Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 31. Dez. 2023 - Fest der hl. Familie (B)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Sir 3,2-6. 12-14
Lesung aus dem Buch Jesus Sirach.
Der Herr hat dem Vater Ehre verliehen bei den Kindern
und das Recht der Mutter bei den Söhnen bestätigt.
Wer den Vater ehrt,
sühnt Sünden,
und wer seine Mutter ehrt,
sammelt Schätze.
Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den Kindern
und am Tag seines Gebets
wird er erhört.
Wer den Vater ehrt, wird lange leben,
und seiner Mutter verschafft Ruhe, wer auf den Herrn hört.
Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an
und kränke ihn nicht, solange er lebt!
Wenn er an Verstand nachlässt,
übe Nachsicht
und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft!
Denn die dem Vater erwiesene Liebestat wird nicht vergessen;
und statt der Sünden wird sie dir zur Erbauung dienen.
Das Buch Jesus Sirach gehört zur Weisheitsliteratur. Man vermutet eine Abfassung um 200 vor Christus. In der Weisheitsliteratur werden die guten Erfahrungen des Alltags und der Geschichte gesammelt. Alle diese Erfahrungen gelten als das große Geschenk Gottes an sein Volk.
Der Verfasser des Buches Jesus Sirach betont die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen der elterlichen Fürsorge für die Kinder auf der einen Seite und der späteren Sorge um das Wohlergehen der Eltern von Seiten der erwachsenen Kinder.Ehrfurcht und Achtung sollen das Miteinander prägen.
Ein einzigartiges Buch des Ersten Testamentes ist das Buch Jesus Sirach, das zur alttestamentlichen Weisheit zählt. Das Buch ist im ersten Viertel des 2. Jhdt. v. Chr. Entstanden und ist vom Vordringen des hellenistischen Gedankengutes durch das Militär und durch den Handel zu jener Zeit geprägt.
Jesus Sirach ist voll von Texten verschiedener weisheitlicher Gattungen. Von Sprüchen über Hymnen bis zu Gebeten ist in dieser Sammlung vieles an Weisheit enthalten. Es lohnt sich, in diesem Buch einmal zu schmökern. Es befassen sich viele Abschnitte mit der Weisheit selbst. Dazwischen sind konkrete Anweisungen für die Gestaltung des Lebens eingelagert, die alle Lebensbereiche umfassen, angefangen vom persönlichen Lebenslauf bis hin zum öffentlichen Leben.
Unsere Lesung ist Teil dieser Anweisungen und befasst sich mit dem Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern und umgekehrt. Letztliche Motivation für eine Ethik des Handelns und des Denkens ist aber die Gottesfurcht, die Anfang und Ziel jeglicher Weisheit ist (vgl. Sir 19,20).
Vgl. Marböck, Johannes, Das Buch Jesus Sirach, in: Zenger, Erich (u.a.), Einleitung in das Alte Testament, Kohlhammer 1995, 285 ff
Das Buch Jesus Sirach ist eine im Verhältnis zum übrigen AT spät entstandene Schrift. Als Abfassungszeit kommen die Jahre um 180 v. Chr. in Betracht. Es ist das einzige Buch, das zwar nicht zum jüdischen Kanon der Bibel gehört, aber trotzdem zeitweise wie ein kanonisches Buch behandelt wurde. Für die christlichen Kirchen gehörten die meist griechischen Spätschriften, die die jüdische Tradition nicht zur Bibel zählt, schon relativ früh zum Kanon der biblischen Bücher.
Zu den griechischen Überlieferungen des Textes von Jesus Sirach sind seit 1896 ungefähr zwei Drittel des hebräischen Textes wiederentdeckt worden. Die Schwierigkeit in der Arbeit mit diesem Text liegt zum Teil in der bewegten Überlieferungsgeschichte, zum Teil auch darin, daß es eine kürzere und eine erweiterte Textfassung gibt, Verse vertauscht wurden und auch alte Übersetzungen, wie zum Beispiel die syrische und die altlateinische Fassung für das Verständnis unumgänglich sind.
Das Buch erweckt den Eindruck einer lockeren Sammlung von Sprüchen, Lehrvorschriften, Gebeten und Hymnen. Die Inhalte betreffen die alltägliche Lebenswelt, die Beziehung zu den Mitmenschen genauso wie die Beziehung zu Gott.
Eine zentrale Idee des Buches Jesus Sirach ist die Weisheit, die sogar als Person auftreten kann. Sie wurzelt in der "Gottesfurcht", der umfassenden Haltung der Offenheit und Bereitschaft des Menschen Gott gegenüber. Konkret zeigt sich diese Grundhaltung in der Anerkennung der Würde auch des Geringsten (Sir 10,19-24) und ermöglicht die Freiheit von Furcht vor allem, was geringer ist als Gott (Sir 34,16).
Die soziale und existentielle Bedeutung der Familie
Die Aussagen über die Weisheit und die Gottesfurcht sind der Horizont, in den die konkreten Ratschläge und Unterweisungen für die verschiedenen Bereiche des Verhaltens im persönlichen und öffentlichen Leben hineingestellt sind. Vielfach wird dabei so wie in diesem Lesungstext mit der Familie begonnen.
Die Weisungen die den Kindern in Sir 3,1-16 gegeben werden, sind dabei weniger als ethische, sondern als soziale Grundregeln zu sehen. Sie wenden sich an die Erwachsenen, und garantieren eine Art soziales Netz oder "Pensionsversicherung" für die älteren Menschen.
Die Auswahl der Verse für die Lesung ist hier irreführend, weil sie sofort mit dem göttlichen Gebot beginnt und den konkreten Hintergrund der Vater- und Mutterschaft, der in Sir 3,1 der eigentliche Ausgangspunkt ist, streicht.
Die Generation, die jetzt für die Leben der Gesellschaft arbeitet und die Verantwortung trägt, ist auch dafür verantwortlich, daß die Älteren ein lebenswertes Leben führen können, auch wenn sie nicht mehr in der Lage sind, selbst dafür zu arbeiten. Die alten Menschen werden so zum Schatz (3,3) und zum Segen (3,8), nicht nur im Blick auf das eigene Altwerden sondern auch durch den Reichtum der Erfahrung und des Wissens, die die Wurzel des Lebens festigen (3,9) und so Zukunft auch für kommende Generationen ermöglichen.
Antwortpsalm - Ps 128,1-5
Kv - Selig die Menschen, die Gottes Wege gehn. – Kv
Oder (GL 71,1)
Selig jeder, der den HERRN fürchtet,
der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen;
selig bist du - es wird dir gut ergehn. - Kv
Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock
im Innern deines Hauses.
Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder
rings um deinen Tisch herum. - Kv
Siehe, so wird der Mann gesegnet,
der den HERRN fürchtet.
Es segne dich der HERR vom Zion her.
Du sollst schauen das Glück Jerusalems alle Tage deines Lebens. - Kv
1. Lesung (alternativ) - Gen 15,1-6; 21,1-3
Lesung aus dem Buch Genesis.
In jenen Tagen
erging das Wort des HERRN in einer Vision an Abram:
Fürchte dich nicht, Abram,
ich selbst bin dir ein Schild;
dein Lohn wird sehr groß sein.
Abram antwortete: Herr und GOTT,
was kannst du mir geben?
Ich gehe kinderlos dahin
und Erbe meines Hauses ist Eliëser aus Damaskus.
Und Abram sagte:
Siehe, du hast mir keine Nachkommen gegeben;
so wird mich mein Haussklave beerben.
Aber siehe, das Wort des HERRN erging an ihn:
Nicht er wird dich beerben,
sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein.
Er führte ihn hinaus
und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf
und zähl die Sterne,
wenn du sie zählen kannst!
Und er sprach zu ihm:
So zahlreich werden deine Nachkommen sein.
Und er glaubte dem HERRN
und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.
Der HERR nahm sich Saras an,
wie er gesagt hatte,
und er tat Sara so, wie er versprochen hatte.
Sara wurde schwanger
und gebar dem Abraham noch in seinem Alter einen Sohn
zu der Zeit, die Gott angegeben hatte.
Abraham gab seinem Sohn, den ihm Sara gebar,
den Namen Isaak.
Antwortpsalm - Ps 105,1-6. 8-9
Kv: Der Herr ist unser Gott;
auf ewig gedenkt er seines Bundes. - Kv
Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen aus! *
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt!
Singt ihm und spielt ihm, *
sinnt nach über all seine Wunder! - Kv
Rühmt euch seines heiligen Namens! *
Die den HERRN suchen, sollen sich von Herzen freuen.
Fragt nach dem HERRN und seiner Macht, *
sucht sein Angesicht allezeit! - Kv
Gedenkt der Wunder, die er getan hat,
seiner Zeichen und der Beschlüsse seines Munds!
Ihr Nachkommen seines Knechts Abraham, *
ihr Kinder Jakobs, die er erwählt hat. - Kv
Auf ewig gedachte er seines Bundes, *
des Wortes, das er gebot für tausend Geschlechter,
des Bundes, den er mit Abraham geschlossen, *
seines Eides, den er Isaak geschworen hat. - Kv
2. Lesung - Kol 3,12-21
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Kolóssä.
Schwestern und Brüder!
Bekleidet euch
als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte,
mit innigem Erbarmen,
Güte, Demut, Milde, Geduld!
Ertragt einander
und vergebt einander,
wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat!
Wie der Herr euch vergeben hat,
so vergebt auch ihr!
Vor allem bekleidet euch mit der Liebe,
die das Band der Vollkommenheit ist!
Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen.
Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes.
Seid dankbar!
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.
In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander!
Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder
in Dankbarkeit in euren Herzen!
Alles, was ihr in Wort oder Werk tut,
geschehe im Namen Jesu, des Herrn.
Dankt Gott, dem Vater, durch ihn!
Ihr Frauen,
ordnet euch den Männern unter,
wie es sich im Herrn geziemt!
hr Männer,
liebt die Frauen
und seid nicht erbittert gegen sie!
Ihr Kinder,
gehorcht euren Eltern in allem,
denn das ist dem Herrn wohlgefällig!
Ihr Väter,
schüchtert eure Kinder nicht ein,
damit sie nicht mutlos werden!
Maria Wachtler (2004)
Gabi Ceric (2000)
Regina Wagner (1997)
Der Text der Lesung stammt aus einer umfassenden Ermahnung für die Christen. Der Christ gehört dem Herrn, deshalb ist er ein neuer Mensch und zur Umwertung aller Werte gerufen. Die Perikope verbindet eine Christusmeditation mit einer Haustafel. Wer Christi Leben in sich trägt, muss die erlösenden Eigenschaften Christi in seinem Leben durchscheinen lassen. Wer Gottes Leben durch Christus erhalten hat, muss seinen Dank in der geschwisterlichen Liebe erweisen. Die letzte Norm des Handelns ist Jesus Christus, der Herr. Der Christ lebt moralisch, nicht weil er die Gebote um ihrer selbst willen erfüllen möchte, sondern weil er sich Christus verantwortlich weiß.
Der Kolosserbrief hat seinen Namen nach der Gemeinde von Kolossä, 200 km vom Meer entfernt, an der Handelsstrasse zwischen Milet und Ephesus, ursprünglich ein wichtiges Zentrum der Wollindustrie. Er wird dem Paulus zugeschrieben und wurde um 150 n. Chr. von Markion bereits in seinen Kanon aufgenommen.
Der erste Abschnitt unserer Lesung (Verse 12-17) ist die Fortsetzung des vorderen negativen Abschnittes ab Vers 5. Wurde darin vielseitig zum Ablegen aller Untugenden und zusammenfassend des Alten Menschen aufgefordert, werden in unserem Abschnitt positive Gegenimperative gesetzt, zusammenfassend und vorangesetzt die Aufforderung, die Tugenden anzuziehen, zugleich mit der Begründung: Ihr seid die Erwählten Gottes! Daraus resultieren die guten Worte und Werke – immer in Verbindung mit dem einen Herrn Jesus Christus.
Eine weitere Konkretion dessen erfolgt mit der Haustafel (eigentlich Kol 3,18-4,1), einer Zusammenstellung von kurzen Ermahnungen an die verschiedenen „Stände" einer damaligen Hausgemeinschaft. Auch diese schliessen mit dem Hinweis auf den einen Herrn (im Himmel) ab und geben so noch einmal die Begründung für das geforderte Verhalten.
Im zweiten, eher praktischen Teil des Kolosserbriefes (Kapitel 3-4; Der theologische Teil umfaßt Kapitel 1-2) begegnen konkrete Aussagen für das christliche Leben, Handeln und Glauben.
Die Tugend- und Lasterkataloge (3,5-17) entsprechen einem aus der iranischen Religion stammenden Schema, dem die Vorstellung zugrunde liegt, das der Mensch aus Tugenden und Lastern zusammen gesetzt ist, wie die Glieder des Körpers zusammengefügt sind. Die Existenz des Menschen baut sich nach diesem Verständnis aus seinen Taten auf.
Die heutige Lesung beginnt nach dem Lasterkatalog mit der Einführung des Tugendkatalogs: "Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen" (Kol 12 a). Ähnlich wie beim Aufbau des ganzes Briefes ist die Theologie der Ethik voran gestellt: Vor dem Tun des Menschen steht das Handeln Gottes. Erst die liebende Zuwendung Gottes ermöglicht dem Menschen, "gut" zu handeln. Ethische Weisungen sind Hilfen, wie die Menschen in ihrer Zeit und in ihrer konkreten Situation ein christliches Leben führen können. Solche Vorschriften enthalten daher notwendigerweise Zeitbedingtes und nicht für alle Fälle Anwendbares.
Auch die Haustafel (Kol 3,18-4,1), von der ein Teil noch zu Tageslesung gehört ist von der Zeitsituation geprägt. Die in dieser Tafel enthaltenen Normen sind nicht spezifisch christlich, sondern stammen wie die christliche Ethik überhaupt aus der Umwelt, vor allem aus der Ethik der Popularphilosophie. Der grundlegende Unterschied zwischen einem ethisch verantwortet handelnden Christen und einem Philosophen ist die Motivation aus dem Glauben. Äußerlich ist eine sittlich gute Tat nicht zu unterscheiden oder zu werten, aber für einen Christen müssen der Friede Christi (Kol 3,15) und die Gnade Gottes (Kol 3,16) die Orientierungspunkte sein, nicht einzelne Normen und Gesetze. Das Besondere an der christlichen Haltung ist daher die Fähigkeit, über die buchstäbliche Erfüllung der Gesetze hinauszuwachsen und auch die Normen hinterfragen und verändern zu können. Mit der Weisung zur Unterordnung der Frau, auf die immer noch manchmal zurückgegriffen wird, ist das z.B. passiert, auch mit der Einstellung gegen über der Sklaverei (Kol 3,22 f).
Die Haustafel kann eine Anregung sein, jene Regeln anzuschauen, die heute für unser Zusammenleben gelten, und wie der Kolosserbrief darin das christlich Lebbare zu aufzuzeigen.
2. Lesung (alternativ) - Hebr 11,8. 11-12. 17-19
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf,
wegzuziehen in ein Land,
das er zum Erbe erhalten sollte;
und er zog weg,
ohne zu wissen, wohin er kommen würde.
Aufgrund des Glaubens
empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft,
trotz ihres Alters noch Mutter zu werden;
denn sie hielt den für treu,
der die Verheißung gegeben hatte.
So stammen denn auch von einem einzigen Menschen,
dessen Kraft bereits erstorben war,
viele ab:
zahlreich wie die Sterne am Himmel
und der Sand am Meeresstrand,
den man nicht zählen kann.
Aufgrund des Glaubens
hat Abraham den Isaak hingegeben,
als er auf die Probe gestellt wurde;
er gab den einzigen Sohn dahin,
er, der die Verheißungen empfangen hatte
und zu dem gesagt worden war:
Durch Isaak wirst du Nachkommen haben.
Er war überzeugt,
dass Gott sogar die Macht hat, von den Toten zu erwecken;
darum erhielt er Isaak auch zurück.
Das ist ein Sinnbild.
Christiane Herholz (2004)
Lopez Weißmann (1998)
Der Hebräerbrief nennt keinen Verfasser. Er ist das erste Beispiel für eine christliche Lehrschrift, die sich nicht durch Nennung eines Verfassers aus der apostolischen Zeit besondere Autorität verschaffen möchte. Es ist auch kein Adressat genannt, ein Briefkopf fehlt. Lediglich die Verse am Schluss weisen auf einen Brief hin. Die Überschrift "An die Hebräer" ist ein späterer Zusatz. Der Brief wurde vermutlich zwischen 80 und 100 n. Chr. von einem hellenistischen Judenchristen geschrieben.
Das Kapitel 11 beschreibt die "Wolke der Zeugen" (Hebr 12,1). Vorbilder im Glauben werden genannt, um den Lesern und Hörern Mut zu machen, selber den Glauben zu leben und zu bezeugen. Es handelt sich um einen Paradigmenkatalog, der zur ethischen Unterweisung dienen sollte. Damit nimmt er die Stiltradition weisheitlicher Paradigmenreihen auf.
Sprachlich wird die Aufzählung durch sich wiederholende gleiche Versanfänge deutlich gemacht. "Durch den Glauben" (griech. "pistin") kommt sieben mal vor. Der Einschub Vers 13-16 ist durch einen veränderten Versanfang "voll Glauben" (griech. "kata pistin") gekennzeichnet.
Der Anfang spricht das Thema "Glaube" an. Die Definition von Glauben, die hier gegeben wird, betont eine objektive Haltung gegenüber den Glaubensfundamenten: feststehen in dem, was man erhofft. Das Subjektive, z.B. ein persönliches Überzeugtsein, wird weniger betont. Die Definition ist ganz allgemein gehalten. Ein persönliches Verhältnis zu Jesus spielt hier keine Rolle.
Die Verse 8-22 haben Abraham zum Thema. Damit nimmt er als Einzelgestalt den größten Raum in diesem Kapitel ein. Das entspricht der Bedeutung, die Abraham als Vater des Glaubens von Anfang an gehabt hat und auch heute noch hat.
Glaube bedeutet Hoffnung. Durch den Glauben wird erkannt, daß das Sichtbare (die Welt) durch das Unsichtbare (Gott) begründet ist.
Die vom Hebräerbrief vorgelegte Definition des Glaubens unterscheidet sich wesentlich vom paulinischen Glaubensbegriff und dem der Synoptiker. Bei Paulus und in den Evangelien ist Glaube unlösbar mit der Person und dem Wirken Jesu verbunden. Die hier vorgelegte Definition sieht im Glauben eine Haltung des Menschen gegenüber der zukünftigen, himmlisch-unsichtbaren Welt. Wer von der Existenz dieser "besseren Heimat", dieser "Stadt" überzeugt ist und sich von der irdischen Scheinwelt nicht täuschen läßt, beweist Glauben. Diese Haltung kann von allen Menschen, auch von frommen Heiden, in vorbildlicher Weise geübt werden.
Die Geschichte Abrahams bietet reichen Stoff zu zeigen, was Glauben bedeutet und worauf er sich richtet. Abraham glaubt an Gottes Verheißung, verläßt seine irdische Heimat und wird zum Stammvater des wandernden Gottesvolkes und zahlreicher Nachkommenschaft. Er lebt aus dem Glauben an die Heimat, die er noch nicht sieht. Viele Gestalten der Heilsgeschichte hofften, ohne zu besitzen und starben, ohne die Erfüllung der Heilsgeschichte zu erleben. Abraham ist sogar bereit den Sohn, den Gott ihm verheißen und zuvor geschenkt hat, zu opfern, weil er daran glaubt, daß Gott auch die Macht hat, Tote zu neuem Leben zu erwecken.
Ruf vor dem Evangelium - Kol 3,15a. 16a
Hallula, Halleluja
Der Friede Christi triumphiere in euren Herzen.
Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.
Halleluja.
Evangelium - Lk 2,22-40
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
Als sich für die Eltern Jesu
die Tage der vom Gesetz des Mose
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt
soll dem Herrn heilig genannt werden.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen,
wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon.
Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels
und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden,
er werde den Tod nicht schauen,
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt;
und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten,
um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war,
nahm Símeon das Kind in seine Arme
und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr,
deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter
staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Símeon segnete sie
und sagte zu Maria, der Mutter Jesu:
Siehe, dieser ist dazu bestimmt,
dass in Israel viele zu Fall kommen
und aufgerichtet werden,
und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, –
und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.
So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin,
eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher.
Sie war schon hochbetagt.
Als junges Mädchen hatte sie geheiratet
und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren.
Sie hielt sich ständig im Tempel auf
und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
Zu derselben Stunde trat sie hinzu,
pries Gott
und sprach über das Kind
zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten,
was das Gesetz des Herrn vorschreibt,
kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das Kind wuchs heran und wurde stark,
erfüllt mit Weisheit,
und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Josef Kampleitner (2002)
Mit dem Kind Jesu wird nach den Bestimmungen des mosaischen Gesetzes verfahren (Ex 13:12-15 u. Gal 4:4). Vierzig Tage nach der Geburt Jesu gehen Maria und Josef in den Tempel, um ihr Kind Gott zu weihen. Es empfängt bei der Beschneidung den Namen Jesus, d.h. "Gott rettet". Reinigung fasst zusammen, was mit der Mutter und dem Kind, weil es der erstgeborene Knabe war, nach dem Gesetz zu geschehen hatte.
