Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 10. Dez. 2023 - 2. Adventsonntag (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 40,1-5. 9-11
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes
für all ihre Sünden!
Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.
Der Abschnitt Jes 40,1-11 bildet den Prolog zu den Kapiteln 40 bis 55, dem sog. Deuterojesaja ("Der Zweit-Jesaja"). Der zweite Jesaja (6. Jhdt. v. Chr.) hat in Fortsetzung des ersten (8. Jhdt. v. Chr. - vor dem Exil) seine prophetische Botschaft der judäischen Gemeinde im babylonischen Exil verkündet. Er knüpft auch theologisch an sein Vorbild an. Dieser drohte seinem Volk den Untergang an wegen seiner Sünden (Jes 6).
Zuerst spricht Gott durch den Propheten dem Volk Trost zu. Es kann aufatmen, da seine Schuld beglichen ist und sein Frondienst zu Ende geht.
Dann kündet der Prophet einen Gewaltakt an, der einer Neuschöpfung gleichkommt: Eine Straße durch Wüste und Steppe wird gebaut, Berge und Hügel werden abgetragen, Täler ausgefüllt... Der Weg durch die Wüste erinnert an den Auszug aus Ägypten. Nun offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn.
Am Schluss wird Jerusalem aufgefordert, das Siegeslied anzustimmen. Diese Aufforderung erinnert an das Siegeslied am Schilfmeer (Ex 15), an das Deboralied (Ri 5). Siegeslieder zu singen war Sache der Frauen. Sie begleiteten den Einzug des siegreichen Retters.
Der letzte Vers bringt noch das Bild des guten Hirten ein, der die Seinen sammelt und auf dem Arm trägt im Gegensatz zu den heidnischen Göttern, die sich in den Festprozessionen von den Menschen tragen lassen.
Mit Jes 40 beginnt das Werk des Deuterojesajas ("der zweite Jesaja"). Seine Person ist uns unbekannt, wir kennen nicht einmal seinen Namen. Sein Auftreten fällt in die Zeit nach der Zerstörung Jerusalems (587 vor Chr.) und der Deportation von ca. 15 000 Juden in die babylonische Gefangenschaft, bevor der Siegeszug des Perserkönigs Kyros begann, der zum Sturz des babylonischen Reiches führte (539 vor Chr.), und unter dem die Juden wieder nach Jerusalem zurückkehren dürfen.
Der Prophet, dessen Person völlig in den Hintergrund tritt, wird aufgefordert, das Volk, das sich in der Gefangenschaft von Babel befindet, zu trösten. Durch die Leiden der Gefangenschaft hat das Volk Israel seine Schuld (Abfall von Gott) gebüßt. Jahwe ist bereit, mit seinem Volk in die Heimat zurückzukehren, so wie er sein Volk einst aus der ägyptischen Knechtschaft herausgeführt hat. Der Prophet hört gleichsam einen Herold, der dem König vorausgeht und eine Königsstraße – Gottesstraße – von Babel nach Jerusalem errrichtet.
In Vers 9f sieht der Prophet Jahwe bereits mit seinem Volk auf der Rückkehr und zeigt in dem Hirtengleichnis (Vers 11) wie zart und rücksichtsvoll Gott mit seinem Volk umgeht.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 40,1-11
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes
für all ihre Sünden!
Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Eine Stimme sagt: Rufe!
Und jemand sagt: Was soll ich rufen?
Alles Fleisch ist wie das Gras
und all seine Treue ist wie die Blume auf dem Feld.
Das Gras verdorrt,
die Blume verwelkt,
wenn der Atem des HERRN darüber weht.
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.
Das Gras verdorrt,
die Blume verwelkt,
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.
Antwortpsalm - Ps 85,9-14
Kv: Lass uns schauen, o Herr, deine Huld
und schenke uns dein Heil! – Kv
(GL 633,5)
Ich will hören, was Gott redet: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, *
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, *
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. – (Kv)
Es begegnen einander Huld und Treue; *
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor; *
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – (Kv)
Ja, der Herr gibt Gutes *
und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her *
und bahnt den Weg seiner Schritte. – Kv
2. Lesung - 2 Petr 3,8-14
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Petrus.
Dies eine aber, Geliebte, soll euch nicht verborgen bleiben,
dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre
und tausend Jahre wie ein Tag sind.
Der Herr der Verheißung zögert nicht,
wie einige meinen, die von Verzögerung reden,
sondern er ist geduldig mit euch,
weil er nicht will, dass jemand zugrunde geht,
sondern dass alle zur Umkehr gelangen.
Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb.
Dann werden die Himmel mit Geprassel vergehen,
die Elemente sich in Feuer auflösen
und die Erde und die Werke auf ihr
wird man nicht mehr finden.
Wenn sich das alles in dieser Weise auflöst:
Wie heilig und fromm müsst ihr dann leben,
die Ankunft des Tages Gottes erwarten
und beschleunigen!
An jenem Tag werden die Himmel in Flammen aufgehen
und die Elemente im Feuer zerschmelzen.
Wir erwarten gemäß seiner Verheißung
einen neuen Himmel und eine neue Erde,
in denen die Gerechtigkeit wohnt.
Deswegen, Geliebte, die ihr dies erwartet,
bemüht euch darum, von ihm ohne Makel und Fehler
in Frieden angetroffen zu werden!
Norbert Riebartsch (2014)
Martin Stewen (2011)
Lopez Weißmann (1999)
Das frühe Christentum kannte eine Hoffnung: Christus kommt bald wieder (Parusie). Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Es gingen mehrere Generationen ins Land. Um diese Verzögerung zu erklären, gab es viele Ansätze. Einen davon bietet der heutige Lesungstext an: Gottes Zeitrechnung ist eine andere. Daher ist die irdisch messbare Zeit ins Land gegangen. Die andere Zeitrechnung verändert aber nichts an Gottes Größe und Treue. Darauf weist 2 Petr 3,9 hin.
Die schon gemachte Erfahrung mit der Entwicklung der Kirche macht klar, dass es kein authentischer Petrusbrief sein kann. Der Verfasser hat sich die Autorität des Petrus gegeben, um sein Anliegen einer weitergelebten Hoffnung zu unterstreichen.
Der zweite Petrusbrief aus dem 2. Jhdt. n. Chr., dessen Verfasser unbekannt ist und sicher nicht der in Kap. 1,1 genannte Simon Petrus sein kann, diskutiert im vorliegenden Abschnitt das Problem der ausbleibenden Naherfüllung der Wiederkunft Christi. Die entscheidende Erkenntnis findet sich in Vers 8: "dass beim Herrn ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind": Zeiten und Daten sind keine Größen mehr, wenn es um Gottes Wirken geht. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied zu den alttestamentlichen Büchern, deren Inhalte sehr streng mit historischen Gegebenheiten verbunden sind.
Die frühe Christenheit erwartete die Wiederkunft des Herrn in naher Zukunft (Vgl. 1 Thess 4,14-17). Aber die Zeit verging und es geschah nichts. Der zweite Petrusbrief zeigt auf, daß die Verzögerung der Parusie (Wiederkunft) im Plan Gottes liegt:
1) Gott mißt die Zeit anders als die Menschen; als Beweis dafür wird Psalm 90:4 zitiert. Menschliche Vorstellung muß dort, wo mit "göttlichem Maß" gemessen wird, zwar versagen, aber auch die Offenbarung kann das Göttliche nur in menschlicher Sprache ausdrücken.
2) "Einige" Irrlehrer sprechen von der Verzögerung der Parusie und zweifeln, daß Gott seiner Verheißung treu bleibt. Doch "Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue" (Ex 34,6). Er will allen die Zeit geben, zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen und von Irrwegen abzulassen. Diese Worte laden zur Umkehr und Buße ein.
3) Der Tag des Herrn läßt auf sich warten. Das verleitet manche Christen, zwar an die Parusie zu glauben, aber nicht mehr ständig mit ihr zu rechnen. Die Schilderung des Endereignisses mit Gericht und Vernichtung soll die Menschen zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel anspornen. Fast beschwörend werden wir aufgerufen, "ohne Makel und Fehler" zu sein und uns durch den Gott des Friedens heiligen zu lassen.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 3,4b. 6
Halleluja. Halleluja.
Bereitet den Weg des Herrn!
Macht gerade seine Straßen!
Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.
Halleluja.
Evangelium - Mk 1,1-8
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
Wie geschrieben steht beim Propheten Jesaja -
Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her,
der deinen Weg bahnen wird.
Stimme eines Rufers in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn!
Macht gerade seine Straßen! - ,
so trat Johannes der Täufer in der Wüste auf
und verkündete eine Taufe der Umkehr
zur Vergebung der Sünden.
Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus;
sie bekannten ihre Sünden
und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren
und einen ledernen Gürtel um seine Hüften
und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
Er verkündete:
Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich;
ich bin es nicht wert,
mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Ich habe euch mit Wasser getauft,
er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
Norbert Riebartsch (2014)
Martin Stewen (2011)
Lopez Weißmann (1999)
Einleitung des Markusevangeliums. Sie geschieht mit dem Jesajazitat und dem Umkehrruf. Mit dem Zitat wird die Anknüpfung an alle Heilshoffnung geschaffen. Das Heil ist da und der Hörer des Evangeliums kann es für sich gültig machen.
Der Umkehrruf macht deutlich, dass etwas Neues beginnt. Dieses Neue wird sich steigern, Johannes bereitet nur darauf vor. Er stellt den Zusammenhang her, in dem die Menschen bereit werden.
Die angekündigte Begegnung mit Jesus findet direkt im Anschluss an die heutige Stelle statt, dann die Taufe und Versuchung Jesu, der danach mit dem Ruf zur Umkehr sein öffentliches Wirken beginnen wird.
Die vorliegende Perikope stellt den Eingangsteil des Markusevangeliums dar. Markus ist der einzige Evangelist, der zu Beginn seines Schreibens - außer in der Buchüberschrift (Vers 1) - keinen direkten Bezug zum Gottessohn herstellt, sondern mit einer 'Heiligenbeschreibung' (Pesch) einsteigt. In Verbindung vom Täufer Johannes und den Worten des Jesaja-Prophetenbuches nimmt Markus jüdisches Traditionsgut auf. Der Ort der Wüste (vermutlich die Arabasenke zum Toten Meer hin) gilt als jener Ort der Himmelfahrt des Propheten Elija (2 Kön 2). Auch nimmt Johannes in der Beschreibung durch Markus Züge des Bußpredigers Elija an (Pesch): Markus schafft gleich zu Beginn seines Werkes deutliche Verbindungen zwischen Altem und Neuem.
Das Heilswirken des Gottessohnes wird so zunächst chronologisch wie auch theologisch fortlaufend aufgebaut und nicht - wie bei den anderen Evangelisten - aus der Rückblende erschlossen.
Das Wort "Evangelium" bedeutet Frohe Botschaft. Diese wurde von Jesus verkündet und durch den Evangelisten Markus wird er zum Verkündigten. Diese Frohe Botschaft bedeutet Gottes Frieden und Heil für die Menschheit, Befreiung von der Knechtschaft der Sünde und ihren Folgen, Erlösung des Menschen von seiner im Innern wohnenden Unfreiheit und Verheißung einer den Tod überwindenden Existenz und einer Umgestaltung dieser Welt zur göttlichen Herrlichkeit am Tag des Herrn.
Der Beginn der mit Jesus anbrechenden Heilszeit setzt schon mit dem Auftreten Johannes' des Täufers ein. Das in den Versen 2-3 zitierte Schriftwort (Jes 40,3) zeigt deutlich, welche Funktion Johannes nach urchristlichem Verständnis zukommt: Er ist der große Prediger der Umkehr und Wegbereiter des Herrn. Der "Herr", der zu seinem Volk kommen will, ist nun Jesus (vgl. 1. Lesung). Gottes Heil, Gott selbst ist uns in Jesus nahegekommen.
Johannes ist in seiner Kleidung und Lebensweise ähnlich beschrieben wie der Prophet Elija (Vgl. 2 Kön 1,8): Es ist ein Bild der Bedürfnislosigkeit in Nahrung und Kleidung. Johannes braucht alle diese Dinge nicht; denn Gott ist sein Anteil, Gottes Auftrag seine Kraft. Und das Zentrum seines Auftrags ist die Verkündigung, daß ein "Stärkerer" nach ihm kommt – der Messias. Dessen Größe veranschaulicht der Vorläufer mit seiner Kleinheit: Er ist nicht einmal würdig, ihm den Dienst eines Knechtes zu leisten. Er ist auch davon überzeugt, daß dieser Angekündigte die Kraft des Heiligen Geistes besitzen und mitteilen wird.
Möglicherweise haben der Evangelist und die christlichen Leser an ihre eigene Taufe gedacht, in der sie Gottes Geist erfahren haben.
Nachhaltige Erneuerung
Radikale Aktivisten
An den radikalen Klimaschutzaktivisten scheiden sich die Geister. Die einen hassen sie, wenn sie sich auf Straßen festkleben und ein Verkehrschaos verursachen, oder wenn sie in Museen Kunstwerke mit unschätzbarem Wert beschädigen, andere bewundern ihre Radikalität und verteidigen sie.
Radikale Aktivisten finden auch in anderen Bereichen ihre Bewunderer. Auch in der Geschichte der Kirche traten immer wieder Erneuerer auf, die durch ihre Radikalität die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Einige wurden als Ketzer verteufelt, andere zu Heiligen erklärt. Viele wurde einfach als fromme Spinner geduldet.
Radikale religiöse Erneuerer
Im Evangelium wurde uns heute ein radikaler religiöser Erneuerer vorgestellt, Johannes der Täufer, ein Zeitgenosse Jesu, mit ihm zumindest geistesverwandt. Er führte ein radikal genügsames Leben, ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig und trug ein Gewand aus Kamelhaaren. Er predigte, die Leute sollten umkehren und zur Beachtung der alten Gesetze und Gebote zurückkehren. Er griff die Themen der alten Propheten auf und forderte wie sie soziale Gerechtigkeit ein. Er kreidete Missstände an. Die Kritik an der Ehe des Königs Herodes, der nach römischem Recht die Frau seines Bruders Philippus heiratete, kostete ihn das Leben. Scharen von Menschen strömten zu ihm an den Jordan. Als Zeichen ihrer Umkehrbereitschaft ließen sich viele von ihnen taufen. Im Wasser des Jordan wuschen sie symbolisch ihr altes Leben ab. Wie weit ihnen ein neues Leben gelang, wird nicht berichtet.
Unter den Menschen, die von ihm fasziniert waren, treffen wir auch Jesus und eine Reihe seiner späteren Jünger. Auch Jesus ließ sich von Johannes taufen. Vor allem aber ließ er sich von ihm inspirieren. Er ging für vierzig Tage in die Wüste und fastete. Als Herodes und seine gekränkte Gattin Johannes endgültig zum Schweigen brachten, begann Jesus von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt zu ziehen und wie Johannes Umkehr zu predigen. Auch sein Lebensstil war radikal einfach, jedoch nicht so spektakulär wie der seines Vorbildes. Viele Männer und Frauen, darunter auch einige Anhänger des Johannes, schlossen sich nun ihm an und zogen mit ihm umher.
Jesus und Johannes
Die junge Kirche stand vor der Frage: In welchem Verhältnis standen die beiden zu einander? Ist nicht etwa sogar Johannes der eigentliche Begründer der Erneuerung? Worin unterschieden sie sich? Worin liegt der "Mehrwert" der Predigt und des Wirkens Jesu?
Alle vier Evangelisten betonen die Verbindung der beiden und beschreiben das Wirken des Johannes mit großer Wertschätzung. Alle vier sind davon überzeugt, dass Jesus über Johannes hinausging. Sie berichten, dass Johannes auf Jesus als den Größeren und Stärkeren hingewiesen hat. Markus fasste dies in einer Formel zusammen, die wir heute im Evangelium gehört haben: "Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Wasser und Heiligem Geist taufen."
Johannes forderte in seiner Predigt radikale Umkehr, eine Rückkehr zu den Wurzeln der jüdischen Religion. Jesus knüpft in seiner Predigt daran an, entwickelte seinen Erneuerungsansatz jedoch weiter. Der Geist, der ihn antrieb, war nach vorne gerichtet. Die Tradition war für ihn eine unverzichtbare Basis, er selbst wusste sich vom Geist Gottes geleitet. Die Taufszene stellt dies in eindrucksvoller Weise dar. In seiner Predigt kündigte er ein vom Geist Gottes geleitetes Reich Gottes an. Er animierte seine Jünger und Anhängerinnen, am Kommen des Reiches Gottes mitzuwirken und sich so wie er vom Geist Gottes leiten zu lassen.
Die Kirche schätzt und verehrt Johannes den Täufer als Wegebereiter und Vorläufer Jesu. Auch Jesus lebte radikal und stellte radikale Forderungen auf, z.B. in der Bergpredigt. Bei ihm finden wir aber eine Lebenspraxis, in der auch noch eine andere Seite Platz fand: Er scheut nicht den Kontakt zu den von der religiösen jüdischen Gesellschaft Ausgeschlossenen, vergibt z.B. der Ehebrecherin, beruft einen Zöllner zum Jünger. "Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen" (Lk 15,2), werfen ihm die Pharisäer und Schriftgelehrten vor. Ihnen antwortet er: "Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder" (Mt 9,13).
Umkehr als Adventprogramm
Der Advent konfrontiert uns mit dem biblischen Ruf zur Umkehr. Dieser hat sogar in der außerkirchlichen Kultur reichen Niederschlag gefunden. Zum Advent gehören eine Vielzahl von Charity-Aktionen. Wir sammeln für gute Zwecke, besuchen Alte und Kranke, Menschen mit besonderen Bedürfnissen bekommen sogar öffentliche Aufmerksamkeit u.v.a.m.
All das ist schön und gut. Es bleibt aber ein Beigeschmack: Genügt das? Ist diese Hinwendung zu den Schwachen und Kleinen, zu den Kindern und Alten auch nachhaltig? Änderst sich etwas in den Menschen im Umgang mit den Schwachen in der Gesellschaft? Wieviel Platz und Aufmerksamkeit haben diese nach dem großen Fest? Kinderrechte? Behindertenrechte? Pflegenotstand? Barrierefreiheit?
Die kirchlichen Umkehrrituale, die lange Zeit fester Bestandteil des Advents waren, wie z.B. die persönliche Beichte oder auch Bußgottesdienste, sind aus der Mode gekommen. Ich habe den Verdacht: nicht nur, weil sie zu mühsam sind, sondern weil wir an ihrer Nachhaltigkeit zweifeln. Folgt aus ihnen auch geistige Erneuerung, eine nachhaltige geistige und geistliche Erneuerung? Lassen wir uns vom göttlichen Licht des Weihnachtsfestes nur anstrahlen oder lassen wir unser Leben vom Heiligen Geist befruchten?
Nachhaltige Erneuerung
Wie geht nachhaltige Erneuerung? Es bringt nicht viel, wenn wir radikale Aktionen wie etwa die der Klimaaktivisten bewundern oder ablehnen, solange wir nicht selbst beginnen, unser Leben zu ändern. Wenn ein Umdenken in der Klimapolitik nicht eine breite Bewegung wird, und jeder Einzelne beginnt sein Leben zu ändern, bleibt alles beim Alten.
Es bringt auch nichts, den Reformstau der Kirche zu bejammern, solange wir nicht selbst versuchen, den Geist Jesu neu zu leben. Manche Katholiken möchten zum alten Glanz der Kirche zurückkehren und versuchen, alte Bräuche, Rituale und Strukturen neu zu beleben. Der Geist Gottes hat in den letzten Jahrzehnten viel Neues wachsen lassen, hat ein Umdenken bezüglich den Mitdenkens und Mitwirkens aller Getauften herbeigeführt.
Der Advent lädt uns ein, dass wir alle, Laien und Kleriker, Männer und Frauen, uns aufs Neue in die Evangelien und anderen biblischen Texte vertiefen, vom Geist Gottes ansprechen lassen, Weggefährten suchen und mit ihnen am Aufbau des Reiches Gottes arbeiten.
Anbruch einer neuen Ära
Programm des Evangelisten Markus
Die ersten acht Verse des Evangeliums nach Markus werden uns heute als Frohe Botschaft präsentiert. Markus hatte sich entschlossen alles, was er über das Leben des Predigers Jesus von Nazareth von Augen- und Ohrenzeugen in Erfahrung bringen konnte, aufzuschreiben. Er war sich der Einzigartigkeit und Wichtigkeit dessen, was passiert war bewusst. Was sich in während der Verkündigungszeit des Predigers Jesus von Nazareth und in den Jahren nach seinem Wirken in Judäa und Galiläa abgespielt hatte, war einmalig und besonders. Auch Markus gehörte zu den begeisterten Anhängern des neuen Weges. Er wollte dafür sorgen, dass die Erzählungen und Erfahrungen der Anhängerschaft dieses Jesus verbreitet werden und der Nachwelt erhalten bleiben.
Orientierung und Hoffnung…
Sein Bericht beginnt mit der Erzählung vom Auftreten Johannes des Täufers in der Wüste. Laut Markus hat sich damals die Verheißung des Jesaja erfüllt. Gemeint ist der Jesajatext, den wir heute in der 1. Lesung gehört haben: Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des Herrn, ebnet Gott eine Straße.
Es ist Markus sehr wichtig, das Wirken Johannes des Täufers als Vorbote Jesu schon als Vorankündigung im bekannten Prophetentext nachzuweisen. Johannes Umkehrpredigt wird gleichgesetzt mit der Stimme des Rufers in der Wüste. Johannes der Täufer predigte in der Wüste von Umkehr und Vergebung der Sünden. Und das Volk kam in Scharen und ließ sich taufen.
Johannes gab diesem Volk, das über fast fünf Jahrhunderte zerstreut in einem riesigen Gebiet zwischen Euphrat und Tigris (heutiger Irak) bis zum Gebiet des heutigen Gazas leben musste, immer fremden Machthabern ausgeliefert, mal mehr mal weniger rigide, ohne religiöses Zentrum zur Durchführung der vorgeschriebenen Riten und ohne Glaubensbegleitung durch eine schriftgelehrte Priesterschaft, diesem Volk gab Johannes der Täufer Hoffnung durch eine neue/alte Verheißung, er gab ihm eine neue Struktur. Viele Israeliten hatten bereits entweder den Götzenglauben der umgebenden oder herrschenden Gesellschaften angenommen oder sich für ein Leben ohne Glauben und Religion entschieden.
Zusätzlich zu seiner Predigt, die alten Gesetze der Tora wieder neu wichtig zu nehmen, begann Johannes, Männer und Frauen, die ihm folgten, im Jordan zu taufen. Die Taufe als Zeichen ihrer Befreiung von ihrer Gottesferne, sie zentrierte Ihr Leben wieder neu. Dieses neue Leben durch die Rückkehr zu den alten Anweisungen der Tora gab ihnen wieder Halt. Sie gab Orientierung.
