Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 15. Okt. 2023 - 28. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 25,6-10a
Lesung aus dem Buch Jesaja.
An jenem Tag
wird der Herr der Heerscharen
auf diesem Berg – dem Zion –
für alle Völker ein Festmahl geben
mit den feinsten Speisen,
ein Gelage mit erlesenen Weinen,
mit den feinsten, fetten Speisen,
mit erlesenen, reinen Weinen.
Er verschlingt auf diesem Berg
die Hülle, die alle Völker verhüllt,
und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
Er hat den Tod für immer verschlungen
und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen
und die Schande seines Volkes
entfernt er von der ganzen Erde,
denn der Herr hat gesprochen.
An jenem Tag wird man sagen:
Siehe, das ist unser Gott,
auf ihn haben wir gehofft,
dass er uns rettet.
Das ist der Herr,
auf ihn haben wir gehofft.
Wir wollen jubeln
und uns freuen über seine rettende Tat.
Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.
Die vorliegende Perikope entstammt der 'Jesaja-Apokalypse' (Jesaja 25-27). Dieser Teil des Jesajabuches ist hinsichtlich Autorenschaft und Entstehungszeit schwer verlässlich einzuordnen. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen, dass der Prophet nicht selbst der Autor des Textes ist und diese Apokalypse wie der ganze Protojesaja (Kapitel 1 bis 39) vor dem Babylonischen Exil entstanden ist. Der heutige Text enthält eine der frühesten vorchristlichen Auferstehungshoffnungen (Vers 8: "Er beseitigt den Tod für immer.")
Diese Lesung gehört zur sogenannten "Apokalypse des Jesaja". In den Kapiteln 24 bis 27 wird in apokalyptischen Bildern das göttliche Gericht über Himmel und Erde verkündet. Der Text stammt aus der nachexilischen Zeit.
Im Anschluß an das Gericht wird für Israel und alle Völker das endgültige Heil kommen.
Die Überwindung des Todes, so wie sie im Text angesprochen wird, ist aus dieser Zeit eine "recht erstaunliche Botschaft", denn erst in späterer Zeit wird dies so klar formuliert (vgl. Dan 12,2f.; 26,19; 25,8). Die Vernichtung des Todes bewirkt ewiges Leben. Die Freude über diese rettende Tat des Herrn läßt Israel Jubellieder anstimmen.
Die Lesung bringt einen Text aus dem Jesajabuch, einen Teil der sogenannten Jesaja-Apokalypse.
Der Text kündigt ein großes Festmahl an, das der Herr der Heere an jenem Tag auf diesem Berg geben wird. Bemerkenswert ist, daß zu diesem Mahl alle Völker eingeladen sind. Eine so universalistische Sicht ist an dieser Stelle ungewöhnlich. Als Anlaß des Festmahles kann die Thronbesteigung, die Machtergreifung Gottes am Ende der Tage angenommen werden.
Ein weiteres Bild für die Endzeit wird das Zerreißen der Hülle, die alle Nationen verhüllt, angekündigt. Was damit gemeint ist, läßt sich nur schwer konkretisieren. Gemeint sein könnte mit der Hülle, was die Völker in der Begegnung und im Miteinander trennt; oder was sie von Gott trennt.
Zur Endzeitvorstellung gehört, daß der Tod vernichtet wird, daß die Tränen von jedem Gesicht abgewaschen werden, und daß Gott die Schande von seinem Volk wegnimmt. Mit der Vernichtung des Todes sind jedoch noch keine Auferstehungsvorstellungen verbunden. Nicht eindeutig ist, welche Schande hier weggenommen wird. Geht es um die Rückkehr aus dem Exil?
Abgeschlossen wird der Lesungstext mit einem Lobpreis des rettungswilligen Gottes und einer Aufforderung, auf ihn die Hoffnung zu setzen.
Antwortpsalm - Ps 23,1-6
Kv: Im Haus des Herrn werde ich wohnen
für immer und ewig. – Kv
GL 37,1
Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. - Kv
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. - Kv
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher. - Kv
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN
für lange Zeiten. - Kv
2. Lesung - Phil 4,12-14. 19-20
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Ich weiß Entbehrungen zu ertragen,
ich kann im Überfluss leben.
In jedes und alles bin ich eingeweiht:
in Sattsein und Hungern,
Überfluss und Entbehrung.
Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.
Doch ihr habt recht daran getan,
an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen.
Mein Gott aber
wird euch durch Christus Jesus
alles, was ihr nötig habt,
aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.
Unserem Gott und Vater
aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.
Martin Stewen (2014)
Bernhard Zahrl (1999)
Hans Hütter (1996)
Die vierte Philipperbrieflesung in Folge entstammt dem Schlussteil des Briefes. Paulus macht den Menschen Mut, an ihrer christlichen Berufung festzuhalten, dem Glauben treu zu bleiben. Die Perikope schließt mit einer liturgischen Gebetsformel.
Erst zum Schluß des Philipperbriefes dankt Paulus für die finanzielle Spende, die ihm die Gemeinde von Philippi senden hat lassen. Paulus deutet damit an, daß diese Gabe nicht das Wichtigste ist; er möchte Mißverständnisse vermeiden, welche die Beziehungen zur Gemeinde belasten könnte - Philippi ist übrigens die einzige Gemeinde von der sich Paulus finanziell unterstützen ließ.
Für uns läßt sich durch diesen Text die schwierige Lage erahnen, in der sich Paulus zu Beginn seines Wirkens in Europa befunden haben muß.
Der Inhalt dieser Zeilen wird erst verständlich, wenn man den Anlass für sie kennt. Paulus lebt in Gefangenschaft (wobei sich nicht mehr genau feststellen läßt, in welcher Gefangenschaft) und hat von der Gemeinde in Philippi, die er gegründet hat, eine finanzielle Unterstützung erhalten. Von keiner anderen Gemeinde hat er Geld für sich selbst angenommen, obwohl er Anspruch gehabt hätte. Nun bedankt er sich bei den Philippern.
Das Besondere seines Dankschreibens ist, daß er den Dank theologisch überhöht: Gott ist der eigentliche Empfänger. Gott wird es vergelten. Paulus selbst will genügsam sein. Ihn können weder Überfluß noch Entbehrung von seinem Missionswerk abhalten.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - Phil 4,10-20
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Ich weiß Entbehrungen zu ertragen,
ich kann im Überfluss leben.
In jedes und alles bin ich eingeweiht:
in Sattsein und Hungern,
Überfluss und Entbehrung.
Alles vermag ich durch den, der mich stärkt.
Doch ihr habt recht daran getan,
an meiner Bedrängnis Anteil zu nehmen.
Ihr wisst selbst, ihr Philipper,
dass ich beim Beginn der Verkündigung des Evangeliums,
als ich aus Mazedonien aufbrach,
mit keiner Gemeinde durch Geben und Nehmen verbunden war
außer mit euch
und dass ihr mir auch in Thessalonich
und auch sonst das eine und andere Mal etwas geschickt habt,
um mir zu helfen.
Es geht mir nicht um die Gabe,
es geht mir um den Gewinn,
der euch mit Zinsen gutgeschrieben wird.
Ich habe alles empfangen und habe Überfluss;
ich lebe in Fülle.
Mir fehlt nichts mehr, seit ich von Epaphroditus eure Gaben erhielt,
einen Wohlgeruch, eine angenehme Opfergabe, die Gott gefällt.
Mein Gott aber
wird euch durch Christus Jesus
alles, was ihr nötig habt,
aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken.
Unserem Gott und Vater
aber sei die Ehre in alle Ewigkeit! Amen.
Ruf vor dem Evangelium - Eph 1,17-18
Halleluja. Halleluja.
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Halleluja.
Evangelium - Mt 22,1-14
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem König,
der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
Er schickte seine Diener,
um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen.
Sie aber wollten nicht kommen.
Da schickte er noch einmal Diener
und trug ihnen auf:
Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig,
meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet,
alles ist bereit.
Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum,
sondern der eine ging auf seinen Acker,
der andere in seinen Laden,
wieder andere fielen über seine Diener her,
misshandelten sie
und brachten sie um.
Da wurde der König zornig;
er schickte sein Heer,
ließ die Mörder töten
und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
Dann sagte er zu seinen Dienern:
Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet,
aber die Gäste waren nicht würdig.
Geht also an die Kreuzungen der Straßen
und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
Die Diener gingen auf die Straßen hinaus
und holten alle zusammen, die sie trafen,
Böse und Gute,
und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen,
bemerkte er unter ihnen einen Menschen,
der kein Hochzeitsgewand anhatte.
Er sagte zu ihm:
Freund,
wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?
Der aber blieb stumm.
Da befahl der König seinen Dienern:
Bindet ihm Hände und Füße
und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Denn viele sind gerufen,
wenige aber auserwählt.
Martin Stewen (2014)
Bernhard Zahrl (1999)
Hans Hütter (1996)
Das Himmelreich, in das Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes einlädt, ist zunächst für die Auserwählten des Alten Israels gedacht. Deren Verweigerung folgt die Öffnung der Einladung für alle. Aber Eingeladensein in Gottes Reich braucht immer noch die Antwort der Menschen. Wie der Mann in den falschen Kleidern hat jeder zur christlichen Auferstehung Berufene die Freiheit, sich von der Einladung zu distanzieren: Der Christ hat die Freiheit, sich für oder gegen seinen Gott zu entscheiden, Gottes Gebote anzunehmen oder zu negieren. - Aber Gott hat gewählt.
Die Erfahrung dahinter: Schon zu Zeiten des Evangelisten mussten Christen damit leben, dass der Himmel eben nicht für alle Menschen ein verlockendes Angebot war. Damit steht dem Universalitätsgedanken der Kirche eine Partikularitätserfahrung gegenüber, die auch in unseren Zeiten das Denken und Handeln der Kirche beherrscht: Viele Menschen wollen nicht in den Himmel (oder zumindest nicht in die Kirche) und sehen für ihr Leben geeignete Alternativen.
Nach dem Einzug Jesu in Jerusalem folgen bei Mt die Auseinandersetzungen mit den führenden Persönlichkeiten Israels. Zuerst schildert Mt drei "polemische" Abschnitte (Tempelreinigung, Verfluchung des Feigenbaumes, Frage über die Vollmacht Jesu) und dann drei Gerichtsgleichnisse (Gleichnis der zwei Söhne, von den rebellischen Winzern und vom Hochzeitsmahl).
Die Gerichtsgleichnisse sollen den HörerInnenn (LeserInnen) gleichsam die Augen öffnen und die Konsequenzen der Ablehnung Jesu Christi und seiner Botschaft, also die Verweigerung des Glaubens, vor Augen führen und verstärkt bewußt machen. Die Form des Gleichnisses wird gewählt, da diese Stilform es ermöglicht, Unangenehmes und auf den ersten Blick Unverständliches, in einer doch freundlichen und vor allem nicht verletzenden Weise zu formulieren. Die Bilder des Gleichnisses bleiben im Gedächtnis haften und ermöglichen es den Adressaten Entscheidungen zu treffen.
Anders als Lukas (Lk 14:16-24) formuliert Matthäus das Hochzeitsgleichnis für Hohepriester und Älteste. Deshalb verwendet er auch "kräftigere" Formulierungen, da die Verwerfung Christi als bereits beschlossene Sache gilt.
Auch in der Kirche haben sich zur Zeit der Abfassung des Evangeliums bereits Untreue und ein leichtfertiger Umgang mit den Weisungen Jesu eingeschlichen. Deshalb möchte das Gleichnis auch Drohbotschaft und Warnung für Verschlossene und Ablehnende sein, aber Frohbotschaft für Glaubende.
Eine Hochzeit war in Israel - abgesehen von religiösen Feiern - das gleichsam wichtigste Fest im sozialen Leben. Häufig fanden sie im Herbst nach der Weinlese und der Ernte statt. Bei der Einladung gab es Bräuche, die für uns heutige Mitteleuropäer nicht leicht nachvollziehbar sind. Die erste Einladung zur Feier wurde nämlich aus Höflichkeit ausgeschlagen. Erst die zweite Einladung wurde angenommen - wer aber dann doch nicht zur Feier gekommen wäre, hätte den Gastgeber sehr schwer gedemütigt.
Eine besondere Situation war die Einladung eines Königs zur Hochzeit seines Sohnes und zumeist künftigen Nachfolgers. Solch eine Feier diente zugleich der Huldigung des neuen Königs. Dieser Hintergrund schwingt beim Gleichnis des Mt mit. Spricht Lk in seinem Evangelium „nur“ von einem großen Gastmahl, so wählt Mt sicherlich bewußt die Formulierung des königlichen Hochzeitsmahles.
Inhaltlich steht das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl in enger Verbindung mit den beiden vorangehenden Erzählungen, dem Gleichnis von den ungleichen Söhnen und dem Gleichnis von den bösen Winzern. Alle drei wenden sich an die "Hohenpriester und Ältesten".
Die Geschichte vom königlichen Hochzeitsmahl hat eine Parallele beim Evangelisten Lukas. Ein Vergleich lohnt sich.
Während bei Lukas der Gastgeber ein nicht näher gekennzeichneter Mann ist, der zu einem Mahl einlädt, ist bei Matthäus der Gastgeber ein König, der für seinen Sohn ein Hochzeitsmahl ausrichtet. Der Anlaß, das Gleichnis zu erzählen, ist bei Lukas ein Tischgespräch. Bei Matthäus folgen der Vertreibung der Händler aus dem Tempel eine Reihe von Reden und Gleichnissen gegen die Schriftgelehrten und Ältesten und eben unser Text. Matthäus erweitert sein Gleichnis noch um die Szene mit dem Mann ohne Hochzeitsgewand.
Mit dem Motiv des Königs, der für seinen Sohn das Hochzeitsmahl ausrichtet, erhält das Gleichnis von vornherein eine eschatologische Dimension. König ist Gott, der Königssohn ist der erwartete Messias. Gäste, die der Einladung des Königs nicht folgen, verweigern die Anerkennung seiner königlichen Autorität. Die Geladenen mißhandeln und töten die Diener, ähnlich wie im vorangehenden Gleichnis von den bösen Winzern. Die Strafe des Königs spielt auf die Zerstörung Jerusalems an.
Da sich Israel seiner Berufung nicht als würdig erwiesen hat, wird das Reich Gottes von ihnen weggenommen und allen Menschen angeboten. Gott erwählt sich ein neues Volk. Die junge Kirche fühlt sich als das neue Volk Gottes.
Die merkwürdige Geschichte vom Mann ohne Hochzeitsgewand versucht der Gemeinde des Evangelisten deutlich zu machen, daß für sie genauso wenig wie für Israel die Erwählung allein genügt. Wenn nicht die Anerkennung der königlichen Würde und Autorität Gottes hinzukommt, stehen sie genauso unter dem strengen Gericht Gottes wie Israel. Das Gleichnis mahnt die Zuhörer, nicht den gleichen Fehler zu begehen wie zuvor Israel, bzw. die Hohenpriester und Ältesten.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 22,1-10
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus den Hohepriestern
und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem König,
der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
Er schickte seine Diener,
um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen.
Sie aber wollten nicht kommen.
Da schickte er noch einmal Diener
und trug ihnen auf:
Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig,
meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet,
alles ist bereit.
Kommt zur Hochzeit!
Sie aber kümmerten sich nicht darum,
sondern der eine ging auf seinen Acker,
der andere in seinen Laden,
wieder andere fielen über seine Diener her,
misshandelten sie
und brachten sie um.
Da wurde der König zornig;
er schickte sein Heer,
ließ die Mörder töten
und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
Dann sagte er zu seinen Dienern:
Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet,
aber die Gäste waren nicht würdig.
Geht also an die Kreuzungen der Straßen
und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
Die Diener gingen auf die Straßen hinaus
und holten alle zusammen, die sie trafen,
Böse und Gute,
und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Kirche und Öffentlichkeit
Es ist kompliziert
Der Evangelist Matthäus hat es mit den Gleichnissen. - In diesem Matthäus-Lesejahr hören wir immer wieder welche davon. Gleichnisse haben den Vorteil, dass sie die Botschaft des Erzählers nicht mit einem einzigen Begriff eins zu eins abbilden, sondern vor allem auch zwischen den Zeilen erzählen können. Dadurch wird die Erzählung komplexer. Gleichnisse leben von Details, von Nuancen, die durchaus wichtiger und interessanter sein können als die scheinbare Kernbotschaft, die in den Gleichnissen oftmals gleich zu Beginn markiert ist.
Heute hören wir ein langes Gleichnis - genau genommen sind es eigentlich zwei, die unterschiedliche Botschaften transportieren, auch wenn der Evangelist Matthäus seine Kernbotschaft gerade zu Anfang wieder deutlich aufscheinen lässt: Es geht um’s Himmelreich.
Eingeladen zum Fest des Glaubens
Die Hauptfigur der Erzählung: der König, Herrscher des Himmelreiches - Gott selbst. Der erste Teil dieses langen Gleichnisses spiegelt nun die bösen Erfahrungen der matthäischen Gemeinde zu Beginn der Frühen Kirche wider. Im Zusammenhang des Evangeliums wird dies sehr deutlich, wenn wir sehen, dass sich das Gleichnis kurz vor dem Kontext der Leidensgeschichte Jesu findet. Wir hörten: Zur Vermählung der irdischen Kirche mit dem Himmelreich, zum Erlösungsgeschehen, das im Gottessohn Jesus seinen Höhepunkt, den Hochzeitstag, erlebt, will keiner kommen. Man lehnt mit allerlei Ausreden ab. Soll heißen: Diejenigen, an die sich die Heilsbotschaft richtet, pfeifen drauf. Ihnen allen voran: die Verantwortlichen der Synagogengemeinden, die Pharisäer und Sadduzäer. Nicht nur das: Sie verfolgen sogar noch die Diener am Heilswort, die Ersten der Frühen Kirche, - und das mit aller Härte. Damit das Evangelium, die Heilsbotschaft, aber nicht untergeht, braucht es nun ein anderes Publikum als das von Jerusalem.
Man geht heute davon aus, dass das Evangelium des Matthäus im heutigen Syrien entstanden ist und die Gemeinde dort nicht mehr einen jüdischen Hintergrund hatte wie die ersten Gemeinden in Jerusalem: Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!, ruft der König den Dienern zu. Zur selben Zeit - wir schreiben das Jahr 70 nach Christus - fällt auch noch die römische Armee in Jerusalem ein, plündert die Stadt und zerstört den Tempel - davon erzählt der Text ebenso: Der König wurde zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Die Eroberung Jerusalems als Strafe Gottes.
Die Warnung des Autors des Matthäusevangeliums an die Umgebung der Frühen Kirche: Vergreift euch nicht an der Nachfolgegemeinschaft Jesu: Das kommt am Ende schlecht. Und für alle, die Jesus folgen wollen, der Trost: Auch wenn ihr Unheil erfahren müsst, es kommt in allem Chaos schließlich schon gut für euch.
Mode kann man kaufen – Stil muss man haben (Coco Chanel)
Allerdings nicht einfach so. Davon handelt der zweite Teil des Gleichnisses. Die Erzählung vom Gast, der sich nicht recht kleidet, richtet sich nun direkt an die Jüngerinnen und Jünger Jesu: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?, fragt der König diesen auffälligen Gast. Nun kann man sich ja über Geschmack und rechten Stil streiten, aber im Fall des genanntes Besuchers schien die Sache klar. Der König lässt ihn rauswerfen und sogar bestrafen.
Die Botschaft des Evangelisten an die Frühe Kirche auch hier wieder von schmerzhafter Deutlichkeit: Es reicht nicht, einfach nur dazugehören zu wollen, um vielleicht innerhalb einer gleichgesinnten Community persönliche, wirtschaftliche oder sonst irgendwelche Vorteile zu erheischen. Der Mensch, der bei dieser Hochzeit mitfeiern will, muss nicht zur Familie, nicht zum selben Haushalt oder zur selben Gesellschaft, nicht zur selben Kultur oder Sprache gehören, aber er soll alle spüren lassen, dass er mit ganzen Herzen dabei ist.
Zeigen, wo das Herz hängt
Das Matthäus-Evangelium ruft die Frühe Kirche am Endes des 1. Jahrhunderts auf zu einer Gesinnung, die alle wissen lässt, was es meint, Jüngerin oder Jünger Jesu zu sein. Eine Botschaft, die die Nachfolgemeinschaft Jesu, die Kirche, auch heute mit voller Wucht trifft und an Aktualität kaum zu überbieten ist. Was braucht es von jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von uns, dass das Hochzeitsmahl ein Fest wird, dass die Kirche überzeugend vom Himmelreich erzählt.
