein will. Bleibt die Wandlung unserer Gemeinschaft aus, dann werden wir zum Stolperstein und Ärgernis für viele Menschen. Die Kirche als Volk Gottes muss sich von den Menschen dieser Welt abheben. Der bekannte Theologe Gerhard Lohfink spricht von der Kirche als "Kontrastgesellschaft Gottes" (in: G. Lohfink, "Wie hat Jesus Gemeinde gewollt?" Freiburg, Verlag Herder 1982, S. 181ff). Unsere Kirche soll ein Zeichen für die Völker sein. Aus diesem Grund wird sie mit einer Stadt auf dem Berg verglichen, die weithin sichtbar ist.
Kirche ist ständige Wandlung
Ich habe einmal bei dem berühmten Jesuiten Johannes Lotz einen Meditationskurs besucht. P. Lotz sagte: "Bei der Wandlung des Petrus geht es letzten Endes auch um unsere Wandlung". Wie diese vor sich gegangen ist, hat er in dem Buch "Einübung ins Meditieren am Neuen Testament" (Verlag Knecht, Frankfurt a.M. 1965, S. 231ff) beschrieben.
Petrus trat am Gründonnerstag sehr selbstsicher auf. Jesus sagte am Ölberg zu seinen Aposteln "Ihr werdet alle an mir zu Fall kommen" (Mt 26,31). Doch Petrus erwiderte ihm: "Wenn alle an dir zu Fall kommen, ich werde niemals zu Fall kommen" (Mt 26,33). Merken wir, wie sich Petrus über seine Kollegen erhebt. Er betrachtet sich als Bester. Da sprach Jesus zu ihm: "Noch in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen" (Mt 26.34). Doch Petrus hört nicht auf die Worte Jesu. Er sagte zu ihm: "Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, so werde ich dich doch nicht verleugnen. Dasselbe sagten auch alle anderen Jünger" (Mt 26,35). Als Jesus verhaftet wurde, ergriffen die Jünger die Flucht und ließen Jesus im Stich. Von Petrus aber wird Schlimmeres berichtet: Er verleugnete dreimal Jesus, ehe der Hahn krähte, d.h. ehe die Nacht zu Ende ging.
P. Lotz sagte zu uns: "Stellt euch vor in dieser Nacht wurde Petrus zum Priester geweiht. Und gerade in dieser Nacht fällt er von seinem angeblich so sicheren Glauben an Jesus Christus ab. Vielleicht muss auch ein Christ eine ähnliche Katastrophe erleben, um aus seiner Selbstsicherheit herauszukommen".
Als dann im Morgengrauen der Hahn krähte, wurde der gefangene Jesus über den Hof geführt: "Da wandte sich Jesus um und blickte Petrus an" (Lk 22, 61). Dieser Blick traf Petrus zutiefst. Jesus sprach kein Wort, tadelte Petrus nicht. Dieser Blick der grenzenlosen Liebe Christi hat Petrus gewandelt. Er vertraut nicht mehr auf sich, sondern auf Jesus. Jetzt holt er sich Kraft von der Quelle der Liebe. Jetzt kann er Fels der Kirche werden.
Stellen auch wir uns dem Blick Jesu? Seine Liebe kann auch uns aus der Ichverfangenheit befreien. Kirche ist Wandlung. Sind wir wie Petrus bereit, sich von der unendlichen Liebe Gottes verwandeln zu lassen? Wenn unser Herz sich gewandelt hat, dann kann auch die Welt gewandelt werden.
Spuren Gottes in der persönlichen Lebensgeschichte
Vom Saulus zum Paulus
Die Worte der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer klingen wie ein Lobpreis in hymnisch-feierlicher Sprache. Paulus teilt uns das Ergebnis seiner Überlegungen zum Wesen und Handeln Gottes ihn betreffend mit. Das Staunen und die Bewunderung gegenüber Gott vonseiten des Apostels sind so groß, dass Paulus unfähig ist, nüchtern und nur sachlich zu berichten. Die Gefühle, Gedanken, sein Herz legen ihm Worte in den Mund und lassen ihn eine Sprache verwenden, die in den Bereich des Betens und des Lobpreises gehören.
Dabei ist Paulus von vornherein eigentlich gar kein meditativer, zurückgezogener Mensch mit vorwiegend frommer Sprache. In der Bibel wird uns der Apostel zunächst als ein Draufgänger geschildert. Bei den ersten Christenverfolgungen gehört er mit zu denen, dessen Namensnennung die Christen bereits erschreckt. Der Diakon Stephanus wird unter seiner Aufsicht gesteinigt. In seinem Drang, Christen zu verfolgen, beschränkt Paulus sich nicht nur auf Jerusalem und die umliegenden Orte. Bis nach Damaskus treibt ihn sein Eifer, um die neue christliche Bewegung klein zu halten oder gar auszurotten, sofern dies gelingen sollte.
Und dann kommt der Einbruch. Vor den Stadttoren von Damaskus hört Paulus eine Stimme, die ihn fragt: Was tust du? Warum verfolgst du mich, den Gekreuzigten und Auferstandenen?
Ein erstes Mal geht Paulus ernsthafter in sich. Ja, was mache ich? Ist das, was ich tue, in Ordnung?
Drei Jahre Rückzug
Wir dürfen uns die Bekehrung des Apostels nicht zu einfach vorstellen. Zwar wird er von der christlichen Gemeinde in Damaskus aufgenommen und über den christlichen Glauben belehrt, aber daran schließt sich ein dreijähriger Rückzug des Apostels in die Wüste an. Hier, so dürfen wir annehmen, geschieht die gründliche innere Auseinandersetzung und Neuorientierung des künftigen Apostels im Glauben. Das Ergebnis lautet: Ich, Paulus, fühle mich gerufen, den Heiden das Evangelium zu verkünden.
Was könnte Paulus dazu bewogen haben, zu dieser Überzeugung und Entscheidung zu kommen?
Als Erstes wird Paulus klar geworden sein: Ich habe jüdische Theologie studiert beim berühmten Professor Gamaliel. Damit bin ich auf dem neusten Stand, was die jüdische Religion betrifft. Von daher müsste ich in der Lage sein, begründen zu können, in welchen Punkten christliche Vorstellungen jüdisches Denken übertreffen und dass das Christentum eine klare Weiterführung des bereits im Gottesvolk verankerten Gottesglaubens ist. Diese Überlegungen hätten Paulus allerdings schnurgerade nach Jerusalem führen müssen, ins Zentrum jüdischer Glaubensvermittlung.
Doch dann kamen wohl die weiteren Überlegungen:
- Ich habe römisches Bürgerrecht. Dies schützt vor staatlicher und behördlicher Willkür.
- Ich spreche neben Hebräisch auch Griechisch, die Sprache des römischen Reiches. In den heidnischen Ländern könnte ich mich ohne Schwierigkeiten verständlich machen.
- Ich habe das Handwerk des Tuchwebers erlernt. Im praktischen Leben und Lebensalltag bin ich nicht unbeholfen. Und Paulus weist in seinen Briefen darauf hin, dass er seinen eigenen Lebensunterhalt verdient habe und niemandem zur Last falle.
- Schließlich war der Apostel unverheiratet, nicht gebunden an Familienpflichten.
Bis an die Grenzen der Erde...
All diese Überlegungen zusammen genommen, verknüpft mit dem Auftrag Jesu "Ich sende euch bis an die Grenze der Erde", werden in Paulus die Frage aufgeworfen haben: Ist mit dem Geschehen vor Damaskus mir nicht gleichzeitig aufgetragen worden, einer von denen zu sein, die bis an die Grenzen der Erde gehen sollten?
Vielleicht wird in der Abgeschiedenheit der Wüste Paulus sich ein erstes Mal voller Staunen gesagt haben: Wie unergründlich sind doch Gottes Wege mit mir, wie unerforschlich ist sein verborgenes Wirken. Hätte ich als Student oder Lehrling je daran gedacht, wozu meine Ausbildung, mein Wissen, meine Energie einmal dienen könnten oder sollen! Wie vorausschauend sind Gottes Pläne, wie weise seine Gedanken!
Mit der gleichen Kraft, mit dem gleichen Schwung, die den Apostel bei der Verfolgung der Christen vorwärts trieben, geht Paulus dann seiner missionarischen Arbeit nach. Hier zeigt sich, dass er, Paulus, wie kein anderer tatsächlich genau der richtige Mann ist. Die Arbeit ist schwierig, die Strapazen sind groß. Paulus gibt nicht auf. Er spürt in sich die Kraft, durchhalten zu können. Vor allem ist er der rechte Mann, um die Probleme zwischen den Heiden- und Judenchristen einer Lösung zuzuführen, mit der beide Seiten leben können. Dadurch wird der Weg offen gehalten, um jeden in die christliche Gemeinschaft aufzunehmen.
Von Gott geführt und berauscht
Wenn Paulus auf seinen Lebensweg und sein Wirken zurück schaut, spürt er, wie sehr er durch Gott geführt wurde. Der Apostel erkennt, sein Werk ist nur zu einem geringen Teil das Ergebnis seiner eigenen Mühe. Zwar gehört diese mit dazu, aber Leitung, Planung, Führung lagen letztlich in den Händen Gottes. Aus ihm, durch ihn und auf ihn hin geschah und bewegte sich alles, wie unerkannt dies in den jeweiligen Situationen zunächst auch immer war.
Paulus ist von Gott fasziniert, - fasziniert auch, wie sich das Handeln Gottes an den Menschen wiederholt. Wie sehr hatte Israel beim Auszug aus Ägypten und beim Wandern durch die Wüste Gott als den erfahren, der unerforschlich in seinen Gedanken Israels Weg begleitet hatte. Welch unergründlichen Weg nahm trotz Verfolgung die Entwicklung und Ausbreitung des Christentums! Es hätte gar keinen erfolgreicheren anderen Weg geben können, stellt Paulus für sich fest. Wer könnte Gott weisere Ratschläge geben! Dank und Lobpreis steigen in seinem Herzen auf und lassen ihn aussprechen: Ihm, diesem Gott voller Klugheit und Weisheit, sei Ehre in Ewigkeit.
Paulus ist fasziniert und berauscht von Gott. Er will, dass die Christen von Rom, denen er den Brief schreibt, es auch sind. Sie sollen in ihr Leben schauen und erkennen, an welchen Punkten auch sie von Gott geleitet und geführt wurden. Euer Leben besteht nicht aus lauter reinen Zufällen, will der Apostel den Gläubigen sagen. Erkennt Gottes vorbereitendes und begleitendes Handeln im Verborgenen. Beides gibt es auch in euerm Leben.
Spuren Gottes in meinem Leben
Wenn wir der Aufforderung des Paulus an die Römer nachkommen und auch für uns Rückblick halten, werden wohl nur sehr wenige von uns eine Art Damaskus-Erlebnis bei sich entdecken. Aber anderes könnten wir mit dem Apostel gemeinsam haben.
Gab es in unserem Leben nicht auch Situationen, wo unsere Pläne völlig durchkreuzt wurden? - Und genau das war zu unserem Heil und Vorteil.
Wo galt es Schwieriges oder Leidvolles durchzustehen, wo wir im Nachhinein sagen konnten? - Gerade dadurch wurde ich stark für Nachfolgendes und befähigt, wichtige Lebenssituationen zu bewältigen.
Welche Bedeutung hatte für uns die Begegnung mit bestimmten Menschen: in der Schulzeit, am Arbeitsplatz, im Urlaub, durch eine Bekanntschaft? - Welchen Verlust hätte es bedeutet, wenn ich diesen Betreffenden nicht begegnet wäre?
Wo müssten wir sagen: Gott sei Dank habe ich dies und jenes gelernt und mich darin eingeübt? - Nie im Traum hätte ich je daran gedacht, wie wertvoll dies für mich und mein Leben einmal werden könnte.
Wahrscheinlich haben wir alle ausreichend Gründe, um in die Worte des Paulus, Worte des Staunens und der Dankbarkeit, einzustimmen, um mit unseren Worten zu sagen: Tief und reich ist deine Weisheit, Gott, wenn auch manches für uns auf Anhieb unergründlich war. Dir, Gott, sei Ehre, Dank und Lobpreis in Ewigkeit.
"In IHM verwurzelt und auf IHN gegründet, fest im Glauben"
Während wir jetzt unsere Heilige Messe feiern, findet zeitgleich in Madrid der Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages 2011 statt, den der Papst mit ca. einer Million Gläubigen zelebriert. Es ist die gleiche Eucharistie, die wir feiern. Es ist der gleiche Herr, der uns um sich versammelt. Es ist der gleiche Herr, der uns einlädt: "Nehmt und esst!" Es ist der gleiche Herr, der uns sendet: "Gehet hin in Frieden!" Ihn meint das Motto des Weltjugendtages: "In IHM verwurzelt und auf IHN gegründet, fest im Glauben". Was in deutscher Sprache ziemlich holprig daherkommt, klingt im Kolosserbrief wärmer und gefälliger.
Paulus beginnt mit einem Kompliment an die Gemeinde in Kolossä. Er hatte dort gar nicht selbst missioniert, sondern in seinem Auftrag Epaphras. So gilt sein Lob nicht nur der Gemeinde, sondern auch ihm. Und wir können alle mitempfinden, wie gut es der Gemeinde getan haben muss, zu lesen und zu hören: "Mit Freude sehe ich, wie fest und geordnet euer Glaube an Christus ist." Beim Glauben geht es jedoch nicht nur um rechtgläubige Inhalte, die Paulus durchaus wichtig sind. Wichtiger ist ihm das Lebenszeugnis: "Ihr habt Christus als Herrn angenommen. Darum lebt auch in ihm!" Diesem ersten Imperativ folgen weitere Weisungen, die das Motto des Weltjugendtages ausmachen:
"Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet!" Damit bemüht Paulus gleich zwei Bilder, die er auch sonst liebt: Pflanzung und Bau. Bäume und Pflanzen stehen für uns Menschen. Das gilt schon vor allen psychologischen und psychotherapeutischen Deutungen. Es ist und bleibt vor allem bei den Bäumen faszinierend, auf welch' unterschiedliche Weise sie sich im Erdreich und auf Fels verankern. Es bedarf schon gewaltiger Stürme, um sie umzuwerfen.
Und so sollen wir Glaubende in Christus verwurzelt sein, und wir können es, komme, was da mag. Auf diesem Grund kann man dann das Leben bauen. Es trifft sich gut, dass an diesem 21. Sonntag im Jahreskreis Petrus nach seinem Messiasbekenntnis von Jesus die Zusage erhält: "Du bist Petrus - der Fels -, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen." (Mt 16,18) Dieses Wort gilt nicht nur dem Petrus. W i r sind die Kirche, die Christus baut, nachdem er uns mit der Taufe in sich verwurzelt hat.
