Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 14. Mai. 2023 - 6. Sonntag der Osterzeit (A)
20. Apr. 2025
Ostersonntag (A/B/C)
19. Apr. 2025
Osternacht (C)
18. Apr. 2025
Karfreitag (A/B/C)
17. Apr. 2025
Gründonnerstag (A/B/C)
13. Apr. 2025
Palmsonntag (C)
06. Apr. 2025
5. Fastensonntag (C)
30. Mär. 2025
4. Fastensonntag (C)
25. Mär. 2025
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
23. Mär. 2025
3. Fastensonntag (C)
19. Mär. 2025
19. März: hl. Josef (Fest)
16. Mär. 2025
2. Fastensonntag (C)
09. Mär. 2025
1. Fastensonntag (C)
05. Mär. 2025
Aschermittwoch (A/B/C)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Apg 8,5-8. 14-17
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen
kam Philippus in die Hauptstadt Samariens hinab
und verkündete dort Christus.
Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus;
sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat.
Denn aus vielen Besessenen
fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus;
auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt.
So herrschte große Freude in jener Stadt.
Als die Apostel in Jerusalem hörten,
dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte,
schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
Diese zogen hinab
und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen.
Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen;
sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn.
Dann legten sie ihnen die Hände auf
und sie empfingen den Heiligen Geist.
In Apg 8,5-8. 14-17 hören wir von der Verbreitung der christlichen Lehre in Samarien. Juden und Samaritaner hatten einander gegenüber Vorbehalte wegen ihrer unterschiedlichen religiösen Traditionen. Der christliche Glaube scheint diese Vorbehalte überwinden zu können.
Interessant an diesem Text ist auch, dass Taufe und Geistmitteilung als zwei unterschiedliche Geschehnisse bezeichnet werden. Im NT gibt es im Verständnis der Taufe viele Varianten. Taufe und Geistmitteilung fallen teilweise zusammen, teilweise auseinander. Im lukanischen Geschichtswerk fällt auf, dass Taufe in erster Linie sündenvergebende Kraft besitzt und eine Vorbereitung auf den Geistempfang darstellt (Apg 2,38; 19,5) Ausnahmsweise kommt der Heilige Geist aber auch ganz spontan auf die Zuhörer einer Predigt hinab (Apg 10,44-48). Wenn nun Taufe und Geistmitteilung getrennt werden, so heißt das nicht, dass die Taufe kein geistliches Geschehen ist, sondern es sollen verschiedene Schritte auf dem Weg der Initiation deutlich gemacht werden. Dieses Verständnis der Textstelle führte auch dazu, dass sie schon in früher Zeit als eine Begründung für die Firmung angesehen wurde. Wie Lukas war auch der frühen Kirche die ekklesiologische Komponente der Geistmitteilung wichtig: Die Verleihung des Geistes sollte dem Aufbau der ganzen Gemeinde dienen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Apg 8,5-17
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen
kam Philippus in die Hauptstadt Samariens hinab
und verkündete dort Christus.
Und die Menge achtete einmütig auf die Worte des Philippus;
sie hörten zu und sahen die Zeichen, die er tat.
Denn aus vielen Besessenen
fuhren unter lautem Geschrei die unreinen Geister aus;
auch viele Lahme und Verkrüppelte wurden geheilt.
So herrschte große Freude in jener Stadt.
Ein Mann namens Simon
hatte schon länger in der Stadt Zauberei getrieben
und das Volk von Samarien in Staunen versetzt;
er gab sich als etwas Großes aus.
Alle achteten auf ihn, Klein und Groß,
und sie sagten: Dieser ist die Kraft Gottes,
die man die Große nennt.
Sie achteten aber deshalb auf ihn,
weil er sie lange Zeit durch Zaubereien in Staunen versetzt hatte.
Als sie jedoch dem Philippus Glauben schenkten,
der das Evangelium vom Reich Gottes
und vom Namen Jesu Christi verkündete,
ließen sie sich taufen, Männer und Frauen.
Auch Simon wurde gläubig,
ließ sich taufen und schloss sich dem Philippus an;
und als er die großen Zeichen und Machttaten sah,
geriet er außer sich vor Staunen.
Als die Apostel in Jerusalem hörten,
dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte,
schickten sie Petrus und Johannes dorthin.
Diese zogen hinab
und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen.
Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen;
sie waren nur getauft auf den Namen Jesu, des Herrn.
Dann legten sie ihnen die Hände auf
und sie empfingen den Heiligen Geist.
Antwortpsalm - Ps 66,1-7. 16. 20
Kv: Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde! - Kv
Oder: Halleluja.
Oder: GL 643,3
Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde! /
Spielt zur Ehre seines Namens! *
Verherrlicht ihn mit Lobpreis!
Sagt zu Gott: Wie Ehrfurcht gebietend sind deine Taten; *
vor deiner gewaltigen Macht müssen die Feinde sich beugen. - Kv
Alle Welt bete dich an und singe dein Lob, *
sie lobsinge deinem Namen!
Kommt und seht die Taten Gottes! *
Ehrfurcht gebietend ist sein Tun an den Menschen: - Kv
Er verwandelte das Meer in trockenes Land, /
sie schreiten zu Fuß durch den Strom; *
dort wollen wir uns über ihn freuen.
In seiner Kraft ist er Herrscher auf ewig; /
seine Augen prüfen die Völker. *
Die Aufsässigen können sich gegen ihn nicht erheben. - Kv
Alle, die ihr Gott fürchtet, kommt und hört; *
ich will euch erzählen, was er mir Gutes getan hat.
Gepriesen sei Gott; /
denn er hat mein Bittgebet nicht unterbunden *
und mir seine Huld nicht entzogen. - Kv
2. Lesung - 1 Petr 3,15-18
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus.
Schwestern und Brüder!
Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen,
der von euch Rechenschaft fordert
über die Hoffnung, die euch erfüllt;
antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig,
denn ihr habt ein reines Gewissen,
damit jene,
die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus
in schlechten Ruf bringen,
wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.
Denn es ist besser, für gute Taten zu leiden,
wenn es Gottes Wille ist,
als für böse.
Denn auch Christus ist der Sünden wegen
ein einziges Mal gestorben,
ein Gerechter für Ungerechte,
damit er euch zu Gott hinführe,
nachdem er dem Fleisch nach zwar getötet,
aber dem Geist nach lebendig gemacht wurde.
Christiane Herholz (2002)
Der erste Petrusbrief gehört zu den sogenannten Katholischen Briefen, d.h. dieser Brief ist als Rundschreiben an einen weiteren Leserkreis geschrieben. Damit sind letztlich alle gemeint, die diesen Brief einmal lesen werden. Zu den Adressaten gehören besonders die in der Diaspora lebenden Christen. Sie leben in den römischen Provinzen und haben sich in der heidnischen Umgebung gegen allerlei Anwürfe, Verdächtigungen und Diskriminierungen zu behaupten. Als Entstehungszeit wird das Jahr 90 angenommen. Der Autor ist unbekannt. Er hat sich mit dem Namen Petrus in die Tradition des großen Apostels gestellt, vertritt aber im wesentlichen paulinische Theologie. Vielleicht geschah das in der Absicht, die paulinische Theologie mit der kirchlich bedeutenden Stellung des Petrus zu verknüpfen, um eine Einheit herzustellen.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 14,23
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Wer mich liebt, hält mein Wort.
Mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden bei ihm Wohnung nehmen.
Halleluja.
Evangelium - Joh 14,15-21
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn ihr mich liebt,
werdet ihr meine Gebote halten.
Und ich werde den Vater bitten
und er wird euch einen anderen Beistand geben,
der für immer bei euch bleiben soll,
den Geist der Wahrheit,
den die Welt nicht empfangen kann,
weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Ihr aber kennt ihn,
weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen,
ich komme zu euch.
Nur noch kurze Zeit
und die Welt sieht mich nicht mehr;
ihr aber seht mich,
weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen:
Ich bin in meinem Vater,
ihr seid in mir
und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält,
der ist es, der mich liebt;
wer mich aber liebt,
wird von meinem Vater geliebt werden
und auch ich werde ihn lieben
und mich ihm offenbaren.
Christiane Herholz (2002)
Joh 14,15-21 ist den Abschiedsreden Jesu entnommen. Es handelt sich um die johanneische Darstellung des Vermächtnisses Jesu. Interessant sind dabei folgende Aspekte:
Der Heilige Geist hat nicht nur die Funktion zu trösten (Paraklet), sondern er wird auch als der Geist der Wahrheit bezeichnet. Dabei beinhaltet der Begriff "Wahrheit" auch die Bedeutung, Inhalt der Offenbarung zu sein. Damit wird auch eine Verbindung zum Sohn hergestellt, der sich in Joh 14:6 als die Wahrheit bezeichnet.
In der starken Differenzierung zwischen denen, die den Geist besitzen und denen, die sie nicht verstehen, sehen wir eine Auswirkung des johanneischen Dualismus.
Vater, Sohn und Heiliger Geist werden im Johannesevangelium in unterschiedlichen Beziehungen zueinander geschildert. Identität und gleichzeitige Differenz prägen auch das Verhältnis zwischen Sohn und Geist in unserer Perikope: Der Vater sendet den Geist auf Bitten des Sohnes (Differenz). Der Sohn wird die Seinen nicht als Waisen zurücklassen, sondern er wird wiederkommen und die Seinen werden ihn im Heiligen Geist sehen (Identität).
Die Verbindung der Liebe mit dem Halten der Gebote ist ein Gedanke, der in der Bundestheologie des AT schon vorgeprägt ist. Mit der Verleihung des Geistes ist auch Bundeshoffnung verbunden (Ez 36:26-28), eine Vorstellung, die im jungen Christentum aufgegriffen wird (1 Thess 4:8). Die ersten christlichen Gemeinden kennen auch die enge Verbindung zwischen Gottes Liebe und dem Geist (Röm 5,5; 15,30).
Gottes Wort hören
Mit brennendem Herzen…
„Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ (Lk 24,32)
Fast unglaublich, dass das Wort der Bibel einem so zu Herzen gehen kann – oder? Die Emmausjünger waren wohl selbst überrascht, was da mit ihnen passierte. Es ließ sie buchstäblich „neu durchstarten“. Zurück nach Jerusalem war nun die Devise. Unbedingt mussten sie zu den anderen, die dort versammelt waren, um zu erzählen, was sie erfahren hatten.
Wo war die Trauer, die Angst, die Hoffnungslosigkeit geblieben, die sie befallen hatte?
Es war die nachösterliche Erfahrung „seiner“ Gegenwart im Wort, im Brotbrechen, in der Gemeinschaft mit den anderen, die sie im Glauben gestärkt hat und verwandelte.
„Brannte nicht unser Herz?“ Wer bei Jesus in die Schule geht, muss dies mit Herz und Hirn tun! Bei Jesus in die Schule gehen bedeutet auch heute noch „aufdecken“, neu sehen lernen, was das Wort der Schrift für die Situation, in der wir sind, in der wir leben, an Möglichkeiten uns eröffnet, uns schenkt.
Herzlich willkommen in dieser Schule Jesu!
… das Wort Gottes hören
In der heutigen Lesung ist es der schriftkundige Philippus, der geleitet und gestärkt durch das Wort, aufbricht. Er setzt sich in Bewegung nach Samarien, um dort Christus zu verkünden: „Und [...] sie hörten und sahen die Zeichen, die er tat.“ (Apg 8,6).
Dieses „Hören“ des Wortes ist Lukas, Evangelist und Autor der Apostelgeschichte, ein großes Anliegen. Es ist das, was die Gemeinschaft der ersten Christen zusammenfügt. Durch das Hören der Heiligen Schriften - für die ersten Christen waren das die Tora sowie die Schriften der Propheten - können sie ihren Glauben stärken und ihren Weg danach ausrichten.
Es ist nicht einfach, das gehörte Wort zu erfassen, zu begreifen und in der jeweiligen Lebenssituation auch als Hilfe zu erkennen und anzunehmen. Das gilt für die ersten Christen damals, das gilt auch heute noch für uns, die wir hier im Gottesdienst versammelt sind und das Wort hören, Sonntag für Sonntag. Noch immer, bald 2000 Jahre später, vereint auch uns das Hören des Wortes.
Einst fragte Philippus, von dem wir hörten, einen Äthiopier, der in der Hebräischen Bibel las: „Verstehst du auch, was du liest?“. Diese Frage richtet sich auch an mich und an alle, die sie hören wolle. Was verstehen wir, wenn wir Texte aus der Apostelgeschichte hören, wie die heutige Lesung? Diese Frage ist berechtigt. Denn es braucht Hilfe, um das Wort, das wir hier im Gottesdienst hören, auch zu verstehen.
Stellen Sie sich vor, dass gehörte Worte unsere Lebenssituation, die persönliche oder die der Gemeinde, der Pfarre, trifft? Wer ist unser Philippus, der uns die Schrift deutet, erschließt, sodass wir gestärkt durch das Wort unseren Alltag in einem andern Licht sehen und vielleicht sogar voll Freude nach Hause gehen?
Das Wort der Heiligen Schriften fordert heraus, damals und heute.
Fast unglaublich, dass das Wort der Bibel einem so zu Herzen gehen kann, so betroffen macht – oder? Bei den ersten Christen – so erfahren wir aus den Apostelbriefen und aus der Apostelgeschichte - löste das offen ausgesprochene Wort so manche Streitereien aus, untereinander, aber auch mit anderen Zuhörern. Dieser oft emotionale Wortwechsel über das Schriftwort wurde zu einer wichtigen Lernerfahrung der christlichen Gemeinden und hat sie untereinander vereint.
Auch heute noch sind wir miteinander im Hören des Wortes vereint. Der Tisch des Wortes ist auch heute wieder reich gedeckt gewesen. Haben Sie es bemerkt? Haben wir als Gottesdienstgemeinde dies wahrgenommen?
Hören wir noch einmal bewusst den Satz aus der Bibel: „Brannte uns nicht das Herz, als er uns den Sinn der Schrift erschloss und mit uns das Brot brach?“ Entdecken Sie (wir) in diesem Schriftwort das Vertraute der Beziehung, der Freundschaft zu Jesus? Das Wort kann auch uns durch die Beziehung zum Auferweckten verwandeln, im Glauben stärken?
In die Schule Jesu gehen
Vielleicht sollten wir die Einladung in die Schule Jesu zu gehen annehmen, uns durch sein Wort in den biblischen Texten berühren lassen, damit auch wir spüren, wie uns das Herz brennt, wenn wir das Wort hören.
Die Schüler und Schülerinnen Jesu, wie einst die Emmausjünger oder Philippus, hat das Wort der Schrift bewegt, und sie haben sich auf den Weg gemacht. Ich wünsche auch uns, dass wir durch das Wort zum neuen „Durchstarten“ ermutigt werden.
Auf nach Jerusalem lautete die Devise für die Emmausjünger. So weit muss es für uns wirklich nicht sein. Es reicht fürs Erste, wenn wir mit neuem Mut und mit Freude uns nach dem Gottesdienst auf den Weg machen…
Verheißung des Heiligen Geistes
Pfingsten rückt näher
Pfingsten, Fest des Heiligen Geistes, rückt immer näher, das deuten auch die Texte dieses Sonntags an. Man könnte die Lesungen und das Evangelium so zusammenfassen: Werdet selbstständig, mündig, geht euren Lebensweg unter der Führung des Heiligen Geistes. Der Geist als das innerste Geheimnis von Mensch und Gott. Von welchem Geist (hebräische Übersetzung: Geistin) reden wir da? Von Dämonen ist die Rede. „Daimonion“ ist die innere Stimme.
Herrschaft über Dämonen und unreine Geister
In den synoptischen Evangelien findet man Dämonenaustreibungen als parasitäre Hausbesetzer, etwa bei Mt 8,28-34, wo Jesus zwei Besessene entgegenliefen, sehr gefährlich, sie schreien Jesus an: Was haben wir mit dir zu tun? Man dachte, dass Krankheit Besessenheit sei. Man nahm an, wo es Öffnungen im Körper gebe, kommen die Dämonen hinein bei Nase, Mund Ohren. Dämonen sind Schadensgeister in physischer und psychischer Hinsicht. Sie führen nicht zur Sünde. Wenn der Messias kommt, haben die Dämonen nichts mehr zu bestellen. Wir haben den menschlichen und den göttlichen Geist in uns.
Da ist die Unterscheidung der Geister wichtig und nachzuforschen, zu reflektieren: Was geht in mir vor? Wieso bin ich unruhig? Ist es Freude oder Nervosität, Angst? Karl Barth (1886-1968), evangelischer Theologe, benennt seine Dogmatik III: „Der Geist als Grund der Seele und des Leibes“: Wir haben Gottes Stimme in uns. Man sucht Gott überall und findet ihn in sich selbst, besonders durch Stille, durch Reflexion, will heißen: nach innen beugen, beten. Das verlangt hinhören, Ruhe, schweigen. Das Gewissen ist die gottgegebene Instanz, die zu guten Entscheidungen führen soll, zu einem Ja oder Nein in bestimmten Situationen, auch zu handeln oder etwas zu unterlassen. Gott hat uns dazu den freien Willen gegeben.