Das Thema “Missbrauch” ist sicher gerade das Gewand, in dem die Kirche am unpassendsten in dieser Welt daherkommt. Aber es ist auch nicht das einzige, was nicht stimmt. Auf der anderen Seite erzählt das Gleichnis von einem einzigen Menschen, der dem König beim Hochzeitsfest negativ auffällt - inmitten einer größeren Festgesellschaft, die sich anscheinend weitestgehend passend verhält. Heißt das also im Sinne des Gleichnisses: Im Großen und Ganzen sind wir schon richtig unterwegs?
Halten wir, was das Evangelium verspricht?
Während uns die Lesungen des heutigen Sonntags mit den persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen im Leben der Glaubenden konfrontieren, stellt das Evangelium die wesentlich heiklere Frage nach der Außenwirkung der christlichen Glaubensgemeinschaft. Oder anders formuliert: Das Evangelium vom heutigen Sonntag ist ein Workshop zu kirchlichem Marketing. Fragen die Lesungen danach, wie es jedem Einzelnen und jeder Einzelnen im Glaubensleben geht, konfrontiert uns das Evangelium mit der Frage: Halten wir in den Augen der Menschen, was das Evangelium verspricht? Wie stehen wir da in der Welt von heute? Sind Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, [...] auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi, wie es das II. Vatikanum eindringlich gefordert hat? Oder will man mit der Nachfolgegemeinschaft Jesu das Leben lieber nicht teilen, weil sie alles andere als sexy daherkommt? - Das ist nicht nur eine Frage an Verantwortliche in der Kirche, sondern an jede Gläubige und jeden Gläubigen.
Wer feiert was?
Visonen, Wünsche und Wirklichkeit
Visionen, Wünsche, Idealvorstellungen und harte Realität des wirklichen Lebens zeigen große Unterschiede. Das bestätigen auch die Texte dieses Sonntags.
Eine Vision von Zukunftshoffnung wie sie die erste Lesung bietet: Essen vom Feinsten, da könnte einem das Wasser im Mund zusammenrinnen. Alles, was uns plagt, hat ein Ende. Einfach wunderbar, keine Mühsal mehr, sorgenfreies Leben. Was will man mehr; Himmel auf Erden. Der Herr wischt alle Tränen ab, was immer auch uns zum Weinen bringen mag. Und jetzt kommt das Beste: „Er beseitigt den Tod für immer.“ (Jes 25,8).
Die zweite Lesung klingt da schon realistischer. So einfach ist das alles nicht. Ich habe gute Lebenserfahrung, kenne mich aus, ich weiß, was Entbehrung bedeutet und kenne auch Überfluss. Ich bin mir bewusst: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt.“ (Phil.4,13). Paulus weiß nur zu gut, dass Gott uns reich beschenkt, und schwierige, ja sogar sehr gefährliche Ereignisse mit Hilfe Gottes zu bewältigen sind. Mit Gottes Hilfe, mit dem Gebet, mit der ständigen Verbindung zu Gott bewältigt man die Herausforderungen des Lebens, auch wenn wir sie als zu hoch, zu anstrengend und zu gefährlich finden. Das rät auch Paulus der Gemeinde von Philippi. Das kann auch uns helfen.
Unser Leben – ein Fest?
Das Evangelium zeigt die bittere Realität des Lebens in einer besonders absurden Situation. Der Text ist aufs erste total unverständlich. Ein König, also nicht irgendwer, lädt zur Hochzeit seines Sohnes und all die geladenen Gäste wollten nicht kommen. Nicht nur, dass sie die Einladung ignorieren, sich nicht einmal entschuldigen - unvorhergesehene Ereignisse können wirklich auftreten. Es geht sogar noch viel ärger weiter: Gewaltanwendung bis zur Tötung.
Der König reagiert mit einem Gegenangriff. Irgendwie verständlich, dass man die guten Speisen nicht verderben lassen will. Deshalb sollen alle kommen, egal ob arm oder reich, der Festsaal füllt sich. Von Festtagskleidung kann keine Rede sein. Jetzt wird es wieder absurd. Da ist einer darunter ohne festliches Gewand. Die anderen sind ja höchstwahrscheinlich auch nicht festlich gekleidet, wie es sich für eine Hochzeit gehört. Wieso muss der eine gehen? Und auch hier ist Gewalt im Spiel. Was steckt dahinter?
Erinnern Sie sich noch an das Evangelium des letzten Sonntags: Es handelt von der Schuld und Bestrafung des Volkes Israel, weil es die Einladung Gottes, am Reich Gottes mitzuarbeiten, ignoriert hat. Auch dort war Gewalt im Spiel, ja es bestand sogar die Absicht, den Sohn des Gutsbesitzers, also Jesus, zu töten, eine Vorwegnahme des künftigen Kreuzestodes.
Lust zu feiern genügt nicht
In beiden Evangelien geht es um die Zurückweisung der Liebe Gottes. Der Unterschied zum Evangelium des letzten Sonntags besteht darin, dass es nicht um Schuldrückzahlung geht, sondern um eine Einladung zu einem Fest, das die Loyalität mit dem Königshaus zum Ausdruck bringt.
Aber hätten nicht alle weggeschickt werden müssen, die kein hochzeitliches Gewand hatten? Bzw.: Was macht ihre Erscheinung hochzeitstauglich?
Vielleicht hat der König viele der Gäste befragen lassen, Gute und Böse, Männer und Frauen, die begründen konnten, warum sie so da sind, wie sie eben zu dieser Festtafel erschienen sind. Möglicherweise haben sie glaubwürdige Argumente und einigermaßen stichhaltige Begründungen gefunden, der eine aber nicht.
Wie ist das bei vielen Christen heute? Können sie ihren Glauben, ihren Zugehörigkeitswillen zum Reich Gottes, zu Christus, begründen? Auf die Motive der Zugehörigkeit kommt es an. In einer zunehmend religionsskeptischen Welt werden diese immer bedeutsamer. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, damit jene, die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus in schlechten Ruf bringen, wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.“ (1 Petr 3,15-16), heißt es im ersten Petrusbrief.
Man hört oft klagend: Der Glaube verdunstet immer mehr. Das kommt daher, weil wir unser Glaubenswissen nicht alltagstauglich und krisenfest machen und Zweifler und Spötter scheinbar Recht bekommen. Gegenwärtige Fragen an uns Christen: Warum glaube ich? Was bedeutet für mich Erlösung? Warum gehe ich in die Kirche?
Dabei sein wollen allein genügt nicht. Mitlaufen mit dem Strom genügt nicht. Auf die Motive kommt es an.
Nehmen wir zumindest eine dieser Fragen mit hinein in die neue Woche. Denken Sie drüber nach, beugen Sie sich nach innen zum Gebet. Sie werden sicher Ihre persönliche Antwort finden.
Mindestmaß an Vorbereitung
Geladene Gäste
Das Hochzeitsfest ist eines der wichtigsten, wenn nicht gar das wichtigste Ereignis im Leben eines Israeliten außerhalb der religiösen Feste. Und es war Brauch, die Einladung erst einmal auszuschlagen und erst beim zweiten Mal anzunehmen: dann allerdings wäre es eine Demütigung für den Gastgeber gewesen, wenn die Gäste nicht gekommen wären. Das muss man vielleicht wissen, wenn man sich näher mit diesem Gleichnis befasst. Eine Einladung Hochzeitsfest des Königssohnes auszuschlagen kommt einem Affront gleich: es bedeutet nämlich, dass man nicht bereit ist, ihm zu huldigen, gleichsam ihn anzuerkennen.
Die zunächst Eingeladenen sind wohl die Auserwählten des Volkes Israels: viele von ihnen erkennen Jesus nicht und folgen daher der Einladung des Vaters nicht, im Gegenteil, seine Boten werden verfolgt oder gar getötet. Also wendet sich Gott an alle Menschen, ohne Ansehen der Person. Alle, wirklich alle sind eingeladen zum Hochzeitsmal im Himmelreich.
Bereite Gäste
Nun ist da einer, der keine Festkleidung trägt. Heißt das, Menschen in Lumpen, die sich nicht fein machen können, dürfen nicht kommen, so wie ich als Kind befürchtet habe und deshalb immer schon sauber angezogen war in der Kirche? Natürlich nicht. Aber wer ein Fest feiern will, der muss sich darauf vorbereiten, äußerlich und innerlich. So wie er oder sie es kann, keine Frage: aber die Teilnahme erfordert ein Mindestmaß an Vorbereitung, an Glauben, an christlicher Haltung: wer dazu nicht bereit ist, der hat auf dem Mahl auch nichts verloren.
Wir sind also eingeladen. Jeden Tag wieder. Und wir sollten schauen, dass wir bereit sind für die Feier. Dass wir erkennen, dass das das Wichtigste ist und uns nicht von den vielen Ablenkungen, die unser Leben bietet, blenden lassen: Jesus hat uns eingeladen, und wir sollten so leben, dass wir seiner Hochzeitsfeier würdig sind.
Gott lädt ein
Das Beispiel Jesu
Ein gutverdienender Industrieller vergaß seine über 70-jährigen Eltern nicht. Nicht nur an Weihnachten überwies er eine beträchtliche Geldsumme. Auch an Geburtstagen und Jubiläen zeigte er seine Dankbarkeit. Wenn die Eltern Fragen hatten oder krank wurden, nahm er sich Zeit, sie zu besuchen. Im Laufe der Jahre wurden die Eltern immer hinfälliger. Darum entschloss sich der Sohn, seinen Betrieb ein Jahr früher als sonst in andere Hände zu geben und mit seiner Familie zu den Eltern zu ziehen, um für sie besser sorgen zu können.
Solches Tun ist im höchsten Maße anzuerkennen, kann freilich nicht von allen Kindern verlangt werden.
Mich lässt dieses Beispiel erahnen, wie weit unser Gott in Christus für uns gegangen ist. Er hat in seiner Barmherzigkeit nicht nur Bitten erhört. Er hat dem Volk Israel nicht nur Propheten gesandt, um es auf den rechten Weg zu bringen. In Christus unternimmt Gott für uns Menschen mehr, als andere Religionen über die höchsten Instanzen aussagen.
Auch unsere Sorgen und Bitten nimmt Christus nicht weniger ernst als bei den Notleidenden in seiner Zeit. Von sich aus sucht er unsere Nähe, bleibt bei uns und begnügt sich mit dem bescheidenen Lebensrahmen und den oft nicht rosigen Bedingungen, die uns zu schaffen machen.
Er hält sich mehr auf bei Armen und Abgeschobenen als bei Höhergestellten und Reichen. Ihm tut es weh, wenn Unrecht geschieht. Er sieht Missstände und scheut die Auseinandersetzung nicht, wo unnötige Lasten drücken und Verantwortliche wegschauen. Dafür hält Gottes Sohn seinen Kopf hin und macht unsere Sache zu seiner Sache.
Auch vor Nachteilen und Leidvollem scheut er nicht zurück. Sein Leiden und Kreuz machen deutlich, dass Gott selbst ganz hinabsteigt, wohin ein Mensch fallen kann. Er will sagen: Du kannst nicht so tief fallen, du kannst auch nicht so tief gefallen sein, dass Gott dich nicht mehr erreicht. Christus hat unser Schicksal auf sich genommen wie ein Liebender, der nicht will, dass es ihm besser geht als seinem geliebten Du.
Diese Einsatzbereitschaft kann niemand mehr überbieten. Christus verdient höchste Glaubwürdigkeit. Diese Solidarität behält Christus nach der Auferstehung unvermindert bei. Wir können glauben, dass uns Christus genauso begegnet wie den Menschen von damals. Seine Jünger haben ganz auf ihn gesetzt, haben jede Zukunftsplanung von ihm her wachsen lassen. Im tiefen Glauben konnten sie sich der größeren Weisheit ausliefern und wurden dadurch fähig, vielen anderen eine grenzenlose Lebensperspektive zu vermitteln, die alles menschliche Können übersteigt.
Der verkannte Christus
Dies und nicht weniger enthält die Einladung Christi damals und auch heute. Welche Tragik, dass es Christus heute nicht besser geht als bei seiner Einladung vor 2000 Jahren. Es fällt auf, dass die Bessersituierten für die Hochzeitseinladung des Königs am wenigsten Interesse zeigten. Viel zu viel Geschäfte und Termine waren ihnen wichtiger.
Das heutige Evangelium ist aktueller denn je. Wir neigen dazu, so manche Stunde mit Hobby, Kreuzworträtsel, Plaudereien und Fahrten zu verbringen als Ersatz für Wichtigeres. Es braucht Entschlossenheit, um über Kritik an anderen hinauszukommen, um Gewesenes auszuwerten und aus Fehlern Konsequenzen zu ziehen. Das brächte uns weiter und käme dem Beispiel Christi näher.
Ein extremes Beispiel erzählte ein evangelischer Pfarrer: „Seit über einem Jahr bin ich mit einer Mutter im Gespräch, um die Taufe ihres Kindes festzulegen. Das eine Mal stand eine Reise im Weg. Den nächsten Termin verhinderte ein Besuch. Eine Begründung, über die ich nur noch den Kopf schütteln konnte, lautete: Ich kann mich noch nicht festlegen, weil ich täglich den Hund ausführen muss.“ Hier spitzt sich zu, was alles sich wichtig machen und uns so besetzen kann, dass Gott immer weniger Platz bekommt.
Ich denke da an manche Ehefrau, die klagt, weil immer weniger Gespräche zustande kommen. Es kostet hohe Kunstgriffe und vermehrte Anläufe, um vom Ehepartner wenigstens ein Viertel der Fernseh-Zeit geschenkt zu bekommen.
Bei jungen Menschen schiebt sich oft Handy und Internet zwischen die Begegnung von Bekannten und Freunden. Die Kontakte in die Ferne nehmen zu. Der Nahbereich jedoch verkümmert.
Jede Woche zählt 168 Stunden. Es lohnt durchzurechnen, wieviel Stunden davon Gedanken an Gott enthalten und mit Beten gestaltet werden. Noch konkreter wird es mit dem Blick auf den Sonntagsgottesdienst. Kaum noch 10 - 15% der Christen nehmen sich dafür Zeit. Was tun die Fernbleibenden, damit ihre Beziehung zu Gott nicht verkümmert, sondern lebendiger wird?
Gott lädt uns ein – trotz allem
Jeder Sterbefall sollte uns bewusst machen, wie begrenzt und unsicher unser eigenes Leben ist. Solche Situationen laden uns ein zu fragen, wieviel Gutes vom Verstorbenen ausgegangen ist, was bleibt und vor dem Beispiel Jesu bestehen kann. Der Tod gehört auch zu unserem Leben. Weiche ich dieser todsicheren Wirklichkeit aus oder bereite ich mich auf das himmlische Gastmahl vor, das der Auferstandene für mich bereit hält?
Eine Begebenheit aus dem Leben des heiligen Johannes Bosco kann verdeutlichen, welche unbezahlbare Chance uns Christus gibt:
Don Bosco begegnete einem Burschen, der ein abgefeimter Spitzbube war. Er ging ihm aber nicht aus dem Wege, wie es jeder kluge Mensch getan hätte, sondern lächelte ihn an und entbot ihm seinen Gruß. „Guten Tag" erwiderte der Bub und verneigte sich. Da blieb der Selige stehen und sprach: „Es freut mich sehr, dir begegnet zu sein, solltest mir eine Gefälligkeit erweisen!" „Wenn ich kann, sehr gern." „Freilich kannst du es! Komm mit mir zum Mittagessen!" „Ich soll bei Don Bosco zu Mittag essen?" „Jawohl du; und zwar nicht bloß heute." „Sie irren sich und verwechseln mich wohl mit einem anderen." „Nein, durchaus nicht. Bist du nicht der und der?" „Ja, der bin ich, Hochwürden." „Also komm!" „Sie wollen sich meinetwegen so bemühen und belästigen?" „Kein Kompliment, - der Entschluss steht fest, komm nur!" „Ich wage es nicht, so wie ich dastehe, zu kommen: In solch schmutzigem Gewand, mit ungewaschenen Händen!" „Das macht nichts, gar nichts!" „Aber vielleicht wartet meine Mutter auf mich." „Wir werden sie benachrichtigen lassen." Der Bub musste schließlich nachgeben. Er speiste bei Don Bosco zu Mittag. Von diesem Tag an änderte er seine Lebensführung."
Eingeladen
Irgendwie komisch
Eine komische Geschichte, oder? Irgendetwas passt hier nicht. Zu einer Hochzeit lädt man schließlich nicht jeden ein. Und die, die geladen sind, kommen nicht, entschuldigen sich mit zweifelhaften Argumenten - oder schlagen die Boten gar tot? Freundlicher Empfang! Hat man so etwas schon gehört? Der Bräutigam muss eine Lachnummer sein. Oder aus der Unterwelt kommen.
Die Hochzeit soll aber gefeiert werden! Die Typen von der Straße passen dann aber auch nicht so recht in das Bild. Haben Bettler einen guten Anzug, Bettlerinnen ein schönes Abendkleid? Sogar die „Bösen“ werden genötigt, an diesem Fest teilzunehmen. Was mögen das für Leute sein? Ich sehe jetzt Gesichter vor mir. Meine Gesellschaft wird das nicht werden. Alles außer Rand und Band - und dann auch noch jenseits von Gut und Böse! Eine komische Geschichte, oder? Ich kenne schönere Märchen. Aschenputtel findet ihren Prinzen. Der Froschkönig entpuppt sich als verwunschener Prinz. Und die Bremer Stadtmusikanten finden tatsächlich etwas Besseres als den Tod. Warum aber liebe ich immer das Happy End?
Das Reich Gottes
Sie ahnen es längst. Jesus erzählt eine Geschichte vom Reich Gottes. Ausdrücklich: In jener Zeit erzählte Jesus den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes dieses Gleichnis. Und wenn diese Zielgruppe nicht erwähnt wäre, würden wir doch schon bald auf sie kommen: Hohepriester und Schriftgelehrte. Natürlich. Da war doch was! Sie geistern durch viele Texte und Erinnerungen als Negativfolie. In den Spielarten des Antisemitismus bis heute.
Als das Gleichnis von Jesus überliefert wird, natürlich auch überarbeitet, löst sich das junge Christentum, das es im engeren Sinn noch gar nicht gab, von der jüdischen Herkunftsfamilie. Mehr als ein Generationenkonflikt. Eine lange und unwegsame Geschichte. Leider auch unheilvoll und sehr gefährlich – für die Juden. Sie werden in dieser Geschichte tatsächlich mit den Hochzeitsgästen identifiziert, die die Boten quälen, missbrauchen und töten. Zumindest mit Ausreden und Ausflüchten haben sie sich der Einladung Gottes entzogen. Sprich: Das Volk Gottes ist des Reiches Gottes nicht würdig. Lange nach dem Tode Jesu und seiner Auferstehung hat diese Geschichte Worte, Farben und Linien bekommen. Es ist eine bittere Geschichte.
Eine neue Zielgruppe
So kommen jetzt die Leute von der Straße ins Spiel. Bildlich: die Heiden. Die Fremden. Die bisher noch nicht dazu gehörten. Die vom Reich Gottes nur träumen konnten. Die nichts mitbringen. Weder eine Geschichte mit Gott noch eine Geschichte mit den Juden. Die Trennlinien sind scharf gezogen. Eigentlich sind wir diese Leute von der Straße. Vielleicht noch ein wenig deutlicher: die Christen. Sie – wir – werden von Gott zu dieser besonderen Hochzeit geladen, sozusagen von der Straße weggeholt. Das haben sich Christen oft nicht zweimal sagen lassen. Sie fühlten sich als Erben – und haben die Juden enterbt. Sie fühlen sich als die neuen Herren – und haben Progrome gerechtfertigt. Merkwürdigerweise, auffälliger Weise gibt es in dieser Geschichte aber kein Urteil Gottes. Die Geschichte erzählt. Sie erzählt von der großen Trauer, dass eine Hochzeit so ausufert. Dass Gottes Liebe so in Misskredit gerät.
Konnte Matthäus das ahnen? Hat Jesus das gewollt? Dass in der Geschichte einer, der kein hochzeitliches Gewand an hat, dann auch vor die Türe gesetzt wird, spricht dann allerdings Bände. Für Überheblichkeit ist kein Platz – an diesem Tisch. Auf einmal sind Fragen gestellt, Spuren gelegt: Es reicht nicht, von der Straße zu kommen. Es reicht auch nicht, Christ zu sein. Es reicht gewiss nicht, sich von anderen Menschen abzusetzen. Jetzt allerdings gibt es ein Jesus-Wort:
„Viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.“
Wir sind jeden Tag eingeladen
Bin ich auserwählt? Sind wir auserwählt? Lesen wir die Geschichte doch noch einmal neu. Ein Gleichnis für uns:
Wir sind eingeladen. Zu einer großen Hochzeit. Zum Reich Gottes. Alles ist schön vorbereitet. Ein solches Fest gibt es nur einmal. Gehe ich hin? Gehen wir hin? Doch keine Frage! Alles, was wir machen, wird auf einmal unwichtig. Unser Kalender, voll, überfließend, gruppiert sich um dieses eine Ereignis – und nimmt ihm nichts. Kann ihm auch nichts geben. Nicht einmal von Geschenken ist die Rede. Nur davon, sich ganz auf die Einladung zu freuen und dabei zu sein.
