Weiterleben nach dem Tod?
Das heutige Evangelium befasst sich mit dem Thema „Weiterleben nach dem Tod“. Es ist ein Thema, das wohl zu allen Zeiten unter den Menschen Befürworter fand und ebenso welche, die ein Weiterleben bis an ihr Lebensende strickt und entschieden ablehnten. Forscher, die sich mit der frühesten Menschheitsgeschichte befassten, fanden immer wieder Zeichen für einen Glauben der Menschen an ein Weiterleben nach dem Tode. Längst vor der Zeit der Pharaonen war es üblich, den Gräbern der Verstorbenen Geschenke beizufügen, die für ein Leben nach dem Tode bestimmt waren. Auch die Zeichnungen der steinzeitlichen Höhlenmalerei weisen auf einen Glauben an das Weiterleben nach dem Tode hin.
Trotzdem darf man davon ausgehen, dass die Überzeugung von einem Weiterleben nach dem Tode auch zu allen Zeiten bestritten wurde und seine Gegner hatte. Die Sadduzäer, von denen im Evangelium die Rede ist, gehörten z.B. zu ihnen. Sie stellten Jesus eine scharfsinnig konstruierte Frage. Wahrscheinlich kannten sie Jesu positive Einstellung zu einem Leben nach dem Tode. Sie wollen Jesus provozieren und den Glauben an ein Weiterleben nach dem Sterben lächerlich machen.
Jesus nimmt ihre Herausforderung an und zeigt auf, woran ihr konstruiertes Beispiel hinkt. Die Sadduzäer setzten, das lässt sich aus ihrem Beispiel erkennen, das Leben nach dem Tode mit dem Leben in dieser Welt gleich. Dieses Bild von einem Weiterleben nach dem Tode abzulehnen, darin stimmt Jesus mit den Sadduzäern überein. So wird es nicht aussehen – auch nach den Vorstellungen Jesu nicht. Nur damit ist das Thema noch nicht vom Tisch.
Grundlegend anders als das Leben hier und jetzt
Wie Jesus jederzeit die Menschen, auch seine Gegner, für seine Sicht und Überzeugung gewinnen wollte, so versucht er es auch jetzt den Sadduzäern gegenüber. Er lässt sich nicht auf ein Streitgespräch mit ihnen ein, sondern wirbt um ihre Einsicht, indem er ihnen Verstehensbrücken baut.
Als Erstes verweist Jesus darauf, dass ein Leben nach dem Tode grundlegend anders aussehen wird als das Leben in dieser Welt. Das „wie“ deutet er an mit dem Hinweis auf die Engel. So wie sie nicht heiraten, nicht sterben, sondern in Gemeinschaft mit Gott leben, so wird es auch mit den Menschen sein.
In seinem zweiten Hinweis wendet sich Jesus an den Glauben der Sadduzäer. Der Glaube der Israeliten an Jahwe gründete sich vor allem auf die erfahrenen Heilstaten seitens ihres Gottes, die den Gläubigen besonders mit dem Auszug aus Ägypten sehr lebendig vor Augen standen. Jesus erinnert an diese Situation und daran, dass schon Moses Jahwe als den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs bezeichnete. Und Jesus fügt hinzu: Jahwe ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Wie sehr und ob die Sadduzäer sich überhaupt zu einer Besinnung bewegen ließen, wird uns von Lukas nicht mitgeteilt. Dem Evangelisten geht es ja wohl auch mehr um die Gläubigen seiner Gemeinde und um uns.
Ich glaube an die Auferstehung Jesu
Wie stehen wir zu einem Weiterleben nach dem Tode?
Mein stärkstes Argument im Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode ist die Auferstehung Jesu. Die unterschiedlichen und vielfältigen Berichte der Bibel sind zusammengenommen so überzeugend für mich, dass mir ein nicht glauben weitaus schwerer fallen würde als der Glaube an seine Auferstehung. Die Zeugnisse der Bibel bewirken in mir eine starke Sicherheit.
Die Tatsache der Auferstehung Jesus, an die ich glauben kann, ist es, die im Besonderen mein Vertrauen in die Worte Jesus und seine Verheißungen begründen und untermauern. Es ist von Jesus nicht einfach und gedankenlos dahingesprochen, sondern eine klare Zusicherung an die Jünger, wenn er ihnen sagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, so ich bin“ (Joh 14,1-3).
Die Natur kennt keine Vernichtung, sondern nur Umwandlung
Neben den biblischen Zeugnissen ermutigen mich Worte eines Wissenschaftlers zum Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode. Der berühmte Raketentechniker Wernher von Braun erklärte einmal: „Ich glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Und zwar nicht nur, weil mich die Bibel darüber belehrt, ich habe für meine Überzeugung auch wissenschaftliche Gründe. Denn die Wissenschaft hat herausgefunden, dass nichts spurlos verschwinden kann. Die Natur kennt keine Vernichtung, sondern nur Umwandlung. Wenn Gott nun dieses Grundgesetz schon im kleinsten und unbedeutendsten Teil seiner Schöpfung gebraucht, wird er es dann nicht erst recht gebrauchen bei der Krone seiner Schöpfung. Ich glaube, das tut er.“
Mein Glaube an die Auferstehung Jesu und die wissenschaftliche Erkenntnis „Die Natur kennt keine Vernichtung, sondern nur Umwandlung“ lassen mich fest darauf vertrauen: Der Tod ist ein Durchgang zum ewigen Leben. Wie dieses Leben und unsere Verwandlung einmal aussehen werden, darüber haben wir keine Kenntnis. Ich bleibe mir bewusst, dass meine Bilder darüber mehr einer Ahnung gleichen. Die Wirklichkeit wird noch einmal anders sein. Darauf bin ich vorbereitet.