Und sie gab auch Hoffnung. Denn der Täufer verwies auf das nahe Kommen desjenigen dem er nicht würdig war die Schuhriemen zu lösen. Er verwies eindeutig auf das nahe Kommen des versprochenen Messias, des Erlösers. Das war eine neue/alte Verheißung, die jetzt neuen Mut machte, die schon Jesaja prophezeit hatte: "Bahnt den Weg für den Herrn. Dann offenbart sich seine Herrlichkeit."
… in Anknüpfung an alte Überlieferung
Der Evangelist Markus weist gezielt darauf hin, dass das Wirken des Johannes und das Wirken Jesu die beiden Brückenpfeiler zwischen dem altisraelitischen Glauben und dem neuen Weg der Nachfolge Jesu darstellen. Nicht ohne zu betonen, dass der neue Weg ohne seine Basis im israelitischen Väterglauben nicht möglich gewesen wäre.
Schon die Umkehr zu einem Leben nach dem Gesetz der Tora bildete den ersten Akt dessen, was so blumig als Bereiten des Weges für den Kommenden und das Ebnen der Straße für den Herrn beschrieben ist. Die Taufe fungierte als Zeichen der Reinigung von alten Denkmustern, sie machte das Herz frei und rein und damit offen für den Empfang der neuen Spiritualität Jesu. Und die bedeutet im Klartext: Eine Abkehr von der Idee, dass der so dringend erwartete Erlöser ein neuer irdischer Herrscher sein wird, der dem Volk Israel die Stellung einer eigenständigen neuen politischen Größe geben wird.
Der Retter Israels weist auf ein anderes Reich hin. Das neue Reich, von dem Jesus erzählt, gründet auf eine immer größer werdende Anzahl von Menschen, in deren Herzen sich die Botschaft von dem Gebot der Gottesliebe und der Nächstenliebe eingenistet hat. Das ist für ihn die Basis für ein friedliches Miteinander zwischen Menschen, und zwar zwischen allen Menschen. Das auserwählte Volk sollte gleich Johannes den Weg bereiten, es sollte ein Vorbote dieses neuen Reiches sein.
Auserwähltheit des Volkes Israel bedeutete nach Jesus nicht die Bevorzugung eines Volkes vor anderen Völkern durch Gott, sondern die Exklusivität mit dem Gott der Väter schon eine lange gemeinsame Wegstrecke zurückgelegt zu haben. Es bedeutet damals und auch heute noch, die Einforderung der Glaubenserfahrung seiner ältesten Bundesbrüder als Wegbereiter für das Reich Gottes. Diesem seinem auserwählten Volk hatte sich Jahwe als erster zu erkennen gegeben. Immer wieder erfuhren die Israeliten seine barmherzige Liebe, die er ihnen als Beispiel für ihr menschliches Zusammenleben empfohlen hat. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen da sie ihre Erfahrungen als Jahwes geliebte Kinder an die anderen Menschen weitergeben sollten. Gleich älteren Schülern, die ihren Lehrer bei der Betreuung der Neulinge im Unterricht unterstützen.
Universal
Das war revolutionär und für viele Israeliten eine Zumutung: Jesu Ausweitung des Väterglaubens auf alle Völker hatte die Ausbreitung der Gottes-Reich-Idee und den Frieden unter allen Menschen zum Ziel. Ein Blick in die heutige Wirklichkeit macht uns klar, dass trotz 2000 Jahre Christentum diese Wunschvorstellung Jesu nicht einmal im Ansatz erfüllt ist.
Leider können auch die in der Vätertradition verbliebenen Menschen keine positivere Bilanz vorweisen. Was uns aber trösten kann ist die Tatsache, dass in Gottes Sicht auf seine Schöpfung die Dimension Zeit eine andere Größe darstellt als in unserer menschlichen Welt. Für Gott gibt es nicht Vergangenheit und Zukunft. Für Gott gibt es nur ewige Gegenwart. Er schenkt uns Menschen seine Beziehung im Rahmen ewiger Gegenwart, so haben wir es auch im Petrusbrief, der heutigen 2. Lesung gehört. Wir können also mit seiner Geduld rechnen, weil er nicht will, dass auch nur einer von uns zugrunde geht.
Am Tag seines Wiederkommens jedoch ist auch diese Geduld zu Ende. Weil aber keiner diesen Zeitpunkt kennt, empfiehlt uns Petrus vorbereitet zu sein. Tröstlich ist auch, dass der Kern seiner Botschaft - das Reich Gottes gründet auf die Vermehrung der Menschen, die die frohe Botschaft Jesu in ihr Herz lassen - sich nicht geändert hat. Sie ist ein klarer Auftrag an jeden einzelnen von uns, heute und jederzeit.
Umkehr und Neuanfang
Neuanfang
Hoffnung, Freude und der Glaube daran werden heute in den Texten spürbar, also wirklich „Frohe Botschaft“, nicht nur „Gute Nachricht“. Das führt uns besonders die 1. Lesung vor Augen. Die Stadt Jerusalem war durch die Babylonier belagert. Da erfolgt der Aufruf an Jerusalem Botin der Freude zu sein. Das wird schwierig, aber die Zusage ist sicher, dass der Frondienst zu Ende ist, dass viel an Last jetzt wegfällt. Neuanfang, Neubeginn nach all der schweren Last. Das macht Freude. Sie ist auch eine göttliche Eigenschaft. Wo viel verschüttet ist in den Wüsten auch unseres Lebens, sollten wir Wege bahnen. Gute Voraussetzung dafür: „Ich fürchte kein Unheil, denn du bist bei mir.“ (Ps 23,4). Da wird Vertrauen aufgebaut. Bei der Ankündigung der Geburt Jesu, bekommt er zuerst den Namen Immanuel, was „Gott mit uns“ bedeutet (Jes 7,14; Mt 1,23).
In der Person Jesu zeigt Gott uns den Weg, den wir bereiten sollen. Er führt uns vor sich her. Was heißt das konkret? Wie sehen diese Voraussetzungen aus? Der Weg muss wahr sein, im Sinn von (sich) nicht verstellen, zu den Fehlern stehen. Er soll einfach, aber nicht primitiv sein, Solidarität üben, ist besonders wichtig in der Trockenheit der Wüste. Wo es kein Wasser gibt, verlangen die Menschen am meisten danach. Es geht aber auch um das „Wasser des Lebens“; „Meine Seele dürstet nach dir“ (Ps 42,2). Diese Aussage deutet bereits an: Verzicht üben, was brauchen wir wirklich zum Leben? Wenn Vertrauen vorhanden ist, können wir den Weg auch mit Gelassenheit gehen und uns bewusst werden, dass nicht alles von uns abhängig ist. Letztlich auch entschieden zu leben, sich nicht immer alles offenhalten wollen. Da kommt Beliebigkeit ins Spiel, eine unangenehme Zeiterscheinung, sich in keiner Frage festzulegen. Das gilt auch für die verschiedensten Weltanschauungen. Es wird schon etwas Höheres geben. Das sind die „Etwasisten“ oder auch Apatheisten(Ausdrücke von Thomas Halik), die gar nicht mehr fähig sind, einen Weg zu bereiten.
Faktor Zeit
Wege, Wegstrecken, die zu bewältigen sind, brauchen hier auf Erden Zeit und Geduld. „Beim Herrn sind ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre sind wie ein Tag.“ (2 Petr 3,8). Da wird unsere Geduld angesprochen, die aber nicht immer gleichzusetzen ist mit „Verzögerung.“ Manchmal kann auch etwas sehr rasch gehen. „Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb.“ (2 Petr 3,10). Das hörten wir bereits im letzten Sonntagsevangelium, wo es um Wachsamkeit und Achtsamkeit ging. Vieles in unserem Leben, Erfreuliches und Furchtbares, kommt plötzlich daher und bringt uns vom rechten Weg ab. Das Lebensziel ist das vollendete Reich Gottes, das Offb 21,1. 4 als „neuen Himmel“ und „neue Erde“ beschreibt, wo der Tod nicht mehr sein wird, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Dann zeigt sich auch das Reich Gottes in Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Wahrheit, Liebe. Unsere irdische Lebenszeit mit dem Lebensweg, ist Vorbereitungszeit, ist Vorbereitungszeit auf das Leben nach dem Tod, das ewige Jetzt, wo es keine räumliche und zeitliche Begrenzung gibt. Daher bekommen wir für unser Leben hier auf Erden schon jetzt Hinweise: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns“. (Ps 90,12). „Carpe diem!“ (Genieße den Tag! Zitat des Dichters Horaz 65 - 8 v. Chr.), Tempora fugit, amor manet“ (Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt sagt Publius Vergilius 70 - 19 v. Chr.). „Eins, zwei drei im Sauseschritt, läuft die Zeit, wir laufen mit“ (Wilhelm Busch 1832 - 1908).
Aufforderung zur Umkehr
Durch diesen Advent haben wir noch einen Wegbegleiter: Johannes der Täufer, oft auch als „Vorläufer“ bezeichnet. Er ist etwas älter als Jesus und Bote, der zur Umkehr mahnt, zur Taufe, zur Vergebung der Sünde. Dieses Auftreten des Johannes wird verknüpft mit der Botschaft des Propheten Jesaja, etwa 700 Jahre davor. Umkehr. Wie kann sie aussehen? Es gibt eine Umkehr des Verstandes, der bereit ist, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, ohne Entschuldigung. Es gibt eine moralische Umkehr des Verhaltens, eine religiöse oder christliche Umkehr als Umkehr des Herzens, ein langandauernder, lebenswendender Prozess mit neu gewonnener Einsicht, die zur Erkenntnis Gottes führt.
Das lesen wir alles im Markusevangelium, das gleich mit einem Christusbekenntnis beginnt: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ Das entwickelt er weiter bis zum Ende des Evangeliums. „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn.“ (Mk 15,39). Diesen Gottes Sohn Jesus werden wir wieder zu Weihnachten feiern.
Sich in die adventliche Erwartung einüben
Wache Neugier
In letzter Zeit fällt mir auf, dass ich im Laufe eines Tages häufiger als nötig nachschaue, ob neue Mails angekommen sind oder im Internet aktuelle Informationen bereitliegen. Diese Neugier deute ich, dass mein bisheriges Leben trotz vieler Erfahrungen nach mehr, vor allem nach Befriedigendem und Nachhaltigem Ausschau hält. Eine innere Dynamik regt sich immer wieder.
Diese Lebenszeichen haben viel mit Advent zu tun, wo oft von Wachsein und Erwartung die Rede ist. Mein kleiner Erfahrungsbereich will sich weiten. Was Gott in uns grundgelegt hat, möchte sich weiter entfalten. Der Austausch und die Freundschaft mit ihm stecken noch viel zu sehr in den Anfängen. Advent, die Zeit der Erwartung will durchlässiger machen für die Impulse von höchster Stelle. Advent ist eine Chance, von innen her zu wachsen. So könnte Weihnachten aktuell werden nicht nur in dem Sinne, dass damals Bethlehem göttlichen Nachwuchs bekommen hat, sondern dass auch in uns neue Lebensschübe möglich werden aus der unendlichen Lebensfülle Gott.
Bereit sein
Advent und Erwartung sind nicht überholt. Das Leben mit Christus hat noch sehr viel auf Lager. Auf unserem künftigen Weg liegen noch unzählige Edelsteine, die zu leuchten beginnen, wenn wir lernen, sie mit den Augen Jesu zu sehen.
Auch die Lesungen des heutigen 2. Adventsonntages wollen unsere Augen schärfen, dass wir den göttlichen Einfluss im täglichen Leben besser wahrnehmen.
Allein die Lesung aus dem 2. Petrusbrief, auf die ich mich heute beziehen will, liefert wertvolle Hinweise.
Zunächst geht Petrus auf die Verzögerung ein, dass Gott so lange auf sich warten lässt. Seine Mitchristen haben gemeint, die Wiederkunft Christi würde sich noch zu ihren Lebzeiten einstellen und alles in neues Licht tauchen. Das lange Warten kann müde machen und auch Zweifel bei uns aufkommen lassen. Warum greift heute Christus nicht ein, wenn Korruption sich ausbreitet und Unrecht weiter wuchert? Gott müsste doch den Bösewichtern auf die Finger schlagen und Bittgebete schneller erhören.
Doch Gott hat einen langen Atem und beschneidet nicht die große Freiheit aller Menschen. Im Gleichnis vom Weizen und Unkraut bremst der Gutsherr die ungeduldigen Landarbeiter, die das Unkraut sofort ausreißen wollen.
Wo Gott schweigt, gibt er Zeit. Und diese Zeit brauchen wir wahrlich, bis in uns eine bessere Einsicht wächst, bis wir Konsequenzen ziehen und zu verheißungsvollen Schritten ansetzen. Gott will nicht überrumpeln. Es braucht Zeit, bis wir aus persönlichen Erfahrungen lernen, Vorsätze verwirklichen und Trägheiten überwinden. Nur was aus eigenen Erfahrungen gewachsen ist, was wir selber als das Bessere schätzen, können wir vertreten und anderen überzeugend nahebringen.
Die adventliche Haltung der Apostel Petrus und Paulus
Petrus schreibt die heutige Lesung aus Rom kurz vor seinem Tod (im Jahr 64 oder 67). Dort erlebt er sich wie in einer Löwengrube, das Martyrium vor Augen. Sein Advent ist mehr als Geschenke und feineres Essen. Seine Christusverbundenheit beglückt ihn so sehr, dass er seine Mitglaubenden aufmuntern kann, Christus treu zu bleiben, die göttliche Verheißung vor Augen zu haben und voll Hoffnung den neuen Himmel und die neue Erde zu erwarten. Wer an Christus festhält, braucht vor dem Kommenden keine Angst zu haben, wenn er sich bemüht, ohne Makel und Fehler und in Frieden angetroffen zu werden.
Diese Hoffnung drückt der Apostel Paulus einmal so aus: „Was soll ich wählen? Ich weiß es nicht. 23 Bedrängt werde ich von beiden Seiten: Ich habe das Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein - um wie viel besser wäre das! 24 Aber euretwegen ist es notwendiger, dass ich am Leben bleibe. 25 Im Vertrauen darauf weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen verbleiben werde, um euch im Glauben zu fördern und zu erfreuen.“ (Phil 1,23-25)
Weder Paulus noch Petrus klagen, dass ihnen Christus, ihr Meister und Vorbild, fern ist. Ihr Beten ist wie ein tägliches Öffnen der Fenster, dass frische Luft, das heißt, dass der Geist des Auferstandenen einströmen und sie durchdringen kann. Das kommende Gericht ist für sie nicht mit Angst besetzt, sondern räumt letzte Schleier und Bremsklötze weg. Nichts mehr wird diesen gesteigerten Liebesaustausch mit ihrem Herrn und Meister aufhalten.
Anregungen für unseren Advent…
Zu solch hoffnungsvollem Weg laden uns die vielen Verheißungen Jesu und die Erfahrungen der Glaubenszeugen vor uns ein. Nützen wir die Zeit, die uns gegeben ist.
Rabbi Moshe Löb in den Chassidim sagt: „Ein Mensch, dem nicht an jedem Tag eine Stunde für seine Zukunft gehört, ist kein Mensch.“
Von einem Sterbenden stammen die Worte: „Wer den Heiland zum Begleiter hat, der braucht keine Angst zu haben.“
In eine ähnliche Richtung geht die Aussage: „Wer sich nicht jeden Tag unter die Augen Christi stellt, hat kein Recht zu klagen, Christus sei abwesend; der hat auch kein Recht sich zu beschweren, wenn ihn der Tod überrascht.“
Wenn wir Christus als Begleiter wählen, kann der Advent einen Zuwachs an Lebensschüben bringen; wenn wir z.B. vor der Arbeit, im Bus, vor der Haltestelle und vor einem Gespräch einen Gedanken an Gott verwenden; wenn wir vergangene Tage überdenken und einen roten Faden weiterziehen, mit dem Christus einverstanden ist.
… wie Gott bei uns ankommt
Heute ist Nikolaustag. Noch nach 1700 Jahren ist lebendig, was in seinem Leben aufgestrahlt ist. In dieser warmen Güte und Liebe zu wachsen, bleibt für immer kostbar und bringt den Himmel näher.
Am Höhepunkt der hl. Messe rufen wir: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.
Möge uns von Mal zu Mal mehr aufgehen, dass Gott mit seinem Himmel bei uns ankommen will, dass das erste Weihnachten damals in Bethlehem sich ganz nah bei uns fortsetzt.
Erhebe deine Stimme und fürchte dich nicht!
Schwer auszuhalten
Unsere Gegenwart fordert uns gewaltig: Die Pandemie hat die Welt im Griff, auch unser Land und die Nachbarländer. Was wir im Frühling kennengelernt haben, als große Ausnahme vom Alltäglichen, hat uns seit Oktober wieder eingeholt - das Vermeiden von physischen Kontakten, die Einschränkungen in dem was wir tun können oder dürfen, Absagen von Veranstaltungen, Abstand-Halten, erneute Unsicherheit, was den Arbeitsplatz angeht. Und wir wissen nicht, wie lange diese eigenartige Art zu leben noch anhalten muss - wann es wieder so was wie „Normalität“ im Arbeiten, im Zusammenkommen und Feiern geben wird, oder was in den nächsten Jahren noch immer anders sein wird bzw. muss. Das ist sehr schwer auszuhalten, man wird mürbe davon, auch ich.
Menschen sind entweder ignorant, laut und ärgerlich geworden, oder kleinlaut und verstummt. Was im März noch nach großem gesellschaftlichem Zusammenhalt ausgesehen hat, bekommt größere Sprünge - Rücksichtnahme und massive Einschränkungen in Kauf nehmen, um schwächere Bevölkerungsgruppen zu schützen? Oder lieber die Gefährdeten absondern, der Krankheit unter fitten, jungen Menschen und der Wirtschaft freien Lauf lassen?
Wie sehr alte und junge, gesunde und kranke bzw. anfällige Menschen verbunden sind, hat sich auch im letzten Frühling deutlich gezeigt. Nur weil Menschen zurückgezogener und leiser leben als andere, heißt es nicht, dass sie für niemanden mehr wichtig sind, im Gegenteil. Für sie und für eine - ihre - qualitätsvolle Lebenszeit lohnt es sich auch die Stimme zu erheben. Menschen wollen ihre Enkelkinder erleben, für sie etwas einkaufen, an Kultur und Natur teilhaben, nicht weggesperrt sein. Sie wollen noch leben in den vielleicht letzten Jahren ihres Daseins, und nicht mit Vorwürfen, Schuldgefühlen oder Angst überschüttet sein.
Rasch und ohne Umwege
Die Bibeltexte des heutigen Sonntags sind miteinander verknüpft und betonen verschiedenes:
Die frohe Botschaft der Befreiung des Volkes Israels soll mit Kraft verkündet werden: Laut, nicht leise, von einem gut hörbaren Ort her. Die Menschen sollen es erfahren!
Gott möchte eine „Autobahn" in der Wüste - rasch, ohne Umwege, ohne mühsame Prozedur will er seinen Platz im Leben der Menschen.
Wir brauchen sie auch rasch, diese frohen Botschaften - am liebsten die, dass alles vorbei ist. Das wird es nicht spielen, zumindest jetzt nicht. Aber es kann uns gelingen, frohe Botschaften in unserer momentanen Situation zu entdecken: Du bist mir nicht egal, ich schau auf dich. Wie schön ist es, einen Brief oder einen Anruf zu bekommen. Wir halten zusammen in der Familie, auch wenn wir uns in den Feiertagen nicht wie gewohnt treffen. Ich weiß mich getragen von Menschen, die an mich denken oder für mich beten. Einzelne Begegnungen bekommen mehr Gewicht und werden bedeutsamer. Ich habe Zeit für das, was mich nährt - Musik zu hören oder zu singen, einen Spaziergang, zu kochen oder gute Sachen zu lesen - wieso nicht auch Hoffnungstexte aus der Bibel?
Getragen sein
Entscheidend dafür, wie ich diese Zeit überstehe, wird sein, wie ich es erlebe oder zu deuten vermag: Fühle ich mich getragen - wie das Lamm beim Propheten Jesaja - von Gott, von Menschen, von Ritualen? Kann ich das „fürchte dich nicht" aus vollem Herzen glauben, sodass ich aus der Zuversicht und Gelassenheit heraus leben kann, auch wenn wirtschaftlich ein schlechtes Jahr für mich ist? Wie sicher kann ich mich darauf verlassen, Hilfe zu bekommen, bei Institutionen oder meinem privaten sozialen Netz? Weiß ich mich über den Tod hinaus in Sicherheit, sodass der Tod (meiner oder der anderer Menschen) nicht das Schlimmste ist, was ich fürchten muss?
In einer Stunde ist es leichter, so zu leben, in einer anderen schwerer. Nicht immer ist alles gleich.
Auf das Licht zugehen
Der Advent als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten wird gefeiert in einer Zeit, in der es sehr finster ist und immer dunkler wird. Dennoch gehen wir auf das Licht zu - wir wissen es aus Erfahrung, es wird ja jedes Jahr Weihnachten. Wir warten darauf, dass in unsere Dunkelheit ein Licht, dass Gott hereinbricht und uns das zusagt, was wir brauchen: den Retter in Gestalt eines Kindes, Hoffnung, Licht, Frieden. Laute Stimmen, voller Zuversicht und Frohbotschaft. Ein „fürchte dich nicht" der Engel. Sie sind dann auch wieder weg und nicht mehr sichtbar, die Boten und Engel, aber ich wünsche uns allen, dass ihre Worte Raum und Widerhall gefunden haben in uns. Amen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin, Diözeses Linz
Advent - Neuanfang
Anfänge
Eigentlich heißt „Advent“ „Ankunft“. Hat also etwas mit Kommen zu tun. Unschwer zu erraten: es geht – natürlich – um das Kommen Gottes. Natürlich? Ich weiß nicht. Für viele Menschen ist gerade dieser Gedanke fremd geworden. Vielleicht auch zugedeckt oder einfach vergessen. Dabei träumen Menschen, gerade in dieser Zeit, von nichts anderem als von Liebe, Wärme und Geborgenheit. Von Gottes Kommen. Wir sind schweigsam geworden. Nicht nur die Worte fehlen uns. Trotz vieler Worte bleibt eine Leere zurück, trotz vieler Lichter eine Dunkelheit, trotz voller Geschäfte eine Trauer.