Diese alte jüdische Tradition weißt darauf hin, dass das Kind nicht den Eltern gehört, sondern Gott. In der Zeugung, der Schwangerschaft und der Geburt ist Gott selbst am Werk. Jedes neugeborene Kind ist eine neue Schöpfung Gottes.
Im Tempel zu Jerusalem offenbart Gott durch seinen Propheten und eine Prophetin, wer dieses Kind ist und was es für Juden und Heiden bedeutet: Heilbringer, Entscheidungsgestalt und Erlösung Jerusalems. Simeon spürt, er kann jetzt sterben, denn er hat "das Heil gesehen", auf das er zeitlebens gewartet hat.
Jesus aber kommt nicht in eine heile Welt, aber er ist das Heil der Welt. Das Kind ist das große Geschenk Gottes – umso mehr, wenn dieses Kind der Retter Israels ist. An ihm werden sich die Geister scheiden. Die einen werden ihr Leben an Jesus binden, die anderen werden es ablehnen, ja, ihn bekämpfen.
Doch alle die kommenden Konflikte können das Band der Liebe zwischen Gott und Menschen, das mit seiner Menschwerdung konkret geworden ist, nicht mehr unterbinden.
Evangelium (Kurzfassung) - Lk 2,22. 39-40
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
Als sich für die Eltern Jesu
die Tage der vom Gesetz des Mose
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt
soll dem Herrn heilig genannt werden.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen.
Als seine Eltern alles getan hatten,
was das Gesetz des Herrn vorschreibt,
kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das Kind wuchs heran und wurde stark,
erfüllt mit Weisheit,
und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Die heilige Familie Jesu
Familienvielfalt
Am vergangenen Weihnachtsfest haben Sie – so nehme ich an – Familie erlebt, wie sie leibt und lebt. Das konkrete eigene Familienerleben steht nicht selten dem Familienbild, wie es uns mit der Heiligen Familie vor Augen geführt wird, im Kontrast gegenüber. Die harmonischen Momente sind da oft nur von kurzer Dauer. Beziehungen können zerbrochen sein. Das schmerzt, hat Wunden hinterlassen. Oder man erlebt an nahestehenden Personen, dass ihnen Beziehung nicht gelingt, oder es gibt Kinder, Enkel, Geschwister, die sich in gängige Familienvorstellungen nicht einordnen lassen und ihre eigenen Wege gehen.
Dem steht die idealisierte Heilige Familie gegenüber: Maria und Josef halten in der Not zusammen, sie werden von ihren neuen Nachbarn, den Hirten, unterstützt, den Rest besorgen Engel, Könige kommen auf Besuch und entheben sie der finanziellen Sorgen…
All das kommt in den biblischen Erzählungen zwar vor, hat dort aber vor allem eine theologische Bedeutung. Diese wird uns in den Predigten der Weihnachtszeit ausgedeutet und erklärt. Über das konkrete Leben der Heiligen Familie sagen die biblischen Texte praktisch gar nichts außer ihr Ja zum Plan Gottes.
Neben den anerkannten Evangelien hat sich eine bunte Literatur entwickelt, die mit blühender Fantasie beschreibt, was man über diese Familie Jesu wissen wollte. Meist sind diese Texte nur in Fragmenten erhalten. Die sog. Apokryphen Schriften stellen die Regenbogenpresse von damals dar und wurden nicht in die Liste der biblischen Bücher aufgenommen. Sie wissen von der Großfamilie Jesu zu berichten, stellen die Großeltern Jesu, Joachim und Anna, vor, erzählen von Halbgeschwistern Jesu, die Josef in die Ehe mit Maria mitgebracht haben soll. Sie erzählen erstaunliche Geschichten vom kleinen Jesusknaben. Für die einen war er ein aufgeweckter "Fratz", wie eben Kinder manchmal sind, für die anderen hat er bereits als Kind Wunder gewirkt. All das ist amüsant, aber wenig glaubhaft und von einer zweifelhaften Theologie begleitet.
Die wahren Verwandten Jesu
Mehr Aufmerksamkeit verdient da, was uns die anerkannten biblischen Schriften über die Familie Jesu erzählen. Matthäus und Lukas zählen z.B. lange Namenslisten von Vorfahren auf. Und dann die geheimnisvolle Schwangerschaft Mariens, die Gott selbst, bzw. den Heiligen Geist als Vater Jesu ausweist. Matthäus weiß uns viel von Josef zu erzählen, wie er sich als Ziehvater und Beschützer liebevoll um das Kind und Maria kümmert. Heute würde man diese Familienkonstellation als Patchworkfamilie bezeichnen. Lukas erzählt uns von Elisabeth, Zacharias und deren Sohn Johannes, dem späteren Täufer, als Verwandten Marias.
Mich lässt aufhorchen, was uns heute im Evangelium vorgetragen worden ist. Im Tempel begegnen Maria, Josef und das Jesuskind zwei ungewöhnlich altersweisen Persönlichkeiten, Simeon und Hanna. Beide leben im Umfeld des Tempels und gehen dort ein und aus. Sie erkennen im Jesuskind das von ihnen so sehnlichst erhoffte "Licht, das die Heiden erleuchtet", und sprechen zu allen, "die auf die Erlösung Jerusalems warteten".
Mich erinnern diese beiden an manche fromme alte Leute in der Gegenwart, die der Kirche sehr verbunden sind, eine verlässliche Basis der Gottesdienstgemeinde bilden und oft auch das gemeinsame Gebetsleben der Pfarre lebendig halten.
Das führt mich zu einem speziellen Aspekt der Heiligen Familie: Der erwachsene Jesu zeigte sich ziemlich familienkritisch. Er stieß seine Verwandten vor den Kopf, als diese ihn für verrückt hielten und heimholen wollten (Mk3,20). Wenige Verse weiter, als man ihm mitteilte, dass seine Mutter und Brüder ihn aus dem Haus, in dem er predigte, herausrufen wollten, erklärt er seine Sichtweise der Familie: "Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter." (Mk 3,33-35).
Jesus propagierte eine neue Familie: Alle, die den Willen Gottes tun, gehören dazu. Lukas gibt Einblick, wer da konkret mit Jesus unterwegs war. "Die Zwölf begleiteten ihn und auch einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie unterstützten Jesus und die Jünger mit ihrem Vermögen." (Lk 8,1b-3).
Die neue heilige Familie Jesu
Wenn wir von der Heiligen Familie sprechen, dürfen wir diese einerseits familienkritische Sicht Jesu nicht außer Acht lassen und müssen wir andererseits die Öffnung seiner Familie für alle, die den Willen Gottes tun, nicht übergehen. Die Idealisierung der Kleinfamilie wird dem nicht gerecht. Sie nimmt sein neues Familienbild nicht ernst.
Das ist entlastend für alle jene, die nicht in ein idealisiertes Familienbild passen. Sie dürfen sich der neuen Familie Jesu zugehörig wissen. Z.B. die vielen Singles, die am Familienideal Gescheiterten, Menschen, die mit Personen gleichen Geschlechts eine Lebensgemeinschaft eingegangen sind. Alle eben, die bestrebt sind, nach dem Willen Gottes ihr Leben zu gestalten. Sie alle gehören zur Familie Jesu, die durch ihn geheiligt werden.
Die Heilige Familie, eine Familie wie andere auch
Familienideale im Wandel der Zeit
Der Begriff „Familie“ ist besonders in unserer raschlebigen Zeit einer großen inhaltlichen Veränderung unterworfen. Dieses wechselreiche Verständnis hat es früher auch schon gegeben. Im übertragenen Sinn verstanden sich schon Israeliten als „Familie Gottes“, weiters im Evangelium: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Siehe, meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mt 12,48-50). In der Antike entstand der Begriff „pater familias“, also nach außen hin männlich geprägt, was sich aber in den Häusern wirklich abspielte, kann man meist nur ahnen. Diesbezüglich ist kaum etwas überliefert.
Zur Zeit des Habsburgerreiches wurde der Ausdruck „casa d' Austria“ geprägt, „Haus Österreich“ - dazu gehörten die großen Ländereien, unzählige Gebäude, und die Menschen, die in diesem Territorium lebten, bezeichnete man als große Familie. Heute gibt es wieder familienpolitische Transformationsprozesse, sicher auch dadurch herbeigerufen, dass uns Medizin, Epigenetik, Anthropologie und Psychologie ständig neue Erkenntnisse vom Menschen bringen. Ob diese alle wirklich in den vielen Problemlagen, die sich heute auftun, weiterhelfen, ist schwer festzustellen, auch schon wegen der Komplexität und auch Widersprüchlichkeit mancher Thesen.
Selbstverständlich tauchen auch ideologische Probleme auf. Nichteheliche oder pseudoeheliche Beziehungen werden zu „Verantwortungsgemeinschaften“ erklärt. Warum es immer weniger Großfamilien gibt, hat auch seine Gründe. Durch verschiedene Lebensschicksale entstehen heutzutage wieder Großfamilien neuerer Art, sogenannte Patchworkfamilien.
Heile, heilende, Heilige Familie
Am Bild der „Heiligen Familie“ – in gewissem Sinn auch eine Patchworkfamilie - im Stall von Bethlehem hängen die Erwartungen, was Harmonie und Friede betrifft, sehr hoch. Auch das Biedermeierideal der friedlichen Familie, vor allem der Adelsfamilien, täuscht. Historische Berichte aus Adelskreisen sind diesbezüglich sehr ernüchternd.
Das „Fest der Heiligen Familie“ ist trotz allem, auch ein Fest der heilenden Familie in einer unheilvollen Welt. Wir brauchen Ideale, Visionen, sonst ist das Leben sinnlos, kann zur Hölle auf Erden werden. Wie alt der heilige Josef bei seiner Hochzeit war, wissen wir nicht. Jedenfalls war er tatkräftig, schweigsam. Wir brauchen solche Leute in einer Zeit, die voller Konflikte, Kampf und Gewalt sind. Dabei geht es nicht um vorgetäuschte Harmonie oder um Umfaller bei jedem anspruchsvolleren Problem, sondern um Mut und Klugheit. Die Eltern Jesu, so wie ihr Menschensohn, sind Lernende, indem ihnen allmählich klar wird, dass das Leben mit seinen Ansprüchen nicht nur „honeymoon“ ist. Auch bei ihnen war die Familie nicht immer heil, wie manche vielleicht annehmen. Scheitern und auch Neuanfang gehören zum Normalprogramm des Familienlebens und darüber hinaus.
Respekt und Ehrfurcht der Generationen
Es geht um ein gelingendes Zusammenleben, das seinen Beginn bereits in der Familie haben soll. Die erste Lesung und das Evangelium geben gute Hinweise: "Ehre Vater und Mutter" will heißen: Gib ihnen Bedeutung, nimm sie ernst, nicht nur nach außen, weil es sich so gehört. Diese Haltung soll aus dem Inneren kommen, auch durch das Wirken des Heiligen Geistes, der Beziehung schafft. Das gilt auch umgekehrt. Die Eltern sollen ihre Kinder ehren.
In der ersten Lesung finden wir noch etwas Aktuelles: Wenn bei Eltern der Verstand nachlässt, kümmere dich, so gut du es kannst, um sie. Das Problem von Alzheimer und Demenz wird immer herausfordernder und dringender, wie überhaupt das gesamte Pflegeproblem mit all den ethischen Fragen, die dazu gehören. Den Spott und auch die Witze, die man früher darüber gemacht hat, scheinen weniger zu werden. Es steigt das Bewusstsein, dass auch diese Menschen eine Würde haben, die bereits am Anfang des Lebens beginnt und erhalten bleiben muss. Die Herausforderungen diesbezüglich sind sehr oft anstrengend und nervenaufreibend.
Der kurze Abschnitt der Kindheitsgeschichte zeigt einen Ablösungsprozess. Jesus löst sich immer mehr von der Familie ab und wächst in den Willen seines Vaters hinein. Das geschieht im gegenseitigen Erfahrungsaustausch. So sollte es auch bei uns im Zusammenleben der Generationen sein. Auch für Eltern wichtig: Loslassenkönnen, wenn Kinder selbstständig werden und ihre eigenen Wege gehen.
Das Fest der Heiligen Familie weist auf Respekt und Ehrfurcht der Generationen untereinander hin. Das beginnt bereits in der Familie. Möge die Familie ein Ort der Liebe und Geborgenheit sein. Wie auch immer die Lebensform der Familie aussieht und wie wir sie sonst noch benennen, sie sind und bleiben Keimzellen unserer Gesellschaft. Sie werden reichlich Frucht bringen, wenn sie sich am Willen Gottes orientieren wollen.
Das Geheimnis der Weihnacht verkünden
Eine lichtvolle Begebenheit
Er sah nur das Kind, “als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war“. Simeon wartete schon lange auf diesen Augenblick, wie immer dieser Augenblick wirklich sich ereignet hatte, aber es muss eine Erleuchtung, eine Erkenntnis, eine Eingebung, ein Licht gewesen sein. Etwas, was einem Menschen die Erfüllung in seinem Sein schenkt. Dieses Etwas ist nicht in Dingen, wie Geschenken, Festivitäten zu finden, es ist einfach anderer Natur. – es ist das Göttliche, das einem Menschen innewohnt.
Soll ich Simeon beneiden, dass er das Heil der Welt in den Händen halten durfte, konnte, dass er in diesem Augenblick am richtigen Ort, zur richtigen Zeit gewesen ist? Ich weiß nicht? Dazu müsste ich ein „weihnachtlicher Mensch sein“, ein Mensch der geduldig warten kann, der umkehren kann, der um die Verwundbarkeit des Menschen weiß und Verantwortung auf sich nimmt für die Bedürftigen, für die Schutzsuchenden, für die am Rande der Gesellschaft Stehenden, für die, die auf soziale Gerechtigkeit hoffen. Auch müsste ich bereit sein, das gehörte Wort der Frohbotschaft auch durch Taten zu verkünden.
Die Welt des Simeon
In Simeon sehen wir meist einen alten Mann. Davon ist im Schrifttext keine Rede:
„In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon“, sein Leben war von Gerechtigkeit, Gottesfurcht prägt. In seinem Umfeld erlebte er jedoch das Gegenteil. Sein Volk wurde ausgebeutet von zwei Herrschern zugleich: von König Herodes und der röm. Besatzungsmacht. Aber auch die Mächtigen aus dem eigenen Volk, wie Schriftgelehrte und Hohepriester, die ohne Erbarmen sich von der Bevölkerung „erhalten“ ließen, wie Lukas in der Erzählung „Das Opfer der Witwe“ anklingen lässt.
Simeon war auf Gott ausgerichtet, sein Gottvertrauen führte dazu, dass er als „gerechter“ bezeichnet wird: „Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm.“ Simeon, der ein hoffender, ein zuversichtlicher, vom Geist Gottes erfüllter Mensch war, wird in seinem Leben zum „Träger der Hoffnung, der Verheißung“.
In der Sprache von Lukas heißt das so: „… nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast …“ Buchstäblich „hält er in den Armen“ den Trost, die Hoffnung, die Gerechtigkeit Gottes. Er der in einer ungerechten Welt „ausgeharrt“ hat, wurde vom Frieden „heimgesucht“, konnte seine Ruhe finden. Er hielt den göttlichen Trost, die Inkarnation Gottes, in seinen Händen.
Gottes Option sind die Schwachen, die Ausgegrenzten, die Gedemütigten, die Hungernden, denen wird nun ihr Recht zugesprochen. Ihnen gilt das Wort der Verheißung; Gnade und Gerechtigkeit wurde den Armen zuteil und richtete sie auf.
Da klingen die Worte aus dem Buch Jesaja in unseren Ohren „Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Siehe, da ist euer Gott.“
Eine Witwe verkündet die Frohbotschaft
„Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt.“ Ihr wurde im hohen Alter, ein innerer Friede, die Erfüllung einer Sehnsucht zuteil. Nach Jahrzehnten schweren Lebens als Witwe im damaligen Israel, hat sie in Hingabe ihr Leben auf Gott ausgerichtet: „Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.“ Und nun durfte sie die Verkünderin der Frohbotschaft der Geburt des Messias sein: Sie „pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“
Wie spannend das Leben noch im hohen Alter sein kann, wie erfüllend und trostreich, zeigt die Witwe Hanna auf.
Das Geheimnis der Weihnacht lüften
Für Momente der Erfüllung, die wir als Geschenk erfahren dürfen, müssen wir nicht unbedingt „hochbetagt“ sein. Für all jene Menschen, die offen sind für Veränderungen, die das Risiko der eigenen Verwundbarkeit wagen, die für eine Kultur des Wartens in ihrem Leben Platz haben, die bedrohtes, verwundbares Leben aufnehmen, beschützen, behutsam in ihren Händen tragen, wie einst Simeon Jesus, wird Weihnachten wahr werden. Sie haben ihr Warten, ihr Hoffen auf eine gerechtere Welt nicht begraben, sondern sie teilen, was sie haben: ihr verwundbares Leben, das „gezeichnet“ ist von Liebe, Respekt, Wertschätzung und Hingabe gegenüber anderen.
Bildbetrachtung:
Gotisches Tafelbild des Meisters von Mondsee - Oberösterreichisches Landesmuseum
Darbringung im Tempel, um 1492, Meister von Mondsee, OÖ Landesmuseum
Dieses gotische Tafelbild war ursprünglich der linke Flügel von einem gotischen Flügelaltar. Abt Benedikt Eck hat einst diesen Flügelaltar für die Marienkapelle des Klosters Mondsee gestiftet.
Zum gotischen Bildprogramm von der „Geburt Jesu“ gehören vier große Tafeln:
- Die Beschneidung Jesu
- Epiphanie
- Darstellung im Tempel
- Der 12jährige Jesus im Tempel
Zwei kleinere Predellen-Bildern zeigen die Verkündigung und die Flucht nach Ägypten.
Auf den Altarstufen steht Simeon mit dem Kind in seinen Händen. Er ist in der Amtstracht eines Hohepriesters dargestellt. Die Personengruppe rechts vom Baldachin wird von Josef mit Trippen (Trippen sind ein typisches Holzuntergestell, in mittelalterlichen Städten wichtig) angeführt. Maria, die das große weiße Tuch „mitträgt“, sich so mit dem Kind und seiner Passion verbindet und eine Magd mit 3 (!) Tauben in einem Körbchen stehen neben Josef.
Wir schauen in eine Kirchenapsis mit Statuen, evtl. Propheten, diese „könnten“ symbolisch für den Alten Bund dargestellt sein. Die Säulen vom Baldachin sind „lichtdurchlässig“ gemalt. Auf einer Säule beim Altar, steht ein goldenes Götzenbild, so wird dieses Standbild gedeutet.
Das Kind Jesus liegt wie auf einem großen weißen Tuch, Symbol für die Passion, für den Tod. Diese Verbindung „Darstellung und Tod Jesu“ holt das Leid mit in das Geschehen hinein! Dessen sollte man sich bei der Betrachtung der Szene bewusst sein.
Und der Meister von Mondsee bringt eine größere Personengruppe ins Bild.
Was einmalig in der damaligen gotischen Bildkunst ist: es gibt auf diesen Tafeln keine ikonografischen Symbole von antisemitischen Stereotypen wie einem „Judenhut“, oder gelbe Kleidung/Flecken oder die „typischen“ Gesichtszüge, die man im Mittelalter jüdischen Männern „angedichtet“ hat. Nicht nur dieses Tafelbild, sondern alle Tafeln, die der Meister von Mondsee gemalt hat, sind „judenfreundlich“!
Fratelli tutti
Glück für alle?
„Selig bist du - es wird dir gut ergehen. Du sollst schauen das Glück, Jerusalem, alle Tage deines Lebens.“ Schöne und erhebende Worte, die uns im Psalm 128 begegnen. Vielleicht denken wir jedoch sogleich an die derzeitigen Umstände, die unserem versprochenen Glück im Wege stehen: die Angst um unsere Gesundheit und die unserer Liebsten, wenig physische Kontakte zu anderen Menschen und eine diffuse gesellschaftliche Stimmung der Ungewissheit. Jedoch gibt uns dieser Psalm Hoffnung, die Hoffnung auf ein Glück, das ich nicht aufgrund äußerer Umstände habe, das ich mir auch nicht verdienen muss, sondern, das mir zukommt, aufgrund einer Entscheidung und einem Vertrauen in Gott und in ein Glück, das mich alle Tages meines Lebens begleiten soll.