Durch die Person des Philippus, einem hellenistischen Christen, handelt Gott. Die Textstelle der ersten Lesung verschweigt die Person des Simon Magus, eines Magiers, eines Zauberers, der durch seine Kunststücke insofern Verwirrung schafft, weil sie den Heilungen des Philippus ähnlich sind. Was er zaubert, wissen wir nicht. Die Kirchenväter rücken ihn in die Nähe des Teufels. Simon wird zwar gläubig, will sich aber die Heilkunst, von Gott gegeben, mit Geld bei Petrus erkaufen, was dieser empört ablehnt. Gnade, Zuwendung, Berufung kann man nicht durch Geld erkaufen. Von daher kommt aber der Ausdruck „Simonie“, womit der vor allem im Mittelalter geübte Kauf geistlicher Ämter benannt wird. Philippus als Berufener tut mit Gottes Hilfe, bzw. dem Heiligen Geist viel Gutes.
Rede und Antwort stehen
Die zweite Lesung weist darauf hin, dass man auch für gute Taten Leid ertragen muss. So etwas werden Sie auch schon erlebt haben. In der Meinung Gutes zu tun erntet man ab und an Wut, Ärger, Neid, Aggression. Jesus hat das in seinem irdischen Dasein auch erlebt. Er wird in zwei Punkten angeklagt: Freiheit für die Menschen, mit der sie nichts anfangen können, weil sie unselbstständig und innerlich leer sind, und Gotteslästerung, weil bei den Pharisäern und anderen Menschen die Erkenntnis fehlt. Wer sieht und erkennt, wird auch Rechenschaft über seinen Glauben und über die Hoffnung, die in schweren Zeiten weiterhilft, geben können und dabei bescheiden bleiben, nachfragen, im Gespräch bleiben.
Der Heilige Geist als Beistand auf dem Weg in die Mündigkeit
Das Evangelium ist Teil der Abschiedsrede Jesu. Er verspricht den Seinen einen Beistand auf dem Weg in die Mündigkeit. Jesus bleibt nicht hier auf Erden, deswegen die Abschiedsrede, aber er gibt uns Gaben, Geschenke, damit wir wissen, wie wir weiterleben sollen. Er ist kein "Helikoptergott", der aufpasst, dass ja nichts passiert. Das würde auch gegen den freien Willen des Menschen verstoßen.
Der Geist Gottes wirkt in uns, damit wir uns entfalten können. Um mit dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) zu sprechen, aus selbst verschuldeter Unmündigkeit frei zu werden. Dazu hilft uns das Gewissen, wie bereits erwähnt. Es ist Mittelpunkt christlicher Anthropologie. Durch Unterdrückung von außen wird in Kirche und Politik Gedankenfreiheit zur Ideologie. So musst du denken und handeln. Nachfragen könnte zur Kritik führen. Freiheitsentzug erleben wir bis heute auch durch Änderung der Sprache, oft auch in der Kirche - nicht nur im Ukrainekrieg. Viel wurde durch Angst erzwungen. Wo die Angst das Leben beherrscht, wird man eng-herzig. Gott entwickelt für uns Menschen durch den Heiligen Geist Autorität aus unserem Inneren (»augere« bedeutet übersetzt »wachsen«, »entfalten«), damit wir Gott ähnlich werden, das nennen wir „entfalten“. Beten wir darum, dass wir seine Gaben erkennen und annehmen, er will uns ja nicht als Waisen zurücklassen.
Die spirituelle Dimension des zivilen Lebens
Schau auf dich, schau auf mich…
Weil wir einander lieben, halten wir Abstand und tragen wir Mund- und Nasenschutz. Vergangenen Sonntag war Muttertag. Weil wir auch unsere Mütter und Omas lieben, die nicht mit uns im selben Haushalt leben, waren wir angehalten, zu ihnen Abstand zu halten. Irgendwie paradox! Liebe verbinden wir normalerweise mit Nähe, Umarmung… Nun müssen wir aus Liebe das Gegenteil tun: Abstand halten.
Wir könnten nun diskutieren, ob das alles nötig ist. Wir könnten auch andere Umgangsregeln ersinnen und von der Regierung fordern, wie das manche tun. Regeln helfen aber nur, wenn sie für alle einsichtig und vollziehbar sind. Am Anfang der Coronakrise haben sich der eine oder andere darüber lustig gemacht. Erst als das Virus auch vor prominenten Politkern und hohen Beamten nicht Halt gemacht hat, und sich Personen infiziert haben, die meinten, die Vorsichtsmaßnahmen seien überzogen, sind die meisten kleinlaut geworden.
Wir mussten einen mehrere Wochen langen Lernprozess durchlaufen, um mit dieser für manche Mitbürger lebensbedrohlichen Situation angemessen umgehen zu können. Vor allem mussten wir und müssen wir immer noch lernen, die Vorschriften dem Sinn nach anzuwenden und sie von Woche zu Woche neuen Erkenntnissen gemäß anzupassen. Es reicht nicht aus, dass wir dem Buchstaben des Gesetzes genüge tun.
Liebe und Gebote
"Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten" und "Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben…", hörten wir im Evangelium. Der Umgang mit den Geboten Jesu ist ähnlich anspruchsvoll wie der Umgang mit den Corona-Schutzmaßnahmen.
An sich sind die Gebote Jesu und die Gebote Gottes aus dem Ersten Bund ganz einfach. Sie lassen sich mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zusammenfassen oder an den zehn Fingern aufzählen. In der konkreten Anwendung ergeben sich aber endlose Diskussionen. Dabei stößt man auf viele Situationen, die sich nicht mit einem einfachen Gebots- und Verbots-Schema erledigen lassen. Auch hier müssen wir lernen, die Gebote Gottes und die Gebote Jesu dem Geiste nach anzuwenden. Wir kommen nicht umhin, die vielen Situationen und Sichtweisen zu diskutieren und unsere Umgangsformen entsprechend anzupassen.
Der Beistand des Heiligen Geistes
Jesus hat den Jüngern einen Beistand verheißen, der sie im konkreten Leben begleiten wird. Das Liebesgebot Jesu und die Gebote Gottes müssen in jeder Herausforderung des konkreten Lebens neu ausformuliert werden. Die österreichischen Bischöfe sehen die Annahme der uns infolge der Pandemie auferlegten Einschränkungen als ein Gebot der Nächstenliebe. Die Nächstenliebe fordere das jetzt von uns, so die Bischöfe in einem Hirtenbrief.
Ähnliches gilt aber auch für alles andere, das auf uns zukommt. In jeder Epoche mussten sich die Menschen auf neue Entwicklungen einstellen und neue Regeln formulieren. Diese Gesetze und Vorschriften ins persönliche Legen zu integrieren, ist auch ein Gebot der Nächstenliebe. Nur so kann ein gedeihliches Miteinander gelingen. In ähnlicher Weise werden wir aber auch für die Klimakrise und für die gewaltigen politischen und weltwirtschaftlichen Umwälzungen, die auf uns zukommen, passende Lösungen finden müssen. Uns an diesem Suchprozess zu beteiligen, sind wir auch als Christen gefordert.
Spiritualität
Die Zusage Jesu, dass uns der Heilige Geist beistehen wird, ist mehr als eine nebulöse spirituelle Verheißung. Sie hat für uns ganz konkrete Bedeutung. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns auch in diesen scheinbar banalen und nichtreligiösen Lebensbereichen begleitet. Wir dürfen darauf vertrauen, dass uns der Heilige Geist in allen gegenwärtigen und künftigen kleinen und großen Herausforderungen beistehen und zu guten Lösungen führen wird.
Das Finden von guten Regeln und Wegen im Umgang mit alten und neuen Herausforderungen ist eine Seite, die wir mit dem Wirken des Heiligen Geistes in Verbindung bringen können. Noch eine andere Seite, die auch als Wirken des Heiligen Geistes betrachtet werden kann, ist im Zuge der Coronakrise sichtbar und spürbar geworden: Die hohe Bereitschaft zu Solidarität, gegenseitige Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme hat viele überrascht. Auch darin spüren wir Heiligen Geist und etwas von der Liebe des Vaters, die uns Jesus im Evangelium zugesagt hat. Bei aller Trennung zwischen Kirche und Staat hat unser ziviles Leben eine spirituelle Dimension, die für unser Christsein bedeutsam ist.
müssen, dürfen, sollen - leben mit Gesetzen und Geboten
Gesetze und Gebote
Wenn das Parlament ein Gesetz beschließt, kommt es immer wieder vor, dass es von jemand angefochten wird, und der Oberste Gerichtshof es zur Gänze oder teilweise aufhebt. Das System der Gesetze und Rechtsnormen ist so komplex geworden, dass niemand mehr es ganz überblicken kann. So kommt es vor, dass unterschiedliche Rechtsauffassungen miteinander in Konflikt geraten. Übergeordnete Gericht prüfen, ob ein Gesetz mit den in der Verfassung oder in internationalen Verträgen festgeschriebenen Grundrechten vereinbar ist.
Religiöse Vorschriften und Gebote sind einfacher angelegt. Sie müssen ja für jeden verständlich sein. Sind sie deswegen aber auch schon einfacher zu handhaben?
Immer wieder treffe ich Leute, die bedauern, dass die meisten Leute die 10 Gebote nicht mehr kennen. Vor allem Kinder sollten sie auswendig lernen. Die 10 Gebote sind einfach, jeder könnte sie sich merken, und sie enthalten alles, was für das Zusammenleben der Menschen notwendig ist. Leider funktioniert das im praktischen Leben nicht immer wo einfach. Schon lange vor der Zeit Jesu zeigte sich, dass die Gebote allein nicht genügten. Jüdische Gesetzeslehrer entwickelten weitere Gebote und Verbote, um die Grundgebote auszulegen und ihrer Zeit anzupassen. Jesus kritisierte die Praxis der Gesetzestreue seiner Zeit. Er warf den Gesetzeslehrern vor, dass sie die Gebote an ihrem Geist vorbeiinterpretierten.
Die Gebote Jesu
Im Evangelium dieses Sonntags, es ist den Abschiedsreden Jesu entnommen, fordert Jesus die Jünger auf, mit ihm in Verbindung zu bleiben und aus Liebe zu ihm seine Gebote zu halten (Joh 14,15). Seine Gebote waren noch einfacher als die Gebote des Alten Bundes. Er legte einfach Wert auf die Gottes- und Nächstenliebe und präzisiert diese mit dem Satz: "Liebt einander, wie ich euch geliebte habe!" (Joh 13,34). Im Grunde reicht das. Doch wo unterschiedliche Auffassungen von dieser Grundregel aufeinandertreffen, kann es zum Streit kommen. Und ein Streit unter engagierten Gläubigen kann mitunter sehr heftig werden. Deshalb scheint mir der Zusatz, den Jesus an seine Forderung angehängt hat, sehr wichtig: "Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll." (Joh 14,16).
Diesen Geist haben wir nötig, wenn wir nach der Himmelfahrt Jesu in seinen Spuren weitergehen wollen. Seine Gebote sind sehr einfach, wir brauchen aber seinen Geist, um deren Bedeutung und Konsequenzen im konkreten Leben erkennen zu können. Kein Kirchenrecht und kein Lehramt kann ihn ersetzen. Um zu begreifen, was Jesus wollte und was er von uns heute will, müssen wir uns immer wieder in jene Erzählungen und Worte vertiefen, die berichten, wie er gelebt hat und was für ihn wichtig war.
Die Hilfe des Heiligen Geistes
Nicht alle Probleme lassen sich durch das Erfinden neuer Regeln lösen. Dies zeigte sich z.B., als Papst Franziskus vor wenigen Jahren die Familiensynode einberufen hat. Viele haben sich erwartet, dass der Papst am Ende der Beratungen neue Bestimmungen erlassen wird, wie in umstrittenen Fragen des Sexual-, Ehe- und Familienlebens umzugehen sei. Etwa wenn Ehen gescheitert sind und die Partner eine neue Beziehung eingegangen sind. Unzählige Varianten werden mittlerweile praktiziert. Wie kann man damit umgehen, ohne das Gebot der Liebe zu verletzen? Dafür eine Regelung zu finden, die allen Einzelfällen gerecht wird, ist derzeit kaum möglich.
Wenn Menschen im Geiste Jesu um eine Lösung ringen, zu der sie im Gewissen stehen können, dürfen sie darauf vertrauen, dass sie nicht aus der Liebe Christi und nicht aus der Liebe Gottes herausfallen. Für sie gilt: "Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren" (Joh 14,21). Freilich besteht die Gefahr, dass manche sich die Gewissensentscheidung zu einfach machen.
müssen, dürfen, sollen
Staatliche Gesetze legen fest, was mir müssen und was wir nicht dürfen, sie bestimmen aber nicht, was wir sollen. Die 10 Gebote und auch die Gebote Jesu sagen uns, was wir sollen. Sie weisen uns den Weg zu einem Ziel. Dieses ist das Leben in Fülle, das zu bringen Jesus in die Welt gekommen ist. (Joh 10,10) Das Leben in Fülle wird uns geschenkt, wenn wir uns in die innige Liebe des dreifaltigen Gottes hineinnehmen lassen und uns bemühen, in seiner Liebe zu bleiben.
Mit Jesus verbunden bleiben
Von Jesus begleitet
Die Botschaft und die darin enthaltenen Aussagen des heutigen Evangeliums sollen uns auf das rechte Verhalten eines Christen hinweisen. Jesus sagt seinen Jüngern deutlich: Red' nicht davon, dass du mich liebst, wenn du nicht meinen Richtlinien folgst. Denn gerade darin zeigt sich ja, dass einer mich liebt, indem er sich an mein gegebenes Vorbild hält. Jesu Denken unterscheidet sich von den Anschauungen der Welt. Und dies muss bei den Christen ebenso der Fall sein, wenn sie Jesus ernsthaft nachfolgen wollen.
Ermutigend und beglückend dabei ist: Den Weg der Nachfolge müssen wir nicht allein gehen. Jesus verspricht den Jüngern: Ich lasse euch nicht als Waisen zurück. Ich werde den Vater bitten, euch den Geist der Wahrheit als Beistand zu geben. Das bedeutet: Durch den Hl. Geist, den er uns sendet, will er fest mit uns verbunden bleiben. Die Jünger sollen erkennen: Genau das ist der Punkt, den es zu beachten und begreifen gilt. Die innige Verbundenheit mit Jesus im Geist Gottes ist die Kraftquelle, ohne die kernige Nachfolge nicht zu vollbringen ist. Es ist die gleiche Quelle, aus der schon Jesus geschöpft, gelebt und gewirkt hat. In tiefer Verbundenheit mit dem Vater und dem Hl. Geist hat er sein Leben gestaltet, das aus gelebter Liebe bestand. In ein hohes Maß der Verbundenheit mit Christus, dem Vater und dem Hl. Geist sollen die Christen sich einklinken, um ihrem Leben nach den Weisungen Jesu Gestalt zu geben.
Eins mit Jesus
Die Worte und Rede Jesu hebt der Evangelist Johannes in seinem Evangelium besonders hervor, weil es gar nicht so einfach ist, sich wirklich mit Jesus zu vereinen und eins zu bleiben mit ihm. Schon den Jüngern erging es so. Sie waren zu Lebzeiten Jesu von ihm begeistert. Ihr Herr und Meister, der sie zu Jüngern berufen hatte, war allen Menschen überlegen, wirkte Wunder und begegnete allen mit großem Wohlwollen und mit Liebe. Die Jünger glaubten seinen Worten, dass er der Messias sei, wie man in Begeisterung einem Menschen traut und an ihn glaubt. Genauere Vorstellung über den Messias – außer dass er Israel aufblühen lassen werde – werden sie nicht gehabt haben. Dass Jesus ein besonderer, von Gott begnadeter Mensch war, erlebten sie. Das fanden sie schön und folgten ihm. Außerdem war Jesu liebevolles Verhalten so wohltuend und aufbauend, dass sie es gern in groben Zügen übernahmen.
Aber dann folgte sein armseliges Sterben am Kreuz. Warum konnte er sich als Messias nicht davor bewahren? Die Träume der Jünger von einem messianischen, jüdischen Großreich, zu dem Menschen aus aller Welt pilgern würden, zerbrachen und waren dahin. Um sich aufzurichten, benötigten die Jünger die Begegnung mit dem Auferstandenen und das ganz deutliche Erleben, dass der Auferstandene den Hl. Geist über sie ausgoss. Mit diesen Erfahrungen gehen ihnen die Augen auf. Sie sehen Jesus jetzt in ganz anderer Weise. Ja sie begreifen, dass die Messianität Jesu nicht darin bestand, ein irdisches Großreich zu errichten, sondern im Aufbau eines geistigen Reiches, in dem Liebe, Güte, Barmherzigkeit die bestimmenden Elemente sind. Eine ganz neue Sicht eröffnet sich ihnen. Sie geht auf: Jesus hat sich als Messias erwiesen, indem er sich keinen Millimeter von der Liebe abbringen ließ trotz der Leiden und Qualen, die man ihm bereitete. Eins mit dem Vater lebte er die Liebe wie dieser in Vollendung. Erst jetzt erkennen die Jünger, dass ein Durchhalten in der Liebe selbst bei bittersten Schmerzen seinen Wert hat. Im Rückblick erinnern sie sich, wie Jesus oft und immer wieder die Verbindung zum Vater im Himmel suchte und den Kontakt zu ihm aufnahm. Ihnen leuchtete auf einmal ein, woher Jesus die Kraft nahm für seine Liebe, Güte und Menschenfreundlichkeit. Vom Geist Jesu erfüllt, der der Geist der Liebe ist und sich vom Geist der Welt absetzt, sehen die Jünger die Welt jetzt mit ganz anderen Augen und in neuer Sicht.
