Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 24. Dez. 2023 - 4. Adventsonntag (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - 2 Sam 7,1-5. 8b-12. 14a. 16
Lesung aus dem zweiten Buch Samuel.
In jenen Tagen,
als König David in seinem Haus wohnte
und der HERR ihm Ruhe
vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte,
sagte er zu dem Propheten Natan:
Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz,
die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt.
Natan antwortete dem König:
Geh nur und tu alles, was du im Herzen hast;
denn der HERR ist mit dir.
Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan:
Geh zu meinem Knecht David
und sag zu ihm: So spricht der HERR:
Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne?
Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt,
damit du Fürst über mein Volk Israel wirst,
und ich bin überall mit dir gewesen,
wohin du auch gegangen bist.
Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet
und ich werde dir einen großen Namen machen,
der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist.
Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen
und es einpflanzen,
damit es an seinem Ort wohnen kann
und sich nicht mehr ängstigen muss
und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher
und auch von dem Tag an,
an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe.
Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.
Nun verkündet dir der HERR,
dass der HERR dir ein Haus bauen wird.
Wenn deine Tage erfüllt sind
und du dich zu deinen Vätern legst,
werde ich deinen leiblichen Sohn
als deinen Nachfolger einsetzen
und seinem Königtum Bestand verleihen.
Ich werde für ihn Vater sein
und er wird für mich Sohn sein.
Dein Haus und dein Königtum
werden vor dir auf ewig bestehen bleiben;
dein Thron wird auf ewig Bestand haben.
Die Nathan-Weissagung ist eines der zentralen Elemente des 2. Samuelbuches. Der Seher Nathan erhält im Traum das Wort zuhanden des König Davids, dass sein Haus Bestand haben wird. Damit wird deutlich, dass sich das Versprechen Gottes an die Väter des Volkes Israel in David in besonderer Weise erfüllt.
Das 2. Samuelbuch bildet zusammen mit 1 Sam eine Einheit. Dieses 2. Buch hat insbesondere das Königtum Davids zum Thema. Ihre Fortsetzung finden diese beiden Bücher über die Geschichte Israels in den Königsbüchern.
David hat seine Herrschaft gefestigt, seine Feinde besiegt und ist in Jerusalem "seßhaft" geworden. Aus Dank für das Erreichte möchte er nun seinem Gott ebenfalls ein Haus bauen, damit auch dieser "seßhaft" werden kann. Doch, wie so oft im Leben eines Menschen, kommt alles ganz anders: Gott möchte nicht von David ein Haus errichtet haben, sondern für David ein Haus errichten, und zwar eines mit ewigen Bestand. Diese Botschaft teilt Gott David durch den Propheten Natan mit.
Die Verfasser der beiden Samuelbücher waren Jerusalemer Hofbeamte und Priester, die Jerusalem als den von Gott für das Königtum erwälten Platz angesehen haben. Der Beginn der Abfassung der Samuelbücher liegt wahrscheinlich zu Ende der Königszeit. In ihrer heutigen Gestalt stammen die Texte aus der exilisch-nachexilischen Zeit.
Nach dem Verlust des Königtums setzte man die Erwartungen auf einen von Gott verheißenen Heilskönig. Dieser sollte aus dem Hause David stammen und seine Dynastie unvergänglich sein (vgl. 2 Sam 7). Diese Idee eines davidischen Königtums wird besonders von den messianischen Strömungen des Judentums weitergetragen (vgl. dazu beispielsweise folgende Texte: Jes 7,10-16; 8,23-9:6; 11,1-5; Mi 5,1-5; Ps 2; 89; 110; 130), in hasmonäischer Zeit wieder realisiert und später auch im Neuen Testament aufgegriffen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - 2 Sam 7,1-16
Lesung aus dem zweiten Buch Samuel.
In jenen Tagen,
als König David in seinem Haus wohnte
und der HERR ihm Ruhe
vor allen seinen Feinden ringsum verschafft hatte,
sagte er zu dem Propheten Natan:
Ich wohne in einem Haus aus Zedernholz,
die Lade Gottes aber wohnt in einem Zelt.
Natan antwortete dem König:
Geh nur und tu alles, was du im Herzen hast;
denn der HERR ist mit dir.
Aber in jener Nacht erging das Wort des HERRN an Natan:
Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm:
So spricht der HERR: Du willst mir ein Haus bauen,
damit ich darin wohne?
Seit dem Tag,
als ich die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt habe,
habe ich bis heute nie in einem Haus gewohnt,
sondern bin in einer Zeltwohnung umhergezogen.
Habe ich in der Zeit,
als ich bei den Israeliten von Ort zu Ort zog,
jemals zu einem der Stämme Israels,
die ich als Hirten über mein Volk Israel eingesetzt hatte,
ein Wort gesagt und sie gefragt:
Warum habt ihr mir kein Haus aus Zedernholz gebaut?
Sag also jetzt meinem Knecht David:
So spricht der HERR der Heerscharen:
Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt,
damit du Fürst über mein Volk Israel wirst,
und ich bin überall mit dir gewesen,
wohin du auch gegangen bist.
Ich habe alle deine Feinde vor deinen Augen vernichtet
und ich werde dir einen großen Namen machen,
der dem Namen der Großen auf der Erde gleich ist.
Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen
und es einpflanzen,
damit es an seinem Ort wohnen kann
und sich nicht mehr ängstigen muss
und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher
und auch von dem Tag an,
an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe.
Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden.
Nun verkündet dir der HERR,
dass der HERR dir ein Haus bauen wird.
Wenn deine Tage erfüllt sind
und du dich zu deinen Vätern legst,
werde ich deinen leiblichen Sohn
als deinen Nachfolger einsetzen
und seinem Königtum Bestand verleihen.
Er wird für meinen Namen ein Haus bauen
und ich werde seinem Königsthron ewigen Bestand verleihen.
Ich werde für ihn Vater sein
und er wird für mich Sohn sein.
Wenn er sich verfehlt,
werde ich ihn nach Menschenart mit Ruten
und mit Schlägen züchtigen.
Nie wird sich meine Huld von ihm entfernen,
wie ich sie von Saul entfernt habe,
den ich vor dir entfernt habe.
Dein Haus und dein Königtum
werden vor dir auf ewig bestehen bleiben;
dein Thron wird auf ewig Bestand haben.
Antwortpsalm - Ps 89,2-3. 20a. 4-5. 27. 29
Kv: Von der Huld des HERRN
will ich ewig singen. - Kv
Von der Huld des HERRN will ich ewig singen,*
von Geschlecht zu Geschlecht mit meinem Mund deine Treue verkünden.
Denn ich bekenne: Auf ewig ist Huld gegründet, *
im Himmel deine Treue gefestigt. - Kv
Einst hast du in einer Vision zu deinen Frommen gesprochen: /
"Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten *
und David, meinem Knecht, geschworen:
Auf ewig gebe ich deinem Haus festen Bestand *
und von Geschlecht zu Geschlecht gründe ich deinen Thron. - Kv
Er wird zu mir rufen: Mein Vater bist du, *
mein Gott, der Fels meiner Rettung.
Auf ewig werde ich ihm meine Huld bewahren, *
mein Bund mit ihm ist verlässlich. - Kv
2. Lesung - Röm 16,25-27
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Dem aber, der die Macht hat, euch Kraft zu geben
- gemäß meinem Evangelium
und der Botschaft von Jesus Christus,
gemäß der Offenbarung jenes Geheimnisses,
das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war,
jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart
und durch prophetische Schriften kundgemacht wurde,
um alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen - ,
ihm, dem einen, weisen Gott,
sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen.
Martin Stewen (2014)
Martin Leitgöb (2002)
Bernhard Zahrl (1996)
Das Thema des Briefes an die Gemeinde von Rom ist das Thema »Gerechtigkeit vor Gott«: "Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben" (Röm 1,17). In den vorliegenden Zeilen lobt und ehrt Paulus abschließend seinen Gott für sein Heilswirken an den fremden Völkern, namentlich an der Gemeinde von Rom.
Die Lesungsperikope bildet den Abschluß des Römerbriefes des heiligen Paulus, dürfte aber nicht von diesem selbst stammen, sondern ist wahrscheinlich aus zweiter Hand als Nachtrag an den Brief angefügt worden. Vermutlich war dafür das Bedürfnis nach einem angemessenen Briefschluß ausschlaggebend. So dürfte von einem unbekannten Redaktor noch ein Lobpreis Gottes hinzugefügt worden sein.
Der Text hat theologische Aussagekraft im strikten Sinn. Was wird über Gott ausgesagt? Zum einen: Er hat die Macht, die Glaubenden zu kräftigen und zu stärken. Sein Heilsplan war über die Zeiten hinweg verborgen, ist aber jetzt in Jesus Christus offenbar geworden. Von dieser Offenbarung ist niemand ausgeschlossen, sie geht alle Völker an. Alle sollen dadurch zum Gehorsam des Glaubens kommen. Gottes Heilsplan, der jetzt offenbar geworden ist, entspringt der alleinigen Weisheit Gottes. Indirekt wird damit ausgedrückt, daß Gottes Geheimnis alles menschliche Begreifen übersteigt.
Die Doxologie (= Lobpreis Gottes) in Röm 16,25-27 dürfte ursprünglich nicht zum Originalbrief des Paulus gehört haben. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um einen feierlichen Abschluß, der nach dem Verlesen des Briefes (oder einzelner Teile daraus) gesprochen wurde. Die Ehre wird Gott zugesprochen, da er die Macht hat, den HörerInnen des Briefes "Kraft zu geben" (andere Übersetzungen: Macht zu stärken).
Das geoffenbarte Geheimnis ist das Heilsgeschehen in Christus, durch dessen Offenbarung "alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens" geführt werden sollen.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 1,38
Halleluja. Halleluja.
Maria sagte:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort.
Halleluja.
Evangelium - Lk 1,26-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
In jener Zeit wurde der Engel Gabriel
von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret
zu einer Jungfrau gesandt.
Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt,
der aus dem Haus David stammte.
Der Name der Jungfrau war Maria.
Der Engel trat bei ihr ein
und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete,
der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede
und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria;
denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein
und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen
und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel:
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr:
Heiliger Geist wird über dich kommen
und Kraft des Höchsten wird dich überschatten.
Deshalb wird auch das Kind heilig
und Sohn Gottes genannt werden.
Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte,
hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen;
obwohl sie als unfruchtbar gilt,
ist sie schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Danach verließ sie der Engel.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Norbert Riebartsch (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Die Bezeichnung Marias als "Jungfrau" (Vers 27) und die Formulierung von Vers 31 bezieht sich auf Jes 7,14 (vgl. 1. Lesung), und zwar auf die griechische Übersetzung dieser Stelle, die ausdrücklich "Jungfrau" meint statt des ursprünglichen Begriffs "junge Frau". Damit wird in Bezug auf Jesus betont, dass dieses Kind seine ganze Existenz dem Geist und der Kraft Gottes verdankt und dass er von Anfang seines Lebens an Gottes Sohn ist (Vers 35).
Im symbolischen Sinn bedeutet "jungfräulich sein": noch in Erwartung sein, offen und leer sein, bereit sein. Mit dieser Haltung wird Maria für Menschen heute zum hilfreichen Modell und trifft den Wunsch vieler nach mehr Gelassenheit. Gerade in Lebenssituationen, die ganz anders sind als erwartet und erwünscht, ist man herausgefordert, die eigenen festen Vorstellungen von der Zukunft loszulassen. Leer davon geworden, wird der Mensch offen und bereit für das Leben, wie es eben gerade jetzt auf ihn zukommt. Im Vertrauen auf das Wirken des Gottesgeistes (Vers 35a) in jedem Menschen kann man dann lernen Ja zu sagen zu Gottes Willen für unser Leben (Vers 38: "mir geschehe"). Dieser Prozess des Leerwerdens, sich Öffnens für Gottes Kraft und sich Einlassens auf seinen Willen lässt sich am Gespräch Marias mit dem Engel schrittweise aufzeigen und auf den Umgang mit konkreten Lebenssituationen heute übertragen. Der Hinweis auf die "Elisabeth, deine Verwandte" (Vers 36) öffnet darüber hinaus den Blick für Weggefährten auf den eigenen Lebenswegen, die sich in Krisenzeiten gegenseitig ermutigen können.
Das Evangelium stammt aus der Kindheitsgeschichte des Lukas. Ein Text, der nicht zum ursprünglichen Anliegen des Lukasevangeliums gehört hat (siehe Lukas 1,1).
Die Kindheitsgeschichte ist später eingefügt worden und bringt die Anfänge der Geschichte Johannes des Täufers und der Geschichte Jesu zusammen.
Es finden sich in den anderer Kulturen vergleichbaren Texte zu unserem heutigen Abschnitt. Dies legt umso mehr den Schluss nahe, dass es sich um eine Angleichung an Gewohntes handelt, um dann das ganz andere der Botschaft von Jesus zu bringen.
Zentral sind hier zwei Dinge: Der Engel Gabriel wird von Gott gesandt – Gott selbst eröffnet die Kommunikation. Maria ist es, die antwortet – erst nach ihrem Ja kehrt der Engel zurück.
Die Verkündigung an Maria weist deutliche Parallelen zur Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers an Zacharias auf, die im Lukasevangelium unmittelbar zuvor geschildert wird. Sie stellt aber auch eine Steigerung dieser vorausgehenden Erzählung dar.
Die Erzähltendenz der Verkündigungsszene ist vor jeder mariologischen Aussageabsicht grundlegend christologisch bestimmt. Es soll die Messianität und Gottessohnschaft Jesu theologisch fundiert werden. Aus der Erzählung erwächst als Bekenntnis: Jesus ist der endzeitliche Messias, der den Davidsthron einnehmen wird, er ist der aus einer Jungfrau geborene "Sohn des Höchsten" bzw. "Sohn Gottes", er ist der "Heilige" Gottes. Eigentlich handelt es sich also um eine Christuserzählung.
Dennoch geht es in der Schilderung des Verkündigungsgeschehens auch um eine facettenreiche Charakterisierung Mariens. Sie ist mit Josef verlobt, lebt also noch nicht mit ihm zusammen, gilt aber nach altjüdischem Recht bereits als seine Ehefrau. Sie ist die "Begnadete", d.h. sie ist durch die Gunst und Zuwendung Gottes ausgezeichnet. Nach einem erschrockenen Nachsinnen und nach einer um Verständnis suchenden Frage gelangt sie zur Einwilligung in den Willen Gottes. Passive Verfügbarkeit und aktive Bereitschaft sind bei Maria keine Gegensätze, sondern gehören zusammen.
Geschichten vom geheimnisvollen Wirken Gottes
Weihnachtsgeschichten
Was wäre "Weihnachten ohne die zahllosen Weihnachtserzählungen wie z.B. von Waggerl, Rosegger, Charles Dickens... Vieles, was über das Menschsein und Menschlichsein zu sagen ist, lässt sich nicht in einer wissenschaftlichen oder gar technischen Sprache ausdrücken. Geschichten können das besser.
Um das, was über die Geburt Jesu von Nazareth zu sagen ist, haben auch die biblischen Autoren auf die Kunst des Erzählens zurückgegriffen. Wie berichtet man sonst über ein Geheimnis? Wie fasst man Göttliches ins Wort? Gut erzählte Geschichten können Wahrheiten zur Sprache bringen, die nur schwer in Worte zu fassen sind.
Mariä Verkündigung
Heute am vierten Adventsonntag wird uns als Evangelium eine Geschichte präsentiert, mit der sich viele Menschen – auch tief gläubige – schwertun, die Erzählung von der Verkündigung. Der Engel Gabriel überbringt Maria die Botschaft, sie solle die Mutter des Messias werden. Wir sind gewohnt, solche Textzeugnisse kritisch auf ihre Historizität hin zu überprüfen und fragen uns: Was war damals wirklich? Weiters ist unser Denken naturwissenschaftlich geprägt. Wir fragen uns automatisch: Ist so etwas möglich? Wie ist das konkret vor sich gegangen? Schnell sind wir versucht, Geschichten, die wir mit herkömmlichem Denken nicht auflösen können, ins Reich der Märchen und Mythen zu verweisen und nicht ernst zu nehmen.
Was damals im historischen und naturwissenschaftlichen Sinn geschehen ist, werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Methoden nicht mehr rekonstruieren können. Dennoch transportieren die Erzählungen rund um die Geburt Jesu Einsichten, die zum Ausdruck bringen, wer dieser Jesus in ihren Augen ist, welche Bedeutung er für sie hat und was es Besonderes über ihn zu sagen gibt. Je öfter wir sie lesen oder hören, desto mehr können sie uns über Zusammenhänge sagen, die für uns auch heute noch interessant sind.
geboren von einer Jungfrau
So könnten wir endlos darüber diskutieren, ob eine jungfräuliche Geburt überhaupt möglich ist. Wahrscheinlich ist so etwas nach unserem allgemeinen Wissensstand nicht. Es bleibt aber immer noch das Argument: "Bei Gott ist nichts unmöglich". Das allein ist jedoch meines Erachtens nicht die entscheidende Aussage dieser Erzählung. Diese Geschichte bringt für mich zum Ausdruck, dass Gott in unser Leben eingreift, dass Gott in der Menschheitsgeschichte wirksam werden kann und auch wirksam wird, wie wir es normalerweise nicht für möglich halten.
Gott ist auf vielfältige Weise am Werk, sogar auf Wegen, die wir kaum für möglich halten. Dies anzunehmen war nicht nur für das Mädchen Maria damals eine gewaltige Herausforderung, sondern ist auch für uns die entscheidende Glaubensfrage: Trau ich Gott zu, dass er uns Menschen und dass er mich so ernst nimmt, dass er in unser Schicksal eingreift und zum Guten wendet?
empfangen vom Heiligen Geist
Die zweite bedeutende Aussage dieser Erzählung ist mir ebenso wichtig: Maria empfängt das Kind nicht von einem Mann, sondern vom Heiligen Geist. Männer galten damals und gelten vielfach auch heute noch als die großen Macher der Geschichte - Putin, Biden, Xi Jinbing… Wir schauen auf zu Menschen, die "Geschichte schreiben" und wir sprechen über "historische Ereignisse". Unsere biblische Erzählung bringt einen anderen Gedanken ins Spiel: Der Geist Gottes lenkt und gestaltet die Welt. Er macht Geschichte. – Traue ich Gott zu, dass er auch heute am Werk ist, dass sein Geist nach wie vor lebendig ist und dass er unsere Welt zum Guten führt? Glaube ich an diese Frohe Botschaft und bin ich bereit, sie so unvoreingenommen wie Maria anzunehmen?
Weihnachtsgeschichten – auch profane – sind deshalb so beliebt, weil sie meist zu einem guten Ende führen. Deshalb erzählen wir sie gerne Kindern. In ihnen lebt die gute Frohe Botschaft weiter, die in den alten biblischen Texte grundgelegt sind.
Wie feiern Sie Weihnachten? – Ich wünsche Ihnen den Mut, in die alten Geschichten neu hineinzuhorchen.
3 Gedanken führen zum Weihnachtsfest hin
Gott wandert mit
Gott wandert mit im Zelt. Davon ist in der ersten Lesung die Rede. Er wandert mit dem unterdrückten Volk Israel. Die Gemeinschaft, die durch die Wüste zieht, braucht einen Anführer. Er heißt David, der als Hirtenknabe zum König erhöht wird. So entsteht das Haus David. Hirte und König, zwei Rollen, die schwer zu vereinen sind. Ein Hinweis auf Psalm 23 könnte dabei behilflich sein. „Der Herr ist mein Hirte…“ JHWH verspricht David zu einem großen Namen zu verhelfen. Das Ziel dieser Reise ist Heimat zu finden.
