Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 11. Dez. 2022 - 3. Adventsonntag (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
25. Mär. 2023
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
20. Mär. 2023
19. März: hl. Josef (Fest)
19. Mär. 2023
4. Fastensonntag (A)
15. Mär. 2023
15. März: Klemens Maria Hofbauer (Fest)
12. Mär. 2023
3. Fastensonntag (A)
05. Mär. 2023
2. Fastensonntag (A)
26. Feb. 2023
1. Fastensonntag (A)
22. Feb. 2023
Aschermittwoch (A/B/C)
19. Feb. 2023
7. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Feb. 2023
6. Sonntag im Jahreskreis (A)
05. Feb. 2023
5. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Feb. 2023
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
29. Jan. 2023
4. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Jan. 2023
3. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Jan. 2023
2. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jan. 2023
Taufe des Herrn (A)
06. Jan. 2023
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2023
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2022
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
30. Dez. 2022
Fest der hl. Familie (A)
26. Dez. 2022
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2022
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2022
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2022
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2022
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
18. Dez. 2022
4. Adventsonntag (A)
11. Dez. 2022
3. Adventsonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 35,1-6a. 10
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Jubeln werden die Wüste und das trockene Land,
jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.
Sie wird prächtig blühen
und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken.
Die Herrlichkeit des Libanon wurde ihr gegeben,
die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon.
Sie werden die Herrlichkeit des HERRN sehen,
die Pracht unseres Gottes.
Stärkt die schlaffen Hände
und festigt die wankenden Knie!
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott!
Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes!
Er selbst kommt und wird euch retten.
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan
und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
Dann springt der Lahme wie ein Hirsch
und die Zunge des Stummen frohlockt.
Die vom HERRN Befreiten kehren zurück
und kommen zum Zion mit Frohlocken.
Ewige Freude ist auf ihren Häuptern,
Jubel und Freude stellen sich ein,
Kummer und Seufzen entfliehen.
Wie schon an den vorhergehenden Sonntagen hören wir in der Jesaja-Perikope eine der Visionen des Propheten. In schillernden Bildern beschreibt der Prophet seine Hoffnung, die er auf Jahwe setzt. Jahwe rettet sein Volk aus aller Bedrohung und führt es weiter der Verheißung entgegen, auf die Israel seinen Bestand gründet. Gründe zur Sorge gab es: Das Reich Juda war schwer bedroht durch Völker, die sich zur Eroberung aufgemacht hatten. Die vorliegende Perikope entstand unter dem Eindruck der anrückenden Assyrer.
Die 1. Lesung aus dem Jesajabuch trägt der liturgischen Tradition des Sonntags "Gaudete" Rechnung. Der Gottesdienst beginnt mit dem Ruf "Freut euch im herrn zu jeder Zeit..." Die Aufforderung zur Freude leitet die 1. Lesung ein.
Das Kapitel 35 nimmt im Jesajabuch eine Sonderstellung ein. Es ist hier eingefügt worden, als das 1. (Kapitel 1 bis 39) und das 2. Jesajabuch (Kapitel 40 bis 62) zu einem Werk zusammengefasst worden sind. Der Verfasser dieses Abschnittes meditiert am Ende des 4. vorchristlichen Jahrhunderts die Gegenwartsbedeutung der Verheißungen der ihm vorliegenden Jesajaschriften. Die Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft hatte sich bereits erfüllt. Jahweh ist auf den Zion zurückgekehrt. Dennoch sind viele Juden verzagt. Der größere Teil von ihnen lebt über die damals bekannte Welt verstreut. Die alte Glanzzeit Jerusalems lässt sich nicht wiederherstellen. An diese Verzagten richtet der Verfasser die Verse des Kapitels 35.
Im 1. Abschnitt (Verse 1 und 2) vergleicht er die Freude mit dem Aufblühen der Wüste in der Regenzeit. Sie blüht so prächtig und reich, dass sie den Vergleich mit dem üppig bewaldeten Libanon, dem fruchtbaren Berg Karmel oder mit der Scharonebene nicht zu scheuen braucht.
Der zweite Abschnitt (Verse 3 bis 6) spricht den Verzagten Mut zu und fordert auf, die Erschlafften aufzurichten. Der Grund der Hoffnung liegt im "Seht, hier ist euer Gott!" Das Wirken Gottes zeigt sich in der Heilung der körperlichen Gebrechen, die nicht nur geistig/geistlich erfahren wird, sondern für alle Menschen sichtbar und spürbar ist. Sichtbar wird das Wirken Gottes auch im Fruchtbarwerden der Wüste und Steppe (vgl. "ungekürzte Fassung", in der Lesung werden diese Verse leider ausgelassen).
In einem dritten Abschnitt (Verse 8 bis 10 - 8 und 9 sind wieder ausgelassen) wird eine Straße als der Heilige Weg beschrieben, die aus der Wüste zum Zion führt und auf der die Befreiten voll Jubel und Freude zurückkehren. Die Lesung endet mit dem Motiv der Freude, mit dem sie auch begonnen hat.
1. Lesung (erweiterte Fassung) - Jes 35,1-10
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Jubeln werden die Wüste und das trockene Land,
jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie.
Sie wird prächtig blühen
und sie wird jauchzen, ja jauchzen und frohlocken.
Die Herrlichkeit des Libanon wurde ihr gegeben,
die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon.
Sie werden die Herrlichkeit des HERRN sehen,
die Pracht unseres Gottes.
Stärkt die schlaffen Hände
und festigt die wankenden Knie!
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott!
Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes!
Er selbst kommt und wird euch retten.
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan
und die Ohren der Tauben werden geöffnet.
Dann springt der Lahme wie ein Hirsch
und die Zunge des Stummen frohlockt,
denn in der Wüste sind Wasser hervorgebrochen
und Flüsse in der Steppe.
Der glühende Sand wird zum Teich
und das durstige Land zu sprudelnden Wassern.
Auf der Aue, wo sich Schakale lagern,
wird das Gras zu Schilfrohr und Papyrus.
Dort wird es eine Straße, den Weg geben;
man nennt ihn den Heiligen Weg.
Kein Unreiner wird auf ihm einherziehen;
er gehört dem, der auf dem Weg geht,
und die Toren werden nicht abirren.
Es wird dort keinen Löwen geben,
kein Raubtier zieht auf ihm hinauf,
kein einziges ist dort zu finden,
sondern Erlöste werden ihn gehen.
Die vom HERRN Befreiten kehren zurück
und kommen zum Zion mit Frohlocken.
Ewige Freude ist auf ihren Häuptern,
Jubel und Freude stellen sich ein,
Kummer und Seufzen entfliehen.
Antwortpsalm - Ps 146,6-10
Kv: Komm, o Herr, und erlöse uns! - Kv
(Oder: Halleluja, oder GL 229)
Der HERR ist es, der Himmel und Erde erschafft, /
das Meer und alles, was in ihm ist. *
Er hält die Treue auf ewig.
Recht schafft er den Unterdrückten, /
Brot gibt er den Hungernden, *
der HERR befreit die Gefangenen. - Kv
Der HERR öffnet die Augen der Blinden, *
der HERR richtet auf die Gebeugten,
*der HERR liebt die Gerechten.
Der HERR beschützt die Fremden. - KV
Er hilft auf den Waisen und Witwen, *
doch den Weg der Frevler krümmt er.
Der HERR ist König auf ewig, *
dein Gott, Zion, durch alle Geschlechter. - Kv
2. Lesung - Jak 5,7-10
Lesung aus dem Jakobusbrief.
Schwestern und Brüder, haltet geduldig aus
bis zur Ankunft des Herrn!
Siehe, auch der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde,
er wartet geduldig auf sie,
bis Frühregen oder Spätregen fällt.
Ebenso geduldig sollt auch ihr sein;
macht eure Herzen stark,
denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor.
Klagt nicht übereinander, Brüder und Schwestern,
damit ihr nicht gerichtet werdet!
Seht, der Richter steht schon vor der Tür.
Brüder und Schwestern, im Leiden und in der Geduld
nehmt euch die Propheten zum Vorbild,
die im Namen des Herrn gesprochen haben!
Martin Stewen (2010)
Hans Hütter (1998)
Der Jakobusbrief gehört mit einigen anderen kleinen Briefen des Neuen Testamentes zur Gruppe der sog. Katholischen Briefe: Sie gehen nicht an eine bestimmte Gemeinde wie die Paulus-Briefe, sondern an einen größeren Verteiler. Den Verfasser zu erkennen ist schwierig - die Person des Jakobus ist schwer auszumachen.
Der ganze Brief enthält Mahnungen zur Gestaltung eines christlichen Lebens. Eine interessante theologische Komponente ist die Haltung in der Frage des Gnadenerwerbs: Gegen Paulus - grob skizziert - hält Jakobus: Glaube und Taten aus dem Glauben gehören zusammen, der Glaube allein reicht nicht.
Die vorliegende Perikope ermahnt die Menschen, auch in Bedrängnis auszuharren und weder vom Glauben zu lassen noch von Taten der Liebe.
Der Jakobusbrief, dem die 2. Lesung entnommen ist, richtet sich an Judenchristen in heidnischer Diaspora (vermutet werden Syrien und Zilizien) und versucht, ihnen in der Manier der alttestamentlichen Weisheitsliteratur Mut zuzusprechen. Die Adressaten des Briefes dürften einer gesellschaftlich benachteiligten Schicht von Landarbeitern in Abhängigkeit von Großgrundbesitzern angehört haben.
Der Lesungstext bildet den Höhepunkt der den Brief abschließenden Ermahnungen zum geduldigen Aushalten. Als Motiv für das Ausharren dient die im frühen Christentum als selbstverständlich angenommene Naherwartung der Wiederkunft Christi. Der Autor bedient sich eines Vergleichs aus der bäuerlichen Erfahrungswelt. Auch was die Spannungen in der Gemeinde betrifft, mahnt er zur Geduld. Als Vorbild stellt er die alttestamentlichen Propheten und Ijob vor Augen.
Die peinlich naive Vertröstung angesichts sozialer Ungerechtigkeit, die uns (mich) diesem Text ein wenig hilflos gegenüberstehen lässt, soll jedoch die eschatologische Hoffnung, die darin enthalten ist, nicht verdecken.
Ruf vor dem Evangelium - Jes 61,1ab
Halleluja. Halleluja.
Der Geist des Herrn ruht auf mir.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.
Halleluja.
Evangelium - Mt 11,2-11
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
hörte Johannes im Gefängnis von den Taten des Christus.
Da schickte er seine Jünger zu ihm
und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll,
oder sollen wir auf einen anderen warten?
Jesus antwortete ihnen:
Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht:
Blinde sehen wieder und Lahme gehen;
Aussätzige werden rein und Taube hören;
Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.
Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Als sie gegangen waren,
begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden:
Was habt ihr denn sehen wollen,
als ihr in die Wüste hinausgegangen seid?
Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt?
Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid?
Einen Mann in feiner Kleidung?
Siehe, die fein gekleidet sind,
findet man in den Palästen der Könige.
Oder wozu seid ihr hinausgegangen?
Um einen Propheten zu sehen?
Ja, ich sage euch:
sogar mehr als einen Propheten.
Dieser ist es, von dem geschrieben steht:
Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her,
der deinen Weg vor dir bahnen wird.
Amen, ich sage euch:
Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten
als Johannes der Täufer;
doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.
Martin Stewen (2010)
Hans Hütter (1998)
In der vorliegenden Perikope geht es um eine (indirekte) Begegnung zwischen Jesus und dem Täufer Johannes. Johannes war Zeuge des Geredes über den Mann aus Nazareth und wollte mehr wissen: Es ging schließlich für ihn darum, ob sich mit diesem Jesus seine Verheißung erfüllen sollte. Damit beschreibt der Text eine wichtige Scharnierstelle zwischen Altem und Neuem Bund.
Auf die Frage des Johannes, ob er jener sei, auf den sie warten, antwortet Jesus mit einem Rückgriff auf das Prophetenbuch Jesaja. Er gibt sich damit als jener zu erkennen, der die Verheißungen der Alten erfüllt: Die Visionen des Jesaja werden mit Jesus Wirklichkeit. Johannes wiederum wird - mit dem Propheten Elija als Vorlage - als der bezeichnet, der dem Übergang vom Alten zum Neuen den Weg bereitet.
Die verschiedenen Rückgriffe auf die Verkündigung des Alten Bundes zeigen an, dass der Evangelist Matthäus und all jene, die die gleiche Erzählvorlage benutzen, Jesus als Vollender einer immer schon dagewesenen Verheißung darstellen wollen, nicht als Revolutionär und Begründer von etwas ganz Anderem und völlig Neuem.
Das Evangelium stellt Johannes den Täufer und Jesus gegenüber. Es greift dabei auf eine Überlieferung zurück, die sowohl Lukas als auch Matthäus vorgelegen ist.
Im 4. Kapitel berichtet Matthäus, dass Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen worden sei. Beim Auftreten Jesu ist also die Zeit des Propheten Johannes bereits vorbei. Die christlichen Gemeinden schätzten Johannes so sehr, dass sich die Frage erhob, in welchem Verhältnis er zu Jesus steht, zumal die Anhängerschaft des Johannes auch nach dessen Tod Gemeinden bildete (vgl. Apg 19,1-7). Als Antwort darauf hat sich unter den Christen offenbar die Formel durchgesetzt, Johannes sei der erwartete Vorläufer (vgl. Ex 23,20 und Mal 3,1), Jesus hingegen der Messias.
So harmonisch, wie dies die Evangelien darstellen, dürften beide Propheten jedoch nicht zusammengepasst haben. Johannes trat als Buß- und Gerichtsprediger auf. Wer nicht dem Willen Gottes folge, verfalle dem Gericht (vgl. Mt 3,7-10). Ihn musste die Predigt Jesu irritieren, der sich mit Zöllner und Sündern abgab, den Anbruch des Reiches Gottes ausrief und als Heilsprediger allen "Armen" das Heil zusprach.
Niederschlag hat diese Auseinandersetzung in der vorliegenden Szene gefunden. Johannes schickt zu Jesus und lässt fragen, ob er der erwartete Messias sei. Jesus antwortet nicht mit einem Ja oder Nein, sondern zitiert aus dem Propheten Jesaja (vgl. Jes 35,5 und 61,1). Dort wird die Heilung der Kranken als Zeichen des erwarteten Heiles (vgl. 1. Lesung) angekündigt. Bei Matthäus und Lukas wird die vorliegende Liste noch um "Aussätzige werden rein" und "Tote stehen auf" erweitert. Diese Zeichen entsprechen dem, was Matthäus in den vorangehenden Kapiteln als Worte und Taten Jesu beschreibt.
Im zweiten Abschnitt bezeugt Jesus seinen Respekt vor dem Propheten Johannes und kennzeichnet ihn ausdrücklich als den Vorläufer. Er stellt aber auch klar heraus, dass mit dem Messias und mit dem Anbruch des Himmelreiches eine ganz neue, mit der bisherigen unvergleichbare Zeit angebrochen sei.
Grund zu jubeln?
Träume und Zukunftsvisionen
Wenn wir aus Träumen aufwachen, sind wir oft verwirrt, weil wir die im Traum erlebten Bilder nicht in unsere Wirklichkeit einordnen können. Manchmal sind wir auch enttäuscht, dass das Erträumte nicht Wirklichkeit ist. Nach Albträumen sind wir jedoch froh, dass alles nicht so ist, wie im Traum erlebt.
In der Adventzeit bekommen wir in diesem Jahr phantastische Bilder aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgetragen. Sie malen eine Zeit aus, in der alles gut sein wird. Die Umstände, unter denen der Prophet diese Zukunftsvisionen entworfen hat, waren jedoch alles andere als rosig. Worin liegt der Wahrheitsgehalt dieser Bilder? Haben sie einen Wirklichkeitsbezug? Oder wollen sie uns über die oft harte Realität hinwegtrösten oder gar hinwegtäuschen?
Die beinharte Realität des Täufers
Johannes der Täufer sah sich und sein Wirken in der Spur des Propheten Jesaja. Er predigt Umkehr, um seine Zuhörer in eine bessere Zukunft zu führen. Seine Kritik am Lebensstil des Königshauses brachte ihn ins Gefängnis. Der Aufprall in der Realität des Gefängnisses, ausgeliefert einem unberechenbaren Autokraten und den Nutznießern seiner Macht, muss einem Albtraum gleichgekommen sein. Hat er sich geirrt? Ist er seinen Wunschträumen aufgesessen? Ist das, was sein Ideengeber Jesaja geschrieben hat, einfach zu schön, um wahr zu sein?
Von Jesus, den er als Hoffnungsträger einer neuen, besseren Zeit sah, wollte er erfahren, wie dieser die Realität einschätzt. Jesus sieht die Verheißungen des Jesaja in Erfüllung begriffen: Er antwortet auf die Frage, ob er der erwartete Messias sei mit einem Bezug zu den Jesajabildern: "Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet."
Wir zwischen Traum und Realität
Auch uns verheißt der Glaube eine gute, eine bessere Zukunft. Auch wir erleben, dass vieles in unserer gegenwärtigen Welt nicht wirklich gut ist. Im Großen und Ganzen geht es uns zwar gut, wir erleben jedoch auch viel Beunruhigendes: die politischen Mächte und Kräfte sind nicht berechenbar, viele Entwicklungen sind ungewiss und besorgniserregend. Lange Zeit hatten wir das Gefühl, dass wir die Kräfte der Natur ganz gut beherrschen und für uns nützen können. Naturkatastrophen und bedrohliche Zukunftsszenarien im Hinblick auf das Klima und Umweltverschmutzung lassen in uns Ohnmachtsgefühle aufkommen.
Welchen Wert haben in dieser Situation unsere religiösen Erwartungen und Verheißungen? Woran können wir erkennen, dass Gott diese Welt in seiner Hand hält, dass er sie nicht verlassen hat und nicht verlassen wird? Hält unser Glauben einem "Realitätscheck" stand? Besteht er den gegenwärtigen "Stresstest"? Worauf können wir uns realistischerweise verlassen?
Hoffnungszeichen
Wir dürfen uns zwar nicht über die verschiedenen Bedrohungsszenarien hinwegtäuschen, es gibt aber auch Hoffnungszeichen, die zeigen, dass Gott uns nicht verlassen hat, und die uns in der Hoffnung bestärken, dass Gott uns nicht verlassen wird. Die gegenwärtigen Krisen wecken in vielen Menschen Kräfte und Anstrengungen, die in eine gute Zukunft weisen: Menschen, die ihren Kopf nicht in den Sand stecken sondern sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, Armen und Schwachen ihre Hilfe anbieten; Menschen, die neue Wege entdecken, wie wir behutsamer mit unserer Umwelt umgehen können, wie wir nachhaltiger wirtschaften können; Menschen die zeigen, wie Zusammenarbeit und Integration gelingen können…
Wir dürfen jedoch nicht blauäugig sein. Es gibt auch heute Menschen, denen es wie Herodes um den Erhalt ihres Wohlstandes, ihrer Macht und ihres Einflusses geht; Menschen, die vor allem sich selbst feiern; Menschen, die dafür über Leichen gehen.
Herausforderungen
Die Antwort Jesu ist nicht nur tröstlich und Hoffnung stiftend, sie fordert uns auch persönlich heraus: Sind wir bereit, uns Augen und Ohren öffnen zu lassen? Sind wir bereit, auch selbst etwas zu tun, aktiv zu werden? Sind wir bereit, Barrieren abzubauen, uns zu versöhnen? Sind wir bereit, uns den Herausforderungen des Reiches Gottes zu stellen?
Die Träume des Jesaja sind mehr als eine Beruhigungspille, mehr als ein Gedankenspiel, sie beinthalten Aufgaben, denen wir uns zu stellen haben.
In Erwartung des Messias
Ein Schimmer von Hoffnung und Freude
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit, nochmals sage ich, freuet euch!“ (Phil 4,4). Diese Textstelle wird heute nicht in Erinnerung gebracht, sehr wohl aber das Thema Freude. Haben wir gegenwärtig wirklich Anlass zur Freude, wie der Eingangsvers zu diesem Gottesdienst meint, sogar mit Rufzeichen versehen? In der Welt herrscht doch so viel Leid, Traurigkeit, Kriege, Verbrechen im Großen und Kleinen. Die Zeiten, von denen das Jesajabuch spricht- ca. 800 v. Chr.- waren genauso schlimm wie heute. Es herrschten ebenso Krieg und Korruption etc. In diese Zeit hinein kommt das Trostwort: „Seht her, hier ist euer Gott.“
Er zeigt sich, so diese Schriftstelle weiter, in der Natur, in der Blütenpracht, auf den Bergen, in der Ebene. Trübsinn, Depression, Zweifel sind wie weggeblasen. Wonne, Freude, Leben, das ist das Reich Gottes und etwas davon ist schon da. Das ist auch heute so. Trotz aller Not und Verzweiflung gibt es den Schimmer von Hoffnung und Freude.
Geduldig durchhalten
Zu Recht wird man aber anmerken: Wir spüren kaum etwas davon. Jeden Tag hören wir unangenehme Nachrichten. Darauf gibt die zweite Lesung eine Antwort. In dieser Stelle des Jakobusbriefes hören wir immer das Wort „Geduld“ bzw. „geduldig.“ Geduld ist ein Weg des Durchhaltens. Wir können nicht immer alles beeinflussen, was manchmal sogar unser Glück ist.
Der Jakobusbrief arbeitet mit dem Beispiel des Landwirtes. Er kann das Wetter nicht beeinflussen. Das können wir trotz einiger Versuche bis heute nicht. Im letzten Sommer gab es Ernteausfälle, Trockenheit, in manchen Teilen der Welt schwere Überschwemmungen. Es ist ein ständiges Bangen und Hoffen in Geduld, oft auch in Verzweiflung.
Geduld braucht nicht nur der Bauer, auch Eltern bei der Erziehung der Kinder. „Aus dir wird nie etwas!“ so die Verzweiflung und Hilflosigkeit mancher Eltern und Lehrer. „Im Leiden und in der Geduld“ heißt es, „nehmt euch die Propheten zum Vorbild“ und „klagtnicht übereinander“, vielleicht durch Schuldzuweisung, wer aller versagt hat. Denken wir auch an die Teiloffenbarung Gottes: ICH BIN, DER ICH BIN FÜR EUCH IMMER DA BIN UND DA SEIN WERDE“.
Geradlinige Gottsucher
Auch das Evangelium geht von einer zunächst hoffnungslosen Situation aus. Der starke Johannes, ein Vorbote Jesu, sitzt im Gefängnis und hat Zweifel. „Bist du, der kommen soll odermüssen wir auf einen anderen warten.“ Johannes und auch wir Menschen sind auf der Suche nach Gott. Wonach haben wir, aber auch die Institution Kirche gesucht? War es immer eine Gottsuche oder eher die Suche nach Macht, Ansehen, Seelsorge, wo man auch abcashen kann. Gott sucht im Kleinen, vielleicht Bedeutungslosen, Gott ist auf der Suche nach Verlorenem, darunter vielleicht auch Materiellem, die Drachme, den verlorenen Sohn, den erpresserischen Zöllner, die Sünder, uns alle.
Unser Vorbild durch die Adventzeit: Johannes der Täufer, ein „Michel-Geradeaus“, einer, der manchmal auch unhöflich gleich zur Sache kommt, kein Schilfrohr, sondern einer, der sich im wahrsten Sinn des Wortes für eine gute Sache den Mund verbrennt.
Das Bild vom „Schilfrohr im Wind“ passt gut in die Gegenwart. Die öffentliche Meinung, im Besonderen die veröffentlichte Meinung hat Auswirkungen auf den Meinungsbildungsprozess von uns allen. Da spielt die „Unterscheidung der Geister“ eine große Rolle: hinhorchen, nachdenken, stille werden, beten.