Die wesentliche, gesellschaftspolitische Frage lautet nun: Wem wird dieses Glück zuteil und wem wird es verwehrt? Denn Glück besteht zwar aus einer Entscheidung und einer frohen Hoffnungsstimmung, doch genauso wichtig sind äußere Gegebenheiten, die grundlegende Bedürfnisse abdecken, um das Streben nach Glück überhaupt zu ermöglichen. Sollten wir nicht dafür streiten, dass dieses „Du“ und dieses „Ich“ zum jede/r wird - zu allen wird. Allen soll es gut ergehen, nicht nur den Strenggläubigen, nur jenen die fasten oder jenen die das meiste Geld angehäuft haben. Dafür hat Jesus gestritten und er war in der Tat ein Zeichen, dem widersprochen wurde, so wie es bereits kurz nach seiner Geburt im Tempel prophezeit wurde.
Ein Zeichen, dem widersprochen wird
Auch wir können ein solches Zeichen sein und Zeichen setzen. Diesen Segen und dieses Glück, das uns als Kindern Gottes zusteht, ungeachtet unserer Herkunft, unseres Geschlechts und unseres Kontostandes, gilt es für alle zu beanspruchen, für alle einzufordern. Dort wo jenen Menschen Hoffnung genommen wird, wo Menschen essentielle Elemente ihres Glücks genommen werden - Familie, ein warmes Zuhause, ein sicheres Einkommen, ein friedliches Umfeld oder der Zugang zu Bildung - dort sind wir als Christen und Christinnen gefragt, als Zeichen Gottes aufzutreten und die Hoffnung auf ein Glück für alle aufrechtzuerhalten.
Glück für alle bedeutet ein gutes Leben für alle, bedeutet Wohnraum für alle, Einkommen für alle und menschliche Nähe und Wärme für alle Menschen. Glück bedeutet, die Chance auf das Streben nach Glück - und dafür wollen wir ein Zeichen sein, dem auch gerne widersprochen werden kann, das jedoch hell leuchten soll, für alle Menschen.
Alle sind Schwestern und Brüder
„Gottes Liebe ist für jeden Menschen gleich“ schreibt Papst Franziskus in seiner neuen Sozialenzyklika „Fratelli tutti“. Ich denke, dass auch Gottes Wunsch, dass wir glücklich sein sollen, für alle Menschen gilt. Derzeit haben, auch in Österreich, nicht alle Menschen die Möglichkeit ein Leben in Würde und Glück zu führen. Eltern, vor allem Mütter, die extrem belastet sind, Menschen im Gesundheitswesen, die täglich an ihre Belastungsgrenzen kommen, Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, mit Existenzängsten und großen Sorgen - für sie ist dieses Glück, das Gott uns versprochen hat, gerade nicht greifbar, es gehört nicht zu ihrer Realität. Die Hoffnung scheint weit entfernt. Hinzu kommt eine politische Rhetorik die spaltet anstatt zu einen, die bestimmte Menschen als weniger würdig, als weniger wert ansieht und anstatt selbst Verantwortung zu übernehmen, die Schuld anderen Menschen anlastet, die faktisch gesehen keine Schuld trifft. Diesem Tenor der gegenseitigen Schuldzuweisung etwas entgegen zu setzen - auch das ist tätige Liebe und dient der Förderung des Glücks aller. Und ist unsere Aufgabe als Christen und Christinnen.
„Die aufrichtige und demütige Verehrung Gottes endet nicht etwa in Diskriminierung, Hass und Gewalt, sondern in der Achtung vor der Unverletzlichkeit des Lebens, in der Achtung vor der Würde und Freiheit anderer und im liebevollen Einsatz für das Wohl aller.“ (Fratelli tutti, Papst Franziskus) Denn darin liegt auch unser größtes Glück und unser gesellschaftlicher und persönlicher Frieden verborgen.
© Katrin Pointner, BA, Referentin der Abtlg. Gesellschaft & Theologie, Pastoralamt Linz
Heilige Familien?
Familienerfahrungen
Weihnachten weckt viele Erinnerungen an die Kindheit und an Erlebnisse rund um das Weihnachtsfest in der Familie. Ich bin froh und dankbar, in einer sogenannten normalen Familie mit Vater, Mutter und fünf Geschwistern aufgewachsen zu sein. Aber was ist schon normal? Nur selten verläuft das Leben in vorgegebenen idealen Bahnen. Beziehungen können scheitern; das gab es auch schon in der guten alten Zeit. Nicht selten machen Schicksalsschläge einen Strich durch anfangs ideale Vorgaben. Hohe Idealvorstellungen entpuppen sich oft als Überforderung und zwingen die Betroffenen, nach Lösungen zu suchen, die von der Ideallinie abweichen.
Es ist unübersehbar, dass die überkommenen Vorstellungen von Ehe und Familie sich verändern. Ob sie sich auflösen, bezweifle ich, denn die meisten jungen Menschen sehnen sich nach einer glücklichen Beziehung und nach Geborgenheit in einer Familie. Soziologische Untersuchungen bestätigen dies. Früher oder später entdecken sie, dass es gar nicht so einfach ist, diese Wunschvorstellungen zu verwirklichen.
Was macht eine Familie zur Familie?
Das Fest der Heiligen Familie lässt uns auf Josef, Maria und Jesus schauen. Wenn wir uns allerdings die spärlichen biblischen Texte, die von diesen Dreien als Familie berichten, genauer ansehen, müssen wir zugestehen, dass ihre Familienverhältnisse weder normal noch ideal waren. Was macht Familie aus? Das Idealbild Vater, Mutter, Kinder? - Die Gestalt der Familien hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geändert. Das zeigen gerade auch die biblischen Texte aus den verschiedenen Geschichtsepochen. Was wir heute in den Lesungen gehört haben, sind Zeugnisse bestimmter Geschichtsepochen, sie taugen aber nicht als Vorbilder für das Familienleben heute. An Josef und Maria bewundere ich vor allem ihre aufopfernde Sorge für einander und für das Kind, das ihnen gleichsam auferlegt wurde.
Ich bin geneigt, als Familie jenen Entfaltungs- und Entwicklungsraum zu bezeichnen, den verantwortungsbewusste Erwachsene einander und ihrem Nachwuchs bieten. Eine einigermaßen geglückte Partnerschaft spielt dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig möchte ich aber nicht die Beiträge übersehen, die andere Erwachsene einbringen: Großeltern, Verwandte, Freunde, Lehrer und viele andere mehr. Familie ist ein Gesellschaftsprojekt und nicht ein Privatunternehmen zweier Menschen, die sich lieben. Ich bin in einer bäuerlichen Familie aufgewachsen. Da gab es noch Knechte und Mägde. Sie haben zwar nicht zur Familie gehört, aber das Projekt Familie haben sie loyal mitgetragen. Das gibt es heute in dieser Weise nicht mehr. Wir dürfen aber nicht übersehen, dass auch alleinerziehende Eltern in einen Verwandtschafts- und Freundeskreis eingebunden sind. Meist sind sie darauf angewiesen, dass ihnen andere unter die Arme greifen.
Die Vorstellungen von Familie sind heute im Umbruch. Das hat viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Ursachen. Ich befürchte deshalb nicht das Ende der Familie, wie es von den einen verkündet und von anderen befürchtet wird. Entscheidend ist, dass wir alle dafür Sorge tragen, dass es Entfaltungs- und Entwicklungsräume für die Kinder und die beteiligten Erwachsenen gibt. Familie ist ein Gesellschaftsprojekt. Was wir von der Heiligen Familie dazu lernen können, ist ihre hohe Bereitschaft, für einander da zu sein, eigene Interessen hintanzustellen und sich auf einen gemeinsamen Entwicklungsweg einzulassen.
Was mach eine Familie zu einer heiligen Familie?
Was macht Josef, Maria und Jesus zur Heiligen Familie? Das Heilige dieser Familie sehe ich darin, dass in ihr Gott eine zentrale Rolle spielt. Im menschlichen Füreinander und Miteinander wird Gott lebendig erfahrbar und gegenwärtig.
Viele sehen heute Ehe und Familie durch neue gesellschaftliche Entwicklungen wie Individualisierung, hohe Mobilität, "Ehe für alle" in Gefahr. Ich fürchte, wir können diese Entwicklungen nicht aufhalten. Ich sehe auch keine Notwendigkeit dafür. Vielmehr sollten wir uns Gedanken machen, was Familien stärkt und zusammenhält: auf der Ebenen von Beziehungen, im Familienverband, auf der Ebene der Gemeinden und in der ganzen Gesellschaft. Beziehung, Partnerschaft und Familie müssen so hohe Wertschätzung genießen, dass sie nicht scheinbaren wirtschaftlichen Notwendigkeiten geopfert werden.
Als Beitrag der Theologen wünsche ich mir, dass sie mutig die Zeichen der Zeit deuten und das Wirken Gottes und die Gegenwart Gottes in den Entwicklungen unserer Zeit aufzeigen. Was Jesus zur Würde jeder Person, zur Ebenbürdigkeit von Mann und Frau und noch zu vielen weiteren Aspekten menschlicher Beziehungen gesagt und vorgelebt hat, betrachte ich als kostbaren Schatz und als Vorgabe, die uns herausfordert. Diese gilt es in unsere gegenwärtigen Lebenswelten zu inkulturieren. Eine Theologie der Beziehungen, der Ehe und der Familie ist meines Erachtens weiter zu entwickeln. Es genügt nicht, das Bestehende zu verteidigen.
Jeden einzelnen von uns sehe ich in der Rolle von "praktischen Theologen", die in ihren Beziehungen, in ihren Familien und sozialen Verbänden, der Gegenwart Gottes nachspüren, darüber nachdenken und ihre Erfahrungen miteinander teilen. Wo und wie habe ich in meiner eigenen Lebensgeschichte das Wirken Gottes erfahren? Wie erlebe ich in meinen persönlichen Beziehungen, in meiner Partnerschaft, in meiner Familie das Wirken Gottes? Die Heilige Familie kann uns helfen, Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken.
Die Heilige Familie als Vorbild für heute
Begegnungen im Tempel
Heute hören wir, wie die Eltern Josef und Maria, das jüdische Ritual nach der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes im Tempel vollziehen. Sie erfüllen die Thora. Zwei betagte Menschen, Simeon und Hanna, begegnen dabei dem Kind und verkünden prophetisch den Weg Jesu und Mariens. Lukas beschreibt die Lebendigkeit und die Beziehungen der Personen von Jung und Alt. Er betont, dass der Hl. Geist auf dem greisen Simeon ruht. Der Geist öffnet ihm die Augen für das große Geschehen: er erkennt im Kind den Messias, das „Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Herrlichkeit seines Volkes Israel“. Er spricht auch das österliche Geheimnis an, das mit dem „Schwert des Schmerzes“ verbunden ist, und das Maria besonders treffen wird. Die beiden betagten Persönlichkeiten werden als Mitglieder des Gottesvolkes Israel gezeichnet, die gerecht und gläubig leben. Obwohl Jung und Alt nicht blutsverwandt sind, gehören sie, die sich im Tempel treffen, intensiv zusammen. Was sie verbindet ist das geisterfüllte Leben aus dem Gesetz und das gläubige Vertrauen in Gottes Führung. – Ein Vorbild für das Zusammenleben der Generationen heute.
Das Leben der Heiligen Familie in Nazareth
Das Leben in Nazareth war ein Leben aus der Liebe und dem Glauben. Dazu gehörte der Synagogenbesuch am Sabbat. In der Heiligen Familie wurde sicher eine gläubige Erzähltradition gepflegt. Josef und Maria ergänzten die Worte, die in der Synagoge aus der großen Heilsgeschichte des jüdischen Volkes verkündet wurden: Gottes Wirken von großen gläubigen Gestalten wie König David, von Hanna, der Mutter des Samuel, von Abraham und Sara. Als Gebete wurden die Psalmen gesprochen.
Leben in der Familie heute
Wir können heute nicht mehr so selbstverständlich beten wie die früheren Generationen. Gemeinsames Beten in der Familie ist seltener und schwieriger geworden. Der Generationenunterschied wird in diesem Punkt heute stärker erlebt wie früher. Die jungen Leute orientieren sich mehr an der Gesellschaft als an dem, was sie in der Familie gesehen haben. Wir müssen uns fragen: Wie können wir in der Familie von Gott reden, wie können wir heute miteinander beten? Mutter Theresa legt uns ans Herz: "Bringt das Gebet in Eure Familien hinein, denn eine Familie die betet, die hält auch zusammen!"
Über die religiöse Entwicklung des Kleinkindes wissen wir, dass es wichtig ist, Vater und Mutter auch betend zu erleben. Da erfährt das Kind, dass sich die Eltern, die so groß, gut und mächtig sind, vor einem noch Größeren, vor Gott hinstellen und Frieden finden aus der Beziehung zu Ihm. Mit Kindern beten nimmt verschiedene Gestalt an: Geformte Gebete, Reimgebete, Spontane Gebete, Tagesrückblick mit Dank und Bitte.
Eine unverzichtbare Hilfe für den Glauben in der Familie ist der Sonntag als Tag des Herrn und Tag der Familie. Das heißt, miteinander etwas unternehmen, spielen, erzählen Dabei sollen die Kinder erfahren können, dass es den Eltern beim Gottesdienst und dem Feiern des Kirchenjahres nicht um die Pflichterfüllung geht, sondern um eine Kraftquelle, die aus der Mitte des Glauben herausströmt.
Wenn sich in manchen Familien heftige Debatten zum Sonntagsgottesdienst entzünden, dann kann das wertvoll sein. Die Heranwachsenden wollen ernstgenommen werden in ihrem Denken. Oft wollen junge Leute dabei nur demonstrieren, dass sie sich von der elterlichen Autorität ablösen. Für Eltern braucht es das überzeugte Vorangehen, gute Hörbereitschaft, Geduld, Klugheit und Warten-Können. Erzwingen lässt sich nichts. Ziel bleibt die eigene freie Entscheidung des jungen Menschen für Gott und für ein Leben mit der Kirche.
In Gott haben wir Zukunft
Jedes Kind gehört Gott
Wenn ein Kind geboren wird, dann ist die Freude bei vielen Menschen groß - nicht nur bei den Eltern. Jedes Kind schenkt der Welt neues Leben. Wie sehr sich Menschen über ein neugeborenes Kind freuen, zeigt sich in dem Lächeln, das erwachsene Menschen einem Baby entgegenbringen. Ein Kind rührt die Herzen vieler Menschen an. Umso erschütterter sind wir, wenn hören, dass schon wieder ein Kleinkind Opfer von Gewalt und Terror geworden ist.
Vielleicht steigt in so manchen die Frage hoch: was wird wohl aus diesem Kind. Religiös gefragt kann ich sagen: was hat Gott mit diesem Kind vor? Wenn Eltern sich für Kinder entscheiden, dann ist es ihre Aufgabe, sie zu den Menschen zu erziehen, als er von Gott gedacht ist. Ein Kind ist nicht dazu da, die Vorstellungen oder die nicht erfüllten Träume von Eltern zu leben. Jedes Kind hat seine eigene Aufgabe, seine eigene Berufung. Als Eltern, aber auch alle, die mit Kinder und jungen Menschen zu tun haben, sollte uns bewusst bleiben. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg gehen dürfen. Leben ist spannend.
Mit jedem Kind zeigt Gott: ich habe meine Schöpfung noch nicht aufgegeben. Ganz besonders in dem Kind, dessen Geburt wir gefeiert haben, zeigt sich das. Gott hatte Großes mit diesem Kind vor, mit Jesus. Maria und Josef müssen das im Laufe ihres Lebens noch lernen. Sie beide begreifen erst allmählich, welche Tragweite die Botschaft des Engels haben würde. So bringen sie - wie alle Eltern - ihren Erstgeboren in den Tempel, um es dem Herrn zu weihen. Das Kind gehört nicht den Eltern. Es ist Gott, der einem Kind das Leben schenkt, durch die Eltern.
Was Gott mit einem Menschen vorhat
Nun kommt ein Mann, namens Simeons. Er erkennt, was aus diesem Kind einmal wird. Er erkennt, was Gott mit diesem Kind vorhat. Jesus ist das Heil, auf das die Israeliten gewartet haben. Er ist das Licht, das die Heiden erleuchtet. Er ist die Herrlichkeit für sein Volk Israel. Doch durch ihn werden auch viele zu Fall kommen, viele werden ihm widersprechen. Doch gerade daran zeigt sich, wer an Gott glaubt, wer Gott liebt.
Dieses Kind bringt dem Volk Israel Zukunft. Dieses Kind ist auch unsere Zukunft. Wer sein Leben auf Gott aufbaut, wer in diesem Kind das sieht, was Simeon verkündet hat, der hat eine Zukunft. Die Menschen zur Zeit Jesu schienen keine Zukunft zu haben. Sie waren unterdrückt, viele waren arm und krank. Nur wenige reiche schienen ein erfülltes Leben zu führen. Immer wurde der Messias verkündet. Doch in diesem Kind leuchtete eine neue Zukunft auf. Jesus brachte aber keine vordergründige Rettung. Es gab einige, die glaubten, Jesus werde Israel von den Römern befreien. Das war nicht die Absicht Jesu.
Jesus wollte anderes. Er wollte die Liebe Gottes bringen. Jesus hat nicht das bestätigt, was die Menschen in der Welt erlebt und erfahren haben. Er hat Licht in die vielen Dunkelheiten der Welt gebracht. Er ist gekommen, die Welt heil zu machen. Dabei hat er nicht vertrösten wollen auf ein besseres Leben nach dem Tod, sondern hier schon sollte das beginnen, was Gott vorhat.
Eine neue Wertordnung
Weihnachten haben wir gefeiert, dass Jesus eine neue Wertordnung aufgestellt hat. Er kam als hilfloses Kind. Er hat sich besonders auf die Seite der Armen und Schwachen gestellt, auf die Seite derer, die unten stehen. Jesus bringt das Heil. Wer sich an seine Worte hält, wer auf sein Leben schaut, wer sich von Jesus führen lässt, der kann das Heil erfahren, das Jesus bringen wollte. Das Heil kann Kraft geben für Zeiten, in denen es schwer wird. Auch unsere Zeit kennt viele Probleme, viele Menschen, die ihr Leben in Not und Elend fristen müssen. Wo wir uns für diese Menschen einsetzen, wo wir das Bewusstsein bilden, dort wirken wir Menschen am Heil Gottes mit.
Das Heil kann sich zeigen in einem neuen Umgang miteinander. Dieser neue Umgang wird gezeigt in dem Brief des Apostels Paulus an die Kolosser. Wer Jesus als das Heil erkennt, als den, der allein das Heil schenken kann, ist ein auserwählter Heiliger. Demut, Milde, Güte und Geduld, einander ertragen, das alles soll eine Gemeinde auszeichnen. Paulus hat das konkrete Leben einer Familie vor Augen, wenn er über das Verhältnis von Männer und Frauen wie auch über das Verhalten von Kindern und Eltern schreibt. Wer diese Zeilen genau liest, wird feststellen: es geht um die gegenseitige Liebe, darum, den anderen anzunehmen, nicht zu unterdrücken, sondern ihn zu achten.
Die Gemeinde: Familie Gottes
Doch Paulus hat auch das Leben der gesamten Gemeinde im Blick gehabt. Denn eine Gemeinde von Männern, Frauen und Kinder, die den Glauben an Gott angenommen haben, sind eine Familie. An einer Gemeinde oder an einer christlichen Gemeinschaft sollte man ablesen können, wie die Familie Gottes aussieht. Hier dürfen sich Menschen angenommen wissen. Hier wird einander verziehen. Das geschieht schon aus dem Grunde, weil sich die Menschen bewusst sind: Gott hat uns, jedem einzelnen verziehen. Jeder muss sich selbst sagen: Ich brauche es, dass mir immer wieder neu vergeben wird, dass ich mit meinen Fehlern ertragen werde. Also muss ich andere ertragen. In dieser Gemeinschaft darf sich jeder angenommen wissen. Dort wird Gott im Miteinander wie auch im Lobpreis die Ehre gegeben. In diesen Gemeinden sollen alle ihre eigene Berufung finden. Alle können so zum Heil werden.
Ich merke, wie sehr ich bei den Worten des Paulus ins Schwärmen gekommen bin. Die Realität in vielen Familien und Gemeinden, ja religiösen Gemeinschaften sieht anders aus. Aber wir sind auf dem Weg dazu. Wir dürfen immer wieder umkehren. Wir dürfen reifen und wachsen im Glauben, und auch im Leben als Christen. Wir sollten uns redlich mühen, immer mehr als neue Familie Gottes zu leben, zu zeigen, woraus wir leben, was unser Ziel ist. Wir sollten uns auch nicht entmutigen lassen. Gott traut es uns zu, als seine Familie zu leben. Es ist das Heil, das uns Gott bereitet hat. Gott ist unsere Zukunft.
