Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 12. Feb. 2023 - 6. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
25. Mär. 2023
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
20. Mär. 2023
19. März: hl. Josef (Fest)
19. Mär. 2023
4. Fastensonntag (A)
15. Mär. 2023
15. März: Klemens Maria Hofbauer (Fest)
12. Mär. 2023
3. Fastensonntag (A)
05. Mär. 2023
2. Fastensonntag (A)
26. Feb. 2023
1. Fastensonntag (A)
22. Feb. 2023
Aschermittwoch (A/B/C)
19. Feb. 2023
7. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Feb. 2023
6. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Sir 15,15-20 (16-21)
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach.
Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften.
Wenn du willst, wirst du die Gebote bewahren
und die Treue, um wohlgefällig zu handeln.
Er hat dir Feuer und Wasser vorgelegt,
was immer du erstrebst,
danach wirst du deine Hand ausstrecken.
Vor den Menschen liegen Leben und Tod,
was immer ihm gefällt, wird ihm gegeben.
Denn groß ist die Weisheit des Herrn,
stark an Kraft ist er und sieht alles.
Seine Augen sind auf denen, die ihn fürchten,
und er kennt jede Tat des Menschen.
Keinem befahl er, gottlos zu sein,
und er erlaubte keinem zu sündigen.
Das Buch Jesus Sirach gehört zur alttestamentlichen Weisheitsliteratur, über dessen Verfasserschaft keine Klarheit herrscht. Deutlich zu erkennen ist wohl ein hoher Bildungsstand des Autors. Entstanden ist das Buch im 2. Jahrhundert v. Chr. entweder in Jerusalem oder im ägyptischen Alexandria.
Es besteht zum einen Teil aus einer Sammlung von Sprichworten, zum anderen Teil aus einem Lobgesang auf die Schöpfung. Dort findet sich auch die heutige Lesungsperikope.
Der für die Liturgie ausgesuchte Textabschnitt ist Teil einer größeren Einheit (Sir 15,11-20). Die Verse 11 bis 14 lauten: "Sag nicht: Meine Sünde kommt von Gott. Denn was er haßt, das tut er nicht. Sag nicht: Er hat mich zu Fall gebracht. Denn er hat keine Freude an schlechten Menschen. Verabschäuungswürdiges haßt der Herr: alle, die ihn fürchten, bewahrt er davor. Er hat am Anfang den Menschen geschaffen und ihn der Macht der Eigenen Entscheidung überlassen." (vgl. "ungekürzte Fassung")
Der Schreiber wehrt sich gegen die Tendenz, die auch uns nicht fremd ist: Der Mensch sucht die Schuld bei Gott. Die Auffassung der Griechen, daß der "Neid der Götter" den Menschen zu Fall bringt, steht wahrscheinlich dahinter. Gott hat dem Menschen die Freiheit gegeben, damit er ein freies Ja zu Gott und seiner Liebe sagen kann. Gott riskiert gleichsam mit der Freiheit des Menschen auch, daß sie die Sünde ermöglicht. Gottes Weisheit will die Freiheit, um dem liebenden Menschen Anteil an seinem Heil zu geben, denn ohne Freiheit ist Liebe nicht möglich.
Mit diesem Gedanken beginnt unsere Perikope. Die Wahlfreiheit wird zuerst im Bild von "Feuer und Wasser" angesprochen, dann aber ist in Anlehnung an Deutronomium 30,15-16 von Leben und Tod die Rede. Dort heißt es: "Hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote der Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, ... dann wirst du leben und zahlreich werden ..."
Am Schluß wird in Vers 20 der Gedanke vom Anfang der Perikope (Vers 11) wieder aufgegriffen: Der Sünder, der Betrüger, kann nicht Gott die Schuld für sein Versagen zuschieben.
Die Lesung ist dem Buch des Jerusalemer Weisheitslehrers Jesus Sirach entnommen. Jesus Sirach schreibt am Beginn des 2. Jahrhunderts vor Chr. und sieht sich vielen neuen Geistesströmungen, die mit den hellenistischen Machthabern in Land Eingang gefunden haben, konfrontiert. Er verteidigt jüdische Überlieferung als Weisheit Gottes, die zum Leben führt, gegenüber griechisch-hellenistischen Weisheitslehren, welche die Freiheit des Menschen und damit die Möglichkeit, sich für das Gute oder das Böse zu entscheiden und für die eigenen Taten Verantwortung zu übernehmen, in Abrede stellen.
Es ist hilfreich, auch die vorangehenden Verse (vgl. die "ungekürzte Fassung") zu lesen. Sie enthalten die Fragestellung, auf welche die Verse 15 bis 20 eine Antwort geben: Wer ist für das Böse in der Welt verantwortlich?
Jesus Sirach weist den Gedanken, daß Gott das Böse gewollt haben könnte, mit der Überlegung zurück, daß Gott nicht etwas geschaffen haben kann, was er haßt. Er betont die Freiheit und Verantwortung des Menschen, der die Weisheit des Gottesgesetzes annehmen oder ablehnen kann. In seiner Argumentation lehnt er sich an Deuteronomium 30,15ff an.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Sir 15,11-20
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach.
Sag nicht:
Wegen des Herrn bin ich abtrünnig geworden!
Denn, was er hasst, wird er nicht tun.
Sag nicht:
Er hat mich in die Irre geführt!
Denn er hat keinen Nutzen von einem sündigen Mann.
Jeden Gräuel hasst der Herr,
und wer den Herrn fürchtet,
kann den Gräuel nicht lieben.
Er selbst hat am Anfang den Menschen gemacht
und hat ihn der Macht seiner Entscheidung überlassen.
Wenn du willst,
wirst du die Gebote bewahren
und die Treue, um wohlgefällig zu handeln.
Er hat dir Feuer und Wasser vorgelegt,
was immer du erstrebst,
danach wirst du deine Hand ausstrecken.
Vor den Menschen liegen Leben und Tod,
was immer ihm gefällt, wird ihm gegeben.
Denn groß ist die Weisheit des Herrn,
stark an Kraft ist er und sieht alles.
Seine Augen sind auf denen, die ihn fürchten,
und er kennt jede Tat des Menschen.
Keinem befahl er, gottlos zu sein,
und er erlaubte keinem zu sündigen.
Antwortpsalm - Ps 119,1-2. 4-5. 17-18. 33-34
Kv: Selig die Menschen,
die gehen nach der Weisung des Herrn. - Kv
(GL 31,1)
Selig, deren Weg ohne Tadel ist, *
die gehen nach der Weisung des HERRN.
Selig, die seine Zeugnisse bewahren, *
ihn suchen mit ganzem Herzen, - Kv
Du hast deine Befehle gegeben, *
damit man sie genau beachtet.
Wären doch meine Schritte fest darauf gerichtet, *
deine Gesetze zu beachten. - Kv
Handle an deinem Knecht, so werde ich leben. *
Ich will dein Wort beachten.
Öffne mir die Augen, dass ich schaue *
die Wunder deiner Weisung! - Kv
Weise mir, HERR, den Weg deiner Gesetze! *
Ich will ihn bewahren bis ans Ende.
Gib mir Einsicht, damit ich deine Weisung bewahre, *
ich will sie beachten mit ganzem Herzen! - Kv
2. Lesung - 1 Kor 2,6-10
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Wir verkünden Weisheit unter den Vollkommenen,
aber nicht Weisheit dieser Welt
oder der Machthaber dieser Welt,
die einst entmachtet werden.
Vielmehr verkünden wir
das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes,
die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat
zu unserer Verherrlichung.
Keiner der Machthaber dieser Welt hat sie erkannt;
denn hätten sie die Weisheit Gottes erkannt,
so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
Nein, wir verkünden, wie es in der Schrift steht,
was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat,
was in keines Menschen Herz gedrungen ist,
was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Uns aber hat es Gott enthüllt durch den Geist.
Der Geist ergründet nämlich alles,
auch die Tiefen Gottes.
Martin Stewen (2014)
Karl Gravogl (1999)
Hans Hütter (1996)
Nach der Gründung der christlichen Gemeinde in Korinth (50/51 oder 55/56 n. Chr.) blieben Paulus und seine Gefährten mittels Briefen mit den Christen in Kontakt. Als Autoren des ersten Korintherbriefes gelten Paulus selbst und Sosthenes weitestgehend als sicher.
Aufgrund verschiedener Missstände ermahnt Paulus die Menschen in Korinth - einer lebendigen Hafenstadt! -, sich nicht zu sehr dem Weltlichen zu ergeben, sondern treue Gottsuchende zu bleiben. An ihnen, den treuen Christinnen und Christen, liegt es, ob der Glaube lebendig bleibt oder nicht.
Unser Textabschnitt gehört zu den schwer verständlichen Versen im 1. Korintherbrief. Gleich viermal kommt hier das Wort Weisheit vor. In den Abschnitten des Briefes, die diesen Versen voraus gehen, polemisiert Paulus gegen jegliche Weisheit und stellt ihr die "Torheit des Kreuzes" gegenüber (1 Kor 1,18 - 2,5).
Der Hintergrund sowohl für die vorausgehende Polemik als auch für unsere Perikope ist wohl die Lehre der griechischen Mysterienkulte, gegen die sich der Apostel abgrenzt. Der in die Kulte der Gnosis "Eingeweihte" durfte sich als Vollkommener bezeichnen. Für Paulus sind all die die "Vollkommenen", die die verborgene Weisheit Gottes annehmen, die Gott schon vor allen Zeiten vorausbestimmt hat (siehe Weisheitsliteratur des AT), die aber erst in Jesus Christus und in seinem Kreuzestod Jesu Christi offenbar geworden ist (Anspielung in Vers 8).
Auch der Begriff "Machthaber dieser Welt" spricht gnostische Vorstellungen an. Kosmische Mächte und Gewalten spielen in diesem Gedankengut eine wichtige Rolle. Diese Mächte stehen zwar hinter der Auslieferung Jesu ans Kreuz, werden aber gerade durch den Kreuzestod Jesu (jetzt schon beginnend) am Ende der Tage für immer entmachtet.
Der Vers 9 umschreibt in einer auch sprachlich sehr ausdrucksstarken Form diese Weisheit Gottes, - das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben: Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört, keinem Menschen ist es in den Sinn gekommen. Eines der Tagesgebete im Meßbuch gibt diesen Vers in Form eines Gebetes wieder ("Schlußgebete zur Auswahl" Nr. 1).
Paulus kämpft im griechischen Raum mit vielerlei religiösen Strömungen und Lehren; zum Teil philosophischer Art, zum Teil Heilslehren aus dem Osten wie z.B. die Gnosis oder Mysterienkulte. Einige dieser Gruppierungen beanspruchen für sich eine höhere Vollkommenheit und eine tiefere Einsicht in die Geheimnisse der Welt, als den übrigen Menschen zugänglich ist.
In den der Lesung vorangehenden Versen 1 bis 5 betont Paulus, daß das Christentum mit diesen esoterischen Weiheitslehren nichts zu tun hat. Das schließt aber nicht aus, daß seine Lehre von Christus dem Gekreuzigten zu einer tieferen Einsicht in die Welt- und Lebenszusammenhänge hinführt. Dies ist eine Weisheit ganz anderer Art, keine Geheimlehre, sondern die Einführung in das Geheimnis der Weisheit Gottes durch den Geist, der den Christen in der Taufe zuteil geworden ist.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 11,25
Halleluja. Halleluja.
Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Evangelium - Mt 5,17-37
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Denkt nicht,
ich sei gekommen,
um das Gesetz und die Propheten aufzuheben!
Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben,
sondern um zu erfüllen.
Amen, ich sage euch:
Bis Himmel und Erde vergehen,
wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen,
bevor nicht alles geschehen ist.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt
und die Menschen entsprechend lehrt,
der wird im Himmelreich der Kleinste sein.
Wer sie aber hält und halten lehrt,
der wird groß sein im Himmelreich.
Darum sage ich euch:
Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist
als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer,
werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Ihr habt gehört,
dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst nicht töten;
wer aber jemanden tötet,
soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch:
Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt,
soll dem Gericht verfallen sein;
und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!,
soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein;
wer aber zu ihm sagt: Du Narr!,
soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst
und dir dabei einfällt,
dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen;
geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder,
dann komm
und opfere deine Gabe!
Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner,
solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist!
Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen
und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben
und du wirst ins Gefängnis geworfen.
Amen, ich sage dir:
Du kommst von dort nicht heraus,
bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.
Ihr habt gehört,
dass gesagt worden ist:
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch:
Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren,
hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt,
dann reiß es aus und wirf es weg!
Denn es ist besser für dich,
dass eines deiner Glieder verloren geht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt,
dann hau sie ab und wirf sie weg!
Denn es ist besser für dich,
dass eines deiner Glieder verloren geht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.
Ferner ist gesagt worden:
Wer seine Frau aus der Ehe entlässt,
muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
Ich aber sage euch:
Wer seine Frau entlässt,
obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt,
liefert sie dem Ehebruch aus;
und wer eine Frau heiratet,
die aus der Ehe entlassen worden ist,
begeht Ehebruch.
Ihr habt gehört,
dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst keinen Meineid schwören,
und: Du sollst halten,
was du dem Herrn geschworen hast.
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht,
weder beim Himmel,
denn er ist Gottes Thron,
noch bei der Erde,
denn sie ist der Schemel seiner Füße,
noch bei Jerusalem,
denn es ist die Stadt des großen Königs!
Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören;
denn du kannst kein einziges Haar
weiß oder schwarz machen.
Eure Rede sei: Ja
ja,
nein
nein;
was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.
Martin Stewen (2014)
Karl Gravogl (1999)
Hans Hütter (1996)
Bei der vorliegenden Perikope handelt es sich um eine der programmatischen Reden Jesu. Jesus setzt seine Sendung in Beziehung zu vorherrschenden Traditionen. Er setzt sich auseinander mit dem jüdischen Gesetz: Das hat für ihn dauerhaft Bestand. In der exegetischen Diskussion wird vermutet, dass diese Rede, die der Evangelist wiedergibt, darauf verweist, dass es in der matthäischen Gemeinde hinsichtlich der Gesetzesgültigkeit Diskussionen gegeben haben könnte: entweder mit Außenstehenden oder mit verschiedenen Strömungen innerhalb der Gemeinde.
Die Kernfrage, die mit der Rede beantwortet werden soll, lautet: Ist das Gesetz unabänderliche Norm für alle Zeiten oder dient es der Vorbereitung des Anbruchs einer neuen, messianischen Zeit. Jesus gibt die Antwort: Der Messias ist da und will vollenden, was das Gesetz will, ohne es zu verändern. Das Gesetz will Gerechtigkeit im Gleichstand - Jesus überspitzt das sogar noch und ruft dazu auf, Gerechtigkeit zu sehen als das Quentchen mehr zugunsten des Anderen.
Der Abschnitt der Bergpredigt, der an diesem Sonntag verkündet wird, gliedert sich in drei Teile. Die Verse 5,17–19 sind der sogenannte Vorspruch der Bergpredigt. Der Vers 5,17 bildet mit dem Vers 7,12 gleichsam den Rahmen zum Hauptteil der Bergpredigt. In beiden Versen werden "das Gesetz und die Propheten" verwendet.
In diesen Versen (17–19 und auch noch 20) bestimmt der Evangelist das Verhältnis der judenchristlichen Gemeinde, an die er schreibt, zur Tora und zum Judentum überhaupt. Die Christen sind bereits aus der Synagoge ausgeschlossen, wollen aber trotzdem bewußt an ihrer Herkunft festhalten. Sie halten sich deshalb streng an die Vorschriften des jüdischen Gesetzes. Möglicherweise müssen sie sich auch gegen den Vorwurf der jüdischen Mitbewohner wehren, die Judenchristen würden die Tora verwerfen.
Hinter dem Vers 18 steht die Auffassung: Es gibt große und kleine Gesetze und es gibt in Gottesreich verschiedene Plätze. Vielleicht spiegeln diese Verse auch schon die Auseinandersetzung mit der Heidenmission wieder: Der (Heiden-)Christ, der nicht alle Gesetze der Tora einhält, ist deshalb auch nicht vom Reich Gottes ausgeschlossen. - Das Ringen um die Toleranz gegenüber anderen (Lehr-)Meinungen ist auch der Kirche unserer Tage nicht fremd.
Der Vers 5,20 erfüllt eine Brückenfunktion. Er faßt den Inhalt des Vorspruchs (5,17-19) zusammen und ist zugleich die Überschrift des Hauptteils (5,21 - 7,11).
Die Gerechtigkeit, die Lebensführung nach dem Willen Gottes, ist Bedingung für das Eingehen in das Himmelreich. Sie muß weit größer sein als die der Pharisäer. Für Jesus ist in der Darstellung des Matthäusevangeliums das Liebesgebot die Mitte des Gesetzes (5,43-48; 22,35-40; 24,12). Nicht sklavisches Anklammern an die Bestimmungen des Gesetzes, sondern die Erfüllung des Liebesgebotes ist die "größere Gerechtigkeit". - Auch dieser Grundsatz hat für uns heute nichts von seiner Aktualität verloren.
Der Abschnitt 5,21-37 enthält 4 der insgesamt 6 Antithesen der Bergpredigt (5,21-48). In den Antithesen wird immer einer Vorschrift des Ersten Testamentes eine Forderung Jesu gegenübergestellt. Die Formulierung "daß gesagt worden ist" ist eine Umschreibung für: Gott hat gesagt. "Die Alten" meint die Generation, die den Exodus erlebt hat.
Die 1. Antithese erklärt den Zorn für genauso verwerflich wie das Töten. Der Christ soll mit seiner ganzen Einstellung und in seinem gesamten Verhalten auf das Wohl des "Bruders", des Volksgenossen, bedacht sein.
In der 2. Antithese wird aus der Tora die uns als 6. Gebot bekannte Stelle zitiert (Ex 20,14; Dtn 5,18). Jesus verschärft dieses Gebot. Nicht erst eine bestimmte Handlung wie der vollzogene Geschlechtsverkehr erfüllt den Tatbestand des Ehebruchs. Dieser beginnt bereits mit der Absicht, eine fremde Ehe zu verletzen.
Die 3. Antithese verurteilt die Möglichkeit der Ehescheidung, die in der Tora vorgesehen ist (vgl. Mk 10,1–12; Mt 5,31f; 19,1–2; Lk 16,18; 1 Kor 7,10f). Der Mann hat der Frau gegenüber eine Verantwortung, die jenseits aller Gesetze liegt, und der er sich auch nicht entziehen kann, indem er sich auf juridische Bestimmungen beruft.
Die 4. Antithese verbietet das Schwören (vgl. Jak 5,12). Alles Reden des Christen soll wahrhaftig sein. Unsere Wahrhaftigkeit darf sich nicht auf den Eid beschränken. Auf alles, was wir sagen, soll man sich verlassen können.
Die Antithesen zielen alle auf den ganzen Menschen. Mitmenschlichkeit kann sich nicht darin erschöpfen, nur bestimmte böse Handlungen zu unterlassen. Bloße Erfüllung von Geboten wird dem Nächsten nicht gerecht. Meine ganze Einstellung ist gefragt.
Das Evangelium ist der sog. Bergpredigt aus dem Evangelium des Matthäus entnommen. In sechs Antithesen stellt Jesus seine neue, vertiefte Ethik der Überlieferung, wie sie vor allem von den Schriftgelehrten und Pharisäern ausgelegt wurde, gegenüber.
Der gesamte Text der 6 Antithesen ist für das Vortragen im Gottesdienst fast zu lang. Außerdem meinen namhafte Bibelwissenschatler, daß die dritte, fünfte und sechste Antithese nicht die gleiche Ursprünglichkeit wie die anderen drei beanspruchen können. Sie sind aus anderen überlieferten Jesusworten den ursprünglichen drei Antithesen nachgebildet worden. Die Kurzfassung beschränkt sich auf diese Versauswahl.
Inhaltlich greift Jesus das fünfte und sechste der zehn Gebote sowie das Schwurgesetz auf und stell mit einem sehr selbstbewußten "Ich aber sage euch" seine eigenen ethischen Forderungen gegenüber. Ihm geht es dabei weder um eine Erweiterung noch Verschärfung der Forderungen der überlieferten Gebote, sondern um eine Rückführung auf den ursprünglichen Sinn. Jesus hat eine neue Qualität der Rechtschaffenheit im Auge.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 5,20-22a. 27-28. 33-34a. 37
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Ich sage euch:
Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist
als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer,
werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Ihr habt gehört,
dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst nicht töten;
wer aber jemanden tötet,
soll dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch:
Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt,
soll dem Gericht verfallen sein;
Ihr habt gehört,
dass gesagt worden ist:
Du sollst nicht die Ehe brechen.
Ich aber sage euch:
Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren,
hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Ihr habt gehört,
dass zu den Alten gesagt worden ist:
Du sollst keinen Meineid schwören,
und: Du sollst halten,
was du dem Herrn geschworen hast.
Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht,
Eure Rede sei: Ja
ja,
nein
nein;
was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.
Der Geist des Reiches Gottes als Erfüllung des Gesetzes
Recht und Gerechtigkeit
Erschütternde Ereignisse wie das Bekanntwerden eines Missbrauchs lösen häufig Diskussionen aus, ob strengere Strafen Menschen davon hätten abhalten können, ein Verbrechen zu begehen. Manche Medien haben oft schon ein Urteil gefällt, noch bevor das volle Ausmaß einer Verfehlung bekannt ist. Politiker reagieren meist zweigeteilt. Die einen stimmen in den Chor der öffentlichen Verurteilung ein und fordern strengere Gesetze, andere warnen vor einer Anlassgesetzgebung, die nur die erhitzten Gemüter besänftigt, jedoch nicht die zugrundeliegenden Probleme angeht. Außerdem wird auf diesem Weg der Gesetzesapparat immer weiter aufgebläht, entschlossene Täter finden aber meist dennoch Möglichkeiten die Gesetze zu umgehen.
Im Rechtsleben der Gesellschaft ist ein weiteres Phänomen zu beobachten: Angeklagte fechten Gerichtsurteile bis zu den höchsten Gerichtshöfen an und erwirken, dass die Gesetzgeber von den Höchstgerichten angewiesen werden, gesetzliche Regelungen neu festzulegen und so der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung zu tragen. Dabei geht es meist um einen neuen Blick auf die Grundrechte wie die Gleichbehandlung z.B. in Ehefragen aber auch über die eigene Verfügung über das eigene Lebensende. Jedes Gesetzessystem braucht auch eine umsichtige Rechtspflege, um wirksam zu bleiben. Es kann aber trotzdem nicht verhindern, dass Unrecht geschieht.
Auch das Kirchenrecht ist von Fragen der gesellschaftlichen Entwicklungen nicht ausgenommen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich z.B. ein umfassendes System des Eherechts entwickelt, von dem man nicht immer behaupten kann, dass es frei von Anlassgesetzgebung geblieben ist. Viele Zusammenhänge hat man früher anders beurteilt und entsprechend geregelt. Einzelne Personengruppen – z.B. der Klerus, Ordensleute u.a.m. kamen in den Genuss von Privilegien, die nicht nur theologische Gründe haben und bei anderen Kirchengliedern Anstoß erregen. Auch das Kirchenrecht muss von Zeit zu Zeit nachjustiert werden und auch das Kirchenrecht kann nicht verhindern, dass Menschen Böses tun.
