Was bleibt von Weihnachten?
Weihnachten ist vorbei, Die Könige sind heimgezogen, Herodes ist gestorben, die Hirten kennen die Ereignisse nur mehr von den Erzählungen der Alten, Maria und Josef haben sich mittlerweile in Nazareth niedergelassen und führen dort ein rechtschaffenes Leben. Von Jesus heißt es: "Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen." (Lk 2,52). Was bleibt von all den Aufregungen rund um Betlehem? Sind sie schon vergessen?
Auch wir haben uns wieder dem Alltag zugewandt: Schule, Arbeit, Arztbesuche, Amtswege, Geschäftliches, ein neues Kalenderjahr hat begonnen, die öffentliche Aufmerksamkeit wendet sich dem Fasching zu... – Was bleibt von Weihnachten?
Vom Wirken des Heiligen Geistes
Am Sonntag vor dem Weihnachtsfest haben wir im Evangelium gehört, wie ein Engel des Herrn im Traum Josef sagte: "Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist." (Mt 1,20). Die Erzählungen von der Geburt und Kindheit Jesu, die wir in der Weihnachtszeit gehört und betrachtet haben, führen uns hin zum ersten öffentlichen Erscheinen Jesu bei seiner Taufe im Jordan. Hier begegnet er uns wieder, der Heilige Geist: "Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen." (Mt 3,16).
Der Geist treibt und leitet Jesus fortan. Zunächst führt er ihn in die Wüste. Dort wird er vom Teufel versucht. Dann treibt er ihn, Wunder und Zeichen zu wirken und die Frohe Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden.
Mit dem Fest der Taufe Jesu wird der Weihnachtsfestkreis abgeschlossen und zugleich der normale Jahresablauf, der Alltag des Kirchenjahres, eröffnet. Es fasst das Weihnachtsereignis zusammen und stellt uns den gottgesandten Messias vor. Sein wesentliches Merkmal ist der Heilige Geist. Mit Jesus tritt auch der Heilige Geist, der in ihm und durch ihn wirkt an die Öffentlichkeit.
Jesus, der Gottesknecht
Was dies bedeutet, können wir der Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja entnehmen. In ihr wurde uns der Knecht Gottes vorgestellt: "Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt." (Jes 42,1). Zunächst wird beschrieben, was er tut: "Er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln." (Jes 42,1-4). So überdimensional seine Aufgabe ist – "er bringt den Völkern das Recht" – so unspektakulär ist sein Auftreten. Zu bewundern ist, dass er nicht müde wird und nicht zusammenbricht.
Was hier vom Gottesknecht gesagt wird, kann als Beschreibung dessen gelten, was Jesus getan hat, als der Geist Gottes durch ihn zu wirken begonnen hat.
Die Getauften: Gottesknechte
In der Taufe wurde auch über uns der Heilige Geist ausgegossen. Analog zur Taufe Jesu ist an uns das Gleiche geschehen. "Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden", beschreibt das Johannesevangelium das, was uns das Menschwerden Jesu eröffnet hat. Wir sind keine unbeteiligten Beobachter des Weihnachtsgeschehens mehr, keine Besucher des göttlichen Kindes von Betlehem, die mehr oder weniger froh wieder heimgehen und ihre gewohntes Leben fortsetzen.
Wenn wir die Parallelen vom Weihnachtsfest über die Taufe Jesu bis hin zu unserer Taufe ernst nehmen, ist das Programm des Gottesknechtes auch das Programm der Getauften heute:
Den Völkern Gerechtigkeit zuteilwerden lassen, still, selbstverständlich, unaufdringlich.
Die Geknickten nicht zerbrechen, den glimmenden Docht nicht auslöschen, die Schwachen stützen, das Licht der Hoffnung am Leuchten halten. Und das unermüdlich, bis auf der Erde das Recht begründet ist.
Der zweite Teil enthält Verheißungen des sendenden Gottes: "Ich fasse dich an der Hand." Du bist der Bund für mein Volk, du bist Licht. Durch dich werden Blinden die Augen geöffnet, Gefangene aus den Kerkern geholt, und Menschen aus der Dunkelheit herausgeführt. Wie der Gottesknecht werden auch wir Werkzeuge Gottes für die Erlösung der Menschen.
Oft ertappe ich mich dabei, wie ich die Kirche beobachte, was sie tut, nicht tut oder meiner Meinung nach noch tun sollte. Alle, denen der die Macht gab, Kinder Gottes zu werden, sind diese Kirche. Und ich stehe mitten in ihr und bin Teil dieser Sendung. Der Geist Gottes wirkt in uns, durch uns. Weihnachten war nicht vergeblich.