Ich weiß wohl, habe es auch schon lange gefürchtet, dass es bei uns so viel anders nicht ist als bei den Hochzeitsgästen, die uns in dieser befremdlichen und unheimlichen Geschichte begegnen. Die Hochzeit, die uns im Evangelium begegnet, ist auch nicht an einem Tag, fein herausgehoben von den vielen anderen. Es gibt auch kein Datum – und auch keinen Hochzeitstag. Den kann man eintragen. Den kann man feiern. Den kann man vergessen. Gottes Reich – Bild dafür ist die Hochzeit – ist eine Angelegenheit jeden Tages. Ich bin jeden Tag eingeladen! Und ich habe jeden Tag auch meine Ausflüchte und Ausreden.
So betrachtet, ist das Gleichnis Jesu ein treues Spiegelbild unseres Lebens. Wir erzählen davon, wir reden darüber. Recht betrachtet, haben wir uns schon oft hinter unseren Aufgaben, Terminen und Dringlichkeiten versteckt. Gottes Boten haben wir glücklicherweise nicht bedroht. Aber ignoriert. Gottes Boten sind übrigens alle Menschen, die nach Liebe fragen, nach Verstehen, nach Zukunft. Gottes Reich funktioniert nicht, Gottes Reich ist ein Geschenk, eine Verheißung, eine Realität. Eben eine Hochzeit. Herausgehoben, herausgebrochen aus dem Alltag, doch so lebendig, dass ich danach ein anderer bin als jetzt. Von großen Tagen zehre ich auch sonst. Sie sind wie Lichter in der Nacht, wie Kleinode in der Wüste, wie ein Diamant unter Steinen. Ein besseres Bild als Hochzeit fällt mir übrigens nicht ein, wenn ich von der Liebe, der Weite, der Größe Gottes etwas sagen möchte. Dass ich dabei bin, dass wir uns sehen – toll!
An dieser Stelle muss noch einmal die erste Lesung laut werden, die Lesung aus dem Alten Testament, aus dem Buch Jesaja:
„An jenem Tag wird der Herr der Heere auf diesem Berg - dem Zion - für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht.“
Ist das nicht Gottes Reich, Gottes Hochzeit?
Mahl des Herrn
Vielleicht denken Sie noch über die Geschichte nach, wenn Sie wieder zu Hause sind. Manche Gedanken gehen auch nicht aus dem Kopf. Vermutlich finden Sie noch viele Einzelheiten, Beobachtungen, Hinweise, die jetzt noch fehlen. Das Evangelium ist unergründlich und für Entdeckungen offen.
Wir haben heute auch über die Abgründe, die sich in einer Geschichte auftun können, gesprochen.
Wir freuen uns aber auch darüber, uns in dieser Geschichte zu finden, um über unser Leben zu reden. Und ganz besonders glücklich sind wir darüber, zu einem Fest eingeladen zu sein, in dem uns Gott sein Reich auftut.
Eine komische Geschichte ist das nicht!
Wir feiern das jeden Sonntag, oft auch noch in der Woche. Mal am Morgen, mal am Abend. Immer, wenn es heißt: Sursum corda, erhebet eure Herzen! Und dann feiern wir das Mahl unseres Herrn. Versammelt an seinem Tisch sehen und schmecken wir ihn, unseren Herrn.
Im Psalm heißt es: "Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem Menschen, der sich auf ihn verlässt."
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus
unserem Herrn.
Sich für das Bessere entscheiden
Das künftige Bessere
Vielleicht werden Sie bei diesen eigenartigen Texten den Kopf schütteln und nichts damit anzufangen wissen. Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja bringt Visionen, Zukunftsankündigungen, Träumereien. In dieser Welt geschieht doch an vielen Orten genau das Gegenteil. Blut, Tränen, Krankheit, Leid. Erlesene Weine und beste Speisen erhalten nur all jene, die sich das leisten können.
Noch verwunderlicher das Evangelium: Sieht so eine Festvorbereitung aus und dazu noch Irritationen? Wenn Sie eingeladen werden, haben Sie sich dann an dem vergriffen, der Sie einlädt oder ihn gar umgebracht? Geht der Einladende auch mit Gewalt vor? Merkwürdig auch, dass nicht das Brautpaar im Mittelpunkt steht und der Sohn des Königs, der Bräutigam, nur am Rande erwähnt wird, vielmehr das Augenmerk auf ein Publikum gelenkt wird, das die Einladung ablehnt und andere „Böse und Gute“ hereingeholt werden?
Wie geht es Ihnen mit diesen Schilderungen? Das alles bedarf einer genauen Betrachtung. Zunächst einmal die Adressaten: die Hohenpriester und die Ältesten. Die benötigen besonders viel Nachhilfeunterricht, wie auch die letzten Sonntage gezeigt haben. Was geschieht in diesem Gleichnis? Menschen werden zur Hochzeit eingeladen. Sie sollen zustimmen oder ablehnen, eine Entscheidung treffen: ja oder nein zu sagen. Sie lehnen ab. Warum eigentlich? Dieses Evangelium fordert eine Grundsatzentscheidung. Wir können übrigens auch bei Lk.14,15-24 eine ähnliche Geschichte lesen, etwas anders akzentuiert.
Das Bessere wählen
Wir wissen aber, dass besonders Grundsatzentscheidungen Zeit brauchen. Heute steht Meinung gegen Meinung, in den Konfessionen, auch in der eigenen Religion und Kirche. In der Politik bekommen wir diesen Zustand besonders in Wahlzeiten stark zu spüren. Der Mensch überprüft seine Erfahrungen, Erfolge und Niederlagen. Die Orientierungslosigkeit behindert die Lebenserfahrung.
Wie komme ich zu einer guten Entscheidung? Wie im Evangelium geht es bei diesem Ja oder Nein um etwas, dass ich will oder nicht will. Man wird klarerweise bei diesen Überlegungen das Gute bevorzugen. Es könnte aber sein, dass man das Bessere übersieht.
Dieses Ja oder Nein im Evangelium hat sehr stark mit dem Berufungsgedanken zu tun, also der Einladung Folge zu leisten- nachzufolgen. Jesus ruft Dich bei Deinem Namen, Du bist eingeladen, zu kommen. Vor allem ist dann eine Entscheidung gelungen, wenn sie auf Dauer zufriedenstellt und auch meine Umgebung damit gut leben kann. Was man sehr leicht übersieht: Eine Entscheidung braucht Verzichtsfähigkeit, denn nur so wird Freiheit möglich. Im Normalfall kommt zum Verzicht auch Freude, Erwartung, Hoffnung. Das kommt bei Lk 14,15-24 etwas anders heraus. Dort werden Terminkollisionen und Verpflichtungen angesprochen und Gründe erwähnt, warum die Geladenen der Einladung nicht Folge leisten können. Anzunehmen ist, dass sie gute Gründe dafür haben und das Bessere dabei außer Acht lassen, sich selbst vom Besseren ausschließen.
Gut entscheiden
Eine gute Entscheidung benötigt auch Aufmerksamkeit für die inneren Regungen, Gefühle und für das eigene Wertempfinden. Das wieder braucht eine „Unterscheidung der Geister“. Ist die Entscheidung von Angst getragen, vielleicht zu Recht? Entsteht innere Ausgeglichenheit oder Unruhe? Auf welcher Basis die ablehnende Haltung der Menschen im Evangelium steht, erfahren wir nicht. Jedenfalls sagen sie nein und versäumen das Bessere, den Ruf Gottes, die Einladung.
Die Diener, die diese Einladung aussprechen, sind die alttestamentlichen Propheten. Auch ihnen wird sehr viel abverlangt. Prophet sein heißt wörtlich: „im Voraus-reden“. Im Propheten nimmt das Wort Gottes Gestalt an, der Prophet stößt auf Ablehnung, kommt sogar zu Tode, wie das Evangelium beweist. Ein Prophet wird von Gott gefordert, bis er nicht mehr kann. Einige haben deshalb auch Angst vor dieser Berufung. Gott führt sie aber dorthin, wo er sie haben will.
Eingeladen ins Reich Gottes
Dieses Hochzeitsmahl, so sagt das Evangelium gleich zu Beginn, steht für das Reich Gottes. Wer diese Einladung nicht annimmt, schließt sich selber aus, er mag für den Augenblick das Gute wählen, kommt aber nicht zum Besseren. Andere wieder, wie die Hohenpriester und die Ältesten, verbauen durch ihre Herzenshärte Menschen den Zugang zum Reich Gottes, indem sie ihnen die Einladung gar nicht zukommen lassen oder sonstwie verwehren.
Gegen Ende dieser Perikope kommt etwas sehr Wichtiges: Holt die Leute von der Straße und „ladet alle ein, die ihr trefft Gute und »Böse«“.
Wer mitfeiert, wird sich bewusst, dass er von der Straße geholt wird. Kleidung wechseln und in ein hochzeitliches Gewand schlüpfen bedeutet Umziehen, sich ändern zum Schönen, zum Besseren, von Gottes Ferne in Gottes Nähe rücken. Hochzeitliches Gewand bedeutet eingehüllt werden, umgeben sein von der Liebe Gottes, um schließlich dorthin zu kommen, wo der Tod besiegt wird, die Tränen abgetrocknet werden, wo es kein Leid, keine Krankheit mehr gibt, sondern Leben in Fülle. Das ist also das Reich Gottes, von dem schon die erste Lesung spricht.
Zum Festmahl gerufen
Das Gleichnis vom Himmlischen Hochzeitsmahl
Jesus ist zum Osterfest auf dem Weg nach Jerusalem. Die zwölf Apostel und eine Gruppe von Jüngerinnen und Jüngern gehen mit. Als er den Tempel betritt und dort lehrt, kommen die Hohepriester und die Ältesten des Volkes zu ihm. Sie sind schon fest entschlossen, ihn zu ergreifen. Zu ihnen spricht Jesus in Gleichnissen. Jesus erzählt vom Hochzeitsmahl, das ein König seinem Sohn ausrichtet. Er erzählt im Gleichnis sein eigenes Schicksal: dass er einen gewaltsamen Tod sterben wird. Er prangert das Versagen seiner Zeitgenossen an. Zuerst lehnen die Geladenen die Einladung ab; sie kümmern sich nicht einmal darum, ja, sie misshandeln und töten die Hochzeitslader. Gemeint sind die abgelehnten Propheten, vor allem Johannes der Täufer. Voller Zorn lässt der König diejenigen, die die Boten und ihre Einladung zurückwiesen, töten. Er zerstört ihre Stadt. Matthäus spielt auf den Untergang Jerusalems im Jahr 70 nach Christus, einer Katastrophe voll Grausamkeit und Elend, an. Im Gleichnis besinnt schließlich der König sich anders. Er lädt wieder ein, andere, eine völlig neue Zielgruppe wird angesprochen und geladen: Unbekannte, Draußen-stehende, Ausgegrenzte, Fromme und Sünder. Was jetzt überrascht, der König tritt in den vollen Saal, „um sich die Gäste anzusehen. Er bemerkt unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhat. Er sagt zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm.“ Es wird ein Missverständnis abgewehrt, das aus dem Vorausgehenden entstehen könnte: Die Einladung von den Straßen und Zäunen her dürfen wir nicht so deuten, dass die neuen Gäste auf die Grundbedingung zum Mitfeiern, ein Festgewand, verzichten.
Die Einladung Gottes Ernst nehmen
Was wird das bedeuten? Das Angebot Gottes in Jesus und seinem Evangelium soll von den zum Festmahl Gerufenen auch angenommen werden. Äußerlich vollziehen sich in unserer Gesellschaft und Kirche ein stiller Glaubensauszug und auch ein bedrohender Glaubensabfall. Viele, die das Taufversprechen abgelegt haben, haben sich religiös nicht entwickelt, sind innerlich ausgezogen oder aus der Kirche ausgetreten. Das ist eine äußere Feststellung und soll nicht urteilen. Gott sieht die Dinge anders. Mich und viele andere macht das ohnmächtig und hilflos. Ich muss mich dabei fragen lassen: Lebe ich mein Taufversprechen? Baue ich die Gemeinde auf oder lasse ich mich zwar noch mitschleppen, bringe außer ständiger Kritik nichts Aufbauendes ein. Entschuldige ich mich nach einem Streit? Bin ich offen für andere und ihre Not oder sehe ich nur mich selbst? Bete ich für andere?
Wir können lernen von Christen, die aus dem Alltag heraus ein heiligmäßiges Leben führten. Sie wussten, dass es um den Augenblick geht, den es zu heiligen gilt. Papst Johannes XXIII. sagt in einer seiner 10 Regeln zur Gelassenheit: „Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten - , dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.“
Bereit für das Reich Gottes
Der Himmel fordert heraus
Nein, dieses Bild vom Himmel, das uns der Evangelist Matthäus da heute präsentiert, ist schwierig. Es braucht doch einiges, um es noch als Einladung zu verstehen. Lassen wir die Szenerie einen Moment auf uns wirken und stellen uns verschiedenen Fragen, die vielleicht aufkommen können.
Da lässt der König seine Diener hinter den Gästen - letztendlich sehr erfolglos - herlaufen, um sie gleichsam für das Hochzeitsfest einzufangen. Das schlägt fehl und die Rache des Königs ist hart. Und andere müssen herhalten. Solche, die eigentlich nicht so recht in eine königliche Umgebung passen. Wir würden sagen: ‘Hinz und Kunz’ von der Straße.
Mit Blick auf das Himmelreich lässt der Evangelist Matthäus die Menschen wissen: Jesus war ins Volk Israel gesandt, um die neue Botschaft der Hoffnung zu verkünden. Dieses Volk wollte ihn aber mehrheitlich nicht. Und wenn nun all jene, zu denen Jesus als Gottessohn gesandt war, nichts vom Himmelreich wissen wollen, dann wird dieses Himmelreich eben halt weiter geschenkt - an alle, die wirklich dorthin kommen wollen. In einer Zeit, in der Christinnen und Christen von Menschen verfolgt wurden, die mit christlicher Auferstehungsverheißung nichts am Hut hatten, waren solche Ideen Balsam auf der Seele der geschundenen Verfolgten: Es erstand ein neues auserwähltes Volk - gerufen von den Straßen und aus den letzten Winkeln der Städte.
Bist du recht gekleidet?
Aber dieses Dazugehören hatte seinen Preis. Christinnen und Christen sollten sich im rechten Outfit präsentieren - und damit war weniger die Kleidung gemeint, wie es im Gleichnis geschrieben steht. Das rechte Outfit des Christen war seine Haltung, seine Gesinnung, seine Liebe zur Frohbotschaft und sein Bekenntnis zu diesem Gott, der Heil verheißt. Ohne das ging es nicht. - Und das gilt heute ebenso.
Wenn es am Beginn des Evangelium heißt: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit...”, dann zielt der Evangelist weniger auf ein versprochenes Paradies am Ende aller Zeiten. Er denkt vielmehr an die ganz irdische Kirche, die als Nachfolgegemeinschaft Jesu bereits auf Erden einen Vorgeschmack des Ewigen bieten soll. Und wenn Kirche auf Erden nicht 'schmeckt', dann ist sie schließlich auch keine gute Werbung für die Ewigkeit. Auch daran hat sich von den Zeiten des Evangelisten bis heute nichts geändert.
Im Kleiderschrank nur Paramente?
Damit stellt sich die Frage: Was muss Kirche, was müssen die Kirchen, was müssen wir denn eigentlich tun, um für den Himmel effizient zu werben? Wenn überall auf der Erde offenbar wird, dass eben auch Christinnen und Christen Kriege anfangen, Verfolgungen initiieren, religiöse, politische, sexuelle und andere Minderheiten unterdrücken, stellt sich die Frage: Kann so wirklich der Himmel sein? Was erwartet man von uns - vom Papst bis zur Christin in der Ortsgemeinde?
Ehrlichkeit...
Da ist sicher einmal eine Echtheit, eine Ehrlichkeit. Die Zeiten, in denen Kirche eine Inszenierung, gar eine fromme Show sein sollte, sind vorbei. Der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft in Taizé hat es einmal so auf den Punkt gebracht. "Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.” Und das gilt für alle - für die hauptamtlichen und freiwilligen Christinnen und Christen. Statt viel Kraft darin zu setzen, um zu demonstrieren, wie die Kirchen sich abgrenzen, wäre es gut und wichtig, Geschwisterlichkeit vorzumachen und zu leben. Das funktioniert übrigens jetzt schon an der Basis besser als in der Kirchenspitze.
Einfühlung...
Gefordert ist auch ein Einfühlungsvermögen für die Anderen. Christinnen und Christen haben den Himmel nicht gepachtet. Zumindest das Judentum und der Islam sind mit dem Christentum Geschwister im Glauben an den einen Gott. Gerade in dieser Zeit, in der an so vielen Stellen der Islam zu einer religiösen Fratze pervertiert wird, wäre es wichtig, mit all jenen, die das wollen, Seite an Seite für Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen. Vieles ist schon geschehen, aber noch mehr ist möglich.
Wertschätzung...
Auch wäre eine gute Portion Wertschätzung für all das vonnöten, wie nichtchristliche Menschen durch ihr politisches und soziales Handeln einen Vorgeschmack vom Himmel bieten, ohne dass sie das so nennen würden. Nicht alles, was auf Erden gut ist, geschieht auch in christlicher Absicht.
Demut
Ehrlichkeit, Wertschätzung, Einfühlung und eine gehörige Portion Demut - das sind die Kleider, die zum guten Outfit von Christen und Christinnen gehören, die ins Himmelreich wollen, die an der Hochzeitstafel unseres Gottes Platz nehmen wollen. Und da sei am Ende die Frage an uns alle erlaubt: Welches dieser Kleidungsstücke hängt eigentlich in meinem Kleiderschrank - und welches davon passt mir?
Gott ernst nehmen
Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl, das den Gläubigen zur Zeit des Matthäus leicht einsichtig und verständlich war, scheint uns eher vor einige Probleme zu stellen. Mindestens fragen wir uns, wie denn der König, der offensichtlich Gott darstellen soll, sich so schrecklich rächen kann, dass er die Mörder seiner Diener töten und ihre Städte in Schutt und Asche legen lassen kann. Und dann der "arme Kerl", der von der Straße kommt und ohne hochzeitliches Gewand bei der Tafel erscheint. Warum wird er hochkantig hinaus geworfen in die äußerste Finsternis, wo man nur Heulen und Zähneknirschen kennt?
Wir werden den Inhalt und das Anliegen des Gleichnisses am ehesten verstehen, wenn wir die einzelnen Bilder betrachten.
Erstes Bild: Ein Hochzeitsmahl
Für die jüdischen Zuhörer des Evangeliums war das Hochzeitsmahl ein gebräuchliches Bild für den Himmel. Israel hatte als Beduinenvolk in der Wüste gelebt und hat von dort her viele seiner Bilder und Vorstellungen entwickelt.
Wir müssen uns also eine Beduinenhochzeit vorstellen - nicht eine inzwischen üblich gewordene deutsche Hochzeit: nachmittags Trauung, dann Kaffee, gegen Abend eine gutes, sattes Festessen, anschließend Tanz - und damit endet das Fest. Die Beduinen lebten und leben in der Wüste als Großfamilien. Sie ziehen mit ihren Herden von Ort zu Ort und sind darum oft viele Tagesreisen von den nächsten Verwandten entfernt. Wenn zur Hochzeit eingeladen wird, rücken die Geladenen mit der ganzen Familie an. Wegen der Herden, die sie mitbringen, dauert es Tage, bis sie eintreffen. Sobald sich dann aber alle eingefunden haben, findet das "Palavern" und Feiern kein Ende. Wer weiß, wann man sich wieder trifft. Telefon oder Handies, durch die man heute Kontakt halten kann, gab es ja noch nicht. Hochzeitsfeiern der Beduinen dauerten mindestens eine Woche, oft sogar länger.
In der sonst kargen Wüste wird zur Hochzeit alles aufgetischt, was das Herz begehrt. Man ist zusammen in Freude und Glück, erzählt und feiert. So wird es im Himmel sein, war für die Juden eine der Vorstellungen von Himmel.
