Evangelium vom Fest Christi Himmelfahrt, Lesejahr A:
Mt 28,16-20
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:
In jener Zeit gingen die elf Jünger
nach Galiläa auf den Berg,
den Jesus ihnen genannt hatte.
Und als sie Jesus sahen,
fielen sie vor ihm nieder.
Einige aber hatten Zweifel.
Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen:
Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.
Darum geht zu allen Völkern,
und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;
tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes,
und lehrt sie, alles zu befolgen,
was ich euch geboten habe.
Seid gewiß:
Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Matthäus berichtet nur kurz die Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern. Im Mittelpunkt steht hier der (testamentarische) Auftrag Jesu an sie.
Der Berg ist gewählt als der Ort der Gottesbegegnung; die Lehre schließt gewissermaßen an die Bergpredigt (Mt 5 - 7) an - nun aber unter dem Vorzeichen der Endgültigkeit. Jesus spricht als der Auferstandene und als der "Pantokrator": "Mir ist alle Macht gegeben". Den Schluß des Evangeliums bildet der Missionsauftrag: Die Aussendung zu allen Völkern, der Taufauftrag, der schon formelhaft gebildet ist, sowie die Norm der Mission: Leben und Lehre Jesu.
Das Evangelium schließt mit einer positiven Zusage: "Ich bin bei euch" (vgl. "Immanuel" = Gott mit uns - Mt 1,23). Die Form dieser Gegenwart wird hier nicht näher ausgeführt.
Der Evangelist Matthäus, der sein Werk wahrscheinlich um 90 n. Chr. in Syrien, wo Christen und Juden zusammenlebten, abgefaßt hat, endet mit einer einzigartigen Zusage: "Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Die Frohe Botschaft geht weiter, indem die Jünger zur Taufe und zur Lehre beauftragt sind.
Was früher nur an Israel bestimmt war (10,5f und 15,24) zieht nun seine Kreise in der ganzen Welt: Der auferstandene Herr sendet seine Jünger in alle Welt, um allen Völker - nicht bloß Israel - die Frohe Botschaft Jesu zu verkünden und zu lehren.
Als Evangelium wird an diesem Festtag der Abschluß des Matthäusevangeliums vorgetragen. Es ist die Zusammenfassung und zugleich der Höhepunkt, auf den das ganze Buch zusteuert. Matthäus verbindet dabei die Überlieferung einer Erscheinungserzählung in Galiläa mit der Aussendung der Jünger und dem Zuspruch seines Beistandes.
Im Gegensatz zu den anderen Evangelisten erzählt Matthäus von keiner anderen Erscheinung Jesu vor seinen Jüngern. Die Begegnung mit dem Auferstandenen wird dadurch umso dramatischer und bedeutungsvoller. Die Jünger fallen vor ihm nieder. Jesus ist für sie nicht mehr nur der, mit dem sie umherzogen, sondern der Erhöhte, Göttliche, trotz aller Zweifel.
Der Sendungsauftrag ist Gegenstück und Weiterführung der Aussendungsrede im 10. Kapitel. Dort sendet er die Jünger zu den Juden und untersagt ihnen ausdrücklich, zu den Heiden oder Samaritern zu gehen. Nun sendet er sie zu allen Völkern. Er ist nun Herr aller Völker.
Abgeschlossen wird das Matthäusevangelium mit der Zusage: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. Christus erweist sich als der Emmanuel, der "Gott mit uns", der am Beginn des Matthäusevangeliums dem Josef im Traum verheißen worden war.
Johann Pock (2000)
Gabi Ceric (1997)
Hans Hütter (1996)