Gott schenkt Zukunft
Gott war auch die Zukunft für Abraham. Er war kinderlos. Kinderlos zu sein bedeutete eine Schande. Ein Ehepaar ohne Kinder war ein Paar ohne Zukunft. Doch Gott schenkt dem Abraham Zukunft. Gott schenkt Abraham und Sarah einen Sohn. Dieser Nachkomme ist der Anfang eines riesengroßes Volkes. Gott schenkt Leben, Gott schenkt Zukunft, ja Gott ist die Zukunft. In jeder Familie, sei es die leibliche Familie, sei es die Familie als geistliche Verbundenheit, kann diese Zukunft sichtbar werden. Darum freuen wir uns über Neugeborene - weil sie Zukunft verheißen, Zukunft Gottes mit uns. Jeder Mensch hat der Welt etwas zu sagen.
Es gibt das Lebensbeispiel einer jungen Frau aus Italien. Sie heißt Chiara Luce Badano. Sie war das einzige Kind ihrer Eltern. Ihre Eltern haben 11 lange Jahre sehnsüchtig auf das Kind warten müssen. Mit 19 Jahren stirbt Chiara Luce Badano an einer Krebskrankheit. Chiara war lebenslustig, sie treib Sport, hatte viele Freunde. Doch sie nahm ihr Schicksal aus Gottes Hand an. Sie wurde für viele eine Glaubenszeugin. Die Kirche hat sie 20 Jahre nach ihrem Tod selig gesprochen. Immer wieder ermutigte sie ihre Eltern wie auch alle, die sie in der schweren Zeit der Krankheit besuchten, JA zu sagen zum Willen Gottes. Sie war fest vom Glauben getragen, in Gott neues Leben zu finden. Dieser Glaube gab ihr Kraft und Lebensmut in ihrer Krankheit. Wer das Leben dieser jungen Frau liest, merkt: Gott hatte mit ihr etwas vor. Ohne den Glauben wäre sie ohne Zukunft gewesen. In Gott hatte sie ihre Zukunft. In Gott haben wir unsere Zukunft.
Von heiligen Eltern geprägt
Nicht jenseits menschlicher Wirklichkeit
Heute am Hochfest der Heiligen Familie sind wir eingeladen, unsere Blicke der Familie Jesu zuzuwenden. Was können wir von der Heiligen Familie lernen? Worin ist sie uns Vorbild?
Vielleicht sollten wir uns als Erstes davor hüten, uns die Heilige Familie idyllischer zu denken und auszumalen, als sie es in Wirklichkeit war. Sicher, Maria, Josef, Jesus, alle drei sind sie von des Segens und der Gnade Gottes. Aber heilig im Sinne von jenseits aller menschlichen Wirklichkeit war auch die Heilige Familie nicht. Jesus kommt nicht als nur den Menschen ähnliches Wesen auf die Erde, sodass er dann in seiner Heiligkeit an allem Menschlichen vorbei heranwächst. Maria und Josef sind nicht nur seine Ernährer. Nein, Jesus wird ganz ein vollkommener Mensch bis in sein innerstes Wesen hinein. Er muss Laufen und Sprechen lernen, sein Herz und seinen Charakter formen, sein Denken trainieren und auf das Gute hin ausrichten und seine Gefühle ordnen. All das, was ihn später auszeichnet und anziehend macht - Feingefühl, Liebe zu den Einfachen und Armen, Bereitschaft, Not zu wenden, Leidenden beizustehen, bei der Wahrheit zu bleiben, Schwerem nicht auszuweichen - erlernt er Schritt für Schritt in seiner Familie.
Wir dürfen davon ausgehen, dass Maria und Josef neben aller Freude an ihrem Kind auch ihre Schwierigkeiten mit Jesus hatten. Es lief mit Sicherheit nicht einfach alles glatt und harmonisch ab. Denken wir nur an die Situation, die uns Lukas vom Tempelbesuch der Heiligen Familie mit ihrem zwölfjährigen Jesus berichtet. Die Eltern glauben: Er ist ja inzwischen erwachsen und großjährig. Sie lassen ihm Freiheit, damit er sich seinen Altersgenossen anschließen und mit ihnen zusammen sein kann. Aber was tut dieser Bengel! Setzt sich ab, ohne auch nur eine Wort zusagen. Und als die Eltern ihn schließlich nach drei Tagen qualvoller Suche im Tempel finden, geht er nicht feinfühlig auf ihre Angst ein, sondern fragt sie fast vorwurfsvoll: Warum wusstet ihr nicht, dass ich hier im Tempel verblieben bin, weil ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?
In der Entwicklungszeit Jesu hat es sicher manch harte Auseinandersetzung zwischen Eltern und Sohn gegeben. So wie Jesus sich später den Konflikten stellt und ihnen nicht ausweicht, muss er auch das Streiten gelernt haben - nicht kleinkariert, bissig und gehässig, sondern offen und ehrlich und ohne den andern aufs Tiefste zu verletzen oder an die Wand zu drücken. Die Heilige Familie schwebte nicht abgehoben über den Menschen, unter denen sie lebte. Sie musste sich wie alle andern ganz dem normalen menschlichen Leben stellen - mit allen Höhen und Tiefen.
gottverbunden
Trotz aller Normalität der Heiligen Familie ist eines an ihr bewundernswert: Sie lebt in tiefer Gottverbundenheit und bemüht sich, in der Kraft Gottes seinen Willen zu erfüllen. In der Familie Jesu stehen dem Geist Gottes die Herzen offen. Gottes Wille und seine Weisungen bestimmen das Denken und Handeln. Daher kann Gott neben seiner Zuwendung der Gnade auch mit seinen Zumutungen immer wieder bei Maria und Josef landen. Beide sind bereit, ihre sicher vorhandenen eigenen Lebenspläne von Gott durchkreuzen zu lassen. Sie verzichten auf eine Lebensgestaltung allein nach ihren Vorstellungen. Dieses Verhalten setzt enormes Gottvertrauen voraus. Aber dies ist der entscheidende Punkt, um den es geht. Welchen Stellenwert darf Gott in meinem Leben einnehmen? Beziehe ich ihn mit seinen Weisungen und Erwartungen an mich in mein Leben ein? Bin ich bereit, den Weg Gottes mit mir an seiner Hand zu gehen? Sein Weg mit mir wird in vielem anders verlaufen, als ich es geplant habe. Darüber muss sich jeder im Klaren sein. Ist Gott mir das wert? Das ist die entscheidende Frage.
Äußerlich hat sich das Familienleben von damals im Vergleich zu heute in Abläufen verändert. Gelichgeblieben ist für uns Menschen heute der Wunsch Gottes, ihn immer wieder in die Familie einzubeziehen. Erbitten wir in gemeinsamen Beten Gottes Segen für unsere Familie? Erleben Kinder, dass ihre Eltern nach Gottes Willen fragen, ihm danken und gerade auch in kniffligen Situationen auf Gott vertrauen und ihm sagen: Herr, dein Wille geschehe.
gottgeweiht
Bei aller Mühe der Eltern werden Kinder ihre eigenen Wege gehen und neben aller Freude den Eltern auch so manche Enttäuschung bereiten. Für viele Eltern ist es nicht einfach, ihre Machtlosigkeit auszuhalten. Wo sie sich beizeiten Mühe gaben, ihren Kindern Ehrfurcht vor Gott und jedem Menschen ins Herz zu legen, sich selbst zu achten und die eigene Große und Würde nicht leichtfertig preiszugeben, dort sollten Eltern fest darauf vertrauen, dass der Weg ihrer Kinder bei aller Eigenwilligkeit letztlich nicht in die Irre geht. Was Eltern bei aller Ohnmacht bleibt, ist ihr Gebet. Maria und Josef weihen ihr Kind Gott. Wie oft sie es im Laufe der darauf folgenden Jahre auch außerhalb des Tempels getan haben, wird uns nicht berichtet. Aber es wird ganz sicher wiederholt stattgefunden haben. Das Wachsen, Reifen und Erstarken ihres Kindes haben sie sicher neben aller eigenen Mühe auch von Gott erfleht.
Hierin können Maria und Josef allen Eltern Vorbild sein. Nichts prägt die Gesellschaft so sehr wie das, was jeweils in den einzelnen Familien gelebt wird. Keine Persönlichkeit ist je wundersam vom Himmel gefallen. Wie sehr die einzelnen auch selbst an ihrem Charakter gearbeitet und ihn geformt haben, grundgelegt wurde ihr Wesen durch die Gaben des Himmels und die Mühe der Eltern.
Bitten wir Gott um seinen Segen für jede Familie.
Wie Menschen sich Gott anvertrauen
Begegnung mit geisterfüllten Menschen
Wir stehen im Ablauf der Festtage ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Weihnachtsfest und dem Beginn des Neuen Jahres am 1. Jänner. Im Evangelium schildert uns der Evangelist Lukas heute die Darbringung Jesu im Tempel. Dabei kommt es zu einer Begegnung zwischen den Eltern mit ihrem Kind und zwei Menschen, von denen beiden gesagt wird, dass sie vom Heiligen Geist geführt sind. Hanna wird uns als hochbetagte Prophetin dargestellt und von Simeon steht zwar nicht ausdrücklich im Text, dass er ein alter Mann war, aber aus seinen ersten Worten, wo er sagt, »...nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden« können wir annehmen. Und beiden Personen wird der Heilige Geist zugesprochen. Bei Simeon steht das ausdrücklich im Text und Hanna wird uns als Prophetin vorgestellt.
Die wahren Propheten sind in der Bibel nicht Menschen, die die Zukunft voraussagen - wie wir es in unserem Sprachgebrauch heute vielfach verstehen - sondern Propheten in der Bibel sind Menschen, die die Wahrheit Gottes verkünden. Und diese Wahrheit ist meist entgegen der allgemeinen Meinung oder, wie wir heute sagen würden, entgegen dem "mainstream". Daher sind wahre Propheten meist unbeliebt und müssen, ob dem Unverständnis der Menschen für die von ihnen zu verkündigende Wahrheit oft leiden. Ihr Schicksal ist nicht begehrenswert. Es ist immer leichter den anderen wie man so sagt »nach dem Maul« zu reden als unangenehme Wahrheiten beim Wort zu nennen.
Der Evangelist schildert uns in diesem Text die Begegnung zwischen einem Säugling und zwei alten Menschen, zwischen dem Kind in der Krippe, dessen Geburt wir vor wenigen Tagen gefeiert haben und zwei Menschen, die ihr irdisches Leben mehr oder weniger schon vollendet haben.
Auch bei unseren Feiern der letzten Tage standen wohl die Kinder im Mittelpunkt. Einerseits sind es die Kinder oder Enkeln, Urenkeln, Nichten und Neffen, die das »Christkind« am sehnlichsten erwartet haben und von ihm die Erfüllung ihrer geheimen Wünsche erhofft haben. Andererseits sind es aber auch unsere eigenen Kindheitserinnerungen, die unser eigenes Erleben des Festes ganz wesentlich beeinflussen und prägen. In jedem Neugeborenen, in jedem Kind, erleben wir ein Stück Hoffnung. Wir wünschen, dass es in eine bessere Welt hineingeboren ist, als wir sie erlebt haben. Und genauso geht es uns selbst auch am Jahreswechsel. Wir lassen das alte Jahr hinter uns und hoffen auf ein gutes Neues Jahr.
Im Übergang
Der heutige Text der Frohbotschaft ist so ein Text des Übergangs. Die Kirche und mit ihr die Priester und auch Laien, die voll bewusst mit der Kirche das Brevier oder Stundengebet beten, beten diesen Text täglich als Abendgebet. Sie beten ihn am Ende des Tages, wenn sie ihren Tag Revue passieren lassen und sich der Ruhe der Nacht übereignen. Und jedes sich dem Schlaf überlassen, ist ja wie ein kleiner Tod. Deshalb haben die Menschen im Mittelalter aus Angst, unvorbereitet zu sterben, oft im Sitzen geschlafen. Im Schlaf ist unser Bewusstsein eingeschränkt und wir sind nicht mehr Herr all dessen, was da passiert.
Der Text schließt mit der Verkündigung des Heils an die Verkündigung der Engel bei der Geburt Jesu an und führt uns in eine Situation der Entscheidung, die wir täglich auf uns nehmen müssen. Denn der Evangelist Lukas begleitet seine Gemeinde, also die ersten Christen bzw. eben die Judenchristen, die sie zur Zeit der Abfassung des Evangeliums noch waren, in ihre Glaubensentscheidung hinein. Sie müssen sich entscheiden, ob sie glauben, dass in Jesus wirklich Gott Mensch geworden ist, ob sie glauben, dass dieser Mensch durch seinen Tod und seine Auferstehung uns mit Gott versöhnt hat und so unser Retter geworden ist, ob von Gott alle Rettung kommt.
Damit sind wir aber schon in der harten Realität der Weihnachtsbotschaft. Denn auch uns stellt der Evangelist diese Frage. Auch wir müssen uns tagtäglich neu entscheiden, ob wir auf unser eigenes Können vertrauen oder im Lauf eines mehr oder weniger langen Lebens gelernt haben, dass unsere einzige, wahrhafte und wirkliche Zuversicht und Hoffnung auf einen guten Ausgang unseres menschlichen Tuns, ja unseres ganzen Lebens nur in Gott liegt.
Wenn wir auch unseren Kindern noch so wünschen, dass das Christkind ihnen alle Wünsche im Leben erfüllt, so wissen wir auch, dass wir es nicht für sie im Leben »machen« können, und dass sie selbst vieles in ihrem Leben nicht »machen« können. Es muss ihnen geschenkt werden. Und schenken kann es letztlich nur einer, eben der, der uns das Christkind, Jesus Christus, Jesus, den Gesalbten, unseren Retter und Erlöser geschenkt hat. Für ihn müssen uns immer wieder jeden Tag neu entscheiden.
Das Schwert der Ent-scheidung
Der erzählerische an Maria gerichtet Einschub in diesem Text, nämlich "Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen", ist ein Hinweis auf die Entscheidung, unter der Maria und unter der wir jeden Tag neu stehen. Manche Exegeten sehen nämlich nicht so sehr in dieser Aussage die Voraussage der Schmerzen Mariens - wie wir sie aus der Darstellung der Mater dolorosa, der Schmerzensmutter, mit den sieben Schwertern, die ihr Herz durchdringen, kennen - sondern sie sehen in dem Schwert, das Schwert der Entscheidung. Es ist wie die Krise bei einer Erkrankung. Die Krise kann der Patient überleben oder daran sterben. Beides ist in diesem Zustand prinzipiell möglich. Es ist nicht nur die ärztliche Kunst, die den Kranken heilt. Der Arzt kann probate Mittel empfehlen, aber gesund werden muss der Patient selbst, sein Lebenswille trägt viel dazu bei.
Und so ist es auch bei den vielen einzelnen Entscheidungen, die uns jeden Tag abverlangt werden. Wir haben die Freiheit geschenkt bekommen, uns so oder anders zu entscheiden. Es liegt an uns, Gott und die von ihm uns geschenkten Gnaden wie die Gottesmutter anzunehmen oder die Annahme zu verweigern und eigene Wege zu gehen. Und es wird auch so sein, dass es immer wieder Situationen in unserem Leben gibt, wo wir abends beim Überdenken des Tages uns dann eingestehen müssen, das oder jenes ist nicht gut gelaufen, das oder jenes war wohl nicht der Wille Gottes für meine Lebenssituation, da bin ich etwas schuldig geblieben. Dann tut es gut zu wissen, dass uns Gott in seinem Sohn den Retter gesandt hat, das Kind in der Krippe, »das Heil«, das Simeon gesehen und verkündet hat, das Gott allen Völkern bereitet hat und so auch uns.
Nach diesem Lobpreis des Simeon betet die Kirche in ihrem Abendgebet voll Vertrauen auf den Schutz und das Heil, das sie allein von Gott zu erwarten hat: "Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz, wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden."
Konsonanzen und Dissonanzen
Darstellungen der Weihnachtskrippe
Die Krippendarstellungen zur Weihnachtszeit haben zumeist zwei Szenen aus dem Geschehen der Heiligen Nacht von Bethlehem vor Augen. Zum einen die Darstellung der Geburt Jesu mit Maria und Josef, den Engeln und Hirten; letztere mit einigen Tieren aus ihrer Herde. Und natürlich dürfen bei der Krippe Ochs und Esel nicht fehlen. - Zum anderen die Szene der Ankunft der "Heiligen Drei Könige", der drei Weisen oder Sterndeuter, wie die Hl. Schrift sie nennt (Mt 2,1). Sie bringen dem Kind die bekannten Gaben, nämlich Gold, Weihrauch und Myrrhe dar. - Bei manchen Krippen wird aber noch eine dritte Szene dargestellt, nämlich das Haus von Nazareth, in dem Josef, der Zimmermann bei seiner handwerklichen Tätigkeit gezeigt wird, wobei er von dem halbwüchsigen Jesus eifrig unterstützt wird. Und der Hintergrund zeigt Maria bei ihrer hausfraulichen Tätigkeit.
Ungetrübte familiäre Harmonie?
Es hat auf den ersten Blick den Anschein, als ob kein Wölkchen diese Harmonie trüben könnte. Idylle pur? Aber war es denn wirklich so, dass sich die drei Mitglieder der Hl. Familie im Erkennen und dem Vollzug des Willens Gottes immer und in allem einig waren? Oder treten da vielleicht auch Risse zutage, die zu einer Korrektur eines liebgewordenen Bildes führen können, ja sogar führen müssen?
Spannungen und Schatten
Genau genommen ist schon der Beginn der Ehe zwischen Maria und Josef von einer tief reichenden Spannung überschattet: Josef merkt, dass seine Verlobte schwanger ist, und er weiß, dass er nicht der Vater dieses Kindes sein kann. Also muss er annehmen, dass das Kind aus einem Treuebruch stammt. Was mag das für eine schwere Belastung für die beiden gewesen sein! Ihre Liebe wird da auf eine harte, schier unerträglich scheinende Probe gestellt. Maria schweigt, und wir wissen nichts über die Gründe dieses Schweigens. War ihr Mund verschlossen, weil sie ob der Größe des an ihr Geschehenen nicht reden konnte? Josef betrachtet die Ehescheidung als nahe liegende Lösung dieses Dilemmas; das sei, so meint er, der schonendste Weg, um Maria nicht bloßzustellen. Das Kind würde nach außen hin als sein Kind angesehen, und Maria wäre dann einfach eine geschiedene Frau.
Patchwork-Familie
Erst der Engel klärt Josef über den wahren Sachverhalt auf, dass das Kind vom Heiligen Geist stammt und Josef sich nicht scheuen möge, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen (Mt 1,18-20). Sie sind also ein Ehepaar geworden, und es ist ungenau, wenn Josef auch nach der Eheschließung mit Maria immer noch als ihr Bräutigam bezeichnet wird. - Die Heilige Familie ist aber, wenn man es genau unter die Lupe nimmt, das, was man heute als "Patchwork-Familie" bezeichnet, denn Maria ist zwar die Mutter, Josef aber nicht der Vater des Kindes, das aber rechtlich als das seine gilt und bezüglich dessen er auch Vaterrechte und -pflichten ausübt, ja ausüben muss. Gerade das hat ihm, der vielleicht ganz andere Pläne für sein Leben hatte, so manches an Schwerem abverlangt. Sein eigenes Leben ist mit dem von Jesus und Maria aufs engste verknüpft, und immer wieder sind es Engel, die ihm Weisungen von Gott erteilen. Vielleicht mag er sich gedacht haben, Träume seien keine ausreichende Grundlage für schwerwiegende Entscheidungen in Bezug auf ihn und die ganze Familie, und es müssten ihm eigentlich deutlichere Zeichen gegeben werden. Aber er weiß und glaubt, dass Gott auch im Traum zu Menschen reden kann - und er gehorcht.
Ausharren bei zunächst Unverständlichem
Das Verhalten des zwölfjährigen Jesus ist, sagen wir einmal "ruppig" und erinnert an die Sorge und den Schmerz vieler Eltern, die bisweilen mit der Aufmüpfigkeit und Widerspenstigkeit ihrer heranwachsenden Kinder schwer zurechtkommen. Anlässlich der Wallfahrt nach Jerusalem bleibt Jesus, ohne ein Wort zu sagen, einfach in der Stadt zurück. Als Maria und Josef ihn nach drei Tagen mühsamen Suchens finden und Maria ihm Vorhaltungen macht "Kind, warum hast du uns das angetan", entschuldigt er sich keineswegs, sondern schützt den Willen des Vaters im Himmel vor, dem er folgen müsse. - Die Schrift sagt ausdrücklich, dass Maria und Josef das nicht verstanden haben; dennoch bewahrte Maria dies alles in ihrem Herzen (Lk 2, 48-51).