"...fest im Glauben" heißt es dann sehr verkürzt im Motto des Weltjugendtages. Bei Paulus lautet im Kolosserbrief die weitere Weisung: "...und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet." Paulus sieht die Gefahr, dass sich der gemeinsame christliche Glaube in Subjektivismen auflöst oder durch nicht beauftragte, selbst ernannte Propheten und Wanderprediger verwirrt wird. Diese Gefahr besteht bis heute. Sie darf uns dennoch nicht dazu verführen, starr an dem Glauben festzuhalten, in dem wir unterrichtet wurden. Das Aggiornamento, die Verheutigung des überlieferten christlichen Glaubens dürfen wir uns nicht ersparen. Sie kann jedoch nur in der Gemeinschaft der Glaubenden geschehen, nicht außerhalb und gegen sie.
Darum ist mir die weitere Weisung des Paulus kostbar, die nicht mehr zum Motto des Weltjugendtages 2011 gehört: "Hört nicht auf zu danken!" Hier kann ich nur an die Eucharistie denken, die jetzt hier und in Madrid gefeiert wird.
O Tiefe des Reichtums!
staunen lernen
An diesem Sonntag begegnen wir in der 2. Lesung aus dem Römerbrief den Worten: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen!" (Röm 11,1a).
Die Sommerzeit und noch dazu die Urlaubszeit veranlassen uns, mehr als sonst die Welt und Schöpfung genauer anzuschauen und sie auch intensiver zu erleben. Da kann es sein, dass uns Gedanken kommen, was uns die Naturwissenschaften zum Kosmos, zur Natur und zu Pflanzen, Lebewesen und anorganischen Phänomenen sagen. Vielleicht stellen uns die Kinder Fragen und wir suchen Antworten zu geben. Vielleicht kommen uns auch Erinnerungen, was uns die hl. Schrift und die Religion zur Schöpfung sagen oder uns früher gesagt haben. Und wir stellen fest: vieles geht da nicht aufeinander, wiederspricht sich sogar. Was ist richtig?
Es ist noch nicht lange her, da hatten Theologen und Christen Angst, ob Gott nicht von den Naturwissenschaften einmal endgültig entzaubert und seine Existenz damit ganz in Frage gestellt wird. Die Zeiten sind vorbei. Heute dürfen wir unbefangener mit den Stimmen der Naturwissenschaften umgehen. Die Einsichten, die heute gewonnen werden, lösen auf beiden Seiten ein Staunen aus, was da für eine Fülle von Kräften, an Vielfalt und Neuschöpfungen entdeckt wird. Je mehr wir hineinblicken dürfen, desto rätselhafter und hintergründiger wird alles.
Eine rein materialistische Sicht unserer Welt rückt wieder weit weg; im Gegenteil, dass alles mit Geist beseelt ist, ist heute für die Wissenschaft kein Tabu mehr. Sie spricht ganz offen von "Beziehungen", von "Feldern" und "Energien". Haben wir es nicht immer geahnt, dass alles mit allem in Beziehung steht!
Heute wird entdeckt, dass all das, was es gibt, nicht nach einem festen, sturen Plan in der Welt abläuft, sondern dass Fähigkeiten entwickelt werden zur Vermehrung, zur Anpassung an die Umwelt und zur Erneuerung und Gesundung, über die man nur so staunen kann. Eine ständige Schöpfertätigkeit stößt in Neues vor und bringt immer neue Arten von Leben hervor. Freilich viele Arten sterben auch. Wir dürfen heute in einen geheimnisvollen Gesamtzusammenhang unserer Welt schauen. Das ist ein großartiges Geschenk an uns alle.
Das Staunen der Naturwissenschaftler wird immer größer, was für eine Fülle von Schönheit, wie viel Harmonie, welche Eleganz überall drinsteckt, gleich ob wir ein Schneekristall oder einen Bergkristall anschauen, einen Wassertropfen, eine Ähre oder einen Falter. Überall ist ein Übermaß einer unbegreiflichen Ordnung zu erkennen.
... und fragen
Jetzt liegt es an uns Christen, im Staunen über die Schöpfung nicht hinter den Naturwissenschaften zurück zu bleiben. Staunen aber können wir nicht selber machen. Wir dürfen es uns schenken lassen, indem wir uns Zeit nehmen und so manche Dinge genauer betrachten als wir sonst gewohnt sind. Trauen auch wir uns wieder, weiter fragen nach dem "Dahinter?"; nach dem "Woher?", dem "Wozu?" und auch nach "Dem", der all das so wunderbar gemacht hat.
Ein spontanes Gebet an den Schöpfer, vielleicht ähnlich dem von Paulus in der Lesung, wird uns noch tiefer hineinführen in das Geheimnis unserer Welt: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!"
Ein festes Fundament der Kirche
Halbzeit
Das Evangelium des heutigen Sonntags steht, wenn man von der Kindheitsgeschichte absieht, genau in der Mitte des matthäischen Berichts über das öffentliche Wirken und Handeln Jesu. Es ist Halbzeit, könnte man sagen. Jesus hält inne und schaut mit den Jüngern auf das Vergangene zurück.
Viele Zeichen und Wunder Jesu haben die Jünger bisher erleben dürfen. Sie konnten sich im Zusammenleben mit ihrem Meister ein Bild von ihm machen. Seine Art des Lebens stand in einigen Punkten deutlich im Widerspruch zu dem, was die Schriftgelehrten und Pharisäer einforderten. Besonders die Hinwendung Jesu zu den allgemein Abgelehnten und Verkannten regte die Pharisäer immer wieder auf. "Warum lässt sich euer Meister mit diesen Menschen ein?", ist eine ständig wiederkehrende Frage der Schriftgelehrten und Pharisäer an die Jünger. Die Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten und Pharisäern hatte Jesus offen geführt. Die Argumente ihnen gegenüber standen den Jüngern damit für ihre eigene Beurteilung der Person Jesu zur Verfügung. So konnten sie sich ein klares Bild von ihrem Herrn und Meister verschaffen.
Bewunderung
Die Frage Jesu "Für wen halten die Leute mich, den Menschensohn?" zielt letztlich auf die Frage an seine Jünger: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Diese Frage - auch an uns gestellt - trifft die Herzmitte eines jeden Menschen. Wer ist dieser Jesus für mich? In der Bibel finden sich drei Antworten auf diese Frage.
Für die meisten Pharisäer war Jesus eindeutig der, den es abzulehnen galt. Mochte er auch Aufsehen erregen, bei vielen Menschen beliebt sein, in den Augen der Pharisäer war Jesus nicht koscher. Ihm trauten sie keine Treue und Verbundenheit zum überlieferten Glauben zu.
Andere waren von Jesus beeindruckt. Sie brachten ihn in Zusammenhang mit Johannes dem Täufer oder den großen Prophetengestalten wie Elija oder Jeremia.
Wo die einzelnen Jünger innerlich standen, wird uns nicht genau berichtet. Lediglich von Petrus - und Matthäus lässt ihn wohl für die Mehrzahl der Jünger sprechen - wissen wir, dass ihm - und den anderen wahrscheinlich ebenso - inzwischen klar geworden war: Dieser Jesus ist der, für den er sich ausgibt: Zwar ganz ein Mensch wie sie und dennoch Gottes Sohn zugleich.
Sich an Jesus binden
Wer die Überzeugung des Petrus teilt und lebendig in sich trägt, hat nicht nur - wie Petrus - die richtige Meinung über Jesus; er bekennt sich damit auch zu einem besonderen Lebensstil, zu einem Leben unter der Leitung Jesu. Solange wir Jesus nur für einen berühmten Menschen halten, durchaus dem Täufer oder einem der großen Propheten vergleichbar, solange ist Jesus noch nicht voll in unser Leben eingetreten. Vielleicht bewundern, achten und schätzen wir ihn. Aber solange es nur bei der Bewunderung bleibt, fehlt das Entscheidende, das im Bekenntnis des Petrus mitschwingt: die tiefe innere Bindung. Mit Worten ließe sie sich etwa so ausdrücken: Du, Jesus, bist der, der meinem Leben Ausrichtung, Format und Stil gibt. Deine Lebensart soll meine Lebensart werden. Darum will ich ringen mit aller Kraft in mir. Genau um diese eindeutige Bindung geht es Jesus mit seiner Frage an die Jünger.
Die Antwort Jesu an Petrus - "Selig bist du, Simon; denn auf Menschen mit deinem Glauben und deiner Bereitschaft zu einer ernsthaften Nachfolge kann ich meine Kirche bauen" - ist eigentlich eine Antwort an alle Jünger und ebenso an uns. Wer mit Petrus Jesus als den "Sohn des lebendigen Gottes" bekennt und damit bekundet: "Ich will mit aller Kraft und Hingabe im Sinne Jesu Jünger sein", der ist - wie Petrus oder mit Petrus - Fels, auf dem Kirche Jesus aufgebaut werden kann.
Binden und lösen
Die Übergabe der Schlüsselgewalt an Petrus bedarf vielleicht noch einer Erklärung.
Die Schlüsselgewalt gab es schon im Judentum. Jesus wirft den Pharisäern ja wiederholt vor, dass sie durch ihr Verhalten für viele den Himmel verschließen. Welches Anliegen birgt also die Übergabe der Schlüsselgewalt an Petrus?
Gebote und Vorschriften der Israeliten hatten von Anfang an das Ziel, den Gläubigen Weisungen zu geben für rechtes und richtiges Verhalten. So gab es z.B. alle sieben Jahre das so genannte Sabbatjahr als Gebot und Vorschrift. Es besagte: Konnte ein Armer innerhalb der Zeit, die zwischen den Sabbatjahren lag, seine Schulden aus Armut nicht begleichen, so wurden sie im Sabbatjahr hinfällig und mussten nicht mehr zurückgezahlt werden. Dieses Gesetz war entstanden aus der Überzeugung: Das "gelobte Land" ist Eigentum aller Israeliten und nicht nur der Reichen und Wohlhabenden. Das Gesetz diente also dazu, Arme nicht gegen den Willen Gottes völlig verarmen zu lassen.
Dieses sehr soziale und von der Liebe getragene Gebot wirkte sich aber mit der Zeit in der Praxis für die Armen und Bedürftigen nicht vorteilhaft aus, wie es gedacht war, sondern eher verheerend. Denn viele Wohlhabende gingen dazu über, beim Herannahen des Sabbatjahres Armen kein Darlehen mehr zu gewähren. Das brachte die Bedürftigen erst recht in ausweglose Not.
In solchen oder ähnlichen Fällen, wo ein positiv angedachtes Gebot keinen Segen für die Menschen brachte, kam es den Schriftgelehrten zu, darüber zu entscheiden, in welcher Weise das Anliegen des Gesetzes zu verwirklichen sei: Sei es durch Auflösen oder aber durch Veränderung eines Gebotes. Die Rabbinen hatten also lösende und bindende Gewalt.
In diesem Sinne ist die "Binde- und Lösegewalt" zu verstehen, die Jesus dem Petrus übergibt. Er darf und soll für die Gemeinschaft der Kirche Gebote so aufschließen oder Verordnungen in der Weise bindend machen, dass sie den Menschen dienlich werden, Heil und Himmel zu erlangen. Immer sind Heil und Himmel beim Lösen und Binden das Ziel.
Zu einer Anwendung der "Binde- und Lösegewalt" kam es z.B. - so wird uns in der Bibel berichtet - auf dem ersten Apostelkonzil. Dort wurde entschieden, dass die Heiden sich nicht erst der Beschneidung unterziehen müssten, um Christen zu werden - den Heiden aber wurde auferlegt, beim gemeinsamen Mahl mit den Juden auf deren Vorschriften Rücksicht zu nehmen, damit jeder Anstoß oder Streit vermieden werde.
Ein festes Fundament
Bei einem Rückblick auf unsere bisherigen Gedanken werden zwei Anliegen des Matthäus deutlich, die er mit dem heutigen Evangelium verfolgt und uns nahe bringen will.
Ein erstes Anliegen besteht sicher darin, uns darauf hinzuweisen, dass ernsthafte Jüngerschaft Jesu nur möglich ist, wenn unsere Bewunderung Jesus gegenüber auch in eine solide Bindung an ihn einmündet. Nur wer sich mit seinem Denken, Planen und Handeln voll auf Jesus ausrichtet, wird zum Fels für die Kirche.
Das zweite Anliege des Evangelisten betrifft das Leben als Jünger Jesu. Es besteht im Binden und Lösen mit dem Ziel, Heil und Himmel zu erwerben. Jesus übergibt nicht nur Petrus Schlüsselgewalt, sondern für den Alltag und das tägliche Leben auch uns. Wo wir ehrlich und gewissenhaft das Gute für uns und andere anstreben, dort sagt der Himmel Ja zu unseren Entscheidungen. Jesus selbst ist für uns das beste Beispiel, wie wir handeln sollen. Er bindet sich total an die Liebe und löst Gebote oder Vorschriften dort auf, wo sie dem Wohl und Heil des Menschen entgegenstehen.
Binden wir uns fest und eng an Christus, nehmen wir uns ihn in seinem Verhalten zum Vorbild, dann werden wir mit Petrus und den Jüngern Fundament für die Kirche sein und - im Gegensatz zu den Pharisäern - uns und anderen Heil und Himmel erschließen.
Ämter und Dienste in der Kirche
Niemand besitzt ein Amt zum eigenen Vorteil
Durch den Mangel an Priesterberufen gibt es in unserer Zeit eine verstärkte Diskussion über das Amt in der Kirche, und. auch darüber, welche Aufgaben Laien übertragen werden können. Die Texte der heutigen Liturgie können Anlass sein, über die Amtsübertragung in der Kirche nachzudenken. Diese grundsätzlichen Überlegungen können eine Hilfe sein Einzelfragen in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Die Lesung aus dem Propheten Jesaja macht uns mit anschaulichen Worten bewusst, dass es eine Amtsübertragung und eine Amtsenthebung gibt. Bezüglich der Amtsenthebung heißt es: "So spricht der Herr zu Schebna, dem Tempelvorsteher: Ich verjage dich aus deinem Amt, ich vertreibe dich von deinem Posten". Niemand besitzt ein Amt zum eigenen Vorteil und nach eigenem Belieben. Wer den Aufgaben nicht mehr gerecht wird, kann des Amtes auch verlustig gehen.
Dienst am anderen
Zur Amtsübertragung heißt es in der Lesung: "Ich übergebe ihm dein Amt, und er wird für die Bewohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein. Ich lege ihm die Schlüssel des Hauses Davids auf die Schulter". Das Amt wird nicht übertragen zur persönlichen Auszeichnung, sondern zum Wohl und Segen der anderen: "Er wird für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda ein Vater sein".
Diese beiden Grundsätze aus dem Propheten Jesaja gelten auch für die Ämter in den christlichen Kirchen. Für die Amtsübertragung in der Kirche gibt es noch zwei weitere Voraussetzungen. Es sind dies der Glaube an Jesus und die Liebe zu Jesus.