Eigentlich heißt „Advent“ „Ankunft“. Doch lässt sich auch alles als Anfang verstehen, als Anfang von allem. Anfänge haben ihren eigenen Reiz: die Geburt eines Kindes, der erste Kuss, das erste selbst verdiente Geld, das erste Auto. Wir könnten jetzt zu erzählen anfangen! Von den Gefühlen, von dem Glanz, der über Erinnerungen liegt, von der Hoffnung, etwas festzuhalten und zu bewahren. Gelegentlich erzählen wir Lebensgeschichten auch als Geschichten von immer neuen Anfängen. Sie gliedern dann sozusagen das Leben. Sie gleichen einem unerwarteten Geschenk. Manchmal sind sie auch traumatisch und bösartig. Doch in jedem Anfang liegt etwas Neues. Es geht nicht mehr so weiter wie bisher, es muss auch nicht mehr so weitergehen. Vielleicht ist das Neue sogar fällig, überfällig?
Heute am 2. Advent werden wir auf Anfänge eingestimmt.
Tröstet, tröstet mein Volk
Als wir vorhin die alttestamentliche Lesung hörten, hörten wir in eine Predigt hinein, die vor wirklich sehr langer Zeit in Babylon gehalten wurde. Den Namen des Predigers kennen wir so genau nicht. Es hat sich eingebürgert, ihn den 2. Jesaja zu nennen, Deuterojesaja. Seine ersten Worte sind Imperative, die aus dem Himmel kommen: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“
Wir hören einem Menschen zu, der von einem neuen Anfang zu erzählen und zu verkündigen weiß, von einem Anfang, der an höchster Stelle vorbereitet wird und dann auch geschieht. Das Volk Israel ist in der Verbannung. In Babylon. Jerusalem ist nicht nur weit weg, Jerusalem ist eine Ruine. Der Tempel, abgebrannt, kann auch nicht mehr länger das Haus Gottes sein. Das Unkraut wuchert nicht nur an diesem verlorenen Ort, es wuchert in den Herzen der Menschen. Sie haben die Heimat verloren, aber auch ihr altes Selbstbewusstsein, die haben den Tempel verloren, aber auch den alten Glauben.
Wie mühsam es war, die Überlieferungen und Geschichten in die Fremde mitzunehmen, die dem Volk Israel eine Identität und eine Hoffnung gaben! Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen. Die Älteren sind gestorben, die Jüngeren in der Fremde geboren und groß geworden. Aber die Sehnsucht, wieder zurückkehren zu können, ist bei vielen Menschen nur lebendiger und größer geworden. In der Fremde merken Menschen, wo sie eigentlich hingehören – und was ihnen alles genommen ist. Jetzt wendet sich das Blatt! Gott selbst macht einen neuen Anfang. Auch mit sich! Denn die Schuld von gestern soll nicht mehr trennen, alte Geschichten sollen neuen weichen, der Klage nicht das letzte Wort eingeräumt werden. Vielleicht ist das, hier in Babylon, die größte neue Entdeckung überhaupt: dass Gott sich verändert, dass er neu anfängt. Vor unseren Ohren. Hören wir noch einmal in die Predigt hinein: „Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden.“
Eine neue Erde
Was dann kommt, lässt sich nur in den höchsten Tönen erzählen: Berge und Täler gleichen sich an, das Unebene wird eben, das Unwegsame begehbar. Ein freies Feld, im übertragenen Sinn, für einen Neuanfang ohne Hürden, ohne Abgründe, ohne unerreichbare Gipfel. Hier muss sich niemand mehr verstecken oder verkriechen, hier muss sich niemand mehr ängstlich umschauen, hier muss sich aber auch niemand mehr selbst erhöhen und auf andere herabschauen. Ein tolles Bild. Eine tolle Predigt. Denn das „freie Feld“ wird auch zu einer Verheißung, jetzt aufbrechen zu können, ohne von einer Beschwernis zur anderen zu eilen, heute im Tal, morgen auf einem unwegsamen Höhenweg. Das „freie Feld“ erlaubt weite Sicht und schenkt einen Horizont am Morgen und am Abend. Oder darf ich sogar folgern, dass auch die Erde mit ihren Faltungen und Windungen neu anfängt? So recht weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Wenn ich in Babylon wäre, hätte ich Jesaja wohl gefragt: Wie langweilig wird das denn? Doch verstehen tue ich Jesaja schon: es ist ein Bild der Erlösung. Das Bild eines neuen Anfangs. „Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.“
Die Predigt des 2. Jesaja steht am Anfang eines neuen Buches, das beschreibt, wie Gott mit seinem Volk neu anfängt. Es dauert noch. Aber zuletzt werden viele Menschen den Rückweg nach Israel wagen, den Tempel bescheiden neu aufbauen und sich gesellschaftlich, politisch und eben auch religiös neu orientieren. Allerdings sind auch viele Menschen in Babylon geblieben und haben begründet, was unter dem Stichwort „Diaspora“ Weltgeschichte geschrieben hat. Die entscheidende Einsicht war ein Geschenk: Gott wohnt nicht nur in Jerusalem, er wohnt überall. Und überall ist er zugegen. Dann hört sich die Predigt des Jesaja doch noch anders an: „Wie ein Hirt führt er – Gott - seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.“ Gott - der gute Hirte. Er braucht das Stück Land nicht, das wir unser Eigen nennen, das wir mit Landesfarben schmücken und in den Atlanten mit Grenzen versehen. In seiner Liebe führt er Menschen ins Leben, mehr noch: in sein Reich. So archaisch die Bilder auch sind: ein schöneres als das vom guten Hirten kenne ich nicht. Das ist doch ein Anfang!
Eine freie Bahn
Als Markus, der erste Evangelist, die erste Zeile schrieb, klang es ganz einfach und nüchtern: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ Doch es fällt sofort auf, dass Markus die Predigt Jesajas kennt und zitiert. Ausdrücklich, wörtlich: „Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.“
Und dann sehen wir die Wüste, die Steppe. Es sind Bilder vertrockneten und verödeten Lebens. Ihre Schönheit haben sie. Doch in ihnen zu leben, ist schwer und hart. Vielleicht sogar unmöglich. In einer solchen Umgebung hören wir einen Menschen, der zur Umkehr aufruft, zur Buße. Wir begegnen Johannes, dem Täufer. In dieser Einöde muss er auch sein. Er bereitet Jesus den Weg. Das Faszinierende daran: Wer umkehrt, bricht aus dem vertrockneten und verödeten Land auf und findet sein Leben. Oder: fängt neu an. Es ist eine Bewegung sichtbar, die aus Wüsten und Steppen herausführt! Die Leute kommen zu Johannes in die Wüste, um von ihm weggeschickt zu werden. In ein neues Leben. In einen neuen Anfang. Hier stimmt alles. Die Topographie und die Zukunft.
Für die Menschen früher waren Wüsten und Steppen auch Orte der Anfechtung und der Versuchung. Hier hausten die Dämonen! Hier trieben sie ihr Unwesen. Von hier aus überfielen und quälten sie Menschen. Dann wird auch der Aufbruch verständlich, der sich hinter den Worten "Umkehr" und "Buße" versteckt. Es geht um nichts weniger als um einen neuen Anfang, um ein neues Land. Biblisch: um das Paradies.
Heute, am 2. Advent, warten wir auf den, den Johannes angekündigt hat. Wir warten auf Jesus. Er tauft mit Heiligem Geist. Im Brief an die Hebräer wird er der Anführer und Vollender des Glaubens genannt. Auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Das ist der Anfang der Umkehr: Weg von den toten und leblosen Gedanken, weg von den alten Ängsten, weg von der dunklen Resignation. Doch in jedem Anfang liegt etwas Neues. Es geht nicht mehr so weiter wie bisher, es muss auch nicht mehr so weitergehen. Vielleicht ist das Neue sogar fällig, überfällig?
Jesaja sagt:
„Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott.“
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gott und Menschen in unser Herz schließen
Besinnung ist oft nicht einfach
Wir stehen mitten in der Adventszeit. Uns allen ist aus unserer christlichen Prägung bekannt: Adventszeit soll eine Besinnungszeit sein, eine Zeit der Zubereitung unserer Herzen zu einer Wiege und Wohnstätte unseres Herrn Jesus Christus.
Die Adventstage haben sich äußerlich sehr zu einer Periode von Trubel, Rummel und Hektik entwickelt. Selbst bei gutem Willen ist die Besinnung nicht einfach.
Auch der Täufer, von dem wir heute im Evangelium gehört haben, muss wohl erkannt haben, Besinnung und Zubereitung des Herzens braucht seinen eigenen Ort. So tritt er nicht auf den Märkten, Versammlungsstätten oder beliebten Treffpunkten auf. Hier hätte er zahlenmäßig wahrscheinlich noch mehr Menschen antreffen können als am Jordan. Aber hätte er dort auch die Herzen der Menschen erreicht? Menschen auf dem Markt und Sammelplätzen sind nun einmal mit ganz anderen Dingen beschäftigt als mit Umkehrgedanken oder einer inneren „Wegbereitung für den kommenden Herrn“.
Wüste als Ort der Besinnung
So zieht sich der Täufer in die Wüste zurück. Menschen, die zu ihm pilgern, müssen aus der Geschäftigkeit aussteigen. Ihr Weg in und durch die Wüste lässt ihre Gedanken wie von selbst eine neue Richtung einschlagen. Denn die Wüste war für jeden Juden ein ganz besonderer Ort. Wüste erinnerte die Israeliten automatisch an die Erfahrungen, die sie mit ihrem Gott Jahwe gesammelt hatten. In der Wüste hatten sie erlebt, dass er mit ihnen und bei ihnen war. Jahwe war es und niemand sonst, kein Mensch und keine andere Gottheit, der das Volk aus den lebensbedrohenden Gefahren errettet hatte und ihnen den Weg in das gelobte Land ermöglichte. Von ihrem Gott hatten die Israeliten zudem mit den Zehn Geboten jene Weisung erhalten, die menschliches Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Geschwisterlichkeit ermöglichte.
Als Johannes in der Wüste auftrat, waren gut tausend Jahre vergangen. Israel war längst sesshaft geworden. David hatte die zwölf Stämme zu einem Großreich vereint. Aber wie es bei Menschen so geht, wenn sie nicht mehr von Not geplagt werden: Sie lockern ihr Verhältnis zu Gott, beachten nicht mehr intensiv seine Sehnsucht und seinen Wunsch, herzlich mit den Menschen verbunden zu sein, bedenken oft viel weniger seine Weisungen und seinen Auftrag, als Brüder und Schwestern in Sorge füreinander zu leben.
Johannes der Täufer will die Umkehr der Menschen. Darum holt er sie in die Wüste, in jene Landschaft, wo das Volk seine heilsamen Erfahrungen mit Jahwe gemacht hatte. Der Täufer möchte erreichen: Israel soll sich neu besinnen auf seinen Gott und die von ihm aufgetragene Sorge füreinander.
Besinnung in Erwartung des Weihnachtsfestes
Wir stehen im Advent 2017. Inzwischen hat sich ereignet, was der Täufer ankündigte, bevor Jesus öffentlich auftrat: Erschienen ist der, der mit heiligem Geist tauft, Jesus der Gottessohn. In ihm und in seinem Handeln ist erneut und noch einmal die ganze Liebe Gottes sichtbar geworden. Erneut hat Gott in Christus die Menschen beauftragt und gesendet, einander barmherzig zu begegnen und – unter der Leitung des gespendeten Hl. Geistes – sein Leben der Freundlichkeit und Sorge um die Menschen nachzuahmen.
Wir, die Menschen von heute, sind nicht in die Wüste gepilgert; aber wir haben uns hier versammelt, um in der Eucharistiefeier des Lebens Jesu zu gedenken und die Verbundenheit mit Gott zu erneuern und zu festigen. Wir sind zusammengekommen, um den Herrn neu in unsere Gedanken und Herzen herein zu holen, damit wir an Weihnachten nicht nur eine Schokoladenweihnacht feiern, sondern Jesu Geburt in uns. Vielleicht ist unser Inneres nur ein armseliger Stall, aber unser Herz – das wünschen wir uns doch alle – möge eine Wiege für den Herrn sein, eine Wohnung, die das ganze Leben hindurch für ihn offen steht.
Tätige Dankbarkeit
Von den vielen Möglichkeiten, sich in Liebe mit Christus zu vereinen, könnte in diesen Tagen der Adventszeit das Danken wieder einmal intensiver in den Blick genommen werden. Wie die Israeliten damals so durften doch auch wir erfahren, dass Gott an unserer Seite mit uns durch das Leben gegangen ist. Daher sollten wir uns deutlich die Frage stellen und sie nicht oberflächlich behandeln oder gar übergehen: In welchem Verhältnis steht mein Dank an Gott im Vergleich zu dem, was ich an Gutem von ihm immer wieder erhalte? Wächst meine Verbundenheit mit ihm oder nimmt sie eher ab?
Im Blick auf die Mitmenschen könnte die Frage hinsichtlich der Dankbarkeit lauten: Welche Hilfe und Mühe der anderen nehme ich viel zu selbstverständlich hin, ohne mich immer wieder auch einmal aufrichtig zu bedanken? Wie gut tut ein bewusst ausgesprochenes „Danke schön!“, welche Kraft verleiht es, weiterhin nach dem Guten und Helfendem zu streben! Und auch die Frage sollte nicht ausbleiben: Bin ich in meinen Erwartungen und Forderungen andern gegenüber zuweilen sogar hart, barsch, krass, rücksichtslos?
Dankbarkeit öffnet uns das Herz auch für Nöte von Menschen, die wir nicht persönlich kennen. Aber wie viel Gutes konnte z.B. durch Adveniat oder die Sternsinger-Aktion schon unter Armen vollbracht werden! Schnüren wir auch für Menschen in wirtschaftlich unterentwickelten Ländern oder für Arme im eigenen Land großzügig ein Weihnachtspaket, um sie auf diese Weise in unser Herz zu schließen?
Dankbarkeit ist ein wunderbarer Schlüssel. Sie öffnet das Herz und verbindet miteinander. Für dieses Ziel kam Christus auf die Erde. Dieses Ziel lebt Gott in seinem Bemühen um Verbundenheit mit uns Menschen. Um uns für ein Ringen um dieses Ziel zu stärken, trug uns Jesus auf, immer neu das Abendmahl zu feiern. Öffnen wir ihm, dem Vater, dem Heiligen Geist und allen Menschen unser Herz in Dankbarkeit und Freude.
Rufer
Jahrmarktrufer
Auf Jahrmärkten gehören die Wortgefechte der Verkäufer zu den beliebten Dingen. Aal-Heini, Blumen-Josef und Obst-Edi wetteifern um den nächsten Kunden. Sie haben unterschiedliche Produkte, aber der Kunde hat nur einen 10 Euro Schein in der Hand. Wer macht nun das Geschäft? Dieser Wettstreit hat ja einen Vorteil: Es gibt einen Sieger. Einer macht den Umsatz und damit auch einen Gewinn.
Johannes der Täufer
Johannes der Täufer ist ein Gewinner. Er rief in der Wüste und die Leute aus Judäa und aus Jerusalem kamen. Johannes sagte: "Ihr seid Sünder" und das Volk bestätigte es. "Sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm [zur Vergebung der Sünden] taufen."
Was mag die Menschen mehr aufgerüttelt haben? Der extravagante Kleidungsstil eines Johannes? Seine Ernährungsgewohnheit stimmte mit seinem Anspruch überein. Oder war es tatsächlich die Art, in der Johannes den Menschen ihre Schuld deutlich machte? - Auf jeden Fall: Er erreichte die Menschen. Sie ließen sich aufrütteln. Sie folgten und waren zumindest dann bereit, andere Menschen zu werden. Ob es hält, ist eine andere Frage.
"Ich habe sie" hätte Johannes triumphieren können. Aber er tat es nicht. Er machte den nächsten Hinweis: "Da gibt es noch einen. Er hat die klarere Botschaft. Er hat und ist das deutlichere Zeichen. Er ist stärker, und das ist auch richtig so." Der kleine Triumph ist nicht das entscheidende Ergebnis. Wichtiger ist, dass in den Herzen der Menschen nachhaltig etwas geschieht.
Andere Rufer
Andere Rufer tauchten in den Lesungen auf. Im Buch Jesaja wird der Name nicht genannt. Es ist nur "eine Stimme" für den Tröster. Aber er überschlägt sich fast mit immer neuen Bildern. Die Bilder haben den Ursprung in einem Bedürfnis: Gott will trösten. Er will eine ganz neue Lebenserfahrung vermitteln. Nur kann er nicht in die Gegenwart sprechen. Er kann nicht sagen: "Der Frondienst ist zu Ende!" Diese Stimme sagt: "Der Frondienst geht zu Ende!" Der Erfolg wird kommen - aber erst später. Jetzt kann nur die Hoffnung geweckt werden. Jetzt kann nur die Motivation kommen, die hoffentlich trägt.
Diese tragfähige Motivation wird im zweiten Petrusbrief noch einmal unterstrichen. "Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung der Verheißung" heißt es da. Und "der Tag des Herrn wird kommen". Ich höre da so etwas wie ein: "Glaub mir", um alles zu unterstreichen. Dabei fehlt auch diesem Text noch das erfolgreiche Ende. Noch immer hat sich der Tag des Herrn nicht ganz eingestellt. Wir können schauen, ob es ein bisschen gelungen ist.
Mahner und Ermutiger
Jenseits der biblischen Texte fallen mir Rufer unserer Tage ein. Zu jedem der wichtigen Themen der Gesellschaft und der Kirche gibt es die Mahner und die Ermutiger. Sie sind jederzeit zu einem Statement bereit. Sie kommen mit ihren Positionen immer wieder in die Presse. Sie sitzen in den Talkshows und geben allen Zuschauern das Gefühl, dass sie es sicher wissen.
Und Jesus?
Johannes wird bei Markus als Bote vorgestellt. Zugleich heißt es: "Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes." Erst ist der Bote am Zug. Er weckt die Aufmerksamkeit. Dann kommt der Retter mit der zentralen Botschaft.
In den Adventstagen kommt Jesus nicht mit Macht und Autorität zum Tragen. Da ist er eher der zaghafte und leise Rufer. Hinter Jesaja und hinter Johannes ist er schon zu ahnen. Leise fragt er schon einmal: "Bist du bereit für mich?" An Weihnachten wird er fragen: "Willst du dich auf mich als kleines Kind einlassen?" - Wie weit bin ich schon in meinem Weg zum Ja?
Der Wettstreit der Marktschreier macht Freude und ist im Moment schön. Doch er prägt sich nicht ein. Nach zwei Tagen habe ich ihre Sprüche und ihre Stimmen vergessen. Anders ist es bei dem leisen Werben Jesu. Das bleibt mir. Das kann ins Herz und kann sich entfalten.
Zumal ich ja von Johannes weiß: Es lohnt sich!
In Erwartung
Straßen bauen
Da hören wir schon seit 2000 Jahren: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Und was ist in den 2000 Jahren passiert? Es ist ja nicht so, als hätten wir nichts getan. Schon die alten Römer fingen an Wege und Straßen zu bauen, bahnten sich einen Weg über die Alpen, um auch den Norden mit ihren Eroberungsfeldzügen als Herren der Straßen zu beglücken. Die Römer wurden zurückgedrängt, die Straßen und Brücken blieben. Mit der Erfindung des Motors wurden die Straßen von anderen Herren in Besitz genommen, die Herrschaft der Automobile begann. Und heute? Unser Land ist überzogen mit einem Netz aus Autobahnen, Straßen und Wegen und jeder, der öfter einmal weitere Strecken fahren muss, weiß das auch zu schätzen. Doch warum reichen all diese Autobahnen, Straßen und Wege nicht aus, um das angekündigte Kommen des Herrn vorzubereiten? Haben wir etwas falsch gemacht? Oder sind wir nicht in der Lage, die richtige Straße zu bauen?
Haben wir vielleicht in der Bauanleitung, heute würden wir besser sagen, in den Ausschreibungsunterlagen etwas übersehen? Wenn wir bei Jesaja in der heutigen Lesung nachschlagen, erfahren wir, warum wir diese Straße für den Herrn bauen sollen. Denn dort heißt es: "Verkündet der Stadt, die Knechtschaft geht zu Ende, denn die Schuld ist beglichen."
Etwas schuldig bleiben
Worum geht es hier? Da sind Menschen dem Leben, ihren Mitmenschen, der Schöpfung oder gar Gott etwas schuldig geblieben, sie sind schuldig geworden, haben Schuld auf sich geladen und sind als Folge dieser Schuld in Abhängigkeit und Knechtschaft geraten. Geht es uns nicht genauso? Bleiben wir nicht auch dem Leben etwas schuldig, wenn wir bestimmen wollen, was lebenswertes Leben ist, wenn wir dem Rad des Lebens in die Speichen greifen und meinen durch Genmanipulation besseres Leben selbst produzieren zu können, aus dem Menschen als Geschöpf Gottes, ein Produkt unserer Forschung machen? Und bleiben nicht auch wir der Schöpfung etwas schuldig, wenn wir ohne Rücksicht auf Verluste diese Erde ausplündern, blind in die Kreisläufe der Natur eingreifen und damit die Lebensgrundlagen unzähliger Pflanzen- und Tierarten zerstören? Und bleiben nicht auch wir unseren Mitmenschen etwas schuldig, wenn wir alles, selbst den Menschen, zur Ware machen und einem alles beherrschenden Markt opfern?
Alles hat seinen Preis, und man muss sich heute gut verkaufen, um noch eine Chance zu haben. Aber ist es wirklich das, was sich unsere Kinder von uns gewünscht hätten? Und bleiben nicht auch wir Gott etwas schuldig, wenn wir ihn entweder als richtende und verurteilende Drohkulisse für unsere Machtinteressen missbrauchen, oder wenn wir ihn durch Verniedlichung zu einem guten Opi machen, der eh nicht mehr aus dem Rollstuhl hochkommt? Beides verhindert, dass wir Gott danken, loben, preisen und ihn allein anbeten können, weil er Gott ist, und nicht weil wir etwas von ihm wollen oder ihn für etwas benutzen wollen. Auch wir haben Schuld auf uns geladen, sind dadurch in Abhängigkeit und Knechtschaft geraten. Immer mehr Menschen merken, dass sie sich in einem Zug befinden, der in die falsche Richtung fährt.
Freie Wege bahnen
Doch auch uns gilt diese Zusage aus dem Buch des Propheten Jesaja: Tröstet mein Volk, die Knechtschaft geht zu Ende, denn eure Schuld ist beglichen. Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Keine Autobahnen von Zwangsarbeitern gebaut, wie vor 70 Jahren in unserem Land, keine Straßen im Regenwald von Ölsklaven gebaut, wie heute in Südamerika. Nein - wir sollen einen Weg der freien Menschen durch die Wüste bahnen. Dorthin, wo das Leben bedroht ist, wo kaum mehr Leben möglich ist, in der Wüste und dort wo das Leben nur noch vor sich hin vegetieren kann, in der Steppe, dorthin sollen die Freien einen Weg bahnen, um das Geschenk der Freiheit weiter zu schenken, um dem Leben neue Lebensmöglichkeiten zu eröffnen. Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Die, die sich groß dünken und sich über andere erheben, sie sollen sich senken, wie auch Gott sich nicht zu schade war, sich klein zu machen, um in seinem Sohn ein Mensch zu werden, wie wir. Und all die Kleinen, Geknechteten, Verängstigten und Bedrückten, sie sollen sich aufrichten, als Freie, mit der Würde von Priestern und Königen dürfen sie durchs Leben gehen, denn sie sind Kinder Gottes. Dann werden alle die Herrlichkeit des Herrn sehen, so heißt es bei Jesaja.