Manche sind wie ein Schilfrohr auf sehr vielen Gebieten, bei Entscheidungen, bei der Lösung von Problemen. Da kommt die Türschnallenmentalität durch. Wer zuletzt die Türschnalle des Chefzimmers in der Hand hatte, bekam Recht. Wieder andere sind Opportunisten und Einschleimer, die die Gunst der Stunde nützen, um ihre Sache möglicherweise auf Kosten anderer durchzubringen. Dann die Wendehälse und Bücklinge, sehr ähnlich dem Schilfrohr, die ihre Gesinnung in beachtlicher Geschwindigkeit wechseln können.
Sehr leicht fällt man auch auf die Optik eines Meinungsträgers herein, in der Bibel sind es die Menschen, „in feinen Kleidern“, adrettes Aussehen, höflich und geschliffen im Ausdruck und in der Argumentation mit Hilfe von Halbwahrheiten. Euer JA sei ein JA und euer NEIN sei ein NEIN, also keine unverbindlichen Floskeln. Johannes und Jesus kritisieren diesbezüglich die Herrschenden scharf. Sie verbrennen sich den Mund und kommen zu Tode. Der eine wird geköpft, der andere stirbt am Kreuz. Mit Jesu Geburt hat das Reich Gottes hier auf Erden sichtbar begonnen. Es ist noch nicht vollendet, mit Ihm wird aber das Erlösungswerk vollendet auch für uns. Da fallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im ewigen JETZT zusammen. Weihnachten ist die Basis für das österliche Erlösungsgeschehen.
Gaudete! Gott kommt mit seinem Wort
Wüsten und Steppen
Die Wüste jubelt? Die Steppe jauchzt? Was für gewaltige, großartige Bilder! Es ist von prächtigen Blüten die Rede! Eine schöner als die andere. Bilder des Lebens! Alles Vertrocknete, Versandete, Verkommene – lebt auf. Auch nicht einfach so: Gott kommt. Kommt er, sind Wüsten und Steppen nicht mehr wiederzuerkennen. Es ist, als ob die Welt noch einmal ganz von vorne anfängt. Anfangen kann. Mit Blüten, nicht mit Dornen! Mit üppigem Grün, nicht mit vertrockneten Wäldern! Mit Lachen, nicht mit verzerrten Minen! Wir werden die Herrlichkeit des HERRN sehen, die Pracht unseres Gottes!
Aus dem Vollen schöpfen
Heute, am 3. Advent, sollen wir aus dem Vollen schöpfen! Sie erinnern sich an die letzten beiden Adventssonntage? Sie waren ernst gestimmt. Wir wurden mit Weltuntergängen konfrontiert. Und zur Buße, zur Umkehr aufgerufen. Das Gefühl, auf einem zerbrechlichen Planeten zu hocken, beschleicht uns ohnehin. Manchmal fehlen uns dafür die Worte, manchmal machen wir uns auch einfach nur Mut. Aber die Erde wird verletzt, zugemüllt und überfordert. Von Tag zu Tag, von Generation zu Generation. Was sind Wüsten anderes als verwüstetes Land – so schön und bezaubernd Wüsten auch sind? Was sind Steppen anderes als verstepptes Land – so weit und reich auch die Steppen sind? Die Erde hat eine Geschichte. Hinter mancher Naturschönheit verbirgt sich eine Katastrophe. Eine vergangene. Die üppigen und opulenten Bilder dieses Sonntags erzählen von einem neuen Anfang. Heute, am 3. Advent, sollen wir aus dem Vollen schöpfen! Gaudete! Freut euch!
Hände und Knie
Wir können heute leider nicht so weit zurückgehen, um Jesaja live zu erleben. Er hat mit mutlosen und verzagten Leuten zu tun. Sie sind Opfer großer Geschichte geworden und ganz, ganz kleinlaut. Die markigen Worte der Propaganda – weggefegt. Die vielen falschen Hoffnungen – im Nu zerstoben. Die letzten Nachrichten – ein Desaster. Oder ganz einfach: die Hände sind schlaff, die Knie müde. Alles fällt uns aus der Hand. Das Gehen fällt schwer. Eine Qual. Wen Jesaja wohl vor Augen hat? Nicht nur Menschen, die am Ende sind – oder auch einfach nur noch alt aussehen -, auch Menschen, denen er etwas zutrauen kann! Hört selber:
Stärkt die schlaffen Hände
und festigt die wankenden Knie!
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott!
Dass Gott etwas mit müden Händen und mutlosen Knie zu tun hat, ist schon eine eigenartige Entdeckung. Ganz nebenbei: wir feiern heute die Geburtsstunde der Seelsorge. Sie ist was für jeden Menschen! Nicht nur für Profis, Fachleute und Geistliche. Schlaffe Hände wissen viel zu erzählen, wankende Knie auch. Von dieser Müdigkeit, die sich auf die Glieder legt, wenn es keine Freude mehr gibt, kein Lachen, keine Hoffnung. Kennen Sie die Körperhaltung, die Körpersprache? Den Gesichtsausdruck? Die leeren Augen? Gaudete!
Große Erwartung
So! Ein wenig eingeübt – wenigstens eingestimmt – wollen wir Johannes besuchen, Johannes den Täufer. Ob wir ihn trösten können? Schade! Das Gefängnis ist geschlossen. Aber wir wissen, dass er hier ist. Johannes hat den Mund zu voll genommen und es mit dem Recht – oder besser Unrecht – des Königs zu tun bekommen. Kein schöner Ort! Nicht einmal für einen Asketen und Bußprediger, wie er einer war. Sie wissen, dass der Kopf des Johannes auf einem Silbertablett präsentiert wurde? Das ist zwar eine andere Geschichte, aber Johannes kannte schlaffe Hände und wankende Knie, ohne darüber ein Wort zu verlieren. Doch von der Frage ist er hin- und hergerissen, ob denn mit Jesus die neue Zeit angebrochen ist. Er schickt seine Leute zu ihm. „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Überhaupt: Kann Johannes noch auf etwas – oder jemanden – warten? Auf etwas, was nicht Tod ist?
Sind uns bei Jesaja verunsicherte, verstummte und müde Menschen begegnet, treffen wir hier auf eine große Erwartung. Gefängnis hin, Ketten her. Die Frage ist auch so einfach gestellt, dass eine Antwort fast schon in der Luft liegt. Von Zweifel keine Spur, eher die Sehnsucht, ein eindeutiges „Ja“ auch zu hören – oder zu sehen. Und die Antwort, die Jesus gibt, ist merkwürdigerweise ein großes, fast wörtliches Zitat. Ein Zitat aus der Predigt, die Jesaja tatsächlich vor Menschen gehalten hat, die mit dem Leben schon abgeschlossen haben. Was seht ihr?
Blinde sehen wieder und Lahme gehen;
Aussätzige werden rein und Taube hören;
Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.
Das ist doch ein ganz anderer Blick! Nichts ist verloren! Nichts geht unter! Wenn Blinde sehen und Lahme gehen, wenn Aussätzige rein werden und Taube hören, ist es mit dem alten Schlendrian vorbei! Dass jetzt so manche Fragen auftauchen, verstehe ich, aber was haltet ihr, was halten Sie davon, wenn wir alles so wörtlich nehmen wie es gesagt ist?
Eine neue Zeit, eine neue Welt
Menschen gehen die Augen auf! Sie lassen sich nichts mehr vormachen. Sie spielen kein Versteck mehr. Sie sehen nicht mehr weg.
Und die Füße, die wir gelähmt waren, nehmen gleich zwei, drei Schritte auf einmal. Wir können doch nicht immer nur still stehen bleiben, nicht immer nur abwarten, nicht immer nur verkriechen. Auf einmal sind Wege da!
Die, die schon aussortiert waren – oder die sich aussortieren ließen – wie Aussätzige, nehmen ihren Platz im Leben ein. Im Leben der anderen! Eine große Unruhe macht sich breit. Die Grenzen funktionieren nicht mehr, die abgesteckten und mit Furcht eingehegten Lebensräume – auf einmal offen.
Und die, die bisher nicht nur nichts sehen, sondern auch nichts hören wollten, bekommen große Ohren. Ohren für die vielen Laute, für die vielen Klagen, für die vielen Geschichten. Auf einmal darf auch das Schweigen etwas sagen, die Verstummten erzählen, die Wortkargen Worte finden.
Und Jesus sagt nur: Seht!
Wie das alles ineinander läuft! Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören.
Die Krönung muss dann auch noch sein: Tote stehen auf! Armen wird das Evangelium verkündigt.
Ich kann es in den Händen spüren! In den Knien! Schlaff war gestern, mutig ist heute. Und alles, was sich so fromm anhört, weltfremd oder irgendwie abgehoben – wir spüren den neuen Atem auf unseren Gesichtern. Wer hat gesagt, dass die Welt so bleiben muss wie sie ist? Wie sie gemacht wird? Wie sie verhunzt wird? Mit den Mächtigen haben wir noch ein Wörtlein zu reden. Am besten: wir zitieren einfach Jesaja – und Jesus! Gaudete!
Kummer und Seufzen entfliehen
Johannes wusste nicht, dass er der Vorläufer Jesu werden sollte. Er musste ins Gefängnis, um das zu entdecken! Nein, um das zu hören. Hier in der Öde, die nur nach Nacht riecht, wird es ihm zur Gewissheit. Ich bin vorangegangen! Als er zur Umkehr aufrief – damals am Jordan, damals, als auch Jesus sich von ihm taufen ließ – fing die Wüste um ihn herum zu blühen an und das trockene Land atmete auf.
Es ist eigentlich nur das Wort, das die Welt verwandelt. Es gleicht – und jetzt sind wir wieder ganz bei Jesaja – dem Regen, dem Schnee. Jesaja hat dazu sogar ein großes Gedicht geschrieben. Mit diesem tollen Satz, dass Gottes Wort nicht leer zurückkommt. Und die so angeblich seelenlose Natur liefert das Schauspiel immer noch: Auf einmal regen sich Pflanzen, Blüten und Tiere – wenn der Regen kommt. Wenn die Wüste zu sprudeln anfängt. Wenn die Steppe aufwacht. Dass die Wüste lebt, weiß die Natur schon lange. Eigentlich von Anfang an.
Gott kommt mit seinem Wort. Die Wüste jubelt! Die Steppe jauchzt! Was für gewaltige, großartige Bilder! Es ist von prächtigen Blüten die Rede! Eine schöner als die andere. Bilder des Lebens! Alles Vertrocknete, Versandete, Verkommene , alles Verbrauchte – lebt auf. Alles wird jung. Hände packen an und den Füßen ist kein Weg zu weit. Und das Seufzen hat aufgehört. Das Seufzen hat einem großen Staunen Platz gemacht:
Gaudete, gaudete! Christus est natus ex Maria virgine, gaudete!
Freut euch, freut euch! Christus ist geboren.
Noch einen schönen 3. Advent!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
„Sagt den Verzagten: seid stark, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott!“
Rettung für die Verlorenen
„Sagt den Verzagten: seid stark, fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott! Er selbst kommt und wird euch retten.“
(Jes 35,4)
Blinden werden die Augen und Tauben die Ohren geöffnet, der Lahme springt wie ein Hirsch und die Stummen jauchzen auf. Es sind dies Zeichen für die Zeit der Erfüllung, der Ankunft des Messias. Diese Verheißungen des Jesaja gehen weit über den Advent und Weihnachten hinaus.
In der Zeit Jesu bekommen diese Verheißungen eine besondere, religiös-politische Sprengkraft. Blinde, Stumme, Taube - das waren in den Augen der gesetzestreuen Gläubigen gottferne Menschen: ihre Behinderung wurde als ein Hinweis auf eine Strafe Gottes gesehen und deshalb wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt, beziehungsweise ganz ausgeschlossen.
Jesus hingegen spricht ausgerechnet ihnen seine Trostworte zu, jenen, die außerhalb des Gesetzes stehen: er findet Worte der Rettung für die Verlorenen und nicht nur für „die Braven“.
Eine Provokation für die Pharisäer und Schriftgelehrten, weil ihr Gottesbild ein gegenteiliges ist: Zöllner, Dirnen und Sünder haben die Gemeinschaft mit Gott auf Dauer verloren, weil sie die Gesetze der Tora nicht mehr halten können. Wer ein Gesetz nicht zur Gänze halten konnte, wurde konsequent gemieden, verachtet. Auch Aussätzige und Arme wurden wegen eines vermeintlichen Vergehens gegen Gott und das Gesetz bestraft und für schuldig abgestempelt. Und wer seine Schuld nicht bei den Priestern im Tempel durch Brand- und Sühneopfer bezahlen konnte, blieb ebenso auf Dauer von der priesterlich verwalteten Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen.
Ein unmenschliches und ungerechtes System.
Gerade gegen dieses unbarmherzige System verkündet Jesus: Kehrt um! Kehrt um - zum befreienden Gottesbild der alten Propheten, bleibt nicht länger am unmenschlichen Gottesbild der Pharisäer und Schriftgelehrten hängen. Gott straft und vernichtet nicht, sondern er sammelt und rettet. Er ist der mütterliche Vater, voll Erbarmen für alle.
Beim Evangelisten Matthäus wird dieses Programm Jesu bereits in der Bergpredigt (Mt 5) - seinem ersten öffentlichen Auftreten - unüberbietbar angekündigt. Die erste Seligpreisung lautet: Selig, die arm sind vor Gott, oder wie wir auch übersetzen können: Selig die ohne Gesetz sind, denn ihnen gehört das Himmelreich! Euch, denen vorgeworfen wird, das Gesetz nicht zu halten, Euch gehört schon jetzt der ganze Himmel! Eine Anlehnung an den Propheten Hosea, durch den Gott sich den Menschen mitgeteilt hat: Auch wenn du untreu bist, werde ich umso mehr mit dir gehen. (Hos 2). Durch diesen Hosea mahnt Gott auch ein: Liebe und Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. (Hos 6,6). Dies gipfelt bei Matthäus in der mittleren Seligpreisung: Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden.
Erfüllte Zeit?
„Die Zeit ist erfüllt“ - können wir das auch für unsere Tage in Anspruch nehmen? In drei Ereignissen des zu Ende gehenden Jahres sind für mich - beispielhaft wohl für unzählige andere - so etwas wie messianische Zeichen aufgeleuchtet.
Kardinal Krajewski, Almosenmeister des Papstes in Rom, stieg in einer Samstagnacht im Mai 2019 in den Keller einer Obdachlosenunterkunft, um das Haus wieder an das Stromnetz anzuschließen. Das leerstehende Haus war von bedürftigen Familien und Obdachlosen in Beschlag genommen worden, 450 Personen, darunter 100 Kinder. Die Situation der BewohnerInnen war dramatisch: jede/r Dritte hatte gesundheitliche Probleme. Sie waren seit Tagen ohne Kühlschrank, Warmwasser, Waschmaschine, Licht und Kochgelegenheit, nachdem ihnen der Stromversorger wegen unbezahlter Rechnungen den Strom abgedreht hatte. Der Kardinal sah sich zu diesem humanitären Akt verpflichtet und übernahm auch die volle Verantwortung.
„Blinden werden die Augen und Tauben die Ohren geöffnet.“
Auch im Mai dieses Jahres haben, gemeinsam mit dem ehemaligen Politiker und Flüchtlingskoordinator Ferry Maier, mehrere beherzte Leute die menschenverachtende Tafel „Ausreisezentrum“, die an der Erstaufnahmestelle für Asylsuchende in Traiskirchen angebracht worden war, entfernt. Nicht nur für sie war die Tafel eine „Dokumentation der Unanständigkeit und Menschenverachtung“ (Zitat Maier). „Die Stummen jauchzen auf.“
Und schließlich ein Beispiel aus der Welt des Sportes, wo Konkurrenz, jeder gegen jeden, Sieg und Niederlage systemimmanent sind. Im September 2019, bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Doha/Katar, kam es am ersten Wettkampftag zu einer großen menschlichen Geste. In einem Vorlauf über 5000 Meter nahm ein Läufer einen völlig erschöpften und entkräfteten Kontrahenten 200 Meter vor dem Ziel in seine Arme und führte ihn unter dem Jubel der etwa 5000 Zuschauer im Schritttempo ins Ziel. „Der Lahme springt wie ein Hirsch.“
Gott ist barmherzig, rettet und richtet auf
„Sagt den Verzagten: seid stark, fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott! Er selbst kommt und wird euch retten.“ (Jes 35,4).
Zur Umkehr zu diesen Verheißungen und zu diesem Gottesbild ruft Jesus auf, auch in unseren Tagen. Gott genügt, dass es ein Mensch ist. Denn die Sonne geht über allen dieser Erde auf, Gerechten und Ungerechten. Gott will retten, er schenkt sein Erbarmen allen Menschen und wendet sich besonders jenen zu, die ihn am meisten brauchen.
Das ist die Frohe Botschaft Jesu: Freut euch - Gott ist barmherzig, rettet und richtet auf!
© Peter Schwarzenbacher, MSc, Referent für Diakone, Diözese Linz.
Mutmacher
Menschen die Hoffnung geben
Vor einigen Jahren stand ich in einem Fußballstadion. Immer dann, wenn ein bestimmter Spieler an den Ball kam, rief ein Fan aus vollem Halse: "Jesus." Das tat er über die ganze Zeit des Spieles. Der Grund für sein Verhalten: Dieser Spieler wurde vom Verein in großer Sorge um den Abstieg verpflichtet. Er sollte die Mitspieler antreiben, ihnen Sicherheit und Hoffnung geben. Kurzum: Auf diesen Spieler ruhten viele Hoffnungen des Vereins. Er war so eine Art Rettergestalt. Es könnten noch mehr Beispiele aufgezählt werden, in denen auf Menschen große Hoffnungen ruhen, die wie eine Rettergestalt sind. Bei politischen Wahlen ist das deutlich zu sehen. Auch in unserem Lebensbereich brauchen wir Menschen, die uns Hoffnung geben, die uns wieder motivieren, die uns helfen, nicht zu sehr in Trägheit oder Traurigkeit zu verfallen. Nicht immer aber können diese Menschen Erwartungen nicht erfüllen.
Auch die Menschen zur Zeit Jesu warteten auf einen Retter. Sie waren unterdrückt von der römischen Besatzungsmacht. Seit Jahrhunderten warteten sie auf den Erlöser, auf den, der die Erlösung aus dem Elend dieses Lebens brachte. Sie erwarteten eine Erlösung aus dem Elend der Besatzung durch die Römer. Sie erwarteten, dass der Messias diese Welt gerechter machen werde. Das Wort "Elend" kommt von "elilenti" und heißt übersetzt: fern von Gott, fern von der Heimat. Die Menschen im Elend leben gleichsam in der Fremde. Die Menschen sehnten sich danach, wieder zu Gott zurückzukehren. Immer wieder waren sie selbst von Gott abgekehrt. Sie haben gegen seinen Willen verstoßen. Arme wurden unterdrückt.
Neue Lebensmöglichkeiten
Nach vielen Propheten, welche die Menschen zu Gott zurückführen sollten, kam dann der Prophet Johannes. Auch er predigte die Umkehr. Weil er den König Herodes kritisierte, kam er ins Gefängnis. Hier hört er dann von Jesus. Er hört von seinem Wirken. Er spürt, dieser Jesus ist etwas Besonderes, vielleicht sogar der Messias. "Bist du es, der da kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?" Dieses also lässt Johannes der Täufer Jesus fragen.
Jesus antwortet: "Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein...!" Jesus zeigt: Mit ihm begann eine neue Welt. Mit ihm wurden vielen Menschen neue Lebensmöglichkeiten geschenkt. Jesus hat Menschen körperlich geheilt. Er hat das Heil gebracht.
Doch sind diese auch auf andere Weise zu verstehen. Wer mit Jesus lebt, wer auf ihn baut, auf ihn hofft, der wird auch innerlich geheilt. Der sieht die Welt und die Mitmenschen mit den Augen Gottes, mit den Augen der Liebe. Wer auf Jesus baut, der kann aufrecht durch das Leben gehen, der kann neue Wege gehen. Wer auf Jesus vertraut, der spürt: auch dort, wo mich Menschen nicht mögen, wo ich ausgestoßen, ja ein Aussätziger bin, dort nimmt Gott mich an, sagt Ja zu mir. In Jesus haben sich die Hoffnungen der Menschen erfüllt.
Jesus will die Hoffnungen der Menschen erfüllen. Wir dürfen auf ihn bauen und hoffen. Jesus verspricht nicht einfach nur das Heil, er verspricht nicht einfach nur die Rettung. Was Jesus im Evangelium erzählt, sind nicht einfach nur Worte. Alles, was er als Antwort gab, war mit seinen Worten und seinen Taten abgedeckt. Was Jesus sagte, das tat er auch.
Ein neues Gottesbild
In ihm war eines sichtbar. Es war die bedingungslose Liebe Gottes zu den Menschen. Hatte Johannes noch die Umkehr als Bedingung gepredigt, so ging Jesus einen Schritt weiter. Das heißt nicht, dass wir nicht der Umkehr bedürften. Doch wir dürfen zu dem Gott umkehren, den Jesus verkündet hat. In dieser Weise hat Johannes Jesus den Weg bereitet. Gott hat uns Menschen für das Heil geschaffen. Schon Jesaja hat diese Hoffnung in das Volk gelegt. Gott wird das Volk Israel befeien aus der Gefangenschaft.
Auch wir werden befreit aus dem, was uns gefangen hält. Ich kann mir gut vorstellen, dass Bürger der ehemaligen DDR das auch konkret verstehen, was Jesaja am Ende der Lesung verkündet. Ich kann mir auch gut vorstellen, wenn es einem Menschen gelungen ist, aus einer schlimmen Lebenssituation auszubrechen, dann ist das eine Befreiung. Nicht wenige sehen in derartigen Ereignissen das Wirken von Gott.
Wenn wir uns die Versprechungen des Jesaja anschauen, dann wird uns Mut gemacht für unser Leben. Unser Leben gelingt, ja es wird von Freude erfüllt werden. Traurigkeit, Verzweiflung und Mutlosigkeit - das alles kennen. Stunden der Einsamkeit, Stunden und Tage, an denen alles sinnlos erscheint - wer hat das nicht schon alles erfahren? Das sind die Wüsten unserer Zeit, die erschlafften Hände der heutigen Menschen, auch von mir persönlich. Christen und Christinnen leben in der Hoffnung, dass Gott uns Jesus sendet, der uns zurückführen will zu Gott. Gott ist unsere wahre Heimat. Je mehr wir auf ihn bauen, um so weniger leben wir im Elend, im "elilenti" - fern von Gott. Auf ihn gilt es in Geduld zu warten, durch alles Schwere und Leidvolle hindurch. Dazu macht der Brief aus Jakobus Mut.
Jesus macht Mut
Die Worte von Jesus geben uns Hoffnung und Zuversicht. Sie machen uns Mut, als Christinnen und Christen in der Welt zu leben. Wir wollen Jesus nicht nur hören, wir wollen nicht nur bestaunen, was er alles gesagt und getan hat. Wir wollen das weiterführen, in unserem eigenem Leben, mit unseren Gaben und Fähigkeiten. Wo wir einander ermutigen, das Leben zu meistern, andere ermutigen, sich einzubringen, wo wir uns einsetzen füreinander, für mehr Gerechtigkeit, wo wir zeigen, es lohnt sich zu glauben, dort führen wir das weiter, was Jesus wollte. Wir dürfen auf Jesus bauen und hoffen. Jesus aber hofft auf uns. So muss das, was wir gehört haben, nicht einfach Utopie bleiben, nicht einfach etwas, was vor langer Zeit gesagt wurde, sondern es kann bei uns beginnen. Es wird bei uns beginnen. Das habe ich schon oft erlebt.
Gott bringt eine ganz andere Erlösung als die Politiker und Politikerinnen aller Farben, Gott schenkt uns in Jesus einen wahren Retter. Es wäre schön, wenn der Fußballfan vom Beginn auch wirklich Jesus kennen würde, auf ihn vertrauen würde. Dann würde sein Leben gelingen. Wenn wir auf Jesus bauen, dann gelingt unser Leben, wird von Freude erfüllt. Lasst uns zuerst allein auf Jesus hoffen.