Außer Diskussion steht, dass wir verbindliche Gesetze und entsprechende Sanktionen brauchen, um das Zusammenleben der Menschen zu regeln. Aber kann man damit allein schon Missstände, Missbrauch, Ungerechtigkeit und Verbrechen verhindern? Auch eine Verfeinerung und Ausweitung der Regelungen kann das nicht leisten.
Das Gesetz des Mose
Im Evangelium haben wir heute einen Abschnitt aus der sog. Bergpredigt gehört. Matthäus hat diese Rede Jesu auf einem Berg stattfinden lassen, wohl in Anspielung auf den Berg Sinai, auf dem Mose das Gesetz Gottes für Israel entgegengenommen hat. Bei Lukas finden wir fast gleichlautende Texte in der sog. Feldrede zusammengefasst.
Im Kern geht es um drei zentrale Gebote und Lebensbereiche: das Verbot zu töten, das Verbot, die Ehe zu brechen und das Verbot der Falschaussage. Jedes dieser Gebote ist so komplex, dass man sich nicht wundern darf, dass sie im Laufe der Jahrhunderte ausdifferenziert wurden. Trotzdem gab es und gibt es immer noch viele Missstände, die nicht selten System haben. Bert Brecht soll gesagt haben: Es gibt hunderte Arten, Menschen zu töten, die wenigsten sind verboten.
Der Geist des Reiches Gottes
Jesus hält nichts davon, dass man diese alten und zentralen Gesetze aufweicht, ändert oder abschafft. Sein Anliegen ist, dass man sie wieder mit dem ursprünglichen Sinn erfüllt. Wir haben heute gehört: Den Alten ist gesagt worden: Du sollst nicht töten… Und: Du sollst nicht die Ehe brechen… Und: Du sollst keinen Meineid schwören… Ich aber sage euch…
Das klingt zunächst wie eine Verschärfung der Gesetze. Gleichzeitig war aber von ihm ein nachsichtiger Umgang mit Menschen, die offensichtlich gesündigt hatten, bekannt. Wie geht das zusammen?
Jesus bringt in die Diskussion einen psychologischen Ansatz herein, der sich kaum in Gesetzestexte fassen lässt. Die Sünde beginnt schon vor der Übertretung eines Gebotes. Sie entsteht im Herzen, sobald wir unserem Zorn, der Lust auf Rache, auf Genugtuung freien Lauf lassen. Sie beginnt, wo wir unseren lüsternen Phantasien nachhängen. Von da ist es nicht weit zu einem Verhalten, das die Würde und Rechte von Menschen außer Acht lässt. Was den Umgang mit der Wahrheit betrifft, erleben wir gegenwärtig geradezu eine neue Stufe der Verlogenheit. Sog. "Fakes" sind salonfähig geworden. Halbwahrheiten, Verdrehungen, Fälschungen werden von manchen Zeitgenossen bewundert und als Mittel der Täuschung skrupellos eingesetzt.
Das Reich Gottes braucht keine strengeren Gesetze und auch nicht härtere Sanktionen. Im Reich Gottes herrscht ein neuer Geist. An uns liegt es, dass wir uns diesem Geist des Reiches Gottes öffnen: Achtung der Würde der Person, der persönlichen Freiheit der Mitmenschen, Wertschätzung allen Lebens, Aufrichtigkeit und Lauterkeit, Mut zu Wahrhaftigkeit, Respekt vor anderen Kulturen…
Christen brauchen weder ängstlich noch prüde noch kleinlaut zu sein. Wenn sie sich dem Geist Gottes öffnen und aus dem Geist des Reiches Gottes leben, werden sie "Leben in Fülle haben".
Jesus regelt die „Grauzonen“
Grauzonen des alten Gesetzes
Das heutige Evangelium stammt aus der sogenannten Bergpredigt Jesu. Seine erste große Rede hält er auf einem Berg. Das ist kein Zufall, sondern spielt auf den Berg Sinai an, wo Gott dem Volk durch Mose die Zehn Gebote übergeben hat.
Das Verhältnis der Lehre Jesu zur Thora, der Weisung Gottes, war damals heftig umstritten. Die einen waren fasziniert und sagten: Er lehrt mit Vollmacht, nicht wie die Schriftgelehrten, andere lehnten seine Versuche, die erstarrte Religion zu beleben ab, weil sie fürchteten, dass von Jesus ihre bisherige Praxis in Frage gestellt wird. Jesus deklariert sich: Er ist gekommen, um die Lehre des Mose und der Propheten zu erfüllen, nicht um sie aufzuheben. Erfüllen, das bedeutet vollmachen, was leer geworden ist. Regeln und Anweisungen neu mit Sinn zu erfüllen, zu beleben. Jesus wollte sein Volk zu Jahwe zurückführen, ihn als den Nahen, Gütigen erfahrbar machen, die Religion erneuern. Er wollte keine neue Religion gründen, geschweige denn, eine Kirche stiften.
Klärung
Und dann kommen Beispiele, die zeigen, wie Jesus das meint: Im Himmelreich geht es nicht nur darum, die großen Verbrechen, wie Mord, Ehebruch, Hass oder Meineid nicht zu begehen. Im Himmelreich geht es darum, zu erkennen, welche Gefühle und Haltungen, welches Begehren die Ursachen sind bzw. ist, die zu schweren moralischen Verfehlungen führen. Schon gegen Zorn, die beleidigende Herabwürdigung von Menschen, die ungezügelte sexuelle Begierde und den schlampigen Umgang mit der Wahrheit muss angegangen werden. Jesus möchte, dass wir uns mit unseren negativen Gefühlen, Gedanken und Ansichten auseinandersetzen, um sie in den Griff zu bekommen. Er weiß, dass aus negativen Gefühlen und Gedanken böse Worte werden können und aus diesen dann böse Taten.
Genau das möchte er unterbinden. Deshalb stellt sich Jesus mit der Formulierung: Ich aber sage euch, - sie werden auch Antithesen in der Tradition genannt - nicht gegen das Gesetz des Mose, nicht gegen die Zehn Gebote, sondern macht bewusst, dass Untaten eine Vorgeschichte haben, die es in den Blick zu nehmen gilt. Das versteht er unter der Erfüllung des Gesetzes.
Regeln für Grauzonen
Ich denke dieser Text ist heute von enormer Bedeutung. Man hört ja bei den großen Themen von Korruption über Vorteilsannahme bis hin zu Postenbesetzungen und Mittelverteilung in Wirtschaft und Politik immer wieder den Satz: „Ja, die Optik ist leider sehr schief, es ist nicht optimal gelaufen, aber rechtlich ist alles in Ordnung. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen.“ Es gibt im rechtskonformen Verhalten aber immer wieder und immer noch Grauzonen und Spielräume, die nicht geregelt sind. Und es gibt Menschen, die diese Grauzonen zum persönlichen Vorteil bis an die Grenzen des Erträglichen skrupellos ausreizen. Rechtlich gedeckt zu sein, glauben sie, das genügt.
Aber all jene, die dann empört oder entsetzt aufschreien spüren, dass in diesen Grauzonen ebenfalls, Regeln gelten, auch wenn es Ungeschriebene sind. Anständigkeit, Redlichkeit, Vertrauen, Verlässlichkeit und Rücksichtnahme sind Spielregeln, die diese Grauzonen prägen und auch jenseits gesetzlicher Grenzen eingehalten werden müssen. Zum Wohle aller. Genau das meint Jesus, wenn er mit seiner Autorität als Wanderrabbi fordert, dass das menschliche Zusammenleben von der Vergiftung durch das unbekümmerte Ausleben aggressiver Emotionen oder egoistischer Begierden gereinigt werden soll und muss. Auch mit der Wahrheit müssen wir eindeutig und authentisch umgehen, damit Vertrauen entsteht und Verlässlichkeit erhalten bleibt.
Wir sind eingeladen uns auf diese Thematik einzulassen und unser eigenes Leben in dieser Hinsicht zu reflektieren. Wie gehen wir mit unseren destruktiven und egoistischen Impulsen um, obwohl wir, was das Recht betrifft, kein Fehlverhalten gezeigt haben. Auf andere zu zeigen und zu meinen, die sollten sich darum kümmern, hilft nicht weiter.
Aber wenn es uns persönlich gelingt, in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft im Sinne der Forderungen Jesu zu leben, könnte das Christentum etwas von jener Strahlkraft zurückbekommen, die damals die Menschen bei Jesus wahrgenommen haben und die sie so fasziniert hat, dass sie ihm in Scharen nachgelaufen sind.
© Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Klar entscheiden: ja oder nein
Ja sagen zum Willen Gottes
Sehr viele Themen werden da heute genannt. Es bräuchte viele Glaubenskurse, Diskussionsrunden, meditative Stille. Viele Fragen werden aufgeworfen, und es zeigt sich, dass gar nicht wenige der Probleme miteinander und ineinander verflochten sind.
In der ersten Lesung setzt sich der jüdische Weisheitslehrer Jesus Sirach (um 190 v. Chr.) in Alexandrien mit seinen hellenistisch-philosophischen Zeitgenossen auseinander, wo es um den freien Willen des Menschen geht. Gott hat den Menschen „der Macht der eigenen Entscheidung überlassen.“ (Sir 15,14). Der Mensch hat die Möglichkeit ja oder nein zum Willen, zur Liebe Gottes zu sagen. Manches sieht sogar wie eine indirekte Drohung aus. Die Augen Gottes schauen auf das Tun des Menschen. In der Erziehung früherer Zeiten hörte man oft: Gott sieht alles, also benimm dich ordentlich! Man arbeitet mit der Angst. Heute in vielen Bereichen nicht viel anders: "Big brother is watching you". Das Kameraauge ist flexibel und weitreichend. In China gibt es das schon beinahe lückenlos. Der Mensch will Gott gleich werden: alles zu wissen und alles zu sehen. Die Augen Gottes und Jesu könnten/sollten wir aus dem Blickwinkel der Liebe sehen. Gott ist besorgt um uns, will uns vor Versuchungen und Gefahren retten. Christentum will heilen, Angst nehmen, nicht die Moralkeule schwingen.
Weisheit und Klugheit
Die zweite Lesung spricht von der Weisheit. Weisheit und Klugheit sollen sich miteinander verbinden. Göttlicher und menschlicher Geist sollen eins werden. Die Weisheit öffnet sich nur in kleinen Schritten. Viele der Verantwortlichen in Gesellschaft und Kirche erkennen die Weisheit Gottes nicht, sondern bedienen sich der rein irdischen Vorgaben. Der Geist ergründet die Tiefen Gottes, den letzten Grund. Wir brauchen deshalb Begründungen, die sich allmählich erschließen, auch durch Fragestellungen, das heißt: Interesse zeigen. Im Buch Baruch ist 3,38 zu lesen: „Gottes Weisheit erscheint dem Menschen erst, wenn die Mächtigen, die ohne Weisheit und Einsicht sind, entmachtet wurden.“ Wer sind die Mächtigen? Wir könnten heute beispielsweise die Influencer nennen, die ständig auf Instagram oder Twitter sind, oft mit nichtssagenden Botschaften und Inhalten, die Blöffer, die Großmauligen, die mit guter Optik und schönen Worten ihre Umgebung täuschen. Sie sind in allen Gesellschaftsschichten zu finden. - Jesus täuscht nichts vor, er ist authentisch, weil der Geist des Vaters in ihm wirkt.
Böses Tun kommen aus dem Inneren des Menschen
Damit kommen wir schon zur Bergpredigt. An diesem Sonntag ein sehr langer Abschnitt. Gott zeigt darin an sehr vielen Sprüchen, sozusagen als zweiter Mose eine neue Ethik auf, die für alle gilt. Damit wird eine Zwei Klassen-Ethik verhindert. Die Berglehre sagt, es ist zu wenig, die Gebote zu halten, nicht zu töten, nicht die Ehe zu brechen, nicht zu stehlen, nicht zu lügen. Böse Taten kommen aus dem Inneren des Menschen, aus seinem Denken, seinen Einstellungen, die er sprachlich kundtut und dann in Taten umsetzt.
Motive, also Beweggründe, unsere Taten brauchen radikale Änderung an der Wurzel, also in unserem Inneren. Hier einige Gegenüberstellungen, die wir Antithesen nennen. Man könnte aber statt: „Ich aber sage euch…“ anders formulieren: Ich sage so: Ehebruch schon mit den Augen. Was ist damit gemeint? Dabei geht es nicht um gewöhnliches Hinschauen, sondern um die betreffende Frau zu begehren, also der Blick ist bewusst von sexuellen Phantasien begleitet, schlimm auch, wenn es um verheiratete Frauen geht. Bestimmte Kulturen verbieten das bloße Hinschauen zu den Frauen, deshalb müssen sie sich verhüllen. Hass wird dem Mord gleichgesetzt, in der Thora ist auch der Ehebruch mit Todesstrafe zu sanktionieren. (vgl. Lev 20,10).
Die Bergpredigt ruft zu radikaler Entscheidung auf: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen.“ (Mt 5,37).
„Du kannst dir nicht ein Leben lang die Türen alle offenhalten, um keine Chance zu verpassen. Auch wer durch keine Türe geht und keinen Schritt nach vorne tut, dem fallen Jahr für Jahr die Türen eine nach der andern zu. Wer selber leben will, der muss entscheiden JA oder NEIN im Großen und im Kleinen.“
(Paul Roth
Größere Gerechtigkeit
Konkurrenz belebt das Geschäft
„Konkurrenz belebt das Geschäft!“ Dieses Wort hat in der Wirtschaft und im Sport seine große Berechtigung. Wer einen Konkurrenten hat, muss sich anstrengen, sich auf die Füße stellen. In positiver Weise wird der Kundenservice besser und die Produkte höherwertiger. Konkurrenz kann ein Ansporn sein, zu wachsen und zu reifen.
Zu wachsen und zu reifen als Christ*in, das möchte Jesus im Evangelium mit seinen Worten. Auf dem ersten Gehör spornt er seine Jünger und Zuhörer, das sind ja heute wir, an, den Schriftgelehrten und Pharisäern Konkurrenz zu machen. „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen!“ Ihr müsst besser sein als diese Menschen. So kann ich Jesus zuerst verstehen. Was Jesus dann sagt, das hört sich zuallererst so an, als wolle er die Gebote verschärfen oder aufheben. Jesus macht mit seinen Worten eines deutlich: Als Kirche, damit meine ich alle Menschen, die sich zu Jesus bekennen, die ihr Leben auf ihn und auf seine Worte aufbauen, müssen wir uns unterscheiden von den anderen. An unserem Verhalten muss deutlich werden, wie ernst wir unseren Glauben nehmen. Wir werden gemessen an dem, wie wir handeln. Mehr noch als die Glaubwürdigkeit der Kirche auf dem Spiel steht, nimmtder Glaube selbst Schaden.
Wir verstehen das, was Jesus sagt, wenn wir uns einmal vor Augen führen, was Jesus an den vielen Schriftgelehrten und vielen Pharisäern seiner Zeit kritisiert hat. Pharisäer und Schriftgelehrte hat Jesus auch hoch geachtet. Doch stehen diese Personengruppen auch heute noch für Menschen, die ihren Glauben nur in äußeren Gesetzen und in äußeren Taten leben. Wie oft aber leben Menschen gerade dadurch hinter gut aussehenden Fassaden. Ich halte äußerlich alle Gesetze. Ich gehe sonntags in die Kirche. Ich beteilige mich im Pfarreirat. Doch wie ich lebe, ist gleichgültig. Jesus ist da eindeutig. Der Besuch des Gottesdienstes hat nur dann einen Wert, wenn du vorher Frieden geschlossen hast mit den Menschen, mit denen du im Streit liegst.
Vertiefung der Gebote
Jesus geht auch auf das Gebot „Du sollst nicht töten“ ein. Viele denken: Ich bringe ja keinen um. Doch Jesus sagt klar und deutlich, dass ich das Leben eines Menschen schon zerstören kann, wenn ich ihn beschimpfe oder beleidige oder in seiner Würde herabsetze. Solches Verhalten ist in den Augen von Jesus nicht weniger schlimm.
Äußerlich kann ich in einer intakten Ehe leben. Das kann ebenso auch eine Fassade sein. Doch wenn ich innerlich mich nach einer anderen Frau sehne, dann ist das schon Ehebruch. Ehebruch beginnt viel eher als bei der Scheidung. Um die gegenseitige Liebe müssen sich Eheleute stets redlich mühen. Oft fängt es mit Kleinigkeiten an.
Meine innerliche Haltung, die ich gegenüber meinen Mitmenschen und Gott habe, ist entscheidend. Das zeigt Jesus auch wenn er sagt: „Wenn dein Auge dich zum Bösen verführt…“„Wenn deine Hand dich zum Bösen verführt…“. Was wir sehen und auch sehen wollen, das liegt auch in unserer Verantwortung. Mit allem, was ich sehe, kann ich meine innere Haltung bilden. Wir müssen es sehr ernst nehmen, dass vieles uns zum Bösen verführen kann.
Den Willen Gottes suchen
Alle Gesetze und Gebote aus dem Alten Testament haben ein Ziel, das Zusammenleben zu regeln und mit Gott zu leben. Bemühen wir uns redlich, Gottes Willen zu suchen und auch zu tun. Gottes Willen ermöglicht Leben, alles andere zerstört oder behindert das eigene wie auch das Leben anderer.
Jesus will den Geboten den wahren Sinn geben. In der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach hören wir: „Keinem befahl er, gottlos zu sein, und er erlaubte keinem zu sündigen!“ Nehmen wir die Möglichkeit, schuldig werden zu können, ernst. Wachsen und reifen wir im Glauben. Wachsen und reifen wir darin, den Glauben zu leben. Darin können wir Konkurrenz im guten Sinne sein für die Schriftgelehrten und für die Pharisäer, auch unserer Zeit. Amen.
Vertrauen in den Geist Gottes
Stolpersteine
Ich bin über die Textstellen des heutigen Sonntags gestolpert. Diese Stelle im Matthäus-Evangelium ist mir viel zu sperrig, ihr Sinn und ihr Grund erschließen sich mir so einfach nicht. Und doch, sie stehen mitten in der Bergpredigt. Ein Abschnitt im Matthäus-Evangelium, der doch immer wieder gerne angeführt und zitiert wird. Wenige Zeilen vorher sind die Seligpreisungen aufgeführt und Jesus spricht den Jüngern Mut und Vertrauen zu, in dem er vom Salz der Erde und vom Licht der Welt spricht. Und nun. Alles klingt nach einer radikalen Abgrenzung, ja einer wirklich handfesten Drohung. Von Froher Botschaft ist da kaum noch was spürbar.
Oder steckt vielleicht etwas ganz anderes hinter diesem Text? Genaueres Hinschauen und Hinhören ist häufig sinnvoll und auf einmal erscheint eine vordergründige Aussage ganz anders.
Vom Sinn des Gesetzes
Schon in den ersten Versen wird dies deutlich: "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen um aufzuheben, sondern um zu erfüllen." Dahinter steckt die Erfahrung Jesu, dass bestimmte Personengruppen, unter ihnen auch die Pharisäer, ihn anfeinden, weil vieles von dem, was er sagt und tut, nicht ihrem Gottesbild entspricht. Dann nämlich, wenn Jesus den Menschen über den Sabbat stellt, dann nämlich wenn Jesus auch am Sabbat heilt, dann wenn er auch Speisegesetze außer Kraft setzt. Ihnen stellt er sich entgegen, in dem er auf den Kern des jüdischen Gesetzes verweist, nämlich die Liebe zu den konkreten Menschen, in der sich dann auch die Liebe zu Gott ausdrückt. Darauf und wirklich nur darauf kommt es Jesus an.
Schwierige Praxis, mühsamer Dialog
Und wir heute. Wir stehen kirchlich in einer sehr schwierigen Situation und das gilt für den Inhalt unseres Glaubens und noch mehr für die konkrete Praxis.
Ich komme immer häufiger ins Gespräch mit Menschen aus allen Altersschichten, die nicht mehr verstehen, was wir in unserer Kirche tun, was wir entscheiden, welche Themen uns bewegen. Und ich habe dabei den Eindruck es sind durchaus Menschen, die es verstehen wollen und eine wohlwollende Einstellung haben. Aber es gelingt ihnen nicht! Kirchliche Sprache, kirchliches Denken und Handeln bleiben ihnen fremd. Wir, und damit sind als erstes Hauptamtliche angesprochen, bleiben ihnen in ihren Themen und Ansichten fremd. Und genau an der Stelle müssen wir uns alle fragen: Sind wir in einem guten und vernünftigen Dialog mit den Menschen um uns herum. Verstehen wir was sie für Fragen haben und worum es ihnen geht.
Ich bin ganz ehrlich. Wenn zurzeit der synodale Prozess startet, sind meine Hoffnungen und Erwartungen, was diesen Prozess, seine Ergebnisse und Umsetzungsmöglichkeiten angeht, nicht sehr hoch. Es gibt sicherlich ganz viele Menschen, die sich mit viel Engagement, viel Feingefühl mit Mut und Kraft, beseelt durch ihren ganz persönlichen Glauben, auf den Weg machen und etwas erreichen wollen. Davon war auch nach dem ersten Treffen einiges zu hören und zu lesen. Aber es gibt auch die, die jetzt schon wieder Pfähle einrammen zu den Themen, über die nicht gesprochen oder über die nicht entschieden werden kann, oder sie zeigen schon, bevor überhaupt der Prozess richtig begonnen hat, Grenzen auf, was alles nicht geht. Viele auch, die deutlich sagen, dass sie sich vorbehalten, ob sie und was sie von diesen Beschlüssen umsetzen.
Sich neu auf den Weg machen
Wir sehen und spüren doch, dass wir an Grenzen kommen, dass Menschen nicht mehr verstehen und nicht mehr nachvollziehen können, was wir in unserer Kirche verkünden und tun. Und dennoch haben wir nicht den Mut und das Vertrauen neu zu denken, zu glauben und zu handeln und dem Heiligen Geist zu vertrauen. Ich verstehe es nicht. Ich wünsche mir mehr. Ich wünsche mir Neues, weil manches seine Gültigkeit hatte, aber nicht unbedingt für eine neue Zeit noch stimmt.
Sich neue auf den Weg zu machen mit vielen Menschen die etwas von der Kirche erwarten, aber ebenso mit denen die enttäuscht sind, dazu braucht es unser aller Glauben, Beten, Mittun und eine gute Portion Vertrauen in die Möglichkeiten des Heiligen Geistes.