Hand anlegen
Das ist die Botschaft des Advent: Kein Lichterglanz und Seelenschmalz für Wohlfühlchristen, keine Wärmedecken und Kuschelecken für Gläubige, sondern die Erwartung einer Revolution der Liebe. Darum steht heute als Symbol ein Spaten im Altarraum. Wir müssen Hand anlegen, wenn wir den Weg der Freien durch Wüste und Steppe bahnen wollen, das ist nicht immer ein Zuckerschlecken, das wissen sie selbst, wenn sie schon einmal ein Stück Land umgegraben haben. Doch wenn es geschafft ist, dann schenkt es auch ein gutes Stück Zufriedenheit. Das Umgraben ist überhaupt ein schönes Bild für diese Revolution der Liebe, denn bei jedem Spatenstich kehren wir um, wir kehren was unten war um und holen es nach oben, holen das Verborgene ans Licht, lockern, was verfestigt und brechen auf, was verkrustet war, damit neues Leben möglich wird.
Doch bevor wir mit dem Weg anfangen, müssen wir die Flucht abstecken, d.h. wir müssen uns über die Richtung und das Ziel Klarheit verschaffen. Bei dem Weg durch die Wüste geht es nicht um meine Ideen oder Visionen, es geht um einen Weg für den Herrn. Christus selbst muss der Zielpunkt dieses Weges sein, ihn dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, denn daran entscheidet sich, ob wir ihm entgegen oder in die Irre gehen. Hat er selbst doch gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wenn wir so den Weg abgesteckt haben, dann können wir mit dem Graben beginnen. Doch wonach graben wir? Nur ein Weg der gegründet ist, also auf festem Grund gebaut ist, hat Bestand. Darum brauchen wir unseren Spaten, er soll uns helfen, festen Grund zu finden. Der Wildbewuchs, die Staub und Sandschichten, die im Laufe der Zeit unseren festen Grund bedeckt und verdeckt haben, die müssen wir Schicht für Schicht entfernen, auch das ist harte Arbeit. Denn an so manche Sandschicht und an so manches Kraut haben wir uns gewöhnt und wir haben oft den Eindruck, als gehörten sie fest verbunden zum Grund, der uns Halt und Standfestigkeit gibt.
Festen Grund legen
Ich sehe heute noch das Entsetzen in den Augen meiner Eltern, als ich als Jugendlicher auf der Suche nach dem festen Grund von Weihnachten darum bat: Keinen Weihnachtsbaum, keine Geschenke, kein Weihnachtsgebäck nur unsere kleine Krippe, eine Kerze und das Weihnachtsevangelium. Doch es war dieses eine Jahr, in dem mein Glaube festen Grund fand. Es ist der Spaten, der uns helfen kann, diesen festen Grund zu suchen und zu finden. Wenn wir ihn aber gefunden haben, dann geht es uns wie dem Mann, der beim Graben auf dem Acker einen Schatz findet und dann bereit ist, vieles loszulassen, um diesen Schatz nicht zu verlieren.
Wer diesen festen Grund, diesen Schatz in seinem Leben gefunden hat, der wird zur Botin und zum Boten der Freude, dann zeigt sich die Herrlichkeit des Herrn. Der Zug der Freien auf dem Weg in die Wüste, die Schar der Erlösten, ist die Keimzelle des Reiches Gottes, ist der Beginn eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Nutzen wir die Adventzeit! Graben wir nach dem festen Grund in unserem Leben, nach dem Schatz, nach der Verheißung, damit die Herrlichkeit des Herrn sichtbar wird.
Kurskorrektur
Auf Weihnachten zugehen
Wir Christen feiern Weihnachten als Gedenktag an die Geburt des Mensch gewordenen Sohnes Gottes. Weihnachten ist der Geburtstag und das Geburtstagsfest Jesu. Mit der Ankunft und dem Auftreten Jesus in unserer Welt beginnt eine neue Heilszeit. Gott wendet sich durch Christus den Menschen in einer Dichte zu, wie es sie bisher nicht gegeben hatte. Mit Jesus wird die Nähe Gottes zu uns Menschen bei weitem überboten im Vergleich zur bereits überreich gewährten Nähe Gottes gegenüber dem auserwählten Volk. Für diese Überbietung möchte der Evangelist Markus uns mit seinem Evangelium die Augen öffnen.
Bis zum Erscheinen Jesu in der Welt hatte Gott, von Israel Jahwe genannt, sich erwählter Menschen bedient, um seine Gnade und seinen Segen dem Volk zu erweisen. Auch ein Moses gehörte zu ihnen. Er wurde von Gott zu einem besonderen Dienst erwählt. Auf Gottes Geheiß hin und mit seiner Kraft befreite er die Israeliten aus der Knechtschaft der Ägypter. Die Rückführung der Israeliten aus Ägypten sollte aber nicht nur eine Befreiung aus der Sklaverei bewirken, sondern Israel in ein besonderes Verhältnis mit seinem Gott führen.
In den zehn Geboten verkündete Moses dem Volk Gottes Willen und seine Weisungen. Jahwe als alleinigen Gott anerkennen und anbeten, im Miteinander sich am Nächsten nicht vergehen, alles Unrecht meiden, das war zusammengefasst der Inhalt der Gebote. Des Weiteren wird durch Moses die Verehrung Gottes geordnet: Ein heiliges Zelt wird errichtet, neben Psalmen, Liedern und Gebeten ein Opferkult geschaffen, der Sabbat als "Tag des Herrn" hervorgehoben. Um ein möglichst gutes Miteinander zu gewährleisten setzt Moses in der Treue bewährte und unbestechliche Männer als Richter und Schiedsleute ein.
An die Weisungen Gottes erinnern
Wie es bei uns Menschen, die ihre Schwächen haben, so geht, ist die Erneuerung im Glauben ein Gebot jeder Zeit, um nicht abzurutschen oder nachlässig zu werden. Daher berief Gott im Laufe der Geschichte immer wieder Propheten, die das Volk wach rüttelten und an Gottes Weisungen erinnerten.
Johannes der Täufer versteht sich als einer dieser Propheten. In seinem Auftreten und Verhalten erinnert er in besonderer Weise an die Anfänge Israels als Gottes Volk. So verlegt er sein Wirken in die Wüste, trägt eine Bekleidung, die an den Wüstenaufenthalt Israels erinnert: ein Kamelfell als Kleid und einen Gürtel um die Hüften als Zeichen der Bereitschaft und des Aufbruchs. Besonders dieser Gürtel erinnerte an das Pascha, das die Israeliten in Ägypten gegürtet feiern sollten, um dann sofort aufzubrechen. Als Nahrung dienten Johannes die Gaben der Wüste: Heuschrecken und wilder Honig. Wer dem Täufer in Wort und Auftreten begegnete und erlebte, der wusste sofort, welches Anliegen Johannes den Menschen nahe bringen wollte: Sich an die vielen Wohltaten Gottes erinnern und sich ihm mit ganzem Herzen zuwenden.
Neu gegenüber den bisherigen Propheten war in der Botschaft des Johannes die Ankündigung, dass nach ihm der komme, der nicht nur mit Wasser, sondern auch mit hl. Geist taufen werde. Der von Johannes Angekündigte würde also nicht nur zur Besinnung und inneren Erneuerung aufrufen, sondern darüber hinaus die Menschen mit einer Kraft ausstatten, die Menschen dieser Erde nicht verleihen können.
Eine neue Heilszeit
Damit schildert Johannes den "nach ihm Kommenden" als einen, der das bisherige Prophetentum weit übersteigt. Mit ihm beginnt eine neue Heilszeit, wie sie die Welt bisher nicht kannte. Diesem, dem "nach ihm Kommenden" den Weg zu bereiten, damit er in die Herzen der Menschen Einzug halten könne, darin sieht Johannes seine Aufgabe. Er ist überzeugt: Der Weg für das sich innere Öffnen für den "Kommenden" führt über die Bereitschaft des Menschen zur Umkehr, bzw. Bekehrung.
Den Weg frei machen
Im Alltag und im Leben wieder einmal mehr inne zu halten und unsere Gedanken bewusst auf Gott lenken, dazu ruft uns die Kirche auf mit der Einrichtung der Adventszeit. Weihnachten sollen wir wahrhaft festlich feiern, indem wir uns äußerlich und innerlich auf das Geburtstagsfest Jesu vorbereiten. Sich innerlich vor- und zubereiten heißt: Den Weg frei machen für eine Ankunft Jesu in unseren Herzen. Um dies zu ermöglichen können wir der Überzeugung des Täufers folgen: Alles Heil beginnt mit Umkehr und Einkehr.
Lassen sie uns ein paar Situationen beleuchten, wo Umkehr vielleicht auch bei uns Not täte, und bedenken, wie wir den Weg für ein lebendiges Ankommen Jesu in unseren Herzen bereiten und erleichtern könnten.
Kurskorrekturen
In den Zehn Geboten setzt Moses Gott an die erste Stelle und damit seine Verehrung und das Bekenntnis zu ihm. Indem wir hier am Gottesdienst teilnehmen, zeigen wir, dass wir Gott in unserem Wollen grundsätzlich Anerkennung zollen und Ehre erweisen möchten. Und dennoch bleibt die Frage: Gibt es Teilbereiche, in denen wir Gott ein sich Einmischen in unser Verhalten mit seinen Vorstellungen und Erwartungen nicht gestatten?
Zum Beispiel bei unseren Beziehungen zu Mitmenschen.
- Gibt es eventuell Dinge, die zu vergessen oder zu verzeihen wir uns bisher sträubten, wo aber die Zeit längst fällig ist, Versöhnung endlich einmal anzugehen?
- Könnten wir unsere Abneigung zu manchen Menschen nicht ein gutes Stück herunter schrauben, mindestens das abfällige Reden über sie einstellen oder bewusst deutlicher einschränken?
- Welchen Kranken, die wir bisher vergessen haben, würde ein Besuch unsererseits gut tun?
- Welcher Nachbar oder Arbeitskollege würde sich über unser Angebot zur Hilfe freuen?
Oder im Umgang mit uns selbst.
- Bin ich oft ein missmutiger Typ, weil ich mich viel zu wenig an Gott und seiner Liebe zu mir freue, mich kaum darauf besinne und nicht darüber nachdenke?
- Bin ich schon deswegen mit mir zufrieden, weil andere keinen direkten Anstoß an mir nehmen, manche sich weit laxer in ihrem Glauben verhalten, die Gottes- und die Nächstenliebe mehr auf die leichte Schulter nehmen als ich?
- Mache ich eigentlich den Menschen aus mir, der ich mit der Hilfe Gottes und seiner Gnade sein könnte?
- Gehe ich ernsthaft in mich, um Gott zu befragen, welche Aufgaben ich hinsichtlich meiner Kräfte, Talente, meiner Umgebung, Familie, Gemeinde nach Gottes Wunsch übernehmen sollte?
Diese und ähnliche Fragen in der Adventszeit zu bedenken und nötige Korrekturen vorzunehmen, wäre sicher eine gute Vorbereitung auf Weihnachten. Wir würden uns selbst damit einen großen Gefallen erweisen und uns öffnen für ein tieferes Ankommen Jesu und unserer Mitmenschen in unseren Herzen. Und ein tieferes Ankommen Jesu und unserer Mitmenschen in unserem Herzen sollten wir Weihnachten bewusst gebührend feiern.
Nachfolge Jesu: In der Spur Gottes laufen
Last und der Lust der Nachfolge
Vorgänger haben Hochkonjunktur. Etwa: In Griechenland, in Italien und nun auch in Spanien dürfen sich Politiker in leitender Verantwortung mit den Scherben herumschlagen, die ihre Vorgänger produziert haben. Und derer gibt es reichlich. Die Vorgänger haben sich versucht - und bei einigen darf man ja durchaus feststellen: Sie haben ihr Bestes gegeben - wenn auch nicht immer erfolgreich. Ob ihren Nachfolgern jetzt mehr Glück beschieden ist, wird sich weisen. Aber nicht nur in der Politik, auch in der Wirtschaft und in der Kirche erleben Verantwortliche, dass sie sich mit dem Erbe ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen auseinander setzen müssen.
In die Fußstapfen anderer zu treten, ist immer ein heikles Geschäft: entweder wird man an den Erfolgen der Vorgänger gemessen oder es wird erwartet, dass man deren Schlappen ausbügelt. Nachfolger, die ihr eigenes Profil entwickeln, müssen das immer in Auseinandersetzung mit den Taten ihrer Vorgänger tun.
Vom Vorgänger Johannes
Im Evangelium heute ist von einem Vorgänger die Rede, bei dem es - zumindest in der Darstellung des Evangeliums - ganz anders ist: Johannes ist der Vorläufer, der wie eine Lampe seinen Lichtstrahl auf den Nachfolger wirft, um den es aber immer zuerst in der Verkündigung des Evangeliums geht. Am Jordan ist es die Aufgabe des Täufers, den Gottessohn anzukündigen und den Menschen deutlich zu machen, dass sich das Wirken des Johannes noch zuspitzen wird: Johannes ruft auf zur Umkehr und verkündet Heil, Jesus ist selber personifiziertes Heil Gottes. Die Wirkung des Vorläufers wird also gemessen am Wirken des Nachfolgers. Wenn Gott Heilstaten vollbringt, werden anscheinend übliche Logiken ausgehebelt.
Erbe verpflichtet
Dennoch wird eines deutlich sichtbar: Das Heilswirken Gottes in dem Gottesssohn und Mann aus Nazareth ist nicht ein einzelnes Geschehen, das einmalig passiert ist wie der Stern über der Krippe in Bethlehem. Gott hat einen Plan mit seiner Schöpfung. Und dieser Plan ist zum Moment der Geburt Jesu schon so alt wie die Schöpfung selbst. Und in diesem Plan Gottes gibt es Zeiten und Momente, die alle ihre ganz eigene Gestalt haben. Oder vielmehr: ihre ganz eigenen Gestalten vorweisen. Vor dem Auftreten des Gottessohnes ist es der Täufer, der am Jordan auf seine ganz eigene Weise die Menschen Heil Gottes erfahren lässt. Und vor dem Täufer sind es wieder andere. Wir denken etwa an Elisabeth, die Verwandte Mariens. Sie hatte schon angesichts der schwangeren Gottesmutter eine tiefgehende Ahnung dafür, was da passiert. Wir denken an die Gottesmutter selbst, die der Evangelist Lukas im Magnificat eindrücklich und tiefgehend das Heil Gottes besingen lässt. Wir denken weiter zurück an die Stammväter und -mütter und die Propheten des alten Volkes Israel, die auf ihre Weisen und zu ihren Zeiten Gottes Plan mit seiner Schöpfung haben Wirklichkeit werden lassen.
"Bist du aber Kind, dann auch Erbe” (Gal 4,7b)
Der Heilsplan Gottes ist in Jesus aufgegangen, aber nicht vollendet. Er hat seinen Höhepunkt erreicht, aber nicht seinen Abschluss. Das Heilsgeschehen geht weiter - bis heute und weit darüber hinaus. So wie Jesus Vorgängerinnen und Vorgänger hatte, die - mit ihren ganz eigenen Profilen - ihr Licht auf ihn warfen, so gibt es bis heute viele Nachfolgerinnen und Nachfolger, die in dem Licht Jesu leben und den Plan Gottes weiterleben lassen. Jeder und jede, die durch die Taufe in die Nachfolge Jesu ge-rufen ist, ist somit auch be-rufen, mit dem eigenen und persönlichen Profil, mit den eigenen Fähigkeiten und Gaben, den eigenen Charismen, Gottes Plan für seine Schöpfung hier und heute umzusetzen. Damals gab es dabei keine zwei gleichen Weisen - heute auch nicht. Jeder Prophet und jede Prophetin wie auch Johannes und all die anderen waren Zeuginnen und Zeugen zu ihren Zeiten und in ihren Zusammenhängen - das gilt auch für jeden Christ und jede Christin heute. Die Prophetinnen und Propheten haben ihre Fehler gemacht, der Kopf des Johannes landete in der Schale der Salomé - nicht jeder hat Glück gehabt und immer die richtigen Schritte gemacht: Wer für Gott einsteht, darf Fehler machen und kann auch scheitern.
Wer dagegen hingeht und das System der Nachfolge stört, es kanalisieren und uniformieren will, wer hingeht und an Zeuginnen und Zeugen ein anderes Kriterium als ihre Glaubwürdigkeit anlegt, wer hingeht und das Engagement von Menschen in der Nachfolge Jesu abschneidet, weil sie stören, der vergeht sich fundamental am Heilsplan Gottes. Das waren zur Zeit des Alten Israels Menschen wie ein König Nebukadnezar, zur Zeit Jesu ein König Herodes und viele andere. Und auch heute gibt es solche Menschen noch - sogar in den Kirchen.
Träumen und tun
An diesem Tag will uns das Vorbild des Johannes ermutigen, unseren Weg der Nachfolge wieder in den Blick zu bekommen: Johannes stand am Ufer des Jordan. - Wo ist unser Platz, wo stehen wir als Christinnen und Christen? Johannes sprach zu den Menschen, die ihn aufsuchten, die von ihm gehört hatten. - Wem erzählen wir? Kindern, Enkeln, Partnern und Partnerinnen, Schülern, Nachbarn, Freunden, - Fremden? Johannes hatte diese Vision des Jesaja im Herzen: "Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn.” (Jes 40,4.5a) - Was trägt uns, wovon träumen wir?
In wenigen Tagen ist Weihnachten. Da liegt dann dieses kleine Kind in der Krippe, das augenscheinlich schwach und hilfsbedürftig ist. Doch es hat großes zu bieten. Und doch braucht dieses Kind auch heute unsere Augen, die in die Welt sehen, unsere Füße, die neue Wege gehen, unsere Hände, die zupacken, und unsere Herzen, die Brücken schlagen zu den Menschen.
An uns liegt es, uns von dieser Situation des Weihnachtsfestes anspornen zu lassen und dieses Geschenk Gottes an uns den Menschen immer wieder neu weiterzureichen.
Bereitet dem Herrn den Weg!
Auf das Wie kommt es an
"Es kommt immer darauf an, wie man etwas macht!" sagte ein Mann beim Arbeiten, als ich ihn wegen seiner schweren Arbeit ansprach. "Wie man etwas macht! In welcher Haltung!" dann ist das Schwere sinnvoll und auch ein wenig leicht! Ich dachte, wie recht hat dieser Mann!
Ob das etwas zu tun hat mit dem Aufruf, den uns heute Johannes der Täufer macht: "Bereitet dem Herrn den Weg." Sicher, denn für Gott den Weg bereiten können wir nur, wenn wir mit Freude und Hingabe leben, inmitten von Mühen und Opfern, und bereit sind, oft neu anzufangen.
Bereitet dem Herrn den Weg.
Gott will kommen. Johannes der Täufer nimmt diese Worte in den Mund. Er greift den Propheten Jesaia auf, der schon 500 vor Christus dem Volk in der Verbannung in Babylon zurief: Bereitet dem Herrn den Weg! - gemeint ist: Der Herr geht euch allen voraus durch die syrische Wüste nach Haus ins Judenland. Er bahnt den sicheren Weg in die Heimat. Auch wenn dann die Heimkehr aus Babylon eher ärmlich verlief, so wusste man doch um das Geschenk der neuen Freiheit. Man fühlte sich wieder als Volk, das Jahwe gehört.
Der Täufer greift fünf Jahrhunderte später am Ufer des Jordan den Freudenruf des Propheten Jesaja auf; dieses Mal ist der Messias am Kommen - uns entgegen. Deshalb müssen die Straßen ausgebessert und die unwegsamen Stellen zugänglich gemacht werden, wie man es damals zu tun pflegte, wenn sich ein König in die Provinz begab.
Jedes Jahr hören wir in der Bereitung auf Weihnachten diese Einladung. Dass Gott ständig den brennenden Wunsch hat, bei seinen Töchtern und Söhnen zu sein, also bei Dir und mir. Auch heute steht er "an der Tür" und klopft an, weil er "eintreten" und mit uns "Mahl halten" möchte.
Möchten auch wir dem Herrn begegnen? Ihm entgegengehen und seinen Weg bereiten - oder ist es uns egal? Die Antwort darauf hängt nicht allein an einem tollen Gefühl, das wir haben müssten, es genügt die Bereitschaft, es zu wollen.
Wie Wege bereiten?
Was können wir im Alltag tun, um Wege zu bereiten. Vielleicht ist es das, was jener Mann sagte: "Es kommt immer darauf an, wie man etwas macht!" Eben mit Freude und Wohlwollen, mit frohem Gesicht, auch wenn es mal was kostet. Als ich die Predigt vorbereitete, fiel mir ein, dass ich ein Zeichen des guten Willens und der Versöhnung einer Person schuldig war. Ich hatte das innerlich weggeschoben. So rief ich gleich an und hoffe, dass ich so wieder Wege der Versöhnung bauen konnte.
Jedes Mal, wenn wir merken, dass wir ein Hindernis vor Gott und den Menschen errichtet haben, können wir Gott um Vergebung bitten. Da vertrauen wir erneuet, dass er uns liebt wie ein Vater, der "barmherzig ist und gnädig, langmütig und reich an Huld und Gnade." Ein passender Moment zu bereuen und neuanzufangen könnte der Moment am Abend vor dem Schlafengehen sein: kurz innehalten, auf den Tag zurückschauen und Gott um Vergebung bitten.
Auch den Bußakt am Beginn der Eucharistiefeier, wo wir in der Regel zusammen mit der ganzen Gemeinde um Vergebung unserer Sünden bitten, könnten wir mit neuem Bewusstsein und größerer Intensität vollziehen.
Von großer Hilfe ist auch die persönliche Beichte, einem Höhepunkt der Versöhnung mit Gott. Sie ist eine Begegnung mit dem Herrn, dem man alle begangenen Fehler übergeben kann. Man geht innerlich geheilt daraus hervor, erneuert, mit der Freude, sich wieder als Kinder Gottes zu entdecken. Gott selbst räumt mit seiner Vergebung alle Hindernisse beiseite und ebnet die Straße; er kann von neuem mit seiner Liebe bei uns ankommen.