Die Menschen mit anderen Augen sehen
Nach dieser Sichtweise – in Verbundenheit mit Jesus und aus dem Eins-Sein mit ihm – sollen auch wir streben. Dafür wirbt der Evangelist. Und wo wir dies tun, sehen wir auch oft so manches ganz anders als bisher.
Da begegnen wir z.B. Menschen, über deren Verhalten oder Handeln wir zunächst erst einmal den Kopf schütteln. Sobald wir uns jedoch einmal, ohne sie von vornherein abzulehnen, vertraut machen mit ihrer Lebensgeschichte, ihrem Werdegang, ihrem Denken und ihren Ansichten, sehen wir sie auf einmal ganz anders. Wenn wir sie nicht von vornherein ablehnenden, sondern mit den wohlwollenden Augen Jesu betrachten, nähern wir uns ihnen, suchen wir nach den Hintergründen und verstehen besser, warum sie sind, wie sie sich geben. Das heißt nicht, dass wir alles an ihnen gut heißen müssen. Aber vieles an Fehlbeurteilung unsererseits wird unterbleiben. Im Eins-Sein mit Jesus Menschen oder Situationen betrachten und anschauen lässt uns oft sagen: Das sehe ich jetzt ganz anders.
Wenn ich gesagt habe „Wir müssen dann nicht alles bei andern gutheißen“, so haben wir Jesus durchaus auf unserer Seite, wenn wir das Negative benennen und ablehnen. Dies zu tun, davor hat sich Jesus auch nicht gescheut. Aber mit dem Blick Jesus schauen, lässt uns vieles ganz anders bewerten und beurteilen.
Vor allem das vorschnelle, übereilte Bewerten können wir eindämmen. Dies ist in einer Erzählung sehr schön eingefangen und wiedergegeben (Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten 1, Grünewald-Verlag, 141).
Ein Mann hatte seine Axt verloren und vermutete, dass der Sohn des Nachbarn sie ihm gestohlen habe. Der Mann beobachtete daher den Jungen sehr genau und fand: Der Gang des Jungen, sein Blick, sein Verhalten waren ganz die Art eines Axtdiebes. Alles, was er tat, sah nach einem Axtdieb aus. Einige Zeit später fand der Mann seine Axt zufällig unter einem Bretterhaufen, unter den sie gerutscht war. Am nächsten Tag sah der Mann den Sohn des Nachbarn wieder: Sein Gang war tatsächlich nicht der eines Axtdiebes und auch sein Blick und Verhalten waren wirklich nicht von der Art eines Axtdiebes.
Bitten wir gleich in den Fürbitten um ein immer tieferes Hineinwachsen ins Eins-Sein mit Christus und um Kraft, seine Gebote zu halten und seinen Weisungen zu folgen, damit wir seinem Wesen immer ähnlicher werden.
Der Geist Gottes macht lebendig
Der Hl. Geist als Beistand
In den so genannten Abschiedsreden bei Johannes, aus denen wir auch heute das Evangelium gehört haben, bereitet Jesus seine Jünger auf sein Weggehen zum Vater vor. Er verheißt ihnen einen Beistand, der für immer bei ihnen bleiben soll. Jesus nennt ihn den Geist der Wahrheit.
Auch in der Lesung aus der Apostelgeschichte haben wir von diesem Geist Gottes gehört. Petrus und Johannes kommen hinab nach Samaria, um auf die Neugetauften den Geist Gottes herabzurufen. Durch den Empfang des Heiligen Geistes wird der Glaube der ersten Christen besiegelt und ihr Christsein vollendet. Sie gehören jetzt ganz zur Kirche Jesu. Und das gilt auch heute noch! Durch die Firmung wird unsere Eingliederung in die Kirche vollendet. Wir sind hineingenommen in die Gemeinschaft der Glaubenden, die darauf wartet, dass wir uns mit unseren Fähigkeiten und Gaben einbringen.
Der Geist, den wir erhalten ist unser Beistand. Er hilft uns, ja verteidigt uns, wenn es schwierig wird für uns. Wir sind nicht allein gelassen, verwaist, wie es Kindern passieren kann, wenn die Eltern wegsterben. Der Geist schützt uns, er stellt sich als machtvoller Helfer hinter unser Leben.
Leben wir in einer geistlosen Welt?
Wenn wir heute in unsere Welt und in die Kirche hineinschauen, dann haben wir oft das Empfinden, nicht viel von diesem göttlichen Geist entdecken zu können. Schon der Evangelist Johannes schreibt, dass die ungläubige Welt diesen Geist nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Wir sind nicht ungläubig, doch manche Zeichen des hl. Geistes sehen wir auch nicht. Wir sind in Gefahr, auf unser Ich zurückzufallen und alles von uns her zu sehen und zu beurteilen.
Der Geist, unser Beistand, will uns öffnen für Gott und will uns die Freude entdecken lassen, wenn wir selbstlos lieben, für andere da sind. Der Geist gibt uns die Kraft, zu unterscheiden, uns nicht zuschütten zu lassen von den sich wichtigmachenden Angeboten des Alltags, die auch den Sonntag zerstören wollen. Der Geist macht sensibel für die stille und verborgene Art, wie das Reich Gottes unter uns wächst. Er schärft das Gespür dafür, dass Gott auch trotz unserer Schwäche oder Ohnmacht uns nicht aufgibt. Der Geist wirkt immer Neues: In der Ökumene hat er durch gute, menschliche Begegnungen im Reformationsjubiläumsjahr die Konfessionen näher zueinander führt. Erkennen wir das Wirken des Geistes, in den Menschen der verschiedenen Weltanschauungen, die für ein friedliches Miteinander arbeiten!
Der Geist der selbstlosen Liebe
Wir gehören zu Jesus Er hilft uns, seinen Geist der selbstlosen Liebe zu leben! Die Dynamik und die Kraft dieser Liebe kennzeichnen die Christen. Wenn in ihnen der Wunsch zu lieben nicht lebendig ist, fehlt ihr wesentliches Kennzeichen. Denn alle Gebote Jesu lassen sich im Gebot der Liebe zusammenfassen: in der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Die Liebe drückt sich nicht nur in Gefühlen aus, sondern vor allem im Tun, im Dienst an den Menschen in unserer Umgebung, angefangen bei den kleinen, alltäglichen Hilfeleistungen.
Wir hören heute im Evangelium das ermutigende Wort: „Ihr seid in mir und ich bin in euch!“ Er möchte uns in eine tiefe Verbindung und Einheit mit „Ihm“ hineinnehmen: Das geht durch die Gnade des Heiligen Geistes. Seien wir großzügig, geben wir dem Heiligen Geist die Generalerlaubnis, uns umzuformen im Geiste Jesu! Je mehr wir unsere Beziehung zu Gott mit Leben erfüllen und vertiefen, desto mehr verwirklichen wir unsere eigene Persönlichkeit.
Getragen von der Liebe des Vaters
Eine der großen geistlichen Gestalten des 20. Jahrhunderts, Charles de Foucauld, schrieb einmal: „Wenn man jemanden liebt, ist man tatsächlich in ihm. Man ist in ihm und lebt in ihm durch die Liebe. Man lebt nicht mehr in sich selbst, man ist ‚losgelöst’ von sich, ‚außerhalb’ von sich selbst.“ Durch diese Liebe bahnt sich Jesus einen Weg zu uns, gemäß seiner Zusage, die er auch heute macht: „Wer mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“
Wer nachts mit dem Fahrrad unterwegs ist und stehen bleibt, befindet sich im Dunkeln. Sobald er jedoch wieder in die Pedale tritt, erzeugt der Dynamo genügend Strom, um den Weg vor ihm zu beleuchten. Das gilt auch für das Leben mit Gottes Geist: Der Geist Jesu hilft uns, die echte Liebe in uns in Bewegung zu setzen, die Liebe, die ohne Erwartung gibt. Er lässt uns spüren, dass er unser Beistand, der Geist der Wahrheit ist. So werden Glaube und Hoffnung als lebensrettende Energien in uns und der Kirche aufleuchten.
An der Liebe Gottes teilhaben
Abschiedsrede
Kein leichtes Unterfangen: Jesus hält eine, seine Abschiedsrede. Seine Jünger sind um ihn versammelt. Stellen wir uns doch dazu! Noch wissen wir nicht, was uns erwartet. Was soll, was kann Jesus sagen? Dass wir jetzt alleine zurechtkommen müssen? Hoffentlich auch genug gehört und gesehen haben? Endlich zeigen können, was wir gelernt haben?
Nichts von alledem sagt Jesus. Jesus spricht von der Liebe. So, als ob es von ihr keinen Abschied geben wird. Geben kann. Liebe verbindet. Sie lebt auf. In der Liebe bleibt Jesus bei uns - und wir bleiben bei ihm. Während sich die Wege äußerlich trennen, führen sie auffälligerweise sogar zu einander. Eine ganz neue Weg-Erfahrung! Alles, was Jesus gesagt hat, leuchtet weiter. Ein Satz gefällt mir besonders gut: Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Da geht mir das Herz auf!
Waisenkinder
Verweilen wir doch ein wenig bei den Waisen! Vielleicht gehört es zu den schlimmsten Erfahrungen, die Menschen machen können, dass sie Waisen werden - oder Waisen zurückzulassen (müssen). Mit dem Wort "Waise" ist die Todeserfahrung verbunden. Das Wort drückt Verlassenheit aus. Es gibt keinen Vater, keine Mutter.
Seit langer Zeit hat das Wort "Waise" auch neue Erfahrungen in sich aufgenommen. Menschlich tut es sehr weh, auf einmal alleine zu sein. Gemeinsame Wege können auseinander gehen oder Beziehungen brechen. Menschen trauern, sie fühlen sich verlassen, vielleicht auch verraten. Irgendwann stellt sich Wut ein. Wenn wir darüber reden können, fällt uns das Bild von der Achterbahn ein. Es geht hoch und runter, alles schnell - und im Wagen ist keine Bremse. Bei jedem Menschen verläuft eine solche Phase auch anders. Sie kann tief depressiv sein, sich in Flucht verwandeln oder auch eine ungeheure Aggressivität entfalten.
Im übertragenen Sinn fühlen sich viele Menschen auch von Gott verlassen und verraten. Sie fühlen sich wie Waisen. Gott hat sich zurückgezogen. Er hat sich einfach still und leise davon gemacht. Er ist nicht mehr da. Ob das nur eine moderne, zeitgenössische Erfahrung ist? Haben nicht auch schon die Jünger die Erfahrung gemacht, verlassen zu werden? In der frühen Kirche haben Christen sehnsüchtig darauf gewartet, dass Jesus bald wiederkommt. Also: Zurückkommt. Wir warten auch auf ihn. In bedrohlichen Situationen stellen wir die Frage nach dem "warum" - und können sie doch nur aushalten, wenn wir uns als Menschen aneinander festhalten. In den Psalmen schon rufen, schreien Menschen nach Gott. Wo finden wir dich, Herr? Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Meine Gedanken wandern. Dann höre ich Jesus sagen: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird."
Beistand
Die Fragen, die wir angerissen haben, sprechen wir im Gebet aus. Sie trennen uns dann nicht, sie bringen uns dann auch nicht gegeneinander auf. Auf viele Fragen haben wir keine Antworten. Jesus möchte, dass wir ihn lieben und seine Gebote halten. Dann ist er, dann ist Gott da - und nicht fern.
Ein Abschiedsgeschenk aber macht uns Jesus: wir bekommen seinen Geist geschenkt. Beistand wird er hier genannt. Einer, der uns beisteht. Einer, der für uns spricht. Einer, der uns vertritt. Ein Advokat also! Die Waisen bekommen einen Anwalt.
Es ist zwar richtig, dass wir als Menschen - und auch als Kirche - oft das Gefühl haben, allein gelassen zu sein, aber eine größere Zusage könnte uns nie und nimmer gemacht werden als die, den Geist Jesu, den Geist Gottes geschenkt - und anvertraut - zu bekommen. Die Klage, verlassen zu sein, verwandelt sich in die Freude, an der Liebe Gottes teilzuhaben. Am besten merken wir das, wenn wir unsererseits anderen Menschen auf ihrem Weg beistehen, für sie eintreten - und Anwälte des Lebens sind. Für einsame, kranke und abgeschriebene Menschen. Für traurige, gescheiterte und schuldig gewordene Menschen. Für Menschen, die nicht einmal das Licht der Welt erblicken sollen, für Menschen, die als Kostenfaktoren die Statistiken versauen. Heute wird uns die Rolle des Verteidigers auf den Leib geschneidert - morgen könnte es sein, dass wir in die Rolle des Anklägers schlüpfen müssen.
Das Bild vom Advokaten - für den Geist Jesu, für den Geist Gottes - wird zu einem Bild voller Hoffnung für unser Leben. Das Gefühl, wir seien ganz allein, ist depressiv, zu depressiv, um vor Gott und den Menschen vertreten werden zu können. Wir würden uns immer nur klein machen können - und uns verloren geben. Uns verlieren! Was ist das für ein Abschiedsgeschenk: den Geist Jesu zu haben!.
Und wenn wir schon einmal bei Abschiedsgeschenken sind: Ich möchte Jesus auch ein Abschiedsgeschenk machen. Geschenkpapier und Schleife brauche ich dafür nicht. Aber ich möchte ihm meine Liebe schenken - und seine Gebote halten. Die Gebote seiner Liebe. Ich habe viele Gelegenheiten, in seinem Geist zu fragen - und etwas zu tun. Auf d e n guten Geist kommt es an.
Abschiedsrede
Abschiedsreden sind große Kunst! In ihr dürfen die Worte nicht versagen, die Augen nicht vertränen, die Trauer nicht überhand nehmen. Jesus hält eine, seine Abschiedsrede. Seine Jünger sind um ihn versammelt. Wir auch. Was soll, was kann Jesus sagen? Dass wir jetzt alleine zurechtkommen müssen? Hoffentlich auch genug gehört und gesehen haben? Endlich zeigen können, was wir gelernt haben?
Nichts von alledem sagt Jesus. Aber er schenkt uns seinen Geist. Was soll ich sagen? Wir kommen jetzt alleine zurecht. Wir haben alles gehört und gesehen. Wir können endlich zeigen, was wir gelernt haben! Wir haben einen guten Anwalt! Wenn wir etwas nicht sind, dann allein.
Herzlich willkommen beim Advokatentreffen!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Verleiblichung des Heiligen Geistes
Liebe
Diese österlichen Texte haben es im wahrsten Sinne des Wortes "in sich". Der Heilige Geist rückt immer mehr in den Mittelpunkt, aber auch von Liebe und Glaube ist die Rede.
Was ist Liebe? Es geht um ein Wort, das sehr oft gebraucht, aber auch missbraucht wird. Liebe ist eine Grundüberzeugung des Menschen. Es müssen Glaube, Verstand und Wille dabei sein, nur Gefühle allein spielen zu lassen ist zu wenig. Sexualität ist ein gottgewollter Trieb. Wenn in der Liebe der ganze Mensch, also Körper, Geist, Seele, angesprochen wird, nennt man das Eros. Erst unter all diesen Voraussetzungen kann sich Liebe im Laufe des Lebens zu einer Geisteshaltung entwickeln. Das Evangelium bringt somit die Ursehnsucht des Menschen zur Sprache: geliebt zu werden, aber auch Liebe anderen zu schenken. Echte Liebe vergeht nicht von heute auf morgen, verlässt den Partner, die Partnerin nicht. Jesus macht auch im Evangelium diese Zusage: "Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch." (Joh.14,18)
Jesus sagt uns somit seine Gegenwart in anderer Form zu. Es geht um die Beziehung, die der Heilige Geist zwischen Vater und Sohn herstellt, somit um das innerste Wesen der Wirklichkeit Gottes.
Auch das hinterfragen Menschen seit eh und je. Was hat sich geändert seit Tod und Auferstehung Jesu? Wir feiern einen Osterfestkreis, beginnend mit einer sechswöchigen Vorbereitungszeit, darin enthalten die heiligen drei Tage Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, feiern Tod und Auferstehung des Herrn und lassen mit dem Pfingstfest, der Herabkunft des Heiligen Geistes, den Osterfestkreis enden. Überdies stellen wir auch noch fest: Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Was hat sich also geändert? Es wird gestorben, gemordet, gelogen, betrogen...