Lebenshilfe
Gebote und Vorschriften
In unserer Besinnung zu den biblischen Texten des heutigen Sonntags soll unser Blick zunächst auf Jesus Sirach gelenkt werden. Der Verfasser der ersten Lesung beginnt mit dem Satz: „Gott gab den Menschen seine Gebote und Vorschriften“. Damit will Jesus Sirach daran erinnern: Wir Menschen sind nicht alleingelassen mit der Frage, was unser Leben lebenswert macht und was uns Menschen zum Heil dient. Wie richtig oder noch unvollkommen unsere eigenen Überlegungen hinsichtlich unseres Lebens sind, können wir in einem Abgleich unseres Denkens mit den Geboten Gottes erkennen. So kann vieles, was uns selbst nicht eingefallen und nicht bewusst geworden wäre, aber zu beachten wichtig und vorteilhaft ist, ergänzt und unseren Überlegungen hinzugefügt werden.
Als Zweites möchte Jesus Sirach daran erinnern, dass wir in keiner Weise von Gott gezwungen werden, seine Gebote einzuhalten. Wir sind frei, uns für oder gegen Gott zu entscheiden. Mit dieser uns gewährten Freiheit ist jedoch die Verantwortung für unser Leben mit in unsere Hände gelegt. Aus der Verantwortung für uns selbst können wir nicht aussteigen. Wir müssen uns entscheiden: für Gott – und damit zugleich für seine Hilfe – oder für ein Leben ohne ihn. Dabei sollte uns klar sein: Keine Entscheidung treffen zu wollen, ist auch bereits eine Entscheidung.
Hätten wir, die wir hier versammelt sind, uns nicht für Gott entschieden, wären wir nicht hier. Unser Leben und Handeln sollen in Einklang mit Gott und seinen Geboten kommen. Damit dies gelingt, kommt uns Jesus zu Hilfe. Er kennt unsere Schwächen, durchschaut, wie wir uns gelegentlich nur halbherzig der Treue zu Gottes Willen und der Beachtung seiner Gebote hingeben. Um uns wachzurütteln und aufmerksam zu machen, zeigt uns Jesus in den von ihm aufgeführten Beispielen im Evangelium, dass Gebote ein Umfeld haben, das wir nicht ausklammern sollten, wenn wir uns hinsichtlich unserer Treue zu Gottes Geboten überprüfen.
Das Gut des Lebens
Nehmen wir als Beispiel einmal das Töten. Mindestens die, die gottgläubig sind, werden das Tötungsverbot anerkennen und befolgen. Aber Jesus bringt im Zusammenhang mit dem Töten auch die Stichworte Zorn, Beschimpfungen oder Verleumdungen mit in den Blick. Beschimpfung und Verleumdung beginnt meistens mit Abneigung. Der andere passt mit seiner Einstellung so gar nicht zu meinem Denken und Handeln. Wo in solchen Situationen die Mühe um ein gegenseitig besseres Verstehen und das Beibehalten der Achtung voreinander unterbleibt, wird der Abstand zueinander immer größer. Hinzu kommt die Gefahr, dass man mit anderen negativ über die betroffenen Personen spricht. Bei diesen Gesprächen können leicht Vermutungen erdacht und geäußert werden, die das bereits vorhandene Negativbild noch vergrößern. Spitze und verletzende Bemerkungen kommen zuweilen hinzu und nehmen ihren Lauf bis hin zu Mobbing. Der Gedanke, den innerlich Abgelehnten helfend zur Seite zu stehen, kommt nicht mehr in Betracht. All das tötet körperlich den anderen nicht, aber kann das Leben von Betroffenen sehr belasten und Menschen quälen. Jesus möchte, dass wir hellsichtig und feinfühlig werden, um uns nicht einem Verhalten hinzugeben, das zwar das Schlimmste, das Töten, unterlässt, aber sonst das Leben des anderen sehr belastet und erschwert.
Das Gut der Wahrheit
Nehmen wir noch ein zweites Beispiel, das uns in eine andere Richtung die Augen öffnen kann. Jesus sagt: Du sollst nicht nur keinen Meineid schwören, sondern dein Reden sei stets wahr, dein Ja ein Ja, dein Nein ein Nein.
Keinen Meineid zu schwören, wird allgemein anerkannt und überwiegend eingehalten. Ob wir jedoch immer ehrlich sind und bei der Wahrheit bleiben, hängt oft auch davon ab, wie andere mit dem, was wir sagen, umgehen. Wie oft greift jemand zur Lüge, zum Sich-Herausreden, Vertuschen, Bemänteln, Abstreiten, weil er befürchtet, dass er beim anderen an Wert, Zuneigung, Wohlwollen, Achtung oder Nähe verliert, wenn er zur vollen Wahrheit steht. Durch Entzug und Minderung von bisheriger Wertschätzung, Achtung und Nähe, können wir zur Unwahrhaftigkeit verleiten und mitschuldig werden, dass jemand nicht ehrlich ist.
Natürlich muss sich jeder zunächst selbst stärken und für die Treue zur Wahrheit kraftvoll zurüsten. Aber wir dürfen der Frage an uns selbst nicht ausweichen: Verleite ich durch mein Verhalten jemanden zur Unwahrhaftigkeit? Zolle ich dem, der bei der Wahrheit bleibt, genügend Respekt und Anerkennung, damit er den Mut zum Äußern der Wahrheit aufbringt, auch wenn die Wahrheit, die damit ans Licht kommt, dann erschreckt, sehr wehtut, mitnimmt und betroffen macht?
Behalten wir im Blick, dass wir zur Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit unter den Menschen mit beitragen können, wenn wir das Bestrafen Ehrlicher durch Liebesentzug und Abstandnehmen von ihnen unterlassen.
Zu unserem eigenen Wohl
Die Ausgestaltung unseres Lebens ist mit in unsere Hände gelegt. Für eine gute Entwicklung unseres Wesens und ein versöhnliches und einander helfendes Miteinander möchte Gott und Jesus uns stärken. Es wird umso mehr gelingen, je enger wir in Verbundenheit mit Gott leben. Darauf wollen Jesus Sirach und Jesus mit seinen verschiedenen Beispielen hinweisen. Beide, Gott und Christus, werden keinen Zwang auf uns ausüben, aber sie legen uns ans Herz, uns an Gott auszurichten und in seinem Sinne zu handeln.
Neue Seiten alter Gebote
"Ich aber sage euch!"
Haben Sie schon gehört? Stimme abgesenkt, verschwörerischer Blick, die Hand schützend um den Mund gelegt... Was, flüsternd, neugierig, was? Aber das Ritual kippt... Es kommt kein Geheimnis, klein Klatsch. Ihr habt gehört: du sollst nicht töten. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst keinen Meineid schwören. Das sind doch die Gebote, denke ich. Wenigstens drei von ihnen. Jesus zitiert sie. Jesus zitiert sie wohl stellvertretend für alle – zehn Gebote. Warum nur sagt er: ihr habt gehört? Nur gehört?
Die Fachleute haben für diese Art Argumentation das Wort „Antithesen“ eingeführt. Dem – eigentlich – Vertrauten, womöglich Selbstverständlichem, wird eine größere, weitere, ja, auch strengere Ausrichtung gegeben. So hört sich das auch an, was Jesus sagt. Ich aber sage euch! Einen Diskussionsspielraum finden wir nicht.
Schon der böse Gedanke, das schlechte Reden, das Schimpfwort werden als Todesstoß sichtbar.
Ein Ehebruch beginnt schon mit einem lüsternen Blick und in der sexuellen Phantasie. Und wenn unsere Worte, unsere Reden nicht wahr und verlässlich sind – dann kommt es einem Meineid gleich.
Wir hören Autorität heraus, wir ahnen, dass wir noch nicht alles gehört, noch nicht alles verstanden haben. Aber strenger ist das alles eigentlich nicht, nur tiefer, verdichteter. Auf den Punkt gebracht:
Wir entdecken neue Seiten. Was wir alles gehört haben! Was wir alles wissen! Nur: nicht alles! Es fehlt etwas, es fehlt uns etwas, wenn wir – und jetzt fällt das Zauberwort – nicht aus der Liebe leben, die uns geschenkt ist.
Die Tiefen Gottes ergründen
In der Lesung – aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther - haben wir gehört:
"Wir verkündigen Weisheit unter den Vollkommenen, aber nicht Weisheit dieser Welt oder der Machthaber dieser Welt, die einst entmachtet werden. Vielmehr verkündigen wir das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung. Denn uns hat es Gott enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes."
Wer die Tiefen Gottes sehen will, wird seine Liebe entdecken – und sich dann auch.
So neu und überraschend ist dann auch nicht, was Jesus sagt. Schon die Propheten haben den Blick auf die Herzen von Menschen gewagt. Es genügt nicht, die Gebote Gottes formal zu halten – sie sind Ausdruck inniger Beziehungen zwischen Gott und den Menschen. Es reicht nicht, wenn Menschen einander nicht töten – sie dürfen auch dem Hass und der Rache keinen Raum geben. Es reicht nicht, wenn Menschen ihre Ehe äußerlich aufrecht erhalten – sie dürfen sich auch in Gedanken nicht voneinander entfernen. Es reicht nicht, wenn Menschen den Meineid nicht zu ihren Zwecken einsetzen – sie sollen in allem, was sie sagen, treu und verlässlich sein. Ist das die Vollkommenheit, nach der ich mich auch sehne?
Nobody’s Perfect
Jessie J, eigentlich Jessica Ellen Cornish, eine britische Popmusikerin, 1988 geboren, singt ihren Song Nobody’s Perfect. Sehr rhythmisch, immer wieder neu ansetzend.
„Und ich hasse, dass ich dich im Glauben gelassen habe
Dass das Vertrauen , welches wir hatten, gebrochen ist
Sag mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Denn niemand ist perfekt
Nein, nein, nein, nein, nein ,nein, nein, niemand ist perfekt
Erzähl mir nicht, erzähl nicht
Erzähl mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Nein, nein, nein, nein
Denn niemand ist perfekt, nein“
Merkwürdig: ich verstehe sie auf Anhieb. Niemand ist perfekt. Ich auch nicht. Jessi J singt ein Lied – eine Bitte um Vergebung. Sie beklagt etwas, sich wirft sich etwas vor. Was? Ich höre es heraus, es steht zwischen den Zeilen: zerbrochenes Vertrauen, schuldhaft zerbrochenes Vertrauen. Dazu lassen sich viele Geschichten erzählen, viele Lieder singen. Zerbrochenes Vertrauen liegt überall herum. In den Ecken, auf den Wegen, unter den Tischen.
Der Song von Jessi J nimmt – wohl unbewusst – Maß an der Vollkommenheit, die Jesus in Worte fasst. Ich möchte doch auch darüber reden, warum so oft schlechte Gedanken in mir ihr Unwesen treiben. Warum ich in meinen Phantasien ein anderer sein möchte als der ich gerade bin. Warum ich mit meinen Worten spiele.
Ich höre die Gebote, ich höre, was Jesus sagt. Ich verstehe auch die Stoßrichtung, ich schaue auf mein Leben, ich halte den Blick aus, der auf mein Herz fällt.
Jessi J’s „Erzähl mir nicht, du kannst mir nicht vergeben“ wird zu einem Gebet.
Größere Gerechtigkeit
Die sogenannten Antithesen „ihr habt gehört – ich aber sage euch“ werden von Jesus in seiner Bergpredigt formuliert. Die Bergpredigt kommt einer Antrittsrede oder einer Regierungserklärung nahe. Jesus legt sein Programm vor. Oder anders gesagt: er lässt uns in das Herz Gottes schauen.
Nehmen wir diesen Blick auf, hören wir nicht nur den Anspruch Jesu. Wir bekommen Liebe geschenkt. Was er sagt, hat er im Leben vieler Menschen möglich gemacht. Das sind dann die Zeichen und Wunder, von denen schon die Zeitgenossen geschwärmt haben:
Jesus sagt: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Der beim Ehebruch ertappten Frau schenkt er einen neuen Anfang, ohne Steinigung.
Und er sagt uns seine unverbrüchliche Treue und Nähe zu.
Sein Wort trägt uns im Leben und im Sterben!
Jetzt machen wir uns auf den Weg. Wir suchen die größere Gerechtigkeit.
Öffne mir die Augen
für das Wunderbare an deiner Weisung!
Herr, weise mir den Weg deiner Gesetze!
Ich will ihn einhalten bis ans Ende.
Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge
und mich an sie halte aus ganzem Herzen.
(Ps 119)
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wenn Gerechtigkeit überfließt - Anweisungen für eine neue Geschwisterlichkeit
Das Halten der Tora führt zum Leben
Ich bin gekommen, das Gesetz zu erfüllen. Eine klare Ansage Jesu begegnet uns am Anfang des heutigen Evangeliums. Jesus weiß als gläubiger Jude, was Leitlinie des Lebens ist und sein soll. Die Tora, die Weisungen JHWHs. Die Tora führt zum Leben. Das war dem Volk Israel immer schon klar. Um die Tora für das Leben tauglich zu machen, braucht es daher immer wieder die Erinnerung und die Erklärung, das gemeinsame Ringen um den rechten, gerechten Weg. Denn offensichtlich hat das bisher zu wenig gefruchtet. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde ... Jesus erweist sich als schlauer Pädagoge. Sowohl ihr, als auch die Alten sollten die Weisungen JHWHs kennen und auch tun. War aber wohl noch zu wenig, denn die Welt, wie sie ist, ist noch weit von Gerechtigkeit, von Menschlichkeit, von Barmherzigkeit entfernt. Damit Reich Gottes möglich werden kann, muss die Gerechtigkeit der Gemeinde jene der Schriftgelehrten und Pharisäer weit übertreffen.
Das kann auch für uns Anknüpfungspunkt in unserer Zeit sein. Wir erleben Zeiten großer Fluchtbewegungen, weil Menschen in ihren Ländern von Krieg und Tod bedroht sind, Leben dort schlichtweg verunmöglicht wird. Gleichzeitig spüren wir eine große Verhärtung und steigende Menschenverachtung, die sich auch in einem Rechtsruck und teilweisem Rechtsextremismus auswirkt, in unserer immer noch reichen Gesellschaft. Da wird von Seiten der Politik und der Reichen Angst geschürt gegen AsylwerberInnen, MigrantInnen, Obdachlose, Arbeitslose und Bezieherinnen von Mindestsicherung. Und per Gesetz werden Kürzungen beschlossen, die denjenigen, die ohnehin schon wenig oder zuwenig haben, das Leben noch härter macht, wenn nicht gar verunmöglicht. Oder es werden per Gesetz Bettelverbote erteilt, also Grundrechte mit Füßen getreten. „Wir sind ja schließlich kein Selbstbedienungsladen. Die, die zu uns kommen wollen, sollen abgeschreckt werden. Denen soll es nicht zu leicht gemacht werden.“ So sagen zumindest die, die als PolitikerInnen auf Kosten der Allgemeinheit gute Gehälter beziehen, oder die, die ihre Gewinne in ihren Firmen oft wenig besteuern lassen, weil sie Finanzberater haben, kurzum die, die ihren Beitrag zu einer guten Gesellschaft lieber für sich behalten als ihn allen zur Verfügung zu stellen.
Neuer Orientierungsrahmen
Anders die Gesetze der Bibel. Sie decken auf, benennen die Wirklichkeit als das, was es ist, ein Skandal, ein Ärgernis, ein Unrecht, weil Menschen noch immer nicht als Menschen leben können.
In einer Zeit, wo die Römerherrschaft der damaligen Gesellschaft ihren Stempel aufzudrücken versucht, braucht es einen Orientierungsrahmen. Jesus knüpft an den Weisungen für die Alten an, verlangt deren Erfüllung, weil er weiß, dass sie dem Leben dienen. Es geht um die Frage, wie angesichts der herrschenden Unterdrückung trotzdem gottgefälliges und damit menschenfreundliches Leben möglich ist. Gemeinsam als Gemeinschaft. Jesus aktualisiert das, was den Alten gesagt wurde und ergänzt mit einer neuen Praxis.
Eingebettet ist das, was Jesus hier sagt, in die sogenannte Bergpredigt. Als er die vielen Menschen sieht, steigt er auf einen Berg, und er lehrte sie. Hier passiert also Entscheidendes. Nach den Seligpreisungen faltet Matthäus die Botschaft Jesu aus, bezeichnet die JüngerInnen und AnhängerInnen Jesu als Salz der Erde und Licht der Welt. Geschmackvoll leben, dem Schalen Würze verleihen und das beleuchten, was dem Leben, der Lebendigkeit, der Menschlichkeit dient, könnte man kurz zusammenfassen. Und er beschreibt prägnant das Selbstverständnis des Messias Jesus, der gekommen ist, das Gesetz und die Propheten zu erfüllen, sich dadurch in einer Tradition der Befreiung wissend.
Auch das eine Herausforderung an unsere Zeit, in der alles individuell geregelt werden will, angepasst an die je eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Und nach vorne, hinten und oben hin offen, keine Grenzen, entgrenztes Leben in allen Bereichen. Alles soll möglich sein, sofort, Reisen und Jetten um die Welt, da eine Bestellung im Internet, immer mehr Technisierung im Alltag, steigender Energieverbrauch und Erderwärmung, die Forderung nach einem Erwerbsarbeitstag mit bis zu zwölf Stunden. Die Auswirkungen auf das Menschsein, auf die Schöpfung und die Welt werden zwar immer wieder diskutiert, aber nicht geregelt. Zu angenehm ist für uns das Leben auf Kosten anderer.
Ein neues Grundgesetz
Demgegenüber schildert Matthäus, wie die Verwirklichung des Reiches Gottes aussehen kann und vermittelt uns als ChristInnen in dieser Nachfolge, wo wir stehen, und dass wir an der Verwirklichung noch zu arbeiten haben. Jesus weiß sich in der Tradition der Tora, dem Grundgesetz des Projektes Israel mit JHWH, seinem Gott. Einzigartiges tritt uns in der Tora entgegen, ein Gesetz von unten geschrieben, das den Menschen im Fokus hat, das sich orientiert an den Kleinen, Benachteiligten, das arme Witwen, Waisen, Fremde, SklavInnen bevorzugt in den Blick nimmt. Sie stehen unter dem besonderen Schutz JHWHs und damit auch dem des Volkes Israel. Wie anders treten da heutige Gesetze auf, die mehr an der Sicherung von Eigentum orientiert sind als an einer gerechten Gesellschaft.
Biblische Gesetze sind Gesetze aus der Perspektive von unten. Nicht Eigentum wird geschützt, sondern das Leben der Schwächeren. Daher darf auch kein Jota verlorengehen oder umgedeutet werden. So wie wir es heute erleben, dass in der Auslegung der Gesetze oft ein großer Spielraum ist und Geld, Macht und Einfluss mitbestimmen, wie Gesetze gestaltet und ausgelegt werden. Jesus bemüht ganz bewusst die Tora und die Propheten als Leitlinien, als Orientierung zum Leben und Handeln aneinander.
Eine neue Gesellschaft
In diesen Zusammenhang sind die Worte und Gedanken Jesu eingebettet und es wird so auch verständlich, wieso Jesus scheinbar an einer Übererfüllung der Gesetze interessiert ist. Sein Denken geht in Richtung Menschenfreundlichkeit. Und da ist es wichtig und wesentlich, wie der Mensch dem Menschen zum Nächsten werden kann. Jeder der seinem Bruder zürnt ist aufgerufen, sein Verhältnis mit ihm zu regeln, ins rechte Lot zu bringen. Passiert das nicht, kann sich die Spirale der Gewalt aufschaukeln bis zur gegenseitigen Vernichtung. Im alltäglichen Verhalten mit- und aneinander soll eine neue Gesellschaft entstehen. Nicht erst mit dem Töten, der radikalen Verweigerung von Existenz, beginnt der radikale Bruch zwischen Menschen. Im Zürnen, schlecht über wen Reden, jemanden Ausgrenzen und Ausrichten zeigt sich, dass Beziehung aus dem Lot ist. Wir gehen dann nicht so miteinander um, wie es uns als Menschen grundsätzlich entsprechen würde und könnte.
Man kann sich untereinander das Leben ganz schön zur Hölle machen. Man denke nur an Konflikte am Arbeitsplatz, wo KollegInnen links liegen gelassen werden, nicht teilhaben können und dürfen. Wo Gespräch verweigert wird. Wo abwertend über Menschen gesprochen wird. Hier gilt es, von Grund auf neue Verhaltensweisen einzuüben. Positiv aufeinander zugehen, Angebote von anderen aufnehmen. „Ja und“ statt „ja aber“ als Grundhaltung. Und mit dem Herzen die Mitmenschen im Blick haben, also barmherzig miteinander umgehen.
Jesus wendet sich an die Leute aus dem Volk. Er will uns eine Perspektive für eine vorbehaltlose Geschwisterlichkeit mitgeben, wo Menschen einander Nächste werden. Dazu leitet er auch mit praktischen Umsetzungen an, greift auf Altbewährtes zurück. Friedvoll miteinander umgehen, uns zum Guten verführen lassen und Handschlagqualität im Sinne von ehrlichem Umgang miteinander, wo ein Ja wirklich ein Ja ist.
Unser Tun und Denken bestimmen eine neue Gesellschaft
„Ihr habt gehört“ - Erinnern ist ein wesentliches Moment unseres Glaubens, an die Tora will immer wieder neu erinnert werden. Doch Matthäus bringt noch weitere Aspekte ins Spiel, die für ein geglücktes Zusammenleben in der Gemeinde und mit anderen wichtig erscheinen. Unser Denken prägt unser Tun und Handeln. So gesehen ist es wichtig, uns mit Menschenfreundlichkeit, Barmherzigkeit, Respekt, würdevollem Tun aneinander zu stärken. Es liegt an uns, wie Geschichte, Leben miteinander ausgeht, wie wir mit Menschen an den Rändern der Gesellschaft umgehen. Unser Tun und Denken bestimmt eine neue Gesellschaft. Wir haben es in der Hand, gewohnte Kreisläufe zu unter- und durchbrechen, gegen jede Form der Gewalt neue Wege zu gehen. Denn Gewalt zeigt sich nicht erst in der letzten Konsequenz unseres Handelns, sondern ist angelegt in unserem Denken, in Sichtweisen, in Bewertungen, in dem, wie wir mit- und voneinander reden, was wir übereinander denken. Hier könnten wir im Sinne eines Aufräumens unsere Schubladen entleeren und Raum für neues Denken und Handeln schaffen.
Leben braucht Klarheit
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein. Leben braucht Klarheit, wo wir darauf vertrauen dürfen, dass ein Ja kein Vielleicht bedeutet. Wer kennt es nicht aus eigener Erfahrung: Eine Zusage zu geben oder zu bekommen, die dann nicht eingehalten wird. So ist Zusammenleben nicht möglich. Es ist wesentlich, dass wir uns aufeinander verlassen können. Verbindlich miteinander verbunden, im Geiste JHWH, der uns leitet zum Leben und der Garant einer Gesellschaft ohne Herrschaft ist, in der der Mensch dem Menschen Nächster ist. Unbedingt.
Dazu wollen uns die Gesetze, die Weisungen der Tradition befreien. An unserer Lebensform, an der Praxis unserer Gemeinden wird ablesbar sein, wie weit wir mit der Umsetzung der Gerechtigkeit und Menschenfreundlichkeit JHWH schon sind.