Vom Ersten spricht das heutige Evangelium, vom Zweiten berichtet der Evangelist Johannes. Beide Texte beziehen sich unmittelbar auf Petrus, dem ersten unter den Aposteln. Man kann diese Texte aber auch auf das Amt in der Kirche beziehen.
Glaube als Voraussetzung
Der Amtsübertragung bei Petrus geht das Bekenntnis des Glaubens voraus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes". Petrus kann dieses Bekenntnis nur ablegen, weil es ihm der Vater im Himmel offenbart hat. Und dieses Bekenntnis ist die Voraussetzung für die Amtsübergabe: "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben".
Die Forderung vor der Amtsübernahme, den Glauben zu bekennen ist nicht eine kirchliche Schikane, sondern hat hier ihre Wurzeln.
Liebe zu Jesus als Voraussetzung
Eine zweite Voraussetzung für die Amtsübernahme ist nach dem Evangelisten Johannes die Liebe zu Jesus. Dreimal stellt der Auferstandene an Petrus die Frage: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich, liebst du mich mehr als diese?" Erst als Petrus antwortet: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe", gibt Jesus den Auftrag: "Weide meine Lämmer!"
Diese beiden Voraussetzungen, der Glaube an Jesus und die Liebe zu Jesus, sind eng miteinander verbunden Und sie befähigen die Amtsträger, das Amt im Sinne Jesu zu gestalten.
Diese allgemeinen Überlegungen zum kirchlichen Amt lösen nicht die konkreten Fragen. Sie zeigen aber deutlich, dass es beim Amt in der Kirche nicht nur um eine pragmatische Lösung der Arbeitsverteilung geht, schon gar nicht um den beruflichen Aufstieg und der kirchlichen Karriere. Die praktischen Fragen müssen unter dem Horizont des Glaubens gesehen und entschieden werden.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 359: O selger Urgrund allen Seins
GL 366: Jesus Christus, guter Hirte
GL 370: Christus, du herrscher Himmels und der Erde
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören (4. Str.)
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr du bist mein Weg
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 478: Ein Haus voll Glorie schauet (3. Str.)
GL 479: Eine große Stadt ersteht
GL 482: Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
Psalmen und Kehrverse:
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 100 - V.
GL 60,1: Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund. Mit Psalm 111 - VI.
GL 486: Tu es Petrus, et super hanc petram - Mit Psalm 8 (GL 332) oder mit Psalm 146 (GL77,2) - VII.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
GL 629,3: Ich gehe meinen Weg vor Gott im lande der Lebenden - Mit Psalm 116 - VI.
- Einleitung7
Hans Hütter (2023)
Jede gut funktionierende Gemeinschaft braucht eine verlässliche Leitung. Jesus hat seinem Jünger Simon die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut und ihn zum Petrus, zum Felsen erklärt, auf den er seine Kirche bauen will.
Worauf gründet sein Leitungskompetenz? Was schätzte Jesus an ihm, dass er ihm seine Herde anvertraut hat? Und worauf kommt es heute an, wenn ein Mensch berufen wird, Nachfolger des Petrus zu werden?
Beten wir in diesem Gottesdienst für alle, die an der Leitungsverantwortung der Kirche teilhaben.
Manfred Wussow (2020)
Was sagen die Leute? Manchmal bin ich ganz offen, neugierig – manchmal schüttle ich den Kopf. Manchmal will es nicht einmal wissen. Aber die Profis hängen sich an meine Fersen. Sie möchten ganz viel wissen – und ganz viel vermarkten. Sie können nicht genug bekommen. Von mir. Sie möchten auch beeinflussen, was die Leute sagen. Am Ende werden Menschen Daten.
Jesus fragt auch danach, was die Leute sagen. Ihm vertrauen wir an, was durch Köpfe und Herzen geht. Heute freuen wir uns darüber, dass im Evangelium auch gleich zwei Liebeserklärungen – oder Bekenntnisse – ausgesprochen werden. Wir sind in guter Gesellschaft!
Unseren Herrn rufen wir an:
Bernd Kösling (2017)
Freundschaft, so sagt ein Internetlexikon, ist ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Man braucht sicherlich viel Vertrauen, um einen guten Freund oder eine gute Freundin zu fragen: Was halten die anderen von mir? Was hältst du eigentlich von mir? Denn es könnte auch passieren, dass mich die Antwort nicht nur enttäuscht, sondern sogar verletzt.
Im Evangelium des heutigen Sonntags dürfen wir einem solchen vertrauensvollen Gespräch zwischen Christus und seinen Freunden beiwohnen: Für wen halten mich die Menschen? Für wen haltet ihr mich? Wir kennten die Antwort des Petrus: Du bist der Messias, der Sohn Gottes.
Dies kann Petrus nur deshalb sagen, weil es ihm der Vater im Himmel offenbart hat. Bitten wir den Herrn für diese eucharistische Feier um ein offenes Ohr und ein hörendes Herz für den Ruf Gottes an uns.
Norbert Riebartsch (2014)
Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Das ist eine alte Weisheit. In dieser Haltung begegnen wir heute einigen Fragen, die Jesus den Jüngern gestellt hat.
Wir erfahren sowohl die Antworten als auch das, was Jesus daraus gemacht hat. Er hat seiner Kirche ein Fundament gegeben in Petrus und in seinem Versprechen: Ich bin bei dir!
Wenn wir uns den Fragen Jesu stellen, wird er auch uns zeigen: Ich bin bei dir! Aus dieser Hoffnung erinnern wir uns im Kyrie an Momente seiner Nähe:
Josef Stöckl (2011)
Es ist Sonntag, Tag des Herrn, Tag der Menschen.
Unser persönlicher Entschluss, heute zum Gottesdienst zu kommen, war wichtig. Es ist gut, dass wir da sind!
Aber noch wichtiger ist der Entschluss Gottes, uns zu dieser Feier einzuladen und mitten bei uns zu sein im Wort und in der Eucharistie. Er ist der Herr dieses Mahles.
Schließen wir auf unsere Ohren und Herzen.
Klemens Nodewald (2011)
In der zweiten Lesung des heutigen Sonntags begegnen wir einem von Gottes erhabener Größe faszinierten Paulus. Der Apostel ist von Gottes Gedanken, seiner Erkenntnis und Weisheit, seinen Entscheiden, seiner Führung und Leitung, seinen Wegen mit den Menschen überwältigt. Paulus kann seine Bewunderung und sein endloses Staunen nur noch ausdrücken in einer feierlich-hymnischen Sprache und im Lobpreis auf Gott.
Gott zu loben, ihm zu danken, haben auch wir uns versammelt. Wenden wir uns ihm zu, lassen wir unser Herz sprechen im Jubel und mit der Hinwendung zu seinem Erbarmen.
Klemens Nodewald (2008)
Im Evangelium wird uns heute die Frage gestellt, für wen wir Jesus halten, wer er letztlich und in Wirklichkeit für uns ist. Die Antwort, die wir geben, ist nicht unerheblich. Denn sie bestimmt bewusst und unbewusst unser Leben und unser Verhalten. Nicht die theologischen Glaubenssätze, die wir gelernt haben und aufsagen können, sind es, die uns prägen, sondern unser Verhältnis zu Christus.
- Bußakt1
Klemens Nodewald (2008)
Wenden wir uns mit Herz und Seele an ihn, unseren Herrn,
um uns sein Erbarmen und neu seine Gnade zu erbitten.
Herr Jesus Christus,
du hast dich uns als Sohn Gottes und Erlöser der Welt geoffenbart.
Zu dir rufen wir:
Herr, erbarme dich.
Du ringst mit Hingabe und Liebe um unseren Glauben an dich.
Christus, erbarme dich.
Du vergibst uns unsere Schuld,
richtest uns auf und bist mit deiner Kraft und Hilfe an unserer Seite,
wenn wir das Gute anstreben.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er verzeihe uns unser Versagen.
Neu führe er uns auf den Weg der Hingabe und Liebe
durch seine Gnade. Amen.
- Kyrie8
Hans Hütter (2023)
Jesus von Nazareth,
deine Jünger haben in dir den von Gott gesandten Messias erkannt.
Herr, erbarme dich unser.
Simon Petrus bekannte dich als Sohn des lebendigen Gottes.
Christus, erbarme dich.
In seine Hände hast du die Schlüssel des Himmelreiches gelegt.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du bist für alle Menschen Mensch geworden.
Herr, erbarme Dich.
Jeder darf dir nachfolgen.
Christus, erbarme dich.
Du erbarmst dich aller.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
aus der Unermesslichkeit des Vaters bist du gekommen,
uns die Weisheit und Erkenntnis Gottes zu offenbaren.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich voll Liebe und Hingabe allen Menschen geöffnet,
um Gottes Heil zu schenken.
Christus, erbarme dich.
Du forderst auch uns auf, uns zu dir zu bekennen
und deinem Beispiel in der Welt zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2020)
Herr,
die täglichen Coronazahlen stellen uns auf eine harte Probe.
Wir tun so, als ob alles normal wäre, aber die Angst geht um.
Herr, erbarme dich.
Herr,
Daten werden gesammelt, ausgewertet und vermarktet.
Wir wissen nicht, wer was von uns weiß und nutzt.
Christus, erbarme dich.
Herr,
Menschen werden manipuliert und zu Opfern von Verschwörungstheorien und Hass.
Was gut ist und was böse, verschwimmt im Nebel.
Herr, erbarme dich.
Im 138. Psalm heißt es:
„Erhaben ist der Herr,
doch er schaut auf den Niedrigen,
in der Höhe ist er,
doch er erkennt von ferne.“
Ehre sei Gott in der Höhe…
Bernd Kösling (2017)
GL 155:Kyrie eleison
oder:
Herr Jesus Christus,
Du bist der erwartete Messias Gottes.
Kyrie, eleison.
Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.
Christe, eleison.
Du bist die Offenbarung des Vaters für die Welt
Kyrie, eleison.
Norbert Riebartsch (2014)
Herr Jesus,
wir kennen die Bedeutung deines Namens:
Gott will Heil.
Kyrie, eleison.
Wir kennen deine Lebensaufgabe:
Den Willen des Vaters erfüllen.
Christe, eleison.
Wir wissen um deine bleibende Gabe bei uns:
Deinen Geist.
Kyrie, eleison.
Josef Stöckl (2011)
Herr Jesus Christus,
Du bist von deinem Vater in unsere Welt gesandt.
Herr, erbarme dich.
Du bist eingesetzt zum König des Weltalls.
Christus, erbarme dich.
Du hast den Menschen durch dein Leben, Sterben und Auferstehen neu geschaffen.
Herr, erbarme dich.
Der Herr erbarme sich unser, nehme alle Schuld von uns und bereite unser Herz zur Feier der Eucharistie. Amen.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
du hast einem Saulus geholfen, den Weg zu dir zu finden.
Lass auch uns erkennen, welcher Weg für uns der richtige und gute ist.
Herr, erbarme dich.
Du hast Paulus die Kraft geschenkt, von seinem Irrweg umzukehren.
Komm auch uns zu Hilfe, wenn wir versagen.
Christus, erbarme dich.
Lass unsere Herzen tiefer zu dir und zueinander finden.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er schenke uns seine Vergebung und die Kraft,
lebendig aus unserem Glauben zu leben.
Dies erbitten wir von ihm, Christus unserem Herrn. Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 21. Sonntag: ersehnen, was du uns verheißen hast
Gott, unser Herr,
du verbindest alle, die an dich glauben,
zum gemeinsamen Streben.
Gib, daß wir lieben, was du befiehlst,
und ersehnen, was du uns verheißen hast,
damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens
unsere Herzen dort verankert seien,
wo die wahren Freuden sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
Messbuch - TG Votivmesse Heiliger Geist: Gieße deinen Geist über die ganze Erde aus
Gott und Herr,
du heiligst deine Kirche in jedem Volk und jedem Land.
Gieße die Gaben deines Geistes über die ganze Erde aus.
Und was deine Gnade gewirkt hat,
als die Frohe Botschaft ihren Anfang nahm,
das wirke sie jetzt in den Herzen aller Gläubigen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
Messbuch - TG 1. Woche: mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
Herr, unser Gott,
wir haben uns im Namen deines Sohnes
versammelt und rufen zu dir:
Erhöre die Bitten deines Volkes,
mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
und gib uns die Kraft, ihn zu erfüllen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 1. Woche im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
in der Gemeinschaft der Kirche können wir dir begegnen.
Laß uns Menschen sein, die miteinander glauben
und sich gegenseitig in der Hoffnung bestärken.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
dein Sohn hat seine Jünger und Jüngerinnen gefragt:
„Ihr aber, für wen halte ihr mich.“
Oft vergessen wir im Alltagsgeschehen,
dass auch wir aufgefordert sind,
dich und Jesus in der Welt zu verkünden.
Öffne uns heute neu für dein Wort,
damit auch wir Antworten finden,
wenn wir gefragt werden,
was Jesus für unser Leben bedeutet.
Das erbitten wir von dir,
der du mit deinem Sohn
und dem Hl. Geist
mit uns bist, alle Tage bis in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2020)
Vater und Mutter bist du für uns, Gott.
In Jesus sehen wir dein Gesicht,
hören wir dein Wort.
Wir danken dir für das Wunder,
das deine Liebe Himmel und Erde umfasst.
Du kennst unsere Unruhe,
Gedanken, die sich im Kreis drehen,
Gewohnheiten, die zerbrechen.
Hilf uns, bei dir Ruhe zu finden,
Gedanken zu ordnen,
Fragen zu klären und
Hoffnungen wachsen zu lassen.
Du schenkst uns deinen Frieden.
Mit Staunen sehen wir die Schönheit der Schöpfung.
Lass uns in deiner Zukunft ankommen
in Jesus, den du uns als Christus offenbarst.
Norbert Riebartsch (2014)
Gott,
du wusstest, wen du in unsere Welt schickst
und du hast gesehen, was er in deinem Namen gewirkt hat.
Wir sind auf seinen Namen getauft.
Darum zeige uns, wo wir ihn finden,
dass wir mit ihm und in seinem Namen
an deinem Reich bauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
- Fürbitten11
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
dich hat Gott uns als Messias vorgestellt. Du bist der Erlöser der Welt.
Dich bitten wir:
Lass alle Christen das Wirken Gottes in unserer Welt immer tiefer erkennen und begreifen.
Schenke allen Christen den Mut, sich zu dir zu bekennen, und stärke alle, die dafür Verfolgung erleiden.
Zeige allen, die an der Leitungsverantwortung der Kirche teilhaben, einen klaren Blick für die Sendung der Christen in unserer gegenwärtigen Welt.
Begleite den synodalen Weg der Kirche, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hat, mit deinem Segen.
Stärke Papst Franziskus für die Ausübung seines Amtes als Nachfolger des Petrus.