Freut euch! – trotz allem
Zwei Wege
Heute haben wir zwei Wege von unterschiedlichen Menschen vor uns: den Weg des Johannes des Täufers und den Weg Jesu.
Der Weg des Johannes
Der Täufer Johannes sitzt im Gefängnis. Er hat dem Herodes Vorhaltungen gemacht wegen seiner unrechtmäßigen Heirat. Das stört und da soll er mundtot gemacht werden. Der, der schon vom nahen Endgericht gepredigt hat und die rasche Umkehr einforderte wegen des kommenden Gerichts in Feuer und Vernichtung, er wartet im Kerker vergebens auf Gottes Eingreifen. Es kommt nichts. Anstelle dessen droht ihm die Hinrichtung. Ihn, den Täufer, trifft der Zorn irdischer Machthaber, die Frevler und Bösen aber können lustig und selbstherrlich weiterleben.
Und Jesus greift auch nicht ein. Nein, er verkündet Erbarmen, lässt sich bei Sündern einladen, fastet nicht, geht im schönen, blühenden Galiläa als Rabbi umher, meidet die Salzwüste, er donnert nicht, tritt sanft auf, heilt und erhebt Menschen aus ihrer Not, folgt der Spur der Herzen der Menschen.
Den Täufer treibt es um: “Ist er bloß ein Fresser und Säufer, wie ihn die Pharisäer nennen, oder ist er der, den ich verkündet habe? Hat Gott mich getäuscht? Warum hat er mich berufen als Prophet? Um jetzt im Gefängnis des Herodes zu hocken? Kommt alles anders? Wo bleibt die Gerechtigkeit Gottes, die ich verkündet habe?“
Er schickt Boten zu Jesus: „Bist Du es, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“
Jesus
Jesus antwortet mit dem Propheten Jesaja, im 35. Kapitel, der heutigen Lesung: „Sagt den Verzagten: Habt Mut! Fürchtet Euch nicht! Seht da ist Euer Gott!“ Und es folgen die Worte, die Jesus den Boten des Täufers sagt.
„Dann werden die Blinden sehen, Lahme gehen,
Taube hören, Aussätzige werden rein,
Tote stehen auf und Armen wird die Frohbotschaft verkündet!“
Jesus fügt hinzu:
„Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“
Eigentlich appelliert er an den Glauben des Täufers. Jesus zitiert nur den großen Propheten Jesaja. Der Täufer war gläubig genug, nicht im Glaubensdunkel stecken zu bleiben. Dennoch mag er sich gefragt haben: Alle außer mir spüren die Wohltaten Jesu, für den ich gelebt habe, und ich bin hier im Gefängnis?
Über dem Leben des Johannes steht der Lobgesang, den sein Vater bei seiner Geburt gesungen hat:
„Und Du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen,
denn Du wirst dem Herrn vorangehen
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung der Sünden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.“
Die barmherzige Liebe unseres Gottes
Nicht die gerechte Strenge im Gericht, nein die barmherzige Liebe unseres Gottes! Jetzt mag der Täufer langsam die Worte seines Vaters verstanden haben.
Liebe Christen, an die barmherzige Liebe zu glauben, nur das kann unser Programm sein. Selbst im Glaubensdunkel.
Da drückt die Glaubensnot der Schwerkranken, die Unheilbar Kranken. Da das Suchen der Sinnsuchenden und Zweifelnden. Wenn wir die Gnade haben, an die barmherzige Liebe unseres Gottes zu glauben, dann haben wir eien festen Grund uns zu freuen.
Das ist der Grundton des dritten Adventssonntag „Gaudete“, Freut euch! auf und lädt alle ein: „Freut euch allezeit im Herrn, noch einmal sage ich euch: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt, denn der Herr ist nahe!“
Im Glauben wachsen und Gott vertrauen
Den Glauben in Geduld wachsen lassen...
In der heutigen Lesung aus dem Jakobus-Brief werden zwei Wörter benannt, die für den Glauben von ziemlicher Bedeutung sind: »Geduld« und »wachsen lassen«. Dreimal wird in dem kurzen Text der Lesung auf die Geduld hingewiesen: Haltet geduldig aus, der Bauer wartet geduldig, ebenso sollt auch ihr geduldig sein. Und wenn das Wort »wachsen« auch nicht direkt genannt wird, so wird es uns mit dem Bild vom Bauern und seinem Verhalten der Saat gegenüber dennoch deutlich vermittelt.
Ein großes Stück Ungeduld war es, so könnte man sagen, das die Christen des ersten Jahrhunderts lange Zeit an der Naherwartung der Wiederkunft Jesus festhalten ließ. Selbst der Verfasser des Jakobusbriefes hegte diese Vorstellung, wie wir es hören konnten. Wenn er in diesem Punkt auch irrte, mit seinem Hinweis zur Geduld im Glauben und mit seiner Aufforderung, Glauben wachsen zu lassen, liegt er goldrichtig. Glaube will in Geduld wachsen und heranreifen. Dies ist unsere eigene Erfahrung.
... und Ausdauer
Die Zeit des Verharrens in Geduld ist nicht gleichzusetzen mit Untätigkeit. Ganz im Gegenteil! In Geduld am Glauben bauen heißt: Tag für Tag neu bewusst und mit Eifer einüben und vollziehen, was uns der Glaube ans Herz legt. Geduld lässt uns dabei Ausdauer entwickeln, bei Misserfolgen neu anfangen, im Ganzen einen langen Atem entwickeln. Das Gegenteil von Geduld ist Hast und Hetze Überstürzung und Zwingen-Wollen. Das hilft im Glauben nicht weiter.
Schauen wir einmal in die Geschichte und Glaubensentwicklung Israels. Moses erhielt von Gott den Auftrag, das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens in das gelobte Land zu führen. Was am Ende gelang, war ja kein Vier-Wochen-Marsch schnurgerade von Ägypten nach Palästina ins Land Kanaan. Gut vierzig Jahre und länger musste Israel auf die Erfüllung seiner Verheißung warten. Diese Zeit der Wüstenwanderung, in der das Volk den Glauben an Jahwes Verheißung nie endgültig aufgab, gestaltete sich zu einer zwar mühevollen, aber gesegneten Zeit. Hier in der Wüste wuchs und erstarkte der Glaube Israels in besonderer Weise. In den vielen Notsituationen erfährt das Volk wieder und wieder die Hilfe und den Beistand seines Gottes Jahwe.
Die Verbundenheit mit Gott festigen
Nach und nach kann es sich von den Göttern Ägyptens verabschieden, zu denen es noch einmal mit dem Goldenen Kalb seine Zuflucht nehmen wollte. Von Jahr zu Jahr erleben die Israeliten mehr und mehr, von wem ihnen in Wahrheit Hilfe kommt. Das Vertrauen in Jahwe wächst, vertieft und verfestigt sich. Moses schreibt in dieser Zeit sodann nicht nur die Weisungen Gottes in den zehn Geboten nieder, sodass sich jeder leicht am Willen Gottes orientieren kann; er lässt gleichzeitig das heilige Zelt errichten, ordnet den Gottesdienst und den Opferkult, hebt den Sabbat als Tag des Herrn und die persönliche Verbundenheit des einzelnen mit Gott hervor. Hätte sich Israel ohne die Wüstenzeit mit seinem Glauben, den es aus Ägypten mitbrachte, im neuen heidnischen Land Kanaan bewähren können? Zweifel sind angebracht. Denn selbst mit dem fundierten Glauben aus der Wüstenzeit gab es später noch genug Gläubige, die Jahwe den Rücken kehrten. Die Propheten und Gottesmänner hatten Mühe genug, von Generation zu Generation den Glauben im Volk zu erneuern und zu festigen.
Geduld und Ausdauer in der Mühe aufzubringen, damit unser Glaube wachsen und stark werden kann, dazu werden wir heute eingeladen und herausgefordert. Immer wieder wird Same in uns hineingelegt: die Veranlagungen, die Gott uns geschenkt hat, das Wort der Bibel, das uns trifft, Vorbilder, denen wir begegnen, Ereignisse, die uns wachrütteln oder bestärken, neue Einsichten, die uns weiterführen. Diesem Samen gilt es, Nahrung zu geben. Jakobus sagt: Macht euer Herz stark. Das heißt doch nichts anders als das Gute ins Auge fassen und danach intensiv streben.
Geduld mit sich selbst und die anderen
Nur bei diesem Bemühen kommt uns die Wüstensituation oft in die Quere. Die Nächstenliebe gestaltet sich härter und schwieriger als gedacht. Der gute Vorsatz überdauert nur eine Woche. Die gutwillig angebotene Hilfe wird zur Last. Das Leiden nimmt kein Ende. Die angestrebte Versöhnung scheitert. Das Gefühl der Geborgenheit in Gott schwindet.
Hier hilft nur die Geduld weiter: die Geduld mit sich selbst, mit anderen und auch Gott gegenüber. Alle Hektik, alles Zwingen-Wollen hilft nicht. Geduld mit uns und anderen in diesen Situationen bewahrt uns davor, die Mühe oder das Ringen aufzugeben, neue Versuche nicht mehr ins Auge zu fassen, sich der Resignation oder Trägheit auszuliefern. Unser Leben ist im Kern Wüstenwanderung, in die natürlich auch Oasen eingebaut sind. Von Oase zu Oase gilt es aber den Weg durch die Wüste immer neu anzutreten im Vertrauen auf die Hilfe unseres Gottes. Auch wenn das Vertrauen zunächst sehr winzig sein mag, es kann wachsen und das umso mehr, je deutlicher wir uns in die Gnade Gottes stellen, der uns nicht Mühe und Wüstenweg abnimmt, aber seinen Beistand schenkt.
Der Aufruf zur Geduld will uns ermutigen, realistisch mit uns umzugehen. Denn auch im Bereich des Glaubens unterliegen wir, wie sonst im Leben, dem Gesetz des Wachsens.
Geduld will uns anspornen, uns der Mühe des Lebens und im Bereich des Glaubens zu stellen. Denn ein gefestigter Glaube und ein guter Charakter fallen nicht vom Himmel. Daran arbeiten, das ist das Entscheidende. Gott will dabei an unserer Seite stehen und uns mit seinem Segen stärken, darauf sollen wir vertrauen.
Freude, die aus der Tiefe des Glaubens kommt
Zwischen Verheißung und Verzweiflung
Was in diesen Texten angeboten wird, geht weit über Advent und Weihnachten hinaus. Es sind viele Trostworte in der alttestamentlichen Lesung und im Evangelium zu finden. Die zweite Lesung ermuntert Geduld zu haben, bis zur Ankunft des Herrn.
Der Prophet Jesaja (8. Jhdt.v.Chr.) lebte in einer fürchterlichen Zeit und kritisiert mit scharfen Worten die zersetzende Lebensart und die elenden politischen Verhältnisse in Juda und Jerusalem. Trotz aller Kritik: Blinden werden die Augen geöffnet- also zu Erkenntnissen kommen, dass es so nicht weitergeht, die Zunge desStummen jauchzt auf, will heißen, dass diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen, beachtet werden, Taube hören, Tote stehen auf- alles Trostworte für einen Neuanfang, Visionen freilich, die anzustreben sind und zu einer bevorstehenden Vollendung führen, weil der Herr nahe ist. Es ist eine Parusieerwartung, die Wiederankunft des Herrn.
Das meinte auch Paulus, aber der Beginn des Evangeliums spricht zunächst eine andere Sprache: „In jener Zeit hörte Johannes imGefängnis von den Taten Christi.“ Also doch nicht die heile Welt, von der Jesaja spricht und was Jesus ankündigt. Im Evangelium steht Johannes am Ende seines Lebens. Er wird umgebracht. Das ist eine große Spannung zwischen dem, was geschieht und, was angekündigt wird. Daher die berechtigte Frage: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“(Mt.11,3). Es sind Spannungen, die nicht aufgehoben, sondern schwer auszuhalten sind.
Altes und Neues in 1 Person vereint
Augustinus, der Kirchenlehrer des 4. und 5. Jhdts., zeigt das sehr deutlich an der Person des Johannes: „Er scheint so etwas wie eine Grenzlinie zwischen den beiden Testamenten, dem Alten und dem Neuen zu sein... Johannes stellt in seiner Person das Alte dar und verkündet doch das Neue. Weil er das Alte darstellen sollte, wurde er von einer Greisin (Elisabeth) geboren; weil er aber schon das Neue vertritt, wird er noch im Schoß der Mutter zum Propheten erklärt. Als er noch nicht geboren war, jubelte er im Mutterschoß bei der Ankunft Mariens. Schon dort hatte er seine Bestimmung schon vor der Geburt; wessen Vorläufer er sein sollte, wurde angezeigt. Zacharias, der Vater des Johannes, schweigt und verliert seine Stimme, weil er nicht glauben kann, dass Elisabeth in hohem Alter noch einen Sohn zur Welt bringt; bis Johannes geboren ist und er die Stimme wieder bekommt. Verkündete Johannes sich selbst, könnte er den Mund des Zacharias nicht öffnen. Johannes ist Stimme auf Zeit, Christus im Anfang das ewige Wort.“ (nach Lektionar zum Stundenbuch I/5 S 286f).
Neubeginn, Freude...
Johannes ist auch von der Vergangenheit belastet und sagt: „Tut Buße!“ Jesus vertritt eine andere Sichtweise: „Fangt neu an!“ Somit eine sehr optimistische Grundstimmung. Diese wird auch im Sonntag „Gaudete“ – Freuet Euch!“ durch die rosa Farbe ausgedrückt. Der Eingangsvers lautet: „Freuet euch im Herrn zu jeder Zeit! Und nochmals sage ich: Freut euch im Herrn, denn der Herr ist nahe.“ (Phil.4,4.5).
Die Freude, von der Jesus spricht, dass sie „in uns“ sei, ist keine „Zugabe“ zum Leben des Christen. Ohne diese Freude gibt es kein wirkliches christliches Leben. Es ist die Freude über die „kostbare Perle“, über den „Schatz im Acker“ (Mt.13,44-52). Diese Freude gibt der Kirche ihre Lebenskraft, sie stärkt uns in den Mühen des Alltags und ist das herausragende Merkmal der christlichen Gemeinden. (Kardinal Carlo Martini +). Werden wir also „Künder des Wortes und Diener dieserFreude, denn im Glauben sind wir fest verwurzelt“(2 Kor 1,24).
Wahre Freude
Freut euch!
„Gaudete“ – „Freut euch!“ so heißt dieser dritte Adventssonntag. Aber was ist, wenn mir gar nicht danach zumute ist? Wenn Leid, Kummer mir zusetzen, wenn ich um einen lieben Menschen trauere, wenn so viele Kriege in unserer Welt geführt werden, wenn Reiche immer reicher werden und die Zahl der Armen gewaltig ansteigt, wenn immer mehr die wirtschaftlichen Interessen an erster Stelle stehen? Woher die Freude nehmen und nicht stehlen?
Ein genaues Hineinschauen in das Evangelium dieses Sonntags kann mir eine Richtung weisen, wie ich zur echten Freude finde. Eigentlich ist ja jede Freude echt, sonst wäre sie keine Freude, sondern Spaß, Gaudi, Vergnügen, Erfolg. Freude ist aber etwas ganz anderes.
Johannes und Jesus
Wir begegnen zuerst Johannes. Er zeigt uns, was wir von uns aus tun können, damit in uns Freude auf-kommt: das Leben ernst nehmen und Gott ernst nehmen und das jetzt, sofort, ohne Wenn und Aber. Nur so wird Weizen von der Spreu getrennt. Und da erst kommt Freude auf.
Johannes gegenüber steht Jesus. Er zeigt uns, was Menschen nicht von sich aus tun können, auch wenn sie sich noch so anstrengen. Jesus schaut auf die Hilflosigkeit und auf das Ausgeliefertsein von uns Menschen an die Welt und was sie von uns verlangt. Jesus weiß, der Mensch kann sich von solchem Druck nur frei machen, wenn er ein Klima der Güte und Barmherzigkeit erfährt. Deshalb gibt Jesus auf die Frage des Johannes „Bist du der, der da kommen soll?“ keine Antwort mit Ja oder Nein, sondern er weist hin auf das Heil, das Menschen durch die Begegnung mit Jesus geschenkt wird. Was Johannes mit drohenden Gerichtsworten erreichen will, erreicht Jesus mit Worten und Taten, die Rettung und Heil bringen. Niemals sollen sich Menschen Gott aus Angst vor Strafe zuwenden, sondern im Vertrauen auf seine Liebe. Das ist die überaus frohe Botschaft dieses 3. Adventsonntages. Das ist das Geheimnis des Wortes »gaudete«, »freut euch!«.
Jesaja
Der Prophet Jesaja drückt das in der Lesung großartig in Bildern aus, wenn er sagt: „Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen; die Steppe soll jubeln und blühen.“ Übertragen auf uns heißt das, wenn ich mich wie eine Wüste, eine Steppe erlebe, völlig ausgetrocknet und mich so Gott hinhalte, dann wird ER in mir die Freude einkehren lassen. ER selber kehrt ein bei mir und die Freude ist in mir. Georg Bernard Shaw sagt: „Es ist ein unendliches Glück, wenn man fähig ist, sich zu freuen“.
Hoffen – sich nach Gott ausstrecken
»Hoffnung« - ein Schlüsselwort
Ist es nicht merkwürdig? Da gibt die Synode der deutschen Bistümer vor fast 40 Jahren dem wichtigsten Synodendokument den Titel „Unsere Hoffnung“ und versucht darin deutlich zu machen: „Der Gott unseres Glaubens ist der Grund unserer Hoffnung, nicht der Lückenbüßer für unsere Enttäuschungen.“ Also nicht die Befriedigung meiner Wünsche, Bedürfnisse und Begierden bildet die Grundlage meiner Hoffnung und unterstützt diese, vielmehr sind der Gott unseres Glauben, der Schöpfer des Himmels und der Erde, der Vater, der Sohn und der Geist das Fundament, auf dem unsere Hoffnung ruht und an dem sich unsere Hoffnung festmacht, das Fundament, das alle Wünsche und Bedürfnisse übersteigt.
Doch wenn ich heute 40 Jahre nach dieser Reformsynode der deutschen Kirche das Wort Hoffnung in einer Internet Suchmaschine eingebe, dann erhalte ich als Antwort gleich den Text einer Anzeige mit folgendem Wortlaut: „Hoffnung in großer Auswahl: Top-Marken zu Schnäppchenpreisen!“. Ist es nicht merkwürdig, hat die Kirche überhaupt noch eine Stimme in unserer Gesellschaft, oder bestimmen längst andere Kräfte, wie kirchlich belegte Schlüsselworte definiert und verstanden werden sollen mit keinem geringen Einfluss auch auf das Glaubensverständnis und die Glaubenspraxis des Einzelnen. Wie können wir von Hoffnung sprechen, ohne aneinander vorbei zu reden?
Worauf Menschen hoffen
Umgangssprachlich hoffen wir darauf, dass es mit dem neuen Haus, dem neuen Wagen oder der Lohnerhöhung klappt. Kinder und Jugendliche hoffen, zu Weihnachten ein Smartphon, ein Tablet, oder eine Wi geschenkt zu bekommen. All das sind Wünsche, Bedürfnisse und Begierden, aber keine Hoffnungen, so lese ich es aus dem Synodenpapier.
Aber hoffen wir dann, wenn sich unsere Hoffnung auf Nichtdingliches bezieht, wenn sie auf ein erfüllteres Leben, auf einen Zustand größerer Lebendigkeit, auf Befreiung, oder theologisch gesprochen auf Erlösung ausgerichtet ist? „Tatsächlich könnte diese Art der Erwartung Hoffnung sein, doch, sie wird zur Nicht-Hoffnung, wenn es sich nur um ein passives-auf-den-Besitz ausgerichtetes Warten handelt, dann wird die Hoffnung zum Deckmantel der Resignation, zu einer puren Ideologie“, so beschrieb es der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm in den siebziger Jahren.
Über diese Art des Umgangs mit der Hoffnung, sagt eines unserer Sprichworte: Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Wenn Hoffnung und Resignation aber so eng beieinander liegen, wie können wir dann heute von der Hoffnung sprechen, von der es im ersten Petrusbrief heißt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ (1 Petr 3,15).
Sich nach Gott ausstrecken
In unserem Wort „Hoffen“, steckt das niederdeutsche Wort „Hopen“, Hüpfen. Nicht passives Warten, sondern Hüpfen, sich ausstrecken, im richtigen Augenblick ergreifen wollen, ja regelrecht auf der Lauer liegen, um Neues möglich werden zu lassen. Mit diesem Verständnis von Hoffnung, eröffnet sich mir eine neue Dimension der Hoffnung und ich verstehe, wenn der Psalmist sagt: „Und nun Herr, worauf soll ich hoffen? Auf dich allein will ich harren.“ (Ps 39,8). Hoffnung in diesem biblischen Sinn heißt, sich ausstrecken, auf der Lauer liegen, die Wirklichkeit Gottes in unserem Leben ergreifen wollen. Das hat nichts mehr mit Passivität zu tun, mit Resignation und ideologischem Überbau, hier begegnen wir einer ganz aktiven Haltung des Vertrauens, der Sehnsucht nach dem ganz Anderen, dem Neuen in unserem Leben.
Eine kleine Geschichte macht den Unterschied zwischen Resignation und aktiver Hoffnung deutlich: „Bei der großen Flut sitzt ein Mann auf dem Dach seines Hauses und betet: Gott, du hast verheißen die Menschen zu retten, das ist meine Hoffnung, an der ich festhalte. Ein Hubschrauber kommt vorbei, um den Mann zu bergen, doch der lehnt ab, er hoffe auf Gottes Rettung. Die Flut steigt, kurz bevor das Wasser den Dachfirst erreicht, kommen Menschen mit einem Schlauchboot und bitten ihn einzusteigen. Doch der Mann lehnt es mit denselben Worten ab. Schließlich wird er von einer Welle erfasst und ertrinkt. Im Himmel entrüstet er sich: ich habe meine ganze Hoffnung auf deine Rettung gesetzt, doch du hast mich ertrinken lassen. Da antwortete Gott: Du Kleingläubiger, habe ich Dir nicht einen Hubschrauber und zuletzt ein Schlauchboot geschickt und Du warst nicht bereit meine Verheißung zu ergreifen.
Aktive Hoffnung, sich ausstrecken nach der Verheißung Gottes. Diese Art der Hoffnung verhindert nicht, dass wir in Lebenskrisen geraten können, verhindert nicht dass wir an Grenzen stoßen und verhindert auch nicht, dass wir unter der Ausbeutung von Mensch und Natur leiden, entzieht uns aber auch nicht der Verantwortung gegen Unmenschlichkeit und Unrecht aufzustehen.
Gott streckt sich uns entgegen
Immer wieder stoße ich bei Gesprächen auf folgende oder ähnliche Äußerungen: „An Gott glaubt doch fast jeder, denn irgend so ein höheres Wesen muss es ja geben, der ist aber weit weg im Himmel, hier auf der Erde müssen wir selbst schauen, wie wir klar kommen.“ Ein tragfähiges Fundament für unsere Hoffnung scheint mir solch eine Einstellung nicht zu sein. Will unsere Hoffnung nicht nur Selbstbetrug sein, braucht sie ein verlässliches Gegenüber, nicht nur irgend so ein höheres Wesen, sondern einen Gott, der an mir, der an jedem Einzelnen und seiner Geschichte Interesse hat, der mit uns in Beziehung tritt und der in der Lage ist, meinem und Deinem Leben Sinn und Ausrichtung zu schenken.