© Mag. Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger im Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf.
Jesus fordert mehr als nur das Halten der Gebote
Buchstabengehorsam
Im heutigen Evangelium erleben wir eine Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern. Aber schalten wir nicht ab. Es ist eine Auseinandersetzung auch mit uns und jedem Christen.
Im Blick darauf, dass Jesus sich gegen die Pharisäer wendet, was ihre Gesetzesfrömmigkeit betriff, muss man den Schriftgelehrten und Pharisäern zuerst einmal zugutehalten: Sie hatten zu den Zehn Geboten, die Moses den Israeliten nach der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens beim Durchzug durch die Wüste am Sinai von Gott übergeben hatte, eine Reihe Zusatzgebote geschaffen. Diese Zusatzgebote dienten dazu, praktische Hilfen für das Einhalten der Zehn Gebote anzubieten. So sollte z.B. am Sabbat alle Arbeit ruhen, um den Sabbat als Tag des Herrn zu begehen. Bewusste Besinnung auf Gott, Erneuerung der Verbundenheit mit ihm, Lob und Dank sollten diesen Tag prägen. Alles, was hiervon ablenken könnte, sollte unterbleiben. Ähnlich verhielt es sich mit den anderen Zusatzgeboten. Sie sollten die Einhaltung der Zehn Gebote unterstützen.
Die Pharisäer nahmen die Zusatzgebote sehr ernst und achteten wohl auch sehr streng darauf, dass sie allgemein eingehalten wurden. Beides kritisiert Jesus nicht. Seine Kritik setzt dort an, wo die Pharisäer sich mit der Einhaltung der Gebote dem Buchstaben nach begnügten und glaubten, damit vor Gott gerecht zu sein und als seine Lieblinge zu gelten. Jesus will die Pharisäer dazu bewegen, genauer hinzuschauen. Gesetze in Form von Verboten wollen dem Bösen und Negativen äußerste Grenzen der Duldung setzen. Bei deren Übertretung bleibt die Sache nicht mehr lediglich eine Privatangelegenheit zwischen einzelnen Menschen, sondern die Gemeinschaft schreitet ein mit Gerichtsurteil und Bestrafung. Töten ist nur das letzte Glied einer langen Kette von verwerflichem Handeln, das zerstört, kaputt macht, dem gelingenden Leben abträglich ist und schadet.
Oder: „Du sollst keinen Meineid schwören!“ Ein Eid wird ja nur gefordert bei sehr wichtigen Angelegenheiten. Das Gebot, das nur den Eid benennt, will damit keinen Freibrief liefern, außer beim Eid nach Gutdünken zu lügen oder zu hintergehen, wie es einem geradeso auskommt. Es gebietet wie beim Gebot „Du sollst nicht töten!“, wenigstens das Schlimmste an Unwahrheit zu unterlassen. Jesus verweist auf das Einhalten grundsätzlicher Ehrlichkeit: Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen.
Gutsein über die Gebote hinaus
Jesus möchte den Menschen vermitteln: Es soll ihnen nicht genügen, vor Gott hintreten zu wollen mit dem Hinweis, die aufgestellten Gebote ihrem Wortlaut nach eingehalten und das Böse gemieden zu haben. Er will, dass wir darüber hinausgehen: Richte deinen Blick über das Vermeiden des Bösestun auch auf das, was dir an Gutsein möglich ist, sagt Jesus. Für das Meiden des Bösen und das Streben nach dem Guten will er uns gewinnen. Wenn wir sagen können, dass wir gegen ein Gebot nicht verstoßen haben, soll uns das durchaus hoch erfreuen, aber nicht den Blick dafür nehmen, dass uns darüber hinaus viel an Gutem möglich ist.
Mit der beispielhaften Gegenüberstellung, wie sie Jesus im Evangelium vorträgt, will er uns den Willen Gottes und seine Erwartungen an uns vor Augen stellen. Gottes Wunsch und Wille geht über Gebote oder Verordnungen oft weit hinaus. Den Willen Gottes erkennen wir, wenn wir mit liebendem Herzen in die Welt und auf die Menschen schauen. Nicht sich beschränken, lediglich Gebote einhalten, sondern aus Liebe und Hingabe handeln, das ist Jesu Leitsatz. Liebe wird z.B. davor bewahren, nicht nur einen Menschen nicht zu töten, sondern allem, was lebt und lebendig ist, mit Ehrfurcht zu begegnen. Mit einer grundsätzlich liebenden Einstellung des Herzens werden wir uns hüten:
Gemeinschaft zu zerstören,
Keile zwischen Menschen zu treiben,
Zwist und Streit zu schüren,
Gewalt anzuwenden,
zu bedrohen oder zu erpressen,
Menschen oder Tiere zu quälen,
etwas zu verwüsten,
Schönes zu zerstören oder verkommen zu lassen.
Liebe wird uns davor bewahren,
nicht nur unter Eid die Wahrheit zu sagen,
hinterhältig und mit List zu agieren,
sich auf Kosten anderer zu bereichern,
Halbwahrheiten zu verbreiten,
vage Vermutungen in die Welt zu setzen,
Verleumdungen anderer zuzulassen und nicht für sie einzutreten.
„Ich aber sage euch...“
Wie ernst Jesus die Auseinandersetzung ist, wie sehr er die Menschen zum Nachdenken bringen will, um sie für seine Sicht zu gewinnen, können wir der Art entnehmen, wie Jesus auftritt. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren angesehene, theologisch ausgebildete Persönlichkeiten, auf die das Volk hörte. Jesus, der junge Mann aus Nazareth, nähert sich ihnen nicht wie ein Schüler, der seinen Lehrer korrigieren möchte. Schüler sind in dieser Situation die Pharisäer. Jesus tritt in einer Autorität auf, die sicher jeden verblüfft aufhorchen ließ. Sich seiner vollkommen sicher, dass er Gottes Willen verkündet und vom Vater im Himmel beauftragt ist, dies zu tun, beginnt er seine Rede: „Ich aber sage euch...“
Sein Widerspruch richtet sich nicht gegen die Gebote und Vorschriften, sondern gegen die Art, wie viele mit den Geboten umgehen. Jesus bemängelt nicht die Lückenhaftigkeit der Gebote, fordert nicht auf zu ihrer Verbesserung. Er weiß, dass Gebote immer lückenhaft bleiben werden in Bezug auf das, was sie beabsichtigen und sagen wollen. Aber Jesus weiß auch, dass man mit ehrlichem Bedenken, wirklichem Wollen und mit einem von Liebe geleiteten Herzen den Sinn und die Absicht eines Gebotes verstehen kann. Und genau diese Haltung den Geboten gegenüber fordert er ein: von jedem zu jeder Zeit.
So sollen auch wir uns ansprechen lassen, die Gebote, die uns Weisung, Richtung und Antrieb geben sollen, in ihrer Weite und Fülle anzustreben. Böses unterlassen ist gut, aber nur der erste Schritt. Die Liebe leben, das ist Erfüllung des Willens Gottes. Auch zu diesem Schritt will uns Jesus auffordern.
Leben aus dem Geist der Liebe
Gesetz und Gerechtigkeit
Die letzten Sonntage hörten wir die Seligpreisungen und die Einladung, Licht und Salz zu sein. Im heutigen Evangelium spricht Jesus zu Menschen, die nach der Auslegung der Schriftgelehrten und Pharisäer lebten. Da sagte Jesus zu ihnen: „Glaubt nicht, dass ich gekommen bin, um das Gesetz und die Propheten abzuschaffen: Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ Und an seine Jünger gerichtet, fügt er hinzu: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“.
„Größere Gerechtigkeit“?
Jesus erklärt sie durch eine Reihe von Gegenüberstellungen zwischen den alten Geboten und seiner Art, sie neu auszulegen. Jedes Mal beginnt er mit: „Ich habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde…“, und stellt dann fest: „Ich aber sage euch…“. Zum Beispiel: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: 'Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein.' Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“. Es geht um die innere Gesinnung, nicht um das, was gerade noch erlaubt ist. Man kann innerlich sehr hart über den Nächsten denken oder ihn in bösen Worten niedermachen. Da sind wir längst in Sünde geraten, fallen aber nicht unter das Gesetz, erst beim Töten. Dagegen meint Jesus: Bleibt gut und absichtslos zueinander.
Jesus spricht auch von der Ehe. Es gab das alttestamentliche Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen. In der Praxis jedoch konnte der Mann seine Frau verstoßen und das war gerade noch rechtens. Auch hier appelliert Jesus an die Gesinnung: Man kann schon im Herzen Ehebruch betreiben.
In einem dritten Fall geht es um den Schwur, den Eid bzw. Meineid. Im Alten Testament wird gemahnt, Schwüre zu halten und keinen Meineid abzulegen. Da würde der Mensch es wagen, den Wahren schlechthin, Gott, für die eigene Lüge zu beanspruchen. Jesus meint, wir sollten in unseren Aussagen und Absichten klar und durchsichtig sein, dass wir nicht schwören brauchen, dass es genügt, ja und nein zu sagen.
Jesus beansprucht göttliche Autorität
Jesu Art zu sprechen machte einen großen Eindruck auf die Menschen. Sie waren gleichzeitig erschrocken, denn das: „Ich sage euch…“ bedeutete, dass Jesus für sich selber die Autorität Gottes vor dem Gesetz beanspruchte. Dabei war neu, wie Jesus die „Erfüllung“ der Gebote mit der Liebe Gottes und der Kraft des Heiligen Geistes verknüpft. Der heilige Paulus schreibt dazu: „die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes“.
So mancher von uns wird fragen: Kann ich so leben, wie es Jesus formuliert? „Wer dem Bruder zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“. „Keine Frau, keinen Mann lüstern ansehen!“ Immer klar Ja und Nein sagen. Es gibt im Konkreten unseres Miteinander viele Schwierigkeiten: Wir verstummen voreinander, wir fühlen uns verletzt und gedemütigt, bauen Mauern auf. In der Ehe können viele einander schwer annehmen, sie möchten am liebsten den anderen ändern. Wie sollen wir damit umgehen?
Hoffnungsworte
Bleiben wir nicht im Negativen stecken! Geben wir dem Vertrauen und der Liebe einen Vorschuss. Denn Jesu Worte sind eine Einladung zum gelingenden Leben; sie sind Hoffnungsworte. Jesus will keinen neuen engherzigen Gebotekatalog, vor dem wir resignieren.
Der Herr schenkt uns den Geist neuer Liebe. Wir sind aus eigener Kraft nicht in der Lage, Menschen der gelebten Bergpredigt zu sein. Beten wir um den Geist neuer Liebe in unserer Lebens- und Arbeitswelt. Anstatt im Blick auf eine oft gleichgültige Gesellschaft zu resignieren, vollbringen wir in Geduld die vielen kleinen Schritte, einen nach dem andern. Hören wir uns um, ob wir Gleichgesinnte für das Leben im Geiste Christi finden. Im Miteinander der Liebe verspricht uns Jesus seine Gegenwart. Dann öffnete er unser Herz mehr und mehr für die Not um uns. Und wir lieben jeden wie Gott ihn liebt.
Der Mensch denkt und Gott lenkt? - Über Gesetz und Freiheit
Gott an den Zügeln des Lebens
"Der Mensch denkt und Gott lenkt” - wer kennt diesen Satz nicht, der sich an das sechzehnte Kapitel des alttestamentlichen Buches der Sprüche anlehnt. Immer wieder führen wir ihn auf den Lippen, wenn wir erfahren müssen, dass wir zwar unsere Vorstellungen vom Leben und unsere Wünsche ans Leben haben, aber dass es oft ganz anders herauskommt. Vor allem fällt uns dieser Satz leicht auszusprechen, wenn wir tief in unseren Herzen zugeben müssen, dass unsere Vorstellung vom Leben eigentlich recht schief war und trotzdem alles am Ende gut heraus gekommen ist.
"Der Mensch denkt und Gott lenkt”. Der Satz ist wie die eine von zwei Seiten einer Medaille. Diese Worte heißen doch auch: Am Ende ist es immer nur Gott, der unser Leben regiert, bestimmt, lenkt und leitet. - Ja klar, denn: Welcher fromme Mensch würde das schon verneinen.
Und doch stellt sich die Frage: Warum sollen wir denn dann überhaupt noch denken? Warum sollen wir uns überhaupt noch entscheiden? Warum sollen wir Verantwortung für unser Leben übernehmen? Das ist ja wohl dann höchst überflüssig.
Heißt die Alternative gar wirklich so: Fromm sein oder aber das Leben selbst gestalten? Das Alte Testament schein es uns so vorzumachen - und wir haben es oftmals tief in unsere Herzen eingepflanzt.
Mit Gott ins Weite
Wer so denkt, glaubt und lebt, den muss der heutige Sonntag ganz außerordentlich herausfordern und durcheinander rütteln... Feuer und Wasser sind vor dich hingestellt; streck deine Hände aus nach dem, was dir gefällt. Der Mensch hat Leben und Tod vor sich; was er begehrt, wird ihm zuteil. Das Weisheitsbuch Jesus Sirach weist uns darauf hin, dass es noch andere Gottesbilder im Alten Bund gibt. Mensch, triff deine Wahl, entscheide dich! Und wer wählt, wer sich entscheidet, der kann sich eben auch irren, der kann daneben liegen, der kann sündigen.
Keinem gebietet er zu sündigen, und die Betrüger unterstützt er nicht, so hörten wir. Und dennoch hat jeder Mensch die Freiheit, sich zu versündigen und Schlechtes zu tun. Das Buch Jesus Sirach hat ein freiheitliches Menschenbild und das Bild von einem Gott, der diese Freiheit ermöglicht. Es ist dieser Gott, der schon am Anfang der Zeiten sein Volk aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit hat: Und auch dieser Weg war von Pleiten und Pannen gezeichnet, aber er führte ans Ziel.
Von der Freiheit der Kinder Gottes
Schließlich hat Gott in seinem Sohn sogar die Fesseln des Todes gesprengt und Leben in Fülle verheißen. Auch dieser Weg zu einem ewigen Leben kennt Sackgassen und falsches Abzweigen. Aber Gott lädt immer wieder ein innezuhalten, den Weg genau anzuschauen und gegebenenfalls zu korrigieren. Wer dem Ruf Gottes als Christ und Christin folgt, wählt seinen Weg, den er in seinem Leben gehen will und wählt vielleicht auch mal den falschen. Das ist das Risiko der Freiheit.
Und: Die Freiheit der Kinder Gottes gibt es nicht gratis. Das Geschenk der Freiheit ist zugleich auch die Verpflichtung zur Entscheidung.
Glücklicherweise bietet das Leben immer wieder Leitlinien zur Orientierung an, das Evangelium dieses Sonntags sogar in sehr eindringlicher Weise. Jesus hat klare Vorstellungen davon, wie Freiheit in rechter Weise gestaltet wird. Die Gesetze der Torah skizzieren ein Leben im Gleichstand: Ich muss dem anderen Menschen nicht mehr an Freiheit lassen, als ich selber habe. Jesus aber geht darüber hinaus. Seine radikalen Worten lassen erkennen: Die eigene Freiheit gestaltet nur in rechter Weise der Mensch, der verstanden hat, wo die Freiheit des Anderen beginnt, und der diese Freiheit des Anderen auch immer im Auge behält.
Gabe und Auftrag
Das Geschenk der Freiheit ist also auch die Verpflichtung zur Verantwortung. Wer meint, hemmungslos frei sein zu können, hat sich schon verstrickt in Schuld gegenüber anderen. Und dazu ist es noch nicht einmal genug, einfach nur das Gesetz des Alltags in den Blick zu nehmen - es braucht mehr: Wirklich frei lebt nur, wer bereit ist, für die Freiheit des Anderen engagiert Sorge zu tragen. Und die Schritte zu diesem Tun lenkt nicht Gott, sondern der Mensch, der dem Ruf zur Freiheit Gottes folgt. Dieser Anspruch an unser Christsein ist nicht leicht. Gott fordert uns wahrlich heraus.
Wer sein Leben in Freiheit gestalten will, kann seinen Weg nicht anders gehen als in kleinen Schritten, weil er immer wieder anhalten muss, um zu schauen, was rechts und links passiert, weil er darauf Acht geben muss, was der Andere für seine Freiheit braucht.
Das tönt unglaublich anstrengend. Wer soll das schaffen? Leichter scheint das Leben doch, wenn ich die Hände zum Gebet falte und einzig darauf vertraue, dass Gott das Leben schon irgendwie lenkt. Und wenn nicht Gott, dann halt der Pfarrer, der Bischof oder der Papst. Oder irgendeine andere Autorität. Es müsste sich doch jemand finden lassen.
Ja, solche Autoritäten gibt es und sie gebrauchen unser Leben oft sehr gerne und dankbar, vor allem für ihre eigenen Zwecke. Das aber verschleiert unsere Gottesebenbildlichkeit. Unsere Hoffnung als Christinnen und Christen ist es doch, dass Gottes Geist uns ermutigt und befähigt, selbst und eigenverantwortet die richtigen Schritte zu gehen. Gott hat in Taufe und Firmung die Hand nach uns ausgestreckt und zugesagt, mit seiner Kraft in unserem Leben immer gegenwärtig zu sein. Und der Freiheit der Kinder Gottes wegen lohnt es sich, das Leben anzupacken und zu gestalten, im Kleinen wie im Großen: in den eigenen vier Wänden genauso wie rund um die Welt. Und dabei sind wir eben nicht allein. Das hat Gott schon dem Mose zugesagt. Aus dem brennenden Dornbusch hieß es doch: Ich bin dein Gott. Ich bin Jahwe: der Ich-bin-da.
Ein Evangelium für die Olympischen Spiele
Das große Schauspiel
Für jede Lebensphase, für jede Geschichte, auch für die olympischen Spiele gibt es ein Evangelium. Daher habe ich heute als Predigtthema gewählt: Das Evangelium und die Olympischen Spiele.
Am 7. Feber 2014 wurden die olympischen Spiele in Sotschi eröffnet. Jeder wird zugeben, dass diese Spiele auch der Politik dienen. Alle Welt soll die Macht der Großen sehen. Daher werden diese Spiele über das Fernsehen in fast alle Länder der Welt übertragen.
Doch Jesus zeigt uns, "was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat" (1Kor. 2,9): Gott selbst. Das ist der Sinn des Lebens: Gott zu erkennen und seinen Sohn, den er gesandt hat (vgl Joh 17,3). Jesus bringt uns nicht das olympische, sondern viel mehr, das himmlische Feuer.
Die olympischen Spiele in Sotschi sind ein weltliches Schauspiel. Doch viel größer war das himmlische Schauspiel in Jerusalem von Tod und Auferstehung Jesu. Als Jesus starb, "bebte die Erde, die Felsen barsten und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf" (Mt 27,51ff). Wahrlich, ein Schauspiel zwischen Himmel und Erde.
Wer ist der Größte?
Aber eines überrascht uns alle bei der himmlischen Olympiade. Nicht die Person, welche die beste Leistung erbracht hat, ist der Größte, sondern der Mensch, der vor Gott ein Kind ist (siehe Mt.18,1).Warum ist das so? Bei Gott zählt nicht die Leistung, sondern die Liebe. Wer am meisten liebt, ist der Größte im Himmelreich. Und je mehr wir uns von Gott lieben lassen, desto mehr können wir tun.
Ein krebskranker Mann erzählt mir, dass ihn ein Lächeln des Kindes am meisten erfreut. Liebe ist das Größte, der Dreh- und Angelpunkt des Lebens.
Auf alles kann der Mensch verzichten, nicht aber auf die Liebe Gottes und der Eltern. Ein Kind läuft öfters Gott und den Eltern davon, aber es kehrt immer wieder zurück. Denn ohne Liebe kann es sich nicht entwickeln, ohne Liebe geht es unter. Wer sich aber von Christus lieben, berühren lässt, wird groß, glücklich und selig. Mit Christus kann ein Mensch jede Mauer überspringen, auch die Mauer des Todes. Wer liebt, hat nicht umsonst gelebt. So ein Mensch kann mit Paulus sprechen: "Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Nun liegt für mich die Krone bereit" (2 Tim 4,7f).
Wer über Olympiade und Evangelium nachdenkt, muss vor Gott ein Kind werden. Die Seligpreisungen die allen anderen vorangestellt ist, lautet: Selig die Armen, selig die Kleinen, denn ihrer ist das Himmelreich. Für wen Gott alles in allem wird, der hat gewonnen. Bei den weltlichen Spielen zählt die Leistung, bei den himmlischen Spielen die Liebe. Die olympischen Spiele in Sotschi enden am 23. Februar. Das himmlische Schauspiel der bedingungslosen Liebe Gottes aber hat kein Ende.
Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Kreuz
Drei Blicke
Drei Blicke müssen wir heute riskieren! Auf unsere Münder, unsere Augen - und unsere Herzen. Obwohl das Evangelium alles andere ist als gefällig - in ihm liegt das Versprechen einer neuen Entdeckung.
Ich kenne doch böse Worte. Sie rutschen einfach heraus. Im Eifer des Gefechtes. In einem Streit. Ich kann sie auch nicht weder zurückholen - nicht einmal ihren Klang verschönern. Ein Wort kommt zur Welt, wächst, wuchert. Manchmal kann ich mich nicht einmal entschuldigen. Manchmal mag ich es auch nicht. Ich bin doch im Recht!
Ich kenne auch den Blick auf den anderen Menschen, der sich ihm zuwendet, ihn liebevoll anschaut - oder auch auszieht, nackt dastehen lässt, ihm seiner Würde beraubt. Es gibt den Blick, der Macht ausdrückt und Unterordnungen schafft. Man sagt auch, es gäbe den typisch männlichen Blick - auf das "schöne Geschlecht", den typisch weiblichen Blick - auf das "starke Geschlecht". Aber was ist schon typisch? Typisch nur, dass ich es nicht erklären kann.
Der dritte Blick ruht auf dem Herzen. Es ist, wie Augustin in seinen Bekenntnisse sagte, unruhig - dabei ist es doch die Mitte der Person, meine Mitte! Oft sehe ich sogar eine Mördergrube - und halte den Blick kaum aus. Ich möchte meine Ruhe haben, auf Zeit spielen, mich nicht jetzt entscheiden müssen. Ich sage "ja", meine aber "nein". Verlassen kann ich mich nicht einmal auf mich.
Drei Blicke dürfen wir heute riskieren.
Beichtspiegel - Lebensspiegel
Es ist wie ein kleiner Beichtspiegel: Ich höre das Evangelium - und betrachte mich in einem Spiegel. Mich - das heißt auch, einmal nicht auf die anderen zu schauen, über sie zu reden, besser zu sein als sie.
