Einen Neuanfang ermöglichen
Vor einigen Wochen hat ein Fußballtrainer – Jürgen Klopp – seinen Abschied angekündigt. Sicher waren da so einige Fußballanhänger schockiert. Doch Jürgen Klopp begründete seine Entscheidung. Er hat gespürt, seine Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Auch wollte er der Mannschaft wie auch dem Verein ermöglichen, neu anzufangen. Ja, er spürte: sein Abschied aus dem Verein kann für die Entwicklung gut sein. Neue Impulse, neue Ideen bringen doch weiter. Viele haben den Schritt von Jürgen Klopp akzeptiert. Sie wollen die neuen Chancen, die sich ergeben können, nutzen.
So ähnliche Abschiede gibt es immer wieder. Da geht ein beliebter Pfarrer. Ein Betreuer aus einer Behindertenwohngruppe sucht sich eine neue Aufgabe. So traurig mancher Abschied ist, so sehr man einen Menschen hängt, wir spüren: auch wir müssen uns entwickeln, neu aufstellen.
Jetzt sind wir gefordert
Heute feiern wir Christi Himmelfahrt. Jesus geht fort. Doch wir dürfen glauben: Jesus ist auf andere Weise da, nicht mehr körperlich. Jetzt müssen die Apostel ihren Part tun, jetzt sind sie gefordert. Sie möchten aber Jesus gerne festhalten. „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Jesus wird wiederkommen…“ Das ist die frohe Botschaft der Engel an die Jünger, das ist die frohe Botschaft an uns. Jesus wir wiederkommen. Aber: Jetzt sind wir gefordert, jetzt sind wir gefordert, unseren Teil zu tun, damit Gottes Reich beginnen kann. Das Reich Gottes aber ist nicht – so schreibt es Paulus einmal, nicht Essen und Trinken, es ist Friede, Freude im Heiligen Geist. Und das Reich Gottes beginnt nicht in fernen Zeiten, nein es beginnt im Hier und Heute.
Jesus hat angefangen, Gottes Reich aufzubauen. Jetzt sind wir dran. Doch sind wir nicht eher überfordert. Wenn wir ehrlich sind, dann gibt es vieles, was uns Angst und Sorgen machen kann. Da ist der Unfriede auf der Welt. Menschen morden im Namen der Religion. Was können wir dagegen tun? Was können wir dagegen tun, wenn junge Männer verblendet in Kriege ziehen? Was können wir denn dagegen tun, wenn der Glaube an Jesus, an die Auferstehung immer mehr verschwindet? Klar: ich kann an meinem Ort, an meinem Platz Zeugnis geben von dem, was ich glaube. Doch spüre ich auch. Menschen leben anders, vielleicht genauso glücklich.
In kleinen Schritten
Weiter denke ich an die Naturkatastrophe in Nepal. Hunderttausende Menschen leben jetzt im Elend. Ihnen zu helfen gestaltet sich sehr schwierig. Es wäre zynisch, ja menschenverachtend zu sagen: wir sind noch nicht im Himmel, sondern auf der Erde. Es gilt, so gut es geht, tatkräftig zu helfen, selbst dann, wenn es nur eine kleine Geldspende ist. Ich kann aber zeigen: mir sind die Mitmenschen, denen Schreckliches geschieht nicht gleichgültig. Wo Menschen einander beistehen in so einer Katastrophe, wo sie zeigen, der Mitmensch und sein Schicksal, das ist mir nicht gleichgültig, dort wird ein wenig der Himmel anfänglich sichtbar.
Ich kann als einzelner nicht die ganze Welt verbessern. Aber ich kann eines tun. Ich kann an meinem Ort und an meinem Platz, an dem ich lebe, ein wenig die Welt verändern. Das geschieht vielleicht auch in kleinen Schritten. Dort, wo ich ein wenig die Welt verändere, dort zeige ich: der Himmel, zu dem Jesus aufgefahren ist, ist nicht etwas, was fern ist, nicht etwas, was es erst in ferneren Zeiten gibt. Der Himmel beginnt bereits hier in diesem Leben, in meiner Zeit.
Paulus schreibt an die Epheser: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe…“ Wo das gelingt, wo Menschen sich angenommen fühlen, dort kann schon der Himmel auf Erden anfangen. Wo das Zusammenleben nicht gelingt, wo es ein Hauen und Stechen gibt, dort kann das Zusammenleben zur Hölle werden. Wo ich bereit bin, zu verzeihen, dort erfülle ich das, was Jesus uns beauftragt.
Sicher: man kann viel Fehlerhaftes an der Kirche finden. Doch bewirkt sie auch vieles, was gut ist. Dort, wo sie sich für die schwächsten und den ärmsten in der Welt einsetzt. Nicht jeder kann alles. Da schreibt Paulus: "Er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Hirten und Lehrer…" Jeder hat seine eigene Berufung, seine Aufgabe, seine Gabe, Gottes Reich aufzubauen und Zeuge/ in für die frohe Botschaft zu sein.
Wir sind nicht allein
Ich sprach es an: könnten wir uns nicht leicht überfordert fühlen? Wenn wir auf eigene Kraft allein vertrauen, dann ja. Doch wir haben seien Zusage, sein Versprechen. Wir gehen den Weg durch diese Zeit nicht allein. Unseren Part, den wir spielen dürfen, spielen wir nicht allein. Gott hat uns seine Kraft gegeben. Jesus hat uns seinen Heiligen Geist zugesagt. Wir dürfen unseren weg, unser Leben mit Mut gestalten.
Das Reich Gottes, das Jesus verkündet hat, ist zuerst Gottes Werk. Wir aber dürfen mitwirken, an einem großen Werk. Jesus traut es den Aposteln zu, Zeugen zu sein durch Wort und durch Tat. Wir müssen immer nur erfassen, welch eine große Berufung wir von Gott geschenkt bekommen haben. Wir sind nicht nur geboren, um einfach in dieser Welt Spaß und Freude zu haben, oder um einfach so vor sich hinzuleben. In seinem Brief an die Epheser wünscht Paulus, dass wir unsere Berufung erkennen und erfassen. Paulus wünscht uns, dass wir erkennen, dass Gott unserem Leben einen tiefen Sinn gibt, dass wir verstehen „zu welcher Hoffnung wir doch berufen sind“. Paulus möchte, dass wir den wahren und echten Reichtum erkennen, den Gott unserem Leben geschenkt hat. Wir dürfen mit ihm leben, sein Reich aufbauen, mit ihm.
Wir sollen Zeugen sein, ihn verkünden. Wir dürfen unseren Part spielen. Es kommen aber Gefahren, es gibt immer wieder etwas, was uns hindern will, Gott zu verkünden. Die Schlangen, die Skorpione, das tödliche Gift, das uns nicht schadet, ist ein Bild für Gottes Sorge um uns. Die neuen Sprache, in denen wir sprechen werden, zeigt, wir werden anders umgehen, Worte sagen, die anderen Mut machen zum Leben, weil Gott unser Leben mit uns lebt. Wer auf Gott baut, wer sich immer mehr von seinen Worten verändern lässt, wird durch seine Gegenwart heilen.
Ja, wir feiern heute, dass wir herausgefordert werden. Doch Gott, doch Jesus steht uns zur Seite. Spielen wir unseren Part, haben wir Mut dazu.