Der Geist Gottes schafft Beziehung
In kleinen Ansätzen, beinahe unmerkbar, wird die Liebe Gottes schon spürbar. Der Geist Gottes schafft Beziehung, in die der Mensch eingeschlossen ist. Freilich ist dem Evangelium auch zu entnehmen, dass das Leben nicht leicht ist. Deshalb bekommen wir den Beistand, den Heiligen Geist. Das ist das Versprechen des Herrn. Es setzt aber Glauben und Vertrauen voraus, einen Glauben, der sich von Generation zu Generation "verjüngen" müsste.
Madeleine Delbrèl,1904-1964, französische Schriftstellerin, katholische Mystikerin) meint, dass der Glaube "wie eine arme Frau" sei. Sie sagt: "Jedes Volk, jede Kultur und jedes Zeitalter schenken ihr ein Kleidungsstück. Wenn die Zeiten sich wandeln, ist ihr Gewand abgetragen. Sie muss neue Kleider bekommen, wenn sie sich nicht im Keller verstecken will. Aber ein Kleid ist ein Kleid und nicht sie selbst, wenn das Kleid gewechselt wird, bleibt sie selbst unverändert. So ist es auch mit dem Glauben. Wollte man ihm unter einem alten Kleid etwas von ihm selbst wegnehmen, [...] wäre er nicht mehr er selbst. [...] Es liegt in unserer Verantwortung, einen neuen Einklang zwischen den Menschen und dem Glauben zu suchen und zu finden." (Mad. Delbrél: "Gott einen Ort sichern", zitiert in: Christ in der Gegenwart 61.Jhg. Nr. 24 vom 14.06.2009).
In Gott sein
Das wiederum braucht Spiritualität, anders gesagt: Verleiblichung des Heiligen Geistes, in Gott sein, sodass es der Mitmensch spürt durch die eigene Lebensgestaltung in den Spuren Jesu gehen. Dann sind wir enthusiastisch, da ist enthalten: ens = sein, thus => theos, also "in Gott sein". Wie bist du gestimmt? Was bewegt dich? Es gibt nervtötende Stimmen, liebevolle Stimmen, leise, diskrete Stimmen. Wir hören ja sehr viel, daher setzen diese Stimmen auch eine Unterscheidung der Geister voraus: Selbsterkenntnis, Förderung der eigenen Berufung, aus fünf Talenten zehn machen. Je näher ich Gott komme, umso mehr läuten die Alarmglocken, sprich: das Gewissen, wenn ich mich von ihm entferne.
Wer Meditation, Stille, Gebet, täglich für kurze Zeit pflegt, wird auch den Vers aus dem 1. Petrusbrief, 3,16 glaub-würdig leben können: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen."
Zuspruch Jesu
zurückgelassen
"Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, sondern ich komme zueuch."(Joh 14,18). Ich versuche das in einem fiktiven Brief darzustellen:
Ihr Lieben!
Nun ist es also endgültig soweit. Ihr habt ja schon vor längerer Zeit gehört, dass der Chef unseres Großkonzerns beabsichtigt, mich nach Feuerland zu schicken, um dort unser Unternehmen neu aufzubauen und auch umfangreiche Arbeiten an der Infrastruktur dieses Gebietes vorzunehmen. Du, liebe Mutti, hast mir schon mehrmals zu bedenken gegeben, wie das werden wird, wenn das Haus mit Dir und den drei Kindern zurückbleibt. Die Handwerker haben noch viel zu tun, Johannes ist zur Zeit schwach in der Schule, Elisabeth hat Liebeskummer und ist nicht sehr verlässlich und Florian braucht gerade jetzt nach seiner Krankheit besonders viel Betreuung.
In dieser Situation verlasse ich Euch und muss dem Auftrag meines Chefs Folge leisten. Diese Trennung ist für Euch und für mich unangenehm, schwierig, ja auch schmerzhaft, da ich bis jetzt nicht weiß, wie lange ich dort bleiben muss. Ihr werdet mir sehr abgehen.
Auch wenn die Entfernung weit, ein telefonischer Kontakt so gut wie ausgeschlossen ist, das Internet erst viel später installiert werden kann, bin ich dennoch nicht fort von Euch. Zumindest brieflich und in Gedanken werden wir immer in Verbindung sein.
Liebe Mutti, ich habe für Euch, so weit das möglich ist, vorgesorgt. Mein Berufs- und Arbeitskollege Herbert, den Ihr ja auch alle gut kennt, wird gelegentlich kommen und die handwerklichen Arbeiten überwachen, gegebenenfalls auch reklamieren, wenn dies nötig ist.
Lieber Johannes, ich weiß, Buben Deines Alters mögen selten die Schule. Wir alle, die Erwachsenen, haben sie aber doch gut hinter uns gebracht. Du bist schon ein sehr selbstständiger Junge, erst neulich war ich von Deinen vernünftigen Worten und Argumenten begeistert. Ich bin sicher, dass Du die unangenehmen Prüfungen gut hinter Dich bringst. Mama wäre schon etwas mehr entlastet, wenn sie nicht auch die schulischen Sorgen mit Dir teilen müsste. Du hast an meiner beruflichen Tätigkeit in letzter Zeit großes Interesse gezeigt. Ich werde versuchen, für Dich in weiter Ferne Brücken zu bauen.
Liebe Elisabeth, wir nehmen während unseres Lebens dauernd Abschied. Nicht immer ist es so schmerzhaft wie in Deinem Fall. Ich möchte mitweinen mit Dir, gerade jetzt aber ruft mich der Chef. Auch wenn ich weit weg bin, nehme ich an Deinem Schicksal besonders Anteil. Die Enttäuschung ist groß, wenn der von Dir so geliebte Bursch Dich so bloßstellt und nichts mehr von Dir wissen will. Halt es mit Till Eulenspiegel: Wenn Du ganz unten durch bist, kann es nur noch besser werden. Ob Dir das Trost ist, mein Kind?
Lieber Florian, Dich lebendigen Buben traf es wie einen Keulenschlag, als Dir der Arzt strenge Bettruhe verordnete. All waren wir außer uns, als das Fieber so an Dir zehrte und die Schmerzen nicht nachlassen wollten. Seit einigen Tagen ist alles schon etwas besser. Auch Du wirst mir sehr abgehen, vor allem deshalb, weil ich nicht weiß, ob die Krankheit auch tatsächlich geheilt ist.
Ihr Lieben, am Flughafen werden wir nochmals zum Abschiedskaffee zusammensitzen. Ich komme wieder, hoffentlich mit reicher Erfahrung, jedenfalls aber mit großer Freude. Das wird ein Festtag, eine festliche Zeit. Seid also nicht traurig, in Gedanken bin ich bei Euch.- Euer liebender Papa.
Der Zuspruch Jesu
Echte Liebe kann nicht zerstört werden, sie ist auch nicht durch den Tod Jesu zerstört worden. Durch den Tod Jesu entsteht Leben in Fülle.
Was hier verlesen wurde, ist der Versuch, die Situation zwischen Ostern und Pfingsten für uns verständlich zu machen. Wir dürfen annehmen, dass sich das Ostergeschehen, das wir auf einen sehr langen Zeitraum verteilt, in "kleinen überschaubaren Portionen" feiern in sehr wenigen Tagen ereignet hat. Dieser Teil der Abschiedsrede enthält das Stichwort "Liebe." "An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, liebt mich, wird von meinem Vatergeliebt werden."(Joh 14,20).
Das Evangelium zeigt uns für diese Liebe ein Urbild der Beziehung im dreifaltigen Gott auf. Der Heilige Geist rückt in den Mittelpunkt. Er stellt die Beziehung zwischen Vater und Sohn her. Wir Menschen sind in diese Liebe hineingenommen. Jede Liebe zu Christus verbindet uns nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Jesus mahnt, diese Liebe in der Welt, im Alltag spürbar zu machen. Das ist die Frohbotschaft, der Zuspruch, den uns Jesus hinterlassen hat.
Untrennbar
Eine Abschiedsrede
Wir sind heute Zeugen einer wohl einmaligen Situation. Live sind wir dabei. Jesus hält seine Abschiedsreden. Er wird gehen. Gehen müssen. Wir bleiben alleine zurück. Nur noch kurze Zeit - sagt Jesus, und die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber - sein Blick ruht auf den Jüngern - ihr aber seht mich. Befangen, traurig fragen wir, wie das gehen soll. Manchmal fühlen wir uns richtig alleingelassen. Mit kritischen Rückfragen, Krisen und Resignation. Mit Machtansprüchen, Rangeleien und verwirrender Vielfalt. Wir sehen an vielen Stellen ein Durcheinander. Wir wünschen uns Klarheit. Wir sehnen uns nach einem starken Glauben. Wenn ER uns doch nur sagen würde, wie wir alles bewältigen können! Aber wenn er geht und uns alleine lässt? ... Wir merken jetzt nicht einmal, dass wir einen anderen, tieferen, weiteren Blick geschenkt bekommen.
Abschiedsgeschichten
Ich muss jetzt an Abschiede denken. Ein Bahnsteig. In wenigen Minuten fährt der Zug ein. Zwei junge Menschen halten sich fest, wollen nicht von einander lassen. Er fährt an seinen Studienort, sie bleibt zurück. Die Trennung scheint ewig. Sie schenkt ihm ein Bild. Ihr Bild. So wird sie immer bei ihm sein. Ihn ansehen. Ihn anlächeln.
Szenenwechsel. Der Kollege geht in den Ruhestand. Was man ihm schenken kann, bewegt viele. Sogar über lange Zeit. Dann wird die Idee geboren: wir schenken ihm ein Album. Mit Erinnerungen gemeinsamer Zeit. Mit Momentaufnahmen. Mit Gesichtern. Noch persönlicher geht es nicht. Wann, wie oft, wie gerne er in dem Album blättern wird? Schön ist es, einfach da zu sein, ohne aufdringlich zu werden. Eine neue Situation - eine neue Offenheit.
Ein letzter Blick: Menschen kommen von einem Grab. Sie haben die Mutter auf ihrem letzten Weg begleitet. Es ist alles noch so frisch! Sie reden miteinander. Sie spüren die Zäsur. Ihr Lebensweg geht weiter. Morgen schon wird wieder Alltag sein. Zu Hause haben die Kinder ein Bild der Mutter auf den Schrank gestellt. Was sie gesagt und getan hat, wer sie war, was sie wollte - ist in ihren Zügen lebendig. Manchmal ertappen sich die Kinder dabei, wie sie mit ihrer Mutter reden - und tatsächlich eine Antwort bekommen!
Jeder, jede von uns kann Abschiedsgeschichten erzählen. Nicht alle Abschiedsgeschichten gehen gut aus. Es gibt Abschiede, die Wunden zurücklassen. Womöglich mit ungestilltem Hass, ungeklärter Angst, unheilbarer Verlorenheit. Das Gras wächst nur langsam auf diesen Abschieden. Aber irgendwann wagt sich ein Gänseblümchen hinaus ...
Abschiedsgeschenke
Habt ihr die Worte des Evangeliums noch im Ohr? Was Jesus zu seinem Abschied sagt, bringt uns tatsächlich auf neue Gedanken.
Er lässt uns sein Gebot! Er verheißt uns seinen Geist! Er nimmt uns in sich auf, in sein Herz!
Am Ende - Jesus sagt das in seinen Abschiedsreden ganz unverhüllt -, ist es sogar gut, dass er geht! Wir haben Frei- und Spielräume! Uns wird ein ungeheuer großer Vertrauensvorschuss gewährt! Er traut uns zu, sein Wort zu bewahren!
Worte
Entschuldigung, ich bin viel zu schnell. Es geht doch darum, seine Gebote zu halten, sie mit Liebe zu halten. Eine andere Form, ihn zu lieben, zeigt er uns nicht. So schön es ist, ihm in Gedanken ein Ehrenplätzchen einzuräumen - unsere Gedanken sind ihm zu klein. So schön es ist, ihm Liebeslieder zu singen - ihm sind unsere Töne zu wenig. So schön es ist, sich nach ihm zu nennen - ihm sind unsere Bezeichnungen zu eng.
Sein Gebot ist ohnehin in wenigen Worten auszudrücken: es ist das Gebot, einander lieb zu haben. Wenn er noch bei uns wäre: Würde er uns etwas anderes sagen? Mehr? Besseres? Aber: Gibt es denn etwas Anderes, Größeres, Besseres? Als Liebe? Sein ganzes Leben und Sterben ist Liebe. Seine Liebe überwindet die Welt - und den Tod. Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben lässt für seine Freunde. Für seine Freundinnen. Sagt er. In seinem Gebot ist sein Leben, seine Zukunft, unsere Zukunft bewahrt.
Darum sagt Jesus: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Schön formuliert: werdet ihr ... Er ist sich da sehr sicher. In seiner Abschiedsrede. Jesus vertraut uns sein Gebot an - als würde er sich uns selbst anvertrauen. Ganz und gar. Auf Gedeih und Verderb.
Mir kommen jetzt wieder die Beispiele in den Sinn. Die Beispiele mit dem Bild zum Abschied, dem Album als "Andenken" an die gemeinsame Zeit - und dem Bild, das sozusagen stellvertretend für jemanden steht, der nicht mehr da ist.
In seinem Gebot schenkt uns Jesus sein Bild, eine gemeinsame Zeit und seine lebendige Gegenwart.
Beistand
Obwohl Jesus von seinem Abschied redet, entdecke ich bei ihm eine große Fürsorge. Er lässt uns nicht nur sein Gebot, sondern schenkt uns auch einen Beistand. Also einen, der uns gerade nicht allein lässt, sondern mit uns geht, uns ermutigt, uns aufrichtet. Wenn wir jemanden brauchen: dann ihn. Während "Beistand" männlich formuliert ist, trägt der Geist weibliche Züge. Dabei ist es ein Wort. Ruach! Lebenspendender, schöpferischer Geist. Er gibt der Welt ein neues Gesicht. Er war auch schon am Anfang der Welt da. Weise und liebevoll.
Von ihm wird erzählt, dass er selbst kleine Leute über sich hinauswachsen lässt. Dass er schweigsame Menschen mit Worten überfüllt. Dass er mutlose und verzagte Menschen die Welt verändern heißt. Die Verheißung beim Propheten Joel sprengt alle Beschreibungen: alles Fleisch wird förmlich überschüttet. Auch "Jünglinge" und "Greise". Auch die, die noch nichts oder nichts mehr zu sagen haben. Auch die Anfänger und Abgehalfterten. Bei Gott: die Großen werden klein. Ich freue mich schon, in wenigen Tagen, an Pfingsten zu hören, dass der Geist wie Sturm und Feuer ist, mitreißend und ansteckend. Ehrlich gesagt: wenn Jesu Gebot unter uns lebendig bleiben soll, brauchen wir einen Beistand, der seine Liebe bei uns, unter uns - mitreißt und ansteckt. Mit den Worten des Evangelisten: wir verwaisen nicht!
Als ich vorhin die Beispiele aus dem Leben erzählte, kam - unausgesprochen - eine alte Weisheit zum Vorschein: Bilder scheinen zwar einen Moment festzuhalten, ihn gar zu konservieren, aber Bilder lassen ganz neue Geschichten entstehen. Was würde er, was würde sie denn jetzt tun? Raten? Im Gespräch wachsen auf einmal - Neuanfänge. Bilder lösen sich von Erinnerungen und bescheren uns neue Begegnungen. Dann können unsere Herzen sogar klingen. Und ganz weit offen sein.
Jesus verabschiedet sich nicht einfach von uns: er schenkt uns ganz neue Erfahrungen. Auch neue Erfahrungen mit uns. Seine Liebe trägt uns, sie entfaltet uns, sie deckt ungeahnte Seiten auf. Allein sind wir nicht.
In ihm
Wir sind heute Zeugen einer wohl einmaligen Situation. Live sind wir dabei. Jesus hält seine Abschiedsreden. Er wird gehen. Gehen müssen. Aber wir haben einen festen Platz in seinem Herzen. Wir werden immer in sein Herz schauen, wann immer wir ihm nahe sind. Wir sind untrennbar mit ihm - glücklich.
Ein bisschen verwundert bin ich jetzt schon: Einen so großen Vertrauensvorschuss habe ich nicht erwartet. Ich will sein Vertrauen nicht enttäuschen. Sein Gebot habe ich. Seine Verheißung auch. Komm, Heiliger Geist - und kehre bei uns ein!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne,
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
"Jedem Rede und Antwort stehen!"
Hoffnung - Kern des christlichen Glaubens
"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt." Diese Aufforderung hebt sich aus den Lesungen des heutigen Sonntags heraus. Sie steht im ersten Petrusbrief. Bei denen, die nach der Hoffnung fragen, kann man in der apostolischen Zeit an Richter und Beamte denken. Denn es gehörte zu den Erfahrungen der ersten Christen, dass sie vor die Gerichte gezerrt wurden. Natürlich lässt sich weniger dramatisch auch an persönliche Freunde und Feinde denken. Es ist also völlig offen, ob die Frage neugierig, feindselig oder auch bekehrungswillig gestellt wird. In jedem Fall wird aber nach der Hoffnung gefragt. Sie wird hier als der Kern des christlichen Glaubens gesehen.