Einem solchen Gott begegne ich beim Propheten Jeremia, denn so heißt es dort: „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, – Spruch des Herrn –, Pläne des Heils und nicht des Unheils, denn ich will euch eine Zukunft und Hoffnung geben.“ (Jer 29,11). Lassen Sie sich das einmal auf der Zunge zergehen, Gott lässt sich ein auf Dich und mich und er hat einen Plan für Dein und mein Leben, einen Plan des Heils, der Dir eine Zukunft schenkt, eine Verheißung, eine Zusage, an der Du Deine Hoffnung fest machen kannst.
Aber ist das nicht gerade der Knackpunkt, der uns zu schaffen macht? Woher weiß ich denn, dass die Verheißungen Gottes an sein Volk auch heute noch gültig sind und gerade auch für mich gelten sollen. Paulus kann uns da Mut machen, für ihn steht diese Frage gar nicht zur Debatte, vor König Agrippa führt er aus: „Und jetzt stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die von Gott an unsere Väter ergangen ist. Unser Zwölfstämmevolk hofft, sie zu erlangen, und deshalb dient es Gott unablässig.“ (Apg 26,6-7a).
Erben der Verheißung aufgrund des Glaubens und der Ausdauer
Der Preis für dieses Zeugnis der Hoffnung ist hoch, das Wagnis dieses Gehorsams ist groß, es führt in ein Leben zwischen vielen Fronten. Wer Jesus nachfolgt, wer die Armut seines Gehorsams nicht scheut, wer den Kelch nicht von sich weist, muss damit rechnen, zwischen alle Fronten zugeraten, so formulierte es die Synode in Würzburg. Doch Paulus ermutigt uns im Brief an die Hebräer: „Wir wünschen aber, dass jeder von euch im Blick auf den Reichtum unserer Hoffnung bis zum Ende den gleichen Eifer zeigt, damit ihr nicht müde werdet, sondern Nachahmer derer seid, die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißung sind.“ (Hebr 6,11-12).
Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?
Wider den falschen Propheten
Heilsbringer haben Hochkonjunktur. In guter Erinnerung haben wir alle noch die Wahl des amtierenden amerikanischen Präsidenten, Barack Obama. Nicht nur in Amerika, sondern überall auf der Welt erwartete man den Anbruch eines neuen Zeitalters. Warnende Skeptiker wie z.B. Obama selbst wurden überhört.
Was draus geworden ist, haben die Zwischenwahlen in den USA vor einigen Wochen gnadenlos an den Tag gebracht. Der neue Mann von einst, Hoffnungsträger eines ganzen Zeitalters, bangte um sein politisches Überleben: Moderne Heilsbringer haben eben eine kurze Halbwertszeit. Und dazu können sie selbst oftmals wenig. Obama selbst hat ja den Menschen die Realität vor Augen gehalten und vor harten Zeiten gewarnt. Und er hat ja recht behalten - damals wollte diese Worte keiner hören, heute ist man enttäuscht.
Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen, Träume zu delegieren und anderen zu zwecks Erfüllung zu übertragen - so handeln Menschen seit alters her. Aber immer dann, wenn wir das tun, erfordert das immenses Vertrauen und wir riskieren alles. Und so manche Delegation ist auch gar nicht möglich: Das Beispiel Obama ließe sich noch zahlreich ergänzen. Lebensschicksale, Glück, Zukunft zu delegieren geht nicht - wir tragen für die Entwicklung dieser Welt und für unsere eigene die Verantwortung, die sich nicht in die Hände von Vertretern legen lässt.
Heil am Wegesrand
Auch den Lebensweg als Weg des Glaubens müssen wir Menschen selbst unter die Füße nehmen. Ihn zu gehen, nimmt uns keiner ab - selbst Gott nicht. Wir können wohl vielen folgen, die ihn schon gegangen sind. Von einem ist da im Evangelium heute die Rede gewesen: Johannes der Täufer wird von Jesus selbst als Vorgänger und Beispiel genannt. Sein Ruf war bekannt. Johannes zog die Menschen an und sie kamen an den Jordan - vollbepackt mit verschiedensten Hoffnungen.
Und auch Jesus hatte einen Ruf - auch er wird zum Hoffnungsträger. Für beide schafft Jesus nun in seiner Rede klare Abgrenzungen. Von dem einen, Johannes, möge man keine Wunder erwarten - er ist halt nur ein Prediger in einem Kamelhaarmantel. Von dem anderen sollte man nichts anderes als seine Wunder erwarten - wenn das auch recht schwierig war, einzusehen: "Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.”
Heil im Verborgenen
Für Johannes wie für Jesus gilt: Keiner von den beiden dreht den Menschen das Heil an wie ein Händler auf dem Basar. Keiner von beiden wirbt marktschreierisch für seine Mission wie die Scharlatane an den Straßenecken Jerusalems. Wer vom Heil Gottes berührt werden will, das die beiden vermitteln, der muss sich auf den Weg machen. Zu Johannes führte der Weg bis zu seiner Gefangennahme durch die Wüste, der Weg zu Jesus ist die glaubende und hoffende Nachfolge. Wer vom Heil Gottes berührt werden will, kann sich nicht da hinsetzen, die Hände in den Schoß legen und warten: Dann passiert nichts. Wer Heil Gottes erfahren will, muss selbst aktiv werden - und sei es, dass Andere diese Aktivität stellvertretend übernehmen müssen. Wir Menschen müssen unsere Wege unter die Füße nehmen, an und mit uns selbst schaffen. Wer sein Leben passiv dahinlaufen lässt und auf irgendwelche Heilsbringer vertraut, wird bitterlich enttäuscht werden.
Sich für Gott auf die Socken machen
Das ist auch die Botschaft dieser Adventszeit: Die ganze Verkündigung des Advents ist zugleich ein 'Mitmach'- wie auch ein 'Mut-mach'-Programm. Die Ermutigung für die Menschen entsteht im Mitmachen. Die wunderschöne Vision des Jesaja führt uns das an diesem Gaudete-Sonntag eindrücklich vor Augen. Jesaja ruft den Menschen zu: "Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht!”
Und das sollen sie dann davon haben: "Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf."
Wo Gottes Heil spürbar wird, da ist Bewegung drin: In den Heilungsgeschichten hören wir davon, dass stets entweder Jesus auf die Menschen zugeht oder die Menschen sich auf die Suche nach ihm begeben. Wenn wir heute Zeuginnen und Zeugen der Heilsbotschaft Gottes sein wollen, gelingt auch das nur, wenn auch wir auf dem Weg sind und uns umschauen nach jenen, die heilsbedürftig sind. Das braucht wache Augen und offene Ohren.
Die Begegnung mit dem menschgewordenen Heil Gottes in der Krippe zu Bethlehem ist einer der entscheidenden Höhepunkte auf dem Weg von uns Menschen mit unserem Gott. Von der Krippe führen aber auch wieder unzählige Wege weg - hin zu Menschen, denen wir das Heil bezeugen sollen. Und zusammen mit Menschen, die uns selbst zu Heilsbringern werden.
Gehen wir los - machen wir uns also auf den Weg: Zu Gott, zum Nächsten, zu uns selbst.
"Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt"
Wer bist du, Jesus?
Der Täufer ist von Herodes gefangen genommen worden, weil er es wagte, den König zu kritisieren und zu tadeln hinsichtlich seiner Ehe mit der Frau seines Bruders. Vom Kerker aus verfolgt Johannes das öffentliche Auftreten und Wirken Jesu. Offensichtlich dürfen Freunde und Jünger des Täufers Johannes besuchen. Sie oder auch Bedienstete am Hof werden Johannes von Jesus berichtet haben.
Und nun kommt die Frage, die uns eigentlich verwundern sollte. Durch seine Jünger lässt der Täufer Jesus fragen: "Bist du es, der da kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?" Wie kommt Johannes zu dieser Frage? Hatte nicht gerade er seine Jünger auf Jesus als den Messias hingewiesen? Hatte nicht er zu Jesus gesagt, als dieser sich von ihm taufen lassen wollte: Müsste nicht ich von dir getauft werden? Außerdem hatte Johannes bei der Taufe Jesu die Stimme aus dem Himmel vernommen: Dieser ist mein geliebter Sohn.
Woher kommt die plötzliche Unsicherheit des Täufers gegenüber der Person Jesu?
Einen versteckten Hinweis sehe ich in der Antwort, die Jesus dem Täufer zukommen lässt.
Johannes, Sohn der Elisabeth und des Zacharias, einem tief gläubigen Elternpaar, steht fest in der Tradition des Alten Testaments. Er kündigt - wie es seine Aufgabe ist - die neue Heilszeit an. Diese stellt er sich vor als eine Zeit der Trennung: Trennung von Spreu und Weizen, Trennung von gut und böse, Trennung von fruchtbar und unfruchtbar. Die Axt wird geschwungen und an die Wurzeln der Bäume gelegt, die keine Früchte tragen. Umgehauen werden sie und wie die Spreu im Feuer verbrannt. Trennung, Scheidung, Beseitigung des Spröden und Dürren ist das Leitmotiv des Täufers für die neue Zeit. In radikaler Umkehr und Erneuerung wird sich das Gesunde, Kernige, Starke durchsetzen. Gerechtigkeit wird herrschen, alles Unrecht verschwinden, weil die Unvollkommenen und Sünder vom Messias hinweggefegt werden. Mit diesen Vorstellungen und Bildern im Herzen wird Jesus für den Täufer im Nachhinein zu einem Rätsel. Denn einen Draufgänger, einen Messias, der radikal säubert, schneidet und brennt, hatte sich Johannes erhofft. Und all das kann er im Wirken Jesu, dem Freund der Sünder, Zöllner, Dirnen, Armen und Verachteten nicht entdecken.
Eine andere Sicht des Messias
Seinem Verhalten nach kann Jesus wohl gut verstehen, dass Johannes mit seiner Sicht ihn, Jesus, nicht mehr recht einzuordnen weiß. Liebevoll kommt er ihm entgegen, indem er jeden Vorwurf unterlässt und den Täufer stattdessen an die Voraussagen des Propheten Jesaia zur kommenden Heilszeit erinnert. Dieser hatte verkündet: Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben werden hören. Der Lahme wird springen wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzen (Jes 35,5f). Mit diesem Hinweis auf den Propheten Jesaia will Jesus dem Täufer und allen, die denken wie er, eine Brücke bauen. Alle sollen begreifen, dass Jesu Wirken Heilswirken ist - rettendes, aufrichtendes und nicht richtendes, verurteilendes Tun.
Ob Johannes der Täufer seine Sicht und seine Erwartungen an den Messias korrigierte, wird uns nicht berichtet.
Dem Evangelisten Matthäus kommt für seine Verkündigung die Frage des Täufers äußerst gelegen. Denn viele Juden dachten wie der Täufer Johannes. Ihnen ist die Botschaft Jesu von der rettenden Liebe Gottes, gerade und besonders auch gegenüber den Sündern, Zöllnern, Abgelehnten und Verkannten, ein Ärgernis. Sie sahen darin eine Aufweichung ihres Glaubens, eine Verharmlosung der Sünde, eine Unterstützung des Teufels. Sie verdächtigten Jesus, wie an mehreren Stellen der Bibel berichtet wird, er stehe mit dem Teufel im Bunde.
Heiland, nicht Rambo
Weil für den Glauben die Frage "Wer ist dieser Jesus?" von höchster Wichtigkeit ist, lässt Matthäus in der Antwort Jesu an den Täufer für sich selbst Zeugnis ablegen. Einfühlsam geht Jesus auf den Täufer und die Menschen um ihn ein. Mit dem Hinweis auf die Schriftworte des Propheten Jesaia weist er sich aus. Ja, er, Jesus, ist der von den Propheten Vorhergesagte. Aber er kommt nicht als "Rambo" mit der Axt in der Hand oder als Richter, nicht um zu verbrennen, auszurotten oder zu vernichten, sondern als Heiland. Darum
- geht er den Verlorenen und Verirrten nach,
- schenkt er den Sündern Vergebung,
- richtet er auf und tröstet,
- heilt er, was verwundet ist,
- erweckt er Totes zum Leben,
- verkündet er nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden Gottes Liebe und Barmherzigkeit.
In der ganzen Art, wie Jesus sich darstellt, ist zu spüren, wie sehr er bei den Menschen um ein Umdenken in ihren Messiasvorstellungen wirbt. Niemandem macht er einen Vorwurf, für bisher falsche Ansichten oder Bilder. Diese lassen sich im ruhigen Nachdenken korrigieren. Daher befiehlt Jesus auch nicht ein Umdenken und eine Kehrtwendung auf dem Absatz. Aber wie sehr er bei allen darum wirbt, wird deutlich in seinem Satz: "Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt."
Die Frage nach dem Gottesbild
Johannes der Täufer, den Jesus als den Größten der alttestamentlichen Menschen bezeichnet, ist durch das Handeln Jesu, das so gar nicht seinen Vorstellungen entspricht, verunsichert. Johannes - einer von uns, werden wir empfinden. Denn was uns Gott gegenüber unsicher macht und manchmal sogar ins Hadern mit ihm geraten lässt, kommt ebenfalls aus dem Erleben, dass Gott uns in seinem Wirken oft unverstehbar bleibt. Wir haben das Bild von einem uns liebenden und allmächtigen Gott verinnerlicht. Wir trauen Gott zu, dass er alles kann und gehen davon aus, dass er das Gute will. Aber dann erleben wir im Alltag Dinge, die unserem Bild von Gott völlig widersprechen. Während Gute z.B. oft bitter leiden, geht es so manchem Halunken bestens und gut. Oder wir geben uns alle Mühe, strengen uns an, kämpfen mit letzter Kraft - und am Ende ist alles vergebens. Warum tritt Gott mit seiner Macht nicht auf den Plan? Müsste er nicht von sich aus vielem Einhalt gebieten und das Gute und die Guten deutlicher unterstützen! Wo bist du, Gott? Warum handelst du nicht?, lautet daher oftmals unsere Frage. Aber wir bekommen keine konkrete Antwort, die uns Gottes Verhalten verstehen und gut heißen ließe.
Im Blick auf Jesus, der dem Täufer und den Menschen damals sagt "Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt", höre ich Worte, die er uns sagen will: Selig seid ihr, wenn ihr das Handeln Gottes nicht nach euren Vorstellungen beurteilt und trotz des oft nicht Verstehbaren euch nicht von ihm abwendet. Selig ist, wer aus den Erfahrungen, wo er sich des Beistandes Gottes sicher und gewiss ist, an dem Glauben festhält, dass Gott trotz seines für uns oft nicht verstehbaren Handelns ein uns Liebender ist, der uns begleitet, hilft, leitet, tröstet, Kraft verleiht.
Ob wir uns auf diese Worte Jesu einlassen, muss jeder für sich entscheiden.
Gott liefert uns für die Richtigkeit seines Handelns keine Beweise. Er belässt es bei Hinweisen und traut uns zu, dass wir bei uns selbst oder anderen immer wieder bemerken, dass er, Gott,
- Augen öffnet,
- Abgestorbenes zu neuem Leben erweckt,
- uns Wege führt und in Ereignisse verwickeln lässt, die wir oft erst im Nachhinein als wertvoll und als Geschenk seiner Gnade erkennen.
Lassen wir uns diese immer wieder einmal gegebenen Hinweise genügen, um fest an Gottes heilsames Wirken in dieser Welt und an uns zu glauben, auch wenn wir aus unserer Sicht Gott zuweilen nicht verstehen.
Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?
Gottsucher
Grund zur Freude?
"Freuet euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freuet euch! Denn der Herr ist nahe", soweit der Eröffnungsvers aus dem Philipperbrief (4,4-5). Diese Freude wird durch die liturgische Farbe rosa sichtbar. Haben wir wirklich Grund zur Freude angesichts mehrerer Terrorwarnungen, angesichts der Sparpakete, die auf ganz Europa massiv niederprasseln und sehr vielen, die ohnedies schon am Rande des Elends stehen und dadurch noch tiefer in Verzweiflung gestürzt werden? Worin liegt also der Grund zur Freude? "Der Herr ist nahe", heißt die Begründung. Wem es aber sehr schlecht geht, der wird mit diesem Satz nicht viel anfangen können.
Johannes der Täufer ist schon ein Dauerbegleiter im Advent, am Beginn des Kirchenjahres. Schon in seinem Lebenslauf liegt große Spannung. Er wirkt wie ein Aussteiger, seine Lebensweise, sein Aussehen lassen ihn nicht gerade sympathisch erscheinen. Johannes der Täufer als Wegbereiter für den kommenden Messias, als Prophet, als "Querdenker", nicht richtig einordenbar in menschliches Schubladendenken. In diesem Evangelienabschnitt steht er am Ende seines Lebens. Er wird umgebracht. Unbequeme Persönlichkeiten serviert man gerne ab. Das ist bis heute so geblieben. Man muss nicht immer gleich physisch töten, wie das mit Johannes passiert ist, aber existentiell und psychisch werden auch gegenwärtig Menschen kaputt gemacht. Die Botschaft Jesu, die Johannes empfängt, war und ist Zankapfel, der zu größten Spannungen führt und nicht aufgehoben wird. Diese Botschaft bekommt einen neuen Sinn.
Hören, sehen, spüren
Johannes steht am Ende des Alten Testaments bzw. am Beginn des Neuen Testaments. Welche Botschaft empfängt er? Da hören wir: "Lahme werden gehen" (Mt.11,5): Gemeint ist wohl flexibel werden, heraus aus engem Denken der Parteipolitik, des Vorurteils, aller Ideologien, die besonderer Feind des Glaubens sind. Gilt das nicht auch für die Kirche heute, die vor Angst vor Neuem gelähmt und apathisch wirkt, die ihre Sicherheit und ihre Visionen mancherorts nur in der Nostalgie sieht mit der Parole "Vorwärts, es geht rückwärts!"
"Blinde sehen" (Mt.11,5): "Man sieht nur mit dem Herzen gut", sagt Antoine de Saint Exupery. Es steckt in dieser Botschaft viel Weisheit, die uns zur Wachsamkeit ermuntert und Umsicht und Weitsicht in unseren Handlungen erbittet. "Taube hören" (Mt.11,5).
Die Sprache ist etwas sehr Lebendiges, unglaublich dynamisch. Es geht darum, die feinen Zwischentöne wahrzunehmen. Die "Drei-Affen-Mentalität" lässt sich auf Dauer nicht halten: nichts hören, nichts sehen, nichts spüren. Die Dialogverweigerung geht in diese Richtung. Dazu zählt vor allem das Davonlaufen bei Konflikten und vor wichtigen Entscheidungen, vor allem dann, wenn es an Argumenten fehlt und wenn man sich den Problemen nicht stellen will. Ich lade Sie ein, nachzudenken, wo das überall passiert.
Kopfnicker, Populisten und Eyecatcher
"Wollt ihr ein Schilfrohr im Winde sehen?" (Mt.11,8) Gemeint sind all jene, die wenig bis keine Sicherheit in ihren Standpunkten und in ihrer Argumentation zeigen. Diese Türschnallenmentalität, die in Führungskreisen bei Staat und Kirche besonders unangenehm ist, kommt sehr schlecht an und ist auch gefährlich. Wer zuletzt die Türklinke niedergedrückt hat, dessen Meinung zählt. Ist heute die Stunde der Kopfnicker und Sprechblasenschleuderer, der Populisten angebrochen?
"Leute in feinen Kleidern" (Mt.11,8). Könnte das nicht heute der "Fernsehadel" sein, die "Seitenblicke-Gesellschaft", die Eyecatcher, die sich gerne mit Prominenz umgeben und überall dabei sein wollen?
Johannes verkündet im Auftrag Jesu eine andere Botschaft, die Botschaft vom Heilungsprozess. Sie hat schon begonnen, das Reich Gottes ist schon da, es steht aber noch in den alten Zeiten der Kriege, der Gewalt und damit verbundenem Leid.
Menschen auf Gottsuche
"Bist du es, der kommen soll?" (Mt.11,3). Menschen sind durch alle Generationen auf Gottsuche, warten auf die erlösende Botschaft, die besagt: "Ich, der Herr, bin dein Heil, dein Arzt." (Ex.15,26). Der Herr will alle Gebrechen heilen. Das uns zugesagte Heil ist das Ganze, auch wenn Johannes umgebracht wird.
Blinde sehen
Sehen lernen.
Eine Frau schlenderte durch ein Kaufhaus. Die Geschenke waren bereits alle gekauft und lagen goldverschnürt daheim. Aber sie hatte immer noch Träume. Unschlüssig blieb sie stehen und überlegte: Warum kann man nicht immer das Schönste und das Teuerste auswählen? Es gab hier alle Herrlichkeiten auf Erden! Sie trat an den großen Tisch mit Kerzen. Kerzen für den Advent, für Weihnachten, in allen Farben und Formen, eine Sinfonie aus duftendem Wachs. Gerade hatte sie eine Schachtel honiggelber Christbaumkerzen gewählt, da erblickte sie plötzlich eine Männerhand, unsicher tastend. Und dann eine zweite, zierliche Hand, welche die erste sanft zu einer der dicken Kerzen hinführte. Erstaunt hob die Frau den Kopf und sah, dass der Mann blind war. Ein lauschendes Lächeln verjüngte seinen Mund, als er jetzt die Kerze behutsam wie eine Kostbarkeit abtastete. Die Spitzen seiner Finger folgten dem Muster des Wachses, prüften die Formen der Verzierung. Leise fragte er die Frau neben sich. Diese sagte: "Rot ist sie, und ihre Stimme war voller geduldiger Güte, ein schönes dunkles Rot!" Er nickte und sein Gesicht sah glücklich aus. "Ja, die nehme ich!" Unsere Frau, die alles beobachtet hatte, bezahlte ihre gelben Christbaumkerzen und verließ sofort das Kaufhaus. Nein, ich brauche nichts mehr. Ich habe ja schon alles, ich kann ja sehen - und sie begann, tiefer zu sehen, tastend wie die Hand des Blinden. Sie fing an, Wesentliches zu sehen.
Blinde sehen wieder
Zweimal redet die Schrift heute davon. Der eine ist Jesaia, der das messianische Glück prophezeit und der andere ist Jesus, der auf die drängende Frage des Täufers Johannes antwortet, als der im Gefängnis fragt: "Bist Du es, auf den wir warten sollen?" "Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören. Tote stehen auf."
Das passiert uns allen. Wir sehen flüchtig, sind geblendet vom Geglitzer und aufdringlichem Leuchten effekthaschender Dinge. Wir sehen nur schwer das Kleine und Einfache. Wir lassen uns anziehen von den modisch schönen Gesichtern, und wagen gar nicht den Blick in die trostlosen Augen der leidbelasteten Menschen. Wir schauen lieber gar nicht hin, in der Angst, aufgehalten zu werden. Wir wollen unsere Bedürfnisse erfüllen, unsere Aufgaben erledigen. Leid zu sehen, stört nur, hält auf.
Sehen lernen
Blinde sehen! Wir lernen sehen, wenn wir in jedem Menschen ein Kind des einen Vaters im Himmel sehen, wenn wir darüber staunen und wohlwollende Beziehungen aufbauen. Sehende leben im Hier und Jetzt: sie nehmen sich Zeit, zu erspüren, was dem anderen gut tun könnte. Sie geben gerne, weil sie wissen, dass das Evangelium stimmt, das versichert: Gebt, dann wird Euch gegeben werden... dreißig fach, hundert fach. Und sie geben nicht, damit sie alsbald wieder bekommen. Jesus sagt, so machen es auch die Sünder und Zöllner. Sehende geben absichtslos. Und wir alle haben im Geben, im Dienst an anderen schon erfahren, dass es anstrengend war, dass wir todmüde waren - und dass wir dennoch glücklich waren.
Jesus konnte beides schenken: das äußere Augenlicht und das neue Sehen im Glauben. Wir können physisches Leid kaum ändern, doch kommen wir durch die Gnade Gottes im Alltag zum tieferen Sehen.