Konkret im Hier und Jetzt leben
Jemand erzählte mir: In den letzten Tagen war ich öfters sehr entmutigt. Ich hatte das Gefühl, - so mein Gesprächspartner - die Zeit läuft mir davon und ich komme mit meinen Aufgaben und Plänen nicht mit. Da kam mir ein Impuls zu Hilfe, den ich schon öfter gehört habe: Er lautete: "Gott will, dass wir im Hier und Jetzt unsere Aufgaben verrichten. Nur im Hier und jetzt antworten wir auf seinen Liebeswillen." Mir wurde klar: der Wille Gottes ist für mich also nur der gegenwärtigen Augenblick. Ich merkte, dass es für mich nicht hilfreich ist, dauern nach hinten zu schauen zu dem, was ich verpasst habe. Oder nach vorne zu spähen, was alles auf mich zukommen könnte. Das Entscheidende ist das Jetzt. Nur Jetzt geht es darum, den Willen Gottes zu leben: Augenblick für Augenblick. Dieser Gedanke gab mir wieder die innere Ruhe zurück.
Bereitet den Weg des Herrn den Weg - im Hier und Jetzt des gegenwärtigen Augenblicks!
Sich zu Gott hin führen zu lassen
Schuss vor den Bug
Ich kann mich noch erinnern an eine Predigt, die ich als Jugendlicher im Alter von 16 Jahren gehört habe. Ein Franziskanerpater predigte über die Situation in der Welt. Er klagte in scharfer Form das Verhalten der Reichen an. Die Predigt war sehr niederschmetternd. Ich spürte damals, wie nachdenklich die Menschen, und auch ich selbst, aus dem Gottesdienst herausgegangen sind. Da haben aber viele gemerkt: der Mann hat recht. So geht es nicht weiter. Eltern werden sicher daran denken, dass es notwendig ist, mit den Kindern auch einmal ein scharfes Wort zu sprechen. Der berühmte Schuss vor den Bug, der war manches Mal notwendig.
Der berühmte Schuss vor den Bug: das können eine Krankheit, eine zerbrochene Freundschaft, die Erfahrung, am Boden zu liegen, sein. Das alles kann zu einer Krise führen. Eine Krise ist ja immer auch eine Chance. Der Chinese kennt für die Worte Krise und Chance ein und dasselbe Zeichen. Das finde ich sehr bedenkenswert. Menschen haben später berichtet, wie notwendig eine Krise war. Als ich vor einem Jahr im Krankenhaus lag, da hatte ich Zeit nachzudenken.
Als der Prophet Johannes auftrat, spürten die Menschen: bei uns läuft es nicht richtig. Sie spürten, dieser Johannes spricht Dinge aus, die wahr sind. Sie treffen genau den Nerv der Zeit. Darum kommen sie in Scharen. Mag auch Neugierde dabei gewesen sein, es war sicher auch ein großer Wille dabei, dem eigenen Leben einen neuen Sinn zu geben. Gott sollte wieder mehr Platz im Leben bekommen. Zu sehr hatte Gott in ihrem Leben nur noch eine Nebenrolle gespielt.
Wegbereiter des Herrn
Wir begegnen Johannes in jedem Jahr am zweiten Adventssonntag. Ich sage ganz bewusst: wir. Denn heute, in dieser Feier sind wir die, die angesprochen werden, sind wir die, die eingeladen werden, unserem Leben eine andere Richtung zu geben. Wir sind die, die immer wieder nachdenken sollten: wie lebe ich als Christ? Kann ich mein Leben, meine Handlungen, mein Reden verantworten? Das ist sehr notwendig. Denn Warnzeichen mit der Finanzkrise, mit der Wirtschaftskrise, mit der Umweltkrise gibt es genug. In einigen Bereichen fangen die Menschen an nachzudenken. Dass zwar viele Menschen religiös sind, jedoch nicht dem christlichen Glauben verbunden sind, dass in Europa die christlichen Wurzeln immer schwächer werden, muss uns nachdenklich machen. Wir brauchen auch heute Menschen, die wie Johannes den Finger auf manche Wunden legen, uns warnen, sowohl im Großen wie im Kleinen.
Da ist schon auch die Frage wichtig: sieht man uns an, dass wir Christen sind? Unterscheiden wir uns von anderen Menschen oder haben wir uns nicht zu sehr angepasst. Leben wir wirklich immer aus unserer Hoffnung heraus, einmal bei Gott zu sein. Oder leben wir nicht oft auch so, als sei dieses Leben das einzige und wollen ja nichts verpassen? Wir sind auf der Welt, um unser Leben, unsere Welt nach dem Willen Gottes zu gestalten. Heute sind wir die Wegbereiter für den Herrn zu uns. Wir sind aber nicht nur für uns Wegbereiter, wir sind es auch für die Mitmenschen. Und wir sind die Tröster, von denen Jesaja in der Lesung spricht.
Wegweiser
Johannes hat damals die Menschen zu Gott zurückführen wollen. Denn immer wieder hatten sich die Menschen von Gott abgewandt. Sie tun es auch heute noch. Immer wieder können wir davon in der Bibel lesen. Er hat, so hören wir es im Evangelium, die Umkehr und die Taufe zur Vergebung der Sünden gepredigt. Immer dann, wenn sich die Menschen von Gott abgewendet haben, gingen sie falsche Wege. Es waren Wege, die sie ins Verderben führten. Darum hat er ihnen gepredigt: Kehrt um zu Gott. Dieser Gott führt euch in ein neues Leben, aus der Gefangenschaft, aus dem Frondienst, der jetzt zu Ende gehen soll wie Jesaja es sagt.
Wem leisten wir heute Frondienste? Es sind Menschen, von denen wir abhängig sind, oder von denen wir uns abhängig machen. Es sind Gedanken, Lebenseinstellungen, die uns unfrei machen. Es ist der Druck in der Arbeitswelt, der Druck, jeden Trend mitzumachen, auch dann, wenn man einen Trend nicht bejaht. Es ist der Druck mithalten zu müssen im Besitz und Reichtum. Es ist der Druck, den wir uns unnötigerweise oft selber machen. Gott will uns davon befreien. "Kehrt um zu diesem Gott", ruft uns Johannes zu. Um uns zu diesem Glauben zu ermutigen, schreibt Jesaja: Gott ist der gute Hirte, der behutsam seine Schafe zurückführt.
Sich vom Guten Hirten führen lassen
Mag Johannes auch streng erscheinen, mag es für uns auch schwer sein, von anderen zu erfahren, dass ich auf dem falschen Weg bin, so steckt hinter all dem die Liebe Gottes zu uns, die unendliche Geduld Gottes mit uns. Der Apostel Petrus sagt es uns in der zweiten Lesung. Wie gut tun mir da die Gedanken, dass Gott keinen zugrunde gehen lassen möchte, sondern dass alle sich bekehren. Dazu haben wir Möglichkeiten: durch Zeiten der Umkehr und der Besinnung wie jetzt im Advent, durch die Möglichkeiten des Bussakramentes, im Nachdenken über das, was andere mir rückmelden. Petrus aber sagt auf der anderen Seite auch: so sehr Gott auch Geduld mit uns hat, so sehr aber müssen wir uns auch mühen, heilig und fromm zu leben, wir müssen uns bemühen, von ihm ohne Makel und Fehler angetroffen zu werden.
Dabei kommt es gar nicht darauf an, perfekt zu werden. Zeit unseres Lebens werden wir Menschen bleiben, die Fehler haben, die immer wieder an ihre Grenzen stoßen. Gerade in diesen Grenzen, gerade mit unseren Fehlern, mit unseren menschlichen Schwächen, werden wir geliebt. Wenn Petrus schreibt, ohne Makel und Fehlerangetroffen zu werden, dann glaube ich, dass er unsere innere Einstellung zu Gott anspricht. Wir sind berufen, Gott als den Herrn unseres Lebens anzunehmen.
Wir können durch unser Leben und unsere Liebe nur unsere Antwort auf Gottes Liebe zu uns geben. Wir müssen immer wieder zu Gott umkehren, wenn unser Leben gelingen soll. Erfolg, Besitz, Freundschaft - das alles ist sehr gut. Aber es kann auch zu unserem Götzen werden, wenn es unser Leben allein bestimmt.
Haben wir den Mut, uns durch Mitmenschen, aber auch durch Erlebnisse, auch durch Krisen uns zeigen zu lassen wo wir auf dem falschen Weg sind, wo wir die Umkehr zu Gott, zu Gott, der unserem Leben Erfüllung schenkt, nötig haben.
Johannes lädt mich ein, immer wieder an mir zu arbeiten, umzukehren, meine Sünden mir vergeben zu lassen. Machen wir Gott den Weg frei zu uns und lassen uns herausführen aus unseren Gefangenschaften. Dazu lädt mich Jesaja ein. Und Petrus sagt mir: Gott hat mir uns Geduld.
"Tröstet, tröstet mein Volk!"
Eine Botschaft des Trostes
Dieses heutige Evangelium ist sprachlich recht nüchtern, im SMS-Stil abgefasst, mehrere Aufforderungen sind darin enthalten. Markus, der Schöpfer der Literaturgattung Evangelium! Ja, es ist wirklich eine Frohe Botschaft, eine Botschaft des Trostes, die wir zu hören bekommen. Einer, der radikal in seiner Tradition gelebt hat, ist Johannes der Täufer, ein Wegweiser zum Evangelium: "Seht dasLamm Gottes" (Joh.1,36f.), verkündet er. Johannes begegnet uns mehrmals im Kirchenjahr. Er ist einer der großen Persönlichkeiten an der Nahtstelle zwischen Altem und Neuem Testament. So ist es recht sinnvoll, dass wir bereits in der ersten Lesung Trostworte mitbekommen: "Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und ruft ihm zu: Vollendet ist sein Frondienst und beglichen seine Schuld." Dieses alttestamentliche Volk hatte große Sehnsucht nach einem Symbol der Geborgenheit. Das war Jerusalem, wo sie die Nähe IAHWES verspürten.
Umkehren
Auch unser menschliches Leben verläuft nicht geradlinig. Wieviele Steine des Anstoßes, vielleicht sogar Felsblöcke an Vorverurteilungen, an Neid, Prestigedenken und Machtgehabe liegen herum? Wer sich darauf einlässt, den Weg des Herrn zu bereiten, hat bereits in seiner allernächsten Lebensnähe sehr viel zu tun. So bekommt unser Glaube Hand und Fuß.
Johannes verkündet Umkehr und Taufe. Wie diese Umkehr vor sich gehen soll, erfahren wir nicht. Das wird auch schwer möglich sein, denn jeder Lebensweg eines Menschen ist einzigartig, ist ein "Wegdes Herrn", demnach sind auch die Lebensaufgaben und Umkehrchancen unterschiedlich. Die Taufe selbst ist bei Johannes ein Zeichen der Umkehr, bei Jesus wird sie zum Zeichen der Solidarität mit den Menschen. Diese Taufe ist aber auch Aufruf zur Gleichwertigkeit zur Partnerschaft zwischen Gott und Mensch, aber auch der Menschen untereinander. Jesus legt nämlich die beiden Gebote der Nächsten- und Gottesliebe zusammen. Man kann aus christlicher Sicht nicht vom Menschen reden ohne Gott mit einzubeziehen und umgekehrt.
Johannes kündigt an: "Nach mir kommt einer, der mit Heiligem Geisttaufen wird." Um den Weg des Herrn gut zu bereiten, schickt Jesus den Beistand, den Tröster, den Heiligen Geist, ja er wird sogar selber in Menschengestalt erscheinen, um all das mitzuerleben und zu ertragen, was menschliches Leben ausmacht. Das hilflose Kind, das zur Welt kommt, wird sich durchsetzen gegen alle Widerwärtigkeiten und Gewalt, gegen das Böse. Johannes stellt weiter fest: "Ich bin es nicht wert, mich zu bücken, ihm die Schuhriemen zu lösen." Das ist ein sehr treffendes Bild für unser irdisches Dasein. Sich bücken müssen, ist anstrengend, schmerzvoll, bedeutet Sklavenarbeit leisten. Knöpfe im Schuhband sind manchmal recht schwer zu lösen, können steinhart sein. Wie oft erleben wir in unserem Dasein eine Problem- und Schicksalsverknüpfung, die so beinhart ist, dass eine Lösung unmöglich scheint?
Dem Herrn den Weg bereiten
"Bereitet den Weg des Herrn!" Diese Aufforderung deutet ein Ziel an, gibt Orientierung und Hoffnung, es zu erreichen, auch bei noch so zugeknoteten Lebenssituationen.
"Tröstet mein Volk!" dieser Auftrag ergeht an die Propheten, an Johannes den Täufer, aber auch an uns alle, die den Weg des Herrnbereiten (wollen). Was er dem Volk Israel zusagt, verspricht er auch uns: "Euer Frondienst geht zu Ende, eure Schuld istbeglichen." Deshalb schon das Paradies zu erwarten, wäre unrealistisch. Aber dort, wo wir den Weg des Herrn bereiten, ist er unser Wegbegleiter und auf diese Weise hat das Reich Gottes bereits begonnen.
"Beim Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre" (2 Petr 3,8)
"Beim Herrn sind ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag", sagt Petrus in der heutigen Lesung. Das ist ein Rätselwort über Gottes Ewigkeit.
Die Frage, wie denn diese Ewigkeit Gottes zu verstehen sei, hat schon immer interessiert und mancherlei Antwort gefunden. Von einem Bischof des dritten Jahrhunderts wird berichtet, dass zu ihm ein Besucher kam und ihn fragte, was denn Gott vor der Erschaffung der Welt getan habe. Darauf der Bischof bissig: "Vor der Erschaffung der Welt hat Gott eine besondere Hölle gemacht für die Leute, die zu neugierig fragen." Das ist zwar recht witzig, aber eine Antwort ist es nicht, denn der neugierige Mann hätte noch weiterfragen können: "Und was hat er vor dieser Hölle gemacht?" Und immer so weiter.
Der Hl. Augustinus hat als erster der abendländischen Philosophen über das Problem der Zeit nachgedacht und unterschied zwischen der Zeit von Mensch und Welt und der Zeit Gottes. Die weltliche Zeit ist ein ewiges Weiterlaufen von Stunden, Tagen und Jahren; Die Zeit Gottes aber ist ewige Gegenwart. Denn Gott hat die Welt geschaffen und mit ihr die Zeit, sie ist ein Geschöpf Gottes. Gott steht über der Zeit. So bedeutet das Wort des Hl. Petrus, dass bei Gott ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag sind, dass Gott außerhalb der Zeit steht. Deshalb ist es sinnlos, zu fragen, was Gott vor der Erschaffung der Welt gemacht hat, denn da gab es noch keine Zeit, da gab es kein "Vor".
Mensch und Welt aber sind dem Wandel der Zeit und der Vergänglichkeit unterworfen. Es gilt für ihn der Spruch Schillers:
"Dreifach ist der Schritt der Zeit.
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
pfeilschnell ist das Jetzt verflogen,
ewig still steht die Vergangenheit."
"Pfeilschnell ist das Jetzt verflogen", so ist es in unserem Leben. Bei Gott ist es anders. Was vor 1000 Jahren war, ist für ihn nicht Vergangenheit, was in 1000 Jahren sein wird, ist für ihn nicht Zukunft. Vielmehr ist beides ewiges Jetzt, ewige Gegenwart und ruht in seinen Händen. So ruht auch unsere Lebenszeit in seinen Händen.
Aber man darf solche Dinge ja nicht nur mit dem Verstand angehen, sondern mehr noch mit Gemüt und Einfühlungskraft, mit Meditation. Dazu kann uns die schöne Legende helfen, die über das Wort des Hl. Petrus erzählt wird. Die Legende des Mönches von Heisterbach:
Ein junge Mönch aus diesem Kloster, so wird erzählt, liest im Garten in der Hl. Schrift und trifft auf das genannte Wort des Hl. Petrus: "Beim Herrn sind ein Tag wie 1000 Jahre. . ." Er denkt darüber nach, doch kann er es nicht verstehen und glauben. Die Glocke, die zum abendlichen Chorgebet ruft, reißt ihn aus seinen Gedanken. Als er in die Kirche kommt, hat der Gottesdienst schon begonnen. Er geht zu seinem Chorstuhl, doch der ist schon besetzt, von einem Unbekannten. Er blickt um sich und sieht in lauter fremde Gesichter. Was ist denn geschehen? Er hat doch hier erst vor drei Stunden mit den Brüdern die Non gebetet, wo sind diese denn, und woher kommen die fremden Mönche? Und während er noch staunt, bricht das Chorgebet ab, alle Mönche schauen auf ihn. Wer er denn sei, woher er komme und was er wolle, wird er gefragt. "Ich bin doch der Mönch Urbanus von hier, von Heisterbach, und war eben ein Stündchen im Garten." "Urbanus?" geht das Gemurmel durch die Reihen, "so heißt hier keiner. Der letzte, der so hieß, war ein Zweifler und verlor sich im Wald. Das war vor dreihundert Jahren." Und man fragt ihn nach dem Jahr und dem Namen seines Abtes. Da wird ein großes Wunder Gottes kund. Er war es, der vor dreihundert Jahren im Wald verschwunden war; dreihundert Jahre waren vergangen, während er gemeint hatte, doch nur eine Stunde im Garten gewesen zu sein. Entsetzt sinkt er nieder: "Nun weiß ich, was der Hl. Petrus gemeint hat: Vor dem Herrn ist ein Tag wie 1000 Jahre. Gott ist erhaben über Raum und Zeit." Dann überfällt ihn das Alter und in Sekunden zerfällt er zu Staub.
Das ist zwar nur eine Legende, aber eine Geschichte, wert zum Nachdenken. Gerade Advent ist ja eigentlich eine Zeit des Nachdenkens, nur droht er heute immer lauter zu werden. Es gilt immer mehr, was Augustinus schreibt: "Du Herr bist ewig, aber ich - ich springe in Zeiten auseinander, von denen ich nicht weiß, warum sie eben so sich folgen. Im Strudel eines Vielerlei zerstückt sich mein Denken, mein innerstes Leben, bis ich mit allem münde in Dir." So sollten wir wieder zu uns selber finden im Erwägen, dass Gott unsere Lebenszeit in Händen hat, den Anfang und das Ende. Dass unsere Vergangenheit und unsere Zukunft vor seiner Gegenwart stehen. Wir sollten ihn bitten, dass er Sorge um unsere Lebenszeit trage, und dass wir mit unserer Lebenszeit sorglich umgehen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 218: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
GL 219: Mache dich auf und werde licht (Kanon)
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 222: Herr, send herab uns deinen Sohn
GL 223: Wir sagen euch an den lieben Advent
GL 228: Tochter Zion, freue dich
GL 231: O Heiland, reiß die Himmel auf
GL 236: Es kommt ein Schiff geladen
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt
GL 446: Lass uns in deinem namen, Herr
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 554: Wachet auf, ruft uns die Stimme
GL Ö790/Ö791: Tauet, Himmel, den Gerechten
GL Ö792 Herr, sende den du senden willst
GL Ö798: O komm, o komm, Emmanuel
Kehrverse und Psalmen:
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk (mit Psalm 100)
GL 226: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade - Mit Psalm 42/43 (GL 42,2) oder mit Psalm 121 (GL 67,2)
GL 263: Seht unser König kommt; er bringt seinem Volk den Frieden - Mit Psalm 24 (GL 633,4)
GL 622: Habt Mut, ihr Verzagten, und fürchtet euch nicht! Gott selbst wird kommen und euch erretten - Mit Jes 35
GL 633,3-4: Hebt euch, ihr Tore, hebt euch, ichr Tore! Unser König kommt - Mit Psalm 24
GL Ö797: Hebt euch, ihr Tore, unser König kommt - Mit Jes 35 (GL 622,2)
- Einleitung8
Hans Hütter (2023)
Advent ist eine Zeit der Besinnung auf die Grundlagen unseres Glaubens. Wir bemühen uns, neu in Gott Halt zu finden und unsere Beziehung zu ihm zu vertiefen. Wir versuchen, Ordnung in unser Leben zu bringen; was krumm ist, gerade werden zu lassen, Unebenheiten und Hindernisse für unsere Gottesbeziehung zu beseitigen. Die Verheißungen der alten Propheten stärken unsere Zuversicht.
Am Beginn unserer Feier erheben wir unseren Blick zu Gott und bitten wir unseren Herrn um Barmherzigkeit.
Ludwig Götz (2020)
Jesus Christus, der war, der ist, und der kommen wird, er sei mit euch!
Uns allen ist verheißen, dass Gottes Sohn all jenen nahe kommen wird, die sich zu ihm auf den Weg machen. Dieses Kommen verdichtet sich im Mittelpunkt der heiligen Messe, wo wir beten: Deinen Tod, o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit. Jede heilige Messe will uns auf dieses endgültige Kommen vorbereiten. Wir öffnen uns für Christi verheißungsvolles Wort, damit er uns einen Schritt näherkommen kann.
Manfred Wussow (2017)
„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ Mit diesen Worten beginnt die erste Predigt, die der zweite Jesaja in einer sehr schwierigen Situation Israels in der babylonischen Deportation gehalten hat. Eine harte und unbarmherzige Zeit für Menschen, die mit zerbrochenen Erinnerungen um ihre Hoffnung kämpfen. Wir hören den warmen Klang, bewundern den Mut und entdecken in alten Worten das Evangelium. Heute lesen wir dann: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes: Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.“
Wann brauche ich Trost, Halt, Geborgenheit?
Wann schenke ich Trost, Halt und Geborgenheit?
Heute, am 2. Advent, werden wir nicht auf Weihnachten eingestimmt, wir werden ermutigt und herausgefordert, einen neuen Anfang zu wagen. Bitten wir unseren Herrn um sein Kommen!
Klemens Nodewald (2017)
Das Leben braucht Atempausen der Besinnung. Und sie sind umso notwendiger, je hektischer es um uns her oder in uns selbst wird. Viel arbeiten und schaffen ist in Ordnung; aber auch die Besinnung auf das, was Arbeiten und Schaffen übertrifft, ist wichtig.
Jesus und seinem Geist den Weg bereiten, dieser Leitsatz wird uns heute von Johannes dem Täufer, dem Rufer in der Wüste, zur Besinnung vorgelegt. Wir werden eingeladen, uns zu fragen, welche Straßen in unserem Leben und zu den Mitmenschen von uns eingeschlagen werden müssen.
Norbert Riebartsch (2014)
Wie erziele ich Aufmerksamkeit? Vielleicht helfen eine laute Stimme oder ein besonderes Äußeres. Beides wird von Johannes dem Täufer berichtet, dem erfolgreichen Rufer in der Wüste.
