An vielen Taufbecken und auch auf vielen Taufkerzen ist eine Taube abgebildet. Diese Taube steht für den Heiligen Geist. Im Evangelium wird es uns erzählt: der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Mir kommt es so vor: scheinbar ist der Heilige Geist in Gestalt der Taube im Hintergrund. Doch so sehr der Heilige Geist im Hintergrund zu stehen scheint, so sehr ist das Symbol für den Heilige Geist in dieser Situation wichtig. Es sagt Entscheidendes aus über den Glauben und über die Botschaft, welche die wichtigste Person, nämlich Jesus gebracht hat.
In der Taube sehe ich den Weg Gottes mit den Menschen dargestellt. Immer war die Taube ein Symbol für den Frieden. Eine Taube wirkt harmlos. Sie ist klein. Ihr Verhalten scheint arglos zu sein. Während seiner Tätigkeit wird Jesus, um den es heute geht, einmal sagen: seid arglos wie die Tauben und klug wie die Schlangen. Arglos kann ich hier übersetzen mit friedfertig. Ein argloser Mensch greift von sich aus niemanden an, sei es mit Worten, sei es in Taten. Ferner sieht ein argloser Mensch zuerst das Gute im Mitmenschen.
Stärke, Macht Besitz
Diese Sanftheit ist ein Gegenpol zu dem, was wir sonst in der Welt erleben. In dieser Welt, die damals die Menschen erlebten, die sich von Johannes taufen ließen, setzt auf alles andere als auf Arglosigkeit, auf alles andere als auf Friedfertigkeit, auf alles andere als auf Einfachheit, alles, was eine Taube symbolisiert. Es ist doch die Stärke, Macht, Besitz, Sich Durchsetzen. Ja nichts verpassen, morgen könnte es ja vorbei sein. Für viele Menschen ist Gott gleichgültig geworden, damals wie heute. Seine Gebote und Worte, sie zählen nicht mehr.
Am Sonntag kann ich diese Worte gut leben, am Sonntag, wenn ich sie in der Messe höre, dann sind die Worte Gottes einfach, dann sind sie schön. Doch im Alltag, da zählt anderes. Dabei ist gerade der Alltag doch der Ort, wo sich mein Glaube bewährt, gerade der Alltag fordert mich heraus. Wer es doch ernst nimmt mit dem Glauben, wer die Worte Jesu im Evangelium nicht in den Bereich der Illusionen verweist, der kann leicht anecken. Jesus ist angeeckt. Immer wieder wurde er von denen angegriffen, deren Verhalten er in Frage stellte.
Es ist auch heute ein Wagnis, sich für Gott zu entscheiden. Auch die Erziehung der Kinder ist nicht so ganz einfach. Oft höre und lese ich, dass Eltern ihren Kindern mitgeben: "Lass dir nichts gefallen, schlag zurück!" Gewalt erzeugt immer noch Gegengewalt. Wer sollte denn den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen.
Johannes hat die Menschen zur Taufe eingeladen. Es war die Taufe zur Umkehr, zur Vergebung der Sünden. Es war eine Taufe mit Wasser, als eine Taufe der Reinigung. Die Menschen haben sich entschieden, diese Taufe zu empfangen. Jesus hat sich entschieden, diese Taufe von Johannes zu empfangen. Damit hat er sich auch für den Weg Gottes mit uns Menschen entscheiden. Gott rüstet ihn mit der Gabe seines Geistes aus.
Weg der Friedfertigkeit und Einfachheit
Der Weg Gottes ist der Weg der Friedfertigkeit, der Einfachheit. Jesus Wirken begann nicht mit einem großen öffentlichen Auftritt, auch nicht mit einer Amtseinführung wie bei Pfarrern. Jesus stellte sich in die Reihe aller Mitmenschen. Von den Mitmenschen wollte er sich nicht unterscheiden.
Das unscheinbar Sein, das sanfte und auch das zärtliche finden wir in der Lesung aus dem Buch Jesaja. Der Gottesknecht ist keiner, der mit Brachialgewalt einschlägt, keiner, der Macht und Stärke demonstriert. Wie Jesus ist er ausgerüstet mit dem Geist Gottes.