Mut zu Heiligkeit
Heiligkeit war nicht etwas, das der Heiligen Familie als unverdientes Geschenk von allem Anfang an als selbstverständlicher Bestandteil des Familienlebens mitgegeben wurde. Wenn dem so wäre, dann könnten wir nur schauen und staunen. Aber so war es in Wirklichkeit nicht: Es hat vielmehr auch mannigfache Dunkelheiten, Missverständnisse, ja Unbegreiflichkeiten gegeben, die einer bisweilen mühsamen Aufarbeitung bedurften. Das Unterwegssein im Glauben blieb auch Maria und Josef nicht erspart. Aber dieses gläubige Vertrauen, das Ringen nach Erkenntnis dessen, was Gottes Wille war, das hat die Heilige Familie ausgezeichnet, und sie haben sich gegenseitig in diesem Glauben gestützt und aneinander Halt gefunden. Der Glaube des einen wurde zum Obdach für die Seele des anderen.
Als gemeinsam zum Glauben in die Kirche Gerufene sollen wir einander Stütze und Halt geben, sollen Hoffnung wecken, gerade wenn Hilfe fern zu sein scheint. Das wäre der Weg, auf dem Kirche zu einer heiligen Familie werden kann.
"Meine Augen haben das Heil gesehen"
Überglücklich
Das Evangelium vom Familiensonntag hat es mir angetan. Da haben einmal zwei Pensionisten das Wort: Hanna (=Anna, bedeutet Gunst, Gnade) und Simeon. Sie sind alt, aber nicht verbittert. Hanna trägt schon die Bürde von 84 Jahren, aber ist dabei sehr lebensfroh. Ein Plakat, das ich vom Dachverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs aus Wien erhalten habe, will das zum Ausdruck bringen. Im Plakat ist der Satz eingedruckt: Ich war so lebensfroh und bin so lebensfroh. Das kann ich auch von Hanna und Simeon behaupten, ja diese beiden Pensionisten sind überglücklich. Warum?
Sie hofften auf den Herrn und wurden nicht enttäuscht. Denn jetzt ist der Messias da. Simeon sagt in seinem Lobpreis "jetzt kann ich in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen".
Der Hymnus von Simeon, der nach den lateinischen Anfangsworten "Nunc dimittis" heißt, gehört mit dem Benedictus und Magnificat zur Weltliteratur und ist x-Mal vertont worden. Hanna und Simeon sind so glücklich, weil ihre "Augen das Heil gesehen haben". Dieser Hymnus bringt den Grundakkord von Weihnachten, die Mystik dieses Festes.
Auf das Ende zu
Mein Lebensweg geht wie der aller Pensionisten dem Ende zu. Aber dann werde ich Gottes Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen. Damit ist mein Lebenssinn mehr als erfüllt. Der Tod bekommt eine ganz andere Bedeutung. Ich kann mit Hanna und Simeon der Welt ade sagen. Denn unsere Augen haben bereits den Anfang des Heils gesehen. Unser Leben endet nicht in Hoffnungslosigkeit. Mit dem Scheiden aus dieser Welt beginnt eigentlich das ewige Weihnachtsfest.
Dieser Satz "Meine Augen haben das Heil gesehen" ist mir unendlich kostbar. Er drückt das Wesen des Christentums aus. Ich möchte diesen Satz, um mit unserem Dichter Andreas Zeiss zu sprechen, "in eine Worttruhe" geben.
Gott ist Mensch geworden, damit wir ihm ins Angesicht schauen können. Das bedeutet die Umkehr aller Verhältnisse, d.h. Sterblichkeit und Unsterblichkeit versöhnen sich. Damit fallen nach Nikolaus Cusanus die Gegensätze zusammen.
Gott öffnet die Grenzen des irdischen Daseins.
Dass ein Mensch schon auf Erden das Heil schauen kann, ja Gott empfangen kann, klingt wie ein Märchen, ja macht uns unsterblich. Unglaublich, aber wahr. So macht Gott die Welt zur Oase, zu einem Stück Himmel. Das klingt für manche Menschen utopisch. Denn die Sünden der Menschen gehen auf keine Kuhhaut. Wo auf der Welt wird die Schöpfung bewahrt und erhalten? Wird sie nicht immer mehr zugrunde gerichtet? Papst Benedikt stellt in seinem Buch "Jesus von Nazareth" die Frage: "Was hat denn Christus gebracht? Ist der Weltfriede gekommen, die totale Gerechtigkeit?" Der Papst gibt als Antwort: "Christus hat uns schlicht und einfach Gott gebracht", er hat uns sein Angesicht gezeigt. Das Leben kann gelingen, schön und glücklich werden, wenn wir auf Gottes Wort hören, das Fleisch geworden ist.
Weihnachten ist eine Gnade, aber auch eine Gefahr. Warum? Ich sage es offen: Weihnachten wollen alle feiern, aber eine Reihe von Menschen feiern Weihnachten ohne Christus. Bei diesen stehen die Geschenke und das Geschäft im Mittelpunkt. Doch die beiden Pensionisten Hanna und Simeon sagen uns: Weihnachten ohne Christus ist eine Pervertierung. Der Herr ist unser Licht und nicht der Christbaum. Der Herr ist unser Heil und nicht das Geld. Die gegenwärtige Finanzkrise hat das goldene Kalb vom Thron gestürzt. In Besitz und Vermögen liegt nicht unser Heil.
Feste die vom Himmel fallen
Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind Feste, die vom Himmel fallen, die Gott uns bereitet hat.
Ich habe gelesen, dass in einer Schule in Bozen keine Weihnachtslieder gesungen werden dürfen, in denen Jesus vorkommt. Warum, werdet ihr fragen? Aus Respekt vor den muslimischen Kindern, die dort in der Mehrzahl sind. Doch die beiden Pensionisten Hanna und Simeon "schämen sich des Evangeliums nicht" (vgl. Röm1,16). Sie erfahren, dass es eine Kraft Gottes ist, die jeden rettet, der glaubt.
Ich habe gelesen, dass es in England Firmen gibt, die keine Weihnachtsgrüsse mehr versenden, sondern "neutrale Briefe zur Jahreszeit", um ihre nichtchristlichen Geschäftsfreunde nicht zu verlieren. Ich sage euch, diese Menschen sollten einmal Simeon und Hanna hören. Sie haben das Heil gesehen und können nicht mehr schweigen. Ich auch nicht. . .
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 159: Licht, das uns erschien (Kyrie)
GL 224: Maria durch ein Dornwald ging
GL 228: Tochter Zion, freue dich
GL 236: Es kommt ein Schiff geladen
GL 237: Vom Himmel hoch, da komm ich her
GL 238: O du fröhliche, o du selige
GL 239: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein
GL 240: Hört, es singt und klingt mit Schalle
GL 241: Nun freut euch ihr Christen, singet Jubellieder
GL 242: Adeste fideles
GL 243: Es ist ein Ros entsprungen
GL 245: Menschen, die ihr wart verloren
GL 246: Als ich bei meinen Schafen wacht
GL 247: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
GL 248: Ihr Kinderlein, kommet
GL 250: Engel auf den Feldern singen
GL 251: Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket ihr Engel, in Chören
GL 252: Gelobet seist du, Jesu Christ, dass du Mensch geboren bist
GL 253: In dulci jubilo
GL 254: Du Kind, zu dieser heilgen Zeit
GL 256: Ich steh an deiner Krippen hier (Bach)
GL 374: Volk Gottes, zünde Lichter an
GL Ö799: O Jubel, o Freud!
GL Ö801: Kommet ihr Hirten
GL Ö802: Ihr Christen, herkommet, o kommet doch all
GL Ö806: Ich steh an deiner Krippe hier (Luther)
GL Ö807: Der Heiland ist geboren
GL Ö809: In tiefer Nacht trifft uns die Kunde
GL Ö812: Singen wir mit Fröhlichkeit
Psalmen und Kehrverse:
GL 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude an der Weisung des Herrn. - Mit Psalm 1 - IV.
GL 55: Jubelt ihr Lande, dem Herrn, alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht. - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 244: Halleluja... - Mit Psalm 72 (GL 635,5) - V.
GL 255: Das Wort wurde Fleisch und wohnte bei uns - Mit Psalm 98 (GL 55,2) oder mit Psalm 96 (GL 635,8) - VIII.
GL 635,3: Heute ist uns der Heiland geboren, Christus, der Herr - Mit Psalm 72 (GL 635,5) - V.
GL 635,6: Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke, denn der Herr ist uns geboren, Halleluja - Mit Psalm 96 - VIII.
GL 649,1: Sei gegrüßt, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit dir. Mit Magnificat (GL 634,4) oder mit Psalm 103 (GL 57,2) - II.
GL Ö800: Alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 (GL 55,2) oder mit Psalm 96 (GL 635,8) - VIII.
GL Ö805,1: Ein Licht ging strahlend auf: Geboren ist der Herr - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
GL Ö805,3: Unser Heiland ist geborn, nun sind wir nicht mehr verlorn - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
GL Ö808: Hodie Christus natus est, hodie Salvator apparuit - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
- Einleitung3
Hans Hütter (2017)
Am Sonntag nach dem Weihnachtsfest wird uns die Familie Jesu als Heilige Familie vorgestellt. Dies ist ein Anlass, die Anliegen der Familien in die Mitte der gottesdienstlichen Versammlung zu stellen, für die Familien zu beten und darüber nachzudenken, was das Zusammenleben in den Familien gut bekommt.
Am Beginn des Gottesdienstes wenden wir uns an Christus und bitten ihn, dass er uns zu Hilfe komme und heilige.
Jörg Thiemann (2014)
Vor ein paar Tagen haben wir das Fest der Geburt des Herrn gefeiert. Jesus kam in unser Leben, in eine ganz normale Familie. Die Familie Josef, Maria und Jesus stand unter dem Schutz und Segen Gottes. Jesus stand unter dem Schutz und dem Segen Gottes.
Auch in unseren Familien will Gott Raum gewinnen, in den heilen Familien wie in den zerbrochenen Familien. Gott ist da in allen Freuden, in allen Enttäuschungen. IHN, der unser Leben teilt, der jetzt uns mit seinem Wort beschenkt, bitten wir um sein Erbarmen.
Klemens Nodewald (2014)
Nachdem wir Weihnachten unsere Blicke vor allem auf Christus als unseren Erlöser und Heiland gerichtet haben, steht heute, am ersten Sonntag nach Weihnachten die Heilige Familie im Mittelpunkt. Sie kann uns auch heute in vielem Vorbild sein.
Wir dürfen darauf vertrauen, dass nicht nur die Heilige Familie von Gott erwählt war und unter seinem Gnadensegen stand. Alle Eltern möchte Gott in seinen Dienst nehmen, am Heil der Menschen mitzuwirken.
Erbitten wir für alle Familien Gottes Segen und Gnade.
- Kyrie3
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus, du hast die Familie, in der du aufgewachsen bist, geheiligt.
Herr, erbarme dich.
In der Taufe hast du uns zu deinen Schwestern und Brüdern gemacht.
Christus, erbarme dich.
Du hast alle, die dir nachfolgen, zur Heiligkeit berufen.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist das Heil, das allen Menschen bereitet ist.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
durch dich kommen viele zu Fall,
viele werden aufgerichtet.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du hast unser Leben geteilt,
auch das Leben in einer Familie.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
menschlichen Eltern hast du dich anvertraut.
Herr, erbarme dich.
Dein Wesen und Charakter wurde von Maria und Josef geprägt.
Christus, erbarme dich.
Segnen willst du alle Familien für die Aufgaben, die sich ihnen stellen.
Herr, erbarme dich.
Der Herr erbarme sich der Sorgen und Nöte vieler in ihren Familien. Er halte seine schützende Hand über sie und zeige ihnen Wege für ein gelingendes Leben im Miteinander und Füreinander. – Amen.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Heilige Familie
Herr, unser Gott,
in der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes Vorbild geschenkt.
Gib unseren Familien die Gnade,
daß auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben
und einander in der Liebe verbunden bleiben.
Führe uns alle zur ewigen Gemeinschaft in deinem Vaterhaus.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Heilige Familie
- Eröffnungsgebet2
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
dein menschgewordener Sohn
ist in einer Familie aufgewachsen
und hat dort Liebe und Schutz erfahren.
Schenke uns und unseren Familien
gegenseitiges Vertrauen und fürsorgende Liebe.
Durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
du bist das Leben.
Du hast Abraham und seiner Frau Sara
im hohen Alter einen Sohn geschenkt
Du schenkst Leben - auch heute noch.
Du willst, dass wir auch in unseren Familien
nach deinem Willen leben,
dass wir einander in Liebe und Geduld annehmen.
Du willst, dass wir unser Leben unter Deine Führung stellen.
Denn dann ist unser Leben gesegnet.
Dazu hören wir jetzt dein Wort. - Amen.
- Fürbitten8
Renate Witzani (2023)
In Jesus, dem kleinen Kind, kommt der Retter der Welt auch in unsere Zeit.
In der festen Hoffnung, dass sich Gottes Heilsplan unter uns erfüllt, lasst uns ihn bitten:
Um einen tragfähigen Glauben und Vertrauen auf deine Zusagen für deine Kirche im Umfeld der äußeren Umstände und Veränderungen der gegenwärtigen Zeit.
Um die Möglichkeit angstfreier Ausübung religiöser Traditionen in unserer Gesellschaft und das Bewusstsein der engen Verbindung zwischen Juden- und Christentum.
Um Unterstützung für die unterschiedlichsten Familien, um Begleitung alleinstehender Jugendlicher auf der Flucht und die Wertschätzung der Arbeit all jener Beratungsstellen, die sich all derer annehmen.
Um ein Leben miteinander und füreinander der verschiedenen Generationen in Familie, Kirche und Gesellschaft.
Um Erfüllung unserer Hoffnung aus dem Glauben an die Auferstehung für unsere Verstorbenen.
Von dir in deine Kirche gerufen verbinden wir uns mit der großen Familie aller Gläubigen, um dir zu danken und dich zu preisen jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hannelore Jäggle (2020)
Die Hoffnung, das Heil der Welt schauen zu können,
ist für Simeon und Hanna in Erfüllung gegangen.
Dafür haben sie Gott gedankt, gepriesen!
Im Gebet wollen auch wir Gott preisen, danken und bitten.
Für all das Gute in unserem Leben,
welches wir auch in schweren Zeiten erfahren, erleben durften, wollen wir danken.
Gott, wir danken dir.
Für jene Menschen in unserer Stadt, in unserem Land,
die sich für das Recht und den Schutz anderer einsetzen.
Für sie wollen wir danken.
Gott, wir danken dir.
Für ein Miteinander in unserer Gesellschaft,
das getragen ist von Verantwortung, Solidarität
und Raum schafft für die Entfaltung des Einzelnen,
wollen wir bitten.
Gott, wir bitten dich.
Für unsere Pfarrgemeinde wollen wir bitten,
dass ihr gemeinsamer Glaube sie stärkt
und sie weiterhin ermutigt, ein Licht für ihre Mitmenschen zu sein.
Gott, wir bitten dich.
Für uns wollen wir am Ende des Jahres bitten,
dass Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen uns in das kommende Jahr begleiten.
Gott, wir bitten dich.
In Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn, ist das Licht erschienen, durch das Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit aufleuchtet.
Ihm gilt unser Lob und Preis in alle Ewigkeit. – Amen.
Hans Hütter (2017)
Gott und Vater unseres Herr Jesus Christus,
der Blick auf die Heilige Familie
öffnet unsere Augen für die Sorgen und Nöte vielen Menschen.
Darum bitten wir dich:
Für alle Kinder, die ohne Familie aufwachsen müssen.
Lass sie Menschen finden,
die ihnen Geborgenheit, Wärme und Halt geben.
Für die alleinerziehenden Mütter und Väter.
Gib ihnen die Kraft, für ihre Kinder da zu sein
und lass sie die nötige Unterstützung erfahren,
die sie in ihrer schwierigen Lage nötig haben.
Für alle Ehepaare,
deren Wunsch nach Kindern unerfüllt geblieben ist.
Zeige ihnen, wie ihre Liebe in anderer Weise Früchte bringen kann.
Für alle Eheleute, deren Beziehung zerbrochen ist.
Schenke ihnen die Kraft zu einem Neuanfang.
Für alle Menschen, die ehelos geblieben sind.
Eröffne ihnen Möglichkeiten, in ihrer Beziehungsfähigkeit zu wachsen
und beziehungsreich zu leben.
Für alle Menschen, die um des Himmelreiches willen
auf eine eigene Familie verzichtet haben.
Mache ihr Leben und Wirken fruchtbar für das Reich Gottes.
Für alle Menschen, die bereits verstorben sind,
und denen wir uns aber über den Tod hinaus verbunden fühlen.
Lass sie in der Begegnung mit dir
die endgültige Erfüllung ihres Lebens erfahren.
Herr, wir danken dir,
dass du unsere Beziehungen heiligst
und dass wir so das Abbild deiner göttlichen Liebe in uns tragen dürfen.
Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns im Vertrauen auf Gottes Beistand an allen Tagen unseres Lebens mit unseren Bitten zu ihm kommen:
In Jesus Christus hast du uns zur Familie deiner Kirche zusammengeführt.
Möge in ihr die verschiedensten Menschen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, in der sie einander im Glauben stärken.
Das Zusammenleben verschiedener Generationen spielt sich in unserer Gesellschaft in sehr verschiedenen Formen ab.
Mögen die Kinder in ihren Familien Liebe und Geborgenheit erfahren und für die Stürme des Lebens gerüstet werden.
Wo Menschen miteinander leben, braucht es Verantwortungsbewusstsein füreinander.
Mögen wir in Familie, Beruf, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik einander so viel Raum geben, dass jeder sich zu seiner größtmöglichen Reife entfalten kann.
Am Ende des vergangenen Jahres und kurz vor Beginn eines neuen Kalenderjahres erfüllt uns Dankbarkeit und Hoffnung.
Möge der Glaube an deine Liebe, die alle unsere Vorstellungen übertrifft, in uns wachsen.
Das Sterben unserer Lieben und die Hoffnung auf die Auferstehung sind grundlegende christliche Lebenserfahrungen.
Mögen unsere Verstorbenen bei dir auf ewig geborgen sein.
Diese und alle unsere Bitten, die wir an diesem denkwürdigen Kalendertag in unseren Herzen tragen, bringen wir zu dir, Vater, durch Christus, der mit uns durch unser ganzes Leben geht, im Heiligen Geist, unserem Beistand, - Amen.
Renate Witzani (2015)
Die Realität unseres Lebens und unsere Sehnsüchte klaffen oft breit auseinander.
In der Not unserer Tage lasst uns zu Gott, unserem Vater, rufen:
Führe deine Kirche auf den Weg der Solidarität mit allen, deren große Erwartungen auf stabile und treue familiäre Verhältnissen enttäuscht wurde.
Lenke die Entscheidungen und Gedanken unserer Politiker auf die realen Nöte derer, die ihre Kinder in eine bessere Zukunft begleiten wollen.
Mach unsere Herzen weit für das Elend der unbegleiteten Jugendlichen auf der Flucht und jener Jugendlichen, die damit leben müssen, dass ihre Eltern Schuld auf sich geladen haben.
Heile die vielen zerbrochenen Beziehungen und segne alle jene Paare, die sich tagtäglich um das gute Gelingen ihrer Beziehung bemühen.
Führe unsere Verstorbenen in ihre ewige Heimat bei dir.
Vater! Die Liebe, die du uns entgegenbringst ist unendlich groß.
Hilf uns, etwas von deiner Liebe in unseren Beziehungen zu verwirklichen.
Darum bitten durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder,
jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Wir beten voller Hoffnung und Zuversicht zu unserem Herrn Jesus Christus,
der das Leben einer Familie geteilt hat:
Es gibt Familien, in denen die Freude überwiegt.
Stärke die Dankbarkeit in diesen Familien.
Es gibt Familien, in denen es viel Streit und viel Unzufriedenheit gibt.
Stärke die Bereitschaft, sich zu versöhnen.
Es gibt Familien, in denen du kaum eine Rolle spielst:
Komm in das Leben aller Menschen.
Es gibt Familien, die Schweres ertragen müssen.
Schenke ihnen deine Kraft.
Es gibt Männer und Frauen, die Familien helfen wollen.
Lass sie das Rechte tun.
Dir sei Lob und Preis,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
eine Familie war deine Wiege.
Menschliche Eltern durften dich formen und prägen.
Wir bitten dich um den Segen für die Familien unserer Tage.
Hilf allen Eltern zu erkennen,
welche Verantwortung in ihren Händen liegt.
Christus, höre uns...
Stehe besonders allen Familien bei,
deren Sorgen oder Leid kaum noch Freude zulässt.
Christus, höre uns...
Schenke allen Kindern und Jugendlichen,
die keine Familie mehr haben,
vielfältig Hilfe und gute Lebensbegleiter.
Christus, höre uns...
Ermutige alle Verantwortlichen und die Menschen,
die Einfluss nehmen können, Elendsviertel zu beseitigen.
Christus, höre uns...
Lass viele Eltern schon hier auf Erden reiche Früchte ihrer Mühe ernten.
Christus, höre uns...
Herr Jesus Christus,
zeige allen Familien Wege frohen Zusammenlebens, gegenseitiger Hilfe
und ein miteinander Wachsen im Glauben und Gottvertrauen.