Wenn diese Lesung in der österlichen Zeit gelesen wird, steht natürlich an erster Stelle die Hoffnung auf die Auferstehung. Dabei geht es um die Auferstehung Jesu Christi und um unsere eigene Auferstehung. Es ist mit dem Tod nicht alles aus! Bei Jesus nicht und bei uns nicht!
Diese Auferstehungshoffnung beinhaltet auch den Glauben an die Vergebung. Im Breviergebet wird der Beter in der österlichen Zeit in einem Hymnus erinnert:
"Verlorene lässt dieser Tag das Licht der Hoffnung wieder sehn.
Wer ist nicht von der Angst erlöst, wenn selbst der Schächer Gnade fand?
Er, dessen Schuld den Tod verdient, gab sich in Christi Hand und lebt.
Welch ein Gericht vollzieht sich hier, welch ein Geheimnis tut sich kund!
Was könnte wunderbarer sein, als dass aus Schuld nun Gnade wird,
dass Liebe von der Furcht befreit, und Tod das neue Leben schenkt?"
Ohne hymnische Sprache heißt die Frohe Botschaft im Klartext: Kein Schuldiger kann sich so weit von Gott entfernen, dass ihn die Barmherzigkeit und Vergebung Gottes nicht mehr erreichen könnte. Nicht einmal der Schächer am Kreuz neben Jesus, der für sich bekennt: "Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten." (Lk 23,41) Diese grenzenlose Vergebung Gottes provoziert unsere Vergebung untereinander. Auch da dürfte es nie ein "Niemals" geben.
Die Auferstehungshoffnung lässt auch keine lähmende Zukunftsangst und Weltuntergangsstimmung zu. Mag es tausendmal so scheinen: Die Welt geht nicht zum Teufel, sie geht zu Gott. Gott lässt sein Schöpfungswerk nicht zugrunde gehen, sondern will und wird es vollenden.
Freilich soll diese Rechenschaft über die christliche Hoffnung nicht unter der Hand in Triumphalismus ausarten. Die Weisung des Petrusbriefes lautet: "Antwortet bescheiden und ehrfürchtig." D.h. ein Christ soll sich bewusst sein, dass er sich auf seine Auferstehungshoffnung nichts einbilden kann. Sie ist ihm von Gott durch Jesus Christus geschenkt.
Nach der Hoffnung gefragt werden
Das Problem liegt heute eher darin, dass wir in unserem Alltag kaum nach unserer Hoffnung gefragt werden. Das gilt auch für Hauptamtliche in der Kirche. Insofern setzt die Aufforderung voraus: "Lebe so, dass man dich fragt." (Paul Claudel). Wahrscheinlich müssen wir bis in die Klöster heute beschämt zugeben, dass wir uns im Lebensstil zu wenig von unserer Umgebung unterscheiden. Die Welle der Klosterschließungen z.Zt. erklärt sich nicht nur aus finanziellen und personellen Gründen. Das Salz der Klöster ist schal geworden. Ein Mönch einer Benediktinerabtei auf einem Berg, die in diesen Tagen aufgelöst wird, gibt zu: "Wir waren schon lange keine Stadt auf dem Berg mehr, kein Licht auf dem Leuchter."
Die Frage nach der Hoffnung dürfte heutzutage in den seltensten Fällen direkt gestellt werden. Sie kleidet sich eher in Unterfragen wie: "Warum gehst Du in die Kirche?" "Warum heiratet Ihr kirchlich?" "Weshalb engagierst Du Dich ehrenamtlich?" usw. usw.
Und hier stoßen wir auf ein weiteres Problem. Zu wenige trauen sich zu, bei diesen Alltagsfragen Rede und Antwort zu stehen. Sie schweigen lieber. Das gilt für die Suche nach Kandidaten für Talkshows, aber auch am Arbeitsplatz und im Freundeskreis, ja am Familientisch. Die Kommunikationsforschung spricht von einer "Schweigespirale". Weil zu wenige von der Überzeugung reden, die sie durchaus haben, verschärft sich der Eindruck, die überzeugten Christen seien nur noch ein kleines Häuflein, eine verschwindende Minderheit. Nicht Redegewandtheit ist gefragt, sondern der Mut, aus dem Herzen keine Mördergrube zu machen. In der österlichen Zeit haben wir das Zeugnis der Apostel Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat gehört: "Wir können unmöglich schweigen von dem, was wir gehört und gesehen haben!" (Apg 4,20).
Es bleibt auch heute dabei: Lebt so, dass Ihr gefragt werden. Und dann: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt."
Jesus lässt uns nicht als Waisen zurück
Das heutige Evangelium wird gelesen und gehört am Sonntag vor dem Fest Christi Himmelfahrt. Zwischen diesem Sonntag und dem Fest sind die drei Bitttage. Mit Christi Himmelfahrt ist Jesus nicht mehr sichtbar und greifbar unter uns. Die Jünger und Jüngerinnen bleiben allein zurück. Die Sorge und Angst allein und verlassen zu sein, bestimmt die Atmosphäre. Das ist der Hintergrund für das Gebet Jesu und unser Beten.
Jesus bittet für uns
Jesus verspricht für uns zu beten: "Ich werde den Vater bitten…" Jesus will uns nicht als Waisen zurücklassen; damit wir nicht als Waisen zurückbleiben, betet er zum Vater, dass er uns einen "anderen Beistand" - Fridolin Stier übersetzt "Mutbringer" - senden möge.
Dieser "andere Beistand", dieser "Mutbringer" ist uns vertraut und wird immer bei uns bleiben: "Ihr kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird." Es ist "der Geist der Wahrheit". Er lässt uns begreifen, dass Gott bei uns ist und wir in Gott sind: "An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch."
Wir sind nicht allein, wir sind mit dem Vater und mit dem Sohn im Heiligen Geist verbunden. Dieses Wissen soll uns von der Sorge und Angst allein zu sein befreien. Wir sind vom Vater und vom Sohn geliebt. - Das soll uns Mut und Hoffnung geben.
Voraussetzung für all das ist, dass wir in seiner Liebe bleiben. Wir bleiben in seiner Liebe, wenn wir die Gebote halten; speziell das Gebot der Liebe. Denn Gott ist die Liebe. Nach 1 Joh 2,1 ist Jesus Christus unser Fürsprecher beim Vater.
Unsere Bitten
Von unserem Bitten ist in den Texten der Schrift am heutigen Sonntag kaum die Rede. Ich möchte einige Bitten nennen, die uns diese Texte nahe legen oder der Tradition entsprechen.
- Wir beten in diesen Bittagen um das Gedeihen der Feldfrüchte, um den Schutz vor Katastrophen und in all den verschiedenen Sorgen, die uns bewegen.
- Wir sollen uns mit der Bitte Jesu vereinen, dass uns der Vater "den anderen Beistand", den "Mutbringer" sende und dass dieser Geist der Wahrheit uns in die Wirklichkeiten unseres Lebens als Christen einführt, damit wir begreifen, worum es geht.
- In Zusammenhang mit der zweiten Lesung sollen wir bitten, dass wir "Christus, den Herren" - der nicht mehr sichtbar und greifbar unter uns ist - "heilig halten" und dass wir fähig werden, "jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt".
Die Bittage haben viel an Lebendigkeit und Intensität verloren. Das hat viele Ursachen. Versuchen wir sie zu beleben, auch dadurch, dass wir auf die Bitten Jesu achten und mit ihm beten und bitten. Vgl. auch die Anliegen und Bitten, die Jesus beim "Abschiedsgebet" (Joh.17, 1-26) und im "Vater unser" nennt.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 147 : Herr Jesu Christ, dich zu uns wend (1. Str.)
GL 281: Also sprach beim Abendmahle (2. Str.)
GL 325: Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit (3. Str.)
GL 326: Wir wollen alle fröhlich sein
GL 342: Komm, Heilger Geist, der Leben schafft
GL 348: Nun bitten wir den Heiligen Geist (4. Str.)
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern (3. Str.)
GL 389: Dass du mich einstimmen lässt (3. Str.)
GL 445: Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est
GL 456: Herr, du bist mein Leben
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
GL 474: Wenn wir das Leben teilen (4. und 5. Str.)
GL 483: Halleluja... - Ihr seid das Volk (4. Str.)
GL 484: Dank sei dir, Vater (4. und 5. Str.)
Psalmen und Kehrverse:
GL 445: Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est - Mit Psalm 65 (GL 45,2) oder mit Psalm 42 (GL 42,2) - VI.
GL 645,3-4: Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu - Mit Psalm 104 oder mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 305,4: Dies ist mein Gebot: Liebet einander - Mit Psalm 104 (GL 645,4) oder mit Psalm 146 (GL 77,2) - VI.
- Einleitung5
Hans Hütter (2020)
Religiöses Leben in öffentlichen Räumen konnte in den letzten Wochen infolge der Corona-Pandemie nur in reduzierten Formen stattfinden. Es war nicht leicht, die einschneidenden Regelungen zu ertragen. Die Österreichische Bischofskonferenz hat in einem Hirtenbrief die Notwendigkeit als einen Akt konkreter Nächstenliebe begründet: „»Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst« – dieses Gebot unseres Herrn Jesus Christus gehört zum Kern des Evangeliums. Daher liegen uns das von Gott geschenkte Leben, die Gesundheit und das seelische Heil aller Menschen am Herzen. In diesem Bewusstsein leistet die Katholische Kirche mit allen bisherigen und künftigen Einschränkungen des kirchlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie einen großen und notwendigen Beitrag für die ganze Gesellschaft."
Wie eng das Halten von Geboten und die Liebe zu Jesus Christus zusammenhängen, führt uns heute das Johannesevangelium vor Augen. Dabei geht es nicht so sehr um das Einhalten von Vorschriften als vielmehr um das Erfüllen des Gebotenen mit Geist und Sinn.
Bitten wir Gott um Vergebung und Erbarmen für alle Oberflächlichkeiten und Schlampigkeiten mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.
Hans Hütter (2017)
In wenigen Tagen ist Christi Himmelfahrt. Jesus hat seine Jünger auf diesen Tag vorbereitet; besser: auf die Zeit danach. Er hinterlässt ihnen sein Lebensbeispiel, seine Worte und Gebote, und seinen Geist. Dies ist auch für uns heute noch die Grundausrüstung, mit der wir in der Nachfolge Jesu unseren Weg gehen.
Sonntag für Sonntag lädt er uns an seinen Tisch, um uns mit seinem Wort und mit den eucharistischen Gaben zu stärken.
Am Beginn der Feier treten wir vor ihn hin und rufen wir ihn an als unseren Herrn und Wegbegleiter.
Klemens Nodewald (2017)
Durch die Taufe gehören wir zur Gemeinschaft der Christen. Ob wir aber echte, lebendige Christen sind, zeigt sich erst in unserem Verhalten. Darauf werden wir im heutigen Evangelium hingewiesen. Eins-Werden mit Christus und seinen Weisungen folgen, darauf kommt es an.
Manfred Wussow (2014)
Menschen gehen in ihren Wegen auseinander. Sie nehmen Abschied voneinander. Mancher Abschied ist endgültig. Abschiede können schmerzlich sein. Sie können aber auch einen neuen Anfang gewähren. Manchmal geht es nicht ohne Verletzungen ab, manchmal auch nicht ohne Angst.
Heute hören wir von dem Abschied Jesu. Er vertraut uns sein Wort an, verspricht uns seinen Geist und räumt uns einen Platz in seinem Herz en ein.
Darum kommen wir zu ihm mit allem, was uns bewegt:
Manfred Wussow (2011)
Menschen gehen in ihren Wegen auseinander. Sie nehmen Abschied voneinander. Mancher Abschied ist endgültig. Abschiede können schmerzlich sein. Sie können aber auch einen neuen Anfang gewähren. Manchmal geht es nicht ohne Verletzungen ab, manchmal auch nicht ohne Angst.
Heute hören wir von dem Abschied Jesu. Er vertraut uns sein Wort an, verspricht uns seinen Geist und räumt uns einen Platz in seinem Herzen ein.
Darum kommen wir zu ihm mit allem, was uns bewegt:
- Kyrie6
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
in deiner Zugewandtheit zu deinen Mitmenschen hast du uns ein Beispiel geben.
Herr, erbarme dich.
Das, was du verkündet hast, entstammt der Wahrheit des Vaters.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns zugesagt, uns nicht alleine zu lassen,
sondern uns den göttlichen Beistand zu senden.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2020)
Herr, Jesus Christus,
aus Liebe zu deinem Vater und zu uns Menschen
warst du gehorsam bis zum Tod.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns Gebote gegeben,
die uns zum wahren Leben führen.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns den Geist der Wahrheit als Beistand verheißen,
der uns im Leben begleitet.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2017)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns ein Beispiel gegeben,
wie wir unser Leben mit dem Geist Gottes füllen können.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns durch deine Wort den Weg zum Leben gewiesen.
Christus, erbarme dich.
Du begleitest uns durch deinen Heiligen Geist.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Wenden wir uns an Christus, dessen Namen wir tragen.
Herr Jesus Christus,
ganz eins mit dem Vater hast du die Liebe vollkommen gelebt.
Herr, erbarme dich.
Du möchtest, dass wir eins sind mit dir und dich im Denken und Handeln nachahmen.
Christus, erbarme dich.
Wie du Kraft aus der Verbundenheit mit dem Vater geschöpft hast,
so willst du auch uns aus dem Eins-Sein mit dir Kraft schenken für unser Leben.
Herr, erbarme dich.
Nicht als Waisen lässt du uns bei deinem Heimgang zurück.
Fest verbunden bleiben können wir mit dir durch den Hl. Geist.
Dafür danken wir dir und preisen dich vor allem mit dem Guten,
das uns mit deinem Beistand gelingt. – Amen.
Manfred Wussow (2014)
Herr Jesus,
wenn sich unsere Wege trennen,
dann nimm von uns, was uns verbittert, kränkt und verletzt.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du schenkst uns zum Abschied deine große Liebe
und einen neuen Geist.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus,
wir haben Bilder und Erinnerungen im Herzen.
Hilf uns, mit uns und allen Menschen im Reinen zu sein.
Herr, erbarme dich.
Verkündet es jauchzend, damit man es hört!
Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde!
Ruft: Der Herr hat sein Volk befreit.
(Vgl. Jes 48, 20).
Manfred Wussow (2011)
Herr Jesus,
wenn sich unsere Wege trennen,
dann nimm von uns, was uns verbittert, kränkt und verletzt.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du schenkst uns zum Abschied das Gebot deiner Liebe und einen neuen Geist.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus,
wir haben Bilder und Erinnerungen im Herzen.
Hilf uns, mit uns und allen Menschen im Reinen zu sein.
Herr, erbarme dich.
Verkündet es jauchzend, damit man es hört!
Ruft es hinaus bis ans Ende der Erde!
Ruft: Der Herr hat sein Volk befreit.
(Vgl. Jes 48, 20)
- Tagesgebet5
Messbuch - TG Ostern 6 So: damit das Ostergeheimnis unser Leben verwandelt
Allmächtiger Gott,
laß uns die österliche Zeit
in herzlicher Freude begehen
und die Auferstehung unseres Herrn preisen,
damit das Ostergeheimnis,
das wir in diesen fünfzig Tagen feiern,
unser ganzes Leben prägt und verwandelt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - TG Auswahl 1: Öffne unser Ohr
Gott, unser Vater.
Wir sind als deine Gemeinde versammelt
und rufen dich an:
Öffne unser Ohr,
damit wir hören und verstehen,
was du uns heute sagen willst.
Gib uns ein gläubiges Herz,
damit unser Beten dir gefällt
und unser Leben vor dir bestehen kann.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 1
Messbuch - TG Fastenzeit 2 So: reinige die Augen unseres Geistes
Gott, du hast uns geboten,
auf deinen geliebten Sohn zu hören.
Nähre uns mit deinem Wort
und reinige die Augen unseres Geistes,
damit wir fähig werden,
deine Herrlichkeit zu erkennen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 2. Fastensonntag
Messbuch - TG Votivmesse Heiliger Geist: Reinige unsere Gedanken durch den Heiligen Geist
Allwissender Gott,
kein Geheimnis ist dir verborgen,
du kennst das Verlangen unseres Herzens.
Reinige unsere Gedanken
durch die Eingießung des Heiligen Geistes,
damit wir dich über alles lieben
und aus ganzer Seele lobpreisen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
Messbuch - TG Ostern 6 Sa: den Heiligen Geist verheißen
Herr, unser Gott,
dein Sohn hat vor seiner Himmelfahrt
seinen Aposteln den Heiligen Geist verheißen.
Sie haben den Reichtum
der göttlichen Weisheit empfangen;
schenke auch uns die Gaben deines Geistes.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 6. Samstag der Osterzeit
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Gott,
der Geist deines auferstandenen Sohnes
will Gemeinschaft stiften.