Was sehen wir denn in diesem Spiegel? Zunächst: Drei Gebote, drei Gebote von zehn:
"Du sollst nicht töten", "Du sollst nicht ehebrechen" und "Du sollst keinen Meineid schwören". Aber wir sehen jetzt mehr als Mord, Ehebruch und Meineid - wir sehen den Hass, der sich in Worten Luft macht - wir sehen die Begierde, die aus den Augen kommt - wir sehen, dass selbst der Eid wertlos wird. Jesus schärft uns sozusagen den Blick. Er lässt uns in die Gebote sehen. In die Gebote sehen, heißt, in Gottes Absichten eingeweiht zu werden. Ihm ins Herz zu schauen.
Was ich wie einen Beichtspiegel empfinde, wird zu einem Spiegel meines Lebens.
Ich sehe mich. Ich sehe ihn. Er sieht mich.
Obwohl das Evangelium ziemlich apodiktisch klingt - Zu den Alten wurde gesagt, ich aber sage euch - liegt sein Reiz eher im Verborgenen. Es ist die Ansage einer neuen Zeit.
Jesus hält seine Bergpredigt. Sie gilt als seine Antrittsrede. Jesus umreißt sein Programm, stellt Schwerpunkte vor, lädt zu Veränderungen ein. Wie man das neudeutsch so nennt: er holt, er nimmt Menschen mit. Die aber sind neugierig, offen, erwartungsvoll. Wir sehen uns um ihn versammelt. Eine neue Herrschaft beginnt.
Darum geht es denn auch:
dass Worte nicht mehr töten, nicht mehr verletzen, nicht mehr demütigen -
dass Blicke nicht mehr ausziehen, nicht mehr wehrlos machen, nicht die Würde rauben -
dass Worte trösten, aufrichten und Gemeinschaft stiften,
dass Blicke Herzen öffnen und Vertrauen schenken.
Eine neue Herrschaft beginnt.
Ehebruch
Es ist zwar ein heißes Eisen, gehört aber heute in unsere Mitte - das Beispiel Ehebruch. Wie kaum ein anderes Thema hat es mit Worten und Blicken zu tun - mit verlorenen Worten, mit verletzenden Blicken - und mit der Sehnsucht, ein gutes Wort zu hören und liebevoll angesehen zu werden.
Viele Menschen schauen nicht nur auf gute Erfahrungen zurück, die sie in einer Ehe gemacht haben. Aus einer großen Liebe wurde ein - großes Leid. Was in dem Wort "Bruch" fast untergeht, ist eine Wunde, ein Schmerz, eine Enttäuschung.
Andere erzählen noch nach 40, 50, 60 Jahren, wie reich sie beschenkt wurden und wie schön es war - mit diesem einen Menschen. Von solchen Verhältnissen - und Träumen - gehen wohl auch die meisten Menschen aus, wenn sie den Schritt in die Ehe wagen. Sie versprechen einander Liebe - bis das der Tod euch scheidet.
Zu erzählen wissen wir auch von Menschen, die sich - nach einer Scheidung - trauten, noch einmal zu heiraten und verbindlich "ja" zu einander zu sagen. Oft hat der Partner, die Partnerin auch schon eine gescheiterte Ehe hinter sich. Manche bringen Kinder mit. Neue Familien finden sich zusammen. Das moderne Wort Patchwork-Familie trifft eigentlich nicht, was geschieht: dass ganz neue Banden entstehen, neues Vertrauen, neue Zukunft.
Ich höre Jesu Wort: Unter euch soll es überhaupt keine Scheidung geben! Dieses Wort steht - es steht auch in seiner Verlässlichkeit und Treue. Sein Wort ist auch nicht klein zu reden. Wir können es nicht einmal verbiegen.
Aber wir sind - nur Menschen. Wir sehen uns schuldig werden. Wir sehen auch, dass wir ein "Ja" nicht durchhalten können. Wir leiden darunter, aufgegeben zu werden - und einen anderen Menschen aufzugeben. Was oft so leicht und leichtfertig aussieht, entpuppt sich in vielen Fällen als Trauma. Oder auch als ein Geschenk - für einen neuen Anfang. Ein Seelsorger weiß sehr viel davon zu erzählen, hält aber dicht, schweigt - und hört zu.
Größer und besser
Jesus hat den Anspruch erhoben, dass wir größer, besser sind - als die Pharisäer und Schriftgelehrten. Zumindest hat der Evangelist das so in Worte gefasst. In seiner Zeit beginnen Juden und Christen, trotz tiefer und reicher Verwandtschaft, eigene Wege zu gehen - sich also zu trennen. Das war ein schmerzhafter Prozess. Wir spüren ihn auch in den Worten "größer" und "besser" - und sind doch klein, angefochten und verführbar. Das Evangelium gibt uns aber ein Maß, das übrigens immer schon - in der Thora, bei den Propheten, bei den Gesetzeslehrern - galt: wir sehen in Gottes Herz, um unser Leben zu verstehen - und den Weg Jesu zu gehen.
Ich gebe zu: als ich das Evangelium las, war mein erster Gedanke: 100% reichen nicht, 150%ig muss es sein - wenn nicht noch mehr. Die vielen Forderungen, die ich in meinen Leben kennengelernt habe, gerade auch in der Kirche, wanderten, irrten durch meinen Kopf. Nie ist es genug - du musst immer weiter, höher hinaus. Du musst perfekt werden. Und dann überfiel mich der Gedanke: Es reicht nicht, Mensch zu sein. Ich spürte in mir - Angst und Widerwillen.
Jetzt, wo wir uns gemeinsam auf den Weg des Evangelium gemacht haben, eingerahmt von der Bitte, der Herr möge sich erbarmen, und der Einladung, an seinem Mahl teilzuhaben, hat Jesu Wort eine große Kraft.
Nein, ich bin nicht "größer" und "besser" als ...
Ich will auch nicht "größer" oder "besser" sein als ...
Ich suche aber bei ihm Barmherzigkeit und Kraft.
Dass Worte nicht mehr töten, nicht mehr verletzen, nicht mehr demütigen -
dass Blicke nicht mehr ausziehen, nicht mehr wehrlos machen, nicht die Würde rauben -
dass Worte trösten, aufrichten und Gemeinschaft stiften,
dass Blicke Herzen öffnen und Vertrauen schenken.
Eine neue Herrschaft beginnt.
Eine alte Legende erzählt von zwei Mönchen, die Streit miteinander haben. Sie können sich nicht einigen, denn jeder von beiden fühlt sich im Recht. Schließlich tragen sie dem Abt ihre Sache vor und bitten ihn, den Streit zu schlichten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Der Abt möchte eine Nacht Bedenkzeit und gibt den Mönchen am nächsten Morgen seine Antwort:
"Gerechtigkeit gibt es nur in der Hölle, im Himmel regiert die Barmherzigkeit, und auf Erden gibt es das Kreuz!"
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne,
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Christen stehen unter einem höheren Anspruch
Eindeutigkeit
"Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen." Die Erwartung Jesu an seine Jünger ist eindeutig, liebe Hörerinnen und Hörer. Es geht ihm um die uneingeschränkte Glaubwürdigkeit. Seine Anhänger sollen nicht in Diplomatie ausweichen oder zusätzlich heilige Schwüre leisten, damit man ihnen glaubt.
Schön wäre es ja, wenn Leben immer so geradlinig ginge. Leider gibt es Situationen, in denen es nicht so glatt geht. Jesus selbst bringt in seinen Streitgesprächen mit den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes ein Beispiel dafür. Er fragt: "Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete Ja, Herr!, ging aber nicht. Da wandte er sich an den zweiten Sohn und sagte zum ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn, und er ging doch. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der zweite." (Mt 21, 28-31) Dieses Verhalten der Söhne dürfte unserer Erfahrung entsprechen. Manche Zusage, die uns gegeben wurde, ist nachher zurückgenommen worden. Und umgekehrt, aus einem harten Nein ist manchmal doch noch ein Ja geworden. Grob gesprochen scheint es diese beiden Typen zu geben. Der eine neigt dazu, auf eine Bitte immer Ja zu sagen, um gleichsam ständig "Liebkind" zu bleiben. Er oder sie möchte den Bittsteller auf keinen Fall enttäuschen, merkt aber bald, dass die Zusage über die eigenen Kräfte und Möglichkeiten geht. Der oder die andere schützt sich zunächst durch ein abgrenzendes Nein, um nach ruhiger Überlegung doch noch dem Wunsch nachzukommen.
Menschentypen
Ich denke, es gehört zu meinen Lebensaufgaben, herauszubekommen, zu welchem Menschentyp ich gehöre, um dann daran zu arbeiten, dass mein Ja wirklich ein Ja und mein Nein wirklich ein Nein ist und bleibt. Wie sonst will ich als verlässlich gelten? Es gehört zu einer reifen Persönlichkeit, dass sie auch dann zur Wahrheit steht, wenn ihr daraus Nachteile erwachsen. In manchen Verhandlungen mag diplomatisches Geschick vonnöten sein, verlässliche Beziehungen lassen sich darauf nicht aufbauen. Dabei muss nicht gleich an die Ehe, eine Lebenspartnerschaft oder eine Freundschaft gedacht werden. Es genügt, Mitglied in einem Verein oder in einer Kirchengemeinde zu sein oder schlicht Arbeitskollege.
Besonders schwer wiegt, wenn der kirchlichen Gemeinschaft, bestimmten Institutionen in ihr oder Amtsträgern vorzuwerfen ist, dass sie sich herausreden oder Sachverhalte vertuschen. Es ist nicht unfair, sondern evangeliumsgemäß, wenn Christen von ihren Zeitgenossen schärfer kritisiert werden als andere Mitbürger. Christen stehen durch ihren Namen unter einem höheren Anspruch. Mit dem, was sie im Namen Jesu, ihres Herrn, verkünden, richten sie sich auch selbst. Für sie gibt es in allem, was sie sagen und tun, gleichsam eine eingebaute Kritik. Ihnen ist die Ausflucht verbaut, darauf zu verweisen, dass andere Institutionen und Menschen auch fehlerhaft sind. Jesus unterscheidet nun mal zwischen den "Kindern dieser Welt" und seinen Jüngern. Er legt für seine Freunde die Latte hoch: "Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen."
Handeln aus der Grundkraft der Liebe
Eine neue Gerechtigkeit
"Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen" (Mt 5,20). Jesus will die Menschen zu einer Gerechtigkeit hinführen, die größer ist als die von den Pharisäern und Schriftgelehrten geübte Praxis. Jesus setzt neue Maßstäbe.
Treue zum Bund.
Im Alten Testament wird die Gerechtigkeit gesehen als die im Bundesschluss grundgelegte Beziehung zwischen Gott und dem Volke Israel, zu dem Gott in unverbrüchlicher Treue steht. Das Volk Israel soll dem entsprechen in der Treue zum Bund mit Gott und in der Beobachtung der Gesetze und Weisungen der Thora. Joseph Ratzinger schreibt in seinem Jesusbuch: "Gerechtigkeit ist in der Sprache des Alten Bundes der Ausdruck für die Treue zur Thora, die Treue zum Wort Gottes, wie sie immer wieder vom Propheten angemahnt worden war. Sie ist das Einhalten des von Gott gezeigten rechten Weges, dessen Mitte die Zehn Gebote sind. Die neutestamentliche Entsprechung zum alttestamentlichen Begriff der Gerechtigkeit ist der Glaube. Der Gläubige ist der Gerechte, der auf Gottes Wegen geht (Ps 1; Jer 17,5-8). Denn der Glaube ist das Mitgehen mit Christus, in dem das ganze Gesetz erfüllt ist, er eint uns mit der Gerechtigkeit Christi selber" (S. 119).
"Ich aber sage euch!"
Das Wort von der größeren Gerechtigkeit steht programmatisch vor den so genannten Antithesen. Antithesen heißen sie deswegen, weil Jesus den Geboten des Alten Testamentes: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist" das "Ich aber sage euch" entgegen stellt. Mit dem "Ich aber sage euch" spricht Jesus in einer ihm von Gott verliehenen Vollmacht. Nie hätte ein Schriftgelehrter, wenn er das Gesetz auslegte, ein solches "Ich aber sage euch" aussprechen dürfen, was Blasphemie, Gotteslästerung gewesen wäre. Das "Ich aber sage euch" Jesu erhebt einen hohen Anspruch, weil es in den Antithesen nicht um die Auslegung bestimmter Gesetze geht, sondern um das Gesetz selber, das Jesus auf eine neue, tiefere Weise auslegt. Weil er in göttlicher Autorität spricht, ist er nicht auf menschliche Autoritäten angewiesen, die seine Worte bekräftigen.
Am Ende der Bergpredigt heißt es, dass die Menschen über seine Lehre erschraken, weil er mit Vollmacht lehrte und nicht wie ihre Schriftgelehrten (Mt 7,28 f). Über die Vollmacht Jesu sagt Joseph Ratzinger: "Damit ist natürlich nicht eine rhetorische Qualität von Jesu Reden gemeint, sondern der offenkundige Anspruch, selbst auf der Höhe des Gesetzgebers - auf der Höhe Gottes - zu stehen. Das 'Erschrecken' ist genau das Erschrecken darüber, dass ein Mensch mit der Hoheit Gottes selbst zu sprechen wagt" (S. 134).
Die Erfüllung des Gesetzes.
Jesus will das alttestamentliche Gesetz, die Thora, nicht abschaffen. Der Evangelist Matthäus betont sehr dezidiert, Jesus sei nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen (Mt 7,27). Es ist anzunehmen, dass in nichtjudenchristlichen Kreisen, in hellenistischen Gemeinden dem alttestamentlichen Gesetz eine geringe Bedeutung beigemessen wurde. Dem wollte Matthäus offensichtlich entgegensteuern und betonte darum so sehr das "nicht auflösen". Wenn Jesus das Gesetz nicht auflösen, sondern erfüllen wollte, dann ist darunter keine noch genauere Beobachtung gesetzlicher Vorschriften zu verstehen, keine quantitative Vermehrung der Gesetzesvorschriften durch eine noch gewissenhaftere Beobachtung, sondern eine qualitative Steigerung, die die Liebe zum Grundmaß menschlichen Handelns macht. Erfüllen bedeutet: Jesus bringt das Gesetz zur Erfüllung, zur Vollendung, indem er es konsequent auf das Liebesgebot hin auslegt. Die größere Gerechtigkeit ist nicht ein Mehr an Gesetzestreue, sondern ein Mehr an Gottes- und Nächstenliebe.
In der Bergpredigt wird uns gesagt, worin alles wahrhaft menschliche Handeln gründet. In der Liebe. Darum ist die Bergpredigt radikaler als das alttestamentliche Gesetz ("Radikal" kommt her vom lateinischen radix, Wurzel). Die in der menschlichen Liebe wurzelnden Weisungen Jesu stellen an uns einen weit höheren Anspruch als eine Moral, die nur auf den Buchstaben sieht und sich mit einer rein äußerlichen Beobachtung des Gesetzes zufrieden gibt. Paulus sagt im Zweiten Korintherbrief: "Er (Gott) hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig" (2 Kor 3,6, vgl. auch Röm 7,6).
Handeln aus der Grundkraft der Liebe.
In sechs Antithesen konkretisiert Jesus die größere Gerechtigkeit, er zeigt modellhaft an einigen Lebenssituationen, wie ein Handeln, das in der Liebe gründet, auszusehen hätte. Wenn wir bedingungslos zur Versöhnung bereit sind (Mt 5,21-26). Wenn einer dem Ehepartner in einer Liebe zugetan ist, die jede zur Untreue führende Situation vermeidet (Mt 5,27-30). Wenn Jesus der üblichen Laxheit der Männer in der Scheidungsfrage entgegensteuert (Mt 5,31-32). Wenn wir eine Wahrhaftigkeit leben, die keines Schwures bedarf (Mt 5,33-37). Wenn wir dem Gesetz der Vergeltung den Verzicht auf Vergeltung entgegenstellen (Mt 5,38-42).Wenn wir über eine auf Gegenliebe hoffende Liebe hinaus das Wohlwollen auch denen gegenüber aufrecht behalten, die nicht gut an uns gehandelt haben (Mt 5,43-47). Gerade darin können wir uns an Gottes Handlungsweise orientieren, der alle Menschen unterschiedslos liebt.
Radikalisierung des fünften Gebotes
In der ersten Antithese, auf die ich nun näher eingehe, heißt es: "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein" (Mt 5,21f.). In dieser Antithese geht Jesus vom fünften Gebot der Sinaigesetzgebung aus. Diese war dem Volk Israel im Bund mit Gott als Rechts- und Sozialordnung gegeben worden, um ein geordnetes Zusammenleben zu gewährleisten. Der Dekalog sollte für Recht und Ordnung in Israel sorgen. So verbietet das fünfte Gebot den Mord und liefert den Mörder dem Gericht aus (Ex 20,13; Dtn 5,17). Verboten und bestraft wird der vollendete Mord. Würden wir es bei der Forderung des fünften Gebotes bewenden lassen, wären die allermeisten Menschen ohne Schuld.
Jesus setzt tiefer an. Dort nämlich, wo der Mord sich anbahnt. Im Herzen des Menschen. Darum haben bei Jesus Zorn und Mord den gleichen moralischen Stellenwert. Dass wir dem Bruder, dem Mitmenschen, nicht einmal zürnen dürfen, bedeutet eine ungeheure Radikalisierung des fünften Gebotes. Ein neues Denken ist angesagt, ein Gesinnungswandel. Jesus ermutigt uns, seinen Weg einzuschlagen, der die Liebe zum alleinigen Maßstab für menschliches Zusammenleben macht. Und deswegen geht Jesus so weit, dass wir, wenn wir uns im Umgang mit unseren Mitmenschen von der Liebe leiten lassen, dem Zorn in unserem Herzen keinen Raum geben. Wie kommen wir aber mit der moralischen Gleichsetzung von Zorn und Mord zurecht? - Eine Überforderung?
Jesus hat die Denkweise und das Verhalten der Menschen indes realistischer eingeschätzt, als es uns zunächst scheint. Er redet von dem, was hinter unserer Stirn vor sich geht, was sich in den Hinterhöfen unserer Seele an unguten Gedanken angesammelt hat, was es in unserem Herzen an destruktivem Denken gibt. Nehmen wir einmal unsere Sprache beim Wort. Da können Worte fallen, die mörderisch klingen. Jemanden kalt stellen, einen über die Klinge springen lassen, einen fertig machen, einen mundtot machen, einen totschweigen. Oder jemand sagt über einen bestimmten Menschen: Den kann ich auf den Tod nicht leiden, der ist für mich gestorben. Es gibt Menschen, die zwar keinen Menschen in physischer Weise umgebracht haben, aber in ihrer Verhaltensweise über Leichen gehen. Wir kennen das Wort vom Rufmord, wenn einer durch üble Nachrede erledigt wird.
Bereit zur Versöhnung.
Matthäus hat der ersten Antithese noch einen Aufruf zur Versöhnung angefügt, der den Gottesdienst betrifft. "Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe" (Mt 5,23f.). Damit soll gesagt werden, dass Gottesdienst feiern und mit andern unversöhnt leben sich schlechterdings ausschließen. Gott lässt sich nicht finden am Mitmenschen vorbei. Das Jesuswort erscheint einleuchtend. Die Zuwendung zum Mitmenschen ist wichtiger, allerdings auch schwerer als alle möglichen Opfer, die wir uns auferlegen. Es kann auch nicht genügen, sich im Herzen mit dem andern zu versöhnen. Wenn wir auch den Gottesdienst nicht unterbrechen können, so sollten wir doch, sobald es sich ergibt, auf den andern zu gehen , sollten wir die Aussöhnung nicht zu lange aufschieben.
Ich schließe mit einem Wort von Lothar Zenetti, der die Unversöhntheit von Christen in Eucharistie und Abendmahl anmahnt.
"Ich lese:
Wenn du weißt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
dann lass deine Gabe vor dem Altar, geh und versöhne dich zuerst
dann komm und feiere deinen Gottesdienst.
Ich frage:
Warum hat man dann, wenn das so gesagt ist,
getrennt und unversöhnt das Opfer der Opfer gefeiert,
jahrhunderte lang, und tut es getrennt und unversöhnt
noch heute an jedem Tag neu?"
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2017)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei; singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit
GL 146: Du rufst uns, Herr an deinen Tisch (1., und 3. Str.)
GL 162: Zu dir, o Gott, erheben wir
GL 210: Das Weizenkorn muss sterben
GL 342: Komm, Heilger Geist
GL 365: Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht
GL 372: Morgenstern der finsteren Nacht
GL 381: Dein Lob, herr, ruft der Himmel aus
GL 383: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren (3. Str.)
GL 418: Befiehl du deine Wege
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr, er will mich immer weiden
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen; du schaust mein Wesen ganz
GL 439: Erhör, o Gott, mein Flehen
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 446: Lass uns in deinem Namen, o Herr, die nötigen Schritte tun
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr du bist mein Weg
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 458/459: Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt
GL 464: Gott, liebt diese Welt
GL 472: Manchmal feiern wir mitten im Tag
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
GL 544: Halleluja... - Selig, die arm sind vor Gott
Psalmen und Kehrverse:
GL 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn - Mit Psalm 1 - IV.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 796: Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß - Mit Psalm 15 (GL 34,2) - VI.
GL 584: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
- Einleitung7
Hans Hütter (2023)
Jede Vereinigung, jede Gesellschaft, jeder Staat braucht zum Funktionieren Regeln und Gesetze, an die sich alle halten. Auch die Kirche. Obwohl wir ein ausgeklügeltes Rechtssystem entwickelt haben, geschieht immer wieder Böses, das unser Zusammenleben belastet. Gesetzesübertretungen zu bestrafen ist zwar wichtig, schafft aber das Böse nicht aus der Welt. Wenn wir das Böse verhindern wollen, müssen wir bereits in unseren Herzen beginnen, böse Gedanken und Wünsche nicht aufkommen zu lassen.
Am Beginn unseres Gottesdienstes treten wir vor Gott hin und bitten wir ihn, dass er uns helfe, das Böse in uns zu überwinden. Er vergibt uns unsere Schuld und gibt uns die Kraft, gegen das Böse anzugehen.
Ich bekenne…
Jörg Thiemann (2020) - tun, was dem Frieden dient
So herausfordernd das Wort Gottes auch ist, so provokativ Jesus spricht, Gottes Wort lädt uns ein, das zu wählen, was das Leben fördert. Gottes Wort lädt uns ein, das zu tun, was dem Frieden dient. Gott will, dass unser Leben gelingt über alle Höhen und Tiefen hinweg.
Haben wir den Mut, es zu hören. Bitten wir um sein Erbarmen.
Bernhard Rathmer (2020)
Da tritt jemand so ganz anders auf als wir es gewohnt sind. Von ihm geht eine Kraft aus die Menschen verändert! Was traurig macht fängt an sich zu wandeln! Was unheil ist wird heil! So erfahren Menschen Jesus, erfahren wir Jesus. - Damals. Heute.
Wir sind eingeladen uns auf seine heilende frohe Botschaft einzulassen. - Jetzt! Hier!
In diesem Gottesdienst! In unserem Alltag.