Wir danken dir für das immer neue Geschenk deiner Gnade,
heute und jeden Tag aufs Neue. – Amen.
Renate Witzani (2014)
Vom Hl. Geist in den Tempel geführt haben Simeon und Hanna die Herrlichkeit Gottes und seine Barmherzigkeit mit allen Völkern gepriesen.
So lasst auch uns für alle beten:
Für unsere Gemeinde,
dass sie gerade in schwierigen Zeiten fest in Gottes Beistand und Hilfe vertrauen kann.
Gott, unser Vater...
Für eine Gesellschaft, die den unbedingten Schutz menschlichen Lebens in all seinen Phasen nicht in Frage stellt.
Gott, unser Vater...
Für alle Eltern, Lehrer und Jugendlichen,
die im Spannungsfeld verschiedener Wertvorstellungen nach Orientierung suchen.
Gott, unser Vater...
Für uns selbst,
dass wir in unserem persönlichen Handeln zu dem werden,
was wir durch die Taufe sind.
Gott, unser Vater...
Für unsere Verstorbenen,
dass sie in Jesus Christus ihr ewiges Heil finden.
Gott, unser Vater...
Denn in Jesus Christus ist uns das Licht erschienen,
durch das der ganzen Welt die Herrlichkeit des Vaters aufleuchtet.
Ihn den dreifaltigen Gott preisen und loben wir,
jetzt und in alle Ewigkeit, - Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Heilige Familie
Herr, unser Gott,
am Fest der Heiligen Familie
bringen wir das Opfer der Versöhnung dar.
Höre auf die Fürsprache
der jungfräulichen Gottesmutter
und des heiligen Josef.
Erhalte unsere Familien in deiner Gnade
und in deinem Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
- Gebet zur Gabenbereitung1
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
miteinander Mahl halten,
das schenkt Gemeinschaft.
Wir sind eingeladen als deine Söhne und Töchter.
Du lebst für uns und gibst dein Leben für uns.
Gib uns Kraft für unsere Aufgaben in der Welt,
Kraft füreinander dazu sein,
besonders in den Familien.
Schenke uns Freude aneinander
und an deiner Liebe. - Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2019)
(für Wortgottesfeiern)
Guter Gott,
wir haben allen Grund dir zu danken.
denn du hast uns durch Jesus, deinen Sohn,
der das Leben mit uns geteilt hat, geheiligt.
Alle: Dir sei Dank und Lob und Ehre!
Er ist Mensch geworden und hat Höhen und Tiefen
menschlichen Lebens erfahren.
Durch sein Leben in einer menschlichen Familie
hat er die Familie geheiligt.
Alle: Dir sei Dank und Lob und Ehre!
Durch sein heiliges Leben hast du auch uns zur Heiligkeit berufen.
Er gab uns die Macht, Kinder Gottes zu werden.
Seinetwegen hast du uns als deine Töchter und Söhne angenommen.
Alle: Dir sei Dank und Lob und Ehre!
Er hat uns vorgelebt, wie auch wir heilig und untadelig vor dir leben können,
wie wir einander in Liebe begegnen, einander verzeihen
und miteinander in deiner Gnade leben können.
Alle: Dir sei Dank und Lob und Ehre!
Durch ihn gabst du uns jetzt schon Anteil am Frieden deines Reiches
und an der Fülle des Lebens, das du für deine Kinder bereit hältst.
Daher stimmen wir ein in den Lobgesang aller,
die in ihrer Heiligkeit bereits vollendet sind:
Danklied: z. B. GL 247: Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
- Präfation3
Messbuch - Präfation Weihnachten 1: Christus, das Licht
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn Fleisch geworden ist das Wort,
und in diesem Geheimnis
erstrahlt dem Auge unseres Geistes
das neue Licht deiner Herrlichkeit.
In der sichtbaren Gestalt des Erlösers
läßt du uns den unsichtbaren Gott erkennen,
um in uns die Liebe zu entflammen
zu dem, was kein Auge geschaut hat.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Weihnachten 1
Messbuch - Präfation Weihnachten 2: Die Erneuerung der Welt durch den menschgewordenen Sohn Gottes
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn groß ist das Geheimnis seiner Geburt,
heute ist er, der unsichtbare Gott,
sichtbar als Mensch erschienen.
Vor aller Zeit aus dir geboren,
hat er sich den Gesetzen der Zeit unterworfen.
In ihm ist alles neu geschaffen.
Er heilt die Wunden der ganzen Schöpfung,
richtet auf, was darniederliegt,
und ruft den verlorenen Menschen
ins Reich deines Friedens.
Darum rühmen dich Himmel und Erde,
Engel und Menschen
singen das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Weihnachten 2
Messbuch - Präfation Weihnachten 3: Der wunderbare Tausch
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dein Erbarmen zu rühmen
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn schaffst du den Menschen neu
und schenkst ihm ewige Ehre.
Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen:
dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch,
und wir sterbliche Menschen
empfangen in Christus dein göttliches Leben.
Darum preisen wir dich mit allen Chören der Engel
und singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Weihnachten 3
- Mahlspruch1
Bibel
Die Liebe ist das Band,
das alles zusammenhält und vollkommen macht.
(Kol 3,14)
Oder:
Christus spricht:
Selig die das Wort Gottes hören und es befolgen.
(vgl. Lk 11,28)
Oder:
Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt,
der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
(Mt 12,50)
- Meditation1
Helene Renner (2020) - Augen, Ohren, Mund, Hände, Füße, Herz
Ich wünsche dir Augen
mit denen du einem Menschen
ins Herz schauen kannst
und die nicht blind werden
sondern aufmerksam das sehen
was dieser Mensch braucht
Ich wünsche dir Ohren
mit denen du auch Zwischentöne
wahrnehmen kannst
und die nicht taub werden
beim Horchen auf das
was das Glück und die Not
der Menschen ist
Ich wünsche dir einen Mund
der jedes Unrecht beim Namen nennt
und der nicht verlegen ist
um ein Wort des Trostes und der Liebe
zur rechten Zeit
Ich wünsche dir Hände
mit denen du zärtlich liebkosen
und Versöhnung bekräftigen kannst
und die nicht festhalten
was du teilen sollst
Ich wünsche dir Füße
die dich auf den Weg bringen
zu dem was wichtig ist
und die nicht stehen bleiben
vor entscheidenden Schritten
Ich wünsche dir einen geraden Rücken
damit du aufrichtig
und gerade leben kannst
Ich wünsche dir ein weites Herz
in dem viele Menschen
zu Hause sein können
Ich wünsche dir einen Stern
der dir leuchtet und der dich leitet
auf dem Weg zu den Menschen
und zu Gott
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Heilige Familie
Gott, unser Vater,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.
Bleibe bei uns mit deiner Gnade,
damit wir das Vorbild der Heiligen Familie nachahmen
und nach der Mühsal dieses Lebens
in ihrer Gemeinschaft das Erbe erlangen,
das du deinen Kindern bereitet hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Fest der Heiligen Familie
- Gebet zum Abschluss1
Jörg Thiemann (2014) - alltägliches Mieinander
Guter Gott,
nicht nur in Gottesdiensten sind wir Christinnen und Christen,
sondern im alltäglichen Leben, im alltäglichen Miteinander,
im Verzeihen,
wenn wir zueinander JA sagen,
wenn wir gemeinsam Schweres durchstehen,
wenn wir treu sind.
Segne uns dazu. - Amen.
Die berühmteste Familie der Welt
Sie ist die wohl berühmteste Familie der Welt: Jesus, Maria und Josef stehen im Zentrum der Weihnachtsgeschichte. Über sie und die „heilige Sippe“ kursierten jahrhundertelang viele Legenden. So wurde die Frage erörtert, wie Marias Eltern hießen, wer Jesus’ Geschwister waren – und ob er ein anstrengendes Kind war.
Zahlreiche Gemälde und Geschichten legen nahe: Im Umfeld des kleinen Jesus gab es nicht nur Mutter und (Zieh-)Vater, sondern auch Großeltern, Geschwister und andere Verwandte. Streng historisch gesehen muss man sagen: Über eine solche Familie weiß man fast nichts. „Über Jesus wissen wir aus historischen Quellen, dass er geboren und gestorben ist. Laut den Evangelien wurde er von Josef und Maria in Nazareth großgezogen“, sagt der Theologe Simone Paganini im Weihnachtsgespräch mit religion.ORF.at.
So weit, so unbefriedigend. Neben den biblischen Quellen stehen uns die apokryphen Schriften, in etwa gleichzeitig entstandene, nicht kanonisierte Texte, zur Verfügung. „Bis ins fünfte Jahrhundert gab es keinen Kanon“, erklärt Paganini. Aus diesen Texten, die von antiken und frühmittelalterlichen christlichen Gemeinden ebenso verwendet wurden wie die Evangelien, entstanden Bilder und Legenden rund um Jesus und Familie, in der Kunstgeschichte auch „heilige Sippe“ genannt.
Menschen brauchen Geschichten
Zweck der Bibel sei es, von der Heilsbringung durch Christus zu künden, so der Theologe – nicht aber, interessante Details über sein Leben zu erzählen. Doch die Menschen wollten sich etwas zu Jesus und seinem Umfeld vorstellen können: Sie wollten Geschichten. Eine gute Quelle hierfür waren die Kindheitserzählungen nach Thomas und das Protoevangelium des Jakobus, beide stammen vermutlich aus dem zweiten Jahrhundert, nahezu aus derselben Zeit wie das Johannes-Evangelium.
Ganzer Beitrag:
religion.orf.at/stories/3222748/
religion.orf.at am 25.12.2023.
Segen für unverheiratete und homosexuelle Paare
Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am Montag eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen.
In dem Text mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen. Die Erklärung der Glaubensbehörde wurde am Montag im Vatikan in mehreren Sprachen veröffentlicht, darunter auch auf Deutsch. Sie trägt die Unterschrift des Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, und wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt.
Wörtlich hält das Schreiben fest, dass „die Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren“ in ihrer Form „von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden darf, um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen“.
„Erweitertes Segensverständnis“
In dem Text der Behörde betont Fernandez, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus „erweitert und angereichert“ habe.
Mit diesem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können, ohne deren Status offiziell zu konvalidieren (konvalidieren = Gültigmachen einer nach katholischem Kirchenrecht ungültigen Ehe; Anm.) oder die beständige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu verändern“.
religion.orf.at am 18.12.2023.
https://religion.orf.at/stories/3222711/
Simeon
weder Geschenke noch Baum
kein Festmahl, keine Mette
er sieht nur das Kind und hat genug
ach wäre ich wie Simeon
Aus Georg Schwikart, Ein Klaps, ein Schrei und eine neue Zeit beginnt. Weihnachtliches. Neue Stadt Verlag GmbH 2020.
Die Familie ist Keimzelle, Kitt und Auffangnetz in einer Gesellschaft
Zum Hochfest der Familie und mitten in einer Krise sollte wieder bewusst werden, wie unersetzlich Familien sind.
Weihnachten findet auch heuer statt, bewusster und authentischer als sonst. Es ist diesmal nicht einfach, einander zu treffen, beisammen zu sein. Die Sehnsucht nach Nähe ist dafür umso größer. Manche, die sonst familiäre Zusammenkünfte scheuen, sehen das vielleicht heuer anders. Weihnachten ist ein Fest der Familie, auch für jene, denen der religiöse Inhalt nicht wichtig ist.
Gerade in diesem Jahr, einem Jahr der Krise, hat sich die Bedeutung und die Unersetzlichkeit der Familie deutlich gezeigt. Wenn von einem Tag auf den anderen ein Land zugesperrt wird und mit ihm viele staatliche Institutionen, bleiben als Auffangnetz die Familien. Es sind die Eltern, vor allem die Mütter, die dann von einem Tag auf den anderen zusätzlich zu ihrer beruflichen Herausforderung auch noch die Kinder betreuen und unterrichten müssen. Es ist die Familie, die sich um die Alten sorgt, die alten Eltern betreut. Schon in Normalzeiten wird der Großteil der Pflege von Angehörigen bewältigt, nun kommt die Krise dazu. Sie sind es, die einspringen (müssen), bis zur totalen Erschöpfung.
Doch mit der langen Dauer der Krise nimmt der Druck auf die Familien immer mehr zu. Finanzielle Sorgen, Enge, Überlastung, Stress – durch all das steigt auch die Verzweiflung und die Gewalt. Daher brauchen Familien Unterstützung, Verständnis, Hilfen, um all ihre Aufgaben zu bewältigen. Speziell Alleinerzieherinnen stehen oft am Abgrund. In Ansätzen hat die Politik das auch verstanden, auch wenn es noch viel Luft nach oben gibt. Die Regierung hat etwa Betreuungseinrichtungen offen gelassen und einen Notfallfonds für Familien eingerichtet.
Es gibt jedoch Ideologien, die trotz der offensichtlichen Überforderung des Staates die unersetzliche Funktion der Familie negieren. Sie fördern nicht das Funktionieren dieser wichtigen Keimzelle der Gesellschaft, sondern ihre Auflösung. So wird in dem 212 Seiten umfassenden Koalitionsvertrag zwischen Wiener SPÖ und Neos die Familie nur im Zusammenhang mit Gewalt und Krise erwähnt. Statt ihr soll es mehr Staat, Ganztagsschulen, ganztägige Betreuung in Krippen und Kindergärten geben. Man will sich dem „konservativen Backlash“ der Bundesregierung entgegenstellen, heißt es. Jedoch: Ein Kind, das noch nicht einmal laufen kann, braucht Bindung, nicht Bildung! Und zu „Generationen und Miteinander“ fiel den Parteien nicht mehr ein als ein Programm zur „Bekämpfung der Einsamkeit“ durch Seniorenbüros und Pensionistenwohnhäuser.
Seit Jahrzehnten zieht der Staat immer mehr Aufgaben an sich. In totalitären Systemen konnte und kann man das in reinster Ausformung beobachten. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass der Staat nicht alles kann und auch nicht soll. Kleine soziale Einheiten wie die Familie oder eine andere Form einer konstanten sozialen Gemeinschaft sind unersetzbar. Hier lernt der Mensch Geborgenheit, Liebe, Verständnis, dauerhafte Beziehungen, Empathie. Sie leisten damit Wertvolles für die Gesellschaft.
Natürlich stimmt das Idealbild oft nicht. Familien sind auch zerbrechlich. Und leider sind sie auch Orte von Gewalt, Streit und Leid. Hier braucht es Solidarität und Hilfe: Für Alleinerzieherinnen, Scheidungskinder und Opfer von Gewalt. Doch das ändert nichts daran, dass wir am Konzept festhalten sollten und Familie nicht nur als Problemzone sehen dürfen.
Sonst passiert, was wir am Koalitionsabkommen in Wien ablesen können: Es wird nur noch gefördert, was Familien am Familienleben, an ihren Aufgaben hindert. Das erhöht die Gefahr, dass Familie nicht gelingt. Familien brauchen Rahmenbedingungen für ihr Gelingen. Sie brauchen Zeit für Beziehung, Entlastung und Raum zur Entfaltung. Dann stehen die Chancen gut, dass sie eigene und gesellschaftliche Krisen gut meistern können. Der Staat allein kann das nämlich nicht. Das hat er hinlänglich bewiesen.
20.12.2020 - Gundula Walterskirchen
https://www.diepresse.com/5914102/
Der Josef, der seinen Sohn Jesus ertrinken sah
Jesu Ziehvater wird im Josefsjahr Vorbild für westliche Väter. Bei den Schriftstellern ist er interessanter.
Stell dir vor, es ist Josefsjahr und keiner bemerkt es: Zumindest auf viele europäische Gläubige dürfte das zutreffen. Ausgerufen hat der Papst das Jahr jedenfalls, am 8. Dezember hat es begonnen, der Anlass ist ein Jubiläum: Vor 150 Jahren wurde Josef zum Universalpatron der Kirche erklärt.
Österreich sollte dieses Josefsjahr allein schon aus historischen Gründen nicht spurlos an sich vorüberziehen lassen. Immerhin waren die Habsburger Vorreiter in der Verehrung des Ziehvaters Jesu.
Im 17. Jahrhundert wurde Josef zum Schutzherrn über das Heilige Römische Reich erklärt und dann auch noch zum Hausheiligen des Kaiserhauses. So kam auch der ungewöhnliche Name Joseph (mit dem Sohn Kaiser Leopolds I.) in die Dynastie und wurde später einer der beliebtesten Vornamen.
In der Bibel wird Josef von Nazareth kaum greifbar, so wenig erfährt man darin über ihn. Das hat immerhin einen Vorteil: Schriftsteller können umso ungehemmter ihre Fantasie spielen lassen. Dazu zwei literarische Tipps: Der deutsche, zeitweise in Kalifornien lebende Autor Patrick Roth hat einen bildgewaltigen, stilistisch ganz unzeitgemäßen 500-Seiten-Roman in sechs Abschnitten und 112 Kapiteln dieser Figur gewidmet. „Sunrise. Das Buch Joseph“ schaffte es 2012 auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Roth schildert mit existenziellem Tiefgang dessen fiktives Leben. Sprache und Stil sind inspiriert vom Altgriechischen, gleichzeitig hat das wuchernd Abenteuerliche dieses Romans etwas Hollywoodeskes. Dieser Joseph ist ein getriebener, von Schuldgefühlen zerfressener Vater; er hatte schon einmal einen Sohn namens Jesus, der ertrunken ist, nun weigert er sich, Gott auch noch seinen zweiten zu opfern.
Josefs Träume spielen eine große Rolle im Buch. Das tun sie auch im kirchenkritischen Jesus-Roman des portugiesischen Autors José Samarago. Eng und liebevoll ist in „Das Evangelium nach Jesus Christus“ Jesu Beziehung zu seinem Ziehvater geschildert. Als Josef von geplanten Kindermorden erfährt, versteckt er seine eigene Familie, leidet aber später unter Schuldgefühlen; jede Nacht kehrt derselbe Albtraum wieder. Er büßt, indem er sich als Rebell hinrichten lässt, und der traumatisierte Sohn erbt seine Schuldgefühle.
Heute empfiehlt Franziskus Josef als Vorbild des bescheidenen, verantwortungsvollen Vaters. Ein Mann, der sich kümmert und ansonsten im Hintergrund hält – das passt immerhin als Rollenvorbild für heutige westliche Väter. Der Josef der Schriftsteller ist spannender.
18.12.2020 - Anne-Catherine Simon in Die Presse.
https://www.diepresse.com/5912974/
Mutter und Kind
Seltsame Verbindung
zwischen Mutter und Kind,
unsichtbare Nabelschnur,
die niemals zerreißt,
ein Leben lang.
Mitfreuen, mitleiden, mitfühlen
über Kontinente hinweg,
loslassen,
aber doch nicht vergessen,
zuschauen,
aber doch nicht eingreifen,
gebraucht werden,
aber nur für kurze Zeit,
warten,
aber doch nichts erwarten,
lieben,
auch wenn es weh tut.
Ilse Pauls.
Familie, ein Abriss
Auf der Plusseite stehen immerhin sichere Sexualität, Fürsorge und Solidarität in Notfällen, Sinngebung sowie die Möglichkeit der Reproduktion, also ein Kind zu haben. Warum drohen Lebensform und Institution der Kernfamilie dennoch unterzugehen?
Wunsch und Wirklichkeit. – Ein geglücktes Familienleben ist auf der Wunschliste der Menschen ganz oben zu finden, in der Wirklichkeit bleibt davon mitunter wenig übrig. Die kulturellen Versprechungen der 1960er- und 1970er-Jahre, entspanntere Verhältnisse anzusteuern, haben sich kaum erfüllt, sieht man von den damals rigiden Normen zu Sexualität, Bekleidungsmode und Umgangsformen ab. Dort, wo es um die harten Gegebenheiten des Alltags geht, um Erwerbsarbeit, Konsum, Freizeit, Politik, Beziehungen und Identität, ist vieles mühsam und beschwerlich geworden.
[...)
Aussichten. – Familien benötigen stabile, langfristig sichere Rahmenbedingungen. Diese lösen sich gerade auf, sowohl von den äußeren Voraussetzungen (etwa Erwerbsarbeit) wie von den subjektiven Gestimmtheiten (postmaterialistische und multikulturalistische Werte). Hierzulande sind rund ein Drittel der Bevölkerung Postmaterialisten und bevorzugt in Medien, Schulen, im Bildungsbereich, in der öffentlichen Verwaltung sowie in der Kulturindustrie tätig, also dort, wo Meinungen gebildet und verfestigt werden. Sie werden die angesprochenen Entwicklungen, also die Erosion traditionell familiärer Strukturen, fortsetzen, und die Traditionalisten werden dabei – mangels Deutungshoheit – letztlich etwas unwillig und verzögert folgen.
Mehr...
"Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2017
diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/5343306/Familie-ein-Abriss
Heilige Familie?