Gib uns
durch die bleibende Gegenwart des Herrn
die Kraft, das Gute zu tun und mit dir
und den Mitmenschen verbunden zu sein.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Gott, unser Vater.
In dieser Zeit, die uns viel abverlangt, fühlen wir uns oft verloren,
fühlen wir uns wie verwaist.
Orientierung zu finden fällt uns häufig schwer.
Schenke uns neu deinen Heiligen Geist,
den uns dein Sohn zugesprochen hat,
und stärke uns durch seine Hoffnungskraft.
Richte auf, was erlahmt und verkrümmt ist.
Das erbitten wir, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2014)
Wir wünschen uns,
treuer barmherziger Gott,
dass du uns über alle Zeitläufe und Krisen hinweg nahe bist,
mit uns redest
und uns die Gemeinschaft mit Jesus schenkst.
Er aber geht zu dir,
vertraut uns sein Gebot an
und schenkt uns deinen Geist.
Wir danken dir, dass wir in seinem Herzen einen Platz haben.
Schenke uns den Heiligen Geist,
dass wir in seiner Liebe wachsen,
in seiner Wahrheit frei werden
und ihm auf seinem Weg folgen.
Durch Christus...
- Fürbitten8
Renate Witzani (2023)
Mit der Verheißung der Gabe des Heiligen Geistes eröffnet Jesus seinen Jüngern und damit auch uns eine neue Perspektive über seinen Tod hinaus.
Um den Glauben an die Wirkmacht des Heiligen Geistes in unserem alltäglichen Leben lasst uns den Vater bitten:
Begleite alle mit deinem Geist,
die in den verschiedenen pastoralen Diensten ihren Glauben an deine Botschaft mit anderen teilen wollen.
Begleite alle mit deinem Geist,
die in vielen Ländern der Erde wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Begleite alle mit deinem Geist,
die sich durch die unterschiedlichen Meinungen und Behauptungen in der Beurteilung ihrer eigenen Lebenssituation und ihren Bedürfnissen verwirren lassen.
Begleite alle Mütter mit deinem Geist,
wenn sie sich um das leibliche Wohl ihrer Kinder sorgen, sie in Schutz und Geborgenheit aufwachsen lassen und für eine ungewisse Zukunft vorbereiten wollen.
Begleite alle Sterbenden mit deinem Geist
und gewähre unseren Verstorbenen deine Nähe und deinen Frieden.
Komm Heiliger Geist!
Heilige uns und stärke uns jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2020)
Guter Gott und Vater,
Jesus hat uns einen Beistand verheißen, der immer bei uns bleibt.
Im Vertrauen auf ihn bitten wir dich:
Für alle, die sich in der gegenwärtigen Situation von den Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie eingeengt fühlen.
Gib ihnen Verständnis und Einsicht in das Notwendige.
Für die Mitglieder der Krisenstäbe, die Verordnungen erlassen
und Sorge für das Gesundheitswesen tragen.
Lass sie das Wohl aller Menschen im Blick behalten.
Für alle, die durch die notwendigen Einschränkungen wirtschaftlichen Schaden erleiden.
Eröffne ihnen Wege, wie sie diesen erträglich halten können,
und lass sie ausreichend Hilfe finden.
Für alle, die durch die Pandemie leiblich oder seelisch zu leiden haben.
Stärke sie und lass sie Heilung erfahren.
Für alle Kinder und Jugendlichen, deren Fest der Erstkommunion oder der Firmung auf unbestimmte Zeit verschoben worden ist.
Stärke sie durch deinen Heiligen Geist, der ihnen in der Taufe zugesagt worden ist.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
und für die vielen Opfer der Pandemie.
Nimm sie auf in deine himmlischen Wohnungen.
Vater im Himmel,
Jesus hat uns deine Liebe zugesagt.
Bei dir finden wir Leben und Geborgenheit.
Dir danken wir in Christus und im Heiligen Geist. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Gelebter Glaube schließt neben der persönlichen Beziehung zu Gott immer auch ein Miteinander und Müreinander ein. Vieles davon ist in diesen, durch die Pandemie bedingten Lebensumständen, schwieriger geworden.
Im Vertrauen auf den Beistand des Heiligen Geistes, der uns vom Vater versprochen ist, lasst uns bitten:
Für alle, die mithelfen, dass sich trotz der Beschränkungen unseres kirchlichen Lebens Formen gemeinschaftlicher Gottesdienste in virtueller oder realer Form verwirklichen lassen.
Für alle, die für die Gesundheit ihrer Bürger in Politik und Wissenschaft verantwortlich sind, dass sie ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen können.
Für unsere Bauern und alle jene, die durch ihre Arbeit beitragen, dass unsere Lebensmittelversorgung weiterhin aufrecht bleibt.
Für alle Christen, die auch in den realen Schwierigkeiten unseres derzeitigen Alltags zur Hoffnung berufen sind und diese auch mit anderen teilen.
Für die vielen Toten, die während der letzten Wochen oft unter entsetzlichen Umständen aus dem Leben geschieden sind.
Vater!
Im Glauben an dich erfahren wir Liebe, Hoffnung und Ermutigung für all das Schwere in unserem Leben.
Dir gilt unser Dank, unser Lob und alle Ehre. - Amen.
Hans Hütter (2017) - Gebote, Gesetze, Vorschriften
Guter Gott und Vater,
Jesus hat uns einen Beistand verheißen, der immer bei uns bleibt.
Im Vertrauen auf ihn bitten wir dich:
Für alle, die sich mit deinen Geboten schwertun.
Erschließe ihnen den Sinn und die Weisheit deines Willens.
Für alle, die Gesetze erstellen
und für Ordnung in unserem Gemeinwesen sorgen.
Lass sie das Wohl aller Menschen im Blick behalten.
Für alle Jugendlichen, die in diesen Wochen das Sakrament der Firmung empfangen.
Stärke sie durch deinen Heiligen Geist.
Für die vielen unbegleiteten jugendlichen Flüchtlinge,
die auf sich allein gestellt Wege ins Leben suchen müssen.
Lass sie Halt und Hilfe finden.
Für die Bischöfe und Priester, die dein Volk leiten und begleiten.
Schenke ihnen Weisheit und Liebe zu den Menschen.
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie auf in deine himmlischen Wohnungen.
Vater im Himmel,
du hast uns deine Liebe zugesagt.
In deiner Gegenwart finden wir Leben und Heimat.
Dir danken wir in Christus und im Heiligen Geist. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
im Eins-Werden mit dir finden wir die Kraft, uns dem Guten zuzuwenden.
Wir bitten dich.
Hilf uns und allen Christen, in ein tiefes Eins-Sein mit dir zu gelangen.
Christus, du unsere Kraft...
Bewahre uns davor, Menschen nach unseren Vermutungen zu bewerten.
Christus, du unsere Kraft...
Segne alle in ihrem Bestreben, Gutes zu vollbringen.
Christus, du unsere Kraft...
Schenke weltweiten und persönlichen Bemühungen um Frieden und Versöhnung Erfolg.
Christus, du unsere Kraft...
Erbarme dich in besonderer Weise derer, die um ihres Glaubens und ihrer Überzeugung willen verfolgt oder gequält werden.
Christus, du unsere Kraft...
Richte auf, die unter der Last ihres Lebens am Boden liegen.
Christus, du unsere Kraft...
Nimm alle Verstorbenen auf in die vollendete Verbundenheit und Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unsere Kraft...
Herr Jesus Christus,
durch dich erfahren wir Hilfe, Kraft und Segen.
Dir wollen wir ganz angehören, um das Gute mit deiner Gnade zu vollbringen.
Wir danken dir für deine Liebe, deinen Beistand und deine Nähe. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Guter Gott!
Deine Gebote sind wie ein Weg, auf dem wir zu dir, unserem Ziel, finden.
Als Beistand auf diesem Weg hast du uns den Heiligen Geist geschenkt.
In diesem Geist rufen wir zu dir:
Stärke in deiner Kirche Glauben und Vertrauen in das Wirken deines Geistes
und mach sie zu einem Hoffnungszeichen für alle, die dich suchen.
Erfülle alle mit deinem Geist, die nach Wegen friedlichen Zusammenlebens suchen.
Hilf allen, die sich durch die Erforschung neuer Technologien für die Bewahrung deiner Schöpfung engagieren.
Schenke uns Mut und helfende Hände, wenn wir an scheinbar unlösbaren Problemen zu scheitern drohen.
Nimm unsere Verstorbenen auf in dein Reich und lass sie in deiner Liebe geborgen sein.
Guter Gott!
Dein Geist belebt deine Kirche,
entzündet in uns das Feuer deiner Liebe
und begleitet unser Denken und Fühlen.
In ihm loben und preisen wir dich, jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern.
Er verabschiedet sich von uns.
Nicht ohne uns sein Gebot anzuvertrauen,
den Geist zu verheißen
und uns in seinem Herzen zu bewahren.
Darum bitten wir ihn:
Herr, wir denken heute an Menschen,
die Abschied von einander nehmen,
um eigene Wege auszuprobieren und ihr Glück zu suchen.
Hilf ihnen, auch über große Entfernungen mit einander verbunden zu bleiben.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an Menschen,
die sich verletzen und dann vor einander fliehen,
aber keinen Frieden finden.
Hilf ihnen, Worte zu finden und ihr Leben zu klären.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an Menschen,
die aus großer Not und mit noch größeren Hoffnungen
die Überfahrt nach Europa wagen.
Hilf ihnen, in unseren reichen Ländern eine Heimat zu finden.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an Menschen,
die Flucht und Vertreibung hinter sich haben,
in Lagern unterkommen
und von der Weltöffentlichkeit vergessen werden.
Hilf ihnen, dass mutige Männer und Frauen ihre Interessen vertreten.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an Menschen,
die sich nicht gegen übermächtige Konzerne durchsetzen können,
von ihrem Land vertrieben werden
und auch rechtlich nicht geschützt sind.
Hilf ihnen, Anwälte zu haben, die ihnen beistehen
und sich nicht entmutigen lassen.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an uns.
Vieles bekommen wir mit,
vieles wächst uns über dem Kopf,
vieles verdrängen wir.
Hilf uns, mit viel Liebe, Sachverstand und Phantasie
auf der Seite der Schwachen zu sein,
neugierig Entwicklungen zu verfolgen
und denen eine Stimme zu geben,
die nichts mehr sagen können.
Wir bitten dich: Stehe uns bei.
Ohne deinen Geist haben unsere Worte keine Kraft,
unser Glaube keine Zukunft,
unsere Hoffnung keine Chance.
Komm, Heiliger Geist!
Manfred Wussow (2011)
Jesus verabschiedet sich von seinen Jüngern.
Er verabschiedet sich von uns.
Nicht ohne uns sein Gebot anzuvertrauen,
den Geist zu verheißen
und uns in seinem Herzen zu bewahren.
Darum bitten wir ihn:
Herr,
wir denken heute an Menschen, die Abschied von einander nehmen,
um eigene Wege auszuprobieren und ihr Glück zu suchen.
Hilf ihnen, auch über große Entfernungen mit einander verbunden zu bleiben.
Wir bitten dich: Stehe ihnen bei.
Wir denken heute an Menschen, die sich verletzen
und dann vor einander fliehen,
aber keinen Frieden finden.
Hilf ihnen, Worte zu finden und ihr Leben zu klären.
Wir denken heute an Menschen, die aus großer Not und mit noch größeren Hoffnungen die Überfahrt nach Europa wagen.
Hilf ihnen, in unseren reichen Ländern eine Heimat zu finden.
Wir denken heute an Menschen, die Flucht und Vertreibung hinter sich haben,
in Lagern unterkommen und von der Weltöffentlichkeit vergessen werden.
Hilf ihnen, dass mutige Männer und Frauen ihre Interessen vertreten.
Wir denken heute an Menschen, die sich nicht gegen übermächtige Konzerne durchsetzen können, von ihrem Land vertrieben werden und auch rechtlich nicht geschützt sind.
Hilf ihnen, Anwälte zu haben, die ihnen beistehen und sich nicht entmutigen lassen.
Wir denken heute an uns. Vieles bekommen wir mit, vieles wächst uns über dem Kopf,
vieles verdrängen wir.
Hilf uns, mit viel Liebe, Sachverstand und Phantasie auf der Seite der Schwachen zu sein, neugierig Entwicklungen zu verfolgen und denen eine Stimme zu geben, die nichts mehr sagen können.
Dir, Herr, danken wir für dein Gebot, das uns mit dir verbindet,
wir danken dir für die Liebe, die uns trägt,
für den Geist, der uns ansteckt und befreit.
Schenke uns den Beistand, der uns aufrichtet, mutig macht
und Flügel verleiht, anderen beizustehen.
Ohne deinen Geist haben unsere Worte keine Kraft,
unser Glaube keine Zukunft,
unsere Hoffnung keine Chance.
Komm, Heiliger Geist!
- Gabengebet3
Messbuch - GG Ostern 6 So: Reinige uns durch deine Gnade
Herr und Gott,
laß unser Gebet zu dir aufsteigen
und nimm unsere Gaben an.
Reinige uns durch deine Gnade,
damit wir fähig werden,
das Sakrament deiner großen Liebe zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - GG Auswahl 9: lege deinen Geist in unser Herz
Vater im Himmel,
lege deinen Geist in unser Herz,
damit er uns belebe und heilige
und zu einer wahren Opfergabe mache für dich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 9
Messbuch - GG Ostern 7 Fr: sende uns den Heiligen Geist
Barmherziger Gott,
schau gütig auf die Gaben deines Volkes
und sende uns den Heiligen Geist.
Er reinige unsere Herzen,
damit dir gefallen kann, was wir darbringen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Freitag der Osterzeit
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2014)
Du, Gott,
kennst unsere Wege und Täler.
Du kennst auch unsere Freuden und Träume.
Sprich du das Wort, das Trauer in Freude verwandelt,
Angst in Hoffnung,
Tod in Leben.
Dir bringen wir das Brot und den Wein.
Du schenkst uns Jesus,
seinen Leib, sein Blut,
seine ganze Liebe.
Er hat sich für uns verzehrt,
ist für uns gestorben,
für uns wurde er von den Toten auferweckt.
Jetzt schenkt er uns sein Leben.
Wir danken dir, in seinem Herzen zu sein.
Maranatha. Komm, unser Herr!
Manfred Wussow (2011)
Du, Gott, kennst unsere Wege und Täler.
Du kennst auch unsere Freuden und Träume.
Sprich du das Wort, das Trauer in Freude verwandelt,
Angst in Hoffnung,
Tod in Leben.
Dir bringen wir das Brot und den Wein.
Du schenkst uns Jesus,
seinen Leib, sein Blut,
seine ganze Liebe.
Er hat sich für uns verzehrt,
ist für uns gestorben,
für uns von den Toten auferweckt.
Jetzt zehren wir von ihm.
Wir danken dir, in seinem Herzen zu sein.
Maranatha. Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Jubilate Deo. Jubilate Deo. Halleluja (GL 398)
Vater im Himmel, wir haben uns hier versammelt,
um dir unseren Dank und unseren Lobpreis darzubringen.
Wir haben Grund, dir zu danken,
denn du hast uns durch Jesus deine einzigartige Liebe geoffenbart.
Kehrvers
Er hat unter uns gelebt,
er hat uns den Sinn der Heiligen Schriften erschlossen,
er hat die Wunden der Schöpfung geheilt
und uns durch die Botschaft vom Kommen deines Reiches Mut gemacht.
Kehrvers
Er hat uns verheißen, mit seinem Beistand unter uns gegenwärtig zu sein;
durch den Geist der Wahrheit, der uns in die ganze Wahrheit einführt,
und durch den Geist der Liebe, durch die er in uns ist, und durch die wir in ihm sind.
Kehrvers
Er hat uns seinen Frieden hinterlassen,
einen Frieden wie ihn die Welt nicht geben kann.
Sein Geist lässt uns nicht verzagen, sondern gibt uns Hoffnung,
auch wenn ihn die Welt nicht erkennt.
Kehrvers
Darum loben und preisen wir dich.
Wir danken dir gemeinsam mit der ganzen Schöpfung.
Danklied, z. B. Hoch sei gepriesen unser Gott (GL 384)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Osterzeit 4: Die Erneuerung der ganzen Schöpfung
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater,
in diesen Tagen freudig zu danken,
da unser Osterlamm geopfert ist,
Jesus Christus.
Das Alte ist vergangen,
die gefallene Welt erlöst,
das Leben in Christus erneuert.
Darum preisen wir dich in österlicher Freude und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 4
Messbuch - Präfation vom Hl. Geist 2: Durch den Heiligen Geist führt Gott die Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn deine Vorsehung waltet über jeder Zeit;
in deiner Weisheit und Allmacht
führst du das Steuer der Kirche
und stärkst sie durch die Kraft des Heiligen Geistes.