Schenke deiner Kirche weise Verkünder der Frohen Botschaft und kluge Leiter der Gemeinden.
Nimm alle Verstorbenen, die an dich geglaubt und auf dich ihre Hoffnung gesetzt haben, in dein himmlisches Reich auf.
Du, Christus, hast Menschen mit Schwächen und Fehlern die Leitung deiner Kirche anvertraut. Steh uns bei, wo immer wir versuchen, unsere Sendung in dieser Welt zu erfüllen.
Der du lebst und wirkst in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist. – Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du hast auf Petrus und den Aposteln Deine Kirche gegründet und uns in Deine Nachfolge berufen.
Wir bitten Dich:
Für alle Getauften:
dass Sie erkennen, dass sie zu deiner Kirche gehören und miteinander Nachfolge leben.
Für alle Verantwortlichen in Deiner Kirche:
dass sie erkennen, dass sie trotz allem fehlerhafte Menschen sind und sich immer wieder neu auf die Suche nach Deiner wahren Botschaft machen.
Für alle Menschen, die versuchen in Deiner Nachfolge zu leben:
dass sie sich immer wieder deiner vergewissern und neue Wege suchen, ihren Mitmenschen Schutz und Hilfe zu sein.
Für alle Menschen, die sich als Christen für bessere Menschen halten als ihre Mitmenschen:
öffne ihre Augen, damit sie erkennen, worauf es wahrhaft ankommt
Für alle Menschen, die wegen ihres Glaubens an dich verlacht oder ausgegrenzt, unterdrückt und verfolgt werden:
gib ihnen den Mut, sich zu Dir zu bekennen und ihrem Weg mit Dir zu gehen.
Für alle Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort nicht mehr leben können:
dass sie Mitmenschen finden, die ihnen beistehen und ihnen den Weg in ein besseres Leben zeigen.
Für uns alle:
dass wir uns immer wieder neu vergewissern, was es heißt, Christ zu sein.
Für unsere Verstorbenen:
nimm Sie auf in Dein Reich.
Guter Gott,
du hast uns Deinen Sohn gesandt, damit er als Mensch unter Menschen uns den Weg zu dir weisen kann. Lass uns auf ihn hören und ihm folgen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Christus verbindet alle, die an ihn glauben, zu einer großen christlichen Gemeinschaft. Wenn wir ihm nun gemeinsam unsere Bitten anvertrauen, drücken wir damit auch aus, dass er es ist, der unsere Gemeinschaft zusammenhält:
Angesichts des Neins vieler Menschen zum Glauben an dich hilf uns glaubwürdig deine Botschaft zu verkünden und zu bezeugen.
Weil in dir Himmel und Erde verbunden sind, stärke in unserer Gesellschaft im Großen wie im Kleinen die Bereitschaft für Frieden, gerechte Verteilung der Güter und den schonenden Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung Verantwortung zu übernehmen.
Das Wesentliche vom Unwesentlichen in unserem Leben zu unterscheiden, gelingt oft erst im Rückblick. In diesem Bewusstsein hilf uns, mit einem weiten und offenen Blick all jenen zu begegnen, die dich auf Wegen suchen, die uns unverständlich oder verschlossen erscheinen.
Wie wichtig die Inhalte unseres Glaubens und alle, die sie uns vermitteln, auch sind, bitten wir dich um deinen Geist, der in uns die Sehnsucht nach einer persönlichen Beziehung zu dir wach hält.
Für uns selbst und alle Sterbenden bitten wir dich um deine Nähe und Begleitung auf dem Weg zur Vollendung in dir.
Die ganze Schöpfung zielt auf dich hin.
Dir sei Ehre und Dank in Ewigkeit. Amen.
Manfred Wussow (2020)
Es gibt keinen Tag ohne Nachrichten, Informationen und Wortmeldungen.
Wir hören, was die Leute sagen. Wir merken, was die Leute verschweigen. Wir sehen, was die Leute aufbringt.
Lasst uns beten:
In Weißrussland klammert sich ein Machthaber an die Macht. Vor Gewalt schreckt er nicht zurück. Jetzt gehen viele Menschen auf die Straßen, um für ihre gestohlenen Stimmen zu kämpfen.
Schenke allen, die Macht haben, Einsicht in ihre Grenzen und Respekt vor Gerechtigkeit und Recht.
Herr, von dir erbitten wir ein mutiges Bekenntnis.
Die Corona-Pandemie breitet sich wieder aus. Viele Menschen sind enttäuscht, viele wissen nicht, wie es weitergeht. Andere setzen sich über Regeln hinweg und suchen eine falsche Sicherheit.
Schenke allen, die verantwortlich reden und entscheiden müssen, Weisheit und Besonnenheit.
Herr, von dir erbitten wir ein mutiges Bekenntnis.
In vielen Ländern wächst der Nationalismus. Viele Menschen kommen mit den rasanten Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur nicht mit. Sie suchen Sündenböcke.
Schenke allen, die sich hinter Grenzen verschanzen, einen menschlichen Blick auf die anderen.
Herr, von dir erbitten wir ein mutiges Bekenntnis.
Weltweit sind Menschen auf der Flucht. Sie fliehen vor Klimaveränderungen, Terror und Rassismus. Viele hausen in Lagern. Die Elendsquartiere in Metropolen wachsen.
Schenke allen, die die weltweiten Abhängigkeiten und Verflechtungen kennen, den Mut, sich für diese Menschen einzusetzen.
Herr, von dir erbitten wir ein mutiges Bekenntnis.
Wir denken an Papst Franziskus. Nach dem Petruswort ist er Fels. Unterschiedliche Wünsche, Frömmigkeitsformen und Hoffnungen prallen auf einander. In der Ökumene ist die Sehnsucht groß, in einer Welt voller Trennungen im Glauben Einheit zu finden.
Schenke allen, die in der Kirche eine Heimat finden, ein gemeinsames Bekenntnis zu Christus
Herr, von dir erbitten wir ein mutiges Bekenntnis.
Wir freuen uns an dem Bekenntnis:
Du bist der Christus,
Sohn des lebendigen Gottes.
So werden wir gehalten und getragen.
Was Menschen sagen und klagen,
was sie erhoffen und erbitten,
legen wir dir an’s Herz. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Christus ist das Wort des Vaters, das er in unsere Welt hineingesprochen hat. Trotzdem bleibt für alle, die an ihn glauben, Gott das große Geheimnis ihres Lebens.
In Demut und Vertrauen in seine Vollmacht bitten wir ihn:
Für Papst Franziskus, der deiner Kirche in unseren Tagen dient und sie nach deinem Willen zu leiten versucht.
Für alle Menschen, die für Demokratie und Meinungsfreiheit durch die Machtausübenden körperliche und psychische Gewalt erleiden.
Für alle, die in Kirche und Welt in hohe Ämter berufen sind und dabei mehr auf deine Hilfe als auf ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen.
Für die Menschen, die in der derzeit bestehenden prekären Arbeitssituation ihren Arbeitsplatz verlieren.
Für unsere Verstorbenen, für die wir deine Vergebung und ewige Nähe erhoffen.
Wie Christus sich der Nöte der Menschen seiner Zeit angenommen hat, so vertrauen auch wir darauf, dass unsere Bitten erhört werden.
Dafür danken wir dir und loben dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Bernd Kösling (2017)
Gott, unser Herr hat in die Welt eingegriffen
und endgültig mit der Aufrichtung seiner Herrschaft begonnen.
In diesem Vertrauen bitten wir ihn:
Sende und deinen Geist
Wir bitten um offene Ohren und ein hörendes Herz,
damit wir sein mächtiges Wirken in unserer Welt wahrnehmen und glauben können.
Wir bitten für die Menschen, die immer noch Opfers von lebensfeindlichen Mächten werden.
Besonders beten wir für die Opfer und Angehörigen terroristischer und kriegerischer Gewalt.
Wir beten für die Menschen, sich mutig dem Wirken des Bösen entgegenstellen
und sich in den verschiedenen Initiativen und Aktionen für ein besseres Leben einsetzen.
Wir beten für die Menschen in unseren Familien und in unserer Nachbarschaft,
die sich mit dem Leben schwertun
oder vor großen Herausforderungen stehen.
Wir beten für unsere Verstorbenen.
Lass sie teilhaben am Sieg des Herrn über den Tod.
Guter Gott,
wir danken Dir und loben Dich,
heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Dich, Jesus Christus, wollen wir als unseren Herrn und Heiland bekennen.
Zu dir rufen wir:
Um Bischöfe und Priester, die deiner Kirche mit ihrem gelebten Glauben vorangehen.
Um eine Gesellschaft, die sich in Zeiten terroristischer Bedrohung bewusst gegen Zukunftsangst, Opfermythos und Fundamentalismus entscheidet.
Um wertschätzenden Umgang unter den politischen Parteien, Völkern und Religionen.
Um Vertrauen in unverständlichen Situationen unseres Lebens,
dass du letztlich alles entwirren und zu einem guten Ende führen kannst.
Um den Glauben und die Hoffnung auf eine Zukunft nach dem Tod.
In dir, Christus, beten wir den menschgewordenen Gottessohn an.
Dir sei Ehre jetzt und allezeit. - Amen.
Norbert Riebartsch (2014)
Herr Jesus, in deinem Namen sind wir versammelt.
Eine Erfahrung mit dir erfüllt uns.
Dich bitten wir in dieser Stunde:
Herr, bleibe Segen
Wir bitten für die Menschen,
die überrascht sind von Begegnungen mit dir
Wir bitten für jene,
die an deiner Gegenwart zweifeln
Wir bitten für jene,
die ihre Beziehung zu dir klären wollen
Wir bitten dich für die Menschen in Frankfurt/Main,
die heute ihren Stadtpatron Bartholomäus feiern
Wir bitten dich um Segen für Papst Franziskus,
der uns immer wieder zum Gebet für seinen Dienst ermutigt
Wir bitten dich für die Verstorbenen,
die jetzt Leben in Fülle erfahren können
So bleibst du bei uns, Herr.
Lass es uns und alle spüren,
die nach den Spuren deiner Liebe suchen. - Amen!
Josef Stöckl (2011)
Gott, unser Vater,
deine Schöpfung ist voller Geheimnisse
und wir dürfen mitten drin leben.
Wir kommen mit unseren Bitten, die uns heute bewegen, zu dir:
Gott, unser Vater - Wir bitten dich, erhöre uns!
Wir beten für uns selber,
dass wir uns öfter die Zeit nehmen, deine Schöpfung genauer zu betrachten.
Wir beten für alle, die sich in Zwiespalt sehen
zwischen dem, was ihnen die Naturwissenschaft und was die Religion sagt.
Wir beten für die Menschen, die im naturwissenschaftlichen Bereich arbeiten und immer wieder Neues entdecken,
dass sie auch zum Staunen über die Schöpfung finden.
Wir beten für alle, die nicht mehr staunen können über die Schöpfung,
weil Stress und Sorgen ihnen die Ruhe genommen haben.
Wir beten für alle, die sich nicht mehr weiterfragen trauen nach dem "Dahinter?", nach dem "Woher?", dem "Wozu?" und dem "Schöpfer?"
Wir beten für unsere Verstorbenen,
die wir deiner Liebe und Barmherzigkeit anvertrauen.
Gott, wir danken dir, dass du uns eine so reiche Welt geschenkt hast.
Dir sei Lob, Ehre und Dank in Ewigkeit. Amen.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
Wegbegleiter bist du den Menschen,
du führst auf den Pfad des Heils,
du schenkst uns immer neu Kraft für unser Leben und unsere Aufgaben.
Wir bitten dich:
Christus, höre uns.
Hilf uns, deine Anrufe wahrzunehmen,
deine Weisungen zu erkennen,
und den von dir uns zugedachten Weg zu gehen.
Schenke Kraft allen Glaubensverkündern und in besonderer Weise Verantwortlichen in der Kirche und in den Gemeinden.
Hilf ihnen, gute Lösungen für die Probleme in der Kirche und in den Gemeinden zu finden.
Nimm aus den Herzen aller Menschen den Gedanken an Gewalt,
wenn sie voller Eifer ihre Überzeugungen durchsetzen wollen.
Sei denen nahe, die um ihres Glaubens oder ihrer Überzeugung willen verfolgt oder gequält werden.
Uns selbst bewahre vor Feigheit
und gib uns Mut, den Glauben offen zu bekennen.
Besonders empfehlen wir dir jene Menschen, denen wir nicht helfen können.
Lass sie durch dich Nähe und Aufrichtung erfahren.
Stehe den Sterben bei.
Nimm sie auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr Jesus Christus,
deine Sorge um uns übertrifft alle unsere Vorstellungen.
Voller Staunen und Bewunderung stehen wir vor deiner Liebe zu uns.
Dank und Lobpreis wollen wir dir darbringen.
Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Klemens Nodewald (2008)
Herr Jesus Christus,
du hast deine Kirche auf das Fundament der Apostel gestellt.
Auch uns willst du einbeziehen, fester Grund zu sein,
auf dem Kirche stehen kann.
Wir bitten dich:
Um eine lebendige Verbundenheit aller Getauften mit dir
und ihre Bereitschaft, nach deinem Willen das Leben zu gestalten.
Christus, höre uns…
Schenke allen, die in deiner Kirche besondere Verantwortung tragen,
einen klaren Blick für das, was richtig und notwendig ist,
damit sie gute Entscheidungen treffen zum Wohl und Heil der Menschen.
Christus, höre uns…
Öffne unsere Augen für die Nöte der Menschen
und stärke in uns die Bereitschaft, ihnen beizustehen,
damit deine Kirche sich allerorts als eine Kirche der Liebe erweist.
Christus, höre uns…
Wir bitten dich auch für alle,
die verfolgt, unterdrückt, benachteiligt und verkannt werden,
weil sie sich zu dir bekennen.
Christus, höre uns…
Stehe den Sterbenden bei
und lass alle Verstorbenen sich einfinden in der seligen Gemeinschaft mit dir.
Christus, höre uns…
Herr Jesus Christus,
mit Petrus bekennen wir uns zu dir als den Sohn des himmlischen Vaters.
Du bist unser Erlöser geworden.
Dafür danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
- Gabengebet4
Messbuch - GG 21. Sonntag: schenke uns in deiner Kirche Einheit und Frieden
Herr und Gott,
du hast dir
das eine Volk des Neuen Bundes erworben
durch das Opfer deines Sohnes,
das er ein für allemal dargebracht hat.
Sieh gnädig auf uns
und schenke uns in deiner Kirche
Einheit und Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Pfingsten Vorabend: dein Geist segne diese Gaben
Herr, unser Gott,
dein Geist segne diese Gaben
und erfülle durch sie die Kirche mit der Kraft deiner Liebe,
damit die ganze Welt erkennt,
dass du sie zum Heil gerufen hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB - Pfingsten, am Vorabend
Messbuch - GG Pfingstmontag: Lass die Kirche ihren Ursprung nie vergessen
Gott, unser Vater,
nimm unsere Gaben an,
in denen das Opfer deines Sohnes gegenwärtig wird.
