Sorgen Sorgen sein lassen
In diesen Tagen erreicht die närrische Zeit ihren Höhepunkt. Eine Zeit, in der man ein wenig verrückt sein darf, ohne dass man gleich für verrückt erklärt wird. Eine Zeit, in der man anderen nicht krumm nimmt, wenn sie ausgelassen feiern. Eine Zeit, in der man sich über Dinge lustig macht, die eigentlich nicht zum Lachen sind. Eine Zeit, in der wir Sorgen Sorgen sein lassen. Der Ernst des Lebens kehrt früh genug zurück und nimmt uns wieder gefangen.
Eine andere Strategie, Sorgen erträglicher zu machen, verfolgt eine große Versicherung, die darum wirbt: "Ihre Sorgen möchten wir haben!". Ein gutes Geschäft für beide Seiten, wenn man es sich leisten kann... Allerdings: Wie versichert man sich gegen das Scheitern einer Beziehung, einer Partnerschaft? Wie versichert man sich gegen Wirtschaftskrisen, Korruption, soziale Unruhen, gegen globale Katastrophen? Dazu braucht es wohl noch andere Strategien.
Das Beispiel der Vögel und der Lilien
Im Evangelium fordert Jesus seine Jünger auf: Sorgt euch nicht um euer Leben, um Essen, Kleidung usw. Den Vögel des Himmels oder den Lilien auf dem Feld sollen wir es gleichtun. Der Schöpfer sorgt für sie. Wir sollen uns vielmehr um das Himmelreich und um seine Gerechtigkeit sorgen, alles andere werde dazugegeben.
Was ist dran an dieser Lebenseinstellung? Was bringt sie mehr als das vorübergehende Sorgen Sorgen sein lassen des Faschings? Was bringt sie mehr als ein umsichtiges sich Absichern und Vorsorgen, wie es uns Versicherungen nahelegen? Was haben uns die Vögel des Himmels und die Lilien auf dem Feld voraus? Schließlich sind auch sie auf ihre Weise dem Existenzkampf in der Natur ausgesetzt.
Sorglos wie Kinder
Wenn ich die Vögel vor meinem Fenster beobachte, erinnern sie mich an Kinder, die so in ihr Spielen oder in eine andere Beschäftigung vertieft sind, dass sie alles um sich herum vergessen. Sie können es, weil andere für ihre elementaren Bedürfnisse sorgen und alles da ist, was sie im Moment zum Leben brauchen. Jesus lädt uns ein, unserem Schöpfer so zu vertrauen und uns auf ihn so zu verlassen, dass wir unsere Sorgen vorübergehend vergessen können.
Natürlich wäre es naiv und fahrlässig, wenn wir als Erwachsene berechtigte Sorgen nicht mehr ernst nähmen und für unsere Zukunft nicht mehr vorsorgten. Unsere Sorgen fühlen sich aber anders an, verlieren an Gewicht, wenn wir von einem solchen Grundvertrauen in den Schöpfer getragen sind, von dem wir annehmen, dass er väterlich-mütterlich für uns sorgt. Es tut gut zu wissen, dass ich nicht tiefer fallen kann als in die Hände Gottes.
Vertrauen aufbauen
Was für uns noch zu tun bleibt: Dieses Vertrauen lebendig zu halten und es wachsen zu lassen, sodass es auch unseren Ansprüchen als Erwachsene genügt, die selbst väterlich-mütterliche Aufgaben füreinander wahrnehmen müssen.
In jedem Vater unser beten wir: Dein Reich komme: Dieses Reich Gottes ist mitten unter uns da und zugleich noch nicht vollendet. Es wächst, wo wir uns um seine Gerechtigkeit mühen, verlässliche Beziehungen aufbauen und selbst zu einem Teil des Beziehungsnetzes Gottes werden.
Auf diese Weise von Gott getragen können wir für eine Zeitlang Sorgen Sorgen sein lassen, darüber lachen und sie vorübergehend vergessen.