In ihm kann sie allezeit auf deine Hilfe vertrauen,
in Not und Bedrängnis zu dir rufen
und in Tagen der Freude dir danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Heiliger Geist 2
- Mahlspruch1
Bibel
Wer meine Gebote hat und sie hält,
der ist es, der mich liebt.
(Joh 14,21)
Oder:
Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen,
sondern ich komme wieder zu euch.
(Joh 14,18)
Oder:
Ich werde den Vater bitten,
und er wird euch einen Beistand geben,
der für immer bei euch bleiben soll.
(Joh 14,16)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Gott ist nicht tot
das Licht nicht erloschen
die Tür nicht versperrt
die Wahrheit nicht verstummt
die Hoffnung nicht unbegründet
das Leben nicht sinnlos
Jesus nicht nur Vergangenheit
Jesus ist der Kommende
das Leben bekommt neu seinen Sinn
die Hoffnung blüht auf
die Wahrheit bricht durch
Türen öffnen sich
strahlendes Licht erfüllt die Welt
ja, wir dürfen glauben
und jubelnd bekennen
Gott -
unser Gott
LEBT
- Schlussgebet4
Messbuch - SG Ostern 6 So: neu geschaffen für das ewige Leben
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch die Auferstehung Christi
neu geschaffen für das ewige Leben.
Erfülle uns mit der Kraft dieser heilbringenden Speise,
damit das österliche Geheimnis in uns reiche Frucht bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 6. Sonntag der Osterzeit
Messbuch - SG Ostern 7 Do: fähig, dein Wort zu verstehen
Gütiger Gott,
in dieser Feier
hast du uns Anteil an deiner Gnade gegeben.
Sie mache uns fähig, dein Wort zu verstehen,
und bereit, die Gaben deines Geistes zu empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Donnerstag der Osterzeit
Messbuch - SG Taufe des Herrn: gläubig auf deinen Sohn hören
Gütiger Gott,
du hast uns mit deinem Wort
und dem Brot des Lebens genährt.
Gib, daß wir gläubig auf deinen Sohn hören,
damit wir deine Kinder heißen und es in Wahrheit sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Taufe des Herrn
Messbuch - SG Votivmesse Heiliger Geist: Erfülle unsere Herzen mit der Freude des Heiligen Geistes
Herr, unser Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels genährt.
Erfülle unsere Herzen mit der Freude des Heiligen Geistes
und gib,
daß uns einst als bleibende Gabe zuteil wird,
was wir auf Erden in dieser Feier empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse vom Heiligen Geist
- Gebet zum Abschluss3
Manfred Wussow (2014)
Dir danken wir,
Gott, den wir unsere Hoffnung nennen:
Für das Evangelium,
für die Mahlgemeinschaft,
für die Wege mit dir.
Du lässt uns nicht allein,
du stehst für uns ein.
Wir bitten dich:
Schütte deinen Geist über uns aus,
hilf uns das Gebot der Liebe zu halten
und schenke uns die große Freiheit deiner Kinder.
Jeden Tag nehmen wir aus deiner Hand.
In Christus, unserem Herrn.
Zitat (2014)
Verleihe uns, o Herr,
dass die Ohren, die deinen Lobpreis gehört haben,
verschlossen seien für die Stimme des Streites und des Unfriedens;
dass die Augen, die deine große Liebe gesehen haben,
auch deine selige Hoffnung schauen;
dass die Zungen, die dein Lob gesungen haben,
hinfort die Wahrheit bezeugen;
dass die Füße, die in deinen Vorhöfen gestanden haben,
hinfort gehen auf den Wegen des Lichtes;
und dass die Leiber, die an deinem lebendigen Leibe Anteil gehabt haben,
in einem neuen Leben wandeln.
Dir sei Dank für deine unaussprechliche Gabe.
(Malabar-Liturgie - Indien - 5. Jhdt.)
Manfred Wussow (2011)
Dir danken wir,
Gott, den wir unsere Hoffnung nennen:
Für das Evangelium,
für die Mahlgemeinschaft,
für dein Weggeleit.
Du lässt uns nicht allein,
du stehst für uns ein.
Wir bitten dich:
Schütte deinen Geist über uns aus,
hilf uns das Gebot der Liebe zu halten
und schenke uns die große Freiheit deiner Kinder.
Sieh, wir brechen wieder auf.
Jeden Tag nehmen wir aus deiner Hand.
In Christus, unserem Herr...
- Segen1
Zitat (2011)
Verleihe uns, o Herr,
dass die Ohren, die deinen Lobpreis gehört haben,
verschlossen seien für die Stimme des Streites und des Unfriedens;
dass die Augen, die deine große Liebe gesehen haben,
auch deine selige Hoffnung schauen;
dass die Zungen, die dein Lob gesungen haben,
hinfort die Wahrheit bezeugen;
dass die Füße, die in deinen Vorhöfen gestanden haben,
hinfort gehen auf den Wegen des Lichtes;
und dass die Leiber, die an deinem lebendigen Leibe Anteil gehabt haben,
in einem neuen Leben wandeln.
Dir sei Dank für deine unaussprechliche Gabe.
(Malabar-Liturgie - Indien- 5. Jhdt.)
Für immer und ewig
für immer und ewig
jemanden
an meiner Seite wissen
mich
vertrauensvoll
fallen lassen können
nicht alleine
durchs Leben gehen müssen
Rückendeckung haben
aufgefangen sein
gehalten
verstanden
nicht nur auf Zeit
sondern
für jetzt
und
für immer
Wunschtraum
jedes Menschen
Wunschtraum
aller
die sich auf Lebensbeziehungen
einlassen
oft
ein Traum
der der Wirklichkeit des Lebens
nicht standhalten kann
du
Jesus
sprichst uns
den Beistand
den der Vater geben wird
zu
und
dass er bei uns bleibt
in Wahrheit
und
in Weisheit
öffne
all unser Empfinden
damit wir bereit werden
uns von dieser Liebeszusage
tragen zu lassen
Beatrix Senft 2023.
„Gebet und stiller Dienst“
Liebe Gläubige!
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ – dieses Gebot unseres Herrn Jesus Christus gehört zum Kern des Evangeliums. Daher liegen uns das von Gott geschenkte Leben, die Gesundheit und das seelische Heil aller Menschen am Herzen. In diesem Bewusstsein leistet die Katholische Kirche mit allen bisherigen und künftigen Einschränkungen des kirchlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie einen großen und notwendigen Beitrag für die ganze Gesellschaft. Wir danken allen Gläubigen, dass sie den bisher gewählten Weg des Gebetes und der konkreten Sorge für die Nächsten mitgegangen sind. Wir sind uns bewusst, dass dies mit großen und schmerzlichen Entbehrungen verbunden war. Papst Franziskus ist uns ein Vorbild im Kampf gegen die Pandemie und er sagt: „Gebet und stiller Dienst - das sind unsere siegreichen Waffen.“
Ganzer Hirtenbrief >>>
Wo die Liebe anfängt, ist alles bloß Normhafte und Gesetzhafte aufgehoben
"Wenn man das durchschnittliche Christenleben anschaut, scheint im normalen sittlichen Bewußtsein eines Christen die Vorstellung vorzuherrschen, man habe den Nächsten geliebt, wenn man ihm nichts Böses angetan und jene Sachforderungen erfüllt habe, die er einem mit Recht stellen kann. In Wahrheit aber gebietet das christliche „Gebot" der Nächstenliebe in seiner Einheit mit der Gottesliebe die Sprengung des eigenen Egoismus, die Überwindung der Vorstellung, die Nächstenliebe sei doch im Grunde genommen nur die vernünftige Regelung gegenseitiger Ansprüche und verlange nur das Geben und Nehmen im Einvernehmen. In Wirklichkeit aber erreicht die christliche Nächstenliebe erst dort ihr wahres Wesen, wo nicht mehr abgerechnet wird, sondern auch die Bereitschaft siegt, unbelohnt zu lieben, wo auch in der Nächstenliebe die Torheit des Kreuzes angenommen wird.
Wenn man die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe wirklich versteht, dann rückt die Nächstenliebe aus ihrer Stellung einer partikulären Forderung nach einer abgegrenzten und kontrollierbaren Leistung in die Position eines totalen Lebensvollzugs, in dem wir als Ganze ganz gefordert und überfordert werden, so aber und nur so die höchste Freiheit erringen, die es gibt, die Freiheit von sich selbst.
Wenn wir selbst in unser Herz hineinschauen, wie schwer tun wir uns da, wie kommen wir nicht von uns weg, wie kehren wir immer wieder zu uns zurück, wie bringen wir es nicht fertig, wirklich das Herz zu verschenken! Und manchmal, wenn wir meinen, wir täten's - ach, es ist dann manchmal auch nicht anders, als daß wir wollen, daß der andere sich uns schenkt, und von einem Wegschenken an den ändern, so wie er ist, ist wenig die Rede.
Wo aber die Liebe anfängt, wo der Mensch sich mit seiner ganzen göttlichen Unendlichkeit dem ändern gibt oder wenigstens versucht, damit anzufangen, da ist alles bloß Normhafte und Gesetzhafte aufgehoben. Da ist ja nicht mehr er, der etwas leistet; da ist er mehr als der Erfüller einer objektiven, für alle gleich gültigen Norm; da ist er der, der sich vollendet gerade als der, der er einmalig sein soll, ist er gerade der, der sich vollendet, insofern Gott sich ihm in einer ganz einmaligen Weise schenkte. Und weil so hier die Person das Einmalige, Unvertretbare ist, in Frage kommt, sich leistet, sich selbst vollendet, indem sie sich weggibt in Liebe an den ändern, darum ist hier das bloß allgemein Gesetzhafte überboten und überfließend erfüllt.
Darum ist die Liebe die Fülle des bloßen Gesetzes und das Band der Vollkommenheit, dasjenige, was nicht mehr untergeht.
Aus: Karl Rahner, Worte gläubiger Erfahrung. Hrsg. von Alice Scherer. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.
Culture Clash
Du sollst! (Teil zwei).Im Idealfall sind kirchliche Gebote ein Paradoxon: Sie verpflichten nur dann, wenn man sie freiwillig befolgt. Das war in Europa leider nicht immer so.
Zuletzt ging es hier darum, dass ein Abt kritisiert hat, dass die katholische Kirche den sonntäglichen Messbesuch als Gebot fasst. Mein Einwand dagegen war, dass solche Gebote kein Zwang sind, sondern hilfreiche Antworten auf die Frage eines gläubigen Menschen: Was muss ich tun, um mein Ziel zu erreichen? Dass solche Gebote auch im Codex Iuris Canonici (CIC) stehen, der Zusammenfassung der kirchlichen Rechtsvorschriften, finde ich allerdings seltsam. Das ist ein wenig so, als würden in unseren Gesetzbüchern Sachen stehen wie: "Alle Österreicher sollen sich vernünftig ernähren und zweimal pro Tag die Zähne putzen."
Vielleicht ist das ein spätes Echo auf das, was der Religionssoziologe Rodney Stark mit Blick auf den Wandel des Christentums zur Staatsreligion im 4. Jahrhundert so schildert: "Das Christentum, das über Rom triumphiert hatte, war eine Massenbewegung in einem hochkompetitiven Umfeld. Das Christentum danach [?] war eine etablierte, subventionierte Staatskirche, die sich nicht durch Missionierung des Volkes auszubreiten suchte, sondern indem sie Könige taufte."
Das ist übertrieben, aber nicht ganz falsch. Jedenfalls war es über lange Strecken in der europäischen Kirchengeschichte selbstverständlich, dass Menschen nicht aus einem persönlichen Glaubensakt heraus als Christen lebten, sondern aus obrigkeitlichem Zwang oder sozialem Druck.
Christsein ist aber kein Zustand, in den man versetzt wird. Es ist eine Bewegung hin auf ein Ziel, das Heiligkeit heißt. Das ist keine sauertöpfisch-sublime Fadesse auf Wolke 7, sondern laut Papst Franziskus so: "Heiligkeit ist keine Sammlung von Tugenden wie eine Käfersammlung... Heiligkeit heißt, in der Begegnung mit Jesus Christus zu leben." Wenn Gott das Größte ist, dann ist das Leben in engem Kontakt mit ihm das wahre Leben in Fülle. Ohne das Hinwollen zu diesem Ziel verliert das spezifische kirchliche Angebot der Sakramente (darunter der Gottesdienst) seine Logik. Die Messe wird dann zum abstrakten Ritual, und das Gebot ist nicht mehr aus der Weisheit der Kirche geborene Anleitung, sondern bloße Vorschrift.
Wenn einer also fragt, wie er heilig werden kann, und die Kirche sagt ihm: Du schaffst das nur, wenn du dir die direkte Begegnung mit Christus in der Sonntagsmesse zum festen Angelpunkt deiner Woche machst - dann hat sie meiner Erfahrung nach ganz recht. Aber ich verstehe gut, dass jemand, der gar nicht danach fragt, oder der das Gebot nicht als Antwort, sondern als Befehl erfährt, "plötzlichen Verdruss" verspürt wie im Eugen-Roth-Gedicht: "Er fühlt sich aufs Klosett gesperrt, obwohl er gar nicht muss."
Der Autor war stv. Chefredakteur der "Presse" und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
© DiePresse.com
29.06.2013 | 18:05 | von Michael Prüller (Die Presse)
Drei Dinge
Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht:
Das Gesetz,
der Gottesdienst,
die Werke der Nächstenliebe.
Aus dem Talmud
todsicher
Alles Liebe in diesem Haus
Dreht sich um
Sicherheit und Ordnung
Die Sicherheit
Ist hier Ordnung.
Meine eisenbeschlagene Tür
Ist doppelt verschlossen
Und zweifach verriegelt:
- mich überfällt keiner!
(Text eines Gefangenen)
Göttliche Nähe
Gott ist bereits gegenwärtig in unserer Sehnsucht nach ihm: Diese Sehnsucht ist, theologisch gesehen, ein Geschenk, ein Ausdruck der Gnade: »Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren guten Willen hinaus« schreibt der Apostel Paulus (Phil 2,13). Manche christlichen Mystiker und jüdischen Rabbiner entwickeln insbesondere in Kommentaren zum Hohenlied gern den Gedanken, dass all unser Suchen, all unsere Sehnsüchte, ohne dass wir uns dessen bewusst sind, bereits eine Antwort auf die vorhergehende liebende Suche Gottes nach uns darstellen.
Augustinus bezeugt dies leidenschaftlich in seinen »Bekenntnissen«: Ich habe gesucht, weil ich früher gesucht wurde; ich habe Gott auf allen möglichen Weisen an allen möglichen Orten gesucht, jedoch während ich draußen war, war er schon längst innen, im Inneren von mir selbst. »Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt«, sagt Jesus.
Auch hier gilt jedoch das, was Thomas von Aquin her- vorhob: Quidquid recipitur ad modurn recipientis recipitur - auch die Arten der Sehnsucht nach Gott und der Suche nach Gott hängen von der Natur und von den subjektiven Bedingungen des einzelnen Menschen ab, einschließlich der Kultur, in der er lebt, und der Sprache, in der er denkt. Sie können den Charakter einer Leidenschaft nach Sinn, nach Liebe, nach Wahrheit haben; ich glaube, dass wir auch von diesen Gestalten der Leidenschaft, wo auch immer wir ihnen begegnen, hoffen dürfen, dass sie eine instinktive Reaktion auf jene vorhergehende und erwartete göttliche Nähe sind, von der wir im letzten Buch der Bibel lesen: »Ich stehe vor der Tür und klopfe an.« (Offb 3,20)
Allerdings darf man nicht der skeptischen Frage ausweichen, ob hier nicht einfach menschliche und göttliche Dinge vermischt werden. Wird nicht unser Bemühen, Gott im Menschlichen zu entdecken, nicht letztlich dazu führen, dass wir im Gegensatz dazu in unserem Begreifen Gottes gerade nur das Menschliche, das allzu Menschliche entdecken? Droht nicht unserer Sehnsucht nach Gott, dass wir im Rausch der Gefühle aus Gott eine Leinwand machen, auf die wir dann einfach die Inhalte unserer Wünsche, Träume und Phantasien projizieren? Muss diese Sehnsucht nicht irgendeinen Test durchlaufen, die ihre Echtheit bestätigt?
Aus: Tomáš Halík, Ich will, dass du bist. Über den Gott der Liebe. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2015.
Komm, Heiliger Geist
Komm, Heiliger Geist,
kehr bei uns ein,
die wir erfüllt sind von einer Unruhe,
die du in uns geweckt hast.
Komm, und lasse in uns und für uns
aufleuchten das Geheimnis
des Gekreuzigten und Auf erstandenen.
Komm, und erfülle unser Leben,
so daß unser Mund
sich schließlich auftut,
weil das Herz überfließt.
Amen. Halleluja!
Unergründliches Geheimnis,
der du dich enthüllst
und zugleich verhüllst,
der du uns ansteckst mit deiner Liebe,
entzünde in uns die Sehnsucht nach dir,
laß uns treu sein
in der Suche nach dir
und sehnsüchtig hoffen
auf deine Entdeckung.