Aus seiner Seitenwunde ist die Kirche hervorgegangen
als Werk des Heiligen Geistes.
Lass sie ihren Ursprung nie vergessen,
sondern daraus in dieser Feier Heil und Leben schöpfen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Pfingsmontag
Messbuch - GG um Priesterberufe: Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener
Herr,
nimm die Gebete und Gaben deines Volkes an.
Mehre die Zahl deiner Dienerinnen und Diener,
die du als Seelsorgerinnen und Seelsorger
und als Priester und Diakone
mit der Verkündigung der Frohen Botschaft
und der Spendung der Sakramente auserwählt hast.
Erhalt sie in deiner Liebe und Treue zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB: Orationen Messen um Priesterberufe
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2020)
Dir, Herr, bringen wir unsere Gaben:
Träume und Geschichten,
Nachrichten und Gerüchte,
Schmerzen und Schuld,
Brot und Wein.
Du nimmst in deine Hände,
was von unseren Herzen kommt.
Wir danken dir für die Liebe,
die alles verwandelt.
Brot und Wein.
Du schenkst dich uns.
In Christus, deinem Sohn,
unserem Bruder.
Wir danken dir.
Norbert Riebartsch (2014)
Gott und Vater,
dein Sohn hat gezeigt,
wie ein Segensgebet Brot mehren
und Wasser verwandeln kann.
Lass nun Segen werden über Brot und Wein,
damit wir aus dieser Kraft leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Dich Gott, unser Vater, zu preisen, sind wir hier versammelt,
denn wir haben allen Grund dir zu danken und dich zu loben.
Kehrvers
Du selbst bist der Gute Hirte, der für die Seinen sorgt.
Schon im Ersten Bund hast du
Propheten, Priester und Könige als Hirten eingesetzt,
damit sie dein Volk leiten und auf deinen Wegen führen.
Kehrvers
Als dein auserwähltes Volk von deinen Wegen abwich,
hast du Jesus von Nazareth als Messias gesandt.
Er hat allen, die auf ihn hörten, deine Größe geoffenbart
und sie zum neuen Gottesvolk zusammengerufen.
Kehrvers
Simon Petrus hat er zum festen Fundament seiner Kirche gemacht
und ihm er die Schlüssel des Himmelreiches anvertraut,
damit er gemeinsam mit der ganzen Kirche
die Türen zum ewigen Leben aufschließe.
Kehrvers
Mit Simon Petrus und den anderen Jüngern bekennen auch wir,
dass Jesus der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes ist,
auf ihn hoffen wir und auf ihn bauen wir unser Leben auf.
Kehrvers
Für diesen festen Grund danken wir dir
und preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen.
Mit der ganzen Schöpfung singen wir dir unser Lob:
Danklied, z. B. "Ein Haus voll Glorie schauet" (GL 478, 1. 3. und 5. Str.)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Apostel I - Die Apostel als Hirten des Gottesvolkes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn du bist der ewige Hirt,
der seine Herde nicht verläßt,
du hütest sie allezeit durch deine heiligen Apostel.
Du hast sie der Kirche als Hirten gegeben,
damit sie ihr vorstehn als Stellvertreter deines Sohnes.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten und
mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Apostel 1
Messbuch - Präfation Einheit der Christen: Die Einheit als Werk Gottes durch Christus und den Heiligen Geist
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
In ihm hast du uns zur Erkenntnis der Wahrheit geführt und
uns zu Gliedern seines Leibes gemacht
durch den einen Glauben und die eine Taufe.
Durch ihn hast du deinen Heiligen Geist
ausgegossen über alle Völker,
damit er Großes wirke mit seinen Gaben.
Er wohnt in den Herzen der Glaubenden,
er durchdringt und leitet die ganze Kirche
und schafft ihre Einheit in Christus.
Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit
dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB: Von der Einheit der Christen
Messbuch - Präfation vom Hl. Geist 2: Durch den Heiligen Geist führt Gott die Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn deine Vorsehung waltet über jeder Zeit;
in deiner Weisheit und Allmacht
führst du das Steuer der Kirche
und stärkst sie durch die Kraft des Heiligen Geistes.
In ihm kann sie allezeit auf deine Hilfe vertrauen,
in Not und Bedrängnis zu dir rufen
und in Tagen der Freude dir danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Heiliger Geist 2
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2014) - Einleitung zum Vater Unser:
Über den Vater hat Jesus viel gesprochen.
Die Menschen sollten um ihn wissen
und dann mit Vertrauen und Hoffnung sagen:
Vater Unser...
Einleitung zum Friedensgebet:
Herr Jesus Christus,
dürfen wir dich nicht mit Recht für unseren Frieden
und den Friedensbringer der Welt halten?
So bitten wir dich:
Schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel
Herr, Jesus Christus,
du bist der Messias, den Sohn des lebendigen Gottes.
(vgl. Mt 16,16)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Lebendiger Gott
öffne unseren Geist und unser Herz
für die Stimmen des Lebens, das uns umgibt
damit wir hören, was du uns sagst
und weitergeben, was wir daraus gelernt haben.
Begleite mit deinem Wort unser Tun
gib uns die Gnade, die richtigen Fragen zu stellen
und ein offenes Herz
die richtigen Antworten zu erkennen.
Lass uns aufhören
in Angst und Furcht vor dem Ungewissen zu leben
und statt dessen darauf vertrauen
dass du uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnest
wenn wir nach deinem Willen fragen.
Erfülle uns mit Begeisterung
über deinen Auftrag in der Welt
lass uns Hoffnung bringen und Zuversicht
und die Freude ausstrahlen
die von dir kommt.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 21. Sonntag: Schenke uns die Fülle eines Erbarmens
Herr, unser Gott,
schenke uns durch dieses Sakrament
die Fülle deines Erbarmens
und mache uns heil.
Gewähre uns deine Hilfe,
damit wir so vor dir leben können,
wie es dir gefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 6: daß sich das Bild deines Sohnes auspräge im Wesen der Getauften
Herr, unser Gott,
du hast gewollt,
daß sich das Bild deines Sohnes
auspräge im Wesen der Getauften,
die du zu deinem Tisch geladen hast.
Ermutige uns, dem Evangelium zu folgen
und deinem Heiligen Geist Raum zu geben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 6
Messbuch - SG Votivmesse Eucharistie: brüderliche Verbundenheit in deiner Kirche
Herr, unser Gott,
die Teilnahme am eucharistischen Mahl heilige uns,
damit durch den Leib und das Blut Christi
die brüderliche Verbundenheit
in deiner Kirche gefestigt wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse von der hl. Eucharistie
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
in all unserem Tun streckst du uns bergend und schützend
deine Hände entgegen.
Wir bitten dich, wenn wir nun in die neue Woche gehen,
zeige dich auch in schweren Situationen an unserer Seite,
damit wir nicht untergehen. –
Und schenke uns das recht Wort und die rechte Tat,
wenn wir auf Menschen treffen,
die uns in schweren Situationen besonders brauchen.
Für all unser Denken und Tun schenke uns die Kraft deiner segnenden Liebe.
Manfred Wussow (2020)
Du Gott,
Schöpfer der Welt,
Freund des Lebens,
unsere Zukunft!
Was die Leute erzählen,
was uns bewegt,
befehlen wir dir.
Aber du schenkst uns offene Ohren
und ein weites Herz.
Hilf uns, achtsam zu hören,
was die Leute sagen.
Wir schauen schon in unsere Kalender,
wir wissen um Konflikte
und was wir alles leisten müssen,
steht uns vor Augen.
Schenke uns Mut und Humor,
Gelassenheit und Besonnenheit.
Schütze die Menschen, die wir lieben,
und die, die uns fremd bleiben, auch.
Segne die neue Woche.
in Christus, deinem Sohn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2014)
Du unser Herr,
am Ende der Feier danken wir dir.
Du hast dich uns wieder gezeigt.
Wir durften wieder dein Wort hören
und die Gemeinschaft mit dir und untereinander erfahren.
Lass es uns eine Hilfe sein, dass wir spüren,
wer du bist und wie wir dich erleben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Josef Stöckl (2011)
O Gott,
du hast alles geschaffen.
Du hast Dich mit Deiner Schöpfung verbunden in Jesus Christus.
Du leidest, du arbeitest an uns mit Deinem langen Atem,
durch Deinen heiligen Geist.
Zeige uns, wie wir heute verantwortlich leben und handeln können,
damit Menschlichkeit und Achtung vor deiner Schöpfung wieder zunehmen.
Vor allem bitten wir Dich um den Fortbestand dieser Welt
auch für unsere Kinder und Kindeskinder,
damit Du mit ihnen und sie mit Dir in Freude leben können,
in Christus, unserm Herrn. Amen.
- Segen1
Norbert Riebartsch (2014)
Gott segne euch,
damit Ihr Mut habt zur Begegnung mit ihm mitten im Alltag. - Amen!
Gott segne euch,
damit ihr die Liebe spürt, die hinter seinen Fragen steht. - Amen!
Gott segne euch für den Beitrag,
den ihr heute leisten könnt. - Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle euch und mache euch sicher in eurem Alltag. – Amen.
Jesus zu „links“
Eine zentrale Figur der christlichen Religion, Jesus, stempeln konservative Christen in den USA vermehrt als zu „schwach“ und zu „links“ ab, erzählte Russell Moore, ehemaliger Spitzenbeamter der Southern Baptist Convention (SBC) dem NPR. Von mehreren Pastoren habe er von derselben Entwicklung gehört. Nach Zitieren von gängigen Bibelstellen über Jesus, wie der berühmten „die andere Wange hinhalten“-Passage, kämen immer häufiger Reaktionen wie „Wo haben sie das her? Liberale Gesprächsthemen?“ Den Kritikern zufolge würden Predigten über Jesus nicht mehr funktionieren – sie seien nicht stark und „konservativ“ genug. „Wenn wir an den Punkt kommen, an dem die Lehren Jesu selbst als subversiv für uns angesehen werden, dann stecken wir in einer Krise“, erklärte Moore.
Ganzer Beitrag:
https://www.fr.de/politik/politik-praesidentschaftswahl-evangelikale-christen-usa-trump-links-92454527.html
Frankfurter Rundschau 13.08.2023.
Konflikt mit Franziskus
Der frühere Benedikt-Sekretär Georg Gänswein scheint bei Papst Franziskus in Ungnade gefallen zu sein. Andere Papst-Sekretäre machten Karriere - wie geht es für Gänswein weiter?
Ganzer Beitrag:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/katholische-kirche-papst-franziskus-gaenswein-100.html
Jürgen Erbacher am 02.06.2023 auf ZDF heute
Fels
hartes Gestein
Festigkeit und Beharrlichkeit verkörpernd
Beständigkeit und Unveränderlichkeit????
felsenfest sein
unverrückbar
unwiderruflich
feststehend
unbeirrt???
und dann
ein Beben
das selbst den härtesten Stein erschüttert
das Risse in den Stein sprengt
unfassbar
und
schauend
aus den Rissen
quillt – in Rinnsalen
das Wasser
das neues Leben
in verdorrtem Land ermöglicht
und der Fels
ist und bleibt
Bestand des Lebens
und steht
über dem erblühenden Land
Beatrix Senft
Bea, für wen hältst du mich?
Ich soll dir,
JESUS,
also Rede und Antwort geben.
Zunächst einmal
falle ich in Schweigen –
in ein Nach-denken
und Nach-spüren.
Du bist der,
zu dem ich in meiner Kindheit,
nach und nach,
zu beten lernte,
besonders,
wenn die Großen mich nicht
verstanden.
Du bist der,
zu dem ich Zuflucht suchte,
als ich,
mit großer Wucht,
das erste Mal
wirklich
mit dem Tod konfrontiert wurde.
Du bist der,
der bei mir blieb, als ich,
mitten bei den Menschen,
eine tiefe Einsamkeit spürte.
Du bist der,
der letzten Halt mir gab,
als mein Vertrauen
so schändlich missbraucht wurde,
ich nicht mehr weiter wusste
und dem Leben nicht mehr traute.
Du bist der,
der mich auffing,
wenn ich fiel,
der mich aufhob
und
aufrichtete.
Du bist der,
dem ich in freudigen Momenten
mein HALLELUJA
entgegen juble,
weil auch Freude
etwas Unfassbares haben kann.
Du bist der,
der mein Suchen,
meine Zweifel und
mein Schweigen aushält,
in dem Vertrauen,
dass wir uns nicht
verlieren können.
Du bist der,
dem ich mich selbst
und meine Lieben
„in die Hände lege“,
weil ich erspüre,
mein kleines Können
reicht an Schutz und
Begleitung nicht.
Du bist der,
der den Vater verkündete,
und mir die Augen öffnete
für die vielen Gaben,
mit denen er mich
ausgestattet hat.
Du hast mich bestärkt
und mir langen Atem gegeben,
sie weiterzuentwickeln;
zu meinem Wohl
und zum Wohl anderer.
Du bist der…
Ja, du bist so viel für mich.
Nicht alles kann ich fassen.
Vor allem aber bist du der,
der mich durch sein Beispiel
in seine Nachfolge rief
und
immer wieder ruft.
Und,
so schwer es mir auch
manchmal fällt,
dir zu folgen,
ich kann dein Rufen
nicht ignorieren.
Denn selbst,
wo ich wie taub bin,
findest du Wege zu mir.
Du bist der,
dem ich mich anvertraue,
im Leben und im Sterben.
Durch DICH
kann ich
der Zusage des Vaters vertrauen:
ICH BIN DA –
immer und ewiglich.
Beatrix Senft
Pan – Panik - Fels
In der römisch-katholischen Kirche hat dieses Wort Jesu sein besonderes Gewicht. In großen Buchstaben ist es oben in der mächtigen Kuppel des Petersdoms in Rom zu lesen, also dort, wo der Überlieferung nach Petrus begraben liegt. „Petrus“ – eigentlich heißt er Simon, aber Jesus gibt ihm den Namen Kephas, das ist hebräisch und heißt „Fels“, auf griechisch: „Petros“.
Wie kommt es dazu? Matthäus berichtet genau in der Mitte seines Evangeliums davon. Jesus ging mit seinen Jüngern in die Gegend von Cäsarea Philippi. Das ist eine Stadt im Norden Israels, ganz in der Nähe eines der Quellflüsse des Jordan. Banjas heißt die Quelle. Sie entspringt am Fuß eines mächtigen Felsens, und wer dort steht, wo das klare Wasser ans Tageslicht tritt, kann neben der Quelle am Fuß des Felsens einen dunklen Höhleneingang erkennen. Der Name Banjas erinnert heute noch an ein berühmtes Heiligtum des Gottes Pan. Das stand einst neben der Quelle. Pan wurde nicht nur als Gott der Hirten verehrt, sondern als Gott der Unterwelt. Die Höhle neben der Quelle sei, so dachte man, der Eingang zur Unterwelt, zur Hölle. Und wer davor stand und in das Dunkel der Höhle blickte, konnte Angst bekommen. Panik – das Wort erinnert an Pan und das Dunkle seines Herrschaftsbereichs.