In unser Gleichnis sind schon modernere Sichten eingeflossen. Vom eigenen "Laden" und "Ackerfeld" ist bereits die Rede. Aber die Menge der geschlachteten Ochsen und das dazu gehörige weitere Mastvieh erinnern deutlich an die Hochzeitsfeiern aus der Beduinenzeit.
Zweites Bild: Misshandlung der Diener und die Reaktion des Königs
Für jüdisches Denken zur Zeit des Matthäus hätte sich kein König, der auf sich hielt, die geschilderten Misshandlungen seiner Knechte gefallen lassen dürfen. Andernfalls wäre er ein Nichts, eine Null, ein Waschlappen in den Augen der Bevölkerung gewesen. Man hätte nicht einmal Spott für ihn übrig gehabt. "Schande über ihn, diesen Schwächling!" wäre das allgemeine Urteil gewesen.
In den Augen der Juden damaliger Zeit musste sich der König wehren. Und dass er dabei nicht nur die Mörder seiner Diener bestraft, sondern auch ihre Städte in Schutt und Asche legen lässt, war in den Vorstellungen der damaligen Bevölkerung richtig. Es zeigte, dass der König ein echter und mächtiger König war, mit dem man nicht sein Spiel treiben konnte.
Die Aussagen des Matthäus werden damit klar: Gott, der ein gütiger Gott ist, ist andererseits kein Schwächling, mit dem man machen kann, was man will. Die Geladenen hätten den königlichen Dienern ein Nein zur Einladung mit auf den Rückweg geben können. Warum töten sie die Knechte des Königs noch obendrein? Bei aller Güte, so möchte Matthäus betonen, hat Gott auch Rückgrat und Format. Wer gegen Gott antritt und ihn durch böses Tun zum Einschreiten herausfordert, wird sich über die ungeahnte Kraft, Macht und Stärke Gottes nicht nur wundern, sondern erschrecken. Gott hat für alle ein Herz; aber gegen bewusste Gemeinheit wird er sich zu wehren wissen. Das sollen wir bedenken.
Das dritte Bild: Der Mann, der ohne hochzeitliches Gewand beim Mahl erschien
Wir können uns leicht denken, dass es nicht um die äußere Kleidung geht. Es werden viele Arme von der Straße, die in Palästina oft nur ein einziges Kleid besaßen, ärmlich gekleidet an der Hochzeitstafel gesessen haben.
Das Kleid, um das es hier geht, betrifft das Kleid der Seele. In der Taufe wird uns symbolhaft ein weißes Kleid aufgelegt mit den Worten: Ziehe aus den alten Menschen und bekleide dich mit dem Gewand Jesu Christi, dem neuen Menschen der Liebe und Wahrhaftigkeit. Dieses Kleid ist unser eigentliches Festtagsgewand. Vorhandene Liebe in uns strahlt und verleiht selbst ärmlichster Kleidung Glanz.
Im Grunde wird hier im dritten Bild das Thema "Treibe mit Gott nicht dein Spiel!" noch einmal von einer anderen Seite aufgerollt. Der Mann ohne hochzeitliches Gewand nimmt im Gegensatz zu denen, die die Diener des Königs misshandelten und umbrachten, die Einladung an. Er erscheint zur Hochzeitsfeier, setzt sich fröhlich an den Tisch und hätte wahrscheinlich bis zum Ende in vollen Zügen getrunken und gegessen, ohne im Herzen den zu feiern, zu dessen Mahlfeier er geladen wurde.
Gott ernst nehmen
Menschen dieser Art gab es offensichtlich schon in der Gemeinde des Matthäus: Christen, die die Wohltaten Gottes fröhlich, selbstverständlich und in vollen Zügen für sich in Anspruch nahmen, aber im Traum nicht daran dachten, Gott in Würde und Achtung zu begegnen mit einem Festtagskleid der Seele. Und wer ein Leben lang, so will Matthäus sagen, die Güte Gottes nur ausnutzt, ohne sich ehrlich um das Gewand des neuen Menschen zu mühen, der soll sich nicht wundern, dass er beim himmlischen Hochzeitsmahl nicht geduldet wird. Wer in seiner Gesinnung, seinem Denken und Handeln Gott gegenüber Achtung und Wertschätzung unterlässt, mit dem kann Gott nicht feiern.
Das Anliegen des Matthäus ist deutlich zu spüren. Er ringt mit uns darum, dass wir Gott sehr ernst nehmen. Gott ist kein ohnmächtiger Gott, nur weil er uns hier auf Erden nicht für jeden Fehltritt sofort straft.
Gott lässt uns gelassen durch manche Fehltritte gehen, aus denen wir ja auch lernen können. Er gewährt uns Zeit, am Kleid unserer Seele zu schneidern und es zu verzieren. Wir dürfen es gestalten und schmücken nach unseren Vorstellungen und mit unseren Fähigkeiten. Selbst Flicken darf es vorweisen. Nur eins, das will uns Matthäus geradezu einhämmern, darf es in unserem Leben nicht geben: Gott gegenüber gleichgültig sein, ihn nur ausnutzen oder mit ihm unser Spiel treiben wollen. Das wird uns Gott bei aller Güte und Barmherzigkeit aus Achtung vor sich selbst nicht gestatten.
Alle sind eingeladen und willkommen
Leckerbissen
Mitten im Herbst ein "prächtiges" Evangelium, eigentlich "prächtige" Texte, die von "feinsten Speisen" (Jes.25,6), von "Gelagen mit besten erlesenen Weinen" (Jes.25,6) sprechen, und dass es keine Not und keinen Tod gibt.
Aber auch Paulus in Philippi, offenbar eine für ihn liebenswerte Gemeinde einer kleinen Stadt in Mazedonien, führt diesen Gedanken weiter, wenn er sagt: "Alles, was ihr nötig habt, wird euch Jesus Christus aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit schenken." (Phil.4,19).
Zu Recht steht dann nach dieser Lesung der Halleluja-Ruf vor dem Evangelium mit der Bitte, der Herr möge uns erkennen lassen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Herbst, Zeit der Ernte, überreiche Speisekarten, überall riesige Auswahl an Nahrungsmitteln, wovon ein Drittel des Gekauften im Mistkübel landet. (ORF-Mittagsjournal vom 4. Oktober 2014). Das ist aber ein anderes Thema...
Wer soviel an guten Gaben vorgesetzt bekommt, wird wählerisch. In den Gleichnissen Jesu stößt man oft auf den Kernpunkt, nicht das Gute zu wählen, sondern das Bessere anzustreben und zu erreichen. Sie werden möglicherweise einwenden, dass das bei einer Speisekarte vergleichsweise leicht ist: Ich wähle das für mich Bessere, was mir schmeckt (lat. "sapere", schmackhaft, dahinter steckt "sapientia", die Weisheit).
Eingeladen
Das Gleichnis beginnt zunächst mit einer Einladung. Schon hier zeigt sich die Üppigkeit des Mahls "Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet" (Mt. 22,4), die Entscheidungsmöglichkeit steht an: annehmen oder ablehnen. Die Geladenen lassen sich aus verschiedenen Gründen entschuldigen. Diese Ausreden, nicht zum Festmahl zu gehen - heute würden wir sagen, den Gottesdienst nicht mitzufeiern - sind wohl andere als heute. Die Verhaltensmuster sind gleich geblieben.
Wir sind in vielen Lebensbereichen aus verschiedenen Gründen wählerischer geworden: Angst, Sicherheitsdenken, Misstrauen, wir haben verschiedene Interessen im Blick, wollen alles bequem erreichen, ansonsten üben wir lieber Verzicht. Sind wir übersättigt, dass wir auch dieses angebotene Mahl nicht mehr brauchen, wenn ja, wovon? Muss man jeder Einladung Folge leisten? Die Bitte, zu diesem Mahl zu kommen, reicht nicht. Gott ist aber sehr geduldig. Der Zorn bedeutet enttäuschte Liebe. Interessant ist aber, dass dieses Mahl bei so vielen Entschuldigungen nicht abgesagt wird. Stattdessen - das ist der zweite Teil des Evangeliums - erzählt der Text von anderen Gästen, die dieser Einladung Folge leisten.: "Die Diener holten von der Straße alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen." (Mt.22,10).
Dem Ruf Gottes folgen
Spätestens hier setzt höchster Erklärungsbedarf ein, weil diese Bilder einer Übertragung ins Heute bedürfen. Das Festmahl kann noch leicht erklärt werden: Eucharistiefeier als Hinweis auf das Reich Gottes, das in Ansätzen schon da ist und sich in der Vollendung endgültig zeigen wird.
Wichtig ist die Gestaltung unseres persönlichen Lebensweges, bei dem es wieder darum geht, nicht das Gute, sondern das Bessere zu suchen und anzustreben. Anders gesagt: Spüre deiner Berufung nach, wohin du gehen sollst, entdecke dabei deine Fähigkeiten. Das kommt auch im Weinberggleichnis Mt. 20,1-16 zum Ausdruck. Gott ruft und kümmert sich um die dritte, sechste, neunte, elfte Stunde um die Arbeiter, letztlich auch um uns. Manche folgen fast zu spät, diesem Ruf, dieser Einladung. Das ist bis heute so geblieben.
In diesem Festsaal befinden sich Gute und Böse. Wieder ein Hinweis. In jedem Menschen treffen wir Gutes und Böses an. Aber da gibt es noch eine Verständigungsschwierigkeit: Der Saal ist voll mit Auserwählten. Einer wird hinausgeworfen, weil er kein hochzeitliches Gewand anhat. Merkwürdig: Wer von der Straße kommt und überraschend zu einer Festtafel geholt wird, von dem zu verlangen, dass er festlich gekleidet erscheint, wirkt unlogisch. Es geht nicht um das edle Stück Gewand im wörtlichen Sinn, sondern um die Frage: Was hast du mit deinen Talenten und mit deiner Berufung gemacht? Hochzeitliches Gewand bedeutet, die Lebensweise so zu ändern, dass sie ohne Ausreden dem Ruf Gottes folgen kann. Daher am Schluss die Warnung, nicht ohne hochzeitliches Kleid ins Reich Gottes einzutreten. Ähnlich sagt es auch Paulus in 1 Kor 11,28: Jeder möge sich selbst prüfen.
Wichtig ist somit, diese Einladung nicht auszuschlagen, denn alle sind zu diesem Fest herzlich willkommen. Laden wir uns also nicht selbst durch Ausreden, durch falsche Prioritätensetzung aus. Daher: Herzlich willkommen bei der Eucharistiefeier! Gott spricht dich und mich höchst persönlich an. "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, ich habe dir einen Ehrennamen gegeben!" (Jes 45,4).
Wenn Gott zum Mahl lädt
Hochzeitseinladung?
Können Sie sich den Ablauf einer Einladung zum Hochzeitsmahl so vorstellen, wie sie uns das Evangelium schildert? Gewalt auf beiden Seiten: Die Eingeladenen prügeln auf die Mitarbeiter (im Text: die Knechte) ein, bringen sie um, der Gastgeber schlägt zurück. Er lässt die Stadt in Schutt und Asche legen und die Mörder töten. Das ist doch fern jeder Realität. Das einzig Verständliche: Man bekommt eine Einladung, will sie aber nicht annehmen und sucht nach Ausreden.
Was soll dann dieses Gleichnis mit dem Bild vom Hochzeitsmahl, das ebenfalls recht eigenartig verläuft? Vielleicht kann das Lukasevangelium Hilfe bieten, wo im 14. Kapitel diese Fassung wesentlich einsichtiger dargestellt ist. Dort handelt es sich um ein Festbankett, das ein begüterter Mann für Freunde und Bekannte gibt. Aber auch hier wollen die Gäste der Einladung nicht Folge leisten. Der Gastgeber handelt nicht so radikal. Er ist gekränkt über die Absagen, zeigt auch, dass er nicht auf das Kommen der Gäste angewiesen ist. Trotzdem schickt er seinen Knecht noch ein drittes Mal aus, um auch die Außenseiter der Gesellschaft zum Mahl zu bitten.
Partner Gottes
Warum aber nimmt der Evangelist Matthäus so tiefgreifende Änderungen vor? Welche Absicht steckt dahinter? Es geht dabei um einen Einblick in die Heilsgeschichte Gottes. Sie beginnt mit der Einladung zum Hochzeitsmahl. Der Gastgeber ist Gott selber, der viele Gäste um sich scharen will. Eine Einladung ist aber immer freiwillig, sieht anders aus als eine Vorladung. Man sieht daraus, wie ernst Gott den Menschen als Partner nimmt, denn es bleibt immer unsere Entscheidung zuzusagen oder abzulehnen. Wir sind stets gezwungen, Prioritäten zu setzen, die gut überlegt sein wollen. Oft stellt sich erst später heraus, ob unsere Entscheidungen von Weitblick getragen wurden oder nicht, welche Folgen eine Ablehnung oder Zustimmung hat.
Einladung zur Eucharistie
Das Matthäusevangelium wird das "kirchliche" Evangelium genannt, weil hier erstmals Züge einer Gemeindeordnung sichtbar werden. Wie bringen wir aber heute die Einladung zur Eucharistie - biblisch zum Hochzeitsmahl - an Menschen heran, die Kirche gar nicht mehr wahrnehmen, da sie ihr Wertemonopol weitgehend verloren hat? Christliche Traditionen beginnen zu verblassen. Der Glaube im Sinn einer gelebten Praxis bedarf ständig neuer Erinnerung bzw. gedanklicher Anstöße, braucht Kreativität.
Im Evangelium ist klar, wer eingeladen ist, aber verstehen das die Menschen noch, auch wenn sie getauft sind?
In den Personen kommt der heilsgeschichtliche Bogen zum Ausdruck und auch die Wirkweise, wie die Einladung, die Frohe Botschaft, aufgenommen wird. Die Diener, also die alttestamentlichen Propheten, stoßen dabei auf massiven Widerstand bis hin zur Tötung, aber auch die Missionsarbeit der jungen Kirche, der JüngerInnen ist äußerst schwierig, denken wir nur an Paulus, wie es ihm mit der Verkündigung geht. Auch er muss um sein Leben laufen, erleidet den Märtyrertod. Matthäus sieht, dass auch die junge Kirche Menschen hat, die ihre Berufung nicht oder viel zu wenig erfasst haben.
Einen Gedanken verdient auch der Mann, der ohne hochzeitliches Gewand unter den Festgästen weilt. Er hat sich nicht umgezogen, somit nicht verändert. Kleidung wechseln bedeutet hier Umziehen von Gottes Ferne zu Gottes Nähe. Wer nicht authentisch wird, wer zu wenig seine Talente nützt, wer nicht an sich gearbeitet hat, muss gehen. Er hat sein Leben zu wenig auf Glaube und Vertrauen hin orientiert. So weit der Ausblick auf das Weltgericht.
Entschiedenheit
Das Evangelium arbeitet stark mit Antithesen, fordert zu "Entweder- oder"- Entscheidungen auf. Zu bedenken ist allerdings, dass Glaube und Vertrauen nur langsam, oft unter Enttäuschungen, Zweifel, Freuden, Erwartungen und Niederlagen wachsen.
Das Gleichnis ist überzeichnet, um Entscheidungen, Sinnfindungen klarer zu machen. Darin liegt auch die Mahnung begründet, die Einladung Gottes nicht zu missachten, schon in der Eucharistiefeier ein Abbild der im Evangelium geschilderten Hochzeit zu sehen. "Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind!"
Das Gleichnis ermutigt aber auch zur Freude und vermittelt ein Herzensanliegen der Verkündigung: "Der Herr wird für alle Völker ein Festmahl geben." (Jes.25,6). Möge uns diese Zusage Trost und Hilfe bei unseren Lebensentscheidungen sein.
Wenn Gott uns einlädt
Kaum zu glauben
Kaum zu glauben! Der König lädt zur Hochzeit seines Sohnes ein - und seine Gäste gehen lieber auf den Acker oder ins Geschäft. Verstehen Sie das? Dass es dann sogar noch Mord und Totschlag gibt, passt nicht in meinen Kopf. Bin ich im richtigen Film?
Ich habe schon von vielem gehört: dass ein Thronfolger im offenen Wagen ermordet wird, Bomben um den Bauch gebunden werden, im festlich geschmückten Park Scharfschützen auf der Lauer liegen. Aber dass nicht einmal Hochzeiten heile Welt sind? Ich spüre die Enttäuschung. Im Evangelium heißt es: "Sie aber wollten nicht kommen." Sogar gesteigert: "Sie aber kümmerten sich nicht darum." Oder aber auch: "andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um."
Wegen einer Hochzeit? Wegen einer Hochzeit! Kaum zu glauben!
Ein Hochzeitsbild
Im Evangelium ist die Hochzeit, zu der der König einlädt, ein Bild für Gottes Reich. Für Gottes Herrschaft. Eigentlich keine Frage, dass die Gäste gerne kommen - und besonders die Gäste, die sonst nie und nimmer zu einer königlichen Hochzeit eingeladen würden: Leute, die auf dem Acker arbeiten oder in einem Geschäft. Kleine Leute also. Niemand von Adel. Niemand mit Namen. Niemand mit Titel. Sie müssen nicht einmal die letzten Cent zusammenkratzen für ein neues T-Shirt. Sie sollen einfach kommen. Hauptsache, sie sind da und feiern mit. Dafür ist schon gesorgt, dass diese Nummer nicht zu groß ist für sie.
Die Hochzeit lässt mein Herz höher schlagen. Ich höre die festliche Musik, schnuppere den Duft köstlicher Speisen, kann mich nicht satt sehen. Ein traumhaftes Bild: ein Tusch - das Paar kommt. Sie in einem langen weißen Kleid, meterlange Schleppe - er in Uniform, hoch dekoriert. Wie bei Königs üblich. Was für ein Tag!
Und was für ein Albtraum. Die Gäste, sogar abgeholt, fast schon genötigt, kommen nicht. Ihnen ist der Acker lieber - oder das Geschäft. Einige werden so aggressiv, dass Menschen ihr Leben lassen müssen. Unschuldige Menschen. Die Hochzeit entpuppt sich als Hölle. Es ist auf einmal so, als seien wir im wirklichen Leben angekommen. Dabei hat doch Gott selbst zu seinem Fest geladen.
Wie es beim Propheten Jesaja heißt:
An jenem Tag
wird der Herr der Heere auf diesem Berg - dem Zion - für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen.
Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt.
Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.
An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat.
Spurensuche
Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit dieser Geschichte geht. Sie erzählt von einer großen Einladung, aber auch von einer großen Ablehnung. Matthäus merkt an, dass die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes sie als erste gehört haben. Sie haben Jesus später den Prozess gemacht und ihn zum Tode verurteilt. Er ist der Bote, der umgebracht wurde. Es fällt wie Schuppen von den Augen. Jesus erzählt seine Geschichte. Die Geschichte einer großen Einladung, aber auch die einer großen Ablehnung.
Diese Geschichte hat dazu herhalten müssen, die Juden nicht nur zu diffamieren, sondern auch nach ihrem Leben zu trachten. Im Evangelium können wir sogar den unheilvollen Weg beobachten, der zu einer Trennung von Juden und Christen führte. Mit fatalen Folgen. Ghettos, Progrome, Ausschwitz. Christen meinten, ihre Gewalttätigkeit hinter Gottes Rücken verstecken zu können, ja, sie machten ihn zu ihrem Rächer und Mordgesellen - Matthäus war da nicht unschuldig. Lesen wir doch bei ihm: "Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen."
Diese Spuren lassen sich nicht verwischen. Aber es sind nicht Gottes Spuren - es sind unsere. Gott beseitigt den Tod für immer. Die Hochzeit, zu der er lädt, ist ein Fest des Lebens. Sein Reich, seine Herrschaft.
Einladungen
Manchmal reden wir über andere, manchmal brechen wir über sie den Stab. Das Evangelium erzählt von den Menschen, die auf den Acker gehen oder in ihr Geschäft. Es ist nicht unsere Sache, es ihnen immer wieder vorzuhalten, es ist auch nicht unsere Sache, über die Gottlosigkeit zu klagen, schon gar nicht es ist es unsere Sache, die Hochzeit unter uns auszumachen. Das Evangelium erzählt davon, dass wir alle die Chance unseres Lebens vertun, wenn wir der Einladung Gottes nicht folgen. Was uns geschenkt wird, ist eine königliche Hochzeit.
Das letzte Wort des Evangeliums ist, Menschen einzuladen, von der Straße weg:
Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein.
Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Kaum zu glauben! Der König lädt zur Hochzeit seines Sohnes ein - und seine Gäste strömen herbei. Ein buntes Völkchen. Die vom Leben gezeichneten, am Leben gescheiterten, von der Vergangenheit eingeholten - die großen Sprücheklopfer und die Kleinmütigen, die ewigen Besserwisser und die Verstummten, die gekrönten Häupter und die um ihren Kopf betrogenen. Verstehen Sie das? Dass es keinen Mord und Totschlag mehr gibt, habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt. Bin ich im richtigen Film?
