Eröffnung:
Suchen Sie sich für den Hausgottesdienst einen geeigneten Platz in Ihrer Wohnung,
zünden Sie eventuell eine Kerze an und beginnen Sie:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. - Amen.
Einleitung:
Mit dem 5. Fastensonntag beginnen wir den 2. Teil der Fastenzeit, die Passionszeit. In den letzten beiden Wochen steht das Leiden unseres Herrn Jesus Christus im Mittelpunkt der Liturgiefeiern. In vielen Kirchen sind die Kreuze verhüllt, denn sehr oft sind die Kreuze als Siegeszeichen ausgestaltet.
Mit dem dem Betrachten des Leidens Jesu richten wir unsere Aufmerksamkeit auch auf die Leiden der ganzen Menschheit. Dieses kann uns nicht unberührt lassen, wenn wir das Leiden Jesu ernstnehmen. Wir nehmen Anteil am Leiden der Menschen und tragen es mit, wie Simon von Cyrene, Veronika oder die Frauen am Kreuzweg Jesus beigestanden sind.
Am Beginn des Gottesdienstes treten wir vor den Herrn und erkennen in ihm unseren Herrn und Kyrios trotz seiner Ohnmacht und Schwachheit.
Kyrie:
Herr Jesus Christus,
du hast für uns gelitten.
Erbarme dich unser!
Herr, Jesus Christus,
du bist für uns gestorben.
Erbarme dich unser!
Herr, Jesus Christus,
du schenkst uns deine Liebe.
Erbarme dich unser!
Neues Gotteslob Ö721,7
Eröffnungsgebet:
Vater im Himmel,
wie ein Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt,
so hat dein Sohn sein Leben hingegeben.
Wir bitten dich:
Gib uns Kraft zu einer Lebensweise,
die sich am Beispiel deines Sohnes ausrichtet,
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Sonntagsbibel
1. Lesung - Jer 31,31-34
Lesung aus dem Buch Jeremia.
Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn —,
da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda
einen neuen Bund.
Er ist nicht wie der Bund,
den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag,
als ich sie bei der Hand nahm,
um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen.
Diesen meinen Bund haben sie gebrochen,
obwohl ich ihr Gebieter war –
Spruch des Herrn.
Sondern so wird der Bund sein,
den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe –
Spruch des Herrn:
Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben
und werde sie auf ihr Herz schreiben.
Ich werde ihnen Gott sein
und sie werden mir Volk sein.
Keiner wird mehr den andern belehren,
man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den Herrn!,
denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten,
werden mich erkennen –
Spruch des Herrn.
Denn ich vergebe ihre Schuld,
an ihre Sünde denke ich nicht mehr.
Antwortpsalm - Ps 51,3-4. 12-15
Kv Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott! – Kv
GL 301
Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, *
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
Wasch meine Schuld von mir ab *
und mach mich rein von meiner Sünde! – (Kv)
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz *
und einen festen Geist erneuere in meinem Innern!
Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, *
deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! – (Kv)
Gib mir wieder die Freude deines Heiles, *
rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!
Ich will die Frevler deine Wege lehren *
und die Sünder kehren um zu dir. – Kv
2. Lesung - Hebr 5,7-9
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens
mit lautem Schreien und unter Tränen
Gebete und Bitten vor den gebracht,
der ihn aus dem Tod retten konnte,
und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.
Obwohl er der Sohn war,
hat er durch das, was er gelitten hat, den Gehorsam gelernt;
zur Vollendung gelangt,
ist er für alle, die ihm gehorchen,
der Urheber des ewigen Heils geworden.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 12,26a
Lob dir, Christus, König und Erlöser! – Kv
(So spricht der Herr:)
Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach;
und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium - Joh 12,20-33
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
gab es auch einige Griechen unter den Pilgern,
die beim Pas-chafest in Jerusalem Gott anbeten wollten.
Diese traten an Philíppus heran,
der aus Betsáida in Galiläa stammte,
und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen.
Philíppus ging und sagte es Andreas;
Andreas und Philíppus gingen und sagten es Jesus.
Jesus aber antwortete ihnen:
Die Stunde ist gekommen,
dass der Menschensohn verherrlicht wird.
Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein;
wenn es aber stirbt,
bringt es reiche Frucht.
Wer sein Leben liebt,
verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben.
Wenn einer mir dienen will,
folge er mir nach;
und wo ich bin,
dort wird auch mein Diener sein.
Wenn einer mir dient,
wird der Vater ihn ehren.
Jetzt ist meine Seele erschüttert.
Was soll ich sagen:
Vater, rette mich aus dieser Stunde?
Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
Vater, verherrliche deinen Namen!