Dorthin, so können wir im Evangelium lesen, dorthin kam Jesus mit seinen Jüngern. Weit weg vom See Genezareth, weit weg vom Beifall der Leute. Dort im Norden waren nur noch wenige bei ihm. Und gerade dort fragt Jesus: „Was denkt ihr, wer ich bin?“ Simon antwortet: „Du bist der Christus. Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“
Und nun können wir uns vorstellen, wie Jesus auf den mächtigen Felsen an der Banjasquelle sieht, auf das hohe, stabile Felsmassiv. Und dann sieht er den Jünger, der ihn eben als Christus, als Messias bekannte. „Du bist der Fels“, sagt er zu Simon, „du bist Petrus. Auf dich will ich meine Gemeinde bauen.“ Warum gerade auf ihn, den früheren Fischer? Den treuen, aber manchmal auch vorlauten Jünger? Den, der in der Nacht zu Karfreitag seinen Herrn dreimal verraten wird? Jesus nennt ihn deshalb den Fels, weil Petrus es verstanden und laut gesagt hat: „Du bist der Christus. Du bist der Retter, der von Gott kommt. Du bist es, der am Ende Herr aller Herren und Richter der Welt sein wird.“
Dieses Bekenntnis ist die Grundlage der Gemeinde, das Fundament aller kirchlichen Lehre. Und indem Petrus es zum ersten Mal laut und öffentlich bekennt, ist er die personifizierte Basis der christlichen Gemeinde. Wenn sie beim Bekenntnis des Petrus bleibt: „Du, Jesus, bist der Christus“, dann muss sie keine Angst haben, auch wenn schwierige Zeiten kommen. Vielleicht sah Jesus gerade hinüber zum Pantempel und zum Höhleneingang unten am Fels, zum, wie man sagte, Eingang in die Unterwelt, in die Hölle. Seiner Gemeinde sagt Jesus jedenfalls zu: „Die Pforten der Hölle sollen dich nicht überwinden.“
Die Kirche hat immer wieder Zeiten erlebt, in denen es viel Grund gab, in Panik zu verfallen. In die Sorge, wie es denn weiter geht, in die Angst, dunkle Mächte oder politische Gewalten könnten die Kirche Jesu auslöschen. „Nein“, sagt Jesus, „keine Panik.“ Die Gemeinde hat in den von Jesus berufenen Jüngern, hat besonders in Petrus und seinem Messiasbekenntnis das stabile Fundament. Die Inschrift in der mächtigen Kuppel des Petersdoms in Rom erinnert daran, auch über Konfessionsgrenzen hinweg.
Ulrich Mack 15.03.2011 Evangeliumsrundfunk
https://www.erf.de/erf-plus/audiothek/wort-zum-tag/matthaeus-16-18/73-2698
Ein Funke, aus Stein geschlagen
Ein Funke, aus Stein geschlagen, wird Feuer in kalter Nacht.
Ein Stern, vom Himmel gefallen, zieht Spuren von Gottes Macht.
Ref.: So wie die Nacht flieht vor dem Morgen,
so zieht die Angst aus dem Sinn,
so wächst ein Licht, in dir geborgen,
die Kraft zum neuen Beginn.
Glut, in Wassern gesunken, wird Glanz in spiegelnder Flut.
Ein Strahl, durch Wolken gedrungen, wird Quell von neuem Mut.
Ein Lachen in deinen Augen vertreibt die blinde Wut.
Ein Licht in dir geborgen wird Kraft in tiefer Not.
Drama des Petrus und das Drama der Kirche
„Er, der von Gott her Felsgrund sein darf, ist vom Eigenen her ein Stein auf dem Weg, der den Fuß zum Stolpern bringen will ...
Die Spannung zwischen der Gabe vom Herrn her und dem eigenen Vermögen wird hier auf erregende Weise sichtbar; irgendwie ist hier das ganze Drama der Papstgeschichte vorweggenommen, in der uns immer wieder beides begegnet: dass das Papsttum durch eine nicht aus ihm selbst stammende Kraft Fundament der Kirche bleibt und dass zugleich einzelne Päpste aus dem Eigenen ihres Menschseins heraus immer wieder zum Skandalon werden, weil sie Christus vorangehen, nicht nachfolgen wollen; weil sie glauben, aus ihrer Logik heraus den Weg festlegen zu müssen, den doch nur er selbst bestimmen kann.“
Josef Ratzinger, Zur Gemeinschaft berufen. Kirche heute verstehen, Freiburg - Basel - Wien 1991.
Petrus
Die neutestamentliche Szenerie ist weniger pompös als die vatikanische Inszenierung, aber tiefgründiger. Jesus hat in Caesarea Philippi, am nördlichsten Punkt seiner Wanderungen, die Jünger gefragt, für wen ihn die Menschen und für wen ihn seine Jünger halten. Die Antwort des Petrus: „Du bist der Christus“. Darauf folgt – nur bei Matthäus – das Felsen- mit dem Schlüsselwort.
Petrus ist der Erste der Jünger Jesu – aber er ist auch derjenige, der Jesus vom Weg des Kreuzes hat abbringen wollen und der Jesus dreimal verleugnet hat. Jesus aber hat seinen Jünger nicht fallengelassen. Darauf kann die Kirche bauen.
http://www.kath.ruhr-uni-bochum.de/nt/entdeck/petrus-lang.html
An Jesus glauben
Jesus hat die Frage „Für wen halten die Leute den Menschensohn?" (Mt 16,13) nicht am Anfang seines Wirkens gestellt. Er hat sie erst gestellt, nachdem die Jünger eine Zeitlang mit ihm Umgang hatten, seine Worte gehört und seine Taten gesehen hatten. Erst als sie imstande sind, an ihn zu glauben oder an ihm Anstoß zu nehmen, stellt Jesus an sie in Cäsarea Philippi die Frage: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" (Mt 16,15) oder in Kafarnaum, wo viele Anstoß nehmen und sich abwenden, die Entscheidungsfrage: „Wollt auch ihr Weggehen?" (Joh 6,67).
Damals bekannte Petrus im Namen der Zwölf: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16, 16). Und bei der Auseinandersetzung in Kafarnaum: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes" (Joh 6,68f).
Solche Fragen sind auch an uns gerichtet, und ähnliche Antworten werden auch von uns erwartet. Denn Christsein heißt nicht nur mit Jesus glauben, sondern auch an Jesus glauben. Christsein heißt auf Jesus von Nazareth vertrauen, sich auf ihn verlassen, wie man sich auf Gott verläßt.
Von Jesus wird Unerhörtes gesagt. Er trägt viele Namen: Messias, Sohn des lebendigen Gottes, Retter, Erlöser der Menschen, Weg, Wahrheit und Leben, Licht der Welt, Anfang und Ende... Er ist alles, was diese Namen bezeichnen. Und doch ist er auch wieder Bruder, Helfer der Armen, Freund...
Viele fragen sich heute, ob sie das alles glauben dürfen, was von Jesus gesagt wird. Ist das wirklich der Jesus, der vor zweitausend Jahren gelebt hat, oder hat man im Laufe der Zeit all das aus ihm gemacht?
Was haltet ihr von Christus? Diese Frage ist entscheidend für die Kirche und auch für jeden Christen. „Nur in Verbindung mit Jesus ist die Kirche mehr als eine Organisation, ihre Botschaft mehr als eine Lehre, ihre Weisung mehr als ein Gesetz. Nur der Impuls seiner Anwesenheit erfüllt ihre Strukturen mit Leben, gibt ihrem Glauben Gewißheit, ihrem Gebet Zuversicht, ihrer Hoffnung Flügel, ihrem Handeln Wärme" (Eugen Biser).
Wer ist Jesus, von dem all das gesagt werden kann? Wie können wir uns dieser Frage nähern? Was haltet ihr von Christus?
Vielleicht beginnt am besten jeder zuerst bei sich selbst: Was halte ich von Jesus? Wer ist Er für mich? Jeder soll zuerst sagen, was ihm Jesus in seinem Leben bedeutet, und nicht was er über Jesus im Katechismus gelernt hat. Denn Jesus „bekennen" kann nur jener Mensch, der selbst etwas von Jesus ganz persönlich erkannt hat.
Wir sollen für jedes Bekenntnis dankbar sein; auch wenn es unvollständig ist. Wer etwas von Jesus begriffen hat, kann in der Erkenntnis Christi wachsen. Er wird zu einem tieferen „Wissen" kommen und kann ähnlich wie Petrus seinen Glauben immer treffender und besser bezeugen.
Wir dürfen aber nicht vergessen, daß Glaube Gnade ist. „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt" (Joh 6,44). Darum sollen wir auch nicht so tun, als ob wir über den eigenen Glauben und den unserer Mitmenschen verfügen könnten. Wir können Empfänger und Diener des Glaubens sein, aber nicht dessen Herren.
Aus: Alois Kraxner CSsR, In Christus neu werden. Orientierungshilfe für das Christsein in einer Kirche der Auseinandersetzungen. Dom-Verlag Wien 1990.
Wir sind sein Lasttier
Woran glaube ich? Das kann ich, mit freimütigem Ernst und in heiterer Gelassenheit, ganz einfach sagen, mit Worten von Benedikt XVI., die er in seiner ersten Enzyklika »Deus caritas est« gewählt hat: »Wir haben der Liebe geglaubt.« Das ist mein Grundentscheid, mein Bekenntnis.
Von Haus aus bin ich Religionsphilosoph, mit katholischem Herzen und mitunter protestantisch gesinntem Geist. Ich weiß mich seelisch mit Gestalten wie Hiob, Jeremia, dem greisen Simeon und ganz besonders Simon Petrus verbunden. 1985 reiste ich nach Rom, das erste Mal, stand am Grab des Apostelfürsten. Als Firmnamen wählte ich »Simon Petrus«. Einer wie Petrus konnte mir Vorbild sein, ein Mann mit unverkennbaren Schwächen und Fehlern. Die Fischer am See Genezareth haben mich sofort überzeugt. Solche Männer laufen nicht mit jedem, der ihnen zuruft: »Folge mir nach!«, einfach mit. Da musste schon Jesus kommen. Dieser Simon konnte der »Kephas«, konnte zu Petrus, zum Felsen, werden, weil er im entscheidenden Augenblick sagte, was zu sagen war. Ich denke an das Petrusbekenntnis in Cäsarea Philippi: »Für wen halten mich die Menschen?«, fragt Jesus seine Jünger, und diese antworten, wie Menschen oft antworten: Die einen behaupten dies, die anderen vertreten eine abweichende Meinung. Heute hätten sie vielleicht noch eine Umfrage gemacht. Jesus fragt beharrlich weiter: »Und ihr, für wen haltet ihr mich?« Da spricht nur einer, als erster, Petrus - und er bekennt sich zu diesem Jesus Christus, ganz und gar.
Zu glauben, das ist nicht immer leicht. Das hat auch Simon Petrus gewusst. Ich ging durch das sengende Feuer philosophischer Skepsis, spürte den radikalen Zweifel, vor dem wenig zu bestehen vermag, vielleicht einzig die karge Gewissheit, dass ich die kühne Mutmaßung, es sei ein Gott, nicht zu beweisen, aber auch nicht zu widerlegen vermag. Manchmal blieb mir vom Glauben einzig das ratlose Fragen übrig, fern der immer inständig erstrebten existentiellen Gewissheit, dass ich in meinem Sein und Wesen mich doch in Gottes Hand geborgen wissen könne.
Ich entdeckte für mich Augustinus, Bonaventura und Thomas von Aquin - und finde mich selbst ganz und gar von den Worten getroffen, die der große Suchende in seiner Weihnachtspredigt, vermutlich etwa um 410, wählte. Er sagte da: »Schäme dich nicht, ein Lasttier deines Herrn zu sein. Christus wirst du tragen, so wirst du nicht in die Irre gehen und vom Weg abkommen ... Möge der Herr auf uns sitzen und uns lenken, wohin immer er will. Wir sind sein Lasttier auf dem Weg nach Jerusalem. Sitzt er auf uns, so werden wir nicht erdrückt, sondern erhöht, führt er uns, so gehen wir nicht in die Irre. Wir gehen zu ihm, wir gehen durch ihn. So gehen wir nicht zugrunde.«
Dr. Thorsten Paprotny lehrt antike Philosophie, Philosophie des 20. Jahrhunderts und Religionsphilosophie in Hannover.
Thorsten Paprotny in: Johannes Röser (Hg.), Mein Glaube in Bewegung. Stellungnahmen aus Religion, Kultur und Politik. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
EDV
Die Maschinen sind intelligenter, die Meinungsforscher dümmer geworden. Oder ist es doch eher umgekehrt?
Ganzer Beitrag: diepresse.com/home/techscience/maschinenraum/4979381
diepresse.com/home/techscience/maschinenraum/4979381 - ("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)
Meinungsforschung
Die Meinungsforschung (auch: Demoskopie (altgriechisch δῆμος démos „Volk“, σκοπείν skopeín „spähen“) oder Umfrageforschung) dient der Ermittlung von Meinungen, das heißt von Einsichten, Einstellungen, Stimmungen oder Wünschen der Bevölkerung. Sie stellt das Gegenstück zur Ökoskopie oder ökoskopischen Marktforschung dar, die mit Hilfe empirischer Verfahren objektive Befunde (Umsätze, Preisentwicklungen, Käuferstrukturen usw.) ermittelt.
Ganzer Beitrag: de.wikipedia.org/wiki/Meinungsforschung
diepresse.com/home/techscience/maschinenraum/4979381 - ("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)
Die Basis der Antwort
Erst nach Ostern wird den Jüngern aufgehen, was Paulus in das Wort fasst: "Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit."
Darin aber liegt auch für uns eine Mahnung, wenn wir der Frage nachgehen: Wer ist Jesus für mich? Die Antwort, so sehr sie auch meine Antwort sein muss und darf, muss aufgehoben sein im Christusbild der Evangelien; sie darf nicht im Eigenentwurf liegen.
Aus: Johannes Bours; Da fragte Jesus ihn. Schritte geistlicher Einübung in die Jesusnachfolge. Herderverlag Freiburg - Basel - Wien 1983.
Christus, göttlicher Herr
Christus, göttlicher Herr,
dich liebt, wer nur Kraft hat zu lieben:
unbewusst, wer dich nicht kennt;
sehnsuchtsvoll, wer um dich weiß.
Christus, du bist meine Hoffnung,
mein Friede, mein Glück, all mein Leben:
Christus, dir neigt sich mein Geist;
Christus, dich bete ich an.