Johannes der Täufer
Er steckte im Glaubensdunkel. Er hat das Gericht Gottes verkündet und saß im Gefängnis. Er machte dem Herodes Vorhaltungen wegen seiner unrechtmäßigen Heirat. Er, der schon vom nahen Endgericht gepredigt hat und die rasche Umkehr einforderte, sieht nichts mehr. Ihn, den Täufer trifft das Gericht - die Frevler und Bösen aber können lustig und selbstherrlich weiterleben. Und Jesus greift auch nicht ein. Nein, im Gegenteil, er verkündet Erbarmen, lässt sich bei Sündern einladen, fastet nicht, tritt sanft auf, heilt und richtet auf.
Den Täufer treibt es um: "Hat Gott mich getäuscht, warum hat er mich als Prophet berufen, um jetzt im Gefängnis des Herodes zu hocken? Kommt alles anders? Wo bleibt die Gerechtigkeit Gottes, die ich verkündet habe?" Er schickt Boten zu Jesus: "Bist Du es, der kommen soll?"
Johannes glaubt an das Licht
In diesem inneren Dunkel glaubt der Täufer an die Treue Jahwes und lebt unbeirrbar weiter für den, dem er die Wege bereitet. Er hat die Glaubensgröße, auch dann als Vorläufer alles für Jesus zu geben, wenn die Pläne Gottes mit Jesus ganz anders sind, als er meinte. So groß, so frei und gehalten in Gottes Treue ist der Wegbereiter. Deshalb rühmt ihn Jesus: "Amen das sage ich Euch: unter allen Menschen hat es keinen Größeren gegeben als Johannes der Täufer."
Johannes fragt uns an: Kannst Du, inmitten Deiner ungelösten Probleme und Nöte noch Gottes Nähe und Wohlwollen entdecken? Betest Du noch, auch wenn Du nicht erhört wurdest? Glaubst Du, dass uns Gottes Güte auch in den schweren Dingen nicht allein lässt? Entdeckst Du noch Gottes Liebe und Treue für Dich, auch wenn Du nichts siehst? - Dann danke Jesus, der Blinde sehend macht.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2019)
Lieder:
GL 220: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
GL 221: Kündet allen in der Not (4. und 5. Str.)
GL 222: Herr, send herab uns deinen Sohn
GL 223: Wir sagen euch an den lieben Advent
GL 227: Komm, du Heiland aller Welt
GL 228: Tochter Zion, freue dich
GL 230: Gott heilger Schöpfer aller Stern
GL 231: O Heiland, reiss die Himmel auf
GL 233: O Herr, wenn du kommst, wird die Welt wieder neu
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt
GL 365: Meine Hoffnung und meine Freude
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
GL 554: "Wachet auf", ruft uns die Stimme
GL Ö790/Ö791: Tauet Himmel, den Gerechten
GL Ö798: O komm, o komm Emmanuel
Psalmen und Kehrverse:
GL 47: In den Tagen des Herrn sollen Gerechtigkeit blühen und Fülle des Friedens - Mit Psalm 72 - V.
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm uns zu retten - Mit Psam 80 - I.
GL 55: Jubelt, ihr Lande, dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 56: Freut euch: Wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Psalm 100 - V.
GL 77: Der Herr ist erhaben, doch er schaut auf die Niedrigen: Ja, seine Rechte hilft mir. - Mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 232: Dein Reich komme, ja dein Reich komme! Maranatha!
GL 229: Herr, erhebe dich, hilf uns und mach uns frei - Mit Psalm 146 - I.
GL Ö794: Maranatha. O Komm, Herr jesus, und erbarme dich unser. - Mit Psalm 42 und/oder 43 (GL 42,2 oder GL 42,3) - VI.
GL Ö796: Freut euch und jubelt, denn unser Herr ist nah. - Mit Psalm 112 (GL 61,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) VI.
GL Ö797,1: Hebt euch, ihr Tore, unser König kommt. - Mit Psalm 98 (GL 55,2) - VIII.
GL Ö797,2: Siehe, dein König kommt zu dir, öffne die Tür. - Mit Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
- Einleitung6
Hans Hütter (2022)
"Freut euch im Herrn zu jeder Zeit.
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Denn der Herr ist nahe."
Mit diesen Worten aus dem Brief des Apostels Paulus an die Christen in Philippi beginnt der Gottesdienst am 3. Adventsonntag.
Aber wie kann man sich freuen, wenn es rundherum so viel Unerfreuliches gibt? Dieser Gottesdienst möchte Sie nicht über die Probleme, die uns umgeben, hinwegtrösten. Vielmehr möchte er uns zeigen, wie man trotz allem gelassen und zuversichtlich im Leben stehen kann. Das Fundament unserer Lebensfreude ist das Wissen um die Nähe und Gegenwart Gottes.
Am Beginn unserer Feier treten wir vor den Herrn und bitten ihn um sein Erbarmen.
Manfred Wussow (2019)
Die Adventszeit ist eine Bußzeit, eine Zeit der Umkehr, eine Zeit der Stille. Die Farbe dieser Zeit: lila. Aber am dritten Advent legt sich schon weihnachtlicher Glanz auf diese Zeit. Die Farbe von Weihnachten: weiß. Und mischen wir lila und weiß, fängt ein wunderbares rosa an zu leuchten. Das ist die Farbe des 3. Advents. Er trägt den Namen: Gaudete! Freut euch!
Wir werden in einen wundersamen Neuanfang geführt. Sozusagen in rosa Farben.
Stärkt die schlaffen Hände
und festigt die wankenden Knie!
Sagt den Verzagten: Seid stark,
fürchtet euch nicht!
Seht, euer Gott!
Jörg Thiemann (2016)
Gute Nachrichten hören wir gerne. Sie machen uns Mut und Hoffnung. Sie schenken uns Freude. Die Lesung aus dem Buch Jesaja macht Hoffnung und Mut. Gott wird diese Hoffnungen erfüllen. Jakobus lädt uns ein, geduldig auf sein Kommen zu hoffen. In Jesus werden sich diese Hoffnungen erfüllen.
Glauben wir das wirklich? Stärken wir unseren Glauben und unsere Hoffnung, wenn wir sein Wort hören und ihm begegnen in der Eucharistie. So bitten wir IHN, der uns Gottes gute Nachricht neu sagte, um sein Erbarmen.
Klemens Nodewald (2013)
Wir Menschen unterliegen dem Gesetz des Wachsens – auch im Bereich des Glaubens. Mit Hektik und Zwang können wir keine Fundamente legen. Beharrlichkeit und Geduld sind die besseren Mittel. Dies zu bedenken, werden wir heute durch den Jakobusbrief eingeladen.
Wenden wir uns an unseren Herrn Jesus Christus mit der Bitte, uns Ausdauer im Bemühen um das Gute zu schenken.
Klemens Nodewald (2010)
Wo bist du, Gott? Warum handelst du nicht?, fragen wir Menschen immer wieder einmal in unserem Leben.
Wer bist du?, fragt im heutigen Evangelium Johannes der Täufer Jesus. Diese Frage "Wer bist du, Jesus?" gehört zu der alles entscheidenden Anfrage in unserem Glauben.
Bedenken wir in diesem Gottesdienst neu die Antwort Jesu an Johannes, um unseren Glauben zu festigen und zu stärken.
Martin Stewen (2010)
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.
Mit dem Worten des Philipperbriefes beginnen wir diesen Gaudete-Sonntag: Dieser Sonntag macht uns darauf aufmerksam: Nun dauert's nicht mehr lang. Die Zeit der Ankunft Gottes in unserer Welt neigt sich ihrem Höhepunkt entgegen.
- Kyrie8
Hans Hütter (2022)
Herr, Jesus Christus,
du bist in die Welt gekommen, um uns zu retten.
Herr, erbarme dich.
Du öffnest den Blinden die Augen und den Tauben die Ohren.
Christus, erbarme ich.
Du verkündest den Armen die Frohe Botschaft vom Reich Gottes.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2022)
Herr Jesus Christus,
Du bist ganz Mensch geworden.
Herr, erbarme Dich.
Du hast Dich für die Menschen eingesetzt, die der Hilfe bedürfen.
Christus erbarme Dich.
Auch wir wollen uns dem Nächsten zuwenden, so, wie Du es getan hast.
Herr, erbarme Dich.
© Edith Furtmann, familie.furtmann@t-online.de
Manfred Wussow (2019)
Herr,
wenn wir enttäuscht sind, keine Hoffnung mehr haben,
legt sich eine große Müdigkeit auf unser Leben.
Alles in uns erschlafft.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du kommst uns mit Liebe entgegen und bleibst bei uns.
Neuer Mut wächst uns zu.
Wir können große Sprünge machen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wenn wir Menschen verzagen sehen,
und die Nacht, die sich um sie ausbreitet,
schenke uns kräftige Hände, sie zu halten.
Herr, erbarme dich.
Der Propheten Jesaja konnte sagen:
Jubel und Freude stellen sich ein,
Kummer und Seufzen entfliehen.
Jörg Thiemann (2016)
Herr Jesus, du bist unser Hoffnungsträger
Du Licht im Dunkel der Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit unserer Zeit.
Herr, erbarme dich.
Du lebendiges Brot für den leiblichen und geistlichen Hunger vieler Menschen.
Christus, erbarme dich.
Du Heil in den vielen Krankheiten und Leiden der Welt
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2013)
Herr Jesus Christus,
dein Leben ist uns Vorbild.
Herr, erbarme dich.
Du lädst uns ein, dein Denken und Handeln zu übernehmen nachzuahmen.
Christus, erbarme dich.
Stärke uns, in Beharrlichkeit und Geduld nach dem Guten zu streben.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er führe uns seine Wege
und schenke uns die nötige Kraft, Gutes zu ersehnen
und das begonnene Gute trotz Mühe mit Hingabe zu vollenden. - Amen.
Josef Stöckl (2013)
Herr Jesus Christus
du bist gekommen im Stall zu Betlehem
und mit dir ist gekommen die Freude.
Herr, erbarme dich unser!
Du wirst kommen am Ende dieser Welt
und trotz Untergang wird Freude sein.
Christus, erbarme dich unser!
Du kommst persönlich zu jedem von uns
und erfüllst uns mit Freude.
Herr, erbarme dich unser!
Klemens Nodewald (2010)
Herr Jesus Christus,
Glauben wollen und verunsichertes Fragen,
beides findet sich in unseren Herzen.
Herr, erbarme dich.
Klarheit zu finden,
danach sehen wir uns und streben wir.
Christus, erbarme dich.
Von dir in Zweifel oder Not aufgefangen zu werden,
darauf hoffen wir.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er schenke uns einen festen Glauben
und die Vergebung unseres Versagens,
damit seine Herrlichkeit in uns aufleuchte
und unsere Liebe zu ihm und den Menschen bei uns wächst. Amen
Martin Stewen (2010)
Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser:
Dein Heil ist wahr und echt.
Herr erbarme dich.
Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser:
Mit dir ist Leben in Fülle möglich.
Christus erbarme dich.
Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser:
Du nimmst Anteil an unserer Welt.
Herr erbarme dich.
Der gute und barmherzige Gott befreie uns von aller Schuld,
er stärke in uns, was gut ist und lebendig macht,
er lasse uns Anteil haben an seinem Reich des ewigen Friedens.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Advent 3 So: Weihnachten ein Tag der Freude und der Zuversicht
Allmächtiger Gott,
sieh gütig auf dein Volk,
das mit gläubigem Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet.
Mache unser Herz bereit für das Geschenk der Erlösung,
damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - TG Advent 2 Di: voll Freude das Fest der Geburt Christi erwarten
Gott des Erbarmens,
du hast allen Völkern der Erde das Heil zugesagt.
Lass uns voll Freude das Fest der Geburt Christi erwarten
und das große Geheimnis seiner Menschwerdung feiern,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 2. Dienstag im Advent
Messbuch - TG 5. Sonntag: Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
Gott, unser Vater,
wir sind dein Eigentum
und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade.
Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
und schütze uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: 5. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Herr, unser Gott,
wir halten Ausschau nach einer neuen Welt in Gerechtigkeit und Frieden,
wie sie in Jesus erfahrbar geworden ist.
Mach uns zu Werkzeugen deiner Gerechtigkeit und deines Friedens.
Durch Christus, unseren Herrn.
SB 3. Adventsonntag (A)
Beatrix Senft (2022)
Gütiger Gott,
in vielen Zeiten war das Leben der Menschen geprägt
von Hoffnungslosigkeit.
Du hast uns in Jesus dein Wort des Trostes,
des Mutes und des Heils neu geschenkt
und willst es uns immer wieder neu erfahrbar machen.
Schenke uns in dieser Adventszeit neue Zugänge –
Zugänge die uns tragen,
auch durch die Schwere im eigenen Leben
und unserer Zeit.
Das erbitten wir, durch Jesus, unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2019)
Herr, du hast die Farben geschaffen
damit deine Welt bunt und schön ist.
Du hast ihnen symbolische Bedeutungen beigegeben
damit wir Erfahrungen, Gefühle und Träume ausdrücken können.
Wir danken dir heute für die Farbe rosa,
die deinen weihnachtlichen Glanz auf unsere Umkehr,
unsere Aufbrüche und Neuanfänge legt.
Du nimmst auch unsere Hände und Knie in deinen Blick
unsere Ermüdungserscheinungen,
unseren Kleinmut, unsere Resignation
Schenke uns die große Freude,
mit sehenden Augen und offenen Ohren,
mit weiten Schritten und fröhlichen Gesichtern,
dich zu erwarten.
Du kommst zu uns.
In Christus, unserem Bruder und Herrn.
Jörg Thiemann (2016)
Jesus,
deine Worte geben Hoffnung.
Deine Worte geben Mut.
Deine Worte heilen.
Du bist es, der kommen soll.
Wir erkennen das oft nicht.
Wir suchen unser Glück anderswo.
Du aber machst keine leeren Versprechungen.
Deine Worte mögen uns immer
mehr und fester zu dir führen. – Amen.
Martin Stewen (2010)
Guter Gott,
die Zeit des Advents führt uns nach Bethlehem
an die Krippe, in der dein Heil für uns
sichtbar und fassbar - erfahrbar wird.
Mach unsere Herzen bereit für die Ankunft deines Sohnes
und schenke uns die Kraft,
andere an dieser Freude teilhaben zu lassen.
So bitten wir durch Jesus Christus.
- Fürbitten12
Hans Hütter (2022)
Guter Gott,
du siehst die Nöte in unserer Welt, du stärkst die Schwachen und richtest die Gebeugten auf.
Wir bitten dich:
Öffne die Augen der Menschen, die über die Not und das Elend ihrer Mitmenschen hinwegschauen.
Öffne die Ohren der Menschen, die das Schreien der Unterdrückten und Entrechteten überhören.
Sättige die Hungernden und verschaff ihnen Zugang zu Nahrung und Wasser.
Befreie die Gefangenen, die wegen ihres politischen Engagements oder ihrer religiösen Überzeugung in Umerziehungs- und Arbeitslagern festgehalten werden.
Richte die seelisch oder leiblich Kranken auf und gib ihnen Kraft, mit ihrem Schicksal zu leben.
Führe unsere Verstorbenen heim in deine himmlische Herrlichkeit.
Vater im Himmel, wir danken dir, dass du in diesen Tagen des Advents unsere Zuversicht und Hoffnung stärkst.
Dir sei Lob in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2022)
Gott kann unsere Klagen, Sorgen und Nöte in Freude verwandeln. Wir müssen es nur zulassen.
Um diese Zuversicht aus dem Glauben wollen wir ihn bitten:
Für deine Kirche, dass sie lebendige Glaubensverkündigung der Gefahr des Erstarrens zu einem Kulturdenkmal entgegensetzen kann.
Für alle in der Gesellschaft, die den Mut haben, klare Botschaften öffentlich auszusprechen und dabei kreativ und friedlich nach guten Lösungen für alle suchen.
Für alle, deren Lebensängste und Enttäuschungen so übergroß sind, dass sie jede Freude am Geschenk des Lebens verloren haben.
Für uns selbst um die Fähigkeit mit Humor den Ernst des Lebens mit Gelassenheit ertragen zu können und Großmut in der Begegnung miteinander.
Für unsere Verstorbenen und alle, die um sie trauern, um die Gnade in aller offensichtlichen menschlichen Begrenztheit des Todes den Glauben an deine Treue zu wagen.
Guter Gott!
Du bist der tiefste Grund aller Freude.
Du wendest dich uns im Geheimnis der Weihnacht als Retter zu.
Dich loben und preisen wir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2022)
Herr Jesus Christus,
Du gibst mehr auf Taten als auf Worte.
Wir bitten Dich:
Lenke unseren Blick auf die Ausgegrenzten unserer Gesellschaft,
auf die, die den Anschluss verloren haben, die nicht für sich selbst sorgen können, die nicht wissen, wie sie den Winter überstehen sollen.
Lenke unseren Blick auch auf die Menschen, die sich für sie einsetzen:
in den Tafeln, in den Essensausgaben, Kleiderkammern, bei Caritas und Diakonie und in ihnen Dich, Gott, erkennen.
Lenke unseren Blick auf die, die ihre Heimat verloren haben:
in Krieg und Verfolgung, unter Bomben und Gewalt, die, die fliehen und die, die dennoch ausharren.
Lenke unseren Blick auch auf die Menschen, die sich einsetzen für den Frieden in der Welt,
die bemüht sind, Gerechtigkeit herzustellen, die verhandeln, die sich in die Kriegsgebiete hineintrauen und dort den Menschen beistehen und in ihnen Dich, Gott, erkennen.
Lenke unseren Blick auf alle Menschen, die ihre Heimat verlassen,
die auf der lebensgefährlichen Flucht getötet werden, ertrinken, verhungern, verdursten und erfrieren
und auf die, die es überleben und dann auf Mauern von Ablehnung und Hass stoßen.
Lenke unseren Blick auch auf die Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen,
die vor Ort Menschenleben retten, die in die Flüchtlingsunterkünfte gehen, die ohne Rücksicht auf sich selbst da helfen, wo ihre Hilfe gebraucht wird und in den Geflüchteten Dich, Gott, erkennen.
Lenke unseren Blick auf alle die Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Umweltverschmutzung und Klimawandel verschwinden,
die Opfer von Katastrophen werden, die unserem sorglosen Umgang mit der Umwelt geschuldet sind, deshalb ihr Leben verlieren und ihre Heimat, hier bei uns und überall auf der Welt.
Lenke auch unseren Blick auf die Menschen, die bereit sind, sich einzusetzen, deine Schöpfung zu erhalten und allen Menschen eine Zukunft zu geben und die in Deiner Schöpfung Dich, Gott, erkennen.
Herr Jesus Christus,
dein Weg war der Weg der Nächstenliebe. Du lädst uns ein, mitzugehen.
Dafür danken wir Dir. – Amen.
© Edith Furtmann, familie.furtmann@t-online.de
Manfred Wussow (2019)
Heute, am dritten Advent, dürfen schlaffe Hände und wankende Knie sichtbar sein, Verzagtheit, Trauer und Verbitterung.
Heute, am dritten Advent, sehen wir Wüsten und Steppen in unserem Leben. Vertrocknete Hoffnungen, verbrauchte Träume, verschwiegene Ängste.
Aber wir hören auch, dass Gott sich zu uns aufmacht. Freude wird sich ausbreiten.
Wir befehlen Gott unser Leben, die Welt, die Natur, alle Menschen:
Herr,
wir schauen auf das Leben in unseren Häusern, Nachbarschaften, Kollegenkreisen.
Schwäche darf nicht sichtbar sein. Alle müssen die Starken spielen. Viele Tränen sehen wir nicht.
Zu dir rufen wir: Lass Blinde sehen und Lahme springen.
In Madrid haben sich die Vertreter vieler Nationen zur Klimakonferenz getroffen.
Weltweit müssen Ziele vereinbart werden, um das Klima nicht noch weiter zu belasten.
Zu dir rufen wir…
Die Medien wissen zu berichten, dass das Geschäft mit Waffen sehr lukrativ und erfolgreich ist.
Menschen, Menschengruppen, ganze Völker rüsten sich auf und stellen sich gegeneinander.
Zu dir rufen wir…
Viele Pflanzen und Tiere sind vom Aussterben bedroht. Die Erde ächzt unter dem Raubbau.
Aus wirtschaftlichen Erwägungen werden Urwälder gerodet und Grünflächen verbaut.
Zu dir rufen wir…
Terror, Krieg und Hunger treiben Menschen in die Flucht. Schon Kinder müssen sich alleine durchschlagen. Vielen Menschen bleibt nur der Mut der Verzweiflung.
Zu dir rufen wir…
Mache uns reich mit Ideen, Kraft und Leidenschaft,
in Wüsten und Steppen Blumen zu pflanzen,
deine Liebe zu teilen
und einander Zukunft zu schenken.
Dann jubeln die Wüste und das trockene Land,
dann jauchzt die Steppe
und wir werden die Herrlichkeit des HERRN sehen,
die Pracht unseres Gottes.
In Jesus, der ein Mensch wurde.
Renate Witzani (2019)
Die ersten Christen haben in der Naherwartung des Wiederkommens Christi gelebt. Wir leben derzeit in der Erwartung des Weihnachtsfestes. Im Gegensatz zu den ersten Christen haben wir es uns in dieser Welt so gut eingerichtet, dass es scheint, dass wir die Sehnsucht nach Gott und seinem Reich verloren haben.
In Besinnung auf unser Heil, das nur von ihm kommen kann, lasst uns bitten:
Für eine Kirche, die sich nicht immer wieder in weltliche Machenschaften verstrickt.
Für ein Europa, in dem Politiker und Bürger gemeinsam versuchen, unsere europäischen Werte zu bewahren.
Für alle Menschen, die verbittert und hasserfüllt leben, dass sie an deine Liebe glauben können und dadurch wieder Hoffnung finden.
Für uns selbst, dass wir von und mit dir, dem Gott, der uns liebt und hält, leben.
Für unsere Verstorbenen, dass sie von deiner ewigen Freude erfüllt werden.
Dich, unseren Vater, bitten wir, hilf uns dem Fest der Ankunft deines Sohnes so entgegenzugehen, dass er wirklich in unseren Herzen ankommt. - Amen.
Jörg Thiemann (2016)
Wir beten zu Jesus Christus, der es ist, der da kommen soll,
voller Hoffnung und Vertrauen:
Hilf den Kranken, dein Einsamen und denen, die Not leiden,
nicht zu verzweifeln.
Ermutige alle Christen und Christinnen,
Not zu lindern und Unglück zu wenden.
Lass alle, die dich nicht kennen oder nichts von dir wissen wollen,
deine frohe Botschaft als Hilfe für das Leben erfahren.
Schenke Frieden und gegenseitige Achtung
in allen Gemeinden und in allen Familien.
Gib, dass alle, die in Politik Verantwortung tragen,
ihren Ländern und der Menschheit dienen.
Erbarme dich der Verstorbenen
und lass sie das verheißene Glück erleben.
Dich loben und preisen wir,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2016)
In Freude und froher Erwartung gehen wir auf Weihnachten zu.
Um seine Nähe bei all unserem Tun lasst uns den Herrn bitten:
Um festes Vertrauen und starke bereite Hände,
wenn wir als deine Kirche deine Botschaft in die Welt tragen.
Um öffentliche Sicherheit und Schutz durch faire Rechtssysteme in allen Ländern dieser Erde.
Um Mut zu einer neuen Sicht der Wirklichkeit,
wenn unsere Erwartungen enttäuscht werden.
Um Geduld für das oft langsame Reifen unserer eigenen Persönlichkeit
und das derer, die mit uns am Weg sind.
Um Freude und Friede in deinem Reich auch für alle,
die ohne Hoffnung sterben.
Denn in dir, Herr Jesus, ist uns die Gewissheit der Nähe Gottes und unsere Rettung erschienen.
Dir, dem tiefsten Grund aller Freude und Zuversicht, danken wir jetzt und allezeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2013)
Herr, unser Gott,
du begleitest das Leben der Menschen,
schenkst Wachstum und Gedeihen deiner Schöpfung und den Menschen.