Doch Aufmerksamkeit reicht nicht. Es muss eine Botschaft geben. Die Botschaft des Johannes lautet: "Glaubt einem Versprechen. Der Messias kommt zu euch, mit dem Alles gut wird."
Zu diesem Messias rufen wir im Kyrie:
Martin Stewen (2011)
An diesem zweiten Adventssonntag nähern wir uns weiter dem Krippengeschehen im Stall von Bethlehem. Der Täufer Johannes, dem wir am Jordan begegnen werden, macht uns drauf aufmerksam, dass das Heilswirken im Gottessohn Jesus von Nazareth nicht vom Himmel über uns herfällt, sondern gerade zu System hat. Gott hat durch alle Zeit hindurch immer schon gewirkt - in berufenen Männern und Frauen. Wenn Gott Mensch wird, ist das weder Anfang noch Ende, sondern Höhepunkt. Wie es danach weitergehen soll, hat auch was mit uns zu tun.
Klemens Nodewald (2011)
Die Kirche lädt uns ein, die Adventszeit, in der wir stehen, zur Vorbereitung auf Weihnachten zu nutzen. Ein paar praktische Anregungen hierfür werden gleich in der Predigt versucht.
Öffnen wir zunächst unser Herz für die Begegnung mit Christus in dieser Feier der Eucharistie. Bringen wir den Dank unserer Herzen und die Lasten des Alltags oder des Lebens vor den Herrn. Er will das Leben mit uns teilen, uns Trost und Kraft schenken und uns als von ihm Gesegnete neu aufbrechen lassen.
Jörg Thiemann (2008) - sich dem Wort Gottes öffnen
"Was hat diese Predigt mit dir gemacht?" So die Frage eines - leider schon verstorbenen - Freundes. Gottes Wort geht an uns nicht spurlos vorüber. Es kann uns froh machen, nachdenklich, traurig, mutig, optimistisch, getröstet oder dankbar. Auch die Predigt des Johannes des Täufers hat mit vielen, die ihn hörten, was gemacht. Viele haben sich taufen lassen.
Öffnen wir uns in dieser Feier dem Wort Gottes. Gottes Wort, das uns in den Lesungen und im Evangelium begegnet, Gottes Wort, welches zu uns in der Stille spricht, will auch mit uns was machen, in jedem Gottesdienst und jetzt in dieser Stunde.
Grüßen wir Jesus den Auferstanden, besinnen wir uns, damit wir ihm in rechter Weise begegnen können.
- Bußakt1
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
wir bereiten uns auf das Fest deiner Geburt vor.
Herr, erbarme dich.
Oft aber geht die Vorbereitung in der Hektik dieser Tage unter.
Christus erbarme dich.
Wir brauchen Zeit und Muße, uns auf deine Botschaft zu besinnen.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie8
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
wir sehnen deine Ankunft in unserer Zeit herbei.
Herr, erbarme dich.
Du rufst uns zur Umkehr,
denn du willst nicht, dass jemand zugrunde geht.
Christus, erbarme dich.
Du wirst einen neuen Himmel und eine neue Erde herbeiführen,
in denen Gerechtigkeit wohnt.
Herr, erbarme dich.
Ludwig Götz (2020)
Zu Jesus Christus, der in uns zu mehr Leben kommen will, rufen wir:
GL 163,2
Manfred Wussow (2017)
Herr,
wir möchten nicht getröstet werden, weil wir immer stark sein wollen.
Dabei werden wir unbarmherzig mit uns und anderen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du bist unser Trost im Leben und im Sterben.
Du nimmst uns in den Arm, auch wenn wir fallen und schuldig werden.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du hast uns Augen und Ohren gegeben, liebevoll auf andere Menschen zu achten.
Hilf uns zu trösten, aufzurichten und Lasten mitzutragen.
Herr, erbarme dich.
Dann erwarten wir, seiner Verheißung gemäß, einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt. Ihn loben und preisen wir:
Ehre sei Gott in der Höhe...
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du kamst in unsere Welt, um uns Menschen das Heil zu bringen.
Herr, erbarme dich.
Du willst uns mit Gott und untereinander versöhnen.
Christ, erbarme dich.
Wo immer Menschen dir einen Weg bereiten,
wirst du in ihren Herzen Wohnung nehmen.
Herr, erbarme dich.
Der Herr schenke uns Nachlass und Vergebung unseres Versagens
und Kraft, die Wege zu ihm und zu den Mitmenschen zu ebnen. – Amen.
Norbert Riebartsch (2014)
Herr Jesus,
Zukunft für uns.
Kyrie, eleison.
Herr Jesus,
du verbindest die Menschheit durch den Geist.
Christe, eleison.
Herr Jesus,
du bist mit deiner Liebe bald wieder spürbar.
Kyrie, eleison.
Martin Stewen (2011)
Du menschgewordenes Wort Gottes:
Herr, erbarme dich.
Du Mittler zwischen Gott und Mensch:
Christus, erbarme dich.
Du Künder einer neuen Welt:
Herr, erbarme dich.
Der gute Gott nehme von uns, was uns aus seiner Spur trägt,
er führe uns den rechten Weg des Lebens,
er befreie uns von Schuld und Sünde
und schenke uns ein ewiges Leben.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
aus Liebe zu uns Menschen kamst du in die Welt.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns berufen,
mit deiner Gnade in der Liebe immer mehr zu wachsen.
Christus, erbarme dich.
Ins Wirken des hl. Geistes sollen wir uns stellen,
um die Sünde zu meiden und das Gute kraftvoll zu erstreben.
Herr; erbarme dich.
Mit Vergebung und Gnade komme der Herr uns entgegen.
Er stärke unseren Willen zum Guten
und gebe uns Anteil an der Erlösung durch ihn. Amen.
Jörg Thiemann (2008)
GL 103: Tau aus Himmelshöhn
Oder:
Herr Jesus Christus,
auf dein Wiederkommen hoffen wir:
Wo wir dir nicht die Wege zu uns bereiten,
durch Gleichgültigkeit dir und den Mitmenschen gegenüber,
da rufen wir:
Herr, erbarme dich.
Wo wir dir nicht die Wege zu uns bereiten,
dadurch, dass wir nur an uns denken,
da rufen wir:
Christus, erbarme dich.
Wo wir dir nicht die Wege zu uns bereiten
durch unsere Selbstgefälligkeit,
da rufen wir:
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Advent 2 So: irdische Aufgaben und Sorgen
Allmächtiger und barmherziger Gott,
deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg.
Lass nicht zu,
dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern,
deinem Sohn entgegenzugehen.
Führe uns durch dein Wort und deine Gnade
zur Gemeinschaft mit ihm,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 2. Adventsonntag
Messbuch - TG hl. Johannes der Täufer
Gott,
du hast den heiligen Johannes den Täufer berufen,
das Volk des Alten Bundes
Christus, seinem Erlöser, entgegenzuführen.
Schenke deiner Kirche die Freude im Heiligen Geist
und führe alle, die an dich glauben,
auf dem Weg des Heiles und des Friedens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
MB 24. Juni
Messbuch - TG Advent 2 Mi: dem Herrn den Weg bereiten
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch Johannes den Täufer gemahnt,
Christus, dem Herrn, den Weg zu bereiten.
Stärke uns mit deiner Kraft,
damit wir nicht müde werden, diesem Ruf zu folgen,
sondern die tröstende Ankunft dessen erwarten,
der uns Heilung bringt.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 2. Mittwoch im Advent
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
Johannes der Täufer ruft uns auf,
deinem Sohn den Weg zu bereiten.
Schenke uns deinen Heiligen Geist,
damit wir das Böse in uns und in der Welt überwinden.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2017)
Du, Gott aller Hoffnung und Freude,
gehst mit den Menschen,
die du geschaffen hast,
die du liebst,
die du mit deinem Geist beschenkst,
durch dick und dünn,
durch Schuld und Verzweiflung,
durch Angst und Hoffnung.
Wir bitten dich:
Tröste du uns mit deinem Wort,
hilf uns, Wege zu ebnen
und mit vielen Menschen dir entgegenzugehen.
Wir danken dir, dass du zu uns kommst
In Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2008)
Jesus,
immer wieder sprechen Menschen von dir und erzählen,
wie du warst, wie du gesprochen hast, was du gewollt hast.
Kaum ein Mensch war nach einer Begegnung mit dir
derselbe oder dieselbe, die sie vorher waren.
Jesus, ändere uns durch deine Worte, wo es nötig ist,
damit wir so leben, dass es uns immer mehr zu dir
und zu unserem Heil führt.
Darum bitten wir dich, der du mit Gott, dem Vater und dem Heiligen Geist
lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott
auf dem Weg zur Krippe begegnen wir Menschen,
die mit ihren Träumen und Visionen,
mit ihren Worten und Taten
von dir Zeugnis abgegeben haben
in der Welt, die sie umgab.
Ermutige uns durch ihr Beispiel,
auch heute mit Tatkraft und Mut für dich da zu sein.
So bitten wir durch Jesus Christus.
Norbert Riebartsch (2014)
Gott der Geschichte und treuer Begleiter,
du hast durch die Propheten und durch Johannes den Täufer
die Menschen an dein Versprechen erinnert:
"Ich bin da für Dich"!
Lass uns deren Wort neu hören,
deiner Liebe begegnen
und uns den Weg gehen,
den uns deine Liebe und Sorge zeigt.
Darum bitten wir durch deinen Sohn Jesus Christus,
den Johannes vorausahnte und dem wir vertrauen. - Amen!
- Fürbitten12
Hans Hütter (2023)
Du, Gott und Vater, herrschst mit starkem Arm und weidest deine Herde wie ein Hirt.
Dich bitten wir:
Für alle Menschen, die unter Krieg, Terror und Gewalt leiden.
Schaffe ihnen Frieden und Gerechtigkeit.
Für alle Menschen, die hilflos der Willkür der Mächtigen ausgeliefert sind.
Gib ihnen ihre Menschenwürde wieder und stärke sie in ihrem Widerstand.
Für alle Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden.
Wecke in allen Menschen die Bereitschaft, ihr Leben zu ändern und auf einander Rücksicht zu nehmen.
Für die christlichen Kirchen, die sich nach einer tiefgehenden Erneuerung der Kirche sehnen.
Lass sie die Kraft der Frohen Botschaft neu entdecken und der Führung des Heiligen Geistes vertrauen.
Für unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde, aber auch für alle Opfer der Kriege und des Terrors.
Schenke ihnen ewiges Leben und lass sie bei dir geborgen sein.
Dein Geist, guter Gott, lenkt und erneuert die Kirche und das Angesicht der Erde. Ihm vertrauen wir uns und die ganze Menschheit an. – Amen.
Renate Witzani (2023)
In einer ausweglosen Situation einander trösten, heißt dem anderen in seiner Not beistehen und seine Last ein Stück weit mittragen.
Zu Gott, der seinem Volk Trost verheißt, lasst uns rufen:
Mit den Worten der Bibel schenkst du uns eine Botschaft der Freude und Zuversicht.
Beten wir für alle, die darin immer wieder neue Kraft zum Leben finden.
Gewalt, Aggression, maßlose Selbstüberschätzung und Eigennutz verändern ganze Landstriche zu Wüstengebieten, in denen kaum mehr Leben möglich ist.
Beten wir für alle, die sich dagegenstellen und immer wieder nach Wegen der Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit suchen.
In Grenzsituationen des Lebens anderen beizustehen, bringt auch die Helfer oft an ihre eigenen Grenzen.
Beten wir für alle, die schlechte Botschaften überbringen müssen, in Katastrophenfällen Erste Hilfe leisten und an den diversen Notrufnummern Trost und Hilfe anbieten.
Die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest bringen viele Menschen in Bewegung.
Beten wir für die, die sich dabei zu einem Neuanfang in ihrer Beziehung zu dir bewegen lassen.
Im Fest der Geburt Jesu feiern wir den Neubeginn, den du mit uns Menschen gemacht hast in seinem Tod und seiner Auferstehung, den Neubeginn, den du für unsere Verstorbenen bereithältst.
Beten wir für unsere Verstorbenen.
Du bist der Gott-mit-uns, der in jedem Menschen ankommen will und ihn damit menschlich macht.
Dir danken wir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du weidest deine Herde wie ein Hirt die Schafe. du weißt um jeden von uns, du hast den Überblick. Wir dagegen haben den Überblick längst verloren.
Wir bitten Dich:
In der Adventszeit bestimmen die Fragen, wer schenkt wem was, was gibt es zu essen, wem sind wir wie verpflichtet, die Vorbereitungszeit und löst Hektik und Stress aus.
Lass uns innehalten und erkennen, dass das Wesentliche deiner Botschaft nicht der Weihnachtskommerz, sondern die Zuwendung zu unseren Mitmenschen ist.
In einer Welt der Katastrophen kann man den Überblick verlieren und vor allem Mut und Hoffnung.
Lass uns erkennen, wo wir gefragt sind, Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.
Immer mehr Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Auf der Flucht vor Perspektivlosigkeit, Hunger, Krankheit und Terror und Krieg wagen sie die oft totbringende Flucht durch Wüsten, über Meere und bleiben an unseren Grenzen hängen.
Lass uns erkennen, dass auch sie ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben haben und uns dadurch nichts weggenommen wird.
Immer mehr Menschen haben Angst vor den Fremden, die zu uns strömen, sehen nur die entsprechenden Schreckensnachrichten und weiten ihre Angst gegenüber denen aus, die unsere Gesellschaft bereichern und nichts anderes wollen, als in Frieden leben zu können.
Lenke ihren Blick auf das Gute in den schutzsuchenden Menschen, damit auch sie erkennen, wie wertvoll diese für uns sind.
Oft sind wir unzufrieden mit unserem Leben und haben Angst vor der Zukunft und erkennen gar nicht, wie gut es uns geht.
Lass uns erkennen, was uns Gutes widerfährt, und dankbar sein für das, was wir haben.
Für unsere Verstorbenen.
Nimm sie auf in Dein Reich.
Guter Gott,
dein Sohn ist Mensch geworden um uns zu retten. Nicht erst in der himmlischen Herrlichkeit, sondern bereits hier auf der Erde soll sich unser Leben erfüllen in der Begegnung mit dir und unseren Mitmenschen. Stärke uns dazu mit dem Heiligen Geist.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Ludwig Götz (2020)
Wie Nebel umhüllen uns Geschäftigkeit und Sorgen.
Zu selten gelingen uns Abstand und ein Blick über unser Hier und Jetzt hinaus.
Wir spüren unser Ungenügen und bitten dich, Herr Jesus, um deine Hilfe:
Halte die Sehnsucht lebendig, die nicht bei sich selber stehen bleibt, sondern nach mehr Beziehung sucht.
Komm, Herr Jesus!
Lass durch deinen Lebensstil immer mehr Menschen begreifen, was zufriedener macht als Geld und Konsum.
Sei nahe den Corona-Erkrankten und stärke alle, die sie pflegen.
Begleite die Politiker bei ihren Entscheidungen und hilf, dass alle, Groß und Klein, zur Überwindung der Pandemie beitragen.
Lass uns die Zeit der eingeschränkten Kontakte nützen zu mehr Kontakten mit dir.
Mach unser Denken und Planen wach für deine Schritte in unser Leben.
Lass das Leben unserer Verstorbenen sich vollenden in der totalen Begegnung mit dir.
Herr Jesus Christus,
dein Kommen in unsere Welt besagt, dass der Himmel nicht in der Ferne bleibt, sondern sich ganz mit unserem Leben verbinden will.
Lass diese Wahrheit in uns immer wirksamer werden. - Amen.
Manfred Wussow (2017)
Das hören wir:
Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott.
Darum bitten wir:
In diesen Tagen werden Menschen von Erinnerungen eingeholt.
Viele sind alleine, freiwillig und gar nicht freiwillig.
Manche stehen sogar vor einem Scherbenhaufen ihres Lebens.
Lass sie auf Menschen treffen, die widerstreitende Gefühle kennen und sie verstehen.
Herr, wir wollen Boten der Freude sein...
Die Entscheidung des amerikanischen Präsidenten,
Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen,
kann in der Region zu neuen Hassausbrüchen führen.
Jerusalem trägt den Frieden in seinem Namen.
Schenke den Menschen, in Zerreißproben besonnen und nachdenklich zu sein.
Herr, wir wollen Boten der Freude sein...
In Deutschland und Österreich werden neue Regierungen gebildet.
Nicht nur Machtverhältnisse ändern sich, sondern auch Stimmungen und Gefühle.
An vielen Stellen hat sich die Angst breitgemacht.
Hilf den Parteien und Medien, sich nicht auf dem Rücken der Schwachen und Fremden zu profilieren.
Herr, wir wollen Boten der Freude sein...
Das 500. Reformationsgedenken liegt nun schon hinter uns.
In vielen Gottesdiensten, Ausstellungen und Vorträgen wurde Christus gefeiert.
Viele gute Vorsätze und Verabredungen warten jetzt darauf, mit Leben gefüllt zu werden.
Begleite alle Christen auf ihrem Weg zur Einheit und schenke ihnen deinen Geist.
Herr, wir wollen Boten der Freude sein...
Je näher Weihnachten rückt, umso größer sind die Lücken, die Menschen hinterlassen haben.
Viele haben in diesem Jahr oder auch früher einen lieben Menschen verloren.
Viele kommen mit dem Verlust nicht klar und fliehen in die Vergangenheit.
Erfülle uns mit deiner Kraft, ihnen Nähe und Gemeinschaft zu schenken.
Herr, wir wollen Boten der Freude sein...
„Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste!
Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott!“
Du, Herr, hast immer schon Boten gehabt, die dir den Weg bereiten,
Abgründe füllen und Berge einebnen.
Du möchtest, dass wir dich immer am Horizont sehen können.
Dir laufen wir in die Arme.
In Christus, unserem Herrn.
Klemens Nodewald (2017)
Wege zu bereiten, Straßen zu ebnen,
dazu sind wir gesandt und beauftragt
trotz aller Begrenztheit und Schwäche, die wir an uns erleben.
Darum nehmen wir unsere Zuflucht zum Herrn
und bitten um seinen Bestand:
Wir empfehlen dir, Herr, alle Menschen, die es schwer miteinander haben und nur unter Mühe den Weg zueinander finden.
Hilf uns und allen Getauften, ausgetretene Wege zu verlassen, Irrwege und Sackgassen zu meiden und endlosen Umwegen ein Ende zu setzen.
Lenke die Gedanken der Einflussreichen und Mächtigen auf Pfade, die der Welt und den Menschen Heil und Segen bringen.
Schenke allen, die du auf den Weg der besonderen Nachfolge gerufen hast, Klarheit über deinen Anruf an sie, Mut zum Aufbruch und gute Wegbegleiter.
Stärke mit Kraft und Freude alle, die Menschen stützen und tragen, sie aufrichten oder vor Schlimmen bewahren.
In dieser Welt sind wir Pilger.
Lass alle Menschen den Weg in die Heimat des Himmels finden.
Herr Jesus Christus,
viele Wege unseres Lebens können wir oft nur gehen und bewältigen, wenn du uns voran gehst und uns begleitest.
Wir danken dir für deine Wegbegleitung und Sorge um uns,
heute und jeden Tag unseres Lebens.
Sei gepriesen in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Das Licht der zweiten Adventkerze soll uns näher zu Weihnachten führen.
Wenn wir leben wollen, muss sich in der Adventzeit etwas von uns verändern.
Darum lasst uns bitten:
Schenke uns allen, die wir zu deiner Kirche gehören, deinen Heiligen Geist, der uns in der Dunkelheit unseres irdischen Lebens führt und leitet.
Bewahre alle Menschen vor Gewalt, Menschenhandel und neuen Formen von Sklaverei.
Ermutige uns, die durch Bosheit und Schwächen gerissenen Tiefen des Lebens durch ein Leben aus Deinem Geist auszugleichen.
Hilf uns, zu erkennen, was in jedem von uns an Umkehr in seinem persönlichen Advent geschehen muss.
Du hast uns einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißen.
Erfülle diese Verheißungen an unseren Verstorbenen.
Denn unabhängig von deinem Kommen in diese Welt gibt es kein Heil.
Du bist unser Trost und unsere Zuversicht jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Norbert Riebartsch (2014)
Herr Jesus,
Johannes hat auf dich als den Stärkeren hingewiesen.
So bitten wir dich für die Not,
in der deine Stärke gebraucht wird:
Herr, in deiner Stärke sei du Segen
Menschen fliehen aus ihrer Heimat.
Sie suchen den ebenen Weg für ihre Flucht.
Wir bitten:
Viele Konferenzen suchen Lösungen gegen den Hunger.
Doch es gibt ihn.
Wir bitten:
Konflikte bestimmen die Nachrichten.
Dein Prophet beschreibt ein Bild des Friedens.
Wir bitten:
Not gibt es viele bei uns.
Das Wort: "Alles wird gut" reicht nicht.
Wir bitten:
Dunkelheit ist in der Natur und im Herzen.
Doch seit heute brennt ein zweites Licht.
Wir bitten:
Ebola hält die Welt in Atem.
Viele versuchen etwas, manche auch aus ihrem Glauben.
Wir bitten:
Der Tod bleibt eine Grenze.
Nur du kannst sie aufheben.
Für unsere Verstorbenen bitten wir:
Lass uns dir vertrauen, Herr.
Und bewahre uns in deiner stärkenden Liebe. - Amen.
Renate Witzani (2014)
Oft tritt der Herr unerwartet, unverhofft und unerkannt in unser Leben.
Lasst uns miteinander und füreinander beten,
dass wir im Vertrauen auf ihn
immer wieder die nächsten Schritte wagen:
Dass wir als seine Kirche für alle jene zum Weg werden,
die ihn ehrlichen Herzens suchen.
Dass Respekt und Achtung vor dem Glauben des Anderen
das Zusammenleben zwischen Christen und Moslems in der Türkei ermöglichen
und so einen Weg zum Weltfrieden anbahnen.
Dass wir die vielen Wege, auf denen uns der Herr in den Armen, Hilfsbedürftigen, Trauernden und Leidenden begegnet, mutig beschreiten.
Dass dieser Advent für uns alle zum Weg wird,
der uns behutsam und tief das Geheimnis der Weihnacht erkennen lässt.
Dass der Tröster seines Volkes unseren Verstorbenen seine ewige Herrlichkeit schenkt.
Denn du, Herr, bist wahrhaft in unsere Geschichte eingetreten.
Dein Geist offenbare uns und der ganzen Welt deine Herrlichkeit,
dass alle deine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit rühmen,
jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2011)
"Frieden verkündet der Herr seinem Volk”.
Wir teilen das Vertrauen des Psalmbeters
und bitten dich, o Gott,
in den Anliegen dieser Welt und unseren eigenen:
Wir beten für alle, die sich als Gefangene von Systemen erleben,
die sie in ihrer Entwicklung hindern und beklemmen:
Eröffne ihnen neue Horizonte
und lass sie die Weite deines Reiches spüren.