Christus, an dir halt‘ ich fest
mit der ganzen Kraft meiner Seele:
dich Herr, lieb ich allein -
suche dich, folge dir nach.
Aus: Die Feier des Stundengebetes. Stundenbuch für die katholischen Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Div Verlage 1978.
Let’s talk about Jesus!
Ist das noch "in”, frage ich mich?
Jesus Christus?
Kann ich daran glauben, frage ich mich?
Da nimmt sich einer Zeit
für Ausgestoßene, für Alleingelassene,
für Betrüger, für Sünder,
für Menschen von der Straße!
Da ist einer so ganz anders als die Mehrheit!
Da lässt sich einer unschuldig
ans Kreuz nageln!
Da steht einer von den Toten auf!
Nicht zu glauben!
Und das soll ich glauben?
Ich möchte glauben!
Aber meine Zweifel sind größer,
sind mächtiger.
Glaube mir Jesus,
es ist gar nicht so einfach,
dir zu glauben,
an Dich zu glauben.
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker; Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen Ohne Verlag, ohne Jahr.
Jesus
Du hast dich stark gemacht gegenüber Ungerechtigkeiten,
damit wir Frieden erfahren.
Du hast den Hass ertragen,
damit wir deine Liebe spüren.
Du hast dich gefangen nehmen lassen,
damit wir frei sind.
Du hast dich töten lassen,
damit wir leben.
Du hast dich fallen gelassen,
damit wir gehalten werden.
Du hast Dunkelheit erlebt,
damit wir im Licht leben.
Du hast alle Schuld auf dich genommen,
damit wir Versöhnung erfahren.
Du hast dich zerstören und schlagen lassen,
damit wir heil werden.
Du hast Menschen begeistert,
damit wir heute noch glauben.
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker; Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen Ohne Verlag, ohne Jahr.
Dreifaltigkeit
Wer bist du, Gott?
Armseliges Kind der Jungfrau aus Nazareth?
Bauhandwerker in Tiberias?
Strahlender Sieger auf Golgotha?
Wer bist du, Gott?
Kraft des Vaters, von der Jungfrau empfangen?
Hingabe des Sohnes, am Kreuz verblutet?
Sturm der Liebe zwischen Vater und Sohn?
Wer bist du, Gott?
Jahwe, der Gott der Juden?
Allah, der Gott der Muslime?
Der Dreieinige, der Gott der Christen?
Alle und alles bist Du, mein Gott!
Aus: Elisabeth Alferink; Auf den Spuren des Jakobus. Mein spiritueller Wegbegleiter. Verlag Katholisches Bibelwerk 2003.
Petrus der Fels
Petrus ist der Fels, auf den Jesus seine Kirche baut. Der Fels scheint brüchig zu sein. Doch in dieser Botschaft liegt auch etwas Tröstliches für uns. Wenn wir wie Petrus erkennen, wer dieser Jesus ist, dann werden wir auch zum Felsen für andere. Wir dürfen mitten in unserer Schwäche, in unserer Feigheit und in unserem Verrat für andere zum Felsen werden. Auf einem Felsen kann man stehen. Man hat festen Grund unter den Füßen. Manche Menschen gehen einem so ein Fundament. Neben ihnen bekommen wir Mut, zu uns selbst zu stehen. In ihrer Nähe haben wir einen festen Stand. Da kann uns nichts so leicht erschüttern. An einen Felsen kann man sich auch anlehnen. Das ist auch ein Bedürfnis, das jeder von uns hat. Frauen sehnen sich nach Männern, an die sie sich anlehnen können. Und sie beklagen sich oft, daß ihr Mann ihnen keinen Halt gibt, daß sie da keinen Felsen spüren, sondern etwas Weiches, das immer nachgibt. Ein Fels gibt auch Schutz vor Unwetter. In seinem Schatten fühlt man sich sicher.
...
In der Nähe eines Felsen können wir Schutz erfahren. Bei Unwetter zieht man sich im Gebirge in die Nähe eines Felsen zurück, der einen vor Regen, Sturm und Steinschlag schützen soll. Oder aber der Felsen wirft Schatten, wenn die Sonne einen sticht. Das ist auch ein archetypisches Bild für uns. Jeder kann zum Fels für andere werden, in dessen Nähe der andere ausruhen kann, um sich zu erholen, um Schutz und Geborgenheit und Sicherheit zu erfahren. Man kann sich nicht selbst zum Felsen machen. Petrus hat nach der Erfahrung seines Verrats sicher nicht das Bedürfnis gehabt, sich vor seinen Mitaposteln aufzuspielen und auf sich als den Felsen zu verweisen. Er durfte dankbar erleben, daß gerade er, der Jesus so feig verraten hat, dennoch zum Felsen werden durfte, auf dem andere einen festen Stand fanden, an den sie sich anlehnen und in dessen Schutz sie sich von Gott, dem wahren Felsen, geborgen fühlten.
Aus: Anselm Grün, Kämpfen und lieben. Wie Männer zu sich selbst finden. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2003.
Vision am Petersplatz
Papst Johannes Paul II. lud in seiner Enzyklika "Ut unum sint" (n. 96) 1995 zu einem "brüderlichen, geduldigen Dialog" über den Dienst des Papstes an der Einheit der Christen ein. Das klang spektakulär.
Aber vor ihm hatte schon Papst Paul VI. in seiner Antrittsenzyklika "Ecclesiam suam" im Hinblick auf den ökumenischen Dialog gesagt: Uns bedrückt besonders ein Gedanke, "dass nämlich gerade Wir, Förderer der Versöhnung, von vielen getrennten Brüdern wegen des Primats der Ehre und der Jurisdiktion, den Christus dem Apostel Petrus übertragen hat, und den Wir von ihm übernommen haben, als deren Hindernis angesehen werden" (ES 15). Paul VI. bat damals dennoch sehr demütig um die Annahme des Päpstlichen Primates.
Seither hat es viele Tagungen zu diesem Thema gegeben, viele Begegnungen der Päpste mit Oberhäuptern der anderen christlichen Kirchen, so manch brüderliche Geste und viele Umarmungen, aber inhaltlich ist es noch zu keiner Annäherung gekommen.
Ist eine Anerkennung des Papstes von den anderen Kirchen überhaupt möglich? Steht nicht zuallerletzt das I. Vatikanische Konzil mit der Dogmatisierung der Unfehlbarkeit und des Jurisdiktionsprimates wie eine unüberwindbare Mauer dazwischen?
Am 9. April 2005 wurde Papst Johannes Paul II. zu Grabe getragen. Die Begräbnisfeierlichkeiten am Petersplatz haben mich zutiefst berührt. Mir schien es, als eröffne sich auf einmal die Vision einer großen Einheit in der Welt, eines unerwarteten Friedens und einer erstaunlichen gegenseitigen Achtung der Religionen. 200 Staatsoberhäupter waren gekommen und schüttelten sich beim Friedensgruß die Hände. Nachher dementierten das einige aus Angst, damit einen "politischen Fehler" begangen zu haben. Aber haben sie nicht in diesem Augenblick gespürt, dass es auch anders in Welt und Politik gehen müsste?
Vertreter aller großen Weltreligionen waren versammelt. Zu wem waren sie gekommen? Zu einem Mann des Friedens? Einem "einmaligen" Religionsführer? War es nicht derselbe, der sie vorher zweimal nach Assisi eingeladen hatte zum gemeinsamen Gebet? Wer hätte eine solche Autorität gehabt wie der Paps
Aus: Helmut Krätzl, Eine Kirche, die Zukunft hat. 12 Essays zu scheinbar unlösbaren Kirchenproblemen. Styria Verlag, Wien Graz Klagenfurt 2007.
Vom Vertrauen in der Kirche
Ich möchte Ihnen ein paar bescheidene Überlegungen über das Vertrauen in der Kirche vortragen. Ich sage nicht: in die Kirche. Würden wir so reden, wäre die Gefahr einer ideologischen Hypostasierung der Kirche sehr groß und das Vertrauen in die Kirche wäre etwas, was keinen Konkreten meint, daher leicht ist und niemandem von uns wehe tut. Ich meine das Vertrauen in der Kirche, also zu konkreten Menschen in der Kirche.
Was ist mit Vertrauen gemeint? Ich will keine Definition einer philosophischen oder theologischen Ethik geben. Ich meine aber, Vertrauen habe etwas damit zu tun, daß man einem anderen einen Vorschuß auf das eigene Sein und Tun einräume, sich dem anderen öffne und gewissermaßen zur Verfügung stelle, ohne sich der Vertrauenswürdigkeit des anderen schon absolut versichert zu haben. Vertrauen bedeutet ein Sicheinlassen auf einen anderen, ohne eine letzte Rückversicherung. Wenn man schon absolut sicher weiß, daß der andere verläßlich ist, einen nicht enttäuscht, einen nicht überfordert, nicht mehr verlangt, als er verlangen darf, einen nicht ausnützt, einem zurückzahlt, was man ihm gibt, einem soviel gibt, wie er empfangen hat, dann vertraut man nicht dem anderen, dann vertraut man nicht sich ihm an, sondern vertraut (wenn man noch so sagen darf) seinem eigenen Wissen um den anderen, verläßt man sich nicht auf den anderen, sondern auf sich selbst. Im Vertrauen wagt man sich aber selbst an den anderen, verläßt sich selbst und die eigene Sicherheit und geht auf den anderen zu. Vertrauen ist immer das Geben eines ungesicherten Vorschusses an Vertrauen, ist wesentlich das Risiko, daß man enttäuscht wird, ausgenützt wird, hereinfällt, die eigene Anständigkeit zur Waffe (absichtlich oder unbeabsichtigt) gegen einen selbst verwendet wird. Es ist wie bei der Liebe; dieses Vertrauen ist eine Gestalt der Liebe.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Karl Lehmann und Alber Raffelt. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Ich bin Wohnung und Wirkraum Gottes. Gott ist in mir
Das ist das Äußerste, das ich über mich selbst und jeden Menschen sagen kann: Wir alle sind kleine Einzelräume, in denen Gott ist. Was ich damit sage, hat für mich mehrere Aspekte. Das Wort »Gott ist in mir« gilt. Und es gilt zugleich nicht.
Auf die erste, einfachste und selbstverständlichste Weise kann ich sagen, Gott sei in mir gegenwärtig wie in jedem Gegenstand oder Lebewesen dieser Erde. Er ist in meinem Körper, in meiner Seele, in den Kräften meines Gemüts oder meines Geistes. Wenn doch Gott allgegenwärtig ist, warum sollte dann Gott zwar in dem Stein sein, den ich in der Hand halte, aber nicht in meiner Hand, die ihn umgreift? Warum sollte er mich im Wind und im Regen berühren, aber nicht in den Gedanken, die durch meinen Kopf gehen? Warum soll ich mir vorstellen, Gott sei in der Tiefe eines Meeres, aber nicht in den Tiefen meiner Seele? Warum soll ich glauben, er sei in den Sternen am Himmel, aber nicht in den schöpferischen Kräften meiner Phantasie? Warum also soll ich mir einreden, ich sei das einzige Wesen in der Welt, in dem Gott nicht ist? Nein, so gewiss ich ein Geschöpf Gottes bin wie alles andere, mit dem ich zu tun habe, und so gewiss Gott in allem ist, so gewiss ist Gott auch in mir.
Einer zweiten Weise der Gegenwart Gottes in mir oder seiner Abwesenheit begegne ich, wenn ich höre, wie die Bibel von seiner Nähe redet. Sie sagt mir: Das ist ganz und gar nicht selbstverständlich, dass Gott in dir ist! Gott kommt und geht. Er geht und kommt. Es ist ganz offen, ob er in diesem Augenblick in dir ist! Wenn dich Gott nicht in diesem Augenblick besucht und anrührt, suchst du in dir selbst vergeblich nach ihm. Wenn die Bibel von der Freiheit Gottes, in mir zu sein oder nicht, redet, so spricht sie vom »Heiligen Geist«. Mit dem Heiligen Geist bezeichnet sie das Hereinströmen oder Hereinbrechen Gottes in eine hörende Seele. Das können wir nicht als naturgegeben ansehen, und wir können es auch nicht fordern oder bewirken, sondern nur erbitten und erfahren.
Eine dritte Weise der Gegenwart Gottes in uns Menschen ist die, dass Gott in uns anfängt zu sprechen. Dass also seine Stimme vernehmbar wird wie in einem heiligen Raum. Wir werden also zu einem Klangraum Gottes. Zu einem Raum, in dem Gott sich ansagt. So sagt Paulus: »Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?« (1. Korinther 3,16). Die protestantische Auslegung des Evangeliums hat die Welt praktisch entsakralisiert. Die geschlechtliche Liebe, die Ehe, die Arbeit, das politische Leben, die Rechtsprechung, das wirtschaftliche Tun nannte sie »weltliche Dinge«. Wenn das so ist, dann ist nicht recht zu sehen, wie wir danach noch »Gottes Tempel« sein sollen. Überlassen wir diese zentralen Lebensgebiete ihren eigenen Gesetzen, vielleicht gar ihrer eigenen Barbarei? Soll nicht unser Leben und Sein ein Klangraum des zu uns sprechenden Gottes sein? Ein Resonanzraum? Muss aber dann nicht die Praxis unseres ganzen Lebens zu einem Medium werden, durch das hindurch Gottes Sprache ergeht? So, dass wir, wenn wir handeln, zu einem Träger und Vollzieher des Werkes Gottes werden? Oder wenn wir lieben, zu einem Wort und Zeichen seiner Liebe?
Aus: Jörg Zink, Schöpfungsglaube. Alles ist gut. Denn in allem ist Gott. Kreuz Verlag, Stuttgart 2006.
Zu wissen, wer du bist
Was leichthin über dich geschrieben steht:
Dass du bist die Glut von dem, was lebt,
der Seelenfunken, der den Brand entfacht,
der Atemquell, der uns zu trinken gibt.
Was feurig steht geschrieben, dass du kommst,
rettest, was verloren ist, dies Wort,
dass du ein Herz hast, Augen, dass du hörst,
>Ich werde da sein<, Lichtblick, neuer Bund -
dies große Wort, geschrieben weiß auf schwarz,
treu bei uns, wie hat es uns befreit,
beschämt, berauscht, getröstet und gereizt.
Wie brennen wir zu wissen, wer du bist.
Aus: Huub Oosterhuis, Ich steh vor dir. Meditationen, Gebete und Lieder. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2004.
Petrus, der Fels
Wie ihr wisst, hat der Herr Jesus vor seinem. Leiden die Jünger ausgewählt, die er Apostel nannte. Fast bei allen Gelegenheiten durfte allein Petrus die Kirche vertreten. Weil er allein die ganze Kirche darstellte, durfte er die Worte hören: "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben.” Denn diesen Schlüssel erhält nicht ein einzelner Mensch (Petrus), sondern die eine Kirche. Darum wird der hohe Vorzug des Petrus gepriesen, weil er eben die Gesamtheit und Einheit der Kirche in seiner Person darstellte, als ihm gesagt wurde: "Dir werde ich übergeben”, was allen gemeinsam anvertraut wurde. Um zu verstehen, dass die Kirche die Schlüssel des Himmelreichs erhalten hat, hört, was der Herr an anderer Stelle zu allen sagt: Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben.