Gott gibt Heimat
Damit sind wir beim zweiten Gedanken: Gott gibt Heimat. Das Volk Israel war nach dem Auszug aus Ägypten heimatlos. Da gab es viel Jammer, Proteste gegen die Verantwortlichen. Sehnsucht nach Heimat bestand damals und heute. Täglich hören wir von Flüchtlingen, von heimatlosen Menschen, die aus verschiedenen Gründen ihren angestammten Ort verlassen (Klima, Krieg, Politik, Wirtschaft). Es gibt aber auch bei vielen Menschen geistige Heimatlosigkeit, auch bei Menschen, denen es materiell gesehen gut geht. Diese Art der Heimatlosigkeit ist verbunden mit den drei großen Menschheitsfragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu lebe ich? Das Evangelium deutet schon an, woher aller Anfang kommt, aus dem Nichts: creatio ex nihilo - Gott schafft Neues aus dem Nichts. Das ist Geheimnis des Glaubens.
Wohin gehen wir? Was ist das Ziel unserer Reise? Unsere Heimat ist im Himmel. Heimat als beginnendes Reich Gottes sollte schon jetzt möglich sein. Es geht um unsere „Verortung“, wo wollen wir einmal leben. Heimat als gute Nachbarschaft, als Gemeinschaft, dort, wo man sich gerne aufhält, wo man sich angenommen fühlt, wo wir auch in der Persönlichkeit wachsen können. Heimat ist dort, wo es Vertrauen, Zuversicht, Liebe gibt. Wer all das nicht erfährt, ist heimatlos, kann sogar verrohen. Schließlich gibt auch der Glaube Heimat. Cor dare heißt frei übersetzt: Ich schenke dir mein Herz, ich vertraue dir. Wozu lebe ich, heißt: Wie sieht es mit meinem Tun und Handeln aus? Wieso gehe ich jetzt in die Kirche? Wieso feiere ich Weihnachten, geht es nur um Äußerlichkeiten dabei? Fragen, die immer einer neuen Antwort bedürfen. Glaube gibt Heimat.
Gott mischt sich ein
Das führt zum dritten Gedanken: Gott mischt sich durch die Geburt seines Sohnes in diese Welt ein. Das Evangelium ist gleich wie am Marienfeiertag 8. Dezember. Ein Engel verkündet Maria die „Gute Nachricht“ und spricht davon, dass sie begnadet sei, das heißt: Gott wendet sich ihr liebevoll zu und bittet um Antwort. Es geht um eine Entscheidung mit gravierenden Folgen. Was also tun? Maria hört zu. Wir würden sagen: Sie ist ganz Ohr. Wer aufmerksam zuhört, überlegt, wird auch berührt. Sie können an den Augen eines Menschen sehen, ob er zuhört. Wenn diese wandern, vielleicht sich noch der Kopf in eine andere Richtung dreht, erkennen Sie sofort: Da wird nicht zugehört, da kommt es kaum zu einer Überlegung, zu keiner Reflexion. Wenn es doch zu einer Entscheidung kommt, kann diese halbherzig oder sogar falsch sein. Bei Maria war das nicht so. Der Engel als Bote Gottes hilft ihr bei der Entscheidung: „Fürchte dich nicht!“ Der Heilige Geist wird dir beistehen. Er ist es, der Beziehung zwischen Gott und Mensch schafft. Glaube schafft Beziehung und Gemeinschaft. Gott gibt den Menschen einen freien Willen. Maria hätte auch nein sagen können. Was dann? Vielleicht überlegen Sie selber die Folgewirkungen. Maria hat ja gesagt. So war es möglich, dass sich die Bedeutung des Kindes schrittweise ausgeweitet hat, nicht nur, was Heilszusage und Rettung betrifft, sondern auch kulturell in unserer Zeitrechnung, in der Feiertagskultur, die auch von Nichtchristen gerne wahrgenommen wird. Jesus verbindet mit seiner Geburt Himmel und Erde.
Drei Gedanken gebe ich Ihnen nochmals mit: Gott wandert mit durch unser Leben. Jeder Mensch sucht und braucht Heimat. Jesus war am Beginn seines Lebens obdachlos und trotzdem mischt sich Gott in diese Welt ein. Mögen Sie an diesem Sonntag, besonders am Abend von der Geburt Jesu berührt werden.
Das Wagnis der Verwundbarkeit
Ja sagen
JA – ich komme! JA – ich besuche dich! JA – ich bin dabei! JA – … Wie oft sagen wir bewusst JA? Und wie oft leben wir unser JA unbewusst in verschiedenen Situationen, Begebenheiten, Einladungen, die wir annehmen, die wir so akzeptieren, wie sie sind, ohne laut JA zu sagen. Unser JA-Sagen – bewusst oder unbewusst – zieht Folgen nach sich, das ist so. Manche Folgen sind angenehm, manche sind von uns gewünscht, manche sind nicht gleich erkennbar. Manche Folgen erweisen sich plötzlich als problematisch oder bringen uns in Schwierigkeiten.
JA-Sagen beinhaltet immer ein gewisses Risiko oder sogar Risiken, es kann uns auch mehr erwarten, als wir im Augenblick unserer Zustimmung bedenken können! Die Frage „Welches Risiko gehen wir mit unserem JA ein?“ ist daher berechtigt und soll näher beleuchtet werden.
Vor dem JA gibt es einen Vorspann
Im Evangelium wird dieses JA-Sagen von Maria vorsichtig mit dem Einwand „Wie soll das geschehen?“ eingeleitet. Es ist wie ein Vorspann, bei Lukas als Dialog, der mit einem Gruß beginnt und mit einem „berechtigten“ Einwand fortgesetzt wird.
Im Rückblick können wir dann das konkrete JA von Maria zu neuem Leben – als Frohbotschaft erkennen. So ein Rückblick ist wie in der heutigen Film-, Video- und Computerwelt im Nachspann zu lesen, wo Personen des Geschehens, Orte der Handlung noch einmal genannt werden. Auch an den oder die Urheber der Erzählung (bzw. des Filmes) wird namentlich erinnert. Noch ein wichtiges Element im Nachspann ist oft der Dank an alle Beteiligten! Aber so weit sind wir noch lange nicht bei unserem Geschehen, welches Lukas in seiner sprachlich einmaligen Bilderwelt (Ikonographie) erzählt. Dazu müssen wir das ganze Lukasevangelium lesen, um darin die Frohbotschaft der Geburt Jesu zu erfassen, zu begreifen.
Nun zurück zur Frage, zum Einwand: „Wie soll das geschehen …?“ Zweifel und Unsicherheit kommen bei Maria auf. Schon bei der Begrüßung hält Maria inne und fragt sich, was das wohl bedeuten soll: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Wir würden sagen: „Mir schwant (ich befürchte) Übles!“
Hingabe wagen
Das JA-Sagen, die Hingabe Mariens, ist in Anbetracht dessen, was eine Schwangerschaft für eine Frau bedeutet, schon ein Wagnis. Dazu kommen noch die ungeklärte Situation und die Machthaber dieser Zeit. Welche Risiken geht da Maria ein? Ist sie sich dessen überhaupt
bewusst?
Fest steht: Maria geht das Wagnis einer Schwangerschaft ein, wohl im Vertrauen, dass sie damit nicht allein „fertig werden“ muss. Dann verlässt sie der Bote und sie bleibt zurück, nicht nur mit ihrem aktiven, bewussten JA-Sagen, sondern auch mit den Unsicherheiten, derer sie sich sicher bewusst war, aber auch mit den noch nicht abschätzbaren Folgen.
Sich vor Verwundungen schützen – andere verwunden
Eine dieser Folgen lösen die Aussagen des Boten Gottes über das Kind, welches Maria gebären soll, aus: „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“
In der Weihnachtsgeschichte bei Matthäus heißt es: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war…“. Hier wird das neugeborene, schutzbedürftige Kind dem damals politisch Mächtigen voran gestellt. Dieser erschrickt bei der Frage der Sterndeuter: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Wir wissen um seine Angst vor dem Verlust seiner Macht. Schon zu oft hat Herodes andere verletzt, ja eigene Söhne ermorden lassen, um sich und seine Macht zu schützen. Sein JA gilt der Sicherung seiner Macht. Herodes weiß, der „neugeborene König der Juden“ ist der Messias. Wer Bescheid weiß, kann auch entscheiden: Den Messias verehren oder verfolgen.
Den Messias nicht zu verehren, entschied Herodes aus seinem Misstrauen heraus: jede Bedrohung seiner Machtposition galt es, mit Gewalt abzuwehren. Lieber andere verwunden oder sogar töten, als sich verwunden zu lassen. Sein Selbstschutz wurde zur Gefahr für andere, und bedrohte ihr Leben. Herodes machte diese Strategie, sich zu schützen, unfähig, jene Macht, das göttliche Sein, zu würdigen, welches in der Krippe zu Betlehem Mensch geworden ist. Dass Gott selbst in Jesus den Weg der Verwundbarkeit geht, ist für Herodes nicht einmal vorstellbar. So wurde für ihn das verwundbare und schutzbedürfte Kind in der Krippe zur Bedrohung. Das Kind zu suchen, zu besuchen, sich zur Krippe zu stellen, um am Glück dieser Geburt teilhaben zu können, NEIN, das ging nicht.
Sein Leben bestimmte wohl eine andere Weltenordnung als die Göttliche. Daher werden die Sterndeuter ausgehorcht und es wird versucht, sie in eine Falle zu locken: Kehrt nach Jerusalem zurück und berichtet von dem „neugeborenen König“! Gut, dass Gottes Wege andere sind, kann man da nur sagen – die Sterndeuter kehrten nicht nach Jerusalem zurück. Mit Gott hat Herodes nicht gerechnet! Maria aber schon!
Mit Gott rechnen
Maria hört, hört etwas Unfassbares, etwas „nie Gehörtes“ und sie gibt Antwort:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“
Ihr JA ist gewagt, denn das kommende, heranwachsende Leben in ihr ist verwundbar, verletzlich und es braucht Schutz. Neues Leben, ein Neugeborenes, nicht seiner Verletzlichkeit, seinem Ausgeliefertsein zu überlassen, bedarf der Hinwendung, der Hingabe, dem Offensein, sich aktiv um das Leben in seiner Verwundbarkeit zu sorgen, es zu behüten, zu schützen. „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Diese Verheißung macht Mut und schenkt Vertrauen, beides und mehr wird sie auf ihrem Weg noch brauchen.
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Gott erfüllt seine Verheißungen
Gottes Häuser
In den vergangenen Jahren sind immer wieder Kirchengebäude geschlossen worden. Es gab einfach zu wenig Gottesdienstbesucher. Das war für viele, die innerlich an einem Kirchengebäude gehangen haben und dort ihre religiöse und geistliche Heimat gesehen haben, mit Schmerzen verbunden. Kirchengebäude wurden geschlossen, weil auch immer mehr Gemeinden zusammengelegt wurden. Dies alles hat damit zu tun, dass der Glaube, der Besuch des Gottesdienstes eine immer geringere Rolle gespielt hat. Anscheinend braucht man sie nicht mehr oder immer seltener: die Orte, an denen Gott verehrt wird.
In der Lesung aus dem Buch Samuel hören wir von König David. Er sieht, was Gott für ihn getan hat. Er spürt - und das aus einem sehr guten Willen heraus - dass er jetzt für Gott etwas tun möchte. David spürt: "Ich wohne in einem Haus, die Lade Gottes in einem Zelt!" Das geht nicht an. Gott gebührt Größeres. Er braucht einen Ort, wo er verehrt wird. Doch lässt Gott ihm eine Lehre erteilen. Wir Menschen können Gott nichts anbieten. Alles gehört ihm ja schon. Vielmehr müssen wir Menschen lernen - unser ganzes Leben lang - dass Gott in unserer Geschichte handelt. Als Menschen sind wir immer die Beschenkten, an denen Gott wirkt. Ohne Gott im Bunde sind unsere menschlichen Fähigkeiten und Gedanken hinfällig. Nur durch Gott allein kann der Glaube Bestand haben.
Wenn wir auf die Situation der Kirche schauen, dann spüren wir hier in Europa eine sehr schwierige Situation. Es ist der Mangel an Priester. Dieser ist aber auch Ausdruck von Glaubensschwund. Der Glaube verdunstet. Immer noch wirken gewissen Skandale sich auf das Ansehen der Kirche aus. Dies ist die eine Seite. Auf der anderen Seite aber darf ruhig festgehalten werden: Noch immer besuchen an den Wochenenden mehr Menschen den Gottesdienst als Sportveranstaltungen. Heute bringen sich sehr viele Frauen und Männer ehrenamtlich in ihre Gemeinden ein. Wer in unserer Zeit den Gottesdienst besucht, tut das nicht aus einem sozialen Druck heraus. Es geschieht freiwillig, aus innerer Überzeugung. Oft sind Gottesdienstbesucher in ihrem Umfeld Ausnahmen, wenn nicht Außenseiter. Sicher frage ich selbst auch mit Sorge: Wie wird es weitergehen? Wie werden die Gottesdienste in 10 oder 20 Jahren besucht sein? Was mir dabei hilft, ist das, was Gott dem König David verheißen hat. Sein Haus wird Bestand haben. Wie der Prophet Nathan am Beginn der Lesung sagt: Der Herr ist mit dir.
Gott ist mit uns
Gott war mit König David. Gott ist auch mit uns. Auch der Kirche ist Bestand verheißen. Während die Kirche und der Glaube in vielen Ländern Afrikas oder Südostasiens aufzublühen scheint, scheint sie hier auf absteigendem Ast zu sein. Ich sage ganz bewusst "scheint." Denn auch uns gilt das, was David verheißen ist. So menschlich verständlich die Sorgen um den Glauben in Europa sind, die Lesung stärkt die Zuversicht. Weil wir an Gott glauben, weil Gott handelt, darum geht der Glaube nicht ganz unter.
Wenn immer mehr Menschen nicht bloß deswegen sich zu Jesus bekennen, weil sie in christliche Familien hineingeboren wurden, sondern weil sie sich entschieden haben, als Christ, als Christin zu leben, dann kann das überzeugend sein. In allen Ehren ist es zu halten, wenn sich Menschen Gedanken machen, wie der Glaube wieder als sinnvoll angesehen wird, wenn Programme erstellt werden, wenn sich Frauen und Männer Gedanken machen, wie eine Kommunionvorbereitung oder eine Firmvorbereitung zu gestalten ist, dass die Kinder und Jugendlichen etwas davon ins Leben mitnehmen. Es ist gut, wenn in der Ehevorbereitung darüber nachgedacht wird, wie die Ehe bewusst auch mit Gott begonnen werden kann. Wir als Menschen sind schon wichtig. Wir sind Werkzeuge Gottes. Gott wirkt das Heil, er wirkt das Reich Gottes nicht ohne uns. Wir wären nichts ohne Gott.
Offen für das Wirken Gottes
Dass Gott seine Verheißungen erfüllt, zeigt sich in Jesus. Das Fest seiner Geburt steht unmittelbar bevor. "Er wird über das Haus Jakob herrschen. Seine Herrschaft wird kein Ende haben." Dieser Glaube schenkt Zuversicht und Mut. Gott nimmt dazu Maria in seinen Dienst. Gott wirkt nicht ohne das Tun von Menschen. Maria sagt ja zu dem, was Gott von ihr will. Genau darum konnte Gott auch im Leben von der Jungfrau Maria wirken. Gott wirkt durch seinen Heiligen Geist in Maria. Es ist allein die Gnade Gottes, der Wille Gottes. Maria war offen für das Wirken Gottes. Darum konnte Gott das Leben Marias auch so "fruchtbar" machen, indem sie die Mutter Jesu wurde. So wichtig es war, dass Maria ja sagte, so sehr sollte uns dabei bewusst sein: Gott schenkt Gelingen, Gott schenkt Segen. Das zeigt sich auch deutlich an Elisabeth, von der wir in diesen vorweihnachtlichen Tagen auch hören. Elisabeth war die Mutter des Täufers Johannes. Sie war bis ins hohe Alter kinderlos und unfruchtbar gewesen. Das galt in Israel als eine Schande. Gott aber schenkt Elisabeth Fruchtbarkeit. Gerade an ihrem Beispiel sehen wir: Gott handelt. Gott schenkt dem Leben Gelingen. Gott steht zu den Menschen.
Wenn wir bald das Fest der Geburt Jesu feiern, dann feiern wir, dass Gott in der Welt wirkt, durch und mit uns. ER schenkt auch uns seinen Heiligen Geist. Wir können zurecht und auch mit großer Freude auf Jesus Hoffnungen setzen. Denn in Jesus haben sich Gottes Verheißungen erfüllt. Sie werden sich weiter erfüllen, wenn wir auf Jesus bauen. Wenn wir die Geburt Jesu feiern, dann feiern wir unsere Hoffnung. Auch wenn immer mehr Gotteshäuser geschlossen werden, Gott schenkt dem Glauben und seinem Volk Bestand. Gott erfüllt seine Verheißungen.
"Mir geschehe, wie du es gesagt hast"
Alles ist Gnade
In einem bedeutungslosen Ort am Rand des mächtigen römischen Reiches bekommt eine junge Frau unerwartet Besuch. Alles ändert sich für sie. Ein Gesandter Gottes, Gabriel, überbringt eine Botschaft und erwartet eine Antwort. Es geschieht im sechsten Monat der Schwangerschaft Elisabeths, der Mutter des Täufers Johannes. Der Engel spricht Maria als „Begnadete“ an, er enthüllt ihr Gottes einzigartige Erwählung. Er bittet um ihr Zutun, damit sich erfüllen kann, was Gott mit der Menschheit vorhat.
So soll der die Welt betreten, der „groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden” wird. In ihm wird die Verheißung an das Haus Davids wahr: dass seiner Herrschaft ewige Dauer zuteilwird im Geist des künftigen Überwinders des Todes. Denn „für Gott ist nichts unmöglich“, ein Wort, das schon Abraham und Sara gesagt bekommen haben, nachdem ihnen ein Sohn verheißen worden war. Die „Überschattung” des Bundeszeltes durch die Wolke Gottes dient als Bild, wie der Hl. Geist Großes in Maria wirken wird.
Entscheidend in der ganzen Erzählung ist das machtvolle Wirken Gottes: nicht irgendwelche Menschen schaffen Heil. Alles schenkt unmittelbar Gott. Die schöpferische Initiative ergeht an die junge unbekannte Frau. Ihr Kind wird schon im Mutterleib benannt: „Jesus“, das heißt „Gott schafft Heil”. Wirksam in allem ist Gottes Wort. Alles ist Gnade. Wie am Schöpfungsmorgen wirkt hier die Kraft des Geistes.
Das Ja Mariens
Maria öffnet sich staunend und freudig. Sie begegnet dem Herrn und begibt sich mit ganzer Hingabe auf den Weg in eine ihr unbekannte Zukunft, voller Vertrauen in die Liebe Gottes. Indem sie großzügig „Mir geschehe“ sagt, stellt sich Maria entschieden in den Dienst Gottes und der Menschen. Sie wird für alle ein leuchtendes Beispiel.
Diese „Tochter Israels” erweist sich als eine Glaubende, als Urbild der kommenden Kirche. Die Bezeichnung ‚Diener des Herrn’ beziehungsweise ‚Magd des Herrn’ ist ein Ehrentitel, der den großen Gestalten der Heilsgeschichte zuerkannt wurde: Abraham, Moses, David und den Propheten.