Wir beten für alle, die aus Angst oder übertriebener Vorsicht Gutes hemmen
oder gar verhindern:
Lass sie auf dich vertrauen
und schenke ihnen den Mut für Neues.
Wir beten für alle, die von dir Zeugnis geben wollen,
aber nicht wissen, wie sie von dir sprechen sollen:
Erfülle ihr Herz mit deinem Geist
und schenke ihnen das rechte Wort.
Wir beten für alle Menschen,
die ihren Lebensweg beendet haben:
Vollende ihre Lebensträume und Visionen
und lass sie deine Herrlichkeit schauen.
"Es begegnen einander Huld und Treue; Gerechtigkeit und Friede küssen sich”.
Darauf, guter Gott, setzen wir
in Christus, unserem Bruder und Herrn.
Klemens Nodewald (2011)
Zur Besinnung, einer eventuellen Umkehr, in jedem Fall aber zu einer erneuten, möglichst weiten Öffnung unserer Herzen für Christus und den Nächsten sind wir in der Adventszeit eingeladen.
Bitten wir den Herrn um seinen Beistand:
Um ein kraftvolles Wirken des hl. Geistes,
der uns im Namen Jesu in der Taufe geschenkt wurde,
lasst uns beten,
damit er alle Kräfte zum Guten in uns wecke und stärke.
Christus, höre uns.
Erflehen wir uns Kraft zur Versöhnung
und offene Augen für Situationen,
wo wir helfen und Freude bereiten können.
Christus, höre uns.
Bitten wir um Gottes Beistand und Nähe für die Menschen,
denen wir in ihren Nöten und Leiden nicht helfen können.
Christus, höre uns.
Für alle, die in der Kirche und in unseren Gemeinden Verantwortung tragen,
und für alle, die sich zum Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen und engagieren,
lasst uns um den Segen Gottes bitten.
Christus, höre uns.
Alle, die uns anvertraut sind,
und Menschen, deren Wohl und Wehe ein Stück in unseren Händen liegt,
lasst uns neben der eigenen Fürsorge
auch der Liebe und Fürsorge Gottes anvertrauen.
Christus, höre uns.
Alle Sterbenden und Verstorbenen mögen Aufnahme finden bei Gott
und in Gemeinschaft mit ihm leben.
Christus, höre uns.
Herr Jesus Christus,
mit dir kam neu Heil in die Welt.
Hilf uns und allen Menschen, es anzunehmen.
Wir danken dir für deine und des Vaters Liebe zu uns -
heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Jörg Thiemann (2008)
Herr Jesus Christus,
du hast Johannes deinen Boten vor dir hergesandt,
um auf dich hinzuweisen.
Zu dir rufen wir jetzt:
Gib uns den Mut zu erkennen,
wo uns unser Denken und Handeln von dir, von unseren Mitmenschen und von uns selbst wegführt,
auch dann wenn es uns wehtut.
Gib uns die Demut, Kritik von Mitmenschen anzunehmen,
wenn sie für unser menschliches Wachsen hilfreich ist.
Gib uns offene Ohren für die Menschen,
die du als Propheten aussendest,
und die uns auf falsche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft hinweisen.
Gib uns offene Herzen,
damit du mit deiner Liebe und deiner frohen Botschaft
in unserem Leben das wichtigste wirst.
Gib uns die Bereitschaft,
dir in diesem Advent Zeit zu schenken
und die Stille zu suchen,
damit wir dir begegnen können
und du zu uns sprechen kannst.
Gib uns die Freude an einem Leben mit dir,
damit wir - wie Johannes - zu Boten für dich werden.
Dich loben und preisen wir, jetzt und für alle Zeit. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Advent 2 So: ersetze, was uns fehlt
Barmherziger Gott,
wir bekennen, dass wir immer wieder versagen
und uns nicht auf unsere Verdienste berufen können.
Komm uns zu Hilfe, ersetze, was uns fehlt,
und nimm unsere Gebete und Gaben gnädig an.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Adventssonntag
Messbuch - GG Auswahl 9: lege deinen Geist in unser Herz
Vater im Himmel,
lege deinen Geist in unser Herz,
damit er uns belebe und heilige
und zu einer wahren Opfergabe mache für dich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Amen.
MB Auswahl 9
- Gebet zur Gabenbereitung4
Manfred Wussow (2017)
Ein Stück Brot,
ein Schluck Wein, Herr,
sind Labsal für müde, abgearbeitete und traurige Menschen.
Du lädst uns ein, an deinem Tisch Platz zu nehmen.
Dafür danken wir dir.
Ein Stück Brot,
ein Schluck Wein, Herr,
sind die Zeichen deines Reiches.
Du stillst den Hunger nach Leben und Liebe.
Dafür danken wir dir.
Ein Stück Brot,
ein Schluck Wein, Herr,
bist du.
Wir schmecken dich, wie du gesagt hast.
So gehst du bei uns ein.
Dafür danken wir dir.
Norbert Riebartsch (2014)
Gott,
du rufst uns an deinen Tisch
und wir sind gekommen.
Wir glauben dir,
wie die Menschen Johannes geglaubt haben.
Lass uns erfahren,
dass dein Segen Brot und Wein zu Leib und Blut deines Sohnes macht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2011)
Gütiger Gott
mit den Gaben von Brot und Wein stärkst du uns
in dieser Zeit des Advents und für unser ganzes Leben.
Lass uns in dieser Feier über den Rand dieses Altares schauen
und stärke unsere Bereitschaft, dich zu teilen
mit den Menschen, die Hunger und Durst haben
nach viel mehr in ihrem Leben.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2008)
Jesus, du lädst alle ein, mit dir zu leben.
Jesus, du möchtest, dass alle Gäste an deinem Tisch werden.
Jesus, du hältst jetzt mit uns Mahl,
einfach, weil du uns liebst, nicht, weil wir so gut sind.
Wandle Brot und Wein in deinen Leib und dein Blut.
Wandle auch unsere Herzen,
mache sie bereit füreinander da zu sein.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2019) - durch prophetische Menschen rufst du immer neu zur Umkehr
Kehrvers:
"Wir loben dich, wir danken dir, wir beten dich an"
(aus dem Gloria GL 131)
Lasst uns Gott unseren Dank und unseren Lobpreis darbringen:
Heiliger Gott und Vater, wir preisen dich und danken dir,
dass du uns in deiner Barmherzigkeit die Möglichkeit zur Umkehr lässt.
Kehrvers
Wir danken dir,
dass du uns durch prophetische Menschen immer neu zur Umkehr rufst.
Du forderst uns auf,
die Straßen auf denen der Messias zu uns kommt,
zu ebnen und ihm den Weg zu bereiten.
Kehrvers
Wir danken dir für die Taufe,
durch die wir deine Töchter und Söhne geworden sind.
Durch sie hast du uns mit deinem Heiligen Geist ausgestattet,
Er befähigt uns, Früchte hervor zu bringen, die dir gefallen.
Kehrvers
Wir danken dir,
dass wir deinen Sohn Jesus Christus erwarten dürfen
der unserer Welt endgültige Gerechtigkeit und endgültigen Frieden bringen wird.
Wir stimmen ein in den Lobgesang aller Heiligen und singen:
Danklied, z. B.: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (GL 484)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Advent 2: Das Warten auf den Herrn einst und heute
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Von ihm redet die Botschaft aller Propheten,
die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß,
seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer
und zeigte auf ihn,
der unerkannt mitten unter den Menschen war.
Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude,
uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten,
damit wir ihn wachend und betend erwarten
und bei seinem Kommen
mit Liedern des Lobes empfangen.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 2
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2014) - Einleitung zum Vater Unser:
Johannes sagt: "Jesus kommt, und er ist stärker als ich."
Jesus sagt: "Der Weg geht über meinen Vater!"
Darum lasst uns beten:
Vater unser...
Einleitung zum Friedensgebet:
Herr Jesus, eine deiner Stärken war der Friede,
den du immer wieder gelebt hast
und auch heute leben kannst.
Darum bitten wir dich:
Schaue nicht...
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Eine Stimme ruft in der Wüste:
Bereitet dem Herrn den Weg,
ebnet ihm die Straßen!
(Mk 1,3)
Oder:
Johannes sagt:
Ich habe euch nur mit Wasser getauft,
er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
(Mk 1,8)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
In der Wüste einen Weg bereiten
In der Wüste unseres Wohlstandes
In der Wüste unserer Gleichgültigkeit
In der Wüste unserer Geschäftigkeit
Dem Herrn einen Weg bereiten '
In der Zeit der Ichsucht
In der Zeit des Lärms
In der Zeit der Kälte
In der Zeit der Dunkelheit
Dem Herrn eine Straße ebnen
In der Welt der Orientierungslosigkeit
In der Welt des Zweifels
In der Welt der Lieblosigkeit
In der Welt ohne Hoffnung
In der Not der Menschen
Ein Licht anzünden
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Advent 2 So: die Welt im Licht deiner Weisheit zu sehen
Herr, unser Gott,
im heiligen Mahl
hast du uns mit deinem Geist erfüllt.
Lehre uns durch die Teilnahme an diesem Geheimnis,
die Welt im Licht deiner Weisheit zu sehen
und das Unvergängliche mehr zu lieben
als das Vergängliche.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Adventsonntag
Messbuch - SG Pfingsten: Lass die Kraft aus der Höhe in deiner Kirche weiterwirken
Herr, unser Gott,
du hast deine Kirche
mit himmlischen Gaben beschenkt.
Erhalte ihr deine Gnade,
damit die Kraft aus der Höhe, der Heilige Geist,
in ihr weiterwirkt
und die geistliche Speise sie nährt
bis zur Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Pfingsten am Tag
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2017)
Treuer, barmherziger Gott,
wir geben dir die schönsten und größten Namen,
begreifen dich aber nicht.
Du stellst dich auf die Seite der Schwachen,
Verlorenen und Verdrängten.
Mit denen, die Menschen unterdrücken,
verführen und entwürdigen,
gehst du ins Gericht.
Heute, am 2. Advent, schenkst du uns Anfänge
und Menschen, die auch in schwierigen Zeiten
neu angefangen haben.
Wir danken dir für das Neuland, das du uns öffnest,
für die Wege, die wir gehen können und
für die Gewissheit, dass du zu uns kommst.
Die neue Woche legen wir in deine Hand
und bitten um deinen Segen
in Christus, unserem Herrn.
Martin Stewen (2011)
Guter Gott,
wie einst Johannes den Menschen
am Jordan begegnete und Zeugnis ablegte,
so lass uns nun auch hier und heute
Ausschau halten nach Menschen,
die dich suchen und nach dir fragen.
Schenke uns selbst Begegnungen mit Zeuginnen und Zeugen,
die das Licht deiner Gegenwart
auch auf unserem Gesicht leuchten lassen.
Begleite uns alle mit deinem Segen.
Das erbitten wir durch Christus unseren Herrn.
Norbert Riebartsch (2014)
Gott,
ermutigt von dir
und befähigt von deiner Liebe
wollen wir den nächsten Schritt tun
und ausschauen nach deinen Zeichen.
Wir danken dir für das,
was du uns jetzt gegeben hast
im Wort und im Sakrament der Liebe deines Sohnes.
Darum bitten wir durch ihn Christus, unseren Herrn. - Amen.
Jörg Thiemann (2008)
Jesus, jetzt ist Sendung.
Wir sind jetzt ausgesendet, dich zu bezeugen,
dir einen Weg zu bereiten.
Dazu gib uns Kraft und Mut, so wie Johannes es tat.
Hilf uns immer wieder umzukehren,
hilf auch andere immer wieder umzukehren, wenn es nötig ist.
- Segen1
Norbert Riebartsch (2014)
Gott hat Jesaja berufen, Menschen in Not Mut zu machen.
Er gebe euch seinen Segen. - Amen.
Jesus hat auf sich hinweisen lassen als den Retter der Welt.
Er gebe euch seinen Segen. - Amen.
Im Heiligen Geist können wir erkennen,
wie nahe wir der verheißenen Zukunft sind.
Er gebe euch seinen Segen. - Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
sei euch Kraft und Versprechen für die Woche. - Amen.
Kirchenreform braucht "mutige Vorreiter"
Wien (KAP) Kirchenreformen brauchen "mutige Vorreiter". Das lehre ein Blick zurück in die Kir-chengeschichte ebenso wie ein Blick auf laufende Reformprojekte wie den deutschen Synodalen Weg. Das hat der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner in einem Blogbeitrag betont, mit dem er auf die jüngste Antwort von Papst Franziskus auf einen Brief von vier deutschen Theologinnen reagierte. In dem Brief hatten die Theologinnen sich besorgt gezeigt, dass der Synodale Weg die Einheit der Kirche gefährde. Papst Franziskus hatte geschrieben, er teile diese Sorge. Zulehner verteidigte das deutsche Reformprojekt gegen die Kritik: "Die deutsche Kirche leistet Pionierarbeit".
[...]
Mutige Vorreiter von Reformen seien etwa der Ordensmann Pius Parsch (1884-1954) gewesen, der die "grandiose liturgische Reform" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) mit seinen eigenen Ansätzen einer Volksliturgie letzt-lich vorbereitet hat, der Innsbrucker Jesuit Karl Rahner (1904-1984) sowie der Wiener Erzbischof, Kardinal Franz König (1905-2004), der sich schon lange vor "Amoris laetitia" von Papst Franziskus für eine Einzelfalllösung bei der Frage des Zu-gangs wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten ausgesprochen hatte. Diesbezüg-lich erinnerte Zulehner an eine entsprechende Erklärung der Österreichischen Bischöfe zum Ab-schluss der Bischofssynode 1980.
Paul Zulehner in Kathpress am 22.11.2023.
Den Heiligen Geist sichtbar und spürbar machen
Wer Nachrichten hört, Zeitung liest oder sich auf sonstige Weise durch Medien informiert, kann den Eindruck bekommen, dass die Endzeit, von der wir am letzten Sonntag gehört haben, eingetroffen ist. Ein Krieg im Heiligen Land, der an Grausamkeit noch mal zugelegt hat. Immer noch kein Frieden in der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan, im Sudan. Hinzu kommen die Dürrekatastrophen, Land, das durch die Klimaerwärmung unfruchtbar und unbewohnbar wird, Terror, Bürgerkriege, Revolutionen. Hass auf unseren Straßen, antisemitische und antimuslimische Anschläge und, und, und…
Viele klagen darüber, dass die Gesellschaft kälter wird, das jeder nur noch an sich denkt, dass kein Zusammenhalt mehr da ist, und Egoismus vorherrscht.
Dabei gibt es auch gute Nachrichten:
Da fällt eine ältere Frau abends auf dem Parkplatz am Supermarkt hin und sofort kommen von allen Seiten Menschen hinzu, um zu helfen, und fragen nach, ob wirklich alles in Ordnung ist oder man nicht vielleicht doch den Notarzt rufen sollte.
Da ist der ältere Herr in der Straßenbahn, der Mühe hat, mit dem Rollator auszusteigen, und sofort helfen ihm Jugendliche dabei.
Da steht einer ratlos auf dem Gleis am Bahnhof und findet Mitmenschen, die ihm weiterhelfen.
Da stellt eine Initiative einen Weihnachtsbaum mit Wünschen von Kindern aus finanziell schwachen Verhältnissen auf und die Wunschzettel sind sofort vergeben.
Dem jungen Mann fällt auf, dass die Nachbarin die Mülltonne nicht hinausgestellt hat. Er klingelt und fragt nach, ob er helfen kann.
Jemand äußerst sich rassistisch und andere stehen auf und fallen ihm ins Wort.
Aber auch der Blick in die Welt lässt hoffen:
Der junge Muslim, der die Israelin aus dem Kibbuz vor der Hammas beschützt und an einen sicheren Ort bringt.
Russische Soldaten, die sich nicht grausam vergehen an den Menschen in den eroberten Gebieten, sondern sie respektieren und ihnen helfen, so gut es geht.
Ärzte ohne Grenzen, die in die Krisengebiete fahren, um den Menschen vor Ort zu helfen.
Unzählige Menschen in Hilfsorganisationen, die nicht für ihren eigenen Profit arbeiten, sondern die das Leid der Menschen antreibt.
Und dann sind da wir:
Wir können das Leid der Welt beklagen, die Endzeit prophezeien und die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Oder aber genau hinschauen, die Lichtblicke sehen, das Gute erkennen. Und uns daran erinnern: wir sind die, die berufen sind, das Reich Gottes und seinen Frieden in die Welt zu bringen. Damit können wir jederzeit anfangen, indem wir unsere Mitmenschen so annehmen, wie sie sind, indem wir unseren Möglichkeiten entsprechend helfen, wo wir helfen können – mit Freundlichkeit, tatkräftig, mit Geld, mit Wohlwollen.
Und wir sollten erzählen:
Davon, wo es Lichtblicke gibt, wo Gutes geschieht, wo sich die Hoffnung manifestiert.
Denn überall da, wo wir Hoffnung verbreiten, da wird er erkennbar, der Heilige Geist, der uns erfüllt, der uns geschenkt ist durch die Taufe.
Edith Furtmann 2023.
Advent
Advent heißt
bis zum Schluss
suchen nach einer Herberge –
auch nach einer inneren –
einem Ort
wohin ich mich retten kann
wo ich mich bergen mag
Advent heißt auch
dass ich hoffe –
hoffe den Ort zu finden
an dem ich
all meine Mühsal ablegen kann
all die Last meines bisherigen Weges
und hoffen darf
dass das Leben sich neu gebiert.
Beatrix Senft 2023.
Wann ist Advent?
Wenn Dunkelheit sich allmählich lichtet,
wenn jemand auf Vergeltung verzichtet,
wenn Vergessenes wieder aufleuchten will,
wenn Verborgenes erscheint, zärtlich und still:
Wenn Geschwätziges leise und sacht verstummt,
wenn das Herz ein Lied der Sehnsucht summt,
wenn Menschen sich als Geschwister erkennen,
wenn sie einander Bruder und Schwester nennen:
Wenn müde Augen zu leuchten beginnen,
wenn wir uns auf Jesu Kommen besinnen,
wenn Gottes Charme unsre Sinne berührt,
wenn ein Engel uns zur Weihnacht hinführt:
...dann ist Advent
Lied als PDF herunterladen...
Text: Paul Weismantel, Melodie: Reinhard Burchhardt
Wenn du wiederkommst in Herrlichkeit
Liedblatt als PDF herunterladen
Text und Musik von Reinhard Burchhardt. Warburg 2009.
burchhardt-r@t-online.de
Gib mir ein wachsames Herz
Liedblatt als PDF herunterladen
Text und Musik von Reihardt Burchhardt. Warburg 2023.
burchhardt-r@t-online.de
Minister Jussila
Im Norden Finnlands erzählt man sich eine recht hintergründige Geschichte:
Zur Einweihung eines Nobelhotels sollte ein Minister persönlich erscheinen. Dazu waren die Honoratioren der Stadt geladen. Ober im vornehmen Schwarz reichten still die Drinks. Die Gäste betrachteten die Bilder einer Ausstellung in der Hotelhalle.
Plötzlich war mitten in der vornehmen Gesellschaft ein unscheinbarer kleiner Mann in Wanderkleidung und festen Wanderschuhen. Der Portier schoss auf ihn zu und machte ihm höflich klar, dass er in dieser Aufmachung nicht erwünscht sei. Etwas traurig ließ er weiter seine Blicke über die Bilder gleiten. Als der Augenblick der Einweihung und damit die Ankunft des Ministers unmittelbar bevorstand, forderte der Hoteldirektor selbst, zwar höflich, aber unmissverständlich den ungebetenen Gast auf, den Raum zu verlassen. "Sie sind hier der Chef?" fragte der Mann still lächelnd, "mein Name ist Jussila". "Wie auch immer", erwiderte der Direktor und übersah die dargebotene Hand, "aber Sie könnten mir vielleicht sagen, wo ich in meiner Kleidung ein Mittagessen bekomme." Er wurde auf ein kleines Gasthaus verwiesen. Der erwartete Ehrengast aber blieb aus. Schließlich wurde die Einweihung des Hotels ohne den Minister vorgenommen, sehr zur Enttäuschung der geladenen Gäste.
Am übernächsten Tag kam ein Brief an die Hoteldirektion. Darin wurde gedankt für den guten Ratschlag. Das Essen in dem kleinen Gasthaus sei wirklich vorzüglich gewesen. Und weiter: "Machen Sie mir keine Vorwürfe. Ich war gestern rechtzeitig bei Ihnen, aber Sie wollten mich durchaus nicht dabehalten."
Unterschrieben war der Brief vom Minister Jussila, auf den man gestern vergeblich gewartet hatte, den man in seiner Wanderkleidung nicht erkannt hatte, den man vor die Tür gewiesen hatte.
Herkunft unbekannt.
Eine Gleichnisgeschichte
Da war ein sehr guter Mann. Er hatte ein schönes großes Haus und ringsherum gehörte ihm weit und breit alles. Und dieser Mann hatte einen Sohn. Vater und Sohn verstanden sich prima. Was der Vater wollte, wollte auch der Sohn; und wenn der Sohn etwas sagte, dann war es, als hätte der Vater es gesagt. Und wenn der Sohn etwas tat, dann war der Vater damit einverstanden. - Der Sohn ließ nichts auf seinen Vater kommen und der Vater war stolz auf seinen Sohn.
Aber da tat der Sohn etwas, das uns sonderbar vorkommt: er ging von zuhause weg. Er ging in das Land ringsherum, das seinem Vater gehörte. Er ging in ihre Häuser und Wirtshäuser, in ihre Schulen und Kirchen. Er besuchte die Menschen, wo sie auch waren und wie sie auch aussahen. Ja, er kümmerte sich sogar ganz besonders um die, die gar nicht gut aussahen und die nicht beliebt waren. Auch Menschen, die in ihrem Leben viel falsch gemacht hatten. Er aß und trank mit ihnen - und er erzählte ihnen von seinem Vater, wie freundlich er ist und wie gut.
Es wurde eine weite Reise! Und je länger der Sohn unterwegs war auf den staubigen Straßen und Wegen, desto ähnlicher wurde er solchen Menschen. Er sah gar nicht mehr aus wie ein Sohn aus gutem Hause; staubig und abgetragen war seine Kleidung. Angestrengt und müde sah er aus, - wie ein armer Bettler.
Darum lachten auch viele, wenn er von seinem Vater erzählte:
"Der und ein reicher Vater", sagten sie, "guckt mal, wie er aussieht: so eine armselige Gestalt!" oder: "Guckt mal, mit wem der zusammen ist, das würde ein guter Sohn aus reichem Hause nie tun!"