Da kam eine Stimme vom Himmel:
Ich habe ihn schon verherrlicht
und werde ihn wieder verherrlichen.
Die Menge, die dabeistand und das hörte,
sagte: Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
Jesus antwortete
und sagte: Nicht mir galt diese Stimme,
sondern euch.
Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt;
jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin,
werde alle zu mir ziehen.
Das sagte er,
um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.
Impus von Pater Hans Hütter:
Macht Leiden Sinn?
Panikreaktionen
Heute können wir darüber nur mehr lachen. Die erste Reaktion auf den angekündigten Lockdown vor einem Jahr waren Panikeinkäufe von Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs. Spitzenreiter war das Klopapier. Wenn wir in eine bedrohliche Situation kommen, für die wir keine Bewältigungsstrategie parat haben, reagieren wir mit panischem Aktivismus. Die Ohnmacht nichts tun zu können, halten wir schlecht aus. Sobald wir etwas getan haben, auch wenn es irrational war, fühlen wir uns erleichtert.
Der irrationale Umgang mit der Bedrohung durch das Coronavirus setzte sich auch später noch fort. Alle möglichen und unmöglichen Erklärungstheorien und Vorschläge zur Bekämpfung machten die Runde. Populisten sind auf den Zug aufgesprungen und haben versucht, aus der Beunruhigung politisches Kapital zu schlagen. Geschäftemacher nützen die Ängste der Bevölkerung schamlos aus.
Zum Glück gibt es auch Leute, die in der ganzen Unsicherheit kühlen Kopf bewahren und durch einen rationalen Umgang mit der Notlage irrationale Reaktionen hintanhalten. Schrittweise haben wir gelernt, wie wir uns vor der Ansteckung durch Abstandhalten, Mund- und Nasenschutz sowie Händedesinfektion wenigstens teilweise schützen können. Spätestens jetzt begreifen wir, dass die langfristig hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten sinnvoll waren.
Was steckt dahinter?
Wie lassen sich solche Reaktionen erklären? Eine junge britische Journalistin überraschte mit der These, dass wir dank des Wohlstandes verlernt hätten, mit Leid umzugehen. „Zum ersten Mal in der Geschichte“, meint Freya India, „kommt ein beträchtlicher Teil unseres Elends nicht von einem Übermaß, sondern von einem Mangel an Leid“. India hält Leiden für eine „Voraussetzung des Wachstums, es nötigt zur Selbstreflexion, zur Veränderung und zur Transzendenz: Es geht der Auferstehung voraus, es zieht uns hinab, bevor es uns als weisere, bewusstere Versionen unseres Selbst wiederbelebt. Es ist unvermeidlich, natürlich, sogar wünschenswert.“ Solschenizyn dankte seinem Gefängnis für die Lehre, „dass das Ziel des Lebens nicht Wohlstand ist, wie man uns weismachen möchte, sondern die Reife der menschlichen Seele“, zitiert Karl Peter Schwarz in der Tageszeitung "Die Presse".
Die Antwort der Journalistin überrascht ebenso wie die Antwort Jesu auf die Frage nach dem Sinn seines Leidensweges. Jesus sieht seinen Weg auf Leiden und Tod zulaufen. Er hat auch schon versucht, dies seinen Jüngern klarzumachen. Sie verstehen es nicht. Sie verdrängen die Möglichkeit des Leidens, wie auch wir es solange wir können aus unserem Leben verdrängen. Wenn jemand ein Leid trifft, neigen wir dazu es als Einzelschicksal zu betrachten. Nur selten sind wir bereit, über eine etwaige Sinnhaftigkeit des Leidens nachzudenken.
Ein Bild aus der Natur als Antwort auf die Frage nach dem Leid
Jesus greift in der Erklärung seines Leidens auf ein Bild aus der Natur zurück und bietet es auch uns als Hilfe zum Verstehen des Leidens an. "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." (Joh 12,24). In dieser Sichtweise ist das Sterben des Weizenkorns nicht Tod sondern Verwandlung. Als Verwandlung bringt es neues Leben hervor.
Wenn uns Leiden auferlegt ist, bedeutet dies immer einen schmerzhaften Einschnitt in unser Leben. Meist verändert es Gewohnheiten und Abläufe. Wir unternehmen alles Mögliche – Rationales und Irrationales -, um Leid abzuwenden oder wenigstens erträglich zu machen. Es konfrontiert uns nicht nur mit der Frage nach dem Sinn des Leidens, sondern mit der Frage nach dem Sinn des Lebens grundsätzlich. Es verändert auch unsere Beziehungen. Schließlich stellt es uns vor die Frage, ob es noch einen Sinn gibt, wenn wir das jetzige Leben ganz loslassen müssen. Gibt es größere Zusammenhänge, die für uns bedeutsamer sind, als wir bis dahin angenommen haben?