Unsere Berufung
Auch wir können Gott in unserem Leben finden und jenes Wort „Sei gegrüßt, du bist begnadet“ hören, das der Herr auch an uns richtet. Er will uns zeigen, wie wir im Hier und Jetzt unseren Mosaikstein beitragen können, damit ein Bild gläubiger Liebe entsteht. Wenn unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten sich in den Weg stellen, denken wir an das Wort des Engels: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ und vertrauen wir mehr auf ihn, als auf unsere eigenen Kräfte. Das wird uns von allzu engem Denken und Zweifeln befreien. Wir dürfen glauben, dass auch unser Leben ein Beitrag ist, durch den Gott seine Kirche aufbaut. Dieser Glaube kann uns freisetzen und fähig machen, großmütig zu lieben. Nehmen wir Christus durch sein Wort in uns auf und setzen es mit größter Bereitschaft in die Tat um! Fragen wir uns: Wie kann ich heute Jesus bringen, um so in meiner Welt dazu beizutragen, dass aus dem Nebeneinander die eine Menschheitsfamilie wird? Auf unserem „mir geschehe“ kann Gott den Frieden säen, Einheit aufbauen und die Freude in den Herzen wachsen lassen.
Gott kommt auf uns zu, er wartet auf unser Ja
Erinnerung an den Anfang
„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“. Das hören wir wenige Stunden vor der Feier seiner Geburt! Was ist denn das für eine Logik! Wir rasen auf das Fest zu, hecheln uns ab, in diesen letzten Stunden und dann diese Vollbremsung. Ja eigentlich legt die Liturgie sogar den Rückwärtsgang ein. Statt Herbergsuche des Heiligen Paares, statt Hirtenidylle: Verkündigung des Engels! Diese Botschaft gehört doch zum 25. März, zum Hochfest Verkündigung des Herrn. Damit dreht der biblische Text das Rad der Zeit zurück, um genau neun Monate. Was soll diese zeitliche Einordnung des heutigen Evangeliums?
Nun zunächst blickt es zurück, auf die Zeit des Anfangs, wie alles begann, „in jener Zeit“. Damit erinnert es mich an den Ursprung. Wer an den Ursprung zurückgeht, der geht einer Sache auf den Grund. Wer sich rückerinnert, nähert sich dem Wesen, hat die Chance durchzublicken und Wesentliches zu erkennen. Mir scheint das heutige Evangelium will dies. Es erinnert mich an das Wesen von Weihnachten und fragt: Worauf kommt´s denn wirklich an?
Diese Frage so unmittelbar vor dem Fest wird immer dringlicher: „Ja, worauf kommt´s denn jetzt noch an?“, wenn die Zeit wie Sand zwischen den Fingern zerrinnt. „Was ist wirklich wichtig?“, wenn ich kaum noch ein und aus weiß, ich an dies und jenes noch denken muss, dieses Geschenk noch zu besorgen wäre und jene Zutat für`s Weihnachtsessen noch fehlt und auch noch Weihnachtsbriefe zu beantworten sind.
Gott bricht ins Leben ein
Da hinein, in all diese Fragen und letzten Vorbereitungen, bricht dieses Evangelium ein. Und berichtet von einem Gott, der ins Leben einbricht. Zunächst in das vorskizzierte Leben einer jungen Frau in Palästina. Am Beispiel Mariens können wir Wesentliches erkennen, das Handlungsmuster Gottes:
Das erste: Gott macht den Anfang. Er ergreift die Initiative und wählt aus, frei, nach seinem Ratschluss. Im Bild des Engels geht er selber auf die Suche, sucht, wen er braucht. Die Gefundenen müssen keine Vorleistungen erbracht haben, um Gott zu gefallen. Aber er will eine Antwort, eine Entscheidung.
Denn – und das ist das zweite bei Gottes Handeln: Er bezieht den Menschen ein, gibt zu verstehen, welche Aufgabe er den einzelnen zugedacht hat: Bei Maria direkt durch einen Boten, bei uns indirekt durch Ereignisse, Gedanken, Begegnungen mit Menschen oder Widerfahrnissen. Ja in mein Leben bricht er noch immer ein durch vieles, was mir widerfährt, unvorhersehbare Wendungen, Situationen, eine plötzliche Krankheit.
„Wie soll das gehen?“. Jetzt mit diesem neuen Handicap. „Wie kann ich vorankommen, wenn Du Gott mir immer neue Knüppel vor die Füße wirfst?“ frage ich wie Maria.
„Wir schaffen das!“ antwortete die deutsche Bundeskanzlerin auf neue Herausforderungen, mutig und selbstbewusst. So euphorisch war Maria nicht. Sie zeigt Zurückhaltung und wirkt eher schüchtern, menschlich: Maria erschrickt, überlegt und fragt zurück. Die Erwählte schaltet ihren Verstand nicht einfach aus, sondern zögert, hinterfragt und denkt nach: „Wie soll das gehen?“
Ja zum Leben
Es fällt mir nicht schwer, mich in diesen Reaktionen Marias wieder zu finden: Statt „Wir schaffen das!“, erst ein vorsichtiges „aber Moment mal!“. Das macht mir die Gottesmutter so sympathisch.
Später dann rückt sie wieder in Ferne, wird mir zum Vorbild, das ich in ihrer Vollkommenheit sicher nie erreichen werde. Sie antwortet mit einer Haltung des unbedingten Vertrauens auf Gott, mit jener Haltung, die die Bibel „Glauben“ nennt: „Siehe die Magd des Herrn, es geschehe mir nach deinem Wort.“, so die wörtliche Übersetzung.
Wenden wir dieses Handlungsmuster Gottes, dass er den ersten Schritt macht, den Anfang setzt und dann auf die Entscheidung wartet, auf uns an, dann wird deutlich: Gott bietet uns Leben an, damals bei unserer Zeugung, heute durch sein Wort und immer wieder in dem, was uns begegnet. Unsere Aufgabe ist es, darauf zu antworten. Als gläubige Menschen, mit einem wohl überlegten Ja, ja zum eigenen Leben und »fiat« – »es geschehe« zum Leben der anderen zu sagen, immer und immer wieder neu. Ja ich will leben mit all meinen Fasern, mit all der Glut meines Herzens, mit Zielen, mit Leidenschaft und Hingabe und in Frieden. Und auch Du sollst leben. Ja, ich helfe Dir dabei. „Wir schaffen das!“
Der »Engel des Herrn«
Die Menschen früherer Zeiten waren von diesem Handlungsmuster Gottes, seines Rufens und Wartens, begeistert. Sie brannten darauf, die Antwort Mariens für sich selbst nachzusprechen und schufen sich im Gebet des »Engel des Herrn« einen Anker. Sie beteten den Angelus täglich, besonders zu Mittag: Einmal um sich Gott mitten am Tag neu zu schenken, zum anderen um Maria als Helferin für ihr Ja-Wort einzubeziehen.
Vielleicht kann uns heute dieses altehrwürdige Gebet gerade in diesen letzten Adventsstunden begleiten und zum Anker werden im Strom der Zeit. Und wo ich in der Hektik des Alltags keine Gelegenheit finde, den »Engel des Herrn« in Ruhe zu Ende zu beten, mag mich wenigstens der erste Satz daran erinnern, worauf es ankommt: Weihnachten braucht nicht gemacht zu werden, weder von mir noch von Ihnen. Gott hat den Anfang gemacht, vor Milliarden Jahren, vor 2017 Jahren, bei Ihrer Geburt und jetzt in dieser Stunde. Er hat das Wesentliche bereits getan. Er kommt auf uns zu, wartend. - Wird er erwartet?
Gottes Ordnung ist anders
Der Einfache hält Ordnung ...
Im Fernsehsender RTL - und inzwischen auch in einigen anderen - ist die Fernsehserie 'Monk' zu sehen. Adrian Monk ist ein völlig neurotischer und zugleich genauso genialer Privatdetektiv, der mit seiner unglaublichen Beobachtungsgabe Kriminalfälle löst. Wenn man einmal der neurotischen Seite dieses Mannes zuschaut, kann einem ganz kribbelig werden. Dieser Mann hat die zwanghafte Angewohnheit, in alles eine Ordnung hinein zu bringen. Was irgendwie nach einem fehlenden Schema aussieht, bringt Adrian Monk wieder im wahrsten Sinn des Wortes »in Ordnung« - in seine Ordnung. Seine Umwelt bringt er damit regelmäßig zur Verzweiflung. Das Ganze hat aber auch eine sehr ernste Seite: Dem, was da im Fernsehen so lustig daher kommt, wohnt durchaus eine tiefer gehende Tragik inne. Denn Menschen, die wie diese Fernsehfigur den Zwang haben, alles in Ordnung bringen zu müssen, leiden massiv darunter. Sie können die Welt auf gar keinen Fall unordentlich sein lassen - denn auch darunter leiden sie.
... das Genie überblickt das Chaos
Wenn man einmal dieser zwanghaften Ordnungswut das Pathologische nimmt, dann kommt ja mal die Ordnungsliebe eigentlich nicht so schlecht daher. Die Dinge meines Lebens in einer rechten Ordnung zu haben und dabei zudem den Überblick bewahren zu können, ist doch eigentlich etwas sehr Positives. Auf der anderen Seite steht ja das Chaos, in dem man leicht versaufen kann, wenn es über einen kommt, so dass das Leben fast unmöglich wird. Es gibt den bekannten Satz "Der Einfache hält Ordnung, das Genie überblickt das Chaos." Aber wer ist denn schon so genial? Auch ich gehöre da eher zu den einfachen Gemütern und versuche - nicht gerade zwanghaft aber doch recht zielstrebig - den Dingen nach Möglichkeit eine Ordnung zu geben. Immer gelingt das allerdings nicht. Und was dann?
Von der Coolness Mariens
Wir hören heute im Evangelium von einem jungen Mädchen, dessen Leben nach den Regeln seiner Zeit in Ordnung war. Alles hatte seinen Platz: Ein Mann war da, eine Versorgung, eine geregelte Zukunft. Und dann das: Schwanger aus dem Nichts. Und weg war die Ordnung. Alles drohte zu wackeln und zu kippen. Und zu allem kam noch die Schwangerschaft nicht ganz aus dem Nichts, sondern war verheißen von einem Boten Gottes. Dessen Kernbotschaft lautet: "Für Gott ist nichts unmöglich."
In diese Situation Ordnung hinein zu bringen war nun wahrlich kein einfaches Ding. Maria wählt da einen klugen Weg: Sie verfällt weder in Panik noch in eine Starre. Sie geht ihrem Schicksal aktiv entgegen und packt es an: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast." - Diese Zusage hält sie bis zum Ende, bis zum Kreuz auf Golgatha. Denn dieser Gott, der da zu ihr gesprochen hat, will bei ihr bleiben, hält zu ihr durch dick und dünn. Gott steht über menschlichem Chaos. Er lässt sich in keine Ordnung einfügen. Das stellen wir ja immer wieder fest.
Eine Erfahrung, die auch König David gemacht hat, wie wir hörten: Er will seinem Gott ein Haus bauen. Doch Gott lässt David durch den Seher Nathan wissen, dass er das ablehnt. Die Berufung des Davids ist eine andere. Für die Anwesenheit Gottes im Volk kann es noch keine Ordnung geben. Die Zeit dazu ist noch nicht reif. Erst Davids Sohn und Nachfolger Salomo wird Gott ein Haus bauen, den Tempel zu Jerusalem.
Offensein für göttliche Überraschungen -
David wie Maria machen die Erfahrung: "Der Mensch denkt und Gott lenkt." Das aber nicht in einem passiven, völlig hilflosen Sinn. Als seine Geschöpfe sind wir dazu berufen, in der Freiheit der Kinder Gottes zu leben und in dieser Freiheit das Leben auch anzupacken. Aber gleichzeitig sind wir auch eingeladen, dafür offen zu sein, dass hinter allem menschlichen Denken, Planen und Ordnen durchaus immer wieder auch Überraschungen zu erwarten sind. In all unserer Lebensgestaltung und Lebensplanung überrascht uns Gott - immer wieder neu.
Die Frage dabei ist: Was macht das mit uns? Maria hat ihr »Ja« prompt und spontan gesprochen, David hat mit sich und seinem Gott gerungen, - und wir? Ein Sprichwort sagt: "Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen setzen Segel." Als Christinnen und Christen glauben wir, dass in den Winden unseres Lebens das Wirken von Gottes Geist spürbar wird. Und da stellt sich die Frage: Setzen wir dann in unserem Leben Segel, dass der Geist das Lebensschiff vorantreibt, oder mauern wir? Eine Grundsatzfrage, die es zu klären gilt.
- auch heute noch
Die Zeit der Ankunft Gottes ist da - aber nicht nur heute. Gott kommt ständig und will eingelassen werden. Diese Wochen mit dem Weihnachtsfest als Höhepunkt führen uns das vor Augen. Aber Gottes Ankommen mit der Kraft des Heiligen Geistes ist kein einmaliges Ereignis, es geschieht ständig neu. Und auch die Frage stellt nicht nur die Adventszeit - aber diese umso deutlicher: Was passiert, wie reagieren wir? Was macht es mit uns, wenn Gott in unser eingerichtetes Leben hinein wirkt?
Die Persönlichkeiten der Verkündigung führen uns in diesen Tagen vor Augen, was es bedeutet, wenn Gott ins Leben tritt. Empfangen wir ihn wie Maria mit offener Bereitschaft oder eher mit unseren eigenen Vorstellungen und Ideen im Hinterkopf wie David? - Gleich wie, eines ist auch sicher: Wir brauchen nicht wie der RTL-Detektiv Adrian Monk krampfhaft für eine Ordnung zu sorgen, die keiner braucht. Gott findet sich auch im Chaos unserer menschlichen Existenz bestens zurecht. Da dürfen wir sicher sein.
Zeugen und Boten der Liebe Gottes sein
Israel – Jahwe verpflichtet
Die gläubigen Israeliten waren fest davon überzeugt, dass ihr Gott Jahwe zuverlässiger Spender und Garant für ihren Schutz und ihr Heil ist. Sie glaubten daran, dass Jahwe zu ihnen gesprochen hat durch die Propheten und durch vom Geist in besonderer Weise ergriffene Männer. Ihre Botschaften enthielten immer wieder Zusagen göttlicher Hilfe, Offenbarung des göttlichen Willens, Mahnungen und Anrufe zur Umkehr.
Neben vereinzelten Heiligtümern auf heiligen Bergen hatte sich vor allem der Tempel in Jerusalem zur vorrangigen Stätte entwickelt, Jahwe zu danken, ihn zu preisen und sich ihm in den Schlacht- und Brandopfern zu weihen, um so das eigene Leben mit all seinen Freuden und Leiden Gott anzuvertrauen.
Mit dem Erscheinen Christi in unserer Welt begann ein neuer Abschnitt der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Jesus öffnet den Blick dafür, dass Gott das Heil aller Menschen, aller Völker will. Und: Gottes Beistand erstreckt sich nicht nur auf die sogenannten Gerechten und Frommen, wie die Juden glaubten. Nein, gerade auch die Menschen mit Verfehlungen, dazu die Schwachen, die Kleinen und alle, die in den Augen der Menschen nichts gelten, sollen sich von Gott anerkannt, geliebt, geschützt und umsorgt wissen. Diese Botschaft in die Welt und unter die Menschen zu bringen, war den Christen von Anfang an wichtig, zumal sie sich von Jesus eigens dazu beauftragt wussten.
Anbruch einer neuen Zeit
Auf diesem Hintergrund schreibt Lukas sein Evangelium. Drei Anliegen sind ihm dabei wichtig, die er daher besonders hervorhebt.
Erstens: Es gibt die Ablösung vom Alten zum Neuen Bund - unabhängig davon, ob die Israeliten dies wahrhaben wollen oder nicht. Der Wechsel beginnt mit der Ankündigung der Geburt des Täufers. Diese fand noch an dem für die Israeliten besonders heiligen Ort statt - im Tempel von Jerusalem. Auf der rechten Seite des Rauchopferaltars erscheint ein Engel dem Priester Zacharias, um ihm die Geburt seines Sohnes Johannes anzukündigen.
Im Kontrast dazu steht die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel an Maria im unbedeutenden und kleinen Ort Nazaret. Die etablierte Kultordnung des Alten Bundes wird damit durchbrochen. Das bisher unbeachtete Galiläa wird Ausgangspunkt der neuen Heilsgeschichte. Die Bedeutung Jerusalems und des Tempels für den Glauben an den einen Gott endet mit der Kreuzigung Jesu in Jerusalem, der Erschütterung des Tempels, sodass der Vorhang des Allerheiligsten zerreißt, und mit der Auferstehung Jesu. Der Auferstandene begegnet den Jüngern nicht im Tempel, an heiliger Stätte der Juden, sondern an Orten ihres Alltags, an Orten, wo sie sich zum Gebet und Gedenken des Herrn versammelt haben.
Und auch die Sendung der Jünger in die Welt vollzieht sich nicht an einem geweihten Ort aus der Vergangenheit. Mit Christus beginnt ein wirklich neuer Abschnitt der Heilsgeschichte, die auf den Tempel und Schlachtopfer verzichten kann. Einen geistigen Tempel aufbauen in Verbundenheit untereinander und mit Christus als Eckstein, das ist das Ziel des Neuen Bundes.
Neubeginn
Mit dem zweiten Anliegen, das Lukas verfolgt, möchte er darauf verweisen, dass es im Verhalten Gottes trotz der sich wandelnden Heilsphasen keinen Bruch gibt. Wie im Alten Bund so handelt Gott im Neuen Bund. Offenbar erwählt er immer wieder gerade auch die Kleinen, um sie Großes wirken zu lassen. Ein Mose hat nicht als Prinz das Gottesvolk aus Ägypten geführt. Erst als er nach seiner Flucht vierzig Jahre Schafe in der Wüste gehütet hatte, erging Gottes Auftrag an ihn. David ist ein Bauernjunge, im Feld beschäftigt, als Gottes Ruf ihn trifft. Maria gehört nicht zum Adel, hat keine besonderen Leistungen vorzuweisen außer ihrem Ja. Alle drei können bei ihrer Berufung nicht im Geringsten erahnen, zu welch einzigartigem Segen sie für die Menschheit werden. Es ist ihr Vertrauen in Gott, das sie ihr Ja sprechen lässt. Und genau hierfür sollen wir unsere Augen öffnen. Maria verhandelt nicht mit dem Engel, stellt keine Bedingungen, erbittet nicht einmal Bedenkzeit. Zu wissen, dass es Gottes Wille ist, was ihr geschehen soll, genügt ihr, um ihr Ja zu sprechen.
Offen für das Wirken Gottes
Dies vor Augen möchte Lukas uns mit seinem dritten und wohl vorrangigen Anliegen als glühender Seelsorger dazu bewegen, die Haltung Mariens nachzuahmen. Lukas vertraut darauf, dass wir wissen: Gott wird uns nicht einen Engel senden, der uns die Aufträge mitteilt, die Gott uns übergeben will. Denn dies ist nicht mehr nötig, seit Christus in die Welt kam und uns durch sein Leben in Wort und Tat gezeigt hat, worin Gottes Wille besteht. Wer für die Botschaft Jesu nicht offen ist, wird sich auch göttlicher Botschaft durch einen Engel nicht öffnen. Und umgedreht: Wer sich der vorliegenden Botschaft Jesu öffnet, der erkennt ohne himmlische Erscheinung, welche Aufgaben ihm angetragen werden.