Ach, Film ist nicht das richtige Wort. Ich gehe heute auf eine Hochzeit. Kommt doch mit!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
der bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Durch Abwesenheit kann man nicht glänzen
"Stell' dir vor, es ist Hochzeit, und keiner geht hin" - so könnte man in Abwandlung eines Sponti-Spruches die Eingangssituation des heutigen Evangeliums umreißen. Da wird also eine Hochzeitsfeier von den eingeladenen Gästen boykottiert, indem diese der - wiederholten! - Einladung nicht Folge leisten. Obwohl doch nicht zuletzt ein verlockend-exquisiter Festschmaus zu erwarten ist: "Die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet." Wahrlich, der Gastgeber hat alles getan, um seine Gäste zu verwöhnen. Diese aber glänzen durch Abwesenheit, halten nicht einmal Entschuldigungsgründe für ihr Ausbleiben bereit, sondern gehen ihren Alltagsgeschäften nach. Doch nicht genug damit, dass sie den Gastgeber mit ihrem Nichterscheinen brüskieren und sich selbst um die Festesfreude bringen - einige von ihnen malträtieren sogar die Boten, bringen sie gar um. Ja, sind die denn von allen guten Geistern verlassen! möchte man da unwillkürlich ausrufen. Und wenn man nun noch bedenkt, dass der Gastgeber niemand geringerer als der König ist und der Anlass für die Einladung die Hochzeit seines Sohnes, dass es sich hier also sozusagen um eine Märchenhochzeit, um das Fest der Feste, handelt, dann versteht man die Eingeladenen absolut nicht mehr. Wie undankbar, borniert und schlichtweg "hirnverbrannt" erscheinen sie da! Sie haben sich selbst in ihrer ganzen Nichtswürdigkeit und Armseligkeit entlarvt, indem sie die Einladung des Königs buchstäblich - in Gestalt seiner Diener - mit Füßen traten.
Der Glanz fällt auf die Anwesenden.
Muss das Fest nun ausfallen? Nein, das geht auf gar keinen Fall. Eine Hochzeitsfeier kann man nicht von der Lust und Laune der gebetenen Gäste abhängig machen. Das Fest muss und wird stattfinden, es ist ja auch alles auf das Beste vorbereitet. Aber zu einem Fest, einer Hochzeit gar, gehört eine Festgesellschaft! Es gehören Menschen dazu, die mitfeiern, die sich mitfreuen, für die dies auch ein besonderer Tag in ihrem Leben ist. Ein Fest ohne Gäste gibt es nicht. Nun ist guter Rat teuer. Doch nicht für den König. Er ordnet an, dass die Diener einfach die Leute von der Straße zum Fest holen, wahllos, wie es sich gerade trifft. So kommt eine buntgewürfelte Hochzeitsgesellschaft zusammen, und man darf annehmen, dass es ein sehr lebendiges, ausgelassenes Fest voller Überraschungen wird, auf dem sich die so spontan Eingeladenen ganz unverhofft wiederfinden. Die Situation lädt geradewegs dazu ein, sich die Festgesellschaft und den Festverlauf in den glänzendsten Farben auszumalen.
Einladungen
Bisher war immer wieder von "Einladung" die Rede. Was meint eigentlich dieses Wort? Eine Einladung bedeutet, dass ein anderer den ersten Schritt tut, auf mich zugeht, mich in etwas Schönes, Angenehmes, Interessantes einbeziehen möchte; sie bedeutet, dass mir eine Tür geöffnet wird und ich dort eintreten darf, wo ich ohne Einladung keinen Zutritt hätte; dass ich akzeptiert, zum "insider" werde; dass ich gern gesehen, erwünscht und willkommen bin; dass man auf meine Anwesenheit, meine Gesellschaft Wert legt. Eine Einladung ist also eine Geste der Offenheit, der Freundlichkeit und Zugewandtheit; sie ist ein Zeichen der Akzeptanz und Wertschätzung, ein integrativer Akt - sie ist ein Geschenk.
Diese Überlegungen machen die zurückweisende Haltung der Eingeladenen im Evangelium noch schwerer verständlich. Wie kann man sich nur über eine derartige Auszeichnung, eine solch noble Geste hinwegsetzen; wie kann man sich diese einmalige Gelegenheit dabeizusein entgehen lassen!? Soviel scheint sicher: W i r hätten uns so ein Angebot nicht zweimal machen lassen. Wir hätten eine solch unwiederbringliche Chance mit beiden Händen ergriffen und den Alltagstrott Alltagstrott sein lassen.
Hätten wir das wirklich? Seien wir vielleicht doch lieber etwas vorsichtig. Bedenken wir, dass diese Geschichte einer fast geplatzten Hochzeitsfeier, die nur durch unkonventionelle Maßnahmen nicht zum kompletten Desaster wird, eine Gleichniserzählung vom Himmelreich ist, in der es vielleicht doch nicht nur um ausgemachte Deppen, Toren und Ignoranten geht, zu denen wir auf gar keinen Fall gehören. Allein die Tatsache, dass offenbar a l l e offiziell Eingeladenen sich dem Fest verweigern, sollte uns stutzig machen. Es kann wohl kaum sein, dass der König die Hochzeitsgäste zufällig so ungeschickt ausgewählte, dass er lauter Nieten erwischte. Eher ist doch anzunehmen, dass es ganz normale Menschen waren, bei denen die Einladung trotz allem nicht "ankam".
Wir merken, der sichere Boden, auf dem wir uns mit unserer spontanen Entrüstung befanden, gerät unmerklich ins Wanken, die Sache beginnt sich zu drehen, wird uns nicht ganz geheuer, je mehr wir uns auf die Geschichte einlassen. Normale Menschen? Die sind wir doch auch. Ja, könnte es denn sein, dass auch wir mitgemeint sind, dass auch wir nicht die richtigen Prioritäten setzen?
"Ernst" oder "Fest" des Lebens?
Ein neues geistliches Lied ist überschrieben mit "Unser Leben sei ein Fest". Diese einladenden Worte erscheinen mir wie ein Widerhall des Gleichnisses vom königlichen Hochzeitsmahl. Ein wunderschöner Gedanke: Das Leben als Fest zu verstehen. Als etwas, was gefeiert sein möchte. Als etwas, was sich nicht von selbst versteht. Als etwas, zu dem wir uns nicht selbst eingeladen, sondern das wir geschenkt bekommen haben. Geschenkt letztlich von Gott, dem König unseres Lebens, der uns damit das Allerbeste und Allerschönste zukommen lassen will. Nehmen wir dieses Lebensfest, das der Ursprung und Hintergrund aller anderen Feste ist, wirklich als solches wahr? Nehmen wir die Einladung zu diesem Fest an? Oder bleiben wir nicht oft außen vor, leben am Leben vorbei: Indem wir es verstehen als Last und Plackerei, als ständige Leistungsanforderung ohne viel Aussicht und Sinn? Sprechen wir nicht viel mehr und viel überzeugter vom E r n s t als vom F e s t es Lebens? Wie viele Chancen zur Freude, zum Glück, zur Dankbarkeit lassen wir uns im Leben entgehen! Weil wir Wichtigeres zu tun haben, Vordringlicheres, Einträglicheres; weil wir meinen, uns die "Leichtigkeit des Seins" nicht leisten zu können, nicht erlauben zu dürfen. Das Leben sei schließlich keine Lustpartie.
Teilnahmebedingungen?
Das Evangelium aber sieht das offenbar anders, Da wird schließlich eingeladen und auch gefeiert auf "Deubel komm raus": "Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen."
Ausgerechnet die, die wortwörtlich den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, kommen reichlich in den Genuss des Hochzeitsfestes. Weil sie nichts Wichtigeres, Besseres zu tun haben, haben sie teil am Wichtigsten und Besten überhaupt: teil an der Köstlichkeit und Fülle des Lebens, für die das (himmlische) Hochzeitsmahl das unüberbietbare Bild darstellt. Am Schluss wird deutlich: Um an diesem Fest des Lebens teilzunehmen und es kräftig zu feiern, müssen wir nicht moralisch einwandfrei und religiös zuverlässig sein, wir müssen keine teure Eintrittskarte mit dem Preis unseres Lebens bezahlen - nein, wir brauchen keine andere Voraussetzung mitzubringen als die Bereitschaft, der Einladung zum Fest des Lebens zu folgen, wo und wann immer sie uns erreicht. Damit machen wir uns selbst - und dem himmlischen Gastgeber! - die allergrößte Freude. Die bittere Erfahrung "Stell' dir vor, es ist Hochzeit, und keiner geht hin" hat sich damit erledigt, und wir dürfen einstimmen in das frohe Lied: "Dann gehen wir dem Himmel entgegen, und alle gehen mit."
Übrigens: Um den Dresscode müssen wir uns dann auch keine Sorgen mehr machen - wir sind schon mit dem hochzeitlichen Gewand bekleidet!
- Liedvorschläge1
Ludwig Götz (2020)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn (4. und 5. Strophe)
GL 146: Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch
GL 148: Komm her, freu dich mit uns, tritt ein
GL 209: Du teilst es aus mit deinen Händen
GL 213: O heilge Seelenspeise
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
GL 554: "Wachet auf", ruft uns die Stimme (1. Str.)
GL 642: Zum Mahl des Lammes schreiten wir
Kehrverse und Psalmen:
GL 34,1+2: Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? - Mit Psalm 15 - VI.
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens. - Mit psalm 23 - VI.
GL 52,1: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Psalm 93 - VIII.
GL 53,1,2: Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz. Mit Psalm 95 - VI.
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk - Mit Psalm 100 - V.
GL 630: Halleluja - Mit Offb 19,1-7 - V.
GL 651,5: Freut euch, wir sind Gottes Volk - Mit Psalm 34 - V.
GL 651,7-8: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit. - Mit Seligpreisungen
GL 653,3: Selig, die bei dir wohnen, Herr, die dich loben alle Zeit - Mit Psalm 84 - V.
- Einleitung6
Martin Stewen (2023)
Frei nach Tom Hanks im Film “Forrest Gump” können wir feststellen: “Das Evangelium ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie sofort genau, was man bekommt.” Es sieht heute sehr nach einem Trost für die Kirche und einer Warnung an uns, die Glaubenden, aus. Aber nicht auf den ersten Blick. Lassen wir uns darauf ein.
Ludwig Götz (2020)
Jesus Christus, der uns mehr schenken will, als wir geben können, sei mit Euch.
Im heutigen Evangelium hören wir vom Hochzeitsmahl, zu dem ein König einlädt. Es verwundert, dass die Eingeladenen aus unterschiedlichen Gründen sich entschuldigen. Andere Wichtigkeiten gehen vor. Das lässt uns fragen, welche Wichtigkeiten sich bei mir so breit machen, dass Gott an den Rand gerät.
Sie, die Sie anwesend sind, haben die Einladung zur Eucharistiefeier wahrgenommen. Was Christus uns hier schenken will, überbietet alles Menschliche. Es lohnt sich, in seinem Herzen dafür immer wieder neu Raum zu schaffen.
Im Kyrie bitten wir um Christi Erbarmen, dass er unsere Hindernisse auf dem Weg zu ihm beseitige.
Manfred Wussow (2017)
Darf ich Sie heute zu einer Hochzeit willkommen heißen? Verwundert schauen Sie. Das Hochzeits-Paar ist nicht da. Kein Bräutigam, keine Braut. Kein Blumenschmuck. Keine Festgesellschaft. Aber warten Sie noch ein wenig! Auf das Evangelium! Dass wir Gäste einer Hochzeit sind, sozusagen von der Straße weg eingeladen, gänzlich unvorbereitet, wird uns dann nicht mehr wie ein Traum erscheinen! Gott lädt uns ein. Wir feiern an seinem Tisch.
Martin Stewen (2014)
Wenn wir uns den Himmel vorstellen, gibt es da ganz unterschiedliche Phantasien. Was und wie das Paradies sein soll, da haben die Menschen sehr verschiedene Bilder im Kopf. Die Frohbotschaft dieses Sonntags vermittelt uns einen Eindruck vom Himmel, der bedenklich stimmen mag. Lassen wir uns auf diese Bilder ein, bedenken wir sie gemeinsam.
Klemens Nodewald (2014)
Wir sind es gewohnt, von der Barmherzigkeit Gottes zu sprechen. Das ist gut und richtig. Der Gott Jesu Christi ist ein liebender, gütiger und barmherziger Gott.
Nun gibt es Menschen, vielleicht gehören wir gelegentlich auch zu ihnen, die strapazieren die Barmherzigkeit Gottes. Dass er gut zu uns ist, langmütig und barmherzig, dagegen haben wir nichts. Aber die Liebe Gottes zu uns bewegt uns nicht immer, selbst auch Menschen mit durchhaltender Liebe zu sein. Im Gleichnis vom königlichen oder himmlischen Hochzeitsmahl will uns Matthäus daran erinnern, dass Gott auch Erwartungen an uns hat. Sie und damit Gott ernst zu nehmen, dazu möchte uns der Evangelist herausfordern.
Überprüfen wir uns, bitten wir um Vergebung, wo wir eher gleichgültig lebten, und erflehen wir uns Kraft für eventuell notwendige innere Erneuerung.
Hans Hütter (2011)
Nicht jeder Gottesdienst, den wir feiern, wird zu einem großartigen Ereignis, das man nicht so schnell vergisst. Jeder Gottesdienst ist aber ein Fest, durch das wir unsere Beziehung zu unserem Gastgeber - und das ist kein Geringerer als Gott selbst - feiern. Feststimmung kann man nicht herbeizwingen. Sie entsteht und wächst in der Begegnung mit dem Gastgeber.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn hin und huldigen wir ihm.
- Bußakt1
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
oft bist du nur in Worten unser Herr und Meister.
Herr, erbarme dich.
In Treue zu dir und mit Ernsthaftigkeit sollen wir unser Leben führen.
Christus, erbarme dich.
Unsere Nachfolge hört nicht selten dort auf, wo sie Mühe kostet.
Herr, erbarme dich.
Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Fehlhaltungen und neue Kraft zum Guten schenke uns der gütige und barmherzige Herr. - Amen.
- Kyrie6
Martin Stewen (2023)
Jesus Christus,
in der Not sprichst du uns Mut zu.
Herr, erbarme dich.
In der Überheblichkeit mahnst du uns zur Demut.
Christus, erbarme dich.
In der Gleichgültigkeit erwirkst du uns Freude.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du hast uns zum Hochzeitsmahl eigeladen.
Herr, erbarme Dich.
Oft wird die Einladung aber überwuchert
von Dingen, die uns wichtiger scheinen.
Christus, erbarme Dich.
Lenke unseren Blick auf das,
was wirklich wichtig ist für unser Leben
Herr, erbarme Dich.
Ludwig Götz (2020)
Herr Jesus Christus,
du lädst uns ein, mit dir enger zusammen zu leben.
Herr, erbarme dich.
Deine Einladung gilt allen,
auch jenen, die sich nicht gut genug vorkommen.
Christus, erbarme dich.
Du hast mit deinen Jüngern deine Einladung über alle Grenzen verbreitet.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2017)
Herr,
wir haben viel zu tun,
oft sind wir wie die Hamster im Rad.
Herr, erbarme dich.
Christus,
deine Liebe geht nicht unter,
wenn wir uns vom Alltag gefangen nehmen lassen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
dir befehlen wir unsere klugen und dummen Ausreden.
Wir freuen uns darauf, von dir eingeladen, von dir beschenkt zu sein.
Herr, erbarme dich.
Im 23. Psalm heißt es:
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn
darf ich wohnen für lange Zeit.
Dich loben und preisen wir:
Ehre sei Gott in der Höhe...
Martin Stewen (2014)
Jesus Christus, unser Bruder und Herr,
du lädst uns in dein Haus.
Als deine Gäste rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
Du stärkst uns im Brot auf unserem Weg in dieser Welt.
Als Weggefährten rufen wir zu dir:
Christus, erbarme dich.
Du kennst jeden einzelnen von uns.
Als deine Töchter und Söhne rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
Der allmächtige Gott erbarme sich unser,
er beschenke uns stets mit seiner Gnade
und nehme uns auf in seine ewige Festgemeinschaft. – Amen.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du lädst uns ein, mit dir zu feiern.
Herr, erbarme dich.
Ohne Ansehen der Person
holst du uns von überallher zusammen.
Christus. Erbarme dich.
Du beschenkst uns mit dem, was wir nötig haben,
aus dem Reichtum deiner Herrlichkeit.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet5
Messbuch - TG 28. Sonntag: dein Wort im Herzen bewahren
Herr, unser Gott,
deine Gnade komme uns zuvor und begleite uns,
damit wir dein Wort im Herzen bewahren
und immer bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 28. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 10: du befähigst zu einem neuen Leben
Heiliger Gott.
Du hast deine Gemeinde zur Heiligkeit berufen.
Du befähigst uns schon in dieser Welt
zu einem neuen Leben.
Vergib uns,
wenn wir dennoch immer wieder versagen.
Sende uns deinen Geist
und laß uns erfahren,
daß du die Herzen der Menschen verwandelst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 10
Messbuch - TG Weihnachtszeit: Lass uns zu Christus gehören
Allmächtiger, ewiger Gott,
in der Menschwerdung deines Sohnes
hat alles menschliche Streben nach dir seinen Ursprung
und kommt darin zur Vollendung.
Laß uns zu Christus gehören,
in dem das Heil aller Menschen begründet ist,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 7. Tag der Weihnachtsoktav
Messbuch - TG Advent 1 Mi: am himmlischen Gastmahl teilnehmen
Herr, unser Gott,
bereite durch das Wirken deiner Gnade unser Herz,
damit wir bei der Ankunft deines Sohnes würdig sind,
am himmlischen Gastmahl teilzunehmen
und aus seiner Hand
die Speise des ewigen Lebens zu empfangen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 1. Mittwoch im Advent
Messbuch - TG 22. Sonntag: binde uns immer mehr an dich
Allmächtiger Gott,
von dir kommt alles Gute.
Pflanze in unser Herz
die Liebe zu deinem Namen ein.
Binde uns immer mehr an dich,
damit in uns wächst, was gut und heilig ist.
Wache über uns und erhalte, was du gewirkt hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 22. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet7
Sonntagsbibel
Gott,
du lädst uns ein zur Gemeinschaft mit dir.
Hilf uns,
dankbar zu sein für deine Einladung
und hellhörig für deinen Ruf.
Durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2023)
Gütiger Gott,
in Ungemach, Bedrohung und Angst
spendet deine Botschaft uns Trost und Heil.
In Überheblichkeit und Stolz fordert dein Wort
uns heraus zu rechtem Denken und Handeln.
Du bist ein Gott, der fordert und fördert.
Dafür danken wir dir - hier und jetzt
und dann, wenn wir hinausgehen,
um für dich Zeugnis abzulegen.
Durch Jesus Christus.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
auch heute lädst du uns wieder ein zum Mahl,
das du uns durch deinen Sohn geschenkt hast,
und zum Hören auf das,
was Jesus uns von dir verkündet hat.
Wir bitten dich,
stärke uns durch dieses Mahl für unseren Weg,
wenn wir uns aufmachen,
nach seinen Worten zu leben.
Wir danken dir,
dass du uns immer wieder rufst und einlädst
und preisen dich und deinen Sohn und den Hl. Geist.
Heute und in Ewigkeit.
Ludwig Götz (2020) - EG Götz: 28. So. Jahreskreis A
Herr, unser Gott,
Wir danken dir für das Geschenk dieser Zusammenkunft.
Sie hält in uns lebendig,
was wir allein vergessen und verlieren würden.
Zeig uns heute neu, was du aus unserem Leben machen willst.
Festige unsere Gemeinschaft mit dir und miteinander.
Darum bitten wir durch Christus, unserem Herrn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Manfred Wussow (2017)
Du, Gott,
schenkst uns eine Zeit, die keine Uhr braucht
und eine Liebe, die kein Maß kennt.
Wir danken dir.
Bei uns muss alles schnell gehen,
wir hetzen durch die Tage
und haben nicht einmal Zeit für uns.
Dir befehlen wir die letzte Woche.
Und den Atem, den wir kaum noch spüren.
Öffne uns die Geheimnisse deines Reiches.
Komm, lade uns ein zu der Hochzeit,
die keinen Tag und keine Stunde kennt,
aber Deine Liebe.
In Jesus Christus, unserem Herrn, erfüllt von deinem Geist.
Über alle Zeit hinaus. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott
den Himmel auf Erden anbrechen zu lassen,
einen Vorgeschmack der Ewigkeit mitten dieser Welt zu hinterlassen,
das ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christinnen.