Passionszeit
Die beiden letzten Wochen der Fastenzeit werden in der Liturgie der Kirche als Passionszeit begangen. Wir schauen auf den Leidensweg Jesu und meditieren, was dieser für die ganze Menschheit bedeutet, und was wir daraus für unser eigenes Leben und für das Leid, das früher oder später keinem Menschen erspart bleibt, entnehmen können.
Das nun schon lange Leiden an der Pandemie entpuppt sich auch immer mehr als eine Passionszeit. Es betrifft nicht nur die eine oder andere Person, die das Virus zufällig erwischt. Wir leiden alle daran. Es konfrontiert uns mit unserer Ohnmacht und mit unseren oft verkürzten Lebensanschauungen. Es fordert uns heraus zu Rücksichtnahme, Solidarität, Geduld, verlangt von uns Verzicht auf Freiheiten, Beziehungen, Reisen u. v. a. m. Es ist verständlich und auch gut, dass wir uns dagegen auflehnen und dagegen tun, was wir tun können. Das Leiden an der Pandemie kann bei uns aber auch einen Lernprozess einleiten, der für unsere Leben in einer unplanbaren und unvorhersehbaren Weise Früchte trägt.
Lobpreis:
Kehrvers
Der Herr hat Großes an uns getan,
sein Name sei gepriesen.
(GL 69,1)
Guter und erhabener Gott, wir treten vor dich,
um dir zu danken und dir unseren Lobpreis darzubringen.
Du hast mit dem Volk, das du erwählt hast, einen Bund geschlossen
und ihm dein Gesetz ins Herz geschrieben,
um es aus der Knechtschaft fremder Mächte zu befreien.
Kehrvers
Durch Jesus von Nazareth hast du diesen Bund mit dem Haus Israel erneuert.
Obwohl er dein Sohn war, hat er durch Leiden Gehorsam gelernt.
Wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt, stirbt und reiche Frucht bringt,
hat er für uns sein Leben hingegeben und vollendet.
Kehrvers
Du hast seine Gebete und Bitten erhört,
ihn aus seiner Angst befreit und ihn aus dem Tod errettet.
Für alle, die auf ihn hören, ist er zum Urheber ewigen Heils geworden.
So hast du ihn verherrlicht und ihm einen Namen gegeben,
der größer ist als alle Namen.
Kehrvers
Dafür danken wir dir
und singen wir dir mit allen Engeln und heiligen unser Lob:
Danklied, z. B. Mein ganzes Herz erhebet dich (GL 143)
Fürbitten:
Vater im Himmel,
du hast deinen Sohn Jesus Christus durch Leiden und Tod hindurch in deine Herrlichkeit geführt.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, denen ein schweres Kreuz auferlegt ist:
für die Kranken, die Verfolgten, die Hungernden und die Heimatvertriebenen.
Lass sie nicht an ihrem Leid zerbrechen.
Für alle, die unter den Folgen der gegenwärtigen Pandemie leiden: für die Erkrankten und deren Pflegerinnen und Pfleger, für die Kinder und Jugendlichen, für die Arbeitslosen und für alle, die um ihre wirtschaftliche Existenz bangen.
Lass sie Unterstützung und Solidarität von der ganzen Gesellschaft erfahren.
Für alle, die seelisch zu leiden haben: für die psychisch Kranken, für die Verspotteten, für die Gefangenen und für alle von der Gesellschaft Ausgeschlossenen.
Lass sie deine Nähe und dein Wohlwollen spüren.
Für alle, deren Leiden durch den Tod ein Ende gefunden hat.
Schenke ihnen neues Leben, das nicht mehr von Leiden und Schmerzen belastet ist.
Guter Gott,
erlöse uns von allem Leid und verwandle es in nie endende Freude. – Amen.
Vater unser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Meditation:
Gottes Gesetz
ist in unser Herz geschrieben
ein Gesetz des Lebens
wie Weizenkörner in der Erde nicht verderben
sondern sich neu entfalten
so sollen auch wir
uns nicht an das Irdische klammern
sondern im Dienen aneinander
neues Leben erfahren
ein Leben
das kein Tod beenden kann
ein Leben
in Gottes Herrlichkeit
Gottes Gesetz
ist in unserem Herzen
wenn wir es öffnen
für ihn
Helene Renner
Schlussgebet:
Gütiger Gott,
bewahre dem Volk der Erlösten deine Liebe und Treue.
Das Leiden deines Sohnes hat uns gerettet;
sein Geist, der von dir ausgeht, führe uns den rechten Weg.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Aus dem Messbuch
Christoph Legutko (2000)
Alfons Jestl (1997)