Dies können äußerlich sehr kleine Dinge sein, die aber für das Leben im Alltag von nicht geringer Bedeutung sind. Zum Beispiel:
- Spannungen oder einen Streit nicht durch das Aufstellen von Bedingungen länger aufrechterhalten. Nicht neu Öl ins Feuer gießen, wenn sich ein Lösungsweg im Augenblick noch nicht findet.
- Dem anderen zutrauen, dass er nicht stolz auf sein Versagen ist und sich innerlich schämt. Ihm entgegenkommen ohne lange Vorhaltungen und ihn wieder hineinnehmen in das Streben zum Guten.
- Trotz guten Willens und großer Bereitschaft zum Helfen sind wir in unseren Kräften begrenzt. Wir können nicht überall Hilfe anbieten, wo sie nötig ist. Aber wir können auch dadurch Beistand leisten, indem wir die Mühe und den Einsatz anderer anerkennen und sie wissen lassen, dass wir ihr Tun begrüßen, gutheißen und auf ihrer Seite stehen - eine indirekte, aber in manchen Situationen eine enorm wichtige Hilfe.
Lukas möchte, dass wir wach die Anrufe an uns wahrnehmen, ob sie klein sind oder groß, einfach oder schwieriger. Schon die drei, bewusst einfach gewählten Beispiele zeigen, wie hilfreich und wertvoll selbst gering Erscheinendes sein kann.
Von Maria lernen
Was wir von Maria und allen Berufenen, die sich auf Gott einließen, lernen und übernehmen sollen, ist ihr Gottvertrauen. Wir spüren und erkennen vielleicht plötzlich: Da kommt eine Aufgabe auf mich zu, der fühle ich mich auf Anhieb überhaupt nicht gewachsen. Das kann ich nicht, geht mir als Erstes durch den Kopf. Bevor wir in einem ersten Schreck völlig und endgültig ablehnen, sollen wir erst noch einmal auf Elisabeth schauen und in Ruhe bedenken: Für Gott ist vieles möglich. Sie, die unfruchtbar ist und im hohen Alter steht - also in doppelter Weise eigentlich nicht mehr schwanger werden kann - wird durch Gott Mutter.
Das Gottvertrauen einer Elisabeth und einer Maria sollen wir uns zu Eigen machen, möchte uns Lukas ans Herz legen. Er sagt uns: Wag doch im Gottvertrauen immer wieder Schritte, deren Bewältigung und Ausgang du noch nicht abschätzen kannst. Vielleicht will Gott durch dich einen Anstoß geben, etwas ins Rollen bringen, ohne dass du die Aufgabe selbst vollenden musst. Auch bei Maria war ihr Ja nur der Anfang, Anstoß zur neuen Heilsgeschichte, deren Weiterführung Jesus und seine Anhänger übernahmen. Ähnliches könnte sich für dich ereignen.
Auch Du bist begnadet
Welche Aufgabe hat Gott eigentlich mir, der ich hier vor ihnen stehe, für diese Stunde aufgetragen? Es kam kein Bote vom Himmel mit einer Weisung, aber der Gedanke: Ich soll sie, jeden einzelnen, von Gott grüßen. Und ich soll jedem ausrichten: Auch du bist begnadet; denn der Herr ist mit dir. Ob du zu den Großen zählst oder zu den Kleinen gehörst, Gott will durch dich in unsere Welt kommen. Dich hat er erwählt, Zeuge und Botin seiner Liebe zu allen Menschen zu sein. Fürchte dich nicht, die Aufgabe anzunehmen; denn du stehst in Gottes Gnadenstrom. Hl. Geist wird dich mit seiner Gnade überschatten und dich stärken für deine Aufgaben.
"Der Herr ist mit dir! Fürchte dich nicht!"
Wie Gott Menschen begegnet
Die Begegnungen zwischen Gott und Mensch finden in diesem Evangelium einen neuen Höhepunkt. Die 1.Lesung stellt gleichsam eine Brücke dazu her, die in die Zeit des Tempelbaues in Jerusalem zurückreicht. Dieser Gott, der das Volk Israel aus der Unterdrückung Ägyptens befreit hat, ist ein mitwandernder Gott, der in der Bundeslade mitgeführt wird. David will für seinen Gott und für das Volk einen Tempel errichten. Aber Gott braucht kein Gebäude aus Stein, er will als mitwandernder Gott in den Herzen der Menschen Wohnung nehmen. Gott wird seiner Familie, dem Königshaus David, Bestand für immer sichern in einem Haus aus "lebendigen Steinen" (1 Petr 2,4f), aus den vielen Gemeinden, durch alle Generationen.
Gott begegnet zunächst durch einen Engel über Maria den Menschen. Dieses Zusammentreffen von Engel (lat.: angelus = der Bote) geschieht auf sehr respektvolle Weise und auch mit einem Trostwort: "Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir!" (Lk 1,28). Das ist sehr trostvoll: "Der Herr ist mit dir... Fürchte dich nicht!... Du hast bei Gott Gnade gefunden." (Lk 1,28.30). Gnade finden heißt: Gott wendet sich dir auch in schwierigen Lebenslagen zu.
Tatsächlich: Maria hat es nicht leicht. Sie soll Mutter werden, ein Kind empfangen - ledig, Vater unbekannt. Das wird wohl ein Getuschel im kleinen Nest Nazareth geben. Sie kann sich nur von vornherein aus dem Sozialgefüge des Dorfes ausgeschlossen fühlen. Wenn das Kind zur Welt kommt, was wird wohl unter diesen Voraussetzungen aus ihm werden? Glücklicherweise geht zunächst alles gut aus. Josef steht zu der schwangeren Frau. Der Sohn macht den Eltern das Leben aber auch nicht gerade leicht. Josef verschwindet aus dem Blickfeld, und Maria muss die Last des Alltags allein bewältigen. Jesus steigt nicht in den Handwerksbetrieb des Vaters ein, er zieht predigend durchs Land und landet nach Konflikten mit den Staats- und Religionsbehörden am Kreuz.
Gott ist mit uns
Erste Lesung und Evangelium machen an diesem Sonntag wohl deutlich: Vergangenheit ist gegenwärtiges Erinnern und Zukunft ist gegenwärtiges Erwarten. Der Engel kündigt eine große Zukunft für Maria und die Menschheit an: "Du wirst einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn desHöchsten genannt werden"(Lk.1,30-32). Jesus = jesua, heißt "JAHWE rettet", "JAHWE ist Heil". Kaum zu glauben in einer Welt voller Unheil, vieler Ängste und Katastrophen verspricht JAHWE Heil. Das ist eine fast unzumutbare Probe für unseren Glauben und unser Vertrauen.
Gott schickt den Engel Gabriel zu Maria. Gabriel bedeutet soviel wie "Mann Gottes", "Kraft Gottes", "Gott erweist sich stark". In der Bibel stehen Engel manchmal auch für Gott. Gott führt somit auch unsere Lebensgestaltung auf behutsame, diskrete Weise, wenn wir diese Führung erkennen und annehmen.
Sie kennen alle diese Redewendung: "Du bist ein Engel", wenn uns jemand aus schwierigen Situationen durch eine gute Idee, einen Hinweis, eine Tat heraushilft. Engel fristen heute eher ein theoretisches, märchenhaftes Dasein. Bilder aus unserer Kindheit tauchen auf, Künstler stellen sie in Bildern dar, auch die Esoterik bedient sich dieser Wesen. Es gibt viele Stellen in der Heiligen Schrift, die uns zeigen, dass Engel Gottes Nähe vermitteln, ein Gefühl der Geborgenheit geben, das sich aber nicht immer nach dem Wunschdenken des einzelnen richtet. Wenn Gott sich seit Tod und Auferstehung Jesu als "Geist", als Beziehungskraft gibt, wenn er uns nicht als "Waisen" (Joh. 14,18) hier zurücklässt, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass sich seine befreiende Botschaft nach Pfingsten dem einzelnen Menschen auf ganz individuelle Weise durch verschiedene Personen zeigen kann und wird. Es gilt aber dabei genau hinzuhören. Gott sagt zu jedem von uns: "Der Herr ist mit dir! Ich bin bei dir und mit dir, fürchte dich nicht!" Fürchtet euch eher vor der Erlösung des Menschen durch den Menschen.
Worauf warten wir denn noch? - Lassen Sie sich überraschen!
Überraschungen
Lassen Sie sich gern überraschen? Dann ist Ihnen sicherlich der Geschenkkarton vor dem Altar mit der Schleife aufgefallen. Mir geht es immer so, dass ich mich gerne überraschen lasse, solange die Überraschung berechenbar, einsehbar oder voraussehbar erscheint, also letztendlich keine Überraschung mehr ist. König David, von dem die Lesung aus dem ersten Testament berichtet, muss ähnlich gestrickt gewesen sein, denn auch er versucht seine Risiken zu verringern und mögliche Überraschungen berechenbar zu machen, also ganz nüchtern zu denken.
David ist dabei, das Nomadenleben seines Volkes zu beenden, er selbst wohnt bereits in einem Haus, ist sesshaft geworden und sein Leben planbarer. Die Überfälle von Feinden haben abgenommen und er gilt auf der ganzen Linie als Sieger, dank eines oder besser dank seines Gottes, der als Zeichen seiner Gegenwart die Bundeslade gewählt hat, um mit seinem Volk in einem Zelt von Ort zu Ort zu ziehen. David ist ein cleverer König, er sagt sich: "Wenn ich mich an einen Ort binde, dann macht es keinen guten Eindruck, wenn ich den, durch den ich meine Erfolge erzielt habe, in einem Zelt weiter ziehen lasse. Womöglich führt er dann noch andere zum Erfolg." Gott mit einem Haus einzufangen und an sich zu binden, das ist mehr als ein gut durchdachter Schachzug. Dafür holt sich David auch noch Rückendeckung bei dem Propheten Natan und der redet ihm auch noch nach dem Mund.
Wenn Gott überrascht...
Doch dann die Überraschung: Gott selbst meldet sich zu Wort und ich glaube nicht, dass dem großen König David danach noch zum Singen und Harfe spielen zu Mute war. Denn Gott lässt ihm durch den Propheten Natan mitteilen: "Du willst mir ein Haus bauen? Hast du vergessen, dass ich der Baumeister bin, dass ich es war, der dich zum König gemacht hat? Wenn du gestorben bist, werde ich deinem Sohn ein Königtum geben, das ewig Bestand hat und ich will für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein." Gott sagt nicht nur einfach Nein zu Davids Plänen, er hinterfragt sie und verheißt eine Zukunft, die die Pläne Davids um vieles übersteigt. David wollte nur einen berechenbaren Gott, doch Gott verheißt ihm in seinen Nachkommen eine Vater-Sohn-, eine Liebesbeziehung auf Gegenseitigkeit.
In dieser verheißenen Beziehung zwischen Gott und Mensch, zwischen Vater und Sohn gibt es nichts berechnendes mehr, keine Angst vor Überraschungen, keinen Zwang, den Anderen kontrollieren zu müssen, in dieser neuen Beziehung klingt eine andere Melodie: die Melodie von angenommen und geliebt sein, von Achtung und Vertrauen, von Zutrauen und Treue. Und doch, solange wir noch nicht vollends in diese neue Vater-Sohn-Beziehung eingetaucht sind, sollten wir auf Gottes Überraschungen gefasst sein. Seine Überraschungen sind in der Lage, unsere Lebensplanungen über den Haufen zu schmeißen, unser Leben durcheinander zu wirbeln, um ihm eine neue Richtung zu geben und das unabhängig von unserem Alter.
... übertrifft er alle Erwartungen
Es kann einen alten König David genauso treffen, wie die vielleicht 14 oder 16jährige Miriam. Auch sie hatte ihre Lebensplanung gerade in trockenen Tüchern, war verlobt, vielleicht hatten die Eltern sie sogar versprochen und jetzt hatte sie Gefallen an dem Gedanken gefunden, eine Familie zu gründen, Kinder zu bekommen, Glücklich zu sein. Doch auch hier die Überraschung: wieder einmal meldet sich Gott selbst zu Wort, diesmal nicht über einen Propheten, sondern über einen himmlischen Boten. Auch bei Miriam verneint Gott nicht nur einfach ihren Lebensplan, er verheißt eine Zukunft, die weit über das von ihr gewünschte hinausgeht. Das zerbrechliche Glück einer kleinen Familie wird ihr durch die Botschaft des Engels genommen, doch verheißen wird ihr das große Glück der Geburt einer neuen Gottesbeziehung.
Wie Eva die Urmutter der Menschheit, so soll Miriam, so soll Maria zur Urmutter der verheißenen neuen Gott-Mensch-Beziehung werden. Jesus, soll sie ihr Kind nennen, d.h.: Jahwe ist Hilfe und deshalb dürfen wir ihn auch Immanuel nennen: Gott ist mit uns, so wie es dem Josef verkündet wird. Im heutigen Evangelium aber verheißt der Engel Gabriel: "Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben."
Gott ist ein treuer Gott, die Verheißung, die er dem König David schenkte, wird nun bei Maria eingelöst, indem Jesus zum Thronerben Davids bestimmt wird. Dieser Jesus bezieht seine Größe aus seiner neuen und einmaligen Gottesbeziehung, er wird Sohn des Höchsten genannt werden, Sohn Gottes und Gott wird ihm Vater sein.
Gott überrascht auch mich
Wenn die Erwartung des Messias für das Volk Israel verbunden war mit der Verheißung dieser neuen Gottesbeziehung, wenn der Engel Gabriel die Menschwerdung dieser neuen Gottesbeziehung in Jesus ankündigt, dann müssen auch wir heute 2011 Jahre nach Christus mit den Überraschungen Gottes rechnen. Oder sind Sie wirklich so eng mit diesem Jesus verbunden, dass seine Beziehung zum Vater sich in Ihrer Gottesbeziehung spiegelt? Wir alle sind zwar mit der Taufe hinein genommen in dieses neue Sein, in diese neue Gottesbeziehung und vom Verstand her leuchtet uns das ja auch ein: sind wir doch durch die Taufe zu Erben, zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Doch unser Alltag, unser Erleben und Erfahren bringt uns immer wieder in alte Bahnen, Denkmuster und Verhaltensweisen zurück.
Wie oft ertappe ich mich dabei, die Gegenwart Gottes an eine Ort zu binden, ihn dadurch ansprechbarer, vielleicht auch berechenbarer zu machen. Oder denken Sie an Ihr Gottesbild, wie oft und wie schnell wird aus dem liebenden Vater ein strafender und verurteilender Richtergott. Und schaue ich auf meine Sohn-Vater-Beziehung, ist da wirklich der Sohn, der im Gebet mit dem Vater spricht, oder habe ich den Sohn wie einen Mantel an den Nagel gehängt und bin wieder in die Rolle eines demütigen Bittstellers geschlüpft, der um Gnade fleht, oder in die eines Richters, der Gott Vorhaltungen macht. Und wie schnell ist das Vertrauen und Zutrauen in meiner Gottesbeziehung dem Zweifel und dem Misstrauen unterlegen, wenn meine Wünsche und Planungen sich nicht so verwirklichen lassen, wie ich mir das vorgestellt habe.
Maria konnte sich damals nicht vorstellen, wie diese neue Gottesbeziehung in Jesus Mensch werden, Hand und Fuß bekommen sollte, doch der Engel lehrte sie Vertrauen: "Bei Gott ist kein Ding unmöglich." Lassen auch wir uns hinein nehmen in dieses Vertrauen, damit die Überraschung Gottes, seine Verheißung und Zusage gelingen kann: Ich will für dich Vater sein und du wirst für mich Tochter, du wirst für mich Sohn sein.
Kraft aus dem Ja
Mitwirken an Gottes Plan
Die Lesung des heutigen Sonntags aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer ist mit ihren vielen theologischen Begriffen und mit ihrem feierlich abgehobenen Sprachstil nicht leicht eingängig. Die gesamte Lesung - im griechischen Urtext nur ein Satz - stellt einen Lobpreis, eine Hymne auf Gott dar. Gott, der sich durch Jesus Christus nicht eingegrenzt nur dem Volk der Israeliten kundtat, sondern auch den Heiden.
Das Evangelium berichtet dann ausführlich von der großen Heilsstunde für die Menschheit: Gott offenbart seinen Plan für die Zukunft. Und dieses Mal sind es nicht Propheten, durch deren Mund sich Gott kund tut. Ein Bote des Himmels tritt auf. Ein Engel, Gabriel, verkündet Maria und mit ihr der Welt, dass Gottes Sohn zur Erde kommen möchte, um eine Herrschaft zu errichten, die "kein Ende" kennt. Aber nicht nur die Herrschaft des Kommenden, auch das mit ihm kommende Heil wird nicht eingeschränkt sein. Überreich kann es von jedem erworben werden: denn es ist über Israel hinaus allen Menschen zugedacht.
Zur Vermittlung des Heils werden von Gott Menschen einbezogen. Maria wie Paulus, beide erhalten von Gott die Übermittlung seines Plans mit ihnen: Maria durch den Engel, Paulus durch eine Stimme aus der Höhe bei seinem Bekehrungserlebnis vor Damaskus. Beide werden dadurch auf ihre Bereitschaft hin angefragt. Wenn auch die Aufgabe jeweils unterschiedlich ist, gemeinsam ist beiden die Berufung durch Gott.
Im Mitwirken Mariens soll die Verheißung Gottes in Erfüllung gehen, er werde seinem Volk einen Messias senden. Dieser werde in besonderer Weise Heil wirken, - Heil, das das bereits gewährte Heil durch Gott noch übersteigen werde. Der Auftrag des Paulus lautet: über die Grenzen Israels hinausgehen, um den Heidenvölkern Jesu Frohbotschaft und Gottes Heil zu bringen.
Ja zu Gottes Plan
Beide, Maria wie Paulus, sagen ihr Ja zu Gottes Willen. Dies "Ja" beider ist für die Menschen nicht nur von großem Wert, sondern auch von entscheidender Bedeutung. Maria wie Paulus stellen sich in das kraftvolle Wirken Gottes, das dieser an den Menschen nicht allein, sondern gern mit den Menschen zusammen wirkt.
Gemeinsam ist sodann beiden: Ihr Ja zu Gottes Willen und ihrem Auftrag bescheren beiden Leid und Mühe.
Maria muss ihr Kind in einem ärmlichen Stall zur Welt bringen. Um es vor Herodes zu schützen, bleibt nur die Flucht nach Ägypten. Das Miterleben von Ablehnung, Schmähung, Verfolgung und Kreuzestod ihres Kindes gehören mit zu ihrem Lebenslos, ist Folge ihres Ja's.
Ähnlich ergeht es dem Paulus. Die Flucht in einem Korb über die Stadtmauer von Damaskus rettet ihm das Leben. Eine Steinigung kann er überleben, Schiffbruch, mehrfache Kerkerhaft und Martyrium folgen.
Kraft aus dem Ja
In diesen Leiden und Lebensschicksalschlägen machen beide die Erfahrung, dass ihnen auf ihr Ja hin Kraft geschenkt wird, das Schwere des Lebens anzunehmen und durchzustehen. Maria und Paulus müssen zwar durch das Leid in ihrem Leben, aber in ihrem tiefsten Innern lassen sie sich nicht bestimmen von Klage und Trauer, sondern immer neuer Bereitschaft und Hingabe an Gott. Er ist es, der sie mit seiner Kraft dazu fähig macht.
Wenn uns am vierten Adventssonntag Maria und Paulus vor Augen gestellt werden, dann treten zwei Menschen vor uns hin, die in bewundernswerter Weise ihren Glauben gelebt haben. Ihr "Ja" ist ein beherztes Ja. Ihr Leben kennt die Begegnung mit Gott und das Handeln aus seiner Kraft. Sie durchleben viele Leiden und dennoch bestimmt Zuversicht, Gottvertrauen, Hingabe ihr Denken und Empfinden.
