Wie richtig fasten?
Wie richtig fasten, fragt sich mancher am Beginn der Fastenzeit. Die einen schwören auf medizinisch erprobtes Heilfasten in einer Fastengruppe; andere nehmen sich vor, bis Ostern auf jedwedes Fleisch oder auf Alkohol zu verzichten. Wieder andere lehnen sich an Fastenbräuche anderer Religionen an. Daneben gibt es Versuche, dem Fasten einen solidarischen Sinn zu geben, indem man sich an gewissen Tagen mit einer einfachen Suppe begnügt und das dadurch Ersparte für die Unterstützung hungernder Menschen spendet. Manche verzichten an manchen Tagen auf das Autofahren, um so ein Zeichen der Sorge um die Umwelt zu setzen.
Bei jeder dieser Arten des Fastens wird ein jeweils anderes Ziel verfolgt. Man fastet, weil es gesund und heilsam ist, weil man seine Solidarität mit Notleidenden zeigen oder weil man auf die Notwendigkeit des Umdenkens in der Gesellschaft aufmerksam machen will und noch manches andere mehr. Fasten, weil es die Religion so will, findet man in unseren Breiten immer seltener.
Umkehr des Herzens
Ein alter Brauch ist es, die Fastenzeit mit dem Auflegen von Asche zum Zeichen der Umkehrbereitschaft zu beginnen. Doch was bewirkt dieses Ritual?
Die Bibeltexte, die wir eben gehört haben, fordern uns zu einem kritischen Umgang mit derartigen Symbolhandlungen auf. Da lesen wir sogar: "Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht."
Jesus kritisiert die damalige Fastenpraxis. Ihm ist sie zu äußerlich. Da ist zu viel Show dabei, zu viel frommer Zirkus. Sein großes Anliegen ist die Umkehr des Herzens. Er steht in der Reihe der Propheten, die immer wieder gefordert haben "Zerreißt eure Herzen, nicht die Kleider" (was in biblischer Zeit offenbar auch ein Fastenbrauch war). "Kehrt um zum Herrn, eurem Gott!". Wir sollen unsere Herzen Gott neu zukehren. "Lasst euch mit Gott versöhnen!" fleht Paulus die Korinther an. Und er tut dies bewusst an Christi Statt.
Was bringt eine solche "Umkehr des Herzens", die Hinwendung bzw. die Ausrichtung unseres Lebens auf Gott?
Die Richtung muss stimmen
Jesus geht es darum, dass die Richtung stimmt. Wenn Menschen auf Gott ausgerichtet leben, ordnet sich bei ihnen vieles wie von selbst. Wenn die Richtung stimmt, hat bei Jesus vieles Platz. Er relativiert die unterschiedlichen Bräuche und Praktiken. Viele Wege führen zu Gott. Auf welchem Weg wir auf Gott zugehen, ist für Jesus nicht entscheidend. Diese Offenheit ist gerade in einer pluralen Gesellschaft, wie wir sie heute vorfinden, hilfreich. Nicht auf die Methode kommt es an, sondern auf die richtige Richtung.
Auf den ersten Blick enthält diese Haltung Jesu eine Erleichterung. Es ist nicht mehr entscheidend, dass wir vorgeschriebene Riten und Bräuche genau einhalten.
Für viele Menschen ist dieser Weg aber schwieriger, weil nun viel mehr in der persönlichen Verantwortung des einzelnen liegt und weil es eben auf die Umkehr des Herzens ankommt.
Bräuche sind hilfreich. Man muss nicht immer alles neu erfinden. Bräuche können uns aber auch verführen, uns um das eigentliche Ziel herum zu schwindeln und aus der Religion ein frommes Tingeltangel zu machen.
Was hilft?
Was kann uns dazu helfen, dass wir zur geforderten Umkehr des Herzend gelangen?
Ich kann nur nennen, was mir selbst hilft. Andere haben für sich vielleicht für sie geeignetere Wege entdeckt.
Mir hilft es, mir Räume und Zeiten der Stille zu nehmen; über die Heiligen Schriften nachzusinnen; mit Gott über die wunden Punkte meines Lebens zu reden; bewusst Eucharistie zu feiern; mir im Sakrament der Versöhnung von Gott sagen zu lassen, dass er trotz aller Unzulänglichkeiten zu mir steht und mich liebt. Mir hilft es, ein wenig einfacher zu leben und mit der Natur in Kontakt zu treten.
Meine Art des Fastens ergibt sich daraus von selbst. Ich meide so gut ich kann laute Veranstaltungen, "Zeit-vertreib", Alkohol und üppiges Essen. Die dadurch gewonnene Zeit und Kraft versuche ich zu nützen, mich auf Gott auszurichten.
Was bringt's?
Wir Christen begehen die Fastenzeit gemeinsam, wenn auch auf sehr unterschiedlichen Wegen. Wenn viele sich auf Gott ausrichten, kommt auch im gemeinsamen Leben manches ins Lot. Kleinliche Streitigkeiten treten in den Hintergrund, wenn Gott im Vordergrund steht. Es fällt uns leichter, einander das Anderssein zu verzeihen, einander Schuld nicht nachzutragen und einander als Schwestern und Brüder anzunehmen. Das ist gar nicht so wenig.
Die Asche erinnert uns an die Vergänglichkeit. Das Wissen darum, wie kurz und aufs Ganze der Schöpfung gesehen unbedeutend unser Leben ist, lässt uns Ausschau halten nach einem Anhaltspunkt, der uns aus unserer Bedeutungslosigkeit erlöst. Gott bietet uns diese Erlösung an. Darum tun wir gut daran, auf ihn zu schauen und uns auf ihn hin auszurichten.