Klemens Nodewald (2020)
Gott hat uns die Freiheit und Möglichkeit gegeben, einen Menschen nach seinem Abbild aus uns zu formen. Mit der Freiheit wächst allerdings auch die Verantwortung uns selbst gegenüber. Dies neu in den Blick zu nehmen, werden wir durch die biblischen Texte des heutigen Sonntags eingeladen und herausgefordert.
Klemens Nodewald (2017)
Gott hat uns Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen. Wie Gott sich der Liebe verschrieben hat, so sind auch wir Menschen fähig, nicht nur das Böse zu unterlassen, sondern auch nach der Liebe in hohem Maße zu streben. Dazu ruft Jesus im heutigen Evangelium auf in seiner Auseinandersetzung mit den Pharisäern.
Martin Stewen (2014)
Im Buch Jesus Sirach heißt es im 15. Kapitel Vers 14: "Gott hat am Anfang den Menschen erschaffen und ihn der Macht der eigenen Entscheidung überlassen." - Berufen zur Freiheit der Kinder Gottes - das ist auch uns Christinnen und Christen zugesagt in der Taufe. Nicht einmal der Tod kann uns noch beengen. Gott ermutigt uns nun, das Leben in die Hand zu nehmen und mit seinem Beistand zu gestalten.
Oft verlieren wir unsere Gottesgeschöpflichkeit aus den Augen. Wir rufen um das Erbarmen des Herrn:
Manfred Wussow (2011) - groß sein im Himmelreich
Im Evangelium werden wir heute lesen:
Wer die Gebote hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Groß sind bei uns Menschen,
die etwas Besonderes leisten,
die hohe Ziele erreicht haben,
die erfolgreich sind.
Gott aber sieht anders auf uns Menschen.
Groß in seinen Augen ist, wer sich an sein Wort hält und sich ihm anvertraut.
Wir bitten ihn um sein Erbarmen:
- Bußakt2
Jörg Thiemann (2020) - unsere Gerechtigkeit
Herr Jesus Christus,
dein Wort zu hören, braucht Mut.
Wo unsere Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, rufen wir zu dir:
Herr, erbarme dich.
Wo wir unsere Schwestern und Brüder zürnen, kein gutes Haar an ihnen lassen, rufen wir:
Christus, erbarme dich.
Wo wir in unseren Herzen neidisch sind, wo wir innerlich begehren, rufen wir:
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2011)
Herr,
manchmal sind wir in dem, was wir sagen, ganz groß.
Aber wir verstecken Unsicherheit und Angst.
Herr, erbarme dich.
Herr,
mit unseren Blicken schätzen wir Leute ab.
Viele von ihnen machen wir klein, ziehen sie nackt aus.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du hast dich für uns klein gemacht.
Gib uns Worte, die von Herzen kommen
und Blicke, die den Himmel öffnen.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie6
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, nicht um Gebote aufzuheben,
sondern um sie auf ihren Sinn zurückzuführen.
Herr, erbarme dich.
Du führst uns in eine neue Gerechtigkeit ein,
damit wir ins Himmelreich gelangen.
Christus, erbarme dich.
Du forderst uns auf,
uns mit unseren Schwestern und Brüdern zu versöhnen,
bevor wir unsere Gaben zum Altar bringen.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast dich vom Vater senden lassen,
um uns von seiner Liebe zu uns
und seiner Vorstellung von Gerechtigkeit zu künden.
Herr, erbarme dich.
Dein Ja zur Mitmenschlichkeit kannte keine Grenzen.
Christus, erbarme dich.
Du hast die Menschen eingeladen,
deinem Beispiel zu folgen,
damit sie mit dir und durch dich Heil erfahren.
Herr, erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2020) - Sehnsucht nach Heil
Wir stehen hier ratlos, hilflos, den Anforderungen unseres Alltags ausgesetzt.
Herr erbarme dich.
Was wir sehen und hören macht uns sprachlos.
Wir möchten uns verschließen uns abwenden.
Christus erbarme dich.
Du begegnest uns in unserer Hoffnung, Enttäuschung, in unserer Überforderung
und in unserer Sehnsucht nach Heil.
Herr erbarme dich.
Klemens Nodewald (2020)
Herr Jesus Christus,
dein Leben, dein Denken und Handeln war ganz auf den Willen des Vaters ausgerichtet.
Herr, erbarme dich.
Immer wieder hast du die Menschen auf ihre Mängel hingewiesen
und ihnen einen besseren Weg aufgezeigt.
Christus, erbarme dich.
Wer deinen Hinweisen folgt, dem willst du bei seinem Bemühen Kraft und Stärke schenken.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er begleite uns und helfe uns, entschlossen seinen Hinweisen zu folgen. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du hast uns auf die Liebe hingewiesen, zu der wir fähig sind.
Herr, erbarme dich.
Dein Aufruf will uns drängen, das Mühen um die Liebe nicht auf die lange Bank zu schieben.
Christus, erbarme dich.
Deines Beistandes dürfen wir sicher sein
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er richte uns auf, wenn wir in der Mühe um die Liebe erlahmen.
Darum bitten wir dich, Christus, unseren Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2014)
Jesus Christus,
du bist Mensch geworden,
um uns zu zeigen wie Leben wirklich geht.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus,
du hast gelitten und deutlich gemacht,
das Entscheidungen Konsequenzen haben.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus,
du bist auferstanden und hast vorgelebt,
was Leben in Fülle meint.
Herr, erbarme dich.
Der barmherzige Gott befreie uns aus Sünde und Not,
er führe uns in die Weite erfüllten Lebens
und schenke uns die Teilhabe an seinem Reich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 6. Sonntag: gib uns ein neues und reines Herz
Gott, du liebst deine Geschöpfe,
und es ist deine Freude,
bei den Menschen zu wohnen.
Gib uns ein neues und reines Herz,
das bereit ist, dich aufzunehmen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 25. Sonntag: Das Gebot der Liebe als Erfüllung des ganzen Gesetzes
Heiliger Gott,
du hast uns das Gebot der Liebe
zu dir und zu unserem Nächsten aufgetragen
als die Erfüllung des ganzen Gesetzes.
Gib uns die Kraft,
dieses Gebot treu zu befolgen,
damit wir das ewige Leben erlangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 25. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 5 Di: Beharrlichkeit und Ausdauer auf dem Weg deiner Gebote
Gütiger Gott,
schenke uns Beharrlichkeit und Ausdauer
auf dem Weg deiner Gebote,
damit auch in unseren Tagen
viele Menschen zu dir finden
und deine Kirche dir immer eifriger dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Dienstag der 5. Woche der Fastenzeit
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel (2021) - Gerechtigkeit, die aus dem Herzen kommt
Gott, unser Vater,
dein Sohn ruft uns zu einer neuen
Gerechtigkeit auf, die aus dem Herzen kommt.
Gib uns die Kraft zu einem Handeln, das sich
für die Menschen und für das Leben entscheidet.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns durch dein Leben vorgelebt,
was es heißt, den Willen des Vaters zu erfüllen –
sogar bis in die letzte Konsequenz.
Schenke uns in diesem Gottesdienst neu die Kraft
und Ermutigung deinem Beispiel zu folgen.
Das erbitten wir von dir,
der du bist in der Einheit mit dem Vater
und dem Hl. Geist, jetzt und für alle Zeit. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
durch Wort und Tat machst du uns Menschen immer wieder Mut.
Doch deine Worte und auch deine Taten fordern uns heraus.
Deine Worte seien ein Ansporn,
uns nie selbstzufrieden zurückzulehnen,
sondern in der Liebe zu wachsen und zu reifen. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott
das hast uns in der Taufe die Freiheit der Kinder Gottes geschenkt.
Geleite uns auf den Wegen unseres Leben,
dass wir den Mut haben,
aufzubrechen zu einem Leben in Fülle;
die Phantasie aufbringen,
unser den Weg dorthin sinnvoll zu gestalten,
und schenk uns die Kraft, Hindernisse zu bewältigen.
So bitten wir durch Jesus Christus.
Manfred Wussow (2011)
Treuer Gott,
wir danken dir für den Wortschatz,
uns auszudrücken und miteinander zu reden.
Wir danken dir auch für die vielen Blicke,
uns zu Recht zu finden und in Gesichtern zu lesen.
Wir danken dir, dass du freundlich mit uns redest
und gnädig auf uns siehst.
Hilf uns, gute Worte für einander zu finden
und schenke uns Augen, in jedem Menschen
dein Kind zu sehen.
In Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten10
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du forderst von uns eine Gerechtigkeit, die größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer.
Wir bitten dich dazu um deine Hilfe:
Hilf allen Menschen, die in ungerechte Kriege und Auseinandersetzungen hineingezogen worden sind, dem Unrecht und dem Leid zu entkommen.
Hilf allen Menschen, denen Unrecht geschehen ist,
deren Ehre verletzt worden ist,
oder die sich gedemütigt fühlen,
nicht auf Vergeltung und Rache zu sinnen,
sondern einen Weg zur Versöhnung zu finden.
Hilf allen Menschen, die an ihren Beziehungsidealen scheitern,
einander zu vergeben und neu anzufangen.
Hilf allen Menschen, die getäuscht und hinters Licht geführt worden sind
und den Glauben an Wahrhaftigkeit verloren haben,
neues Vertrauen aufzubauen.
Hilf allen, die sich durch Unrecht und Lüge Vorteile verschafft haben,
den Schaden wieder gut zu machen
und wieder gerechte Verhältnisse herzustellen.
Hilf allen Toten, besonders allen Opfern der Kriege und Verbrechen,
Frieden, Vergebung und Gerechtigkeit zu finden.
Du, Herr, hast nicht Böses mit Bösem vergolten,
du hast selbst im Sterben noch deinen Peinigern vergeben
und so das Böse überwunden.
Wir danken dir dafür. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Als Kinder Gottes haben wir Anteil an seinem Geist, der uns hilft, unsere Gesinnung und unser Tun in Einklang zu bringen.
Lasst uns beten, dass sein Geist auch in uns wirksam werden kann:
Um den Geist der Unterscheidung für alle, die versuchen die Forderungen aus ihrer Religion für ihre Hörer und Leser ins heute zu übertragen.
Um den Geist der Unterscheidung bei allen Aktionen, die jene setzen, die unmittelbar oder mittelbar von der Eskalation der Gewalt des Krieges in der Ukraine betroffen sind.
Um den Geist der Unterscheidung für alle Menschen, die Richtlinien und Werte vertreten unter deren Schutz und Orientierung ein solidarisches Miteinander möglich ist.
Um den Geist der Unterscheidung in unserer Haltung zu Veränderungen in unserer eigenen Entwicklung, unseren Beziehungen und den Strömungen in der Gesellschaft.
Um Barmherzigkeit für alle Verstorbenen, denn deine Liebe ist immer größer als unsere Gerechtigkeit.
Denn du allein weißt um den Sinn und das Ziel deiner Schöpfung.
Deiner Liebe vertrauen wir uns an.
Wir preisen dich und danken dir jetzt und allezeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2020) - Segne ihre Bemühungen
Wir beten zu unserem Herrn Jesus Christus,
dessen Worte und Taten aufrüttelten,
um das Reich Gottes zu errichten:
Für alle, die sich schwer tun zu vergeben.
Heile die Wunden ihrer Herzen.
Für alle, die nicht merken, wo sie andere verletzten.
Schenke ihnen Einsicht und Umkehr.
Für alle, die unter Gewalt und Hänseleien leiden.
Lass sie Hilfe und Beistand erfahren.
Für alle, die sich um Frieden mühen.
Segne ihre Bemühungen.
Für alle, die enttäuscht sind von deiner Kirche,
Dass sie sich dennoch nicht abwenden...
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie in deiner ewigen Liebe auf.
Dir sei Lob und Preis,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Bernhard Rathmer (2020)
Gott du willst für uns eine Anlaufstelle sein, zu der wir mit unseren Fragen und Bitten kommen können.
Wir bitten dich:
Hilf allen Menschen, die sich im Kleinen und Großen für ein besseres Leben der Menschen einsetzen, in ihren Bemühungen und stärke ihren Mut.
Lass und offene Augen und Ohren haben, dass wir auf die Geschehnisse um uns herum achten und uns einsetzten, wo wir gefordert sind.
Für den synodalen Prozess in unserer Kirche, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und wir alle Themen offen und frei besprechen, nach hilfreichen Lösungen suchen und mutig notwendige Entscheidungen treffen .
Hilf uns allen, das wir dem Heiligen Geist vertrauen und uns einsetzen wo wir gefordert sind.
Steh den Menschen bei, die heute Opfer von Fanatismus und Ideologien sind, dass sie Menschen an ihrer Seite spüren, die sich für ihre Rechte einsetzen.
Für unsere Verstorbenen, nimm Du sie in das verheißene Land auf.
Gott, nimm du unsere Bitten an.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Klemens Nodewald (2020)
Herr Jesus Christus,
du baust uns Brücken auf unserem Weg in deine Nähe
und zu einem von der Liebe geprägten Miteinander.
Wir bitten dich:
Stärke in uns die Bereitschaft, unsere Verantwortung für uns selbst und gegenüber den Menschen jederzeit ernst zu nehmen.
Christus, höre uns…
Hilf uns, barmherzig und gütig mit dem Versagen unserer Nächsten umzugehen.
Schenke Erfolg allen Bemühungen um Frieden und Versöhnung.
Menschen in Not und Leid lass neben deiner Hilfe auch ausreichend Hilfe durch Menschen erfahren.
Segne das Wirken aller, die sich in irgendeiner Weise in den Dienst deiner Kirche stellen.
Stehe bei den Sterbenden und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr Jesus Christus,
du hast für unsere Anliegen ein offenes Ohr.
Dafür danken wir dir immer wieder neu. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Die uns von Gott geschenkte Freiheit ist die Voraussetzung für eine Lebenshaltung, in der wir Gott und einander in Liebe begegnen können.
Ihn lasst uns bitten:
Für eine Kirche, die nicht nur mit Worten sondern durch gelebten Glauben und ihre Taten Jesu Lehre verkündet.
Für die Menschen in den Ländern Ostafrikas, deren Ernten durch die derzeit bestehende Heuschreckenplage vernichtet wird, um solidarische Unterstützung jener Länder, deren Bewohner im Überfluss leben.
Für alle, deren Leben durch die Coronusvirusinfektion akut bedroht ist, und für jene, die für die Verhütung weiterer Ausbreitung dieser Epidemie verantwortlich sind.
Für uns alle, dass wir bedenken, dass leicht aus bösen Gedanken Worte und Werke werden.
Für unsere Verstorbenen, die auf deine Barmherzigkeit vertrauen dürfen.
Vater, wir bitten dich um deinen Geist.
Er kann uns lehren, deine Gebote so zu erfüllen,
dass sie für uns und die Menschen um uns zum Heil werden.
Deine Weisheit rühmen und preisen wir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
deinem Ruf, sich der Liebe zuzuwenden, wollen wir nicht ausweichen.
So bitten wir um neue Kraft für uns und alle,
die auf dich hinhören und deinen Weisungen folgenmöchten.
Bestärke alle Menschen, das Böse zu meiden
und sich der Mühe zu stellen, Gutes nach vorhandenen Kräften anzustreben.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Segne alle, die auch schwierigen Menschen ihre Liebe nicht versagen.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Hilf denen, die in Not sind, hilfsbereite Menschen anzutreffen.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Schenke Erfolg jenen, die sich um Frieden und Versöhnung mühen.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Erbarme dich in besonderer Weise derer, die bei den Menschen kein Erbarmen finden.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Stehe den Sterbenden bei und nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft des Himmels.
Christus, du Kämpfer für die Liebe...
Herr Jesus Christus,
du hast zur Liebe nicht nur aufgerufen; du hast sie gelebt.
Wir danken dir, dass wir in deine Liebe, Güte und Barmherzigkeit eingeschlossen sind.
Sei gepriesen in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Gott,
du begleitest unser ganzes Leben mit deinem liebevollen Blick.
Dich bitten wir:
Entfalte in deiner Kirche die Macht deines Wortes,
das Leben schafft und für uns Orientierung ist.
Ermutige alle Entscheidungsträger, angstfrei vor der öffentlichen Meinung und verantwortungsvoll ihre Macht zum Besten aller zu gebrauchen.
Stärke unser Vertrauen auf den Beistand des Heiligen Geistes
und hilf uns mit unterschiedlichen Meinungen und Kontroversen offen und vorurteilsfrei umzugehen.
Begleite alle Paare, die sich in Liebe verbunden fühlen, mit deinem Segen
und lass sie dich, den Urgrund aller Liebe, immer tiefer erkennen.
Hilf uns auf deine Weisheit und Gerechtigkeit zu hoffen,
wenn am Ende unseres irdischen Lebens alles jetzt Sichtbare vergangen sein wird.
Denn du, Herr, siehst auf alle unsere Wege und erkennst unser Herz.
Deine Größe und Weisheit preisen wir jetzt und immerdar. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott,
du hast uns zu einem Leben in der Freiheit der Kinder Gottes berufen.
Immer wieder erfahren wir die Grenzen dieses Lebens.
Wir beten:
Für alle Menschen, die meinen, sich selbst verwirklichen zu können
ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen um sie herum:
Mach sie empfindlich für die Zusammenhänge, in denen sie leben.
Für Menschen, die scheu und ängstlich die wichtigen Entscheidungen ihres Lebens aussitzen oder anderen anvertrauen:
Schenke ihnen Freude am Leben und die Erkenntnis,
was man aus diesem Leben alles machen kann.
Für jene, die politische Verantwortung für das Wohl vieler verschiedener Menschen tragen:
Schenke ihnen das sichere Gespür für die Dinge,
die notwendig und richtig sind.
Für uns alle, die wir von dir gewollt und erschaffen sind:
Lass uns stets erfahren, dass du bei uns bist
und unsere Wege und Entscheidungen begleitest.
Für unsere Verstorbene, die dich nun von Angesicht zu Angesicht schauen:
Vergelte ihnen das Gute, das sie in ihrem Leben bewirkt haben,
und rechne ihnen ihre Fehler nicht an.
"Der Mensch hat Leben und Tod vor sich;
was er begehrt, wird ihm zuteil” -
im Vertrauen darauf, dass du für uns sorgst,
weil wir deine Kinder sind,
bitten wir um deine Nähe
für alle Zeit bis in Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2011)
Im Evangelium wird uns gesagt, Worte, Blicke und Beziehungen liebevoll zu pflegen.
Uns wird auch der Geist geschenkt, Gottes Gebot zu hören und auf seinem Weg zu gehen.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die unter Worten leiden,
sich nicht verstanden fühlen,
verunsichert sind.
Schenke ihnen Mut, mit anderen zu reden.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die viel reden müssen,
ständig gefragt werden,
auf alles eine Antwort haben müssen.
Schenke ihnen eine Verschnaufpause, zu sich selbst zu finden.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die die Blicke der anderen fürchten,
sich ausgezogen fühlen,
sich ihrer Würde beraubt sehen.
Schenke ihnen ein neues Gewand für die Seele, sich zu schützen.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die mit Blicken ihre Ansprüche untermauern,
Angst machen,
Gehorsam heischen.
Schenke ihnen Augenklappen, Menschen in Ruhe zu lassen.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die ein "Ja"-Wort gegeben haben,
Glück in einer Ehe suchen,
Kindern das Leben schenken.
Schenke ihnen Freude aneinander.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die mit ihrer Liebe an ein Ende gekommen sind,
nur noch böse Worte für einander haben,
auch für gute Tage nicht mehr dankbar sind.
Schenke ihnen die Kraft, liebevoll miteinander umzugehen.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich.
Du, Gott, hast "Ja" zu uns gesagt.
Dein erstes Wort für uns war: es werde Licht.
Lass uns behutsam und sorgfältig
Worte, Blicke und Beziehungen pflegen,
bis du vollendest, was wir nicht vollenden können.
In Christus, deinem Wort für uns.
- Gabengebet4
Messbuch - GG 6. Sonntag: es helfe uns, nach deinem Willen zu leben
Barmherziger Gott,
das heilige Opfer reinige uns von Sünden
und mache uns zu neuen Menschen.
Es helfe uns, nach deinem Willen zu leben,
damit wir den verheißenen Lohn erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 34. Woche: nach deinen Geboten leben
Herr,
wir bringen deinem Namen
die heiligen Gaben dar,
wie es uns aufgetragen ist.
Schenke uns durch sie die Kraft,
nach deinen Geboten zu leben,
damit wir von dir angenommen werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 34. Woche im Jahreskreis
Messbuch - GG Votivmesse Heiliger Geist: schenke uns ein gläubiges und demütiges Herz
Herr, unser Gott,
wir bringen im Heiligen Geist das Opfer dar.
Gib uns durch ihn die rechte Gesinnung
und schenke uns ein gläubiges und demütiges Herz,
damit unsere Gaben dir wohlgefallen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
Messbuch - GG Auswahl 9: lege deinen Geist in unser Herz
Vater im Himmel,
lege deinen Geist in unser Herz,
damit er uns belebe und heilige
und zu einer wahren Opfergabe mache für dich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 9
- Gebet zur Gabenbereitung3
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
Brot und Wein
werden gewandelt in deinen Leib und dein Blut.
Du bist mitten unter uns.
Deine Liebe wandele unsere Herzen,
wandle unser Denken, unser Reden und Tun,
dass wir anderen dienen und uns einander hingeben. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Barmherziger Gott
der Tisch ist gedeckt mit den Gaben von Brot und Wein,
die deinen Sohn unter uns lebendig werden lassen.
Lass uns in diesem Mahl erfahren,
was es heißt, dass Jesus Christus
uns befreit hat von den Fesseln des Todes.
Lass uns teilhaben an diesem Leben in Fülle,
das du uns versprochen hast.
So bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn,
von heute bis in alle Ewigkeit.
Manfred Wussow (2011)
Barmherziger Gott,
wir können dir nichts geben,
was wir nicht von dir haben.
Aber schau gütig auf uns:
Wir bringen dir Brot und Wein,
unsere Arbeit, unsere Sorgen,
aber auch unseren Lebensmut
und alles, was uns gelingt.
Du, der du Brot und Wein verwandelst,
verwandle unser Leben
in Christus, deinem Sohn, unseren Bruder.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Er hat uns den Sinn deiner Gebote erschlossen
(für Wortgottesfeiern)
Kehrvers:
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. (GL 616,5)
Oder:
Alles, was Odem hat,
alles, was Odem hat, lobe den Herrn! (619,1)
Guter Gott und Vater,
wir sind zusammengekommen, um dir zu danken
und unseren Lobpreis darzubringen.
In deiner Weisheit hast du die Welt geschaffen und geordnet.
Den Menschen gabst du Gebote und Vorschriften,
damit es ihnen wohl ergehe auf Erden.
Kehrvers
Deinen Sohn Jesus Christus hast du in die Welt gesandt,
damit er erfülle, was das Gesetz und die Propheten
angekündigt und verheißen haben.
Er hat uns den Sinn deiner Gebote erschlossen
und uns den Weg gewiesen, wie wir vor dir gerecht werden können.
Kehrvers
Dein Geist führt uns auch heute.
Er leitet uns an, Hass und Zorn zu überwinden,
Frieden zu suchen und uns miteinander zu versöhnen.