Wir sind schon wunderbar getröstet,
weil wir dich bereits besitzen,
wir sind voll heiliger Unruhe,
weil wir dich noch nicht besitzen.
Dir allein gehören wir,
Gott unseres Lebens,
Herr unserer Seele!
Amen. Halleluja!
Aus: Martin Schleske. Geigenbauer, Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens. Kösel Verlag, München 2015.
Schechina
Um das Missverständnis auszuräumen, der personifiziert vorgestellte Heilige Geist sei sozusagen eine dritte Kraft, ist mir der Blick auf die jüdische Sichtweise von Gottes Einheit hilfreich. Er, der Einzige (...) und Transzendente, offenbart sich mittels der schechina, der göttlichen Gegenwart, seinem Volk auf Erden und steht ihm bei. Sie umschreibt Gottes beständige Immanenz.
"Schechina ist keine Abstraktion, sondern ein Eigenname für diese, Juden spezifische Gotteserfahrung. Dass die Rabbinen diese weibliche Namensform benutzen, kommt sicher dem menschlichen Bedürfnis entgegen, die 'weibliche' Dimension der Gottheit - Zuneigung, Mitleid, Schutz - auch sprachlich auszudrücken" (P.N. Levinson ...)
Während die Rabbinen schechina noch mit Gott identifizieren, begegnet sie in der mittelalterlichen Mystik der Kabbala als eigenes Wesen mit eigenem Charakter, etwa als Tochter Gottes, die er der Welt zur Braut gibt.
Siegfried Bergler, Exaudi: Joh 14,15-19, in: Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext. Zur Perikopenreihe V, Weihenzell: Studium in Israel 2006.
Herz und Herz vereint zusammen
1. Herz und Herz vereint zusammen
sucht in Gottes Herzen Ruh.
Lasset eure Liebesflammen
lodern auf den Heiland zu.
Er das Haupt, wir seine Glieder,
er das Licht und wir der Schein,
er der Meister, wir die Brüder,
er ist unser, wir sind sein.
2. Kommt, ach kommt, ihr Gnadenkinder,
und erneuert euren Bund,
schwöret unserm Überwinder
Lieb und Treu aus Herzensgrund;
und wenn eurer Liebeskette
Festigkeit und Stärke fehlt,
o so flehet um die Wette,
bis sie Jesus wieder stählt.
3. Legt es unter euch, ihr Glieder,
auf so treues Lieben an,
daß ein jeder für die Brüder
auch das Leben lassen kann.
So hat uns der Freund geliebet,
so vergoß er dort sein Blut;
denkt doch, wie es ihn betrübet,
wenn ihr euch selbst Eintrag tut.
4. Halleluja, welche Höhen,
welche Tiefen reicher Gnad,
daß wir dem ins Herze sehen,
der uns so geliebet hat;
daß der Vater aller Geister,
der der Wunder Abgrund ist,
daß du, unsichtbarer Meister,
uns so fühlbar nahe bist.
5. Ach du holder Freund, vereine
deine dir geweihte Schar,
daß sie es so herzlich meine,
wie's dein letzter Wille war.
Ja verbinde in der Wahrheit,
die du selbst im Wesen bist,
alles, was von deiner Klarheit
in der Tat erleuchtet ist.
6. Liebe, hast du es geboten,
daß man Liebe üben soll,
o so mache doch die toten,
trägen Geister lebensvoll.
Zünde an die Liebesflamme,
daß ein jeder sehen kann:
wir, als die von einem Stamme,
stehen auch für einen Mann.
7. Laß uns so vereinigt werden,
wie du mit dem Vater bist,
bis schon hier auf dieser Erden
kein getrenntes Glied mehr ist,
und allein von deinem Brennen
nehme unser Licht den Schein;
also wird die Welt erkennen,
daß wir deine Jünger sein.
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1723) 1725, bearbeitet von Christian Gregor 1778 und Albert Knapp 1837, in: EG 251.
Wind kannst du nicht sehen
1. Wind kannst du nicht sehen,
ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.
2. Geist kannst du nicht sehen;
doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
3. Wind kannst du nicht sehen,
aber, was er tut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
4. Geist kannst du nicht sehen,
doch, wo er will sein,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
5. Hergesandt aus Welten,
die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns, und Gott ist selber da.
Text: Markus Jenny (1983) 1991 nach dem schwedischen "Vinden ser vi inte" von Anders Frostenson 1958/73. In: EG 568.
Dritter Artikel
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Was ist das?
Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft
an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann;
sondern der Heilige Geist
hat mich durch das Evangelium berufen,
mit seinen Gaben erleuchtet,
im rechten Glauben geheiligt und erhalten;
gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden
beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt
und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben;
in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen
täglich alle Sünden reichlich vergibt
und am Jüngsten Tage
mich und alle Toten auferwecken wird
und mir samt allen Gläubigen in Christus
ein ewiges Leben geben wird.
Das ist gewißlich wahr.
Martin Luther (1529) Kleiner Katechismus.
Gebete zum Betenlernen
Bitte zeige mir, was Beten heißt.
Bitte hilf mir beten.
Bitte bleib bei mir.
Bitte zeige mir den Weg zum hoffenden Gebet.
Jesus, Deine Jünger kamen einst zu Dir und baten:
»Herr, lehre uns zu beten.«
Lass mich so wie die Jünger sein:
»Herr, lehre mich zu beten.«
Herr, hilf mir einzusehen,
dass ohne das Gebet
mein Innerstes an Halt verliert,
denn im Gebet bin ich Dir nah.
Ich bitte Dich: um Kraft, Geduld und festen Mut.
Ich bitte Dich: um Wahrheit und um Liebe.
Ich bitte Dich: bei mir zu sein
im Alltag und Gebet.
Amen
Pater Eusebius Erlenspiehl in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Lizenzausgabe für Verlag Hohe, Erfstadt 2007.
Die guten Bekannten
Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
Mit ungeheurer Hinterlist
Herauszubringen, wer er ist.
Daß sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie nun sich trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, daß sie sich getroffen;
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.
Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995.
Geist der Liebe
Haben wir Gott nötig? Die Frage ist nicht aus der Luft gegriffen. Mancher denkt: "Eigentlich nicht nötig ... Die Sonne scheint auch ohne Gott, das Bier schmeckt auch ohne Gott, und der Rubel rollt auch ohne Gott. Ich brauche Gott nicht.”
In der Tat, Gott ist nicht nötig wie Geld und Bier. Wer Gott für sein Fortkommen gebrauchen will, geht leer aus. Meister Eckhart sagt: "Manche Menschen wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen. Sie wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten's alle jene Leute, die Gott um des äußeren Reichtums oder des inneren Trostes willen lieben. Die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz.” Gott läßt sich von uns nicht gebrauchen wie Käse und Milch. Er möchte uns auf jener anderen Ebene begegnen, die uns sagen läßt: ,Ohne dich will ich nicht leben; nicht weil ich etwas von dir haben muß, sondern weil du du bist.'
Ahnen Sie, was Pfingsten ist? Heiliger Geist? Geist ist Gabe. Der Heilige Geist ist nicht ein Ding, das ich gebrauchen kann wie Käse und Milch. Ich kann ihn auch auf frommem Wege nicht machen. Es gibt keine kirchlichen Fabriken, die ihn produzieren. Wir sind weder Macher noch Verbraucher des Geistes. Aber wir dürfen ihn empfangen: "Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist” (5).
Eigentlich nicht nötig? Gottes Geist ist so nötig, wie die Liebe nötig ist. "Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.”
Aus: Franz Kamphaus, Zwischen Tag und Nacht. Österliche Inspirationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Wahrheit in Wahrhaftigkeit
Überall im Neuen Testament geht es um die Wahrheit, die einen Grund- und Zentralbegriff des Neuen Testaments dar-stellt. Im Sinne des alttestamentlichen Wortes "emet” bedeutet das griechische Wort "aletheia”, Wahrheit, im Neuen Testament zunächst das, was Bestand hat und gilt, was gültige Norm ist, und somit auch das, worauf man sich verlassen kann. Wahrheit heißt dann aber auch im Neuen Testament mehr im griechischen Sinne der erschlossene Tatbestand, die erschlossene Wirklichkeit und so dann auch die rechte Lehre. Paulus nennt so seine ganze apostolische Tätigkeit einfachhin eine "Offenbarung der Wahrheit” (2 Kor 4, 2). Die Predigt des Evangeliums kann "Wort der Wahrheit” genannt werden (2 Kor 6, 7). Der christliche Glaube heißt im 1. Petrusbrief "Gehorsam der Wahrheit” (1,22).
Johannes aber war es, der dem Wort "Wahrheit” den tiefsten Sinn gegeben hat: Wahrheit ist hier das Gegenteil von Lüge. Lüge wird aber hier nicht im Sinne der Moralkasuistik verstanden, sondern bezeichnet geradezu das Wesen der gottfernen, dem Tode verfallenen Menschenwelt, die sich gegen das Licht versperrt, sich gegenüber Gott dem Schöpfer selbständig machen will und so in die Finsternis der Illusion über sich selbst gerät.
Jesus aber kam als das Licht in die Welt, um für die Wahrheit zu zeugen: durch ihn ist die Gnade und die Wahrheit er-schienen, und dem Glauben an ihn ist die Erkenntnis der Wahrheit verheißen. Das Wort, das Jesus bringt, ist Wahrheit, ja er selbst ist die Wahrheit. Mit "Wahrheit” meint hier Johannes nie nur eine Aussage, eine Lehre, auch nicht nur die Wirklichkeit im Gegensatz zur täuschenden Vorstellung. Er meint vielmehr die Wirklichkeit, welche im Grunde die einzig ursprünglich wahre Wirklichkeit ist: die Wirklichkeit Gottes! Diese Wahrheit "sagt”, offenbart Jesus, in diese Wahrheit führt sein Geist ein, nicht nur in eine neue Lehre, Doktrin, Theologie über Gott, sondern in die neue offenbare Wirklichkeit Gottes selbst, wie sie sich in Jesus manifestiert. Diese Wahrheit wird uns frei machen. Von dieser Wahrheit, von dieser Wirklichkeit Gottes selbst her ist eine neue Existenz, ein neues Leben, eine Neugeburt des Menschen "aus Gott” möglich und wirklich.
Wir verstehen nun: Wahrhaftigkeit des Menschen ist nach dem Neuen Testament im Grund nichts anderes als die ethische Forderung, die sich als ganz selbstverständlicher Imperativ aus dem Indikativ der neuen Wirklichkeit er-gibt: Das Leben in Gottes Wahrheit oder Wirklichkeit erfordert des Menschen Wahrhaftigkeit.
Doch kann der Mensch auch die Wahrhaftigkeit nur dann verwirklichen, wenn sie ihm aus Gottes Gnade geschenkt wird. Sich selbst überlassen, findet er sich immer wieder in der Unwahrhaftigkeit vor. Aber er darf sein Ungenügen und seine Schuld überwinden im Gebet um Wahrhaftigkeit.
Aus: Hans Küng, Vertrauen, das trägt. Spiritualität für heute. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen
"Versuch in der Wahrheit zu leben" ist der Titel eines Buches von Vaclav Havel. Wie geht es uns mit diesem Versuch?
Vaclav Havel stellt diesbezüglich eine harte Diagnose: Viele Menschen leben nicht in der Wahrheit. Sie leben in der Lüge. Sie folgen nicht den eigentlichen Intentionen ihres Lebens, und sie halten sich auch nicht an ihr besseres Wissen und Gewissen, sondern lassen sich von anderen Kräften und Mächten bestimmen.
Wie kann uns der Glaube helfen, selbst in Wahrheit zu leben und unsere Mitmenschen in Freiheit und Wahrheit leben zu lassen?
Wir sollen uns immer neu in die Wahrheit einführen lassen.
In der Welt, in der wir leben, ist es nicht leicht, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden; die tieferen Intentionen unseres Lebens zu erkennen. Vieles ist uns verborgen. Wir stoßen mit unserer Erkenntnis an Grenzen.
Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen hat uns Jesus den "Geist der Wahrheit” verheißen, der uns in die ganze Wahrheit einführen soll. Es ist der gleiche Geist, der in Jesus wirkt, und der uns erfahren lässt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat. Es ist der Geist, von dem der Apostel Paulus sagt, dass er alles ergründet, auch die Tiefen der Gottheit. (Vgl. 1 Kor 2,10) Dieser Heilige Geist ergründet auch die Tiefen des Menschen. Wenn wir in der Wahrheit leben möchten, dann sollen wir uns von diesem Geiste leiten lassen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir uns von diesem Geiste leiten lassen.
Der Apostel Paulus sagt uns dies mit großer Klarheit: "Der irdisch gesinnte Mensch lässt sich nicht auf das ein, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn, und er kann es nicht verstehen.” (1 Kor 2,14)
Wo die richtige Grundeinstellung nicht vorhanden ist, dort sind Erkenntnisse und Einsichten verschlossen.
Vaclav Havel drückt die gleiche Erfahrung in Form einer Frage aus: "Hängt nicht die Tatsache, dass sich die Anpassung an das 'Leben in Lüge' so allgemein und . so leicht verbreitet, mit der allgemeinen Unlust des Konsummenschen zusammen, etwas von seinen materiellen Sicherheiten zugunsten seiner geistigen und, sittlichen Integrität zu opfern?”
Der irdisch gesinnte Mensch, von dem Paulus spricht, und der Konsummensch sind geistig verwandt, beide tun sich schwer, sich vom Geist leiten zu lassen. Es fehlt ihnen die Antenne und die Kraft.
Wer sich vom Geist in die Wahrheit einführen lassen will, muss auch den Mut zu unangenehmen Wahrheiten haben.
Wir lesen im Evangelium: "Wenn er kommt - der Geist der Wahrheit - wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist.” (Joh 16,8) Der Heilige Geist deckt unsere eigene persönliche Ungerechtigkeit auf wie auch die Ungerechtigkeit in der Welt. Er gibt uns einen Blick auch für die strukturelle Sünde, für die Ungerechtigkeit der Mächtigen und Einflussreichen. Und beides ist unangenehm. Wir möchten lieber wegschauen, damit wir nichts unternehmen müssen.
Aber dieses Wegschauen widerspricht dem Leben in der Wahrheit. Wir brauchen den Mut, hinzuschauen, auch wenn wir bestimmte Dinge nicht verändern können. Ein Zeugnis für diesen Mut gibt Simone Weil:
"Ich begehre, ich flehe, daß meine Unvollkommenheit meinen Augen gänzlich offenbar werden möge, so weit der menschliche Geist dieses Anblicks fähig ist. Nicht darum, dass ich von ihr geheilt werde, sondern dass ich, selbst wenn ich von ihr nicht geheilt werden sollte, in der Wahrheit sei.”
Wir brauchen keine Angst vor der Wahrheit zu haben. Denn die Wahrheit wird uns befreien.
Auch diesen Gedanken finden wir beim Evangelisten Johannes. Die Wahrheit ist der Weg in die Freiheit; nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für das kirchliche und gesellschaftliche Leben. Die Wahrheit lässt uns nicht nur unsere persönlichen Fehler und die sündhaften Strukturen erkennen, sondern auch die eigentlichen Intentionen unseres Lebens. Sie will uns etwas begreifen lassen von den Tiefen Gottes und den Tiefen des Menschen. Der Geist der Wahrheit will uns befähigen, zu urteilen und in der Freiheit der Kinder Gottes zu leben.
Von diesen Wirklichkeiten spricht auch der Apostel Paulus:
"Der geisterfüllte Mensch urteilt über alles, ihn aber vermag niemand zu beurteilen. Denn wer begreift den Geist des Herrn? Wer kann ihn belehren? Wir aber haben den Geist des Herrn.” (1 Kor 2,15)
Der Heilige Geist kann die Kleinen und Schwachen, die Mächtigen und Einflussreichen befähigen, in der Wahrheit zu leben und ihre Mitmenschen in der Freiheit und Wahrheit leben zu lassen. Trotzdem noch ein letzter Gedanke.
Das Eingeführtwerden in die ganze Wahrheit ist ein lebenslanger Prozess.
Wir vertragen nicht zu jeder Zeit die ganze Wahrheit. Jesus weist selbst darauf hin: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.” (Joh 16,12)
Es gibt bei dieser Einführung in die Wahrheit eine Pädagogik Gottes. Er lässt uns nach und nach so viel an Wahrheit erkennen, wie wir tragen können. Es gibt ein Wachstum in der Erkenntnis und auch in der Freiheit der Kinder Gottes.
Es ist ungemein wichtig, dies zur Kenntnis zu nehmen; für sich selbst und auch im Verhältnis zu unseren Mitmenschen. Wir sollen diese Pädagogik Gottes wie auch seine Geduld nachahmen, um uns gegenseitig zu helfen, immer mehr in der Wahrheit zu leben und andere in der Freiheit und Wahrheit leben zu lassen.
Aus: P. Alois Kraxner, Wie Kristalle in taubem Gestein. Christsein im Alltag. Wagner Verlag, Linz 2008.
Christiane Herholz (2002)