Nicht immer gelingt das,
oft bleiben wir weit dahinter zurück.
Am Beispiel Jesu wollen wir uns orientieren,
der uns ermutigt und ermahnt hat,
seiner Frohbotschaft zu folgen.
Und so bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Manfred Wussow (2008)
Du, Gott, gehst uns nach,
du kommst immer wieder,
um uns als deine Gäste abzuholen.
Wir danken dir für deine Treue und Zuneigung.
Du weißt, wenn wir uns verschließen,
dass wir es mit der Angst zu tun bekommen
und uns mit vertrautem Terrain begnügen.
Dann schenke uns den Mut,
deine Nähe zu suchen
und deinem Wort zu folgen.
In deiner Gemeinschaft können wir lachen,
einander trösten und das Staunen wieder lernen.
Mache uns zu deinen Boten
in Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten10
Martin Stewen (2023)
Guter Gott,
dein Sohn spricht uns Trost zu, wenn Glauben und Leben zur Herausforderung werden, und er ermuntert uns, wenn es nicht richtig läuft.
So rufen wir zu dir:
Wir beten für die Bischöfe und die vielen Verantwortlichen der Kirche, die in Rom zur Synode versammelt sind:
Lass sie erkennen, was es jetzt braucht, dass die Kirche wahrhaftig und echt “Freude und Hoffnung, Trauer und Angst” (GS1) mit allen Menschen teilen und leben kann.
Wir beten für alle Menschen, die die Gemeinschaft der Christgläubigen erleben und sie eher als Last statt als Lust empfinden:
Lass sie Zeuginnen und Zeugen deiner Botschaft begegnen, die leben, was sie vom Evangelium verstanden haben.
Wir beten für die Menschen, die sich auf den Glauben einlassen wollen, deren Leben durch deine Botschaft vom Heil Sinn erfährt, bereichert und erfüllt wird:
Bewahre ihnen diese Freude und hilf ihnen, wenn sie an deiner Kirche kritisch-konstruktiv mitbauen.
Wir beten für alle, die am Ende ihres Lebens stehen und eintreten in dein Reich:
Empfange sie zum himmlischen Gastmahl, schenke ihnen ewige Freuden und vollende, was im irdischen Leben Bruchstück geblieben ist.
Guter Gott, wir teilen das Vertrauen des Psalmbeters:
Du deckst mir den Tisch.
Ja, Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang.
So kommen wir zu dir und bitten dich durch Christus unseren Herrn.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du hast uns eingeladen, an deinem Hochzeitsmal teilzunehmen. Nicht immer aber haben wir Festtagskleidung angelegt oder nehmen uns überhaupt die Zeit. Anderes erscheint wichtiger.
Wir bitten dich:
Oft scheint uns vieles wichtiger als unser Christsein, werden wir abgelenkt von den vielen Lichtern dieser Welt und vermeintliche Probleme schieben sich vor die echten:
Lass uns aufmerksamer werden für das, was wirklich zählt.
Wenn Menschen heiraten, träumen sie von einer gemeinsamen Zukunft:
Lass ihre Liebe wachsen und sie aufmerksam werden für das, was wirklich zählt.
Vielen Menschen ist nichts mehr heilig, oder sie sind verbittert und lassen niemanden mehr an sich heran.
Schenke ihnen Menschen, die ihnen zeigen, dass auch sie ein wertvolle Mitglieder unserer Gemeinschaft sind und lass sie aufmerksam werden für das, was wirklich zählt.
Viele Menschen gehen dahin, wo die Ränder sind, helfen denen, die sich selber nicht mehr helfen können und versuchen, Frieden zu verbreiten.
Steh ihnen bei, lass sie mehr werden und lass uns aufmerksam werden für das, was wirklich zählt.
Viele Menschen setzen ihr Leben ein für andere, riskieren alles, damit unsere Welt eine lebenswertere Welt wird.
Steh ihnen bei, lass sie wachsen an dem, was sie tun, und lass uns aufmerksam werden für das, was wirklich zählt.
Nicht immer leben wir so, wie du es gerne hättest, auch dann nicht, wenn wir uns doch nach deiner Liebe verzehren:
Schärfe unsere Sinne und lass uns aufmerksam werden für das, was wirklich zählt.
Lass unsere Verstorbenen teilhaben am Hochzeitsmahl der Ewigkeit.
Guter Gott,
du hast uns zum Hochzeitsmahl geladen. Hilf uns, deiner würdig zu werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Gott aller Menschen und Völker,
mit unseren Bitten kommen wir zu dir:
Für die Teilnehmer der Weltsynode, die um den Beistand deines Geistes bitten und nach Wegen deiner Kirche in die Zukunft suchen.
Für alle, die ihre Kräfte für Frieden in den vielen Krisengebieten der Welt, für Menschenrechte und ein gerechtes Miteinander einsetzen.
Für Menschen, die in ihren momentanen Nöten gefangen sind und an ihrer Lebenssituation zu verzweifeln drohen.
Für uns selbst, dass uns Jesu Leben und Worte zum Handeln nach seinem Beispiel führen.
Für unsere Verstorbenen, für die wir erhoffen, dass sie an deinem himmlischen Gastmahl teilnehmen und von ewiger Seligkeit erfüllt sind.
In Freude über die Berufung in deine Kirche bitten wir dich, lass uns zu Menschen reifen, die sich deiner Nachfolge würdig erweisen und sich durch deinen Geist wandeln lassen. - Amen.
Ludwig Götz (2020)
Ereignisse gehen uns nach. Sie laden uns ein, sie vom Glauben her zu betrachten und uns einen Reim darauf zu machen.
Voll Vertrauen bitten wir dich:
Herr Jesus, täglich bieten sich Momente zum Innehalten an.
Lass uns sie nützen, um aufmerksamer zu werden auf das, was du uns sagen willst.
Herr Jesus Christus, deine Worte sind wie Licht auf unseren Wegen.
Lass uns dafür offen bleiben und Zeit haben.
Mehr Dinge als je zuvor können sich zwischen dir und uns schieben und uns dir entfremden.
Lass uns im Gebet den Austausch mit dir pflegen.
Wir alle möchten in den Himmel kommen.
Lass uns nicht nur in der Beichte aus unseren Erfahrungen lernen, sondern täglich danach trachten, dir näher zu kommen.
Unsere Verstorbenen wissen jetzt am besten, was zum Himmel führt.
Lass sie immer mehr die Fülle des ewigen Lebens erfahren.
Herr Jesus Christus,
du hast uns den Gott der Liebe nahe gebracht.
Wer nicht aufhört, in dieser Liebe zu wachsen, findet in dir das Leben in Fülle.
Dafür preisen wir dich und danken dir. - Amen.
Renate Witzani (2020)
Gott hat uns das Leben geschenkt.
Er hat in uns auch all das angelegt, das wir brauchen, um aus unserem Leben ein Fest zu machen und unser Lebensziel zu verwirklichen.
Ihn lasst uns bitten:
Für eine Kirche, die die Chance zur Verkündigung deiner Botschaft in den uns heute gegebenen Lebensumständen nicht verpasst.
Für das große Anliegen der Einheit der christlichen Kirchen, die sich auch in der Sehnsucht nach eucharistischer Mahlgemeinschaft ausdrückt.
Für eine Gesellschaft, die sich im Bewusstsein der uns in unserem Land geschenkten demokratischen Werte für das Wohl der Gemeinschaft entscheidet.
Für alle, die unter den Lebensumständen und Folgen dieser Pandemie leiden und sich nach unbeschwerter sozialer Nähe sehnen.
Für unsere Verstorbenen, die in der Hoffnung auf das himmlische Hochzeitsmahl gelebt haben.
Denn der Glaube an dich, den dreieinen Gott, eröffnet einen Horizont, der rein menschlich unvorstellbar und unmöglich erscheint. Gerade darin liegt seine Kraft. Dafür rühmen wir deine Herrlichkeit und danken dir für alles, was du uns schenkst, heute und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2017)
Im Evangelium endet die Hochzeit mit einem Fiasko.
Wir sehen die Brüche in unserem eigenen Leben.
Wir sehen Menschen an ihrem Leben vorbeilaufen.
Lasst uns beten:
Herr,
dir befehlen wir das Gespräch zwischen Juden und Christen.
Lass uns gemeinsam in der Hoffnung leben,
dass du die Welt in deiner Liebe verwandelst und vollendest.
Wir rufen zu dir: Herr, wisch' die Tränen ab von jedem Gesicht.
Herr,
dir befehlen wir die Menschen, die nach dem Sinn ihres Lebens fragen.
Hilf uns, ihre Zweifel auszuhalten, ihre Fragen ernst zu nehmen,
ihre Sehnsucht zu teilen.
Wir rufen zu dir: Herr, wisch' die Tränen ab von jedem Gesicht.
Herr,
dir befehlen wir unsere Uhren und Kalender.
Schenke uns einen Blick für die Schönheit menschlicher Begegnungen,
für den Reichtum geschenkter Zeit und das Wunder, einander zu verstehen.
Wir rufen zu dir: Herr, wisch' die Tränen ab von jedem Gesicht.
Herr,
dir befehlen wir alle Menschen, die sich lieben und heiraten wollen
oder auch schon lange verheiratet sind.
Schenke ihnen die Kraft, Unterschiede anzunehmen, Durststrecken zu bestehen,
jeden Tag neu das „Ja“ zu einander zu finden.
Wir rufen zu dir: Herr, wisch' die Tränen ab von jedem Gesicht.
Herr,
dir vertrauen wir alle Menschen an, die unglücklich sind.
Sie haben keinen Platz mehr in ihrem Leben,
sind auf der Flucht vor Krieg und Hass,
können ihren Kindern keine Zukunft versprechen.
Wir rufen zu dir: Herr, wisch' die Tränen ab von jedem Gesicht.
Du, Herr, lädst uns zu einer Hochzeit ein.
Wir fragen, wo denn Bräutigam und Braut sind.
Aber dann legst du die Hände von Menschen zusammen,
die einander lieben, achten und ehren.
Selbst die, die von der Straße kommen, gehören dazu.
Schenke uns den weiten Blick, der in deinem Reich
von Anfang an
für alle Ewigkeit
Dich, die Engel und uns Menschen verbindet. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Wir glauben an einen Gott, der das Wohl aller Menschen will.
Zu ihm lasst uns beten:
Ermutige dein Volk, die Kirche, erlöst, angstfrei und befreit Jeus Botschaft der Welt vorzuleben.
Hilf uns, alles Trennende zwischen den Völkern und in der Gesellschaft zu überwinden.
Schenke uns ein hörendes Herz, mit dem wir aufmerksam und bereitwillig annehmen, was du für uns im Leben bereit hältst.
Hilf uns, in unserem Leben die richtigen Prioritäten zu setzen.
Führe uns alle aus unserem irdischen Leben heim zu deinem himmlischen Mahl.
An deinem Tisch ist Platz für jeden, der dir vertraut und deinem Anruf folgt.
Dir sei Lob und Dank jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Gütiger Gott,
den Himmel auf Erden anbrechen zu lassen,
ist unsere Aufgabe als Christinnen und Christen.
Aber so Vieles liegt im Argen.
Wir setzen auf dich und bitten:
Im Namen Gottes verfolgen und töten Menschen einander überall auf der Welt.
Erweise du dich als Gott des Heils
und bewege die Herzen der Menschen zur Umkehr.
Immer wieder ist für Menschen das Leben nicht der Himmel, sondern die Hölle auf Erden.
Schenke all jenen, deren Leben an Nöten und Sorgen zu zerbrechen droht,
eine Aussicht auf Gutes und Neues.
Junge und alte Menschen wenden sich von der Glaubensgemeinschaft der Kirche ab, weil sie ihnen keine Heimat bietet.
Schenke den Zweifelnden Kraft und Ausdauer,
sich mit ihren Ideen, Fragen und Anmerkungen einzubringen.
Das Leben der Kirche ist an so vielen Stellen kein glaubwürdiger Hinweis auf den Himmel.
Führe du alle Gläubigen in den christlichen Kirchen auf richtige Wege,
dass sie deine Botschaft überzeugend leben.
Unsere Verstorbenen nehmen nun teil an deinem ewigen Gastmahl.
Zeige ihnen jenen Platz in deinem Reich,
auf den sie im Leben gehofft haben.
So bitten wir dich, guter Gott,
in der Kraft des Heiligen Geistes mitten unter uns zu wirken,
heute und in alle Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
durch die Taufe hast du uns mit dem neuen Gewand deiner Gnade bekleidet.
Wir bitten dich:
Hilf uns,
das Gewand der Gnade immer neu freudig anzulegen.
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Stärke unsere Bereitschaft,
das uns mögliche Gute entschlossen und mit Hingabe zu tun
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Segne alle, die als deine Boten Menschen einladen, sich dir zuzuwenden.
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Zeige allen Völkern und Religionsgemeinschaften Wege zu Versöhnung und Frieden.
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Bewege unsere Herzen,
zur Bewältigung von Armut, Krankheit, Hunger und Leid
den uns möglichen Beitrag zu leisten.
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Führe alle Verstorbenen zum himmlischen Hochzeitsmahl in Gemeinschaft mit dir.
Christus, Sohn des himmlischen Vaters...
Herr Jesus Christus,
lass uns aus jeder heiligen Messe getröstet und gestärkt nach Hause gehen.
Wir danken dir für deine Hilfe und deinen Beistand
heute und alle Tage unseres Lebens. – Amen.
Hans Hütter (2011)
Guter Gott,
du hast uns als Gäste an deinen Tisch geladen
und gewährst uns Gemeinschaft mit dir.
Dir tragen wir unsere Anliegen und Sorgen vor:
Wir bitten dich für alle, die du eingeladen hast, mit dir Mahl zu halten,
die jedoch mit dieser Einladung nichts anfangen können.
Öffne ihre Augen für das Geschenk deiner Liebe.
Wir machen uns Sorgen, weil viele Menschen, die uns nahestehen,
keinen Zugang zur Frohen Botschaft finden.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens.
Es tut uns weh, dass nicht alle Christen an einem Tisch zusammenfinden.
Lass unter den Christen Einheit wachsen
und räume aus, was eine volle Mahlgemeinschaft verhindert.
Ohnmächtig stehen wir vor der Tatsache,
dass Menschen einander um ihres Glaubens willen
mit Worten oder gar mit Waffen bekämpfen.
Führe sie zum friedlichen Ausgleich ihrer Interessen.
Unsere Alltagssorgen verstellen uns oft den Blick auf das,
was du uns anbietest.
Stärke unser Gespür für das Wesentliche und Notwendige.
Wir fühlen uns mit unseren verstorbenen Angehörigen und Freunden
über den Tod hinaus verbunden.
Lass sie teilhaben an deinem großen himmlischen Gastmahl.
Wir danken dir, guter Gott, für die Gemeinschaft an deinem Tisch.
Mach uns dieses Geschenkes würdig. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 28. Sonntag: das Leben in der Herrlichkeit des Himmels erlangen
Herr und Gott,
nimm die Gebete und Opfergaben
deiner Gläubigen an.
Lass uns diese heilige Feier
mit ganzer Hingabe begehen,
damit wir einst das Leben
in der Herrlichkeit des Himmels erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 28. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 8: Quelle des Lebens
Vater, du bist die Quelle jenes Lebens,
das uns dein Sohn Jesus Christus
in seinem Sterben und seiner Auferstehung
erwirkt hat.
Nimm uns und alle Menschen hinein
in das Opfer der Erlösung
und heilige uns im Blute deines Sohnes,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.
MB Auswahl 8
- Gebet zur Gabenbereitung3
Martin Stewen (2023)
Du, Gott,
deckst uns den Tisch und bereitest das Mahl für uns.
Von allen Ecken und Enden der Erde
sammelst du ein Volk zusammen
hier am Altar, wo wir die Gegenwart deines Sohnes feiern,
und zum himmlischen Gastmahl, das er uns verheißen hat.
Dafür danken wir dir durch ihn,
Christus, unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2017)
Herr,
wir würden gerne ein großes Geschenk mitbringen
zu deinem Fest,
aber dann reicht es nur, Dir unsere Träume,
Schmerzen und Erinnerungen anzuvertrauen.
Brot und Wein.
Du lässt uns Platz nehmen an deinem Tisch.
Hier sitzen wir alle nebeneinander.
Verlorene und Gefundene,
Schwätzer und Verschwiegene,
Großspurige und Kleinlaute.
Du aber schenkst uns deine Gemeinschaft.
Brot und Wein.
Sprich du das Wort, das alles verwandelt.
Brot und Wein lass sein dein Leib, dein Blut.
Du schenkst dich uns ganz.
Wie in der Nacht, in der du verraten wurdest,
preisgegeben und fallengelassen in den Tod.
Auferstanden von den Toten bist du das Leben.
Unser Leben in Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Barmherziger Gott
schon hier auf Erden deckst du uns den Tisch
und lässt uns ahnen, wie der Himmel sein wird.
Dieses Mahl stärke und befähige uns,
dein Reich hier schon anbrechen zu lassen.
Dafür danken wir durch ihn, der mitten unter uns ist:
Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus,
wir kommen zu dir, um dir zu danken
und deine Barmherzigkeit zu preisen.
Kehrvers
Dein Sohn Jesus Christus ist als Messias gekommen
und hat die Hülle, die alle Nationen verhüllt,
und die Decke, die alle Völker bedeckt, zerrissen.
Er hat den Tod für immer beseitigt.
Kehrvers
Uns hat er zum großen Festmahl gerufen,
zu dem er alle einlädt, die auf deine Stimme hören.
Durch die Taufe sind wir deine Töchter und Söhne geworden.
Nun dürfen wir in deiner Gegenwart leben.
Kehrvers
Er gibt sich selbst uns zur Speise,
damit auch wir in inniger Verbundenheit mit ihm und mit dir leben.
Wir schöpfen daraus die Kraft, unserer Berufung zu folgen
und seine Frohe Botschaft zu bezeugen.
Kehrvers
Mit allen Engeln und Heiligen
stimmen wir ein in das Lob der ganzen Schöpfung
und singen wir zu deiner Ehre:
Danklied, z. B.: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (GL 484)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
Messbuch - Präfation Eucharistie 2: Abendmahl Christi und Eucharistiefeier der Gläubigen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat beim Lezten Abendmahl
das Gedächtnis des Kreuzesopfers gestiftet
zum Heil der Menschen bis ans Ende der Zeiten.
Er hat sich dargebracht als Lamm ohne Makel,
als Gabe, die dir gefällt,
als Opfer des Lobes.
Dieses erhabene Geheimnis heiligt
und stärkt deine Gläubigen,
damit der eine Glaube
die Menschen der einen Erde erleuchte,
die eine Liebe sie alle verbinde.
So kommen wir zu deinem heiligen Tisch,
empfangen von dir Gnade um Gnade und
werden neu gestaltet nach dem Bild deines Sohnes.
Durch ihn rühmen dich Himmel und Erde,
Engel und Menschen und
singen wie aus einem Munde
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Eucharistie 2
- Mahlspruch1
Bibel
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl du füllst mir reichlich den Becher.
(Ps. 23,5)
Oder:
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.
(Ps. 23,6)
Oder:
Wenn der Herr offenbar wird, werden wir ihm ähnlich sein;
denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
(nach 1 Joh 3, 2)
Oder:
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
(nach Eph 1, 17-18)
- Meditation2
Helene Renner (2020) - Wir wollen uns in deinen Dienst stellen
Gott, du Mitte unserer Gemeinde
du hast mit uns, deinem Volk
einen Bund geschlossen
der nie ein Ende haben soll.
Du hast uns alle in der Taufe
mit dem königlichen Gewand der Gnade bekleidet
und lädst uns immer neu ein
dir in Brot und Wein zu begegnen
Und uns vorzubereiten,
auf das große Festmahl,
das du für uns bereitet hast.
Lass uns deine Einladung nicht vergessen -
wir wollen uns in deinen Dienst stellen
und in den Dienst der ganzen Gemeinde,
damit alle zu dir finden
die deinen Ruf hören.
Begleite uns und unser Bemühen
mit deinem Segen.
Zitat (2008)
Herr,
als ich mit einem Freund
über dieses Evangelium sprach,
sagte er mir: Überleg mal,
du kannst dich ausschließen,
aber du kannst das Mahl
nicht verhindern!
Kann ich auf dich, auf dein Mahl verzichten?
Ich glaube kaum,
so antwortete ich mir in meinem Herzen,
denn jeder von uns braucht die Gemeinschaft.
Du hast den Mensch nicht dazu geschaffen,
daß er allein sein Mahl einnimmt,
sei es zu Hause oder hier in der Kirche!
Der Mensch lebt in und von der Gemeinschaft!