Er mahnt uns zur Gerechtigkeit.
Er bestärkt uns, Verantwortung zu tragen in allem, was wir tun.
Er lehrt uns, die Würde jedes Menschen zu achten.
Kehrvers
Wir preisen deine Weisheit und deine Treue
und stimmen ein in das Lob der ganzen Schöpfung.
Danklied, z. B. "Mein ganzes Herz erhebet dich" (GL 143)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 1: Ostergeheimnis und Gottesvolk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat Großes an uns getan:
durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns von der Sünde
und von der Knechtschaft des Todes befreit
und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen.
In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht,
dein heiliges Volk,
dein königliches Priestertum.
So verkünden wir die Werke deiner Macht,
denn du hast uns aus der Finsternis
in dein wunderbares Licht gerufen.
Darum singen wir
mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres den Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 1
Messbuch - Präfation Sonntage 6: Der Heilige Geist als Angeld der ewigen Osterfreude
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn in dir leben wir,
in dir bewegen wir uns und sind wir.
Jeden Tag erfahren wir aufs neue
das Wirken deiner Güte.
Schon in diesem Leben
besitzen wir den Heiligen Geist,
das Unterpfand ewiger Herrlichkeit.
Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten
und uns die sichere Hoffnung gegeben,
daß sich an uns das österliche Geheimnis vollendet.
Darum preisen wir dich
mit allen Chören der Engel und
singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 6
Messbuch - Präfation Sonntage 7: Der Gehorsam Christi und unsere Versöhnung mit Gott
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dein Gnade zu rühmen.
So sehr hast du die Welt geliebt,
daß du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast.
Er ist uns Menschen gleich geworden
in allem, außer der Sünde,
damit du in uns lieben kannst,
was du in deinem eigenen Sohne geliebt hast.
Durch den Ungehorsam der Sünde
haben wir deinen Bund gebrochen,
durch den Gehorsam deines Sohnes
hast du ihn erneuert.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ....
MB Sonntage 7
- Mahlspruch1
Bibel (2020)
Groß ist die Weisheit des Herrn,
stark an Kraft ist er und sieht alles.
(Sir 15,18)
- Meditation2
Bernhard Rathmer (2020)
gefangen - frei werden
unterdrückt – sich wehren lernen
mutlos – kraft gewinnen
ängstlich – erste schritte wagen
verkriechen – auf andere zugehe
festhalten – neues wagen
misstrauen - vertrauen
unheil spüren – heil erfahren
(Bernhard Rathmer)
Helene Renner (2020) - Wir brauchen Weisheit
Wir brauchen Weisheit
zu erkennen
dass es nicht gut ist
es allen recht zu machen
Wir brauchen Weisheit
zu sehen
wo Unrecht herrscht und Menschen unterdrückt
Wir brauchen Weisheit
die gegen Machtmissbrauch vorgeht
und Anmaßung sichtbar macht
Wir brauchen Weisheit
die vor Selbstgerechtigkeit schützt
und niemand erniedrigt
Wir brauchen
deine Weisheit
Gott
Schenke sie uns neu
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 6. Sonntag: erhalte in uns das Verlangen nach dieser Speise
Gott, du Spender alles Guten,
du hast uns das Brot des Himmels geschenkt.
Erhalte in uns das Verlangen nach dieser Speise,
die unser wahres Leben ist.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 4 Fr: neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit
Allmächtiger Gott,
du hast uns von den alten
zu den neuen Zeichen des Heils hinübergeführt.
Lass uns die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag der 4. Woche der Fastenzeit
Messbuch - SG Votivmesse Heiliger Geist: der Heilige Geist reinige unsere Herzen
Herr, unser Gott,
der Heilige Geist,
der über uns ausgegossen ist,
reinige unsere Herzen,
der Tau seiner Gnade durchdringe unser Innerstes
und mache uns fruchtbar an Werken der Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
die Botschaft, die wir heute von dir gehört haben,
fordert viel von uns.
Ja, wir denken, sie überfordert uns geradezu.
Gerne verstecken wir uns hinter einem J-EIN.
Schenke du uns Einsicht, Kraft und Segen,
damit wir dir folgen können.
Mache unser Ja zu einem klaren Ja –
im Denken und im Handeln.
Bleibe du mit dem Vater und der Kraft des Hl. Geistes,
mit uns auf dem Weg,
damit sich erfüllen kann,
was du uns zugesagt hast. - Amen.
Jörg Thiemann (2020) - Mut und Kraft, deine Worte zu leben
Herr Jesus Christus,
in deiner Nachfolge zu leben,
das ist erfüllend,
es macht froh.
Doch es ist nicht immer einfach,
ja sogar oft sehr schwer.
Gib uns Mut und Kraft,
deine Worte zu leben.
Segne uns dazu. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Gütiger Vater
wir danken dir, dass du uns versammelt hast
und uns begegnet bist im Wort vom Heil
und im Brot des Lebens.
Wenn wir jetzt gehen, um das Leben zu wagen,
sei du mit uns und begleite uns mit deinem Segen.
So bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2011)
Geh du mit, treuer Gott,
wenn wir uns auf den Weg machen.
Ohne deinen Beistand,
ohne dein Geleit können wir nicht leben.
Was wir nicht wissen, ist bei dir gut aufgehoben:
Die Tage, die vor uns liegen,
die Menschen, denen wir begegnen werden,
die Worte, die wir noch finden müssen.
Lass dein Angesicht über uns leuchten
und schenke uns deinen Frieden.
In Christus, unserem Herrn.
Über allem die Liebe
erschrocken pralle ich zurück
wer
Herr
soll da noch
Gnade finden
wer
sag wer
soll da den Weg
mit dir noch wagen
ich werde still
und
schau ihn an
den Weg
den du voran gegangen bist
und
der gezeigt hat
was über allem steht
und uns
in das „Gesetz des Handelns“ ruft
über allem steht
das GESETZ DER LIEBE
und
nur in ihr
können wir erfüllen
was du uns
„VOR-GESETZT“ hast
in ihr finden wir
die Weite
und
gnädiges Erbarmen.
Beatrix Senft 2023.
Gerechtigkeit
Recht:
ein Recht oft
der Stärkeren
Recht:
ein Recht oft
der Reichen
Gerechtigkeit aber
fordert Recht
für die Schwachen.
Gerechtigkeit
fordert Recht
für die Armen.
Jesus starb
für die Macht
der Gerechtigkeit.
Jesus starb
durch das Recht
der Mächtigen.
Kurt Marti
Nobody’s Perfect
Wenn ich nervös bin, habe ich diese Sache, dass ich zu viel rede
Manchmal kann ich zur Hölle nochmal nicht still sein
Es ist als ob ich jemandem erzählen muss, irgendjemandem der zuhört
Und das ist wo ich anscheinend Scheiße baue
Yeah, ich vergesse die Konsequenzen
Für eine Minute dort verliere ich meine Sinne
Und in der Hitze des Augenblicks fängt mein Mund an
Die Worte beginnen zu fließen, oh
Aber ich wollte dich nie verletzen
Ich weiß, es ist Zeit, dass ich lerne,
die Leute, die ich liebe so zu behandeln wie ich geliebt werden will
Das ist eine Lektion, die ich gelernt habe
Ich hasse es, dass ich dich im Stich gelassen habe
Und ich fühle mich deswegen so schlecht
Ich denke Karma kommt wieder zurück
Denn jetzt bin ich die eine, die verletzt ist
Und ich hasse, dass ich dich im Glauben gelassen habe
Dass das Vertrauen , welches wir hatten gebrochen ist
Sag mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Denn niemand ist perfekt
Nein, nein, nein, nein, nein ,nein, nein, niemand ist perfekt nein
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte
Ich schwöre, ich würde nie diese Linie gekreuzt haben
Ich sollte es für mich behalten
Aber nein, Ich ging und erzählte der ganzen Welt wie ich mich fühle und oh
Also sitze ich und realisiere
Mit diesen Tränen in meinen Augen
Ich muss mich ändern, wenn ich dich für immer behalten will
Ich verspreche, dass ich es versuchen werde
Aber ich wollte dich nie verletzen
Ich weiß, es ist Zeit, dass ich lerne,
die Leute, die ich liebe so zu behandeln wie ich geliebt werden will
Das ist eine Lektion, die ich gelernt habe
Ich hasse es, dass ich dich im Stich gelassen habe
Und ich fühle mich deswegen so schlecht
Ich denke Karma kommt wieder zurück
Denn jetzt bin ich die eine, die verletzt ist
Und ich hasse, dass ich dich im Glauben gelassen habe
Dass das Vertrauen , welches wir hatten gebrochen ist
Sag mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Denn niemand ist perfekt
Nein, nein, nein, nein, nein ,nein, nein, niemand ist perfekt
Ich bin kein Heiliger, nein, keineswegs, aber was ich getan habe, es war nicht cool
Aber ich schwöre, dass ich dir das nie mehr antun werde
Ich bin kein Heiliger, nein, keineswegs, aber was ich getan habe, es war nicht cool
Aber ich schwöre, dass ich dir das nie mehr antun werde
Ich hasse es, dass ich dich im Stich gelassen habe
Und ich fühle mich deswegen so schlecht
Ich denke Karma kommt wieder zurück
Denn jetzt bin ich die eine, die verletzt ist
Und ich hasse, dass ich dich im Glauben gelassen habe
Dass das Vertrauen , welches wir hatten gebrochen ist
Sag mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Denn niemand ist perfekt nein
Ich hasse es, dass ich dich im Stich gelassen habe
Und ich fühle mich deswegen so schlecht
Ich denke Karma kommt wieder zurück
Denn jetzt bin ich die eine, die verletzt ist
Und ich hasse, dass ich dich im Glauben gelassen habe
Dass das Vertrauen , welches wir hatten gebrochen ist
Sag mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Denn niemand ist perfekt yeah yeah whoa
Erzähl mir nicht, erzähl nicht
Erzähl mir nicht, du kannst mir nicht vergeben
Nein, nein, nein, nein
Denn niemand ist perfekt, nein
Jessie J (Jessica Ellen Cornish):
www.songtexte.com/uebersetzung/jessie-j/nobodys-perfect-deutsch-43d6fbaf.html
Engl. Originalversion unter:
http://www.songtexte.com/songtext/jessie-j/nobodys-perfect-bbf2982.html
Zu nichts bestimmt – zu nichts verdammt
Wenn es ein Kulturphänomen gibt, das junge Menschen europa- oder sogar weltweit verbindet, dann ist es Harry Potter. Kaum jemand, der heute zwischen 20 und 35 Jahren alt ist, ist ohne Buch-, Hörbuch- oder Filmkontakt zu Joanne K. Rowlings Zauberer-Parallelwelt aufgewachsen. Die Potter-Geschichten verhandeln viele grundsätzliche Wertfragen zwischen Gut und Böse, zwischen Flüchten und Standhalten.
Doch an keinem Punkt kommen sie dem globalen Zeitgeist moderner westlicher Gesellschaften so nah wie im letzten Kapitel des zweiten Bandes „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“. Da sorgt sich der Held, ob er wohl tatsächlich in sein Schulhaus „Gryffindor“ gehöre, oder doch eher in das sinistere Haus „Slytherin“. Der weise Schulleiter Albus Dumbledore versucht ihn zu beruhigen: Harry sei nach Gryffindor gekommen, genau weil er sich gegen Slytherin entschieden habe. „Es sind unsere Entscheidungen, Harry, die zeigen, wer wir wirklich sind – viel mehr als unsere angeborenen Fähigkeiten“, sagt Dumbledore.
Dieser Satz ist ein Versprechen. Ein Versprechen, das sich auch die Autorin der Potter-Geschichten selbst gegeben haben mag, als sie, alleinerziehend, weitgehend mittellos und ohne Verlag im grauen Edinburgh an einem Kinderbuch herumschrieb, das später die Welt erobern sollte: Du bist, was du sein willst. Du bist, was du entscheidest. Du bist zu nichts bestimmt und zu nichts verdammt.
Die Kehrseite dieses Versprechens ist allerdings eine Drohung: Wenn kein Gott, keine ständische Ordnung, kein soziales Milieu, kein Elternhaus und keine biologische Ausstattung dir vorschreiben können, wer du sein sollst, dann bist du allein. Allein verantwortlich für deinen Erfolg, dein Glück, dein Leben. Und eben auch verantwortlich für Misserfolg, Unglück und Scheitern.
www.welt.de/vermischtes/article139147042/Von-unserer-Obsession-immer-perfekt-sein-zu-muessen.html
Die größere Gerechtigkeit ist immer die Liebe
Liebe Brüder und Schwestern,
in der Liturgie dieses Sonntages folgt die Lesung der sogenannten „Bergpredigt“ von Jesus, die sich in den Kapiteln 5, 6 und 7 des Matthäusevangeliums findet. Nach den „Seligpreisungen“, die ein Programm des Lebens darstellen, verkündet Jesus das neue Gesetz, seine »Torah«, wie es unsere Brüder, die Juden, nennen. Tatsächlich sollte der Messias bei seinem Kommen auch die definitive Offenbarung des Gesetzes bringen, und genau das ist es, was Jesus erklären wird:
„Glaubt nicht, dass ich gekommen bin, um das Gesetz der Propheten abzuschaffen: Ich bin nicht gekommen, um abzuschaffen, sondern um es zu erfüllen.“ Und an seine Jünger gerichtet, fügt er hinzu: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 5,17,20). Aber worin besteht diese „Erfüllung“ des Gesetzes Christi und diese ‚höhere Gerechtigkeit‘, von der er spricht?
Jesus erklärt es durch eine Reihe von Antithesen zwischen den alten Geboten und seiner Art, sie neu auszulegen. Jedes Mal beginnt er mit: „Ich habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde...“, und danach stellt er fest: „Ich aber sage euch...“. Zum Beispiel: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“ (Mt 5,21-22).
Und so geht es sechs Mal weiter. Diese Art zu sprechen machte einen großen Eindruck auf die Menschen, die gleichzeitig erschrocken waren, denn das: „Ich sage euch...“ bedeutete, dass Jesus für sich selber die Autorität Gottes vor dem Gesetz beanspruchte. Die Neuheit Jesu besteht im Wesentlichen in seiner „Erfüllung“ der Gebote mit der Liebe Gottes und der Kraft des Heiligen Geistes, die in ihm wohnt.
Und wir können uns, durch die Liebe zu Christus, dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, der uns befähigt, die göttliche Liebe zu leben. Darum wird jedes Gebot eine Forderung der Liebe, und alle werden in einem einzigen Gebot zusammengefasst: Liebe Gott mit all deinem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst.
Benedikt XVI. Ansprache vor dem Angelus zum Evangelium des 6. Sonntags im Jahreskreis am 14. Februar 2011.
Von unten
Es bleibt ein Erlebnis von unvergleichlichem Wert, dass wir die großen Ereignisse der Weltgeschichte einmal von unten, aus der Perspektive der Ausgeschalteten, Beargwöhnten, Schlechtbehandelten, Machtlosen, Unterdrückten und Verhöhnten, kurz der Leidenden, sehen gelernt haben. Wenn nur in dieser Zeit nicht Bitterkeit oder Neid das Herz zerfressen hat, dass wir Großes und Kleines, Glück und Unglück, Stärke und Schwäche mit neuen Augen ansehen, dass unser Blick für Größe, Menschlichkeit, Recht und Barmherzigkeit klarer, freier, unbestechlicher geworden ist, ja, dass das persönliche Leiden ein tauglicherer Schlüssel, ein fruchtbareres Prinzip zur betrachtenden und tätigen Erschließung der Welt ist als persönliches Glück. Es kommt nur darauf an, dass diese Perspektive von unten nicht zur Parteinahme für die ewig Unzufriedenen wird, sondern dass wir aus einer höheren Zufriedenheit, die eigentlich jenseits von unten und oben begründet ist, dem Leben in allen seinen Dimensionen gerecht werden, und es so bejahen.
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, DBW Band 8.
Das Ja zu Gottes gutem Willen
Du erschreckst uns mit diesen Worten.
Ist das nicht eine maßlose Überforderung?
Entmutigst du uns nicht, indem du uns so viel zumutest?
Forderst du nicht das Unmenschliche heraus,
indem du uns das Übermenschliche abforderst?
Waren diese Pharisäer und Schriftgelehrten
nicht schon überspannt und unmenschlich genug?
Doch - warum haben sie dich dann gekreuzigt,
wenn du dasselbe meintest wie sie, nur noch strenger?
Warum haben sie dich dann angeklagt
als einen, der das Gottesgesetz beseitigt,
als Sabbatbrecher und Freund der Gesetzlosen?
Eins ist gewiß: ein Buchstabenkrämer warst du nicht.
Sonst hätten die Zöllner und Dirnen
einen Bogen um dich geschlagen.
Du warst anders als die Spezialisten des Gesetzes.
Du hast in den alten Geboten
die Menschenliebe des Vaters gespürt,
der sein Volk Israel an sich zog
und zum Leben führte.
Nicht daß wir uns abschinden und zerfleischen sollen,
ist der Wille des Vaters,
sondern daß wir in seiner Liebe zu leben lernen,
erst wirklich zu leben, frei und froh.
So hast du das Gebot uns neu erschlossen,
mit scharfem Gespür für alte Verkrampfungen,
Gefängnisse, Freudlosigkeiten und Lieblosigkeiten,
aus denen uns Gottes Gebot zum Leben führt.
So hast du selber das Gebot erfüllt,
bis hinein in die Finsternis des Karfreitags.
Aus Liebe zum Gebot hast du zum Ungehorsam gerufen
gegen alte Ordnungen der Lieblosigkeit.
Laß uns doch spüren, daß es dir
bis ins Einzelne und Kleinste hinein
um die Liebe geht zu Gott und Menschen,
und nicht um unsere Ordnungen,
die wir ängstlich verteidigen.
Jesus, Bruder der Sünder, reiße uns die Herzen auf,
wenn du uns heute zeigst,
wo sich hinter heilig-bewährten Ordnungen
Unrecht und Unmenschlichkeit verbirgt.
Nicht Angst willst du uns machen, sondern Freude,
es mit dem Gott zu wagen,
der es so gnädig mit uns riskiert.
Aus: Theo Brüggemann, Gebete zur Bergpredigt. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr / Friedrich Reinhardt Verlag / Basel 1971.
Weichen stellen
Im Leben muss man nicht ganz umkehren,
brauchst nur die Weichen verstellen,
und es geht in eine andere Richtung.
Dein Lebenszug fährt in ein anderes Land -
mit neuen Menschen,
die neue Erfahrungen bringen ...
Nur eine kleine Weichenverschiebung -
und neues Leben fängt an.
Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2013.
Gute Gründe, um zu vergeben
Eindrucksvoll beschreibt Walter Kohl, der Sohn von Helmut Kohl, welche Kraft im Vergeben liegt. In seinem autobiografischen Buch »Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung« setzt er sich mit seiner verhassten Rolle als Sohn des deutschen Bundeskanzlers auseinander, in dessen Schatten er immer gestanden hatte. Walter Kohl haderte mit seinem Schicksal und versteinerte innerlich immer mehr, bis er den Wert der inneren Aussöhnung für sein Leben erkannte. Er entdeckte sie als eine Kraft, die ihn zu sich selbst bringt. Seine weichenstellende Erfahrung war: Vergebung hilft, heilt und wandelt von innen her. Sie bewirkt, dass er Frieden mit dem Unabänderlichen zu schließen vermag und dass er »endlich leben kann, ohne gelebt zu werden«.2 Schmerzende, negative Energie wandelt sich in heilende, positive Energie, in Freude, Kreativität und Harmonie. Kraft des Vergebens kann Kohl schließlich auch seinen Eltern mit einem neuen Denken versöhnt begegnen.
Die Geschichte von Walter Kohl zeigt, was vielleicht auch Sie in Ihrem eigenen Leben oder im Leben anderer erfahren haben: Vergeben ist ein Weg, der in die Freiheit führt. Statt auf Dauer Gefangene unserer verletzten Gefühlen und Gedanken zu bleiben, finden wir zu einem neuen Einverständnis mit uns selbst und unserer Geschichte. Zugleich wachsen der Friede mit anderen und die Freude am Leben.
Aus: Melanie Wolfers, Die Kraft des Vergebens. Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Vergeben und Versöhnen
Viele von uns kennen nagende Konflikte. Da gibt es den Streit zwischen Vermieter und Mieter, einen schwelenden Konflikt mit einer Kollegin, Reibereien mit den Nachbarn, Uneinigkeit in der Verwandtschaft. Die meisten von uns haben erlebt, wie belastend ein Konflikt ist, wie quälend es ist, wenn wir gegen jemanden Groll hegen; wie dieses Gefühl von Missgunst und Ablehnung in uns arbeitet, Energien bindet, uns schwächt und vom Wesentlichen abhält. Manchen von uns ist vielleicht auch Unrecht geschehen, Unrecht durch einen Menschen, der sich als selbstsüchtig und auf seinen eigenen Vorteil bedacht erwiesen hat. Und da stehen wir vor der großen Herausforderung, in einem solchen Fall menschliche Größe zu zeigen. Vergebung erfordert menschliche Größe. In einer Geste der Versöhnung geben wir uns selbst, will die Versöhnung tief und von Dauer sein. Es gibt Situationen - etwa wenn wir ungerecht behandelt werden -, in denen wir menschliche Größe im Vergeben zeigen müssen.
Was ist menschliche Größe? Ein beeindruckendes Beispiel für menschliche Größe finden wir in dem bewegenden Buch Alle Flüsse fließen ins Meer, der Autobiographie von Elie Wiesel, der als Sechzehnjähriger elf Monate in einem Konzentrationslager leiden musste, dort auch seine ganze Familie verlor. "Ich erinnere mich", schreibt Elie Wiesel, "an einen polnischen Rabbi, der sich am Ende von Jom Kippur bemühte, diejenigen zu trösten, die nicht gefastet hatten. ,Das Gesetz verlangt von den Juden nicht, daß sie unter Lebensgefahr fasten1, sprach er zu ihnen. ,In den Augen des Schöpfers, gelobt sei Er, ist es heute angebrachter zu essen, als sich zu kasteien.1 Er selbst hatte gefastet. Aufgrund seiner Schwäche wurde er bei der nächsten Selektion mitgenommen. Er bat seine Blockkameraden, ein Kaddisch für seine Seele zu sprechen. Der ganze Block betete für ihn."