Wir bitten dich:
Um Entwicklung und Wachstum in unserem Glauben.
Vater im Himmel…
Um Geduld und Ausdauer im Streben nach dem Guten.
Vater im Himmel…
Um Vertrauen in dich und deine Hilfe.
Vater im Himmel…
Um gute Seelsorger und Seelsorgerinnen für unsere Gemeinden.
Vater im Himmel…
Um ein gutes, vom Glauben geprägtes Klima in unseren Familien.
Vater im Himmel…
Um Schutz und Hilfe für alle Menschen in ihren Nöten und Gefahren.
Vater im Himmel…
Um Aufnahme der Sterbenden in die Gemeinschaft mit dir.
Vater im Himmel…
Guter Gott,
weil wir dir und deiner Hilfe vertrauen,
kommen wir mit unseren Anliegen zu dir.
Wir danken dir für deine Liebe und Sorge um uns.
Sei gepriesen in Ewigkeit. - Amen.
Josef Stöckl (2013)
Herr Jesus!
Von Herzen wollen wir uns freuen.
Wir glauben, dass Du es wirklich bist, der zu uns Menschen kommt.
Wir kommen mit unseren Bitten zu Dir.
Komm, o komm, Herr Jesus!
Brich auf in mir, Herr, meine Ängste und Sorgen,
die mir den Weg zu dir versperren.
Brich auf in mir, Herr, die Blindheit meiner Augen,
dass ich dein Licht sehe.
Brich auf in mir, Herr, die Taubheit meiner Ohren,
dass ich die Botschaft deiner Freude höre.
Brich auf in mir, Herr, die Lieblosigkeit meiner Gedanken,
dass ich die Not der anderen mittrage.
Brich auf in mir, Herr, die Müdigkeit meines Glaubens,
dass ich voll Freude und Hoffnung dir entgegengehe
Herr, wir danken dir für die Freude,
mit der Du unsere Herzen erfüllst.
Dir sei Lob in Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2010)
Guter Gott, in Erwartung deines Sohnes hier unter uns Menschen
vertrauen wir dir an, was uns am Herzen liegt.
Wir antworten auf jede Bitte:
'Maranatha - Herr, komm zu uns.'
Wir beten für alle Menschen, die bei den Menschen statt deinem göttlichen Heil Chaos und Unheil gefunden haben.
Lass sie Vertrauen wieder gewinnen.
Wir bitten für alle Menschen, deren Wohl auf dem Schaden anderer beruht:
Wecke ihr Gewissen und lass sie umkehren.
Wir beten für Menschen, die durch politische oder wirtschaftliche Macht Verantwortung für Andere übernommen haben:
Hilf ihnen, die ihnen Anvertrauten nie aus dem Blick zu verlieren.
Wir bitten für uns, die wir für unser und aller Wohlergehen einen Beitrag leisten müssen:
Lass uns - so gut wir können - tätig sein und schenke uns den Mut, in der Krise Hilfe anzunehmen.
Wir beten für unsere Verstorbenen, die ihr Heil in dir gesucht haben:
Schenke ihnen einen Platz an deiner Seite.
Der Prophet hat uns zugesagt:
Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes.
Darauf vertrauen wir - in Christus, unserem Herrn.
Klemens Nodewald (2010)
Herr Jesus Christus,
du hast dich als Heiland und nicht als Richter den Menschen vorgestellt.
Auf deine Barmherzigkeit und Hilfe vertrauend
wenden wir uns mit unseren Bitten an dich:
Öffne uns und allen Suchenden die Augen,
damit wir wahrnehmen, wo du dich als Heiland erweist.
Christus, Höre uns...
Erwecke alles Abgestorbene und Ausgedörrte in uns zu neuem Leben.
Christus, Höre uns...
Richte uns auf, wenn unserer Mühe und Anstrengung der Erfolg versagt bleibt.
Christus, Höre uns...
Segne die Arbeit aller, die sich in irgendeiner Weise für Menschen einsetzen.
Christus, Höre uns...
Schenke unseren Gedanken Güte und bewahre uns vor vernichtendem Radikalismus.
Christus, Höre uns...
Lass in besonderer Weise deine Hilfe und Liebe erfahren:
alle Kranken und vom Leid Geprüften,
die Unterdrückten und Verfolgten,
alle Einsamen und die Sterbenden.
Christus, Höre uns...
Nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, Höre uns...
Herr Jesus Christus,
für all deine Liebe, Hilfe und Nähe danken wir dir.
Heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Jörg Thiemann (2007)
Zu unserem Herrn Jesus Christus,
auf dessen Wiederkommen wir für unser Leben warten und hoffen,
beten wir voll Vertrauen:
- Öffne unsere Herzen für dich,
damit wir in der Hektik der ganzen Vorbereitungen auf dein Geburtsfest Zeiten für Besinnung suchen und finden. - Lass uns immer mehr erkennen,
dass du und deine Worte das Wichtigste in unserem Leben sind. - Stärke unseren Mut, für christliche Werte einzutreten,
damit Heilung in vielen Bereichen des Lebens geschehen kann. - Schenke unserem Glauben Ausdauer und Beständigkeit,
wo er gefährdet ist durch Zweifel und äußerliche negative Einflüsse. - Lass uns dankbar sein für alle Zeichen,
die von deinem Reich zeugen,
und hilf uns selbst Zeichen zu setzen.
Dich loben und preisen wir, du, der da kommen soll.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Advent 3 So: Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil
Herr, unser Gott,
in dieser Feier
erfüllen wir den Auftrag deines Sohnes.
Nimm unsere Gaben an
und gib deiner Kirche die Gnade,
immer und überall sein Opfer zu feiern.
Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil,
das du der Welt bereitet hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - GG Advent 1 So: rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich
Allmächtiger Gott,
alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Adventsonntag
Messbuch - GG Advent 24. Dez: besonnen und gerecht in dieser Welt leben
Herr, nimm unsere Gaben an
und mache sie uns zum Sakrament der Erlösung.
Reinige uns von allen Sünden,
damit wir besonnen und gerecht in dieser Welt leben
und die Wiederkunft
unseres Retters Jesus Christus erwarten,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 24. Dezember am Morgen
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2019)
Brot und Wein sind, Herr, deine Gaben.
Du stillst den Hunger nach Leben.
Du schenkst uns ein großes Fest.
Unsere Enttäuschungen dürfen wir mitbringen,
die Arbeit, die uns ausfüllt und bedrängt,
die Menschen, die wir lieben und vergessen.
Du verwandelst alles Leben,
du deckst uns den Tisch in deinem Reich.
Lass uns deine Liebe sehen und schmecken.
Christus.
In Brot und Wein.
Er ist deine Gabe,
unser Glück.
Jörg Thiemann (2016)
Jesus,
du lädst uns ein zu einem Fest mit dir.
Schon jetzt können wir deine Liebe immer spüren.
Deine Liebe hat für uns gelebt.
Deine Liebe teilt sich uns aus
in Brot und Wein.
Du bist uns nahe.
Du bist der, auf den wir hoffen. - Amen.
Martin Stewen (2010)
Im Auftrag des Gottessohnes sind wir am Altar versammelt,
um die Vollendung seiner Menschwerdung zu feiern:
die Auferstehung von Toten als DAS Zeichen Gottes,
dass er es mit uns Menschen ernst meint.
Gütiger Gott, lass uns am kommenden Fest an der Krippe
deiner Verheißung voll Freude ins Gesicht schauen.
Das erbitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2019)
(für Wortgottesdienstfeiern)
Kehrvers:
Lobet den Herrn, preist seine Huld und Treue.
(GL 401)
Guter Gott und Vater;
Wir kommen vor dein Angesicht, um dir Dank zu sagen.
Du hast auf die Not deines Volkes geachtet und Jesus gesandt,
dass er jenen zu Hilfe komme,
die an den Verwundungen der Schöpfung leiden.
Kehrvers
Er hat erfüllt, was die Propheten verheißen haben:
Er hat die erschlafften Hände gestärkt,
die wankenden Knie wieder gefestigt
und allen Menschen Mut zugesprochen.
Kehrvers
Den Blinden hat er die Augen geöffnet,
den Tauben die Ohren,
die Zungen der Stummen hat er gelöst
die Lahmen geheilt,
Tote auferweckt
und die Ausgeschlossenen
in die Gemeinschaft des Volkes zurückgeführt.
Kehrvers
Wie Johannes der Täufer
hat der den Armen die Frohe Botschaft verkündet
und ihnen die Freude des Reiches Gottes erschlossen.
Kehrvers
Mit allen Menschen, die sich für das Fest seiner Menschwerdung bereiten,
stimmen wir ein in das Lob der ganzen Schöpfung und singen:
Danklied, z. B. Danket, danket dem Herrn... (GL 406)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Advent 3: Die Geschenke des kommenden Herrn
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Ihn hast du der verlorenen Menschheit
als Erlöser verheißen.
Seine Wahrheit leuchtet den Suchenden,
seine Kraft stärkt die Schwachen,
seine Heiligkeit bringt den Sündern Vergebung.
Denn er ist der Heiland der Welt,
den du gesandt hast, weil du getreu bist.
Darum preisen wir dich
mit den Cherubim und Serafim
und singen mit allen Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 3
Messbuch - Präfation Advent 2: Das Warten auf den Herrn einst und heute
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Von ihm redet die Botschaft aller Propheten,
die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß,
seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer
und zeigte auf ihn,
der unerkannt mitten unter den Menschen war.
Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude,
uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten,
damit wir ihn wachend und betend erwarten
und bei seinem Kommen
mit Liedern des Lobes empfangen.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 2
Messbuch - Präfation Advent 5: Der Herr ist nahe
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel,
zu danken und dein Erbarmen zu preisen.
Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung,
und nahe ist die Zeit unsres Heiles,
da der Retter kommt
unser Herr Jesus Christus.
Durch ihn rühmen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
Präfation vom Advent 5
- Mahlspruch1
Bibel
Sagt den Verzagten:
Habt Mut, fürchtet euch nicht!
Seht, hier ist euer Gott!
Er selbst wird kommen und euch erretten.
(Jes 35,4)
Oder:
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
(vgl. Phil 4,5)
- Meditation2
Helene Renner (2019)
Du unser Gott,
schenke uns Freude.
Freude, die sich nicht ersticken lässt
durch die Hektik unserer Tage,
von all der Arbeit,
von dem Trubel und Lärm.
Mache sie stark in uns
und lass nicht zu,
dass wir sie für uns behalten.
Mache uns freigiebig
mit unserer Freude,
damit wir sie weitertragen
hinaus auf die Straßen,
hinein in die Häuser,
zu den Menschen,
die die wahre Freude so bitter nötig haben,
damit sie leben können -
nicht gejagt von sinnlosem Suchen nach mehr,
nicht voll Sorge und Angst,
sondern erfüllt von der Freude,
der wahren Freude,
die nur du schenken kannst.
Klemens Nodewald (2013)
Hab Geduld mit dir,
wenn du neu deine Schwäche erlebst.
Hab Geduld,
wenn nicht im Handumdrehen gelingt,
was du dir an Gutem vorgenommen hattest.
Glaube daran,
dass Beharrlichkeit und Geduld
unter Gottes Segen stehen
und das Gute in dir zum Wachsen bringen.
Hab Geduld mit dir.
Gott hat sie auch.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Advent 3 So: mach uns bereit für das kommende Fest
Barmherziger Gott,
komm durch dieses heilige Mahl
uns schwachen Menschen zu Hilfe.
Reinige uns von Schuld
und mache uns bereit für das kommende Fest.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - SG Advent 24. Dez: das Fest der Geburt deines Sohnes würdig begehen
Herr, unser Gott,
du hast uns durch deine große Gabe gestärkt.
Gib, daß wir das Fest der Geburt deines Sohnes würdig begehen,
und mache unsere Freude vollkommen
am Tag seiner Wiederkunft.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 24. Dezember am Morgen
Messbuch - SG Auswahl 10: vertiefe Glauben, Hoffnung und Liebe
Gütiger Gott,
die heilige Speise, die wir empfangen haben,
durchdringe uns mit ihrer Kraft.
Sie vertiefe unseren Glauben,
mache stark unsere Hoffnung
und entzünde unsere Herzen zu Werken der Liebe.
Lass das göttliche Leben, das du uns geschenkt hast,
sich entfalten und Frucht bringen für das ewige Leben.
Darum bitten wir…
MB Schlussgebete zur Auswahl 10
- Gebet zum Abschluss3
Manfred Wussow (2019)
Wir danken dir, Herr, für diesen Tag,
für den dritten Advent.
Manchmal sind wir so müde und verbraucht,
dass wir auf nichts mehr warten,
auch nichts mehr erwarten.
Wir wollen nur noch Ruhe, nur noch schlafen.
Öffne uns die Augen,
schenke uns große weite Ohren.
Dann sehen wir dich.
In der Ferne bist du schon zu erkennen.
Dann hören wir dich.
Du kommst auf uns zu.
Wir sehen Gesichter,
wir hören Stimmen.
Von Menschen, die geschäftig und laut,
aber auch traurig und leise durch die Straßen eilen.
Lass uns dich unter ihnen entdecken
und mit ihnen die Freude zu teilen,
die immer schon bei dir ist.
In Christus, der einer von uns wurde.
Jörg Thiemann (2016)
„Tragt in die Welt nun ein Licht!“
So singen es wir in einem schönen Lied.
Wir wollen es aber nicht nur singen,
sondern zu den Mitmenschen dein Licht tragen,
zu den armen,
den ausgestoßenen,
den verzweifelten.
Jesus, so setzen wir dein Werk fort.
So zeigen wir: Du bist da!
So segne uns jetzt auf unserem Weg. - Amen.
Martin Stewen (2010)
Guter Gott,
wir vertrauen darauf: Dein Sohn ist es, der da kommen soll.
Lass uns - erfüllt mit dem Wort der Frohbotschaft
und gestärkt am Tisch unseres Herrn -
ihm entgegengehen, dass dieses Weihnachtsfest
für uns und alle Menschen um uns herum
zum Zeichen des Lebens und der Hoffnung wird.
Das erbitten wir durch ihn, Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Segen2
Messbuch - Feierlicher Segen im Advent
Der barmherzige Gott
hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
er segne und heilige uns durch das Licht seiner Gnade. - Amen.
Er mache uns stark im Glauben, froh in der Hoffnung
und eifrig in Werken der Liebe. - Amen.
Die erste Ankunft des Erlösers sei uns ein Pfand der ewigen Herrlichkeit,
die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt auf den Wolken des Himmels. - Amen.
Das gewähre uns der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
MB Segen Advent
Beatrix Senft (2022)
Es segne uns Gott,
der uns leitet, auch durch die Wüsten unseres Lebens.
Es segne uns Gott,
der uns aufrichtet, wenn wir geknickt sind wie ein Schilfrohr.
Es segne uns Gott,
der uns neu aufblühen lassen will zu neuem Engagement.
So segne uns Gott,
der Vater und der Sohn und die Kraft des Hl. Geistes.
Sich um Kopf und Kragen reden
eine Überzeugung
hast du
Johannes
eine Überzeugung
die dich trägt
und nicht mit Pracht und Macht
vertrittst du sie
sondern zurückgezogen
Wüstenerfahrung machend
bescheidend auftretend
und doch
mit all deiner inneren Macht
für sie eintretend
in ärmlicher Kleidung
und doch
mit gewaltiger Ausstrahlung
das Erkannte vertretend
auch
wenn du dich dabei
um Kopf und Kragen redest
du knickst nicht ein
als klare Position gefragt ist
bis kein Schilfrohr im Wind
wer dich hören und dir folgen will
der muss die Kargheit der Wüste
auf sich nehmen
der muss wirklich frei werden
zum „wahren Hören“
du trägst dein Erkennen
bis in die letzte Konsequenz
deine HOFFNUNG
dass das Verkündete schon eingetreten ist
dass sich alles JETZT OFFENBART
in JESUS CHRISTUS
und erhältst den Zuspruch
seiner Zusage
mutig die Menschen
damals
wie
heute
die klare Kannte bekennen
die zu ihrem Wort stehen
die damit
die Gleichheit aller
und
Gerechtigkeit für alle
einfordern
sie fordern
für Männer und Frauen
Arme wie Reiche
für alle Völker
und
alle Nationen
Herr
schenke uns den Mut des Johannes
schenke uns den Mut der Eindeutigkeit
schenke uns den Mut
deine Liebe zu verkünden
und
für jeden Menschen
einzutreten
dem Unrecht widerfährt
Herr
schenke uns Mut
unsere Überzeugung
friedvoll zu leben
Beatrix Senft 2022.
Das Kommen des Erlösers erwarten
Eine Vision, eine Zukunft, etwas, was in der Gegenwart nicht vorstellbar war und ist: Jesaja schreibt seine Worte nieder, als das Volk unterdrückt ist, in Unfreiheit. Und doch half es den Gläubigen, weiterzumachen, zu hoffen, nicht aufzugeben.
Auch im Warschauer Ghetto, auch in den Vernichtungslagern hat der Glaube vielen geholfen, auszuhalten und nicht aufzugeben, selbst da, wo ein gutes Ende nicht mal als Vision erkennbar war. Geflüchtete Christen berichten, dass auf der Flucht im Mittelmeer der Glaube ihnen die Hoffnung gegeben hat und geholfen hat zu überleben: auch, wenn ihnen klar war, wie absurd diese Hoffnung war, wenn der Motor ausfiel, wenn Wasser ins Boot eindrang…
Die Vision einer Zukunft in Frieden und Freiheit, von Gott versprochen, hilft. Erklären kann man das nicht. Wer nicht glauben kann, wird an diesem Glauben möglicherweise verzweifeln. Aber vielen hilft es, weiterzumachen.
Auch Johannes lebte aus den Worten des Propheten Jesaja, und Jesus kannte sie ebenfalls. Warum dieser Zweifel, ob Jesus der Messias sei? Weil dieser Jesus nicht das Weltgericht brachte, sondern Nächstenliebe, Hilfe für die Ausgegrenzten, die Kranken, die Einsamen. Das war sicher nicht das, was Johannes erhofft hatte. Dieser Messias brachte nicht den Zorn Gottes über die Menschen: er lenkte den Blick auf die Liebe zu den Nächsten.
In diesem Geist können auch wir gut das Kommen des Erlösers erwarten: in der Hoffnung, dass Gottes Zusage trägt, und in der Gewissheit, dass unsere Zuwendung zu denen, die unserer Hilfe am meisten bedürften, den richtigen Weg uns weisen wird.
© Edith Furtmann, familie.furtmann@t-online.de
Edith Furtmann 2022.
Wer wunschlos ist, ist nicht glücklich, sondern verstorben
Liebe Gemeinde, wenn Gott kommt, bleibt nichts „beim Alten“. Menschen geraten neu in Bewegung. Sie beginnen zu hoffen und zu wünschen. Wer wunschlos ist, der ist nicht glücklich, sondern verstorben, hat einmal ein kluger Politiker gesagt. Wer wunschlos ist, der ist nicht glücklich, sondern verstorben, denn er hat sich vergraben in einer Weltsicht ohne Erwartungen, ohne Hoffnung, ohne Horizont. Das ist in der Politik nicht anders als im persönlichen Leben. In einer solchen Weltsicht ist die Hoffnung ein Störfaktor.
Wenn Gott kommt, wird diese Weltsicht aufgebrochen, denn Gott provoziert neue Erwartungen und Hoffnungen, Sehnsüchte und Wünsche. Die Wüste beginnt zu blühen. Das ist wie eine Vision. Sind das Utopien, zu schön, um wahr zu sein? Die blühende Wüste, in der sich Teiche erstrecken, wo Dürre war? Das sind überschwängliche Hoffnungsbilder. Sie können annähernd fassen, was sich ereignet, wenn Gott kommt: neue Lebensmöglichkeiten, wo wir keine Möglichkeiten mehr sehen, neuer Mut, wo nur Angst herrschte, Vertrauen, wo nur Hass war. Diese Bilder malen mehr als alles. Menschen werden aus der Wüste ihrer erstorbenen Erwartungen, ihrer versteinerten Herzen, ihrer verlorenen Hoffnungen herausgeholt.
Prof. Dr. Gunda Schneider-Flume, Predigt über Jes. 35, 3-10 „Kraft der Erwartung“ in:
https://predigten.evangelisch.de/predigt/die-kraft-der-erwartung-predigt-ueber-jesaja-35-3-10-von-gunda-schneider-flume
Das lohnt doch nicht mehr
„Das lohnt doch nicht mehr!“
Ich habe diesen Satz noch im Ohr. Er hat mich damals getroffen. Der Satz war möglicherweise wahr.
Deshalb wog er schwer.
Drei Jahre ist es her. Ich saß in der Küche einer älteren Frau, sie war gerade 75 Jahre alt geworden.
Sie war immer aktiv, hatte ihr Leben lang gearbeitet, vier Kinder groß gezogen, einen großen Garten bestellt, ein großes Haus geführt. Sie war immer unterwegs und sie war immer motiviert. Und so hat sie viel geschafft und andere mitgenommen.
Und nun aus ihrem Mund: „Das lohnt doch nicht mehr!“
Seit zwei Jahren schmerzten die Knie. Physiotherapie, Spritzen, Kuren – alles wurde versucht.
Die Schmerzen aber nahmen zu. Inzwischen ging sie an zwei Krücken. Jeder Schritt – ein stechender Schmerz. Operation – ja oder nein? Der eine Arzt sagte so, der andere so. Sie musste sich entscheiden. Die Schmerzen aushalten und nicht mehr gehen können. Oder: Operieren – beide Knie – auch das ein langer beschwerlicher Weg, auch da Schmerzen, Unwägbarkeiten, vielleicht Komplikationen, vielleicht ein Ergebnis, das nicht zufrieden stellt.
Sie schob die Entscheidung Woche für Woche vor sich her.
„Das lohnt doch nicht mehr für mich!“ – so ihre Haltung vor drei Jahren.
Dann aber, nach vielen Gesprächen in der Familie und mit Bekannten, doch der Schritt.
Die erste Operation – Reha – wieder laufen lernen und auch die zweite Operation, wieder Reha. Dann nach zwei Jahren ein Knochenbruch an anderer Stelle, langes Warten auf Heilung, wieder laufen lernen.
Und nun nach drei Jahren:
“Ich freue mich an jedem Tag, dass ich mit meinen eigenen Beinen ohne Schmerzen laufen kann. Jeden Morgen gehe ich eine Runde durch den Garten und wenn ich etwas brauche, kann ich selbst ins Dorf gehen und es holen.“
„Das lohnt doch nicht mehr!“ – an diesen Satz erinnert sich die Frau, inzwischen 78 kaum noch. Mir hat er sich eingegraben. Ich spreche sie darauf an. „Ja, stimmt,“ so die Frau, „so habe ich damals gedacht. Ein Glück, dass ich mich habe überreden lassen. Ein Glück, dass die Mühen nicht umsonst waren.“
Dr. Matthias Rein, Predigt über Jes. 35,3-10, in:
https://predigten.evangelisch.de/predigt/predigt-ueber-jesaja-35-1-10-von-matthias-rein
Blühende Wüste
Naturenthusiasten und Fotografen zieht es gerade in großer Zahl in die südkalifornische Anza-Borrego-Wüste: Ein bislang feuchter Winter gefolgt von wärmeren Wetter sorgt dort für eine »Superblüte«. Massenhaft wachsen und blühen pinkfarbene Bigelow-Affenblumen (Mimulus bigelovii), gelboranger Parish-Mohn (Eschscholzia parishii), magentafarbene Sandverbenen (Abronia umbellata), weiße Monotropa uniflora und gelbe Nachtkerzen der Gattung Oenothera. Ein dichter Blütenteppich überzieht Hänge und Täler des Anza-Borrego Desert State Park, wie Bilder in sozialen Medien zeigen. Es ist die zweite Superblüte in den letzten drei Jahren; zuvor lockte das Ereignis 2017 Schaulustige an – im Mittel kommen Superblüten nur alle zehn Jahre in der Region vor.