Oder sie lachten: "So einen Vater gibt es gar nicht, so mächtig, freundlich und gut! Wenn es deinen so großartigen Vater wirklich gäbe”, sagten sie, "dann hätte er uns längst eingeladen, weil wir sehr wichtige Leute sind. Er lügt ganz einfach.“
Als der Sohn außerdem sagte: "Nur durch mich könnt ihr meinen Vater kennenlernen", wurden sie ganz böse: „Durch den bestimmt nicht. Wenn es seinen Vater überhaupt gibt, dann hat er ihn bestimmt davongejagt - und das Beste ist, wir jagen ihn auch davon, oder - wir schlagen ihn tot."
Aber es gab auch viele -besonders die Verlorenen, die armen, schuldigen Menschen, die hörten ihm gerne zu. „Bleib bei uns" sagten sie, „und nimm uns mit. So einen Vater möchten wir auch haben." - -
Da, lud der Sohn sie alle ein, alle, die wollten und ihm glaubten: "Kommt alle mit, kommt zu meinem Vater. Ich will, dass mein Vater auch euer Vater ist. - Ich will nicht mehr ohne euch sein.” Und dann nahm er sie mit und trat vor seinen Vater. Rechts und links hatte er sie an die Hand genommen - eine lange Reihe zu beiden Seiten.
Schon brachte der Sohn die Bitte vor: "Vater, ich will, dass alle diese Menschen meine Brüder und Schwestern werden, dass du sie annimmst und ihr Vater bist. Vater, du weißt, dass ich dich lieb habe, aber alle diese verlorenen Menschen habe ich auch lieb. Ich will nicht mehr ohne sie sein.“-
Und es ist dabei geblieben. Der Vater hat ihm recht gegeben: Alle, die mit ihm gingen, die seine ausgestreckte Hand annahmen, alle, die anfassten in der langen Reihe, nahm der Vater an als seine Kinder, als seine Töchter und Söhne - eine ganz große Familie.
Herkunft unbekannt.
Bekehrung – Arbeit an sich selbst
Ich kam mit ziemlich allen Menschen meiner Umgebung gut aus mit Ausnahme einer Person. Ich vermute, dass es eine Erblast war, denn meine Großeltern und Eltern hatten schon Probleme mit Leuten aus dieser Familie.
Meine Gedanken kreisten täglich wuterfüllt um diese Person. Dann konnte ich meine Arbeit nicht korrekt erledigen.
Ich suchte in allen möglichen Büchern und bei den Menschen nach Hilfe und ich fand sie im Gebet.
Zuerst teilte ich die Menschen in 3 Gruppen auf.
1. Gruppe, die Menschen, die ich mag,
2. Gruppe, die Menschen, die mir egal sind,
3. Gruppe, die Menschen, die ich nicht mag.
Nach viel Bemühen brachte ich diese Person zu dieser Gruppe, die mir egal war. Dabei half mir der Satz: Beachtung bringt Verstärkung. Also beachtete ich nur noch Dinge, die mir dienlich waren. Daraufhin ging es mir besser, aber noch nicht gut.
Der nächste Schritt war dann der beste. Ich versprach meinem lieben Gott und Vater: Immer wenn ich mich ertappe, dass ich wieder an diese Person denke, ganz konzentriert ein Vater unser und ein Ave Maria zu beten.
Da gab es einen Tag, an dem ich fast nur am Beten war. Seit diesem Tag ist der ganze Spuk vorbei. Ich kann diese Person nun akzeptieren so wie sie ist. Ja ich würde sie sogar sehr vermissen. Ihr verdanke ich, dass ich vielen Menschen durch diese Erfahrung mit meinen Ratschlägen helfen kann.
Das Problem lag in mir. Es ist ein schönes Gefühl in diesem Fall unverletzlich zu sein. Gerne sage ich: Danke mein Freund, Du hast mich angegriffen und dabei die Kraft zur Verzeihung in mir geweckt. Du wolltest mir wehtun und hast mich dabei gelehrt, den Schmerz zu ertragen mit Würde und Tapferkeit. Du wolltest mich erniedrigen und hast dabei bewirkt, dass ich mich aufraffte zu meiner vollen Größe. Ich danke Dir, mein Freund. Du wolltest mich zerstören und hast mir dabei gezeigt das Unzerstörbare in mir.
Aus: Buch des Lebens, Hrsg. Gebhard Fürst, Schwabenverlag 2005.
Unstillbar bleibt die Sehnsucht nach dem ganz Anderen
Wir werden den Abfall von Gott nicht aufheben. Wir werden den Frieden und die Gerechtigkeit auf dieser Erde nicht schaffen. Dazu ist eine andere Welt erforderlich als die von der Schuld der Menschheit gezeichnete. Vielleicht können wir das Leben der Völker erträglicher gestalten. Unstillbar aber bleibt immer - gäbe es auch eine glückliche Welt - die »Sehnsucht nach dem ganz Anderen«.
Als Horkheimer am Ende seines Weges das als sein denkerisches Vermächtnis aussprach, brachten seine atheistischen und revolutionären Studenten und Anhänger den Mund nicht mehr zu. Er hatte zeitlebens für ein irdisches Paradies gekämpft und geworben. Er musste erkennen, dass selbst die beste Welt uns nicht sättigen kann.
Aus: Michael Grünwald, Brennt im Geist! Verlag Friedrich Pustet 1984.
Fragen
Du bist verirrt?
Schau nur voraus!
Da ist schon einer,
der dich führen will!
Du bist erschöpft?
Schau hinter dich!
Da kommt schon einer,
der dich stützen will!
Du bist verzagt?
Schau neben dich!
Da steht schon einer,
der dich trösten will.
Du bist verletzt?
Schau über dich hinaus!
Da wartet einer,
der dich heilen will!
Aus: Elisabeth Alferink, Auf den Spuren des Jakobus. Mein spiritueller Wegbegleiter. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2003.
Aufbruch
Mach Dich bereit. Brich auf.
Schau nicht zurück.
Denn deine Zeit ist da.
Halt deine Augen offen
unterwegs.
Verborg'ne Zeichen warten schon auf dich.
Verschließ die Ohren nicht.
Nur in der Stille
ruft die Stimme zärtlich deinen Namen.
Wer ruft?
Geh einfach mit.
Du wirst es unterwegs erfahren.
Aus: Elisabeth Alferink, Auf den Spuren des Jakobus. Mein spiritueller Wegbegleiter. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2003.
Auch wir
Auch wir
eingeladen Wegbereiter Jesu Christi
und Rufer in der Wüste zu sein -
Rufer in den Wüsten
von Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit,
Sprachlosigkeit und Oberflächlichkeit,
Ungerechtigkeit und Ausgrenzung,
Hass und Neid, Streit und Gewalt …
Auch wir
eingeladen Wegbereiter der Erlösung
und Hoffnungsbote des Lichts zu sein -
Gottes Stimme zu Wort kommen lassen
als Botschafter Seiner Liebe
und Botschafter Seiner neuen Welt,
um den Gebeugten neuen Lebensmut
und neue Hoffnung zu schenken.
www.spurensuche.info
Weit weg
Zukunft
Wer bist du?
So weit weg und doch so nah.
Und wenn ich endlich da bin,
dann bist du schon wieder weg.
Und wenn ich versuche, mir dich vorzustellen,
dann geht das nicht, denn du veränderst dich ständig.
Wer bist du?
Ich habe Angst vor dir.
Ja, Angst. Denn du bist Unergründlich,
geheimnisvoll und unvorhersehbar.
Und doch präge ich dich und
bin für dich verantwortlich
Aus: Rat für nachhaltige Entwicklung (Hrsg), Jugend schreibt Zukunft. Gedanken und Bilder zur Nachhaltigkeit. Ökonom-Verlag München 2002.
Der Wind
Immer
fährt ein Wind uns in die Seite
und rüttelt an dem festen Stand
immer
führt ein neuer Weg ins Weite
und weist uns in ein andres Land
immer
lastet Nebel auf der Nähe
wir sehen oft den andern nicht
immer
recken wir uns in die Höhe
zu neuer Hoffnung in das Licht
Aus: Klaus Knaup / Ellen Schlüter, Wann endlich reißt der Himmel auf. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
Dein Friede
Dein Friede möge uns erfüllen.
Dein Friede möge uns unruhig machen.
Dein Friede möge uns sehnsüchtig machen.
Dein Friede möge Antwort auf unsere Fragen sein.
Dein Friede möge uns Mut zum Anderssein geben.
Dein Friede möge uns aufrütteln aus unserer Starrheit.
Dein Friede möge zu unserer Verständigung beitragen.
Dein Friede möge uns Vertrauen lehren.
Dein Friede möge uns auf die Suche schicken.
Dein Friede möge unser Herz ergreifen.
Dein Friede möge zerrüttete Beziehungen heilen.
Dein Friede sei an allen Tagen mit uns.
Dazu segne du uns,
du friedvoller Vater,
du friedensstiftender Sohn,
du friedliebender Heiliger Geist. - Amen.
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg), Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Ohne Jahresangabe, ohne Verlagsangabe.
Das Christliche ist Christus
Mit Roman Guardini ist daran festzuhalten: »Das Christliche ist letztlich nicht eine Wahrheitslehre oder Deutung des Lebens. Es ist auch das; aber darin besteht nicht sein Wesenskern. Den bildet Jesus von Nazareth, sein konkretes Dasein, Werk und Schicksal - das heißt also eine geschichtliche Person. [... Die christliche Lehre] behauptet nämlich, durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes, durch seinen Tod und seine Auferstehung, durch das Geheimnis des Glaubens und der Gnade sei alle Schöpfung aufgefordert, ihre scheinbare Eigenständigkeit aufzugeben und unter die Bestimmung einer personalen Wirklichkeit, nämlich Jesu Christi, als der entscheidenden Form zu treten.«"
Damit ergibt sich ein weiteres wichtiges Zwischenergebnis: »Schon die Zeitgenossen Jesu haben gefunden: >Herr, deine Rede ist hart, wer kann sie hören?< Und Jesus lässt sie sofort frei: >Wollt auch ihr gehen?< (vgl. Johannes 6). Niemand wird gezwungen, aber wer von seiner Stimme sich innerlich angesprochen fühlt, muss sich entscheiden.
Das muss deshalb so betont werden, weil es helfen kann, die volle Eigenart der christlichen Religion wieder klarer zu erfassen: Sie ist in erster Linie weder Weltanschauung noch Sittengesetz, weder Sinndeutung noch Lehre noch Weltverbesserungsprogramm - das alles kann aus ihr gewonnen werden, wurde ja auch aus ihr gewonnen, macht aber nicht ihr eigentliches Wesen aus, sondern im Kern ist unsere Religion die personale Begegnung jedes einzelnen von uns mit Gott, die sich konkretisiert in unserer Beziehung zu Jesus Christus. In ihm tritt uns Gott selbst entgegen und stellt uns vor die Frage: Glaubst du mir?«"
Nur: Kennen wir diesen Jesus Christus wirklich? Ist unser Kopf und Herz selbst nicht mit den seltsamsten Vorstellungen vollgestopft?
Aus: Ludger Schulte, Gott suchen - Mensch werden. Vom Mehrwert des Christseins. Herder Verlag, Freiburg, Basel Wien 2006.
Immer kleiner werdende Unterhaltungen
»Wohl dem, der nicht wandelt
im Rat der Gottlosen ...«
Man wechselt taktvoll das Thema.
»Der Sinn des Lebens ...«
Peinlicher Ausrutscher!
»Alle Verhältnisse gilt es umzuwerfen,
in denen der Mensch
ein erniedrigtes Wesen ist ...«
Alles gähnt, geniert sich, lacht.
Dagegen Genome nach Maß,
Unsterblichkeit auf der Festplatte -
O Wissenschaft! Ecstasy! Euthanasie!
Manchmal ist man froh,
dass manche der Ewiggestrigen
unter den Jüngeren
noch ein paar Fragen haben.
Hans Magnus Enzensberger in: Gottesgedichte. Ein Lesebuch zur deutschen Lyrik nach 1945. Hrsg. Helmut Zwanger und Karl-Josef Kuschel. Klöpfer & Meyer, Tübingen 2011.
Unikum
Im Zug redet
einer von Gott.
Die Leute schauen Löcher
in den Mann.
Dann lächeln sie
verständnisvoll
und frösteln.
Beat Brechbühl in: Gottesgedichte. Ein Lesebuch zur deutschen Lyrik nach 1945. Hrsg. Helmut Zwanger und Karl-Josef Kuschel. Klöpfer & Meyer, Tübingen 2011.
Umwertung aller Werte
Ein Mensch von gründlicher Natur
Macht bei sich selber Inventur.
Wie manches von den Idealen,
Die er einst teuer mußte zahlen,
Gibt er, wenn auch nur widerwillig,
Weit unter Einkaufspreis, spottbillig.
Auf einen Wust von holden Träumen
Schreibt er entschlossen jetzt: »Wir räumen!«
Und viele höchste Lebensgüter
Sind nur mehr alte Ladenhüter.
Doch ganz vergessen unterm Staube
Ist noch ein Restchen alter Glaube,
Verschollen im Geschäftsbetriebe
Hielt sich auch noch ein Quentchen Liebe,
Und unter wüstem Kram verschloffen
Entdeckt er noch ein Stückchen Hoffen.
Der Mensch, verschmerzend seine Pleite,
Bringt die drei Dinge still beiseite
Und lebt ganz glücklich bis zur Frist,
Wenn er noch nicht gestorben ist.
Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1995.
Die Kirche der Umkehr
Die Kirche ist nicht von sich aus heilig. Tatsächlich besteht sie - das wissen und sehen wir - aus Sündern. Vielmehr wird sie immer wieder neu geheiligt durch die reinigende Liebe Christi. Gott hat nicht nur Worte gemacht, sondern uns auf realistische Weise geliebt, sogar bis zum Tod seines eigenen Sohnes. Und gerade dadurch zeigt er uns die ganze Großartigkeit der Offenbarung jener Wunde, die im Herzen Gottes selbst eingeschrieben ist. Jetzt kann jeder von uns persönlich mit dem heiligen Paulus sagen: "Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat (Gal. 2, 20)."
So sehr die richtige Ordnung in der Kirche wichtig ist, sie ergibt sich umso mehr, je mehr wir das tun, wofür die Kirche da ist. Und sie ist ja da, damit Gott in dieser Welt sichtbar werden kann. Die Kirchenkonstitution des II. Vatikanums bezeichnet sie eben als den Spiegel oder auch als das Fenster, durch das Gott in die Welt hineinblickt. Deswegen sollte die Kirche vor allen Dingen versuchen, die Herausforderungen der modernen Welt anzunehmen und zu ihr verständlich und glaubwürdig von Gott zu sprechen.
Das setzt voraus, dass Menschen, die in der Kirche dienen, selber gläubig sind. Und da gibt es dann oft sozusagen einen leisen Selbstwiderspruch: Ja, sind wir schon gläubig, aber so ganz sicher sind wir doch nicht. Wenn man spürt, dass man mit sich selbst zerfallen ist, dann kann auch die Antwort nicht sehr überzeugend sein. Also selber die innere Berührung mit Christus suchen, um aus ihr heraus Zeugnis zu geben. Und ein solches Zeugnis, das zunächst Gott überhaupt einmal sichtbar macht, muss natürlich immer auch ein Zeugnis des Lebens sein, in dem sichtbar wird: Wer sich an Gott ausrichtet, der lebt auch richtig, im Bezug auf die Nächsten, auf die Gesellschaft, auf die großen Probleme unserer Zeit.
Benedikt XVI, Gedanken, Impulse, Visionen, Leipzig, 95f.
Buße
Johannes sprach: Tut Buße; das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Mt 3,2
Jesus sprach: Die Zeit ist erfüllet, das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubet an das Evangelium. Mk 1, 15
Johannes kommt als die Stimme des Rufenden und predigt allen eine Taufe der Buße und stellt es durch solche Predigt unaufhörlich fest als d i e Wahrheit, dass alle Menschen Sünden haben. Die einen glauben Johannes als der Stimme des Evangeliums; sie halten solche erschütternde Predigt für wahr und stehen also geniedrigt und zitternd im Gehorsam; sie anerkennen, dass sie Sünder sind; sie mögen sich selbst etwas bewusst sein oder nicht, so glauben sie doch Johannes mehr als sich selbst. Und die sind fähig, die Gnade zu fassen; sie hungern nach der Gerechtigkeit; um Trost ist ihnen bange; sie sind geistlich arm, gelassen und willig, sich führen zu lassen. Darum kommt Christus, das Reich der Himmel in sie, er, der da kommt, die Sünder selig zu machen. Die anderen aber, die um ihre eigene Gerechtigkeit wissen, glauben nicht, dass es wahr ist noch sie selbst etwas angeht, wenn da gefordert wird: Tut Buße! Sie werfen vielmehr ein: wir sind gerecht; wir wissen von keiner Sünde. Sie wollen nicht hören den fremden Klang des Evangeliums, dass sie Sünde tun und Toren sind; vielmehr glauben sie, dass Evangelium sei falsch und eine Lüge. . . Die Sünden werden nur denen vergeben, die sich in ihnen nicht wohlfühlen; das nämlich heißt Buße tun. Da unser Meister und Herr Jesus Christus spricht: "Tut Buße" usw., will er, dass das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete oder unaufhörliche Buße sein soll.
Dr. Martin Luther, Christlicher Wegweiser für jeden Tag, Neu zusammengestellt und herausgegeben von Helmut Korinth, Hamburg 1980, Seite 383 f.
Der Mehrwert
Stell dich in die Mitte.
Keine Angst vor Überheblichkeit.
Stell dich in die Mitte, denn du hast deinen Wert.
Stell dich in die Mitte und teile uns mit,
teile mit uns, was dir gelungen ist, was du gut gemacht hast,
denn es hat seinen Wert.
Stell dich in die Mitte und teile uns mit,
teile mit uns, was dir misslungen ist, stehe zu deinem Schatten,
denn er hat seinen Wert.
Stell dich in die Mitte und teile das alles uns mit,
teile alles mit uns,
denn darin liegt der Schlüssel zu einer besseren, gerechteren Welt.
Das ist dein Mehr-Wert!
Herkunft unbekannt.
Nicht alles ist erlaubt
… Meine Brüder und Schwestern! Ich kenne die Schwachheit des Herzens und des Körpers, ich kenne die Schwierigkeiten der heutigen Zeit, einer Zeit, die die Sinnlichkeit aus allen Poren schwitzt. Aber ich kenne auch die Gebote Gottes, und es ist meine Pflicht, an sie zu erinnern. Nicht alles ist erlaubt, man kann nicht alles, was Lust bereitet, nach Belieben gestatten. Es ist doch in unserem Interesse, dass Gott bestimmte Grenzen gesetzt hat. Man braucht sich doch nur die Folgen der Unmoral ansehen: Gefühlskälte, Eifersucht und Misstrauen unter den Ehepaaren, gescheiterte Ehen und zerrüttete Familien, unschuldig zu Opfern gewordene Kinder, unvorhergesehener und unvermuteter Verlust von Ehre und Ansehen, die doch auf Felsen gegründet und bombensicher zu sein schienen. Doch damit nicht genug: Vor allem bei Jungendlichen lassen die ungeordneten sinnlichen Erfahrungen schnell die Sterne am Himmel des Geistes erlöschen. Wir alle müssen versuchen, schädlichen Neigungen entschiedener zu widerstehen und schlechten Beispielen und Verführungen aus dem Weg zu gehen! Wenn man wirklich will, kann man es mit Hilfe des Gebetes und der Sakramente. Man kann es, aber dazu ist ein reineres Umfeld nötig, ein größerer Hunger nach Gott, ein größerer Durst nach Vollkommenheit, mehr christliche Hoffnung!
Albino Luciani, Heilige Zeiten, Meditationen zum Kirchenjahr, Graz 1999, Seite 14.
Erwartung
Advent.
Jesus ist gekommen.
Damals vor zweitausend Jahren.
Und er ist gegangen.
Drei Jahrzehnte später.
Jesus wird wieder kommen
am Ende der Zeiten.
Wann, wissen wir nicht.
Aber heute, an diesem Tag,
kommt er auf mich zu.
Ich will ihn erwarten,
ihn suchen,
wo man ihn nicht vermutet.
Ich will mich darauf einstellen,
dass in einem unscheinbaren Mädchen,
in einer armen Krippe,
unter den Abgewiesenen,
bei den Kleinen,
in einem Neugeborenen,
in einem Verfolgten,
in der Nacht,
der auf mich zukommt,
der mich nicht enttäuscht,
der Emmanuel,
der Gott, der heute kommt,
der Gott, der bei mir bleibt,
der sich freut, bei uns zu wohnen,
nicht weil wir das verdient haben,
sondern weil er ist, wie er ist.
Wolfgang Bader, Türen zum Advent, München 2002, 24f
maranatá! - Komm, Herr Jesus
Obwohl das Neue Testament durchgängig in Griechisch geschrieben ist, haben einige geheimnisvolle Einsprengsel in der Muttersprache Jesu erhalten, dem Aramäischen, so auch das Wort maranatá (bitte auf der letzten Silbe betonen!), was so viel heißt wie: Komm, Herr Jesu! Die Erklärung ist ganz einfach: der Ruf maranatá! Ist seit frühesten Zeiten ein Bestandteil der christlichen Zusammenkünfte gewesen. Die ersten Christen glaubten, dass ihr Herr praktisch jeden Moment in Macht und Herrlichkeit wiederkommen könnte. Deshalb ihr sehnsüchtiger Seufzer: Komm!
Dieser Seufzer beendet nicht nur das Sendschreiben "Die Offenbarung des Johannes"; er beendet auch die Bibel, dieses mächtige Buch, das mit den Worten beginnt: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" (Gen 1,1). Der vorletzte Vers der Bibel besteht aus zwei Teilen. Den zweiten kennen wir: "Ja komm, Herr Jesus!" Er ist die Antwort auf einen Satz, den Jesus sagt: "Ja, ich komme bald." "Und wie wird das sein, wenn er kommt?" Er wird jede Träne wegwischen von ihren Augen; der Tod wird nicht mehr sein, und nicht Trauer und Klage und Mühsal; denn das Frühere ist vergangen" (Offb 21, 4).
Christ sein ist auch dies: Wenn wir alles getan haben: die Hungernden gespeist, die Kranken besucht, die Traurigen getröstet, wenn wir uns aufgerieben haben und müde sind und es wieder nur ein Tropfen auf dem heißen Stein war - dann wird am Ende ein anderer kommen und das Werk vollenden, dass über unsere Kraft ging. Darum dürfen wir nicht nur am Ende unseres Lebens, sondern praktisch jeden Abend sagen: Komm, Herr Jesus!
Werner Tiki Küstenmacher, Die 3 - Minuten Bibel, München 2004, Seite 233 ff.
Hans Hütter (2001)
Lopez Weißmann (1999)