Maria und Paulus sind starke Persönlichkeiten, mit denen sich wohl keiner von uns messen kann. Mit diesem Ziel und zu diesem Zweck werden sie uns allerdings auch nicht vorgestellt. Aber in einem Vergleich mit ihnen könnte uns neu bewusst werden, dass Gott auch an uns immer wieder einmal mit einem Auftrag herantritt. Dieser wird wesentlich kleiner sein als bei Maria und Paulus. Aber das ist ja das Schöne an Gott, dass er zwar Erwartungen an uns hat, uns dabei aber nie überfordert.
Ein Zweites wird uns bei der Betrachtung neu bewusst werden: Solange wir in dieser Welt leben, wird das Gute Vollbringen auch Mühe kosten. Und unsere Treue im Glauben wird längst nicht von allen honoriert. Zwar wird heute niemand von uns wegen seines Glaubens eingekerkert oder hingerichtet, aber es gibt doch immer wieder Attacken, die offen oder versteckt gegen uns losgelassen werden, wenn wir aus unserer Glaubensüberzeugung heraus den gängigen, allgemeinen Trend nicht mitmachen. In solchen Situationen gilt es, sich wie Maria und der Apostel Paulus Kraft zu holen aus einer tiefen Verbundenheit mit Gott bzw. Christus.
Dass uns wahrhaft Kraft und Heil von oben angeboten wird, dass wir unter Gottes Segen stehen, wenn wir danach streben, seinen Willen zu tun, darüber kann man lange diskutieren, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Erproben müssen wir es - wie Maria und Paulus - durch unser beherztes Ja aus Gottvertrauen, Zuversicht und mit Hingabe.
Ja zu Gott, ja zum Leben
Das Evangelium des 4. Adventsonntags lässt uns teilnehmen an dem Geschehen, das der Geburt des Herrn vorausging und die erste Weihnacht ermöglichte. Gleichzeitig sollen uns durch die Betrachtung Mariens und ihres Verhaltens die Augen dafür geöffnet werden, wie rechtes Verhalten Gott gegenüber aussieht.
Von Gott erwählt
Die Botschaft des Engels an Maria gliedert sich in drei Richtungen.
Da ist zunächst der Gruß an Maria.
In der Anrede "du Begnadete" wird Maria selbst, aber auch uns mitgeteilt, dass das, was geschehen soll, ein gnadenhaftes Handeln Gottes bedeutet. Maria ist von Gott erwählt, Werkzeug seines Wirkens zu werden und zu sein. Diese Erwählung hat sich Maria nicht zuvor durch irgendeine Leistung verdient. Nein, die Erwählung ist zutiefst ein Gnadengeschenk des Himmels. Die Erwählung trifft eine Frau, die überhaupt nicht damit gerechnet hatte, die ihr Leben lebte wie alle anderen. So hatte sie sich auch mit Josef verlobt.
Die zweite Botschaft des Engels eröffnet Maria und uns, wer dieses Kind ist, das Maria zu Welt bringen soll.
Es ist der, den Gott als Erlöser und Heiland verheißen hatte. Darum soll ihm auch der Name "Jesus" (Gott rettet) gegeben werden. Es ist nicht unbedeutend, dass dieser Name von Gott festgelegt wird. In Israel war es üblich, dass der Vater den Namen des Kindes bestimmte. Indem Gott selbst den Namen Jesus vorgibt, wird unterstrichen, welcher Herkunft dieses Kind entstammt. Es wird "Sohn des Höchsten" heißen, weil es der Sohn Gottes ist.
Für Gott ist nichts unmöglich
Maria kann sich nicht vorstellen, wie es einem Menschen möglich ist, einem göttlichen Wesen irdisches Leben zu schenken. Der Engel gibt ihr mit der dritten Botschaft die Richtung an, in die sie denken und vertrauen soll. Einmal eröffnet der Engel Maria "Der Heilige Geist wird über dich kommen"; und weil dies für Marias Vorstellungen wohl nicht ausreicht, fügt der Engel hinzu: "Für Gott ist nichts unmöglich". Denn so wie Elisabet, die zeitlebens unfruchtbar war und jetzt im hohen Alter steht - also in doppelter Weise nicht mehr empfangen kann, um zu gebären -, durch die Gnade Gottes schwanger wurde, so soll Maria darauf vertrauen, dass auch an ihr durch Gottes Gnade geschehen kann, was Gottes Wille ist.
Hinter der Information über das Geschehen, wie Gottes Sohn über Maria als Mensch in die Welt eintrat, steht ein großes Anliegen des Evangelisten. Er möchte den Gläubigen seiner Gemeinde und uns das Handlungsprinzip Gottes sichtbar machen und ans Herz legen. Am Beispiel Mariens können wir es erkennen.
Gott wählt aus, frei nach seinem Ratschluss, wen er als Werkzeug gebrauchen will. Die Erwählten müssen keine Vorleistungen erbracht haben, um in die Gunst Gottes zu rücken.
Gott gibt dem Menschen zu verstehen, welche Aufgab er den einzelnen zugedacht hat: Bei Maria durch einen Engel, bei uns durch Ereignisse, Gedanken, Begegnungen mit Menschen oder Situationen.
Wo der Mensch glaubt, das geht gar nicht, was Gott mit mir vorhat, bleibt für alle Zeiten gültig: Für Gott ist nichts unmöglich.
Auf das Angebot Gottes darf der Mensch daher - bei all seinen Bedenken - mit einem klaren Ja antworten. Denn Gott lässt seine Erwählten nicht im Stich.
Was Gott uns anbietet
Wenn wir dieses Prinzip 'Gott bietet an - der gläubige Mensch antwortet mit Ja' einmal auf uns anwenden, könnte für uns deutlich werden:
Gott bietet uns das Leben an. Unsere Aufgabe wäre es, Ja zum Leben zu sagen. Ja ich will leben mit all meinen Fasern, mit all der Glut meines Herzens, mit Zielen, mit Hingabe, im Frieden, hilfsbereit.
Gott bietet uns Talente und Fähigkeiten an. Unser Ja würde lauten: Ich will sie nutzen. Ich will mich mit ihnen zur Verfügung stellen, mich nicht leichtfertig zurückziehen, sondern das mir Mögliche in Verantwortung übernehmen.
Gott bietet uns seine Liebe an. Das Ja zu Gottes Angebot würde heißen: Ich will mich von Gottes Liebe umfangen lassen, sie tief genießen, mein Herz mit ihr füllen bis zum Rand, um reichlich von ihr verschenken zu können.
"Der Engel des Herrn"
Die Menschen früherer Zeiten, die von diesem Prinzip Gottes begeistert waren und darauf brannten, das Ja Mariens für sich selbst nachzusprechen, schufen sich im Gebet des "Engel des Herrn" eine Brücke. Sie beteten den Engel des Herrn täglich: Einmal um sich Gott jeden Tag neu zu schenken, zum anderen um Maria als Helferin für ihr Ja einzubeziehen.
Sicher ist, dass dieses Gebet uns auch heute eine Brücke sein könnte. Wo wir in der Hektick unseres Alltags heute keine Gelegenheit finden, den Engel des Herrn in Ruhe zu beten, sollte uns aber wenigstens der Satz begleiten und nicht aus dem Sinn gehen: Siehe, hier bin ich, Herr; durch mich geschehe dein Wille.
Wo ein solches Ja unser Leben durchzieht, bringen wir - wie Maria - Heil und Segen in die Welt. Vielleicht wird unser Leben in seiner Schlichtheit sogar dem Leben Mariens gleichen. Sie konnte durch ihr Ja dazu beitragen, dass in Jesus uns Gottes Sohn geboren wurde. Wir können durch unser Ja dazu beitragen, dass Gottes Liebe in uns wächst und immer neu in konkreten Taten geboren wird.
Unverhoffter Besuch
Nein, schon mancher stand schon vor meiner Tür, schneite unangemeldet einfach herein, ließ sich auch nicht wegschicken, aber ein - Engel? Ob ich mir das aber wünsche? Ich bewundere Maria. Ein junges Mädchen, vom Leben weder verwöhnt noch verwundet, wird einfach - heimgesucht.
Heimgesucht! Das Wort ist ebenso schön wie verräterisch. Da kommt das Heim vor, traut, vertraut, eben: ein, mein Zuhause. Aber auch das fast schon verstörende, überraschende, unheimliche einer Begegnung, die das gewöhnliche Leben unter den eigenen vier Wänden fremd werden lässt. Nachher ist nichts mehr wie vorher. Heimsuchungen werden eher gefürchtet als gewünscht, eher vermieden als gesucht. Maria aber sagt: Ja. Dabei weiß sie nicht einmal, was sie sagt - ihr Vertrauen ist grenzenlos, ihr Mut aber auch.
Heute heißt so manche Kirche "Maria Heimsuchung". Klöster sind nach ihrem Erlebnis benannt. Es gibt sogar einen Festtag, der so heißt.
Ein Bild
Und Bilder! Fast alle großen - und auch kleinen - Künstler haben die Begegnung gemalt. Ein Bild habe ich vor Augen. Darf ich es Ihnen kurz mit Worten vor die Augen, vor die Ohren malen?
Es ist ein Altarbild, der linke Flügel des wunderschönen "Dreikönigsaltars" von Rogier van der Weyden. Um 1460 gemalt. Man schaut in ein Jungmädchenzimmer, das säuberlich abgedeckte Bett im Hintergrund. Rot. Als ob hier schon das Leiden seine Spuren andeuten würde. Maria kniet in ihrem tiefblauen Kleid auf einem Betschemel vor der rechten Wand, ein aufgeschlagenes Buch vor sich. Sie muss sehr vertieft gewesen sein, jetzt aber aufgeschreckt. Sie schaut hinter sich, halbrechts den Kopf gewendet. Noch ganz in sich gekehrt, aber schon mit großen Augen. Ein Engel steht hinter ihr. In glänzendem Weiß gekleidet. Fast mehr Licht als Figur. Seine rechte Hand scheint zu unterstreichen, was er sagt - fein bewegt. Die Worte aber - sie lassen sich nicht mit Pinselstrichen, nicht mit Farben, nicht mit Linien ins Bild bringen. Sie füllen aber den Raum, der spärlich von draußen erhellt wird. Auf den Lichtstrahlen aber sieht man - kaum bemerkbar, wie ein Schatten - eine Taube. Sie stellt den Heiligen Geist, den Geist Gottes, die Gegenwart Gottes dar. War nicht im Evangelium davon die Rede, dass er, der Heilige Geist über Maria käme? Hier sieht man ihn - kommen.
Rogier van der Weyden hat in wenigen Zügen eine sehr bewegende Szene festgehalten: den redenden Engel, die Lichtstrahlen von draußen, die Taube aus der anderen Welt. Aber Maria steht nicht auf. Sie bleibt in ihrer knieenden Haltung. Sie bleibt auch bei ihrem Buch. Im Vordergrund sieht man aber die Lilie, die in ihrer weißen Schönheit zurückhaltend in den Raum hinein wächst - sieht man genauer hin, sieht man, wie sie die Gewänder des Engels und der Maria verbindet. Die Lilie: das Bild einer großen Reinheit, einer Unschuld, einer Unberührtheit. Trotzdem auch das Bild einer großen Nähe. Wir sehen den Himmel in ein kleines Zimmer einbrechen. Wir werden überraschend zu Zeugen gemacht. Denn das Zimmer ist offen.
Rogier van der Weyden hat die Zuschauer, uns, an der "Heimsuchung" beteiligt. Wir stehen unerwartet in einem Zimmer, das nicht das unsere ist. Ich möchte mich wegstehlen, fühle mich wie ein Voyeur, wie ein Eindringling - aber ich komme nicht weg. Die Begegnung zieht mich förmlich an. Ich muss hier bleiben. Gucken, hören, glauben.
Ein aufgeschlagenes Buch
Wenn ich Ihnen das Bild jetzt zeigen könnte, wäre es ein Leichtes, den vielen Einzelheiten nachzugehen, die mal offen, mal versteckt in dieser mit ausdrucksstarken Farben gemalten Szene zu finden sind. So aber müssen wir uns bescheiden. Bleiben wir wenigstens bei dem aufgeschlagenen Buch. Es gehört zur Symbolik dieser Szene. Es steht für die alttestamentlichen Verheißungen, für die Zusagen der Propheten, aber auch für die noch nicht erfüllten Sehnsüchte und Träume der Menschen. In dem aufgeschlagenen Buch ist das verlorene Paradies ebenso zu finden wie das große endzeitliche Mahl, an dem die Völker endlich und ein für alle mal ihre Trennungen, Vorurteile und Ängste ablegen. In dem aufgeschlagenen Buch stehen die Klagelieder der unschuldig Verfolgten, der unheilbaren Kranken und der von allen guten Geistern Verlassenen, aber auch die Lieder der Liebenden, die Poesie der Mutigen und die großen Stücke der Hoffnung. In dem aufgeschlagenen Buch können wir sogar unsere Namen entdecken. Alles sehr klein geschrieben. Denn ein Buch fasst nicht einmal, was ich gerne aufgeschrieben und bewahrt hätte - geschweige denn die Geschichte, die unter dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen begonnen hat.
Aber vor Maria liegt das Buch. Ein kleines Format, fast schon zierlich. Gemacht für Mädchenhände. Aufgeschlagen. Maria war, als sie aufschaute, irgendwo mitten drin. Die Seiten, die jetzt noch durchgeblättert, gelesen und verstanden werden können, haben den Glanz, die Worte, die Zusagen der "Heimsuchung" schon mitbekommen.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Ein Kind empfangen
Wo doch die Herrschaftsverhältnisse dieser Welt in Beton gegossen scheinen, Gewalt nur neue Gewalt gebiert, Hoffnungen zertreten werden: ER wird herrschen - und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Was alles in diesem Mädchenzimmer laut wird! Es ist nicht zu fassen: Gott hat sich ein junges Mädchen ausgeguckt, der Welt ein neues Gesicht zu geben - und Maria macht mit! Unschuldig, fast selbst noch ein Kind - ein unbeschriebenes Blatt. Die Gelehrten schütteln den Kopf, die Mächtigen reiben sich verwundert die Augen, aber die Leute, die so lange gewartet haben, sehen die Sonne aufgehen. Irgendwann werden auch die Gelehrten bescheiden und die Mächtigen kleinlaut. Gott schaut mit den Augen eines Kindes Menschen an und hat sich in sie verliebt - so weit reichte die Phantasie noch nie.
In dem aufgeschlagenen Buch konnte Maria lesen:
"Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben" (Jes. 7,14)
Empfangen ist ein schönes Wort. Ich bin auch einmal empfangen worden. Ein Geschenk. Jedem Kind geben wir als Geschenk mit, dass es angenommen wird - Gegenleistungen und Verrechnungen gibt es nicht. Nur Liebe. Nur Liebe empfängt. Nur Liebe gibt.
Das macht den Reiz der Geschichte aus, in die Maria unverhofft gerät. Morgens, als sie aus dem Bett krabbelt, weiß sie noch nichts. Aber es wird ihr Tag. Gott liebt die Menschen so sehr, dass er sich empfangen lässt - von einem Mädchen namens Maria.
Wisst ihr, was wir jetzt beiseite lassen? Die großen und schwer verständlichen Worte: Jungfräuliche Empfängnis, Jungfrauengeburt - wer lächeln will, darf das ruhig tun. Denn es ist eine freundliche, liebevolle, zärtliche Geschichte. Die Geschichte von einem Mädchen, das Gott empfängt. Maria. Jung, unerfahren, offen. Eine von uns. Geliebt und liebend. Von Gott geliebt, die Menschen liebend. Wir können die Geschichte gar nicht anders erzählen - als mit den Worten eines Engels. In die Kästchen, die mir die Lebenserfahrung zugeschnitten hat, passt viel zu wenig hinein, um Menschen glücklich zu sehen, um Menschen glücklich zu machen.
Eine selbstbewusste junge Frau
Ich möchte doch noch einmal mit meinen Augen durch das Altarbild von Rogier van der Weyden streifen: eine junge Frau - und ein Buch. Maria liest. Sie macht sich ein eigenes Bild von der Welt, von den Menschen, von Gott. Sie lässt sich nicht für dumm verkaufen. Sie prüft alles. Wort für Wort. Sie fragt auch, wie das alles gehen kann, was ihr zugemutet wird. Sie lässt nicht locker. Lange, bevor Frauen ihre Stärke entdeckten und ihren Platz in der Gesellschaft einforderten, ist Maria selbstbewusst, herausfordernd und kritisch zu vernehmen. Sie nimmt es mit Gott auf, weiß aber keinen anderen Rat als den, sich ihm zu öffnen. Indem sie ihn empfängt, macht sie sich und alle Geschlechter auf Erden glücklich.
Martin Luther hat 1535 ein Marienlied geschrieben. Im Hintergrund steht der große Kampf um das Kind, wie er in der Apokalypse beschrieben wird. Die ganze Welt hat sich gegen das Kind verschworen, böse Mächte trachten danach, es klein zu kriegen. Aber die Gewissheit, dass seine Herrschaft kein Ende haben wird, ist eine einzige und einzigartige Verführung zum Vertrauen:
Sie ist mir lieb, die werte Magd,
Und kann ihr nicht vergessen,
Lob, Ehr und Zucht von ihr man sagt,
Sie hat mein Herz besessen.
Ich bin ihr hold,
Und wenn ich sollt,
Groß Unglück han,
Da liegt nicht an.
Sie will mich des ergetzen
Mit ihrer Lieb und Treu an mir,
Die sie zu mir will setzen
Und tun all mein Begier.
Den Mut und das Vertrauen der Maria wünsche ich Ihnen am 4. Advent. Und sonst auch!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus, unserem Herrn.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2014)
Lieder:
GL 84: Morgenglanz der Ewigkeit
GL 218: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
GL 220: Die Nacht ist vorgedrungen (1. Str.)
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 222: Herr, send herab uns deinen Sohn
GL 223: Wir sagen euch an den lieben Advent
GL 227: Komm, du Heiland aller Welt, Sohn der Jungfrau
GL 230: Gott, heilger Schöpfer aller Stern
GL 231: O Heiland, reiß die Himmel auf
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott (1. Str.)
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 523: O Maria, sei gegrüßt
GL 527: Ave Maria zart, du edler Rosengart
GL 528: Ein Bote kommt, der Heil verheißt
GL 537: "Ave Maria, gratia plena!" So grüßte der Engel
GL 554: "Wachet auf" ruft uns die Stimme
GL 622,4: Sieh, der Herr kommt in Herrlichkeit...
GL Ö790/791: "Tauet Himmel, den Gerechten...,"
GL Ö792: Herr, sende, den du senden willst
GL Ö795: Maria, sei gegrüßet, du lichter Morgenstern
GL Ö798: O komm, o komm, Emmanuel
Psalmen und Kehrverse:
GL 60,1: Der Herr hat uns befreit; auf ewig besteht sein Bund. - Mit Psalm 89, oder Mit Psalm 111 (GL 60,2) - VI.
GL 234: Ihr Himmel, tauet den Gerechten, ihr Wolken regnet ihn herab. - Mit Psalm 300 (GL 629,2) - I.
GL 622,1-2: Habt Mut, ihr Verzagten, und fürchtet euch nicht! Gott selbst wird kommen und euch erretten. - Mit Psalm 35 - VIII.
GL 622,4: Sieh, der Herr kommt in Herrlichkeit...
GL 633,3-4: Hebt euch, ihr Tore, hebt euch, ihr Tor! Unser König kommt. - Mit Psalm 24 - VII.