Wenn wir von unserer Situation heute aus zurück auf Maria, Josef und Jesus blicken, dann stellt sich unweigerlich die Frage: Können wir denn von der heiligen Familie realistischerweise etwas lernen? Wir wissen doch im Grunde nichts von ihr, da sich die Evangelien über die für die Familie interessantesten Jahre ausschweigen.
Und wie oft wurde das Bild der heiligen Familie als einer heilen Familie im bürgerlichen Sinn in der Vergangenheit beschworen: so als ob das Glück und die Harmonie daran gehangen hätten, dass Jesus Josef an der Hobelbank zur Hand ging oder brav für die Mutter am Brunnen Wasser holte. Das Bild, das die Evangelien im weiteren Verlauf der Geschichte Jesu zeichnen, ist jedoch ein anderes: ein Bild, das voller Spannung ist, eher typisch für eine normale Beziehung zwischen Eltern und heranwachsenden Kindern, nicht besonders heilig.
Aber täuschen wir uns nicht: Bei den spärlichen Schilderungen über das Leben der heiligen Familie geht es weder darum, sie als eine völlig normale Familie darzustellen noch unsere Familien heute irgendwie religiös absegnen zu lassen ...
Was die heilige Familie ausgezeichnet hat, war nicht eine bürgerliche Anständigkeit, wie das die Moralprediger von früher gerne gehabt hätten, und es war auch nicht eine Harmonie des »Seid nett zueinander«, wie es heute vielleicht missverstanden wird. Beides wäre zu wenig.
Zwei Dinge zeichnen die heilige Familie aus: zum einen die Achtung vor dem Geheimnis Gottes, zum anderen ihr Mittelpunkt: Jesus selbst. Jede der drei Personen Maria, Josef und Jesus hatte Achtung vor der Einmaligkeit der anderen und vor dem unverwechselbaren Auftrag, den Gott jeder von ihnen zugedacht hatte.
Josef respektiert den Willen Gottes mit Maria, Maria respektiert die Herkunft Josefs aus dem Davidshaus, die dazu führt, dass sie sich wegen der Volkszählung hochschwanger auf den Weg nach Betlehem, die Davidsstadt, machen müssen. Beide respektieren den Ruf Gottes an ihr Kind, und das Kind respektiert die Rolle der Eltern ...
Immer geht es um das Geheimnis Gottes mit jeder einzelnen Person und um den geheimnisvollen Plan, den Gott mit ihr zusammen vorhat. Und es ist offensichtlich nicht sündhaft, Fragen zu stellen, sich schwerzutun mit diesem Plan und um ihn zu ringen: Das haben Josef, Maria und Jesus, jeder auf seine Weise, getan.
Ob eine solche Perspektive nicht auch unser Zusammenleben bereichern und erleichtern würde und ihm zugleich eine andere Tiefe gäbe? Uns gegenseitig zuzugestehen, dass Gott mit jedem Einzelnen von uns sein Geheimnis hat und dass unser Lebensglück in nichts anderem besteht, als diesem persönlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen und zugleich das Geheimnis im Leben des Anderen zu respektieren.
Am schwierigsten ist das sicher im Zusammenleben mit denen, die einem am nächsten stehen und die man am besten kennt: dort zu akzeptieren, dass ich nicht einfach über den anderen verfugen kann, sosehr ich ihn kenne und liebe; anzuerkennen, dass der andere nicht einfach zu meiner Verfügung steht, sondern meinem Zugriff entzogen bleibt, weil er Geschöpf Gottes ist. Wir gehören letztlich nicht einander, sondern Gott. Wenn wir uns aber von dieser Überzeugung getragen freigeben und freilassen, dann - da bin ich sicher und das zeigt die christliche Erfahrung - finden wir uns auf einer viel tieferen Ebene wieder und sind dort miteinander verbunden. Das war das geheime Elixier der heiligen Familie: nicht bürgerlich-katholische Anständigkeit und nicht der Stil der modernen happy family, sondern der Respekt vor dem göttlichen Geheimnis des anderen.
Das Geheimnis Jesu kommt in dem Namen zum Ausdruck, den ihm Maria und Josef geben. Er ist nicht aus einer Vorliebe oder Laune der Eltern heraus gewählt, sondern in Gehorsam zur Botschaft des Engels: »Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben« (Lukas 2,31).
Jesus - der Name bedeutet übersetzt: »Gott rettet«, und das ist das Zweite, das wir von der heiligen Familie für heute lernen können: Jesus in die Mitte zu nehmen. Das gilt für alle Familien über die Grenze aller Zeiten hinweg. Das klingt vielleicht überraschend: Macht nicht gerade Jesus das Unverwechselbare der heiligen Familie aus?
Wer so denkt, übersieht, dass gerade Jesus nie nur dieser Familie gehörte. Das ist ja das Besondere, dass er nicht einfach Sohn Marias und Josefs war. Das offenbart sich schon bei der Empfängnis. Es wird deutlicher an der Krippe, wo Hirten und Könige kommen. Beim Zwölfjährigen wird es schmerzlich klar und schließlich, als Jesus sagt: »Jeder, der den Willen Gottes erfüllt, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter« (Markus 3,35).
Jesus Platz geben in unseren Familien - was heißt das konkret? Es heißt: seine Botschaft einlassen in unsere Beziehungen, uns sein Wort sagen lassen, nicht nur an Weihnachten. Ihm mehr und mehr Bereiche unseres Lebens öffnen, nicht nur, wenn wir mit menschlichen Kräften und Kenntnissen nicht mehr weiterwissen und Hilfe »von oben« brauchen, sondern auch in den alltäglichen Situationen der Freude, der Langeweile, des Streits. Jesus erlauben, dabei zu sein, das heißt: versuchen, Situationen bewusst aus seiner Perspektive anzuschauen, indem ich ihn frage: »Jesus, wie würdest du das erleben, was würdest du dazu sagen?« Nein, richtiger noch: »Jesus, wie erlebst du das, was sagst du dazu?« Denn er ist ja nicht Vergangenheit, er ist nicht Fiktion, er ist Gegenwart. Er erlebt ja meine Freude, meinen Arger, meine Wut, meine Enttäuschung, meine Ratlosigkeit.
Wie oft sind wir deshalb so schnell am Ende mit unseren Ideen und mit unseren Mitmenschen, weil wir eingeschlossen bleiben in unserer Perspektive, weil wir sie nicht aufmachen, weil wir gar nicht auf die Idee kommen, sie auf Jesus und damit auf Gott hin zu öffnen. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir allein bleiben wollen mit unseren Gedanken, unserem Arger, weil wir im Recht bleiben wollen mit unserer Ansicht, weil wir den Eindruck haben: Ich habe einen Anspruch auf meinen Ärger und meine Enttäuschung. Ich will sie mir gar nicht nehmen lassen, auch nicht von Jesus.
Ich vermute, dass viele Beziehungen - leider auch unter Christen - aufgrund dieser Haltung so schnell am Ende sind. Wie mit den Menschen, so gehen wir oft auch mit Gott um: Wir wollen bestimmen, wann er sich einschalten darf, wann er uns bitteschön beispringen und wann er sich tunlichst nicht einmischen soll, damit er nicht die Bilder stört, die wir uns längst bereitgelegt haben, weil wir ja die Lösung längst zu wissen meinen ...
Warum nicht Jesus um die Lösung in einem Konflikt bitten und mit den Konfliktpartnern etwa in der Familie vereinbaren, gemeinsam in diesem Anliegen zu beten? Warum Jesus nicht nur für die bitten, die ich liebe, um die ich mich sorge, sondern auch für die, die mich stören, ratlos machen, verletzen?
Mit Jesus in der Mitte sind wir allemal dichter am Geheimnis, das Gott in jeden Menschen hineingelegt hat. »Du wärst mit mir bald am Ende, wenn ich nicht eins wäre mit dem, der ohne Grenzen ist«, sagt in einem berühmten Drama des französischen Dichters Paul Claudel die Geliebte (Dona Proeza) zu ihrem Liebhaber. Das ist es: Menschen sind schnell, sehr schnell miteinander am Ende, wenn sie nicht glauben können, dass im Anderen das göttliche Geheimnis lebt, das zu respektieren ist. Wo es respektiert wird, wird das Leben zu einer nie endenden Entdeckungsfahrt, in der wir immer wieder auf das große Geheimnis Gottes mit uns Menschen stoßen, der uns zu der einen, zu seiner Familie umgestalten will.
Stephan Ackermann in: Eine Nacht voller Wunder. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Das Bild des Vaters
Er spricht und redet nicht. Er spricht durch seine arbeitenden Hände. Er träumt nur. Der Traum ist die Dimension der Tiefe und des Unerreichbaren. Hier ist das Geheimnis zu Hause. Dieser Mensch benutzt als Handwerker, Zimmermann und Bauer im Mittelmeerraum seine Hände. Er ist in einem tiefen Sinne fromm, sodass er zum Vorbild für die ganze Gemeinde wird. Deshalb betrachten ihn alle als »gerecht« - ein Ausdruck, der damals das gute Sich-Einfügen in die Gemeinschaft mit klaren Merkmalen von Weisheit und Tugend meinte.
Er war Witwer und hatte mehrere Söhne, die die Evangelien die Brüder Jesu nennen (Johannes 7,3.5) und deren Namen bekannt sind: Jakob und Josef, Simon und Judas (Matthäus 13,54). Er traf eine junge Frau, die dem Anschein nach schwanger war. Aus Furcht vor dem Klatsch in einem Dorf, in dem alle alles voneinander wussten, und aus Mitleid wegen der Diskriminierung, die eine offensichtlich schwangere ledige Frau erleiden konnte, nahm er sie in sein Haus auf. Er nahm sie zur Frau. Er nahm den Sohn, den sie bekommen sollte, als seinen eigenen an. Innerhalb der jüdischen Kultur ist der symbolische Ausdruck dafür, dass er ihm den Namen Jesus gab. Auf diese Weise machte er sich zum Vater des Kindes mit aller Verantwortung, die einem Vater zukommt: für das Nötige im Haus zu sorgen, sich um die Erziehung zu kümmern, ihn in die Traditionen des Volkes einzuweisen, ihn an den religiösen und profanen Festen, wie etwa einer Hochzeit, teilhaben zu lassen und ihm das eigene Handwerk als Zimmermann und Bauer beizubringen.
Sein Name ist Josef, Josef aus Nazaret. Er lebt seine Bestimmung als Vater in so tiefer Weise, dass er Gott als den großen und geheimnisvollen Vater erfährt. Er unterhält eine solch intime Beziehung zu ihm, dass er sie an seinen Sohn Jesus weitergab, der später Gott »Abba, lieber Papi« zu nennen begann. Jesus konnte Gott nur deshalb Abba nennen, weil Josef diese intime Dimension des gütigen und zärtlichen Vaters lebte. Ohne die Erfahrung Josefs als Abba hätte Jesus schwerlich seinen Gott Abba nennen können. Dies war seine ursprüngliche Erfahrung ...
Josef steht stellvertretend für alle Väter der Geschichte, die aufgrund ihres Vaterseins Gott unter anderem als guten und liebevollen Vater erlebten. Jeder Vater in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und überall auf der Welt erfährt in irgendeiner Weise Gott als Vater. In diesen Vätern wird der himmlische Vater gegenwärtig - in jedem Einzelnen in je eigener, unterscheidbarer Weis.
Leonardo Boff in: Eine Nacht voller Wunder. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Wir sind eine große Familie
Jeder braucht jederzeit irgendwo Geborgenheit
und die finden wir bei uns daheim,
unser Haus ist nicht groß, aber immer ist was los,
denn wir sind ein fröhlicher Verein.
Wir sind eine große Familie,
wir gehören zusammen hier ist keiner allein.
Wir sind eine große Familie
und wir wollen es bleiben, das wird immer so sein.
Auf dem Land in der Stadt glücklich ist wer Freunde hat,
denn das Leben ist nicht immer leicht
und es kommt der Moment, wenn dem Nachbar Haus mal brennt,
dass man sich die Hand zu Hilfe reicht.
Wir sind eine große Familie,
wir gehören zusammen hier ist keiner allein.
Wir sind eine große Familie
und wir wollen es bleiben, das wird immer so sein.
Ja, wir sind auf der Welt, keiner fragt ob's uns gefällt,
jeder macht für sich das Beste draus,
irgendwann wird es sein,
da seh'n alle Menschen ein, ohne Liebe kommt die Welt nicht aus.
Ja wir sind eine große Familie,
wir gehören zusammen hier ist keiner allein.
Wir sind eine große Familie
und wir wollen es bleiben, das wird immer so sein.
Wir sind eine große Familie,
wir gehören zusammen hier ist keiner allein.
Wir sind eine große Familie
und wir wollen es bleiben, das wird immer so sein.
Songtext von Peter Alexander - Wir Sind Eine große Familie.
Maria — Mutter in schwierigen Verhältnissen
Maria gilt als die fürsorgliche Mutter schlechthin. Sie steht zu ihrer Schwangerschaft, auch wenn sie nicht geplant war. Sie begleitet ihren Sohn bis zuletzt, bis zum bitteren Ende - sie steht sogar unter seinem Kreuz, als er stirbt. Von keiner anderen biblischen Gestalt, außer Jesus, gibt es derart viele Abbildungen und Darstellungen. Sie reichen von der jungen Mutter, die den Säugling im Arm hält - das zentrale Symbol für Mutterliebe -, bis zu den Darstellungen als »Pieta«: die Mutter, die den toten Sohn umfasst. Beides sind Sinnbilder von mütterlicher Liebe und mütterlichem Leid.
Wenn wir zur biblischen Geschichte zurückgehen, ist Maria zunächst eine junge Frau, die unehelich schwanger wird. Beim Evangelisten Matthäus ist zwar der ganze Stammbaum Jesu von Josef hergeleitet, schwanger aber, so Matthäus, wurde sie »ehe Josef sie heimholte«. Und beim Evangelisten Lukas fragt Maria selbst, wie sie schwanger sein könne, wenn sie doch »von keinem Manne weiß«. Allerdings ist bei Lukas die Rede davon, dass Josef mit seinem »vertrauten Weibe« nach Bethlehem zog...
Was heißt das? Seit Jahrhunderten steht die Frage im Raum, ob nun Josef der leibliche Vater Jesu war. Für mich ist das mit Blick auf meinen Glauben zweitrangig. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt - das ist der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens! Erst von Ostern her, im Rückblick sozusagen, wird auch die Geburt interessant ...
Maria ist eine junge Frau, die auf wundersame Weise die Mutter des Gottessohnes wurde. Können wir das nicht so stehen lassen, als Geheimnis des Glaubens? Sie ist eine junge Frau, die insofern Jungfrau war, als sie offen war für Gott, für Gottes Heiligen Geist. Gott selbst kommt in die Welt, es geht um Vertrauen in sein Wirken, es geht allein um den Glauben - dafür kann »Jungfrauengeburt« eine Beschreibung sein. Deshalb kann ich diesen Satz im Glaubensbekenntnis auch gut mitsprechen. Mit in manchen Kulturen geradezu fanatischer Sorge um sexuelle Jungfräulichkeit hat das nichts zu tun.
Und Maria kann in ihrer Situation ein Trost sein für Mütter, die in nicht ganz einfachen Beziehungsverhältnissen ein Kind bekommen. In den westlichen Gesellschaften ist es heute kein Drama mehr, unverheiratet schwanger zu sein. Und es ist gut, dass den Kindern der Makel der Unehelichkeit genommen wurde. Für Frauen ist es auf jeden Fall eine ungeheure Erleichterung und Ermutigung, wenn es heißt: Wir freuen uns mit dir! Statt: Wir verachten dich, ja verstoßen dich! Wie viele Demütigungen und bittere Erfahrungen haben unverheiratete schwangere Frauen über sich ergehen lassen müssen. Welche Erniedrigung hat manches Kind erlitten, weil seine Eltern nicht verheiratet waren! Wie viele Schwangerschaften wurden aus Angst vor diesem Makel frühzeitig beendet. Und in wie vielen Ländern dieser Erde ist das noch heute ganz aktuell der Fall!
Für Frauen ist es aber auch hierzulande heute nicht leicht, ohne den Vater des Kindes, das sie zur Welt bringen werden, ihren Weg zu gehen. Da muss eine Frau ihr ganzes Leben auf das Kind umstellen und kann sich nicht darauf verlassen, dass der Mann, mit dem sie zusammen war, den sie vielleicht liebt, der jedenfalls der Vater ihres Kindes ist, ihr zur Seite steht (...) Alleinerziehende Mutter zu sein ist in Deutschland ein Armutsrisiko. Wie bitter ist es für eine Mutter, wenn sie die Erfahrung macht, dass sie dem eigenen Kind nicht bieten kann, was andere Eltern möglich machen. Die Freude über eine Schwangerschaft stellt sich nur schwer ein, wenn der Vater des Kindes, wenn das Umfeld, die Familie die Frau nicht unterstützen. Es ist eine Belastung, ein Kind ohne ausreichend finanzielle Mittel großzuziehen. In Deutschland wächst heute jedes sechste Kind in Armut auf. Das bedeutet auch für die Mütter manche bittere Erfahrung: Ich würde ihm gern die Jeans kaufen, die er sich wünscht. Es wäre auch schön für mich, wenn sie die Puppe bekommt, nach der sie sich so sehr sehnt... Es ist bitter für eine Mutter, wenn Armut die Kindheit ihres Kindes prägt.
Sehen wir den Fortgang der biblischen Geschichte um Maria, dann war Josef offenbar ein durchaus engagierter Vater. Lukas berichtet, dass er im Stall bei der Geburt anwesend war. Das ist durchaus erstaunlich. Historisch betrachtet ist es immer noch ein sehr neues Phänomen, dass Väter bei der Geburt ihrer Kinder dabei sind. Und gewiss ist Dabeisein in Deutschland eine leichtere Aufgabe, als das in einem Stall in Israel vor 2000 Jahren der Fall war - ohne Hebamme, ohne Arzt! Und dann flüchtet Josef, so erzählt Matthäus, kurz nach der Geburt mit Frau und Kind nach Ägypten, um den Sohn vor den Pogromen des Königs Herodes in Sicherheit zu bringen.
Überhaupt ist Josef mit Blick auf dieses bald schon so »schwierige« Kind ein sehr präsenter Vater. Als 12-Jähriger etwa, so erzählt das Evangelium (Lukas 2,41 ff.), setzt Jesus sich bei einem Besuch Jerusalems ab. Plötzlich ist er verschwunden. Suchen müssen ihn die Eltern - und finden ihn im Tempel. Nach diesen Berichten verliert sich die Spur des Josef als Vater. Von Maria, der Mutter, ist bis zuletzt die Rede. Auch sie muss damit leben, dass ihr Sohn in armen Verhältnissen zur Welt kommt ...
Wenn wir uns die Krippe in der Geburtsgeschichte des Jesu, in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas anschauen, dann ist sie sicher ein Zeichen der Armut: Das neugeborene Baby wird in eine Futterkrippe gelegt. Da ist keine Wiege, kein Himmelbett. Aber die Krippe ist auch zum Sinnbild von Liebe und Geborgenheit geworden. Maria und Josef tun für dieses Kind, was sie können, so schwierig die Situation sein mag. Solche Eltern, die auch in aller Armut für ihr Kind da sind, wünschen wir jedem Kind. Wenn wir die Weihnachtsgeschichte des Lukas als eine Geschichte lesen, in der ein Kind in Armut zur Welt kommt und dabei einen guten und behüteten Anfang hat, dann zeigt sich: Es braucht aufmerksame Nachbarn wie die Hirten, die genau hinschauen, wie es dem Kind geht. Es braucht großzügige Weise, die für die materielle Absicherung des Kindes sorgen. Denn das ist sicher das zentrale Bild von Weihnachten: Gott kommt als Kind in eine Welt, die nicht heil und wohlig ist. Aber das Kind wird geliebt und so zum Zeichen der Verletzlichkeit des Lebens. Es mahnt uns, auf die besonders Verletzlichen, auf die Kinder zu achten.
Margot Kässmann in: Eine Nacht voller Wunder. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Leben in der Familie
Gott und Vater,
du hast den Frieden in unserer Familie gewahrt
oder uns immer wieder neu geschenkt.
Wir danken dir.
Behüte uns und hilf, uns gegenseitig in Liebe
zu tragen und zu ertragen.
Gib uns den guten Willen zur Versöhnung
nach jedem Streit
und die Kraft zu einer ehrlichen Aussprache
bei Zwistigkeiten.
Schenke uns Verständnis füreinander.
Schütze auch unsere Lieben,
die nicht gesund sind,
denen wir im Geist und bei allzu seltenen
Begegnungen verbunden sind.
Gib unserer Familie auch die Kraft,
sich nicht denen zu verschließen,
die unsere Nähe und unsere Hilfe brauchen.
Du liebst alle Menschen,
dich wollen wir lieben in unseren Nächsten.
Bleibe bei uns. Amen.
Aus: Gebete für das ganze Leben, St. Benno Verlag Leipzig 2004.
