1. Lesung vom 9. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A:
Dtn 11,18. 26-28. 32
Lesung aus dem Buch Deuteronomium:
Mose sagte zum Volk:
Diese meine Worte sollt ihr auf euer Herz und auf eure Seele schreiben.
Ihr sollt sie als Zeichen um das Handgelenk binden.
Sie sollen zum Schmuck auf eurer Stirn werden.
Seht, heute werde ich euch den Segen und den Fluch vorlegen:
den Segen, weil ihr auf die Gebote des Herrn, eures Gottes,
auf die ich euch heute verpflichte, hört,
und den Fluch für den Fall,
daß ihr nicht auf die Gebote des Herrn, eures Gottes, hört,
sondern von dem Weg abweicht,
den ich euch heute vorschreibe,
und anderen Göttern nachfolgt,
die ihr früher nicht gekannt habt.
Ihr sollt also auf alle Gesetze und Rechtsvorschriften,
die ich euch heute vorlege,
achten und sie halten.
Die alttestamentliche Lesung stammt aus dem Buch Deuteronomium, das in der evangelischen Kirche als „das 5. Buch Mose" gezählt wird. Das Deuteronomium ist das Werk einer theologischen Reformbewegung im 7. Jahrhundert v. Chr. - Der heutige Abschnitt steht unmittelbar vor der so genannten „Deuteronomischen Gesetzessammlung"
und dient als deren Einleitung. - Auf die erste Anweisung des Textes geht übrigens der jüdische Brauch zurück, beim Beten Gebetsriemen um Arm und Kopf anzulegen.
Die Perikope aus Dtn 11 bringt in V. 18-20 einen Anklang an Dtn 6,4-9 ("Höre Israel"). V. 26-32 stellen eine überleitende Zusammenfassung dar (vor Kap 12-26, der deuteronomischen Gesetzessammlung). Und das Resümee lautet: Segen und Fluch wird dem Volk vorgelegt – und beide entscheiden sich an dem Verhalten des Volkes angesichts der Gebote Gottes.
Deshalb wird dem Volk auch eingeschärft, die Gebote immer präsent zu haben: Sei es im Kopf (durch Auswendiglernen), sei es durch Zeichen an Leib, Gewand oder Häusern.
Die Zukunft des Volkes, Wohl oder Wehe, liegen in der Hand der Menschen: Gott tut das Seine – wer sich an seine Gebote hält, dem geht es gut (fruchtbare Felder, Nachkommenschaft, materieller Wohlstand).
Im Hintergrund steht die Erfahrung des babylonischen Exils: All diese Gaben des Segens Gottes wurden dem Volk genommen – und dies wird als Strafe Gottes dafür interpretiert, dass das Volk sich nicht an die Gebote Gottes gehalten hat. Nicht der Kult im Tempel ist nun das entscheidende, sondern die persönliche Heiligung des Einzelnen.
Der Sinn der Stelle (auch im historischen Kontext) käme besser zum Ausdruck, wenn die gesamte Perikope 11,18-32 gelesen würde.
Martin Stewen (2005)
Johann Pock (2002)