Hier stellt sich ein Mensch in den Dienst Gottes; hier legt ein Mensch anderen Menschen keine Lasten auf, die er nicht selbst zu tragen bereit ist; mehr noch: er geht mehr als die verlangte Meile, wie es in der Bergpredigt heißt (Mt 5,41), er richtet sich selbst nicht mit milderem Maß als die anderen. Hier sehen wir menschliche Größe. Menschliche Größe ist ein Verzicht auf das Ausnutzen eines Spielraums, der uns zusteht. Um noch zwei Beispiele zu nennen: Ignatius von Loyola wurde im Jahr 1538 vom spanischen Kleriker Mudarra verfolgt, der mit hinterlistigen Methoden den Ruf von Ignatius beschädigte und dessen Arbeitsmöglichkeiten aufs Spiel setzte. Ignatius wurde nach einer offiziellen Untersuchung rehabilitiert. Mudarra geriet später mit der Inquisition in Konflikt, musste aus Rom fliehen und wandte sich an Ignatius, um durch dessen Intervention eine Milderung der gegen ihn verhängten Sanktionen zu erreichen. Ignatius kam dieser Bitte nach - großzügig, ohne an die Vergangenheit zu denken. Das ist menschliche Größe. Nelson Mandela wurde nach 26 Jahren 1990 aus dem Gefängnis entlassen und rief sofort zu einer Politik der Versöhnung auf, die sich nicht an Mechanismen der Vergeltung orientieren dürfe. Das ist menschliche Größe.
Aus: Alois Kothgasser / Clemens Sedmak, Geben und Vergeben. Von der Kunst neu zu beginnen. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2008.
Barmherzigkeit im Kirchenrecht?
Man kann das Wort Barmherzigkeit nicht nur im persönlichen Lebensbereich, sondern auch im institutioneilen Bereich der Kirche missverstehen und missbrauchen. Das geschieht hier wie dort, wenn man es mit schwächlicher Nachsichtigkeit und mit einem Laissez-faire-Standpunkt verwechselt. Wo das geschieht gilt: Corruptio optimi pessima (der Verfall des Besten ist das Schlimmste). Es besteht dann die Gefahr, dass man aus Gottes teurer, am Kreuz mit dem eigenen Blut »erkauften« und »verdienten« Gnade eine billige Gnade macht und Gnade zur Schleuderware wird. Dietrich Bonhoeffer hat das Gemeinte ohne alle Umschweife klar ausgesprochen: »Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders.« »Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte.«
Der weitgehende Ausfall von Kirchendisziplin ist eine der Schwächen in der gegenwärtigen Kirche und ein Missverständnis dessen, was Barmherzigkeit im Neuen Testament und pastorale Dimension der Kirche meint. Der Abbau einer rigiden legalistischen Praxis ohne den gleichzeitigen Aufbau einer evangeliumsgemäßen neuen Praxis der Kirchendisziplin hat zu einem Vakuum geführt, das Skandale erlaubt hat, welche zu einer schweren Kirchenkrise geführt haben. Erst neuerdings scheint man sich im Zusammenhang der erschreckenden Fälle von sexuellem Missbrauch wieder auf die Notwendigkeit der Kirchendisziplin zu besinnen.
Aus: Walter Kardinal Kasper, Barmherzigkeit. Grundbegriff des Evangeliums - Schlüssel christlichen Lebens. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2012.
Sehnsucht nach Freiheit
Ich erinnere mich an eine Dienstbesprechung mit meinen Mitarbeiterinnen in der Zeit, als ich Bischöfin und Ratsvorsitzende gleichzeitig war. Wir hatten einen Stapel von Terminanfragen und versuchten, den Anforderungen und Bitten um Gespräche oder Vorträge oder Predigten gerecht zu werden sowie die notwendigen Sitzungstermine und Synoden einzuplanen. Nach zwei Stunden war ich völlig erschöpft. Die Sonntage des Folgejahrs waren allesamt bereits verplant, und es schien überhaupt keine Möglichkeit mehr zu geben, vor dem Oktober des nächsten Jahres einen freien Termin zu finden. Mich hat das richtig deprimiert: Wie kann es sein, dass dein Leben derart verplant ist und du keinerlei Chance mehr siehst, etwas Spontanes zu tun?
Dazu kam ein großer Druck: Was darfst du in dieser Situation an persönlicher Meinung von dir geben? Du sprichst ja schließlich auch im Namen der Kirche, du wirst als Amtsperson angesehen. Da wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, und Journalisten warten nur darauf, ob du eine Nuance abweichst von den offiziellen Texten. Das wird dann sofort gedeutet, der Kritik ausgesetzt. Und das geht hin bis zu deiner Kleidung, die durchgehend beurteilt wird.
Kurzum: In diesem Moment verspürte ich eine unendliche Sehnsucht nach Freiheit. Ich wünschte mir, einfach einmal tun und sagen und anziehen zu können, was ich wollte, und das unabhängig von irgendwelchen Terminen und von der Meinung und Erwartung anderer. Denn das macht uns ja auch oft unfrei: Andere brauchen uns, erwarten etwas, wir haben Verpflichtungen und sind verantwortlich. Sosehr wir andere auch lieben, so wichtig uns unsere Lebensinhalte und unsere berufliche Verantwortung auch sind - sie schränken unsere Freiheit ein.
Aus: Margot Käßmann, Sehnsucht nach Leben. Mit Bildern von Eberhard Münch. adeo Verlag 2011 (1984).
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ,
ich bitt, erhör mein Klagen;
verleih mir Gnad zu dieser Frist,
laß mich doch nicht verzagen.
Den rechten Glauben, Herr, ich mein,
den wollest du mir geben,
dir zu leben,
meim Nächsten nütz zu sein,
dein Wort zu halten eben.
Ich bitt noch mehr, o Herre Gott
- du kannst es mir wohl geben -,
daß ich nicht wieder werd zu Spott;
die Hoffnung gib daneben;
voraus, wenn ich muß hier davon,
daß ich dir mög vertrauen
und nicht bauen
auf all mein eigen Tun,
sonst wird's mich ewig reuen.
Verleih, daß ich aus Herzensgrund
den Feinden mög vergeben;
verzeih mir auch zu dieser Stund,
schaff mir ein neues Leben;
dein Wort mein Speis laß allweg sein,
damit mein Seel zu nähren,
mich zu wehren,
wenn Unglück schlägt herein,
das mich bald möcht verkehren.
Laß mich kein Lust noch Furcht von dir
in dieser Welt abwenden;
beständig sein ans End gib mir,
du hast's allein in Händen;
und wem du's gibst, der hat's umsonst,
es mag niemand erwerben
noch ererben
durch Werke deine Gunst,
die uns errett' vom Sterben.
Ich lieg im Streit und widerstreb,
hilf, o Herr Christ, dem Schwachen;
an deiner Gnad allein ich kleb,
du kannst mich stärker machen.
Kommt nun Anfechtung her, so wehr,
daß sie mich nicht umstoße;
du kannst machen,
daß mir's nicht bringt Gefähr.
Ich weiß, du wirst's nicht lassen.
Johann Agricola (1494-1566)
Die bessere Gerechtigkeit
Eine alte Legende erzählt von zwei Mönchen, die Streit miteinander haben. Sie können sich nicht einigen, denn jeder von beiden fühlt sich im Recht. Schließlich tragen sie dem Abt ihre Sache vor und bitten ihn, den Streit zu schlichten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Der Abt möchte eine Nacht Bedenkzeit und gibt den Mönchen am nächsten Morgen seine Antwort:
"Gerechtigkeit gibt es nur in der Hölle, im Himmel regiert die Barmherzigkeit, und auf Erden gibt es das Kreuz!"
www.luellemann.de/txt-111.htm (7.2.2011)
Sich im Glauben und Wort üben
In diesem Evangelium sehen wir, daß unser lieber Herr Christus seine Christen also will lehren, wenn sie glauben und getauft sind, und haben nun den Namen und die Herrlichkeit daß sie Christen heißen, und allerlei geistliche Güter und Gaben empfangen haben: daß sie denken, auch ein rechtschaffenes Leben untereinander zu führen, daß nicht falsch noch heuchlerisch sei. Denn er hat uns nicht eine falsche Gnade widerfahren lassen, die nur den Schein hätte; sondern gleichwie unsere Sünden rechte, große, verdammliche, und nicht gemalte Sünden sind: also ist es auch mit seiner Gnade eitel Ernst und ein rechtschaffen wahrhaftig Wesen. Darum sollen wir denken, daß wir nicht fälschlich gegen unserer nächsten Handeln, sondern treulich und wahrhaftig; wie Gott mit uns, unsere Sünden wegen, gehandelt hat...
Was ist nun die bessere Gerechtigkeit? Diese, da Werke und Herz zugleich fromm und nach Gottes Wort gerichtet ist: das nicht allein die Hand totschlage, sondern auch das Herz von allem Zorn frei ist; das nicht allein du mit dem Werke nicht ein Ehebrecher werdest, sondern dein Herz ganz rein sei, ohne alle böse Lust und Begierde. Also ist es in allen Geboten; denn solches fordert das Gesetz. Es will nicht allein das Werken haben; sondern ein reines Herz, daß durchaus mit dem Wort Gottes und Gesetz sich vergleicht...
Also geht diese Lehre vornehmlich dahin, daß der Herr uns vor der geistlichen Hoffart warnen und zur Erkenntnis unseres unreinen bösen Herzens und sündlichen Natur bringen, und also zur Hoffnung seiner Gnade uns leiten will. Dieses ist dann die rechte Gerechtigkeit, die in den Himmel gehört. Die steht nicht in unseren Werken, obwohl diese heilig sein, sondern in Vergebung der Sünden und auf der Gnade Gottes. Denn ob wir es schon soweit bringen, daß wir äußerlich niemand ärgern und uns in Gottes Wort und Willen fleißig üben; so ist doch der größte Mangel daran, daß das Herz noch voll böser Lust und Sünden ist...
Wer sich nun also in den zehn Geboten übte, meinst du nicht, er würde nicht jede Stunde Ursache haben, seine Sünde zu beichten, zu beten und sich im Glauben und Wort zu üben? Denn das Beichten muß sein, wenn der Zorn oder andere Lüste uns angreifen, daß wir es nicht leugnen noch entschuldigen, sondern Gott bekennen und ihm von ganzem Herzen beichten, daß wir Unrecht getan haben. Da muß danach das Beten auch folgen, daß Gott solches uns nicht zurechnen soll, sondern vergeben, und uns, um Christus willen, durch seinen Heiligen Geist frömmer machen. Auf solches Gebet soll der Glaube folgen, daß wir nicht zweifeln, es sei uns durch Christus diese und andere Sünde vergeben.
Auszug aus: Martin Luther, Predigt über Mt. 5,20-26 in:
bitflow.dyndns.org/german/MartinLuther/Matthaeus_5_20_26.html (7.2.2011)
Das Gebot der Liebe
Die bessere Gerechtigkeit und das Gebot der Liebe - dies ist der dritte Kreis und das ganze Evangelium kann in diesen Ring gefaßt werden; man kann es als eine ethische Botschaft darstellen, ohne es zu entwerten. In seinem Volke fand Jesus eine reiche und tiefe Ethik vor. Es ist nicht richtig, die pharisäische Moral lediglich nach kasuistischen und läppischen Erscheinungen zu beurteilen, die sie aufweist. Durch die Verflechtung mit dem Kultus und die Versteinerung im Ritual war die Moral der Heiligkeit gewiß geradezu in ihr Gegenteil verwandelt, aber noch war nicht alles hart und tot geworden, noch war in der Tiefe des Systems etwas Lebendiges vorhanden. Den Fragenden konnte Jesus antworten: "Ihr habt das Gesetz, haltet es; ihr wißt selbst am besten, was ihr zu thun habt, die Hauptsumme des Gesetzes ist, wie ihr selbst sagt, die Gottes- und die Nächstenliebe." Dennoch kann man das Evangelium Jesu in einem ihm eigentümlichen Kreise ethischer Gedanken zum Ausdruck bringen. Wir wollen uns das an vier Punkten klar machen.
Erstlich, Jesus löste mit scharfem Schnitte die Verbindung der Ethik mit dem äußeren Kultus und den technisch-religiösen Übungen. Er wollte von dem tendenziösen und eigensüchtigen Betriebe "guter Werke" in Verflechtung mit dem gottesdienstlichen Ritual schlechterdings nichts mehr wissen. Entrüsteten Spott hat er für diejenigen, die den Nächsten, ja ihre Eltern darben lassen, aber dafür an den Tempel Geschenke schicken. Hier kennt er keinen Kompromiß. Die Liebe, die Barmherzigkeit hat ihren Zweck in sich; sie wird entwertet und geschändet, wenn sie etwas anderes als Dienst am Nächsten sein soll.
Zweitens, er geht überall in den sittlichen Fragen auf die Wurzel, d. h. auf die Gesinnung zurück. Das, was er "bessere Gerechtigkeit" nennt, ist lediglich von hier aus zu verstehen. Die "bessere" Gerechtigkeit ist die Gerechtigkeit, welche bestehen bleibt, auch wenn man den Maßstab in die Tiefe des Herzens senkt. Wieder scheinbar etwas sehr Einfaches, Selbstverständliches. Dennoch hat er diese Wahrheit in die scharfe Form gekleidet: "Zu den Alten ist gesagt worden ... Ich aber sage euch." Also war es doch ein Neues; also wußte er, daß es mit solcher Konsequenz und Souveränität noch nicht ausgesprochen worden war. Einen großen Teil der sogenannten Bergpredigt nimmt jene Verkündigung ein, in welcher er die einzelnen großen Gebiete menschlicher Beziehungen und menschlicher Verfehlungen durchgeht, um überall die Gesinnung aufzudecken, die Werke nach ihr zu beurteilen und Himmel und Hölle an sie zu knüpfen.
Drittens, er führt Alles, was er aus der Verflechtung mit dem Eigensüchtigen und Rituellen befreit und als das Sittliche erkannt hat, auf eine Wurzel und auf ein Motiv zurück, - die Liebe. Ein anderes kennt er nicht, und die Liebe ist selbst nur eine, mag sie als Nächsten-, Samariter- oder Feindesliebe erscheinen. Sie soll die Seele ganz erfüllen; sie ist das, was bleibt, wenn die Seele sich selber stirbt. In diesem Sinne ist die Liebe bereits das neue Leben. Immer aber ist es die Liebe, die da dient; nur in dieser Funktion ist sie vorhanden und lebendig.
Viertens, wir haben gesehen, Jesus hat das Sittliche herausgeführt aus allen ihm fremden Verbindungen, selbst aus der Verknüpfung mit der öffentlichen Religion. Die haben ihn also nicht mißverstanden, die da erklärten, es handle sich im Evangelium um die gemeine Moral. Und doch - einen entscheidenden Punkt gibt es, an welchem er die Religion und die Moral zusammenbindet. Dieser Punkt will empfunden sein; er läßt sich nicht leicht fassen. Im Hinblick aus die Seligpreisungen darf man ihn vielleicht um besten als die Demut bezeichnen: Demut und Liebe hat Jesus in ein Eins gesetzt. Demut ist keine einzelne Tugend, sondern sie ist reine Empfänglichkeit, Ausdruck innerer Bedürftigkeit, Bitte um Gottes Gnade und Vergebung, also Aufgeschlossenheit gegenüber Gott. Von dieser Demut, welche die Gottesliebe ist, die wir zu leisten vermögen, meint Jesus - denken Sie an das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner -, daß sie die stetige Stimmung des Guten ist, und daß aus ihr alles Gute quillt und wächst. "Vergieb uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern", das ist das Gebet der Demut und der Liebe zugleich. Also hat auch die Liebe zum Nächsten hier ihren Quellpunkt; die Geistlich-Armen und die Hungernden und Dürstenden sind auch die Friedfertigen und Barmherzigen.
In diesem Sinne ist Moral und Religion durch Jesus verknüpft worden; in diesem Sinne kann man die Religion die Seele der Moral und die Moral den Körper der Religion nennen. Von hier aus versteht man, wie Jesus Gottes- und Nächstenliebe bis zur Identifizierung aneinanderrücken konnte: die Nächstenliebe ist auf Erden die einzige Bethätigung der in der Demut lebendigen Gottesliebe.
Indem Jesus seine Predigt von der besseren Gerechtigkeit und dem neuen Gebot der Liebe in diesen vier Hauptgedanken zum Ausdruck gebracht hat, hat er den Kreis des Ethischen in einer Weise umschrieben, wie ihn noch Niemand vor ihm umschrieben hatte. Wenn sich uns aber zu verdunkeln droht, was er gemeint hat, so wollen wir uns immer wieder in die Seligpreisungen der Bergpredigt versenken. Sie enthalten seine Ethik und seine Religion, in der Wurzel verbunden und von allem Äußerlichen und partikularen befreit.
Auszug aus: Adolf von Harnack, Das Wesen des Christentums, 4. Vorlesung (1900)
de.wikisource.org/wiki/Das_Wesen_des_Christentums/Vierte_Vorlesung (7.2.2011)
Schick mir jemanden, der mich liebt
Schick mir jemanden, der mich liebt.
Ich brauche Arme, in denen ich ruhen kann,
der mich im strömenden Regen vor Verletzungen schützt.
Gib mir einen endlosen Sommer.
Gott, ich fürchte mich vor der Kälte.
Ich fühle, wie ich vor meiner Zeit alt werde.
Wenn meine Seele die Schande heilt,
werde ich durch diesen Schmerz wachsen.
Gott, ich tue alles was ich kann,
um ein besserer Mensch zu sein.
Geh einfach mit meinem Gewissen um,
denn es ist nicht mein Fehler.
Ich weiß, dass ich beigebracht bekam,
die Schuld zu ertragen.
Sicher, letztlich werden die Engel
meine Tränen auffangen.
Hilf mir hieraus,
ich bin voller Schmerz.
Wenn meine Seele die Schande heilt,
werde ich durch diesen Schmerz wachsen.
Gott, ich tue alles was ich kann,
um ein besserer Mensch zu sein.
Wenn du deinen Lover gefunden hast,
kannst du deine Heimreise antreten.
Liebe ist überall,
Liebe ist überall.
Ich weiß, dass manche
auf einen steinigen Boden gefallen sind,
aber die Liebe ist überall.
Schick mir jemanden, der mich liebt.
Ich brauche Arme, in denen ich ruhen kann,
der mich im strömenden Regen vor Verletzungen schützt.
Gib mir einen endlosen Sommer.
Gott, ich fürchte mich vor der Kälte.
Ich fühle, wie ich vor meiner Zeit alt werde.
Wenn meine Seele die Schande heilt,
werde ich durch diesen Schmerz wachsen.
Gott, ich tue alles was ich kann,
um ein besserer Mensch zu sein.
Better Man Lyrics
Robbie Williams Lyrics
www.golyr.de/robbie-williams/songtext-better-man-480672.html (7.2.2011)
Wichtiges und nicht Wichtiges
Es ist nicht wichtig,
immer im Mittelpunkt zu stehen.
Es ist nicht wichtig,
immer an der Spitze zu sein.
Es ist nicht wichtig,
immer Recht zu haben.
Es ist nicht wichtig,
immer der Stärkere zu sein.
Wichtig ist es, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
Wichtig ist es,
niemanden an die Wand zu drücken.
Wichtig ist es,
die Meinung anderer zu respektieren.
Wichtig ist es,
dem Schwachen beizustehen.
Guter Gott, hilf mir zu erkennen,
was in meinem Leben wirklich wichtig ist.
Aus: Gebete für das ganze Leben, Bennoverlag, Leipzig 2004.
Wer nicht lieben will, wird hassen
Der Titel mag zunächst befremden, doch er scheint mir auf die Sinnspitze der Bergpredigt zu zielen. Was das steht, kann auf den ersten Blick wie ein Zumutung oder Übertreibung erscheinen: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd zu nehmen, dann lass ihm auch den Mantel... Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte"(Matthäus 5,38-45)
Eine solche Liebe ist riskant; sie hat einen hohen Preis. Bei Jesus, und nicht nur bei ihm, am Ende selbst den Preis des Lebens.
Die Überschrift lehnt sich an einen Buchtitel des bekannten Psychoanalytikers Horst Eberhard Richter an: "Wer nicht leiden will, muss hassen." Leiden ist häufig der Preis der Liebe, denn sie macht berührbar und verletzlich.
Umgekehrt gilt: Wer nicht hassen will - und wer wollte das?! - muss sich für die Liebe entscheiden - mit allen Konsequenzen. Er muss wissen, dass Liebe verletzlich macht, dass sie wehtun kann. Doch diese Ohnmacht ist ihre Kraft. "Das Böse erleiden ist die einzige Möglichkeit, es zu zerstören", meint Simone Weil. Von Jesus heißt es: "Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung (Johannes 13,1). bis zum Äußersten...
Glaube ich an die verwandelnde Macht der Liebe? Halte ich an ihr fest, wenn es unbequem wird?
Aus: Gerhard Bauer, Leben heißt Lieben: Drei Minuten-Impulse, München 2014.
Vor einem unausweichlichen Streit
Herr, bleibe bei uns
bei dem, was jetzt ansteht.
Lass mich meine Worte so wählen,
dass ich sie nicht bereue.
Lass mich klar sein und deutlich,
aber auch fair und nicht verletzend,
jedenfalls so gut, wie es irgend geht.
Ja, ich bin voller Wut und Zorn,
wenn ich an den Grund des Streites denke.
Sei Du die Versöhnung,
die ich noch nicht hinbekomme.
Sei Du der Schritt,
den wir aufeinander zugehen,
sei du die Hand, die ausgestreckt wird,
wenn das Unwetter verklungen ist.
Sei Du die Insel im Sturm
unserer Auseinandersetzung.
Sei Du die Planke, die uns wieder an Land führt.
Sei du der Anfang, der möglich wird,
auch wenn jetzt alles dagegen spricht.
Wache, Herr, über das, was jetzt kommt.
Amen.
Aus: Stefan Wahl, Ungehobelte Gebete, Würzburg 2016.
Sie wählte die Liebe
Vor kurzem aß ich mit einem befreundeten Ehepaar zu Mittag. Die beiden erzählten mir von einer Krise, die sie gerade gemeinsam durchstanden. Durch Zufall hatte die Ehefrau von einem Seitensprung erfahren, den ihr Mann vor über zehn Jahren gemacht hatte. Er hatte es leider für besser gehalten, ihr nichts davon zu erzählen. Und nun hatte sie es herausgefunden. Verständlicherweise war sie zutiefst verletzt.
Auf Anraten eines Eheberaters ließen die beiden alles stehen und liegen und fuhren ein paar Tage weg. Sie mussten eine Entscheidung fällen: Sollten sie das Handtuch werfen? Um ihre Ehe kämpfen? Sie beteten und redeten. Gingen spazieren und grübelten. Die Frau war offensichtlich im Recht: Sie hätte ihn verlassen können. Andere Frauen tun das aus viel weniger schwerwiegenden Gründen. Oder sie hätte bleiben und ihm das Leben zur Hölle machen können. Auch das haben Frauen schon getan. Aber sie entschied sich für einen dritten Weg.
Am zehnten Abend ihrer Reise fand mein Freund eine Karte auf seinem Kopfkissen. Darauf stand in gedruckten Buchstaben: "Ich würde lieber mit dir nichts tun als ohne dich irgendetwas." Darunter hatte sie geschrieben:
Ich vergebe dir. Ich liebe dich. Lassen wir das hinter uns.
Aus: Max Lucado, Schön, dass es dich gibt, München 2012 (2).
Martin Stewen (2014)
Karl Gravogl (1999)
Hans Hütter (1996)