Kinder
Vater im Himmel,
du hast uns unsere Kinder anvertraut.
Wir freuen uns, dass wir sie haben.
Wir freuen uns über alle guten Anlagen,
die wir an ihnen entdecken.
Wir freuen uns, wenn sie gesund sind
und heranwachsen.
Wir freuen uns,
wenn wir miterleben dürfen,
wie sie sich entfalten.
Herr, wir danken dir für unsere Kinder.
Wir wollen ihnen helfen, so zu werden,
wie du sie haben willst.
Wir wollen Geduld haben,
wenn sie uns Sorgen machen.
Darum bitten wir dich, Herr,
segne unsere Kinder.
Lass sie von Tag zu Tag mehr lernen,
ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Gib ihnen einen Glauben,
der ihr Denken und Tun durchdringt.
Führe sie einmal zu dem Beruf,
der ihnen Freude macht.
Schenke ihnen Freunde, die sie verstehen
und ihnen helfen.
Und wenn sie auf falsche Wege geraten,
dann führe sie wieder zurück.
Bleib in unserer Familie;
wir alle brauchen dich.
Aus: Gebete für das ganze Leben, St. Benno Verlag Leipzig 2004.
Chiara Luce Badano
Am 16. Oktober 1960 haben Maria Teresa Caviglia und Ruggero Badano geheiratet. Sehnlichst wünschten sie sich Kinder, doch sie mussten elf lange Jahre warten. "Jedes Mal", erzählte der Vater, "wenn ich mich mit Gleichaltrigen traf, die Kinder hatten, wurde mir schmerzlich bewusst, dass uns etwas fehlte." Es war keine leichte Zeit für das Paar. Ruggero, der bis dahin nicht gerade fromm gewesen war, pilgerte in seiner Not sogar zu einem Marienheiligtum, um in diesem großen Anliegen zu beten. Einen Monat später - Zufall oder nicht - war Maria schwanger. Am 29. Oktober 1971 erblickte ihr Töchterchen das Licht der Welt. Für Ruggero und Maria Teresa war es die Erfüllung ihres Herzenswunsches - und die Erhörung vieler Gebete. Sie gaben der Kleinen den Namen Chiara, nach der heiligen Klara, der ersten Gefährtin des Franz von Assisi.
Chiara Luce Badano stirbt kurz vor ihrem 19. Geburtstag infolge einer schweren Krebserkrankung. Eine Jugendliche wie viele: lebensfroh, sportlich, mit Höhen und Tiefen. Und doch zieht sich etwas Besonderes durch ihr Leben. Die frohen Momente, aber auch ihre Krisen lebt sie aus einer tiefen Beziehung mit Jesus. Die katholische Kirche spricht sie am 25. September 2010, zwanzig Jahre nach ihrem Tod, selig. Freunde sagen: "Chiara hinterlässt eine Spur von Licht."
(Anmerkung: Dieses Buch ist sehr lesenswert, zeigt es doch auch, mit welcher Glaubensstärke auch zu diesem Weg ihrer Tochter JA sagen. Sie leben ganz im Willen Gottes.)
Gudrun Griesmayr, Stefan Liesenfeld, Chiara Luce Badano, Ein kurzes intensives Leben, München 2011 (4).
Von den Kindern
Und eine Frau, die einen Säugling an ihre Brust drückte, sagte: Sprich zu uns von den Kindern.
Und er sagte:
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, doch nicht aus euch.
Und sind sie auch bei euch, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken.
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihren Körpern dürft ihr eine Wohnstatt bereiten,
doch nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus der Zukunft, und das bleibt euch verschlossen, selbst in euren Träumen.
Ihr dürft danach streben, ihnen ähnlich zu werden,
doch versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben schreitet nicht zurück, noch verweilt es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebendige Pfeile abgeschnellt werden.
Der Schütze sieht die Zielscheibe auf dem Pfad des Unendlichen, und Er beugt euch mit Macht, damit Seine Pfeile umso geschwinder und weiter fliegen.
Freut euch der Beugung, die euch die Hand des Bogenschützen aufzwingt,
denn so wie Er den flüchtigen Pfeil liebt, liebt er auch den verharrenden Bogen.
Aus: Khalil Gibran, Der Prophet, München, 2007 (8).
Vom geliebten Menschen enttäuscht
Gott, du weißt, warum er mir das angetan hat.
Warum hat er mich so behandelt?
Warum hat er mich so tiefst verletzt?
Er weiß doch genau, wie ich mich jetzt fühle.
Ich kann an gar nichts anderes mehr denken.
Ich bin zutiefst traurig und enttäuscht.
Und ich dachte immer,
wir wären durch so etwas wie
Freundschaft verbunden.
Das schlimmste ist, dass sich meine
Trauer und Enttäuschung
auch auf meine Mitmenschen auswirkt.
Gott, du bist ein Gott der Liebe und des Friedens.
Hilf uns beide, dass wir wieder
aufeinander zugehen und miteinander reden,
dass wir wieder in Frieden und
Freundschaft miteinander umgehen können.
Zeige uns den Weg zu einem neuen Miteinander.
Du weißt, es liegt mir wirklich sehr viel daran.
Margarita Gröting (*1966) in: Gotteslob Nr. 16, 2
Jesus als Jugendlicher
Jesus wuchs als Jugendlicher in der Stadt Nazareth auf. Vermutlich hatte er eine normale Kindheit, aber davon wissen wir heute nicht so viel. Er machte eine Lehre als Zimmermann und arbeitete im Betrieb von seinem Vater. Trotzdem war den Eltern relativ schnell klar, dass Jesus kein gewöhnlicher Junge war.
Eine Wende in seinem Leben war dann ein seltsames Treffen mit einem Mann, der Johannes hieß. Dieses Treffen fand statt als Jesus Ende zwanzig war.
Aus: Martin Dreyer, Jesus rockt. Pattloch Verlag München 2011.
Von Sorgenkindern und Kindersorgen
Sensible Kinder sind Seismografen - der Familie, der Gesellschaft, ja der ganzen Menschheit.
diepresse.com/home/meinung/bimail/4623699
diepresse.com/home/meinung/bimail/4623699 - abgerufen am 20.12.2014
Essen ist fertig, Mutter auch
Eine amerikanische Studie zeigt auf, wie sehr der Druck, täglich frisch und gesund zu kochen, Müttern zusetzt. Und will zu Diskussionen über neue Wege anregen.
mehr...
diepresse.com/home/leben/mode/4618762 - abgerufen am 20.12.2014
Elternliebe - Kindesliebe
Wir wissen, wie groß unsere Liebe zu unseren Kindern ist
Aber ich glaube, wir unterschätzen die Liebe unserer Kinder zu uns.
diepresse.com/home/meinung/weiberrede/4613773
diepresse.com/home/meinung/weiberrede/4613773 - abgerufen am 20.12.2014
Die heilige Familie
Küche statt Kirche - Zukunftsforscher haben in einer Studie herausgefunden: Die Familie ist die neue Glaubensgemeinschaft.
Die Familie ist den Deutschen heilig. Das hat eine Studie ergeben.
Die Familie ist nach Ansicht von Zukunftsforschern die neue Glaubensgemeinschaft der Deutschen. Die Religion hat dagegen an Bedeutung verloren. "Die Menschen können nicht anders, als im Leben an etwas Unangreifbares zu glauben, um den Halt und Sinn des Lebens nicht zu verlieren", sagte Horst Opaschowski, Leiter der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, in Hamburg. "Sie glauben vor allem an die Familie, weil sie ohne das Gefühl der Geborgenheit nicht leben können."
Fast drei Viertel der Deutschen (71 Prozent) empfinden die eigene Familie als die Glaubensgemeinschaft, während die Zugehörigkeit zur Kirche beinahe in Bedeutungslosigkeit versinkt (zehn Prozent). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Stiftung mit jeweils 1000 Befragten in neun Ländern. Danach stellt Deutschland im europäischen Religionsvergleich das Schlusslicht dar. Nur für knapp ein Viertel der Bundesbürger (24 Prozent) ist die Religion ein wichtiger Teil der Lebensqualität. Bei den Italienern wird die Religion doppelt so hoch bewertet (48 Prozent). Und doch gehen jeden Sonntag nachweislich mehr Bundesbürger in die Kirche (etwa fünf Millionen) als in das Fußballstadion (etwa 0,7 Millionen).
Süddeutsch Zeitung, 17. 10. 2008
"Wer die Familie nicht ehrt, ist der Zukunft nicht wert”
Deutschland sieht alt aus. Was die Kinder angeht, gehören wir nach einer Statistik der Weltbank zu den fünf ärmsten Ländern der Welt. Das bleibt nicht ohne Folgen. Denken Sie nur an die ins Mark gehende Krise der sozialen Sicherungssysteme. Die Politik hat jahrzehntelang Familien mit Kindern benachteiligt. Sie hat nicht einmal solche Ungerechtigkeiten beseitigt, die höchstrichterlich als verfassungswidrig erklärt worden sind. Dieser Skandal wirkt sich aus. Kinder sind zu einem alarmierenden Armutsrisiko geworden.
Die Schuld an dieser Entwicklung trifft nicht nur die Politik. Unsere Gesellschaft ist von kinderfeindlichen Tendenzen durchsetzt. Eltern, die in der Stadt eine Wohnung suchen, erfahren sehr schnell, dass Kinder unerwünscht sind. Geeigneter Wohnraum ist zur kaum erschwinglichen Mangelware geworden. Frauen und Männer, die ihre Arbeitsverhältnisse den Erfordernissen einer Familie mit Kindern anpassen wollen, finden nur selten Arbeitgeber, die ihnen entgegenkommen. Besonders alleinerziehende Mütter vermissen Betreuungsmöglichkeiten, damit sie ihrer Arbeit nachgehen können. Die Entscheidung für Kinder bringt schwerwiegende Nachteile mit sich. Mit einem Kind geht es oft noch. Je mehr es werden, desto schwieriger wird es.
Die Würde der Kinder verbietet es, sie als Mittel zum Zweck zu missbrauchen. Sie sind um ihrer selbst willen wichtig, nicht nur als künftige Erwerbstätige, Pflegende, Steuer- und Beitragszahler. Mit ihren Fragen und immer neuen Einfällen locken und reizen sie vor allem ihre Eltern und vermitteln gerade so Freude am Leben. Aus Liebe zum Leben sagen viele Paare Ja zu Kindern, auch wenn sie dafür Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Kinder bereichern nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihr soziales Umfeld, unsere Gesellschaft. Ohne sie ist die Gefahr groß, dass wir in der grauen Zweidimensionalität von Erwerb und Konsum versinken. Menschen, die Kinder bekommen und großziehen, tragen dazu bei, dass die "Polyphonie des Lebens” (Dietrich Bonhoeffer) nicht verstummt.
Bei der Familienpolitik geht es um eine Gestaltung jener Rahmenbedingungen, die das Glück mit Kindern und das Glück von Kindern beeinflussen. Kinder sind kein verrechenbares Verhandlungsobjekt, sie sind Subjekte und dürfen darum nicht instrumentalisiert werden. Gleichwohl sind die Erfordernisse und Folgen zu bedenken, die sich aus den vorhandenen oder nicht vorhandenen Kindern ergeben. Beides hat sein Recht. Wenn wir über Gerechtigkeit in der Familienpolitik sprechen, dann steht die Zuteilung von materiellen Gütern sowie von Lasten der Arbeit und der Finanzierung im Vordergrund.
Aus: Franz Kamphaus, Die Welt zusammenhalten. Reden gegen den Strom. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Die Liebe braucht ein Haus
Die Zahl derer, die mehrere Ehen oder eheähnliche Verhältnisse leben, wächst und der Zeitgeist sagt uns: Eine Liebe reicht einfach nicht fürs Leben! Die lebenslängliche Ehe wird als ein Gefängnis angesehen, in dem alle Liebe stirbt, in dem Zuneigung, Hoffnung und Trost erstickt werden. Flexibilität ist eine ökonomische, wichtige neue Tugend, alles ist doch im Fluss, und Langfristigkeit, Dauer und Bindung werden als sinnlose, destruktive Überich-Forderungen angesehen, Schnee von vor-gestern!
Mein Interesse ist nicht, das alte Gebot "Du sollst nicht ehebrechen” (2. Mose 20, 14) fundamentalistisch festzuhalten, wohl aber möchte ich eine Stimme hören, die mich an eine andere Vision von den Grundgesetzen der Liebe erinnert. Da tauchen so altmodische Wörter auf wie "Treue”, "in guten und in bösen Tagen”, "rain or shine”, "jetzt und immerdar” oder gar "bis der Tod uns scheidet”. Der positive Sinn des Gebotes ist für die christliche Tradition einfach zu benennen - und schwer zu leben: Du sollst an die Liebe glauben, du sollst sie für möglich halten, sie ist - wie alle Gnade - ein Geschenk und zugleich eine Aufgabe, beides lebenslänglich. Ob homo- oder heterosexuell, das interessiert Gott nicht so sehr wie einige seiner Verwaltungsbeamten.
Ich höre aus dieser Tradition der Liebe zwei Grundsätze, die im Widerspruch zum Zeitgeist stehen. Der erste ist am schönsten bei Goethe formuliert, er heißt: "Freiwillige Abhängigkeit, der schönste Zustand, und wie wäre er möglich ohne Liebe?” Der Zeitgeist vergötzt die Unabhängigkeit des Individuums, behauptet uns selber als autark, sich selbst genügend. Aber ist das genug zum Glück? Die wirklichen Beziehungen zwischen Menschen sind immer ein Angewiesensein, ein Einander-Brauchen, eine co-dependency, die sich selbst freiwillig abhängig macht. Wir sind einfach kleiner, dümmer, hässlicher ohne die Liebe, und je tiefer unsere Beziehung zum anderen ist, desto mehr wissen wir, wie es im Volkslied einmal heißt: "Ohne dich kann ich nicht leben, ohne dich kann ich nicht sein.” Ich kann zwar vielleicht essen oder "genießen” oder mich amüsieren, aber ich kann nicht "sein”. Ich muss nicht meine eigene Kraftspenderin oder mein Tröster sein, ich muss nicht nur ich selber sein, diese Grundannahme des abgelösten Individualismus zerstört, wir wissen es alle, die Erde und die anderen Lebewesen. Das feministische Denken hat zu diesem Verständnis von Gegenseitigkeit, von "freiwilliger Abhängigkeit” Wesentliches beigetragen, und es gehört mitten in dieses neue Verständnis von Liebe hinein, das wir brauchen und das in dem uralten Gebot versteckt ist.
Das zweite, was die Tradition lehren kann, ist, dass die Liebe kein Privatding ist, sie will mehr als das, sie braucht und will Öffentlichkeit, und gerade das ist in dem alten Begriff "Ehe” mitgedacht. Ich erinnere mich an eine lesbische Theologiestudentin, die im Gespräch mit einem Bischof sagte: "Warum wollen Sie meine Liebe nicht segnen, Herr Bischof? Warum darf ich mich nicht öffentlich zeigen?” Sie verstand besser als andere, dass die Liebe nicht etwas ist, was niemanden außer den beiden Beteiligten etwas angeht. Die Liebe braucht ein Haus, in das viele andere hineingehen, sie braucht das zusammen Essen und Reden, das Lachen und Weinen, sie braucht Kinder, nicht notwendig die eigenen, und vielleicht gar alte Tanten, sie braucht eine Einbettung in Gemeinsamkeiten. Es ist ein zerbrechliches Haus, wer könnte das bestreiten, aber zeitweilig Spaß zu haben ist keine Alternative zum Hausbauen! Das wirkliche Miteinander braucht mehr als das, was zwei Menschen sich geben können. Es braucht den Segen.
Aus: Dorothee Sölle, Mut. Kämpfe und liebe das Leben. Herder Verlag, Freiburg Basel Wein 2008.
Der innere Zusammenhang von Ehe und Familie
Die Kirche bietet hier ein Leitbild für das Zusammenleben von Mann und Frau als eine Gemeinschaft in Liebe und Treue an. Ich spreche bewusst von einem Leitbild. Dieses gibt eine Orientierung an, zu der es zugleich einlädt. Leitbilder haben das Ziel, Sinn und Handlungsorientierung zu geben. Sie sind nicht schon ein fertiges Modell, das man den konkreten Gemeinschaften bloß überzustülpen braucht. Man muss ein solches Leitbild annehmen und es selbst aus der eigenen Lebenserfahrung und den eigenen Erwartungen heraus konkret bestimmen und wohl auch durch gemeinsame Vereinbarungen verbindlich machen. Solche Leitbilder müssen also von den Gemeinschaften selbst angenommen und von innen her mit Leben erfüllt werden.
Dieses Leitbild besteht in der grundlegenden Überzeugung, dass man Ehe und Familie nicht voneinander abkoppeln darf. Dabei verstehen wir beide Grundworte in folgender Weise: Ehe ist die nach dem Kennenlernen und gediegener menschlicher Erprobung verbindlich geschlossene Gemeinschaft von Mann und Frau in Liebe und Treue zueinander. Durch das unverbrüchliche Jawort von Mann und Frau ist diese Gemeinschaft auf Dauer angelegt und gibt ihr mit dem Segen Gottes eine eigene Beständigkeit und Verlässlichkeit. Viele Menschen erleben dies auch heute noch so. Wenn die Zahl der Trennungen und Scheidungen zunimmt, spricht dies noch nicht gegen diese Lebens-form. Sie ist anspruchsvoll und gewiss nicht einfach ein Mechanismus, der nach der Eheschließung wie von selbst funktioniert. Dies hat man wohl zu lange geglaubt.
Die Ehe zwischen Mann und Frau ist auf die Findung von Lebens-sinn und Glück angelegt. Dies bedeutet immer auch einen langen Prozess, in dem man sich gegenseitig in aller Verschiedenheit anzunehmen lernt und vieles Gemeinsame entdeckt. Dazu gehört auch die gegenseitige Unterstützung in den jeweils eigenen Aufgaben des Mannes und der Frau, nicht zuletzt im Beruf. Aber die Ehe erfüllt sich nicht einfach in dieser Zweisamkeit. Je mehr sie wirklich ihr eigenes Gelingen erfährt, umso mehr öffnet sie sich auch über sich hinaus. Sie kennt auch eine falsche Selbstgenügsamkeit, in der man sich am Ende nur mit sich selbst herumtreibt. Freilich ist es manchen Ehepaaren versagt, unmittelbare Erfüllung über sich hinaus in einem neuen Menschenwesen zu finden. Aber sie können oft auf ihre Weise anderen Menschen in der Nähe und in der Ferne beistehen und so zu einer eigenen Erfüllung ihres Lebenssinnes gelangen. Aber die Ehe strebt von Hause aus über sich hinaus und möchte die Schönheit und Fruchtbarkeit der Liebe von Mann und Frau zueinander weitergeben. Der Raum der Ehe weitet sich hin zur Familie. Diese ist nicht einfach nur irgendein Ort, wo eben Kinder sind, sondern weil die Familie durch die Ehe gegründet und gefestigt wird, kann sie aus ihr heraus zu einem Ort der Verlässlichkeit und der Geborgenheit werden, in dem Kinder sehnlich erwartet, mit Liebe aufgenommen und verlässlich in das Leben hinein begleitet werden. Dies schließt nicht aus, dass die Zeit für Kinder und ihre Zahl von den Eltern mitbestimmt werden. Aber sie sind nie nur unsere Wunschkinder. Sie sind immer auch ein Geschenk Gottes. Sie bereichern das Miteinander von Mann und Frau, aber auch die menschliche Gemeinschaft, ja die Menschheitsfamilie.
Aus: Karl Kardinal Lehmann, Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2003.
Miteinander leben
Heiraten ist schön, aber Verheiratetsein,
das ist noch etwas anderes.
Viele Ehen gehen auseinander.
Immer wieder stehe ich vor der Frage:
Warum wird es so schwer, wenn Menschen Tag für Tag
miteinander leben müssen?
Sie haben sich doch so leidenschaftlich gewollt,
haben sich füreinander entschieden.
Warum halten Menschen die Liebe nicht durch?
Dafür ist es äußerst wichtig, dass gegenseitige
Hochachtung und Liebe ständig weiter wachsen.
Schon Kleinigkeiten können dem Gedeihen helfen:
ein anerkennendes Wort, ein Kompliment,
ein aufmerksam ausgesuchtes Geschenk.
Es braucht Übung, den Geschmack des anderen zu verstehen.
Versucht immer wieder, entspannt miteinander zu reden.
Ein vertrautes Gespräch, eine geteilte Freude
und ein gemeinsam getragenes Leid
erneuern und bekräftigen das Verbundensein.
Liebe Frau, sei herzlich und verständnivoll.
Lieber Mann, sei nicht gleichgültig und kalt.
Habt Zeit füreinander.
Nur wirkliche Liebe hält durch.
Aus: Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999/2008.
Maria Wachtler (2004)
Gabi Ceric (2000)
Regina Wagner (1997)