Viele Wüstenpflanzen sind an diese extremen Bedingungen angepasst. Sie besitzen Samen mit dicker Schale oder einer Wachsschicht, mit der sie teilweise jahrzehntelang im Wüstenboden überdauern können. Fällt in einer Saison ausreichend Regen, entwickeln sie sich in kurzer Zeit zu erwachsenen Pflanzen und zur Samenreife, so dass für die nächste Generation gesorgt ist. Bisweilen tauchen auch Arten auf, die man für ausgestorben hielt, die aber im Untergrund noch vorhanden war. Die Pflanzen locken zahlreiche Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge an, die in der Wüste sonst ebenfalls selten sind. Das Schauspiel dauert allerdings nur relativ kurze Zeit, dann sorgen steigende Temperaturen und vor allem Trockenheit dafür, dass die Pflanzen absterben
Daniel Lingenhöhl, Die Wüste blüht wieder ( 08.03.2019), in:
https://www.spektrum.de/news/die-wueste-blueht-wieder/1628574
Die Ursprünge der Sahara
Von: Christian Sepp / Sendung: Dagmar Röhrlich
Stand: 22.07.2019
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/planet-erde/sahara-wueste-geschichte100.html
Tiefe Krise
Im Gefängnis erlebt Johannes eine tiefe Krise, Dunkelheit und Zweifel, innere Nacht. Hat er sich getäuscht? Hat Gott ihn getäuscht? Was er von Jesus hört, passt nicht zu dem, was er sich erwartet hat. Er hatte eine radikale Wende angekündigt. Endlich werde Gott durch seinen Gesandten, den Messias, dem Unrecht ein Ende setzen, Frieden und Gerechtigkeit auf Erden bringen. Statt dessen wächst überall das Böse, er selber muss es am eigenen Leib erleben, und Gott schweigt, und Jesus, auf den er seine Hoffnung gesetzt hat, scheint die Wende nicht zu schaffen. Es wird nicht besser, sondern schlimmer. In seiner inneren Not schickt er jemanden zu Jesus und lässt ihn direkt fragen: Bist du der Erlöser - oder habe ich mich getäuscht?
Das ist ein Hilferuf eines Menschen, dem alles sinnlos zu werden droht.
Es ist ein Trost zu sehen, dass selbst so große Menschen wie Johannes durch Dunkelheiten gehen mussten, die vielen auch heute nicht erspart bleiben, wenn etwa schwere Krankheit oder ein Unfall alle Lebenspläne durchkreuzen, wenn Erfahrungen der Verlassenheit, der Einsamkeit allen Sinn des Lebens in Frage stellen. Da ist Johannes wirklich ein Bruder in der Not.
Kardinal Schönborn, Wer ist der Retter? (16.12.2001), in:
https://www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/christ/bibel/gedankenzumevangelium/article/34085.html
Wem nachfolgen?
Ich habe neulich einmal einen Artikel über eine sehr große Gemeinde in den USA gelesen. Die Kirche wuchs jedes Jahr um viele hundert Mitglieder, und sie hatte einen positiven Einfluss auf die ganze Stadt. Man musste dort fünf Gottesdienste pro Woche organisieren, damit alle Mitglieder die Möglichkeit bekamen, in die Kirche zu gehen. Schließlich baute man ein größeres Gebäude, dann ein noch größeres, mit einem Parkhaus vor der Tür. Bis zu 3000 Leute hatte in dem neuen Saal Platz. Aber dann passierte etwas, das die ganze Gemeinde gespalten hat. Beim Pastor entstand der Wunsch, in einer anderen Stadt eine neue Kirche aufzumachen. Schließlich wurde ein Nachfolger gefunden, er und seine Familie packten ihre Sachen und zogen weg. Nach nur drei Monaten brach die ganze Kirche zusammen! Es kamen immer weniger Leute in die Gottesdienste, die Mitgliederzahl schrumpfte, und damit gab es auch immer weniger Spender. Schließlich ging der Trägerverein pleite, und am Ende war die ganze Gemeinde platt. Da frag ich mich doch, wem die Mitglieder eigentlich nachgefolgt sind: Jesus oder dem Pastor? Wären sie Jesus nachgefolgt und wegen ihm in die Gemeinde gegangen, sie hätten sie garantiert nicht verlassen. Die Spaltung wäre verhindert worden.
Aus: Martin Dreyer, Jesus rockt. Pattloch, München 2011.
Jesus und Johannes
Gibt es keine andere Botschaft? – doch! Jesu Botschaft ist ganz anders. Und das spürte auch Johannes. Beide kannten sich. Jesus schätzte den Johannes. Wegen seiner Gradlinigkeit hatte ihn die politische Elite ins Gefängnis gesteckt. Und weil Jesus so ganz anders war, fragt Johannes, ob er der ersehnte Messias sei. Und Jesus lässt Johannes ausrichten: „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; aussätzige werden rein, und Taube hören..., den Armen wird das Evangelium verkündet. Jesus fügt noch hinzu: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (Mt. 11, 2 – 6). Jesus geht am Täufer vorbei, dessen Gerichtspredigt er mit seiner Botschaft vom bedingungslos liebenden Gott hinter sich lässt. Wie Johannes mit dieser ganz anderen Botschaft umgegangen ist, darüber erfahren wir nichts.
Aber das beschäftigt mich: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt!“ Die Geschichte der Kirche zeigt sehr wohl, dass die Kirche recht oft Anstoß an ihrem Herrn genommen hat. Sie ist immer wieder der Gefahr erlegen, sich eher an der düsteren und Angst machenden Drohbotschaft des Johannes zu orientieren als an der Frohen Botschaft Jesu.
Wenn ich Jesus in den Evangelien nachspüre, dann bin ich fasziniert von einem Mann mit einer unvergleichlichen Ausstrahlung. Fasziniert von einer Botschaft, die menschlich ist, die Ängste nimmt und die aufatmen lässt. Eine Botschaft, die sagt, dass Gott uns gut will, dass er uns liebt – ohne Vorbedingungen. Ich glaube, das sagt Jesus heute.
Aus: Michael Broch, Jesus, Mit ganzem Herzen denken und glauben, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2013.
An die Zukunft glauben
John Henry Newman bezeichnet den Christen als Menschen, »der nach Christus Ausschau hält«. Die Adventszeit übt uns in der Geduld, nicht zu früh mit dem Feiern der Geburt Christi anzufangen und die Geschenke vorzeitig auszupacken, obwohl uns in den Geschäften schon überall »Frohe Weihnachten« entgegenschallt. Christus ist ein Geschenk, und Geschenke achtet man, indem man auf den Moment wartet, in dem sie überreicht werden.
Dieses Warten ist nicht bloß Passivität. Das lateinische Wort für »warten«, attendere, bedeutet, sich nach vorn auszustrecken. Wir tun es, indem wir uns öffnen auf das, was kommen wird, wie eine Mutter, die sich auf die Geburt vorbereitet. Warum gehört das Warten so sehr zum Christsein? Warum kann uns Gott nicht einfach jetzt geben, wonach wir uns sehnen: Gerechtigkeit für die Armen und vollkommenes Glück für alle? Fast 2000 Jahre sind vergangen seit der Auferstehung, und wir warten immer noch auf das Reich Gottes. Warum?
Ein Grund dafür, warum Gott so viel Zeit braucht, ist, dass er kein Gott im üblichen Sinne ist. Unser Gott ist nicht mächtig, kein himmlischer Superman, der von außen in unsere Welt hereinplatzt. Das Kommen Gottes ist nicht die Kavallerie, die angeritten kommt, um uns zu retten. Gott kommt von innen, in unserer tiefsten Innerlichkeit. Er ist uns, so Augustinus, näher, als wir uns selbst sind, oder, wie der Koran sagt, näher als unsere Halsschlagader.
Gott kommt zu uns, wie ein Kind zu einer Mutter kommt, in der Tiefe ihres Seins und sie langsam verwandelnd.
Alles andere wäre Gewalt, eine Vergewaltigung. Wir sind körperliche Wesen, und als solche leben wir in der Zeit. So wie es neun Monate für eine Schwangerschaft braucht, braucht es seine Zeit, damit ein gebrochener Knochen wieder zusammenwächst und Fieber abklingt. Heilen und Wachsen brauchen Zeit. Wir brauchen Geduld, weil Gott nicht als äußerer Akteur zu uns kommt, sondern in der tiefsten Intimität unseres körperlichen Seins, das in der Zeit lebt. Wir Menschen unterscheiden uns von anderen Lebewesen darin, dass wir so lange brauchen, um heranzuwachsen und zu reifen - anders als Fruchtfliegen zum Beispiel. Unsere Hoffnung liegt auf dem Gott, der Mensch wird und der den Rhythmus unseres Lebens achtet.
Timothy Radcliffe in: Eine Nacht voller Wunder. Gesegnete Weihnachten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Wenn Gott zurückkommt
»Gott ist tot - wir haben ihn getötet, ihr und ich!« Wie oft habe ich schon dieses Schicksalsverdikt Nietzsches aus der »Fröhlichen Wissenschaft« zitiert, in dem »der Narr« (dem es als Einzigen erlaubt ist, unangenehme Wahrheiten auszusprechen) denen, die an Gott nicht glaubten, seine Diagnose der Welt verkündet; er gibt der Welt bekannt, dass sie die Basis ihrer bisherigen metaphysischen und moralischen Sicherheiten verloren hat. In einem anderen Buch Nietzsches kann man jedoch auch eine weniger bekannte und weniger zitierte Passage finden, die Schilderung des Todes der alten Götter; Als sich der Gott der Juden zum einzigen Gott erklärte, brachen angeblich alle Götter über diese anmaßende Torheit in ein so höhnisches Gelächter aus, dass sie sich zu Tode lachten.
»Die Religion kehrt zurück« - hören wir heute oft aus allen Ecken unserer Welt. Die Meinungen unterscheiden sich nur darin, ob dies gut oder schlecht ist - und vielleicht auch darin, woher und wer oder was eigentlich zurückkehrt. Kehrt der einzige Gott zurück, »der Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs und Jesu«, an den Juden, Christen und Muslime glauben, oder eher der »Gott der Philosophen«, das höchste Wesen - die Entdeckung der Aufklärer, der Schmuck der politischen Proklamationen und Präambeln der Verfassungen? Kommt ein Gott zurück, der auf die ausgetrockneten menschlichen Herzen still antworten kann und ihre Wunden heilt, oder ein Gott des Krieges und der Rache, der im Gegensatz dazu Wunden schlägt? Oder sollen wir uns auf die neue Ankunft der alten, kichernden, sarkastischen Götzen freuen?
Aus: Tomás Halik, Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2013.
Ringkampf der Gedanken
Wer zweifelt, begibt sich in einen Ringkampf der Gedanken. Der wagt sich raus aus der Deckung, weil er weiß, dass der Nahkampf zu einem klaren Ergebnis führt. Auf der Matte gibt es zwei mögliche Sieger. Sie spielen in derselben Liga, wollen beide die Oberhand behalten. Es wird geworfen, geschleudert und gehebelt; Schläge, Tritte und Würgen sind dagegen strengstens verboten. Die Ansager auf den politischen Bühnen scheinen oft keine Zeit mehr für eine ordentliche Zweifelei zu haben. Selbstsicher verkünden sie ihre Weisheiten, obwohl die Glocke noch nicht mal die erste Denkrunde eingeläutet hat.
Jesus wird nach seiner Taufe in die Wüste geführt. 40 Tage ringt er dort mit dem Teufel um die Wahrheit. Der lockt ihn: mit Argumenten, Versprechungen und Hinterlist. Aber Jesus hält dagegen. Klarer als zuvor kehrt er zurück.
Wer sich heute in Zweifel versenkt, gilt als von gestern. Das ist dumm und überhaupt nicht logisch. Denn der Zweifel dient im besten Fall seiner eigenen Abschaffung. Hier ist der Weg nicht das Ziel, hier führt er zum Ziel. Dies zu erreichen, das wäre doch was.
Aus: Susanne Niemeyer / Matthias Lemme, Brot und Liebe. Wie man Gott nach Hause holt. Kreuz Verlag in der Verlag Herder GmbH. Freiburg im Breisgau 2013.
Dürre
In rissigen Lettern die heilige Schrift
auf den Böden der Sahelzone:
Gott ist das Wasser,
Gott ist das Brot,
und das Wort
ist Knochen geworden.
Aus: Christine Busta, Salzgärten. Gedichte. Otto Müller Verlag, Salzburg 1978 (1975).
Evangelii Gaudium
5. Das Evangelium, in dem das Kreuz Christi „glorreich“ erstrahlt, lädt mit Nachdruck zur Freude ein. Nur einige Beispiele: »Chaire – freue dich« ist der Gruß des Engels an Maria (Lk 1,28). Der Besuch Marias bei Elisabet lässt Johannes im Mutterschoß vor Freude hüpfen (vgl. Lk 1,41). In ihrem Lobgesang bekundet Maria: »Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter« (Lk 1,47). Als Jesus sein öffentliches Wirken beginnt, ruft Johannes aus: »Nun ist diese meine Freude vollkommen« (Joh 3,29). Jesus selber »rief […] vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus…« (Lk 10,21). Seine Botschaft ist Quelle der Freude: »Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird« (Joh 15,11). Unsere christliche Freude entspringt der Quelle seines überfließenden Herzens. Er verheißt seinen Jüngern: »Ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln« (Joh 16,20), und beharrt darauf: »Ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude« (Joh 16,22). Als sie ihn später als Auferstandenen sahen, »freuten« sie sich (Joh 20,20). Die Apostelgeschichte erzählt von der ersten Gemeinde: Sie »hielten miteinander Mahl in Freude« (2,46). Wo die Jünger vorbeikamen, »herrschte große Freude« (8,8), und sie selber waren mitten in der Verfolgung »voll Freude« (13,52). Ein äthiopischer Hofbeamter zog, nachdem er die Taufe empfangen hatte, »voll Freude« weiter (8,39), und der Gefängniswärter »war mit seinem ganzen Haus voll Freude, weil er zum Glauben an Gott gekommen war« (16,34). Warum wollen nicht auch wir in diesen Strom der Freude eintreten?
Aus: Evangelii Gaudium, Apostolisches Schreiben des Heiligen Vaters Papst Franziskus. Rom, 24. November 2013.
Adventsegen
Die Freude des Advent
befreie dich
aus dem Gewöhnlichen
und ermuntere dich zu Neuem.
Die Freude des Advents
führe dich zu den Quellen,
die das Leben lebenswert machen.
Die Freude des Advent
mache dir Schweres leichter,
Unerträgliches tragbar,
Feindliches liebenswert.
Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein begleitbuch durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Friedensnobelpreis an Liu Xiaobo
Es ist ein Freudentag für die chinesische Opposition. Der Friedensnobelpreis für Liu Xiaobo ermutigt die Menschenrechtsaktivisten im Land, stellt das kommunistische Regime bloß - aber dessen harsche Reaktion zeigt: Es wird seine Politik keineswegs ändern.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Chinas Zensoren aktiv wurden: Als CNN und BBC die Nachricht vom Friedensnobelpreis für Liu Xiaobo verkündeten, wurden die Bildschirme plötzlich schwarz - obwohl nur wenige Chinesen diese Sender empfangen können.
Die Entscheidung des Nobelkomitees, den chinesischen Literaturwissenschaftler und Philosophen zu ehren, trifft die Pekinger Funktionäre ins Mark. Nach dem Dalai Lama müssen sie nun mit einem zweiten Preisträger fertig werden. Über sein Schicksal hat heute die ganze Welt erfahren, sein Wirken wird international anerkannt. Die Pekinger Regierung, die sich so sehr um ihren Ruf sorgt, hat ein weiteres außenpolitisches Problem.
Nun dürfte die KP auch kaum verhindern können, dass Liu Xiaobo, bislang in seinem eigenen Land weitgehend unbekannt, jetzt auch unter den Chinesen Neugierde weckt. Wer ist dieser Mann, der plötzlich in einer Reihe mit US-Präsident Barack Obama steht? Die Zensoren dürften Mühe haben, seine Schriften so erfolgreich aus der Öffentlichkeit zu verbannen, wie sie es bisher taten.
Nicht nur die Unterzeichner der "Charta 08" - es sollen inzwischen zehntausend Menschen sein - , wird die Ehrung für Liu anspornen, sondern auch die vielen Anwälte, Journalisten, Umweltschützer, die für mehr Gerechtigkeit und Rechtstaatlichkeit kämpfen.
Die Pekinger Regierung reagierte gereizt: "Liu Xiaobo ist ein Krimineller, der das chinesische Gesetz gebrochen hat und der von den chinesischen Justizbehörden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Sein Verhalten widerspricht den Prinzipien des Friedensnobelpreises", verkündete ein Sprecher des Außenministeriums. Der Preis sei "entweiht" worden.
Chinas KP wird hart bleiben
Die Ehrung für Liu Xiaobo ist ein starkes Signal an die Pekinger KP, sich nicht mehr hinter dem Argument zu verstecken, China sei arm und schwach und für den Respekt universeller Menschenrechte noch nicht reif.
Zwar reden Chinas KP-Politiker ab und zu ganz gern davon, dass den wirtschaftlichen Reformen im Land auch ein politischer Wandel folgen müsse. Gleichzeitig beteuern sie, freie Wahlen, unabhängige Gerichte und Meinungsfreiheit passten nicht nach China.
Unter politischen Reformen versteht die KP nichts weiter, als ein besser funktionierendes System der staatlichen Organisation unter der Kontrolle der Partei: weniger Korruption, weniger störende Bürokratie, mehr Effizienz.
Dieser Freitag ist für viele Bürgerrechtler in der Welt und in China ein Freudentag. Niemand wird aber so vermessen sein, zu hoffen, dass er die Pekinger KP schnell vom Vorteil eines freieren und gerechteren Systems überzeugen wird. Der Friedensnobelpreis hat der Burmesin Aung San Suu Kyi nicht geholfen, sie sitzt noch immer unter Hausarrest und darf nicht an den kommenden Wahlen teilnehmen. Und der Dalai Lama ist seinem Ziel, den Tibetern mehr Freiheiten zu verschaffen, keinen Zentimeter näher gekommen.
Die chinesische KP unter Staats- und Parteichef Hu Jintao und Premier Wen Jiabao werden hart bleiben. Sie werden auf die eindrucksvollen Wirtschaftszahlen verweisen und auf die Millionen Menschen, die sich unter der KP aus der Armut befreien konnten - und Liu im Gefängnis sitzen lassen.
Dennoch war dieser Preis überfällig, der Umgang der KP mit Bürgerrechtlern ist empörend, das Wort "Skandal" für die lange Haftstrafe für Liu ein Euphemismus.
Schreiben kann die Gesundheit gefährden
Von Autoren darf man sich immer viel mehr erwarten als nur das Schreiben. Zum Beispiel auch, dass sie Solidarität üben.
Ein Wort wie "Engagement" oder gar "engagiert" war mir immer zuwider. Es sagt im Eigentlichen nichts und wurde gern von Leuten in den Mund genommen, die für ihre farblose und luftleere Agitation sozusagen ein verbales Feigenblatt brauchten. Vornehmlich wurde es von und für Schriftsteller beziehungsweise Künstler verwendet.
Wie auch immer: Von einer Schriftstellerin und einem Schriftsteller habe ich mir immer viel mehr erwartet als das pure Schreiben, um einiges mehr als L'art pour l'art. Ich will sagen, ich setze auf diesem Gebiet mehr voraus als die Kunst zum Selbstzweck.
Rufe ich mir nun jüngste Ereignisse in Erinnerung, muss ich mit Grauen konstatieren, dass das Klima für Literaten und - im weitesten Sinn - Publizisten offensichtlich und offenhörlich wieder eisiger zu werden scheint.
Von Lendvai bis Liu Xiaobo
Meine These kann ich leicht und schnell mit signifikanten Beispielen belegen: Denken Sie nur an die ungarische (Regierungs-)Kampagne gegen den Kritiker Paul Lendvai, die unhöfliche und unangemessene Ausladung des Nobelpreisträgers Naipaul von einem Symposion in der Kulturhauptstadt(!) Istanbul; vergegenwärtigen Sie sich in einer ruhigen Minute den undiplomatischen und unanständigen chinesischen Druck wegen des Friedensnobelpreises für den Menschenrechtler Liu Xiaobo auf Oslo. Und so weiter und so weiter.
Ich muss mir im Angesicht dieser Entwicklung zwangsläufig die Frage stellen: Wird Schreiben weltweit wieder gefährlicher? (Um mich nicht auf populistische Art, die mir widerstrebt, zu erkundigen, ob dem Beruf des Kritikers, Publizisten oder Schriftstellers in gewissen Breitengraden eine bestimmte Gefahr immanent ist. Hier könnte ich nun fragen, ob Sie sich noch an die kompromisslose und integre russische Journalistin Anna Politkowskaja erinnern, die am Eingang zu ihrem Moskauer Wohnhaus ermordet wurde.) Es imponiert mir, dass Schriftstellerinnen und Schriftsteller den Druck nicht mit Schweigen beantworten oder sogar mit Feigheit, sondern in den schlimmsten Fällen aus gesellschaftlicher Verantwortung ihr Bestes - nämlich ihren Kopf - hinhalten.
Kein Vertrauen in die Mächtigen
Diese Menschen mit Kopf stelle ich mir als Hommes de Lettres im hehrsten Sinn der Begriffsbedeutung vor, als Männer und Frauen mit Verantwortungsbewusstsein, die allenfalls zum Gewissen des Landes werden, wie es beispielsweise Heinrich Böll in Deutschland und Alexander Solschenizyn in der Sowjetunion waren.
Sie waren Menschen, die den Intentionen der Mächtigen nie ganz vertrauen wollten. Sie haben Brüche und Ungerechtigkeiten geahnt und gespürt und aufgezeigt. Der eine mit weniger, der andere mit mehr persönlichem Risiko.
Man könnte voraussetzen, dass in der heutigen Zivilgesellschaft, im 21. Jahrhundert, in Rechtsstaaten, die die Menschenrechtskonvention ratifiziert haben, ein Publizist, ein Nobelpreisträger oder eine Journalistin ihren jeweiligen Mund einfach aufmachen können, wie sie wollen. Weit gefehlt. Denken Sie an die erwähnten Beispiele!
Nicht nur Turrini und Winkler
Die Schreibenden sind ganz ohne Zweifel dazu berufen, überall dort, wo die Gesellschaft bis heute noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, das Wort zu erheben. Es müssen, wenn ich jetzt an unser Land denke, nicht immer nur Peter Turrini und Josef Winkler den Kopf für alle anderen hinhalten.
Es gibt unter uns Tausende Autorinnen und Autoren, die weit über ihre (eigenen) Grenzen hinaus Solidarität üben könnten. Und müssten.
Hon.-Prof. Dr. Janko Ferk ist Jurist, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler in Klagenfurt/Celovec. Vor Kurzem ist seine Novellensammlung "Eine forensische Trilogie" (Edition Atelier, Wien) erschienen.