- Einleitung9
Hans Hütter (2023)
Wir stehen unmittelbar vor dem Weihnachtsfest. Auch die Liturgie trifft die letzten Vorbereitungen für das große Fest. Sie stellt uns Maria vor, die bereit war, sich bedingungslos auf den Plan Gottes einzulassen. Sie war offen für das Wirken des Heiligen Geistes an ihr und durch sie.
Öffnen auch wir uns für sein kraftvolles Wirken.
Jörg Thiemann (2017)
Oft setzen wir Hoffnungen in andere Menschen. Das kann ein Arzt sein, der uns heilen soll. Das kann eine Politikerin sein, die sich für uns einsetzt. Das kann ein guter Freund sein, der für uns in schwerer Zeit da ist.
Wir dürfen unsere Hoffnung auf Gott setzen. Gott steht uns zur Seite wie er dem Volk Israel zur Seite steht. In Jesus hat Gott seine Verheißungen erfüllt. Darum feiern wir bald das Fest der Geburt Jesu.
Stärken wir unsere Hoffnung auf Gott, wenn wir sein Wort hören und IHM im heiligen Mahl begegnen.
Rudolf Leicht (2017)
»Die Zeit ist erfüllt«: Alle Kerzen am Adventskranz brennen. Die denkbar kürzeste Adventszeit liegt hinter uns: Dieser 4. Adventssonntag ist zugleich Heiliger Abend. Wir stehen unmittelbar vor dem Weihnachtsfest. Vielleicht erschreckt dieser Gedanke, weil noch so vieles durch den Kopf geht, noch so vieles einfällt, was alles noch ganz dringend und schnell erledigt werden muss. Oder überwiegt die Vorfreude auf das ganz große Geschenk Gottes, das wir in wenigen Stunden feiern? Wie dem auch sei: Schön, dass Sie sich gerade in der Hektik der letzten Vorbereitungen Zeit nehmen, Zeit gönnen, um das Wesentliche in Blick zu nehmen: Die Begegnung Gottes mit uns Menschen.
Seine Ankunft gilt es vor allem innerlich vorzubereiten. Nehmen wir uns einige Momente in der Stille, um darüber nachzudenken: Was ist mir in dieser Zeit der Vorbereitung nicht oder nicht mehr gelungen? Wo war ich vielleicht unsensibel? Oder wo ist gar eine Beziehung unter die Räder der Zeit gekommen?
- S T I L L E -
Sprechen wir das Schuldbekenntnis...
Martin Stewen (2014)
Für den Advent wünschen wir uns Ruhe und Besinnlichkeit. Oft genug bleiben sie auf der Strecke. Hektik und Chaos kommen auf und wir sind bemüht, das irgendwie wieder runter zu fahren. Die Botschaft dieses 4. Adventssonntages lässt uns jedoch wissen: Chaos ist fester Bestandteil im Leben von Glaubenden. Wie beruhigend.
Nehmen wir uns jetzt bewusst einen stillen Moment zur Besinnung.
Klemens Nodewald (2014)
Mit der Geburt Jesu beginnt eine neue Periode der Heilszeit. Was verändert sich, was bleibt? Lukas zeigt es uns auf in seinem Bericht von der Verkündigung des Willens Gottes an Maria durch den Engel Gabriel. Gleichzeitig möchte uns der Evangelist dafür gewinnen, die neue Zeit, den Neuen Bund, mitzugestalten.
Erbitten wir uns für diese Aufgabe Gottes Kraft.
Klemens Nodewald (2011)
Im Blick auf Weihnachten werden uns in den heutigen Lesungen aus der Bibel zwei Menschen vorgestellt, die Christus tief in ihrem Inneren ankommen ließen: Paulus und Maria. Ihre Aufgaben, zu denen sie Ja sagten, sind verschieden. Das beiden Gemeinsame findet sich in ihren Reaktionen auf den ihnen von oben kund getanen Willen Gottes. Um ihr Ja im Alltag und in der Praxis durchzuhalten, stellten sie sich in die Kraft und in den Segen Gottes.
Manfred Wussow (2008)
Heute feiern wir den 4. Advent. Auf dem Adventskranz brennen jetzt alle Lichter. Die Zeit des Wartens ist bald vorbei. Wir freuen uns auf Weihnachten. Jesus wird geboren. Wir hören die sehnsuchtsvollen Worte:
Tauet, ihr Himmel, von oben!
Ihr Wolken, regnet herab den Gerechten!
Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!
(Vgl. Jes 45, 8)
Lasst uns um Gottes Erbarmen bitten:
Klemens Nodewald (2008)
Gottes Sohn ist in Jesus Mensch geworden, - diesen Satz bringen wir, die wir in den christlichen Glauben hineingeboren wurden, relativ leicht über die Lippen. Wir stocken erst, wenn wir innehalten und länger darüber nachdenken, was das heißt. Schon die erste Frage "Ist das überhaupt möglich, dass ein göttliches Wesen Mensch werden kann?" lässt uns mit einer schnellen Antwort zögern.
So erging es auch Maria, als ihr der Engel verkündete, sie solle Mutter des Sohnes Gottes werden. "Wie soll das geschehen?", ist ihre spontane Frage.
Für alle, die nach Maria diese Frage in sich spüren, versucht der Evangelist Lukas mit dem heutigen Evangelium eine Antwort zu geben.
Gleichzeitig verbindet er mit seiner Darstellung einen Hinweis auf die Art und Weise, wie sich Gott grundsätzlich den Menschen gegenüber verhält. Lukas zeigt auf, wie wir sehen werden, dass Gott ein bestimmtes Handlungsprinzip eigen ist.
- Bußakt3
Rudolf Leicht (2017)
Herr Jesus Christus,
immer wieder trittst Du in unser Leben,
doch eingespannt in unsere eigenen Angelegenheiten bemerken wir Dich nicht.
Herr, erbarme Dich unser.
Dein Kommen und Dein Wirken machst Du von unserem „Ja“ abhängig.
Doch nicht immer sind wir zu diesem „Ja“ bereit.
Christus, erbarme Dich unser.
Die Worte Gabriels: „Fürchte Dich nicht!“, gelten auch uns.
Doch oft fehlt uns das Vertrauen.
Herr, erbarme Dich unser.
Martin Stewen (2014)
Jesus Christus,
du lädst uns ein und nimmst uns an
mit den Bruchstücken unseres Lebens.
Herr erbarme dich.
Du vollendest unser Wollen und Bemühen,
unsere Möglichkeiten und Stärken,
unsere Schwächen und Fehler.
Christus erbarme dich.
Du öffnest unsere Herzen, unseren Verstand,
unsere Augen und Ohren für deine Gegenwart.
Herr erbarme dich.
Der gute Gott nehme unser Leben an.
Er stärke das Gute in uns,
er befreie uns von Schuld und Sünde
und mache das Beste draus.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
du kamst auf unsere Erde,
um den Bund Gottes mit dem Volk Israel zu einem Bund Gottes mit allen Völkern der Erde zu verkünden.
Herr, erbarme dich.
Das Heiligtum des Alten Bundes, den Tempel von Jerusalem,
sollen wir ersetzen durch den Aufbau eines geistigen Tempels,
die Brand- und Schlachtopfer durch brennende Liebe.
Christus, erbarme dich.
Mit der Kraft des Hl. Geistes willst du uns ausstatten,
damit wir im Guten ausharren und nicht erlahmen.
Herr, erbarme dich.
Es überschatte uns Gottes Geisteskraft.
Sie leite uns auf rechten Wegen.
Der Herr erbarme sich unser im Versagen
und führe uns zum ewigen Leben. – Amen.
- Kyrie5
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus, du Sohn des Höchsten
wir erwarten deine Ankunft in unserer gegenwärtigen Welt.
Herr, erbarme dich.
Du bist der Heilige,
der die Welt mit dem Geist Gottes erfüllt.
Christus, erbarme dich.
Deine Herrschaft wird kein Ende haben.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du bist der Sohn des Höchsten, des lebendigen Gottes.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
deine Herrschaft der Liebe wird ewig Bestand haben.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
auf dich setzen wir unsere Hoffnung.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2011)
Wenn wir uns hier zur Feier der Eucharistie versammelt haben,
dann wollen ja auch wir uns in die Gnade Gottes stellen,
Gott und Christus unser Herz öffnen.
Herr Jesus Christus,
deine Ankunft wurde von den Propheten vorhergesagt.
Herr, erbarme dich.
Als Fürst des Friedens und der Versöhnung wurdest du angekündigt.
Christus, erbarme dich.
Vergebung und Nachlass seiner Schuld schenkst du jedem, der dich darum bittet.
Herr, erbarme dich.
In die Gnade des Herrn wollen wir uns stellen.
In seiner Barmherzigkeit nehme er von uns die Last unserer Schuld
und kehre unsere Gedanken und unsere Herzen der Liebe,
Gott und den Menschen zu. Amen.
Manfred Wussow (2008)
Herr,
du weißt, wie oft wir unsere Herzen verschließen.
Wie oft wir nichts zu sagen wissen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du öffnest uns den Himmel.
Schuld vergibst du, die Angst überwindest du.
Christus, erbarme dich.
Herr,
alle Menschen sehnen sich nach Frieden.
Einer zerrissenen Welt schenkst du deine Verheißung.
Herr, erbarme dich.
Oder:
Kyrierufe GL 158: Tau aus Himmelshöhn
Klemens Nodewald (2008)
Wenden wir unsere Herzen Gott zu,
der ein Gott für uns Menschen ist,
und bitten wir ihn um sein Erbarmen:
In Liebe hast du, Gott, die Welt und die Menschen geschaffen.
Herr, erbarme dich...
Unsere Verfehlungen konnten deine Liebe zu uns nicht schmälern.
Vielmehr sandtest du uns deinen Sohn als unseren Heiland und Erlöser.
Christus, erbarme dich...
Allen, die guten Willens sind,
schenkst du Kraft zur Umkehr und Verzeihung ihrer Schuld.
Herr, erbarme dich...
Es erbarme sich unser der gütige Gott.
Er verzeihe uns unsere Sünden
und gewähre uns neu seine Gnade. Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Advent 4 So: durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung
Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels
haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt.
Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 4. Adventsonntag
Messbuch - TG Advent 3 So: Weihnachten ein Tag der Freude und der Zuversicht
Allmächtiger Gott,
sieh gütig auf dein Volk,
das mit gläubigem Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet.
Mache unser Herz bereit für das Geschenk der Erlösung,
damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - TG Auswahl 4: und doch bist du uns nahe
Heiliger Gott.
Du bist unsagbar größer,
als wir Menschen begreifen,
du wohnst im unzugänglichen Licht,
und doch bist du uns nahe.
Gib, daß wir heute mit Ehrfurcht vor dir stehen
und froh werden in deiner Nähe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 4
Messbuch - TG Besondere Anliegen 25: Arbeit zum Wohl der Mitmenschen
Gott, du Herr der Welt,
du hast alle Dinge geschaffen und den Menschen geboten,
die Mühen der Arbeit auf sich zu nehmen.
Lass alles, was wir beginnen,
dem Wohl unserer Mitmenschen
und dem Wachstum des Reiches Jesu Christi dienen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Besondere Anliegen 25
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unser Herz.
Wir haben durch die Botschaft des Engels
die Menschwerdung deines Sohnes erkannt.
Hilf uns, wie Maria »ja« zu sagen zu deinem Willen.
Durch Christus, unseren Herrn.
SB 4. Adventsonntag
Jörg Thiemann (2017)
Guter Gott,
wir warten auf dein Kommen in unsere Welt,
mit Wünschen und Hoffnungen.
Du willst dein Reich erbauen,
ein Reich der Liebe und der Gerechtigkeit
Du handelst an uns, wie
- an Maria, die ihr Ja sagte zu deinem Willen
- an David, der dir ein Haus bauen wollte,
- an Paulus, der deine Botschaft zu allen Völkern der Welt brachte.
Du bist in Jesus zu uns gekommen.
Du hast in Jesus deine Liebe gezeigt.
Du bist es, der handelt.
Dein Wort sporne uns an, deine Werkzeuge zu sein. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Gütiger Gott,
in der Dynamik ihres Lebens hat Maria nicht gezögert,
dein Wort anzunehmen und ihren Weg zu gehen.
Lass sie uns ein Vorbild sein
und schenke uns das Vertrauen,
dass du die Bruchstücke unsres Lebens
zu einem sinnvollen Ganzen zusammen fügst.
So bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2008)
Gott,
wir rühmen deine Barmherzigkeit.
Du hast einen Menschen ausgesucht,
um einer von uns zu werden.
Maria, ein einfaches Mädchen,
hast du mit deiner Liebe überrascht.
Wir freuen uns, dass du dich mit uns verbindest.
Hilf uns, wie Maria, ja zu sagen,
dich anzunehmen,
dir unser Leben anzuvertrauen.
Dann wächst die Menschlichkeit unter uns
und deine Herrlichkeit und Schönheit
schenkt der Welt einen neuen Glanz
durch Jesus Christus,
unseren Herrn und Bruder.
- Fürbitten11
Hans Hütter (2023)
Guter Gott und Vater, für dich ist nichts unmöglich.
Wir kommen mit unseren Bitten zu dir.
Wir bitten dich, bringe Frieden und Versöhnung allen Menschen im Nahen Osten.
Wir bitten dich um das Ende des Krieges in der Ukraine.
Wir bitten dich um Nahrung und Wasser für die hungernden Völker Afrikas.
Wir bitten dich um Einsicht in notwendige Maßnahmen gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.
Wir bitten dich um Solidarität und gerechte Verteilung der Lebensgüter.
Wir bitten dich um Linderung der Not aller körperlich und seelischen Leidenden.
Wir bitten dich um ewiges Leben für alle unsere Verstorbenen.
Vater im Himmel, wir warten auf das Kommen deines Sohnes in unsere krisengeplagte Welt. Wir vertrauen darauf, dass er sie in eine gute Zukunft führt. – Amen.
Hannelore Jäggle (2020)
Maria, sagt Ja zu dem, was sie vernommen hat: ein Kind, neues Leben in ihr aufzunehmen. Noch ahnt sie nicht, was alles auf sie zukommen wird. Ihr Vertrauen auf Gottes Gegenwart stärkt und begleitet sie.
Diesem Gott vertrauen auch wir, ihm wollen wir unsere Anliegen „an’s Herz“ legen.
Mit dem Blick auf Maria denken wir heute an Regierende, die mit Gewalt Schutz für ihre Staaten aufbauen. Mögen immer mehr politisch Verantwortliche die Strategie der Gewalt überdenken und Lösungen, die Leben nicht zerstören, anstreben.
Für die Politiker*innen bitten wir Gott.
Mit dem Blick auf Maria denken wir an die Verantwortlichen in der Kirche. Sie wissen um Ungerechtigkeiten und gefährdetem Leben. Mögen sie immer mehr dort hingehen, wo sie durch ihr Handeln Leben schützen können.
Für die die Verantwortlichen in unserer Kirche bitten wir Gott.
Mit dem Blick auf Maria denken wir heute an Frauen, die oft vielfacher Gewalt ausgesetzt sind, und beten: mögen sie Wege aus ihrem gewaltbeherrschenden Alltag und hilfreiche Menschen finden.
Für diese Frauen bitten wir Gott.
Mit dem Blick auf Maria denken wir heute an Kinder, deren fragiles, zerbrechliches Leben viel Schutz benötigt. Sie brauchen Menschen, die nicht wegschauen, sondern sich einsetzen für bedrohtes Leben.
Für diese Kinder bitten wir Gott.
Mit dem Blick auf Maria denken wir an unsere Verstorbenen. Maria schaut bereits Gottes Licht, so mögen auch unsere Verstorbenen dieses Licht schauen und in Gottes Reich geborgen sein.
Für unsere Verstorbenen bitten wir Gott.
Wo Gott und die Menschen, die ganz auf ihn vertrauen, der Verwundbarkeit von Leben in Hingabe begegnen, kann Leben in Fülle erblühen.
Das erhoffen wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Gott, du wirkst in deiner Kirche und in der Welt mit und durch uns.
Wir bitten dich:
Lass alle, die deine Kirche und den Glauben erneuern wollen, erkennen,
dass sie zuerst Werkzeuge sind und du der bist, der eigentlich handelt.
Hilf allen, deinen Willen für ihr Leben zu entdecken
und wie Maria ja zu deinen Wegen zu sagen.
Schenke besonders denen innere Ruhe, die in den vergangenen Wochen besonders viel zu tun hatten, damit sie die Geburt Christi in Freude feiern können.
Tröste alle, die sich von den Anforderungen des Lebens überfordert fühlen und lass sie nicht verzweifeln.
Gib, dass Frieden entsteht, wo Streit, Hass und Gewalt das Leben der Menschen bestimmt.
Erbarme dich aller Verstorbenen und nimm sie auf in dein ewiges Reich, das du verheißen hast.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Rudolf Leicht (2017)
Gott, du sendest deinen Geist und neues Leben entsteht.
Im Vertrauen auf deine schöpferische Kraft
bringen wir unsere Bitten und Anliegen vor dich:
Wir bitten dich für alle, die an den Rand gedrängt werden,
in der Kirche, in der Gesellschaft, in der Arbeitswelt;
für alle die sich um ein friedliches Miteinander der Kulturen bemühen
und für alle, die helfen Vorurteile abzubauen.
Du Gott neuen Lebens. – Wir bitten dich, erhöre uns.
Wir bitten dich für Menschen überall auf der Welt, die dich, Gott, suchen;
für alle, die sich auf das Fest der Geburt deines Sohnes vorbereiten
und für alle, denen die Vorfreude abhanden gekommen ist,
die in der Finsternis von Sorge, Armut, Flucht und Elend leben müssen:
Du Gott neuen Lebens...
Wir bitten dich für alle Mädchen und Frauen,
die erfahren haben, dass sie ein Kind erwarten;
für alle, die ihr Kind allein erziehen,
und für alle, deren Kinderwunsch nicht in Erfüllung geht:
Du Gott neuen Lebens...
Wir bitten dich für alle, die das Weihnachtsfest in Krankenzimmern verbringen müssen;
für alle die sich mit dem Tod auseinandersetzen müssen
und für alle, die in diesen Tagen um ihre Angehörigen trauern:
Du Gott neuen Lebens...
Du Gott neuen Lebens,
du erwartest eine Antwort auf deine Anfänge.
An dich zu glauben und auf dich zu vertrauen ist unser »Ja«.
Erhöre unsere Bitten auf die Fürsprache Mariens.
Darum bitten wir durch Christus unseren Bruder und Herrn.
Renate Witzani (2017)
Durch jeden von uns will Gott Mensch werden.
Er schenkt uns die Gnade, die wir dazu brauchen.
Dass wir seine Gnade auch zu nützen verstehen,
darum lasst uns beten:
Um die Gaben deines Geistes,
der durch uns, deine Kirche, diese Welt mit Leben erfüllt.
Um Frieden unter den Völkern und Religionen.
Um deine Nähe für alle, die sich in den kommenden Festtagen einsam und verlassen fühlen.
Um Freude und Zuversicht aus dem großen Geheimnis deiner Menschwerdung,
das wir in der kommenden Nacht wieder feiern dürfen.
Um deine Barmherzigkeit für alle jene Menschen,
die in diesen Tagen sterben werden.
Hilf uns durch deine Gnade und unsere Bereitschaft, den Glauben an die Menschwerdung und Erlösung durch Jesus Christus, deinen Sohn und unseren Herrn und Bruder, zur Ehre deines Namens in die Welt zu tragen. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Der alte König David und die junge Gottesmutter haben darauf vertraut, dass du in ihrem Leben wirksam bist.