Dieser Gottesknecht "lärmt nicht und schreit nicht, lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. . ." Also hebt sich dieser Mensch nicht durch Reden hervor. Wie oft hören wir große Worte, hinter denen nichts steht. Oft erleben wir es in der Geschichte, dass es Männern oder Frauen gelingt durch gute Rhetorik die Menschen für sich zu gewinnen, aber beim genauen Hinsehen war doch zu merken: es ging darum, die Menschen für Ziele und Zwecke zu missbrauchen. Oder hinter großen Versprechungen steckte nichts. Mit lauten Worten wollte einer - und leider gelang es auch oder gelingt es immer wieder - seine innere Leere überspielen.
Weg des Aufrichtens und Heilens
So "zerbricht er auch nicht das geknickte Rohr und den glimmenden Docht löscht dieser Mensch nicht aus!" Sondern sein Wirken zielt darauf, Leben zu erhalten, Mitmenschen aufzubauen. Im ganzen Verhalten zeigt er, dass er nicht verurteilt. Das überlässt dieser Mensch Gott. Dazu wirkt seine Gegenwart heilend.
In diesen Beschreibungen finde ich Jesus wieder. Jesus richtete auf, wo er konnte. Jesus machte Blinde sehend, im wörtlichem Sinne, aber auch im übertragenem Sinn, wenn er durch seine Worte und seine Taten die Augen für Gottes Liebe öffnete, wenn er in den Dunkelheiten von Krankheit, Sünde und Schuld Licht für die Menschen war.
Die Taufberufung leben
Weil Jesus sich vom Geist Gottes leiten ließ in allen Taten seines Handelns, darum lebte er auch die Taufe. Was wir im Evangelium gehört haben, das war nicht ein einmaliger Akt im Leben Jesu. Es wurde durch sein Leben, durch seine Taten, angefangen von dem Geschehen am Jordan, angefangen von der Versuchung in der Wüste bis hin zu seinem Kreuzestod Wirklichkeit.
Jesus lebte seine Berufung inmitten einer brutalen Welt. Er preist selig, die Frieden stiften. Jesus spielt nicht seine Macht aus, als er zum Tod am Kreuz verurteilt wird. Gewalt wird nicht mit Gegengewalt beantwortet. Die Taufe, die Jesus empfing war eine Taufe zur Umkehr zum Gott des Friedens.
Auch wir sind getauft. Einmal haben unsere Eltern Ja gesagt, dann waren es wir selbst in der Firmung, die JA gesagt haben zum Weg Gottes mit uns. Es gilt, dieses Sakrament in unserem Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Dort, wo wir - vom Geiste Gottes geleitet - Jesus ähnlich werden, in jedem Akt der Liebe, überall, wo wir Frieden stiften, wo wir uns nicht in den Vordergrund stellen, sondern den Weg der Unscheinbarkeit gehen, m. a. W. Sauerteig sind, da leben wir unsere Taufe.
Wir sollten es nicht nötig haben, mit Schreien auf uns aufmerksam zu machen. Denn das Fundament unseres Lebens ist die Liebe Gottes zu uns. "Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter." Das ist auch uns zugesagt worden, und wird uns immer wieder zugesagt. Müssen wir uns das oft bei Mitmenschen oft erst durch Leistung, durch Stärke, durch Siege verdienen, so ist uns das bei Gott geschenkt. Darum gebrauchen wir doch oft unsere Ellenbogen, darum setzen wir es oft daran, besser zu sein als alle anderen, weil wir ein tiefes Bedürfnis haben, wichtig zu sein.
Mit Gott leben
Wenn wir uns taufen lassen, besser, wenn wir uns entscheiden, mit Gott zu leben, dann dürfen wir uns wertvoll wissen, weil Gott uns für wertvoll hielt. Das ist die Botschaft von Jesus. Diese gilt allen Menschen, unabhängig von der Person, unabhängig von dem Volk und der Religion, der er angehört.
Es ist eines wichtig: ihn zu fürchten, nicht Angst vor Gott zu haben, sondern ihn und seine Botschaft ernst nehmen. Wir sollen nur tun, was recht ist. Was recht ist, das zeigen die Worte aus der Lesung, aus der Apostelgeschichte, aus dem Evangelium. Was recht ist, wird klar in dem Symbol der Taube. Wählen wir den Weg Gottes mit uns. Es ist der Weg des Friedens, der Einfachheit, der Unscheinbarkeit, der Weg der Liebe und der Weg der Sanftmut. Amen.