DiePresse.com 02.12.2010 | 18:38 |
Unermüdlich Frieden schaffen: Thomas Merton
Thomas Merton (1915-1968) schreibt als Trappistenmönch nicht nur über 60 Bücher, sondern verfasst auch Protesterklärungen gegen die Politik der amerikanischen Regierung, gegen Krieg und Aufrüstung. Je mehr er in die Kraft der Stille eintritt, umso mehr mischt er sich ein und protestiert gegen die wirtschaftliche Ungerechtigkeit. Je mehr er Christ wird, umso mehr sucht er das Verbindende mit anderen Religionen, vor allem mit dem Buddhismus. So sagt er über den buddhistischen Mönch und Zen-Meister Thich Nhat Hanh, ein international engagierter Friedensaktivist aus Vietnam, der seit 1973 in einer buddhistischen Ordensgemeinschaft in Frankreich lebt: »Thich Nhat Hanh ist mein Bruder. Wir sind beide Mönche, und wir leben beide etwa gleich lange in einer klösterlichen Gemeinschaft. Wir sind beide Dichter und Existenzialisten. Mich verbindet weitaus mehr mit Nhat Hanh als mit vielen Amerikanern.« Worte, die er schreibt während des gemeinsamen Friedensengagements angesichts der Katastrophe des Vietnamkrieges. Die Eltern von Thomas Merton sind beide Künstler, er verliert sie und seinen einzigen Bruder sehr früh, was ihn die Heimatlosigkeit des Lebens erfahren lässt. Drei Jahre nach seinem Studium der englischen Literatur wagt er sich in die Radikalität des Trappistenklosters Gethsemani in Kentucky, um auch bei sich selbst, in Gott zu Hause sein zu können. 1948 - mit 33 Jahren! -veröffentlicht er seine spirituelle Reise in seiner Autobiografie »Der Berg der sieben Stufen«, die zum Bestseller wird. Er wird weltweit berühmt.
»Heilig werden heißt ich selbst werden«, ist eines seiner Lebensmotive, das sich auch in seiner Konfliktfähigkeit ausdrückt, die vor allem in seinen vielen Briefen aufscheint. Da begegne ich einem ehrlichen Menschen, der seine Zweifel, seine internen Auseinandersetzungen im Kloster, seine Kritik an der Kirche und sogar sein Verliebtsein mit 50 Jahren nicht versteckt. Sein Leben und Wirken befreit uns alle, die Angst vor unseren Stärken zu verwandeln. Er umschreibt diese zentrale Lebensaufgabe so: »Vielleicht bin ich stärker, als ich denke. Vielleicht fürchte ich mich vor meiner Stärke und wende sie gegen mich selbst, um mich selber schwach zu machen. Vielleicht fürchte ich am meisten die Stärke Gottes in mir.«
Die Begegnung mit der »Stärke Gottes in mir« ist nicht nur - wie viele meinen - ein innerer Halt, ein Aufgehobensein, sondern auch ein Überwältigtsein, ein Erschrecken, ein Kampf. Darum findet sich auch in mystischen Schriften das Motiv des Kampfes zwischen Jakob und Gott, wie es im ersten Buch der Bibel, in Genesis 32,2333, aufgeschrieben ist. Jakob verlässt hinkend diese Begegnung, was schon Papst Gregor den Großen (540-604) schreiben ließ: »In uns, die wir ehemals, gleichsam auf beiden Füßen stehend, Gott suchen und zugleich an der Welt festhalten zu können meinten, bleibt nach der Erkenntnis von Gottes Süßigkeit der eine Fuß gesund, während der andere hinkt.« Diese tiefsinnige Lebensweisheit will ich verinnerlichen, indem ich mich alltäglich verabschiede von der lebensuntauglichen Einseitigkeit, nur »Gottes Süßigkeit« zu erfahren. Sie wird mir noch mehr geschenkt, wenn ich auch der Härte und dem Dunkel dieser Welt nicht ausweiche.
Thomas Merton hat dies in seiner selbstkritischen Art und Weise aufgezeigt. Er schreibt in einem seiner vielen Tagebücher: »Die Welt ist schrecklich, Menschen fallen entzwei und sterben vor Hunger und erfrieren und fahren in Verzweiflung zur Hölle, und ich sitze hier mit einem silbernen Löffel in meinem Mund, schreibe Bücher, und jedermann sendet mir Fanpost und sagt mir, wie wunderbar es von mir ist, so viel aufzugeben. Und was, so möchte ich sie fragen, habe ich denn aufgegeben außer Kopfschmerzen und Verantwortung?« Diese Bereitschaft zu einer inneren Konfliktfähigkeit verbindet mit der Seite der Zerrissenheit, die alle ehrlichen Menschen kennen. Das authentische Eingestehen von Zweifeln ist auch ein Versöhnungszeichen, weil mir dadurch aufgezeigt wird, wie ich mich mit meiner Ambivalenz versöhnen kann, um nicht Krieg gegen mich selbst zu führen. Die Annahme jeglicher Verwirrung, die ein Leben lang zu uns gehört, ist für den Trappistenmönch eine Chance für eine »geistliche Schwangerschaft, die zu einer mystischen Neuwerdung führt«.
Diese innere Einsicht ist entscheidend auf einem mystischen Weg, um glaubwürdig sich weltweit für den Frieden ein- und aussetzen zu können. Thomas Merton wehrt sich, wenn Meditation als narzisstischer Rückschritt verschrien wird. Das Eintauchen in das Schweigen ist für ihn genau das Gegenteil, nämlich »ein vollständiges Erwachen von Identität und enger Beziehung«. Der Dichtermönch erfährt eine tiefere Verbundenheit mit allem im staunenden Verweilen in der Schöpfung, weil für ihn die Vögel, der Himmel und der Wind in den Bäumen Gebet ist.
Gebet ist für ihn auch das Aushalten von Spannungen, es ist »Friede und Kampf in der Stille, und Glaube ist unendlich mehr als sich blindlings zu verteidigen mit einigen Schlagworten«. Diese innere Freiheit bewegt ihn zum Engagement für eine friedvollere Welt, das sich in einer Spiritualität der Konfliktfähigkeit ausdrückt. Im Hineinwachsen in jenes Urvertrauen, das zur Selbstannahme führt, weil Kritik, verschiedene Meinungen und gemeinsames Ringen zu einem inneren Weg gehören. Ein Friedensweg, der beginnt mit der Aufhebung der Trennung von Gott und Mensch. Ein Versöhnungsweg, der die Konkurrenz zwischen dem Willen Gottes und dem Willen des Menschen entlarvt, damit unsere Lebenskräfte fließen können, zum eigenen Wohlbefinden und zum tatkräftigen Friedenskampf.
Thomas Merton bestärkt mich dazu mit seinen klaren Worten: »Einer Sache bin ich mir sicher. Mein Leben muss eine Bedeutung haben. Diese Bedeutung entspringt einer schöpferischen und intelligenten Harmonie zwischen meinem Willen und dem Willen Gottes -eine Klärung durch die richtige Tat.«
Aus: Pierre Stutz, geborgen und frei. Mystik als Lebensstil. Kösel Verlag, München 2008.
Johannes der Täufer: Der wilde Mann
Johannes der Täufer entspricht dem Archetyp des wilden Mannes. Schon sein Auftreten hat manchem Schrecken eingejagt. Markus schildert ihn so: »Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.« (Markus 1,6) Er hat alle Kultur hinter sich gelassen und lebt wie die Beduinen in der Wüste. Der lederne Gürtel erinnert an den Propheten Elija, der ähnlich bekleidet war. Er lebt in der Wüste, nicht nur unter den wilden Tieren, sondern angetan mit einem Kleid aus Kamelhaaren. In manchen Handschriften heißt es sogar, daß sein Kleid aus Kamelhaut war. Das würde die jüdischen Reinheitsvorschriften verletzen. Aber dieser Johannes ist ausgestiegen aus dem Kreis derer, die sich an die äußeren Gesetze halten, die die Kultur des Landes repräsentieren. Und die Kamelhaut zeigt, daß er das Tierische in sich integriert hat, die Vitalität, die Sexualität, die Triebkraft der Tiere. Johannes ist der wilde Mann, der Zugang hat zu allem Wilden in sich und um sich herum. Das Wilde dient ihm als Kraftquelle, um seine Botschaft von Gott den Menschen zu verkünden und um die Menschen zur Umkehr aufzurufen.
Seine Predigt paßt zu seinem Auftreten. Sie ist rau, ohne Rücksicht auf die Empfindlichkeiten seiner Zuhörer. Die in der Bevölkerung hochgeachteten Pharisäer fährt er an: »Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, daß ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater.« (Matthäus 3,7f) Johannes muß sich bei keinem beliebt machen. Er sagt das, was er in sich spürt. Er tritt auf, ohne sich von Menschen abhängig zu machen. Er weiß sich im Dienst Gottes. Er ist innerlich frei. Seine Freiheit führt ihn dazu, auch den König Herodes anzugreifen und ihm Vorwürfe zu machen, weil er Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, geheiratet hatte. Herodes läßt ihn deshalb ins Gefängnis werfen. Seine Frau will ihn am liebsten töten. Doch »Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wußte, daß dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu.« (Mk 6,20) Der mächtige König hat Angst vor dem wilden Mann. Aber zugleich fühlt er sich von ihm angezogen. Er spürt, daß in diesem Menschen eine innere Kraft und Freiheit ist, die er bei sich selbst vermißt. Und er weiß, daß Johannes ein gerechter und heiliger Mann ist. Er ist in sich richtig, aufrecht, ohne Angst vor Menschen. Er läßt sich nicht verbiegen. Und er ist heilig, das heißt er ist unverfügbar, er ist herausgenommen aus dem Kreis der anderen Menschen. Man kann nicht über ihn herrschen. Denn er hat in sich eine andere Kraft, eine heilige Kraft. Herodes redet gerne mit Johannes und zugleich wird er dabei »unruhig und ratlos«. Er spürt in ihm etwas Echtes und Authentisches. Und er hat eine Ahnung davon, daß ihm guttun würde, wenn er sich auf diesen wilden Mann einlassen würde. Aber zugleich hat er Angst davor, sein Leben zu ändern, von seinem Königsthron herabzusteigen und sich der eigenen Wahrheit zu stellen. Doch der wilde Mann läßt sich nicht einschüchtern. Er zwingt jeden, sich mit seinem eigenen Herzen zu befassen, das Wilde und Ungebändigte darin zu erkennen, aber auch die Kraft und die Klarheit.
Jesus spricht im Matthäusevangelium über Johannes, der zu ihm Boten gesandt hat, um ihn zu fragen, ob er wirklich der ist, auf den die Frommen Israels gewartet haben: »Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige. Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten: Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer.« (Mt 11,7-11) Es ist eine gute Charakteristik, die Jesus hier von Johannes entwirft. Er schwankt nicht wie ein Schilfrohr, sondern steht zu sich. Er richtet sich nicht nach der Meinung der Menschen. Er ist kein Wendehals, der sich nach dem Wind dreht. Er gibt nichts auf seine Kleidung. Hier hat Jesus als Gegensatz sicher Herodes im Blick, der sehr viel Wert darauf legte, in feinsten Kleidern aufzutreten. Herodes ist das Gegenbild des wilden Mannes. Einerseits lebt er in ungeheurem Luxus, ist er verweichlicht. Gleichzeitig aber ist er sehr grausam - so läßt er alle seine Gegner heimtückisch ermorden. Und dieser scheinbar so mächtige Mann ist in Wirklichkeit abhängig von Frauen. Das zeigt die Szene, in der er Salome die Hälfte seines Reiches verspricht. Er läßt sich von Salome und deren Mutter zum Mord an Johannes treiben und übergeht dabei die Stimme seines eigenen Herzens. Johannes ist klar und eindeutig, nach außen wild und kraftvoll, aber zugleich mit einem milden und guten Herzen. Er verletzt die Menschen nicht, sondern richtet sie auf. Johannes hat vor niemandem Angst. Er sagt das, was er denkt.
Johannes braucht auf sein Äußeres keinen Wert zu legen, weil er in sich stimmig ist. Er braucht keine Maske. Er ist, wie er ist. Und dann beschreibt Jesus die Aufgabe des Johannes: Er soll ihm den Weg bereiten. Das ist die geschichtliche Aufgabe in Beziehung zu Jesus. Es ist aber auch eine psychologische Aufgabe, die immer gilt. Der wilde Mann bahnt dem wahren Selbst in uns den Weg. Er befreit uns von allen Rollen und Masken, mit denen wir unser wahre Selbst verstellen. Er wirft die Fassaden ein, die wir aufgebaut haben, um nach außen hin gut aufzutreten. Alles Äußere zerbricht er, damit wir den Weg nach innen finden, zu unserem unverfälschten Kern, zu unserem Selbst, zum >Christus in uns<
Aus: Anselm Grün, Kämpfen und lieben. Wie Männer zu sich selbst finden. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2003.
Wer war Jesus?
Was sein Verhalten und seine Konstitution angeht, ist Jesus im Vergleich mit den Großen und Maßgebenden der menschlichen Geschichte von bescheidener, gewöhnlicher Art, durchaus dem Bereich der Normalität zugehörig, und doch ist das Bewusstsein, dass er der geliebte Sohn des Vaters ist, in allem zu erspüren. Das gibt ihm seinen ganz eigenen Charakter und sprengt die üblichen Verhaltensmuster.
Er war kein Wissensübermensch, auch nicht innerhalb der Verhältnisse seiner Zeit. Er hatte zu lernen wie alle Menschen und war den Schranken des endlichen Erkennens unterworfen. Ausdrücklich steht es bei Markus: »Jenen Tag aber oder die Stunde (des Weltendes) kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn ...«
(Markus 13,32). Nichts von Allwissenheit. Und doch prägt ihn ein Wissen, so stark, dass alles andere Wissen dahinter zurückfällt: die Gewissheit, dass Gottvater seine Sonne aufgehen lässt über Gerechte und Ungerechte. Dem barmherzigen Vater vertraut er ganz. Das ist das Wissen Christi, das ihn weitsichtig macht!
»Jesus war kein Wunderübermensch. Es werden zwar wunderbare Taten von ihm erzählt, und sie erweisen ihn als einen Heiler und Charismatiker. Das lässt sich nicht aus Jesu Leben wegnehmen. Aber kein Wunder dient der Demonstration seiner Überlegenheit, kein Wunder schützt ihn vor der Versuchung, kein Wunder erspart ihm die mühselige Arbeit der Werbung für seine Botschaft, kein Wunder bewahrt ihn vor dem Absturz in die Katastrophe. Die Henker haben keine Mühe mit dem zerschlagenen Mann« (G. Bachl). Und doch in den letzten Stunden, in allem Leiden und Schweigen ist eine Hoheit präsent, die sich kaum fassen lässt: die Offenbarung sich schenkender, verzeihender Liebe. Das Wunder aller Wunder.
Jesus war kein Erlebnisübermensch, der kunstvoll die Früchte der Welt in einer bewusstseinserweiterten Seele aufgenommen hätte. Er war nicht eine Art »spirituelles Genie« der ganzheitlichen Erfahrungen. Dafür war seine Zeit in seinen gut dreißig Lebensjahren zu knapp. Sein Erfahrungsraum war abgezirkelt auf die enge Welt des palästinensischen Judentums. Und doch haben all seine Begegnungen und Handlungen eine ungeheuerliche Präsenz und Dichte.
Jesus war kein Kraftübermensch und hat nicht die Verhältnisse umgekrempelt und sich in jedem Fall durchgesetzt. »Seine Verletzlichkeit zeigte sich im abrupten Ende seines Lebens, im Geliefertsein, in der Ohnmacht gegenüber den Mächtigen. Ohne den Schutzschild der Wunder zu benützen, ist er in den Tod gegangen. Und doch hat er niemand in seine Katastrophe mitgerissen. Und doch hat er den Mut zum Leiden. Als Patron unserer Wehleidigkeit ist er nicht zu gebrauchen, aber auch nicht als heiliger Krieger, dem kein Opfer zu blutig ist für die gute Sache. Er ist ganz allein gestorben. Er war überzeugt, dass es besser ist, den Erfolg zu opfern, als die Wege Gottes zu verraten« (G. Bachl). Welche Kraft kommt hier zum Vorschein?
Jesus war Mensch, nicht Übermensch und doch mehr... unfassbar weit mehr. Dies alles zusammenzuhalten ist wohl nur dem gegeben, der glaubt.
Aus: Ludger Schulte, Gott suchen - Mensch werden. Vom Mehrwert des Chrstseins. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Widersprüche
fremder
verborgener
in widersprüchen verstrickter gott
wir werfen sie dir vor die füße
die bohrenden fragen
die verzweifelten klagen
die zu früh von uns gegangenen
die todkranken mit ihren diagnosen
die in ihren wohnungen vereinsamten
die den klang menschlicher stimmen
nicht mehr kennen
uneindeutiger
nicht erkennbarer
kaum hörbarer gott
wir möchten mit dir vor gericht ziehen
anklage gegen deine willkür erheben
zeugen aufrufen
die von ihrem unrecht erzählen
philosophen in stellung bringen
die dich totreden
Bestatter vorladen
die aus ihrem nähkästchen plaudern
wir legen dennoch ab
gott
die rüstung unserer beschwerden
gestehen dir zu
die Begrenztheit unserer wahrnehmung
willigen ein in die weisheit
dass deine Gedanken nicht unsere sind
und bitten
wie einst jakob am jabbok
wir lassen dich nicht
du segnest uns denn
Aus: Siegfried Eckert, Gott in den Ohren liegen. Gebete. Mit einem Vorwort von Fulbert Steffensky. Kreuz Verlag, Stuttgart 2008.
Warten
Das deutsche Wort „warten“ meint eigentlich, auf der "Warte" wohnen. "Warte" ist der Ort der Ausschau, der Wachturm. "Warte" ist der Ort der Ausschau, der Wachturm. Warten meint also: Ausschau halten, ob jemand kommt, umherschauen, was alles auf uns zukommt. Warten kann aber auch heißen: auf etwas Acht haben, etwas pflegen, so wie der "Wärter" auf einen Menschen aufpasst und auf ihn acht gibt. Warten bewirkt beides in uns: die Weite des Blickes und die Achtsamkeit auf den Augenblick, auf das, was wir gerade erleben, auf die Menschen, mit denen wir gerade sprechen. Warten macht das Herz weit. Wenn ich warte, spüre ich, dass ich mir selbst nicht genug bin. Jeder von uns kennt das, wenn er auf einen Freund oder eine Freundin wartet. Er blickt jede Minute auf die Uhr, ob es noch nicht Zeit für ihr Kommen ist. Er ist gespannt auf den Augenblick, da der Freund oder die Freundin aus dem Zug aussteigt oder an der Haustüre klingelt. Und wie enttäuscht sind wir, wenn statt des Freundes jemand anders an der Haustür steht. Warten erzeugt in uns eine prickelnde Stimmung. Wir spüren, dass wir uns selbst nicht genug sind. Im Warten strecken wir uns aus nach dem, der unser Herz berührt, der es höher schlagen lässt, der unsere Sehnsucht erfüllt.
Wie fühlst Du Dich, wenn Du auf das Kommen eines lieben Menschen wartest? Es tritt etwas Neues in dein Leben. Du wirst beschenkt. Du freust Dich auf den Menschen. Du fühlst Dich lebendig. Starke Gefühle steigen in dir hoch. Du wartest nicht nur selbst. Du wirst auch erwartet. Wie fühlst Du Dich, wenn andere auf Dich warten, wenn Gott auf Dich wartet? Andere haben Erwartungen an Dich. Die Erwartungen können Dich einengen. Aber wenn keiner mehr etwas von dir erwartet, fühlst Du Dich überflüssig. Die Adventszeit will Dich einladen, im Warten Dein Herz zu weiten und Dich als Erwarteten aufzurichten. Du bist wertvoll. Viele warten auf Dich. Gott wartet auf Dich, damit Du wahrhaft lebst.
Aus: Anselm Grün, Weihnachten – Einen neuen Anfang feiern, Freiburg 1999, Seite 16f
Erwartet werden
Heute kam ich von einer Reise zurück. Als sich der Zug München näherte, erfüllte mich ein freudiges Gefühl: Es gibt jemand, der auf mich wartet. Und ich dachte an Christus, der so oft im Evangelium davon spricht, dass er erwartet werden will. Vielleicht deshalb, weil die Ankunft ganz anders ist, wenn man erwartet wird – für den Wartenden wie für den Kommenden. Oder weil Gott uns nur so die ganze Freude schenken kann, die er für uns bereit hält?
Niemand
besitzt Gott so,
dass er nicht mehr auf ihn warten müsste.
Und doch kann niemand
auf Gott warten,
der nicht wüsste,
dass Gott schon längst auf ihn gewartet hat.
(Dietrich Bonhoeffer)
Aus: Wolfgang Bader, Türen zum Advent, München, 2. Auflage, 2002, Seite 53f
Jesus ist der Herr
Auch in der Kirche gibt es Menschen, die noch nicht auf dem Boden des Reiches Gottes leben; und es gibt Menschen im Reich Gottes, die nicht der sichtbaren Kirche angehören.
Ein schlagendes Beispiel dafür ist die Tatsache, wie es viele Leute mit der Herrschaft Christi halten. Viele Katholikinnen und Katholiken haben zwölf Jahre Religionsunterricht hinter sich und haben sich dennoch niemals persönlich der Herrschaft Jesu unterstellt. Vielleicht haben sie noch nie etwas von der Herrschaft Christi gehört – oder nur als liturgisch vorformulierte Aussage im Kontext des Gottesdienstes; vielleicht haben sie keine Ahnung, dass das für sie ganz persönlich etwas bedeuten könnte. Vielleicht meinen sie, es bedeutet, dass der Sohn in seiner Eigenschaft als Mitglied der Dreifaltigkeit in irgendeiner fernen und abstrakten Weise das Universum regiert. Aber die Evangelien stellen klar, dass diejenigen, die im Reiche Gottes sind, Jesus als ihren persönlichen Herrn anerkennen – und als Herrn aller Systeme, Institutionen, Nationen und Kulturen dieser Welt (einschließlich des Abendlandes und der Katholischen Kirche!).
Andererseits gibt es viele Nichtkatholiken und Nichtkatholikinnen, die ganz klar verstanden haben, was die Herrschaft Christi bedeutet. Sie bedeutet, dass er entweder die Nummer eins in deinem Leben ist – oder dass er nicht der Herr ist. Die Familie kann nicht das erste sein. Die Karriere kann nicht an erster Stelle kommen. Geld kann nicht die erste Geige spielen. Die Armee kann nicht über allem stehen. Und es reicht nicht, „Jesus ist Herr!“ als Glaubensbekenntnis oder als Katechismusantwort zu repetieren. Lippenbekenntnisse zählen nicht. Wie Jesus selber sagt: Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt (Matthäus 7, 21).
Was zählt, ist dies: auf Jesus zu hören und ihm zu erlauben, dich leben zu lehren. Was zählt, ist die Bereitschaft, sein persönlicher Jünger, seine persönliche Jüngerin zu werden. Das Wort bedeutet ursprünglich soviel wie Schülerin oder Lernender. Es kommt darauf an, das zu tun, was Jesus uns sagt – sowohl durch die Bibel als auch durch persönlichen Gebetskontakt. Was Jesus lehrt, ist immer der Wille des Vaters.
Es gibt viele, die den Lehren Jesu folgen und den Willen Gottes tun, obwohl sie nicht zur Kirche gehören!
Aus: Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Freiburg 2003, Seite 219f
Blinde sehend machen
Johannes ist uns mit seinen Fragen sehr nahe. Lange haben wir gemeint, wir wüssten Bescheid über Gott. Man bräuchte nur die Katechismusfragen und antworten kennen. Doch das trägt nicht mehr. Gott ist anders als unsere Vorstellungen und Erwartungen. Zweifel kommen auf: Ist er wirklich der, der uns und unsere Welt retten kann und will?
Das sagt Jesus uns: Wo Menschen neu leben lernen, da beginnen sich schon die großen Hoffnungen zu realisieren. Lahme gehen: da denke ich an den Behindertenkreis, der Lahmen Füße macht, sie zusammenbringt und Freude erfahren lässt. Ich denke an unsere Krankenbesucherinnen und Krankenbesucher, in denen Kranke und Einsame Zuhörer finden, auch wenn die Krankenhauswelt um sie herum taub zu sein scheint für ihre eigentlichen Fragen. Unser Eine Welt Kreis macht viele Blinde sehend für das Elend in der Welt und die Unrechtsstrukturen, die Menschen und Völker niederhalten. So könnten wir fortfahren.
Aus: Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen – erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A, Seite 22f
Martin Stewen (2010)
Hans Hütter (1998)