Herr, laß mich einsehen und begreifen,
daß ich deine Gemeinschaft brauche,
daß ich die Gemeinschaft der Menschen brauche,
die mit mir den Weg zur dir hin gehen.
Laß mich verstehen, daß dein Mahl
ein Zeichen deiner Güte und Liebe
mir und allen Menschen gegenüber ist!
P. Joseph Timmermann SVD
- Schlussgebet2
Messbuch - SG 28. Sonntag: Anteil am göttlichen Leben
Allmächtiger Gott,
in der heiligen Opferfeier
nährst du deine Gläubigen
mit dem Leib und dem Blut deines Sohnes.
Gib uns durch dieses Sakrament
auch Anteil am göttlichen Leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 28. Sonntag im Jahreskreis
MB Samstag der 5. Woche der Fastenzeit
Messbuch - SG Auswahl 6: daß sich das Bild deines Sohnes auspräge im Wesen der Getauften
Herr, unser Gott,
du hast gewollt,
daß sich das Bild deines Sohnes
auspräge im Wesen der Getauften,
die du zu deinem Tisch geladen hast.
Ermutige uns, dem Evangelium zu folgen
und deinem Heiligen Geist Raum zu geben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 6
- Gebet zum Abschluss4
Martin Stewen (2023)
Gütiger Gott
wir haben das Mahl gehalten,
das nach Himmel schmeckt.
Gestärkt mit dem Brot des Lebens und dem Wort vom Heil
gehen wir jetzt hinaus, um an den Straßen und Kreuzungen
von deiner Güte zu erzählen.
Geh du mit uns, lenke unsere Schritte, gib uns das rechte Wort
und begleite uns mit deinem Segen.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Wir danken dir, Gott,
dass du uns immer wieder zu dir einlädst,
um die Geschäftigkeit unseres Lebens zu unterbrechen
und uns neu zu stärken und zu orientieren.
Dein reich gedeckter Tisch der Zugewandtheit und Liebe
ist gedeckt für alle – aus allen Völkern und Nationen.
Sei du mit uns in dieser unruhigen und kriegerischen Zeit
und lenke unsere Sinne auf den Weg des Friedens.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2017)
Wir freuen uns auf eine neue Woche, Herr!
Aber wir machen uns auch Sorgen.
Manche unter uns haben harte Tage vor sich.
Manche wissen nicht über die Runden zu kommen.
Manche sind verängstigt und eingeschüchtert.
Schenke uns deinen Frieden,
wenn sich die Gedanken überschlagen,
Gelassenheit,
wenn uns die Uhr ins Bockshorn jagt,
Liebe,
wenn wir außer uns nichts mehr sehen.
Alles, was vor uns liegt, liegt in deinem Licht.
In deiner Liebe zu leben,
miteinander Vertrauen zu teilen,
untereinander Hoffnung zu säen,
das schenke uns
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
In Ewigkeit. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott
unter deinem Schutz und Segen wollen wir losgehen,
um an deinem Reich zu bauen.
Sei du mit uns und führe uns den rechten Weg.
Halte uns wachsam und sensibel,
voller Tatendrang und Phantasie.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Segen1
Martin Stewen (2014)
Guter Gott
unter deinem Schutz und Segen wollen wir losgehen,
um an deinem Reich zu bauen.
Sei du mit uns und führe uns den rechten Weg.
Halte uns wachsam und sensibel,
voller Tatendrang und Phantasie.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Geladen sein
und wieder spricht er
zu den Hohenpriester
und
den Ältesten
spricht zu denen
die meinen zu wissen
was gefordert ist
die meinen
den anderen sagen zu dürfen -
ja sagen zu müssen -
wo es langgeht
spricht vom Gelandensein
davon
dass schon alles bereitet ist
die
die geladen sind
verschmähen die Einladung
gehen weiter
in der Geschäftigkeit
die ihr Leben ausmacht
als unwürdig werden sie entlarvt
und
sie verlieren alles
auch ihr Leben
und
die Einladung ergeht an alle
alle auf die man trifft
alle die mitgehen wollen
Gute und Böse
alle
die zurücklassen
was vormals war
und
die anlegen das neue Kleid
das Festkleid
zum Mahl
und
es zählt nicht woher
nicht
was sie waren
es zählt einzig
die Bereitschaft
alles abzulegen
und
im Gewand des Neuwerdens
am reich gedeckten Tisch
Platz zu finden
Beatrix Senft 2023.
"Das Fest des Huhnes"
1992 flimmerte zum ersten Mal Walter Wippersbergs Mockumentary "Das Fest des Huhnes" über die Fernsehbildschirme Österreichs. Ob dem am 31. Jänner 2016 verstorbenen, oberösterreichischen Regisseur damals bewusst war, dass er nicht nur einen Klassiker des österreichischen Fernsehens, sondern obendrein das wohl unterhaltsamste Lehrstück für Studierende der Ethnologie und Religionswissenschaft schaffen würde, ist fraglich. Im Zentrum seines Films steht der zentralafrikanische Forscher Kayonga Kagame, der gemeinsam mit seinem Team für das fiktive "All African Television" die rätselhaften Sitten und Gebräuche der oberösterreichischen Stämme studiert.
[...]
Zunächst fällt es Kagame und seinem Team nicht leicht, in die Denkwelten der eingeborenen Stämme im fernen Oberösterreich einzudringen. Besonders die religiösen Bräuche der Indigenen werfen viele Fragen auf. So beobachten die Forscher, dass die großen steinernen Kulthäuser, in denen das sogenannte Christentum – eine schwer verständliche, als Monotheismus getarnte polytheistische Sekte – praktiziert wird, leer stehen. Stattdessen strömen die Oberösterreicher scharenweise in große Zelte. Darin verzehren sie des Abends gemeinschaftlich gebratenes Huhn und vor allem große Mengen jenes bitter schmeckenden, stark schäumenden Weizengetränks, das man auch in Afrika unter dem Namen "Bier" kennt. Aber was bedeuten diese Treffen? Die Eingeborenen hüllen sich in Schweigen und sprechen den ekstatischen Zusammenkünften jede tiefere Bedeutung ab.
Für den scharfsinnigen Ethnologen ist spätestens hier klar, dass es sich um einen besonders sakralen Kult handeln muss. Schließlich sind es genau die wichtigsten Bräuche, welche die Indigenen vor den Augen und damit dem Einfluss der Fremden geheim zu halten versuchen. Zu guter Letzt gelingt es Kagame aber dennoch die einzelnen Puzzleteile der rätselhaften Kultur zusammenzufügen, um schließlich darin nichts Geringeres als einen religiösen Paradigmenwechsel zu erkennen: Die ekstatischen Zusammenkünfte in den großen Zelten sind Ausdruck eines Totemkults, in dessen Zentrum das Huhn steht. Das Huhn wird gemeinschaftlich verspeist, um sich die Gottheit einzuverleiben, ähnlich wie man das auch aus der afrikanischen Vergangenheit kennt. Als letztes Beweisstück für diese revolutionäre Entdeckung dient ein seltsamer Tanz der Eingeborenen, in dem sie die Gottheit in Gestalt des Huhnes nachahmen: Der Hühnertanz als Imitatio Dei. Damit wäre also ein weiterer schwarzer Fleck auf der ethnologischen Landkarte aufgedeckt.
Ganzer Beitrag:
https://www.derstandard.at/story/2000073284071/das-grillhendl-als-totemtier-der-oberoesterreicher-der-film-das-fest
Kathrin Trattner am 31.12.2018 auf www.derstandard.at
Synode
möge Jesus sprechen
im Hier und Jetzt
zu den Hohenpriestern unserer Zeit
möge er die Augen öffnen
für all das
was unsere Zeit
in seinem Namen fordert
möge er abwenden
den weiteren Verfall
seiner frohmachenden Botschaft
durch Machtmissbrauch und protziges Auftreten
möge er ihnen zusprechen:
legt ab
all das Verhalten wie Cäsaren
und
kleidet euch wieder
in das Gewand der Wanderschaft
wie ich selbst
und Johannes -
wie Franziskus
geht mit den Menschen
und erspürt
wo sie aufgerichtet
und
gestärkt werden müssen
ja
möge er zu guten Einsichten führen
damit die Welt wieder erkennt
dass seine Botschaft lautet:
Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.
(1 Kor 15,15)
Beatrix Senft 2023.
Gottesbilder
Manche wünschen sich einen Gott, den man sehen kann, der aber nicht in das Leben hineinredet. So machten sich Israeliten das goldene Kalb. Ein schöner Gott, glänzend und goldig, aber stumm und wortlos, eben anspruchslos.
Gott leugnen ist die eine, die theoretische Form des Atheismus. Gott für sich benutzen ist eine andere, die praktische Form des Atheismus.
Wir machen uns unseren Gott, und er soll uns bei unserem ichsüchtigen Streben nach Glück helfen.
Der Feuerwehr-Gott, der schnell kommen soll, wenn es brennt. Aber besser ist, man braucht ihn gar nicht.
Der Kindermädchen-Gott, der sich im Hintergrund aufhält, aber für die Sicherheit der Kinder verantwortlich ist.
Der Planierraupen-Gott, der die Hindernisse auf dem Weg zum Glück beiseiteschieben soll.
Der Waschlappen-Gott, der uns von Zeit zu Zeit vom Staub und Dreck des Lebens reinigt.
Der Drogen-Gott, der uns aus Trauer und Angst in Hochstimmungen führt.
Der Lückenbüßer-Gott, der einspringt, wo wir nicht mehr weiterwissen.
Der Urknall-Gott, der einmal am Anfang alles in Gang gesetzt und sich dann zurückgezogen hat.
Der Milchstraßen-Gott, der als höheres Wesen irgendwo dazugehören darf.
Der Dekorations-Gott, der unsere Familienfeste und Lebenshöhepunkte mit einer hübschen Girlande verschönern soll.
Der Automaten-Gott, der funktioniert, wenn man Glaube und Gebet einwirft.
Der Wunscherfüller-Gott, der darauf wartet, sich bei uns beliebt zu machen.
Der Vorzeige-Gott, der in unserem frommen Leben die erste Geige spielt. Aber am Dirigentenpult stehen wir und bestimmen die Einsätze Gottes.
Es gibt zwei Wege einer Sünde: Gott abschaffen und leugnen und Gott einspannen und benutzen.
Wir sind Gottes Schöpfung. Wehe uns, wenn wir das umkehren und Gott zu unserer Schöpfung machen. Das ist eigentlich die Ursünde.
Karl Frielingsdorf, Dämonische Gottesbilder. Ihre Entstehung, Entlarvung und Überwindung. Matthias-Grünewald-Verlag. Mainz 1992.
Zum Problem der wiederverheiratet Geschiedenen
Wenn man die Bedeutung der Familien für die Zukunft der Kirche bedenkt, dann erscheint die rasant zunehmende Zahl von zerbrochenen Familien umso mehr als eine Tragödie. Jeder weiß: Das Problem der wiederverheiratet geschiedenen Ehen ist ein komplexes und dornenreiches Problem. Man darf das Problem nicht auf die Frage der Zulassung zur Kommunion reduzieren. Es betrifft die gesamte Ehe- und Familienpastoral. Diese beginnt bereits mit der Jugendpastoral, mit der Vorbereitung auf die Eheschließung, die eine gründliche Ehe- und Familienkatechese beinhalten soll. Daran schließt sich die Aufgabe der pas- toralen Begleitung der Ehepaare und der Familien an; sie wird aktuell, wenn eine Ehe und Familie in eine Krise gerät. In dieser Situation werden die Seelsorger alles ihnen Mögliche tun, um zur Heilung und Versöhnung der in die Krise geratenen Ehe und Familie beizutragen.
Jeder weiß aber auch, dass es Situationen gibt, in denen sich jeder vernünftige Versuch, eine Ehe zu retten, als vergeblich erweist. Den Heroismus verlassener Partner, die allein bleiben und sich allein durchs Leben schlagen, wird man bewundern und unterstützen. Doch viele verlassene Partner sind um der Kinder willen auf eine neue Partnerschaft und auf eine neue, zivile Eheschließung angewiesen, die sie ohne neue Schuld nicht wieder aufgeben können. Oft erfahren sie in solchen Verbindungen nach vorhergehenden bitteren Erfahrungen menschliches Glück, ja geradezu ein Geschenk des Himmels.
Was kann die Kirche in solchen Situationen tun? Sie kann keine Lösung neben oder entgegen dem Wort Jesu anbieten. Die Unauflöslichkeit einer sakramentalen Ehe und die Unmöglichkeit, zu Lebzeiten des anderen Partners eine zweite sakramentale Ehe zu schließen, ist ein verbindlicher Teil der Glaubenstradition der Kirche, die man nicht unter Berufung auf eine oberflächlich verstandene billige Barmherzigkeit aufheben oder aufweichen kann. Gottes Treue ist jedoch letztlich die Treue Gottes zu sich selbst und zu seiner Liebe. Weil Gott treu ist, ist er auch barmherzig; und in seiner Barmherzigkeit ist er treu, auch wenn wir treulos sind (2 Tim 2,13). Barmherzigkeit und Treue gehören zusammen. Deshalb kann es keine menschliche Situation geben, die absolut aussichtslos und ausweglos wäre. Da mag ein Mensch noch so tief fallen, er fällt nie tiefer als in Gottes Barmherzigkeit.
Die Frage lautet darum, wie die Kirche dieser unlösbaren Zusammengehörigkeit von Treue und Barmherzigkeit in ihrem pastoralen Handeln bei zivil wiederverheiratet Geschiedenen entsprechen kann. Dies ist ein relativ junges Problem, das es erst seit der Einführung der Zivilehe durch den Code civil Napoleons (1804) und dessen sukzessiver Einführung in den verschiedenen Ländern gibt. Die Reaktion der Kirche auf diese neue Situation hat wichtige Fortschritte gemacht. Der Codex Iuris Canonici von 1917 (c. 2356) behandelte die zivil wiederverheiratet Geschiedenen noch als Bigamisten, die ipso facto ehrlos sind und die je nach Schwere der Schuld mit der Exkommunikation oder dem persönlichen Interdikt belegt werden können. Der Codex Iuris Canonici von 1983 (c.1093) enthält diese Strafandrohungen nicht mehr; geblieben sind weniger schwerwiegende Einschränkungen. Familiaris con- sortio (Nr. 84) und Sacramentum caritatis (Nr. 29) sprechen inzwischen geradezu liebevoll von solchen Christen. Sie versichern ihnen, dass sie zur Kirche gehören und laden sie ein, sich am Leben der Kirche zu beteiligen. Das ist ein neuer Ton.
Aus: Walter Kardinal Kasper, Das Evangelium von der Familie. Die Rede vor dem Konsistorium. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2014.
Weißer Sonntag
Ein Mahl feiern
oder
einmal feiern?
Weiße Kleidchen
Fahnen vom Kirchturm:
Vor wem
kapitulieren wir
denn heute wieder?
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Erträglicher Affront
Ein Mitarbeiter Herrn K.s wurde beschuldigt, er nehme eine unfreundliche Haltung zu ihm ein. »Ja, aber nur hinter meinem Rücken«, verteidigte ihn Herr K.
Aus: Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1996.
Politik des Brotes
Bewegt Glaube noch? Und wenn ja - wo bewegt er sich hin? Bewegt der mich bewegende Glaube auch den anderen? Diese Fragen stellen sich für mich täglich in meinem Beruf als Redakteur. Mein Glaube ist ständig bei mir, ganz gleich ob privat oder dienstlich. Beim Auswählen der Nachrichten und Themen, beim Formulieren und Zuspitzen einer These, beim Blick in Zeitungen und Bücher - immer. Und mit jedem Satz, den ich - bewegt von meinem Glauben - schreibe, wird er öffentlich, und im besten Fall bewegt er.
Was sich - zugegeben - anhört wie das Bekenntnis eines erleuchteten Charismatikers, will auf einen Glauben hinweisen, der angesichts der Privatisierung der Religion in Vergessenheit zu geraten droht oder in seiner Verzerrung durch fundamentalistische Gewalttäter und Scharfmacher diskreditiert wird. Doch Glaube ist öffentlich. Denn so, wie ich nur in Gemeinschaft mit anderen bin, ist auch mein Glaube nur in Gemeinschaft. Damit kann das »Mein« nicht in einem ausschließenden, sondern nur in einem (mit)teilenden Sinn gebraucht werden. Angesichts der weitverbreiteten Einstellung, Glaube sei das Produkt des eigenen Auswählens aus den Regalen der verschiedenen Anbieter auf dem spirituell-religiösen Markt, erscheint die Idee eines Glaubens in Gemeinschaft entweder als Relikt aus längst überwunden geglaubten befreiungstheologischen Zeiten oder als Versuch, eine fundamentalistisch- weltabgewandte Gruppe zu gründen.
Wenn ich aber glaube, dass wir nicht das Produkt unseres eigenen Mächens sind, sondern uns der guten Schöpfung Gottes verdanken, wenn ich aber glaube, dass Gott uns und seiner Schöpfung so sehr zugetan ist, dass er selbst in die Welt kam, um ihr ein menschliches Antlitz zu geben, und wenn ich aber glaube, dass Gott dort mitten unter uns ist, wo wir das Leben teilen, wie wir es sakramental verdichtet im Brechen des Brotes und Teilen des Kelches feiern - dann hat dieser Glaube Folgen. Er lässt sich nicht ins private, stille Kämmerlein einsperren. Dieser Glaube rebelliert, will sich Gehör verschaffen, begehrt gegen Ungerechtigkeiten, Menschenverachtung und Lieblosigkeit auf.
Klingt politisch. Ist es auch. Glaube in Gemeinschaft und in der Welt muss politisch sein, genauso, wie er sich nicht auf Knopfdruck abschalten lässt. Da tut es weh, wenn in der Kirche der Trend zu einer Liturgie wieder obenauf ist, der den Gedanken der Communio zugunsten einer der Gemeinschaft abgewandten priesterzentrierten Form opfert. Da tut es weh, wenn in der Gesellschaft ein Klima der Gleich-Gültigkeit herrscht, das jede - ob vollkommen abstruse oder sinnvolle - Glaubensaussage mit einem Schulterzucken als Privatsache hinnimmt. Da tut es weh, wenn der freie Markt die Politik übernimmt und ethisch-religiöse Werte hinten runterfallen.
Und während ich die Zeilen schreibe, spüre ich, wie mein Glaube mich aufwühlt, wie er sich gegen die Verbannung ins Kuschelig-Meditative wehrt, wie er die allzu engen Grenzen eines blinden Traditionsgehorsams sprengen will - kurz: wie er mich bewegt.
Stephan U. Neumann, Redakteur der Wochenzeitschrift CHRIST IN DER GEGENWART, Freiburg i. Br.
in: Mein Glaube in Bewegung. Stellungnahmen aus Religion, Kultur und Politik. Herausgegeben von Johannes Rösner. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008
Was Christsein bedeutet
Warum bin ich Christ? Es ist ja nicht einfach eine Realitätsbeschreibung, ich »bin« Christ nicht wie ich weiß oder deutsch oder Mutter bin, ich »bin« heißt hier so viel wie ich versuche, ich lebe darauf hin, ich werde. »Lord, I want to be a Christian, in my heart«, wie es in einem Spiritual heißt. Ich nenne mich nach einem Menschen, der vor 2000 Jahren zu Tode gefoltert wurde und der nicht umzubringen war. Ich identifiziere mich mit ihm. Ich traue seiner Wahrheit mehr als anderen Stücken von Wahrheit, die ich zu Gesicht bekommen habe, und sicher mehr als meiner eigenen. Ich »identifiziere« mich, das bedeutet: Ich kann meine Identität nicht beschreiben, ohne über ihn zu reden. Ich, nur als weiß, deutsch, Mutter, Lehrerin, Schriftsteller oder was sonst noch alles - das wäre mir zu wenig, weil es diese Identifikation verschwiege, diese spezifische Auslegung dessen, was es heißt, ein Mensch zu werden. Wenn ich vermeide, über das Christsein zu sprechen, dann gerate ich in Gefahr, nur zu sagen, was ist - und gerade das ist zu wenig. Zu meiner Identität gehört mehr als mein individuelles Dasein, ja die »ist«-Beschreibung ist ein Gefängnis, das man verlassen muß. Transzendenz ist ein notwendiger täglicher Akt. Ich höre nicht da auf, wo meine Arme enden, so wie ich nicht erst da anfange, wo ich geboren wurde. Nur transzendierend sind wir lebendig. Das bedeutet, daß wir lernen können, die alltäglichen Akte des Transzendierens wahrzunehmen, daß wir aufmerksam werden auf die Bewegungen, in denen sich das menschliche Leben herstellt, auf die Augenblicke, in denen das Gesicht eines Menschen zum Gesicht eines Menschen wird. Das bedeutet auch, daß wir aufmerksam werden auf die materiellen und geistigen Bedingungen, in denen Menschen das Lebendigsein weggenommen wird, in denen sie von der Transzendenz abgeschnitten werden: durch Hunger und Elend, das alle Kräfte auf das Überleben richtet, so daß fürs Leben nichts mehr übrig bleibt, durch die Situation entfremdeter Arbeit in einem sinnlosen Leerlauf, durch das Existieren im consumismo, in dem unser Leben und Sein sich nur als Bekommen und Haben ausdrückt. Die Würde des Menschen ist die Fähigkeit zu überschreiten, was ist.