Mit ihnen als Vorbilder rufen wir zu dir und bitten dich:
Für alle, denen es im Kopf und ihm Herzen an Raum und Platz fehlt,
wo du einkehren könntest:
Mach sie sensibel für deine Gegenwart in dieser Welt
und schenke ihnen die Gewissheit,
dass man mit dir rechnen darf.
Für alle, die Opfer sind von Kriegen,
von häuslicher Gewalt, von Verfolgung und Bedrohung:
Hilf ihnen, einen Platz zu finden,
wo sie in Ruhe und Sicherheit ihr Leben führen können.
Für die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft:
Gib ihnen die Einsicht, dass ihr Handeln auch Konsequenzen hat außerhalb ihres eigenen Spielraumes
und schenke ihnen ein Bewusstsein für ihre globale Verantwortung.
Für alle, deren Leben in diesen Tagen des Advents und der Weihnacht zu Ende geht:
Nimm sie auf in dein Reich
und hilf allen Trauernden, Trost und Stärke zu finden beim Kind in der Krippe.
Erfülle, o Gott, unsere Herzen mit der Freude auf die Ankunft deines Sohnes.
Sei du uns nah, in allem, was uns bedrängt.
So bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
wie Maria sollen auch wir mit der Kraft des Hl. Geistes unsren Teil dazu beitragen, den Neuen Bund mitzugestalten.
Wir bitten dich:
Komm Hl. Geist und stärke uns...
Gieße ein tiefes Gottvertrauen in unsere Herzen,
damit wir mutig und entschlossen die Aufgaben anpacken,
die du uns anvertraust.
Öffne unsere Augen und Herzen für Menschen, die leiden
und solche, in ihrem Wert nicht anerkannt werden.
Lenke die Gedanken aller Menschen auf die Pfade des Friedens und der Versöhnung.
Richte auf alle, die am Boden liegen,
im Augenblick nicht weiter wissen,
über sich selbst bitter enttäuscht sind.
Hilf allen, die in besonderer Weise Verantwortung tragen,
ihre Aufgaben gut zu erfüllen.
Allen Verstorbenen schenke deine Güte
und nimm sie auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr Jesus Christus,
Heil und Segen, Schutz und Beistand willst du uns schenken.
Dafür danken wir dir, heute und alle Tage neu. – Amen.
Renate Witzani (2014)
Guter Gott!
In der Menschwerdung deines Sohnes vollendest du,
was seit ewigen Zeiten für deine Schöpfung bestimmt war.
Alles soll in deiner Liebe zur Einheit kommen.
Dich bitten wir:
Um Schutz und Hilfe für deine Kirche,
dass ihre Amtsträger selbst im Glauben wachsen
und so uns, ihre Schwestern und Brüder, stärken.
Um Schutz und Hilfe für die verfolgten Christen in Syrien.
Bewahre sie vor den Gefahren des Krieges
und hilf jenen, die auf der Flucht sind,
in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen.
Um Schutz und Hilfe für alle Kranken,
die gerade zu den Feiertagen oft unter ihrem Schicksal besonders leiden.
Um Schutz und Hilfe vor allem,
was uns durch unsere eigene Schwäche oder von außen bedroht.
Um Vertrauen in deine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für unsere Verstorbenen.
Maria hat alle Ängste und Unsicherheiten,
die mit der Botschaft des Engels auf sie zugekommen sind, auf sich genommen.
Mit ihrem Ja hat sie zu unser aller Heil beigetragen.
Dass auch wir Ja zu deinem Willen für unser Leben sagen können,
erbitten wir von dir durch Christus,
unseren Herrn und Bruder. - Amen.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
du hast im Einvernehmen mit dem Willen deines Vaters dein Ja zur Menschwerdung gesprochen.
In der Treue zu dir wollen auch wir unser Ja zum Willen Gottes sagen.
Wir bitten dich:
Hilf uns, aus den vielen Vorstellungen, Stimmen und Meinungen,
die an uns heran getragen werden,
den Auftrag Gottes an uns herauszuhören.
Christus, höre uns...
Richte uns auf, schenke uns neue Kraft,
wenn sich in der Treue zu unserem Ja unsere Kräfte erschöpfen
und wir ermüden.
Christus, höre uns...
Verleihe allen, die du zu einer besonderen Aufgabe in der Gesellschaft oder in der Kirche berufen hast, Weitsicht, Mut und Herz.
Christus, höre uns...
Segne das Bemühen der Schwestern und Brüder,
die ihre Heimat verließen,
um die Frohbotschaft Gottes in Wort und Tat bis an die Grenzen der Erde zu tragen.
Christus, höre uns...
Erbarme dich der Menschen in ihren vielfältigen Leiden,
in ihren Sorgen, Nöten und Schicksalen.
Christus, höre uns...
Nimm alle Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, höre uns...
Herr Jesus Christus,
der Feier deiner Geburt gehen wir entgegen.
Wir danken dir,
dass du als unser Erlöser und Heiland diese Erde betreten hast.
Dir vertrauen wir uns in Hoffnung und Zuversicht an.
Alle Tage neu. Amen.
Klemens Nodewald (2008)
Vater im Himmel,
du hast uns Menschen zu Mitarbeitern an deinem Heilswirken erwählt.
Unser frei gegebenes Ja ist dir so wertvoll und heilig,
dass du uns niemals zu etwas zwingst.
Wir bitten dich:
Lass uns so tief von deiner Liebe berührt werden,
dass wir in großer Freude ein Ja zu deinem Willen sagen.
Vater im Himmel, wir bitten dich, erhöre uns
Öffne unsere Augen für die Situationen,
wo wir zum Heil der Menschen beitragen sollen.
Vater im Himmel, wir bitten dich, erhöre uns.
Schenke allen, die von ihrer Erwählung zu einem bestimmten Dienst
überrascht sind, den Mut, bereitwillig ihr Ja zu sprechen wie Maria.
Vater im Himmel, wir bitten dich, erhöre uns.
Richte alle auf, die sich in ihrer Bereitschaft zur Liebe und Hingabe
verausgabt haben und neue Kraft für sich brauchen.
Vater im Himmel, wir bitten dich, erhöre uns.
Vieler Not von Menschen stehen wir hilflos und ohnmächtig gegenüber.
Diese Menschen wollen wir deiner Liebe und Sorge besonders empfehlen.
Nimm die Verstorbenen auf in deine Herrlichkeit.
Vater im Himmel, wir bitten dich, erhöre uns.
Guter Gott, du unser Vater,
dir vertrauen wir uns an. Wie Maria wollen auch wir deine Werkzeuge sein. Danke sagen wir dir für alle Gnade, die du uns schenkst. Sei gepriesen in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2008)
Maria hat gesungen:
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter!
Herr,
wir befehlen dir die Menschen, die verstummt sind,
denen kein Lied über die Lippen kommt,
die sich klein und niedergemacht fühlen.
Stecke sie mit einer Freude an,
die ein Lächeln übers Gesicht huschen lässt.
Wir rufen zu dir: Denk an dein Erbarmen.
Wir befehlen dir die Menschen,
die in ihren Herzen voll Hochmut sind,
Macht missbrauchen und über Leichen gehen.
Stecke ihnen heilsame Grenzen und Menschen,
die sich nicht einschüchtern lassen.
Wir rufen zu dir: Denk an dein Erbarmen.
Wir befehlen dir die Menschen, die fest im Sattel sitzen,
Verantwortung übernommen haben
und sich an Erfolgen messen lassen.
Stecke ihnen hohe Ziele, Menschen eine Zukunft zu geben.
Wir rufen zu dir: Denk an dein Erbarmen.
Wir befehlen dir die Menschen, die hungern,
die nicht genug zu essen haben für sich und ihre Kinder -
die sich nach Liebe sehnen,
nach einem guten Wort, einer Anerkennung.
Stecke in unsere Herzen die Setzlinge deiner Güte und Großzügigkeit.
Wir rufen zu dir: Denk an dein Erbarmen.
Wir befehlen dir die Menschen, die mit dem Tod kämpfen,
die mit ihm allein gelassen sind,
die ohne Gruß gehen mussten.
Stecke ihnen die Krone auf, die sie erhöht.
Wir rufen zu dir: Denk an dein Erbarmen.
Maria singt:
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
das er unseren Vätern und Müttern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Marienmessen: die Jungfräulichkeit der Mutter nicht gemindert
Herr, unser Gott,
dein eingeborener Sohn komme uns zu Hilfe
in seiner großen Liebe zu uns.
Seine Geburt hat die Jungfräulichkeit der Mutter
nicht gemindert, sondern geheiligt.
Durch seine Menschwerdung heilige auch uns:
Nimm von uns alle Schuld
und mache dir unsere Gabe wohlgefällig.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Marienmessen 1
- Gebet zur Gabenbereitung3
Jörg Thiemann (2017)
Guter Gott,
deine Verheißungen waren keine leeren Worte.
Sie wurden Taten der Liebe.
Dein Sohn hat sich für uns hingegeben.
Brot und Wein sind Zeichen deiner Liebe und deiner Nähe.
Du kommst in unser Leben, als der Gott mit uns, als Immanuel.
Deine Nähe schenke uns Hoffnung und Mut. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Barmherziger Gott,
mit den Gaben der Erde deckst du uns den Tisch.
Wir danken dir für diese Mahlgemeinschaft,
die uns nährt und wissen lässt, dass du da bist
und unsere Weg mitgehst.
Durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn,
von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2008)
Herr,
es sind deine Gaben,
von denen wir leben:
Brot und Wein
Dir bringen wir:
die Mühe, die wir uns machen,
die Schmerzen, die wir tragen,
die Hoffnungen, die uns aufrichten.
Wir legen sie dir ans Herz.
Du schenkst dich uns.
In Brot und Wein
Leib und Blut unseres Herrn.
Wir warten auf dein Reich.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Maria hat dir vertraut und zu deinem Willen ja gesagt
Kehrvers:
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter.
Guter und treuer Gott,
wir bringen Dir unseren Lobpreis dar.
Wir haben allen Grund, Dir zu danken.
Denn Du hast Deinem Volk ein Zeichen gegeben,
dass Du der treue Gott bist, der die Seinen nicht vergisst.
Kehrvers
An der Jungfrau Maria hast du deinen Willen gezeigt,
das Heil zu wirken, wo Menschen dies für unmöglich halten.
Du hast sie erwählt, die Mutter Deines Sohnes zu werden.
Kehrvers
Vom Heiligen Geist hat sie den empfangen,
der die ganze Menschheit gerettet und erlöst hat
und dessen Herrschaft kein Ende hat.
Maria hat dir vertraut und zu deinem Willen ja gesagt.
Kehrvers
Darum preisen wir Dich mit allen Engeln.
und mit allen, die sich durch die Annahme deiner Frohen Botschaft
haben heiligen lassen.
Mit ihnen und der ganzen Schöpfung singen wir Dir unser Lob:
Danklied, z. B. Den Herren will ich loben… (GL 395)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Advent 5: Der Herr ist nahe
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel,
zu danken und dein Erbarmen zu preisen.
Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung,
und nahe ist die Zeit unsres Heiles,
da der Retter kommt
unser Herr Jesus Christus.
Durch ihn rühmen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
Präfation vom Advent 5
Messbuch - Präfation Maria 1: Maria, die Mutter des Erlösers
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
immer und überall zu danken
und dich am Fest (Gedenktag)
der seligen Jungfrau Maria zu preisen.
(In Votivmessen:
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
immer und überall zu danken,
weil du Großes getan hast
an der seligen Jungfrau Maria.)
Vom Heiligen Geist überschattet,
hat sie deinen eingeborenen Sohn empfangen
und im Glanz unversehrter Jungfräulichkeit
der Welt das ewige Licht geboren,
unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn loben die Engel deine Herrlichkeit,
beten dich an die Mächte, erbeben die Gewalten.
Die Himmel und die himmlischen Kräfte
und die seligen Serafim feiern dich jubelnd im Chore.
Mit ihrem Lobgesang
laß auch unsere Stimmen sich vereinen
und voll Ehrfurcht rufen:
Heilig ...
MB Maria 1
- Einleitung zum Vater unser1
Rudolf Leicht (2017) - Zum Vater Unser:
Gott hat uns eine tiefe Sehnsucht ins Herz gelegt. Eine Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit, nach gelingenden, glückenden Beziehungen. Es ist die Sehnsucht nach Seinem Reich.
Dass dieses Reich Gottes komme, darum beten wir mit den Worten Jesu:
Zum Friedensgebet:
In seinem Sohn, den die Propheten verheißen haben, schenkt Gott der Welt seinen Frieden; einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann.
Deshalb bitten wir:
oder:
Weihnachten, das Fest des Friedens und der Versöhnung steht unmittelbar vor der Tür.
So wollen auch wir um Versöhnung bitten und dem Frieden die Tür öffnen,
indem wir bitten:
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen,
bis zum fernsten Geschlecht laut deine Treue verkünden.
Denn ich bekenne: Deine Huld besteht für immer und ewig;
deine Treue steht fest im Himmel
(Ps. 89,2-3)
Oder:
Seht, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären.
Sein Name ist Immanuel, Gott mit uns.
(Jes 7, 14)
Oder:
Maria sagte:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort.
(vgl. Lk 1, 38)
- Meditation2
Helene Renner (2020)
warten
worauf
auf wen?
warten und sich öffnen
für das Unerwartete
das nicht Vorstellbare
das unbegreiflich Große
Gott will kommen
zu den Menschen
zu uns
Er schickt seinen Engel
auch heute
um uns
zu sagen:
euer Warten hat bald ein Ende
öffnet euch
sagt ja
und
fürchtet euch nicht
Rudolf Leicht (2017) - Wie Maria
Wie Maria
mich in der Erde verankern,
die den schweren Körper verlässlich trägt.
Mich dem alltäglichen Auftrag hingeben
und dem dunklen Sog widerstehen.
Umhüllt und hinaufgezogen
von göttlichem Blau.
Wie Maria
meine Augen verschließen
vor trügerischen Bildern,
um jenes wahre Inbild zu sehen,
das Gott behutsam in mich gelegt hat.
Dem „Aber“ aller Einschränkungen
ein klares „Ja“ entgegenhalten.
Wie Maria
meine Hände öffnen,
dem Gotteskind hingehalten,
der himmlischen Fülle entgegengestreckt,
um sehnsüchtig zu empfangen
die Fülle der göttlichen Gaben
und sie an die Welt zu verschenken.
Angelika Daiker
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Advent 4 So: mache uns umso eifriger in deinem Dienst
Allmächtiger Gott,
du hast uns in diesem Mahl das Heil zugesagt
und uns schon jetzt Anteil daran gegeben.
Lass uns das Kommen deines Sohnes in Freude erwarten
und mache uns umso eifriger in deinem Dienst,
je näher das Fest seiner Geburt heranrückt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Adventsonntag
- Gebet zum Abschluss3
Jörg Thiemann (2017)
Guter Gott,
nicht allein unseren Willen wollen wir tun;
nicht allein unseren Gedanken wollen wir folgen,
nicht allein unserer Kraft wollen wir trauen;
sondern auf deine Zusage, uns Halt zu schenken,
wollen wir bauen.
So kann das geschehen, was dein Wille ist
für deine Welt,
für deine Kirche
und für alle Menschen.
Segne uns und sei bei uns in unserem Leben. - Amen.
Martin Stewen (2014)
Guter Gott,
wenige Tage trennen uns noch
vom Fest deiner Ankunft in dieser Welt.
Die Begegnung mit dir im Wort und im Sakrament
schenke uns die Gewissheit,
dass du es ernst meinst mit uns.
So lass uns Ruhe und Geborgenheit bei dir finden
und in Gelassenheit und Zuversicht unser Leben bestehen.
Dazu bitten wir um deinen Segen -
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn,
der zu uns kommt und mit uns ist
von heute bis in alle Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2008)
Gott, du Freund des Lebens,
du bist unser Vater, unsere Mutter:
wir freuen uns auf Weihnachten.
Als deine Kinder.
Du schenkst uns den Gesang der Engel,
den Weg nach Bethlehem
und das Kind in der Krippe:
unseren Heiland und Erlöster,
Jesus, den Christus.
Hilf uns, dass wir den Weg zu ihm finden,
einander Freundschaft und Liebe schenken
und die Freude teilen.
Du erwartest uns.
In Ewigkeit.
„Son of Mary“
Der Koran weiß vieles über Maria und Jesus zu sagen. Katrin Visse und Aydın Süer werfen ausgehend von einem neuen Song des Künstlers Yusuf (Cat Stevens) „Son of Mary“ einen Blick auf die koranische Überlieferung.
Der britische Sänger und Komponist Yusuf wurde seit den 1960er Jahren unter dem Namen Cat Stevens weltweit bekannt. 1977 konvertierte er zum Islam und nahm den Namen Yusuf an. Auf seinem neuen Album „King of Land“ gibt es einen bemerkenswerten Song: Son of Mary. Darin zitiert er teilweise wörtlich die koranische Überlieferung zu den Figuren Jesus und Maria. Für alle, die immer schon wissen wollten, wie Musliminnen und Muslime Maria und Jesus glauben: Hier findet sich – in musikalischer Form – koranische Mariologie und Christologie „in a nutshell“. Schon der Titel greift auf, wer Jesus im Koran ist: Mariens Sohn – ein Mensch.
Ganzer Beitrag:
https://www.feinschwarz.net/son-of-mary-muslimisch-christlich-gehoert/
Katrin Visse auf feinscharz.net am 11. Dezember 2023.
In Geschichten verstrickt
«Wir sind in Geschichten verstrickt» – so erklären Philosophen wie Paul Ricœur oder Wilhelm Schapp Menschsein, menschliche Identität und die Prozesse der Sinnbildung. Wir leben in und aus Geschichten, und zwar in Form von wirklich erzählten und gehörten Geschichten, aber auch durch die narrative Tiefenstruktur von Alltag und Praxis selbst. Aufnehmend und empfangend, reagierend, Empfangenes verarbeitend und weitergehend – so bildet sich heraus, wie wir uns selbst sehen und verstehen, was wir tun und denken und wie wir diese Welt gestalten können.
Solche grundständige Narrativität ist immer leibhaft-körperlich. Manche sprechen von der «Geschichtenkonfiguration des Leibkörpers». Gemeint ist: Nur weil wir Leib sind, können wir überhaupt Teil und Mitwebende des narrativen Textes sein, der die Wirklichkeit ausmacht. Der Leib und seine Sinne verbinden uns mit denen vor uns (Erinnerung und Gedächtnis), denen mit uns (Sprache und Kommunikation) und denen nach uns (als «fehlende» Körper, die Spuren hinterlassen). Spracherwerb, kommunikative Praxis und Narrativität sind per se auf Gemeinschaft angewiesen: Das Miteinandersein und der Austausch mit anderen sind der Modus, in dem überhaupt Sinn und (auch moralisch-ethische) Identität wachsen können. In Geschichten verstrickt zu sein bedeutet: sich der anderen nicht entledigen zu können, mit ihnen zu sein, auf sie verwiesen zu sein. Die anderen «sind» Geschichte, indem wir mit ihnen sind. Und zugleich setzen wir uns Geschichten aus, die uns prägen. Wir können mitentscheiden, welche Geschichten das sind.