Aus einer Predigt des hl. Augustinus (+430) zum Fest der Apostel Petrus und Paulus (29. Juni).
Gotteserkenntnis und Weite des Lebens
Diese Worte aber können ihren guten Klang zurückgewinnen, wenn wir bedenken, was «ewiges Leben» in den Augen Jesu heißt: «Dies ist das ewige Leben: dich, den einzigen und wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast» (Job 17,3). Für Jesus ist ewiges Leben und Gotteserkenntnis geradezu identisch. Ist dies nicht eine frohmachende Perspektive für uns Christen und Christinnen, die im kirchlichen Dienst stehen oder die sich auf einen kirchlichen Dienst vorbereiten und deren Berufsbezeichnung «Theologen und Theologinnen» heißt? Wenn wir nämlich diese Berufsbezeichnung beim Wort nehmen, dann sind Theologen Menschen, deren einziges Thema, das sie wirklich interessieren muss, die Wirklichkeit Gottes ist: Gott als die alles, was überhaupt ist, bestimmende und umgreifende Wirklichkeit ist das exklusiv-eine Thema der Theologie. Gerade deshalb aber sind wir Theologen berufen und verpflichtet, im Erkennen dieses einen Themas Gottes zugleich alle Wirklichkeit und damit alles, was irgendwie Inhalt der menschlichen Wirklichkeitserfahrung ist und sein kann, mitzuerkennen und die gesamte Wirklichkeit in ihrer Bezogenheit auf Gott zu reflektieren, also «sub specie Dei aeternitatis».
Dieses eine Thema der Theologie und damit auch des kirchlichen Dienstes in seiner ganzen Fülle wiederzuentdecken und ihm die erste Priorität einzuräumen, ist der Anruf des heutigen Evangeliums, freilich auch der Anruf der heutigen Zeit, und zwar genauerhin in einer zweifachen Hinsicht, die für das Leben der Menschen heute von grundlegender Bedeutung ist: Gotteserkenntnis heißt erstens Ausrichtung nach der Transzendenz im urreligiösen Sinn der Wirklichkeit Gottes. Diese Transzendenzbeziehung vermag dem menschlichen Leben Weite zu geben. Dies zeigt sich umgekehrt daran, dass überall dort, wo den Menschen die religiöse Transzendenz verschlossen ist, sich ihnen der Versuch und die Versuchung aufdrängt, den Himmel gleichsam auf Erden zu suchen. Und dort, wo der Jahrhunderte lang befürchteten Vertröstung auf das Jenseits eine anstrengende Vertröstung auf das Diesseits gewichen ist, erscheint das Leben letztlich als nichts anderes als der vergebliche Versuch, den Himmel auf Erden zu erzwingen.
Für dieses Bemühen stehen freilich in der heutigen Gesellschaft nur wenige Betätigungsfelder zur Verfügung, genauer-hin diejenigen des Amüsements, der Arbeit und der Liebe. Von daher droht die große Gefahr, dass sich die Menschen heute zu Tode amüsieren, zu Tode arbeiten und sogar zu Tode lieben, wie prominente Fachexperten des modernen Lebens diagnostizieren. In diesem dreifachen «zu Tode» zeigt sich aber, wie befreiend und erlösend die wahre Transzendenzbeziehung für den Menschen ist, weil sich erst hier die unverbrauchte Weisheit des heiligen Augustinus bewährt: «Unruhig ist des Menschen Herz, bis es ruhen kann bei Gott.» In der Tat kann allein die einzig maßlose Wirklichkeit Gottes eine maßlose Antwort auf die maßlose Sehnsucht des menschlichen Herzens geben.
Aus: Bischof Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag Freiburg Schweiz 2002.
Ausgerechnet Babst
Zeller kauft für die Fahrt nach Bern am Bahnhofskiosk die Wirtschaftspresse, denn es ist Freitag. Er findet einen Einzelsitz ohne Gegenüber, nimmt einen Kaffee und ein Gipfeli von der Minibar und freut sich auf einen angenehmen Tag. Die Sitzung in Bern ist Routine. Danach wird man im >Mutz< essen und es dabei nicht eilig haben. Spätestens mit dem Dreiuhrzug wird er ins Wochenende fahren. Er überfliegt die Frontseite und beginnt zu blättern, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Auf Seite fünf blickt ihm Babst entgegen! Babst! In einem dreiteiligen Anzug, die linke Hand in der Tasche, den rechten Ellbogen auf einer Art Stehpult ruhend! Warum nicht gleich auf einer Marmorsäule?
Zeller ist froh, daß er sein Gipfeli runtergeschluckt hat, er wäre glatt daran erstickt. Er läßt die Zeitung sinken und tut, als schaue er aus dem Fenster. Das wirkt nicht sehr überzeugend, denn der Zug fährt gerade durch einen Tunnel. Das einzige, was er sieht, ist sein eigenes, versteinertes Gesicht.
Vielleicht, denkt er, ist es ja eine Enthüllungsstory über Babsts Unfähigkeit auf ausnahmslos jedem erdenklichen Gebiet des Managements. Zeller schöpft etwas Hoffnung. Aber nur für ein paar Sekunden. Die Schlagzeile lautet: »Der Troubleshooter.« Babst! Der Ursprung aller Troubles ein Troubleshooter! Einen Moment lang erwägt Zeller allen Ernstes, die Notbremse zu ziehen. Einfach aus Protest gegen die Monstrosität dieser Aussage und des Tatbestands der bildlichen und textlichen Erwähnung von Babst auf einer ganzen Seite der Wirtschaftspresse. Aber dann sieht er davon ab und konzentriert sich stattdessen auf seine Anstrengungen, den Bericht nicht zu lesen. Es gelingt ihm nicht. Wörter wie »Bilderbuchkarriere«, »Motivationsprofi«, »Durchsetzer« springen ihn an und fügen sich - gegen seinen Willen - zum mit Abstand schmierigsten Gefälligkeitsporträt, das ihm je unter die Augen gekommen ist. Zweifellos bezahlt. Und das nicht zu knapp. Einen Schwachkopf wie Babst auf einer Seite der Wirtschaftspresse loben zu lassen muß ein Vermögen kosten. Vom Foto ganz zu schweigen. Dieses Teiggesicht ohne die Spur einer Ausstrahlung wie einen seiner schweren Verantwortung vollbewußten Weltwirtschaftskapitän aussehen zu lassen, dazu braucht es einen Künstler von internationalem Rang.
Zeller streckt die Hand nach dem Pappbecher mit dem Kaffee aus, läßt es dann aber doch lieber bleiben. Sein Puls ist so schon hoch genug.
Er legt den Kopf zurück und schließt die Augen. Soso, also auch die Wirtschaftspresse. Käuflich. Babst auf einer ganzen Seite! Aber er, Zeller, noch nie auch nur in der »Leute«-Rubrik erwähnt.
Im Abteil schräg gegenüber legt einer seine Tageszeitung beiseite und nimmt die Wirtschaftspresse aus der Mappe. Zeller kann nicht anders, als ihm degoutiert zuzulächeln, als dieser zur Seite fünf kommt. Der Mann runzelt irritiert die Stirn und liest den Beitrag mit Interesse und ohne äußere Anzeichen von Abscheu.
Bis Bern formuliert Zeller im Geiste einen Leserbrief, in dem neunmal das Wort »Arschloch« und zweimal das Wort »Arschlöcher« vorkommt.
Bei der Sitzung begrüßt ihn Fleuti mit der Frage: »Das über Babst in der Wirtschaftspresse schon gelesen?«
»Wirtschaftspresse?« antwortet Zeller vage. »Lese ich nie.«
Aus: Martin Suter, Business Class. Geschichten aus der Welt des Managements. Diogenes Verlag Zürich 2000.
Elite
"Die Philosophen sollen Könige, die Könige Philosophen sein." In den Ohren moderner Zeitgenossen klingt dieser Anspruch Platons an die Staatsführung Athens utopisch. Dabei ging es ihm in erster Linie darum, die "Herrschaft der Besten" im Staate zu sichern und die der vermeintlich "Durchschnittlichen" zu verhindern. Doch wie kann man gewährleisten, dass sich an der Spitze des Staates die "Besten" befinden? Und: Wer sind denn "die Besten"?
Von der Antike bis heute sind diese Fragen sehr unterschiedlich beantwortet worden. In der politischen Praxis folgte die Elitenrekrutierung meist einem festgefügten Muster. Bis zum Erstarken des Bürgertums in der Neuzeit bildete der Adel allein die jeweilige politische und wirtschaftliche Elite. So lange galt die Geburt als wichtigstes Auswahlkriterium für die Zugehörigkeit zur Elite. Erst mit der Französischen Revolution änderte sich das in Europa grundsätzlich. An die Stelle von Adel und Klerus trat nun das Bürgertum, und statt des Vorrechts der Geburt und des Standes galten nun Leistung, Funktionalität und Gesinnung als "staatstragend". Was bereits Friedrich der Große mit dem Begriff der "Elite der Nation" bezeichnete, wurde im Zeitalter des Nationalstaates zum Garanten und Gütesiegel staatlicher Politik. Der Staat entdeckte die Bedeutung einer systematischen Ausbildung der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Elite unter seiner Kontrolle. Wie schon zu Napoleons Zeiten werden in Frankreich auch heute noch die Führungseliten des Landes an speziellen staatlichen Schulen herangebildet.
Ähnlich ist es in Großbritannien, wo die künftige Elite des Landes seit jeher die Stationen renommierter Schulen und Hochschulen durchläuft.
In Deutschland gibt es keine vergleichbaren Eliteschmieden, denn unser Schul- und Universitätssystem ist nicht vertikal, sondern horizontal konzipiert. Vielleicht liegt es daran, dass die Deutschen mit dem Begriff "Elite" nichts anfangen können. Das Misstrauen der Deutschen gegenüber Eliten wird in demoskopischen Untersuchungen besonders deutlich. So war Ende der 1990er Jahre laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach nur jeder fünfte der Befragten der Meinung, der Staat solle "die Heranbildung einer Elite fördern, damit es genügend gute Führungskräfte gibt". Mehr als 60 Prozent vertraten die Auffassung, die Elite würde sich "von selbst durchsetzen". Und auf die Frage, ob Führungspersönlichkeiten "jeher gut" oder "eher böse" seien, befand eine deutliche Mehrheit der konkret antwortenden Deutschen, sie seien "eher böse". Die gleiche Frage führte bei einer Erhebung in Großbritannien zum entgegengesetzten Ergebnis.
Möglicherweise sind Begriff und Phänomen der Elite in Deutschland zu sehr ideologisch belastet, um einen unbefangenen und pragmatischen Umgang mit ihnen zu ermöglichen. Vor allem das vergangene Jahrhundert scheint vielen Deutschen die Lust an der Elite genommen zu haben. Im Nationalsozialismus konnte nur der zu ihr zählen, der die entsprechenden rassischen und politischen Kriterien erfüllte. Charakter und Können wurden durch Uniformität und Gesinnungspathos ersetzt. Ähnliches gilt für die SED-Herrschaft in der ehemaligen DDR. Auch dort gehörte nur zur Elite, wer aktives Parteimitglied war und die entsprechende Gesinnung mitbrachte. Statt offener Elitenrekrutierung gab es einen geschlossenen Kreislauf von Funktionsträgern.
Heute fragen wir uns: Brauchen wir im wiedervereinigten Deutschland überhaupt Eliten? Es hängt davon ab, was wir unter Elite verstehen wollen. Wenn wir darunter eher die formale Besetzung bestimmter Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft verstehen, dann kann auf die Verwendung des Begriffs Elite getrost verzichtet werden. Es kann auch niemand den Anspruch erheben, zu einer Elite zu gehören, nur weil er prominent ist - mag er sich auch noch so "elitär" verhalten.
Wenn wir die Zugehörigkeit zu einer Elite aber als Aufgabe und Pflicht begreifen und mit Attributen verbinden wie: soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen, Kreativität, Pflicht- und - vor allem - Verantwortungsbewusstsein, dann hat es durchaus Sinn, Elite auch beim Namen zu nennen.
Für mich ist die inhaltliche Ausgestaltung des Begriffs Elite auch deshalb wichtig, weil ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden will, einmal von einer "Expertokratie" beherrscht zu werden, für die es nur noch Sachzwänge, aber keine Gestaltungsspielräume mehr gibt, oder von einer "Wissenselite" dominiert zu werden, für die Wissen zwar Macht ist, die aber nicht weiß, damit verantwortungsvoll umzugehen.
Wer in Spitzenpositionen aufsteigen will, sollte nicht nur Heraus-ragendes in seinem Fach geleistet, sondern auch unter Beweis gestellt haben, eigenes Tun und Unterlassen kritisch reflektieren und für beides die Verantwortung übernehmen zu können.
Elite hat für mich auch etwas mit Vorbild zu tun. Gerade im Zeitalter medialer Omnipräsenz haben Inhaber von Führungsfunktionen in Politik, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen usw. die Aufgabe, durch ihr ganzes Verhalten authentisch und geradlinig zu sein.
Nicht "dass" jemand eine Spitzenposition bekleidet, sondern "wie" er das tut, ist wichtig. Hierin unterscheiden sich offene Gesellschaften mit ihrer Transparenz und Kontrolle von denen, die in Eliten in erster Linie staatliche Funktionsträger sehen.
Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland auf "Eliteschulen" wie Eton (Großbritannien) oder "Eliteuniversitäten" wie die Grandes Ecoles in Frankreich setzen sollten, um unsere zukünftigen Führungskräfte heranzubilden. Ich bin für ein offenes und differenziertes System entsprechender Ausbildungsstätten. Und ich sehe den Staat und seine Bildungseinrichtungen in der Pflicht, mehr für die Profilbildung - und damit das Leistungsniveau - seiner Bildungsstätten und für die Förderung und Unterstützung Hochbegabter zu tun.
Wenn ich von Elite spreche, meine ich allerdings mehr: Deutschland braucht keine "Philosophenkönige", um seine Zukunft zu meistern. Wir benötigen auch keine "Geistesaristokratie" (Karl Jaspers), die die Dinge von höherer Warte aus betrachtet. Was wir brauchen, sind Menschen mit Können und Charakter, die bereit sind, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und tagtäglich an der Gestaltung unserer Zukunft mitzuwirken.
Dagmar Schipanski in: Was kommt. Was geht. Was bleibt. Hrsg. Markus Schächter. Herder Freiburg Basel Wien 2001.
Norbert Riebartsch (2014)
Martin Stewen (2002)
Martin Leitgöb (1996)