Christus lädt uns ein, an diesem Geheimnis teilzunehmen. Er stellt in uns eben diese Potenz wieder her. Wir sind Menschen, sagt er. Nicht Maschinen, nicht bloße Produzenten des Bruttosozialprodukts, nicht Agenten einer zum goldenen Kalb gemachten »nationalen Sicherheit«, nicht machtlos den Systemzwängen Unterworfene. Wir sind vielmehr transzendenzfähig, weil wir mit anderen verbunden leben. Es gibt eine Einheit des Lebens, des menschlichen Lebens, das jeder von uns hat, mit der Transzendenz, das ist eine Grundaussage christlicher Anthropologie. Ich bin verbunden mit, ich gehöre zu, also bin ich. Alle anderen möglichen Begründungen meines Daseins, wie die cartesianische (ich denke, also bin ich) oder die von Albert Camus (ich revoltiere, also bin ich), setzen mir zu spät an. Nur weil ich verbunden bin mit allen in Christus, darum hat es Sinn zu denken und darum bin ich genötigt, Widerstand zu leisten.
Aus: Dorothee Sölle, Erinnert euch an den Regenbogen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.
Die letzten Kirchgänger?
Sie waren ein neuer Rekord, die zuletzt veröffentlichten Austrittszahlen aus der katholischen Kirche nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle. Dennoch besuchen viele regelmäßig die Kirche.
Sonntags ist nicht viel los auf den Straßen Wiens. Zehn, maximal 15 Minuten braucht Familie Eder für ihren Weg. Und wenn man einige Minuten zu spät käme, wäre es auch nicht weiter schlimm, meint Robert Eder. "Manche", so der Familienvater, "kommen sogar zu spät, obwohl sie im selben Bezirk wohnen." Familie Eder hingegen muss vom vierten Wiener Gemeindebezirk in den zweiten fahren, denn dort befindet sich ihre Pfarre Am Schüttel. Und dort besucht die Familie den Gottesdienst. Jeden Sonntag.
Dass Familie Eder regelmäßig in die Kirche geht, erscheint mittlerweile fast ungewöhnlich. Von Kirchenkrise war im vergangenen Jahr mehr als einmal die Rede. Die Austrittszahlen sprechen eine deutliche Sprache: 87.393 Menschen haben im Jahr 2009 (nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle) der katholischen Kirche den Rücken zugekehrt. Laut Experten sind in spätestens 20 Jahren weniger als 50 Prozent der österreichischen Bevölkerung römisch-katholisch - zurzeit sind es noch 65 Prozent. Die Kirche verliert Mitglieder, Macht und Geld. Trotzdem gibt es aber noch jene Katholiken, die weiterhin ein Gotteshaus besuchen. Und ihr Anteil ist in den vergangenen Jahrzehnten relativ konstant geblieben - bei rund 20 Prozent.
"Ich kann die Austritte nachvollziehen", sagt Robert Eder, "aber für uns als katholische Familie ist das erschütternd." Der Schriftsteller und Maler und seine Frau, die Krankenschwester Gabi Eder, sitzen in ihrem Wohnzimmer und erzählen von ihrer ersten Begegnung. Es war Pfingstsonntag, in der Pfarre Mariahilf. Gabi, zugezogen aus Oberösterreich, besucht die Pfarre zum ersten Mal, während Robert hier schon ministriert hat. Sie lernen einander kennen, heiraten, werden Eltern von Mathias, er ist heute 15, und Fabian, 13. Die Familie sieht sich als progressiv-liberale Katholiken. Der Vatikan, sagt Robert Eder, entferne sich immer mehr von der Realität des 21. Jahrhunderts: "Vieles wird weggeschwiegen. Zölibat, Kondome, Homosexualität." Für ihn und seine Frau komme ein Austritt allerdings nicht infrage - trotz aller Kritik.
Spirituelle Tankstelle. Es sind zum einen soziale Motive, warum die Eders sonntäglich durch die fast leeren Straßen in den zweiten Bezirk fahren. Dort pflegen sie Freundschaften, besuchen das Pfarrcafé, singen gemeinsam im Chor. Die Pfarrgemeinschaft gebe der Familie viel Kraft, erzählen sie. Daher sind sie der Pfarre auch treu geblieben, als sie nach Wien Wieden gezogen sind. Wichtiger als die sozialen Motive sind jedoch die religiösen. "Die Pfarre ist für uns eine spirituelle Tankstelle", sagt Robert Eder. Und Gabi ergänzt: "Sonst kann ich gleich ins Beisl gehen und dort Freunde treffen."
Es ist genau das, was die Theologin Regina Polak "zentrale Bindungskraft" nennt; die tiefe, religiöse Bindung an die Kirche. Heute spielen die äußeren Faktoren keine große Rolle mehr, kein "Druck" der Gesellschaft, in die Kirche gehen zu müssen. "Früher war es schwieriger auszutreten, in einem Land, in dem Religion und Kultur eng zusammenhängen und nicht unterschieden werden", sagt Polak. Früher, das ist die Zeit, als noch 89 Prozent der österreichischen Bevölkerung römisch-katholisch war (1951). Ob man dieser Zeit nachtrauere? Ja und Nein, sagt Polak. Die heutige Religionsfreiheit und die religiöse Pluralität seien eine positive Entwicklung. Wehmut schwingt trotzdem mit. "Die Epoche der Volkskirche geht unwiderruflich zu Ende. In dem Sinn trauere ich auch."
Dass mit den Austrittszahlen auch die Religiosität sinkt, glaubt die Theologin allerdings nicht. "Die Zahl jener, die eine religiöse Bindung haben, war nie flächendeckend." Eine tiefe religiöse Bindung hat Mathias Eder zurzeit auch nicht. Der 15-Jährige will sonntags ausschlafen. In die Kirche geht er selten mit. Überhaupt, alles was mit Kirche zu tun hat, ist Mathias suspekt. Seine Eltern nehmen es gelassen, auch wenn sie es bedauern, dass er sich nicht engagiert. "Mit dem Zwang geht aber alles verloren", sagt Vater Robert.
Mathias und sein Bruder Fabian sind ohnehin nicht die "typischen" Kirchgänger. Der Altersdurchschnitt der Gläubigen, die regelmäßig in die Kirche gehen, liegt bei knapp 60 Jahren. Nur an Festtagen liegt der Durchschnitt bei 40, wie Religionssoziologe Paul Zulehner in einer Studie erfasst hat ("Verbuntung. Kirchen im weltanschaulichen Pluralismus"). In diesem Rahmen bewegt sich auch der Altersdurchschnitt in der Pfarre Am Schüttel, die Pfarrer Michael Ciurej als "klein und lebendig" bezeichnet. Junge Menschen würden dennoch kommen. "Ich schicke an alle katholischen Familien Weihnachts- und Ostergrüße. Viele junge Leute reagieren darauf." Und später würden manche auch regelmäßig vorbeischauen.
Reiche Kirche. Gerade nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle habe der Pfarrer viel Zuspruch erhalten. "Stark bleiben", hätten ihm einige auf der Straße gesagt. Von den sieben Neueintritten in seine Pfarre im vergangenen Jahr seien einige aus Protest über das negative Image der Kirche eingetreten. Ausgetreten sind trotzdem 65.
Es ist eine schwere Zeit für die Kirche, das mag wohl niemand negieren. Dass das Ende der Kirche eingeläutet ist, glauben aber auch die wenigsten. "Wir sind immer noch eine reiche Kirche. Reich an Mitgliedern, reich an Ressourcen, reich an Geld", sagt Polak. Die Frage sei nur, ob man die Ressourcen für eine innovative Zukunftsgestaltung investieren werde. Denn die Kirche, so die Theologin weiter, werde künftig mehr an ihren Taten gemessen werden.
© DiePresse.com
15.01.2011 | 18:22 | von Duygu Özkan (Die Presse)
Filmemacher Glawogger lobt die katholische Kirche für ihre Feste
Bonn, 30.09.11 (KAP) Der Grazer Filmemacher Michael Glawogger ("Whores' Glory", "Megacities") sieht sich als "katholischen Agnostiker". Die katholische Kirche könne "irrsinnig gut" Feste ausrichten mit den richtigen Gesten und dem richtigen Raum, sagte Glawogger der in Bonn erscheinenden katholischen Zeitschrift "Filmdienst".
Wenn er dagegen die protestantischen Kirchen sehe, gelte: "Sorry, da kann ich auch gleich ins Büro gehen." Da frage er sich, wo denn "Gott in seiner Herrlichkeit" stecke.
Um das zu verinnerlichen, müsse er noch nicht an Gott glauben, betonte Glawogger: "Vielleicht bin ich das, was man einen katholischen Agnostiker nennt."
In seinem neuesten Werk "Whores' Glory" thematisiert der Regisseur und Autor, dessen Filme häufig dokumentarisch angelegt sind, das Leben von Prostituierten.
Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at)
30.09.11
Erzdiözese Salzburg startet wieder Initiative "Offener Himmel"
Salzburg, 03.10.11 (KAP) Bereits zum neunten Mal lädt die Erzdiözese Salzburg zur Begegnungswoche "Offener Himmel" ein. Diesmal haben zehn Pfarrgemeinden im Pongau ab Freitag, 7. Oktober, insgesamt mehr als 260 Veranstaltungen für Jung und Alt vorbereitet. Erzbischof Alois Kothgasser wird vor Ort bei zahlreichen Feiern, Gesprächen und Begegnungen mit dabei sein. Die Woche endet am Sonntag, 15. Oktober, und steht unter dem Motto "Wirklich, Gott ist an diesem Ort!".
Ziel sei es, Menschen ins Gespräch miteinander zu führen und Gott spürbar werden lassen, wie die Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung am Montag mitteilte. "Das Wort vom Offenen Himmel weckt Hoffnung, dass Gottes Geschichte mit den Menschen in dieser Region weiter geschrieben wird", so der Koordinator der Begegnungswoche, Sebastian Schneider.
Auf dem Programm der neunten "Offenen Himmels" stehen u.a. Gottesdienste, Konzerte und viele zum Teil auch ungewöhnliche Straßenaktionen. So werden beispielsweise Schulkinder Straßen bemalen oder ihre Himmelsvorstellungen in "Guckkästen" präsentieren.
Informationen zur Initiative "Offener Himmel" und das Programm im Detail: www.offenerhimmel.at
Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at)
03.10.11
Kirchliche "Key2Life"-Rocknacht im Wiener Gasometer
Wien, 01.10.11 (KAP) Rockkonzert, Gebet und Gemeinschaft: Kirche auf unkonventionelle Weise erleben können Jugendliche bei der "Key2Life Rocknacht" am 19. November im Wiener Gasometer. Zum Konzertabend mit insgesamt sieben Bands werden Hunderte Jugendliche erwartet, hieß es in einer Aussendung der Erzdiözese Wien. Als "Hauptact" stehen die Grammy-Gewinner "Switchfoot" auf der Bühne und präsentieren ihr aktuelles Album "Vice Verses". Neben Musik bietet die Rocknacht laut den Veranstaltern auch genügend Platz für Gebet und Austausch.
Neben "Switchfoot" werden auch heimische Größen wie "Cardiac Move" für Unterhaltung sorgen. Die österreichische Lobpreisband "Arise" wird den Abend mit spirituellen Hymnen ausklingen lassen. Weiters bietet eine "Chill-Out Zone" die Möglichkeit, sich über Glauben, Kirche und Gebetsgemeinschaften zu informieren, hieß es in der Aussendung.
Michael Scharf, geistlicher Assistent des Wiener Pastoralamts, betonte, mit "Key2Life" wolle man den Jugendlichen die Möglichkeit bieten, "ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen und gemeinsam mit anderen Christen dieses Geschenk zu feiern".
"Key2Life" verbinde Glauben mit jugendlichem Lebensgefühl, so Mitinitiator und Chefredakteur des katholischen Jugendmagazins "You!", Michael Cech: "Man trifft sich, lernt sich kennen, kann gemeinsam über Leben und Glaube sinnieren und gleichzeitig Spaß haben."
Tickets sind im Vorverkauf um 29 Euro über "Ö-Ticket", in Bank Austria-Filialen, dem deutschen Ticketportal "Cvents" sowie unter www.key2life.at erhältlich.
Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at)
01.10.11
Königswürde des Herzens
Dieses Bild ist von Jesus, und es ist wunderbar. Wir sollten, wenn wir fragen, wofür wir auf der Welt sind, uns diese Antwort geben können: Wir sind nicht durch den Zufall der Biologie ins Dasein geschleudert worden, kurzlebig, ständig gegen den Tod ankämpfend und letztlich von Geburt an gescheitert. Wir sollten auf die Frage, warum es uns gibt, uns selber und einem jeden sagen dürfen: Wir leben, weil Gott von Ewigkeit her wollte, daß wir sind. Wir sind die Eingeladenen zum Festmahl eines Königs, wir sind berufen, teilzuhaben an der unendlichen Freude Gottes, die er teilen und vermehren möchte durch das Dasein eines jeden. Denn es ruht eine unendliche Dankbarkeit der Liebe, des Vertrauens und des Glücks auf dem Dasein eines jeden Menschen, für dessen Wert sich unsere Augen öffnen und klären. Wir verstehen Gott mit einemmal; warum ihm so unendlich viel an uns liegt, warum er diese Auszeichnung, diese noch unsichtbare, aber sich immer deutlicher mitteilende Königswürde des Herzens eines jeden wollte. So groß dachte Gott von uns, und er möchte, daß sein Saal reich ist und weit, wie unser Leben randvoll von Glück. Was alle Märchen sich erhoffen und bis in die Nächte unserer Träume uns lehren, das Bild einer ewigen Hochzeit des Glücks, hier, im Thronsaal unseres Königs sollte es sich vollziehen.
Eugen Drewermann, Wenn der Himmel die Erde berührt. Predigten über die Gleichnisse Jesu, hrsg. v.. Bernd Marz, München: Piper Verlag 2. Aufl. 1999, S. 84f.
Staunen
Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie. Die hohen Flammen flackten, die Stimmen schwirrten, wirre Lieder klirrten aus Glas und Glanz, und endlich aus den reifgewordenen Takten: entsprang der Tanz. Und alle riß er hin. Da war ein Wellenschlagen in den Sälen, ein Sich-Begegnen und ein Sich-Erwählen, ein Abschiednehmen und ein Wiederfinden, ein Glanzgenießen und ein Lichterblinden und ein Sich-Wiegen in den Sommerwinden, die in den Kleidern warmer Frauen sind.
Aus dunklem Wein und tausend Rosen rinnt die Stunde rauschend in den Traum der Nacht.
Und einer steht und staunt in diese Pracht. Und er ist so geartet, daß er wartet, ob er erwacht. Denn nur im Schlafe schaut man solchen Staat und solche Feste solcher Frauen: ihre kleinste Geste ist eine Falte, fallend in Brokat. Sie bauen Stunden auf aus silbernen Gesprächen, und manchmal heben sie Hände so - und du mußt meinen, daß sie irgendwo, wo du nicht hinreichst, sanfte Rosen brächen, die du nicht siehst. Und da träumst du: Geschmückt sein mit ihnen und anders beglückt sein und dir eine Krone verdienen für deine Stirne, die leer ist.
Rainer Maria Rilke, Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, Leipzig: Insel Verlag 1978, S. 21f.
Des Lebens süßer, trivialer Dreitakt
Er war berauscht von dem Fest, an dem er nicht Teil gehabt, und müde von Eifersucht. Wie früher, ganz wie früher war es gewesen! Mit erhitztem Gesicht hatte er an dunkler Stelle gestanden, in Schmerzen um euch, ihr Blonden, Lebendigen, Glücklichen, und war dann einsam hinweggegangen. Jemand müßte nun kommen! Ingeborg müßte nun kommen, müßte bemerken, daß er fort war, müßte ihm heimlich folgen, ihm die Hand auf die Schulter legen und sagen: Komm herein zu uns! Sei froh! Ich liebe dich! ... Aber sie kam keines Weges. Dergleichen geschah nicht. Ja, wie damals war es, und er war glücklich wie damals. Denn sein Herz lebte. Was aber war gewesen während all der Zeit, in der er das geworden, was er nun war? - Erstarrung; Öde; Eis; und Geist ! Und Kunst! ...
Er entkleidete sich, legte sich zur Ruhe, löschte das Licht. Er flüsterte zwei Namen in das Kissen hinein, diese paar keuschen, nordischen Silben, die ihm seine eigentliche und ursprüngliche Liebes-, Leides- und Glückesart, das Leben, das simple und innige Gefühl, die Heimat bezeichneten. Er blickte zurück auf die Jahre seit damals bis auf diesen Tag. Er gedachte der wüsten Abenteuer der Sinne, der Nerven und des Gedankens, die er durchlebt, sah sich zerfressen von Ironie und Geist, verödet und gelähmt von Erkenntnis, halb aufgerieben von den Fiebern und Frösten des Schaffens, haltlos und unter Gewissensnöten zwischen Extremen, zwischen Heiligkeit und Brunst hin und her geworfen, raffiniert, verarmt, erschöpft von kalten und künstlich erlesenen Exaltationen, verirrt, verwüstet, zermartert, krank - und schluchzte vor Reue und Heimweh.
Um ihn war es still und dunkel. Aber von unten tönte gedämpft und wiegend des Lebens süßer, trivialer Dreitakt zu ihm herauf.
Thomas Mann, Tonio Kröger, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2003, S. 107f.
Such, wer da will, ein ander Ziel
Such, wer da will, ein ander Ziel,
die Seligkeit zu finden;
mein Herz allein bedacht soll sein,
auf Christus sich zu gründen.
Sein Wort sind wahr, sein Werk sind klar,
sein heilger Mund hat Kraft und Grund,
all Feind zu überwinden.
Such, wer da will, Nothelfer viel,
die uns doch nichts erworben;
hier ist der Mann, der helfen kann,
bei dem nie was verdorben.
Uns wird das Heil durch ihn zuteil,
uns macht gerecht der treue Knecht,
der für uns ist gestorben.
Ach sucht doch den, laßt alles stehn,
die ihr das Heil begehret;
er ist der Herr, und keiner mehr,
der euch das Heil gewähret.
Sucht ihn all Stund von Herzensgrund,
sucht ihn allein; denn wohl wird sein
dem, der ihn herzlich ehret.
Meins Herzens Kron, mein Freudensonn
sollst du, Herr Jesu, bleiben;
laß mich doch nicht von deinem Licht
durch Eitelkeit vertreiben;
bleib du mein Preis, dein Wort mich speis,
bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr,
an dich stets fest zu glauben.
Wend von mir nicht dein Angesicht,
laß mich im Kreuz nicht zagen;
weich nicht von mir, mein höchste Zier,
hilf mir mein Leiden tragen.
Hilf mir zur Freud nach diesem Leid;
hilf, daß ich mag nach dieser Klag
dort ewig dir Lob sagen.
Georg Weissel (1623) in: EG 346
Deswegen schickst du auf die Straßen
Ich lobe dich von ganzer Seelen,
daß du auf diesem Erdenkreis
dir wollen eine Kirch erwählen
zu deines Namens Lob und Preis,
darinnen sich viel Menschen finden
in einer heiligen Gemein,
die da von allen ihren Sünden
durch Christi Blut gewaschen sein.
Du rufest auch noch heutzutage,
daß jedermann erscheinen soll;
man höret immer deine Klage,
daß nicht dein Haus will werden voll.
Deswegen schickst du auf die Straßen,
zu laden alle, die man find't;
du willst auch die berufen lassen,
die blind und lahm und elend sind.
Du, Gott, hast dir aus vielen Zungen
der Völker eine Kirch gemacht,
darin dein Lob dir wird gesungen
in einer wunderschönen Pracht,
die sämtlich unter Christus stehen
als ihrem königlichen Haupt
und in Gemeinschaft dies begehen,
was jeder Christ von Herzen glaubt.
Friedrich Konrad Hiller (1711), in: EG 250,1-3
Martin Stewen (2014)
Bernhard Zahrl (1999)
Hans Hütter (1996)