Ganzer Beitrag:
Daniel Bogner auf feinscharz.net am 6. Dezember 2023
https://www.feinschwarz.net/in-geschichten-verstrickt-kirche-als-thema-der-theologie/
Maria
in der Sicherheit des Elternhauses
bei sich –
wahrscheinlich ohne große Erwartung
die Hände
einfach mal
in den Schoß legen
einfach da sein
ganz still
BEI-SICH-SEIN
Maria
noch wohl behütet
fast wie ein unberührtes Land
Maria
so bei sich
dass sie
den Engel
erahnen kann
noch ehe sie ihn
im Licht sieht
nicht Maria macht den Anfang
Gott tritt -
in der Gestalt des Engels -
zu ihr
Gott möchte sie gerne in
AN-SPRUCH nehmen
möchte sie begeistern -
begeistern für die Idee
dass ER Mensch werden kann
dass ER Mensch werden will
und sie
sie ist ganz auf Empfang
da stört kein Handy
kein Lauf des Fernsehers
kein Gedudel aus dem Radio
kein Computer
da ist dieses Mädchen
ganz „inne“
auf Empfang
mit allen Sinnen empfänglich
sie wird
ganz Ohr
fast könnte man sagen
so wird sie
hell-sichtig
ja -
durch den Engel
kommt die Klarheit Gottes
zu ihr
„sei gegrüßt du Begnadete –
der Herr ist mit dir“
hallo
da kann man doch nur erschrecken
Begnadete –
das heißt
in besonderer Gnade Stehende -
sie?
das kleine Mädchen aus Nazareth
das kleine Mädchen vom Land
doch sie
sie bleibt auch in der Furcht
auf Empfang
hört den Zuspruch
dass sie sich nicht fürchten muss
meldet ihre Zweifel an
darf Gott anfragen
darf fragen
wie das denn wohl geschehen soll
und antwortet dann
klar und deutlich
„siehe
ich bin die Magd des Herrn -
mir geschehe -
so wie Gott es will -
wie du es gesagt hast“ –
damit sendet sie -
das Entgegenkommen Gottes annehmend -
zurück
gibt ihr Einverständnis
in das
was doch eigentlich
unbegreiflich ist
sie lässt Gott nicht im Regen stehen
sondern
sie stellt sich der Herausforderung
dass Gott
Mensch werden will
Erahnt wohl
WARUM
Gott
Mensch werden will
damit wir endlich
ganz Mensch
werden
und so nimmt
sie -
das unscheinbare Mädchen aus Nazareth -
den von Gott
bestimmten Weg
an
lässt
Gottes Wort
in Jesus
Mensch werden
geht den ihr bestimmten Weg mit
durch Freude und Schmerz
bis unter das Kreuz
und erfährt
dass in Gott
sich alles erlöst
alles auf-ersteht
alles immer wieder
eine neue
Hoffnung hat
Beatrix Senft 2023.
Maria — Eine Frau sagt Ja und wird ein Ich
Es steht ein Ja geschrieben über der jungen Frau, die dem Blick des Engels begegnet auf dem wunderschönen Gemälde von Fra Angelico im Kloster San Marco in Florenz. Noch nicht, doch bald wird sie es sagen. Noch hört sie, konzentriert und voller Erstaunen auf das, was der Engel zu sagen hat: »Du sollst gebären ... das Heilige in dir ... Gottes Sohn.«
Der Engel steht auf einer Wiese, die übersät ist mit Frühlingsblumen. Es scheint früh am Morgen zu sein, der Saum seines Kleides ist nass vom Tau. Seine Flügel sind so farbenprächtig, wie es sich bisher niemand vorzustellen wagte.
Der ganze Augenblick duftet nach neuem Anfang und Hoffnung, als hätte der Wind den Geruch frisch gewaschener Laken, die draußen zum Trocknen hängen, herübergeweht.
Dieser Engel hat rosige Wangen und einen klaren Blick, bodenlos ernst und trotzdem hell, und er beugt sich ein wenig vor, wie in Ehrfurcht vor Maria, oder voller Achtsamkeit, um sie nicht zu erschrecken. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, Fra Angelico. Das Gemälde ist ein Wunder in sich, der Augenblick, bevor Maria Ja sagt.
Sie sagt Ja dazu, die Errettung in sich zu tragen, Jesus zur Welt zu bringen, ihn in seiner Schutzlosigkeit zu verteidigen, ihn aufwachsen sehen - und ihn ziehen lassen, wenn die Zeit für ihn gekommen ist, sie zu verlassen und seinen eigenen Weg zu gehen. Es ist ein Ja zur Freude, zu dem Unsicheren und Unbekannten. Ein Ja dazu, in die Geschichte einzutreten als verantwortliche Mitspielerin und nicht nur als Zuschauerin. Aber es ist auch ein Ja zur Trauer.
Ein Ja zum Loslassen und zur Ohnmacht der Liebe. Ein Ja zum Schmerz. Und zum Schwersten von allem: zu sehen, wie das eigene Kind einen Weg geht, den sie nicht verstehen und auf dem sie nicht folgen kann. Zu sehen, wie ihr Kind erniedrigt, missverstanden, verspottet und einem grausamen, ungerechten Leiden ausgesetzt wird.
Zum Tode verurteilt, so trägt er,
begleitet von Spott und von Hohn,
noch selber sein Kreuz auf den Hügel.
Wie grausam, der eigene Sohn!
Doch über Portale und Mauern,
grad als der Traum von der Liebe zerbricht,
fliegt mit gebrochenen Flügeln
empor ein Vogel ins Licht.
Lisbeth Smedegaard Andersen
Noch weiß sie das alles nicht, das junge Mädchen Maria, als sie ihr Ja sagt. Sie ist ängstlich und fragt sich, was das alles bedeuten wird — aber sie weiß es nicht. Sie ist stolz, glücklich und triumphierend - »es werden mir die Menschen aller Zeiten gratulieren!«, singt sie -, aber noch kann sie das alles nicht erfassen. Ihr Ja ist ein Ja zum Leben. Und mit ihr nimmt die alte, wohlbekannte Geschichte von Gott, der schutzlos und machtlos wie andere Menschen in die Welt kommt, eine unerwartet konkrete Wendung. Maria aus Nazaret, einem kleinen, abgelegenen Dorf in einer entfernten galiläischen Gegend, knapp erwachsen, hinausgetreten auf die Weltbühne, aus den Familienbanden, den Konventionen und der Zugehörigkeit. Maria sagt Ja und wird ein Ich.
Nina Eggehorn in: Eine Nacht voller Wunder. Gesegnete Weihnachten. Hg. Von Ulrich Sander. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Der kommende Gott
Der kommende Gott wird größer sein
als du und ich ihn gedacht,
der kommende Gott wird größer sein,
als wir ihn zurechtgemacht.
Der kommende Gott wird größer sein
und lebendig, nicht tot und verstaubt;
der kommende Gott wird größer sein
als die Kirche ihn je geglaubt.
Denn der kommende Gott schließt uns alle ein,
ob Jude, ob Muslim, ob Christ;
denn der kommende Gott ist nicht mein oder dein
und er fragt nicht, was du wohl bist.
Denn der kommende Gott ist für alle da,
ein Gott für die ganze Welt.
Denn der kommende Gott ist dem Menschen nah,
der sich fragt, wer die Welt erhält.
Denn der kommende Gott
war schon immer der Gott,
den sie alle, sie alle gemeint.
Denn der kommende Gott ist der einzige Gott,
der uns alle, uns alle vereint.
Jochen Rieß in: Dietrich Steinwede (Hg.), Jetzt ist die Zeit der Freude. Weihnachtliche Texte. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 2011.
Segensworte
Gott,
die Nahtstellen meines Lebens will ich beachten,
weil du mir nahe kommst.
Gott, die Randerscheinungen meines Lebens will ich würdigen,
weil du dich auch dort zeigst.
Gott, die Engpässe meines Lebens will ich annehmen,
weil ich dann nicht mehr an dir vorüberkomme.
Gott, die Begrenzungen meines Lebens will ich verstehen als Stellen,
an denen du mich berührst.
Gott, sogar die Nullpunkte unseres Lebens werden so zu Wendemarken,
an denen du mit mir Neues beginnst.
Herkunft unbekannt
Engel
Es wird ein Engel zu dir gesandt,
um dich durchs Leben zu begleiten.
Er nimmt dich liebend an der Hand
und bleibt bei dir zu allen Zeiten.
Er kennt den Weg, den du zu gehen hast,
und trägt mit dir der Erde Leid und Last.
Es wird ein Engel dir gesandt,
dem sollst du dich anvertrauen.
Auf ihn sollst du stets und unverwandt
das Auge deiner Seele schauen.
Er trägt zu deinem Schutz das Schwert des Herrn
und ist dir nie mit seiner Hilfe fern.
Es wird ein Engel dir gesandt,
dem sollst du niemals widerstreben,
und hast du ihn vielleicht verkannt,
so zwing ihn nicht, dich aufzugeben,
denn bautest du auf deine Kraft allein,
es würde nur zu deinem Unglück sein.
Aus: Ein kleiner Gruß vom Himmel. Humorvolle Engelgeschichten. Bennoverlag, Leipzig 2012.
Sag nicht Nein
zu den Ereignissen,
die deine Pläne durchkreuzen;
die deine ursprünglichen Träume
wie Seifenblasen zerplatzen lassen;
die deinem Lebensweg
eine ungeahnte Richtung geben.
Vielleicht sind diese
überraschenden Wendungen
nicht so zufällig, wie du denkst.
Vielleicht ist da einer,
der mit dir etwas vorhat,
was du dir vorher nicht hättest vorstellen können.
Wage das Neue,
sei experimentierfreudig,
lass dich auf das Wagnis ein
und gestehe Gott die Freiheit zu,
dein Leben zu durchkreuzen.
Er meint es gut mit dir!
Aus: Bruno Griemens, online to he@ven. Jugendgebete. Verlag Haus Altenberg / Butzon & Bercker, Kevelaer 2012 (2009).
An einem gewöhnlichen Vormittag
Ein Anruf für Sie, sagt
die Kollegin fassungslos
zu mir herüber: Wenn ich
recht verstanden habe,
aus dem Paradies. -
Hörst du mich, so tönt es
leise aus der Muschel,
hast du mich noch lieb?
Und ob, sage ich, sehr,
gib Acht auf deine Flügel!
Die Kollegin schaut entgeistert.
Es war mein Engel, sage ich.
Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag 2006.
Einer wird kommen
Einer wird kommen,
der die Knoten deines Lebens
auflöst,
der den roten Faden findet,
der aus dem Labyrinth
hinaus führt,
der deine schmerzenden Glieder
berührt,
der deine Verletzungen
heilt.
Und du wirst staunen -
ER kommt nicht als Held.
Als kleines Kind
wird ER kommen,
mit einem Lächeln
voll Wärme,
das alles in dir
zerfließen lässt,
mit einem Strahlen,
das Glanz in dein Leben bringt,
mit einem Lachen,
das dich vergessen lässt,
was einmal war.
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d' Art. Hrsg. Präsid. Olga Elisabeth Jagoutz, Sonnengasse 16, Klagenfurt, Österreich.
Ruth - oder worauf es im Leben ankommt
Ein winziges Rädchen sein
im Laufrad der Geschichte.
Auf dem Platz ausharren,
wo Gott dich hingestellt hat,
deinen Dienst tun,
unermüdlich in Treue und Liebe,
bei den Menschen bleiben,
für die du verantwortlich bist.
Dich anpassen,
stolz und demütig zugleich,
Lebens Spenderin sein
für Alt und Jung.
Gottes Willen erfüllen,
Seine Pläne erahnen,
die ER -
in weiser Voraussicht -
vor ewigen Zeiten
für dich vorgesehen hat.
Aus: Ilse Pauls, Geschenkte Stunden. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag (2007), A-8852 Stolzalpe 70.
Mitten im kalten Winter
wenn die langen Samstage kommen
wenn alle Wirtschaftszweige aufblühen
wenn die Arbeitsämter Weihnachtsmänner vermitteln
wenn allen Präsidenten der Friede am Herzen liegt
wenn zur inneren Einkehr durch Lautsprecher aufgerufen wird
wenn der Stern von Bethlehem über den Geschäften leuchtet
dann endlich
steht das Christkind vor der Tür
Uwe Timm in: Gedichte zur Weihnacht, herausgegeben von Stephan Koranyi und Gabriele Seifert. Verlag Philipp Reclam jun. Stuttgart 2009.
Magnificat: Mein Seel, o Herr, muß loben dich
1. Mein Seel, o Herr, muß loben dich,
du bist mein Heil, des freu ich mich,
daß du nicht fragst nach weltlich Pracht
und hast mich Arme nicht veracht'
2. und angesehn mein Niedrigkeit.
Des wird von nun an weit und breit
mich selig preisen jedermann,
weil du groß Ding an mir getan.
3. Du bist auch mächtig, lieber Herr,
dein große Macht stirbt nimmermehr;
dein Nam ist alles Rühmens wert,
drum man dich willig preist und ehrt.
4. Du bist barmherzig insgemein
dem, der dich herzlich fürcht' allein,
und hilfst dem Armen immerdar,
wenn er muß leiden groß Gefahr.
5. Der Menschen Hoffart muß vergehn,
mag nicht vor deiner Hand bestehn;
wer sich verläßt auf seine Pracht,
dem hast du bald ein End gemacht.
6. Du machst zunicht der Menschen Rat,
das sind, Herr, deine Wundertat';
was sie gedenken wider dich,
das geht doch allzeit hinter sich.
7. Wer niedrig ist und klein geacht',
an dem übst du dein göttlich Macht
und machst ihn einem Fürsten gleich,
die Reichen arm, die Armen reich.
8. Das tust du, Herr, zu dieser Zeit,
gedenkest der Barmherzigkeit;
Israel willst du Hilfe tun
durch deinen auserwählten Sohn.
9. Wir haben's nicht verdient um dich,
daß du mit uns fährst gnädiglich;
zu unsern Vätern ist geschehn
ein Wort, das hast du angesehn.
10. Auch Abraham hast du geschworn,
daß wir nicht sollten sein verlorn,
uns zugesagt das Himmelreich
und unsern Kindern ewiglich.
11. Gott Vater und dem ein'gen Sohn,
dem Heilgen Geist in einem Thron
sei Ehr und Preis von uns bereit'
von nun an bis in Ewigkeit.
Erasmus Alber (um 1500-1553), in: EG 309.
Magnificat: Hoch hebt den Herrn mein Herz
1. Hoch hebt den Herrn mein Herz und meine Seele,
den großen Gott, dem ich mein Heil befehle.
Daß er mein Heiland ist, frohlockt mein Geist,
der seinen Gott, den Herrn und Retter, preist.
2. Er hat auf meine Niedrigkeit gesehen,
und große Dinge sind an mir geschehen.
Barmherzig ist er jeglichem Geschlecht,
wo Furcht des Herrn bewahrt sein heilig Recht.
3. Gewaltige stößt er von ihren Thronen;
wer niedrig stand, darf hoch in Ehren wohnen.
Die Reichen läßt er leer im Überfluß,
macht Arme reich, macht satt, wer darben muß.
4. Er denkt wohl der Barmherzigkeit und Güte,
daß er die Seinen väterlich behüte.
Wie er verhieß: sein Volk, sein Eigentum
bleibt ewiglich zu seines Namens Ruhm.
Fritz Enderlin 1952, in: EG 309.
Magnificat: Sie kam den Hang herauf
Sie kam den Hang herauf, schon schwer, fast ohne
an Trost zu glauben, Hoffnung oder Rat;
doch da die hohe tragende Matrone
ihr ernst und stolz entgegentrat
und alles wußte ohne ihr Vertrauen,
da war sie plötzlich an ihr ausgeruht;
vorsichtig hielten sich die vollen Frauen,
bis dass die junge sprach: mir ist zumut,
als wär ich, Liebe, von nun an für immer.
Gott schüttet in der Reichen Eitelkeit
fast ohne hinzusehen ihren Schimmer;
doch sorgsam sucht er sich ein Frauenzimmer
und füllt sie an mit seiner fernsten Zeit.
Dass er mich fand. Bedenk nur; und Befehle
um meinetwillen gab von Stern zu Stern - .
Verherrliche und hebe, meine Seele,
so hoch du kannst: den HERRN.
Rainer Maria Rilke, Magnificat (1908), in: ders., Die Gedichte, itb 2246, Frankfurt: Insel 1998, S. 529.
Der Gruß des Engels
Im Rhein, im schönen Strome,
Da spiegelt sich in den Welln,
Mit seinem große Dome,
Das Große, heilige Köln.
Im Dom da steht ein Bildnis,
Auf goldenem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hats freundlich hineingestrahlt.
Es schweben Blumen und Englein
Um unsere liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.
Heinrich Heine, Aus der Sammlung "Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo" (1823) in:
Ders., Sämtliche Gedichte, hrsg. Klaus Briegleb, Frankfurt: Insel 2005, S. 121.
Später, viel später
später viel später
blickte maria
ratlos von den altären
auf die sie
gestellt worden war
und sie glaubte
an eine verwechslung
als sie
- die vielfache mutter -
zur jungfrau
hochgelobt wurde
und sie bangte
um ihren verstand
als immer mehr leute
auf die knie fielen
vor ihr
und angst
zerpresste ihr herz
je inniger sie
- eine machtlose frau -
angefleht wurde
um hilfe und wunder
am tiefsten
verstörte sie aber
der blasphemische kniefall
von potentaten und schergen
gegen die sie doch einst
gesungen hatte voll hoffnung
Kurt Marti, ohne Quellenangabe.
Das Volk, das noch im Finstern wandelt
1. Das Volk, das noch im Finstern wandelt -
bald sieht es Licht, ein großes Licht.
Heb in den Himmel dein Gesicht
und steh und lausche, weil Gott handelt.
2. Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen,
wo Tod den schwarzen Schatten wirft:
Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft
euch jetzt nicht mehr verlassen wähnen.
3. Er kommt mit Frieden. Nie mehr Klagen,
nie Krieg, Verrat und bittre Zeit!
Kein Kind, das nachts erschrocken schreit,
weil Stiefel auf das Pflaster schlagen.
4. Die Liebe geht nicht mehr verloren.
Das Unrecht stürzt in vollem Lauf.
Der Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf
und ruft: »Uns ist ein Kind geboren!«
5. Man singt: »Ein Sohn ist uns gegeben,
Sohn Gottes, der das Zepter hält,
der gute Hirt, das Licht der Welt,
der Weg, die Wahrheit und das Leben.«
6. Noch andre Namen wird er führen:
Er heißt Gottheld und Wunderrat
und Vater aller Ewigkeit.
Der Friedefürst wird uns regieren!
7. Dann wird die arme Erde allen
ein Land voll Milch und Honig sein.
Das Kind zieht als ein König ein,
und Davids Thron wird niemals fallen.
8. Dann stehen Mensch und Mensch zusammen
vor eines Herren Angesicht,
und alle, alle schaun ins Licht,
und er kennt jedermann mit Namen.
Jürgen Henkys (1981) nach dem niederländischen "Het volk dat wandelt in het duister" van Jan Willem Schulte Nordholt 1959, in: EG 20.
Wach auf
Wach auf,
wach auf
und höre mich
ich bin in Dir mein Gott
wach auf
und hör mich an
ich bin allein mit Dir
verbrannt zu Asche längst
und tot im Stein
der mir kein Feuer schlägt
wach auf
und hör mich an mein Gott
ich bin vor Frost schon müd
und traurig
weil mein Tag verblüht
und nicht mehr wieder kommt
was war
o Herr
mich friert
mein Schmerz ist ohne End
mein Tod kommt bald
zu mir
Thomas Bernhard, Gesammelte Gedichte, stb 2262, Frankfurt: Suhrkamp 1993, S. 142.
Martin Stewen (2014)
Bernhard Zahrl (1996)